heimischen AngejßMer Ltiil'crcH. Die ImilmslsM KigelgMer (KOIüiltz) in Urain. Separatabdrnek aus dem „Laibacher Tagblatt". Laibach. Buchdruckerci von Ig. v. Klcinmayr L Fed. Bmnberg. 1879. In dem Programme der am 28. und 29. d. in Laibach abznhaltenden Versammlung der öster¬ reichischen Urgeschichtsforscher und Anthropologen ist auch ein Vortrag des Musealcnstos Desch- mann über die neuesten Funde in den Hügelgrä¬ bern (Gomile) bei St. Margarethen in Unterkrain, Bezirk Nassenfuß, angekündet. Hiebei werden zum ersten male die höchst merkwürdigen Ergebnisse der vom kraiuischeu Laudesmuseum im heurigen Früh¬ jahre vorgeuommeuen Aufdeckungen von acht Hügel¬ gräbern in jener Gegend zur Vorzeigung und aus¬ führlichen Besprechung gelangen. Alke Freunde der Alterthumskuude, denen bisher Gelegenheit geboten wurde, in diese Funde Einsicht zu nehmen, sind von dem Reichthum der Sammlung und von der stilvollen Ausarbeitung der einzelnen Schmnckgcgeustände überrascht; gewiß wird denselben auch in den Kreisen der Fachmänner die verdiente Würdigung zutheil werden. Ohne den weiteren Details, die in dem Bor- träge gegeben werden sollen, vorzugrcifen, scheint es angezeigt zu sein, schon vorläufig zur Infor¬ mation des Laibacher Publikums und der heimischen Freunde der Prähistorie eine kurze Charakteristik derselben zu geben und daran weitere Bemerkungen 4 zu knüpfen, welche vielleicht im stände sind, das Interesse für derartige Forschungen auch in den weiteren Kreisen zu verbreiten. Ein bezeichnendes Merkmal für das Alter dieser Funde ist der Umstand, daß bei den vorgenommenen Ausgrabungen keine einzige römische Münze, kein Fragment eines römischen Ziegels oder Thongefäßes, die doch für die Begräbnisstätten aus der Römer¬ zeit so charakteristisch sind, vorgefunden worden ist. Vielmehr deuten ein paar in den Grabhügeln unter den Schmuckgegenständen vorgekommenc Stein¬ werkzeuge dahin, daß bei dem Volke, von dem jene Begräbnisstätten herrühren, noch immer einzelne Objekte aus der Steinzeit, wenn auch nicht für den täglichen Gebrauch, so doch in pietätsvoller Erin¬ nerung als etwas Werthvolles angesehen wurden. Im allgemeinen stimmt der Charakter der Fundstücke, namentlich der Broncen, mit jenen der keltischen Alterthümer von Hallstatt in Oberöster¬ reich , deren Alter bis in das fünfte Jahrhundert vor Christi Geburt zurückrcichen dürfte, so ziemlich überein, obschon hier ein gewisser lokaler, an etru- rische Formen erinnernder Typus nicht zu verkennen ist. Als wahre Kabinetsstücke sind mehrere Colliers aus Bernstein- undGlasperlen,Niesenfiebeln in Nachenform aus Bronce nebst einer Gliederkette aus dem nämlichen Metall, welche wahrscheinlich als Armband getragen wurde, zu bezeichnen. Eine reiche Sammlung da¬ selbst ausgegrabener eiserner Waffen und Werkzeuge liefert den Beweis, daß, obschon in den metallenen Schmuckgegenständen ausschließlich die Bronce zur Verwendung kam, die damaligen Bewohner jener Gegend mit den, Schmieden des Eisens sehr Wohl o vertraut gewesen sind. Ebenso trugen die aus¬ gehobenen Thonurneu einen originellen, von dem Typus römischer Gefäße völlig abweichenden Cha¬ rakter, keine derselben wurde auf der Drehscheibe angefertigt, dem ungeachtet spricht sich in einzelnen Stücken ein sehr entwickelter Formsinn der damaligen Keramik aus. Man kann daher das Resultat der ersten in den krainischen Hügelgräbern planmäßig durch¬ geführten Nachgrabungen als ein sehr gelungenes bezeichnen, es haben die durch die Munificenz der krainischen Sparkasse und des Herrn Landtags¬ abgeordneten Martin Hotschewar für diesen Zweck gewidmeten Gelder ein reiches Materiale für die Kenntnis der Urgeschichte des Landes zutage ge¬ fördert. Jedoch auch abgesehen von ihrem inneren an¬ tiquarischen Werthe geben sie einen wichtigen Fin¬ gerzeig, welche reichen Schätze für die Urgeschichte des Landes in den im ganzen Lande zerstreuten ähnliche» Begräbnisstätten bei einer schematischen Durchforschung noch zu erwarten wären. Es ist daher im gegenwärtigen Momente ganz am Platze, einiges über die Hügelgräber in Krain zur allgemeinen Belehrung zu veröffentlichen. Heidnische Hügelgräber, in Deutschland auch Hünen oder Riesengräber genannt, kommen im ganzen mittleren und südlichen Europa vor, man trifft sie vom fernen Osten bis nach Frankreich und bis in die iberische Halbinsel von Skandinavien und von den Küsten des baltischen Meeres bis zu den Mittelmeerländern. In einigen russischen Provin- 6 zen werden sie „Kurgane" genannt, in der Wissen¬ schaft bezeichnet man sie als „Tumuli". Auch in den slovenischen Landestheilen kämmen sie häufig vor, das Landvolk nennt sie „Zoiuiis", in einzelnen Gegenden auch „tzuei", d. i. Stellen, Wo Schätze zu finden sind. Der Name „Zoiniln" ist aus dem echt slavischen Worte „luoZilu," durch Versetzung der Buchstaben m und Z entstanden. Die gleiche Bezeichnung wie bei den Slovencu findet man bei den Serben; im Russi¬ schen ist der ursprüngliche Name Mogila noch immer im Gebrauche, davon rührt auch der Name der Stadt Mvgilew her, auch im Bulgarischen hat sich die Bezeichnung „inoZilj" erhalten; das nämliche Wort haben die Rumänen von den Slaven accepticrt, im Albanesischen ist es in „Zuwuijo" umgeändert worden. Der slavische Sprachforscher Miklosich leitet das Wort mogilu von der slavischen Wurzel moZ ab, welche „wachsen" bedeutet, es ist daher diese Bezeichnung eine sehr sinnbildliche; die Gomilen sind sozusagen „Auswüchse" des Erdbodens. Sie haben eine konische, an der Spitze meist abgerundete, zuweilen auch abgestutzte Form, ihre Basis ist oval oder kreisförmig, auf der Gupfe be¬ findet sich oft eine trichterförmige Einsenkung von dort versuchten Schatzgrabungen oder vom Einstürze inwendiger Grabkammern herrührend. Bald stehen sie einzeln, selten sind zwei mittelst einer Ein¬ sattelung verbunden, bei häufigerem Vorkommen gleicht das Terrain einem Haufen riesiger Maul¬ wurfshügel. Ihre Größe ist eine sehr wechselnde, die kleinsten übertreffen wol bedeutend die jetzigen 7 Grabhügel auf unseren Friedhöfen, die eigentlichen Ricsentumuli erreichen sehr ansehnliche Dimensio¬ nen, in manchen derselben fände ein kleines Bauern¬ haus Platz. Wo sie ans freiem Felde Vorkommen, drängt sich von selbst dem Laien die Ueberzeugung ans, daß sie nicht Gebilde der Naturkräfte, sondern Werke von Menschenhand seien. Schwieriger wird ihre Unterscheidung im kupierten Waldterrain, dort tragen sie oft uralte Baumricsen auf ihrem Rücken. Nicht selten kommen sie an eminenten Punkten, auf Berg- vorsprüugen vor, was fast der Vermuthung Raum gäbe, daß man sie auch als „Hochwarten", als Bc- obachtuugspunkte zu kriegerischen Zwecken benützt habe. Viele der in Unterkrain als kiLisös bezeich¬ neten Erhöhungen, wo man die Johaunisfeuer an- zuzündcn pflegt, gehören ebenfalls den Hügelgräbern an, und es frägt sich, ob die besagten Feuer nicht als eine Modification eines in der Urzeit an solchen Stätten auf die Sonneuwendefeier bezughabenden Cultus auf unsere Tage überkommen sind. Allgemein ist in Kram unter dem Landvolke der Aberglaube verbreitet, daß in den Gomilen das goldene Kalb begraben sei. Um dasselbe vor Nach¬ stellungen zu sichern, häuften die Heiden mehrere Gomile ans, damit man nicht wisse, in welcher sich der kostbare Schatz befinde. Ebenso ist es eine landläufige Tradition, daß man ans denselben oft in der Nacht Lichter flackern sieht; diese Erscheinung steht wol mit Irrlichtern im Zusammenhänge. Was nun das Alter der Hügelgräber anbelangt, so ist es unzweifelhaft, daß solche schon vor der 8 Römerherrschaft im Lande bestanden haben. Es geht dies, abgesehen von dein vorrömischen Charakter der in solchen Gräbern enthaltenen Beigaben, ans dem Namen der römischen Militärstation „ncl uesr- vos" oder „ueervone" hervor, welcher Naive erst in jüngster Zeit durch Professor Müllner in dessen sehr lesenswertstem Werke „Emona" auf Seite 93 eine sehr gelungene Deutung erfahren hat. Obige Be¬ zeichnung kommt auf der Peutingerischen Tafel für die zunächst an Emona gelegene Militärstation ans der römischen Heeresstcaße nach Siscia, dem heu¬ tigen Sissek, vor. Die früheren krainischen Histo¬ riker verlegten die Station uä uesr-vos nach Weixel- burg oder nach Pösendorf, bei der letztgenannten Ortschaft stand ein römischer Meilenstein, er ist erst vor kurzem in das hiesige Lycealgebäude übertragen worden. Nun aber gelangt Prof. Müllner auf Grund der von ihm in St. Veit bei Sittich anfgefnndeneu Römersteine und der dort häufigen Gräberfunde römischen Charakters, besonders aber in Berück¬ sichtigung der bei Sittich vorkommenden riesigen Hügelgräber (uoörvi) zu der ganz plausiblen Schlu߬ folgerung, daß die Station uci uesrvos nach St. Veit bei Sittich zu versetzen sei; in ähnlicher Weise, wie es noch heutzutage viele Ortschaften und Riede Namens Gomila, nach den Hügelgräbern in deren Nähe so benannt, gibt, ebenso haben seiner Zeit die Römer die bei Sittich häufig vorkommenden Erd¬ haufen als ein charakteristisches Merkmal der dortigen Militärstation in den Ortsnamen ausgenommen. Es wäre eine lohnende Untersuchung, in den mittelalterlichen Urkunden über den Privat- und öffentlichen Besitz im Lande nachzuforschen, ob nicht 9 bei einzelnen Grenzbezcichnungen nnf solche Gomilen als hiezu besonders geeignete Punkte Rücksicht ge¬ nommen wurde; sollte einst, was sehr zn wünschen Ware, eine mittelalterliche Topographie Krains ans Grund der in den Urkunden vorkommenden Bezeich¬ nungen von Ortschaften, Rieden und einzelnen Lo¬ kalitäten in Angriff genommen werden, so wäre dem oben angedenteten Umstande ein besonderes Augen¬ merk zuzuwenden. Auffallend ist es, daß der als Sammler von Specialitäten Krains nicht hoch genug zu schätzende Chronist Valvasor den hicrlands häufigen Hügel¬ gräbern nur wenig Beachtung geschenkt hat. Nur an einer Stelle seiner Chronik * geschieht deren ausführlicher Erwähnung, sie bezieht sich ans die Hügelgräber auf der Alpe Beuscheza in Oberkrain; es sollen dort an der Grenze zwischen Krain und Kärnten über 300 heidnische Begräbnisse Vorkommen, nebst etlichen Leichensteinen, darauf große Charaktere geschrieben stehen. Nun werden es nahezu 200 Jahre sein, als nach jenem Gewährsmann ein gewisser Dr. Johannes Baptista Petermann Lust gewonnen, eines und das andere dieser Gräber zn öffnen, aber es wurde das Unternehmen durch ein bei heiterem und klarem Himmel plötzlich eingebrochenes Un¬ gewitter vereitelt. „Die Graböffner — bemerkt Val¬ vasor — haben anders nicht gedacht, denn es würde der Himmel einfallen. Worüber sie von solcher vor¬ eingenommener Grabuntersnchnng nicht allein ab- znstehen, sondern anch ihre Füße tapfer zu gebrauchen * Valvasors Ehre des Herzogthums Krain, IV. Buch, S. 567. 10 und den Berg flüchtig wieder hinab zu laufen be- müssiget worden. Nachdem aber dem Dr. Peter- mann sein Vornehmen allda so geschwinde verstört und mit so ungestümer Gewalt Hintertrieben worden, ist ihm die Lust, mehr hiuaufzukommen, vergangen." Bezeichnend für den Aberglauben der damaligen Zeit, von den: sogar Manner, die sich auf ihre Ge¬ lehrsamkeit nicht wenig zugute thatcn, befangen waren, ist der Umstand, daß der redeselige Mit¬ arbeiter der Valvasor'schen Chronik Erasmus Fran¬ cise! als Commeutator des Hauptautors zwei Folio¬ seiten der Untersuchung der Ursachen des auf der Benscheza plötzlich entstandenen Gewitters widmet, wobei er zum Schlüsse gelangt, daß der Teufel das Gewitter erregt habe, denn man solle keine heid¬ nischen Gräber ohne wichtige Ursache verstören. Unter den verschiedenen von Francisci aufgestellten Ver- muthnngen, warum Gott der Herr solche Schreck¬ nisse bei Ocffnung solcher Gräber dem Satan ver¬ hänge, ist wol der triftigste der znm Schluffe seines langen Commentars angeführte, „daß der Satan, nachdem er an so unheiligeu Oertern, welche durch Unglauben, Aberglauben und Abgötterei seiner un¬ sichtbaren Herrschaft oder Behausung angefallcn, das Ansehen gerne behaupten wolle, als ob er solche seine Paläste, nämlich die Begräbnisse der Ungläu¬ bigen, fleißig bewahre und für Beschimpfung oder Beraubung dieselben wohl zu beschütze» wisse, welches ihm anch desto leichter angeht, je eitler etwa die Bewegursache ist, die manchen zur Eröffnung und AuLsuchung solcher heidnischen Monumente antreibt." Seitdem sind die Heidcngräbcr auf der Beu- scheza, von denen man in den Dörfern am Faße 11 des Stou vieles zu erzählen weiß, nicht Weiler nwlestiert wurden; erst vor ein Mir Fuhren ließ es sich ein sehr eifriger Forscher in der Geschichte Krnins sehr ungelegen sein, ihre Existenz zn cou- statieren, nllein trotz eingezogencr vielfältiger Er¬ kundigungen und vorgcnommener Lokolisiernngen ist ihm dies nicht gelungen. Der erste in Krain, welcher auf die Bedeutung der Gomile für die Urgeschichte des Landes auf¬ merksam gemacht hat, war der k. k. Distriktsförster Josef Heinrich Stratil. Als Beamter bei der Re¬ ligionsfondsherrschaft Sittich durch viele Jahre be¬ dienstet, hatte er die dort zahlreich vorkommenden ehrwürdigen Reste des granen Altcrthums stets vor seinen Angen, die Bauern überbrachten ihm die beim Anfackern der Gomile gemachten Funde. Noch heutzutage fallen dem Reisenden, der auf der Nnterkrainer Neichsstraße von der Poststation Pösendorf nach Treffen fährt, an der Stelle, wo sich gegen Nord ein liebliches Thal mit dem ehe¬ maligen Cistercienserstifte Sittich im Hintergründe erstreckt, auf den Aeckern bei Vir mehrere sanfte Erdwellen auf; sie rühren von den im Laufe der Jahre durch die Kultur planierten Gomilen her. Einige derselben erheben sich noch in ihrer ehema¬ ligen Riesengroße auf offenem Felde, obschon ihre ganze Oberfläche mit Getreide und Futterkräutcr» bebaut ist. Auf der Besitzung des Bauers Kollenz, „Gomila" genannt, befinden sich deren 9, eine davon hat etwa 6 Meter Hohe und 220 Schritte im Um¬ fange. Eine noch viel höhere, mit Bäumen und Gebüsch bewachsen, zur Hälfte abgetragen, steht knapp bei dem Wirthshause an der Einmündungsstelle der 12 von Sittich über Vir zur Reichsstraße führenden Bezirksstraße. Von da weiter führt die Reichsstraße durch eine mit Wald bedeckte seichte Einsattelung, links vom Wege auf einem Hügel ist die Behausung des Bauers Vesel, rings um dieselbe stehen im Waldgruude eine Menge mit alten Bäumen bewach¬ sene Tumuli. Auch noch weiter hinaus, wo die Reichsstraße die Felder von St. Veit dnrchschneidet, kann man bis gegen Rodockendorf einzelne Gomile unter den Kulturen unterscheiden. Stratil sprach in seinem Aufsatze *, worin er diese Erdhügel zur allgemeinen Kenntnis brachte, die ganz richtige Ansicht aus, daß dieselben die Grab¬ stätten jener Bevölkerung seien, die ans dem Hügel ober Vir ihre befestigte Niederlassung gehabt hatte. Ein mächtiger, im Waldboden noch ganz gut erhal¬ tener Ringwall, dessen Begehung fast eine halbe Wegstunde in Anspruch nimmt, umschließt ein die ganze Umgebung dominierendes, jetzt mit Waldland und Kulturen bedecktes Terrain; die dort befindliche, gut arrondierte freundliche Besitzung wird „Uovi 8V6t" (neue Welt) genannt. Auf jene Notiz Stratils und um dein Wunsche mehrerer Vereinsmitglieder zu entsprechen, hat im Jahre 1845 die Direction des historischen Vereins für Krain die Durchforschung und Nachgrabung in der Gomile bei Sittich und im Ringwalle ober Vir beschlossen, es wurde eine eigene Kommission mit dieser Arbeit betraut. Die über ihren Befund anf- gcnommenc Relation ist in den Mittheilungen der * Jllyrischcs Blatt, Jahrg. 1837 Nr. 11. lieber die hie und da in Steiermark und Krain vorkommenden kegel¬ förmigen Erdhügcl. — 13 — Centralkommission znr Erhaltung der Baudenkmäler, Jahrg. 1859, S. 251, veröffentlicht worden. In diesem Schriftstücke wird die Annahme der Volks¬ sage über den einstigen Bestand einer Stadt ans dem oberwähnten, vom Ringwall umgebenen Hügel „als kaum begründet bezeichnet, wol aber bleibt es möglich, daß der Erdwall ein Werk von Menschen¬ händen ist, für welchen Fall es sicher als nichts weiter, als die Umzäunung eines einstigen Nomaden¬ lagers angenommen werden kann." Weiters wurden die angeblichen antiken Funde als etwas sehr Problematisches erklärt. Die von der Kommission an einer Gomila vorgenommene Probeschürfung förderte nur rothe, eisenschüssige Moorthonerde zutage, man fand keinen Stein, ja nicht einmal einen Sand vor. Die Kommission schloß daraus, „daß, wenn man annehmen wollte, es seien in dieser steinigen Gegend Erdhügel durch Menschenhände aus reiner Erde zusammengetragcn worden, so müßte man entgegen auch annehmen, daß diese Erdmassen bei Gelegenheit ihrer Anhäu¬ fung vorläufig durchsiebt und von allen steinartigen Bestandtheileu gereinigt wurden." Diesem absprechendeu Gutachten der Kommission wurde das Separatvotum eines zu den vorgenom¬ menen Nachgrabungen beigezogenen Professors der Naturgeschichte beigegeben. Dieser erklärte die Go¬ mile von Sittich als ein Resultat der durch zwei Wasserströmungeu aus den Seitenthälern herbei¬ geschwemmten Erdtheilcheu, die sich bei dem ver¬ langsamten Laufe des Wassers fortan stellenweise anhäuften, sowie auch durch die drehende Strömung abgerundet wurden. Sein Bericht schließt mit den 14 Worten: „Die Gomile sind nur ein natürliches, durch Wasser erzeugtes Produkt." Als die oberwähnte Kommission in der Ver¬ einsversammlung am 30. Juni 1845 ihren Bericht erstattete, wurde vom damaligen Bürgermeister von Laibach, Johann Nep. Hradecky, dem von seiner einstigen Amtierung als Religionsfondsbeamter in Sittich die Gomile und deren wiederholte Fund¬ ergebnisse wohl bekannt waren, dagegen sehr ent¬ schiedener Widerspruch erhoben, er meinte, hätte die Kommission, anstatt sich in neptnnischen Theorien zu ergehen, den Krampen und die Schaufel besser ge¬ handhabt, so wäre sie sicherlich zu antiken Funden gekommen, wie ihm solche seinerzeit von den Bauern, welche die Gomile anfgeackert, überbracht worden waren. Uebrigeus hat jenes absprcchende Kommissions- gntachteu die Sitticher Tumnli vor ferneren Ein¬ griffen wißbegieriger Alterthumsforscher nicht ge¬ schützt. Im Jahre 1853 wurden vom Oberlieuteuant Nettelblatt des Infanterieregiments Prinz Emil Nr. 54, dessen Kompagnie damals in der Umgebung von Sittich stationiert war, fünf Tumuli geöffnet; dem genannten Offizier, einem gebornen Mecklen¬ burger, war von seinem Heimatlande die Bedeutung dieser Riesengräber klar. Das interessanteste Fund¬ stück war ein aus Bronceblech gehämmertes Doppel¬ pferd mit durchbrochener Arbeit, es war in einem mit Steinen umstellten Raume mit Gefäßscherben und broncencn Armringen gelegen, an letzteren war noch die Textur der Leinwand, mit der sie umhüllt gewesen, durch die Oxydation kleben geblieben. Ja wol, „grau ist alle Theorie", möchte man mit Rücksicht ans obige mißglückten kommissionellen 15 Nachgrabungsversuche ausrufen! Der Prähistoriker fährt gewiß besser, wenn er auch mit dem Volks¬ aberglauben zu rechnen versteht, ein Kern Wahr¬ heit steckt doch schließlich in demselben. Unbedingt nothwendig ist es aber, daß er sich mit den Tradi¬ tionen der Bevölkerung in innigen Contact setze und sich dann und wann auch des scharfblickenden Auges des mit der Natur ausgewachsenen Land¬ mannes bediene. Es ist geradezu stauneuswerth, mit welch' richtigem Blicke schlichte Bauern an Stellen, wo der Gelehrte den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, alte, im Waldesdickicht kaum auffindbare Ringwälle und sonstige schwer erkennt¬ liche Spuren von Werken der Menschenhand van natürlichen Terrainbilvungen zu unterscheiden wissen. Die au den Sitticher Bezirk angrenzenden Gerichtsbezirke von Tressen und Teisenberg dürften ebenfalls bei genauerer Durchforschung eine große Anzahl von Tumult aufweiseu. Besonders bemer¬ kenswert!) ist die Umgebung von Döberuig, wo vor Jahren silberne Barbarenmünzen, die man den Celten zuschreibt, aufgefunden wurden. In der Nähe von Schöpfendorf (Bezirk Seisen- berg) ist eine Ortschaft Gomila mit Hügelgräbern. Ein dortiger Bauer hat in einer dieser Gomilen unter anderem auch zwei massive, mit Knotenver- ziernng versehene broncene Fußringe gefunden; einer derselben Ivar durch eine sehr praktische Ver¬ wendung vor Verschleuderung gerettet, man hängte ihn dem Wachthnnde als Halsring um. Tiras hatte im Laufe der Jahre das mit prächtiger Pa- tina bedeckt gewesene Fnndstück blank gescheuert, einem zufällig anwesenden Rudolfswerther Gymna- 16 sialprofessor fiel der Goldglanz des ungewöhnlichen Halsbandes auf, er acqnirierte es, um damit dem Museum ein Geschenk zu machen. Als eine ausgedehnte Nekropole der sogenann¬ ten Broucezeit stellt sich die tumulusrciche Um¬ gebung von St. Margarethen im Bezirke Nassen- fuß dar. Es kommen dort im Umkreise von an¬ derthalb Wegstunden mehr als hundert Tumnli vor. Knapp an der von Nudolfswerth über Kronau nach St. Margarethen führenden Bezirksstraße ge¬ wahrt man außer der Ortschaft Gesindeldorf (Orn- Linsstu vus) auf abschüssigem Hutweideterrain deren etliche 14. Vor etwa 30 Jahren machten Hirten¬ knaben auf einer dieser Gomilen eine Grube, sie zogen einen schönen Broncekessel hervor, er diente ihnen zum Ballouspiel, bis er in Stücke zerbrochen war. Ein bewaldeter Hügel, etwas weiter von dieser Stelle gegen das dortige Warmbad Töpliz zu, links von dem dahin führenden holperigen Wege, ist mit Tumuli ganz bedeckt. Die Hauptstelle der vom krainischen Landes- mnsenm ausgeführieu Nachgrabungen war der west¬ liche Abhang des dortigen Weingebirges „Vinsi vrst". Dort befinden sich ober der Ortschaft „Mucks vins" im lichten Eichenbestande nahe bei einander 32 Tu¬ muli, sieben derselben wurden ganz planiert. Einen wichtigen Fingerzeig für die Auswahl dieser von so günstigen Erfolgen begleiteten Fundstelle gab der Umstand, daß daselbst der Bauer Obere vor meh¬ reren Decennien bei Ebnung einer Gomila zwölf Pfund an Bronce-Objekteu ausgegraben, er hatte 17 seine Ausbeute mit 40 kr. per Pfund in Rudolfs- Werth verkauft. Eine schön patinierte, reich verzierte Bronceschale war für den Hausgebrauch rückbehalten worden, sie ging später als Spielzeug der Kinder zugrunde. Aber auch jenseits des Warmbades von St. Margarethen kommen vereinzelte Tumnli vor, ans einem derselben, nahe beim Dorfe Töpliz, steht ein Winzerlhäuschen. Als man für den Keller in der Gomila das Erdreich aushob, gelangte man zu zer¬ brochenen Urnen nnd broncenen Armringen, beides kam als werthloses Zeng mit dem übrigen Bau¬ schutt in den Weingarten, die zugleich aufgefuudenen Bernsteinperlen gingen bei den Experimenten, die die Bauern mit dem wohlriechenden Harze anstell¬ ten, in Rauch auf. Von St. Margarethen eine halbe Stunde ent¬ fernt, hinter dem Schlosse Klingenfels ober den Häusern von Gric, stand, von alten Kastanienbäumen bedeckt ein Riesentumulus im Walde, er wurde unter Aufsicht und Leitung des Herrn Ferdinand Schnlz ebenfalls ganz abgetragen; die Mehrzahl der sehr gut erhaltenen, schön geformten Urnen stammt aus diesem Grabhügel. Knapp an diesem Tumulns be¬ findet sich eine zusammengestürzte Heidengrotte (ujäovsku jumn), vor derselben ein planiertes Ter¬ rain, kreisrund, wahrscheinlich eine Kultnsstätte in der Urzeit. Bevor wir auf unserer Suche nach Tumuli im Lande die liebliche, rebenumkränzte, im Früh¬ ling vom Nachtigallenschlag durchschmetterte Gegend 18 von St. Margarethen verlassen, können wir nicht umhin, der heil. Margarita zu gedenken, unter deren Schutz die dortigen Tumuli gestellt sind. Wie so, wird der Leser fragen, kommt die jungfräuliche christliche Märtyrerin in derartige Beziehung zum profanen Heidenthnm? Und doch wäre es gefehlt, an dieser Stelle den höchst merkwürdigen Zusam¬ menhang mit Stillschweigen zu übergehen, in dem gewisse Heilige zu dem heidnischen Alterthum stehen. Ueberall in Krain, wo eine Kirche der heil. Marga- reth, des St. Vitus und Michael steht, kann man mit Bestimmtheit darauf rechnen, in der Nähe Reste von Niederlassungen ans der Urzeit oder mindestens römische Antiquitäten zu finden. Es ist demnach das Verzeichnis der Pfarrkirchen, Filialen und Kapellen im Lande ein trefflicher Konipaß für den Prähistoriker.'* Die Aufzählung der Tumuli im Nassenfußer Bezirke ließe sich noch um ein Erkleckliches vermehren; wir beschränken uns auf die Bemerkung, daß es deren mehrere in der herrschaftlichen Waldung bei dem Schlosse Kroisenbach gibt. Der Möttlinger und Tschernembler Boden scheint ebenfalls an Gomilen sehr reich zu sein, zwei * St. Margarethen, noch mehr aber das nahe ge¬ legene Wcißkirchen, aus welchem jenes als Pfarre hcrvor- ging, gehörten zu den ältesten Pfarren im Lande. Beide wurdenim Jahre 1422 dem CisterzicnstiftcSittichincorporiert. Merkwürdig ist ferner der Umstand, daß in dieser Gegend die ältesten Belehnungen der Habsburger in Krain ge¬ legen sind. 19 besonders auffallende befinden sich cm der Bezirks- strnße nächst Podsemelj. Auch die Umgebung von St. Barthelmä dürfte an Tnnmlis nicht minder ergiebig sein, als manche der obangeführten Lokalitäten, schon der Name einer Ortschaft Gomila in der besagten Pfarre dentet darauf hin. Sehr in die Angen springend sind die Tnmuli bei Landstraß, sie liegen gleich außer der Stadt rechts von der Agramer Reichsstraße auf einem Wiesgrnnde, wo noch vor etlichen Jahren ein mäch¬ tiger Eichenwald stand. Unter dem Schlosse Arch erhebt sich eine Rie- sengomile, es ist höchst wahrscheinlich, daß diese Grabstätte — slavisch rnlrn — den Anlaß zur fin¬ nischen Bezeichnung der Ortschaft Raka gegeben hat, woraus späier der deutsche Name Arch entstanden ist. Unweit des hinter dem Schlosse Thuruamhart auf einem Hügelvorsprunge befindlichen prachtvollen Mausoleums des Grafen Anton Auersperg, der Ruhestätte eines Geisteshelden unserer Zeit, mit einer- wundervollen Fernsicht auf das weite Save- und Gurkthal, die steierischen und kroatischen Grenzberg?, stehen auf einem ähnlichen Ausläufer des Gurk¬ felder Stadtberges drei Tumnli — vielleicht Gräber von Helden der Vorzeit — auf der Besitzung des k. Rathes und Sparkassedirektors Janeschitz ; einer davon trägt einen Pavillon ; es ist dies einer der herrlichsten Aussichtspunkte unseres Unterlandes. Verfolgt man den Lauf der Save von Gurk¬ feld aufwärts, so begegnet man beiderseits der Ufer 20 auf den Höhenzügcn, Bergabhäugen und in den Thälern hie und da den Hügelgräbern jener Be¬ völkerung, die schon in der Vorzeit aus der Schiff¬ fahrt auf der Save ihren Erwerb zog; es kommen Gomile vor bei Untererkenstein, welches slavisch 6omilu heißt, bei Johannesthal, bei Jagncuza zwischen Ratschach und Scharfenberg, auf den Hoch¬ plateaus in der Umgebung des Kumberges, so z. B. bei Mariathal, bei Billichberg. Im Littaier Bezirke steht ein Riesentumulus, vom Landvolke als Grab einer Heidenjnngfrau bezeichnet, nächst Schwarzen¬ bach bei Sb Martin. Mehrere Hügelgräber trifft man bei Watsch und unter dem heil. Berge. Ebenso scheint die Umgebung von Egg noch viel Prähistorisches in ihrem Schoße zu bergen. In den dreißiger Jahren wurde dort ein sehr gut er¬ haltener Broncehelm ausgegraben; er diente durch viele Jahre als Kopfbedeckung einer roh aus Holz geschnitzten Menschenbüste auf dem Dorfbrunuen in Lukowiz, schließlich verfiel man auf den glücklichen Gedanken, dieses werthvolle etrurische Fabrikat, welches ganz identisch mit den berühmten bei Negan in Untersteiermark im Jahre 1812 aufgefundenen Broncehelmen ist, an das Landesmusenm abzuliefern. Um auch einen Punkt in der nächsten Nähe von Laibach zu berühren, wäre auf den in vor¬ geschichtlicher Zeit bewohnt gewesenen Hügel Grn- dische ober dem Dorfe Perschan bei St. Veit zu verweisen, auch dort dürften Tumult constatiert werden. Nicht minder tnmulusreich als Unterkrain scheint auch Jnnerkrain zu sei», namentlich in der oberen 21 Poikgegend, wo in der Nähe der Kastelle der einstigen Bergvölker sich ihre hügeligen Begräbnis¬ stätten unterscheiden lassen, so z. B. bei Schillertabor, Grafenbrnnn, Dornegg n. s w. Auch auf den Hoch- Plateaus im Nücke» des Krimberges und seiner Aus¬ läufer, so z. B. auf der Hochebene von Oblak, St. Veit bei Zilce, scheint daran kein Mangel zu sein. Längs dem Zuge uralter Verkehrsverbindungen, die noch im vorigen Jahrhunderte als Saumwege sehr belebt waren, nunmehr aber vom Verkehre völlig verlassen sind, trifft man in der Nähe be¬ festigter vorrömischer Punkte stets auch die Hügel¬ gräber der einstigen Bergbewohner an, so z. B. bei Golo, Gradische ober dem Schelimlethale, Rob. Diese ganz summarische Aufzählung möge zur Constatiernng der Thatsache genügen, daß es wol kaum ein Land in Europa gibt, wo eine solche Menge von Hügelgräbern aus der Urzeit sich vor¬ findet. Würde eine topographische Karte über diese Vorkommnisse angefertigt, wozu allerdings die De¬ tailaufnahmen vervollständigt werden müßten, so wären die vielen Hunderte der constatiertcn Hügel¬ gräber der beste Beweis, daß das Land Krain schon in der Urzeit sehr gut besiedelt gewesen ist. Wie cs die Funde in den Gräbern nach¬ weisen, dürfte die überwiegende Mehrheit der Go¬ milen nicht etwa von umherziehenden Nomaden oder von siegreichen Eindringlingen, die nach gemachter Beute wieder das Land verließen, sondern von einer seßhaften, Ackerbau, Viehzucht und Bergbau treibenden Bevölkerung herrühren, die für die Ein- 22 flüsse altitalischer Kultur empfänglich, ihren Ver¬ storbenen in pietätvoller Erinnerung die werthvoll- sten Gaben beilegte; die, auch in dem Waffeuhaud- werke nicht ungeübt, ihre mit Riugwällen versehenen Bergfesten als Asyle der Freiheit gegen den Feind zn Vertheidigen wußte und erst nach heldeumüthi- gem Widerstande den römischen Legionen des Kaisers Augustus unterlegen ist. Laibach, 25, August 1879. Karl Deschmann.