/lai 3 fi)boT)dil^ des JDiale^es f)olstpaci. Don Prof. Dr. K. Ozuald. Separatabdruck aus dem 44. Jahresbericht des k. k. Staatsgymnasiums in Gorz. »Goriška Tiskarna« A. Gabršček. Z%ttUo Zur Phonetik des Dialektes uon Polstrau. Don Prof. Dr. K. Ozuald. A. Einleitendes. Die vorliegende Abhandlung befaBt sich mit der Darstellung der charakteristischen Eigentiimlichkeiten des Dialektes von Polstrau nach der p h one ti s ch en *) Seite hin unter stetiger Riicksichtnahme auf die Betonungsverhaltnisse. Polstrau (sloven. Središče) ist ein knapp an der Grenze dreier Bander (Steiermark, Dngarn, Kroatien) gelegener, slovenischer Markt der ostlichen Steiermark und grenzt mithin die zu behandelnde Mundart im Osten an die Dialekte der Murinsel, im Siiden an den Kaj-dialekt des Warasdiner Comitates, westlich an die Mund- arten der ostlichen Steiermark und nordlich an die Luttenberger Dialekte. Da es zwischen Dialekten keine festen Grenzen, sondern n ur ein allmahliches Uberflieben und Ineinandergreifen gibt, so mubten mehrfach auch die Eigentiimlichkeiten anderer slove¬ nischer Dialekte zur Sprache gebracht werden. Bei der Sammlung des einschlagigen Materials wurden auch die Fremdworter *) Wenn mir der liebe Gott das Leben und die lobi. Gymnasialdirektion den notigen Raum schenken, will ich in einem der naehsten Jahresberichte auch die morphologische Seite dieses Dialektes zum Vorvvurfe einer Abhandlung machen. 2 beriicksichtigt, da sie heutzutage ebensogut ein Eigentum des Volkes sind, wie der autochthone Wortschatz. Weil ein genauerer dialektologischer AbriB nur dann moglich ist, wenn auch die Betonungsverhaltnisse eine entspre- chende Beriicksichtigung finden, so suohte ich (wie schon oben angedeutet wurde) mit der Betrachtung der Phonetik auch eine kleine Accentstudie des Polstrauer Dialektes zu verbinden, respektive den Accent stets so genau als moglich zu fixieren. Uber die Prage, welche Betonungsart dem Siovenischen zu- kommt, ob die musikalische oder die exspiratorische, sind unsere Accentologen noch nicht einig. Fast alle Forscher von Svetec bis Škrabec plaidieren fiir den musikalischen Accent. Es mag ja dies fiir einzelne slovenische Dialekte zutreffen, doch bezuglich des Polstrauer Idioms, welches meine Mutter- sprache ist, hatte ich hinreichend Gelegenheit, mich auf das be- stimmteste zu tiberzeugen, daB es nur exspiratorisch be- tont, d. h. starker betonte Vokale mit verstiirkter Stimminten- sitiit, nicht aber mit Stimmerhohung artikuliert, welch letzteres das Wesen des musikalischen Accentes ist. Wenn die Worter im sogenannten ,vocabulary style‘ ge- sprochen werden (und dies verlangen die Phonetiker), so hort man nur die beiden Hauptarten der exspiratorischen Betonungs- weise, den stark en und den schwachen Accent. In vorlie- gender Abhandlung wird fiir starkbetonte Silben das Zeichen (Acut) und fiir schwach betonte ' (Gravis) angewendet. Wie aber im Siovenischen iiberhaupt, so sind auch im Polstrauer Dialekt nur die betonten Silben der Quantitat nach lang. Damit die dialektlichen Eigentiimlichkeiten nicht mit dem in der Sprache aligemein Ublichen durcheinander gebracht werden, ist die Erweiterung des gang und giibe Alphabetes mit einzelnen Laut- und diakritischen Zeichen ein dringendes Bediirfnis. Um den akustischen Wert der einzelnen Laute des Polstrauer Dialektes moglichst genau wiedergeben zu konnen, bediente ich mich in der Abhandlung auBer des gewohnlichen Alphabetes folgender Lautzeichen: & ist ein nur in stark betonten Silben vorkommender a-Laut, dessen Aussprache von der eines offenen o um gar nichts abweicht. 3 e ein sehr offener o-Laut, dessen Aussprache sich stark der eines a nahert (etwa wie in engl. Wortern fat, hat, black). e der gewohnliche offene e-Laut. e » » enge e-Laut. e ein sehr enger e-Laut. e ein enger, zwischen e und i liegender Laut. i » » » i » e » » 6 ein sehr enger o-Laut. q ein zwischen o und u liegender Laut. ij » » u » o » » r ist silbenbildendes r, welches als Accenttrager auftreten kann. Klein gedruckter Buchstabe liber der Zeile, z. B. n , bezeichnet einen sehr schwachen Eindruck des betreffenden Konsonanten auf das Ohr. B. Spezieller Teil. 1. Dokalismus. a § 1. Das altslov. a bleibt zumeist in betonten und un- betonten Silben erhalten: brat, jab^ka, mazati, brati, nasajen, naš. In stark betonten Silben aber wird dieser Vokal zu a, das ist einem Laute, dessen Klangfarbe sich stark der des of- fenen o in den Wortern dober, oreh u. ahnl. nahert und durch die Zungenartikulation des a bei zugleicher Lippenstellung des o hervorgebracht wird : vrak, tat, čast, glat, mast, dar, past, hrast, jas, maš (imaš), daš, mesar, Ippar, kglač, kovač, žabec, vrata, maček, macel mejaš, vapnQ, narod, ravni, paseš, raseš, zraSQ (zrastel), bogataš, krjlgbar, rešetar, ppstava, premagati, pogajati, zdelavati, znašati. Die Beschrankung dieser Lauterscheinung auf stark betonte Silben wird durch den Umstand zur Geniige dargetan, dah jede Accentverschiebung und jeder Accentwechsel den reinen a-Laut mit sich fiihrt: vrak, aber vragof, čast — častjoj, jabcjka — jabgktjj, palca — palcgj, žaba — žabec, maček — mačak, rasem — rasti — rasg (part. praet.), zadavim — zadaviti — za- davjp (part. praet.) Eine Parallele fiir diesen Lautwandel finden wir auf einigen sliddalmat. Inseln (vgl. Oblak, der Dialekt von — 4 Lastovo, Arch. f. slav. Phil. XVI., S. 428) undim Jauntaler Dialekt (vgl. Scheinigg, Obraz rožanskega razrečja na Koroškem, Kres 1881, S. 525). § 2. Unbetontes und schwachbetontes a wird manchmal zu e und zwar: a) in der tautosyllabischen Lautgruppe aj: krij, zadržlj (jedoch kraja, zadržaja), jejce, pljcek (Ferkel), kll n jec, zlj (zdaj), kij, nekej, nljti, edenljst, dvanljst . . . dlvltnljst, dvljsti. Ein be- sonders zahlreiches Contingent solcher Beispiele liefert natur- licherweise der Imperativ der Verba Vi : dčlej, plllj, nlj etc. In stark betonten Silben jedoch behalt die Lautgruppe aj ihr a, respektive verandert es zu a (siehe S. 3, § 1.): pelaj (die Fulir), vršaj (Getreidehaufe), mlaj (Schlamm), nehaj (imperat.) b) in der Praeposition raz und ihren Zusammensetzungen (bis ins vorige Jahrhundert auch in der Schriftsprache allgemein anzutreffen): reznlsti, restrositi, rezlSčiti, rsstrgati, rlzlagati, res- počiti, rszbojnik, rezdrapanec (Mensch mit zerrissenen Kleidern), rlznesg, restrgg (part. praet.) In stark betonten Silben aber bleibt auch hier a erhalten: rastava (liber a siehe S. 3, § 1.), rasgl (razsol = Salzwasser), rasparek (aufgetrennte Naht). Wie wir uns diesen Lautwandel des a zu e zu erklaren haben, vermag ich nicht zu sagen. DaB aber in der Lautgruppe aj der Palatal j diesen LautprozeB wenigstens beeinfluBte, zeigt das erhaltene a solcher Worter, wo j im Auslaute wegfiel: fčlra (včeraj), koma, odzda, ^dzgora, (jdzvuna. Bei der Praeposition raz konnten Anlehnungen an brez und črez (in Polstrau prls, črls) stattgefunden haben, wie dies fiir andere Dialekte auch Škrabec vermutet (Cvetje IX., S. 8). Die W5rter prldedek (praded) und nadloga diirften Analo- giebildungen sein : in prldedek mag eine Anlehnung an pre, in nedloga an ne stecken. Die Silbe re in rlca (raca) konnte unter dem EinfluB der Praep. res (raz) entstanden sein. Mit anderen sloven. Dialekten teilt das Polstrauer Idiom die bekannte Erscheinung, daB ein unbetontes a der Fremd- worter in o umgelautet wird: kc^marat, kglendar, Qtar (altare), gpat, tgbak. Einen Schwund des unbetonten a haben wir im Anlaut fremder Vornamen zu konstatieren: P( 2 ll n jka (Apollonia), Lojs, Lojza, Leks, Tonč, Draš (Andraž). - 5 — e § 3. Das etymologische e, welches iiberhaupt in den sloven. Dialekten (gegeniiber t, i, u) neben o den conservativsten Vokal vorstellt, hat sich ziemlich unverandert erhalten und tritt in fol- genden Reflexen auf: a) als e. Diesen e-Laut finden wir in unbetonten und schwach betonten Silben (es sind zumeist solche Silben, die ursprunglich* unbetont — und durch die speciell slovenische Accentverschiebung die Betonung erhalten haben — oder schwach betont waren): se1q, pišem, lačen, rešeto, nedela, čemeren, četrtek, žep, čep, prošen, sestra, jezik, nesejQ, pečejQ. b) als gewohnliches offenes e, we!ches in solchen Silben auftritt, die ursprunglich * Trager des langen fallenden Accentes sind : veselje, šest, vežem, let (led), steblg, začetek, deseti, perje, sveti, pepel, vesel, nest, prest (sup.) c) als e. Dieses e ist meist ein Reflex jenes e-Lautes, der ursprunglich * mit langem steigendem Accent betont war oder infolge der Accentverschiebung einen solchen bekam: žena, zemla, tema, vapnen, platnen, dren, jetrnj (dat.) Einen Ausfall des e haben \vir in der Zusammensetzung morbiti vor uns. Ich setze den Ausfall dieses e-Lautes auf Rech- nung der Accentlosigkeit desselben, was umsoleichter platz- greifen konnte, als die Zusammensetzung vollig als ein Wort gefiihlt wird (ohne daB der erste Bestandteil einen Nebenaccent hiitte.) § 4. Beziiglich des altsloven. f> zeigt unser Dialekt folgende interessante Reflexe. Wiihrend es sich in unbetonten Silben ausnahmslos zu e reduciert, wird es in stark betonten Silben als č, e, oder e, in s chwach betonten als s artikuliert. a) Unbetonte Silben : človek, spovet, videti, devica, podeliti, odrešenik, drugde, bežim, delim, zapyvet, soset, oreh. b) Stark betonte Silben. Der Reflex ist “) — und dies ist gewohnlich der Fali — ein e: rČssn (wahi’haft), svČt (= Welt), QtprČti, gQspe (dat. loc.), sreda, t&Q, slčp, sekam, celi, * Hier auf die sloven. Scliriftsprache, also auf den unterkrainischen Dialekt bezogen. 6 seng, sveča, odrešiti, greh, mleky, cčf, dete, beseda, rČč, pgtrČba, jČš (jež und 2. sg.), pesek, drČvo, jes (jez), gjČzdg, seri, drČmati, testg, vrČme, brČst, bČli, brČza, snek, klČšče, klet. P) ein e : mesec, gbesiti, mestg, večen, sekati, veren, mera, Qdeti, bejžati, delati, nedra, letg, lepita, deca. t) — doch sehr selten — ein e: kgleng, breme, seme. 8 ) Schwach betonte Silben: srečen, pret (pred), čres. A § 5. Das altslov. a w ird in stark betonten Silben als e, in sch\vach betonten und unbetonten als e reflektiert. a) Stark betonte Silben: mesg, greda, leča, začeti, gledati, prjeti, petek, vezati, vzeti, pet, peta, žeja, sveti, žetva, peden, svetec, naprežem. b) Schwach betonte und unbetonte Silben: sreča, pamet, jščmen, deset, ko n je (acc.), dčte, jezik, prase, žrebe, seme, jedrc;, mesec, zet, mehek. Einen Fali des erhaltenen Rinesmus hiitten wir im menča (Verdacht), falls das Wort vom Stamme mr,n abgeleitet ist. o § 6. Das etymologische o wird in stark betonten Silben als 6, in schwacli betonten als o und in unbetonten als q ausgesprochen. a) Stark betonte Silben: most, bos, kos (Amsel), krosna (Webstuhl), noga, skopec (Geizhals), naopak. b) Schwach betonte: bkng, molim, stolec, bosa (fem.), pole, motika, hodim, postela, glbjem, koplem, opet (wieder). c) Unbetonte: žitg, vršteng, mesQ, premočiti, gcjlop, širc^k, siromak, scjbdta, k'isily, ydati, pršQbrnQti. Einen Ausfall des unbetonten o haben wir in den Formen nemrem (ne morem), vervati vor uns. In den Wortern kak, tak fiir kako, tako (z. B. kak je to lepg, tak močen je), nČk fiir nego wird sich das auslautende o, weil es nicht durch den Accent geschiitzt war, abgeschliffen haben und auf dieselbe Stufe zu stellen sein wie das in (fiir ino) der meisten slov. Dialekte. — 7 — Die Form pre fiir pro in den Zusammensetzungen prerok, prerokovati, prestrti, predrti mochte ich als Analogiebildung auffassen. 4 X § 7. Als Reflex des altslov. Nasals x finden wir in stark betonten Silben 6, in schwach betonten o und in unbe- t o n t e n q. a) Stark betonte Silben: moš (mož), roka, moder, obroč, votek, golop, voze, goska, skop, kot, otrobi, soset, vozek. b) Schwach betonte: vozel, globok, moški, doga (FaBdaube), gosenca. c) Unbetonte: kopina (Brombeere), žeigt, vročina, pavQk (Spinne), VQgle n je (oglje), zdigncjti. In dem aus dem Ungarischen riickentlehnten bolont (der Unverniinftige) scheint der Nasallaut erlialten zu sein (Stamm bl x dt). i, t»i § 8. Das altslov. i und w wird durch einen Laut, namlich durch ein mittleres i reflektiert. Der Vokal i gehort auch in un- serem Dialekt zu denjenigen Lauten, welche sich nur in be¬ tonten Silben unveriindert erhielten, in unbetonten dagegen der Schwachung und Reduction fast gar keinen Widerstand leisten konnten. a) Betontes i: krnica, kcjpina, misel, igla, nositi, pišem, nizek, bridek, kriš. Im Anlaut wird betontes i rein ausgesprochen, ohne daB demselben ein etwaiges j vorgeschlagen wiirde, wie wir dies in mehreren slov. Dialekten finden: igra, iskra, igla, ime, ilovica, iti. b) Unbetontes i. Jedes unbetonte i wird, falls es nicht ganz schwindet, zu i reduciert: melin (mlin), minota, nosim, zvo¬ niti, kakši, taksi, idi, vleči. Ein ganzlicher Schwund des unbetonten i kann sowohl im An- als auch im I ni a ute constatiert werden. «) Im Anlaute. Die hieher gehorigen Beispiele sind zumeist auf die Praeposition i z beschrankt: zbrisati, zlizati, zbrati ze- gnati, sprati, zeškolati. Dann auch mam (imam), meti, no (ino). P) Im Inlaute. Das bedeutendste Gontingent dieser Laut- ersclieinung liefern die Lautgruppen li-, ni-, ri-, wahrscheinlich - 8 — deshalb, weil sich 1, n, r unter allen Konsonanten am besten zum Silbentrager eignen. 1) li-: polca, palca, vilce, kislca, deklca, mislti. In den hieher gehorigen formen kolki, —a, —o (desgleichen die Ableitung kolčksj — ein wenig), tolki, velki haben wir villeicbt nicht ein auf phonetischem Wege geschwundenes i, sondern vielmehr An- lebnungen an Adj. auf —ki, wie gladki, sladki etc. vor uns. 2) ni — : maternca (Kolik), svečnca, mlsnca, grČšnca, mešnca (Apfelsorte), pernca, sgvražnca, kurečnca (Hiihnerlaus), žimnca, pČsnca (StreusandfaB). 3) ri—. Hier stellen besonders reiches Material die Zusam- mensetzungen mit der Praeposition pri: prvezati, prkupiti, prludsn, prsmojen, prskrbim, prpetiti se, prga n jati; krvica, trne 11 j st, štrne n jst, štirdeset, vudrli (udariti). Hingegen docb nameriti, sekirica, se veriti (schmeicheln). u § 9. Das etymologiscbe u bleibt in beton te n Silben er- halten, in un beto n ten aber wird es zu ip a) Betonte Silben: kluč, kupiti, kruh, Milra, vupa n je, kuščar, lukati (spahen), lukja, puntati, Qgulen, mettil. b) Unbetonte Silben: skijšjava, vijšivec, zgijbiti, kijpgvati, jemij, lepgmij, mijčenik. § 10. Zu bemerken ist, daB unser Dialekt weder den Laut ii noch die Erscheinung des Utacismus (mujvati, vbujti) kennt, die wir beide des ofteren unter den Slovenen der ostlichen Steiermark antreffen. Der Abfall des anlautenden u in den Wbrtern bogj, bogec (ein Armer), bbžen, bogali ist moglicherweise auf eine Anlehnung ans Wort bog zuriickzufiibren, die zuerst bei ubog platzgriff und sich von da aus weiter auf die davon ab- geleiteten oder formverwandten Worter ausbreitete, wie dies (fiir andere slov. Dialekte) auch Oblak (Doneski k historični slo¬ venski dialektologiji, Letop. Mat. slov. 1890, S. 210) vermutet. Dem anlautenden u wird gewohnlich ein dentolabiales v vorgeschlagen : vu1iq, viipa n js, vijciti, vujti, viizda, viiš, vijšivec, vusta. — 9 — Halbvokale b, b § 11. Beziiglich des Reflexes der beiden Halbvokale b und i, geliort das Polstrauer Idiom zu jener Dialektengruppe, in welcher die fraglichen Halblaute ohne Rticksicht auf Quantitats- verhaltnisse, in betonten und unbetonten Silben als e re- flektiert werden. Dieses e wandelt ganz und gar die Wege eines etymologischen e, das heiBt, es tritt in stark betonten Silben als e, e oder e, in schwach betonten und unbeton¬ ten als e auf. a) Stark betonte Silben: test, ves (vicus), viher, mešnjk, stebli^, kesen, tečas (in dieser Zeit); genem, vzemem, se n jen (se¬ menj), tema, me n jši; den, meh, cvčt. b) Schwach betonte: pes, megla, dešč (dež), lehky, deska, medel, stegni,), všs (omnis), čeber, besk (bezeg). c) Unbetonte: v4nec, ogen, junec, vogel, želodec, petek, tje- den, sladek, srečen, slepec, konec, hlapec, osel. § 12. Die vom Polstrauer Dialekt strenge durchgefiihrte Regel der Vertretung beider Halbvokale durch e scheint durch- brochen durch folgende Beispiele: laš (laž), lagati, lažem, čast, pasji. Uber das a fur das diesfalls sonst gebrauchliche e im Worte laš und dessen Ableitungen sowie in čast vermag ich keine Auskunft zu geben. Die Form pasji ist meiner Ansicht nach kroatischer Provenienz und kommt als solche nur in den Fluchformeln pasja para, pasja vera vor. Sonst aber findet der Halbvokal darin seinen natiirlichen Reflex e: pesji betek, pesja dlaka. Auch wird nur pes gesprochen. Die auslautenden Halbvokale einiger Praepositionen werden bei Zusammensetzung dieser Praepositionen mit solchen Wortern, die im Anlaute zwei Konsonanten aufweisen, wie im Lautinneren (indem die Praeposition mit dem folgenden Worte als ein Wortganzes und der Refiex des Halblautes gleichsam als der sogenannte Vokal der Kompositionsfuge aufgefaBt wird) dannbehandelt, wenndie WurzeldeszweitenBostandteileszwischen beiden Anfangskonsonanten urspriinglich einen Halbvokal hatte. Z. B. (si») ze fs6m, zebrati, zezvatj, zežgati; (izi») zegnatj, zebrati; (otr,) gdebrati; (raz b) rezegnati; (poda) pijdežgati. — 10 — v § 13. Das silbenbildende r hat sich in betonten und un- betonten Silben erhalten und wird ahnlich dem Što-dialekt und dem Bohmischen scharf tonend ausgesprochen, nicht mit einem vorhergehenden oder nachfolgenden Vokalelement (wie in den meisten sloven. Dialekten der westl. Steiermark und Krains.) a) Stark betonte Silben: smrt, prvi, gbrmpi, trdi, krf, vrba, skrp, grm, trn, Qtprti, srt (srd), krč. b) Schwach betonte: mrtef, vrt, vrh, krst, grt (grd), srce, prst (Finger), Qtprt, grlg, brvncj, prša. c) Unbetonto: četrtek, krvavi, držati, sršen, pytrpežl'ivyst, rdeč, rjavi, črlŽni. Die Form cirkva diirfte kroatisclien Ursprunges sein, da im Serbokroat. fur langes r des ofteren ir, ri (was seinerseits wiederum wahrscheinlich eine jiingere sprachliche Erscheinung bedeutet) auftritt (vgl. Oblak, der Dialekt von Lastovo, Arch. f. slav. Phil. XVI., S. 435). In den heriibergenommenen Fremdwortern bleibt das vo- kalische Element erhalten porhet (Barchent), marha (Mahre). Das damit stammverwandte mrha weist eine Bedeutungsdifferen- zierung auf, indem es das Aas bedeutet. Sonantisches 1 § 14. In betonten Silben entwickelte sich das sonantische 1 ahnlich wie im Kroat. zu u — vielleicht ebenso durch die Mit- telstufe uo, wie dies fur das Serbokroat. Jagic (Arch. f. slav. Phil. IV., S. 392) nachgewiesen hat —, \velches stark oder schwach betont sein kann. a) Stark betonto Silben : vuk, dugi, siince, p tih, tiičem, tust, pypii n jen, žut, piiš (polž). b) Schwach betonte: pun, mučati, suza, bfiha, Qpuzngti, vuna, pgpungma, žuna, žuč. Ob sich in unbetonten Silben das sonant. 1 zu rj vokali- sierte oder ob wir in den Wortern jabijka, mijčim, dijžnost, sij- ziti nicht vielmehr ein q vor uns haben, vermag ich nicht zu entscheiden, da die Laute ij und q ziemlich gleich artikuliert — 11 — werden. Ansonsten ist die Wandlung eines 1-Lautes zu o in un- serem Dialekte nur im Auslaut iiblich. flssimilationserscheinungen. 1. Contraction. § 15. Zwei gleiche Vokale, welche in einem Worte zusam- mentreffen, werden zu einem contrahiert. Es wird oo (aus ao fiir al) zu o: dišg, ležg, ldepg, vmirg, kraluvg; oo (aus eo fiir el) zu o : grizg, nesg, pasg, vleke}; oo (fiir ol) zu o : pgbegng, megno (winken), restrgng, k rep n g; ee (aus eje) zu e: mgčne (comparat.), slabe, drobni, fale (feiler), glgble, čenč; oe (aus oje) zu e: mega, tvega, svega. 2. Hiatus. § 16. Der Hiat bleibt in den Verbalformen des part. praet. beibehalten, wenn der erste von beiden zusammengeratenen Vokalen betont ist: šteg, kleg, pleg, mirig, delig, v^čig, klao, plag. Diesfalls unterscheidet sich das Polstrauer Idiom von den allernachsten Nachbardialekten der ostlichen Steiermark, welclie meistens in diesem Falle durch ein eingeschobenes j den Hiatus beseitigen : štejo (šteja), mirijo (mirija) etc. Im genannten Participium der Verba III 2 und IV (wo der erste der beiden zusammengekommenen Vokale unbetont ist) wird der Hiat durch j aufgehoben : živjg, trpjg, nosjg, hodjg, vozjg, napravjg, plazjg. 3. Ookalischer flnlaut. § 17. Der vokalische Wortanlaut wird von unserem Idiom, ahnlich vielen anderen slav. Dialekten, meist durch den Vor- schub eines Konsonanten (meist v) gemieden: vapng, vogel, vo¬ zek, vože, votek, viipa n je, viista, Vlačiti, viijli, viira, vuhg, hrš (rž), hejdina (ajda), herp (Erbe). 4. Beeinflu^ung der Ookale durch benachbarte Konsonanten. § 18. Statt des Vokals e, welcher im Altslov. mit konse- quenter Strenge fiir o nach den Palatalen gesetzt wird, finden - 12 — wir in der Deklin, und Konjugation durchaus o, eine Erschei- nung, die wohl auf Rechnung der Analogiebildung nach den harten Stammen zu setzen ist: mojg pismo, tvojg delg, božg t&g, možgm, hiidičgm (istr. sg., dat. pl.), kralgf, (gen. pl. und adj. poss.), sprčavaii, gzna n jgvati. 11. Konsonantismus. 1, n, r § 19. Der Dialekt von Polstrau kennt nur das mittlere 1. Das harte urslav. 1 (welches wir noch im Poln. und Russ. er- halten finden) wurde im A n - und Inlaute zum mittleren 1, im Auslaute beim part. praet. zu o, sonst zu mittlerem 1. a) Anlaut: len (lan), laš, lep, Igvim. b) Inlaut: megla, fala (hvala), plot, slama, delg, palec, glava, Vlah, polek, gglop. c) Auslaut: mahng, zebrg, plesg, vozjg; pepel, vol, žival, oral (i-St., das Pflugen). § 20. Das erweichte 1 (lj) wurde ganz vom mittleren ver- drangt: liidi, nedela, kral, kralica, prjatel, zemla, lubaf, postela, kluč, pgnovleng, zavolg, pelam, valati. Aus k j wurde lj : zelje, veselje, olje, silje (Getreide). § 21. Das mouillierte n verwandelt sich im Anlaut zu einem sehr schwach nasilierten j ( n j), im Inlaut wird es bei postvokalischer Stellung zu j mit auberst schwacher Na- salierung des vorausgehenden Vokals, bei postkonsona li¬ ti sch er Stellung zu einfachem j, im Auslaute (das Wort ogen ausgenommen) zu n j. a) Anlaut: n j'iva, n jeggf, "jČni, n jega, n jemij, 11 joj. b) Inlaut: živlČ n je, zveliča n je, pra n je, glgba n je, kamž n je, spozna n je, viipa n je, trplč n je, svi n ja, vsakde n ji, napu n jen, do n jega, pri n jem; gjus, premekjen, gjezdg, črešja, gjštem, ogja, črež je, pred je. c) Auslaut: ko n j, p(: n j, žla n j (eine Fischart), kgpa n j (gen. pl.) § 22. Das urslav. r wird durch ein mittleres r reflektiert: večer, krava. Das mouillierte r verhartet allgemein zum mittleren r: mesara, drvari, pastiri, gfčari, ggspgdargf. - 13 Die Lautgruppe rtj entwickelte sich (parallel mit lr.j) zu rj : pgtsirjen (pod, sir; geronnen), perje, večerja, piirji. p, b, v, m. § 23. Die Labiallaute p, b, v, m sind mit Ausnahme des Beflexes der urslav. Lautgruppen p, b, v, m -j- j stets hart: peta, picek (Hiihnlein), baba, voda, vesel, morem, mula. Fiir altes pj, bj, vj, m j erscheint dur c h gehe n d s pl, bi, vi, ml (iiber 1 fiir lj siehe S. 12, § 20): kapla, ftaplati, zgublen, PQzablif, pypevlem, mravla, žČmla, kramlati. § 24. Fiir p wird f gesprochen im Worte ftič und dessen Derivaten (ftica, ftičji.) Das auslautende b wird als p reflektirt: gglop, bop, jastrep, Jakc^p, žlep, torp (gen. pl.) Statt des in der Schriftsprache iiblichen b fiir f bleibt im Polstrauer Dial. der Laut f der Fremdworter erhalten: farba, firma, finkgšti. Der Konsonant v ist ein dentolabialer Laut, welcher im An-und Inlaut vor tonlosen Konsonanten, im Auslaute stets zu f wird: fsipati, fčakati, fkrasti, ftrgati, ftcjpiti, f kgliing, Qfčar, naftikati (dagegen: vogel, viizen, vrezati, vlgžlti); brf, črf, smledaf (schwachlich), krvaf. Das anlautende v der Konsonantengruppe vs ist ge- schwunden: se, sega, so, sakj, sakši, sakgjački (jeder Art). Nach Oblak (Macedon. Studien § 119, Sitz.-Ber. d. phil.-hist. KI. d. kais. Akad. d. Wiss. Bd., 134) scheint dies auch in anderen slav. Dialekten vorzukommen, hauptsachlich in jenen, welche kein labiolabiales w oder u besitzen. Das auslautende m wird nur sporadisch zu n : seden, osen, jaren, se n jen, viizen. Diesfalls unterscheidet sich das Polstrauer Idiom von seinen nachsten westlichen und nordlichen Nachbarn sowie von den Mundarten der ungar. Slovenen, welche j e d e s auslautende m zu n verwandeln. Die Lautgruppe mn entwickelte sich zu vn, was vir ebenfalls als eine Eigentiimlichkeit der sloven. Dialekte Oststeiermarks und der Prekmurščina antreffen; vnogi, nevnogič (so manches mal), vnoža se mi (ich spiire keine Lust, zu. ..), slavjača (be- ziiglich vj fiir vnj siehe S. 12, § 21, postkons. inlautendes nj). — 14 — č, š, ž, j § 25. Das č der Lautgruppe čr bleibt unverandert erhalten : črČšja, črŽVQ, čreslg, čres. Statt š wird ž gesprochen in hlža. Die Lautgruppe šč bleibt unverandert: klešče, ščava (Ab- waschwasser), kuščar, ščap (Holzstange), strnišče, pQgQr'išče, pu¬ ščati. Das Wort praščiček (prešič) diirfte eine Analogiebildung sein. Jedes ž wird im Auslaute wie š gesprochen: jŠš, moš, Ba- laš, koš (gen. pl.), Ormcjš (Stadtname), grdeš (haBlicher Mensch). Einen Schwund des j liaben wir in eden, ena, enc 2 vor uns. Der Ausfall des j in den Imperativen bi, pqdbn, navi, p!, vrni, cjtkrl wird wohl auf die analogen Formen grizi, nesi und ahnl. zuruckzufiihren sein. Das sogenannte parasitische j ist in unserem Dialekt (wie uberhaupt in der sloven. Oststeiermark) ziemlich haufig anzutreffen. Doch scheint es zunachst in Fremd\vortern festen FuB gefaBt zu haben, in denen es nach allen Vokalen zu finden ist. Einheimische Worter weisen es nur in der Zusam- mensetzung des Suffixes -an mit den Endungen -ka, -ski oder -stvo auf. Eine Gruppierung der Beispiele nach den Vokalen prasentiert sich folgendermaBen. a : bajs, korajža, špajs, pajsati, šrajfati, šrejf, šte n jga (Stange), j£ n jka, štrl' n jga; pije"jka, strs n jka, zlatQvre n jka, HalQŽe n jka, ls- n j ski, cige n jski, kršČ£ n jski, sved(jčl n jstvo, kršČ£ n jstvo. (Uber den Wandel a — e vor j siehe S. 4, § 2). e: štre n ja, te n ja; i: 1 'i n j a, š'i n ja, mal'i n ja. o: vojsk, mojsk, polojsati (abloschen), lojš, f loj s. u: hujskati, mujcsk, kujsek (kužek); tj, d j § 26. Dem urslav. tj (altsloven. št) entspricht in unserer Mundart durchgehends č: sršča, noč, kuča, sveča, čer, pleča, pgmoč, očem (1 sg.), leča, 'išČEm. Sekundares tj, wo sich die beiden Konsonanten erst nach dem Schwund des zwischen ihnen gestandenen Halbvokals (t j) beruhrten, wird nicht zu č: tretji, listje, cvetje, respetje (razpelo). — 15 Der urslav. Lautgruppe dj (altsloven. žd) entsprechen mehrere Reflexe und zwar a) — amhaufigsten — j : preja, žeja, saje, rjavi, fsojen, po¬ gajati ; b) dž in folgenden Beispielen: deždža (gen.), deždžovje, ridži, ridžan (Rotfuchs). Im Auslaut und i n 1 a u t e n d vor tonlosen Konsonanten wird dž als č artikuliert: dešč, ječ (Imperativform), rička; c) dj : pQtrdjen, fkradjen, rodjen. Jedoch ist dieses dj wahr- scheinlich als Neubildung aufzufassen, »hervorgerufen durch das Bestreben, den Stammauslaut und die Wortform unver- andert zu bewahren, was in der Deklin, in allen slav. Sprachen so oft zu finden ist« (Oblak, Arch. f. §lav. Phil. XVI., S. 437), zumal wir parallel damit Formen wie rojen, kraja (Diebstahl) hdren. t, d § 27. t, d sind mittlere Dentallaute. Ein palatal gesprochenes t, d mag \vohl die Aussprache krnica, gletva, ftir tmica (tema) und dleto veranlaBt haben, falls wir in diesen Beispielen nicht vielmehr ein sekundares k, g vor uns haben. Die Lautgruppen tl, dl, die im Slovenischen fruherer Pe¬ rioden sowohl im part. praet. als auch in Wurzelsilben und Suffbcen viel haufiger anzutreffen waren wie heutzutage (siehe Oblak, Arch. f. slav. Phil. XIX., S. 319 ff.), wurden in unserer Mundart zu 1: opala, opalo, fkrala, pičla, cvela, gjela. Die sekundare Lautgruppe dl, die nach dem Ausfalle eines Vokals entstanden ist, bleibt unverandert: hodla, vidla, misla (aus mislla), viidrla. Das d wird vor tonlosen Konson. und im A ušla ute als t ausgesprochen: potpora, slatko, glatko, potplat, kat, pot, za- pov^t, spovet, gospot. k, g, h § 28. K, g, h sind palatal gesprochene Gutturale. Ein k wird vor tonenden Konson. zu g: gda (kdaj), gde, negda, nigdar. Das auslautende g wird stets zu k: brlogi brčk, pobČk, vrak, besk, pluk. — 16 — Ein ausgefallenes h mag die Aussprache fala fiir hvala (iiber v-f vgl. S 13, § 24), fižg fiir v hišo verschuldet haben. Fiir nohet spricht man ndvet. c, s, z § 29. Urslav. Sibilanten c, s, z bleiben bewahrt. Einen Ausfall des z haben wir in ja (jaz). Vor tonlosen Konson. und im Auslaute wird z zu s: respraviti, restrgati, preš, prevQS, prelas, pČnes (gen. pl.). Vor nachfolgendem j erfahrt der Sibilant z die Palatalisation zu ž: prež jega, ž jim. Assimilationserscheinungen. 1. BeeinfluJBung der Konsonanten durch benachbarte Vokale. § 30. Die Gutturale werden in der Dekl. vor der En- dung i im loc. sg., nom. und loc. pl. mase. nicht zu Sibilanten, sondern bleiben unverandert: na travniki, pr logi, na vuhi, drogi, brlogi, grčhi, f potokih, pr svetnikih. 2. Gegenseitige BeeinfluBung benachbarter Konsonanten (combinatorischer Lautwandel). § 3. Tonende Konsonanten werden im Wortauslaute štet s, im Wortinlaute vor tonlosen Konson. tonlos (des naheren dariiber wurde bei einzelnen Konson. gesprochen). Hingegen erhalten to ni os e Konson. vor tonenden eine tonende Aussprache: fsagde n ji, leb gglop, nigdar, negda, g bogi. Vor Palatalen stehende Sibilanten werden zu Palatalen: reščesati, sčistiti, reširiti (razširiti), režaliti. Statt der nunmehr in den meisten slov. Dialekten iiblichen Lautgruppe šk (altsloven. čr,sk) hat unser Idiom durchgehends das alte 5k (wie wir es bei Trubar und Dalmatin konsequent an- gewendet finden) behalten: kmetički, člgvČčkj, grčki, Grački, ko- vački, bezjački, s^dački. Das hč der Schriftsprache wird zu še: šči (hči), nišče. D s ergibt in der Aussprache c: pocek (podsek), ocQt (odsod) lučki (fremd). 8; VR,:aH§ NAR. IN UNIV. KNJIŽNICA j Ljubljana 28985