D ie Er i e g s l t A, ein Lustspiel in einem Auszugs Von Mariane Sophie Weikard. ?8ür das kaiserl. konlgl. National - Hosthcater. Wie«, 1792. Gedruckt mit Ochlcrischcn Schriften. Personen General von DaHof. Emilie, seine Tochter. Antonie, seine Nichte und Mündel, Hauptmann von Wimberg. Baron Ottenthal. Ein Adjutant. Ninette, Kammermädchen der Fräulein. Ludwig, des Generals Bedienter. Die Handlung ist Anfangs in des Generals^ am Ende in beS Baron Otkenthals Woh¬ nung, Erster Auftritt. Ein Zimmer mit zwey Seiten und ei¬ ner Hauptthür. Der General (sitzt an einen Tischund raucht Tobak,) hernach Ludwig« jährlich, der Himmel hat uns in unsrer Zeit die «gyptischen Plagen durch die Weiber reichlich gegeben; besser eine feindliche Kugel im Kopfe, als ein Weib im Hause. — —- Freylich, als ich ein achtzehnjähriger Fähn- drich war, da schlug mein Herzchen hoch em¬ por, wenn mir ein so rothw ingigtes Geschöpf in den Wurf kam: — bey m iner Seele, ich glaube, ich hätte damals alle zusammenge- heurarhet;— als ich Hauptmann war, nahm A 2 ich schon mit einer verlieb. Es war gerade keine von den schlimmsten, aber-doch der Himmel schrncke ihr Frieden, ob sic gleich im Hause nicht vi»l darauf hielt. Morgens machten mit Traktaten, die sie am Mittage schon wieder gebrochen hatte. Ludwig, (kömmt:) Der Herr Hauptmann Von Wimberg. General. Hast du gesagt/ daß ich zu Hause sey? Ludwig. Za Euer Exc>ll nz. General. Dumm genug. Laß ihn herein kommen. Ludwig (geht ab.) General Donner und's Wetter! Was soll ich ihm nun sagen?— Ein sauberer Ge¬ neral, der nicht einmal Subordination in sei¬ nem Hause hält» Zweyter Auftritt. Hauptmann, General. HaUptM. Verzeihen Sie meiner Ungeduld, mein väterlicher Freund, daß ich schon so früh ) komme. General. Guten Morgen Hauptmann. s ------ HattptM. Ste hatten die Gnade mir ge- sicrn- General. Was giebts neues beym Rr« Ziment? Hauptm. Herr General! General. Nun? Hauptm. Ich weiß nicht —-" General. Pfui! Das muß kein Soldat sagen, er wüßte nicht, was beym Regiment vorgeht. Hauptm. (für sich:) Ich begreift ihn nicht« (laut) Es wird Ihnen beym Rapport ge¬ meldet werden, daß der Fähndrich Klingstein seit gest rn Abend nicht zu finden ist. General. Beym Teufel! Wohl gar durch¬ gegangen? Hauptm. So tsi's! General. Mag er laufen, so hab ich ei¬ ne Memme weniger. Aber was wird nun die arme Majorin» anfangs» ? HaUptM. Auch sie ist verschwunden. General. Bravo, alfo eine empfindsame Reift? Was macht drr Major? HauptM. Er wünscht beyden eine glück¬ liche Reise. General. Das ist recht. Ich bin einen Marzipan Soldaten los, und er eine uner¬ trägliche Närrin. Wellen wir ja die Stelle wieder besetzen, so gicbts ähnliche Subjeckte noch genug. — Wetter nichts? Hauptmanu (bescheiden.) Ich kam jetzt nicht zu meinem Chef, sondern zu meinem Hweyten Bater. General So? Nnn da muß der Vater ja wohl fragen, was der Sohn verlangt? Hauptm. Sie hatten die Güte, mir zu versprechen- General. Versprechen ? Mir ahndet so etwas, daß ich vielleicht mehr versprochen ha¬ be , als ich halten kann. Hauptm. Von dem General Dallhofwicd das Niemand zu sagen wagen. General. Ja, sehen Sie nur, lieber Haupt¬ mann , der General Dallhof wagt es selbst, das zu behaupten. Ich bin General, also des Befehlens gewohnt, und da denke ich immer nicht gleich daran, daß es manche Fälle gtebt, in denen es sich nicht so ganz gut befehlen läßt. HaUptM. Das wohl, aber-- General. Wo nicht befehlen gilt, darf man doch rächen: wollen Sie sagen? —> Hären Sie; als ich Hauptmann war, wur¬ de ich auf Werbung geschickt; ich kannte die Werbungskniffe, aber ich verachtete sie: wur¬ de mir ein Kerl gebracht, so fragte ich ihn : willst du Soldat werden? — Weißt du auch, ««M M» Was bey diesem Stande zu beobachten ist? Ich sagt« ihm dann alles, was er gutes zu er¬ warten hätte, aber ich vergaß auch die Prä« Del nicht. Scheint dir dies annehmlich, so werde Soldat, gefällt es dir nicht, so laß rs bleiben. Sehen Sie, so sprach ich mit mei¬ nen Rekruten — und ich weiß gewiß, das keiner meiner Soldaten hintennach sagte: der Teufel hat uns angcworbcn. HaUptM. Darf ich um die Anwendung Litten? General- Sie liegt Ihnen wohl deutlich genug vor Augen. Sie wollen meine Nichte Haben ; auf Ihr Ersuchen versprach ich, Sie Ihnen zu werben, ich sprach mit ihr, wie mit rirem Rekruten, des Guten und der Prä» gel des Ehestands nicht zu vergessen. Konnte Lch anders handeln? Kurz, lieber Haupt¬ mann, werfen Sie ihr Netz auf eine andere Seite. HaUptM. Sie will mich nicht? General, Da haben Sie Ihre Antwort wörtlich errathen. Es ist mir leib, aber was soll ich thun? Tausend Köpfe wenden sich nach meinem Wink, und ein einziger Wetberkopf sieht bey allem kommandiren doch wo er ste¬ hen will. Ich rathe Ihnen als wahrer Freund, Heurathen Sie nicht. Der Ehestand ist ein Ros 8 « ftngarten, in der Ferne gar lieblich anzuschauen, kömmt man ein wenig näher, so sieht man schon die Dornen: ein Weilchen daraus ver¬ welken die Resen und dann sitzt man unter lauter schmerzhaften Dornen. Freund, ich spre¬ che aus Erfahrung. Hanptm. Hatten Sie nicht auch einen Freund, der Ihnen in meiner Lage diese Vor¬ stellung machte? General. Ich fühle den Stich. Die Mut¬ ter sagt: Tochter, heuralhe nicht! — ky Mama antwortet die Tochter, warum haben Sie denn gehcurarhct? So viel wollen Eie mir auch sagen. Je nun, Heurath,n Sie in Evttesnamen, denn werden Cie rachen, wie ich, und eine Antwort bekommen, wie ich. Hanptm. Von Antonien hätte ich also gar n chts zu hoffen? General. So scheints. Hanptm. Unbegreiflich ! Und sie hörte doch das Geständnis meiner Liebe an. General. Machte sie Ihnen Hoffnung? Dann soll sie sie erfüllen, so wahr ich Dall» Hof heiß,. Hanptm. Hoffnung, nicht, aber sie schien mir doch geneigt zu seyn. General- Schien? — Weiter nichts, als schien? Du lieber Gott, was können dir Wei- ber nicht alles scheinen ! Sie sind auch nur ein bloßer Schein. Aber wie? — Wenns auch nur Schein wäre mit der abschlägigen Antwort? (stnnt nach:) Da hab tchs gefunden Wir wollen sehen, ob ein alter erfahrner Krieger nicht den Schlüssel zu dem Wciberräthsel fin¬ den kann. Ich habe ja wohl manchmal im Felds einen ganzen Kriegsrath einen Strich durch die Rechnung gemacht, ich will doch sehen, ob ich mit einer gut gewählten Kriegs» list nichts gegen ein Weib vermag? Stegen wir, junger Mann, so rufe» wir bald bey der Verlobung ein frohes Viktoria. Hauptm. Wenn aber der Sieg nicht auf unserer Seite ist? General. So denken wir auf sichern Rück» zug. Sie müssen jetzt nichts fragen, ich bin bald bey Ihnen, um Sie mit Ihrer Rolle bekannt zu machen. Verwundern Sie sich über nichts, was ich mit Ihnen vornehmen werde. Ninelte soll mein Spion werden, (er klin¬ gelt.) Erschrecken Sie nur nicht, Hauptmann. Ludwig, (kömmt.) General. Ist der Adjutant da? Ludwig. Ja, Euer Exzellenz. General. Er soll kommen, — ruf auch nrcine Nichte, — gleich soll sie kommen, hörst du? Ludwig (geht ab.) Hauptm. Der Adjutant und Antonie ju- gleich? General. Frcylich zugleich: ich will Jh» nrn den Degen abnehmen lassen, — meynen Eie nicht? Jetzt, wie ich Ihnen gesagt ha¬ be: nur nicht gefragt und nicht verwunderte Ich habe Sie um Ihres braven Vaters und Ihres guten Karakters willen lieb. Ihr Va¬ ter leistete mir manchen wichtigen Dienst, ihm konnte ich nicht, aber dem Sohne hoffe ich weine Sämid adzutragen. Hauptm. Sie sind so gütig. Dritter Auftritt. Adjutant, Vorige. General. Ah schon hier, Herr Adju¬ tant ? Adjutant- AufBefehl des Herrn Generals. General. Herr Hauptmann, erwarten Sie meine Ordre hier;—>Sie Herr Adjutant kommen mit in mein Kabinet , ich habe eini¬ ge Worte mit Zhnrr. zu sprechen. (Bepde «sehen durch d-jx Geitenthür rechter? Hand ab.) S-—s II Vierter Aliftritt. Hauptmann aLlein. Antonie schläft meine Hand aus ?-— Son- derber! Und doch schien ihr weine Aufmerk¬ samkeit angenehm zu seyn. Aber der alte Ge¬ neral sagte: was können di- Weiber nicht al¬ les scheinen? Ha heynahe glaube ich es auch. Antonie! Du fachkesi die glimmende Kohle zur Flamme an, du entlocktest mir das Geständniß meiner Liebe; waren das blos Künste einer Kokette, die gerne noch einen Sklaven an ihren Triumphwagen fesseln woll¬ te,— so werde ich dich verachten lernen. Fünfter Auftritt. Antonie, Hauptmann. Antonie ^li bon jour, lVsonlieur (srehr Ach um. ) Ich komme eiligst, bin beordert eiligst zu kommen, und nun beliebt cs dem Herrn General, mich zum besten zu haben. Oder sollte ich Ihrentwrsen hichrr kommen? Hauptttt. (küßt ihr dis Hand.) Er. tauben Sie, mein Fräulein, daß ich Sie bis zur Zurückkunft Ihres Onkels unterhalten darf? Antonie. Ach nein, Herr Hauptmann, Sie verstehen gar nicht, eine Dame zu un¬ terhalten. HavptM. Wollen Sie nicht das Thema zu einer angenehmen Unterhaltung angeben ? Antonie. Welche Forderung! Doch ich will ein Thema angeben. Erzählen Sie mir wie viele Lorbeerblätter Sie schon eingeärnd- tet haben, — wie viele Siege Sre schon in Fciedenszeiten erfochten haben? Hanptm. (bitter) Gnädiges Fräulein, die Beschreibung meiner Stege in Frievens- zeiten möchte Ihnen nicht sehr unterhaltend seyn, den ich besiegte bis jetzt nur Spötter, die ich mit ihren eigenen Waffen zurückschlug. Befehlen Sie etwas von Wetter, vom letz¬ ten Ball, von der künftigen Maskerade? Antonie. Ft, lauter albernes Zeug, ver¬ jährte und untüchtige Kunstgriffe gegen die Langeweile. Hauptm. Belieben Sie vielleicht zu lä¬ stern ? Antonie. Ach ja, lästern! Lästern ist die Seele aller Gesellschaften, es ist eine uner- ----- rz ----- fchöpfliche Quelle, — ein Universalmittel ge» gen die langcweile, und gegen das tödcnte Etnerley. Sechster Auftritt. Adjutant/ Vorige. Adjutant. Verzeihen Sie, gnädiges Fräu¬ lein , daß ich in Ihrer Gegenwart meinen. Be¬ fehle gemäß handeln muß. — Herr Haupt¬ mann, es ist mir sehr unangenehm, überaus Ordre des Herrn Generals muß ich um Ihren Degen bitten. Antonie. Des Hauptmanns Degen? HüUptM. (yibt ihm fernen Leyen.) Hier, Herr Adjutant. <— Gnädiges Fräulein, ich wünsche Ihnen eine bessere Unterhaltung , als die meinige. Kommen Sie, Herr Adju« tant. (Lepde yehcn ab.) Antonie (steht ihnen erstaunt nach.) WaS ist das? Träume ich? Nein ich wache und der Hauptmann ist arrerirt. Seltsam, wie das znsammenbängen mag? — Ter alte Ge¬ neral wacht doch wunderlis es Zeug ! Gestern wollte er mir ihn zum Manne aufschwatzrn. »-— And heute schickt er ihn ir Arrest. Cin tvahs res Räthsei! Dec arme Hauptmann dauert mich. Siebenter Auftritt- Emilie, Anton-e, Emilie, (kömmt zur Thüre rechter? Hand herein.) Antonie. Emilie, w ist du schon? Emilie (schnell auf einander.) PZie - du weist auch schon? Antonie. Daß der Hauptmann. — Emilie. Der Fähedrich und die MajorlNNj Antonie. Im Arrest, Emilie. Ach nein, dvrchgegangeff. Antonie. Ourchgegangen? Emilie. Fceylich mit der Majorinn. Antonie. Nicht möglich, denn eben erst nahmz chm hier auf diesem Zlcck der Adjutant den Degen ab. Emilie. Eben erst? Ha ha ha ha ha! Und gestern Abend fuhr er mit einem sechsspänni¬ gen Wagen zum Thore hinaus, Antonie. Du bist nicht klug, es sinL kaum drey Minuten, daß er von mir gierig, Emilie. Es sind gerade zwölf Stunden, daß er zum Thore hinam'fuhr. Antonie. Wer fuhr zum Thore hinaus? Emilie. Der Fähndrich Kiingstein. und die Majorinn. Antonie. Ach, nun kannst du Recht ha¬ ben. Ich sprach vom Hauptmann Wimberg« Emilie. Ist der auch fort? Antonie. Leiber im Arrest. Ennlie. Nur im Arrest? Da wird er schon wieder kommen. Antonie. Er wird wiederkommen? — Ein schöner Trost. Emilie, (satirisch klopft ihr auf die Schulter.) Brauchst du Trost Mühmchen? wegen des Hauptmanns Arrest? Antonie. Ich nicht — o ganz und gar Nicht, was kümmert mich der Haupemann? Emilie. Das denke ich auch. Einige Stun¬ den , oder einige Tage beym Profsßen werden ithm gar nicht schaden. Antonie. Aber bey dem herrlichen Wetter kn der Stube sitzen zu muffen, ist doch grau¬ sam. Emilie. Apropos, wie gefällt dir mrm Baron? - l6 — Antonie. Wenn er dir gefällt , tsts schon genug. Emilie. Du mußt doch «mgestehen, daß er ein paar allerliebst schmachtende Äugen har. Antonie. Welcher Verliebter bat die nickt, wenn er nicht gar ohne Augen gebohren ist? Emilie. Glaubst du wohl, daß ich ihn nickt lang« mchr'wcrbe seufzen lassen? Antonie. An deiner Gutherzigkeit hab ich noch keinen Augenblick gezweifelt. Achter Auftritt. General, Vorige. General. Ah, hier wird grosser Rath gehalten? Emilie. Ecrathen, Papachen, wir schwatz¬ ten hin und her, vom Fähndrich und der Majorin» , von meinem Baron und Antonie sprach nur vom arretirtcn Hauptmann, — sie mögt« gerne wissen, warum er arrettrt sry? — Ich mögte es auch wissen — Sie kön¬ nen uns wohl den besten Aufschluß darüber ge¬ ben. General. Das schwatzt und schwatzt! — ------ 17 ----- Geh auf dein Zimmer, Emilie, ich habe mit Antonien zu reden. Emilie. Sie haben mit Antonien zu re¬ den, und ich soll's nicht hören? Nein Papa, chen, das ist unmöglich, — ich kann nicht gehen. General. So werde ich dich zur Lhüre hinausführen, wenn du nicht geben kannst. Emilie. Und ich bleibe am Schlüsselloch, siehe». General. Die Neugierde will ich dir ab- gewöhnen. Emilie. Abgewöhnen? Als ob sich das ich, gewöhnm ließe? —> Ey, Papachen, wissen Sie denn nicht, daß Neugierde d-m weiblt^ chen Geschlechte angebohren ist? Es ist ia i.es kannt, daß unsere Stammutter , die erste Neu¬ gierige war und daß alle ihre Töchter du>'ch tausend und wieder tausend Generationen von ihr erben. General, (führt Emilien in das Ra¬ hmet linker Hand und schließt zu.) Jetzt Antonie komm auf diese Seite, damit sie uns nicht hört. Antonie. Sie sind ja so geheimnißvoll, daß mir ganz bange wird. General. Fürchte nichts. Ich machte dirges siern einen Heurathsantrag wegen dem Haupt- B ----- 18 ------ mann vonWimberg, —du schlugst ihn aus, bleibst du noch bey diesem Entschluss«? AntVMe. Freylich. General. Du giebst ihm also gar keine Hoffnung, daß «r mit der Zeit deinen Besitz erwerben könnte? Antottie. Keine. General, (umarmt sie.) Ich banke dir liebe Nichte, für dieses Reine, ich werde dich bcym Wort halten. Antonie. Sie danken mir ? Schien Ihnen doch meine abschlägige Antwort gestern nicht' so viel Vergnügen zu machen. General- Weil ich dir nicht traute. Ich glaubte, es fey bloßes Mädchen Geziere, — jetzt sage ich dir aufrichtig, ich wünsche diese Verbindung nicht, — ich würde sie nicht ein, mal zugegeben haben. Der Hauptmann ist bis über die Ohren in dich verliebt, ich merkte es und neckte ihn damit, er gestand mir, daß er ohne dich nicht leben könnte und bat um mein Vorwort und meine Einwilligung, — ich gab ihm Hoffnung,--daß ich dir den Antrag machte, geschah blos, um deine Gesinnungen zu erforschen. Antonie. Aber warum schickten Sie ihn , in Arrest? General. Das ist recht mit Bedacht g<- ------ 19 ----- fchehen. Ich überreichte ihm sein Körbchen mit Vorsatz eben nicht sehr fein, — seine zernich¬ tete Hoffnung machte ihm seine Pflichten ver¬ gessen, er warf mir Worlbrflchigkett vor, bey- nahe wärs noch weiter gekommen, hätte Ich mich nicht entfernt. — Und nun soll er so lange im Arrest blejben, bis du verheurathet bist, er könnte uns sonst verzweifelte Streiche machen, — ein Verliebter ist zu allem fähig. Antonie. Das wird so geschwind nicht gehen, wenn ich cheurathen soll, so muß ich mir ja vorher einen aussuchen. Generfll. Aussuchen? Das ist keine Ar¬ beit für ein junges Mädchen, ich habe schon für dich gewählt. Antonie. O weh! Da werde ich wohl reduNren müssen. Geneeal. Das wirst du wohl bleiben las¬ sen , Nichte. Der junge Baron Wicht ist ganz der Mann für dich. Antonie. O Himmel! Dos Schafsgesicht« General. Das ist ja euer Wunsch, wenn ihr den Mann so recht nach euren Launen ziehen könnt, — Wicht , wird dir immer folgen. Akltome. Freylich! aber Sie wissen doch, daß der Triumph viel grösser ist, wenn man einen wichtigen Feind besiegt, als so eine Memme. B 2 -------- 20 General. So ganz Übel ist er doch nichts er ist reich, und seine Familie ist eine der äl¬ testen. Antonie. Auch eine der zahlreichsten, denn Wichte findet man an allen Orten. General. Nun, wenn du ihn gar nicht magst, so sey es. Antonie. Tausend Dank, Herzens On- kclcben! Genera!. Ich weiß einen bessern Man» für dich. Antonie. Schon wieder? Ich glaube- Sie haben «in ganzes Schock Ehestands Kan¬ didaten in petto. — Und wer ist der andere? General. Mein Freund, der Rittmeister Rummerk. Antonie (schüttelt sich ) Der alte Hu¬ sar mit dem großen Schnurbart? Ich mag keinen Schnurbart zum Manne. General- Närrchen! — Wer viel, Bart hat, hat auch viel Verstand. Atttonie. Wirklich? Da muß unser Kut¬ scher, denn Sie immer den dummen HannS nennen , mehr Verstand haben, als die Wei¬ sen in Griechenland, aber ich will Ihn nicht,— ich will ihn nicht! — Ich würde den Ritt¬ meister in meinem Leben nicht einmal küssen können, — nein — nein. General. Kleiner Eulenspiegel mach mich richt wild! Parirl mir doch ei» ganzes Re¬ giment baumstarker Kerls, so werde ich dich doch auch Subordination lehren können? Antonie. Ich zweifle! General- Willst du das Maul halten? Antonie. Zs' ? — Ich «in Mädchen lind soll nicht plaudern? — Das ist etsie Unmög¬ lichkeit — und den Rittmeister mag ich nicht, chuch wenn ich gar keinen bekommen sollte. General. Das soll dir auch werden. Den Rittmeister, oder gar keinen. — Verstehst du mich? — Gar keinen. Antonie. Je nun, Wenns nicht anders ist, so trag ich mein Schicksal mit Geduld, ich bin ja, Gott sep Dank! —micht die Einzige. General. Bis Morgen Hoß du Bedenkzeit; ich hoffe, du wirst klug scyn, (er geht ans Raöinet, schließt auf und führt Emi- sien mit stch fort.) Neunter Auftritt. Mtom'e allein, , m der Folge Ludwig. Der alte Bösewicht! Schönr Dinge, die ------ 22 ------- ick, da «fahre! — Seht doch den Mann, der sich so viel auf sein gutes Herz zu gute thur! Ey , ey , Herr General, Si- haben sich garstig verrarhe»! Der arme Hauptmann! Wie er mit ihm umgesprungcn scyn mag? — Mich wollte er auf die Probe stellen? — M ch? O ich fühle einen unwiderstehlichen Drang mich zu rächen, wie werde ichs an¬ fangen? Bis morgen habe ich Bedenkzeit, eine kurze Frist für eine wohlcondtkiontrte In- trtcke! — Aber bin ich nicht ein Mädchen? — Und ein Mädchen mit Verstand ? — Was ist da nicht zu machen ? — (sie sinnt nach) Ha! nicht Nachdenken, — ich will handeln, wie es die Laune jeder Minute will. (Sie klingelt, Ludwig kömmt.) Ludwig. Was befehlen Euer Gnaden? Antonie. Ruf er mir Ninnetten. Ludwig (geht ab.) Antonie. Ja so scys. (sie setzt sich, und schreibt) „Mein Herr ! Ich weist, daß „Sie meinetwegen mit dem Generalen Ver» „druß hatten; der Ausgang desselben Ihr „Arrest, war mir sehr unangenehm. Ich „bitte Sie, nur nicht zu glauben, daß ich an ,,der Unart meines Onkels den geringsten „Anthril hatte, — Ich selbst leide jetzt da- „für. Er will mich zwingen, Morgen dem ------- 2Z „Rittmeister von Nummert meine Hand zu ge- „bcn, aber ich werde dieses ungereimte Be« „gehren nie erfüllen. Hätte ich doch Hjetzt ei- „nen Freund der mir einen vernünftigen Aus- „weg zeigte.,, Holla heißt das nicht beynahe so viel, als ob er der Freund seyn sollte? —> — Mags so heissen ;— jetzt weiter. „Doch „werd- ich lieber alles wagen, als das Opfer „der Grille eines Mannes werden, dem Ich „meine Achtung entziehen muß. Ich hoffeZh» „neu bald mündlich versichern zu können, daß „ich mit ungehcuchclcer Achtung bin Ihre ergebene Antonie Dallhof. (sie steht auf und legt den Brief zur fammen.) Toll genug ists, daß ich geschrie¬ ben habe, aber, zwingt man mich nicht da¬ zu, tolles Zeug zu machen? Und eine solche Gelegenheit läßt kein Mädchen ungenützt vor¬ über gehen, (ste sinnt nach.) Zehnter Auftritt. Nittnette, Atttonie. Nittliette. So in Gedanken, gnädiges Zräulrirr? «Ü--S 24 — Antonie. Ja wohl so tn Gedanken^ Ninnette. Ich weiß wohl, warum? ÄntvNie. D > neißt cs? N nnelte. Fc Ninnctte. Euer Gnaden verstehen doch recht, einen zum Herzen zu reden , wer könnte .Ihnen was abschlagen? — Geben Sie mir nur den Brief. Antonie. Hier. Eile dich, und komm bald wieder. Ninnete. Es ist ja nicht weit hin, ich fliege und gewiß nicht ohne Antwort zurück. (Sie läuft ab ) Antonie, (in nachdenkendcr Stel» !un§.) Etl'fter Auftritt, Antonie, Emilie. Emilie. Da bin ich. — Aber du machst ja ein Gesicht, als ob du in einem Erbauungs¬ buche studirt hättest? Antonie. Ach! Emilie. Ach Lonchen! Was fehlt dir? Ich glaube, du bist verliebt? Antonie. Verliebt sagst du? Jsts mög¬ lich ? — Seh ich denn so albern aus, wie ein verliebtes Mädchen? Emilie. Zug für Zug. 2/ ' V —-- Antonre. Es ist nicht wahr. Emilie. Siel) in den Spiegel. Att tonie. Ich will mich in deinen Augen sehen. Ach ihr Grazien, steht mir bey! Es ist wahr, nein , ich bin ein dummes Geschöpf, die Ai gen der Verliebten sind falsche Spiegel. Emüie. Du w>rst mich böse machen. ANtvMe. Das will ich nicht. Ich will dir meinen liatum morbi vor Augen legen; dann mcheile, Ich bin unruhig. Emilie. Das erste Symptom der Liebe. Antonie. Ich weiß nicht, was ich will. Emilre. Ganz mein Fall. Antonie. Ich habe sogar an die Zukunft gedacht- Emilie. Das entscheidet, du bist verliebt. Antonie. Ab'er in wen? Emilie. In den Hauptmann. ' Antonie. Ich glaube cs beynahe auch, Emilie. Glaube es immer ganz Antonie. Sieh gestern verlangte dein Va¬ ter, ich sollte den Hauptmann lieben und mir wärs nicht möglich gewesen, und wenn alles darauf gestanden hätte. Heute verbot er mir, ihn zu lieben, und nun fühlt ich eine unwi¬ derstehliche Neigung dazu. Emilie, ^inli vale inouäe! Antonie. Was soll ich nun thun? ten Kleidern. ------ 23 -------- Emilie. Ist das schnorr zu errathen? Antonie. Ich soll den alten Schnurbart Heurathen. Emilie, (lacht laut) Ich gratulire von Herzen. Antonie. Albernes Mädchen! warum lachst du? Emilie. Ist der alte Liebhaber nicht lä¬ cherlich? Hahaha! Antonie. Nimmermehr werde ich ihn hen» rarsten. Emilie. Ich hörte alles im Kabinette, du hast nur bis Morgen Bedenkzeit. Antonie. Was soll ich anfangen? Rathe mir! Emilie. Guter Rath ist theuer, und bey Mir gar nicht zu finden. Antonie. Mit dir ist auch gar nichts an« zufangen. Du hast, grade Verstand genug, um dich zu verlieben, aber weiter auch gar keinen. Emilie. Für ein Mädchen ist bas Immer genug Härtest du nur so viel, du würdest dann fremden Rath nicht verlangen. Antonie. Ey!—was würdest du in mei¬ ner Lag- chun? Emilie. Hätte ich einen Liebhaber, der ruich so zärtlich liebte, wie dich der Haupts ----- 29 mann, so würde ich etwas um ihn wagen, ich würde ihn merken lassen, daß er mir auch nicht gleichgültig wäre. Antonie. Kann ich das? — Cr ist ja im Gefängnisse. Emilie. Das Gefängniß hat auch Thüren. Antonie. Pfuy! Ich errathe, was dn sogen willst. Das wäre ein häßlicher Gang. Emilie. In meinen Augen lange nicht s» häßlich , als der Gang zur Trauung mit dem Äikk meister. Antonie. O weh! o weh! Ist kein Mit¬ telweg. Emilie. Ich würde mir einen cKarZe ä'ak- kaires wählen. Atttonie (nimmt sie beym Ropf und küßt sie) Herrliches Mädchen du hast Ver¬ stand , wie ein Engel. Emilie. Nur so viel, als etn Mädchen braucht, um sich zu verlieben. Antonie. Das heißt: mehr als alle Män¬ ner , denn nur ei» Mädchenverstand ist fähig, eine Ltebesintrike mit Zrace auszuführen. Aber wo gleich einen ckarbe ä'LÜ'rures finden, der esiirit 6u jeu hat? Emilie. Der gcrdische Knoten; Antonie. Schon gelößt —. dein Baron. Emilie. Holla, das geht nicht. A^ iiuio. Wainm nicht? Emilie. Was würde mein Vater dazu sagen? Antonie. Soll der es wissen? Emilie. Er würde es erfahren. Antonie. Ach nein. Zwölfter Auftritt. Baron, die Vorigen. Baron. Meine Damen — ich — Antonie. Sie sind unser gehorsamer Die¬ ner, das wissen wir schon. Emilie. Pfui Mühmchen! wer wird den Leuten so in die Rede fallen? Wie gehts lie¬ ber Baron? Baron. Sehr gut, — ich habe mit ih¬ rem Herrn Vater gesprochen. Emilie. Darf man wissen worüber? Baron (küßt ihr hie C-and) Kann ich jetzt von etwas andern sprechen, da ich nichts denke, als an S^. Emilio. Und was saat- mein Vater? Baron. Daß e§ blüs vor Ihren abhin¬ ge, mich zum ai-'chUcksien Manne zu machen, - und ich hoffe — — ----- ZI ----- Antonie. Ich hoff-. Sie werden mich gern dazu machen, — nicht wahr, das woll¬ ten Sie sagen? Was für'eine unverschämte Nation die Liebhaber sind, wenn man ihnen einmal zu hoffen erlaubt hat? Baron. Gnädiges Fräulein, Sie sind übler Laune? Emilie. Lassen Sie ihr das, Baron,—. Sie ist? ärgerlich, weil sie nicht so geschwind, als sie wünscht, jemand alle Hofnung geben kann. Antonie. Emilie, du wirst boshaft. Emilie. Du bringst mich dazu. Baron. Sollte es wahr seyn ? Der Herr General sagte mir, wir würden Sie bald als Braut sehen, und dem Rittmeister von Num¬ mert Glück wünschen können. Antonie. Ich falle in Ohnmacht, wenn Sie den abscheulichen Namen noch einmal nen en. Baron. Ich bedaure Sie, mein Fräu¬ lein , wenn di- Sache so steht. Antonie. Wollen Sie mir einen wichti¬ gen Dienst leisten? Baron. Sehr gern, wenn ich kann. Antonie. Eine albern« Antwort; „wenn ich kann,, Ohne Bsdingniß, oder rund ab¬ geschlagen, — wählen Siel —SL» Z 2 sv» Baron. Ich bin zu Ihrem Befehl. Autonre. Nun, dann gehen Sie zum Hauptmann von Wimberg, er ist im Arrest. Baron. Was soll ich dort? Antonie. Mühmchen, was soll er denn dort? Emilie. Ihm deins Heurath mit dem Ritts meister bekannt machen. Antonie. Nein, davon darf er nichts wis¬ sen. Sagen Sie ihm -— Emilie — rede du doch. EMilie. Nun so sagen Sie ihm, daß An¬ tonie bis über die Ohren in ihn verliebt scy. Antonie. Spotte ein andermal! — Sa¬ gen Sie ihm, daß mir der General verboten hätte, an ihn zu denken, daß er mich zwin¬ gen wollte, einen andern zu Heurachen, aber ich würde ihm nie — nie folgen, lieber woll¬ te ich jedem andern Vorschlag Gehör geben. Emilie. Das ist deutlich und bündig. Baron. Und das soll ich ihm sagen ? Ich , der ich alle Hoffnung hegen darf, durch die Hand der liebenswürdigen Emilie des Gene¬ rals Sohn zu werden ? — Das kann nicht seyn. AlltvNie. Es kann nicht seyn ! O ich werde noch den Verstand verlieren. Baron, Sie sind ein gewöhnlicher — — Mensch, stehen so lange ganz zu Befehl, bis man etwas von Ihnen fordert, Baron. Könnet, Sir mir zumuthen, mein Glück zu verscherzen? Atltvttie. Emilie wird Ihnen nicht da, von laufen. Breon. Emilie ist ihre Fcrundinn, aber der General — Antonie. Ist ein Bär, ein Wolf, —. ein Unthler. Emilie. Antonie, besinn; dich , von wem du sprichst. Baron. Sie sind außer sich, Fräulein! Damit Sie sehen, daß ich gerne alles für Sie thun wollte, so hören Sie, was ich thun kann. Ich will alles anwenden, daß ich den Hauptmann auf eine Stunde in mein HauS bekomme,— Sir können da eine Zusammen¬ kunft mit ihm haben. Antonie. Ich eine Zusammenkunft? — Mir graut vor dem bloßen Worte. Das kann ich nicht. Baron. Ich weiß sonst keinen Weg wei¬ ter, darein mischen darf ich mich nicht, — Was ich thue, ist schon viel gewagt. Antonie. Antonie eine Zusammenkunft? .— Unmöglich! Emilie. So laß es bleiben, und heurathe den Rittmeister. Antonie. O ihr unbarmherzigen Menschen, C Z 4 — Emilie. Morgen bist da Braut. Antonie. Nun, so seys. Emilie. Da willst den Schnurbart? Antonie. Nein, ich will hingehen. --- Aber wie soll ich hinkommen? Emilie. Das ist ganz leicht. Zur Hinter« thär hinaus, zur Hinkerthür hinein. Es sind ja nur einige Schritte. Antonie. Ein Frauenzimmer durch die Hintn thlr zu einem unverheuratheten Manne? Emilie. Verkleide dich. Antonie. Ja das will ich. Wahrhaftig, jetzt fängt die Geschichte an, interessant zu werden. Komin fort! Eilen Sie sich, Baron, und holen Sie mich dann von Emiliens Zim¬ mer ab. denn allein kann ich nicht gehe». Baron. Ich werde alles in größter Eile besorgen. (Antonie und Emilie gehen ab.) Baron, (allein) Es ist doch ein sonder¬ bares Ding um das Herz eines Weibes , man darf nur verbieten, um für dos, was ihnen gleichgültig war, das heftigste Verlangen zu erregen. Was sie sollen, ist ihnen unaussteh¬ lich , was sie nicht ollm, reitzend. Wahrhaf¬ tig , für einen Mann ist diese Erfahrung nicht sehr anarnehm. Die Aussicht in den Ehestand wird dadurch sehr verfinstert, Gut ists, baß 'sebtr Heurathslustige seine eigene Brille trägt, wodurch er seine Zukunft bcscl aut. Ich sehe durch das Zauberglas der Liebe, das zeigt mir Emilien, wie ich sie wünsche, — schlägks fehl, so hatte ich doch wenigstens den Genuß des gegenwärtigen Augenblicks. Jeder andere Stand, dem man sich weiht, hat seine Pro¬ bejahre, nur der Ehestand hat kein Noviziat, da heißts blind zugegrtffen in den Glückshafen: unter tausend Nieten ist kaum ein Treffer und doch glaubt jeder Verliebte einen erh.sche zu haben, -- und im Grunde sind die meisten Weiber von einem Schlage, Drey zehn ter Auftritt. Baron, General. Baron. Herr General haben Sie die Güte, mir zu sagen, wo ich den Hauptmann sine?, habe ein dringendes Geschäft an ihn zu be¬ stellen. General. Er ist hier im Hause, doch als Gehetmntß, versieht sich. Baron. Ich bin Abgesandter Ihrer Nichte, mein» Vollmacht erstreckt sich sogar bis auf «tue Zusammenkunft. C 2 j-—— Z 6 General. Zum Teufel ! — Cine Znsam- menkunft? Baron. Sie entschloß sich ungern dazu, aber des Rittmeisters Schmrrbart hat sie so irr die Eng; gttrieben, daß man sie zu allen be¬ reden konnte. General. Was halten Sie SS» meiner Wtiberke -utniß? Baron. Sind Sie schon lange im Besitze derselben? General. Grade seit der Epoche, wo sie mir nicht viel mehr nützte. Baron. Das ist? General. Ein Jahr nach meiner Verheu- rathung, also grade 12 Monats zu spät. Glauben Sie mir, Baron, eine Frau ist dec Probierstein der Philosophie. Ich behaupte, baß Sokrates, ohne die theure Lantippe kein halb so grosser Philosoph geworden wäre. Baron. Herr General — diese Behaup¬ tung in meiner Gegenwart — Grnrral. Was schadets? Ich sageJhnen vorher, was Sie bald erfahren werden. Baron. Sollte es keine Ausnahmegeben , General. Ausnahme? Hahaha! Neh¬ me» Sie ein Stück Zeug und lassen Sie Kleider aller Art davon machen, da giebts vielcrley Formen, aber der Grrindstöf bleibt immer der nämliche, -E 37 E- Baron. Ste sind ein Weiberfeind. General. Je bewahre ! Es geht mir mit den Weibern , wie mit den englischen Gärten; ich sehe Sie bey andern recht gern , aber mei¬ nen Grund und Boden mag ich damit nicht verderben. Baron, (im Beyrif zu gehen.) Sie werden verzeihen, das Fräulein hat mir Eile befohlen. General. Gehen Sie nur, ich will den Hauptmann schicken. Er soll auch den Ehetz kontrakt mitbcingen. Baron. So rasch wird das nicht gehen. General. Es wird rasch gehen, sage ich Ihnen, oder es geht gar nicht. Nur immer mein Vcrboth und den Rittmeister in Erwäh¬ nung gebracht. Baron. Das will ich. General. Ich schliesse dann den Spas. — Gehen Sie. Baron. Herr General, darf ich Sie noch einmal an mein Anliegen erinnern? General. Haben Sie mit Emilien gtq sprachen? Baron. Ja, und ich kann hoffen. General. Nun, da werden wir keins Kriegslist nSthtg haben, Seyn Sie ruhig, Sir. VWS J 8 -—-s sollen bald Ihren Zweck erreichen, ich wünschte Nur, ^s wäre ltn besserer, als eine Frau. Baron. Für jetzt bin ich mit diesem zu¬ frieden. General. Werden auch genug dara» Han hen. — Auf Wied rschn, Baron. Baron (geh; ab.) General. Menns glückt, so werde ich doch riem Weiber los. (er klingelt.) Ludwig. (kömmt.) General. Ludwig ach in mein Schreib¬ zimmer, und sag dem Hauptmann, er solle zu nch kommen, die kleine Treppe herauf. Ludwig, (geht ab ) General. Und wenn ich noch zehn Nichte» hätse, es sollte mir keine mehr ins Haus, Vierzehnter Auftritt. General, Ninette. Ninetre. (kömmt eilig einen Brief in der Sand.) Ach! (sie sieht den Ge¬ neral, und Verstummt erschrocken.) General. Woher so eilig, Jungfer Ni- nette? — Was ist das für ein Brief? Ninette. Ach, ich komme vom Schneider, dies ist iein Brief Mdcrn eine kleine Rechnung/ -------- Z9 °----» Geneml. Die ich doch auch gerne durch- sehen will. Nmette. Ach nein, es ist ganz unbedeu¬ tend , blos für Zwirn, Seide, Fischbein und dergleichen. General. Ich wills sehe». Nmette. Unmöglich! General. Das Papier her, oder ich wer¬ de Gewalt brauchen. Nmette. Ach seyn Sie doch nicht so un¬ barmherzig ! General. Das Papier her! (er reißt es ihr aus der Sand und liest:) Ach Spitzbübtnn! Das ist eine schöne Rechnung! Meiner wird darinn auch in allen Ehren ge¬ dacht. Hab ich dich nicht zu meinen Spion erkauft? Du Meerkatze! Nmette. Hören Sie mich, gnädiger Herr! General. Wollte ich dich nicht mit einem blanken Dukaten bezahlen?! Nmette. Za, aber- General. Nun, aber-? Nmette. Ja sehen Sie, gnädiger Herr, wenn etwas einmal feil ist, so wird cs dein Meistbietenden zugeschlagen. Cie erkauften mei¬ ne Dienste mit einem Dukaten, — Fräulein Antonie überbot sie weit, — ich blieb also auch dem Meistbietenden. General. Du bist eine ausgelernkt Hexe- Was sollte es mit dem Bruse? Nmette. Da sie einmal so viel wissen, will ich mit dem übrigen auch nicht geheim thun. Den Brief gab mir Fräulein Antonie, um ihn an den Hauptmann zu bestellen, ich flog nach dem Grfängniß —und der Profoß, der Schlingel, lachte mich aus; — so wie ich da siehe, lachte er mich aus. Ich behauptete, der Herr Hauptmann müsse bey ihm seyn und er behauptete cs sey nicht wahr; — wir strit¬ ten lange, endlich lief ich aus Bosheit fort. Wirklich, gnädiger Herr, der Profoß ver¬ dient Strafe. Nicht einmal zu wissen, wie man ein Frauenzimmer behandelt. General. Ich denke, ich werde dich auf ein halbes Jahr zu ihm schicken, damit «r es lernt, und bey einer andern Gelegenheit iweisi, was er zu thun hat. Nmette. Mich zum Profoßett? Mich? Ja , das wäre eine feine Geschichte. Wie Mädchen lassen uns nicht so mir nichts , dir Nichtseinsperren, wie die Soldaten. Mirwa« re kein Schloß zu fest; — ich würde Mittel zu meiner Befreyung anwenden, worüber Sie erstaunen sollten. General. Ey, ey, wir wollen doch sehen. Sieh, jetzt bist du mir grade im Wege, ich ^--41---- rM also einmal eine Probe mit dir anstellen- (er klingelt) Ludwig, (kommt.) General. Ludwig, hier Mnette ist deine Gefangene, laß fie nicht entwischen, und ja mit Niemand sprechen, hörst du? -— Du mußt dafür stehen« Ludwig. Schon recht, gnädiger Herr, ich ivill Sie in den leeren Kleiderschrank sperren, und Schildwacht dafür stehen. General. Ein Dukaten ist deines Beloh¬ nung. Ninette. ( zu Ludwig. ) Mich einsper. ren willst du , — du Esel? Komm mir nur zu nahe, ich k atze dir die Augen aus. Ludwig. Will dir's schon vertreiben, (er faßt ihre Sande zusammen, und tragt ste fort. — Ninette schreit.) Fünfzehnter Auftritt. Der General und der Hauptmann, welcher zur Seite hereinkömmt. HavptM. Was befehlen Eie? General. Ich habe Ihnen viel zu sage»« HaUptM. Lod oder Leben? «--- 42 ----- General. Das kann ich so eigentlich nicht bestimmen. Gehen Sie jetzt gleich zum Baron Ottenchal. HaUptM- Was befehlen Sie, daß ich dort soll? General. Tod oder Leben holen. Hauptm. Soll er mir mein Urtheil spre» chen? General. Er nicht: eine dritte Person : — meine Kriegslist gelingt. HstUptM» Wär es möglich! General. Ja doch, es ist möglich, sag ick Ihnen. Machen Sie nur, baß Sie fortZ kommen. HaUptM. Ick eile. General. Nehmen Sie mich mit.— Erst muß ich Ihnen ewas geben, das Sir dort brauchen können. HaUptM. Das ist? General. Das kann ich wieder nicht be¬ stimmen. Ein Papier, — in Ihren Augen ein Ehekontrakt, in den meinigen — ein Leichens karmen. HaUptM- Einen Ehekontrakt? Sollte ich den brauchen können? General. Nach Belieben. HstUptM. Wäre Antonie entschlossen? General. Wenn Sie es sind. ----- 43 Hauptm. O dan» lassen Sie mich nicht länger hier verweilen. General. Also in den ewigen Krieg ga- lopptren. HaUptM. Herr Genera!! — General. Ich will Sie nicht aufhatten. Nach einem Jahre, auch wohl noch früher, hoffe ich, werden Sie mir ein geneigtes Ge¬ hör verleihen. Kommen Sie. (Be^de ab.) Sechzehnter Auftritt. Ein Zimmer mit drey Thürenbcydem Baron Ottenthall. Der Baron. Antonie in Offizier- kleidern. Baron, Nun sind wir zur Stelle, schöner Krieger. Antonie. Mr ist, wie manchem Krieger der gerade Herz genug hat, einen Hassen zu schießen. Baron. Wo ist Ihr Muth? Antonie. Zu Hause, in meinen abgeleg¬ ten Klridern. -E 44 —- Baron. Was wollen Sie denn thun, wenn der Hauptmann kömmt? Antonie. Ich glaube fortlaufen. Baron. Forklaufen, mit dem Degen an der Seite? Antonie. Eben darum. Seit ich die Uni¬ form trage, hab ich kein Herz. Baron. Vermuthlich steckte ehedem ein Haase darinn? Antonie. Mein Vetter, der das Schlachte fchwerbt gegen den friedlichen Gcricktsfiab eines Oberamtsraths vertauschte. Rathen Sie mir, was soll ich thun? Baron. Ich an Ihrer Stelle würde so¬ gleich meine Hand dem Hauptmann geben. Antonie. Wie? Ich sollte meine theure Zreyheic so wegschleudern? Sollte auf alle Lumchmlichkeiten eines langen Brautstandes, der letzten glücklichen Zett Verzicht thun? Baron. Der General wird nie seine Ein¬ willigung zu ein-r Verbindung mit dem Haupt« mann geben. Ist aber das Band schon ge¬ knüpft, so muß er wohl. Wie er sich ärgern wird! Antonie. Aergern?—Wird er das ? Ja will aber kii .cn andern. Bür0N. Bravo! B-avo! Jetzt Haupt¬ mann, werden Eie keinen Anstand mehr haben. Hauptmamr (küßt Antonien entzückt die Hand:) Meine Antonie! AtttoUiS. Himmel ! Was hab ich gesagt! —- Baron, was hab ich gesagt? Baron. Daß Sie den Hanptmann liebten^ Antonis Hab ich das? — Ich wir errufe^ BütoN. Wsrtbrechen in einer Uniform? Antonie. Die verdammte Uniform. HauptM. Enden Sie, theuerste Antoni-'. Antonie (reicht ikm nritroexgewand- tem iKesicht die Hand ) Da! HüUptM» Ewigen Dank unr die V:rsiche- runa, bas Sie diesen Schritt nie bereuen sollen. Antonie. Ach ! Baron. Ich s'eue mich der erste zu seyn, der Ihn>r von Herzen Glück wünscht. Antonie. Au? R-'che wünsche ich Ihnen auch balo ein solches Glück. Baron. Ich hoffe es. Hauptmann (zieht ein Papier aus der Tasche) Hier meine Antonte, — der Kontrakt; — thun Sie nichts Halbi -—un¬ terschreiben Sie! Antonie. Ich glaube, Sie haben Kon¬ trakte korräthig. HaUptM. Nur diesen einzigen. Antonie, Sie kamen also in der Absicht her, mich zu fangen? Baron. Unterschreiben Sie, hier auf die¬ sem Tische ist Feder und Dinte. Antonie. Einige Federzüge, und ich bin auf ewig verkehren. — Freiheit, goldene Frenheit, dir zu entsagen! Baron. Fräulein, Sie gewinnen bey die¬ sem Verlust. Antonie. Nun denn, ins Himmels Na¬ men. — Wie meine Hand zittert, (schreibt) Nun ist geschehen; — schlechter habe ich noch nie meinen Namen geschrieben. Hauptmann (schreibt) Und ich den mei¬ nigen nie so glücklich. Baron, ich bitte, un¬ terschreiben Sie als Zeuge. Baron. E>as versteht sich, (schreibt.) »«W ZI Achtzehnter Auftritt. Der General und Emilie zur Seiten- thür herein. Die Vorigen. General. Nun, ihr werdet doch für ei« nen zweyten Zeugen auch ein Plätzchen gelah scn haben? (er geht an den Tisch und schreibt.) Ich bin zwar nicht gebeten , aber mein Name steht nun auch da. Antonie, (erschrocken.) Der General ! — Wtmberg, schützen Sie mich. HaUptM. Fürchten Sie nichts, Antonie. Emilie. Tonchen, ich wünsche dir Glück. General. Ich auch Nichte, von Herjen, dir und mir. Antonie. Was ist das? General. Ja, ja, auch die klügste Maus läuft in die Falle. Antonie. Ich verstehe Sie nichts General. Du hast dich in deiner eigenen Schlinge gefangen. Hahaha! Antonie. Ich ahnde ! —Ihr Verbot war— General. Eine Kriegslist. -----s 5» !---» Antonie. O ich bin schändlich hinter« gangen! (bie lauft nach dem on^rakt, der Baron nimmt ihn weg.) Lassen Sie Mich den e!>nven Wisch zerreiss n. General. Nichte üyk'ug, oder i-ht wird Er-.st, --vorher nur Scherz war. Havptm. Erlauben Sie Herr Seneral; — Fränkin Antonie , — r« will der List nicht- ^zu danken ha m; Sie sind frey. Gensi'ssl. O.über den Thoren ! Atttottie. Bin ich wirtlich fcey? H uptm. Sie siads. Atttonie. Aber der Kontrakt? HStlptM. Wird zernichtet. (er nimmt iHv vom Baron, und yiebt ihn an ?Ln- ton e ) Schatten Slc rach Ihrem Bclicbett dann'. Mrtoms, snimmt den Kontrakt, steht ihn eine Weile an, darauf die Umste¬ henden, dann wirft ste ihn den Haupt¬ mann zu.) Da Mimberg , das erste Ge¬ schick von Ihrer Braut. Die Kriegslist hat¬ te ihn verf rtigt, die Liebe genehmigt ihn. Hauptm. Jetzt erst fühle ich, daß ich glückMr seyn werde. General. Nichte, das war klug: noch ' einig? Du^nd solcher Streiche, und ich setze die Wrivrr wieber in alle Würden und Ehren rin. s, z ---«-s Antonie« IH konnte Ih len doch den Svas zücht verderben, Lieber Onkel; — die Kriegs¬ list !«äre nun adzethan, Sir werden koch auch Ihre Handlanger belohnen? General. Du erinnerst mich, (er xieöt EmiUens Hand dem Baron.) Sind Sie fo beloh n? Baron. So könnte der trächtigste Mo¬ narch nicht lohnen. Antonie. Varon , meinen Glückwunsch! — Aus Rache versteht sich. General. Nun Hauptmann, hab iö's richt g-sagc, der Sieg ist unser? Wir rufen Brklotta! Der Vorhang fällt.