' ... HrrrTTffi -fn fTsssssfssi 1 *r fs r r M I rrr*?;py Stern öer Ueger. Katholische Misslons-LeltschrIN. « « fierausgegeven von Ser ßesellscbaft öer „Söhne des bist. Remits 3esu“. « « Erscheint monatlich 82 Seiten stark. — Preis ganzjährig 3 K = 3 Mk. =4 Frcs. Kr. 3. März 1903. VI. Itchrg. Inhalt: Seite Leo XIII. mtb fein 25jähr. Vapft-Zuviläum 65 Zn unserer Hffekten-Lotterie..................68 3um hl. Jose!................................-69 Nachrichteti ans Afrika: Aus Sul. — Aus Assuan. — Etwas über b. Religion b. Schilluk. 70 Der dunkle Erdteil . . .... ■ ■ 75 Aus dem Missionsletieu: Missionär und Zauberer. — Vater, der Weg ist gerade. — Die Krast der hl. Eucharistie. — Eine Ka- techismusstunde........................... 79 Am Marlerpfahl................................85 Zum Zieste Mariä Verkündigung. ... 88 Zur schmerzhaften Mutter . . . . . - 90 Verschiedenes: Echo aus Afrika. — Kleine Afrika-Bibliothek. — Aus Omdermau. — Über die Glaubensspaltung und ihre Folgen in der Gegenwart. — Abreise von Missionären nach Afrika. — Rezept zum Reichwerben. — Darf es beut Christen gleich-giltig sein re. — Können die gewöhnlichen Gläubigen etwas tun re. — Übereinstimmende Kalender. — Eine Bitte...................92 Zur gest. Beachtung .......................96 Abbildungen: Papst Leo XIII. — Ein Moscheewächter. — Ein Karawanenzug. — Ein Leopard auf betn Raubzuge. — Die unbefleckte Mutter Maria Immaculata, Afrikanische Musikanten. -Z -Z -p _____________________________ Missionshaus Mühlanä bei Brisen (Tirol). Wrrefkctsten. 3. St. in St. Der Betrag für 1902 ist noch ausständig. Correspondent der expedition. Eingegangene Geldsendungen. (Vom 24. Jänner bis 24. Februar 1903.) Unsern geehrten Abonnenten zur gest. Kenntnisnahme, daß wir der Einfachheit halber milde Gaben rc. für unser Missionshaus nur mehr an dieser Stelle quittieren werden. Jtir das lUissionsbaus: Kronen I. Bader, Pfarrverweser, Herlazhofen. . 1.17 Amalie Kleinlcrcher, Lienz................ 1.— Anna Unterkofler, Bozen................... 1.— Maria Eßl, Kuchl.......................... 1- Maria Cerwinka, Kairo.......................... 0.95 Aloisia Roleder, Odrau, f. d. Werk d. Erlösers 14.— Jos. Fassa,Kapl., Jsenheim, f.d. Merk d. Erlösers 1.17 Jos. Rauch, Sterzing...................... 2.— S. Tjnila, Land eck....................... 1.— Peter Mair, Koop., Wörgl.........................1.— Joh. Riedl, Pfarrer, Telfes .... 3,— Aus Alberschwende, f. d. Taufe eines Negerkindes aus den Namen „Helena" . . 20.— Jul. Pirchner, St. Jakob-Ahrn 4.— Gräfin Hompesch-Stolberg durch Dr. Mitter- rutzner in Neustift........................23.32 Gertrud Eder, St. Martin bei Loser durch I. Margreiter, Lehrer, „Antoniusbrot" 10.— Aus Kärnten...............................120.— Peter Prünster, Eggen..................... 4.— Agnes Guggenberger, Raut.................. 14.— Josef Guggenberger, Raut..................10.— Adam Solcher, St. Lorenzen .... 10.— Josef Lexer, Frohn . ................. 8.— M. Herchl, Neustift, Stubai .... 3.— Anna Abbredcris, Schwaz................... 2.— Seb. Frangež, Cirkovce.................... 600.— Ursula Žunko, Cirkowitz...................100.— Durch P. A. Henögl, Mariatrost . . . 50.— M. Micheler, Hopfgarten......................... 1,— Jgn. Kaltegger, Pfarrer, St. Justina . 3.— Aug. Schultz, Herxheim......................... 2.34 Gebh. Wucher, Hohenweiler................. 7.— Gebrüder Müller, Mittelberg .... 20.— Kaplau Hummel, Ravensburg .... 29.26 P. M. Kurz, Ord. Cist., z. Z. Assuan, für Missionszöglinge.......................... 11.92 Marien-Vcrein für Afrika in Breitensee bei Marchegg.............................. 91.— Ungenannt, Hirschegg ..................... 6.— Johanna Hechenberger, Innsbruck . . . 12.— Anna Thaler v. Tandler, Stilfes . . 1.— Georg Grießer, Defizient, Ötz .... 4.— Math. Schmiedmayr, Haag................... 1.— Jos. Weirather, Pfarrer, Elbigenalp . . 2.— Karl Schredt, Klosterneuburg .... 1.— Anna - Rübl, Winklern..................... 3.— Jos. Konas, Pfarrer, Rangersdorf . . 4.— Ludwig Klopfer, Augsburg....................... 2.34 Krouen Aus Tirol............................. 400.— AuS Dicing durch Dr. Joh. Chr. Mitter- rutzner in Neustift..................40.— Jos. Volgger, Benefiz., Brixen . . . . 17.— Peter Gruber, Hollersbach............... 2.— L. Hüter, Innsbruck..................... 3.— I. Sch., Bozen......................... 20.— Durch P. P. M. Moser, Innsbruck v. Ungenannt 7,— Johann Wimmer, Kirchental .... 5.—• Josef Baur, Dekan, Lienz................ 7.— Johann Höllrigl, Bäckermeister, Brixen . 7.— Kath. Miehl, Innsbruck ..... 2.— I. Straßmeyer, St. Pölten .... 3.— Andreas Raidl, Pfarrprovisor, Mörtschach . 5.— Ludw. von Belics, k. f. Gesandter, Dresden 11.47 Kindheit-Jesu-Verein, Wien............ 800.— Dr. Schacht, Kulm...................... 0.58 Aug. Müller, Niedersfeld............... 2.34 Theresia Singer, Reutte ................... 1.— Gebhard Sinz, Pfarrer, Lech .... 1,— Anna Hämmerle, Götzis................... 2.— Ed. Dietl, Pfarrer, Laaber............. 3.50 Joh. Stieber, Neutitsch ein sandte gebrauchte Meßklcider. Msgr. Ant. Tait, Trient, sandte 2 Rituale und 300 Zeitungsmarken. Für deiiige ltimcn: Elise Fröhlich, Ahrweiler..........12.64 H. Neher, Kapl. Deggingen .... 46.84 Dolbaum, Krefeld...................23.32 Aus Gmunden........................ 2.— Jakob Koßmann, Denn................ 1.17 H. Neher, Kaplau, Deggingen .... 46.82 Ursula Zunko, Cirkowitz bei Pragerhof . 100.— Durch P. A. Henögl, Franziskaner, Mariatrost „ 50.— Aug. Schultz, Herxheim............. 5.85 Elisabeth Hugg, Herxheim........... 8.20 Kaplan Hummel, Ravensburg .... 93.75 Gebrüder Müller, Mittelberg .... 80.— Christian Jenny, Feldkirch......... 2.— Kurat Doergcns, Pegnitz............64.88 Urbas, Wien........................ 10.— N. N., Weistrach................... 10.— Paul Fiebig, Pfarrer, Niefnig .... 7.03 Johann Wimmer, Kirchenthal .... 2.— Hofinger, Kaplau, Rotenkirchen . . . 140.64 Magd. Kämmerer, Lassee............. 6.— Jos, Seibert, Vilseck.............. 5.87 Allen unseren Wohltätern sagen wir ein herzliches „Vergelts Gott' dieses Missionshauses. und bitten um weitere Unterstützung Effekten für unsere Lotterie sandten ein: Jranz Grabber, Eustenau. 3 große Photographien : Religiöse Darstellungen; 2 Expl. g. di. Jecht: Aus dem Weihbuch der Kirche; 1 Expl. P. I. Al. Krebs: St. Josefsbüchlein; 2 populäre Broschüren v. F. $. Wetzel. Professor Rubatscber, Brisen. Bierkrügel und Briefbeschwerer. Ins Graun. 2 silberne Eßbestecke in Etuis. Ungenannt, Brisen. Taschenuhr in Etui; Flasche Wermut. Jranz Ostbeimer, Brisen. Wachsstock. Blieb. Stadler, Direktor, Sarns bei Brisen, Pr. H. Rolfus: „Kath. Hauskatechismus"; Seb. Rieger: „Bergschwalben"; 2 Expl. Dr. Jos. Walter: „Der hl. Geist"; Spitzglas, Weihwasserkessel, Aschbecher, Schutzbrille, Rosenkranz, Bilder, Gratulationskarten, Ansichtskarten, 2 Schutzengelkalender, 2 Kronen. Ungenannt, Jllbersebwende. 20 Kr. Stefan Ressmayr, Weistracb. 2 Kr. franz Sebiffko, Raplan, Scblackenwertb. 19 Kronen. Dr. Job. Cbrsost. Hlitterrutzner, lleustift. „Das Leben Jesu nach den Gesichten der sel. Katharina Emmerich, aufgezeichnet von Klemens Brentano", 3 Bände, schön gebunden. Rosa Ritzelt, Jriesacb. 5 Kronen. Kus Sarns bei Brisen. Gemaltes Präsentier-brctt, 4 chinesische Fächer, Herz-Jesu-Stehbild, geschliffener Stehspiegel, 2 Weihwasserkessel, Salz-und Pfeffergefäß, Theekanne, 3 Fruchtmesser, Haussegen, Stehbild: Schweizerlandschaft, Aschbecher, 2 Brieföffner, Zündholz-träger, Briefbeschwerer, Maßrolle, Prozellanbild: Hl. Antonius, Ziermuschel, Milchkännchen, Arbeitskörbchen, feines Taschen-seuerzeug, 2 Marienstchbilder. Jranz Woisegger, Spänglermstr., Windiscb-Iflatrei. Bilderlampe. Christian Zenny, Teldkircb. 13 Bücher: Dr. N, Heim „Unser Herr Jesus von Nazareth"; Prachtband; Georg Ott „Eucharistie-Buch", Prachtband; Thomas von Kempen „Nachfolge Christi", illustr., Prachtband; Dr. E. Gutberlet „Apologetik", 3 Bände Leben d. ehrwürdigen Mutter Mechtilde vom hl. Sakrament, Leben d. hl. Fourier, „Himmelsleiter", „Das Meßbuch d. hl. Kirche", „Eucha-ristische Liebesblumen", „Die Gnadenfrucht des neuen Jerusalem", „Der Beruf". C. Wolf, K. k. Schulrat, Salzburg, 4 Kronen. Gräfin Julie Dessetbffy, Pressburg. Hundesitzkorb, Obstschüssel mit 3 Tellern, Etui mit.Achat-Federhalter, Achat-Bleistifthalter und Achat-Messer, Wand-Hängelänrpchen, Herz-Jesu-Bild, Statuette des hl. Vaters, Jesu-Kind (Schwerstein), Repetier-Reise-Uhr. Ungenannt aus Ikumarkt in Tirol. 2 Paar goldene Ohrringe, seidenes Tuch. Johann Palst Raplan, Rotbolz. 4 große Photographiebilder, eingerahmt, unter Glas: Ansichten aus dem hl. Lande; „Die katholische Kirche" in 3 Prachtbänden, Pieta. als Schwerstein, 2 Schreibzeuge, Holzreliefbild in Rahmen, 2 Bilderständer, geschnitzt, verschiedene Bücher und Bilder. Uinzenz Diederkofler, St. Peter in Jfbrn. 10 Kronen. Engelbert IN., Lienz. 10 Kronen. Jranz Moll, Bolzgau. 3 Kronen. Maria Zager, Rndelsbucb. 2 Kronen. Ungenannt, Klaus, Uorarlberg. 6 Alpacca-Kaffeelöffel. „St. Rntoniusbrot für Afrika.“ Silberne Schnupsdose. Ferdinand Lösch, Sand, Eustenau. l Krone. Baronin Btiol, Raitern. Ölgemälde in Goldrahmen : „Der Besuch" nach Deffregger, „Das Vaterunser" von Glötzle und Knöpfler, „Die Gleichnisse des Herrn", illustr. Prachtwerk, „Nord-landfahrten", Prachtwerk; „Junges Blut", Prachtwerk; „Festbilder der katholischen Kirche", Prachtwerk, „Die vatikanische Ausstellung", Prachtband. Job. Peter Dallago, Bozen. 3 gewirkte Hemden, 3 Unterhosen, 1 Paar Socken, 4 Hosenträger, 1 Stück schwarzen Stoss. Baronin Constanze Pillersdorff, Wien, l Paar vergoldete Leuchter, Brotkorb mit Pälmslechterei, Zierblumenschale, 2 Wandreliefs (Jesus und Maria) 2 Expl. „Sonntagsalbum", 2 Expl. „RexGloriae", 1 Expl. „Kath. Kirchenjahr in Bildern". Julia Pircbner, St. Jakob Abrn. Photographischer Apparat mit Zubehör, 3 Gebetbücher, Geldtasche mit 6.22 K Inhalt. Georg Rotte, lilittersill. l Krone. Rudolf Seiner, Raplan, Goss. 20 Kronen. P. Bernard Grüner, 0. $. iE, Eambacb. Holzgeschnitzte Milttcrgottesstatue, Lampenkuppel, 2 Uhrhalter, Federwischer, Zeitschriften, 8 Kronen. Rosalie Straublnger, Eambacb. „Das katholische Kirchenjahr" von I.Baierlein, Prachtwerk, 2 Bände. Elisabeth SDittermayr, Eambacb. 2 Hemden, 2 Kronen. - Baronin Apor, Brisen, 2 gestickte Altarkissen. Ungenannt, Walporzheim, l Paar goldene Ohrgehänge. Michael Ripkelbein, Mannheim. 5 Mark — 5.86 Kronen. Luise GiampiCOlO, Brisen. Herz-Jesu Statue, Lourdesgrotte, Muttergottesstatuette, 5 orig. Nähkörbchen, 4 Nadelkissen, 3 Lampenteller, gestrickte I Mütze, 3 Uhrtaschen, Geldbeutel, Weinbecher, Zucker-I dose, Butterform, 2 Vasen, 2 Bilderrahmen, Feder- Wischer, Heiligenbild, Stehkruzifix, Blumenvase mit Rosenbouquet, Wcihwasserbchälter, Sammtdecke mit Spitzen; „Feldbilder der kath. Kirche", Prachtwerk; Diverse Nippsachen, 2 Stehbilder, Glockenzug, 30 Expl. „Maria Viktoria, Gräfin von Sarntheim" v. I. Freiseisen. Ungenannt. Silberne Uhrkette. Ungenannt. Goldenen Siegelring, gold. Haaruhrkette. Gräfin 51.51., lüien. 4 große Ölbilder in schönen Goldrahmen und zwar: „Reife Zwetschen" von O. Wiesinger, Wert 800 Kronen; „ Saurer Jahrgang", „Abschied", „An der alten Stadtmauer" von Emil Strecker, eine kleinere Alpenlandschaft in prachtvollem Rahmen von K. Helbach, Aquarellbild v. C. Geiger „Ständchen", 3 Majolika-Vasen, originelle Fruchtschale, Photographiealbum mit Musik. Maximilian Sieg!, fltzentmigg. 2 Bände Karl May's Reiseerzählungen, 3 Bände, Clarus, „Leben des hl. Franz von Sales." 2 Bände P. A. Weiß, „Natur und Übernatur." Zulle Donat, 0eorg$waide. 10 Kronen. illarg. Benkel, Reifenberg. 19 Mk.^22.26 Kr. Parwlus in E. Silberne Tabaksdose. (Fortsetzung folgt.) Brave, gesunde Mnglinge im illter von 20—34 Zähren, weiche Beruf zum Ordens- und IHissionsstande als Laienbrüder haben, wollen sich behufs Aufnahme vertrauensvoll an die Uorstehung des Missionshauses der Söhne des hist Berns 3e$u in Itlühland, Post Brisen in Tirol, wenden. Aeltere Jahrgänge des Stern der Neger sind noch erhältlich und zwar: Zweiter Jahrgang (1899), das zweite für sich abgeschlossene Halbjahr ä i K, dritter Jahrgang (1900) ä 2 K, vierter Jahrgang (1901) ä 2.30 K. Alle Jahrgänge zusammen bezogen kosten nur 3 Kronen - 3 Mark. —---------1 JT™ ' " ' Wir bitten unsere P. T. Abonnenten, welche den Pränumerationsbetrag von 3 Kronen 3 Mark für das laufende Jahr ssssss noch nicht eingesendet haben, höflichst, dies baldigst tun zn wollen — Es sind auch noch einige wenige Beiträge für das verflossene Jähr 1902 ansständig; diese wenigen bitten wir gleichfalls — der Ordnung wegen — ehestens einsenden zu wollen. Die Expedition des „Stern der Neger". Katholische missloMS-Zeltscbrift. Les XIII. und Sein fünfundzwanzigjähriges Papst-Jubiläum. ^9 ings umgeben von den hohen Bergen der lepinischen -.tipen, in einem ge-^(5 funden und kräftigen Klima des sonnigen Italien, erhebt sich in einer kleinen Anhöhe ein Städtchen mit etwa 5000 Einwohnern; Earpineto ist sein Harne. Dort wurde am 2. März (8(0 dem Grafen Ludwig pecci ein Knabe geboren, der am Firmamente der katholischen Kirche als einer der hellsten Sterne erglänzen sollte: Lumen de coelo (Licht vom Himmel). In stiller Zurückgezogenheit wuchs der kleine Joachim unter dem wachsamen Auge der liebevollen Mutter heran, die aber alsbald die Wahrnehmung machte, daß in dem Herzen ihres kleinen Lieblings jener starke Drang zum Studium erwachte, der ihn bis ins höchste Alter nie verlassen hat. Doch noch größere Freude empfand die fromme Mutter, als sie seine große, immer zunehmende Frömmigkeit wahrnahm und ihr mütterliches Herz war ganz erfüllt vom Genusse des Glückes, ihren Joachim dem Dienste der Kirche geweiht zu sehen. Da jedoch in Earpineto nur eine Volksschule war, schlug für den kleinen Joachim und seinen etwas älteren Bruder Josef bald die Abschiedsstunde von der Heimat, um nach Rom, in das Haus ihres Vnkels überzuwandern. In Rom verblieb er jedoch nicht lange; er kam in das Iesuiten-Kollegium zu Viterbo, wo er sich mit seinem Bruder mit dem größten Eifer dem Studium hingab. Den ersten Sieg für seine Studien errang er sich im August (822 in der Gestalt einer silbernen Medaille. Genau zwei Jahre später, am 5. August (82^, starb die Gräfin Anna pecci; ihr Liebling Joachim war es, welcher die Inschrift auf das Grab der Mutter verfaßte. Im November (82<( kam Joachim Pecci mit feinem Bruder Josef in das römische Kollegium, um dort Philosophie und Theologie zu studieren und im August (830 trug er feine erste feierliche theologische Thesis vor. Als Kardinal Sala unsern Theologen, der bereits den Titel eines Doktors führte, fragte: „Nun, junger Mann, sind Sie bereit, die hl. Weihen zu empfangen?" antwortete er ihm: „Warten Sie noch, Eminenz!" — Joachim, welcher nichts ohne reifliche Ueberlegung unternahm, wollte sich zuvor noch prüfen, ob er auch stark genug sei, die Bürde dieses hohen Berufes tragen zu können. Tr prüfte sich und am ö\- Dezember \837 las Joachim pecci, dessen scheinbare Unentschlossenheit, die er immer gezeigt, plötzlich verschwunden war, in der Kapelle des hl. Stanislaus im Beisein seines Brudes Josef, der bereits der Gesellschaft Jesu beigetreten war und seiner Verwandten von Tarpineto seine erste hl. Messe. Einige Wochen nach seiner Priesterweihe, es war am 2. Februar f858, wurde der erst 27jährige Joachim Pecci zum Delegaten von Benevent ernannt, um dem damals dort in Blüte stehenden Räuberunwesen Einhalt zu tun, was ihm durch seine Tatkraft auch bald gelang. Als Pecci nach 5 Jahren Benevent verließ, hatte er seine Aufgabe gelöst und so konnte er sich im Herbste \8t{\ nach Perugia begeben, dem Hort der damaligen Freimaurer und geheimen Verschwörer, deren revolutionäre Umtriebe er zu ersticken beauftragt war. Zu Beginn des Jahres wurde Mon- signore Pecci zum Nuntius in Brüssel ernannt, und da es der Gebrauch verlangte, daß der Nuntius von Brüssel Bischof sei, wurde Monsignore pecci am 27- Januar s8^I zum Erzbischöfe von Damiette i. p. f. prä-konisiert und erhielt am darauf folgenden Tage vom Kardinal-Staatssekretär Lambruschini die Bischossweihe. Drei Zehre lang entfaltete er als Nuntius in Brüssel eine erfolgreiche Tätigkeit und als er im Jahre abgerufen wurde, schrieb König Leopold von Belgien: „Noch selten ist mir ein Mann von solchem Eifer in Erfüllung seiner pflichten begegnet!" Prälat pecci sollte nämlich, dem Rufe des papstes Gregor XVI. folgend, als Erzbischof von Perugia eine noch viel größere Verantwortung aus sich nehmen. — Mit seinem gewohnten Eifer arbeitete er am Heile der ihn: anvertrauten Herde und erwarb sich die Liebe und Achtung aller, die ihn kannten. Am \7. Dezember f855 erhielt Mon-signor Pecci denKardinalshut. Sehr selten verließ er seine Diözese und auch nur .dann, wenn er sich nach Rom begeben mußte. 1— 3\ Jahre lang stand er an der Spitze der Erzdiözese Perugia, bis ihn am 2^. Sept. f877 das Vertrauen des greifen papstes pius IX. in eine der wichtigsten Stellungen in der katholischen Kirche berief, indem er ihn zum (Earner ten go der hl. Kirche ernannte. Dem Tamerlengo fällt nach dem Tode des Papstes bis zur Wahl des Nachfolgers die Regierung der Kirche zu; seine Aufgabe ist es auch, den Gang des Konklaves und die Neuwahl zu leiten. Dieses Amt ist ein ebenso verantwortungsvolles als einflußreiches und daher war eine solche Berufung für den Kardinal Pecci auch eine sehr ehrenvolle. Sie zeugte von dem hohen Vertrauen, das der hl. Vater auf ihn setzte. Am 8. Februar \878 starb pius IX., betrauert von der ganzen Kirche. Er war ein großer Mann, „Kreuz vom Kreuze", der heiligmäßig gelebt und gewirkt hatte bis ins höchste Alter, pius war ebensolange papft, als sein Tamerlengo Bischof von perugia gewesen war. Nun begann die schwierige Tätigkeit des Tamerlengo, auf die Kardinal Pecci sich gründlich vorbereitet hatte. Er hatte die Trauerfeierlichkeiten zu veranstalten,, mit den drei ältesten Kardinälen bis zur Wahl des neuen Papstes die Kirche zu regieren und die Neuwahl einzuleiten. Das Konklave zur Neuwahl dauerte nur zwei Tage; manche haben Monate, ja Jahre lang gedauert! Dies war eines der kürzesten, die je dagewesen. Von 6\ Stimmen fielen ^ auf den Tamerlengo. Sein Nachbar im Konklave schreibt: „Als immer wieder sein Name erscholl, sah ich einen Strom von Tränen aus seinen Augen brechen und die Feder entfiel seiner Hand." Er sagte: „Ich bin nicht würdig, dieses Amt zu übernehmen, allein im Gehorsam will ich es tun und sehe in Zhrer Stimme die Stimme Gottes." Groß war die Freude in Rom und auf dem ganzen Erdrunde, daß die Kirche so schnell einen solchen Papst erhielt. — Alles stimmte ein in die Freude; es war am 20. Februar f878. Aus Verehrung und Dankbarkeit gegen Papst Leo XII., seinen Gönner und Wohltäter, nahm er den Namen Leo XIII. an. Auf ihn scheint eine alte pröphezeihung zu gehen: „Licht vom Himmel." — Als hell- Nr. 3 Stern der Neger Seite 67 glänzendes Licht zeigt sich unser Papst, seit erden Stufyl Petri ziert, in jeder Beziehung. Und nun am 20. Februar di eses Jahres ^gOo feiert der hl. Vater, unser glorreich regierender § e o XIII. sein 25jähriges Papstjubiläum: Wie begeistert, wie lieberglüht und wie dankbar müssen ihm da nicht die Kerzen aller seiner Uinder entgegen schlagen! — Wie feurig und inbrünstig müssen an jenem und an den folgenden Tagen nicht ihre Gebete zum Pimmel für Ihn emporsteigen, damit der heilige, dreieine Gott Sabaoth, der in alle Ewigkeit regiert und die Schlüssel des Todes und der pölle hat, Ihn uns auch ferner noch lange erhalten möge! Ja, unermüdet und mit festem Vertrauen wollen wir stets für Ihn beten: „Der perr erhalte, belebe und segne Ihn auf Erden und gebe Ihn nicht in die pande Seiner Feinde!" , Ja, so lange unser herz schlägt und ein Blutstropfen in ihm fließt, soll es für unsern hl. Vater in Rom schlagen und bereit sein, auch den letzten Tropfen Blutes, wenn es nötig wäre, für ihn zu vergießen! Und Je mehr Er von seinen Feinden verachtet wird, umso inniger wollen wir ihn lieben! Je mehr feine Widersacher suchen, Ihm die Perzen zu entfremden, umso inniger wollen wir uns Ihm anschließen. Je mehr man von feindlicher Seite aus über Seine Rundschreiben knirscht, umsomehr wollen wir jubeln und uns freuen, weiln wir eine so kostbare Reliquie von Ihm erhalten. Und je mehr die Fledermäuse der Finsternis sich vor Seinem Lichte fürchten und mit ihren schmutzigen Formen uns Ihn in Schatten zu versetzen trachten, umsomehr wollen wir in Seinem Lichte jubeln und Seine perrlichkeit vor aller Welt verkünden! * . * * AH Keo-Mymne. Iuble Stott, singe Psalmen, Preise deinen Jubilar; Streu’ Ihm deine schönsten Palmen, Weih' dein per; zum Dank-Altar! Petri Stuhl in neuem Glanze Strahlet heut’ wie kaum zuvor! Demant, perl’ int Brüderkranze, Leo! blick’ zur Sonn’ empor 1 Rcag mit Recht nun jubilieren, Der gestritten wie ein peld! O, wie wirst Du triumphieren, Fährst Du einst zur Sternenwett! „Licht vom pintmel", milde strahle 3tt dies dunkle Erdental; Sonne ntild, zum pimmelssaale Lieblich leis uns allzumal! „Licht vompimmel", scheuch’ die Schatten Auch aus Deiner Feinde Seele I Unö soll einst Dein Licht ermatten, „Sie" dem Lichte anempfehle! Pater Bernard Zorn. Bitte für unsere Effekten-Lotterie. Im Vertrauen auf das Interesse, das unsere Leser unserem für das Missionshaus so wichtigen Lotterie-Unternehmen bisher entgegenbracht haben, wenden wir uns wieder mit neuen Bitten an sie. Wir bringen unsere Anliegen ohne Umschweife ganz offen und frei vor. Um die Lotterie entsprechend auszustatten und so anziehend zu gestalten, bedarf es 25.000 Gewinste oder Treffer. Eine große Anzahl von Effekten, nicht wahr? Ja wahrlich, 25.000 Gegenstände, das ist kein Kleinigkeit, es ist eine große Summe! Aber groß, ja noch größer ist unser Mut und unser Vertrauen auf Gottes Güte, zu dessen Ehre ja all dies geschieht, und auf die Hilfe unserer Leser! Um jene Zahl zu erreichen, fehlen uns noch viele Effekten. Wir erneuern also nochmals die herzliche und innige Bitte, uns Effekten aller Art zu schenken! Alles ist brauchbar, wenn es nur irgend einen Wert darstellt. Gold, Silber, Perlen, Schmuck- und Gebrauchs- sowie Luxus-und Kunstgegenstände, alles ist erwünscht. — Wer keine Effekten besitzt, der unterstütze unsere Lotterie durch einen Geldbeitrag. Nun noch ein zweites Anliegen. Die Lotterie soll im laufenden Jahre 1903 abgewickelt werden. Die Zeit drängt also. Wir werden nun ehestens mit der Ausgabe der Lose beginnen müssen. Da heißt es nun Ausgaben machen, bevor wir noch etwas eingenommen haben. Da unser Missionshaus an sich schon so arm ist, müßten wir zur Bestreitung dieser Kosten Geld aufnehmen und so zu den alten noch neue Schulden fügen, um die Lotterie durchzuführen. Da könnten uns unsere Leser und Freunde helfen. Und wie? Dadurch, daß man bei uns eine Anzahl Lose ä 1 Krone bestellt und gleich bezahlt. Die Lose werden dann ehestens ganz pünktlich und gewissenhaft den Bestellern zugesendet werden. Also wir bitten recht schön, verehrte Leser, bestellet Lose und schickt uns gleich das Geld dafür. „Wer schnell gibt, gibt doppelt!" Schließlich noch etwas. Wer weder Effekten oder Geld schicken noch auch Lose abnehmen kann und doch mit unserer Hilfsbedürftigkeit Mitleid hat und uns gerne helfen möchte, was kann der tun? Dieser kann beten für einen guten Erfolg der Lotterie! Ja er möge beten, daß Gott der Herr die Herzen der Wohlhabenden rühre, von denen mancher es nicht spürt, wenn er einen Luxusgegenstand aus seinem Salon oder einige Kronen aus seiner Börse für unsere Lotterie spendet; er möge beten, daß Gott recht viele bewege, uns Lose abzunehmen, sei es der guten Sache willen oder in der Hoffnung auf einen wertvollen Gewinn. So kann jeder zum Gelingen der Lotterie mithelfen und jeder wird sein Verdienst dabei haben. Allen sagen wir schon jetzt ein herzliches „Vergeltgott!" und wünschen ihnen reichsten irdischen und himmlischen Gotteslohn. Wie wir bereits früher bemerkt haben, hat die hochverehrte Generalleiterin der St. Petrus Klaver-Sodalität, Frau Gräfin M. Theresia Ledochowska sich gern bereit erklärt, in ihren Niederlassungen und Filialen Effekten für die Lotterie entgegenzunehmen und uns zu vermitteln. Wir bitten also unsere Leser, Effekten oder Geldbeiträge für unsere Lotterie recht bald entweder direkt an unser Missionshaus in Mühland bei Briren, Tirol, zu senden oder an eine der nachbenannten Adressen der St. Petrus Klaver-Sodalität: Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 12. — Wien I, Bäckerstraße 20. — Triest, via Sanitä 9. — Innsbruck, Universitätsstraße 3. — Krakau, Starowislna 3. — Prag TI, 33. Bozen, Obstmarkt 16, II. Stock. f um hl. Josef. (19. März.) Dich, heil'ger Josef, grüßen wir, j» So schütz' auch uns und tröste uns Dich grüßen wir von Herzen; | In diesem Jammertale; Das sieche Herz, es fleht zu dir, § Sankt Josef, o erhöre uns O lind're seine Schmerzen! | Vom lichten Himmelssaale! Du hast beschützt die Himmelsbraut 1; Du bist ein Vater aller, du Und Jesum, deine Wonne; I Die Zuflucht aller Sünder; Maria, die wir preisen laut | In Freud' und Leid, in Kampf und Ruh' Als unsre Maiensonne. 1 Der Trost der Adamskinder. Schütz' unsern lieben Arbeitsstand Und spend' ihm deinen Segen, Bis endlich ihn zum Vaterland Du führst auf Himmelswegen! Wachrichten Ms unserer Misisnsstation Eul. Überall ist der Herbst als Segenspender bekannt und aller Herzen schlagen ihm hoffnungsvoll entgegen. Wir hier sind zwar den Europäern um einige Monate zuvor, doch, was das Wesentliche anbelangt, ist diese Jahreszeit so ziemlich überall dieselbe. Nachdem die Ernte eingesammelt, prägt sich der ganzen Natur ein einsamer und trauriger Charakter auf. Dies ist hier noch umsomehr der Fall, da die Fluren von der großen afrikanischen Sonnenhitze wie versengt erscheinen und man vergebens nach dem Schatten eines weitästigen Baumes spähen würde. ..Es ist wahr, daß infolge des schönen Wetters tin August unsere Gesundheit eine vorzügliche war; die Fieber traten seltener auf, die Mosquitos waren minder grausam, doch, da in diesem Monate, wo gewöhnlich der Regen stark fällt und der Landesbefruchter sich nach rechts und links ausdehnt, der Himmel fast immer schön blau gewesen, wartete man vergeblich auf eine reiche Ernte. Für uns war das umso trauriger, da man schon überall zu zweifeln anfing, ob nicht vielleicht die Europäer daran schuld seien. Die Zauberer, die diese Gerüchte verbreitet, suchten dieselben auch fleißig zu unterhalten und so waren wir für eine zeitlang wirklich in Gefahr. Früher war etwas Ähnliches in Gondokoro und Heiligenkreuz vorgefallen. Wir beteten also zum lieben Gott um Hilfe. Endlich wurden wir erhört: der ersehnte Regen kam und rettete, wenn nicht die ganze, so doch wenigstens noch die Hälfte der Ernte. Dann dauerte die günstige Witterung fort. Die Eingeborenen wußten die Gelegenheit zu benützen: sofort, nachdem die ersten Früchte reif waren, schnitten sie die Pflanzen nicht ganz dicht auf der Erde,, sondern etwas höher ab und, Dank der großen Fruchtbarkeit des Bodens, schossen sie wieder auf und brachten noch eine zweite, ziemlich reichliche Ernte. Da war natürlich alles wieder gut und wir suchten diesen sonst gutmütigen Leuten zu erklären, daß Regen und Sonnenschein, Wachsen und Gedeihen weder von einem Fetische, noch vom Einflüsse eines Zauberers abhängen könne, daß ein großer Geist dort oben im schönen Himmel wohne, umgeben von vielen Tausenden und Millionen guter Engel und die ganze Welt leite und regiere, daß wir auch alle eine uns liebende Mutter daselbst haben, die den großen Geist immer für uns bittet, aus Afrika. auf daß er uns einst auch dort aufnehmen möge. — Freilich durften wir ihnen noch nicht von „einem" Gott in „drei" Personen sprechen; diese armen Schädel hätten soviel noch nicht ertragen können! Doch zeigten wir darauf hin, daß dieser große Geist schon so viel für uns getan habe, daß er auf diese Welt gekommen fei und uns mehrere Jahre hindurch unzählige Beweise seiner Liebe gegeben, daß er auch jetzt noch, obwohl unsichtbar, unter uns wohne und bereit ist uns glücklich zu machen, wenn wir nur fest an ihn glauben, vertrauensvoll alles Gute von ihm hoffen und ihn van ganzem Herzen lieben. «Dies und ähnliches klang ihnen sehr schön und angenehm, sie äußerten auch den Wunsch, später noch von diesem großen Geiste reden zuhören; doch dabei blieb es. Einstweilen sind wir damit zufrieden. Auch der Landmann, der im Frühlinge säen geht, verlangt nicht, daß der Samen in einem Tage zur Pflanze wachse und Früchte bringe. Er weiß ja: Mit Geduld und Zeit Wird's Maulbeerblatt zum Atlasklcid! und daß Rom nicht in einem Tage erbaut wurde. Betet also für uns, damit, wie der Tau des Himmels und der Regen das materielle Land befruchtet, so auch die Gnade des Allerhöchsten reichlich in diese Seelen herabströmen und sie für die ewigen und himmlischen Wahrheiten empfänglich und fruchtbar machen wolle. * * -i- JIus unserer Ittisionsslation Jfssuan. Eine unserer Missionsschwestern, Schwester Oliva, schreibt uns aus Assuan, den 5. Januar 1903: Wiederum habe ich das Vergnügen, Euch einige glückliche Erfolge unserer Missionstätigkeit Hierselbst berichten zu können. Wie Sie bereits missen, ist die Schule unser Hauptarbeitsfeld; doch gehen wir auch oft zu beit Bewohnern der Umgegend. In diesem Falle führen wir immer ein Körbchen mit Arzneien und einigen Eßwaren bei uns, damit, wenn wir vielleicht einen Kranken oder Notdürftigen antreffen sollten, wir sofort ein Mittel an der Hand haben, ihm helfen zu können. Schon oft ist es uns gelungen, auf diese Weise 'das Herz eines Verlassenen zu gewinnen und ihm den Himmel öffnen zu können! Vor einigen Tagen, es war morgens gegen 9 Uhr, verließen wir, ich mit einer Begleiterin, die Mission Nr. 3 ©lent der Neger Seite 71 und, das gewöhnliche Körbchen im Arme, schritten wir mutig daher. Hier und da stand ein Haus und wenn jemand uns bemerkte, grüßte er un§ freundlich. Dort stand ein. größeres Gebäude, oder besser gesagt, eine geräumigere Hütte; da ging es lustig zu! Morgen sollte Hochzeit sein! Kaum hatte man uns bemerkt, kamen auch schon einige und entgegen, grüßten uns herzlich und baten .uns dringend, doch nicht vorbeizugehen, lange, denn die Gastgeberin und noch andere, die sich aus Freundlichkeit auch herbeigeschlichen, nötigten uns so sehr und wünschten uns so riesigen Appetit, daß wir fast vergessen hatten, ein kurzes Gebetchen zu sprechen. Wir riefen dann von allen Setten unsern Appetit herbei, sprachen ihm Mut zu und setzten alles auf die Probe, was unsere Abtötung vermochte und dann — — dann langten wir zu; mit den Fingern natürlich, denn man ohne sie mit unserem Besuche beehrt zu haben. Wir versuchten, das Anerbieten bescheiden abzuschlagen, jedoch vergebens! man bat so freundlich, so innig und so dringend, daß wir uns schließlich dazu bereit erklärten. „Wollen doch mal sehen," sagte ich leise zu meiner Gefährtin, während man uns allein gelassen und um eine Erfrischung geeilt war, „wollen doch mal sehen, was das geben wird!" Nach kurzer Zeit kam die „Kellnerin" und, da man hier unsere europäischen Schüssel und Teller nicht kennt, wohl aber davon reden gehört hat, hatte die „Gute" den Einfall gehabt, etwas Ähnliches zu leisten. Sie hatte von m einem großen, alten roosrtKewacbter. Kessel den noch größeren und noch älteren Deckel gefunden, ihn rasch herumgedreht, mit der Rückseite der schwarzen Hand, die ja doch nicht schwärzer werden tonnte, ausgekehrt und das „Diner" aus demselben zubereitet! Es war eine Art Kuchen, oder Brot, oder Brei, oder — — ich weiß selbst nicht was! — so was Ähnliches jedoch, tute man in Europa den Enten gibt, wenn man sie fett machen will. Wir schauten uns mit großen Augen an, doch .nicht fant die Gabeln hier nicht. Es ging ein Bissen nach dem andern herunter. Wir wurden fertig und hatten auch im vollen Sinne des Wortes „genug". Wir dankten den guten Leuten für die uns erwiesene Gastfreundschaft und verabschiedeten uns. Der liebe Gott hatte unsere Opfer angenommen und wollte uns bald eine liebliche Tröstung dafür zuteil werden lassen. Als wir nämlich später noch mehreremale in jenem Hause einkehrten, gelang es uns einst, ein Kind daselbst taufen zu können. Dieses stieg bald als reiner Engel zum Himmel empor, wo es nicht unterlassen wird, für seine Wohltäter fleißig zu beten. Etwas Ähnliches passierte uns ein anderesmal: Wir wurden wieder von einer Familie eingeladen. Auch diese bot alles auf, um uns den Aufenthalt bei ihr nur recht angenehm zu machen. Zwei Pe-troleumbehälter dienten uns als Stühle und ein umgekehrter Eimer als Tisch. „Nicht wahr, so was Ähnliches hat man auch bei euch?" erwähnte, nicht wenig stolz auf ihren Luxus, die Hausfrau. Die Tassen fehlten noch; was tun? Auch diese mußten nachgeäfft werden! Man suchte lange in allen Ecken; — endlich! Die kleine „Schamil" hatte die linke Hälfte einer ehemaligen Schüssel wieder gefunden. Im Triumphe eilte sie herbei und, dieselbe schief haltend, schöpften wir unsere „Flüssigkeit" damit und tranken aus das Wohl der gutherzigen Wirtin! Auch dieser Besuch trug bald seine Frucht: Ein Kind, das schon am Sterben lag, konnte gerade noch zur rechten Zeit die hl. Taufe empfangen. D ©ott, wie bist du gut! Wirklich, du bist der gute Hirte! Du würdigest dich, dich auch unserer, deiner schwachen Geschöpfe zu bedienen, um deine verirrten Schäflein aufzusuchen und zur glücklichen Herde zu führen! Tue es auch ferner noch und wir werden deine Erbarmungen ewig preisen! * * * etwas üver die Religion der ScDilluk-Reger. „Die Religion ist etwas, was zur Natur des Menschen gehört," sagte seinerzeit schon Plutarch und wirklich, so wild und verkommen, so einsam und entfernt man auch Menschen antreffen mag, einerlei von welcher Sprache oder Hautfarbe, alle, ja alle ohne Ausnahme haben eine gewisse Religion. Damit will ich freilich nicht sagen, daß auch alle diese Religionen gut sind, nein, sondern nur, daß der Mensch, auch ohne es zu wissen und zu wollen, ein höheres Wesen über sich erkennt, ein Wesen, von dem er abhängt und das auf alle erschaffenen Dinge einen besonderen Einfluß übt. Zwar fehlte es nicht an solchen, die nach einer kurzen Afrikareise hier in Europa (mehr um etwas „Extravagantes" als „Wahres" zu erzählen) behaupteten, dort einige Stämme angetroffen zu haben, die so wild, so verkommen und so dumm seien, daß ihnen auch die einfachste Idee von Gott und allem Übernatürlichen abgehe; doch hat sich diese Aussage schon längst als absolut falsch erwiesen. Wenn es überhaupt im dunkeln Erdteile ein Volk gäbe, das mit der Religion so weit zurück wäre und zu welchem die obenerwähnten Bemerkungen noch in etwa passen könnten, so müßte dies doch im Zentrum von Afrika sein! Nun ist aber gerade Zentral-Afrika und seine Bewohner schon seit Jahren unser Arbeitsfeld und unsere Missionäre haben es, wenn nicht ganz durchforscht, so doch wenigstens nach vielen Richtungen hin durchreist und sich von den Sitten der Eingeborenen eine ziemlich große Kenntnis verschafft. — — Sie haben wohl Neger mit Tigerzähnen, zwergartige Elefantenjäger, Menschen-und Heuschreckenfresser und ähnliches und verschiedenes, niemals jedoch einen Stamm angetroffen, der gar keine Religion gehabt hätte! Interessieren wir uns diesmal nur um die Schilluk, in deren Mitte wir eine Station haben und deren Bekehrung uns einstweilen sehr am Herzen liegt. Es wird zwar kein systematisch geordnetes Compendium der Theologie der Schilluk geben, was ich unsern verehrten Gönnern hier vorlege, doch es wird genügen, ihnen einen ziemlich klaren Überblick über den geistlichen Fortschritt (oder Rückschritt) derselben zu geben. Wie fast bei allen andern Negern und sonstigen Heiden, doch nicht in so hohem Grade, ist der Fetischdienst auch bei den Schilluk in großen Ehren: da jedoch in früheren Berichten schon zu wiederholtenmalen von diesen die Rede war, will ich sie jetzt, als den Lesern schon bekannt, übergehen und bei andern Bräuchen verweilen, die ihnen vielleicht noch neu sind. und somit ihr größeres Interesse verdienen. Da wäre vor allem etwas vom Talisman zu sagen, den jeder Schilluk, wenn nicht mehrere, ähnlich wie wir Katholiken eine Medaille, am Halse tragen. Unglaublich ist das Vertrauen, das sie darauf setzen und kaum wird es einen Schilluk geben, der es wagen würde, ihn auch nur auf kurze Zeit abzulegen. Doch was ist das eigentlich, der Talisman der Schilluk und worin besteht seine Kraft? Es gibt verschiedene Arten von Talismanen und je nach der Größe, Form und inneren Beschaffenheit haben sie auch eine größere und verschiedene Wirkung. Ein Ziegenschwanz z. B. vorsichtig und unter verschiedenen Zeremonien in ein Säcklein genäht und am Halse getragen, schützt vor dem Bisse der wilden Tiere. Ein Hunde- oder Katzenzahn, auf ähnliche Weise eingehüllt, bewahrt vor Kopf-, Hals- und Leibweh. Auch Krokodils- und Schlangenschuppen, Eidechsen-und Käferköpfe sind kostbare Kleinodien, wenn sie sorgfältig eingefaßt sind und man sie nicht sieht! Zu unterlassen sind auch nicht Ziegenzähne, Hörner und Haare, Hühnerzehen, Schnabel und Kamm und überhaupt alle jene Sachen, die die Zauberer von den Geschenken der „guten Leute" für sich nicht gebrauchen können. Ist das nicht praktisch? Da geht gar nichts verloren. Im Gegenteil, der Abfall selbst wird zum Einkaufspreise für neue Gegenstände. Doch die armen Betrogenen und die noch ärmeren Betrüger! Wie ist es doch hart, unter dem Joche Satans zu stehen! Gewöhnlich sind diese „Schutzgötter", wie schon oben erwähnt, in ein Säcklein genäht, das aus Leder oder irgend einem Stücke von Tierfellen verfertigt ist. Streifen von ebendenselben Tierfellen oder Wurzeln dienen als Anhängemittel. Die einen lassen das Säcklein von den Schultern herab über den Rücken, die andern über die Brust herabhängen Nr. 2 Stern der Neger Seite 73 und noch wieder andere binden es sich um den Leib herum. Ein anderer religiöser Gegenstand der Schilluk sind die Amulette. Es sind Eisenringe, künstlich verarbeitete oder gebogene Holzstückchen, Wurzeln, auch zierlich zubereitete Knochen u. dgl. Sie werden mehr an den Armen, an den Füßen, an den Ohren oder an den Lippen als am Halse getragen: auch sie haben ganz erstaunliche Wirksamkeit und dienen dazu auch noch als Schmucksachen. Je zahlreicher und größer sie sind, desto reicher und mächtiger schätzt man ihren Besitzer. Manche gehen in ihrem Wahnsinne so weit, daß sie sich die Beine derart belasten und beschnüren, daß sie sich kaum und niemals ohne Schmerz von der Stelle bewegen können. Mancher wird lahm dadurch oder bekommt doch lebenslängliche, eiternde Wunden an den „gezierten" Stellen. Ein solcher Opfersinn, natürlich für eine bessere Sache, sollte auch uns Katholiken beseelen! Der Häuptling pflegt gewöhnlich nur ein Amulett und zwar am Pulse der linken Hand zu tragen: es ist zwar weiter nichts als ein Stückchen Holz, das mittels eines Eisendrahtes an der Hand befestigt ist, aber dieses Stückchen Holz soll eine unglaubliche Wunderkraft besitzen. Unter andern besondern Gaben, die es dem Herrscher mitteilt, ist auch jene, das Gewissen aller seiner Untergebenen durchdringen und darin wie in einem Spiegel lesen zu können! Doch das wäre noch wenig: die Wunderkraft dieses Holzstückes soll noch viel weiter reichen: daß sein Besitzer nämlich das einmal Erfahrene niemals mehr vergesse und folglich so ein Häuptling alle seine Untergebenen durch und durch kenne. Dies ist nun offenbar Schwindel: doch da die Häuptlinge meistens geweckte Burschen sind und eine über die der andern gehende Auffassungskraft besitzen, so kommt es nicht selten vor, daß sie wirklich so ziemlich alle ihre Leute kennen. Das bestärkt natürlich alle in ihrem Glauben und die Zauberer, von denen oft die Häuptlingswahl zum großen Teile abhängt, geben sich auch alle Mühe, den schlauesten herauszusuchen. Zu uns eram Troste können und müssen wir gestehen, daß jene blutigen und grausamen Szenen, die anderswo, wenigstens vor noch nicht langer Zeit vorkamen, wie die Menschenopfer bei dem Tode eines Häuptlings oder einer andern feierlichen Gelegenheit bei den Schilluk nicht vorkommen und auch niemals vorgekommen sind. Von Natur aus sind sie gutmütig und außer dem Kriege kommt selten bei ihnen eine grausame Tat vor. Etwas, was sie noch ganz besonders charakterisiert, ist ihr unerschütterliches Vertrauen auf ihre Zauberer und alles, was von ihnen herstammt. Es tut einem oft weh bis in die tiefste Seele: Da findet man bei diesen guten Schilluk oft einen Glauben in das von ihrem Zauberer erhaltene Amulett, daß er mit dem eines hl. Petrus und dem des kananäischen Weibes verglichen werden könnte und man sich versucht fühlte, unwillkürlich mit dem Herrn auszurufen: „Wahrlich, solchen Glauben hab' ich in Israel noch nicht gefunden!" Einige Beispiele mögen diese Sache besser erklären: Der Hochw. Pater Banholzer sah eines Tages einen Schillukknaben, welcher vor dem Missionshause mit andern seinesgleichen spielte. Er rief ihn zu sich und fragte ihn in väterlichem Tone: „Nun, kleiner Wicht, wie geht's? Hast auch ein schönes Amulett, nicht wahr? Sag' mir doch einmal, welche Kraft besitzt es?" „Ahä!" jubelte der Kleine, „sollen mal hören: das schützt mich vor allen Kugeln: ■ solange ich es trage, kann mir unmöglich etwas Böses widerfahren." „O, das ist ja schön," erwiderte der Pater, „doch laßt uns einmal versuchen": „Wenn das Amulett dich so mächtig beschützen kann, so wird es ohne Zweifel, ja umsomehr, auch sich selbst beschützen können. Will also meine Flinte nehmen und darnach schießen: wenn die Kugel nicht hineindringt, noch ihm sonst irgend einen Schaden verursacht, so bin ich bereit, deinen Worten zu glauben. Dann werde ich dich umsomehr lieben und dir dazu auch noch ein schönes Geschenk machen: bist düszufrieden?" Wenn man von Geschenken spricht, sind gewöhnlich die Neger sofort zu allem bereit. Doch in diesem Falle schien ihm die Sache bedenklich: die Flinte, ja, dieses sonderbare Ding, man konnte ihm schließlich doch soviel nicht zutrauen! Und wenn — — ja, wenn — „Ich bedarf solcher Proben nicht," versetzte der Schlaumeier nach kurzem Bedenken, „die Kraft meines Amuletts ist so unfehlbar, daß ich übel tun würde, daran zu zweifeln" — und mit einem gewandten Sprunge war er davon. Ein besseres Resultat erzielte er wenige Tage darauf mit einem andern Schillukknaben. Es trug jener mit der größten Andacht eine Wurzel am Halse und er hätte lieber alles über sich gehen lassen, als sie von sich zu entfernen. Er wartete einen günstigen Augenblick ab, dann fragte er ihn im Vertrauen: „Welchen Nutzen gewährt dir dieser Gegenstand?" „Sie schützt mich vor Stockprügel!" erwiderte sofort der Angeredete. Ohne sich lange zu bedenken, griff der Pater nach dem Stocke, den er gerade in der Hand hatte und wollte eben versuchen, ob . . . Doch er hatte ihn noch nicht erhoben, als der ungläubige Thomas auch schon kehrt gemacht und um die Ecke war! Andreas, einer unserer Katechumenen, hatte ihn ein paar Tage darauf beredet, sein Säcklein einmal zu öffnen und zu schauen, was cs enthalte. Das hatte aber schwer gefallen, denn jener hatte sein Amulett, ich weiß nicht, um welch hohen Preis, von einem Bagara gekauft und ihm unbedingtes Vertrauen geschenkt. Als es geöffnet war, o welche Enttäuschung! Es enthielt nur einen halben Ziegenschwanz. Alle, die zugegen waren, lachten laut auf. Beschämt hob der Arme seine Ziegengottheit auf und in der Hoffnung, doch schließlich als Sieger hervorzugehen, „ich habe noch ein anderes!" rief er aus, das ist aber so echt und so mächtig, daß man es garnicht glauben sollte. Es enthält nämlich eine geheimnisvolle, von den Göttern hcrstammende Schrift!" Neugierig aufs äußerste, drangen alle Umstehenden von neuem in ihn: „0, laßt uns auch dieses noch öffnen! Wer weiß —!" Das 'ging aber so leicht nicht! Schließlich gelang es ihnen doch, ihn zu bereden. Man öffnete das Ding und fand einen Fetzen schmutziges Papier, auf welchem einige Sätze aus dem Koran geschrieben waren. „Welche Kraft," fragte ihn dann unser Katechumene, „welche Kraft glaubst du wohl, daß dieses Papier und diese Worte haben?" „Eine ganz wunderbare," wiederholte der andere, „wenn du dieses Papier hinunterschlucken würdest, müßtest du unfehlbar sterben!" Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, als unser schlauer Andreas ihm auch schon das Papier aus der Hand entwendet, in den Mund gesteckt, es dreimal in demselben herumgeworfen, die Augen zugedrückt und — cs hinunter gewürgt hatte! Einen Augenblick standen alle, der betrogene Schilluk jedoch am meisten, verblüfft und sprachlos da; doch unterbrach Andreas selbst bald die Stille und fuhr wie vorher fort, über die Nichtigkeit solcher Amulette und den Betrug, den die Araber damit treiben, zu spotten. Als die andern dann sahen, daß ihm wirklich nichts passierte, sondern, was nach einem solchen Siege übrigens ganz natürlich war, noch viel lustiger wurde, halfen sie ihm. Ja, selbst dieser Schilluk-knabe fing an, den Schwindel einzusehen und sagte: „Wart' nur, Bagara, Spitzbubengesiudel! So hast du mich beim auf die schändlichste Weise betrogen! Von meinen Ziegen sollst du in Ewigkeit keine mehr bekommen! Hatten sie doch immer einen ganzen Schwanz und du, du . . . nicht einmal mit dem Fleische der Ziegen zufrieden, hältst mir auch noch eine Schwanzhälfte vor! ohne Zweifel, um dafür noch eine andere Ziege und für deren Schwanz noch zwei andere zu bekommen!" Das war ja auch wirklich empörend! Wäre es nicht möglich, daß in früheren Zeiten ein Katholik zu den Schilluk gekommen und ihnen vom Leben und Wirken des den Juden verheißenen Messias gesprochen hätte? Oder sollte ihnen vielleicht eine arabische Übersetzung der Evangelien in die Hände gefallen sein? Mit Bestimmtheit kann man das zwar nicht annehmen; doch eine ganz besondere Erscheinung bei den Schilluk ist es, daß die Zauberer mit ihrem Speichel so mannigfaltige und großartige „Wunder" wirken sollen. (Das Evangelium nämlich berichtet, daß auch Jesus mehrere mit dem Speichel seines göttlichen Mundes heilte. Und die fortwährende Erfahrung zeigt uns, daß manche abergläubische Zeremonien und Kredenzcr vieler Heiden wirklich ihren Ursprung in irgend einer alten Tradition haben.) Um also zur Sache zu kommen: Beabsichtigen die Schilluk ihre Herden auf die Weide zu führen und müssen sie dabei über einen Fluß setzen, so wagen sie dies letztere nie, ohne zuvor den Zauberer hinzugerufen zu haben. Dieser spuckt in den Fluß hinein und so erst darf man den Durchgang wagen; sämtlichen Krokodilen ist während dieser Zeit der Rachen zugeschlossen; ja, sie können sich nicht einmal während dieser Zeit von der Stelle bewegen. Daß hie und da eine Ausnahme vorkommt, finden sie für ganz natürlich; die Ausnahmen bestätigen ja die Regel! Geht man auf die Elefantcnjagd, so spielt der Zauberer auch wieder eine Hauptrolle: „Er verabreicht den Jägern gewisse Medizinen, die sie vor allen Verletzungen und Wunden beschützen; dann werden die Lanzen und sonstige Waffen eingesegnet und zum Schluffe fragt der Zauberer, in welcher Gegend sie denn eigentlich vorhätten, zu jagen. Hat er dies erfahren, so murmelt er, indem er die Hand nach jener Richtung ausstreckt, einige unverständliche Worte und daun spuckt er nach jener Gegend, oder vielmehr nach dem Elefanten, den man zu erlegen gedenkt. Frohen Mutes ziehen dann die Tapferen aus; das Spucken ihres Zauberers allein hat ja mehr Wirkung, als wenn sie zu Tausenden sich hinstellen und sich die Lungen ausspucken würden. Wundern wir uns nicht zu sehr über solche, wenn auch sonderbaren Gebräuche: DaS Spucken nach jemanden hat bei ihnen ja nicht, wie bei uns in Europa, den Sinn der Verachtung, im Gegenteil! Will der Zauberer irgend jemanden eine große Ehre erweisen, oder — fehlen ihm einige Hennen oder gar auch Ziegen und noch mehr, so spuckt er einem, der die gewünschten Gegenstände besitzt, recht freigebig in die Hand. Der Glückliche wird sofort seine Nr. 3 Dankbarkeit für einen solchen Segen tatsächlich beweisen. So ein Zauberer erreicht durch sein Spucken alles: Befindet er sieh z. B. irgendwo, wo großer Andrang von Mensehen ist und kann nicht durch, so fängt er einfach an, nach rechts und links zu spucken. Alle laufen, um etwas von diesem wundertätigen . . . . zu erhaschen und so bekommt er nicht nur freie Bahn, sondern wird noch dazu von allen Seiten beglückwünscht und erhält ansehnliche Geschenke. Und das sind nicht nur Leute aus den untersten Klassen, die so einfältig find, oder, wenns beliebt, so zu sagen „so religiös", sondern auch die ersten des Stammes. Überall hat, wie bekannt, das gute oder schlechte Beispiel der Vorgesetzten und höher Stehenden auf die Untergebenen einen unglaublichen Einfluß. Was Wunder also, wenn diese guten Wilden sehen, wie ihr Häuptling selbst diese Gebräuche mit der größten Gewissenhaftigkeit beobachtet, daß sie cS auch tun! Seite 75 So, das möge für jetzt genügen! Einen allgemeinen Überblick über die Religion der Schillnk kann man sich aus dem Gesagten schon bilden und eS gibt wohl keinen, der sich zu gleicher Zeit nicht auch leicht vorstellen könnte, wieviele Schwierigkeiten, Opfer und Auslagen es noch kosten wird, bis man sagen kann, daß dieser so zahlreiche Stamm zivilisiert und der Familie der Kinder Gottes beigezählt werden kann; bis man sagen kann, daß sie nicht mehr in der Finsternis, sondern im wahren Lichte des Evangeliums wandeln! Beten wir also fleißig für sie und scheuen wir auch sonst keine Opfer, um die Missionäre zu unterstützen, denn nur so kann des Jsaias Weissagung in Erfüllung gehen: Et ambulant genles in lumine tuo, Et reges in splendoro orlus tui: Und die Völker werden wandeln in deinem Lichte, Und die Könige in dein Glanze, der über dir aufgeht. Stern der Neger Der dunkle Kedteil. /Gespenstergeschichten, Erscheinungen, mehr oder 'fc-' minder geschickt ausgedacht oder fantasiert, riesengroße Hunde, die nachts mit tellergroßen Augen unter den Weg in eine Dornhecke springen, dann plötzlich wieder auf der andern Seite des Weges auftauchen imb neben den vor Schrecken leichenblassen Wanderern einhergehen, waren immer etwas, was jedes menfchliehe Herz mit bangem Staunen erfüllte. Viele ähnliche Sachen hat man bereits auch schon von Afiika erzählt, ja noch größere, noch unglaublichere, noch wunderbarere und noch viel geheimnisvollere; man hat ihm daher auch den Beinamen „der dunkle Erdteil gegeben. Bis zu einem gewissen Punkte ist dieser Name, oder war es wenigstens noch bis jetzt, auch gerechtfertigt. Denn obwohl manche fabelhafte Berichte ans demselben sich später als reines „Hirngespinst" dargestellt haben, so konnte man doch an ihre Stelle viele andere, ja noch viel schrecklichere und, wenn man keine Augenzeugen hätte, noch viel unglaublichere Begebnisse darstellen; Begebnisse, die vor noch nicht vielen Jahren wirklich und häufig, doch auch heute noch hie und da vereinzelt vorkommen. Zum Beweise einige Proben: Ctne Karawane befand sich auf dem Wege nach El-Obeid. Glühend fielen die Strahlen der afrikanischen Sonne. Plötzlich blieb das Kamel des Zugführers stehen, trat dann einige Schritte zurück und schickte sich an, rechts auszuweichen. — Verwundert schauten alle nach der verhängnisvollen Stelle; man konnte anfangs nichts daselbst erblicken; doch ein Pater, der auch zufällig bei der Karawane war, glaubte von der bezeichneten Stelle her ein Wimmern und Klagen zu vernehmen. Vorsichtig näherte er sich dem Orte und fand — o Entsetzen! — einen unglücklichen Sklaven, der bis an den Hals in den heißen Wüstensand begraben und dem Schicksale überlassen worden war. Tausende, ich möchte fast sagen, Millionen von weißen Ameisen umgaben ihn. Das Fleisch hatten sie ihm bereits abgenagt, doch lebte er noch, die Ameisen krochen ihm in Mund, Nase, Ohren und Augen; er konnte sie auch nicht abwehren, da ihm die Hände an den Leib gebunden und mit vergraben worden waren. Der Pater wollte ihm helfen, aber es war zu spät; er starb in demselben Augenblicke. — Ein anderesmal hatte einer unserer Missionäre Gelegenheit gehabt, einen Sklavenzug zu beobachten. An 40 arme Geschöpfe: Männer, Weiber, Knaben Seite 76 Stern der Neger Nr. 3 und Mädchen, waren zu je sechs an einen Balken gebunden und wurden so, noch grausamer als in Europa das Vieh, zum Markte getrieben. Mancher mußte dazu noch einen großen Elefantcnzahn oder andere Sachen tragen. Konnte jemand nicht mehr fort, so wurde ihm einfach das Gehirn mit einer Keule eingeschlagen oder eine Lanze ins Herz gebohrt und dann den Raubtieren, die einem solchen Zuge immer in großer Zahl folgen, zur Beute überlassen. Eine Mutter führte an ihrer Hand einen drei- bis vierjährigen Knaben. Man hatte ihn noch nicht unter das Joch bringen können und da er ziemlich gesund und geweckt schien, hatte man ihn doch mit- | genommen, um auch aus ihm einen Erlös zu ziehen; man hatte den Transport der Mutter überlassen. So lange es nur irgend möglich war, war das liebende Mutterherz ihrer so lieben Aufgabe auch treu nachgekommen. Bald hatte sie den. Kleinen, ihre einzige Wonne, auf dem Arme, bald auf der Schulter getragen und, um nicht selbst gar zu sehr zu ermüden, hatte sie ihn bann, und wann auch ein Stückchen auf die Erde gestellt und an der Hand geführt. Er hielt es aber nicht lange aus. Da hob ihn die Mutter wieder auf und versuchte mit Anwendung aller ihrer Kraft ihn bis zum gesetzten Ziele zu bringen; doch ach! sie hatte lange nichts mehr zu essen bekommen; ein brennender Durst, durch die vielen Wunden noch gesteigert, marterte sie; sie sank mit ihrem Kinde zu Boden. Der Sklavenhändler hatte sie schon lauge mit Verdruß und gieriger Wut beobachtet. Er hatte auch eingesehen, daß die Strapazen für die Mutter zu groß und der Kleine ein Hindernis für sie sei. Mit einem Satze war er zur Stelle und nachdem ein fürchterlicher Peitschenhieb auf beide nicht die gewünschte Wirkung hervorgebracht, faßte er den Kleinen unbarmherzig bei einem Beine, hob ihn in die Luft und schleuderte ihn mit abscheulicher Gleichgiltigkeit gegen einen großen Stein. Es hatte sich gerade getroffen, daß der Kopf des Unglücklichen zuerst gegen denselben anprallte. Er wurde total zerschmettert und das Blut spritzte weit weg! Die Mutter hatte alles gesehen; war es doch das Werk zweier Minuten. Sie stieß einen herzzerreißenden Schmerzensschrei aus und raufte sich ganz verzweifelt in den Haaren. Weit entfernt, sich ihrer zu erbarmen und sie etwas schonungsvoller zu behandeln, winde der Sklavcnjäger darüber nur noch wütender und grausamer, dem Tiger gleich, wenn er einmal Bült gesehen hat. Ein neuer, wuchtiger Peitschenhieb sauste auf ihren nackten Rücken herab und als auch das nichts nützte, bohrte er ihr sein eigenes Messer bis zur Klinge in den Busen. Dann ging es mit den andern wieder weiter, gerade als ob nichts vorgefallen wäre. Wie oft sich solche Szenen auf einem ähnlichen Zuge ereignen, kann man nicht genau bestimmen. Es ist verschieden, je nach der Stärke der Sklaven, der Länge des Zuges und der Grausamkeit des Führers. Jedenfalls find cs sehr viele und ihre Skelette, würden sie liegen bleiben, würden hinreichen, auch einem ganz Unerfahrenen den Weg anzuzeigen, den eine solche Karawane genommen. ! Wenn man von Afrika, dem dunkeln Erdteile spricht, so darf man es auch nie unterlassen, die dort üblichen Menschenopfer in Erwähnung zu bringen. Gott sei Dank, kommen sie heutzutage nicht mehr so zahlreich vor; doch, daß sie ganz und gar abgeschafft seien, bedürfte wohl noch eines genaueren Beweises. Um meinen Titel also zu rechtfertigen, den ich diesen Zeilen voranschickte, führe ich auch noch einige Beispiele von Menschenopfern u. dgl. an, die, wenn nicht im letzten Jahre, so doch vor ganz kurzer Zeit noch wirklich vorgekommen und von den Missionären berichtet worden sind. Die Sitte, bei dem Tode eines Häuptlings, vor einem Kriege oder einer sonstigen wichtigen Angelegenheit den Göttern Menschenopfer darzubringen, war bis vor kurzem noch ganz besonders im Westen von Afrika gebräuchlich. Diese Sitte ist noch viel abscheulicher und grausamer als der Verkauf der Sklaven und man schaudert oft ob der ausgesuchten Grausamkeit, mit welcher derjenige, der ein Menschenmörder ist von Anbeginn, dieselbe einzuführen wußte. Die Missionäre haben diese abscheulichen Opfer zwar nie mit eigenen Augen angesehen, doch es sind ihnen viele genaue Berichte darüber eingegangen, Berichte, bei deren Kenntnis man vor Entrüstung schaudert. Der König oder der-Fetischpriester verordnet diese Menschenopfer zwar selbst, handelt es sich ja um das allgemeine Wohlsein des Landes! Doch in Wahrheit sind es die Fetischpriestcr, die alles leiten und vorschreiben; König oder Häuptling sind nur ihre untertänigsten Diener. Oft verkünden diese Fetisch- oder besser gesagt „Teufelspriester" laut und ohne Umschweife, daß diese Opfer die Schutzwehr des Landes seien, daß der Stamm ohne sie zugrunde gehen würde und demgemäß handeln sie dann auch. Während des Tages, der den Opfern vorangeht, wird allen Bewohnern Befehl erteilt, bei Anbruch der Nacht zuhause zu sein; jeder, den man auf der Straße treffen würde, würde sofort mit dem Tode Nr. 3 Stern der Neger Seite 77 Bestraft. Ist die Nacht gekommen, so ziehen Abteilungen von Bewaffneten von Haus zu Haus. Jeden, den sie außer seinem Hause antreffen, schleppen sie schon mit; dabei heulen sie Lieder, die einem die Ohren und das Herz zerreißen. Etwas später ziehen andere Scharen Fetischpriester durch die Straßen und stimmen andere Gesänge an, die aber wirklich eine teuflische Eingebung bekunden. Man muß sie selbst gehört haben, um sich ein Urteil darüber bilden zu können! Klägliche Gesänge, tiefe und verzweifelte Wehklagen wiederholen sich um Mitternacht; man glaubt das Geschrei und die Klagen der Opfer zu hören. Ihnen sind Hände und Füße an Pfähle, welche in die Erde geschlagen wurden, gebunden und so erwarten sie ihr Schicksal. Das darauf folgende Schweigen macht einen noch fürchterlicheren Eindruck als das teuflische Lärmen und Singen, welches demselben vorausgegangen ist. Während dieses Schweigens werden die Opfer auf die Richtstätte geführt. Was bei den Fetischpriestern vorgeht, was in diesem Augenblicke geschieht, weiß niemand. Wenn alles bereit ist, wird vom Hause des Häuptlings aus ein Zeichen gegeben. Dann ergreifen die Henker vor den Augen der Fetischpriester die Opfer und, indem sie Knie und-Hände auf die Brust Ein Karawanenzug. und an die Kehle der Unglücklichen, welche zu dieser Art Marter bestimmt sind, drücken, ersticken sie dieselben. Sie müssen, ohne irgend eine Wunde erhalten zu haben, sterben. Sie sollen nämlich noch in der Öffentlichkeit erscheinen. Während dieser Zeit geben sich die Umstehenden den tollsten Freuden und Ausschweifungen hin. Wenn die Opfer den Geist aufgegeben haben, wird ei» neues Zeichen gegeben. DaS mysteriöse Stillschweigen beginnt wieder von neuem; nur hie und da hört man ein Flüstern. Während dieser zweiten Periode ziehen Personen, die in diesem Handwerke sehr geschickt sind, den Leichnamen bunte Kleider an, stellen sie mittels Stützen, welche künstlich verdeckt sind, aufrecht oder sitzend in bedeutungs- vollen Stellungen auf Gerüste oder Galgen, welche in der Umgebung errichtet sind. Die einen scheinen ein Musikinstrument zu spielen, die andern die Nahrung zu bereiten und noch wieder andere einen Spaziergang zu machen oder irgend eine Handlung der Eingeborenen nachzumachen. Anderswo hängt man die Öpfer an den Füßen an hohe Pfähle auf. Nebenan sieht man große Säcke schaukeln, die, wie man sagt, mit in Stücke gehauenen Leichen gefüllt sind. Am Morgen müssen alle diese Siegeszeichen des Todes bereit sein; die nach diesem Schauspiele lüsterne Menge stürzt heraus, um seine Augen daran zu weiden. Steht ein Krieg bevor, so gebraucht man folgende Art und Weise, die Opfer darzubringen, und die Fetische zu besänftigen. Sic ist dem Gebrauche, den Raubtieren, die man fangen will, eine Falle zu legen, entlehnt. Man schneidet die Zweige eines jungen Baumes ab, dessen Staunn man reifartig krümmt. Man befestigt das Ende an Pfählen und bringt die Falle unten an. Findet man einen für diese Verfahrungs-art geeigneten Baum nicht am rechten Platze, so steckt man einen dicken und langen Stock in die Erde, krümmt ihn um und er wird den Dienst tun, den der Baum getan hätte; dann bringt man, wie vorhin, die Falle an. Die Opfer werden festgebunden. Man führt sie noch ganz lebendig in die Fallen hinein und man sieht, wie sie sich unter den Bei-fallSbezcugungen der Menge, welche von blutgieriger Lust trunken ist, in die Höhe heben. Sie kommen ganz lebend oben an, aber derart gepackt, daß sie sich nicht mehr losmachen können. Halb erwürgt, zappeln sie, solange ihnen noch ein wenig Kraft bleibt und die wahnsinnige Menge betrachtet sie im Kampfe mit den Krämpfen eines langsamen und fürchterlichen Todes. Die Arten, das Opfer zu packen, sind verschieden. Bald wird cs, den Kopf in Strohmatten oder Zweige eingewickelt, in die Falle geführt und bald wird cs bei den Füßen von der Falle gepackt. Im ersten Falle hebt es sich mit verdecktem Kopfe in die Höhe. Die Zuckungen des Todcskampfes, die krampfhaften Bewegungen der Arme und Beine und die vergeblichen Bemühungen des aufgehangenen Dulders ergötzen das Volk, das sie nach dazu mit seinen schlechten Witzen nicht verschont. Wird das Opfer im Gegenteil von der Falle mit den Füßen gepackt und hebt diese sich in die Höhe, dann kann mmt sehen, wie der arme Gefangene den Kopf in die Höhe zu heben sucht und mein findet ein boshaftes Vergnügen daran, das Zusammenziehen und die Verzerrung des Gesichtes des mit dem Tode Ringenden anzuschauen. Manchmal wickelt man den Körper in einen Sack oder in ein Netz, das aus Schnüren von Palmblättern gemacht ist. Die Füße und den Kopf läßt man heraus. Die Falle ergreift das Opfer bei den Füßen und hebt es in die Höhe, wo es dann langsam und unter den schrecklichsten Qualen stirbt. Wieder andcremale wird der Leib des Opfers erfaßt und zermalmt. Jeder dieser Auftritte ist mit Geschrei, Gesängen und Spöttereien aller Art verbunden. Diejenigen, die schon etwas mehr zu sein glauben als die andern, unterlassen es nicht, die Umgebung mit Witzen zu ergötzen und dem Opfer die liebevollsten Räte zu erteilen, auf daß cs ihm gelingen möge, seine Bande zu brechen und seine Fesseln zu lösen. Man klatscht Beifall, man singt und tobt und die Kinder bewaffnen sich mit ziemlich langen Stäbchen, um den Dulder erreichen und fixieren zu können. Die Fetischpriester verlangen bisweilen das Opfer weißer Männer. Da es, in Rücksicht darauf, daß der Fetisch der Weißen listiger und mächtiger ist als der der Schwarzen, schwierig ist, sich solche zu verschaffen, so wählt man einen Schwarzen aus, dem man den Namen „Weißer" gibt. Man kleidet ihn nach europäischer Art und gibt ihm den Sonnenschirm, die ehrenvolle Auszeichnung, die nur den Weißen zuteil wird. Die Art, ihn zu opfern, scheint Grausamkeit und Gottlosigkeit zu vereinigen. Das Opfer wird stehend an den Stamm eines Baumes gebunden, als ob es an demselben hängen würde. Wollten die Fetischpricstcr auf diese Weise nicht zum Hohne des „großen Fetisch der Weißen" Christum am Kreuze nachäffen? Bei allen diesen Opfern werden die Leiber der Geschlachteten auf dem Platze gelassen, bis sie in Fäulnis übergehen. Zahlreiche Raubvögel umschwärmen sie. Anfangs wagen sie es noch nicht, den Menschen anzugreifen, der gleichsam auf den Pfählen aufrecht steht, als ob er noch lebe; doch der Geruch zieht sie bald an und bald sieht man, wie sie sich nahen und mit jenem Auge der Wollust, daS den Raubvögeln der Tropen eigen ist, dareinschauen. Bald bedecken sie dichtgedrängt die Dächer der benachbarten Häuser; sie kommen immer näher, bis sie es endlich wagen, sich um die Fetzen der Geopferten zu streiten. Oft errichtet man eine Art Bühne, die B — 6 Meter hoch ist und au 40 Personen fassen kann. Oben hat der Häuptling mit seinen höchsten Beamten und Fetischpriestern seinen Sitz. Sind die Opfer im Kreise aufgestellt, werden sie von den Henkern geknebelt und zwar so, daß sie nicht schreien können. Die rückwärts gebogenen Beine und Handgelenke sind oben am Knöchel gebunden; der Dulder bildet so gleichsam eine Kugel. Aus daS gegebene Zeichen werden die Opfer, eins nach deni andern, in großen Körben vor den Häuptling gebracht, der mit einem langen und schweren Hammer ihnen die Hirnschale einschlägt. Dann wird der Körper von der Bühne hernbgeworfen und dem vor Freude rasenden Volke überlassen. Wenn auch diese sich genugsam daran ergötzt, haben, schleppt man sie in einen nahen Sumpf und ivirft sie den Krokodilen zum Fraße vor. Noch.grausamer ist die Sitte der sogenannten „blutigen Opfer". Der Kopf wird zivar dabei immer mit scharfen Waffen vom Rumpfe getrennt; aber die Umstünde, welche das Opfer begleiten, sind verschieden; ich will nur einen der grausamsten Gebrauche anführen: Wenn ein Häuptling oder sonst sehr einflußreicher Mann des Stammes stirbt, pflegt der Fetischpriester ihm, unter Drohung von Gift oder eines sonstigen plötzlichen Todes vorzuschreiben, daß er zur Begütigung der Geister seiner Vorfahren eine gewisse Strecke im Menschenblute durchlaufen solle. Diese Strecke ist zuweilen 10—12 Kilometer lang und das Verfahren dabei ist folgendes: Man stellt in einer Entfernung von 3—4 Metern längs der Straße Männer auf. Der Häuptling steht bereit. Ein Henker haut dem ersten den Kopf ab und schleppt den bluttriefenden Körper bis zum zweiten; der Häuptling kommt auf dem inr Menschenblute gebadeten Wege nach. Dann wird dem zweiten der Kopf abgeschlagen, bis zum dritten geschleppt und dort liegen gelassen. Der Häuptling kommt immer, im Menschenblute wandelnd, nach, bis man zum letzten gekommen ist! Ich füge kein Wort mehr zur weiteren Erklärung hinzu; die Geschichte ist zu gräßlich; sie übersteigt alles, was man sagen und denken könnte an Grausamkeit. Vor mehreren Jahren wurde am Gedächtnistage des Todes eines großen Häuptlings au 800 Frauen geopfert. Man reihte sie alle liegend um das Grab her. Der einen gab man Gift zu trinken und sie mußten, ohne sich zu rühren, auf dem Platze sterben. Andern durchbohrte man mit einem Dolche das Herz, nachdem man ihnen vorher die Augen ausgcstochcn und sie auf die grausamste Weise verstümmelt hatte. Zum Schluffe will ich noch eine Opfcrart erwähnen, die etwas mit der Grausamkeit des Nero ■ gemein hat. Man knebelt .die Opfer an einen Balken und zwar so, daß sie keinen Finger rühren können. Man sperrt ihnen den Mund auf, gießt soviel Palmöl hinein, bis sie an den Hals voll sind und nachdem man ihnen einen Docht hinein geführt hat, zündet man diesen am oberen Ende an. Diese Opfer, welche so in Lampen umgewandelt werden, dienen dazu, die Festlichkeiten zu erhellen, wenn sie bis tief in die Nacht hinein dauern. Wahr ist es also, daß das Reich der Finsternis in Afrika noch immer nicht untergegangen ist. Zwar geht es jetzt schon bedeutend besser als früher, doch immer kommen noch hie und da schreckliche Einzelfälle vor und so lange auch diese nicht aufhören, können auch wir nicht aufhören, Afrika als den „dunkeln Erdteil" zu bezeichnen. Pater S3. Zorn. Aus dem AMonslebm. missionär und Zauberer. in Missionär berichtet uns Folgendes: Vor Kurzem befand ich mich einem hypochondrischen Alten gegenüber, der, nachdem er die Kunst und die Mittel aller Zauberer erschöpft hatte, nun auch an meine medizinische Wissenschaft appellieren wollte. Er versuchte mich durch die schönsten Versprechungen zu sangen: „Du sollst mein ganzes Vermögen haben," sprach er, „wenn es dir gelingt, inich zu heilen!" — Sein ganzes Vermögen? Er wußte wohl, daß das etwas zu bedeuten habe; er besaß nämlich viele Sklaven, Kühe, Schafe und Ziegen und — auch ein ganzes Heer von Katzen, Tiere, welche in diesem Lande einen sehr großen Wert haben. Außerdem hatte er noch eine so große Anzahl von Hütten, daß diese für sich allein schon ein ganzes Dorf bildeten; alles dieses wollte er mir geben, wenn ich ihn nur wieder gesund machen würde! Wahrlich, hätte ich die Wunderkraft des hl. Petras besessen, die Versuchung wäre zu groß gewesen! „Rette mich", ruft der Kranke aus; „man will mich töten, ich bin bezaubert!" — „Mit nichten", versetzte ich, „du täuschest dich, denn niemand denkt daran, dir das Leben zu nehmen. Als Freund jedoch muß ich dir gestehen, daß — der Tod naht und wenn ich deinen Leib nicht retten kann, so möchte ich doch wenigstens noch deine Seele retten; das ich ja die Hauptsache und der Hauptzweck, wozu wir auf Erden sind; bist bu’S zufrieden?" — — „Laß die Seele", ruft der Greis aus, „laß die Seele; rette den Leib; das ist alles, was ich wünsche!" Seite 80 Stern der Neger Nr. 3 Der arme Mann fällt hierauf plötzlich auf sein Lager hin; er birgt sein abgemagertes und verzweifeltes Gesicht in die noch magerern Hände. Er bebt am ganzem Leibe; der Schrecken hatte ihm die Kehle geschnürt, daß er kein Wort mehr hervorbringen konnte und die schwachen Kniee versagten auch ihre Dienste. Was war vorgefallen? .— Ich wartete einen Augenblick. „Was fehlt dir denn, lieber Alte?" frug ich ihn endlich, und er, kaum vernehmbar: „Haft du ihn nicht gehört?" — „Wen?" — — Doch er schien mich nicht verstanden zu haben, denn, wie ein Esben-laub zitternd, murmelte er in einem vor Entsetzen erstarrten Tone: „Ja, ja! er war es, ich bin verloren, ich bin verloren!" Ich verstand von allem nichts; nur den Schall dieser geheimnisvollen Worte vernahm ich; ein Gruseln durchzuckte unwillkürlich alle meine Nerven! — War vielleicht der Geist der Finsternis in der Nähe? anders konnte ich mir die Sache kaum erklären! Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück und schaute fragend nach einer seiner Frauen, die bisher stillschweigend neben mir gestanden hatte: „Seit drei Tagen", so begann sie, „setzt sich ein behaupten Vogel mit grauem Gefieder auf den Gipfel des heiligen Baumes und läßt von da aus ein unheilvolles Geschrei hören; — horche doch selbst einmal auf und auch du wirst es vernehmen! Ich trat sofort aus der Hütte, in der Hoffnung, diesen Unglücksvogel zu sehen und zu hören; und in der Tat, ein Geräusch, wie das vom Flügenschlage eines Vogels, der im nahen Walde verschwindet, drang an mein Ohr, dann ging ich zu meinem Kranken zurück, um ihn zu beruhigen. Er war fröhlicher, zufriedener; es schien, als ob er von der schweren Last, die ihn vor Kurzem noch zu erdrücken gedroht, befreit worden sei. „Wenn er nur nicht wiederkommt!" rief er aus, indem er einen tiefen Seufzer ausstieß. — „Nein", versetzte ich, „der böse Geist" (der sicher hier im Spiele war) „wird nicht wiederkommen; der liebe Gott wird es nicht zulassen; er liebt dich und du? — möchtest du ihn nicht auch lieben? Den Kopf weggewendet, entgegnete der Sterbende in aufgebrachtem Tone: „Rede mir nicht von dem! — ich müßte dabei an den Tod denken, und wenn ich an den Tod denke, so werde ich sterben; das mag ich nicht! — — Ich konnte also von diesem und jenem, aber nicht von dem sprechen, wozu ich eigend-lich gckonmien und was doch die Hauptsache war, und sah mich genötigt, meinen Kranken unverrichteter Dinge zu verlassen. O, wie schmerzte es mich! Die Gnade hatte an sein Herz angeklopft und es war ihr nicht geöffnet worden; das Licht leuchtete in die Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht begriffen! Am folgenden Tage besuchte ich ihn wieder, in der Hoffnung, einen glücklicheren Erfolg zu haben. — Sobald er meiner ansichtig wurde, bestürmte er mich mit den dringendsten Bitten, ihn doch vom Tode zu retten. Sein Zustand war schlimmer, sein Leib wie ein Ballon angeschwollen und die kraftlosen Hände hiengen schlaff herunter. Am schrecklichsten war es, seine tiefeingefallenen Augen zu betrachten; verwirrt schweiften sie hie und da herum; doch nirgends fanden sie Ruhe. — Aus dem offenen Munde stieg ein übelriechender Atem und dann und wann einige Worte wildester Verzweiflung— Es war kein Zweifel mehr, der Tod mußte sich bald einstellen! Von Mitleid gerührt und bei mir erwägend, daß diese Seele, welche doch auch mit dem kostbaren Blute des Gottmenschen erkauft worden war, nun bald eine Beute Satans werden sollte, näherte ich mich ihm und machte einen letzten Versuch, ihn zu retten: Ich trug ihm kurz und leicht unsere Hauptglaubenswahrheiten vor und hatte auch diesmal ein wenig Hoffnung auf Erfolg; doch, siehe da! — Ich hatte kaum angefangen, als ich barsch unterbrochen wurde: — — Ein seltsames Wesen erscheint in der Hütte; es ist ein kleiner Mann mit abstoßendem und stolzem Gesichte mit einer Leopardenhaut bekleidet, einem Kuhschwanze auf dem Kopfe und den ganzen Leib mit geheimnisvollen Gegenständen bedeckt. Auf den ersten Blick erkannte ich in ihm einen Zauberer. — Bei meinem Anblicke blieb er plötzlich stehen; er war sichtlich verlegen. Meine Anwesenheit schien auf ihn so ziemlich denselben Eindruck zu machen, wie die seine auf mich und jeder von uns hätte gewünscht, den andern möglichst ferne zu sehen. Der Zauberer kam mir zuvor; hochfahrend trat er zu dem Kranken heran, scheinbar, ohne auf mich zu achten und kündete ihm an, daß das verlangte Opfer dargebracht, daß aber der Geist noch nicht befriedigt sei und in der Höhlung seines Lieblingsbaumes stets seine Unzufriedenheit kundgäbe. Neugierig, zu erfahren, was für ein Opfer dargebracht worden sei und wo die geheiligte Wohnung des Geistes sei, stellte ich mich, als interessiere mich diese tragische und possierliche Geschichte und sagte: „Führe mich an den Ort des Opfers!" Der Zauberer willigte ein und nun ging ich in „so guter Gesellschaft" nach der von dem Geiste oft besuchten Stelle. Wir kamen bald in ein dichtes Gebüsch hinein; da lagen allerlei zerbrochene Töpfe herum und an diesem Anzeichen erkannte ich einen Friedhof. Endlich gelangten wir an den Fuß eines ungeheuer großen Affenbrodbaumes. An seinem riesigen Stamme zeigten sich noch die Spuren frischen Blutes. Einige Schritte von ihm entfernt stand ein Nr. 3 Stern der Neger Seite 81 halbgelöschter Herd; zur Hälfte gebratene Tier-Lungen lagen unter einer kleinen Fetischhütte, während etwas weiter weg die Überreste des geschlachteten Opfers auf frisch gemähtem Grase herumlagen. Der Zauberer zeigte mir die Nerven des getöteten Tieres, welche er zählte und abermals zählte und immer wieder in ungerader Zahl fand. — Dann führte er mich zum Baume und hieß mich das Ohr an den Stamm halten, um die zürnende Stimme des Geistes, den er nicht besänftigen konnte, zu vernehmen. Ich horchte aufmerksam hin, konnte aber nichts vernehmen. Schon wollte ich mich über den schlauen Fuchs lustig machen, als plötzlich ein seltsames Geräusch aus dem innern des Baumes zu kommen schien. — Ich wich unwillkürlich zurück; ein leichter Schauer fuhr durch meine Glieder; — ich stehe also einem wirklichen Zauberer, der mit der ^ Hölle in Verbindung steht, gegenüber',?-------------Allein, diese erste Bewegung beherrschend, versuchte ich mir von der Erscheinung Rechenschaft abzulegen: Ich trat näher, ging um den Baum herum und suchte eine Spalte ausfindig zn machen, um einen Blick in das geheimnisvolle Innere werfen zu können. — Während dieser Zeit, prüfte der Zauberer, der sich wenig um mich zu kümmern schien, ein letztesmal die Eingeweide der Ziege. — Nach langem Nachsuchen entdeckte ich endlich eine kleine Öffnung in der Rinde des Baumes. Ich steckte den Kopf vor und — — was sehe ich? — — Eine große Fledermaus, welche durch das Opferfcuer in ihrem friedlichen Schlafe gestört worden war. — Durch das starke Licht erschreckt und geblendet, findet sie den Ausgang aus ihrem Schlupfwinkel nicht mehr und zappelt aus Leibeskräften. „Fort mit dem Feuer!", sagte ich zum Zauberer; und kaum war es entfernt, als auch schon eine große Stille eintrat: der Geist war besänftigt!---------(Die Fledermaus in Ruhe gelassen!---------—) Der Zauberer packte das Fleisch der Ziege eiligst zusammen und steckte es in seine Leopardenhaut; selbst die Lungen, welche sonst der Anteil des Geistes sind, ließ er nicht zurück! Eiligst kündigte er dem Kranken die frohe Botschaft an und schlug dann den Weg nach seinem Dorfe ein. Heute hatte er sich auf Kosten des Geistes einen zugute tun können! Ich blieb bei dem Sterbenden, welcher mir innigst dafür dankte, daß ich den Geist zum Schweigen gebracht hatte und mich neuerdings bat, ihn zu heilen. Das war der Augenblick, einen neuen Versuch zu machen ! — Ich redete ihm ganz offen von unserm Glauben und seinen tröstlichen Wahrheiten und siche! er wendet sich nicht mehr ab, horcht vielmehr auf jedes meiner Worte und scheint wirklich Interesse an unserer Religion zu nehmen! . . . Das war der Augenblick der Gnade! „Wünschest du nicht, die hl. Taufe zu empfangen?" frug ich ihn liebreich .. . „Morgen", sagte er, „morgen will ich es tun!" Wie freudig und dankerfüllt, gegen die göttliche Barmherzigkeit, verließ ich da den Kranken, um am nächsten Morgen in aller Frühe wiederzukehren und ihn dieser unaussprechlichen Gnade teilhaftig zu machen! — Doch ach! als ich des morgens kam, fand ich die Hütte leer! — Der Zauberer hatte mir nicht getraut ... er war während der Nacht wiedergekommen und — der Unglückliche Kranke hatte sich bereden lassen, sich in eine Höhle des benachbarten Gebirges transportieren zu lassen. — — Dort war er wieder in den Klauen und unter der Botmäßigkeit jenes Ungeheuers, oder besser gesagt, des Teufels, welcher nun alles aufbot, sich seine Beute nicht mehr entwischen zu lassen. — Ich frug überall nach ihm, suchte auch alle Schlupfwinkel aus, doch vergebens! — Der Herr hatte dieser verhärteten Seele schon so oft seine Gnade angeboten, doch endlich, da er sich doch immer wieder verhöhnt sah, hatte er sie verlassen! O schrecklicher Gedanke! Ja, schrecklicher Gedanke für alle! Der Herr läßt seiner nicht spotten! Er bietet wohl allen seine Gnade an, doch zwingt er niemanden, sie anzunehmen; er ist wohl für alle gestorben und will auch alle selig machen, doch wenn einer nicht will, kann auch die Geburt und der Krcuzestot eines Gottmeuschen ihn nicht retten! * -i- -r- Uater, der Mg ist gerade. Ein armer Sklave, Vater einer zahlreichen Familie, kam schon seit zwei Jahren in unsere Kapelle und ermangelte nie, auch seine Kinder mitzubringen. Wir hatten den Weg zu seiner Hütte ebenfalls erfahren und unsere Schwestern gingen oft zu ihm unter dem Vorwände, ihm Heilmittel zu bringen, in Wirklichkeit aber, um Gelegenheit zu haben, ihn zu unterrichten. Er hörte unsere Räte aufmerksam an, sagte jedoch nie ein Wort, das uns die mindeste Hoffnung auf Erfolg hätte geben können. War das Gleichgiltigkeit von ihm? Nein! — Gefühllosigkeit? Auch nicht; Gott, der die Herzen der Menschen durchforscht, war Zeuge des Kampfes, der im Innersten seiner Seele vorging. Eines Tages wollte ich von ihm wissen, was er denn eigentlich von den Wahrheiten unserer Religion denke und was er zu tun vorhabe. „Vater," sagte er statt aller Antwort zu mir, „ich sehe den Weg, aber mein Fuß ist noch nicht bereit, denselben zu betreten!" Was war cs denn eigentlich, was ihm den Weg noch versperrte, was ihn von der erkannten Wahrheit ©eite 82 Stern der Neger Nr. 3 noch abhielt? Es mochten wohl verschiedene Gründe vorgelegen haben, doch blieb der Hauptgrund, daß er mehrere Frauen hatte, was bei Katholiken nie geduldet werden kann. Manchem möchte das wohl als ein Zeichen erscheinen, daß es ihm doch nicht so ernst gewesen sei: wenn man aber bedenkt, daß dies eine Sitte ist, die bei den Wilden uralt und in allen Klassen tagtäglich vorkommt, so wird man auch leicht begreifen können, warum dieser gute Mann bei all seinem löblichen Willen sich noch nicht leicht entschließen konnte, derselben zu entsagen. Endlich nach langem Kampfe siegte die Gnade. Eines Sonntags nach beendigtem Unterrichte klopfte er mit entschiedener Miene an die Türe meines Zimmers. Bei seinem Eintritte erriet ich leicht, warum er zu mir gekommen; doch ehe ich noch etwas hervorbringen konnte, sagte er ganz resolut: „Vater, der Weg ist gerade und mein Fuß will ihn betreten!" „Ich habe schon zweimal meine Obisstauden eingesammelt (2 Jahre), seit mein Fuß mich zum erstenmale in die Kirche geführt hat und seit jener Zeit habe ich mich dem Manne ähnlich gemacht, der im hohen Grase an der Straße sitzt, der den Leuten, welche in Kirche oder auf den Markt oder sonst irdendwo hingehen, mit den Blicken folgt, aber nie den Mut hat, ihnen nachzugehen. Doch nun soll es anders werden! Heute noch will ich aufstehen! Ich werde meine Frauen rufen und ihnen ankündigen, daß ich mich vorbereiten will, das Wasser Gottes zu empfangen, daß folglich ihr Fuß nie mehr die Schwelle meiner Hütte übertreten darf und ich sie alle, mit Ausnahme der einen, die der Pater mir zu behalten erlauben wird, als Fremde ansehen werde! Und du, o Vater, bete für mich, damit dieses Versprechen immer in meinem Herzen bleibe!" In seiner Familie fehlten solche nicht, die ihn verspotteten und auf jede mögliche Weise von seinem Vorhaben abbringen wollten. Doch er blieb standhaft. Gott hat ihm die Gnade der hl. Taufe und dazu noch den lebendigsten Glauben verliehen. Die Beweise hierfür ließen nicht lange auf sich warten. Einige Wochen nur nach seiner hl. Taufe hielt ich die Stunde vor dem Hochwürdigsten, als ich unsern Neubekehrten eintreten sah. Er kniete vor dem ausgesetzten Allerheiligsten nieder und begann einige Gebete zu murmeln. Allmählich hob sich der Ton seiner Stimme und ich konnte seine bewnnderns-werte Unterredung mit dem Herrn verstehen. Am folgenden Tage sollte er sich zum erstenmale dem hl. Sakramente der Buße nahen und dieser Gedanke beunruhigte ihn sehr: er fürchtete, er sei nicht genügend dazu vorbereitet. Von diesem Gefühle also beseelt, wandte er sich an seinen in Brodsgestalt verborgenen Gott und Heiland und, als ob er ihn mit seinen leiblichen Augen sähe, richtete er folgende Worte an ihn: „Vater unser, mein Gott! Morgen wird sich mein Mund öffnen," um in die Hände des Priesters die Fehler meines Herzens zu legen. Der Vater hat mir wohl gesagt, wie ich dies machen soll, doch du weißt, daß mein Kopf nicht alles, was mein Ohr hört, in sich aufnimmt; gib mir also deine Hand, gib sie mir, wie du mir sie an jenem Tage gegeben hast, wo das Wasser Gottes über meinen Kopf ausgegossen wurde! Wenn du mir nicht hilfst, werde ich nichts zustande bringen; wenn du mir aber hilfst, so werde ich mein Herz recht rein waschen können. Der Vater hat mir gesagt, daß, wenn ich recht zu beichten wisse, ich dich in mein Herz aufnehmen könne. Das ist eine sehr große Sache! Für heute will ich davon nicht reden; strecke nur deine Hand über mich aus, damit ich das, was ich morgen tun soll, recht tue!" Er betete andächtig ein Vater unser und Gegrüßet seist du, Maria, stand sachte auf, ging zur Türe, hob feine Hacke und das Messer, welches er beim Hineingehen abgelegt hatte, wieder auf und schlug den Weg nach seiner Pflanzung ein. Gott erhörte ihn, indem er ihm jene erhabene Einfalt der Seele gab, welche in seinen Augen die einzige Weisheit ist. Ich meinerseits war tief gerührt darüber und verließ die Kapelle, indem ich in meinem Herzen den Glauben dieser Seele bewunderte und noch einmal mehr das Wort Christi in Erfüllung gehen sah: „Was du, o Gott, den Klugen und Weisen dieser Welt verborgen, das hast du den Kleinen und Einfältigen geoffenbart!" * * * vie Kraft der bbl. Eucharistie. Wenn man alles: Eltern, Familie, Freunde und Vaterland verlassen hat, um Gott zu dienen und an der Wiedergeburt dieses unglücklichen Afrika zu arbeiten, so wird mnn sehr peinlich überrascht bei der Bemerkung, daß oft die größten Hindernisse an ihrer Bekehrung nicht von den Wilden selbst, sondern von den Europäern Herkommen, die ihnen mit schlechtem Beispiele vorangehen und so unsere Bemühungen lähmen. Oft kommt es vor, daß der Missionär bei seinen Reisen nur leere Dörfer und verlassene Fluren findet. Wo sind denn die Einwohner? Sie haben sich alle geflüchtet! Und warum? Man hatte wieder von „Weißen" gesprochen, die in der Gegend Hausen und sich auch bald ihren Dörfern nähern würden. Freilich brauchten sie vor den Missionären keine solche Furcht zu haben, aber es waren schließlich doch „Weiße" und früher hatte es „Weiße" gegeben, die mit der Flinte hinter der Schulter und dem Stricke in der Hand die Dörfer ausgeplündert, die Häuser in Brand gesteckt und die armen Schwarzen in die Sklaverei geschleppt hatten. Zur größeren Vorsicht hatten sie sich also vorgenommen, künftig allen Umgang mit den Weißen zu meiden. Pater A., der in weniger als 3 Jahren schon über 210 Sklaven dem Fleischtopfe entrissen und ihnen die Freiheit wiedergegeben hatte, war auf eine neue Forschungsreise ausgegangen, eine Forschung, die sich besonders den armen zu rettenden Seelen zuwandte. Überall, wo er hinkommt, sind die Dörfer öde und verlassen. Die Eingeborenen, welche sich in die Gebüsche geflüchtet, sind entschlossen, jedem Fremden, der zu ihnen kommt, wer er auch immer sei, Widerstand zu leisten. Seine Reise ging daher unter tausend Gefahren nur mühsam weiter. Als er endlich einiger Eingeborener ansichtig wurde und mit ihnen zu verhandeln suchte, schrie man ihm zu, er solle sich nur schleunigst fortmachen, wenn er nicht von Pfeilen und Messern durchbohrt werden wolle. „Aber," sagte der Pater, „ich habe euch doch nie etwas Übels, sondern nur Gutes getan; warum stoßt ihr mich beim zurück?" — „Es ist wahr," antworteten sie, „daß du gut bist, da du der „Weiße Gottes" bist und deshalb hat man dich auch, als du bei den Gebüschen, wo unsere Wachen im Hinterhalte liegen, vorübergingest, nicht angegriffen und getötet!" „Nun aber, nimmt empfangt ihr mich so und warum wollt ihr mich nicht aufnehmen, da ihr doch einsehet, daß ich euch nichts Böses tue?" „Weil du ein Weißer bist und alle Weißen böse sind; wir wollen daher nichts von ihnen wissen: mache, daß du fortkommst!" Darauf verschwanden sie wieder im Walde und der Pater dachte schon daran, den Rückweg anzutreten; er war ja nur der Wilden wegen gekommen; diese jedoch flohen vor ihm. Also . . . Im Augenblicke, als er sich mit seinen Gefährten dem Flusse zuwandte, um den kleinen Nachen schon in Ordnung zu bringen, sah er einen Leichnam in der Strömung schwimmen. Er näherte sich und erkannte den Körper eines bei irgend einer Zeremonie enthaupteten Kindes; derselbe war in dünne Riemen zerschnitten und inan hätte keinen auch nur fünf Zentimeter breiten Teil unversehrt finden können. Bei diesem Anblicke wurde daS Herz des Missionärs von Mitleid bewegt und er beschloß zu versuchen, ob er auch nur zwei oder drei Kinder diesem fürchterlichen Schicksale, selbst mit der Gefahr bcS eigenen Lebens, entreißen könne, Mit diesem Gedanken setzte er langsam seine Reise fort. Plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke: „Ganz allein," sagte er bei sich selber, „werde ich nichts ausrichten können, garnichts, aber mit dem Blute des göttlichen Lammes werde ich alles vermögen!" Und, mehr seinem Eifer als der Klugheit Gehör gebend, nimmt er seinen Tragaltar. Unter der Führung von drei oder vier treuen Christen, die ihn begleiten, schlägt er einen kleinen, in den Gebüschen verborgenen Fußweg ein und gelangt endlich in ein Dorf, wo er alle durch seine unerwartete Ankunft überrascht. Man will ihn nötigen, wieder seinen Weg nach dem Flusse einzuschlagen; doch er beharrt auf seinem Vorhaben und nur durch seine große Zudringlichkeit bringt er es dahin, daß er unter dem Vordache einer Hütte Zuflucht findet, um von dort aus seine Gebete zu Gott dem Herrn cmporsenden zu können. Die armen Wilden schauten zuerst, ich weiß nicht, ob mehr erstaunt oder mehr erschreckt zu und während der Pater Messe las, machten sie sich, einer nach dem andern davon, überzeugt, daß alle tot sein würden, wenn der Weiße seine Gebete beendigt habe. Am Schluffe war der Platz leer! Was war da zu tun? Schwarze waren keine mehr da und darum ging es dem Pater gerade! Doch er verliert den Mut nicht; er nimmt ein schmales Frühstück und während er es verzehrt, geht einer seiner Leute in der Umgebung herum, um, wenn er noch einige antreffe, dieselben einzuladen, doch zum Pater zu kommen. Es geschähe ihnen ja nichts; im Gegenteil, sie würden noch Geschenke erhalten. Vertrauensvoll sitzt der Pater noch immer an seinem Platze, die wunderbaren Erfolge des kostbaren Opfers abwartend. Endlich! er hatte sich nicht getäuscht! Der Häuptling hatte sich hinzugewagt; er kam mit zehn Kindern, die bestimmt gewesen, an die kannibalischen Bondjos (Menschenfresser) in Ubanghi verkauft zu werden. Ter Pater kaufte sie alle los und wußte vor Freude kaum, wem er zuerst danken sollte, bent guten Häuptlinge, der ihm zuerst sein Vertrauen geschenkt, oder dem lieben Gott, der das Herz des Häuptlings so mächtig gerührt und geändert hatte! Nun, die Frage war schnell gelöst: Er dankte zuerst dem Häuptlinge (war ja darin auch schon die Dankbarkeit gegen den lieben Gott enthalten) und suchte sich sein ganzes Vertrauen zu vergewissern. Nachdem ihm dies so ziemlich gelungen, setzte er seine Reise fort und kam zu einem andern Dorfe. Doch auch diese begannen schon wieder zu fliehen und nils die Frage, wo ihr Häuptling sei, antworteten sie, er sei gestorben. „Siehe da die Köpfe Seite 84 Nr. 3 Stern der Sklaven," antworteten sie, als ich eine mißtrauische Miene machte, „welche bei Anlaß seines Leichenbegängnisses geopfert wurden! Ah, er war ein großer Häuptling und die Köpfe sind zahlreich!" Der Pater schaute um und sah wirklich eine Menge Köpfe, welche geordnet auf Pfählen um die Hütte des verstorbenen Häuptlings aufgestellt waren. In einem andern Dorfe erzählte man ihm, wie man es anstelle, um Menschen zu kaufen, wenn ein Häuptling nicht reich genug sei, seinen Leuten einen ganzen Sklaven zu kaufen: Der Sklave wird auf dem Markte an einen Baum gebunden; ein Käufer stellt sich ein und verlangt einen Arm; alsbald macht man mit einer Art weißer Erde ein Zeichen an den verkauften Arm. Ein zweiter Käufer verlangt einen Fuß, ein dritter die Brust und wenn alle Teile des Körpers verkauft und bezeichnet sind, schneidet man dem. armen Sklaven den Kopf ab und ein jeder nimmt sich einfach den Teil, der ihm zukommt. Kann man sich eine kaltblütigere Wildheit denken! Wer könnte die Todesängsten des Unglücklichen begreifen, der so stückweise gekauft wird und inmitten der gleichgiltigen Scherze der ihn umgebenden Leute die Stunde der Marter langsam herankommen sieht! In einem Dorfe wurde ein Europäer gefangen genommen; er wurde fest an einen Baum gebunden und mußte einem Schmause beiwohnen, bei dem er selbst als Speise dienen mußte. Man schnitt ihm zuerst beide Arme ab und ließ sie, während er noch lebte, vor ihm von Sklaven, welche das Menschenfleisch leidenschaftlich lieben, verzehren. Es ist ja wahr, daß wir es da mit Arabern zu tun hatten; doch, wird man ihnen, die ja doch so oft als Förderer des Fortschrittes und der Zivilisation gerühmt werden, auch dies verzeihen können? D Gott, erbarme dich doch dieses armen Volkes, für welches du dein kostbares Blut vergossen hast und gib deinen Missionären die Kraft und die Mittel, diese Schäflein, welche so ferne von deiner Herde irren, zu jener zurückzuführen. * -r- * Eine Ratecbismusstimde. Eines Tages zeigte ich unsern Knaben verschiedene Heiligenbilder, unter welchen eines den hl. Schutzengel darstellte. „Talet," ein sehr geweckter Junge von 12 Jahren, schien demselben mehr als alle andern seine ganze Aufmerksamkeit zu schenken und als er einen Menschen mit Flügeln sah, dachte er hin und her, konnte jedoch nicht begreifen, wie das möglich sei. Ich half ihm aus der Verlegenheit, Neger indem ich ihm sagte, daß das nicht einen Menschen, sondern einen Engel und zwar einen Schutzengel vorstelle. Da stieg die Verwunderung Talets aufs höchste! Ein Wesen, das unsichtbar ist und doch existiert, ein Wesen, das Verstand und freien Willen, aber keinen Leib hat . . . das war doch zu interessant. Ganz besonders gefiel ihm jedoch, daß die Engel sich so schnell von einem Ort zum andern begeben können und dabei weder Wagen noch Schiffe brauchen und auch nicht zu Fuß marschieren; das wäre doch bequem! Die Gelegenheit wax zu schön; ich benützte sie daher, um dem Knaben, so gut es eben ging, die Lehre von den Engeln, besonders aber von den Schutzengeln beizubringen. In der Tat, mein Schüler war sehr gelehrig; alles hatte für ihn die höchste Wichtigkeit. Er merkte sich jeden Umstand und seine starke Phantasie gab ihm Stoff, sich die Idee von den Schutzengeln noch reichlicher auszumalen. Wenige Tage nachher befand ich mich mit mehreren Knaben außerhalb des Dorfes auf einem freien Platze; das Wetter war schön und die spielende Jugend, die uns gewahrt, schloß sich uns bald an. Auch Talet war unter ihnen. Ich ließ sie noch etwas spielen und gab dann ein Zeichen, daß ich ihnen etwas erzählen wolle. Alle waren gespannt. Als Thema wählte ich die Lehre von den heiligen Schutzengeln; wie ein jeder von uns, auch der Kleinste und Geringste, einen solchen hat und mit welcher Liebe sie uns beschützen. Kaum hatte Talet heraus, wovon es sich handle, sandte er mir einen freudestrahlenden und zugleich bittenden Blick zu und ohne eine Antwort abzuwarten (konnte ich doch nicht erraten, was er wolle), drängte er sich bescheiden durch bis in die Mitte und fuhr fort, seinen Kameraden das Amt der Schutzengel zu erklären. Er wußte stch seiner Aufgabe so gut zu entledigen, daß ich ihn gewähren ließ und nicht ohne Wohlgefallen ihm zuschaute. Er nahm eines der kleineren Kinder bei der Hand und führte es liebreich auf und ab. „So," sagte er dem Kleinen und den andern, die ihm mit Bewunderung zusahen, „so macht es der Schutzengel mit einem jeden von uns; denkt euch für einen Augenblick, ich sei der Schutzengel dieses Kindes." Wenn er auf dem Wege einen Stein sah, führte er das Kind an demselben vorbei; wenn er ein Stück Holz oder etwas ähnliches bemerkte, machte er seinen Schützling sofort darauf aufmerksam, stellte sich sehr vorsichtig, als ob es eine Schlange sei und wenn sie nahe genug herangetreten waren, schleuderte er den Gegenstand mit entrüsteter Miene qus dem Stern der Neger Seite 85 Nr. 3 Wege. Sodann lächelte er den Kleinen an, gleich als wollte er ihm sagen: „So, jetzt komm' nur weiter: es ist keine Gefahr mehr für dich!" Sachte nimmt er das Kind, setzt es auf eine nahestehende Bank und heißt es, nachdem er sich - nebenan gesetzt, sein Köpfchen gegen ihn lehnen, als ob es. ruhen und schlafen solle . . . „ich werde schon wachen für dich, es wird dir nichts passieren!" Dann weckt er es wieder auf und kehrt freudig zu uns zurück. Die meisten der anwesenden Kinder waren ihm ge- folgt und hatten mit größter Aufmerksamkeit auf alle seine Erklärungen, die wirklich praktisch waren, aufgepaßt. Seine Lektion hatte einen umso größeren Erfolg, als seine Zuhörer in seinem Munde ihre eigene Muttersprache besser wieder erkannten und ihn noch als ihren früheren Spielgesellen innigst liebten. Ich dankte Gott dem Herrn in meinem Herzen und bat ihn, mit seinen Gaben auch künftig recht freigebig zu sein und uns noch recht viele solcher kostbaren Perlen zu schenken. Um Marterpfahl. Novelle von Pater Bernard Zorn, Sohn des heiligsten Herzens Jesu. illiain war auf einem kleinen Hügel angekommen und da er keine Tritte mehr hinter sich vernahm, mußte er vermuten, daß die schwarzen Verfolger entweder ganz von ihrem Vornehmen abgelassen oder doch wenigstens zurückgeblieben seien. Er sprang daher hinter einen dicken Baum, um so eine Brustwehr gegen mögliche vergiftete Pfeile zu haben, faßte sein Gewehr am umgekehrten Ende, stützte sich darauf und ruhte ein wenig aus. So mochte er wohl fünf Minuten dagestanden und nach allen Seiten gespäht haben, als er nicht weit von sich ein Knistern durch die Zweige hörte. Zuerst merkte er wenig darauf: kommt es doch so häufig im Walde vor! Da gibt es Schlangen und unzählige andere Tiere, die durchs Gehölz schleichen, Vögel, die durch die Zweige der Bäume huschen und auch oft ist es der Wind, der alles mehr oder minder zart umfächelt und so eine bezaubernde Waldmusik hervorruft. Doch, er horcht besser: — das war so etwas nicht! Er schaut um, sieht jedoch nichts: nur hört er dann und wann etwas, als ob ein Reis abgebrochen würde und wie es so gar nicht natürlich zu Boden fiel: er schaute besser und siehe,. kaum zwanzig Schritte von ihm entfernt, bemerkte er, wie einer dieser schwarzen Schufte sich vorsichtig einen Weg gebahnt und eben daran war, einen vergifteten Pfeil über seinen Bogen zu spannen. Er war jedoch unvorsichtig genug, seinen Gegner für einen Augenblick außeracht zu lassen und sich ganz mit seinem Instrumente zu beschäftigen. „Schuft, der du bist! Meuchelmörder! Feigling! Höllenbrut! Wagst dich also nicht ans Tageslicht zu kommen und dein Glück ehrlich in einem offenen Kampfe zu versuchen? Nachteule! Fledermaus! komm' heraus ans Licht! Kröte! kriech unter deinem Steine hervor, ich werde dir (auf seine Büchse zeigend) ein Kapitel aus diesem „eisernen Buche" vorlesen!" Der Angeredete war ganz bestürzt über diese unerwartete Anstands-Lektion und noch mehr, als er das verhängnisvolle, eiserne Buch sah; doch als tapferer Häuptling durfte er seine Verlegenheit vor allem nicht verraten. So trat er denn auch aus seinem Hinterhalte hervor, seinen Bogen mit dem Pfeile noch immer bereit in der Hand haltend: „Weißer Mann, zuviel Mut! — Schwarzer Mann, großer Häuptling! Feste Faust, große Augen, Pfeile Tod! Weißer Mann zu mir kommen. Schwarzer Mann hat geredet!" „Lumpengesindel!" wollte eben William seine Verteidigimgsrede beginnen, doch merkte er, wie sein Gegner, den er nie aus dem Auge gelassen hatte, tückisch seinen Bogen erhob. Doch, die Büchse ans Auge, ein Druck, ein Knall und der Hinterlistige, mitten durch die Stirne getroffen, stürzte zu Boden. Das alles war das Werk einer Sekunde; es war auch die höchste Zeit gewesen, denn, hätte er einen einzigen Augenblick gezögert, so würde der Pfeil ihn selbst, wenn nicht ins Herz, so doch irgendwo anders getroffen haben und das hätte, da er vergiftet war, genügt, ihm das Leben zu nehmen. Seite 86 Stern der Neger Nun trat er auf seinen Gegner zu; er warschon verschieden. William drückte ihm die Augen zu, schleppte ihn an einen nahen Baumstamm und setzte ihn, mit dem Rücken gegen denselben angelehnt, so hin, als ob er schlafe. Es tat ihm nun leid, einen Menschen getötet zu haben, der ja doch ebenso wie er eine unsterbliche Seele hatte und für den auch ein Gottmensch am Kreuze gestorben war. Doch es war seine eigene Schuld! William hatte ihn ja nicht hinterlistig, rote jener ihn angreifen wollte, sondern im offenen Kampfe besiegt und nur deshalb seine tätliche Kugel versendet, weil cs sich um gerechte Verteidigung und um'S „entweder — ober" handelte. Er war noch kaum mit sich im Reinen darüber, ob er nicht gegen sein Gewissen gehandelt, als er auch schon fünf anbere Schwarzen mit erhobenen Fäusten und Messern in denselben auf sich zurennen sah. Der Schuß hatte sie alarmiert und nun eilten sie herbei, um ihren Häuptling zu retten ober, falls er durch den Schuß gefallen, wenigstens noch zu rächen. William erkannte sofort, daß er diesmal nicht ohne ein halbes Wunder mit heiler Haut davonkommen werde; doch verlor er den Mut nicht; mit der ihm angeivohnten Gewandtheit, Geistesgegenwart und Entschlossenheit faßte er im Nu seinen Plan: Nasch drehte er sich um und stellte sich, als ob er Angst habe; er lief, so schnell ihn seine Beine tragen konnten, in den Urwald hinein. Die fünf Schwarzen, die, um besser laufen zu können, ihre Bogen zurückgelassen und nur ihre Messer mitgenommen hatten, rannten ihm nach; doch nicht zusammen, sondern vereinzelt, je nach der Länge und Schnelligkeit ihrer Beine sich ihm mehr oder minder nähernd. William hatte sich umgedreht und es bemerkt. Es war wirklich gekommen, wie er sich vorgestellt hatte und kaum zweifelte er mehr an der möglichen Ausführung seines Rettungsversuches! Er ließ nun etwas von seiner Eile nach und ließ den ersten bis dicht hinter sich kommen. Schon wollte jener ihn packen und stieß ein fürchterliches Siegesgeschrei aus; doch im selben Augenblicke verstummte er auch schon wieder und fiel mit zerschmettertem Schädel auf den Rasen. William, diesmal vorsichtiger geworden, hatte nicht schießen wollen, um nicht nocheinmal wieder andere Neger zu allarmieren und dann auch nicht, um nicht seinen wenigen Pulver-vorrat unnötigerweise zu vergeuden. Er hatte also sein Gewehr herumgedreht und den Hitzigsten mit dem Kolben begrüßt. Wie grimmige Wölfe heulten die noch übrigen vier, die den eigentlichen Vorgang der Sache gar nicht bemerkt hatten; so schnell war das gegangen und schon war der zweite in nächste Nr. 8 Nähe gekommen. Wiederum machte William „rechtsum,, und auch dieser siel zu Boden, solang er war. Von neuem erdröhnte das Wutgeheul der Verfolger, doch hatten sie noch immer nicht gemerkt, auf welche Weise ihre Kollegen denn eigentlich umgekommen seien und so war auch noch ein dritter so unvorsichtig, sich dem Weißen zu nähern. Der, über den guten Erfolg nicht wenig ermutigt, machte diesmal „linksum" und der Kolben tat auch wirklich wieder seine Schuldigkeit. Noch zwei waren übrig; doch hatten sich inzwischen, zwar iticht durch das Schießen Williams, aber durch datz Geheul der Schwarzen angelockt, noch ein halbes Dutzend Krieger zu diesem gesellt und aus ihren trotzigen Gebärden las William deutlich, daß sie alle entschlossen seien, bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen und ihr Leben so teuer als möglich zu verkaufen. Die vorhin angewandte List tonnte William jetzt nichts mehr nützen; die Schwarzen hatten sie nämlich endlich doch entdeckt und waren infolgedessen vorsichtiger geworden. Es mußte daher ein anderer Plan entworfen werden; aber was für einer? William rief seine ganze Weisheit, Schlauheit und Erfahrenheit zu Rate, prüfte einen Vorschlag nach dem andern, einen Kunstgriff nach dem andern. Wirklich, dies war das erstemal, daß er sich garnicht mehr zu helfen tvußte! Er konnte also einstweilen nichts anderes tun, als weiter laufen, um nicht in die Hände seiner Verfolger zu fallen. In dieser größten Verlegenheit kam die göttliche Vorsehung, welche die an sie Glaubenden und auf sie Hoffenden nicht verläßt. Er sah zufällig nicht weit entfernt einen riesigen Affenbrotbaum, der ungefähr anderthalb Meter über der Erde eine ziemlich große Öffnung zeigte. Schnell schaute er nochmals um und da er seine Verfolger wohl noch hörte, aber keinen derselben sah, konnte er annehmen, daß, wenn der Bannt eine genügende Höhlung besitze, er sich unbemerkt darin verstecken könne. Das war aber ein großes Wagestück! Wenn sie ihn nicht bemerkt, mußte er sich sagen, dann bin ich gerettet; wenn mich aber einer gesehen, so säße ich ganz sicher darin, wie eine Maus in der Falle. „Frisch gewagt, ist halb gewonnen", dachte er bei sich und nachdem er den Baum etwas näher betrachtet, stieg er ein einem daneben stehenden jungen Bäumchen hinauf und verschwand in der Öffnung. Er hatte garnicht bemerkt, daß an einigen kleinen Löchern unten am Stamme Bienen ein- und auS-flogen; doch bemerkte er es nun umso besser. Der ganze Baum war hohl, doch gleichsam in mehrere Kammern geteilt und die Öffnung oberhalb war die gemeinschaftliche Haustüre. Zum Glücke hatte Stern der Neger Seite 87 Nr. 3 er das erste Zimmer verfehlt; ich sage „zum Glücke", beim dieses war bereits von einem kräftigen und zahlreichen Bienenstöcke besetzt, die dem ungerufcnen Gaste sicher keine freundliche Aufnahme bereitet hätten! Ich sage nochmals „zum Glücke", denn obwohl dieses erste Gemach ganz und gar, den obersten Eingang ausgenommen, von den andern Abteilungen getrennt war, so waren doch diese geräumig genug, um William zu gestatten, sich frei darin zu bewegen und selbst seine Büchse gebrauchen zu können. Nachdem wir uns so das neue Hotel Willianis ein wenig angesehen, wollen wir wieder zu ihm selbst zurückkehren. — Was machte er in seinem neuen Heim? —■ Vor allem mußte er ein Weilchen ausruhen und Atem schöpfen! Dann mußte er seine Rechnungen mit Gott ins Reine bringen, im Falle, das; . . . doch wenn? . . . wer konnte cs wissen? . . . Es war ja noch immer möglich! . . . Und in diesem Falle mußte er wieder neue Pläne zu seiner Befreiung entwerfen. Gin Ecopard auf dem Raubzuge. Er war noch nicht fertig damit, als er seine Nachbarinnen grimmig brummen hörte: — Der ganze Baum schien lebendig zu werden! Was war geschehen?---------- Die Schwarzen hatten ihn vielleicht doch bemerkt und sich seiner natürlichen Festung genähert; und wenn? ...Durfte er einen Ausbruch wagen? Nein! er war ja allein und diese zu acht! Er befand sich oben und jene auf dem festen, flachen Boden! Unwillkürlich schaute er nach oben, zur Öffnung und — — sah auch schon einen seiner Feinde, der soeben hin- absteigen wollte.---------Vor einem war ihm freilich nicht bange; doch: ließ er ihn unten ankommen, ohne von ihm vorher bemerkt zu werden, so konnte er ihn zwar töten, aber seine Leiche hätte, außer den Raum zu verkleinern, auch denselben noch verpestet; und wenn er nach ihm schoß, mußte er rückwärts fallen und so hätten seine Feinde, teils durch den Schuß, teils durch dessen Effekt, seine wirkliche Anwesenheit sicher erfahren. — Vielleicht wußten sie noch nicht bestimmt, daß er dort war; hatten es nur vermutet und nachsuchen wollen. — Ein Gedanke durchzuckte ihn! Wie wäre es, wenn sein Gast im Fremdenzimmer einen Besuch machte? Die Bienen hätten ihn sicher „pick-fein" aufgenommen und ihm dazu noch ein „süßes" Liedlein gesungen — und . . . falls er dort sterben würde, in ein schneeweißes Wachstuch eingehüllt! Ja, das mußte gelingen! Die emsigen Tierlein schienen auch gerade bei guter Laune zu sein und ------hundertmal schneller, als ich es zu beschreiben vermöchte, hatte William dem „vorwitzigen" Baumspechte einen Stoß in die Herzgegend versetzt, und da er sich bereits zu sehr vorgewagt hatte, fiel er, da er durch den Stoß mit dem Flintenkolben verhindert worden war, zu William hinabzufallen, auch wirklich in den Bienenstock! — — Das war ein Jubel da unten! . . . Alle, ich glaube auch jene, die sich vielleicht in der letzten Nacht, da es so fürchterlich geregnet hatte, gebadet, sich erkältet und Halsweh zugezogen hatten, bemühten sich, mitzusingen. Selbst die auswärts beschäftigen wurden zurückgerufen und mußten an den Freude teilnehmen. Erbärmlich schrie der arme Kerl da drinnen! — Doch die Bienlein, vielleicht nicht zufrieden mit jener Baßstimme, die zu der ihrigen garnicht passen wollte, wurden nur noch grausamer! Als die andern erfahren, was ihrem Freunde begegnet, wagten sie sich nicht mehr an den Baum heran. — Sie konnten ihren Freund einstweilen nur bedauern und — — wieder an den eigentlichen Zweck ihrer Expedition denken. . . . Hier konnte der Weiße nicht fein! Wer könnte sich in eine solche Höllenbrut hineinwagen? — Wie ein Pudel der ins Wasser gefallen ist und die Ohren hängen läßt, benahmen auch sie sich und entfernten sich langsam. — Sie hatten jedoch ihren Verfolgungsplan noch nicht aufgeben. William, der sich vermittelst seines Messers eine kleine Öffnung in die Rinde des Baumes geschnitten und seine Verfolger hatte bemerken können, atmete nun wieder leichter; dankte dem großen Geiste, der ihn fast wunderbar gerettet hatte und fing an, wieder neue Pläne für die Zukunft zu entwerfen. Seine Feinde waren westlich' marschiert und in dieser Richtung würden sie höchst wahrscheinlich auch wieder nach ihm suchen. Da er sie weit genug glaubte, stieg er vorsichtig hinauf. Obgleich in Sorgen wegen der Bienen, konnte er jedoch die Neugierde nicht bezwingen: er hätte doch mal gern gewußt, wie es dem andern da unten ergangen! — Er schaute flüchtig hinein und siehe! — Der vor Kurzem noch Rabenschwarze war auch schon ein „Weißer" geworden! — — Um ihn herum spazierten die Bienen; sie sangen nicht mehr so fröhlich wie vorher; sie schienen ganz ruhig geworden zu sein und ihre Heldentat vielleicht zu bereuen, oder sich einander ihre Eindrücke auszutauschen. Wie dem auch sein mochte; William stieg vorsichtig hinab und begab sich noch vorsichtiger in der entgegengesetzten Richtung in den Urwald hinein. — Wohin? Das wußte er selbst nicht! Weg, von diesem verhängnisvollen Orte; weg, weit weg von hier, wo er nichts mehr von diesen Wilden zu befürchten hatte und wo er den guten Pater Byron wieder auffinden würde! (Fortsetzung.) -#=- Sum Wste Mariä Verkündigung. «Ave Maria!» o sprach der Engel, als er die Unbefleckte im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit besuchte und ihr die unaussprechlich hohe Würde ankündigte, daß sie Mutter des Messias werden sollte. Maria, immer mit dem Willen Gottes aufs vollkommenste übereinstimmend, gab, wenn auch wegen ihrer großen Demut etwas zögernd ihre Einstimmung und von da an: «Ave Maria!» klingt und hallt es wider aus tausend und Millionen dankerfüllter Herzen. «Ave Maria!» lallt das unschuldige Kind, wenn es ein Marienbild sieht und streckt ihr freudestrahlend die Händchen entgegen. «Ave Maria!» denkt die sittsame Jungfrau in ihrem Herzen, wenn sie von Maria sprechen hört und erneuert ihre Weihe an die so mächtige Beschützerin der Unschuld. «Ave Maria!» seufzt der so schwer geprüfte Erdenpilger und in diesen Worten findet er Trost und Stärke. «Ave Maria!» fleht er, wenn er bedrängt und geängstigt von Versuchungen, sicher, vaß dieser Himmelsduft alle unreinen Gespenster verscheuchen wird. Nr. 3 Stern der Neger Seite 89 «Ave Maria!» denkt jeder gute Christ, auch wenn es ihm wohl geht auf Erden; denn Maria ist ja die Ursache unserer Fröhlichkeit. Ohne sie säßen wir noch weinend, den Israeliten gleich, an den Flüssen Babyloniens^ ohne sie, die Morgenröte unseres Heiles, wäre uns nie die Sonne der Gerechtigkeit aufgegangen, säßen wir noch, wie so viele andere in der Finsternis des Hcidentmns und im Schatten des Todes. «Ave Maria!» so beginnt nach dem „Vater unser" das schönste und vortrefflichste aller Gebete. Das schönste, weil es an das schönste und lieblichste aller Geschöpfe gerichtet ist. Das vortrefflichste und erhabenste, weil es aus den Worten jenes hohen Himmelsfürsten, der uns die Nachricht von unserer Erlösung brachte, den Worten der so sehr begnadigten Elisabeth und der heiligen, unfehlbaren Kirche zusammengesetzt ist. Aus «Ave Maria» besteht auch jene schöne Gebetsweise, womit der hl. Dominikus die Häretiker seiner Zeit überwand, der Rosenkranz, den schon mehrere Päpste, wie Gregor III., Klemens IX., Benediktus XIII. und unser glorreich regierender Leo XIII. den Gläubigen warm ans Herz gelegt und mit zahlreichen Ablässen bereichert haben. Von großem Nutzen also ist es, recht oft dieses so herrliche und kräftige Gebet zu verrichten und dabei den Sinn desselben recht aufmerksam zu erwägen! Fast außer sich vor Staunen ruft der hl. Abt von Clairefontaine bei der Betrachtung dieses Grußes aus: „Wer hat je etwas ähnliches vernommen: Eine arme Tochter von Nazareth, in der Einsamkeit ganz verborgen, scheinbar von geringem Geschlechte entsprossen, von armen Eltern geboren, an einen Zimmermann verlobt, wird auf einmal — wer kann dieses Wunder erfassen? — vom Himmel selbst begrüßt, von einem Erzengel erster Ordnung als die Gnadenvolle erklärt, von dem hl. Geiste in den höchsten göttlichen Brautstand persetzt, von der Kraft des Allerhöchsten überschattet! sie wird die Mutter des großen Gottes! sie wird über alle Chöre der Engel erhoben, eine Königin des Himmels und der Erde. Schließe dein Auge, o Vernunft! Du kannst nur unter dem Schleier des Glaubens die übernatürliche Helle dieses Geheimnisses schauen, wie das natürliche Auge das Licht der Sonne nur unter dem Schleier des Gewölkes ertragen kann." Sei uns also gegrüßt, o Maria, du Wunder der göttlichen Allmacht und Güte! Sei tausendmal gegrüßt von Himmel und Erde: «Ave Maria!» «Ave Maria!» Durch alle Jahrhunderte liebt es die katholische Kirche, mit diesen Worten ihre himmlische Beschützerin zu begrüßen. In einer uralten Liturgie, die man beut hl. Apostel Jakobus zuschreibt, lesen tvir diese Worte: „Lasset uns das Gedächtnis unserer heiligsten, unbefleckten, glor-ivürdigsten und gebenedeiten Frau, Mariä, der Mutter Gottes und allezeit Jungfrau und aller Heiligen und Gerechten feiern, dainit wir durch ihre Fürbitte alle Barinherzigkeit erlangen." Dann folgen die Worte des englischen Grußes: „Ave Maria! Sei gegrüßt, o Maria!" Auch der hl. Johannes Chrysostomus, Bischof von Konstantinopel (4. Jahrhundert), ein ebenso großer Philosoph als Theologe, der um der Gerechtigkeit willen so vieles gelitten hat und wegen seiner Be-redsainkeit der „goldene Mund" heißt, liebte cs, Maria mit diesen Worten ztt begrüßen: „Es ist wahrhaft, würdig und recht, daß tvir dich, Gottesgebärerin, die allzeit seligste und unbefleckte Mutter unseres Gottes, verherrlichen, die du ehr-ivürdiger als die Cherubim und ohne Vergleich herrlicher bist als die Seraphim;- du hast ohne Verletzung deiner Jungfrauschaft Gott, den Herrn, 'geboren. Dich also, wahre Gottesgebärcrin (d-euroxog) preisen wir. mit dem Engel: «Ave Maria!» Was den eigentlichen Sinn dieser Worte anbetrifft, ist zu bemerken: „Ave" heißt soviel als „sei ge- vie unbefleckte Mutter — Maria Immaculata. (Phot. Kunst-Berlag von Franz Böham, Mönchen. Seite 90 Steril der Reger Nr. 3 grüßt!", „freue dich!", „frohlocke!" und wir wollen damit sagen, daß Maria sich freuen und frohlocken solle.ob ihrer erhabenen Würde, Mutter Gottes zu sein. Wenil man das Wörtlein „Ave" umkehrt, dann erhält mein jenes andere „Eva". Dadurch könnte wohl angezeigt werden, daß Maria eine ganz andere, bessere Eva ist; sie hat auch ja wirklich durch ihre Demut und ihren Gehorsam uns wieder erworben, was Eva durch ihren Stolz und ihren Ungehorsam uns geraubt hatte. Maria heißt soviel als „Meeresstern" und paßt so recht für die Jungfrau Maria, denn ganz treffend wird sie mit einem Gestirne verglichen. Wie ein Gestirn seinen Strahl ohne Verletzung seines Wesens aussendet, so hat auch die Jungfrau ohne Verletzung ihrer Reinheit ihren göttlichen Sohn geboren. Der Strahl, welcher vom Sterne ausgeht, vermindert dessen Klarheit nicht und auch der Sohn nimmt der Jungfrau- ihre Reinheit nicht. Sie selbst, Maria, ist jener edle Stern, aus Jakob ausgegangen, dessen Strahl die ganze Welt erleuchtet, sowohl im Himmel glänzt, als llllch die Hölle durchdringt und die Erde erhellt; der mehr den Geist erwärmt, als den Körper, die Tugenden fördert und die Laster vertilgt. Sie ist jener hellschimmernde, glanzvolle Stern, der über diesem großen, geräumigen Meere aufgegangen, an Verdiensten glänzt und durch die schönsten Beispiele leuchtet. O du, wer du auch immer seiest, der du einsiehst, __________________„_S daß du im Strome dieser Welt mehr durch Stürme und Ungewitter schwankest, als aus festem Boden stehst: wende deine Augen nicht ab von dem Glanze dieses Sternes, wenn du von den Stürmen nicht willst verschlungen werden! Wehen die Winde der Versuchungen, stoßest du auf die Klippen der Trübsal, blicke auf zu dem Sterne, rufe auf zu Maria! Wirst du von den Wellen des Stolzes, von den Wogen des Ehrgeizes, der Verleumdung, der Eifersucht umhergetrieben: blicke auf zum Sterne, rufe auf zu Maria! Wirst du von dem Greuel deiner Sünden, von dem Schrecken des Gewissens und des Gerichtes durchdrungen, siehst du den Abgrund sich bereits vor deinen Augen öffnen, schaue auf zu Maria, rufe Maria! In Kreuz und Leiden, in Angst und Not und in allen zweifelhaften Fällen denke an Maria, rufe zu Maria! Nimmer weiche sie aus deinem Munde, nimmer aus deinem Herzen, und damit dir ihre Hilfe und Fürbitte nie abgehe, verliere die Beispiele nicht aus den Augen, die sie dir gegeben. Ihr folgend, wirst du nicht abirren vom rechten Wege; zu ihr flehend, wirst du nicht verzagen. Schützt sie dich, dann hast du nichts zu fürchten! Führt sie dich, dann wirst du nicht ermüden! Leitet sie dein Schifflein, dann fährst du sicher, wirst glücklich einlaufen in den ersehnten Hafen und aus eigener Erfahrung sehen, wie recht der Evangelist sagt: «Et nomen Virginis Maria»: „Und der Name der Jungfrau war Maria!" L Zur fthmerchaDm Mutier. (Bon Pater Bernard Zorn, Sohn d. hhl. H. I.) III. 6e§ang. ITtarias Schmerzen hei der Uleissagung Simeons. Kein Lüftchen regt sich; feierliche Stille — Und aus dem Häusermeer des heiligen Sion Ragt heut' noch majestätischer die Zinne Des stolzen Tempels in die blauen Lüfte; Die ersten Frühlingsmorgen-Sonnenstrahlen Sich tausendfältig in ihm farbig malen. Da steigen von dem Himmel heil'ge Chöre Und sanft umschweben sie das Haus des Herrn; Merk', Israel, was heut' sie dir verkünden: „Ich werde meinen Engel vor dir senden, Daß er den Weg des Heils vor dir bereite. Er ist der Herrscher, der so lang ersehnte, Des Bündnisses Gesandte, den ihr suchet; Nun wird er bald in seinen Tempel kommen, Zum Heil der Sünder und zum Trost der Frommen. Dann wird, Jerusalem, dem Herrn gefallen Dein Opfer, denn es ist das Lamm des Bundes. Vom Aufgang, siehe, bis zum Niedergänge Ist groß mein Name unter allen Völkern Und es wird ihm dargebracht an allen Orten Ein reines Speiseopfer, spricht der Herr." Nr. 3 Stern der Neger- Seite 91 Und wieder Schweigen, doch es währt nicht lange: Soeben ist Maria in dem Tempel Mit ihrem lieben Sohne angekommen. Schon steht sie vor'm Altar, der Hohepriester Nach dem Gesetze bringt dem Herrn ihn dar. Mit ihm Maria opfernd sich vereinigt: „Nimm gnädig an, o Vater, ewiger Gott, Das Qpi.-r deines Sohnes, deiner Tochter! Es ist das Morgenopfer, das ich bringe: Sein Wohlgeruch mög' unanfhörlich steigen Hinauf zu deinem Thron und Gnad' erflehen Für alle unglücksel'gen Adamskinder!" Doch wer ist cs, der dort zur Seite knieet Und unverwandt sein strahlend Auge heftet Auf dieses Knäblein? O, welch lieber Greis! Gewiß er mehr als andere Menschen weiß! Vom heil'gen Geiste selbst hierhergeführt, Ward ihm seit langer Zeit schon die Verheißung: „Du wirst den Tod nicht schau'n, bis du gesehen Des Herrn Gesalbten!" O, dies Knäblein dort, Gewiß, es ist der heißersehnte Christus! Und jene Mutter — ist es nicht die Hehre, Die Jsaias uns so schön geschildert? „D, gib mir," spricht er freundlich zu Maria, „O, gib mir ihn ein Weilchen, deinen Sohn! O, gib, ich möcht' ihn drücken an mein Herz! O, gib mir ihn: Schon lange wart' ich schon!" Maria lächelt — trunken vor Entzücken, An seine Lippen preßt ihn Simeon. „Nun laß, o Herr, mich, deinen Diener, fahren, Denn meine Augen haben schon geschaut Das Licht, das du bereitet allen Völkern: Das Licht, das du den Heiden hast gesendet Und zur Verherrlichung Israels, deines Volkes!" Dann segnet' er Maria und auch Josef, Die voll Verwund'rung horchten seinen 2Borteti; Doch plötzlich bricht und stocket seine Stimme, Sein Angesicht erbleicht und tief gerührt Schaut er Maria: seine Lippen beben: „Gesetzt ist dieser," spricht er dann, „zum Falle, Zur Auferstehung vieler Israeliten Und als ein Zeichen, dem wird widersprochen: Auch deine eig'ne Seele wird ein Schwert, (Ja, viele, fürcht' ich), werden sie durchdringen!" Maria hört's, versteht's! In einem Nu Vor ihrem klaren Geiste sie erscheinen Die Schmerzen all', die dem Messias künden Seit langer Zeit schon sämtliche Propheten: „Errette mich, o Herr! Der Trübsal Wasser Sind eingedrungen mir bis in die Seele! Ich hatte Söhne mir erzogen, sie erhöht: Sie haben mich jedoch, den Herrn, verlassen. Zur Speise reichten sie mir bittere Galle Und meinen Durst ich stillt' vom Jsopstengel. Nicht gleich' ich einem Menschen mehr: ein Wurm Bin ich geworden und der Spott des Volkes! Es spotten meiner alle, die des Weges Vorübergehen und das Haupt sie schütteln: Ruf' deinen Gott, ob er dich kann erretten, Befrei'n aus unserer Hand, aus deinen Ketten!" O Grausamkeit und Undank sondergleichen! „Hätt' mich ein andres Volk so schnöd behandelt, Ich hätte es in Frieden noch ertragen, Doch du, o Israel! — — — — — — Wie Wachs zerfließt das Herz mir in dem Busen, Am Gaumen klebt verschmachtend meine Zunge Und alle Kräfte haben mich verlassen! Blutdürst'ge Hunde haben mich umgeben, Gleich grimmen Wölfen öffnen sie den Rachen. Wollt ihr lebendg also mich verschlingen? Schon naht die Zeit, bald wird es auch gelingen Es ist vollbracht! In deine Händ' empfehle, O Gott, ich meinen Leib und meine Seele!" Gleich einem Marmorbilde steht die Jungfrau, Die Mutter des verheißenen Messias Vor dem Altar: sie trügt in ihren Armen, Dem solche Qualen schon sind angekündigt! Sie blickt ihn an — er sie — — — — — — — — — o, welch ein Schmerz! Sie sich versteh'n! — — — — — — Sic drückt ihn zärtlich an ihr liebend Herz! „Laß mich dir folgen! Alle deine Leiden Will tragen ich mit dir bis zum Verscheiden!" Verschiedenes. GtDO aus Afrika, illustrierte, katholische Monatsschrift. Diese von der St. Petrus Klaver-Sodalität für die afrikanischen Missionen herausgegebene und von A. Halka redigierte, illustrierte katholische Monatsschrift. welche nun schon in ihren 15. Jahrgang tritt, hat den Zweck das Verständnis und Interesse für die afrikanischen Missionen in möglichst weiten Kreisen zu wecken und zu beleben und bringt zu diesem Zwecke Berichte aus ganz Afrika, größtenteils Originalbriefe der Missionäre, kleinere Missionsnachrichten. Erzählungen und Abhandlungen den schwarzen Erdteil betreffend, re. Das „Echo aus Afrika" erscheint gegenwärtig in einer Austage von 30000 Exemplaren und zwar in deutscher, italienischer, französischer, polnischer und böhmischer Sprache. Probenummern stehen jederzeit gratis zur Verfügung. Preis jährlich für Österreich ohne Post 1 K — mit Post oder Zustellung 1.20 K — für Deutschland ohne Post 1 M — mit Post oder Zustellung 1.20 M — für die Schweiz und die Länder des Weltpostvereines ohne Post 1.20 fr — mit Post oder Zustellung 1.50 fr. Inhalt der 1. (Januar-) Nummer 1903: Was wird das neue Jahr mir bringen? (Von A. Halka.) — „Unsern Wohltätern." (Gedicht.) — MissionsKorrespondenz: Apostolisches Vikariat Ost-Kap der guten Hoffnung (P. Hornig). — Apostolische Präfektur Kamerun (Pallottiner. P. Bieter). — Die Gründung der St. Antonius-Mission in Urundi. apostolisches Vikariat Unyanyembe. (Von P. I. v. d. Bürgt, a. d. Gesellschaft der Weißen Väter). — Kürzere Missionsnachrichten. — Verschiedenes. — Chronik der St. Petrus Klaver-Sodalität. — Illustrationen: P. I. v. d. Bürgt, a. d. Gesellschaft der Weißen Väter. — Landschaft von Urundi. * * * Kleine JifriKa=BiS?IiOtbeK. Unterhaltendes und Belehrendes zur Förderung der Liebe zu unseren ärmsten, schwarzen Brüdern und Schwestern. Die „Kleine Afrika-Bibliothek", gegenwärtig in deutscher und italienischer Sprache erscheinend, bringt ihrem Zwecke entsprechend ernste und heitere Episoden aus dem afrikanischen Missionslebcn, rührende Züge von dem Eifer der neubekehrten Schwarzen, Erzählungen. Reisebeschreibungen. Gedichte, Preisrätsel (für deren richtige Lösung hübsche Bücher. Bilder und afrikanische Ansichtskarten ausgeschrieben sind), re. und bietet besonders dem Volke und der lieben Jugend eine billige und beliebte Lektüre. Die „Kleine Afrika-Bibliothek" erscheint vom 15. März an jeden Monat im Umfange von je 16 Kleinoktavseiten mit vielen Illustrationen und wird ebenfalls von der St. Petrus Klaver-Sodalität herausgegeben. Preis jährlich für Österreich 80 h — mit Post oder Zustellung 1 K — für Deutschland 70 Pfg. — mit Post oder Zustellung 90 Pfg. — für die Schweiz und die Länder des Weltpostvereines 1 fr — mit Post oder Zustellung 1.20 fr — Einzelne Hefte ä 15 h (15 Pfg — 15 cent). Inhalt der 1. (Jänuar-) Nummer 1903: Vereinte Kraft — Vieles schafft. (Gedicht). — Die Muttergottesverehrung in Uganda. — Der hl. Benedikt von St. Filadelfo. — Ein Begräbnis am Congo. — Nhakoko, oder das Krokodil des Zambesi. — Etwas von den Stanley-Fällen. (Pflanzenkunde). — Briefkasten. — Geographisches Preissäulenrätsel. — An Dich lieber Leser, liebe Leserin! Illustrationen: Neckende Negerknaben. — Unheimliche Begleiter auf einer Flußfahrt des Zambesi. — Hungrige Krokodile. Erlegtes Flußpferd. Bestelladressen für beide Zeitschriften: Salzburg. Dreifaltigkeitsg. 12. — Wien. I. Bäckerstr. 20. -—■ Triest, via Sanitä 9. — Rom. via Giov. Lanza 129. — Innsbruck. Universitätsstr. 3. — Krakau. Starowislna 3. — Prag, IV. 33. — Bozen. Obstmarkt 16. — Breslau, Hirschstr. 33. — München, Türkenstr. 15/11. — Paris. 31, rue de Fleurus. — Solothurn, Börsenplatz 76. — Luzern. Papeterie. Zürichstr. 53. * * -r- Aus Omderman (Sudan). Hochw. Herr Pater O h r w a l d e r schrieb kürzlich aus Omderman an einen seiner Freunde in Tirol: „Am zweiten Advcntsonntage habe ich die erste hl. Messe in der neuen Kapelle gelesen. Sie war voll; die englischen Soldaten bildeten das größte Kontingent. Mich freute es. Am selben Tag starb mein Baumeister, ein Italiener, und betrat als Toter die von ihm erbaute Kapelle. Man hatte ihn operiert wegen Leberkrankheit und nach acht Tagen starb der gute Mann. In Chartum wird sehr viel gebaut. Es naht der Termin (1. Januar) Wer bis dahin nicht gebaut hat, verliert seinen Grund, welchen die Regierung einsteckt. Ich bin auch in Gefahr; habe am Markt an vorzüglicher Stelle ein Stück Land gekauft, um vielleicht später eine Kapelle zu errichten, weil es gerade im Zentrum des Marktplatzes liegt; war aber ohne Geld, um zu bauen. Nun habe ich endlich Geld bekommen und muß in aller Eile in drei Wochen ein Haus bauen. Bin fast immer in Chartum, das schon fast das Gesicht einer Hauptstadt hat. Omderman be- ggf'f-V'::. • äfil r ' ■ " - - y. ' ' - j r iE: PEES. SEI k W"‘ ■ I- f ' !> Äfrikanisebe ffiusikanfcit. steht daneben fort. Die Regierung wünscht nur die anständigern und reichern Leute in Chartum. * »ti * Über die Glaubensspaltung und ihre Teigen in der Gegenwart hielt der Hochw. Herr Pater Viktor Kolb, S. J., für die gebildete Männerwelt in den abgelaufenen Wochen in der St. Peterskirche in Wien Abendvorträge, die bis zu den äußeren Türen dicht von Herren besucht waren. Mit gespannter Aufmerksamkeit lauschte man den tiefergreifenden Ausführungen des hochw. Kanzel- redners. In bett Vorträgen wurde die brennende Streit- und Zeitfrage — die Los von Rom-Bewegung — dem Denken, Fühlen und männlichen Entschlüsse der christlichen Männer näher beleuchtet. Unter Vermeidung jeglicher Kränkung der Protestanten wirkten diese Vorträge geradezu großartig und wurde dem Herrn Pater der Wunsch nahegelegt, diese im Druck erscheinen zu lassen. Diesem Ansuchen soll nun willfahren werden und schon in den nächsten Tagen wird das Buch in vorzüglicher Ausstattung im Verlage der Alphonsus-Buchhandlung (A. Ostendorff) in Münster in Westfalen erscheinen. Katholiken werden in den Vorträgen in der Überzeugung bestärkt, daß sie, wenn sie gute Christen bleiben wollen, den Verführern der Katholiken kein Gehör schenken dürfen. Den Protestanten aber wird unwillkürlich die ernste Frage in die Gewissen gelegt, ob sie sich nicht schwer am Christentum versündigen, wenn sie die Mutterkirche anfeinden und ob sie nicht weit notwendiger die eigenen Kirchen vor dem namenlosen Unglück zu retten haben, ins Antichristentum unrettbar zu versinken. * -i- -r- Abreise von Missionaren nach Afrika. Am 29. Januar reisten von Triest nach Afrika: Der Hochw. Pater Jakob Lehr aus Baden, der Bruder Heinrich Sendker und der Bruder Giovanni Rigobello, ersterer aus Westfalen, letzterer aus Vicenza. * * * Rezept zum Reicbwerden. Durch Arbeit, Müh' und Schwitzen, Nicht müßig faules Sitzen: Durch Sparen und recht Hausen, Nicht Essen, Trinken, Schmausen: Durch mühsam Strapazieren, Nicht Hin- und Herspazieren; Durch Fasten, Beten, Wachen, Nicht Schlafen, Fluchen, Lachen: Durch Hoffen, Dulden, Warten, Richt Würfelspiel und Karten; Durch Hobel, Axt und Hammer, Nicht Seufzen, Klagen, Jammer; Durch Hacke, Sens' und Pflug, Nicht aber Schnaps im Krug; Durch Pflügen, Graben, Schanzen, Nicht Jagen, Jubeln, Tanzen; Durch Nötiges nur kaufen, Nicht Auktiouenlaufen; Durch einfach stilles Wesen, Nicht durch Romanelesen; Durch Schaffen um die Wette, Nicht durch Konzert-Billete; Durch fleiß'ge Frauenhand, Die Arbeit liebt, nicht Tand; Durch gute, brave Kinder, Die fleißig sind nicht minder; Durch Zucht bei Knecht und Magd, Wenn's auch nicht recht behagt; Durch Klugheit, Fleiß und Mut Kommt man zu Geld und Gut! (C. Z.) * -r- * Darf es dem Christen gieichgiltig sein, dass es so viele Millionen Menschen givt, die Gott nicht Kennen oder im Irrglauben sich befinden? Es würde ein schlimmes Zeichen bei Christen sein, wenn ihnen dies gleichgiltig wäre, denn dieses Gleich-giltigsein würde verraten, daß sie keine Liebe zu Gott und dem Nächsten haben, daß sie kein gutes Vater unser beten. Wer nämlich Gott wahrhaft liebt, den schmerzt es, wenn er daran denkt, daß es leider noch so Viele gibt, die Ihn nicht kennen, und darum auch nicht ehren und lieben, sondern vielmehr Ihn entehren; und es geht ihm von Herzen, wenn er betet: „Ge-heiliget werde dein Name"; er fleht wirklich aus tiefstem Herzen, daß Gott von allen Menschen möchte erkannt und daß sein heiliger Name allenthalben möchte bekannt und gelobt und niemals durch Ünglauben, Ketzerei, Gotteslästerung oder andere Sünden entheiliget werden. Wem aber dies gleichgiltig wäre, der würde dadurch zeigen, daß er keine Liebe zu Gott habe. Aber auch die Liebe zum Nächsten würde ihm fehlen. Den Nächsten lieben heißt ja: dem Nächsten wohlwollen: also ihm auf- richtig alles Gute wünschen, mithin ihm vor allem die Quelle alles wahren Guten für Zeit und Ewigkeit wünschen und dies ist der wahre Glaube. Und nur von dem, der diesen aufrichtigen Wunsch im Herzen hat, kann inan sagen, daß ihm sein Gebet: „Zukomme uns dein Reich" von Herzen geht, daß er nämlich aufrichtig zu Gott dem Herrn fleht, er möchte seine Kirche (das Reich Gottes auf Erden) allenthalben ausbreiten und alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit und zum Heile führen. Also wem nichts daran liegt, ob die Menschen den wahren Glauben haben oder nicht, der zeigt damit sicher auch, daß er keine Nächstenliebe hat. Nun wäre es aber sicher sehr schlimm, wenn ein • ... -u Stern der Neger Seite 95 Nr. 3 Christ keine wahre Gottes- und Nächstenliebe hätte, da er ja ohne diese unmöglich selig werden kann. Also, es sehe jedermann zu, daß er dagegen, ob andere den wahren Glauben haben oder nicht, ja nie gleichgiltig sei! * * -l- Können die gewöhnlichen Gläubigen etwas tun zur Bekehrung der Ungläubigen und Irrgläubigen? Ja und zwar sehr viel. Sie können nämlich in dieser Absicht beten, daß der liebe Gott viele erwecken möge, die als Missionäre sich der Bekehrung der Heiden und Irrgläubigen widmen. „Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige. Bittet daher den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seinen Weinberg sende," sagt der göttliche Heiland allen Gläubigen. Sie können beten, daß der liebe Gott die Arbeiten der Missionäre segne und fruchtbar mache; beten, daß er die Herzen der Heiden und Irrgläubigen für die Aufnahme des hl. Glaubens empfänglich mache, daß er ihnen Kraft und Stärke verleihe, damit sie alle Hindernisse mutig überwinden. Alles das ist das Werk der Gnade und je mehr diese erbeten wird, desto mehr wird die Bekehrung der Heiden und Irrgläubigen einen gesegneten Erfolg haben. Aber noch etwas können die Katholiken für die Bekehrung der Ungläubigen und Irrgläubigen tun, sie können die Missionen mit Geldmitteln unterstützen. Die Heranbildung der Missionäre, ihre Reisen in die oft so entfernten und dabei schwer zugänglichen Misfionsländer, die notwendigste Ausrüstung derselben erfordern große Auslagen. Und sind die Missionäre an ihrem Bestimmungsorte angelangt, so treten wieder eine Menge Anforderungen an sie heran, die sie im Interesse ihrer Missionstätigkeit nicht abweisen können. Für gewöhnlich sind diejenigen, zu denen sie kommen, um ihnen das Evangelium zu predigen, in der äußersten Armut; sie können also von denselben anfangs garnichts verlangen, sondern müssen vielmehr selbst die dringendsten Bedürfnisse bestreiten bei Herstellung und Einrichtung eines gottesdienstlichen Lokales, einer Wohnung für den Missionär, einer Schule rc. Wer also die Missionäre durch Geldmittel unterstützt, der hilft ebendadurch auch mit zur Bekehrung der Heiden und Irrgläubigen. Und man wird bald sehen, daß, wenn von einer Unterstützung der Missionäre durch Geldmittel die Rede ist, hier den Katholiken durchaus nicht zugemutet wird, als sollten die Einzelnen namhafte Beiträge geben, sondern vielmehr um kleine Gaben handelt es sich zunächst. * * * Übereinstimmende Kalender. Ersparnis ist ein gutes Ding und wer seinen Kalender von 1857 noch besitzt und mit dem neuen vergleicht, wird finden, daß beide ganz genau übereinstimmen. Ganz alte Leute oder Kalendersammler können auch den von 1846, 1789 oder 1705 zu Rate ziehen. Bewahrt also Euern diesjährigen Kalender gut auf, denn in den Jahren 1914, 1925 und 1998 ist derselbe wieder zu gebrauchen. Die beiden Schaltjahre 1868 und 1936 zeigen dieselbe Kalender-Familienähnlichkeit, aber erst vom Monate März an. Mit den Kalendern für 1915, 1926 und 1999 stimmen die Jahreskalender von 1858, 1847, 1790 und 1779 vollständig überein. — Daß es mit diesen Angaben seine volle Richtigkeit hat, wird Jeder sehen, der — — bis 1999 noch lebt! * Eine Bitte hätte ich an die hochwürdigen Herren K a p l ä n c, Kooperatoren, Pfarrer rc. rc., denen einige Werke von irgend einem Kirchenvater die Bibliothek überfüllen, und die vielleicht doch selten Zeit haben, sie zu benützen! — Wir arme Patres hier haben in unserem Bibliothekchen nicht ein einziges Exemplar von solchen Büchern und sie wären uns doch so notwendig! Wenn sie auch schon ziemlich alt und abgenützt sein sollten; macht nichts! Immo, um so besser! Um so ehrwürdiger sind sie und geben ihren Spendern ein umso löblicheres Zeugnis! Schon im Voraus meinen besten Dank und herzliches „Vergelts Gott!" Seite 96 Stern der Neger Nr. 3 3ur gest WectcHLung! kommet alle zu mir," sprach einst die ewige Milde, „kommet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid und ich will euch erquicken! Auch heute gilt dieses Wort noch und auch heute noch, ebensogut wie damals, ist Jesus Bereit, uns alle Gnaden zu gewähren, deren wir bedürfen, wir brauchen ihn nur mit festem Vertrauen darum zu bitten. Wo wäre wohl derjenige, der sich nicht eine besondere Gnade wünschte? Eine Gnade, die ihm so notwendig wäre! Eine Gnade, um die er schon so lange gebetet, die er aber noch nicht erlangt hat! Eine Gnade, wovon vielleicht das ganze Glück seiner Familie oder das ewige Glück seiner unsterblichen Seele abhängt! Verehrte Leser und Leserinnen! Wir haben in der Kapelle unseres Missionshauses einen schönen Herz Jesu-Altar. worauf täglich das makellose, unendlich wertvolle Opfer dargebracht wird und vor dem sämtliche Ordensleute mehreremal täglich sich versammeln, um auch für die Angelegenheiten aller ihrer teuern Wohltäter zn beten. In derselben Kapelle haben wir auch einen Mnttergottes-Altar, aus dem auch fast täglich eine hl. Messe gelesen wird. Sollte der eine oder der andere ein ganz besonderes Anliegen an das hhl. Herz Jesu oder an die unbefleckte Mutter haben, so möge er uns doch davon in Kenntnis setzen! — Oder wenn jemand dem hhl. Herzen Jesu oder der Mutter Gottes etwas versprechen wollte, damit sie ihm eine gewisse Gnade schenken möchten, schreibe er doch nur tut das Missionshaus der Söhne des hhl. Herzens Jesu in Mühland bei Briren. Wir werden sein Anliegen an rechter Stelle warm empfehlen. Und sobald er die gewünschte Gnade erhalten hat, möge er doch so freundlich sein, aus Dankbarkeit gegen seinen Wohltäter und zu dessen größerem Ruhme uns solches Mitzuteilen. Wir werden dann immer in den folgenden Nummern (wenn nicht ausdrücklich anders gewünscht wird) die Gebetserhörungen veröffentlichen. Wer sucht, der findet . . Wer bittet, der empfängt und wer im Namen Jesu bittet, der empfängt ganz sicher! Er hat es versprochen und wird sein Wort auch sicher halten! Levettechölungen. Schon lange hegte ich den Wunsch, in einen religiösen Orden einzutreten, doch sah ich meine Bemühungen stets wieder von tausend Schwierigkeiten vereitelt. Fast hätte ich den Mut verloren und die Hand, nachdem ich sie mutig an den Pflug gelegt, wieder zurückgezogen. Da kam mir ein glücklicher Gedanke: Ich empfahl mich und ließ mein Anliegen auch durch die Söhne des hhl. Herzens Jesu vermittels der unbefleckten Jungfrau dem hhl. Herzen Jesu vortragen und siehe, bereits sind alle Schwierigkeiten überwunden! Wie Wolken haben sie sich zerstreut und schon sehe ich der Erfüllung aller meiner Wünsche hoffnungsvoll entgegen. — Gelobt, geliebt und gebenedeiet sei überall das hhl. Herz Jesu und das unbefleckte Herz Mariä! Amen. I. K. In einem ähnlichen Anliegen schrieb uns auch ein braver Student, der jedoch einstweilen noch nicht genannt zu werden wünscht. Auch er hatte sich besonders der unbefleckten, mächtigen Jungfrau anempfohlen. Seine Bitte wurde bald erhört und wie billig, versprach er, „Ihr zeitlebens dankbar sein zu wollen." Mögen diese guten Erfolge auch noch recht viele andere zu großem Vertrauen auf die Güte des hhl. Herzens Jesu und der unbefleckten Jungfrau aufmuntern! „Bittet und ihr werdet empfangen!" Für die Schriftleitung: Anton v. Wort. — Druck von A. Weger's fb. Hofbuchdruckerei, Brixen.