WL L E bei der Trauung des Herrn Anton Hoferer mit Mulein Nosalia Durghart, über L. Korinther k 3, II, gehalten in Gradatz den 23. September 1863 Laiöach, 1863. Truck und Verlag von Ignaz v. Kleinmai, 'r und Fedor Bamberg. 2. Korinther 13, 11. ^)wci Güter sind cs vor allen, welche die Menschen bei Eingehung eines EhebnndcS zu erlangen hoffen und wünschen. Das ist nicht Reichthnni an irdischen Gütern und Schätzen, — obgleich in unserer Zeit Ehen auch aus dieser Rücksicht geschlossen werden, und so vielfach auch durch die Arbeitsamkeit des Mannes und die Wirthschaftlichkeit der Hausfran eine Vermehrung des zcit- li chcn Vermögens die glückliche Folge einer guten Ehe sein mag. Das ist auch uicht ein vermehrter und crhöhctcr Genuß irdischer Freuden, — obschon manchmal auch nur die Berechnung einer gcnußrcichcrn äußern Lebensstellung zum Eintritt in die Ehe be¬ wegen mag, — denn die reinen Freuden des Ehestandes sind bei den uulängbarcu Sorgen desselben im Allgemeinen zn wenig in die Augen fallend, um den Genußsüchtigen zu verlocken. Wir wenden jetzt unsere Blicke lieber von solchen Verirrungen hinweg, welche sich leider nur zu schwer selbst bestrafen. Vielmehr sind es zwei andere höhere Güter, welche gerade die cdlern Menschen in der Ehe suchen, — mnß ich sie erst noch nennen? — diese zwei sind Liebe und Frieden, aber diese zwei, wie sie daö Erdcnlebcn himmlisch verklären, stammen in ihrer wahren Herrlichkeit auch nicht von der Erde, sondern vom Himmel, nicht von uns Menschen -r- 4 selbst, sondern von Gott, der da ist der Gott der Liebe und des Friedens, wie das Wort der heiligen Schrift sagt, S. Korinther I:r, II: „Zuletzt, l i c b e n B r ü d c r, freuet Euch, seid voll ko in men, tröstet Euch, habt einerlei Sinn, seid friedsam, so wird Gott der Liebe und des Friedens mit Euch s ein." Also zuletzt, meine Lieben, jetzt im letzten Augenblicke ehe Eurem Ehebunde die kirchliche Weihe ertheilt wird, vernehmet Ihr aus diesen Worten des Apostels eine herzliche Ermahnung und eine herrliche Verheißung für Euer eheliches Leben. Denn was der Apostel hier zunächst der jungen, ncugcgründctcu Christengemeinde zu Korinth zuruft, das läßt sich wohl mit vollem Recht auch auf eine neugegrüudctc Ehe anwendcu. „Seid vollkommen! sagt der Apostel, werdet immer vollkommener, wachset in der eigenen Veredlung und Heiligung, in allen Tugenden, in allen Stücken, die des Christen Pflicht und Zierde sind, und zwar zunächst in aufrichtiger Theilnahmc und herzlichem M i t g cf ü h l mit einander. Darum verbinden sich ja zwei Menschen in der Ehe so innig mit einander, daß sie künst tighin nicht mehr zwei Einzelne, sondern zwei zu Einem Leben Verbundene seien, daß sie in des Erdcnlcbcus Freud' und Leid nicht mehr allein stchcu, nicht mehr allein sich freuen, nicht mehr allein sich härmen.. „Freuet E u ch! Trö st c t E u ch!" Zwar bedarf cs nun wol am heutigen Tage einer Ermahnung zur Freude für Euch nicht, ist es doch, wie man zu sagen pflegt, heute Euer ei¬ gentlicher Freuden-und Ehrentag. Aber auch in den kommenden Tagen sollet Ihr Euch freuen, und zwar soll fortan Jeder von Euch nicht mehr seine abgesonderte Freude haben und seinem Vcr guügcn auf seinem besonder» Wege allein uachgehcn, etwa der Mann hierhin und die Frau dahin, sondern nun freut Euch mit einander. Ueber den mancherlei kleinen Leiden des Lebens übersehen wir Menschen leider nur zu oft die tausend Freuden, welche das Leben uns bietet. Jede Frühlingsblume, jeder Sommcrmorgcn, 5 jeder Herbsttag, jeder Winterabend sei Euch eine reiche Quelle ge¬ meinsamer Freude. Jedes frohe Ereigniß, das dem Manne in seinem Berufe, der Fran in ihrem häuslichen Wirkungskreise be¬ gegnet, theilct mit einander in liebevoll theilnehmenden Herzen. Und auch die Hähern Freuden des Christen, die der Religion, am Worte Gottes, an dessen Gnade in Christo Jesu, am Gebet zum himmlischen Vater, sollen Cnch gemeinsam sein und gerade so Euch in der Tiefe der Herzen die beseligendste Erquickung gewähren. Aber cs kommen auch andere Tage und Stunden im ehelichen lieben, - — und diese Erfahrung wird Euch so wenig wie allen Andern erspart bleiben —, Stunden, in welchen nicht Freude, sondern Kummer und Sorge Euer Theil ist. Bald sind es die eigenen Fehler, bald von außen hcrautretcnde Lorfällc, welche dem einen, oder dein andern Ehegatten, oder beiden zugleich Schmerz und Leid bereiten. Dann tröstet Euch Einer den Andern. Und nicht etwa suche Jeder sich selber zu trösten, sondern des Apostels Wort sagt ausdrücklich: tröstet Euch! Das, m. Fr., ist das Herr¬ lichste im ehelichen Leben, daß ui Stunden der Sorge und des Schmerzes recht eigentlich Einer des Andern tröstender Engel zu sein berufen ist. Wenn der Mann belastet mit Acrgcr und Ver¬ druß ans seinem Beruf uud Geschäft in sein Hans hcimkchrt, dann ist cs die thcilnchmcnde Liebe der Gattin, welche die gefurchte Stirn wieder glättet, die Aufregung seines Innern beruhigt, und so Friede, Freude und frische Thatkraft wieder in ihm hcrvorruft. Wenn hingegen der Mann hcimkehrcnd die thcnre Gattin von den tausendfachen Sorgen und Aengstcn des Hanfes, der Wirthschast, der Kindercrzichnng niedergedrückt findet, dann ist's an ihm, ihre stillen und darum vielleicht noch schwerem Sorgen zn theilcn und dadurch zu zerthcilcn, mit seinem Mannesmnthe sie wieder aufzu- richtcn, mit der größcrn Stärke seiner Seele sie wieder zu stärken und zu trösten. So freuet Euch mit einander, so tröste Einer den Andern! Und vergesset nicht, gctheilte Freude ist doppelte Freude, gctheilter Schmerz ist halber Schmerz. 6 Wie an inniger Theilnahmc an einander, so wachset anch, nach der Mahnung des Apostels, immer mehr an w a h r c r U e b c r - c i n st um m n n g in E n r em i n n e r n Lebe n. Das greift tiefer und ist darum schwerer als das Vorige, welches sich mehr auf die äußern Erlebnisse bezog. „H a b t c i n c r l e i S i n n ! S e i d f r i c d - sam!" ES ist ja ganz natürlich, daß zwei Menschen, welche erst gemeinsam mit einander zu leben beginnen, nicht von vornherein durchaus einerlei Sinn haben. Nicht nur, daß an und für sich der Grnndtou im Wesen des Mannes und des Weibes oft sehr verschieden ist, sondern sie entstammen meist auch ganz verschiedenen Verhältnissen. Ausgewachsen unter andern Menschen, Sitten, An¬ schauungen und Einflüssen haben sic ihr eigenes persönliches Wesen schon verschieden ausgebildet und ausgeprägt, ehe sie nur einander kennen lernten. So bringt jeder Theil sein eigenstes, vom Andern verschiedenes Wesen, seinen besondcrn Eharaktcr mit sich in die eheliche Lebensgemeinschaft. Da ist cs fast nicht möglich, daß sie beide alsbald ganz gleichen Sinn haben. Aber um so mehr muß des Apostels Mahnung: habt einerlei Sinn! beherzigt wer¬ den. Das will nun freilich nicht sagen, daß Jeder in jeder ein¬ zelnen Sache genau dieselbe Ansicht haben solle, wie der Andere, sondern vielmehr, daß Beide in dem tiefsten Grunde ihrer Ge¬ sinnung wesentlich zusnmmcnslinnncn sollen, wenn dann auch Jeder ans diesem Grunde nach seiner Persönlichkeit seine bcsondern An¬ sichten anfbanet. Mehr und mehr werden schon auch diese ein¬ zelnen Ansichten zusammcnstimmen, je mehr tief im Herzen die grundlegenden Gesinnungen in Uebercinstimmung treten. Das läßt sich freilich nicht befehlen und nicht erzwingen, aber daran soll Jeder treu und ernst in sich selber arbeiten. Die Aufgabe ist schwer und gerade in ihrer Lösung wird so vielfach gefehlt und dadurch so manches Eheglück getrübt, daß nämlich Zwei Eins seien und doch auch wieder Jeder das Recht der Persönlichkeit des Andern, so weit dieselbe berechtigt ist, anerkenne. Um dieses hohe nnd schwere Ziel zu erreichen, muß die Ermahnung des Apostels beherzigt werden: "Achtet Einer den Andern hoher, denn sich selbst!" Wird freilich diese Regel nicht beachtet, so ist eine mehr oder minder tiefe Störung des ehelichen Glückes die traurige Folge 7 davon. Darum fügt der Apostel hier seinen Worten weiter hinzu: „Seid friedsam!" Wenn eben von zwei Ehegatten jeder sich selber höher stellt als den andern, wenn einer in unpassender Weise auf den Andern Einfluß ansübeu, über ihn herrschen will, wenn dann vielleicht gar die Leidenschaft des natürlichen Herzens hiuzutritt, da werden der Friede und die Eintracht gestört, da ent¬ strömen den unbewachten Lippen so leicht Worte, die des Andern Seele tief verwunden, da wird das innere Zartgefühl des Herzens leicht so tief verletzt, daß die Heilung dieser geistigen Wunden um so schwerer ist, gerade weil sie in der Tiefe des Herzens verborgen bleiben. Deßhalb mahnt der Apostel: thut nichts durch Zank und eitle Ehre! seid friedsam! Jeder soll ernst und unausgesetzt über sich selbst wachen und seinerseits sich bemühen, den Frieden im ei¬ genen Herzen, und damit zugleich auch den Frieden mit dem an¬ dern zu bewahren. Sollte aber jemals ein unüberlegtes Wort oder ein leidenschaftliches Thun den ehelichen Frieden bedrohen, oder gar ihn, und wäre cs auch nur ans einen Augenblick, unterbrechen, dann gilt cs um so mehr, friedfertig zu sein und bemüht, durch dcmüthigc Selbstverläuguung sich selbst und den Andern zu überwinden, und durch verdoppelte, hiugcbeudc Liebe die böse Stunde zn ver¬ scheuchen, welche gleich einer trüben Wolke über den klaren Himmel des Ehelebcnö dahin zog. Das ist's, was das apostolische Wort meint, wenn es uns zürnst: habt einerlei Sinn! seid friedsam! — ein Wort köstlicher Weisheit insbesondere für das Ehclebeu. Wenn Ihr, in. Fr. diese Ermahnungen deö Apostels beher¬ ziget und haltet, wenn Ihr so nach Eurem besten Wissen und Vermögen schon menschlicher Weise Liebe und Frieden unter Euch walten lasset, dann dürft Ihr nach der unabänderlichen Ordnung im Reiche Gottes dessen gewiß sein, daß auch die Verheißung des Apostels an Euch in Erfüllung gehen, daß der Gott der Liebe und des Friedens mit Euch sein, und hinwieder der uner- mcsscne Ncichthum seiner himmlischen Liebe und Gnade an Euch sich bewähren wird. 8 2n das Heiligthum des ehelichen Lebens darf und soll man Niemand mit hineinnehmcn, nicht Vater, noch Mutter, nicht Bruder noch Schwester. Nur Einen nehmet mit, den himmlischen Vater mit seiner Huld und Heiligkeit. Der sei Euch immer gegenwärtig, daß Euer Haus ein Gotteshaus sei, dann wird er sich auch an Euch und Eurem Hause uicht uubezeugt lasse». Wie Ihr ihm dienet, wie Ihr ihn liebet, wie Ihr nuter einander seine Ge¬ bote haltet, so und viel mehr wird seine Vaterliebc täglich über Euch neu sein, er wird Euch uicht verlassen, noch ver¬ säumen. Wie Ihr in allen Ereignissen Eures Lebens, frendigen und traurigen, seine waltende Hand, seine Fürsorge und Liebe er kennt und glaubt, so wird dieselbe auch wirklich mit Euch sein und Euch erquicken. Mit höherer Kraft, heiligerem Sinn, innigerer Liebe wird er Euch erfüllen, mit dem trostvvllcu Bewußtsein seiner Herr lichen Gnade in Ehristo Jesu Euch stärken und kräftigen, mit seinem himmlischen Segen Euch und Euer Haus erfreuen. Wenn nur Ihr in seiner Liebe bleibet, so werden Euch alle Dinge zum Besten dienen. Ihr fühlt Euch jetzt schon so sehr beglückt durch Eure eigene gegenseitige Liebe, die doch, wie alles Menschliche, noch immer unvollkommen und mancherlei Prüfungen und Ver¬ änderungen ausgesetzt ist, wie viel süßer und beseligender wird Euch also das Bewußtsein der vollkommenen, unveränderlichen und un¬ vergänglichen Liebe Gottes sein. Jede kleinste That menschlicher Liebe hat schon etwas so unaussprechlich Wohlthucudcs, wie vic^ mehr die himmlische Liebe in ihren unzähligen, leiblichen und gei¬ stigen Wohlthatcu, die sich vor allem nur herrlichsten erweiset in der durch Christus für uns gegründeten Guadcuanstalt. Durch sie erlöst und versöhnt, durch sie geheiligt und mit dem ewigen Leben verbunden, empfangen wir durch sie schon hier den Vorge¬ schmack der ewigen und unaussprechlichen Seligkeit. Wo aber solche himmlische Liebe ist, da ist auch solcher göttliche Frieden, weil Gott der Liebe zugleich Gott des Friedens, und EhristnS der rechte Fricdefürst ist. Das ist der höhere, der tiefere Frieden in unscrm Gewissen, der Friede mit Gott und mit uns selber, vermittelt durch unfern Mittler und Heiland. Das ist der Friede, den die Welt nicht kennt und nicht gicbt, den - 9 — aber auch die Welt mit ihren äußern Ereignissen nicht nehmen kann, weil er von denselben unabhängig ist. Das ist der Friede, welcher höher ist denn alle menschliche Vernunft, den aller mensch¬ liche Verstand und Klugheit nicht zu erdenken, geschweige zu be¬ reiten vermag. Solch stiller, seliger Gottcsfriedcn wird, wenn Ihr gemäß der apostolischen Mahnung danach ringet, Euer bestes Thcil, Euer kostbarstes Kleinod in der Ehe werden. Er wird Euch, Euer Hans und alle die Euren mit seinem stillen Walten durchdringen und heiligen, bis er Euch zu dem ewigen Frieden ruft vor den Thron Gottes, an welchem fromme Ehegatten einst wieder in Liebe und Frieden mit einander vereinigt werden sollen. Die Erfahrung, m. Fr. die große Lehrmeisterin der Menschen, beweist am besten, wie sehr die Wahrheit des apostolischen Wortes: seid vollkommen, freuet Euch, tröstet Euch, habt einerlei Sinn, seid fricdsam, so wird Gott der Liebe und des Friedens mit Euch sein! auch für das eheliche Leben seine Giltigkeit hat. Blicket hin auf das Ehepaar, welches in herzlicher Liebe neben Euch steht und mit thräuendcn Augen über eine Reihe von Jahren zurückdcnkcnd heute den Jahrestag seiner Vermählung feiert. Wenn auch ihr Mund es jetzt nicht ausspricht, ihr beglückendes Bewußtsein und ihre herz¬ liche Dankbarkeit gegen Gott bezeugen cs, daß, je mehr sic jene Ermahnungen des Apostels befolgten, desto mehr auch diese Ver¬ heißung sich ihnen erfüllt hat. Möge Euch, m. Fr., ein gleiches Glück zu Theil werden, daß Euch dieser Tag von Jahr zu Jahr schöner wiedcrkehre, und einst der letzte, den Ihr hieniedcn auf Erden mit einander feiert, auch der schönste von allen sei! Amen. — jiiry ü?nr 4,-'.-.-.' ' " - : b.iq - - ..- . -