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154 Šolska kronika • 1–2 • 2015 Zusammenfassung Blaž Kumerdej als Sprachwissenschaftler und Übersetzer Andreja Legan Ravnikar Der Aufklärer, Pädagoge, Sprachwissenschaftler und Philosoph Blaž Kumerdej (1738 – 1805) blieb stets am Rande des Forschungsinteresses, obwohl er bedeutende Volkserneue- rungspläne verwirklichte. Im vorliegenden Beitrag haben wir die Absicht, das Pauschalurteil der Sprachwissenschaftler über den übertriebenen Einfluss der deutschen Sprache auf die Sprache von Kumerdej zu überprüfen bzw. erneut zu bewerten. Für die wissenschaftliche Sprachanalyse wählten wir die Übersetzungen von zwei deutschen Werken, in denen die meisten Germanismen zu erwarten sind: die offizielle Übersetzung des Lesebuches für Trivialschulen Vadenje sa brati v' usse sorte pissanji sa sholarje teh deshelskeh shol v' zesarskih krajlevih deshelah (1800) und die Übersetzung des populären fachlichen Handbuches von Ignac Joseph Pessin Navúk k' osdravlenju te pluzhníze s' shelesnato solno kislostjo (1804). Mithilfe des ers- ten Textes wurde festgestellt, dass nicht alle Germanismen in der slowenischen Übersetzung unmittelbar durch die deutsche Vorlage angeregt wurden, z. B. das mehrdeutige Lexem nur in der dritten Bedeutung: 1. ratati 'uresničiti se' (eintreffen), 2. ratati 'nastati' (entstehen), 3. ratati 'uspeti' (geraten). Es gibt mehr kalkierte Übersetzungen von trennbaren Verben, die wir in zwei Typen einordnen können: 1. Bei der wortwörtlichen Übersetzung stellt es sich heraus, dass nach original slowenischen Sprachgesetzen das Adverb überflüssig ist, z.B. naprej pokazati (vorzei- gen) 'pokazati'. 2. Es ist notwendig, die kalkierte Übersetzung mithilfe des Adverbs mit dem systematisch slowenischen Flexionssuffix, z.B. gori peljati (daraufführen) 'pripeljati', proč vzeti (wegnehmen) 'odvzeti' zu ersetzen. Mithilfe des zweiten Textes evidentierten wir frühe Versuche der Slowenisierung der veterinärmedizinischen Teminologie. Für die Benennung der Grund- begriffe im veterinärmedizinischen Fachgebiet begann man das Verfahren – der einwörtigen oder mehrwörtigen – Terminologisierung der geläufigen (allgemeinen) Lexeme. Die veterinär- medizinischen Fachausdrücke wurden in unterschiedliche Themengruppen eingeordnet. Die Anzahl der Lehnwörter aus der deutschen oder lateinischen Sprache, die durch die deutsche Vermittlung aufgenommen wurden, ist wesentlich geringer als die der heimischen Wörter. Sie werden vor allem für die Benennung der Begriffe aus begrenzten fachlichen Themengruppen verwendet, z.B. klistira/klistir, kafra, opium, lot, funt, firkel/firtel. Wortwörtliche Übersetzungen (Kalkierungen) sind verhältnismäßig selten. Am meisten kommen sie bei den Substantiv-Verb- verbindungen (Zusammensetzungen) vor und bei den Verben živine-deržanje (die Viehhaltung, die Tierhaltung) 'živinoreja', bolezen je vun-vdarila ali se počela 'izbruhniti' (ausbrechen).

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