TITTTTTYTtTtTtTTttTttttTtTTTTTTTTTTTTTTtTTTtTTTTttTTttTTtTTT tern öer Aeger. Katholische Missions-Zeitschrift. « « herausgegeben von der Gesellschaft der „Söhne des hist. Gerzens 3esu“. « « Erscheint monatlich. — Preis jährlich mit Hostvevsenüung 3 K = 3 Mk. — 4 Frcs. Nr. 5. Mai 1904. VIL Iahrg. Inhalt: Seite 129 135 135 140 Der „Waienüönigin" gewidmet . . Maiengabc......................... Zm Gebiet des Wahr-el-Ghazal . . Die verborgene Albume............. Die erste Glanbenssaat an der Goldbüste 145 Aus dem WWlMstebcn: Meine Erlebnisse in der Wüste. — Verschiedene Reiseeindrücke. — Was der Missionär ißt. — Das Salz bei den Negern..................146 Verschiedenes: Die unbefleckte Empfängnis. Was hat Gott ant siebenten Schöpsnngstage getan? — Der Krieg und die ostasiatischen Missionen. — Kampf mit einem Löwen. Humoristisches. — Zu unsern Bildern. . Kebetscrlsürungen und Empfehlungen . . Seite 155 159 lEtiTTT i lv Abbildungen: Maienkönigin. — Am Ufer des Nil. ' — Der Brunnen der Zitadelle in Kairo. — Das Innere der Moschee des Mohammed Ali. — Ägyptischer Jüngling. — Syrianer und Araber. — Dorf am Nil. — Ein arabisches Mittagsmahl. ZT |t I gr gT gr ZT I I gr gT gr ®r ZT i- ZT ZT ZT ZT ZT ZT ZT ZT M- §T ZT sT |T W mi$$ion$bau$ mit blati'4 bei Brixeii (Cirol). K ^Briefkasten öer Weöaktion. E. E. Innsbruck. Dank für L. Skizze; hat mich ungemein gefreut. — JE D. München. Brief und Karte erhalten, herzl. Dank. Brief folgt. — Jr. 3. E. $. U. Die 28 Sk. erhalten, herzl. Dank. Ein Klischee fertig; teuer, nächstens die andern. N. fehlt. Marod, deshalb Brief später. — P. B. in E. Artikel über Kleidung der Sch. nicht erhalten. — P. !TL in 0. Warte vergebens auf versprochenen Brief und Artikel. — J, tu in Ost. Danke für Brief, Grüße an alle dortselbst. — Jfn Mehrere. Herzl. Dank für Glückwunschschreiben. ff* Zur Beachtung, -w 1. Wir Bitten unsere geehrten Leser dringendst, bei Abonnementserneuerung oder sonstigen Wachrichten, die den „Stern der Weger" betreffen, stets die Schleifennummer anzugeben. 2. Wnsere geehrten Leser und Wohltäter werden höflichst gebeten, ihre Adressen: Name und Wohnort, recht deutlich zu schreiben und bei Geldsendungen stets genau anzugeben, wozu es dienen soff. '3. Wer unser Wissionswerff in vorzüglicher Weise unterstützen will, der suche 12 Abnehmer des „Stern der Weger" zu gewinnen; er erhält sodann das 13. ßrempkar umsonst, für jedes weitere Dutzend wird ebenfalls ein Irei-eremplar gegeben. Korrespondenz öer Grpeöition. Eingegangene Geldsendungen. (Bis zum 25. April 1904.) Jtir stas Missionshaus: (In Kronen.) E. Flick K. 9.36, Leonic Flick 2.34 * W. Hag-fpiel 3.— * Pf. K. Haberzettl in Katharinaberg 2.— * V. Kauczor, Berlin 11.76 * Sölder in Br. 1.— * Gruber in Boz. 17.— * L. Klopfer, Augsb. 1.17 * M. Peter Hohene. 2.— * Dr. D. Pflüger, Wien 7.— * Pf. Schweiger Saals. 7.— * Vom „Kindheit Jesu" Verein d. Prälat Dr. H. Zfchokke 800.— * Dremml, Hipp. 50.— * Matth. Groß 4.— * I. Lettner, Mühland 5.90 * E. Jochum, Professor, für Antoniusbrot 6.— * H. Ilmmann, Professor 6.— * Mayrhofer 10.— * H. Hauser, Nikolsd. 5.— * Math. Gamper, llnterfr. 3.— * Anna Rühl in W. 5.— * Gräfin A. Toggenburg 7.— * P. Gfchweitl, Gleisd. 1.— * A. Hainzer, Lugg. 2.— * L. Hofer, Innsbruck 3.— P. Lettner, Trcns 2.— * I. Ostermann, Sterzing 2.— * K. Müscr in D. 1.— * D. Mathis, Hohenems 1.— * Unbekannt Neust. 1.— * Unbekannt aus X. 1.— * Ungenannt, Lustenau 10.— * Joh. Huber, Firnb. 30.— * M. Senoner, St. Ulrich 13.— * J. Klementi, Terlan, als Antonius-brod 8.— * Pfarramt Lasberg 66,— * Innsbruck, Legat des y Fr. Rhiner 89.68 * Für ein Negerkind „Rosa Angelo" Phr. Ruf. Sailauf 76.— * Kollnig, Nikolsdorf 20.— * W. für ein Negerkind (SC. M.) 24.— * Prof. Jochum, Brixen 10.— * Prof. Ammann, Brixen 5.— * Pfarrer in Mühland b. Brixen 20.— * I. Schatzmann, Altenst. 10.—• * Barmh. Schwestern, Sexten 5.— * P. Hummer, Unternwall 1.— * I. Thalinger, Unternw. 1.— * D. Griftner, O. 40.— * I. Eicher, Pennewang 1.— * A. Striezinger, Pennewang 1.— * I. Oberndorfer, Stafl 1.— * F. Striezinger 1.— * P. Slrminger 1.— * M. Kaltenbrunner 1.— * I. Eder, Rolling 1.— * SC. Weichselbaumer 1.— * I. Auer, Balding 1.— * N. Fuchshuber 1.— * SC. Gartenlechner 1.— I. Obermayer, Groldsheim 1.— * Fr. Söllniger, Kirchdorf 1.— * I. Bachinger, Hocking 2.— * Fr. R. Studener 4.— * K. Mayer 21.—- * I. Fried -wagner, O. 70.— * E. Bürstinger 5.— * Leopold Zehntmayer, Pf. SCltenkirchen 1.— * P. W. Schaub-inaier, Aichkirchen 2.— * P. Großpichler, Koop. Gundskirchen 3.— * I. Pühringer, Grünbach 7,— * 31. Hummer, Riedweil 2.— * I. Straßer, Fallsbach 3.— * M. Obergottsberger, Gaßpoldshofen zum Ankauf eines Heidenkindes auf den Namen Slnton 10.— * Ungen. aus Pennewang zum Ankauf eines Heidenkindes auf den Namen Anton 10.— * Tertiär-schwestern, Gaßpoldshof zum Ankauf eines Heidenkindes auf den Namen Maria Walburga 12.— * giortfeftung des HabsrrvsrzsicHrrifsss. Mr HI. Messen- Kostner 2.— * Barmhzg. Schwestern, Schruns 10.— * N. Schröer, Steele 50.— * Pf. Montag, Haag 35.53 * Meckert Buchhdlg. Oppeln 9.— * Cistevky, Wien 2.— * Koßmann, Rheinld. 4.69 * Pf. in Lasberg 34.— * Josefa Angerle, Pustert. 6.— * aus Mühlau 10.— * Barb. Rabcr, Innsbruck 5.—. Ferner sandten ein: W. Mittermayer-Hosp f Pf. von Rodeneck Breviere etc. Allen unseren Wohltätern sagen wir ein herzliches „Vergelts Gott" und bitten um weitere Unterstützung dieses Missionshauses. §für Knaben, wetche g)r6ms= uttö Wisfionspriester meröeit wollen. In unserem Aaverianmn in Mühland 6. Mriren werden brave und talentierte Knaben aufgenommen und zn Missionspriestern herangebildet. Bedingungen der Aufnahme sind: 1. Selbständige Neigung und sonstige Zeichen des Berufes zum Ordens- und Missionspriesterstande. 2. Gelehriger, lebhafter, offener Charakter, energischer, standhafter, opferfreudiger Wille! sittliche Unverdorbenheit. 3. Gesundes Urteil und gutes Talent, das befähigt, leicht und ohne Anstand die ganzen Gymnasialstudien durchzumachen. 4. Gute Gesundheit und kräftiger Bau, frei von körperlichen Fehlern. 5. Alter von ungefähr 12 Jahren. Für die erste Klasse wird ein Alter nicht unter 10 und nicht über 12 Jahre erfordert. 6. Pensionsbeitrag nach Übereinkommen mit den Eltern oder deren Stellvertretern. Zur Erlangung der Aufnahme find ferner einzusenden: 1. Kurzes, selbstgeschriebenes Gesuch und Erklärung, Ordens- und MissionSpriester werden zu wollen. 2. Taufzeugnis, worin die'eheliche Geburt erwähnt ist. 3. Firmungszeugnis, wenn man schon gesternt ist. 4. Ärztliches Zeugnis über Gesundheit, kräftigen Körperbau und Impfung. 5. Pfarramtliches (verschlossenes) Zeugnis über sittliche Unverdorbenheit, Frömmigkeit und gutes Talent. 6. Schulzeugnis (von solchen, die bereits an andern Anstalten studiert haben, sämtliche Studienzeugnisse). 7. Einwilligung des Vaters oder Vormundes, daß der Knabe Ordens- und Missionspriester werde und Erklärung, ihn wieder zurückzunehmen, wenn er für uns untauglich sein sollte. Weitere Aufschlüsse werden bereitwilligst vom Obern des Missionshauses erteilt. Man wende sich vertrauensvoll an die Adresse: P. Obern des Missionshauses in Mühland bei Brixen, Tirol. Allen Mnrienverehrern mti) Freunden der afrikanischen Missionen raten wir den Ankauf und die Verbreitung des Schriftchens: Das Skapnlier der Sklaven. Erzählung aus dem schwarzen Erdteile. Von Alexander fa!k preis: 1 Exp. 10 h — 10 psg. — 10 cent. 50 „ 4 K - M 3.40 - fr 4.20. 100 „ o .. - „ 510 - 6.30. Zu beziehen von der Zentrale der St. Petrus Claver-Sodalität, Salzburg, Dreifaltigkeits gasse 12 und durch deren Filialen und Ausgabestellen: München, Türkenstraße 15/IL — Breslau, Hirschstraße 33: — Solothurn, Ober-Stalden 69. cSifercmfcfpes. jer in Kürze das Leben unseres jetzigen glorreich regierenden Papstes Pius X. kennen lernen will, dem empfehlen wir bestens das hübsche Broschürchen: «r>$- IJfiUS X. -TMS» erhältlich bei: T. X. Le Roux & Co., Strassburg, Heerstrasse 2. Ladenpreis örofchiert 10 'Af., 100 Exempt. MK. 9.50. Das Büchlein, das sich sehr zur Massenverbreitung eignet, schildert zuerst den ganzen Vorgang seiner Wahl zum Papste, beschreibt dann in anziehender Sprache das ganze Vorleben Pius' durch alle kirchl. Hierarchien bis zur höchsten Stufe. Der gute Kongreganist Marianisches Vereinsbuch für katholische Jünglinge, von Josef Vogtt, verstorbener Pfarrer v. Kervenheim. Preis in Kalikoband Mk. 0.75. A. La riman n'sche Buchhandlung, Dülmen i. W. Dieses 224 Seiten umfassende Büchlein verdient wegen seines gediegenen Inhaltes in den Händen aller Jünglings-Sodalen zu sein als guter Freund und Berater. Der Schwerpunkt des Merkchens liegt im ersten Teile in den Belehrungen, welche in 27 Nummern so ziemlich alles enthalten, was ein katholischer Jüngling beherzigen soll, wie die Überschriften der einzelnen Nummern schon zeigen. Es wird da in gedrängter Darstellung und kerniger, bilderreicher Sprache gehandelt über den Glauben, die Ursachen des Unglaubens und die Mittel, den Glauben zu bewahren, ferner über das Fluchen, die Sonntagsheiligung, den Gehorsam, über den Zorn, die Trunksucht, das Ärgernis, über die Unkeuschheit, die Bekanntschaften, das Tanzen, dann über die Sparsamkeit, den Müßiggang, die Erholungen, über den Wechsel im Dienste, die Standeswahl, die Gefahren des Soldatenstandes. Endlich wird noch empfohlen die Verehrung des heiligen Josef, des heiligen Aloisius und als Marianische Andachten der Rosenkranz, die Maiandacht und das Skapulier. In 4 Nummern wird die Marianische Sodalität besprochen: ihr Zweck, Ursprung und Verfassung, Statuten und Ablässe derselben. Der zweite Teil enthält „verschiedene Gebete". Zunächst Sodalitütsgebete,dann die gewöhnlichen Andachten (Morgen-, Abend-, Meß-, Beicht- und Kommuniongebete). Zuletzt folgen noch kurze Gebete für Weihnachten, Ostern und Pfingsten und für 4 Muttergottesfeste: Unbefleckte Empfängnis, Lichtmeß, Verkündigung und Himmelfahrt. Das ist der Gehalt des Gebetsteils — kurz und gut, wie es Jünglinge lieben. Den Schluß bildet ein Anhang von 60 Liedern. Die Verlagshandlung hat für ein gefälliges Format, gutes Papier und deutlichen Druck gesorgt, und darf somit gehofft und gewünscht werden, daß das Büchlein von recht vielen ©obalen gebraucht werde und daß es reichen Segen in den jugendlichen Herzen stiften, viel Böses verhindern und viel Gutes mit Hilfe der göttlichen Gnade hervorbringen möge, zumal durch die trefflichen Belehrungen in ersten Teile. Pro Ecclesia et Pontifice! tut ßllchk null W! Sammlung von Ablaßgebeten nach der Meinung des heiligen Vaters für jeden Tag der Woche und des Monats. Mit Beicht-, Kommunion- und Meßandacht. — Zum Gebrauche für alle Gläubigen und besonders für die Tertiären des hl. Franziskus. — Zusammengestellt von P. Pirminius Hasenöhrl, 0. F. M. — Mit kirchlicher Genehmigung. — 152 Seiten. Broschiert K. 0.50 = M. 0.50; gebunden K. 0.90 — M. 0.90. — (Verlag Jet Rauch, Innsbruck, Jnnrain 6 — 8.) Dieses Büchlein, wohl eines der besten in seiner Art, möchten wir in den Händen Aller, besonders aber jener sehen, welche sich einen reichen Schatz an Ablässen für sich und die lieben armen Seelen sammeln möchten, umsomehr noch, da dieses Büchlein Gebete für alle Stände und Verhältnisse enthält. 3um Kebrauch in Schuten und zum Setbsiuntemücht von P. riteinrad (Jilois) Bader, Zisterzienser--Ordenspriester in Stains, vorm. Religionslehrer. Jünfto Arrflcrgs. =■■■ Verlag von Fel. Ranch, Innsbruck, Innrem 6—8. Ulit Genehmigung und Empfehlung der hochwürdigsten (Ordinariate Salzburg, Brixen, Trient, Gurk, Seckau, Tarant, 5t. polten, St. Gallen und Thur und Erlaubnis der Drdensobern. Durch Erlaß des hohen k. k. Mini-sterinins für Kultus und Unterricht vom 7. Ulat (9O2 II. (2.5(9, zum Gebrauche beim Religionsunterrichte an Lehrer- und Lehrerinnen -Bildnngsanstalten als zulässig erklärt und neuerdings von derselben Behörde für Mittelschulen approbiert. 296 5. 8°. Wuoschiort K. 1.60 — Wk. 1.60, geimrtöm K. 190 - Mk. 1.90. I« gättlidjr lünbrrfminb. Ein Belehrungs- und Gebetbuch für Kinder von Alois Deisenser, mit kirchlicher Druckgenehmigung. 320 Seiten. Leinwd., Rotschnitt 50 h. , Im Verlage von Dr. Giamara & F i ndl Innsbruck. Das Büchlein ist für Kinder sehr angepaßt, bringt praktische Winke besonders über das Sakrament der Buße und die hl. Kommunion, sowie auch über sonstige Andachtsübungen. Katholische Missions-LeltschtM. Sr. 5. Mai 1904. VII. ZaHrg. XSy-'c) aimkönigln" gewiömel. or mehreren JaHrcn brachte eine der größten katholischen Tageszeitungen Deutschlands einen hochinteressanten Artikel über Marienkultns in der deutschen Literatur, welcher dem Folgenden zugrunde gelegt ist. Der berühmte römische Geschichtschreiber Taeitns, geboren 54 nach Christi Geburt, berichtet, mit weihevoller Anerkennung über das keusche, sittenreine Familienleben der Germanen, unserer Urväter, über die säst ehrsnrchtsvolle Behandlung, welcher sich dort die Frauen erfreuten. Soll es da wundernehmen, daß gerade dieses Volk der allerseligsten Jungfrau Maria, dem Abglanz aller Jungfräulichkeit, in schwärmerischer Verehrung ergeben war, sich kindlich fromm an die reinste aller Frauen, an die arme Magd und Himmelskönigin, an die Schmerzenreichste auf Erden und Allerseligste im Himmel wendete? Blättern wir Andachts- und Erbannngsbücher ans den verschiedenen Jahrhunderten durch und suchen dort die Abschnitte über Marienverehrnng auf, so finden wir, daß dort die Marienlieder immer unsere besondere Aufmerksamkeit verdienen. Sie bildeten sich ursprünglich aus dem Lateinischen heraus und zeichneten sich durch tiefe Innigkeit und Einfachheit aus. Nehmen wir einmal die „Mariengrüße" heraus, welche in der Regel mit den Worten beginnen: „Freue Dich", „Sei gegrüßt" oder „Bitte für uns" und ursprüngliche Übertragungen des «Salve Regina!» und «Ave Maria!» waren. Das älteste Gedicht dieser Art, durchdrungen von der hohen Wonne des Glaubens und der Liebe, ist eine Litanei von sogenannten „Sinnbildern", die überhaupt in fast allen Marienliedern vorkommen und teils der heiligen Schrift und den Kirchenvätern, teils den Mystikern entnommen sind. Sie bezogen sich auf die Jungfräulichkeit, auf die Unbefleckte Empfängnis, auf die Mutterschaft, auf die Abstammung und Schönheit der Gottesmutter, auf deren Güte und Milde, auf deren Hoheit und auf deren Macht. In unserer lauretanischen Litanei begegnen uns die Sinnbilder wieder; wir vergleichen da die seligste Jungsrau mit dem Morgenstern, mit der Pforte des Himmels usw. In den alten Sinnbildern wurde sie genannt: die Muschel, die aus dem Meere aufsteigt und den vom Himmel fallenden Regentropfen aufnimmt, der die Perle zeugt; daun die Rose und Wurzel von Jesse, der Rosenanger, der Liliengarten, die Taube ohne Galle, der verschlossene Brunnen, die Paradiesblume, die Himmelskaiseriu usw. Eine derartige Sinnbilderrcihe ist auch das älteste deutsche Marienlied, das wir kennen. Es stammt aus dem Stifte Melk an der Donau, wo cs um das Jahr 1123 niedergeschrieben wurde. In Wackernagels Lesebuch ist es abgedruckt. Ein mystisches Marienlied führt die Gottesmutter als Schifferin auf; es lautet: Das Schifflein, das gat stille Und bringt uns reiche Last, Das Segel ist die Minne, Der heilige Geist der Mast. Ein anderes Marienlied lautet: Maria zart, Von edler Art. Eine Rose ohne Dornen, Die hat mit Macht Her wieder gebracht, Was uns lang war verloren. Hieher gehören auch die sogenannten Adventlieder, welche in der Literaturperiode der christlichen Poesie sehr beliebt waren. Ein Beispiel davon lautet: Es wollt' ein Jäger jagen, Er jagt vom Himmelsthron. Was begegnet ihm aus der Heiden? Maria, die Jungfrau schon. Er jagt mit einem Engel, Der Engel blies ein Hörnlein: Gegrüßet seist Du, Maria! Die Triumphlieder sind eine Sonderart der Marienlieder, unter welchen Frauenlobs „Marienleich" besonders hervorragt. Heinrich von Meißen mit dem Beinamen Frauenlob (Frouwenlop), bildet den Übergang vom Minnegesang zum Meistergesang. Er erfand den „zarten Ton" mit 21 und den „überzarten" mit 34 Reimen in der Strophe. Sein Lied gilt der reinen, keuschen Minne und dem ehelichen Glücke, wovon er wohl den Beinamen „Frauenlob" erhielt. Die Liebe und Verehrung der Frauen für ihn war derart, daß nach dem Berichte eines alten Chronisten Frauen seine Leiche weinend zu Grabe trugen und seinen Grabstein im Kreuzgange der Domkirche zu Mainz mit reichen Weinspenden begossen. Er starb im Jahre 1318. Nach seiner Behauptung ist das Wort „Frau" edler als „Weib", ein Grund mehr für seinen Namen Frauenlob. In dem oben erwähnten Lied „Marienleich" sieht er die Gebenedeite als Himmelskönigin auf dem Throne, worauf er ihre Schönheit und Unüber-trefflichkeit besingt und sie alles Hortes Überhortes preist und lobpreist die Herrlichkeit, die ihr verliehen. Die schönsten Marienlieder des Mittelalters sind die niederländischen, die uns in einer Handschrift zu Hannover noch erhalten sind. Eine andere Sonderart der Marienlieder sind die Marienklagen, darunter die Übersetzung des stabat mater. So heißt es beispielsweise in einem Bußliede der Geißelbrüder: Maria stund in großen Nöten, Da sie ihr liebes Kind sah töten, Ein Schwert ihr durch die Seele schnitt. Eine der rührendsten Marienklagen enthält ein der hannoverschen Handschrift einverleibtes Marienlied, in welchem der am Kreuze hängende Erlöser von seiner vom tiefsten Schmerze gebeugten Mutter beweint wird. Sie hört die Hammerschläge, sieht sein Blut rinnen; sie vergeht in Jammer und bittet den Evangelisten Johannes und die weinende Magdalena, ihr klagen und den Schmerz tragen zu helfen, bis sie im höchsten Elend ausruft: Ist jemand, der je Kind gewonnen, Der mütterliche Minne kenne. Kommet, kommet allgemeine Jegliche' von euch wettstreitend weine, . Denn es erlischt der Welt Sonne, Brich, mein Herz! Meine Liebe ist tot! Regelmäßig bilden die Marienklagen den lyrischen Monolog der Passionsspiele, erscheinen aber auch in Gesprächsform dramatisiert als eine Art Nachspiel der Passionsspiele. — In vielen Marienliedern wird die Gottesmutter als personifizierte Liebe besungen. Stern der Neger Seite 131 Nr. 5 Ein schönes Lobgedicht auf die hl. Jungfrau hat der höfische Epiker Konrad von Würzburg, nach seiner Vaterstadt so benannt, gesungen! Er war ein sogenannter fahrender Sänger, der sich nach langem Wandern in Basel niederließ und sich dort einen eigenen Herd gründete. Hier starb er 1287 zugleich mit seiner Frau und zwei Töchtern an einer ansteckenden Krankheit. Noch heute ist sein Grab in der Marien-Magdalcnakirche zu sehen. Von seinen Arbeiten sei hier nur das Lobgedicht an die allerseligste Jungstau erwähnt: „Die goldene Schmiede", das mit folgenden Worten beginnt: „Wenn ich in der Tiefe der Schmiede meines Herzens ein Gedicht aus Gold schmelzen und lichten Sinn aus Karfunkeln in Gold fassen könnte, so wollt' ich ein durchsichtig leuchtendes, glänzendes Lob Deiner Würde, hoheHimmelskaiserin, schmieden. Aber wenn auch meine Rede auf zu Berge flöge wie ein edler Aar, über Dein Loll hinaus vermöchten die Schwingen meiner Worte mich nicht zu tragen; eher wird Marmor und Edelstein von einem Halme, der Diamant von Blei durchbohrt, ehe ich zur Höhe des Lobes gelange, welches Dir i gebührt; wenn man ausrechnet das Gestirn und der Sonnen M Staub und alles Laub hat voll-kömmlich gezählet, dann erst wird Dein Preis recht gesungen!" Nun folgen in fließender Sprache und glänzender Darstellung 2000 Verse von Bildern und Gleichnissen aus der Bibel und dem Volksmunde, die alle das Lob der Gottesmutter verkünden. Dieses Gedicht ist überreich an poetischen Schönheiten. Ein ähnliches Gedicht, das den Liebfrauenkultus zum Gegenstände hat, ist das „Guldin Vingerlin des Münchs" (goldenes Fingerringelein von Münch) von Salzburg, in dem die Tugenden Mariens hervorgehoben werden. Die sieben Freuden der Himmelskönigin werden als Rosen besungen. Im 15. Jahrhundert erschien eine Nachahmung der „Goldenen Schmiede" von Konrad durch Hermann von Sachsenheims „Der goldene Tempel", nachdem schon vorher im 14. Jahrhundert eine solche von Heinrich von Müglin bekannt geworden. Eine hervorragende Stelle im Liebstauenkultus nehmen ferner die sogenannten Marienbilder ein, unter denen das Wichtigste, von Wernher von Tegernsee, folgenden Titel führt: „Das Leben der Jungfrau ober Drui liet von der maget", wie er selbst es im Text nennt, gedichtet nach dem axo-kryphischen Marien-Evangelium des hl. Matthäus. Es ist das derselbe Sänger, von dem das reizende Minnelied herrührt: Du bist min, ih bin din, des solt du gewis sin; du bist beslozzen in minem herzen; verloren ist das sluzzelin; du moust immer dar-inne sin. (Du bist mein, ich bin dein, Des sollst du gewiß sein. Du bist eingeschlossen In meinem Herzen; Verloren ist das Schlüsselein; Du mußt immer darinnen sein.) Dieser Wernher von Tegernsee war ein Mönch und ein ebenso begabter Dichter als ein geschickter Miniaturmaler. Er schmückte seine Gedichte mit den sinn- und kunstvollsten Miniaturen. Sein Hauptwerk ist das um 1173 entstandene Leben der Jungstau Maria, das sich durch einfache, strenge und doch herzvolle Sprache auszeichnet. Leider ist von der ursprünglichen Fassung des Gedichtes nur mehr ein kleiner Bruchteil in einem Stückchen von des Dichters Handschrift in der Münchener Bibliothek vorhanden. Wie schon oben berichtet, enthielt dieselbe drei Lieder, in welchen das Leben Mariä besungen wird. Das erste Lied erzählt von den frommen Eltern der heiligsten Jungfrau, denen nach zwanzigjähriger Ehe eine durch einen Engel verkündete Tochter geschenkt wird, von welcher aller Welt Vater ausgehen solle. Als die Himmelsrose, das reine „Magadin", geboren wird, regnet Heil vom Himmel und fließt Milch und Honig aus der Erde. Nach dem dritten Jahre wird sie den im Tempel dienenden Jungfrauen übergeben, wo sie in Tugend und reinem Gemüte aufwächst. Das zweite Lied handelt von der erwachsenen Jungfrau, die wie die Sonne aus ihrem Geschlecht hervorleuchtet. Ihr Antlitz ist so „tugendlich", ihre Augen so königlich, ihre Geberden so rein, daß die Leute sie mit «vorchten» (Scheu) anschauen. Ihre Zeit verbringt sie mit Arbeit und Gebet. Alle Freier weist sie zurück, bis Gott für sie durch wunderbare Zeichen den Josef zum Mann bestimmt, der aber nur ihr Pfleger sein will und sie der Fürsorge von fünf Jungfrauen übergibt, worauf er nach Capharnaum zieht. Darauf empfängt sie die Verkündigung, und mit einem Besuch bei Elisabeth endet das zweite Lied. Im dritten Liede erfahren wir von Josefs Rückkehr, der Reise nach Bethlehem und der Geburt des Herrn. Maria kniet da in einem großen Lichte, dem Glanze der ewigen Sonne und küßt das Kind, das klein zu sehen und groß zu sagen ist. Als Sprachprobe diene der folgende Absatz aus dem zweiten Liede. Wörtlich heißt es hier: So kom geflogen Gabriel, der Gotis engel her, er braht ir daz himmelbrot, das er der kunneginne bot uz siner hand in die ir; anders az si niht vil. swaz man ir gab ee spise, daz ilte din maget wise, armen eilenden in die stat ze senden. So kommt geflogen Gabriel, Der Engel her, Er bracht' ihr das Himmelsbrot, Das er der Königin bot Aus seiner Hand in die ihre; Anderes aß sie nicht mehr viele, Was man ihr gab zum speisen, Das eilte sie, du magst es wissen, den Stinten und Elenden In die Stadt zu senden. Ein anderes „Marienleben", das den Apo-gryphen in schlichter Weise folgt, stammt aus dem 13. Jahrhundert und hat den Bruder Philipp den Karthäuser zum Verfasser. Auch im großen Passional bildet das Marienleben den zweiten Teil und aus dem 13. Jahrhundert stammt noch ein solches von Walter von Rheinau, das später erschien als das Marienleben von Philipp und auch ausgeschmückt ist. Maria Himmelfahrt wurde nach der lateinischen Legende von Konrad von Heimersfurt besungen, nach der die Apostel bei der schmerzensreichen Gnadenmntter sich versammelten mit Ausnahme des Thomas, welcher aber nachher mit dem Mantel der Himmelskönigin erscheint. Auch Christus erscheint dabei und vereinigt die Seele Mariens neuerdings mit ihrem holden Körper. Schließlich kommen noch die Marienlegendcn in Betracht, deren es eine große Menge gibt und die sich zerstreut in mehreren Handschriften vorfinden. Die Marienlegenden des altdeutschen Passional hat der Germanist Franz Pfeifer besonders herausgegeben, wovon hier eine Probe mitgeteilt sei. Eine fromme Frau konnte zu Mariä Lichtmeß nicht in die Kirche gehen und grämte sich darob sehr. Da wurde sie im Traume ins Münster entrückt und Maria trat an der Spitze ihrer Jungfrauen, deren jede eine brennende Kerze in der Hand hatte, herein und wohnten der Messe bei. Auch die Frau bekam eine Kerze und hatte noch ein Stück davon in der Hand, als sie erwacht war. Dieses Stück brachte ihr wegen der ihm innewohnenden wundertätigen Kraft großes Glück. Große Verbreitung fand in Deutschland die berühmte „Marienlegende vom hl. Theophilus", die, griechischen Ursprungs, aus dem 9. Jahrhundert stammt und vom Langobarden Paul Warnefried ins Lateinische übersetzt und von der ersten deutschen Dichterin Groswitha dramatisch bearbeitet wurde. Später wurde sie oft in Versoder Prosaform ober- und niederdeutsch bearbeitet. Der Wortlaut dieser Legende lautet also: Theophilus, Ökonom der Kirche zu Adana im 6. Jahrhundert, wurde seines Dienstes verlustig, worüber er so in Zorn geriet, daß er sich dem Bösen verschrieb. Später bereute er aber dieses wieder und er wandte sich an die Gottesmutter um Hilfe. Nachdem er 40 Jahre lang gebetet und gefastet, fand er eines Morgens die Verschreibung nttf seiner Brust liegen. Maria hatte sie dem „Gottseibeiuns" abgezwungen und so ihren Schützling gerettet. Aber nicht nur in früheren Jahrhunderten, sondern auch in der Gegenwart entstehen ganz bedeutende literarische Erzeugnisse, welche das Lob der Himmelskönigin verkünden und deren Verehrung befördern. Es sei hier nur das Marianum (Legende von den heiligen und gottseligen Dienern Unserer Lieben Frau und deren berühmtesten Gnadenorten) erwähnt. Dieses Werk ist wohl nur wenigen Katholiken in Deutschland unbekannt. Und so hat wohl jedes Land und jede Sprache, dessen Bewohner sich zum Glauben an Jesus Christus bekennen, mindestens ein bedeutenderes größeres Werk, welches in herzlicher, von inniger Liebe diktierter Sprache der Gottesmutter Lob verkündet und deren Verehrung fördert, anmutige Beispiele von treuen Dienern Unserer Lieben Frau erzählt und von auffallenden Gnadenerweisungen durch die Fürbitte der Himmelskönigin berichtet. Die Anzahl derselben ist Legion. Denn wie sich das Kind in seinen Anliegen zuerst der Mutter naht und sich deren Fürsprache beim Vater versichert, um dann sicherer Gewährung zu erreichen, so wendet sich der katholische Geist mit seinem Anliegen zur Mutter des Gottes-. sohnes, damit sie seine Bitten bei ihrem Sohne durch ihre Fürsprache unterstütze. Besonders in letzter Zeit wird die Marienverehrung der Katholiken von Andersgläubigen vielfach bespöttelt. Doch was kann uns dies anhaben; wir haben eine fast 1900jährige, reiche Erfahrung hinter uns. Wenn wir das Leben der Heiligen aller Zeiten durchgehen, so finden wir, daß die Heiligen stets innige Verehrer der Gottesmutter waren. Wer von uns hat noch nicht den heiligen Zauber empfunden, den ein schlichtes Wallfahrtskirchlein auf den Besucher, ob gläubig oder ungläubig, ausübt, dem sich nur rohe Gemüter entziehen können. Besuchen wir einmal im Geiste so ein Gnadenkirchlein, wie es uns Pfarrer Ott, der Verfasser des Marianums, so anschaulich schildert. Auf einem sanft ansteigenden Berge liegt von drei mächtigen Buchen beschattet ein trautes Kirchlein. Viele Stufen, an beiden Seiten mit Linden bepflanzt, führen zu ihm hinan. Die Kirche ist der lieben Frau geweiht; auf dem Hochaltar prangt ihr Bild. Beleuchtet von der Abendsonne goldenen Strahlen, die durch die spitzen Fenster ihr Licht auf den Altar werfen, schaut Maria so traulich und mild, mit ihrem Kinde auf dem Arme, auf die betenden Pilger herab, daß das Herz gar wundersam zur Andacht gestimmt wird. Rings an den Wänden hängen zahlreiche Votivbilder, die auf Kunst wohl keinen Anspruch machen, aber in der Einfalt ihrer Darstellung desto lauter Zeugnis geben von erbetener Hilfe. — Auch sieht man schwere, hölzerne Kreuze, welche Büßer auf dem Rücken hiehergeschleppt, und Krücken, welche Krüppel und Lahme hiehergebracht, Ketten, die einst die Hände und Füße Gefangener gefesselt; Glieder von Wachs zum Zeichen erhörter Bitten. — Von den Kirchlein mit ihren schmucken Türmchen hat man eine wunderliebliche Aussicht in das Tal, durch welches ein klarer Bach unter dunklen Erlen sich schlängelt, an dessen Ufern ein freundliches Pfarrdorf liegt. Es war Abend; die untergehende Sonne besäumte mit Rosenglut das Laub der Bäume, und im Fcuerglanze strahlten die Fenster der Kirche. Da saßen zwei Männer, nachdem sie am Altare der lieben Frau ihre Andacht verrichtet, neben der Kirche auf einer Steinbank unter dem schattigen Laubdache einer Buche. An dem einen, mit seinem dunklen Gewände, mit silberweißem Haar und freundlichem Antlitz konnte man den Priester unschwer erkennen. Dem anderen mit seiner hohen, markigen Gestalt sah man es an, daß er die Welt gesehen und durchlebt hatte. Ihn hatte der Priester in seiner Kindheit unterrichtet, in die nahe Stadt den Studien zugeführt und mehrere Jahre seine Lebensbahn geleitet. Zum Jüngling herangewachsen, verließ er die Studien und -wandte sich der Malerkunst zu. Er wurde ein Künstler in seinem Berufe, aber je mehr er seine Kunst beherrschte, umsomehr verließ er seinen hl. Glauben. Nur der herzlichen Mahnung seines alten, besorgten Lehrers, wenigstens alle Tage ein «Ave Maria» zu beten, verdankte er es, daß er in religiöser Beziehung nicht ganz Schiffbruch gelitten. Nachdem die beiden Männer ihre Augen an der lieblichen Gegend geweidet, nahm der Priestergreis des Malers Hand in die seine, schaute ihm freundlich lächelnd in das Gesicht und sprach: „Siehe, mein Freund, hier in der Kirche der ließen Mutter Gottes ist mein liebster Ort; da läßt sich so andächtig beten und nach dem Gebet so süß ruhen, daß ich um keinen Preis der Welt diesen Ort mit einem andern in der Welt vertauschen möchte. O Freund! .wie süß ist es, unter dem Schutze der lieben Mutter des Heidenlandes sich zu wissen und mit kindlichem Vertrauen an ihrem erbarmungsvollen Mutterherzen zu ruhen. Tausende haben dies schon mit mir gefühlt, Tausende fühlen es noch mit mir, und immer größer wird der Drang zahlloser Menschenherzen, Trost und Ruhe zu suchen und zu finden bei der Himmelsmutter und bei ihrem süßesten, göttlichen Kinde. Es ist eine unleugbare Tatsache, fuhr der ehrwürdige Priester begeistert fort, daß in unserer Zeit die Verehrung der Gottesmutter zunimmt, trotz der Verunglimpfung derselben durch Menschen, welche zwar das Prädikat Christ für sich in Anspruch nehmen, in religiöser Beziehung aber unter den Pharisäern weiland stehen. Wer vermag die Katholiken zu zählen, welche, ob hoch oder niedrig, ob reich oder arm, in ihren Anliegen die Fürbitte und Hilfe der Gottesmutter erflehen und täglich das schöne Gebet zu ihr emporschicken: „O Maria, ohne Sünde empfangen, bitt' für uns, die wir unsere Zuflucht zu Dir nehmen." Wer vermag die Katholiken zu zählen, welche mit kindlichem Vertrauen die geweihte Medaille der unbefleckten Jungfrau auf ihrem Herzen tragen ? Soldaten, Offiziere, Generäle ziehen, die Medaille auf der Brust, in die Schlacht, und zum Tode verwundet, hauchen sie unter dem Kusse des Bildnisses U. L. Frau die Seele aus. Matrosen vertrauen sich kühn den Wellen an und fürchten unter dem Schutze der Unbefleckten Jungfrau keine Gefahr. Die Missionäre in den Sandwüsten Afrikas, in den Gebirgen Abyssiniens, aus den Inseln des stillen Meeres, auf Chinas fruchtbaren Gefilden, in Amerikas Urwäldern und unter den wilden Horden Asiens erbauen der Lieben Frau ihre schmucklosen Kapellen und stellen auf den armen Altar unter das Kruzifix das Bild der hochgebenedeiten Jungfrau, und — wunderbar sehen sich die Kinder der Wildnis und blinden Diener der Götzen zur hl. Mutter des Glaubens hingezogen; ihre harten Herzen erweichen auf das Wort des Missionärs; sie stürzen zu seinen Füßen, verlangen die hl. Taufe und singen Lob-und Dankeslieder der heiligen Jungfrau, deren Fürbitte sie dem heiligsten Herzen Jesu gewonnen. Besonders jetzt im Maienmonat wetteifert jung und alt, die Altäre der Muttergottes zu schmücken, und in den Städten und Dörfern, in Kirchen und Kapellen, in den Wohnungen der Reichen und in den Hütten der Armen knieen Tausende vor dem mit Blumen bekränzten Bilde der Himmelskönigin und preisen sie im heiligen Wechselgesange. Joh. Schweiger. UaimgaLe. Bringt mir Blumen zum Gewinde ft Für die Maienkönigin! ft Sagt, wo ich die meisten finde, ^ Zeigt, wo sie am schönsten blühn! ft i!r Blumen, sag ich, bringet alle, '{. Blumen von des Berges Höhn, st. Blumen aus dem stillen Tale, i Alle, die ihr je gesehn. (L Lilien im Unschuldskleide, $ Rosen mit dem Purpurglanz ¥ Und des Veilchens blaue Seide ¥ Windet kunstvoll in den Kranz. $ Auch die primmel soll nicht fehlen, Noch des Maienglöckleins Strauß. Nehmt nur alles, wollt nicht wählen, Wie ihr's findet, reißt es aus. Doch, was sag ich 1 Laßt sie stehen, Laßt die Storniern ruhig blühn! Andres hab ich ausersehen, Will auf andre Suche ziehn. Kinderherzen, Kinderseelen, Fromm und rein, voll Lieb und Treue, Diese will ich auserwahlen, Daß ich sie Maria weihe. £), ihr lieben Rinder, eilet, Weiht euch ganz der Königin, Daß ihr einst bei ihr dort weilet Zn dem schönen Himmel drinn! A. w. Im Gebiet des Reisebeschreibung tiom hochw. 2. Das Fest. Wies anderen Tages war es schon in aller Frühe ^ lebendig im Dorfe. Selbst aus den entfernt gelegenen Ortschaften hatten sich Festteilnehmer ein-gefnnden. Sie waren wie zum Kampfe gerüstet. Einige hatten Körper und Gesicht mit Asche grau gefärbt, andere hingegen rot. Um 10 Uhr langte die schwarze Majestät der Ret, umgeben von einer unabsehbaren Menge von Kriegern vor der Hütte des Obern an. Ans Einladung des Bischofs nimmt der Ret neben ihm Platz. Mit Entzücken nimmt er die ihm dargebrachten Geschenke entgegen und erwidert sie mit einem Stier, einem Schafe, Datteln und Butter. Der König drückt in der Folge des Gespräches Vahr-el-Ghazal. P. St. Vockmhuber P. 8.6. (Fortsetzung.) dem Bischof gegenüber seine vollste Zufriedenheit mit der Mission aus und verspricht seinen eigenen Sohn den Patres zum Unterricht anzuvertrauen. Unterdessen führen die Krieger Tänze auf (wie es im Aprilhefte beschrieben worden). Indessen war die Zeit zur Heimkehr herangerückt. Der Ret erhob sich und hielt eine Ansprache. Alle lauschten auf den Boden gekauert mit niedergeschlagenen Augen den Worten ihres Fürsten. Nur die Trompeter standen aufrecht. Nach dem Ret sprachen noch mehrere Häuptlinge. Alle priesen das Verdienst der Missionäre, ihre Wohltätigkeit und Güte. Der Ret sowie sein Hofstaat drückten dem Bischof und den Missionären noch einmal die Hand und entfernte sich, umgeben von seinen treuen Kriegern. 3. Schwierige Fahrt. Am 29. Jänner um 6 Uhr morgens verlassen wir Lul und kommen um 3 Uhr nachmittags am Dorfe Taufikija vorüber. Nach zweistündiger Fahrt erreichen wir die Mündung des Sobat in den Nil. Von der einstigen ägyptischen Militärstation sind nur mehr Ruinen vorhanden. Am 30. abends sind wir am See No. Unser Steuermann (Rais) war nie bis hieher gekommen und so getraute er sich bei Nacht nicht weiter zu reisen. Wir machten daher Halt. Früh morgens wird die Fahrt wieder fortgesetzt. Der See No wird von dem Zusammenfluß des Bahr-el-Ghazal (Gazellenstrom) und dem Bahr-el-Gebel (Bergstrom) gebildet, was auch sein arabischer Name Mogren-el-Buhur (Vereinigung der Strome) besagt. Seine Ausdehnung ist je nach der Jahreszeit verschieden, kann aber im großen und ganzen auf 3 Meilen in der Länge und eine in der Breite angenommen werden. Aus dem Wasserspiegel erheben sich zahlreiche Inseln, dicht mit hohem Gras und Röhricht bewachsen. Die Hauptschwierigkeit bestand nun darin, das Flußbett des Bahr-el-Ghazal aufzufinden. Karten hatten wir wohl, doch verstand sich unser Rais nicht darauf. Zur Sicherheit hatte man ihm in Chartum aufgetragen, sich um einen wegkundigen Mann umzusehen. Welch' gute Wahl er aber getroffen, sahen wir erst jetzt, als sich dieser saubere Führer selbst nicht zurechtzufinden wußte, da er, wie er nun offen eingestand, den Bahr-el-Ghazal vor Jahren und dies noch zur Nachtzeit befahren hatte. Nun war guter Rat teuer. Nach kurzer Fahrt öffnete sich rechts eine breite Wasserstraße. Die Tiefe ergab sich für hinreichend, wir mußten im fraglichen Flußbett sein. Alles atmet erleichtert auf und mit voller Kraft wird darauf losgefahren. Da macht der Fluß eine Wendung und — — hört auf. Anstatt in den Bahr-el-Ghazal waren wir in ein Chor (Sammelbecken, das nur zur Regenzeit voll ist) geraten. Schnell wird umgekehrt und eine andere Richtung eingeschlagen. Auf der Karte finden sich nun zwei Wasserarme verzeichnet, von denen der links das fragliche Flußbett, der rechts aber das Chor-el-Deleb ist. Der Rais erhält nun Befehl, wenn er zu den genannten Wasserarmen kommt, in den linken einzubiegen. Es war schon gegen Sonnenuntergang, als sich rechts auf dem Ufer eine ganz alleinstehende Deleb- oder Fächerpalme (Borassus. flabelliformis) zeigte. Dies schien verdächtig, denn dieser Deleb war gerade von der Karte in'einem Chor vorgemerkt, das von ihm den Namen Chor-el-Deleb hat. So hatten wir uns abermals verirrt. Der Rais, zur Rechenschaft" gezogen, warum flm Ufer des Nil. Nr. 5 Stern der Neger Seite 137 er sich nicht an den linken Arm gehalten habe, gab vor, den Eingang von Schilf versperrt und so wasserarm gesunden zu haben, daß dies unmöglich der Bahr-el-Ghazal sein könne. Es wurde nun gehalten. In einiger Entfernung konnte man bei der eintretenden Dunkelheit nur kaum noch ein Segel bemerken, das von einer Nilbarke herrühren mußte. Schnell wurden Schiffsleute abgesendet, um dort Hilfe und womöglich einen Mann zu erhalten, der die Gegend gut kennt. Unsere Wünsche wurden gerne erfüllt. Es brauchte fast die ganze Nacht, bis wir mit dem Dampfer bei der Barke ankamen. Am nächsten Morgen, 1. Februar, können wir erst einen Blick auf die Landschaft gewinnen. Das Ufer zu beiden Seiten des Stromes ist nieder und von Schilf eingesäumt. An zwei Stellen tritt dasselbe weit in den Fluß vor, ver- einigt sich in der Mitte zu einem förmlichen Damm, sodaß es selbst dem Dampfer große Schwierigkeit und Anstrengung kostet hindurchzukommen. Das Fest Mariä Lichtmeß verfließt ohne besonderen Vorfall. Nachmittags zeigen sich auf dem linken Ufer Bolaeniceps rex, die von den Arabern wegen ihres schuhähnlichen Schnabels Abu Markub (Schuhrater) genannt werden. Von jetzt an ändert sich die Gegend. An Stelle des hohen Grases und Papyrusstauden treten Ambaschsträucher (Herminiera elaphroxilox) die selbst baumhoch werden, sich zu einem Walde vereinigen und den Fluß tagelang begleiten. Am 4. Februar wird der Bahr-el-Ghazal enge und gleicht vielmehr einem Bach, ist aber sehr tief. — Der Wald hört auf und es folgt eine schöne Landschaft. Prächtige Wasserrosen überwuchern den Wasserspiegel, während Vögel von dem verschiedensten Farbenkleide und buntschillernde Schmetterlinge das Auge erfreuen. Schon nähern wir uns dem Ankerplätze, es ist noch nicht 11 Uhr vormittags und wir landen in Meschra-el-Rek, der letzte Ort bis zu dem der Bahr-el-Ghazal schiffbar ist. 4. Nach Wan. Meschra-el-Rek ist ein kleines Dorf, hauptsächlich ans den Hütten der Regierungsbeamten und Soldaten bestehend. Der hier residierende Mamur kam gleich bei unserer Ankunft an Bord des „Redemptor" und gab uns nähere Auskunft und Winke für die bevorstehende Landreise. Am 5. vormittags war alles zur Reise bereit. Etwa zehn Minuten außerhalb des Dorfes dehnt sich ein großer Sumpf aus, der unbedingt durchquert werden mußte. Anfangs versuchte man es, das Gepäck und einige Patres auf einem Kahne hinüberzubringen, was aber nicht gelang. Das Gepäck wurde ausgeladen und von den Schiffs-lenten auf dem Kopfe hinübergetragen. Die Patres mußten den Sumpf durchwaten, was wohl kein leichtes und gefahrloses Spiel war; doch kamen alle glücklich ans Ziel. Gegen Abend langte auch der Bischof mit den Laienbrüdern und übrigen Patres an. Unter einem großen Akazienbaume wird nun gelagert. Jeder richtet sich sein Bett zurecht, auch wird das Zelt zum Meßlesen für morgen früh aufgeschlagen. Nach einem frugalen Abendessen und Verrichtung der gewöhnlichen Gebete begeben sich alle zur Ruhe. Allein ganze Schwärme von Stechmücken fallen über uns her, dringen selbst durch die aufgespannten Schutznctze und quälen und peinigen uns die ganze lange Nacht. Von einem Schlafe natürlich keine Rede. Auch an ein Meßlescn des Morgens war nicht zu denken: im Innern und an den Wänden des Zeltes wimmelte es geradezu von diesen blutgierigen Tierchen. Um 1U8 Uhr vormittags brechen wir auf. 21 Esel, die wir mitgenommen hatten, dienten teils zur Gepäcksbeförderung, teils zum Reiten. Sie wollten einige Zeit nichts vom Tragen wissen und suchten immer wieder sich ihrer Bürde zu entledigen. Bald aber mußten sie sich dennoch fügen und die Reise ging nun schneller von statten. Gegen zehn Uhr passierten wir ein mit schilfartigem Hochgras bewachsenes Chor. Zu unserer Überraschung fand sich hier noch Wasser. Der Soldat, der uns vom Mamur von Meschra-el-Rek zum Geleite und Führer mitgegeben worden war, versicherte uns, daß die unter Wasser stehende Strecke nicht groß sei und man auf diesem Wege überdies noch einen beträchtlichen Vorsprung gewinne. So zogen wir denn vorwärts; allein das Wasser hörte noch immer nicht auf und die kurz gemeinte Pfütze war nur etwas mehr als eine Stunde lang. Auf solche Täuschungen mußte man hierzulande schon gefaßt sein, und so machten wir uns auch nicht viel daraus, obwohl dadurch unser Marsch bedeutend verzögert wurde. Um 1 Uhr nachmittags ziehen wir im Denka-dorfe Tom ein Hier wird gerastet. Wir alle waren schon müde und matt von dem Marsche unter den heißen Sonnenstrahlen. Auch war uns das Wasser bereits ausgegangen oder ganz lauwarm geworden. Die Eingeborenen brachten in großen Kürbisschalen, wenn auch nicht gar sehr appetitliches, so doch etwas frischeres Wasser herbei, an dem wir unseren brennenden Durst löschen konnten. Nachdem wir die größte Hitze abgewartet, wird um 4 Uhr nachmittags die Reise wieder angetreten. Um V2 8 Uhr abends erreichen wir die erste Station Amian. Die Regierung hat nämlich auf der Strecke von Meschra-el-Rek bis Wau sogenannte Stationen, d. h. eigene Hütten errichten lassen, in denen die Reisenden ein erwünschtes Obdach finden. In der Nähe dieser Hütten befindet sich gewöhnlich auch ein Brunnen, d. h. ein in die Erde mehr oder weniger tief gegrabenes Loch, in dem Wasser enthalten ist. Natürlich darf man sich dabei kein frisches, klares Quellwasser vorstellen. In Amian übernachten wir. Obwohl auch hier Stechmücken Herumsummen, so sind sie doch nicht in so großer Zahl und so böswillig wie die von Meschra-el-Rek, infolgedessen wir endlich einmal ruhig schlafen können. Schon graute der junge Tag. Tiefe Stille lag noch über die friedlichen Hütten des Dorfes ausgebreitet, als wir den Ort verließen. — Der Weg führt uns durch eine endlose Ebene mit mannshohem Grase. Um 1I212 Uhr sehen wir die zweite Station, Matal, vor uns. Hier herum wohnen Denkaneger. Der Häuptling des Dorfes, begleitet von seinem Ratgeber, findet sich gleich zu einem Besuche beim Bischof ein und bringt ihm Merissa und Tamarinde zum Geschenke dar. Hier wird Halt gemacht, die Tiere abgeladen und auf die Weide geführt. Ruhe tat allen not und deshalb gedachten wir hier den Nachmittag auszurasten und die Nacht zuzubringen. Am nächsten Tage, 8. Februar, geht es in aller Frühe wieder fort. Das Wetter ist trübe und verzogen; es ist daher weniger heiß und die Reise weniger beschwerlich. Nach etwa 4 Stunden winken uns die Hütten der Station Maidik einladend entgegen. Eine Rast während der glühend-heißen Mittagsstunden wird gewiß gut am Platze sein, nachmittags können wir ja die Reise fortsetzen und in wenigen Stunden die nächste Station erreichen, — so dachten wir. Allein der Mensch denkt und Gott lenkt. Ein unerwartetes Ereignis machte alle unsere Pläne zu nichte. Ein Laienbruder wurde hier von Unwohlsein und Fieber ergriffen, das bald stark überhand nahm. Ursache seiner Erkrankung mag wohl die an und für sich beschwerliche Reise sowie auch das gewöhnlich schlechte Wasser gewesen sein. Mit dem Aufgebote der wenigen zur Verfügung stehenden Arzneimittel konnte endlich dem Übel Einhalt geboten und das Fieber bezwungen werden. Am folgenden Tage war der Kranke wenigstens soweit hergestellt, daß er den Weg bis zur zwei Stunden entfernten Station Manjan durchmachen konnte. Hier war aber das Wasser über alle Maßen schlecht, so daß es erst gesotten werden mußte, um etwas genießbar zu sein. Da konnten wir unmöglich langer verbleiben, wenn wir nicht wollten, daß auch noch andere von uns erkrankten. Gleich am nächsten Morgen mußte unbedingt dieser Ort verlassen werden. Der Kranke aber war so schwach, daß er weder auf einem Esel sitzen und weniger noch hätte gehen können; er mußte also von vier starken Männern in seinem Bette getragen werden, was aber mit der Zeit nicht nur ungemein beschwerlich, sondern auch wegen des hohen Grases und schlechten Weges rein unmöglich wurde. Der Bischof ließ dem Kranken gütigst seinen Muli über, und so ging es eine Weile vorwärts. Wir waren unser vier schon eine gute Strecke voraus, und hofften, in kaum einer Stunde die nächste Station zu erreichen, als wir zurückgerufen wurden. Was war vorgefallen? Es wurde denn Kehrt gemacht. Auf dem Rückwege trafen wir unter einem Baume andere von uns, die uns sagten, daß der Kranke hierherkommen werde und wir ihn da erwarten könnten. So setzten auch wir uns im Schatten des Baumes nieder, nachdem wir die Esel von ihrer Last befreit hatten. Bald aber kam die Kunde, daß der Kranke nimmer weiter könne und wir ihn abholen sollten. Schnell belasteten wir einen starken Esel mit einem Angareb und zogen ab. In einer Entfernung von etwa 20 Minuten fanden wir den Kranken mit dem Bischöfe, zwei Patres und einigen unserer Schiffsleute. Er wurde nun auf das Angareb gebettet und bequem bis zum Bauine befördert, wo wir früher auf der Rückkehr die anderen gefunden hatten. Hier wurde Rast gemacht und alle Sorgfalt auf den Kranken verwendet. Allein auch da konnte man nicht auf die Länge bleiben, denn das Wasser, welches doch auf einer Reise hierzulande die Hauptsache ist, war stinkend und faul und, selbst gekocht, ungenießbar. Wir waren also auf das wenige Wasser angewiesen, das wir noch mit uns hatten. Der Kranke erholte sich bald wieder und um 4 Uhr nachmittags waren wir bereits von neuem auf dem Wege. Der Kranke ruhte wie früher auf einem Angareb, das von einem Esel getragen wurde. In einer Stunde oder etwas mehr hofften wir in der Station Gedein anzukommen, und so reisten wir langsam, um den Kranken nicht zu sehr zu ermüden. Indes ' verstrich eine Stunde, zwei, drei und die Station kam noch immer nicht zum Vorschein. Es wurde finster und wir konnten kaum den Weg mehr unterscheiden. Endlich um 8 Uhr abends kamen wir in Gedein an, wo wir übernachteten und auch den folgenden Tag bis 43/4 Uhr zubrachten; dann brachen wir ans und waren um 53/4 Uhr in einem verlassenen Negerdorfe, wo wir uns für die Nacht zurecht machten. Am folgenden Tage hatten wir einen langen Weg zu machen, denn wir wollten die Station Bir-el-Gurut überspringen, die uns als von Löwen gefährdet bezeichnet wurde. In Gedein war uns ein zweiter Negersoldat als Sicherheitswache für diese von wilden Tieren bewohnte Gegend mitgegeben worden. Seite 140 Stern der Neger Nr. 5 Bei unserer Ankunft sahen wir in einiger Entfernung Giraffen und Antilopen in der weiten Ebene sich gütlich tun. Des Nachts wurden große Feuer angezündet, um die wilden Tiere hintan zu halten. Die Nacht verfloß indes ruhig und ohne Unfall. Um 1 Uhr nachmittags erreichten wir von hier aus die Station Toktob. Der zweite Soldat verläßt uns da, um nach Gedein zurückzukehren. Um 5 Uhr abends sehen wir eine lange Reihe von Trägern sich nähern; hintendrein reitet auf einem Muli ein Europäer. Er grüßt freundlich, schwingt sich aus dem Sattel und kommt gleich zu uns. Es ist ein französischer Reisender, der, vom obern Ubangi kommend, sich nach Meschra-el-Rek begibt. Er erteilt uns auch bezugs des Kranken gute Winke. Da es aber für sehr geraten erschien, den Arzt aus Wau zu holen, so wird ein Pater damit beauftragt, dem der französische Herr in sehr zuvorkommender Weise einen seiner Träger als Führer überläßt. Am andern Morgen reist der Pater um 6 Uhr früh nach Wau ab. Wir machen uns später aus. Der Weg ist lang, die Hitze wird immer größer und wir sind froh, als wir um 1/23 Uhr nachmittags in die schattigen und kühlen Hütten von Ajum eintreten und dort rasten können. Der folgende Tag bringt eine große Änderung der Gegend. Statt durch mannshohes Gras geht es durch grüne Laubwälder und Haine von großartigen Fächerpalmen. In Maijen um 1/212 Uhr angekommen, machen wir bis 1Ub Uhr Rast. Der Weg führt dann abermals durch Waldungen; hie und da treten wir in eine Lichtung. Der Boden ist hier mit Termitenhügeln wie übersät. Unterdessen wird es dunkel, der Wald hört auf und an seine Stelle tritt ein großes Überschwemmungsgebiet ganz mit Gras bewachsen. Da hören wir Hundegebell, es dauert nicht lange und wie durch einen Zauberschlag sehen wir uns inmitten des Dorfes Ehial. Große Feuer werden in der Runde angezündet. Wir sind noch keine Viertelstunde am Platze, als der Pater mit dem Arzte von Wau eintrifft, welcher den Kranken nach sorgfältiger Untersuchung außer Gefahr erklärt. Gott sei Dank! Montag endlich, den 15. Februar, sehen wir am andern Ufer des Djur (sp. Dschur) auf einer kleinen Anhöhe, das Ziel unserer Reise, Wau, Hauptmilitärstation und Sitz des Gouverneurs der Provinz des Bahr-cl-Ghazal. Alle Mühen und Beschwerden sind vergessen, und wir dankten Gott, daß er so väterlich über uns gewacht hatte. Auch der Kranke erholte sich bald wieder und ist bereits wieder wohl. Die verborgene Klume oöev ein LaiencrpofteL in ^qtttiforttts=3>lfrtß.a. Von A. W. (Fortsetzung.) Am Tanganika-Sec. 'i^Ner Tanganika-See bildet ganz eigenartige Ver-^2% hältnisse; zuzeiten entleert er sich in das Becken des Kongo, zu andern Perioden muß er wieder als abflußlos gelten.*) Seit 1878 fließ der Lukaga mit großer Strömung aus dem Tanganika, sodaß dessen Spiegel bedeutend gesunken ist. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß der Tanganika wieder zur Kategorie der abflußlosen Seen zurückkehrt. Der See zieht sich in langgestreckter Form von Süd nach Nord, erweitert sich westlich von Udschidschi bis zu einer Entfernung von 35 englischen Meilen, wo er dann von dem hohen Bergzug von Goma begrenzt wird. Um den See herum erheben sich felsige Anhöhen von 200 Fuß aufwärts, deren Gipfel mit *) Siehe Sievers „Afrika" S. 7], 73 ff. Nr. 5. Stern der Neger Seite 141 dunkelgrünen Bäumen besetzt sind und einen angenehmen Gegensatz zu den grauen und roten Sandsteinklippen bilden. Die fruchtbaren, ebenen Landstriche mit den stillen Buchten, dahinter die niedern, felsigen Höhen und höher gelegenen Abhänge, über welche schöne Wasserguellen in Silberfluten herabstürzen, dann wieder liebliche, smaragdgrüne Inseln, alles mit den verschiedensten Tieren belebt und über alles der Zauber einer Tropengegend, dies alles gibt der Landschaft einen übergroßen Reiz und ist gar leicht imstande, das schwerbedrängte Herz eines Missionärs aufzuheitern, daß er freudig zum Himmel aufblickt mitten unter all den Leiden und einstimmt in das J ewige Gotteslob der Natur. Br. Hieronymus fühlte sich natürlich ganz glücklich in Urundi. Er machte sich mit frischem Eifer an die Arbeit, ein Haus einzurichten und ein Stück Land zu bebauen. Da konnte man allerdings sehen, welch' große Dienste ihm sein Pflug leistete; die ihn 1 früher verlacht hatten, schwiegen jetzt wohlweislich oder rühmten ganz ehrlich seine große Umsicht. Hier bekam er auch sein Augenlicht wieder, wie er schreibt, „durch die Hilfe der lieben Muttergottes, die ich darum gebeten hatte — ich hatte nämlich mein Augenlicht auf der Reise fast ganz verloren." Doch war es den Missionären nicht lange ver- gönnt, in diesem lieben Flecken Urunbi zu bleiben. Ein schreckliches Ereignis vernichtete die Mission. Hören wir, was Br. Hieronymus darüber schreibt: „Es war im Mai 1881. Schon längere Zeit waren die Neger in Ansregung. Da horte ich in der Nacht des 3. Mai das Kriegshorn blasen. Gleich ahnte ich, daß uns große Gefahr drohe. Am Morgen war unsere Niederlassung von allen Seiten umzingelt, zahlreiche Scharen von Negern standen zum Angriff bereit, alle mit Lanzen und Bogen bewaffnet. Wir waren vier Patres, ein belgischer Freiwilliger und ich. Zwei Patres, P. Augier und P. Deniaud, gingen mutig hinaus, um es zu versuchen, die Neger zu friedlicher Stimmung zu Bringen. Aber kaum waren sie hinausgetreten, so empfing sie ein Hagel von Pfeilen; die Neger stürzten, ihre Lanzen schwingend, über die armen Mitbrüder her und ermordeten sie auf die grausamste Weise, ohne daß wir es vermochten ihnen zuhilfe zu kommen, was ja doch unnütz gewesen wäre und uns vielleicht alle getötet hätte. Wir verschlossen nun Hof und Haus und warteten das Weitere ab. Ich bereitete mich zum Tode vor, aber ich vergaß nicht, in meiner Not die Helferin der Bedrängten anzuflehen, die Beschützerin der Missionäre, die allerseligste Gottesmutter, und ich betete vier Rosenkränze mit ausgespannten Armen. Die liebe Mutter Gottes half uns, denn die Neger zerstreuten sich bald ganz unerwartet nach allen Seiten und entfernten sich allmählich von unserem Hause. Warum dies geschah, verstanden wir nicht. Doch die Leichen unserer Mitbrüder lagen noch draußen und wir beschlossen, sie hereinzuholen. Wir mußten jedoch warten, bis die Neger alle fort waren und erst gegen Abend konnten wir sie ins Hans bringen. Sie hatten so einen ganzen Tag draußen gelegen. Die Körper unserer armen Patres waren aufs grausamste verstümmelt. Sie waren beide fast unkenntlich. P. Augier hatten sie die Nase und ein Bein abgeschnitten. In der Nacht begruben wir die Leichen, die wir bloß in arme Strohmatten einhüllen konnten. So starben die Missionäre, getötet von den Negern, denen zuliebe sie ihre Heimat verlassen hatten. Möge ihr Blut diese Erde befruchten, damit im Negerlande der Same der christlichen Religion gedeihe und diese wilden Herzen umzuwandeln vermöge." In der folgenden Nacht schickte man um Hilfe nach Wassanse: mit dieser konnten sie am nächsten Tage glücklich entfliehen. Bei der Einschiffung hatte Br. Hieronymus eine Wunde am Fuße erhalten, die ihm bis ans Lebensende offen blieb. Jetzt wollte man sich in Wassanse niederlassen. Da sie aber zuerst mit dem Häuptlinge große Schwierigkeiten hatten, dann in noch größere mit den arabischen Soldtruppen gerieten, sahen sie sich bald gezwungen, diesen Ort aufzugeben. Es sei noch bemerkt, daß hier die ersten Neger am Tanganikasee getauft wurden, wobei Br. Hieronymus den Paten machte. In Kibanga, ihrer nächsten Niederlassung, das an der Nordwestspitze des Sees gelegen ist, hatte Br. Hieronymus manchen Streich durchzumachen: Zuerst brannte ihm der Schlafsaal über dem Kopfe zusammen. Eines Sonntags hörte er Lärm im Stalle. Br. Hieronymus ging gleich hin, um nachzusehen, war aber nicht wenig erstaunt, einige Schritte entfernt einen mächtigen Tiger ruhig und gesättigt am Boden sitzen zu sehen. Man eilte nun sogleich zu den Waffen und erlegte den Räuber, der gegen 30 Stück Vieh zerrissen hatte. Ein anderesmal zog ihm ein Tiger den Pflug während der Nacht in den Wald und verzehrte dort gemütlich die Ochsenriemen, die daran befestigt waren. Diesen fing Br. Hieronymus mit seiner Falle und einem toten Huhne ein. Als er einst schlief, wand sich um seinen Arm, den er herabhängen ließ, eine dicke Schlange. Br. Hieronymus erwachte und im Augenblicke hatte er die Schlange von sich geschleudert; sowar er gerettet. Das bitterste Ereignis für Hieronymus und die Missionäre war ein furchtbarer Raubkrieg durch die Araber. Unvermutet stürzten sie in die Dörfer hinein, plünderten was sie konnten und führten die armen Geschöpfe gebunden als Sklaven mit sich. Was nur immer konnte, flüchtete sich, 1600 fanden in der Niederlassung Zuflucht, andere flüchteten sich in die mit hohem Grase bedeckte Ebene hinaus. Aber kaum sahen die Grausamen ein bischen Rauch aufsteigen, so eilten sie hin, umkreisten wie blutgierige Raubvögel ihre armen Opfer und fingen sie ein. Es waren dies zwölf Frauen, die sich geflüchtet hatten und sich jetzt jammernd entdeckt sahen; sogleich wurden sie gebunden und zu Sklavinnen gemacht. Mit diesen traurigen Schilderungen schließen die Aufzeichnungen des Br. Hieronymus, die er auf Wunsch seines Obern in den letzten Tagen gemacht hat. Es macht ganz den Eindruck, als ob ihn der Schmerz seines tiefen Mitleides gehindert habe, diese unseligen Übeltaten weiter zu erzählen. Durch alle diese Schwierigkeiten, durch das be-. ständige Mitleiden mit den so armen, warm geliebten Negern war Br. Hieronymus mit seinen Kräften arg herabgekommen. Da aber Kibanga eine besonders anstrengende Station war, sandte man jetzt den Bruder nach Mpala, südlich von Kibanga. Aber auch da wollte er nicht der Ruhe pflegen. Er richtete Felder und Gärten her und legte gute Wege an, wobei er Bäume fällen, Gesträuche ausrotten, Felsen durchbrechen mußte und dies alles mit den einfachsten Werkzeugen. Doch bald mußte er Pflug und Hacke mit Maurerkelle und Gewehr vertauschen. Die grausamen Araber, welche der mutige Kapitän Joubert nicht mehr länger aufhalten konnte, waren auf ihren Sklavenjagden nach Süden vorgedrungen. Da galt es nun, um die armen Neger zu schützen, einen großen Wall um die Station herum zu errichten. Die Rettung gelang mit Gottes Hilfe wirklich, denn die feindlichen Barken gingen in den Fluten des Sees 'zugrunde, während die Christen vor dem Muttergottesbilde den Rosenkranz beteten. Während der ganzen Zeit der Gefahr und Belagerung übernahm Br. Hieronymus die Torwache. Auf einem Stuhle fitzend, in der Hand seine sicherste Waffe, den Rosenkranz, an der Seite ein doppelläufiges Gewehr, im Gürtel einen Revolver und eine gefüllte Patronentasche, so wartete er die Feinde ab. Zum Glücke war die Gefahr vorübergegangen. Heimgang. Als die Kräfte des fast 70jährigen Bruders immer mehr abzunehmen begannen, fühlte er sonderbarerweise plötzlich eine patriotische Begeisterung in sich aufflammen. Derselben folgend, bat er die Obern, man möge ihn wieder nach Karema senden, das östlich vom See im deutschen Gebiete lag, damit da seine Dienste zugleich auch seinem Vaterlande zugute kommen konnten. Die Bitte wurde ihm natürlich bereitwilligst gewährt. Über die Reise wissen wir nichts Näheres. In Karema brachte er noch einige Jahre zurückgezogen zu. Von seinen Arbeiten jedoch konnte er nicht lassen. In der allerletzten Zeit noch baute er auf eigene Anregung eine hübsche Kirche. Er hatte die Umfassungsmauer noch nicht vollendet, als er sich etwas kränklich fühlte. Lächelnd sagte er: „Die Neger werden mich auslachen; sie werden sagen: „Er hat den Kirchhof fq schön eingerichtet, um sich darin prächtig begraben zn lassen." Es war am 27. Juni, da mußte er sich zu Bette legen: es hatte ihn eine gefährliche Lungenentzündung ergriffen, die sich sehr. rasch verschlimmerte. Schon am 3. Juli morgens schloß er zum tiefsten Schmerze der Hinterbliebenen seine müden Augen, ruhig seine Seele dem lieben Gott übergebend. Sobald die Neger das erfuhren, eilten sie scharenweise herbei, um beim Begräbnis den Rosenkranz zu beten; war er ihnen doch ein so väterlicher Freund gewesen, geliebt und geschützt von allen. Nun ruht er beim Kirchlein, das er sich selber erbaut, nach einem langen Leben, reich an Leiden und Opfer, aber noch reicher an unvergänglichen Verdiensten und Glorien. Bevor wir vom Grabe des schlichten Bruders scheiden, wollen wir noch einen kurzen Blick in das Innere dieser gottliebenden Seele werfen, ein wenig hineinsehen in das großmütige Herz dieses Laienapostels. Was wir da sagen, ist zwar nichts neues, es ist ja alles in dem soeben betrachteten Lebensbilde enthalten, nur daß es hier gesammelt und erweitert ist, daß gleichsam die Schale der Räumlichkeit und Zeitlichkeit gebrochen und der reine Kern der inneren Gesinnung zum leichteren Genusse herausgelöst ist. Der Charakterzug unseres liebgewonnenen Bruders Hieronymus, die Eigenschaft, die uns immer und überall bis ins hohe Alter hinauf begegnet, die sich in der herrlichsten Weise in ihnen verkörpert hat, ist seine ganz einzige Arbeitsamkeit. Was könnten wohl noch viele Worte darüber nützen? Blicket nur hin auf sein Leben, nie findet ihr ihn müßig; Krankheiten und Altersschwäche, die größten Entbehrungen, garnichts kann ihn von der Arbeit abbringen. Selbst in den letzten Tagen ist er immer als erster an der Arbeit und nimmt es auf sich, die andern zu wecken. Und dies alles — für Gott. O wie oft muß man sich heute beklagen, daß es in der Welt gar so traurig aussieht. Alles tut man, die größten Opfer scheut man nicht, müht sich Tag und Nacht ab, gibt sich den bedenklichsten Gefahren preis, scheut selbst unredliche Mittel nicht, und dies alles um des armseligen Geldes willen. Wo es aber gilt, für seinen Herrn und Gott etwas zu tun, für seine Seele zu arbeiten, zu opfern und zu leiden, da kann man nicht, man mag, man will nicht. Und woher diese Zerrüttung im ganzen Leben? Weil sich die noch übrigen Güter nicht mit ganzer Kraft für die Sache Gottes, für das wahre Wohl einsetzen, weil armselige, kleinliche, menschliche Rücksichten oft das Beste vereiteln und so immer mehr die schlechten Grundsätze zum Siege kommen! Aber zu unserem Troste sei es auch gesagt: es gibt noch Seelen und es wird immerfort solche geben, die es wissen, was ihr Gott verdient, die es glauben, wieviel ihr Heil, ihre Seele wert ist, die nach dieser Überzeugung handeln und sich mit wahrem Heldenmute wie unser Br. Hieronymus zum Heile ihrer eigenen und anderer Seelen hinopfern. Diese unermüdliche Tätigkeit des Bruders hatte ihre tiefste Grundlage in der Liebe zu den armen Negersklaven, zu den Seelen dieser Ärmsten. Das furchtbarste für sein Herz war es immer, sehen zu müssen, wie diese armen, hilflosen Neger grausam fortgeschleppt wurden, wie Familien zerrissen, Kinder von der verzweifelnden Eltern gefühllos getrennt wurden — — und er konnte nicht helfen. Seine eigenen Sonntagskleider bot er einst cut, um arme Sklavinnen zu erkaufen. Ein anderesmal jagte er mit Hilfe anderer den Sklavenjägern zwei Frauen ab, die sich zu ihm geflüchtet hatten, sich an seinen Armen festhielten und nimmer trennen ließen. Triumphierend kehrte er mit seinem Siegespreise heim. Bei alldem erfüllte das Herz des schlichten Bruders eine tiefe Demut und Selbstgeringschätzung, woran sich alle Missionäre, besonders die jüngeren Mitbrüder, gar sehr erbauten. Man darf sich darüber auch garnicht wundern. Das ganze Wirken des Br. Hieronymus war auf dem Fundamente eines festen Glaubens aufgebaut und mit diesem Glauben, mit dieser tiefen Erkenntnis der Größe und Erhabenheit Gottes ist naturnotwendig auch jenes Bewußtsein der eigenen Armseligkeit und Schwäche verbunden, die großen Seelen bei all ihrer Wirksamkeit so eigen ist. Das Wörtchen „Selbstbewußtsein", das die Welt so gerne im Munde führt, ist ein gar verfängliches Schlagwort. Mit einem gewissen Reiz, der das stolze Hochgefühl des Menschen befriedigt, tritt er an denselben heran, erhebt des Menschen leichtes Haupt, öffnet ihm in falschem Lichte die Augen, die trügerischen Augen und er sieht sich dastehen im Lichte und im Glanze seiner eigenen Erhabenheit und Größe und gegen diesen Strahl sind die Lichtchen anderer Menschen nur matter Schein und der gute Gott darf es sich zur Ehre rechnen, wenn diese Ausgeburt menschlichen Stolzes, dieses selbstvergötterte Geschöpf, vor ihm, dem Schöpfer, sich beugt. Wie ganz anders ist das Selbstbewußtsein einer gläubigen, gotterfüllten Seele. Auch sie weiß und fühlt es, daß sie große Kräfte besitzt, auch sie vermag vieles, vermag alles, aber nicht in sich und aus sich, sondern in dem, der sie stärkt, in Gott. Und nun kommen wir auf die sonderbare Waffe des Br. Hieronymus zu sprechen, jene Waffe, mit der er die stärksten Feinde besiegte, die ihm Mut und Vertrauen einflößte, eine Waffe, die ihm aber auch Trost und Kraft in den Mühen und Leiden verschaffte, die ihn aus mancher Not und aus Lebensgefahren rettete, die ihm so manche Seele erringen halfen, ich meine den hl. Rosenkranz. Wir haben schon im Verlaufe der Beschreibung aus seinen eigenen Worten ersehen, wie er sich an Maria, „seine liebe Mutter", hingegeben hatte, wie er sie in jeder Not anflehte, wie auch sie ihrerseits ihn nie verließ und wunderbar ihren Beistand verlieh. Maria erwies sich ihm wahrhaft als „Königin des Negerlandes", als kräftige Beschützerin der Missionen. Es ist ganz merkwürdig! Gerade die größten Männer, die Heiligen, welche die Welt mit dem größten Glanze ihrer Heiligkeit erfüllt hatten, gerade diese waren immer die eifrigsten Anhänger Mariens. efAuch vom Inder-Apostel, dem hl. Franz Xaver, lesen wir, daß er sich immer mit größter Zuversicht an die Allerseligste Jungfrau wendete, wenn es galt, ein schweres Werk auszuführen oder eine tiefverstrickte Seele zu bekehren. Bekannt ist auch das Wort des sel. Klemens Maria Hofbauer, daß es ihm, wenn er zu einem Sünder gerufen werde, genüge, wenn er soviel Zeit habe, um seinen Rosenkranz beten zu können, dann sei ihm die Seele schon gewiß, ©o hielt auch unser Bruder alles auf den Rosenkranz. Wenn er zuhause bleiben mußte, konnte man ihn gewiß in einem stillen, einsamen Winkel den Rosenkranz betend antreffen. Als ihn einst in den alten Tagen der Bischof fragte, wieviel Rosenkränze er täglich bete, antwortete er: „Ach, Bischöfliche Gnaden, ich zähle sie nicht. Ich bete deren soviele ich kann, wenn ich sonst nichts zu tun weiß. Ich bin alt, bemerkte er sehr ernst — ich werde ohne Zweifel bald anderswohin abreisen und ich halte es darum für nützlich, viele Rosenkränze vorauszuschicken, um mir den Weg zu ebnen! Ja, er hatte ihn geebnet, aber nicht nur geebnet. Gewiß hat sich jede der vielen Tausend Perlen, die er hier auf Erden andächtig durch die Finger gleiten ließ, dort oben im Paradiesesgarten in lieblich duftende Rosen verwandelt. Ein herrliches Blumengezelte voll Lieblichkeit und Wonne wird er sich da erbaut haben, um auszuruhen nach langer Pilgerfahrt, um sich ewig zu ergötzen an der Lieblichkeit des Himmels, zu erquicken im Strahle der göttlichen Sonne, mit Freuden zu hangen an dem seligen Anblicke seiner glorreichen Gebieterin und Mutter. * * * Schlußwort. Wie oft hört man heutzutage die bittere Klage, daß es gar so schwer sei, Arbeit zu finden; und wenn man sie hat, dann klagt man über den gar so geringen Lohn, man klagt über das kalte Verhältnis des Herrn zum Dienstboten und noch manches andere. Wie mancher Jüngling, der Gott dienen und mit Eifer der Arbeit sich hingeben möchte, hat vielleicht diese Klagen selbst schon mit vielem Grunde ausgesprochen, sucht und findet nicht. Höre einmal, mein lieber, junger Freund! Laß dir einmal ein Wörtlein sagen von einem Freunde, der es wirklich gut meint mit dir und dem lieben Gott. Hast du wirklich Mangel an Arbeit? D, Arbeit gäbe es genug, soviel Arbeit, daß man sich garnicht zu helfen weiß. Möchtest du nicht einstehen bei diesem Mann? D, er ist ein recht lieber Herr, dieser Dienstgeber, fragt nicht nach Nation, fragt nicht nach Geschäft, was du kannst, alles ist ihm recht, je mehr, desto Besser; er hat für Alle Arbeit, genug Arbeit! Und der Lohn? O, der ist geradezu verlockend! Was blickst du mich an, mein Liebster? Scheinst nicht recht zu verstehen, was ich daher fasle. Wohlan denn, sprechen wir deutsch! Blick einmal hinaus auf die weiten Missionsfelder! Wieviel Arbeit gibt es da! Tischler, Maurer, Schuster, Schneider, Schlosser, Maler, Zinnarbeiter, Glockengießer, Orgelbauer, Mechaniker, alle, alle brauchten wir da, besonders auch die Ackerbauer. Und der Werkmeister ist der liebe Gott. Den kennst du ja selber gut, brauch' dir nichts davon zu erzählen. Und der Lohn? Der Lohn ist ewig, unvergänglich, der Lohn ist der Himmel, der liebe Gott selbst! Und das soll nicht viel sein?! Und was brauchst du dazu? Nichts als ein gutes Herz, den festen Willen, ganz dich Gott zu weihen und den ernsten Entschluß, Dein Seelenheil in Sicherheit zu bringen. Das genügt! Wie, hast du Lust? Brauchst dich garuicht zu fürchten, es geht nicht so schwer, wie mancher meint. Schau nur einmal den guten Bruder Hieronymus an! Wie schön hat er's jetzt, und was er gelitten hat, ist vorüber, er spürt nichts, garnichts mehr davon; jetzt kann er ruhig von seinem großen Kapitale leben, das er sich für die Ewigkeit angelegt hat. Also nur Mut! Wenn du Lust hast, melde dich vertrauend und einfach an den Obern unseres Hauses in Mühland und sei versichert, wir nehmen dich mit Freude auf in den höchsten Dienst, den Dienst Gottes; denn Gott dienen ist herrschen! u erste Hlaubenssaat an der Holöküste. ^Während es dem vorigen Jahrhundert vorbehalten roaI; das dunkle Innere Afrikas ans Licht zu ziehen und andererseits auf religiösem Gebiete einen großartigen Gebets- und Missionskreuzzug (für das Innere Afrikas vor allem) in Bewegung zu setzen, wurde doch schon vor manchen Jahrhunderten an den Küsten, besonders des nördlichen und nordwestlichen, das Samenkorn des heiligen Glaubens in die Erde gestreut. Wohl mußte diese mit vielem Schweiße und mit dem Opferblute mancher selbstlosen Helden erst gedüngt werden, aber man ließ sich nicht abschrecken und die alten Orden, wie die Franziskaner und Dominikaner, sandten so manche Expeditionen aus, um die Gefallenen wieder neu zu ersetzen und weiter vorzudringen. Was im besonderen die Goldküste anbelangt, war es in den Zeitumständen selbst gelegen, daß sie schon sehr frühzeitig an den Segnungen des Christentums teilhaben sollte. Es herrschte nämlich schon sehr früh zwischen der Goldküste und Portugal, welches im. 15. Jahrhundert eine bedeutende Handelstätigkeit entfaltete, ein reger kolonialer Verkehr. Mit den Produkten wurde aber auch die Religion dahingebracht; es war überhaupt, wenigstens in den frühesten Zeiten, das Bestreben sowohl der Portugiesen als auch der Spanier, die christliche Religion in allen überseeischen, neuerworbenen Ländern kräftigst zu fördern. Leider änderten sich später die Verhältnisse vielfach in der Weise, daß gerade die eingewanderten christlichen Europäer den Missionären die meisten Hindernisse in den Weg legten; durch armselige Goldgier ließen sie sich zu den ungerechtesten Bedrückungen der Eingebornen hinreißen, ihr Lebenswandel war nichts weniger als christlich. So kam es, daß die einfältigen Eingebornen vielfach von vornherein von der Religion ihrer weißen Bedrücker nichts wissen wollten. Dies sei nur nebenbei bemerkt. Die ersten, welche an der Goldküste den christlichen Glaubenssamen weniger durch Predigt als vielmehr durch das Beispiel des eigenen Lebenswandels ausstreuten, waren die Regierungsbeamten und Soldaten. Diesen folgten dann als berufene Glaubensboten die Franziskaner und Dominikaner. Viele Jahre lang wirkten diese opfermütigen Männer an diesen ungastlichen Gestaden. Trotz des mörderischen Klimas, das hier herrschte und ihre Reihen beständigt lichtete, trotz der Verfolgungen heidnischer Volksstämme, denen so manche zum Opfer fielen, trotz der Anhetzungen der Götzenpriester und Zauberer, deren unsauberes Betrügerhandwerk sie legten, hielten sie lange Zeit aus. Doch es sollte endlich genug sein. Der Nachwuchs aus Europa stockte, hörte endlich ganz auf und die noch übrigen in Afrika drüben erlagen allmählich den Strapazen. Das neuentdeckte Amerika hatte zu plötzlich und zu stark Europas Interesse sowie seine Arbeitskräfte in Anspruch genommen und so wurden hier die Christengemeinden als arme Waisen sich selbst überlassen. Auf die ruhmreichen Jahre des Glaubens folgten finstere Jahrhunderte des Unglaubens und während so die Leute schliefen, während keine Wächter, keine Missionäre da waren, kam der Feind und säte Unkraut; Boten des Irrglaubens kamen und säten ihre Saat und die Saat ging auf und erstickte den guten Samen. Endlich war die Stunde der Gnade angebrochen. Die großartige Bewegung des vorigen Jahrhunderts für Afrika brachte auch dieser Gegend das ersehnte Glück wieder. Die Goldküste wurde im Jahre 1880 zu einer eigenen apostolischen Präfektur erhoben und die Besorgung dieses Arbeitsfeldes der Lyoner Missions- Uu§ hmx 1 Meine Erlebnisse in der Allste. Vom hochw. P. Bernard Zorn F. S. C. 1. Abreise. „Bokra narough fossah?“ (Ist morgen Ausflug ?) frugen mich am Mittwoch Abend meine schwarzen Burschen, die sich seit einiger Zeit immer vermehren. „Aiuah“, antwortete ich ihnen, und vor Freude sprangen sie so lustig, einer drolliger als der andere, daß, hätte ich ihren Charakter nicht gekannt, ich sie alle für verrückt gehalten hätte. Auch ich war gut aufgelegt und, um den Spaß noch mehr zu würzen, holte ich auch meine Klarinette herbei. Da war das Maß ihrer Freude voll: sie lachten so herzlich, daß ich schließlich auch nicht anders konnte und das Lied „Großer Gott wir loben dich", das ich soeben begonnen, unterbrechen mußte. Wie wird es erst morgen gehen? dachte ich. Sudan, unser treuer Haushund, wollte auch an Gesellschaft übergeben. Zwei Patres reisten sogleich ab, fanden aber in dem bereits protestantischen Elmina, wo sie landeten, große Schwierigkeiten. Der eine des Patres erlag in wenigen Monaten und so fiel die ganze Last des Anfanges auf die Schultern des armen P. Moreau, der allein wie ein Verbannter im finstern Lande des Todes, Freiheit, Licht und Leben verkünden sollte. Doch der Herr hatte ihn als sein Werkzeug auserwählt. Ein alter Negergreis machte den Anfang. Derselbe hatte als ein Sklave der Araber auch weiße Leute, welche auch „Maria als die Mutter Jesu verehrten" kennen gelernt. Später freigelassen, war er in seine Heimat zurückgekehrt. Der Gedanke an die christlichen Weißen, die „auch Maria verehrten" verließ ihn nicht mehr und als er von der Ankunft solcher hörte, eilte er weit herbei, um die volle Wahrheit zu erkennen. P. Moreau nahm ihn mit offenen Armen auf. Dem ersten folgten bald andere Schäflein, man konnte eine Schule errichten, neue Missionäre kamen aus Europa, der Katholizismus breitete sich wie das wunderbare Senfkorn segenbringend aus und Elmina wurde eine Insel des Friedens. A. W. pssionsleben. dem Feste teilnehmen. Ich weiß nicht, ob entzückt oder verrückt ob meiner Musik, sprang er um uns herum, als ob — als wenn — ich weiß selbst nicht was ihm fehlte. Endlich kam er auf mich zu und wollte mir, während ich spielte, die Klarinette aus den Händen nehmen. * * * Am folgenden Morgen waren alle frühzeitig auf den Beinen. Bruder Remigius hatte für etwas Proviant gesorgt und so bald als möglich zogen wir ab. „Wie viel willst Du für Deinen Esel auf so und so lange Zeit?" frug ich einen Araber: „Arbaali Eresch“, war die Antwort. „Bist wohl nicht recht bei Trost, he?" erwiderte ich sanft, „taläta kalass“ (drei ist auch genügend); warum verlangst Du vier; übrigens ist drei „Taxe"; hast Du mich verstanden?!" Verstanden ° hatte er mich zwar; ja, bevor ich sprach, wußte er schon ziemlich sicher, was ich ihm auf seine unverschämte Forderung antworten würde, doch stellte er sich ganz unschuldig und machte ein dummes Gesicht. Wart' nur Gauner, ich soll dich schon dabei kriegen, dachte ich: Ganz ernst nahm ich aus meiner Tasche einen Bleistift, steckte ihn hintcr's Ohr und zog mit der Linken ein Heft hervor, es war mein Notizbuch, in welches ich mir die arabischen Redensarten notierte, um sie später auswendig zu lernen! auch jetzt wollte ich mir die Ausdrücke der Eseljungen aufschreiben, doch stellte ich mich als ob ich Polizist oder was ähnliches sei : Ich nahm meinen Gegner beim Arme, schaute nach seiner Nummer und wollte sie mir notieren. lä, lcl, museh kedda! maalesch! ma-alesch! flehte der Gauner, und mit ihm alle seine Kameraden. „Nanu", sagte ich, „habt ihr euch so schnell bekehrt? So schnell geht's bei uns nicht einmal!" — „Nicht so, nicht so; nein, nein, nein, nicht aufschreiben; macht nicht's! — Drei, drei! nicht wahr? — Knais! — gut; für drei können Sie reiten!" — „Spitzbuben," sagte ich, mir den Schein gebend, als ob ich noch ganz entrüstet sei; doch machte mir diese so rasche Bekehrung, diese Demut, diese freundlichen Manieren des soeben noch so barschen Arabers so viel Vergnügen, daß ich zu den paar gewonnenen Groschen noch gerne ein paar andere gegeben hätte. Es ging also zu Pferd auf graue Esel! Hoch- AgMjzclm jungling. würden Peter Besozzi, bereits Meister im Reiten, lachte mich aus: Eigentlich war's auch zum Lachen, wie ich auf meinem Schimmel saß und vor Schrecken fast graue Haare bekam! — Manche sind schon von einem starrigen Esel gestürzt und haben sich das Genick gebrochen! hatte man mir öfters erzählt. — Esel sind Esel — und, wer das Genick gebrochen, hat nicht viel mehr allhier zu hoffen! dachte ich — wer weiß — und das sind eben meine Absichten einstweilen noch nicht Wider alles Erwarten ging's mit mir gut —. ich blieb oben, und — der andere war nach kaum fünf Minuten unten. — Er tröstete sich, indem ersagte: „er sei nur auf die Erde gekommen!" ,,Schlauberger!" lachte ich, „vom Esel fallen, was anders will es heißen, als von oben nach unten kommen?!" — Wir alle lachten wohl herzlich über den Vorfall, der weiter keine unangenehmen Folgen hatte, und die Reise ging weiter. Die Neger waren uns schon vorausgelaufen. Bald kamen wir an den Nil, den wir mittelst Nachens übersetzen mußten. „Wieviel für den Nachen bis dorthin?" — „Dreißig Piaster!" — „Zwanzig sollen Sie haben! Marsch! Vorwärts! Schlafen Sie noch? Wo ist der Nachen?" — „Ennack“, antwortete der Alte, „dort, kommen Sie nur!" — „Bravo! das ist doch noch ein Mann, mit dem sich rechnen läßt!" sagte ich zu meinen Begleitern; „er soll auch ein schönes Trink- gelb erhalten!" — In fünfzehn Minuten sind wir jenseits des Flusses, und wir schicken uns on, in die Wüste vorzubringen. 2. Jagd in der Totengruft. Es war sehr warm: schon am Morgen stieg bas Thermometer hinauf bis 290 im Schatten. Wie viel waren es in der Sonne? in der Wüste? auf diesem glühenden Sande? zwischen diesen verbrannten Steinhaufen? — Ich weiß es nichts wollte es auch nicht wissen: „Was ich nicht weiß, Macht mich nicht heiß!" dachte ich, doch bald sollte ich das Gegenteil von diesem bis dato stets als wahr befundenen Sprich-worte erfahren: Ich fing an zu schwitzen — was bei mir sonst nicht Mode ist —, doch ermüdet war ich nicht; so ein wenig, macht mir nichts! „Hurrah! wie ist es doch so schön hier!" Wer hätte sich die Wüste so vorgestellt? Der Sand war da goldgelb: so rein und so schön. Die Steine, die man hie und da fand, waren so von der Sonne verbrannt, daß sie mehr Kohlen, als solchen glichen. Vom Winde und vom Sande, der im Sturme hin- und hergefegt wird, waren sie so durchlöchert und abgewetzt, daß sie oft die sonderbarsten Figuren bildeten: Mitunter schienen es Menschen, auch Tiere: Vögel, Fische, Spinnen, oder gar kleine Grotten zu sein. Kein Baum, kein Strauch, nicht einmal ein Gras-hälmchen war weit und breit zu erblicken. — Sand und immer Sand unten; blauer Himmel und brennende Sonne oben; kein Wasser weit und breit. — Doch das war eben das Interessante, worin die eigentliche Wüste besteht: als vorwärts! immer lustig! — Sollen wir einen Dauerlauf machen? — „Ja," bin dabei. Also: eins, zwei, drei! — Den Stock auf dem Rücken, die Arme um denselben und die Hände vorn auf der Brust, ging'S voran: Trapp, trapp, trapp! Wie lange noch? Bald konnte keiner mehr „Käs“ sagen und wir lagerten uns — wo wir eben waren: Einen guten Platz aufzusuchen, wäre vergebliche Mühe gewesen, da in der Wüste ein Ort dem andern, wie eine Hand der andern gleicht: Himmel, Sonne und Sand; Sand, Sonne und Himmel; es handelt sich nur darum, ob man von oben nach unten, oder von unten nach oben schaut. Bald ging es wieder weiter; wir wollten eben recht weit in die Sahara vordringen und viel sehen! „Was ist das da hinten?" frug ich einen Neger, indem ich auf mehrere Hügel zeigte, deren höchster oben mit einer Kuppel geziert ist. „Kubba el Hana“, war die Antwort; „quai's ketir enak!“ „Sehr schön ist es dort; dort kann man noch viele Gräber und Denkmäler aus uralten Zeiten sehen; schade, daß der Sturm fast alle mit Sand angefüllt hat, und somit die meisten nicht besucht werden können!" — Macht nichts; gehen wir nur einmal hin! — In einer halben Stunde waren wir angekommen. Was wir da fanden, übertraf wirklich alle unsere Erwartungen: Hunderte von Gräbern waren in den Hügel, der nur von sehr weicher Steinmasse gebildet und von Sand überweht war, eingegraben. Mitunter führten auch lange Gänge zu denselben. Die Wände waren vielfach bemalt oder mit hieroglyphischen Inschriften versehen. Sämtliche Säulen waren so aus dem Ganzen' herausgehauen worden, was diesem allen einen viel schöneren Anblick gab. „Halt!" schrie ich plötzlich, mich zu meinen Gefährten wendend, „halt! hier ist ein Abgrund" und, um sie von der Wirklichkeit zu überzeugen, warf ich rechts einen Stein hinunter, der ziemlich lange fiel und endlich dumpf, wie in einen unterirdischen Gang, niederschlug. Was konnte dort wohl sein? Dunkel war es um uns herum, wie zur Zeit der ägyptischen Finsternis! Zum Glück war ich, immer voran, etwas tölpelhaft gegangen und hatte mich an einen Stein gestoßen. Ich sage, „zum Glück", denn der Stein löste sich und fiel — —; hätte ich noch zwei Schritte getan, so wäre ich selbst hinabgestürzt! Einer von uns Abenteurern hatte Zündhölzchen und zufällig auch ein Stück Kerze bei sich. In diesem kritischen Augenblicke erinnerte er sich derselben und machte uns ein wenig Licht. Ich hielt die Kerze hin, konnte aber nur ein ziemlich breites Loch unterscheiden. Wir bogen also links um, nachdem ich nochmals allen die größte Vorsicht anempfohlen hatte. — „Plumbs", und ich fiel auch dort wo hinein? ich weiß es nicht, war's ein Grab? zum Glücke hatte ich einen großen, steifen Hut auf, sonst hätte ich mir beim Fallen den Schädel gebrochen. Erst wußte ich nicht, wo ich war und was geschehen, doch als ich etwas herumtastete, bemerkte ich, daß ich in einer düstern Totenkammer war. So viele Gerippe standen oder lagen umher, daß mir schien, ich sei an dem Orte, wo Ezechiel den Toten weissagte. Ein unwillkürlicher Schauer rieselte mir durch alle meine Gebeine: „Wo bin ich? Pater Besozzi!" —, Doch der stand oben und lachte mich aus. „Jst's schön da?" frug er mich. Zum Scherzen war ich zwar nicht aufgelegt, doch so schlimm muß es wohl nicht sein, dachte ich, sonst würde auch er nicht scherzen. — „Geben Sie mir die Kerze," sagte ich, „damit ich sehe, wo ich bin!" — Doch das war nicht so leicht; er hörte mich zwar, konnte jedoch mich ebenso wenig sehen, als ich ihn. Endlich hatte Nr. 5 Stern der Neger Seite 149 er die Öffnung gefunden, durch die ich gekrochen und dann gestürzt war. Langsam kam er auf mich zu: mittelst Kerze hatte er eine Art Treppe gefunden. Mit ihm kamen auch die Buben, und da unten war es noch lange nicht so schauderhaft, als ich es mir so allein in der Finsternis zwischen diesen Skeletten mit meiner Phantasie ausgemalt hatte. Die Totengruft war ziemlich weit und hatte mehrere Seitengänge. — Kaum hatte ich mich von meinem ersten Schrecken erholt und lachte wieder gemütlich mit den andern, als ein zweiter, vielleicht noch größerer sich meiner und ihrer bemächtigte. — Das Licht wurde uns ausgelöscht und wir sahen uns alle lebendig begraben. — Schnell die Zündhölzchen! — Wo ist die Flinte? — Wir hatten sie mitgenommen, um, bei Gelegenheit, irgend einen Vogel oder gar. einige Schakale zu erlegen. — „Zuerst Licht und dann die Flinte!" bemerkte mit Recht ein anderer. — „Sie wollen's doch wohl nicht mit den Toten aufnehmen?" — „D nein! Aber — was aber?".— Diese Höhlen waren Gräber vor mehr als 3000 Jahren. Heute sind sie kaum mehr solche zu nennen; vielmehr dienen sie allerlei Tieren zu Höhlen und Schlupfwinkeln. — Wer weiß? — — „Aber so eine Bestie konnt doch nicht zuvor Ihnen das Licht ausblasen und dann — „mich verzehren?" mußte ich ausplatzen, obwohl es weder mir noch den Übrigen zum Lachen war. „Es werde Licht!" — und nach langen vergeblichen Versuchen wurde es ein wenig hell; was war passiert? — — Eine Anzahl Fledermäuse waren durch das Licht aufgescheucht worden und indem sie sich in die Nebengänge flüchteten, mußte eine durch die Flamme geflogen und sie gelöscht haben. Wir schauten und — sahen, wie die Nebengänge so voll von diesem Ungeziefer waren, daß sie wie gesät an den Wänden hingen. So viele Fledermäuse hatte noch keiner von uns, und vielleicht noch selten jemand in seinem Leben beisammen gesehen. Die Gelegenheit war zu günstig: Rasch wurde die Flinte geladen und pum! — Der Boden war mit Wildbret besät! — Die Buben füllten ihre Mützen. Dann begann erst die eigentliche Jagd: es waren ihrer noch immer so viele, daß man mit jedem Stockhiebe zwei bis drei traf und noch immer kamen neue hinzu. Ich weiß nicht, wie viele ich ihrer niedergekeult habe, war jedoch wie im Schweiß gebadet, als wir wieder ans Tageslicht kamen. Unter anderen habe ich mir auch einen Schädel von dieser Expedition mitgebracht: Er war nämlich sehr schön einbalsamiert und so nett von der Luft ausgetrocknet und vom Sande gereinigt, daß er gar nichts widriges mehr an sich hatte. — Die Mumien in Museum zu Kairo waren noch lange nicht alle so appetitlich anzusehen! Am Ende eines andern Ganges befand sich eine Art Halle, und in der Mitte Etwas, das einem Altare glich. Sollte dieser Ort wohl einst als Kapelle gedient haben, in welcher den Teufeln Opfer dargebracht worden? — Leise betete ich etwas; nicht für die rings herum liegenden Knochen und auch nicht für die Ruhe der Seelen derselben, da ich wenig Hoffnung an der Rettung derselben habe, sondern um den lieben Gott auch dort zu verehren, wo es vielleicht noch niemals einer getan. Ein paar Stunden blieben wir an diesen Orten; zu sonderbar, zu schauerlich schön und zugleich lehrreich war alles, was wir da fanden und sahen. Schlangen, Eidechsen von ungeheuerer Größe und, wer weiß, was noch alles, zischten, schrien und krabbelten an allen Orten herum. Jede Öffnung, jeder Schlupfwinkel barg e t w a s N e u e s ! — Als wir des Neuen genug hatten, beschlossen wir weiter zu gehen und, da es mittlerweile Mittag geworden war, auf dem nahen Hügel uns etwas zu stärken: Brot, Käse und auch etwas Wein hatten wir uns von Hause mitgenommen. 3. Ehemalige Eisberge, Schluchten, Wasserfalle usw. in der Wüste---------------------------. Dieser Titel klingt etwas sehr sonderbar! Deshalb habe ich ihm auch drei Gedankenstriche zugefügt, und bemerke noch nebenbei, daß ich folgendes keineswegs als „Evangelium" anführen will; nicht einmal als wahrscheinlich, um die Gelehrten nicht an den Hals zu bekommen,---------sondern nur als einfach möglich, und als solches werde ich es auch ferner ansehen, so lange mir nicht jemand gute Gegenbeweise anführt. * * * Daß es in Afrika bis heute noch Berge gibt, deren Gipfel mit ewigem Schnee bedeckt sind, ist heutzutage ebenso sicher und wird ebenso leicht geglaubt, als daß es in Europa eine Schweiz und ein Tirol mit solchen gibt. Anfangs wollte man es zwar noch nicht recht glauben; man meinte das sei in einem so heißen Erdteile unmöglich: nachdem jedoch mehrere zuverlässige Afrikareisende es mit eigenen Augen zu wieder-holtemnalen bestätigt, ja sogar in der glühenden, öden Saharawüste, die doch mehr einem Sandmeere, als etwas anderm gleicht, Berge von ungeheuerer Ausdehnung und Höhe entdeckt haben, glaubt man auch dieses und schon seit vielen Jahren findet man diese Berge auf jeder geographischen Karte von Afrika verzeichnet. * * * Afrika hat bereits aufgehört, der „dunkle Erdteil" zu sein! Immer weiter dringen Missionäre und Naturforscher vor und immer näher bringen sie ihren wißbegierigen Freunden in der Heimat Afrikas unabsehbare Wüsten, bis neulich noch geglaubten kannibalischen Volksstämmen, die von einer schmutzig gelbeu bis zur rabenschwarzen Farbe abwechseln, seine fabelhast zahlreichen Mariner von wilden Tieren und bunten Vögeln und Schmetterlingen. Es ist wirklich der Mühe wert, so ein Sonnenbad in der Sahara wenn das Land glühend heiß ist, wenn kein Wölkchen den blauen Himmel trübt, wer weiß, ob es nicht ebenso heilsam wäre, als auch eine kneipp'sche Kur!? Doch da, besonders jetzt, wo die Sonne noch immer höher steigt, voraussichtlich wenige mich begleiten werden (auch meine bisherigen Reisegefährten haben sich zurückgezogen) werde ich allein meine Tour fortsetzen und etwas auf den weiten östlich gelegenen Bergen herumlaufen. Viel Poesie ist zwar dort nicht zu suchen, doch umsomehr Prosa und die kommt mir auch schon recht. * * * In einer Stunde bin ich oben; schaue mich einmal um, um mich etwas zu orientieren und nachdem ich mich überzeugt, daß ich noch in der Welt bin, laufe ich weiter, wohin mich eben das Schicksal führt. Doch, was ist das? Da stehe ich plötzlich vor einer tiefen Schlucht. Sie glich vollkommen einer Schlucht, wie ich sie im schönen Tirol gesehen; natürlich fehlten ihr jene erfrischenden klaren Quellen, die ich Nie vergessen und denen ich ein ewig dankbares Andenken bewahren werde. Auch vermißte ich die schattigen, erquickenden Tannenwälder, doch, macht nichts! Dafür entschädigten mich andere Sehenswürdigkeiten, deren das so berühmte Tirol beraubt ist. Ich wollte in diese Schlucht hinabsteigen, doch wollte ich mir erst noch ein besonderes, ziemlich kindliches Vergnügen bereiten: — — Da hingen so gewaltig große Massen, — — Erde kann ich sie nicht nennen, denn sie hatten die Form schöner, behauener Bausteine; Steine kann ich sie jedoch auch nicht nennen, denn ich konnte leicht mit meinem Messer Stücke davon abtrennen — sei es also was es will, ich suchte diese Massen zu lockern, oder von weitem eine kleinere dagegenzuschleudern und — — mit gewaltigem Getöse stürzen sie in die Tiefe. Ungefähr eine halbe Stunde verbrachte ich so, dann suchte ich mir einen Pfad nach unten. Das ging herrlich! mitunter jedoch schneller, als ich es gewünscht hätte. — — Wie groß war mein Erstaunen, als ich unten kleinere Schluchten und Furchen fand, gerade, als ob sie von herabfließendem Wasser gebildet worden: Nicht festen fand ich zwischen den Steinen versteinerte Holzstückchen, auch Muscheln und, was mich noch mehr in Staunen setzte, solche, wie man sie noch heutzutage lebend in dem benachbarten Meeren von Afrika findet. Wie kamen sie hierhin? ■— Es liegt keinem Zweifel mehr ob, daß vor uralter Zeit beträchtliche Teile der Sahara unter Wasser gestanden und ein Meer für sich gebildet haben. Wann und warum sich diese Wasser verzogen oder zurückgezogen haben, will und kann ich allhier nicht konstatieren. — Die vielen und großen Sanddünen sind ebenfalls ein klarer Beweis für die angeführte Tatsache, obwohl sie die jetzige Form der Aktion der heftigen Winde verdanken. Aber woher rühren die sonderbaren Schluchten von oben nach nnten, die ich zwischen diesen ziemlich hohen Bergen antraf? Ich fand sie ganz genau wie in der Schweiz: auch rechts und links Kiesel. Steine, die ohne Zweifel vom Wasser heruntergerollt und bearbeitet waren. Auch glaubte ich Spuren von ehemaligen Quellen zu entdecken. Ein prächtiges Geweih lag unter einem Felsen. Wie lange mochte es wohl dagelegen haben? Welchem Tiere angehört? Ich konnte es nicht unterscheiden: jedenfalls einem mir noch unbekannten. Ich dachte hin und wieder: Was sollte ich eigentlich von dieser ganzen Geschichte halten? — Nicht gar zu entfernt lag mir der Gedanke, daß diese lange Kette von Gebirgen, einst bedeutend höher gewesen sein muß. Wie hoch? — Ich glaube einige Tausend Meter; daß einst ebenso, wie auf den Bergen der Schweiz, ihre Gipfel mit ewigen Schnee bedeckt waren, daß sie von prächtigen Wäldern bekleidet waren, durch deren tiefe Täler lustige Bächlein herabsprudelten, um ihren Tribut den unbekannten Meere zu bringen. Warum sollte es unmöglich sein? — Die bis heute noch vorhandenen tiefe Schluchten bezeugen es; die sich allenthalben vorfindenden botanischen Elemente scheinen es auch zu befürworten. Ich sage ja nicht, daß dies gestern und auch nicht vorgestern noch so gewesen sei; es ist nicht einmal nötig zu glauben, daß es vor 5000 Jahren so gewesen sei — — die Welt steht noch viel länger und Manches wird jetzt gelehrt und geglaubt, was noch viel unwahrscheinlicher ist. So sehr interessierte mich dieser seltsame Erdstrich und so sehr war ich in der Betrachtung seiner Ver- gangenheit versunken, daß ich kaum noch zur rechten Zeit bemerkte, wie die Sonne schon untergegangen war und ich mich bald im Dunkeln befinden würde; doch zum Glück ging bald der Mond auf und so konnte ich genügend die Richtung, in der ich zurückzukehren hatte, unterscheiden. Etwas half mir auch das Wenige, was ich noch aus der Sternkunde behalten: Ich suchte mir den Polarstern, dann die übrigen des großen und kleinen Bären, schließlich noch das L im Sternbild «Cassiopea» und meinem Stern im Auge haltend, eilte ich der Mission zu. Nach einem angestrengten guten Dauerlaufe über Berg und Hügel, Stock und Stein sah ich die Lichter von Assuan. Noch eine gute Strecke blieb mir zurückzulegen: Erst mußte ich wieder hinab in die Ebene steigen, dann noch einige Kilometer durch den noch heißen Sand laufen; nebenbei sei noch erwähnt, daß die Reise durch den lockeren Wüstensand viel beschwerlicher ist, als das Besteigen eines Berges «Maalesch». „Keine Rose ohne Dornen," dachte ich und wenn ich nicht dann und wann einmal nach Abenteuern hinausziehe, kann ich anch meinen geliebten Freunden in Europa nichts neues schreiben. ■ * * -i- Uersclwdette Rmeeindrücke. ggSfS gibt nichts so seltsames als einen langen Marsch durch die Landstriche Afrikas. Die übrigens ziemlich seltenen Dörfer haben sich in Schluchten oder Berggipfeln geborgen, je nachdem ihre Gründer Wasser und eine Sage, die leicht gegen die Räuber zu verteidigen war, fanden. Man sieht sie nicht, und sie liegen vom gebahnten Wege so fern ab, daß man gar keine Hilfe von denselben erhielte, wenn man sich in der Not befände. Man geht und geht immer stillschweigend durch ein wellenförmiges Land. Erde und wieder Erde, ohne irgend etwas, was dem Auge wohltut und die Landschaft erheitert. Man wähnt sich auf einem Ozean, dessen Hügel die Wellen sind, vor einem unabsehbaren Horizonte. Selten treibt eine Frau, welche mit Kindern beladen ist, die sie in Säcken über ihre Schultern hängen hat und von denen man nur den Kopf sieht, einen Esel vor sich her. Hier und dort stößt man aus ein vereinsamtes Grab. Eine Kameel-führer ist seiner Karawane bis zu dem Tage gefolgt, wo er, da ihm die Kraft ausging, hinfiel, um nicht wieder aufzustehen. Seine Gefährten gruben an dem Orte, wo er den letzten Seufzer ausstieß, die Erde auf, legten ihn mit oder ohne Bedauern, unter dem Eindruck eines rohen Schicksalsglaubens, in die Grube nieder, und da schläft er seinen letzten Schlaf. Bei einer Reise durch diese Länderstriche kam ich eines schönen Tages in ein ganz einsam liegendes Dorf. Die Kinder und selbst auch die Erwachsenen stellten sich mit offenem Munde vor mich und meine Begleiter hin und schauten uns lange mit dummem Blicke an. Einige sind nackt; andere tragen Lumpen, die aber nicht decken. Mädchen und Knaben laufen durcheinander. Der Gesichtsausdruck der Männer zeigt gar leinen Verstand an. Außer dem oft schrecklichen Zorn, gibt sich in demselben gar keine Empfindung kund. In den Tag hinein leben, ist ihre einzige Angelegenheit. Wie könnte es anders sein! Den Mohammedanern wurde von ihren Muezin die Formel gelehrt: „Gott ist Gott und Mohammed ist sein Prophet", und damit Punktum. Die wohlhabenden Familien, wenn wir sie so nennen dürfen, stehen leider kaum über diesem Standpunkt. Ich steige da eines Abends an der Türe einer Scheck-Residenz von meinem Braunen. Ein ziemlich gut gekleideter Türke nähert sich einem aus meinen Begleitern mit Namen Antonio; sein Sohn ist krank und hält ihn bereits vier Tage im Hause zurück. Er hofft, der gütige Herr werde ihm freundlichst zu Hilfe kommen. Ich gehe hinein und finde einen vierzehnjährigen Knaben, der von einem heftigen Halsleiden befallen ist, nicht mehr spricht und nicht mehr ißt. „Was hast Du für ihn getan?" sage ich zum Vater. „Nichts, wir wußten nicht, wie wir ihm Linderung bringen könnten." „Geh' und hole Blutegel." Nach einer Viertelstunde bringt er deren drei. „Sage Deiner Arau, sie solle dieselben ansetzen." „Meine Frau kann es nicht; ich auch nicht." Gib mir ein Tuch, daß ich es unter den Kopf Deines Kindes legen kann." Er bringt mir das Wickelzeug seines anderen Kindes, es war ganz beschmutzt. Ich mußte den Krankenwärter machen, und es gelang mir glücklich, den Knaben zu retten. Drei Tage hernach trafen wir uns an einem anderen Platze, wo ich die Heilung vollendete. Arme Eltern! Sie sehen zu, wie ihr Kind leidet und erwarten vom Geschick seine Heilung oder seinen Tod, die Mutter weiß ihm nicht Linderung zu verschaffen. Es gibt nichts Unterhaltenderes als meinen kleinen Pferdeburschen. Er ist ein junger Mohammedaner und trägt den Namen Selim. Ich hatte es ausgeschlagen, mich von einem Soldaten begleiten zu lassen, und nun hatte ich es mit einem Pferdeburschen zu tun, der furchtsam wie ein Hase war. Er war drei Wochen zuvor mit einem anderen Geschäftskollegen festgenommen worden. Die Räuber hatten das Gepäck ihrer acht Reisenden gestohlen. Sie hatten ihre Beute sogar unter den Gegenständen, die sie auf dem Leibe trugen, gewählt. Jegliches gute Kleidungsstück, wäre es selbst ein Hemd, war geraubt worden. Seit dieser Zeit sieht Selim überall nur Räuber. Der Anblick eines Reiters erschreckt ihn. Nach zweitägiger Reise erzählt man in der Abendstunde, die Post sei letzte Woche hier in der Nähe angehalten, die Felleisen geleert und die Geldrollen entwendet worden. Der Postkutscher hat sich zu verteidigen gesucht, wurde aber getötet. Nun strichen die Räuber im Lande umher. Selim kann deßwegen nicht schlafen. Am folgenden Tage gegen drei Uhr bemerkte er drei verdächtige Reiter. Er hält sein Pferd sofort an und bleibt bezaubert stehen wie das Vögelein vor dem Blicke des Falken. „Was gibt's?" fragte Antonio. Er zeigt mit dem Finger auf die Reiter. „Nimm' die Peitsche", versetzt Antonio, „und schau, weiter zu kommen." Er gehorcht und wir fliegen in wirrem Laufe dahin, die Steine machen nicht Platz, um uns vorübergehen zu lassen. Wir sprengen über dieselben hinweg. Das geht zwei Stunden lang so fort. Endlich bemerken wir ein Dorf, das ist unsere Rettung. Aus Mitleid für Selim lasse ich mich von einem sehr großen Türken, einem ehemaligen Artilleristen mit gewaltiger Dicke, begleiten; er würde gewiß einen Ochsen mit einem Faustschlage niederschmettern. Die erste Tagreise geht gut vorüber, und mitten in der zweiten zeigen sich in geringer Entfernung vor uns fünf Reiter und unter ihnen ein Kürassier, der Ausbund der Räuber. Mein dicker Türke kehrt alsbald zu uns um und schließt sich fest an das Wägelchen an, während Selim stehen bleibt; und nun stehen wir vor der Entscheidung. „Aber vorwärts doch," schrie ich meinen Leuten zu. „Man wird glauben, wir fürchteten uns. Wenn ibir in der Nähe der Räuber sind, werde ich euch sagen, was zu tun ist." Was zu tun war, wußte ich freilich selbst nicht besser als sie. Der Anblick eines ältlichen Priesters gab unseren Reitern wahrscheinlich keine Hoffnung auf eine reiche Beute. Sie teilten sich und ließen uns vorüberziehen. „Wahrlich, mein armer Selim," jage ich zu meinem zitternden Pferdeburschen, „wie wirst Du bei solcher Furchtsamkeit Dein Handwerk fortsetzen können?" „Es ist wahr, ich finde nicht viel Geschmack daran," antwortet er. „Ich ward von meiner Tante erzogen und liebe sie so sehr, daß ich nicht acht Tage leben kann, ohne sie wiederzusehen. Sie hat aber das rechte Mittel ergriffen, um mir das Hans verhaßt zu machen. Sie kündete mir an, sie werde mich bei meiner Rückkehr verheiraten." „Nun, Selim, ich gratuliere Dir dazu, das wird ein Grund mehr sein, weßhalb Du gerne zu Hause bleibst." „Im Gegenteil, meine Frau wird jedenfalls ein Teufel sein." „Ja, Du mußt halt gescheit sein und gut wählen". „O, bei uns wählt man nicht. Man nimmt das, was die Eltern geben. Neulich kam einer meiner Kameraden von der Reise zurück und sein Vater sagte zu ihm: Morgen wirst Du Dich verheiraten. — Mit wem? versetzte er. — Sein Vater zuckte die Achseln. Am folgenden Tage war er verheiratet. Meine Tante wird mir eine Frau geben, welche toben wird, und ich werde immer wünschen, weit, weit fort auf der Reise zu sein."' Armer Selim, ich hatte das Mittel gefunden, ihn jeden Abend wegen seiner Befürchtungen zu beruhigen. Wir kochten Reis zu unserem Mittagessen, füllten einen großen Kessel damit, und als Antonio imb ich gegessen, überließen wir ihm den Überrest. Er schreckte vor der ungeheueren Portion nicht zurück, sondern aß und aß bis der große Kessel leer war. „Schau da, etwas Merkwürdiges," rief ihm Antonio . einmal zu. Er vergaß vor seinem Kessel die Räuber, seine böswillige Tante, seine tobende zukünftige Ehehälfte und wähnte sich in Mohammeds Paradiese. Jetzt wird er verheiratet sein und ich wäre begierig, zu missen, ob er ein guter Prophet gewesen. * * * Aas der Missionär isst. (Aus dem Briefe eines Missionärs von Tanganika.) ie gesagt, in den älteren Missionen, die schon etwas eingerichtet sind, hat man so ziemlich das Nötige. Da gibt es Schaf-, Ziegen- und Ochsenfleisch. Das beste ist die Ziege. Hühner gibt es genug, aber sie sind schlecht und zäh, weil es keinem Neger einfällt, ein Huhn zu füttern. Gemüse gäbe es immer, wenn nicht oft zu viel oder zu wenig Regen fiele oder die Heuschrecken es nicht wegfressen wollten. Das Getreide gedeiht schön, doch hat man oft monatelang kein Brot zu essen und muß Mais oder Sorgho knappern wie die lieben Esel, weil der gelbe Mehltau eintritt oder weil die Halme wegen zu lange ausbleibendem Niederschlage vertrocknen. Und gedeiht einmal das Getreide in einer Mission, so schlägt es in sieben ober acht andern fehl; wenn man dann fertig ist mit Austeilen nach links und rechts, so bleibt gerade noch genug, um die Hostien für die hl. Messe zu machen, höchstens noch ein Stückchen Brot für einen Kranken. Nun nur nicht bange; wenn du mir solltest das Vergnügen deines Besuches hier machen, würde dir ein saftiger (Hut ab!) Kartoffelsalat, sogar eine Batate das Brot ersetzen können. Du siehst, an Nahrungsmitteln fehlt es nicht, aber was oft fehlt, ist der Appetit. Wenn man ein Mikrob im Leib sitzen hat, dann geht es wohl noch an den Tisch, aber, aber es geht nicht. In den jüngeren Missionen fehlt es an gar vielem, manchmal an allem. Sieh' nur; wenn die Missionäre irgendwo sich niederlassen, haben sie noch keinen Gemüsegarten und kein Getreidefeld. Da gilt es, sich einen geeigneten Boden auszusuchen, denselben von Gestrüpp und Schilf und Wurzeln zu säubern,, tief durchzugraben und dann zu säen. Doch von dem Tag der Saat bis zu dem Tag, an welchem sie eine Möhre oder einen Kohlkopf im Topfe haben, dauert es seine fünf oder sechs Monate, in der Voraussetzung, daß Boden, Saat und Wetter gut ausgefallen sind. Du möchtest wissen, wie man auf der Reise lebt. Als Antwort beehre ich mich, dir meinen letzten Feldkoch vorzustellen, er heißt Kangombe, zu deutsch Öchslein. Ich sage dir, er ist der bravste Junge der Welt. Auf seine Frömmigkeit und auf seine Treue magst du je ein Haus bauen. Aber so dumm ist er, so bodenlos dumm, daß ich heute noch nicht begreifen kann, wie man mir dieses Monstrum kulinarischer Unwissenheit aufhalsen konnte. Höre nur! Gleich beim ersten Mahl bereitete er mir eine Kartoffelsuppe ohne jedes Salz und nur halb gekocht. „Kangombe," sage ich ihm, „ein anderesmal tue Salz ins Essen und lasse es tüchtig gar kochen." »Ja, Herr," antwortete er. Des anderen Morgens konnte er nicht fertig werden, an meiner armen Tasse Kaffee herumzufeuern. „Vorwärts!" ruf ich ihm aus dem Zelt heraus zu. „Ein bischen Geduld, Herr," erwiderte er vom Herd aus, „das Wasser ist noch nicht gar genug." „Bring' nur," ruf' ich mit unterdrücktem Lachen, „es ist Zeit aufzubrechen." Beim ersten Schluck war mir, als müßte ich alle Eingeweide erbrechen. Mein gelehriger Koch hatte eine gute Handvoll Salz in den Kaffee getan. „Laß es gut sein, mein lieber Koch," beruhigte ich seinen Schrecken, „in den Kaffee tut man kein Salz, und um seinem Pater zu servieren, muß man schön blank gewaschen sein." „Ja, Herr," meinte er, „ihr Europäer seid doch wunderlich, in dem einen wollt ihr Salz und in dem anderen keines." An dem Tage tauchte ich mein Brot in frisches Wasser und fort ging's. Am nächsten Lagerplatz suchte ich ein ruhiges, schattiges Plätzchen, um meine Tagesgebete zu vollenden. Während der geistlichen Lesung schnellte ich auf wie ein Blitz. Ich sah von weitem meinen allerliebsten Koch mit einem Fuße in meiner Suppenschüssel stehen und darin die gründlichste Waschung seiner allerwertesten Person vom Kopfe bis zur Zehe vornehmen. „Was treibst du doch, du Schmutzfink! Heraus 1 da!" rufe ich aus Leibeskräften. Ebenso kräftig konrmt als Antwort zurück: „Aber, Herr, du siehst doch, ich wasche mich ja!" „Gut, waschen sollst du dich, aber nicht in der Schüssel, aus der ich meine Suppe essen soll." .»Herr. Und wie Kangombe seinen Vorsatz hielt, magst du daraus entnehmen, daß ich ihn nach einigen Tagen wieder sich waschen sah, doch nicht mehr in der Suppenschüssel, sondern in meinem — Kochtopf. Da siehst du, lieber Konfrater, wie man ab und zu auf der Reise lebt. Gottlob sind nicht alle wie mein Öchslein, doch immer bleibt es wahr, daß solche Reisen reich an Entbehrung und Abtötung jeder Art sind und daß man außer den Arbeiten des Apostolates sich sogar als Professor der Hygiene und der edlen Kochkunst Verdienste erwerben kann. * * * Das Salz bei cien Negern. UpS gibt Dinge, über welche sich nicht streiten läßt; ein jeder kann Recht haben und dann sagt man: Das ist Geschmacksache. Wir Zivilisierte können das Salz kaum entbehren; fehlt die Würze, so schmeckt auch die beste Suppe nicht. Aber zur Salzschleckerei haben wir es noch nicht gebracht. Unsere Neger jedoch, wenn sie zwischen Zucker und Salz zu wählen haben, entscheiden sich ohne Zaudern fürs letzte. Kommt der Missionär unter seine schwarzen Pfarr-kinder, so wird er gleich umringt und angebettelt um eine Prise — Salz. Eilig humpeln die alten Weiber daher und begrüßen ihn mit dem freundlichsten Lächeln auf den Lippen: „Guten Tag! Bwana, gib mir ein wenig Salz." Dabei lassen sie die einschmeichelndsten Laute vernehmen und ein Schnalzen mit der Zunge, das nicht mißverstanden werden kann. Wie wünschen sie allen Segen auf einen herab, wenn sie die gewünschte Schleckerei erhalten haben! Neulich sing ein kleiner Knirps, noch in der Ziegenhaut auf den Rücken der Mutter gebunden, bei meinem Anblick jämmerlich zu schreien an; und so ein kleiner Schwarzer versteht sich aufs Schreien so gut oder noch besser als unser einer, da wir noch in den Windeln lagen. Doch ein paar Körnchen Salz in den weitgeöffueten Mund gelegt, glätten im Nu das soeben noch so schrecklich verzerrte Gesichtchen und lassen das freundlichste Lächeln darüber gleiten und noch ehe die gesalzene Gabe auf der Zunge geschmolzen ist, sind wir die besten Freunde. Eines Tages steckte ich mir eine Pfeife an und warf das Streichhölzchen beiseite. Gleich stürzten sich einige Kinder auf das armselige Hölzchen. Der Glückliche, der es erhaschte, hatte nichts eiligeres zu tun, als das Ding in den Mund zu stecken und daran zu schnullen. „Weshalb denn das?" fragte ich ihn. „Es ist salzig," war die Antwort des Kleinen, und er setzte eifrig seine Schnullerei fort. . Ein Engländer hatte einen Zigarrenstummel weggeworfen: einer unserer kleinen Halbwilden fand ihn Die unbefleckte Empfängnis. Einen hübschen, kleinen Vorfall bei einer Katechese der eingeborenen Insulaner berichtet der hochwürdige Missionär Fr. Sebastian Acar, aus der Picpus-Gescllschaft. P. Johann vom Kreuz ist beschäftigt, einige Katechumenen zur Taufe und einige Neugetaufte auf eine christliche Ehe vorzubereiten. Der Unterricht findet abends zwischen 7 und 9 Uhr statt. Kürzlich kam das Dogma der unbefleckten Empfängnis zur Sprache. Einige der Katechistengehilfen hatten Schwierigkeiten die Sache zu fassen und die Lehre der Kirche in diesem Punkte anzunehmen. „Wenn Maria," so meinten sie, „eine Tochter und rauchte ihn so kurz, wie es unser einer nie fertig gebracht hätte; dabei steckte er noch das zuerst angerauchte Ende in den Mund, um sich zugleich auch an der salzigen Asche laben zu können. Bei dieser Vorliebe der Neger für das Salz erklärt es sich, daß dieses der gesuchteste Tauschartikel ist. Für ein halbes Glas Salz erhält man ein Huhn, für einen Kaffeelöffel voll ein Ei usw. Salz und immer Salz! Hätten wir nur immer einen großen Salzvorrat! Adams ist, wie wir, wie konnte sie dann dem gemeinsamen Gesetze der Erbsünde entgehen?" Da erhob sich ein junger, angehender Katechist, sichtbar erregt. „Ach was!" rief er im lauten Tone des Unwillens, „wenn der Gouverneur von Tachiti, der über mehrere Inselgruppen regiert, sich die Freude machen wollte, einen der Eingeborenen von der Kopfsteuer zu befreien, wer wollte sich dann von seinen Untergebenen über die Ausnahmsvergünstigung aufhalten? Wohlan! Hat denn Gott, der Schöpfer und Herr aller Dinge, nicht das Recht, eines seiner Geschöpfe von der allgemeinen Kopfsteuer, ich meine die Erbsünde, auszunehmen? Nun, das hat er an Dorf am MI. Verschiedenes. Maria getan. Es gibt also nichts Einfacheres als die Lehre von der unbefleckten Empfängnis." Sofort gaben alle klein bei, die einen ein wenig beschämt, die anderen sehr erfreut. Ignaz, das ist der Name des angehenden Katechisten, hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. „Kath. Missionen." * * * lüas bat 6ott am siebenten Scböpfungstage getan ? Ein Trappistenpater weit drunten in Südafrika hatte den kleinen Kaffernbübchen seiner Schule erzählt, wie der liebe Gott Himmel und Erde erschaffen habe: am ersten Tage das Licht, am zweiten Tage das Firmament u. s. f. Das nächstemal fragt er den kleinen Willi, ob er es noch wisse. Der Kleine hatte es gut behalten und kam glücklich bis zum siebenten Tage. „Und was hat den Gott am siebenten' Tage geschaffen?" — Das hatte Willi vergessen. Er dachte also nach. Ein so großer Geist wie Gott mußte doch auch am siebenten Tage etwas getan haben! Der siebente Tag ist der Sonntag, grübelte er roeiter; da gibts einmal etwas besseres. „Ja, nun weiß ich's," rief er feuerig, „am siebenten Tage hat Gott ipalitschi gemacht." — Was meint ihr wohl, was ipalitschi sei? Ipalitschi ist ein dickes, steifes Mus aus Maismehl, das Lieblingsgericht der Kaffern. Was konnte Gott also wohl besseres am Sonntag gemacht haben als ipalitschi? * * * Der Krieg und die ostasiatiseben Missionen. Wer da glaubt, die kriegerischen Ereignisse in Ostasien gehen spurlos an den Missionen vorüber, gibt sich einer großen Täuschung hin. Wohl sind in den Missionen durch die Ententemächte in Ostasien und speziell in China, gewisse Freiheiten und Rechte nach Niederwerfung des Boxeraufstandes 1901—1903 garantiert worden, und China selbst, d. h. die Regierung der Kaiserin, läßt den Pionieren des Christentums, welches stets Trägerin der wahren Kultur ist, in der Regel Schutz angedeihen. Wie lange aber die chinesische Regierung imstande ist, das Volk zu zügeln, ein Volk, dessen versteckter Haß die „Weißen" mit ärgstem Mißtrauen verfolgt. Ein kleiner Funke fanatischen Feuers genügt, um ganze Provinzen des großes Reiches in Brand zu setzen und dadurch die Früchte jahrzehntelangen Fleißes zu vernichten. Wie segensreich die Missionen in Ostasien bis jetzt schon gewirkt haben, davon können wir uns einen kleinen Begriff machen, wenn wir die Erfolge der Mission von Südschantung (also nur eines Teiles einer chinesischen Provinz) beschauen. Bemerkenswert ist, daß gerade in dieser chinesischen Provinz und zwar in der Stadt „Jendschoufu", der Geburtsort und die Begräbnisstätte des Confucius sich befindet. In dieser Provinz wurden im Jahre 1896/97 z. B. trotz der immerwährenden Christenverfolgungen unter der Leitung des verstorbenen Hochw. Bischofes I. B. Anzer, von 31 Missionären, 5 chinesischen Priestern und 10 Laienbrüdern ein Priesterseminar, ein Knabenseminar und elf höhere Schulen mit zusammen 137 Schülern, sowie 38 Volksschulen mit 690 Kindern unterhalten und unterrichtet. In vier Waisenhäusern und zwei Jnvalidenhäusern, sowie in mehreren Privathäusern wurden 305 Kinder erzogen und belehrt und zirka 70 Greise unterhalten und gepflegt. Zur Benützung standen 3 Kirchen, 41 Kapellen und 210 Gebetshäuser (200 Gemeinden sind ohne ®e6et[o$a[); außer zirka 8000 vorhandenen Christen und Christenkindern erhielten 19,278 Katechumenen Unterricht. Getauft wurden 595 erwachsene Heiden, 284 Kinder von Katechumenen, 144 Kinder von Christen nnd zirka 9000 Heidenkinder in Todesgefahr. Von hl. Sakramenten wurden gespendet: das hl. Bußsakrament etwa 14,000 mal, das hl. Altarssakrament 10,730 mal, die hl. Firmung 102 mal, die hl. Ölung 97 mal, das hl. Sakrament der Ehe 49 mal, 287 verstorbene Christen wurden beerdigt. Und mit welch banger Sorge arbeiten heute die Missionäre in den ostasiatischen Ländern! Wie schaut ein großer Teil der europäischen Christenheit angsterfüllt nach Osten! Wird der Krieg ohne Aufregung, ohne Verfolgung, ohne Verhetzung enden? Werden die Missionäre unter dem fanatischen Fremdenhasse nicht wieder alle denkbare Unbill zu erdulden haben? Möchte es gelingen, den Krieg bald zu beenden, so beten Tausend und aber Tausende, möge der Allmächtige nicht zulassen, daß die heidnischen, fanatischen Asiaten siegen, daß sie nicht die alleinigen Herren in Ostasien werden. Denn dann wären mehrere Jahrzehnte kultureller, bahnbrechender Mühe und Arbeit umsonst: die Missionen dort würden verschwinden, die christlichen Brüder wären der Willkür von Barbaren preisgegeben! Wenn die Japaner als Sieger in die Mandschurei einziehen, werden sie es nicht unterlassen, die angrenzenden stammverwandten Tunguscn und Boxergruppen in den chinesischen Provinzen aufzuwiegeln und den Fremdenhaß zu schüren. Man wird deshalb mit Argusaugen die Japaner beobachten müssen und es dürfte nicht ausgeschlossen sein, daß zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Ruhe, zum Schutze der einheimischen christlichen Missionen, doch noch Truppenteile anderer Kontingente in China not- wendig sind. Anderseits: siegen die Nüssen, so gebietet ihnen schon die politische Klugheit, auch die katholischen Missionen in ihrer Kulturarbeit zu fördern. Wollen wir deshalb die Zukunft herbeisehnen mit dem inbrünstigen Gebete des Kaisers Konstantin des Großen und möge uns im Osten auch das heilige Kreuzeszeichen im Morgenrote leuchten mit der Inschrift: «In hoc signo vinces». * * * Kampf mit einem Löwen. Der Feldwebel Ullmann von der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika ist auf gut Glück nach dem Löwen und verwundete ihn auch. Am nächsten Tage spürte man das Tier in einem dichten Busch auf, der umstellt wurde. Als der Löwe herankam, flohen alle Schwarzen, auch die Askaris und der Feldwebel stand dem Löwen allein gegenüber. „Ich stand spitz zu dem Löwen, hatte daher keine gute Schußstellung. Mein Schuß zertrümmerte ihm den Unterkiefer. Nun kam er aber in mächtigen Sätzen auf mich zu; ich hatte gerade noch Zeit, das Gewehr zu laden und an die Backe zu reißen, da schlug er mir schon durch den Sprung das Gewehr aus der Hand, um mir dann mit der einen Pranke ins Kreuz zu schlagen und mich niederzureißen. Da ich mit der linken Hand abwehrte, biß er in sie und ein Zahn der Jagd von einem Löwen sehr schwer verletzt worden. Über die näheren Umstände berichtet die soeben eingetroffene „Deutsch-ostafrikan. Zeitung" noch Folgendes: Ullmann hatte vom Bezirksamt Kilwa den Auftrag erhalten, einen Löwen unschädlich zu machen, der seit fünf Tagen auf der Insel Kisiwani hauste. Der Löwe mußte den zwei Kilometer breiten Flußlauf nach der Insel durchschwommen haben. In der Nacht vor der Ankunft hatte der Räuber wieder ein Kind weggeschleppt. In der nächsten Nacht suchte man den Löwen mit einer Falle an seiner Beute zu fangen; doch war die Falle zu schwach, so daß der Löwe sie fortschleuderte. Von einem Baume herab schoß der Feldwebel auf drang durch und durch. Ich stieß ihm nun den rechten Arm in den Rachen, worauf er mich los ließ, um gleich wieder den linken Arm zu packen, den ich stets abwehrend hinhielt. Nun suchte er mich an der Gurgel zu packen, dies merkend, zog ich das Kinn ein, packte den Löwen mit der rechten Hand fest an den Hals und drückte meinen Kopf mit der ganzen Kraft an denselben. Während ich mit der verwundeten Hand nach dem Gewehr suchte, machte sich der Löwe los und biß mich in den Kopf. Mit aller Kraft riß ich jedoch den Kopf aus dem Rachen, wobei das Fleisch bis auf den Knochen aufgerissen wurde, so daß der Schädel bloßlag, und steckte ihm wieder den rechten Arm hinein. Hierauf ließ er abermals von mir ab, um, wenn ich den Arm wieder herausriß, gleich wieder danach zu schnappen. In diesem Augenblick setzte einer der Askari-Rekruten, der allein zurückgekommen war und dem ich bereits mehrere Male zugerufen hatte, der Sache ein Ende zu machen und zu schießen, gleichgültig, ob er mich träfe oder den Löwen, dem Untier das Gewehr fest auf den Schädel und gab ihm den Fangschuß. Der Löwe war so auf mich besessen, daß er das Herankommen des Askaris garnicht bemerkt hatte. Ich wußte natürlich nicht, ob der Löwe durch den Schuß tätlich getroffen war und merkte dieses erst, als er langsam von mir abließ und umsank, mir bei seinen letzten Todeszuckungen noch ganze Stücke Fleisch ans Arm und Schultern reißend. Trotzdem mir durch den ungeheuren Blutverlust — ich hatte wohl zwei Minuten lang unter dem Löwen gelegen und blutete, wie sich später herausstellte/ aus etwa 70 mehr oder minder schweren Wunden — die Besinnung zu schwinden drohte, beherrschte ich mich, sprang auf und rannte in meinem entsetzlichen Zustande so schnell ich konnte, nach dem etwa 800 Meter entfernten Dorfe und schrie nach Wasser und Verbandzeug. Der ausgerissene Akida empfing mich dort und weigerte sich, mich im Dorfe aufzunehmen und mir Wasser zu geben, da ich seine Weiber in meinem Zustande erschrecken könnte. Unterdessen brachten jedoch die Askaris Wasser und mehrere Bettücher herbei, verbanden mich notdürftig und schafften mich den acht Stunden langen Weg nach Kilwa zurück, wo mir die erste ärztliche Hilfe durch den Sanitätssergeanten Lüdecke zuteil wurde und Herr und Frau Bezirksamtmann von Rode in der hochherzigsten Weise für mich sorgten." Der tapfere Feldwebel befindet sich jetzt im Lazarett von Daressalam; seine Wiederherstellung wird noch längere Zeit beanspruchen. Der Löwe war über drei Meter lang. Der feige Akida ist seines Postens als Dorfoberhaupt enthoben worden; der Askari, der dem Feldwebel das Leben rettete, ist belohnt worden und wird auch Gefteiter werden. * * * KutttOriStiSCftes. Kommt nicht in Verlegenheit. Ein Fremder zu einem Gastwirt in einer Sommerfrische: „Aber Herr Wirt das Bier ist ganz warm." — Wirt: „Ja wissens das ist halt Sommerbier." Zu unseren Bildern. Der Brunnen der Zitadelle in Kairo (Seite 137). In jenem Viertel der Stadt Kairo, welcher den anderen Teil derselben überragt, finden wir den berühmten Brunnen der Zitadelle. Im byzantinischen Stile erbaut, erhebt er sich in der Mitte eines großen Hofes. Sein Wasser dient zu den üblichen Reinigungen der Mohammedaner, die, wie sie sagen, nur gereinigt an Leib und Seele in das Heiligtum ihres Propheten eintreten dürfen. * * * Das Innere der Moschee des Mohammed JDi. Auf Seite 141 sehen wir das Innere der Moschee des Mohammed Ali, welche 'im byzantinischen Stil wie die Kirche S. Sophia in Konstantinopel erbaut ist. Das Innere scheint einem großen Saale zu gleichen, dessen Decke sich zu einer Kuppel erhebt. Die Wände sind mit vergoldeten Arabesken und mit Sprüchen ans dem Koran bedeckt. Zierliche Säulen von gelben Alabaster, der in Benisuef gegraben wird, tragen das Innere der Kuppel; der große Aufwand dieses Marmors verdiente der Moschee den Titel die Alabaster-Moschee. (NB. Gebetserhörungen und Empfehlungen, bei welchen nicht der volle Name und Wohnort der Redaktion angegeben wird, werden nicht veröffentlicht. — Die Abkürzung wird durch die Redaktion besorgt.) Abonnent des „Stern" sagt innigsten Dank dem hist. Herzen Jesu und Maria und dem hl. Antonius für Erhörung zweier Angelegenheiten und zwar sehr schwieriger. Bitte, Fürsprache einzulegen beim göttl. Herzen Jesu, der allerseligsten Jungsrau und dem hl. Josef, um von einer sehr gefährlichen Versuchung befreit zu werden, und um Erhörung in anderen sehr wichtigen Anliegen. * * * N. N., Brixen. Innigsten Dank dem hl. Herzen Jesu und Mariä und dem hl. Josef, weil sie mir aus einer sehr großen Not geholfen haben. Veröffentlichung war versprochen, wenn geholfen würde. * -i- * O. S., Coop, in Niederth., sagt innigsten Dank dem göttl. Herzen Jesu und der allersel. Jungfrau Maria für Erlangung der Gesundheit und vieler anderer Gnaden. * * * M. in Tirol. Tausend Dank hl. Josef, daß er mich vom Waffendienste wunderbar befreit, auch von einer schlimmen Krankheit geheilt hat, und ich so meinem hl. Berufe als Ordensmann wiederum vollkommen nachkommen kann. E. M., Lienz. Laut meines Versprechens bitte im „Stern der Neger" die Hilfe des göttl. Herzens Jesu in einem schweren Nervenleiden bei einer Familien- mutter zu veröffentlichen, mit tausendfältigem Danke für teilweise Erhörung mit der innigsten Bitte, die vollkommene Gesundheit zu erstehen. Neuerdings bitte ich, beim göttl. Herzen Jesu Fürsprache einzulegen um christliche Gesinnung in einer Familie und um Verbesserung des Geschäftsganges. * * * Ein Leser des „Stern" aus O. Wieder um erfuhr ich, wie unendlich gütig und barmherzig das göttl. Herz Jesu ist, indem es mir in zwei sehr wichtigen und dringenden Anliegen half. Gepriesen sei in Ewigkeit das göttl. Herz Jesu für die Erhörung, die ich zu veröffentlichen versprochen. M. K. in Denn bittet um das Gebet zum hlst. Herzen Jesu und zur allersel. Jungfrau um Befreiung von Kopfleiden. -Jfc F. Sch. bittet um das Gebet für seinen kranken Bruder und um guten Fortgang im Studium. Jfc T. W. im Pustertal. Bitte, ein sehr großes Anliegen auf die Gnadenaltäre zu legen und um Erhörung zu bitten. -Jjf- Aus I. in Tirol. In einem schweren Anliegen bitte ich, M. B. dem göttl. Herzen Jesu, der lieben Mutter Gottes und dem hl. Antonius anzuempfehlen um Erlangung der Gesundheit, Ein Abonnent des „Stern" bittet in einem schweren Anliegen das hlst. Herz Jesu und Maria um Hilfe und um das Gebet. W. bittet um das Gebet zur Erlangung der Gesundheit, I. K. in Riff bittet um das Gebet zum hlst. Herzen Jesu, Mariä und hl. Sebastian um Erlangung der Gesundheit für seine Frau. M. L. G. in S. bittet, sie den hlst. Herzen Jesu und Mariä und dem hl. Tomas zu empfehlen um Erlangung der Gesundheit der Eltern, für eine arme Sünderin und um Beseitigung der Schwierigkeiten zum Ordensberufe. jfc N. N. in Bruck empfiehlt seine Berufsangelegenheiten dem Gebete der Söhne des hlst. Herzens Jesu. ifc I. T. in Galling bittet um Einschluß ins Gebet in großen Anliegen. Pill. In einem besonderen Anliegen nehme ich meine Zuflucht zum hlst. Herzen Jesu und Mariä, zum hl. Josef und hl. Antonius und bitte, Ihr Gebet mit dem meinigen zu vereinigen, K., Br ixen, bittet ums Gebet für seine kranke Frau am Herz Jesu-Altare. I. A. in Tirol bittet ums Gebet zum hlst. Herzen Jesu und Mariä um Erlangung der Gesundheit und Erhörung in schweren Anliegen. N. N. in K. bittet dringend um das Gebet am Herz Jesu- und Marienaltare in großen und folgenschweren Anliegen. -Sfc R. St. in Bisch bittet um das Gebet in einer Seelenangelegenheit. Zwei Schwestern aus H. wenden sich voll Vertrauen zum hlst. Herzen Jesu und Mariä in einem Familienverhältnisse, um glücklichen Verkauf eines geerbten Hauses, und bitten, ihr Anliegen den hlst. Herzen zu empfehlen. 5^ N. N. in Sterz. . bittet, die Bekehrung eines großen Sünders und Standeswahl dem hlst. Herzen Jesu und seiner unbefleckten Mutter anzuempfehlen, jfc A. B. Eine Leserin des „Stern" empfiehlt ein schweres Anliegen zum wiederholtenmale unserem Gebete und bittet, ihrer an den Gnadenaltären zu gedenken, N. N. in Epp. Bitte, Fürsprache beim göttl. Herzen Jesu und der allersel. Jungfrau einzulegen um glückliche Wendung einer Familienangelegenheit. St. empfiehlt ein besonderes Anliegen unserem Gebete. W. H. in D. bittet ums Gebet in verschiedenen Anliegen, besonders für einen Erstkommunikanten. Ph. Sch. ersucht um das Gebet der „Stern"-Leser in einem schweren Anliegen. ^ I. Kabs empfiehlt sich unserem Gebete am Herz Jesu- und Marien-Altare. Veröffentlichung versprochen. Ein kranker Priester aus N. bittet ums Gebet der Söhne des hlst. Herzens Jesu in einem schweren Anliegen. ^ K. M. aus G. empfiehlt ein krankes Kind dem Gebete am Herz Jesu- und Marien-Altare. Lamb., O.-Öst. Dem göttl. Herzen Jesu wird ein Ehegatte empfohlen um gottgefällige Sinnesänderung. -Jjj- P. E. in L. empfiehlt sich, die ganze Pfarre und ein besonderes Anliegen unserem Gebete. & £ w st. Eine tiefbetrübte Mutter bittet ums Gebet zum hlst. Herzen Jesu, seiner unbefleckten Mutter, und zum hl. Josef in einem schweren Familienanliegen und verspricht Veröffentlichung, M. H. empfiehlt einen Familienvater unserem Gebete, damit er seine Osterpflicht erfülle und wieder in die Kirche gehe. Ferner eine Frau, die seit ihrer Verehelichung mit einem Protestanten in keine Kirche mehr geht, dem hlst. Herzen Jesu und Mariä. Für die Schriftleitung: Anton v. Wörl. — Druck von A. Weger's fb. Hofbuchdruckerei, Brixen.