Theologische M 27. Verantwortlicher Rcdactcur und Verleger: l>r. Johann Chryf. Pogazhar. 1849. Samstag den 7. Juli. Hirtenbrief. Die in Tt'icn versammelte» Erzbischöfe und Bischöfe Ecsterreichtz den Gläubigen ihrer Diöcesen Grufi und Legen von Gott dem Vater, und nnserm Herrn Jesus Christus. Durch Gottes gnädige Fügung haben wir unterzeich-iictc Bischöfe der österreichischen Lande auf Sr. Majestät einladenden Wunsch, der unferm eigenen Wunsche iiitd Entschlüsse freundlich entgegen kam, uns in Wien versammelt, um gemeinschaftlich dasjenige zu berathen, was bei der Neugestaltung der staatlichen Zustände, welche die neue Reichsverfaffung ankündet, der katholischen Kirche in Oesterreich zu Nutz und Frommen dient. Wir haben uns zu diesem Ende, das wichtige Werk mir Gott beginnend, am 30. April, am Feste der heiligen Katharina, in der altehrwürdigen St. Stephans-firck um deu Altar des Herrn geschaart, und während des heiligen Opfers ans der hohenpriesterlichen Hand des greisen Orts-Oberhirten den Leib des Herrn empfangend, den Beistand des heiligen Geistes im Vereine mit vielen tausend um uns versammelten Gläubigen, und im Vereine mit Euch Alle», die Ihr in der fernen Heimath für uns betet, auf uns und unfere Arbeiten herabgefleht; dauu als Zeugniß uuferer kirchlichen Gesinnung und als Leitstern unferer Berathuugen das katholische Glanbensbe-kenntniß des letzten allgemeinen Kirchenrathes von Trident einmüthig und feierlich vor Gott und det Welt abgelegt. Wohl wissend aber, daß wir mit den uns anver-trautcn Diöcesen nur einzelne Punkte in dem weltumfassenden Umfange der Kirche Gottes bilden, haben wir nicht gesäumt, uns an den von Gott gesetzten Mittelpunkt, den apostolischen Stuhl zu wenden, und dem heiligen Vater, Christi geistlichem Stellvertreter, unseren Gehorsam, unsere innige Ehrfurcht und treue Ergebenheit zu bezeugen, und seinen Segen für unser Werk zu erbitten. Doch auch dem Kaiser, als dem Staats-Oberhaupte gebührte der Zoll unserer Ehrerbietung I. Pet. 2, 13., und wir haben ihn ihm dargebracht zugleich mit. dem Danke für unfere Zusammenberufung, darin wir ein Zeugniß seiner redlichen Absicht, der Kirche gerecht zu werden, dankbar erkennen. Alsdann haben wir der Berathnng der kirchlichen Angelegenheiten mit treuem Fleiße in täglichen, anstrengenden Sitzungen uns unterzogen. Eingedenk, daß wir nicht nach der thörichten Anmassung unserer Tage, eine neue Kirche auszubauen haben, sondern daß wir gesetzt sind, die von Christns dem Erlöser gestiftete, durch fein Blut erworbene und von feinem heiligen Geiste durch-wohnte und bis ans Ende der Zeiten geleitete Kirche Gottes zu regieren, Apostelgesch. 20, 28., haben wir unser Augenmerk vor allem darauf zu richten gehabt, wie die Hindernisse zu befestigen seien, welche ihrer freien, segensreichen Entwickelung bisher hemmend entgegen-traten. Was wir deßhalb berathen und beschlossen haben, soll, sobald es zur Reife gediehen fein wird, in den einzelnen Diöcesen von uns auf dem kirchlich vorgezeichne-ten Wege ins Leben eingeführt werden. Indem wir nun uns trennen, und nach langer Abwesenheit, welche durch die hohen Festtage der Pfingsten und des Frohnleichnams, die wir in Eurer Mitte diesmal nicht feiern konnten, uns doppelt fchwer geworden, wieder zu Euch zurückkehren, drängt es uns, Geliebte, wie an unfere treuen Mitarbeiter, die Priester, so auch au Euch ein Wort der Ermahnung, der Belehrung und des Trostes zu richten. Pfleget Ihr der einzelnen Stimme Eures Oberhirten jederzeit williges Gehör zu schenken, so dürfen wir dies um fo mehr erwarten, wenn sie diesmal, verstärkt durch die Stimmen von 35 Mitbischö-fen an Euer Ohr und Herz erschallt. Geliebte! Es sind verhängnißvolle Zeiten über die Welt hereiiigebrochen, und dunkler und schreckenvoller als je gestalten sich die Schicksale der Zukunft. Ein neues Siegel scheint gelöst am Buche der Weltgeschicke, eine neue Zornschale Gottes ausgegossen über die Erde. ^Wohin immer der Blick sich wendet, trifft er auf Bilder des Unheils und Verderbens. Offener Krieg, Aufruhr, Empörung, Zwietracht, Haß und Erhebung von Volk gegen Volk; und noch größerer Zwist, Hader und Kampf in den Geistern als auf den Schlachtfeldern! Denn die Sonne der Wahrheit und der Erkenntniß ist fo vielen Men-fchcit untergegangen, und in dem grauenhaften Dunkel, das sie als Sicht preisen, üben die Geister der Finster- niß größere Gewalt als je über die Kinder des Unglaubens. (Ephef. 2, 2.) Das Geheimniß der Bosheit, das nicht rastet vom Anfänge, ist wirksamer denn je. 11. Theff. 2, 7. Nicht mehr bloße sinnenberauschte Gottvergessenheit und stumpfe Gottlosigkeit, die zu aller Zeit in der Welt geherrscht, sondern die sich selbstbewußte Feindschaft gegen Gott, der offene Kamps und Krieg gegen Ihn und Seinen Gesalbten, das ist das Losungswort der aufrührerischen Geister und Lügenpropheten dieser Zeit. Während nach dem Apostel die Teufel an Gott glauben und vor Ihm erzittern, (Jacob 2, 19.), weil sic Seiner allgegenwärtigen Herrschaft auch knirschend sich nicht entziehen können, steigern jene Verführer sich zu überteuflischem Frevelmnth, und erklären den Glauben an Gott und sein Reich für die Quelle alles Nebels, für das gewaltsam zu vernichtende Hinderniß irdischer Wohlfahrt. »Die Religion,« so lautet ihr jüngstes, in öffentlichen Blättern verkündetes Manifest, »welche aus der Gesellschaft vcr-»drängt werden muß, soll auS dem Gemüthe des Men-»fchen schwinden. Die Revolution vernichtet überhaupt »die Religion, indem sie die Hoffnung auf den Himmel »durch die Freiheit und Wohlfahrt Aller auf Erden über-»flüßig macht. Wir berücksichtigen deßhalb die religiösen »Kämpfe und Bestrebungen, die Bildung freier Gemein-rden u. s. w. nur in so fern, als unter religiöser Freiheit, die Freiheit (Vas Freisein) von aller Religion »verstanden wird. Wir wollen nicht die Freiheit des »Glaubens, sondern die Notwendigkeit des Unglaubens.« Wohl ist es für Cure Bischöfe peinlich, Geliebte, solche Worte des frevelhaften Gottestrotzeö, wie sie in der Geschichte noch nicht erhört sind, vor Euren gläubigen Ohren anzuführeu. Aber cs ist nvthwendig in unfern Tagen, den Abgrund der Bosheit, aus dem alle Ucbel aufsteige», anfzudecken, wie cs ja auch Gottes heiliges Wort an vielen Stellen thnt; denn in der Erkenntniß des Giftes liegt feine Unschädlichmachung. Betrachtet Ihr obige gottlose Lehre näher, so erkennet Ihr leicht, daß cs doch nur die alte Fünf-Sinnenweisheit jenes kurzsichtigen Thoreu ist, den der Herr im evangelischen Gleichnisse als Warnung vorführt, (Luk. 12, 16.,) der in der Selbstgenügsamkeit seines irdischen Genießens zu seiner Seele sprach: »Meine Seele, du hast großen Vorrath an Güstern auf sehr viele Jahre: ruh' aus, iß und trink, und »laß dir wohl sein. Gott aber sprach zu ihm: Du Thor, »in dieser Nacht wird man deine Seele von dir fordern; »was du nun bereitet hast, wessen wird es sein?« — Es ist wohl die alte Thorheit; aber die neue gesteigerte Bosheit unserer Tage besteht darin, daß nicht nur der Einzelne, daß die ganze Menschheit taub gemacht werden soll gegen das weckende und rettende Wort Gottes: »Du Thor, in dieser Nacht wird man deine Seele von dir fordern!« Aber gefetzt, es gelänge wirklich jenen trügerischen Volksbcglückern, auf Kosten des Wohlseins Aller, durch Feuer und Schwert, durch blutigen Aufruhr und grcuel- vollen Bürgerkrieg, durch Raub und Mord — denn das sind ihre Mittel! — ein solch erträumtes Wohlsein für jeden Einzelnen herbei zu zaubern, der Welt den Glauben an Gott und Ewigkeit, an Tod und Vergeltung zu rauben, die Kirche Gottes zu vernichten, und die Erde gleichsam in einen Zucht- und Maststall für die vcrthicrtc Menfchhcit zu verwandeln: würde dadurch das Wort: »Du Thor, in dieser Nacht wird man deine Seele von dir fordern!« minder wahr bleiben? würde der Tod seine unerbittliche Herrschaft aufgeben, Gott feine Allmacht und Gerechtigkeit, die Holle ihre Strafen und der Himmel seinen Loh», weil man nicht mehr an sie glaubte und dächte? Würde Noth und Tod nicht mehr der Sunde Sold sein? und Krankheit, Elend, Jammer und Verzweiflung nicht mehr des Sünders Erbtheil? So wenig, als die Sonne aufkören würde, am Himmel zu scheinen, wenn die Mensche» in tollem Wahnsinne sich entschlößen, sich die Augen anszureißen, um sie nicht mehr zu sehen! Es genügt, das eingestandene Endziel der falschen Propheten unserer Tage in seiner gottlosen Nacktheit hin« zustellcn, damit jedes unverdorbene Gemüth sich mit Ekel und Granen davon abwendc. Aber nicht überall tritt die Verführung so offen mit ihrer Lehre hervor; sie versteckt sich täuschend hinter scheinbar edel-menschlichen Strebungen ; weckt Klänge, die in jeder menschlichen Brust wie-dertöneu, und bethört und verblendet so ganze Völkerschaften. Eure Bischöfe halten es für ihre Pflicht, »och die gefährlichste» Verführungen dieser Art, welche von den Feinden der christlichen Welt-Ordnung in unfern Tagen so erfolgreich angcwc»det werde», näher zu bezeichne», und Euch, Geliebte! davor z» warnen. Ein solcher berauschender Lockruf ist der der Nationalität! Gott hat, wie der Apostel lehrt, aus Einem Menschen das ganze menschliche Geschlecht her Vorgehen lassen, daß es wohne ans der ganze» Erde und hat bestimmte Zeiten und Gränzen ihrer Wohnungen gesetzt (Apostelgesch. 17, 26.); die Gliederung in Familien, Stämmen und Völkern ist also Gottes Werk. Die Verschiedenheit der Sprachen aber ist schon Folge der Sünde, des Abfalles von Gott uiid des Zerfalles der Menschheit >n sich. (Gen. 11.) Das gebildete Heidenthum, weil es die gemeinschaftliche Abstammung und Ebenbildlichkeit Gottes in allen Menschen nicht kannte, betrachtete fremde Völker als Barbaren, und verachtete oder bekriegte sie (parcere subjectis et debellare superbos das war sein Wahlsprnch). Dem rohen Hctbcnthumc gilt noch jetzt jeder Fremde als Todfeind; es kennt nur feinen kleinen Stamm, vertilgt jeden ändern, tobtet, brät und frißt den Fremdling, oder verkauft ihn wie ein Thier; cs ist selbst auf den thicrifchen Standpunkt herabgesunken. Das Christenthum allein hat die wahre Würde der Menschheit wieder hergestellt. Alle Menschen sind ihm göttlichen Geschlechtes; Alle Gottes Kinder und zu seinem Reiche berufen; Alle sind blutsverwandt im doppeltem Sinne: als aus Einem Blute hervorgegangen, und als durch Ein Blut, das am Kreuze vergossene, erlöst; (Ephes. 2, 13 ff.) denn in Christo Jesu sind die Fernen nahe gebracht, und die Scheidewand der Völker ist niedergerissen, die Feindschaft getilgt, Alle sind zu Einem tobe vereinigt unter Einem Haupte, und Alle haben Zutritt in Einem Geiste zu dem Vater; es ist nicht mehr Jude noch Heide, nicht Barbar noch Scythe, nicht Knecht noch Freier, sondern Alles und in Allen Christus, und das Band der Vollkommenheit, das sie einiget, ist die Liebe (Coloss. 3, 11. V. 16.). Das Christeitthum und mit ihm die wahre Humanität, kann also das Vorwalten des Nationalgefühls ebenso wie des Familiengefühls nur insofern gutheißen, als es zur Förderung der Liebe dient. Wohl steht auch der Christ seiner Familie näher als der Gemeinde, seinem Volke und seinem Lande näher als der ganzen Menschheit; er erfüllt die Pflichten gegen Alle, er wird Allen Alles, was er ihnen nach Gottes Ordnung sein soll, wenn seine Liebe, aus sich selbst herausgehend, die immer weiter sich öffnenden Kreise der Familie, der Gemeinde, der Nationalität, des Staatsbürgerthums und der Menschheit aufsteigend erfüllt. Aber die Liebe wird schnöde Selbstsucht, wenn sic, anstatt aus sich herausgehen, sich in sich selbst vertiefend, Alles nur auf sich selbst zurückbezieht. Alsdann entzündet sich der Haß zwischen Individuen, wie zwischen Familien, Gemeinden, Stämmen und Völkern, und jedes höhere Band wird frevelnd zerrissen. So wird durch die gottlose Verführung unserer Tage, der es um Umsturz aller göttlichen und menschlichen Ordnung zu thim ist, die gesunde Liebe der Völker zu ihrer Geschichte, ihrer Sprache und angestammten Sitte künstlich aufgestachelt zu einem krankhaften Fic-berwahusiune, welcher in jedem andersredenden Nachbar einen Todfeind erblickend, das eigene Hans in Flammen setzt, um das des Nachbars zu vernichten. Das ist wahrlich nicht ein Fortschritt der Entwickelung, wie' sie's nennen; cs ist ein beweinenswerther Rückschritt von der echten edlen Gesittung des Christenthumcs zu der finstern Barbarei des Heidenthums; die Nationalität wird zum goldenen Kalbe, und ihr Götzendienst in der Gluth der entfesselten Leidenschaften nur zu oft ein wildthierifcher Racen-Kampf, eine Schande der Menschheit, ein Gräuel vor Gott! Eure versammelten Bischöfe, in heiliger Eintracht verbunden, obwohl selbst den verschiedensten Volksstämmen angehörend und in verschiedenen Sprachen zu Euch redend, bitten und ermahnen Euch im heiligen Geiste mit jener Stimme, die am ersten Pfingstfeste in allen Sprachen vernommen ward: Lasset Euch nicht bethören durch die schlauen Worte und Künste jener Volksverführer! Liebet Euer Volk und Euer Land und Eure Sprache; aber vergesset nicht, daß die ganze Erde des Herrn ist; daß in allen Sprachen täglich zu Ihm gebetet wird: »Vater unser! vergib uns unsere Schulden, wie wir vergeben unfern Schuldiger»;« und daß es sein heiliger Wille ist, Menschen und Völker durch Gesetz staatliche Ordnung, nicht zu trennen, sondern auch äußerlich so zu verbinden, wie sie durch die Kirche innerlich und geistig in Glaube» und Liebe verbunden sein sollen. Ein anderes Wort der Verführung, das selbst manche wohlgesinnte und nach wahren, Fortschritte Strebende täuscht, hinter welchem aber die Feindschaft gegen das Christenthum und die Absicht des Umsturzes sich listig versteckt, ist der Tagesrnf: »Trennung der Schule von der Kirche!« »Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret es ihnen nicht, denn für sie ist das Himmelreich,« (Matth. 19, 14.) sagte Christus der Erlöser, der selbst als Knabe durch seinen Besuch die Tempelschule geheiligt hatte. Und auf dieses Wort und dieses Vorbild hin, baute die Kirche auch an ihr Gotteshaus als Vorhalle die Schule, damit die Kleinen, die durch die Taufe dem Heilande angehören, auch durch die Schule Ihm zugeführt würden. Den Unterricht in den für das irdische Leben nützlichen Dingen verband sie mit den Lehren der Gottesfurcht und des ewigen Lebens, wie mit der Seele der Leib verbunden ist. Jetzt wollen sie Leib und Seele, Erde und Himmel, Schule und Kirche, die Kindlein und Christus von einander reißen. »Nicht mehr lassen wir die Kleinen zu Ihm; wir wehren es ihnen,« das ist ihre Antwort auf des Herrn rührendes Wort. Erwäget selbst, Geliebte! welcher Stimme Eure Bischöfe hierin zu folgen haben, wollen sie nicht den Mühlstein der Verdammuiß auf ihre Seele laden, womit der Herr jene bedroht, welche die Kleinen an Ihm irre machen. (Matth. 18, 6.) »Aber die Kirche ist der Wissenschaft feind,« rufen wieder Andere. Denen antworten wir: Eine Wissenschaft, die Gott und seine Offenbarung leugnet und anfeindet, kann so wenig Anspruch auf die Achtung und Anerkennung der Kirche machen, als der Falschmünzer mit seinem Machwerk auf die, Anerkennung des Münzwardeins; denn die Kirche weiß sich als die Säule und Grnndfeste der geoffenbarten Wahrheit. (I. Tim. 3, 15.) Das echte Wissen aber ist von jeher in der Kirche geehrt und gepflegt worden; und da sie nur Einen Urquell aller Wahrheit, und den Gott der Offenbarung auch als den Schöpfer der Geister- und Körperwelt kennt, so kann sie getrost zur Wissenschaft sprechen: »Du forschest in Natur und Geist und Geschichte, weil du glaubst, das Räthsel des Lebens darin zu finden; sie sind cs, die Zengniß von Ihm geben; forsche recht und forsche tief, und du wirst seine ewige Kraft und Gottheit darin erkennen, den Einklang zwischen dem geoffenbarten Wort und dem geschaffenen Werke. (Röm. 1, 20.) Ich aber darf das mir anvertraute heilige Wort nicht modeln lassen nach deinen noch täglich wechselnde» Funden; schreite du rüstig und besonnen fort, ich erwarte dich freudig am Ziele, so du cs erreichst. Ich störe deine Kreise nicht; achte du die meinen, und trübe und lästere nicht den heiligen Quell, der Millionen Pilger labet, die ohne ihn verschmachteten, weil du ihren Durst zu stillen nicht vermagst.« Die dritte mächtigste Lockstimme der Verführung ist der Ruf »ach Freiheit. Wohl ein edles Gut im rechten Sinne, und der Kirche Gottes von jeher theuer! Den» wer hat schmerzlicher als sic im Verlaufe ihres 1800jährigen Bestandes den Druck ungerechter Tyran-nengewalt empfunden? Drei lange Jahrhunderte hindurch schwamm, wie einst Mosis Binsenkorb auf dem Nilfluße, ihre Wiege auf einem Strome von Blut, der sie verschlinge» sollte. Aber glanbensvoll wandte sie das Wort ihres Herrn zu Pilatus: -»Du hättest keine Gewalt über mich, wäre sie dir nicht von oben gegeben,« (Joh. 19, 11.) auch auf ihr Lerhältniß zur heidnischen Staatsgewalt an und eben darum, weil sie, auf Gottes heilige Weltregierung vertrauend, nicht sich selbst mit Gewalt Recht verschaffte, sondern die Art und Stunde ihrer Befreiung dem Herrn, dem Gerechten und Allmächtigen überließ, deßhalb ward auch in diesem Sinne das andere Wort des Herrn an ihr erfüllt: »Fürchte dich nicht, du kleine (unscheinbare) Heerde, denn es hat dem Vater gefallen, dir das Reich zu geben.« (Luk. 12. 32.) In ihrem unerschütterlichen Glauben an Gottes allmächtige und weise Weltregierung, ohne die kein Haar von unferm Haupte fällt, wurzelt daher die Grundlehre der katholischen Kirche von dem Gehorsam der Christen gegen die von Gott gesetzte Obrigkeit. Aus dem Munde der Apostel bewahrt und predigt sie das Wort: »Seid unterthan jeder menschlichen Ordnung (Staats - Einrichtung) um GotteS Willen, sei es dem Könige, welcher der höchste ist, oder den Statthaltern als solchen, welche von ihm bestellt sind zur Bestrafung der Uebelthäter und zur Belohnung der Rechtschaffenen; denn so ist es der Wille Gottes, daß ihr durch Rechtthun die Unwissenheit thörichter Menschen zum Schweigen bringet, als solche die frei sind, aber nicht als solche, welche zum Deckmantel der Bosheit die Freiheit mißbrauchen;« (I. Petr. 2, 13.) und wiederum: »Jedermann unterwerfe sich der obrigkeitlichen Gewalt; denn cs gibt keine Gewalt außer von Gott; und die, welche besteht, ist von Gott angeordnet; wer sich demnach der Gewalt widersetzt, der widersetzt sich der Anordnung Gottes, und die sich widersetzen, ziehen sich selbst die Verdammniß zu.« (Rom. 13. 1 — 2.) Wie nun? so bildet denn wirklich das Christenthum, wie man ihm vorwirft, nur feige weibische Seelen, die sich allen Launen tyranischer Gewalt willenlos fügen? Das sei fern! Wie viele Tausende von Märtyrern die Kirche bis auf die jüngsten Tage in allen Ländern zählt: eben so viele unerschrockene Helden, Kämpfer und Blutzeugen für die wahre Freiheit, die nur aus ihrem Schoo-ße der Welt geboren ward! Allein sie beginnt ihr Befreiungswerk von innen, denn sie weiß, daß der Knecht der Sünde kein wahrhaft freier Mann sein kau», und daß nur der innerlich Freie, den Christus frei gemacht, auch die äußere Freiheit würdig zu gebrauchen versteht, zur ungehemmten Hebung alles Guten, zur muthigen und freudigen Erfüllung jeder Christen- und Bürgerpflicht, nicht aber zum Deckmantel der Bosheit, wie es der Apostel so treffend bezeichnet, als hätte er das gewissenlose Treiben so vieler Freiheitsmänner unserer Tage vor Augen gehabt. Bei dem Anblicke dieses gottvergessenen Strebens, Ringens und Kämpfens, welches die Völker der Welt um ein Trugbild von Freiheit und irdischem Wohlsein bewegt, fassen deßhalb Eure Bischöfe, Geliebte! Alles, was sic in so ernster Zeit noch sonst von Sorge, Lehre, Ermahnung und Bitte für Euch im Herzen tragen, in das Wort des Herrn zusammen: »Euer Vater weiß, wessen Ihr bedürft. Suchet daher zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit; und es wird Euch dieses Alles hiuzugegebeu werden.« (Luk. 12, 30.) Suchet zuerst das Reich Gottes! Ihr findet es iu Seiner Kirche, in ihrer Lehre und ihren Heilsgeheimnissen. Aber wie viele sind, die es aufrichtigen Herzens suchen? Während so Manche, wie eben gezeigt, das Reich Gottes feindlich bekämpfen und es zn vernichten trachten, gibt es Millionen auch getaufter Christen, die sich nicht darum kümmern, die ihm gleichgültig den Rücken kehren, denen Gottes Weisheit als verächtliche Thorheit gilt. Wer bürgt uns dafür, daß der Herr nicht den undankbaren Äcker, auf dem sein Wort kaum mehr eine fruchtbare Stelle findet, der Ihm statt Wein und Weizen, nur Disteln und Dorne» trägt, brach liegen lasse, daß Er nicht Sein Reich von uns nehme, und es einem fernen Volke gebe, welches die Früchte desselben hervorbriugt? — (Matth. 21, 43.) Vor 1500 Jahren waren ans dem ersten allgemeine» Concil z» Nicäa mehr als 300 Bischöfe, meistens aus den Morgenländern, versammelt: jeder stand einer blühenden Gemeinde vor. Heute und seit Jahrhunderten sind jene Gärte» Gottes i» Asien und Afrika eine vo» den Ungläubigen zertretene Wüste. Damit nun von Euren heute versammelten Bischöfen und ihren Spreugeln die Kirchengeschichte nicht einst dasselbe beklage, so suchet, Geliebte! vor Allem das Reich Gottes! (Matth. 11, 12.) Mehr denn je leidet es Gewalt tu dieser Zeit, und »ur die Starken, die Entschiedene» ziehe» es an sich, und lassen es sich nicht entreißen. Und was Ihr einzel» nicht vermöget, das erstrebet im heilige» Bunde mit Gleichgesinnten, damit, wie die Bösen sich schaa-reit zum Angriff und Umsturz, so auch die Guten zur Abwehr, zur Vertheidiguug der Wahrheit, des Rechtes und der Ordnung zusammenstehen. Suchet Gottes Reich und seine Gerechtigkeit, Ihr Höchstgestellten, Ihr Gewalthaber und Ihr Volksvertreter, denen Gott die irdischen Geschicke der Völker anvertraut hat. Mehr als je bedürfet Ihr Seiner Kraft und Weisheit, um die Zügel so zu lenken, daß nicht das Fahrzeug in Abgründen zerschelle, sondern ans der ansteigenden Bahn wahrer Freiheit und Volkö-beglückung sicher vorwärts rücke. Betet um Weisheit, und sie wird Euch gegeben werden. (Jac. 1, 5.) Suchet Gottes Reich und Seine Gerechtigkeit, Ihr Aeltern, Hausväter, Lehrer und Vorsteher. Ein bemessenes Ackerfeld des Reiches Gottes ist jedem von Euch in seinem Stande und Amte anvertraut; und welche Früchte darauf wachsen, das steht zumeist in Eurer Hand. Sind es gute, edle Früchte, so wird Gott selbst Euer Lohn sein; ist es Gestrüpp und Dornigt, das in's Feuer geworfen wird, so wird dieß Feuer Euch vor Allen versengen. Ihr Hohen und Reichen, Euch hat das Unwetter der Zeit schärfer als Andere getroffen. Betrachtet es als eine heilsame Züchtigung des Herrn und demüthigt Euch unter Seiner allmächtigen Hand. Wie groß auch Euer Verlust, er wird Euch zum noch größeren Gewinne, wenn er Euch zu einfacheren Sitten, zu bescheidneren Lebens-anfprüchen, zu reineren Freuden, zum Frieden des Herzens, zu Gott und Seiner Kirche zurückführt. Alsdann werdet Ihr auch die Stimme der Noth und des Hungers, die Viele jetzt als ein Kriegsruf erschreckt, mitleidig deuten, und die Liebe wird Euch erfinderisch machen, auch mit verringerten Mitteln aber mit vereinten Kräften als Gottes treue Haushälter Seine Mitwirker zu sein zur Erfüllung der Bitte des Armen um das tägliche Brod. Suchet Gottes Reich und Seine Gerechtigkeit, und das Uebrige, das Ihr, auch zum Geben, bedürfet, wird Euch zugelegt werden. Ihr wackcrn Landbewohner, die Ihr die Scholle baut, welche schon Eure Väter genährt hat, auch für Euch haben Eure Bischöfe ein treues Wort im Herzen; denn des Volkes und Landes Mark und Kern bildet vor allen Ihr. In ländlicher Abgeschiedenheit und Beschäftigung wäret Ihr bisher großenthei'ls bewahrt vor der Verführung der Zeit, die ihren Herd hat in den Städten. Jetzt aber dringt die Stimme der Versucher vielfach auch zu Euch in Wort und Schrift, und streut den Samen des Unkrauts auf den Acker Eurer Seelen. Hütet ihn, diesen Acker, nnd gebet das altkatholische Brodkorn, welches Eure Väter in guten und bösen Tagen gespeiset hat zum ewigen Leben, nicht hin für den Windhafer neuer ungläubiger Lehre. Benutzet dankbar und genügsam die Vortheile nnd Freiheiten, welche die Verfassung Ench gewährt; aber vergrabet Euer Herz nicht in Eure, nunmehr befreiten Aecker, es fände sonst dereinst auf dem Gottesacker keine Ruhe. Suchet auch Ihr vor Allem Gottes Reich und Seine Gerechtigkeit, und alles Uebrige wird Euch zugelegt werden. Ihr Armen, die Ihr von des Tages Arbeit lebet, und kein anderes Saatfeld habet, als die Schwielen Eurer Hände, die Euer Schweiß begießt; an Ench wendet sich zumeist, weil sie Eure sennigen Arme braucht, die Stimme der Verführung; wie könnten Eure Bischöfe Euch vergessen? Möge ihr Wort ein gutes Ort bei Euch finden. Zwar versprechen sie Ench nicht den Himmel auf Erden, im Sinne jener Verführer, die doch, wenn Ihr ihnen Gehör schenket, nur die Hölle der Leidenschaft, des Neides, Hasses, Raubes und Mordes in Euren Herzen zu entzünden wissen, und Ench nach kurzen Tagen wüsten Schwelgens nur ärmer, unglücklicher und trostloser lassen als vorher. Allein es gibt wirklich einen Himmel auf Erden, den Der mit sich herabgebracht hat, der in einem Stalle geboren, in eines armen Zimmermannes Werkstatt aufwuchs, und, wie wohl Wenige unter Euch, nicht einmal hatte, dahin Er sein Haupt legte, Er, der Herr des Himmels und der Erde! — Den Armen und Gedrückten, den Betrübten und Weinenden, den Hungernden und Durstenden hat er vor Allen Sein Himmelreich verheißen. So erfasset es beim, Geliebte! mit gläubigem Herzen. Es liegt nicht bloß im Jenseits, über den Wolken, uiterreichbar der irdischen Noth. Inwendig in Euch selber, da wo auch die heißeste Hölle Platz hat, da findet Ihr es, in einem reinen Gewissen, im stillen Gottvertrauen, im Frieden des Herzens, in genügsamer Thätigkeit, in der Geduld uud Hoffnung des Christen, im kindlichen Glauben an Gottes Vorsehung und Hülfe, die auch jetzt noch wunderbar rettend vor der Thüre steht, wo immer aus dunkler Leidenskammer das wahrhaft gläubige Flehen zu ihr sich erhebt. Das Gericht aber und die Strafe über Solche, die Eurer Noth ihre Hand und ihr Herz lieblos verschließen, überlasset Ihm! Er hat's zum voraus angekündigt, wie Er's üben will in Eurer Person an denen zur Linken. (Matth. 25, 41—46.) Wenn Ihr aber Euch selbst gewaltsam Recht schaffet vor der Zeit, uud Euch beflecket mit Gewaltthat und Blut, dann kann und wird der Herr nicht für Euch, sondern nur gegen Euch einstehen; der ewige Lohn für Euer Entbehren nnd Dulden ist dahin, und statt des Himmels traget Ihr schon dießseits die Hölle in Euch, im gebrand-markten Gewissen. Suchet also vor Allem Gottes Reich und Seine Gerechtigkeit und alles Uebrige, -dessen Ihr bedürfet — das spricht der wahrhaftige Gott — wird Euch zugelegt werden. Ihr tapfer» Krieger des Heeres, die Ihr in einer wildanfgährenden Zeit das eiserne Richtscheit des Gesetzes uud der Ordnung mit starker Faust handhabt, auch Euch ein Wort aus dem Munde der Bischöfe; nicht bloß das Wort, das schon Johannes vor 1800 Jahren zu Euren Kameraden sprach: »Thuet Niemanden Gewalt noch Unbild an, und seid zufrieden mit Eurem Solde;« (Luk. 3, 14.) sondern auch ein Wort für diese Zeit. Lasset Euch von Niemand verführen; bleibet treu Eurem Fahueu-Eide, denn Ihr habt ihn dem allmächtigen Gott geschworen. Tapfer seid Ihr, das weiß die Welt, und es dankt Euch dafür, wem Gesetz, Recht und Ordnung heilig ist. Aber uns Bischöfen sind Eure unsterblichen Seelen noch unendlich weither, als Eure starken Arme. Weil nun der Tod Euch stündlich nahe steht, so denkt an die Ewigkeit und an Gott und Sein Reich. Haltet Euer Gewissen blank, wie Eure Waffen, daß, wenn die feindliche Kugel Euer tapferes Her; durchbohrt, sie zugleich einer reinen Heldenfeele den Himmel öffne. Ihr lieben christlichen Mütter, Euch sagen Wir noch ein besonderes Wort. Auf Eurem Schooße ruht die Hoffnung der Zukunft. Ihr nähret das junge Geschlecht mit der Milch Eurer Brust; so tränket eS auch mit der Milch des Christenthums aus srommgläubigem Herzen. Was Ihr der jungen Seele von Gott und seinem Reiche einprägt, das wurzelt tief; mag auch der Schlamm der Welt sich später darüber wälzen: zur rechten Stunde wird es doch wieder keimen und grünen und Frucht des Heiles tragen. So sei denn die reine Mutter des Herrn, die auch der Kirche Mutter ist, Euer Vorbild und Euer Trost! An unsere geistlichen Mitarbeiter, die Priester, haben wir ein eigenes ausführliches Wort gerichtet, und so bleibt uns zum Schluffe, den wir heute mit feierlichem Gottesdienste gemacht haben, im Augenblicke der Tren- Friedrich, Cardinal und Fürsterzbischof von Salzburg. Michael, Erzbischof von Lemberg, griech. Ritus, vertreten durch Benedikt von Levicki, Domherr und Professor zu Lemberg. Vinzenz Eduard, Fürsterzbischof von Wien. Franz Xaver, Fürsterzbischof von Görz. Maximilian Joseph, Fürsterzbischof von Olmütz. Joseph, Erzbischof von Zara. Bernhard, Fürstbischof von Briten, vertreten durch Georg Habtmann, Domkapitular zu Briren. Gregor Thomas, Bischof von Linz, vertreten durch Franz Rieder, Domscholastikus zu Linz. Anton Alois, Fürstbischof von Laibach. Anton, Bischof von Parenzo-Pola. Johann, Bischof von Fünfkirchen. Stephan, Bischof von Cattaro. Johann Michael, Bischof von Diokletianopel in partibas, apostolischer Vikar der k. k. Armee. Philipp Dominicus, Bischof von Lefina, vertreten durch Georg Dubocovick, Dompropst zu Lefina. Carl, Bischof von Königgrätz. Johann, Fürstbischof von Trient. Augustin Bartholomäus, Bischof von Leitmeritz. nung nur noch übrig, hiermit öffentlich und Angesichts unserer gläubigen Gemeinden, die in den weiten Gränzen des Kaiserstaates von der Elbe bis an's adriatischc Meer und vom Dniester bis an den Rhein zerstreut wohnen, das Bündniß katholischer Liebe, Eintracht und Treue, welches wir durch unser Beisammensein geschlossen, noch einmal zu erneuern, so wie den bischöflichen Entschluß, für Gott und Sein Reich und Sein gläubiges Volk zu wirken, zu beten, zu leben und zu sterben nach Gottes heiligem Willen. Euer Gebet und Euer liebendes Vertrauen, um das wir Euch vereint bitten, wird uns dazu behülflich fettt. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit Euch Allen! Amen. Wien am 17. Jnni, dem dritten Sonntage nach Pfingsten 1849. Anton, Bischof von St. Pölten. Georg, Bischof von Agram. Bartholomäus, Bischof von Veglia. Anton Ernst, Bischof von Brünn. Alois Maria, Bischof von Spalato - Makarska. Joseph Gregor, Bischof von Tarnov. Johann, Bischof von Sebeniko. Gregor, Bischof von Przemysl, griech. Ritus. Adalbert Joseph, Fürstbischof von Gurk. Thomas, Bischof von Ragusa. Melchior, Fürstbischof von Breslau. Joseph Andreas, Bischof von Budweis. Anton Martin, Fürstbischof von Lavant. Franz Xaver, Bischof von Przemysl latein. Ritus. Bartholomäus, Bischof von Triest-Capodistria. Joseph Othmar, Fürstbischof von Seckau. Franz Wilhelm, Bischof von Satala in partibu», Weihbischof und Kapitularvikar von Prag. Lukas v. Baraniecki, ernannter Erzbischof lat. Ritus und Abgeordneter von Lemberg. Das Christenthum befördert die Lntel-lectuelle Reform. Es ist die Pflanzschule der Wissenschaften. Wenn die Reform die Menschheit wahrhaft glücklich machen soll, so muß sic nicht nur das materielle Wohl umfassen, sondern sic muß auch den Geist des Menschen reformiren. Die iiitcllectnellcn Fähigkeiten sind so wichtig als die physischen; eine Reform auf politischem und socialem Gebiete ist und bleibt eine Halbheit, wenn sie nicht das wissenschaftliche Element in sich aufnimmt. Die Reform des wissenschaftlichen Lebens ist aber nur auf dem christlichen Standpunkte möglich. Schon mehr als einmal hat das Christenthum die Wissenschaft aus dem allgemeinen Schiffbruch gerettet, diese erhabene Aufgabe wird dasselbe auch in unsrer Zeit wieder erfülle». Wo wären heutzutage die Werke eines Plato, Aristoteles, Homer, Demosthenes, Cicero und so vieler anderen klassischen Philosophen, Geschichtschreiber, Redner und Dichter, wenn nicht christliche Priester dieselben dem Untergang entrissen? Wie stünde cs mit der Wissenschaft, wenn das Christenthum die wiederholt ganz Europa überschwemmenden barbarischen Volker nicht civilisirt hätte? Wcr hat im Mittclalter die Geistesbildung mitten in der allgemeinen Verfinsterung errettet? Wer hat in den Tagen, als die Gewaltigen nur Zeit zu wilden Fehden fanden, Schulen und Universitäten gestiftet und das Licht der Wissenschaft genährt? War cs nicht der christliche Geist? Die Erhaltung und Beförderung des wissenschaftlichen Lebens tst wesentlich mit dem Christcnthum verbunden, und nicht etwa eine zufällige Folge desselben; eben deßwegen muß auch das Aufblühen der Wissenschaft wieder da gefncht werden, wo die Grundlage ist. Es gibt keinen Zweig des mcnschlichen Wissens, der nicht dem Christenthum seine Erhaltung und seine Blüthe verdankt. Die lateinische Sprache wäre ganz in Vergessenheit gefallen, wenn das Christenthum dieselbe nicht glücklicherweise zur Kirchcusprache erhoben; allerdings erlitt dieselbe manche Entstellung und Verstümmelung, allein wenigstens der Keim wurde gerettet, und dieser Keim ist's, durch welchen das seitherige Wiederanfblühen möglich wurde. Ebenso verhält cs sich mit der griechischen Sprache, deren sich die Priester des griechischen Ritus bedienen. Schon das Verstäudniß der evangelischen Schriften machte die Kenntniß der alten Sprache» uothweudig, und bedingte das philologische Studium; auch verdanken wir einem Mönche das erste griechische Dictionair und dem Kamaldnlenser Ambrosius die erste Uebertra-gung griechischer Werke. — Die Redekunst des Alterthums wurde durch das christliche Predigtamt fortgesetzt und vermehrt, der profanen Beredsamkeit schloß sich die kirchliche an, an der Stelle der Volkstribuue erhob sich der Kanzelredner. — Auch die Dichtkunst schuldet ihre Erhaltung dem Christenthum, welches das Lob Gottes in Liedern und Versen sang; selbst im Mittelalter erhielt sich die religiöse Poesie, und wenn auch die Reinheit des Ausdrucks fehlt, so wird sie durch das Feuer hoher Begeisterung ersetzt, an deren Funken sich die Neuzeit erwärmen kann. — Die Geschichtschreibung würde eine Lücke von mchrern Jahrhunderten zu bedauern haben, wenn christliche Priester uns nicht in ihren Chroniken die Ereignisse ihrer Tage, wenn auch hie nnd da mit grobem Pinsel, aufgetragen hätten. Wo anders haben die Mabillons, Vallnz, Mnratori und andere Forscher ihre Nachrichten über die verflossenen Jahrhunderte gesammelt, als in den Archiven der christlichen Kirchen, Klöster und Stiftungen? — Nicht weniger haben die Naturwissenschaften dem Christcnthum zu verdanken. Christliche Priester waren cs, welche uns zuerst genaue Beschreibungen der Productc und Merkwürdigkeiten fremder Länder lieferten ; während dein sie den barbarischen Völkern die Kenntuiß des Evangeliums brachten, verschafften sie uns die Kenntuiß der Metalle, Pflanzen und Thiere jener Weltgegenden. Der Genius des Christenthums hat, wie Chateaubriand sagt, die Natur selbst durchdrungen. Die heil. Schriften machen uns mit der Schöpfung des Universums bekannt, und das Evangelium lehrt uns den rechten Gebrauch der Naturkräfte. — Und was verdankt die Philosophie dem Christcnthum? Welcher Unterschied in der Philosophie vor und nach Christus? Welche Ungewißheit der Weltweisen über die Seele und den Körper und das gegenseitige Verhältniß derselben; über das Sein und Nichtsein; über die Denk- und Willenskraft des Menschen? Und waS verdankt erst die Religionswissenschaft dem Christcnthum? Dieser erste und höchste Zweig der Wissenschaft war dem Heidenthnin ganz unbekannt; nicht einmal über die Unsterblichkeit nnd die Gottheit hatte der Heide einen klaren Begriff, und eben darum war sein ganzes Wissen, Denken und Wollen — in Finsterniß gehüllt. 3116 aber Christus kam, da wurde Licht im Geiste des Menschen, und dieses Licht leuchtet fort in allen Zweigen des menschlichen Wissens, und wird fort leuchten, so lange die Menschen Christus in ihr Herz aufnehmen; wann und wo immer aber der christliche Glaube bricht, da verschwindet auch wieder das wissenschaftliche Licht. Statt alles Beweises verweise ich hiefür auf die Völker, welche das Christcnthum verlasse» und den Muhamedanismus angenommen haben. Der Orient war ehemals das Vaterland der Wissenschaften, und wo findet man heutzutage eine größere Unwissenheit als eben daselbst? Und doch ist das Clima das nämliche, und die Menschen, welche jetzt geboren werden, haben die nämliche Natur, wie ihre Vorältern. Allein diese Völker haben das Christenthum, und deßwegen hat auch das Licht der Wissenschaften sic verlassen. Das nämliche Resultat finden wir bei den Völkern Afrikas, welche von der christlichen Religion wieder zum Hcidenthum abgefallen sind. Und selbst in Europa uud in unserem Jchrhundert, wo in gewissen Kreisen ein modernes Heidenthum sich Bahn zn brechen sucht, müssen wir nicht die nämliche Wahr-nehmnng machen? Dem Verfall des Christenthums folgt überall und immer der Verfall der Wissenschaft auf dem Fuße nach. (Aus vr. Th. Scherer's »Reformbewegung.«) Kirchliche Nachrichten. Breslau. Schon der erste Vorort des katholischen Vereines Deutschlands zu Mainz brachte am 3. März d. I. ein kurzes Billigungsschreiben unserer Vereinssache von unserm heil. Vater Pius IX. Herr Dr. Buß, welcher als Präsident der ersten Generalversammlung die Zuschrift au de» heil. Vater mit der Schilderung unserer Zwecke und der Bitte um den apostolischen Segen verfaßt, hat nun eine ausführlichere Antwort von Sr. Heiligkeit empfangen und dem Vorort abschriftlich übersendet, welche wir in Uebersetzung zu veröffentlichen uns beeilen. Geliebter Sohn, Gruß und apoflcl. Segen! Was Wir in unserm Briese an den Kapitularvikar der Kirche zu Mainz unterm 10. des vorigen Monats Februar schon kund gegeben, dasselbe, geliebter Sohn, bekräftigen Wir wiederholt und gern in diesem Schreiben: daß Uns nämlich der von Dir und ändern trefflichen Männern Deutschlands gefaßte Plan zur starkmü-thigen und eifrigen Verteidigung der Sache Gottes und der Kirche zumal bei der so großen Umwälzung der Dinge und Zeiten zum Wohlgefallen gereiche. Denn die schwerste Betrübniß zehrt an Unserm Leben Tag und Nacht, wenn die der katholischen Sache drohenden Gefahren Unserm Geiste vorschweben, brsonders im Hinblick auf jene zügellose Frechheit, welche ungestraft so weit hin herrscht, und vermöge welcher die Kinder des Verderbens durch ihre giftigen Schriften unheilfchwangere Lehren zu verbreiten und den schändlichsten Jrrthümern Eingang zu verschaffe» bemüht sind, um die Gläubigen vom katholischen Glauben und der Befolgung der göttlichen und kirchlichen Gebote abzuführen, und sic dem der gesetzlichen Gewalt schuldigen Gehorsam zu entfremden. Als Wir daher den Brief vom 6. Oktober v. I. empfingen, und Kenntniß nahmen von den Gesinnungen der Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands, welchen nach Deiner Versicherung nichts Anderes am Herzen liegt, als unter der Obhut des heil. Stuhles die Sache der heiligen Religion und ihre Rechte mir Frei-muth zu schützen und zu verfechten, so konnten Wir nicht umhin, aus Eurem Eifer und Eurer Sorgfalt Trost zu schöpfen, und Euer Aller Bemühungen zu diesem herrlichen Zweck lobend anzuerkennen. Doch »löget Ihr in dieser äußerst gefahrvollen Zeit vor Allem dafür Sorge tragen, daß Ihr die Richtschnur, welche Ihr selbst «n Eurem Schreiben in so trefflichen Worten bezeichnet, um jede» Preis festhaltet, nämlich daß ihr jeglichen Verdacht politischen Treibens mit Abscheu abweisend durch Eure Bestrebungen an den Tag leget, wie Eure Frömmigkeit und Eure Sorgfalt beschaffe», und von welchem Eifer ihr erglüht zur Erlangung und zum Schutze der Freiheit der Kirche, der einzig wahren Braut des unbefleckten Lammes Jesu Christi welche er mit seinem eigenen Blute sich erkauft hat. Während Ihr ferner darauf binarbeitet, daß Gott gegeben werde, was Gottes ist, faßt ihr auch, wie sich's ohnehin für katholische Männer ziemt, den ändern Satz des göttlichen Gebotes in's Auge, und zeigt Euch beständig bereit dem Kaiser zn gebe», was des Kaisers ist. Wir Hegen die festeste Hoffnung, es werde Euch mit der Gnade Gottes, von welchem aller Schutz und Schirm zu erwarten, glücklich nach Wunsch gelingen das zu erreichen, was Ihr zu seines heiligen Namens größerer Ehre und znm Gedeihen unserer heiligsten Religion nach Eurem so edlen Uns abgelegten Bekenntnisse sucht. — Was nun zum Zweiten Dein Schreiben vom 1. Februar betrifft, so fühlen Wir Uns, geliebter Sohit, zn der Antwort gedrungen: Du mögest fortfahren den allmächtigen Gott auf alle Weise zn bitten und zu beschwören , damit die Tage Unserer bittersten Bedrängiiiß abgekürzt werden. Gott selbst wollen Wir mit beständigen Seufzern und häufigen Gebeten aitgehen, er wolle nicht die ihm und feiner heil. Kirche zngefügten Unbilden (Beleidigungen) einst durch allgemeines Ungemach sühnen, und wollen in Anbetung der unerforschlichen Rathschlüsse dessen, der dieses zuläßt, erwarten,' daß er sein Angesicht wende auf sein verwüstetes Heiligthum. Unterdessen crrhcilcn Wir zum Zengniß Unseres Wohlwollens gegen Dich und jene katholischen Vereine und zum Un-terpsande des himmlischen Schutzes Dir, geliebter Sohn, und jenen in innigster Theilnahme Unsers väterlichen Herzens den apostolischen Segen. Gegeben zu Gaeta am 27. März 1849. Im dritte» Jahre Unsers Oberhirtenamtes. Pins 1'. P. IX. Innsbruck, 23. Juni. Viele Haben bereits durch das tirolische Volksblatt die Nachricht von der Umgestaltung unseres katholischen konstitutionellen Vereines ,n einen rein -.katholischen Verein« mit Auflassung der Vereinswirkfainkeit auf dem politischen Gebiete, sowie die beifällige hohe Präsidialgenehmigung des Vereins vom 27. v. M. erfahren; unfern Freunden aber außerhalb des Vaterlandes ist diese Kunve wenigstens in Betreff der Genehmigung des Vereins von Seite der Landesregierung noch neu, und wir können ihnen diese Nachricht um so minder vorenthalten, als, wie wir in der Beilage zu Nr. 46 bemerkten, unser hohes Landespräsidium in dieser Beziehung aus Mißverstäuduiß und ohne Grund in öffentlichen Blättern schief beurtheilt worden. Der betreffende Erlaß unsers Landeschef Grasen Bissingen bemerkt ausdrücklich: »Ich nehme keinen Anstand den katho lachen bereut für Tirol und Vorarlberg nad> §. 1 des Gesetzes vom 17. März 1849 als nichtpolitischen Bereul anzusehcn, und wünsche der löblichen Absicht des-selben bestes Gedeihen.« Personal - Nachricht ans der Laibach er Diöcese. Die Lokalie Glogoviz in Dekanate Stein ist dem Vorstadtpsarrkooperator zu Tirnau in Laibach, Herrn Joseph Lomberger verliehen worden. Gedruckt bei Josef Blasnik in Laibach.