Beilage zur Kaibacher Zeitung. ^N RR. Sechster Ichrgang. !?5. Mär; t863. Der S'ee. I^nrch das düst'rc Thal ergossen Wallt in Föhrcnnacht der Scc, Wie im Herzen streng verschlossen Ruht ein uucuthciligt' Weh'! Wer so still ihn liegen sähe, Ob es Den gemahnt und grau't, Daß sich hier lein Segel blähe, Fischcrsang nie werde laut? - - ' Daß Verderben Plötzlich gähne, Klivvcustarrend ans dem Grnnd, Daß dcr Stnrm mit wcißrr Mähne Unversehens tob' im Schlnnd? . . . Sich', kein Fahrzeug auf dem blauen Spiegel, m dcr Wellen Haft, — Und Du tonntest spielend trauen, Mädchen, meiner Leidenschaft? Doktor /rigalius. Novelle von Ludwig V o w i t s ch. e^as war in den ersten Tagen des Jahres 1679, als der ehrsame Leinweber Veit Schollenhauer ernster als gewöhnlich in die Weiberstnbe trat. und nachdem er den machtigen, reich mit Gold beschlagenen Stock und den breitkrempigen Hut abgelegt hatte, sich seiner Tochter gegenüber stellte. „Also von fremden Leuten muß ichs erfahren, dasi Du noch immer die Liebelei mit dem dünnen vuclor I'njl0«or,l,mo el, ^ll'i«) dem schwarzbewamsten Rathsschrciber Fkjgalius, nicht aufgegeben. Schämst Dich nicht, den Kirchgang —" „Vin zufällig mit ihm zusammengetroffen, lieber Vater." „Ei, ei, zufälliges Zusammentreffen, ohne alle Verabredung, und dann stundenlange im Schneegestöber, auf Pfaden, wo in der Negel nur die Wölfe ihr Stelldichein geben, promenirt — ganz zufällig —" „Lieber Vater!" ,Nichts weiter, hab' Div'ö schon gesagt, wiederhol' Dir's im vollen Ernste, laß den hochtrabenden und gelehrten Migalius fahren, hab' nichts einzuwenden gegen ihn, will zugeben, daß er die Paragraphen der hochpcinlichen Gerecht» same tüchtig inne habe, doch ich bin Veit Schollcnhauer, der reichste Leinweber und Vürger von Lindenstetten uud — Du meine einzige Tochter — will mich nicht geplagt haben für einen Hungerleider, der nichts weiter sein Eigen nennt, als ein verschnörkeltes Diplom." „(5r wird es noch weit bringen —" «Wenn ich ihm meine Geldkisten, meine Felder und Wälder, meine Häuser und Magazine zur Verfügung stelle, schön, vortrefflich, aber merk' Dir's Minna, daS will ich nicht, das werd' ich nicht und somit, daß Du Dich nicht unterfängst, ferner mit dem Frigalius ein heimliches Getändel zu pflegen, Du wirst das Haus nur in meiner Ve-gleilung verlassen und auch Dir, Mutter Anna, geb' ich zu bedenken, dasi ich in meinem Zorne, verstehst Du mich, falls deö Töchterlcins Nä»ke in Dir eine Förderin oder Hehlerin finden sollten!" So sprach der entrüstete Hausvater, griff nach Hut und Stock und begab slch in die von mehr denn Hundert Arbei« tern belebten Spinn« und Weberhallen. Mlitter und Tochter saßen lange schweigend, mit zu Voden gesenkten Blicken. Endlich hnb Frau Anna an: „Mußt Dich doch dem Vater fügen, gute Minna-. glaub' es wohl, daß Deiu Herz zu zerspringen droht; ist gar ew z feiner Mensch, der Doktor Frigaliuö, so abgemessen, so feierlich, daS güldene Kettlein unter dem schwarzen Radmantel, die schneeweißen Halskrausen, die Hand am Degen, doch der Vater, ich habe ihn kenncn gelernt, wenn der äußert, das oder jenes zu wollen, dann ist's wirklich so gt' meint, von einem Nachgeben keine Nede und ginge die Welt in Trümmer; weine nicht, Minna, armes Mädel, dauerst ! mich, aber es geht nicht an, Du mußt Dich fügen!" „Ihn oder Keinen!" flüsterte Minna. „Nun, nun, die Zeit, Dein Vater war auch nicht meine Wahl; hatte gern den blonden Magister, >— nun, ich mußte nach dem Willen meiner Eltern, hab' in den ersten Tagen viel geweint, doch mälig ist mir mein Los erträglich erschienen, war ja die Ehefrau deö reichen Schopenhauer; endlich hat der Magister auch geheiratet, ist dann gestorben; Dn biN herangewachsen, mein Herz schlug nur als Mutler-hcrz; fasse Dich Minna, auch Du wirst Deinen Frieden wieder finden." „Nimmer!" „Schwärmend Kind! ja, wenn die schönen Traume alle in Erfüllung gingen." 5 „Schöne Träume!" — ! „Leider, in der Wirklichkeit weisen sich die Paradiese ! nicht, doch wer redlich seinen Pflichten folgt, wird auch in ! der Wüste manch ein Frendcnförnlcin finden." ! Minna gelobte, so heiß ihr Herz auch dagegeu pochte, ! auf der Mutter Nath zu achten. ! Der wohledle Rathsschreiber und Dr. Frigalius trach- ! tete jedoch auf alle mögliche Weise, der geliebten Jungfrau ! ansichtig zu werden. ! Endlich ergriff er den Vorwand stadtischer Angelegen- ^ beitcn und sprach im Schollenhauer'schen Hause ein. ! So rasch der alte Leinweber den unwillkommenen Gast z abzufertigen befließen war, konnte er doch ein flüchtiges Begegnen der Liebenden nicht hindern. Diese wenigen Augenblicke waren jedoch genügend, in , Minna's Brust das unter heißer Asche glimmende Feuer der Liebe zu neuem lohen Brande anzufachen. „Sonntags, eine Stunde vor Mitternacht, an der Kirch« hofsmaner!" flüsterte FrigaliuZ. „An der Kirchhofsmauer!" nickte Minna. Und es schwanden die Tage. Entschlummert waren ! Vater und Mutter. Nur Minna wachte, kleidete sich an und schlich, die Thüren leise öffnend und wieder schließend, durch den verschneiten Garten am fcstgefrornen Bache vor» über/ nach dem Orte, wo die gebrochenen Herzen Linden» stettens ruhten. ! Doktor Frigaliuö hatte sich bereits eingefunden. ! Mondhell und eisig kalt war die Nacht. Prokop und > Minna frugen aber nach dem schaifen Nordwind nicht, denn ! die Flamme der Liebe loderte in ihren Pulsen. „Mädchen," rief der Rathsschreiber, „ich beschwöre Dich, nicht einzuwilligen in irgend ein Vündniß, das Dcin i vom Golde verblendeter Vater Dir aufzudringen gesonnen, ^ halte in Treue an mir; begeistert von Gedanken, Dich zu j besitzen, getragen von der Hoffnung, den heiligsten Wunsch ^ erfüllt zu schauen, will ich ringen, schaffen, streben! Eine ! achtunggebietende Stellung muß mir werden, und endlich wird auch der Stolz Deines Vaters sich brechen!" Und Minna konnte keinem Ansinnen des gelehrten Dok- ! torö versagen, sie versicherte Alles ihr an das Herz Gelegte ! mit feierlichen Betheuerungen. " ! Endlich schwuren sich Beide, die Liebe selbst über das ^ Giab hinaus unverbrüchlich zu bewahren. ! Bereits schlug cö Mitternacht, als die Jungfrau auf ^ heimlichen Pfaden wieder in's Schlasgemach zurückgelangte. > Kein Schlummer mochte die brennenden Augen schließen. ^ . Nach einigen Tagen kehrte jedoch in ihr erschüttertes ^ Gemüth Friede nnd ein heiteres Vertrauen in die Zukunft zurück. Doktor Frigalius war minder glücklich. Fieberhafter von Stunde zu Stunde schlug sein Puls. Umgaukelt von seligsten Träumen sanl er auf's Krankenlager und als der Lenz mit Lerchenschlag und Vlütenduft dnrch die Lande zog, rollte der Sarg des armen Nathschrcibers in die Kirchhofsgrube. Minna's Trauer war überschwenglich; mochte der Vater grollen, die Mutter trösten, ihre Wangen färbten sich blei» cher und bleicher, ihre Augen funkelten matter und matter. Als jedoch die Rosen auf dem Hügel deS seligen Frigalius zu welken begannen, röthcte sich wieder das Antlitz der Jungfrau und ans den dunklen Brauen zuckten nrue Blitze. Und dieses Wunder kam auf Rechnung der Zeit. (Schlusi folgt.) Die Frauen in der Sage und Geschichte Krain's. Eine kulturgeschichtliche Stndie von P. v. Nadics- (Fortsetzung.) Marie von Änncrösterreich, Erzherzogin zu Oesterreich, Herzogin von Micrn. (XVI. Jahrh.) Es ist eine schöne Erscheinung, daß iu der HauZge» schichte der Habsburg'schen Dynastie die Erinnerung an vor» zü gliche Frauen, dic ihrer Geburt nach, oder durch die Bande der Ehe dieser erlauchten Kaiserfamilie angehören, sich so oft an den Namen Maria knüpft. Jene holde Marie von Burgund, die „ihrem" Mar zu früh durch den Tod entrissen ward (sie starb 1482), eröffnet 1477 die Reihe, sie, von der Schiller die Jung» frau von Orleans zu Philipp dem Guten ob seines Hauses Zukunft prophetisch sagen laßt: In einer Jungfrau lebt es glänzend fort Und scefttertragcnde Monarchen, Hirten Der Völker werden ihrem Schooß entblühen, Sie werden herrschen anf zwei großen Thronen, Gesetze schreiben der bekannten Welt Und einer neuen, welche Gottes Hand Noch zudeckt hinter Mibcschifften Meeren. (Akt III. Szene IV,) und bei deren mit Triumphzügcn und Festen aller Art go feierten Vermalung in Gent, der spatern Wiege ihres Vnkels des großen Kaisers Karl V. auch ein hochgestellter Landmann, der aus Krain gebürtige Bischof von Wien, Georg Slatkoiua, dessen Grab-Denkmal im Gtephansdome prangt, als Hofkaplan des Erzherzogs Marimilian zugegen war. l Ihr folgt die feste, unerschütterliche Maria von ! Ungarn, Karl V. und Ferdinand 1. Schwester, die nach ! dem Tode ihres unglücklichen, in der Schlacht bei Mohacs im Sumpfe erstickten Gatten Ludwig I. die Statthalterschaft i» den Niederlanden übernahm und dieselbe mit solcher Kraft und Tüchtigkeit leitete, daß die immer. zum Aufstande ge« neigten Flainänder vor ihr mehr Furcht hatten als vor dem Kaiser selbst. Für diese Maria ordnete König Ferdinand (ihr Vrnder) den Laibachcr Vischof, den ob seiner ritterlichen Tugenden ausgezeichnete» und allbekannten Christof Freiherr» von Raub er nach Ungarn ab, um einerseits den vom Vojvoden Johann von Iips ausgeschrieben?!, Landtag zu verhindern, anderseits um den einzelnen Landherrcn die Erinnerung wegen des zur Bestimmung des „Leibgedinges" (für Maria) nach Aresibu r g berufenen Landtages (l 826) zu überreichen, zu welchem Ende er ihm 260 Veglanbignngsschrciben mitgab.*) Dann folgen Maria von I n n c r ö st e r r e i ch, Herzogin in Baicrn; Maria Anna, ebenfalls Herzogin in Baiern, die Gcinalin Erzherzogs, nachmaligen Kaisers Ferdinand ll., zu deren Vcrmalung die StandeKrains eine prachtvolle Denkmünze prägen, und nebst andern wcrthvollen Geschenken dnrch cine „ansehnliche" Gesandtschaft, dcn Vischof Chröil an der Spitze, überreichen ließen; Marie, Erzherzogin von Oesterreich und Infantin von Spanien, über deren 'Ankunft in Laibach (1631) die nächste Abthei" ! Inng handelt; Maria Theresia, die unvergeßliche Lan- ! dcsmnttcr, derer wir bereits gedacht nnd bald ganz aus» führliche Elwä'hlnüig thun werde» ; und zuletzt deren schöne, mit den herrlichsten Anlagen begabte Tochter,' Marie Antoinette, die „O e st e r r c i ch e r i n" , wie sie der wankclmnthige Franzose zuerst mit Begeisterung, dann im Tone der Blasirlheit und zuletzt mit dem Ausdruck des todt« lichstcn Hasses genannt hat, die dazu bestimmt war, im Ver« cine mit ihrem „gutherzigen" Gatten die Schuld seiner Vater durch den Tod zu sühnen, ans welcher Sühnung freilich aber neue untilgbare Schnld für das französische Volk entsprang! Doch wenden wir uns nach diesem Erkurse der in der Aufschrift dieser Abtheilung genannten „Maria von I n-neröst erreich" zu. Von ihrem Biographen, Friedrich von Hurter, „das Vild einer christlichen Fürstin" genannt, war sie bcsondeiS aufgezeichnet dnrch die Festigkeit ihreö Charakter« im Allge« meinen und durch die uuerschütterliche Treue, mit der sie in dcn Zeiten der schwersten Prüfungen an dem in der heil. Taufe gelobten katholischen Glaubensbekenntnisse festhielt. Alö Gemalin Erzherzog Karls, des Negente» von In« ncrösterrcich, d. h. der drei Lander Steiermark, Karnteu und Kram, war sie in daö Gewoge der konfessionellen Parteilandschaft ihrer Zcit mitten hineingestellt, bildete aber in den Tagen der größten Stürme und des größten Drängens der Fluthen einen sichern Port für die 'Anhanger des von ihr vertheidigten Glaubens. War sie in der Devensiue i>nk und sicher, so war sie, als die Verhältnisse cs gestatteten, gegen die Andersgläubigen angrifföweise vorzugehen, sireng und unerbittlich, ja geradezu oft hart. *) Von dieser trefflichen Fürstin hat vor Knrzcm mein Freund, Dr. Sach er, in seinem Buchr: „Ungarns Untergang nnd Maria von Oesterreich (Leipzig, T. O. Wcigel) ein cinßcrst anziehendes Vild entworfen. Von ihr gingen die Maßregeln zur Vertreibung der evangelischen Prediger zumeist aus, sie wirkte in Rcligions» angelegcnheiten auf ihren, in Ingolstadt bei den Jesuiten erzogenen Sohn, als dieser nach dem Tode seines Vaters und »ach der kurzen Vormundschaft, die sie und die Oheime über ihn geführt, die Regierung seiner Lander übernommen hatte; a1i sie wandten sich die Leiter der Gegenreformation, so anS Krain der schon öfters genannte Vischof Thomas Chrön, mit der Vltte, bei Ferdinand darob zu sein, daß das Werk der Ausrottung dcö Protestantismus vorwärts ! schreite. In diesem Sinne schrieb sie, auf der Neise nach Spanien begriffen, von Tricst aus (2. November 1398) an ihren Sohn: „unser Heber her gebe dir glikh zu Laibach, daß du die Prädikanten (cvang. Prediger) auch dort Stöbern kannst" und in demselben Briefe weiter unten: „unser lieber Herr der gebe sein gnad, daS dn mir von Läbach bald etwas guets schreiben khannst. Das Jahr zuvor, 1397 (Februar), war sie mit Ferdinand, als dieser die Huldigung von Kram empfing, in Laibach selbst anwesend und nahm Theil an all den kirchlichen Festen (der Kirchweihe in der Schloßkapcllc des heil. Georg, der Einäscherung am Aschermittwoch (19. Februar) und den weltlichen Vergnügen (der Luftfahrt am Laibach» flnsse, dem vom DeutschordenZ-Komthur, Marquard von i Egk veranstalteten Nennspicle und den von den Ständen und einzelnen Personen zu Ehren der hohen Gäste gegebene» Vankcts), worüber die Aufzeichnungen des Bischofs Chrön die genauen Details enthalten. — Maria starb 1608 in Gra;. Marie, Änfantin von Spanien, Erzherzogin von Oesterreich. (XVII. Jahrhundert.) Gleich am Beginn des IabrcS 1631 —ö. Februar — erlebte die Stadt Laibach nach den vielen, durch Theuerung und Pest getrübten Tagen der vorangegangenen Jahre wieder einmal ein recht freudiges Ercigniß, die Ankunft der In« fanlin von Spanien, Erzherzogin oon Oesterreich und Ge» malin König Ferdinand lll. Marie und des Erzherzogs Leopold. Die hohen Gäste kamen am Abend zu Wasser von Ober-laibach her. Da jedoch wegen der durch starken Regen und häusigen Schnee zu sehr angeschwellten Wassermenge daS Landen im Innern der Stadt gefährlich schien, so harrten die Landcöobrigkcit, die Prälaten und viele vornehme Kava» liere des Landes in der Tirnan, außerhalb des deutsche« Thores, der Ankommenden. Zwei Kompagnien „gerüsteter Pferde", die von der Landschaft aus bezahlt wurden, waren in „stattlicher Mundirung" aufgezogen und „häuften dcn Vortrab an." Die Stadt-Garde, unter ihrem Haupt« mann Ioh. V. Vcrbch, bildete Spalier vom deutschen Thore bis zum Bischofhofe. Die Stadtvcrtretung hatle sich „mit 12 brennenden weißen Lichtern, sammt einem grünen, mit Gold gestickten Baldachin" am deutschen Thore aufgestellt und empfing die in einer offenen Sänfte getragene Fürstin und den Erzherzog, der ihr voraus ritt, mit einer kurzen Bewillkommensrede, -welche der geschworene Schraunenadvokat, Johann Putschar vorbrachte und darin Marie als „Mutter" des österreichischen Gesammtvaterlandes begrüßte. Nachdem diese Rede been« diget war und der Erzherzog sich für dieselbe „gar gnädigst" bedankt hatte, ging der Zug weiter nach der Nikolai-Dom-tirche. Da wurde nun still gehalten und die ausgerückte Garde stand am Play? unter dem Gewehre. Damit cudete der für Laibach so freudenvolle Tag. Eine Beschreibung dieses allerhöchsten Besuches ließ der genannte Schraunenaduokat Putschar noch im selben Jahre, in deutscher Sprache, in Laibach in Druck erscheinen. (Fortsetzung folgt.) Hnrtl's anatomische Präparate für die Londoner Anstellung. Unter den für die Londoner Ausstellung aus Ocste» reich bestimmten Gegenständen des Schul« und Unterrichts» wesens nehmen Hyrtl's Präparate ans der menschlichen und vergleichenden Anatomie unstreitig den ersten Rang ein, und mit voller Sicherheit kann von ihnen behauptet werden, daß ihresgleichen in keinem anatomischen Museum Europa's zu finden ist. In 16 Tableaur zusammengestellt, umfaßt das erste Tableau 10l) Labyrinthe des GchörgangeS, alle Altersstufen, vom fünfmonatlichen Embryo bis zum hochbctagten Greise, die verschiedenen Raren, normale und abnormale Bildungen mit inbegriffen, ferner die inneren Gehör»Organe dcr Eäugethiere, von der italienischen Zirergmaus angefangen, bis zum gigantischen, über 70 F»ß in der Länge messen-den, Wallfisch. Selbst die vorsündfluthlichen Thiere lind durch Präparate vom Höhlenbären und der untergegangenen Hyäne rcpräscntirt. Die österreichische Zeitschrift für praktische Heilkunde erinnert im Hinblick auf diese Zusammenstellung, daß ein ähnliches Tableau, welches zu dem trefflichen Werke Hyrtl'ö: „Das innere Gehör-Organ der Säugcthiele" die Abbildungen lieferte, während der Oktoberlage des Jahres 1848 zu Grunde gegangen ist, und daß die Mühe und Geduld nicht gering anzuschlagen kommt, welche der große anatomische Meister, dem die Wicdcrbcarbeitung eines ihm schon so wohlbekannten Terrains kaum mehr irgend welchen Reiz abgewinnen konnte, auf diese Arbeit verwendete, die uülvftrittcn zn den schwierigsten der anatomischen Technik gehöit. Nicht minder reich und in kunstvoller Ausführung sind die übrigen Thicrformen bedacht. — Mit den Worten: „Ich frage Sie, meine Herren, ob ich zu viel gesagt, wenn ich meinen Freunden nach London schrieb: Ich werde Euch Sachen schicken, die die stolzeste Herzogin von England in ihrem Salon bewundern lassen kann!" entließ Hyrtl eine Versammlung seiner Hörer, denen er die herrlichen Präparate erklärt hatte. Dcnühung des Torfes. Die faserige, blätterige Torfsubstanz wird schon seit einiger Zeit mit Vortheil in der Pappe» und Vapierfabri-kation verwendet. Sie gewinnt dadurch, daß gegenwärtig viele tausend Zentner Pappe jährlich zur Dachpappe» Fabri« kation verbraucht werden, eine außerordentliche Bedeutung in der Technik, da sie ein vollkommenes Surrogat der Had» derpappe gewährt. Zür Dachpappebereitung ist die braune Farbe des Torfes natürlich ohne allen Einfluß. Will man abcr aus dem Faserfiof ein gutes weißes Papier bereiten, so müssen die Torffasern vorher gebleicht werden. Dieß geschieht einfach durch Chlorkalk. Ein Zentner guter Faser« torf liefert 20 bis 23 Pfund Zeug zu feinem Papiere. Dieses Papicrzeug wird nun ganz so behandelt wie Papier» zeug aus Hadern und gibt ein ganz vortreffliches Papier. Auch zu Gegenständen des Lurus und der Vlegauz hat der Torf Anwendung gefunden. Man kann nämlich bei, zweckmäßiger Maschinenbearbeitung, am besten nach dem-Weber'sche» Systeme, Torfstückc in beliebiger Größe von so außerordentlicher Härte, Festigkeit und Schwere erhalten, daß sie beinahe Stücken alter Mahagoni» oder Palissandcr« Holzes gleichen und wie diese mit Säge und Hobel bearbeitet und polirt werden können. Lileratu r. Gemüth und Welt. Lyrische Dichtungen von Friedrich Marr. Gra,; 1862. Lyrische Poesien in gegenwärtiger Zeit sind wie Blumen im März — die Nachtfröste des Realismus bedrohen ihr Leben. Es gehört heut zn Tage sehr viel Originalität, Kraft des Ausdrucks und Herrschaft der Form dazu/ um sich als Poeten zur Gellung zu bringen, und manches Talent, das in einer weniger bewegten Periode nicht unbeachtet geblieben wäre, hat, mißmuthig gemocht, dcr Poesie Valet gesagt. Ob es dem vorliegende« Bande Gedichte gelingen wird, An« erkennung zu finden? Wir zweifeln nicht. Es ist ein recht liebenswürdiges Talent, das unö hier entgegentritt. Viele Gedichte haben uns recht angesprochen, sie sind warm empfunden und zeigen von einem echt poetischen Gemüthe. Der Ideenkrcis ist kein großer, was aber der Dichter daraus bringt, ist meist anmuthig gedacht. Eine strengere Sichtung wäre wohl am Platze gewesen; es haben sich einzelne Verse eingeschlichen, die helle Prosa siud, wie z. B. Seite 31: „Als ich die Maid zum ersten Male schaut', da hat sie mich nicht sonderlich erbaut" ic. Auch in der Form sind einige Schwächen bemerkbar. Wir erwähnen dieß nur, um dem jnngen Dichter (der in Laibach das Gymnasium absolvitte und gewiß noch manchen Freund zahll) einen Wink zu geben, daß er bei späteren Publikationen mit mehr Ernst verfahre. Freunden lyrischer Poesien dürfte das hübsch ausgestaltete Buch recht willkommen sein. Druck und Verlag von Ign. v. KleiMtttlyr i55 F. Vamberg in Laibach. — Verantwortlicher Redacteur I. v. KleimnayV.