Beilage zur Laibacher Zeitung. ^U 38. Vierter Jahrgang. R4. Juli AHO». Aus der in^!>) — über die Schiller das gewiß formell und inhaltlich verunglückte Epigramm schrieb — i:> unzähligen Bogen das üppig grünende Si'intelthal (Conncnlhal) durchläuft und vor der großen nordischen Ebene hier dem Alige vom Gebirge zum letzten Male das Naturschonc im Wechsel von Vcrg und ")Auö dcm illustr. Familicnbuchc des üskrr. Lloyd. Thal zeigt!>... Ja, es ist eine liebliche und wohnliche Gegend, in der es sich wohl sein läßt bei dcm biederen Völkchen, das sie seine Heimat nennt. Herrlich ist's an jener Silbcrqucllc, Rings von alten Eichen dicht umrankt, Fröhlich spielt im Abcndroth die Welle, Wo am Strand die fette Achrc schwankt; Wo der Dampfer dnrch die grüne Haide Und die Thäler seine Flagge trägt, Wo der Landmann immer noch im Kleide Seiner biedern Väter sich bewegt! Hier, in dem Thale, das nach Tacitus' Beschreibung das Schlachtfeld von Idistavisus sein muß, erhebt iich als einer der schönsten Punkte des Süntels der Paschcnberg, auf welchem ehedem der heidnischen Göttin O-stra Osterfener angezündet wurden, und dcr erst zur Icit des Christenthums „Palchahberg" oder Paschcnberg genannt wnd. A>, ihn knüpft sich die Sage von dem Ausstcrbcn des Geschlechtes der edlen Grafen von Schaumburg. An diesem Verge stoßen wir auf eine tiefe Schlucht, die Wolfschlncht, in welcher früher kleine Vergelfen, die unter dcm Namen Wichtelchcn in ganz Deutschland bekannt stnd, gewohnt haben sollen. Wir wissen aus manchen Sagen, daß diese Wichtelchcn immer brav und gut waren, sobald ihnen die Menschen kein Leid zufügten, — und es sollen ihre Weiber und Mägdlein, bei allcdem sie so klein waren, sehr schön gewesen sein. Einstmals fügte es sich, daß ein Graf von Schaum« bürg von seiner Vurg auf dem Nesselberge (Uon.5 ui li^urum), wo dieselbe um die Mitte des elften Jahrhunderts von Adolf . l. erbaut war, hinauf nach dein Paschcnberge ritt und hier ^ eins jener wundcrlicblichcn Wichtclmägdlein sah, welches er, ! so lieb er auch seine Gemalin hatte, nicht wieder ans dem z Herzen verbannen konnte. 'Auch die kleine Wichteljnngfrau ! liebte dcn weiblichen Nittersmann, allein sie wollte doch ^ nicht zu ihm auf die Schaumburg, uud wie cs geht, wenn die Liebe 05F fest im Herzen sitzt, so ging cs auch hier: der Graf fühlte sich immer mehr zu der schönen Elfe hin« gezogen, und wcnn er sie nur einen Tag nicht gesehen hatte, ! war cs ihm nirgends recht. Vald versäumte cr auch keinen Tag und nahm als Vegleitcr einen treuen Reitknecht mit, dcr ihm bei 3eib und Leben schwören mußte, nicht das Gc« ringste von Allem zu erzählen, was er sah und hörte. — Daß die Gräsin bald anfmerl'salll und stutzig wurde, ob der 110 vielen geheimen Gange ihres Eheherrn, läßt sich leicht denken, zumal die Frauen auch vor Alters schon recht pfiffig gewesen sind und gar mißtrauisch wurden, sobald die Männer tagtäglich fort gingen, auch wohl gar etwas an Zärtlichkeit verloren, wie das jetzt bei unserm Grafen der Fall war und heutzutage leider uoch weniger eine Seltenheit ist. Aber wie sollte die Frau erfahren, wohin der Graf ging und was er trieb? — Das war ein schweres Stück für das zweifelnde Herz! — Doch die edle Gräsin hatte über kurz schon gemerkt, wie ihr Herr stets nur mit seinem alten Reitknecht ging, und der wurde denn -von ihr in's Gebet genommen und sollte sagen, wohin seines Gebieters Wege führten. Den armen Knecht ängstigte jedoch der fürchterliche Schwur, und so uicl auch sonst die schönen Worte der Weiber vermögen: dießmal konnte die Gräfin die Zunge des Knechtes nicht lösen. Als sie ader wieder einmal in ihn drang und so weich und wehmüthig sprach, daß es den Knecht fast dauerte, da begann er doch vor dem schönen Weibe und seinen Bitten wankend zu werden und sagte: ,/Ia, hohe Frau, wenn ich's Euch nur sagen könnte ohne Worte, denn die verbietet mir ein Schwur bei Leib und Leben." — Jetzt sah die Gräfin noch mehr die Wichtigkeit des Geheimnisse's ein und wußte auch gleich Nath. „Nuu," so sprach sie zum Reitknecht, „reden sollst Du nicht, hast Du jedoch nicht geschworen, den Weg, den ihr macht, mit Mohn zu bcsäeu, so thue das, dann will ich wohl schon sehen, wohin mein Gatte geht." — Das geschah! Bevor es noch Herbst wurde auf dem Nesselberge, blühten uon der Schaumburg bis zur Wolfschlucht im Paschcnberge, die schönsten Mohnblumen, und der Graf ahnte nicht, was ste bedeuten, noch weniger: daß ste bald sein Geschlecht in ewigen Schlaf wiegen sollten. Die Gräfin aber wußte wohl, wem dle Blumen blühten, und so ging sie denn einst ihrer Bahn entlang, als der Graf seinen gewöhnlichen Ritt gemacht hatte. Doch wie er-schrack das tugendhafte Weib, da es an jene Schlucht kam, in der eben der Graf neben seinem reizenden Wichtelmägdlein auf duftendem Moose schlief! Leise schlich sich die betrogene Frau zu ihnen, schnitt dem Wichtlein eine Locke seines blonden, seidenen Haares ab und wandte sich ruhig wieder nach Hause, wo fie nun oft einsam Tag und Nacht weinte und ihren Gatten immer kälter ansah. Als dieser endlich selbst merkte, wie die Gräsin so traurig wurde, fragte er sie einst: «Nun, meine Liebe, was mag es sein, das Dich schmerzt? —Da holte" das edle Weib die Locke und antwortete: „Sieh', mein Nester, diese Locke nennt Dir alle meine Schmerzen und Dein Sohn wird Dir einst Vorwürfe machen um das Leid, das Du seiner Mutter zugefügt; o, ich habe Dich'stets so unaussprechlich geliebt, und Du dankst mir mit Untreue meine Liebe!" —Dabei sank sie in des Grafen Arme, der sie an seine Vrust drücftc und bei dem Anblick der Thränen, welche über die schönen Wangen der jungen Gräsin rollten, das Unrecht einsah, das er gethan. Unter heißen Küssen versprach der Reuige, nie wieder die Treue gegen sein liebes Weib zu vergessen und nur ihr und seinen Kindern leben ^ zu wollen. Das hat er auch männiglich gehalten; nie ging > er wieder zur Wolfschlucht und vergaß an der Seile der ! blühenden Gattin das Wichtelweibchcn im Berge. Dieß aber schwur dem Grafen Rache und ließ allnächtlich seine klagende i Stimme in der Schaumburg erschallen, ohne daß man seiner habhaft werden tonnte. Der Graf glaubte, die Zurückgabe seiner Haarlocke würde es beruhigen und ließ sie hinauf in die Schlucht tragen. Allein dem war nicht so. Die Elfe ! wollte ihren Geliebten, machte ihm Nachts Vorwürfe über ! seine Uutreue, uud als er auf die Lockungen der kleinen ^ Sirene nicht hörte und auch ihre Vorwürfe und Klagen an sich vorübergehen ließ, anch jederzeit es sorglich vermied, dem Wichtlcin im Berge zu begegnen: da erschien es in einer Gewittcrnacht am Bette des Grafen, warf zornige Blicke nach der Gläsin und sprach mit furchtbarer Stimme den Fluch des Aussterbens über das Geschlecht oer Grafen von Schaum« bürg aus, das im dritten Gllede des Ungetreuen enden solle, indem die Wichtlein den Mohn von dem Weg zu des Grafen Liebsten sammeln und einst den Sprößling seines Sohnes damit einschläfern wollten. Das traf auch ein, denn mit Otto V., welcher 1040 starb, erlosch das Geschlecht der ! Grafeil von Schaumburg. — Auch die Vurg verfiel mit den Jahren und jetzt stehen nur noch einige Thürme und ein Theil der äußeren Mauer, doch ist es so reizend auf den Höhen der beiden Berge (eine Zierde des Wcscrthals), daß von nah und fern immer mehr Reisende diese herrlichen Punkte besuchen. Würde Schiller von dem Gipfel des Paschenberges in das großartige und pompöse Naturpanorama geblickt haben, hätte man ihn hinauf zur Porta-Westfalica geführt, dann ständen von der Weser in seinen Epigrammen sicher nicht die unwahren Worte: „i!cioer von mir ist gar nichts zu sagen; auch zu dem kleinsten Epigramme, bedenkt, gab ich der Muse nicht Stoff." Das Eluecksüberdergwerk Idria von seinem Beginne bis znr Gegenwart. Geschichtlich dargestellt von PctcrHitznlgcr, Dechant und Pfarrer zu Adelsderg. Zweite Periode. 1580-1747. (Fortsetzung.) Der Erzherzog Karl, seit dem Jahre 1564 Landes-fürst von Oesterreich, erkannte die Wichtigkeit des Quecksilber - Bergwerkes Idria, von dem er selbst den größeren Antheil besaß, und sah zugleich die Unmöglichkeit ein, dasselbe ordnungsmäßig und gewinnbringend zu betreiben, so lange sich mehrere Gewerkschaften, oder in letzterer Zeit eigentlich mehrere einzelne Gewerkcn, in den Besitz desselben theilten, die außerdem mit bedeutenden Schulden belastet warcu. Er beschloß daher, das Bergwerk vollständig an sich zu bringen, und sandte in dieser Absicht im I. 1678 den Vergrichter von Obervellach, Franz Khisel, oder, nach anderer Schreibung, Kisiling, nach Idria, um das Werk zu untersuchen und aufzunehmen; im I. 1389 geschah sodann die völlige Uebergabe der Priuatantheile der Gewerkschaften an die erzherzogliche Kammer. So gebeu ältere und neuere Verichtschristen des Bergwerke-Archives den Gegenstand an; die näheren Bedingungen der völligen Uebernahme des Bergwerkes durch den Laudesfürsten lassen sich nicht angeben, da das Archiv eben hier für einen Zeitraum von dreißig Jahren einen völligen Abgang an Urkunden ausweist, und auch anderwärts keine Anzeigen über diesen Gegenstand bekannt geworden sind. ES läßt sich jedoch mit Sicherheit voraussetzen, daß die Ucbergabe der 111 Vergwerksanthcile von Scite der Gewcrkcn nur gegen Ueber- ! nähme der daran haftenden Schulden, und gegen Leistung z einer nach Recht und Billigkeit bemessenen Entschädigung ! von Seite des (Erzherzogs, vor sich gegangen sei. l Seitdem das Bergwerk ganz in landcsfürstlichcn Besitz ^ gekommen war, wurde die Einrichtung und der Betrieb desselben vielfach geändert und vervollkommnet, das Erträgnis) ^ desselben bedeutend erhöhet, und der Stand der Beamten, so wie jener der Arbeiter besser gestellt. Der Erzherzog ! Karl erließ bereits am 6. April 1ü89 eine eigene Verg- . ordnung für Idria, welche abschriftlich im Archive vorhan« ! den ist. Durch dieselbe wurde, gemäß dem frühern Ve-! stände, ein Verweser, ein Vergrichtcr und ein Buchhalter ! über das Bergwerk gesetzt; zur Aufsicht über die Arbeiter ! wurde nach der vormaligen Weise ein Einfahrcr mit mehre« ! ren Huthleutcn, ein Waldmeister und ein Brennmcistcr be- ! stellt; die Ordnung der Arbeit wurde genau bestimmt, die Rechtspflege in Bergsachcn nnd die Aufrechthaltnng der öffentlichen Nuhe und Sicherheit geregelt, und die Beeidigung , der Beamten und Diener vorgeschrieben. Ucbrigens blieb j das Bergwerk Idria dem Obcrbergamte zu Obervel-lach unterordnet; diese Unterordnung hörte aber in Folge eines Hoferlasscs des Kaisers Leopold 1. im I. 1689 auf, nnd Idria erhielt ein eigenes Vergamt, welches unmittelbar der kaiscrl. Hofkammcr in Wien unterstand, und an dessen Spitze der Verweser gestellt war. Der Erzherzog Ferdinand II. traf auch eine neue Einrichtung der Grundgerichtsbarkcit; der Bezirk von Idria wurde näm» lich im I. 1607 von der Hauptmannschaft Tolmcin ausgeschieden, nnd dann mit laudesfürstlichem Befehle vom 31. Mai 1623 ein eigenes Stockurbar für die darin begriffenen ! Gruudholdeu angelegt. In Folge dessen schloß sich das Bergwerk Idria nnd dessen Umgebung in politischer Hinsicht bald gänzlich ci» die Provinz Krain an; nur die Kriminalsachen blieben dem Gerichte z» Tolmcin vorbehalten, wie es ein landesfürstlicher Erlaß vom 3. November 168!) bestätiget. Der Grubenbau erhielt durch den Verweser Franz Khisel gleich Anfangs eine neue, bessere Einrichtung, rvie es aus den Verichtschriftcn des Bergwerks-Archives erhellt. Da der Achazischacht zur Förderung des gewonnenen Hau-werkcs und zur Hebung der Grubcnwässcr nicht ausreichte, und die andern kleineren Schächte sich d^für nicht geeignet zeigten, so wurde im I. 1696 die Anlage eines neuen Hauptschachtcö, 109 Klafter vom Achazischachtc ostwärts, in's Werk gesetzt; derselbe wurde der St. Barbaraschacht genannt, und erhielt eine gegen Nordost geneigte Stellung in der Art, daß dessen Sohle und Grundfläche bei der gegenwärtigen Tiefe um 12 Klafter von der Seiger- oder senkrechten Linie abweicht, Zur Förderung der Erze und zur leichtern Anfahrt wurde cinc Vrcmsmaschine und zur Hebung der Grubenwässcr eine Stangcnkunst oder ein Pumpwerk mit Zugeimcrn daselbst angebracht. Um die dazn erforderlichen großen Räder in Bewegung zu setzen, wurde eine neue Wasserleitung hergestellt, welche das Aufschlagwasser aus dem Idriza-Flusse von dem mit dem Namen Xokiw benann« ten Orte auf eine Entfernung von 1700 Klaftern herbeigeführt; diese Wasserleitung heißt das Ninnwerk, nnd stc war Ausangs nur in Holz durchgeführt. Da der Nikoua-bach dem Achazischachte kein hinlängliches Wasser gab, so wurde das Ninnwerk auch dahin weiter geleitet. Ferner wurde eine o>deutliche Einfahrt durch den bereits in der ersten Zeit eröffneten, jedoch in der Folge nur thcilweife benutzten Antonistollen hergestellt; durch schief eingeschlagene Rollen gelangte man in die nächsten Fcldortc, tiefer stieg man in einem senkrechten Schachte mittelst Leitern hinab. Nach den bemeldeten Einrichtungen konnte man auch leichter in weitere Räume eindringen, und eröffnete in der Folge, in einer Tiefe von mehr als 79 Klaftern, Gruben im Feldorte von der Neid, welcher nachmals wegen des bedeutenden ErzHaues das Hauptfeld genannt wurde; dafür erhielten die, mit der Todtenteufc fast gleich, nämlich 62 Klafter tief gelegenen Gruben den Namen Mittclfeldort. Später wurden noch andere Gruben, über 89 Klafter tief, eingeschlagen, welche den Namen Ncufeldort erhielten, und dem heutigen Großherzogsfelde entsprachen. In weiterer, mehr als 99 Klafter betragender Tiefe wnrdc der Wasserstollen eingetrieben, aus welchem sich nach und nach das nunmehrige Wasserseld bildete. Alle diese Grndenfelder findet man bereits im I. 1689 in Valvasor's Beschreibung des Bergwerkes Idria angeführt; die einzelnen Stollen hatten zu jeuer Zeit eine Länge von 49, 79, 89, 99 bis 199 Klaftern. Auch werden daselbst mehrere neuere, kleinere und größere Schächte genannt; unter anderen der Festen« schacht, Silberschacht, St. Petrischacht, Marien-schacht, St. Aegidischacht und Wasserschacht, welche einander in weitere Tiefe folgten. Dagegen kommen in Valvasor's Beschreibung mehrere früher genannte Grnben nnd Schächte nicht mehr vor, weil ste bereits aufgelassen worden; auch der St. Kathrein- und der St. Georgenschacht bestanden nicht mehr, ersterer war kurz vorher, im I. 1682, versetzt worden. Der Achazischacht galt zu jener Zeit noch als ein Hauptschacht; er war jedoch schon theilweise versetzt, und hatte nur noch eine Tiefe von 33^ Klaftern; der Barbaraschacht war dagegen bereits 191 Klafter tief, so daß er mit der Sohle beinahe das jetzige Hauptmannsfeld erreichte. Valvasor berichtet auch, daß sich nicht lange vorher die Grubenwetter oder brennbaren Dünste entzündet, und etliche Knappen verbrannt und erstickt hatten; dieß geschah wahrscheinlich im Florianiscldc, woselbst ein Gang den Namen brennender Stollen führt. Ucbrigcns waren in jenem Zeitraume die Wetter oder die Lüfte in den Gruben überhaupt warm und matt, da zwischen den einzelnen Strecken noch zu wenig Verbindung bestand; mittelst besonderer Vorrichtungen, Blasebälge und Kanäle, mußte den Arbeitern, frische Lust zugeführt werden. (Fortsetzung folgt.) Literatur. Illustrirtes Familienbuch des österreichischen Lloyd. X. Band, 7. und 8. Heft. Die beiden uns vorliegenden Hefte, haben wiederum einen in vielfacher Beziehung unterhaltenden und belehrende» Inhalt. Das siebente Heft bringt neben einer hübschen Erzählung von Th. Lan: »Sie liebt ihn", einem Aufsatz von Dr. Th. Hoh »der Arsenik", einer „Südsee-Odyssee" von R. WaldmüNcr, einem Gedichte von Drärler-Manfred und Litcratm bericht von Leuin Schücking, den Schluß des von Letzterem verfaßten Lebensbildes: „Annette von Droste", das als ein interessanter Veitrag zur deutschen Literaturgeschichte betrachtet werden kann. Die Dichterin Annette von Droste-Hülshof ist mehr in auserlesenen Kreisen bekannt, dem qro-ßrn Publikum sieht sie ferner, als sie es verdient. Das von Levin SHücking gezeichnete Lebensbild der in Wahrheit hochbegabten Frau kann min als ein Denkmal gelten, das dem Publikum sagt, weniger wer Annette, sondern vielmehr wie sie war, wodnrch der Verfasser auch den weiteren, für Poesie empfänglichen Kreisen einen Dienst geleistet hat. Das achte Heft enthält: „Schnlze Rothenkemper", ein 112 Vild aus Wesiphalen von P. Würz; zwei naturwistenschaft- ^ licbe Aufsätze; „Die Chinarinde" und „das Quecksilber"; einen Literaturbericht von L. Schiicking, und einen höchst interessanten Aufsatz von F. Bodenstedt: „Neber slavische Volks-voesie" Der Verfasser gilt als einer der bedeutendsten Forscher in den orientalischen nnd slavischen Sprachen, als Ken.!e- der Volkspoesie im Allgemeinen und der slavischen < insbesondere; er charakterisirt sie, mit kurzen, treffenden Wor-' ten und bringt stets Beispiele, die seine Urtheile bekräftigen. Als eigenthümlichen Neiz der slavischen Poesie bezeichnet er den vorwiegend weiblichen Zug, welcher dem slavischen Volkscharakter eigen sei. Dieser vorwiegend weibliche Zug mag eimaermaßen die sonst völlig räthselhafte Erscheinung erkläre.,, dasi ein Volk von so bedeutender poetischer Anlage noch kein aroßes geschlossenes Kunstwerk zu schassen vermocht hat, obgleich zerstreut alle Elemente dazu in seiner Volksdichtung vorhanden 5'^ ^^^, ^. ^^n töuen homerische Klänae- die melancholischen Duma's der Ukraine geben wun-5. ^-Nlder der Sitten, Kämpfe und Leiden des Vo k7;^pow!chen Gesänge alh.nen glühende Vaterlands- ! ^bo durä> die lyrischen Volkslieder aller ,lavi,chen stamme ^ l ei natnrfrische Tiefe und Reinheit der Empfindung; ^ d e reiche, klangvolle, biegsame, noch ganz lungsranliche ^ Spr^e schmiegt sich entgegenkommend allen Poen,chen Be-diw'ni'ssen an - nichts fehlt, als e.n männlicher Gemus, e e ch Herrschergeist, um die zerstreuten Elemente ,:ch dienstbar ^machen und mit ihrer Hilfe ein unsterbliches ^"'^^er^^e der poetischen Ausdruckweise werden naturgemäß durch die nationalen Eigenthümlichkeiten bedingt. Bei Volke n von vorwiegend männlichem C aratter - wie , di Ge manen - wird das ep.lche, und bei ,olchen von vor- , wiegend weiblichem Charakter - wie die Italiener und Sl^cn — wird das lyrische Element überwiegen. ^ ! Mit besonderer Vorliebe behandelt Bodenstedt die 1er-bischen nnd kleinrussische" (kosakischen) ^ksdichtungen «Die Serben, saat er, sind das einzige Volk der Gegemva.t, de,-sen Send Geschichte in einem breiten epi,chen Ve.anges-strome - durch immer neue Zuflüsse anschwellend und nch rfti chend - unnnterbrochen durch die Jahrhunderte sor ge-t!un.' ist nnd noch heute lebendig im Munde des Volke lebt so daß hier alle Bedingungen vorhanden waien, cm großes, echtes Cpos zu bilden, wenn d.e poet»chen Ueber-Uefernngen ihren künstlerischen Abschluß fanden zu.ammen-stießend im Geiste eines bedeutenden Dichter der zugleich !m Volke wurzelnd, u"d doch über dem Vo e stehend, das Gold von den Schlacken zu sondern, das fehlende zu ergan> zen nnd dem Verschiedenartigen einheitliches Gepräge zn ge- ^" ^'erste Entdecker des serbischen Liederschatzes war der italienische Abb6 Fortiö, der vor etwa 1W Jahren eme Sa mm, ihrer schönen Heldensagen er,che.nenl.ep, welche Goeche und Herder so zur Bewunderung hinr.„en, daß ,e Veide Übersetzungen daraus lieferten. Eiue nähere Bekanntschaft mit der ,erb. chen V lk -poesie wurde in Deutschland zuerst vermittelt durch eme alent. volle gelehrte Dame, Fräulein von Jakobs, .n der Literatur unter dem Namen Talvj bekannt. , ^ Den serbischen Heldenliedern ganz gleich m Ton, üorm und Charakter, nnd an poetischem Werth vollkommen ebenbürtig sind die epischen Dichtungen der stammverwandten Tschernagorzen (Montenegriner)oderVcwohner der „Ichwar, zen Berge", deren Land zwischen Nagusa und Bosnien liegt. , Die Schicksale des kriegerischen Stammes der 3,scherna< gorzen haben viel Aehnlichkeit mit denen der Serben, woraus sich die große Achnlichkeit im poetischen Ausdruck Beider leicht erklärt. Innerlich ebenfalls damit verwandt, aber verschieden in der Form finden wir die epische Volksdichtung bei den Slaven von Krain, einem Volke, welches seit dem dreizehnten Jahrhundert mit Oesterreich verbunden, an dessen langjährigen und blutigen Türkenkriegen rühmlichen Antheil nahm, häufig unter eigenen Heerführern kämpfcnd. Diese Kämpfe und die Verherrlichung der krainischcn Helden bilden den vornehmsten Inhalt seiner Gesänge, welche, im Gegensatz zu den serbischen, einen mehr romanzenartigen Charakter haben. Die meisten gehören dem sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert an und durch alle weht ein glühender Türkenhaß. Die Helden sind zuweilen der Sage und Geschichte der Nachbarvölker entnommen, deren Geschicke mit denen der Krainer mannigfach zusammenfielen. So spielt z. V. der Serbenheld Marko auch in den krainischen Liedern eine z nicht unerhebliche Nolle; vor Allen aber wird König Mathias ^ (Corvinüs Hunyady) gefeiert, dessen mythische und poetische ! Verherrlichung in Ungarn und den österreichischen Slaven< ^ läudern fast derjenigen Friedrich Barbarossas in Deutsch-! land gleichkommt. ! Die vielbesprochene „Königinhoser Handschrift", als ! Nest der epischen Poesie der Böhmen, hält Booenstedt dem ! Inhalt nach für echt. In der Kunstpoesie nennt er die ! Polen als denjenigen slavischen Stamm, welcher den ersten Nang einnimmt; in der Volksdichtung sei e: am ärmsten. Den beiden Heften sind folgende Stahlstiche beigegeben: Der Zeitungöleser, das Iagdrecht, Padua; und der Fisch-! markt in Nom, Persenbeug, Novine del Castello di Monte ! d'Isola. ! Palin g en esis. Denkschrift über Verwaltungsresormen in Oesterreich. Unter diesem Titel ist bei Franz Wagner in Leipzig ! eine Broschüre erschienen, welche den gesammten seitherigen österr. Verwaltungsorganismus einer eingehenden Besprechung ! unterzieht. Der Verfasser muß offenbar in der Lage gewe-l sen sein, dem Gange der Verwaltung in allen Zweigen von ^ einem hohen Standpunkte seit Jahren zu folgen und seine ! Reform-Vorschläge, von dem Geiste eines energischen Vatrio-! tismus durchweht, sind gerade jetzt, wo dem verstärkten ^ Ncichörath die gleiche Aufgabe vorliegt, von doppeltem In-^ terrsse. !<___________ Das Publikum. Das Publikum, das ist ein Mann, Dcr Allcs wciß nnd gar nichtö kaun; Das Pnblikum, das ist cin Weib, Das nichts verlangt, als Zeitvertreib; Das Publikum, das ist ein Kind, Heut' so und morgen so gesinnt: Das Publikum ist eine Magd, > Die stets ob ihrer Herrschaft tlagt; Das Publikum, das ist cin Knecht, Der, was sein Herr thut, findet recht: Das Pnblikum sind alle 5!cuw, ! Darum ist es dünnn und auch gescheut. ^ Ich hofft, das nimmt Keiner krumm, ! Denn Einer ist kein Publikum. -------- i5 F. Bamb eva in Laidach. - Vn-a>..w°rtllchcr Rcdactcur 5- ^.„n^g.