-94. Donnerstag den 21. Grtober I83o. VN i r n. ^3e. königl. Hoheit der Großherzog von Baden haben Ihren Majestäten dem Kaiser und dem Könige von Ungarn, als ein Zeichen Höchsiihrcr ergebenen und freundschaftsvollen Gesinnung, die Insignien des großherzogl. Badcn'schen Ordens der Treue übersendet, welche der großherzogl. Gesand-te, General-Lieutenant Freyherr von Tcttenborn, bei den Mozesiaten in eigenen ihm zu Preßburg er< tauten Audienzen mit den großherzogl. Beglci-tungs'Schreiben zu überreichen die Ehre hatte. Ingleichen haben Ihre Majestäten die Könige von Sachsen und Würtemberg den Anlaß der Krönung des Erzherzogs Kronprinzen kaiserl. Hoheit, als König von Ungarn ergriffen, um Höchstdem» selben Ihre freundschaftliche Theilnahme an diesem Erfreulichen Ereignisse durch die Uebersendung der Insignien Ihrer Hausorden zu bestätigen; dem zu Folge hatte der königl. sächsische Gesandte, Graf von der Schulcnburgst. B.) 344 In Ltttticher Blattern vom 3a. Sept. heißt cs: „Am 23. September, an welchem Tctge> wie gemeldet, Morgens von unserer Citadelle auf die Waldburga-Vorstadt geschossen wurde, knüpften sich Nachmittags Unterhandlungen zwischen der Ci» tadelle und der Stadt an. Von Seite der Stadt wurden Vorschläge zur Uebergabe dcr Citadelle ge» macht und die Erstürmung angedroht. Der Com-mandant antwortete, daß er im Falle eines Angriffes die Stadt zusammen schießen würde. Zu gleicher Zeit ließ er auf dem höchsten Puncte der Fc-siung eine große Fahne mit den königl. Farben aufpflanzen. Die Festung ist mit zahlreicher Artillerie versehen. Die Bürger scheinen nun die Erstürmung der Festung zu beabsichtigen und haben sich um dieselbe herum gelagert, auch bereits in der Nackt vom 23. Batterien aufgeworfen. Viele Einwohner treffen Vorkehrungen zur Sicherung i^rer beweglichen Habe für den Fall schlimmer Ereignisse. Die Zahl der hier zum Kampfe gerüsteten Freiwilligen wird von Einigen auf i5,ooc> Mann angegeben." Aus Brüssel vom 3o. September schreibt der Courricr des Pays-Bas: «Es wird versichert, am gestrigenTage habe in dem Armee-Corps des Prinzen Friedrich eine rückgängige Bewegung gegen Me-cheln Statt gefunden. Man beschäftigt sich Tag und Nacht, die Vertheidigung von Brüssel und die Organisation der activen Streitkräfte der Provinz zu regeln. Unaufhörlich kommt eine große Zahl belgischer Ueberläufer an. Der Oberbefehlshaber (van Halen) hat den Grafen van der Meeren zur Leitung der Organisation der Frei-Corps vorgeschlagen. — In Antwerpen war gestern Nachmittags noch alles ruhig. Man beschäftigt sich viel mit ernsten Streitigkeiten', die vorgestern zwischen den Truppen der Besatzung und der Citadelle, wahr< scheinlich zwischen den Holländern und Belgiern Statt fanden, aber keine Folgen für die Stadt hatten. Die erste und zweite Division, ganz aus Belgiern bestehend, welche während der Metzeleien von Brüssel gemeinschaftlich mit der Bürgergarde die Stadt und Citadelle bewacht hatten, verließen Antwer. pen, um nach Breda zu marschiren, und wurden in Antwerpen durch Holländer abgelöst, die sich hinter den Wällen verschanzen. Die von Brüssel nach Löwen zu Hülfe geschickte Artillerie kam gestern Mit- tags dort an. — Ein Corps von 4 bis öooc. Holländern, von dcr Armee des Generals Cort»Hei-ligcrs detaschirt, wendete sich gestern gegen Wavre. Die Avantgarde, aus i5c> Mann Infanterie und 5o Kavalleristen besiehend, ward von den Einwohnern von Wavre angegriffen und zurückgeschlagen. Die Holländer wendeten sich dann nach dem Dorfe St. Katharina von Augsburg. Vierzehn Gemeinden vom Hcnnegau botcn ein Contingent von Bewaffneten an. Am 28. um 11 Uhr Morgens begann das Klcingewehrfener inTirlemont, und dauerte bis 6 Uhr Abends. Die dortigen Freiwilligen und die der benachbartm Dörfer betrugen 8 .bis 900 Mann. Sie machten 22 Gefangene; der Feind soll 2a Todte und gegen 40 Verwundete gehabt haben." (Wien. Z.) Gsmannisches Neich. Konstantin op el, in. September. Am 3. und 4« d. rückten 16,000 Mann Truppen vcrschie« dener Waffengattungen nach St. Stcphano aus, und bezogen dort ein Lager. Die Minister begaben sich gleichfalls sch?n am 4. dahin. Am 5. in der Früh sing das Manöver der Truppen an, welche theils der Sultan selbst, theils der Seraskier commandir-te. Um 5 Uhr Nachmittags ging es zur Tafel, welche für 60 Gedecke unter einem Zelte bereitet war, und wobei es an Champagner und andern, Weinen, welche sich auch die türkischen Gäste wohl schmecken ließen, nicht fehlte. Von türkischer Seite war nur der Seraskier und der Reis-Essens bei der Tafel, der Kapudan-Pascha war zw^r zugegen, setzte sich aber nicht, sondern beschäftigte sich nur mit Anordnungen. Während der Ta^el spielte das Musikcorps des Sultans. Das Fest ist deshalb demerkenswenh, weil dabei zum erstenmal Alles auf fränkische Art eingerichtet war. An den Truppen bemerkte man verschiedene Aenderungen nach europäischer Art; so hatten z. B. die Bombardiere, siatt ihrer bisherigen Mützen, ganz den russischen ähnliche Tschakos auf, u. f. w. — De» neue König der Franzosen ist von der Pforte ncA nicht anerkannt; man versichert, daß dcr russische Botschafter Hr. v. Ribaupierre seinen bedeutenden Einfluß bei der Pforte dazu benutzt habe, diesen Schritt noch zu hintertreiben..— Der russische B?» vollmächtigte bei der Kommission, welche die Gran» zen Griechenlands bestimmen sollte, ist Hieher zurückgekehrt; seitdem verbreitet sich das Gerücht, daß der französische Bevollmächtigte bei gedachter Kommission auf erhaltene Ordre von der neuen Ro--gierung Frankreichs zuerst seine Function eingestellt habe und nach Paris abgereist sei, mit welchem Umstände man verschiedene Gerüchte wegen andere» Begränzung Griechenlands in Verbindung bringt, (Korresp. v. u. f. D.) Nkvacteur: Or. 5av. Meinrich, Verleger: Dgnaz M Svler b. Aleinmayr.