1 H H H -S I j 1 I TTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTfTffTTfTTTTTTTTTTTTTTTTT tern der Ul Katholische Itiissions-Zeltscbrift. « « herausgegeben von der Gesellschaft der „Söhne des hist. Gerzens üestr. « * Erscheint monatlich 32 Zeiten stark. — Preis ganzjährig -3 K = 3 Mk. — 4 Fr cs. Mr. 6. Kni 1903. VL Itlhrg. Inhalt: Missions-Lotterie....................... Jahres v ersa mm lung des Maricn-Acrcins für Afrika........................... Aon K m derma» nach Lull . . - ,. ■ 4>cm Karra midi Eßartnm . . . ■ ■ • Ans dem Wiffionslchen: Ein Speisewirt als ^Apostel. — Ein Greis als Missionär. Ar. I. Klsr. Miiterrntzner t............ Am WarterpfalA.......................... Der Ijf. Johannes Maplist de lit Salle 3it m lil; f. Kerzen Jela............... Das W. Kcrz Jefn in den christl. Jiamilien 161 162 168 174 176 177 179 184 ISS 189 Seite Verschiedenes: Das Fest des 1)1 Angelus in unserem Missionshause. — St. Petrus Klcwer-Sodnlität................... 190 Hcketserchörnngen und Hmpfchfungcn. . 191 Aövildungcn: Gott segne unsere Wohltäter. —• Wohnung europäischer Kolonisten in Afrika. — Das Nilpferd. — Neger im Boote. — Der Löwe. — Dr. Johannes Chrysostomus Mitterrutzncr t- — Johann Baptist de la Salle. —Herz Jesu. Missionshaus m üb Und bei Briketi (Droy. C. $eb. in 0., Tirol. Wir Litten um freundliche Angabe der Bestimmung des gesandten Betrages. 3. lii in St. G., Salzburg. Wir bitten um freundliche Bestimmung des Geldes. 3. U in $., Uorarlberg. Wollen Sie uns gütigst mitteilen, ob der eingesandte Betrag für Lose ist. 3. K. in L, Uorarlberg. Die Angabe der Nummer ist nicht notwendig. Herzliches Vergelts Gott! für das Gesandte. JL Sch. in T., Istrien. Der in Nr. 5 beigefügte Post-Check sollte zur allenfallsigen Bestellung auf Lotterielose dienen. Korrespondenz der Gxpeörtion. Eingegangene Geldsendungen. (Vom 23. April bis 3. Juni 1903.) Unsern geehrten Abonnenten zur gest. Kenntnisnahme, daß wir der Einfachheit halber milde Gaben re. für unser Missionshaus nur mehr an dieser Stelle quittieren werden. Jür das Missionshaus: Kronen Georg Poth, Eschbach........................... 7.02 Joh. Ferer, Lappach....................... 1.— I. Ostermann, Sterzing....................31.—- I. B. Crazzolara, St. Cassian . . • . . 9,— .. Jos. Fallmerayer, St. Andra .... 10.—- Josefa Gschnell, Kältern.................. 5.— Peter Seltner, Sterzing..................... 3.— Joh. Kreml, Lustenau (3t $.)..., 1.— Joh. Nowotny, Salzburg.................... 1.— Ferd. Schrottbauer, Ritzlhof.............. 2.— Marien-Verein, Wien.......................50.— Aus Tirol.................................... 540.73 Leonhard Schneider, Kooperator, Olang . 10.— Joh. Happacher, Benef., Kossen . . . 1.— Karl Pircher, Küssen...................... 1.— K. Riedelsperger, Bischofshofen .... 10.— Anna Ratz, Bezau.......................... 5.— Elisabeth Jochum, Bezau................... 5.— Maria Moltinger, Krispl ..... 1.75 F. Gatt, Benefiziat, Brixen............... 1.— A. Pfeifer, Paris.............................. 6.67 Andreas Bieringer, Furth bei Triftern . 58.55 Dr. Theodor Friedle, f. b. Kanzler, Brixen 40.— Eduard Köll, Kooperator, Latzfons . . . 3.— Monsignore E. Friedrich, Wien .... 10.— Mittermair, Brixen........................ 1.— Maria Reschauer, Linz..................... 1.— Geschwister Penatzer, Mittersill .... 1.— Aus Ötztal...................................... 2,— Pfarramt Völs am Schlern .... 6.— Maria non Buol, Kältern................... 3.— Ungenannt, St. Pölten..................... 200.— Ungenannt, Villnös........................ 5.— Jos. Pitscheider, Dekan in 3t, Campill . 7,— Martin Günther, St. Martin bei Loser 20.— Ungenannt, Wilten.........................10.— Ungenannt, Köln................................ 4.69 Ungenannt, Kesseling........................... 7.03 Johann Zangerle, 3laturns................. 2.— Wenzel Beza, Unterlangendorf .... 12.— Johann 3Noser, Marling.................... 1.— Johann Schweighofer, Abtenau . . . 3.— Ungenannt, Mals........................... 10.— Fedinand Huber, Els....................... 2.— Sebastian Obleitner, Hall in Tirol . . 5.— Johann 3Rarböck, Weistrach................ 4.— Kronen F. B. Ordinariat, Brixen.................. 400.— Rosa Pöhl, St. Leonhard i. P. . . . 2.— Josef Riffesser, Altarbauer, St. Ulrich i. Gr. 1.— F. Fischnaller, Schwaz, durch Fidelis 3Naister, Schwaz..................... 400.—■ Ungenannt, Grieskirchen....................10.— M. Joas, Vierschach bei Jnnichen . . 2.— Fr. Mair, Pfarrer, Grafendorf bei Lienz 5.— A. Lintner, Dekan, Kastelruth .... 100.— Franz Infam, St. Ulrich in Groden . . 20.— Johann Meßner, Villnös..................... 2,— Notburga Haller, Moos bei St.Leonhvrd i. P. 2.— Ungenannt, Durnholz bei Sarnthein . . 6,— Pfarramt St. Martin in Passeier, von einer Wohltäterin.......................20.— Henriette Kerchnave, Aigen................. 7.— Antoniusbrot aus Wien...................... 3.50 Valentin Lückert, Pfarrer, Westheini . . 1.90 Ungenannt.................................. 3.— Alois Schmid, St. Marein a. P. sandte Bücher. Peter Lettner, St. Johann i. T. sandte Bücher. Ignaz 3Narkowitz, Pfarrer, St. Peter bei Nennweg sandte größere Partie Kirchenvater. Johann Godec, Pfarrer, Lipoglav sandte Bücher. Paramenten-Verein Innsbruck sandte ein Meßkleid nebst Zubehör für P. Josef Ohrwalder. Frl. Langer, Innsbruck, sandte 8 Kirchenkerzen. Ferdinand Tschörner, Dechant, Bullendorf, Böhmen, sandte Bücher. Zäzilia Hartl, Hallein, sandte Bücher. Josefine Gitterte, Lienz, sandte Bücher. Tür heilige messen: Georg Poth, Eschbach.................. 4.68 Eva Nakowitsch, Breitensee............. 2.— Jos. Gatscher, Terlan.................. 3.— Ungenannt............................ 11.64 Moosmeier, - Rottweil.................23.28 Baronin M. Nagel, Vornholz .... 42.12 Wilhelm Dünner, Rektor, Krefeld . . . 63.18 Franz Christanell, Innsbruck .... 10.— Christine Beu, Bonn...................46.84 E. Fröhlich, Ahrweiler................ 8.20 H. Neher, Kaplan, Deggingen .... 46.84 Maria Waldner, Vent..........................3.—- Aortsstzurrg Ses Gcrbon-WsuzeicHnissss. Monsignore Anton Schöpfleuthner, Kano nikus, Wien.................................100.— Anton Oberjakober......................... 2.— Marie Edle von Urbas, Wien .... 10.— Kr. Prugger, St. Leonhard, Passeier . . 5.— H. Neher, Kaplan, Deggingcn .... 46.86 Lina Kanper, Fehring...................... 2.— Ungenannt, Villnös............................. 2.20 Aus Köln....................................... 9.37 Magdalena Breitwieser, Grieskirchen . . 9.— M. A. Willerscheid, Kesseling .... 11.72 Allen unseren Wohltätern sagen wir ein herzliches N. Steinkcllner, Weistrach.......................6,— H. Deutl, Pfarrer, St. Peter b. R. . . 12,-— H. Neher, Kaplan, Deggingen .... 46.82 Engelbert Gödteiger, Mistern .... 11.70 Vinzenz Spiegl, Jnzing................. 10.— Aus Maria-Trost bei Graz...............100.— Anna Rusch, Dornbirn................... 2.50 Aus Goldegg . ...................... 2.— Franz Juriča, Fachlehrer, Ischl . . . 4.— Gräfin Sophie iMervcldt, Freckenhorst . 7.03 Ungenannt.............................. 3.— Vergelts Gott" und bitten um weitere Unterstützung Effekten für unsere Lotterie sandten ein: Stefan Unterguggenberger, Euggau. '2 Kronen. Durch gosef Baut, Dekan, Eienz. Goldene Damenuhr in Etui, goldenes Armband. Antonia Roeggla, Haltern. Silberkette, silberner Serviettenring, goldene Ohrringe, sechs Haarpfeile, Zwei Kronen. Ungenannt. Nähetui mit Scheere, Fingerhut, Nadelbüchse usw. von echtem Gold, Wert 120 Kronen, goldene Brosche, 1 Paar goldene Ohrgehänge, ein goldenes Medaillon, Damcnkcttchen, 5 Medaillons, 4 Broschen, seidenes Halstuch, Kautschukschachtel mit chinesischer Malerei. Ungenannt, Salzburg. 4 Kronen. Josef Ostermann, Sterzing. Stehkruzifix. Ihre kaiserliebe Hobelt Erzherzogin HI aria Eberesia. Wertvolles Schmuckkästchen, Etagere mit eingelegter Schnitzerei. Ungenannt. 7 Gebetbücher, 9 Wachsst'öcke, 14 Sacktücher, 2 Handtücher, 2 Halstücher, 1 Paar Pulswärmer, Bilder. R. R. Eustenau. 1 Krone. Cbr. Rr., Eustenau. 7 Broschen, Haarpfeil, 2 Paar Kinderschuhe, 4 verschiedene, neue Kleidungsstücke. lüilbelm Rofmayr, Jürstenzeil. Silberne Uhr mit Kette und Etui. micbael Stadler, Direktor, Sarns bei Brixen. Muttergottesstatuc „Andenken an Trens", Bilder. Ihre k. Hobelt, Adelgunde, Herzogin von lRodena. 20 Kronen. Maria Perkmann, Niederndorf. Photographie-ständer, 5 Kronen. Ungenannt, Raitern. 2 ascetische Bücher, 2 Weihwasserkcssel, 3 Haarpfeile. Itlicbael Aicbbolzer, iUinklern. Spirituskocher. Anna Rtibl, IUinklern. Kissenüberzug. Ungenannt, St. Ulrich in Groden. Geschnitztes Kruzifix. ltiittermayr, Brixen. 10 Kronen. Rreszenz Prugger, St. Eeonbard im Passeier. Photographiealbum, 2 Kronen. g. Ginkbauser, Pfarrer, Mauls bei Sterzing. Prachtwerk: M. di S. Gallisto: „Die Wunder der Kirche, der Katakomben und Märtyrer". Schwester Ronstantia Zobl, Oberin, fulpmes. 2 Kronen. Ungenannt aus Haag, Dieder-Österreich. 2 Paar goldene Ohrringe, 2 goldene Siegelringe. Ungenannt, Grieskircben. Gestickter Haussegen mit elegantem Holzrahmen, 2 Rosenkränze. tu. Hofmayr, Jürstenzell. Album: „DerLeidensweg unseres Herrn". A. Rornscbild, ttlien. 3 Kronen. Stephan Unterguggenberger, Euggau, 5 Kr. Dr. Emmanuel von Scboebel, Bischof von Eeitmerltz. 6 Kronen. Adelheid Gitscbthaler, Rufstein. Zum Ankauf eines Gewinnstgegenstandes 20 Kronen. Alfred Rircbberger, Kaufmann, Brixen. Drei Zuckerhüte. Antonia goerg, gnnsbruck. Kamm-Garnitur mit Etui, Schreibzeug, „Herz-Jesu-Buch" von Patiß, 2 Gebetbücher, 9 andere Bücher. Tranz Schweiger, Rufstein, uhrkette, gosef Klotz, gnzing. 16 Bände Konrad von Bolandcn's Werke. — Wesseler „Reiseerinnerungen aus Palästina". — „Vinzenz Gasser, Fürstbischof von Brixen", Leben und Wirken. — Dr. Rody „Die katholische Bewegung". — „Leobuch" von A. de Waal. — „Piusbuch" von F. Hülskamp. — „Johanna d' Ares Maientage" von M. Greiffenstein. — 4 Bücher der Leogesellschaft. gulie Pirchner, St. gakob in Ahm. Goldene Brosche, 2 Broschen, Blumenstrauß von Draht mit 1 Krone, 3 Halsschnüre, Uhrschnur. gosefine, Gräfin Czernin, tUien. 20 Kronen, gobann Eechleitner, Häselgehr. 6 Kronen. Uinzenz Spiegl, gnzing. 10 Kronen. Tilomena Messner, Uillnös. 2 Bände christ-lich-pädogische Blätter, 8 Bände Brixener Kirchcn-blatt. Ein Theolog in Brixen. „Rätselschatz". giorffeintrtg des Hcrben-HksvzsicHrtisses. Ungenannt, Brisen. Ampelträger. Theresia Springer, Linz. io Kronen. Witwe B. Barbian, HbeyUt. 3 M—3.51 Kr. Wilhelm Bofmayr, Jiirstenzell. Reliquienkreuz, 2 Silbermünzen. Zäziiia Bartl, Ballein. Brotkorb, Lichtbild, Kaffeeservice, Porzellanbecher, geschnitzte Wandtasche. B. Itlittermayr, Brisen. Damenhut, Damen- jaquet, 2 Wachsstöcke, Silbermünze als Brosche. $i!ber;isen, Türstenzell. Silberne Riegelhaube. n, n. Brisen. 4 Broschüren: „Die größten Brandkatastrophen Vorarlbergs in unserm Jahrtausend." P. Bernard (Miner, Lambach. Wanduhr. — Stehspiegel. — Geschnitztes Holzkruzifix. — Stehkruzifix. — Kronleuchter. — Likörservice. — Kaffeeservice. — Kaffeemaschine. — Ledertasche. — Lampenteller. — Muttergottesstatuctte. — Statue It. L. Fr. von Lourdes. — Theekanne. — Kirchenleuchter. — Hängekorb von Perlen. — Senfbehälter, Thermometer. — Handkoffer. — Goldener Ring. — Goldenes Halskreuz. — Goldene Brosche. — Zwei Paar goldene Ohrringe. — Halskette. —. 3 Broschen. •— 7 Ringe. — 1 Paar Ohrringe. — 2 Paar Manschettenknöpfe. — Silbermünze. — 2 Schirme. — Geschnitzter Christus an der Geißelsäule unter Glas. — Wandkreuz mit Weihwasserbehälter. — Mariazeller Gnadcnbild mit Weihwasserbehälter. — 2 Salz- und Pfeffcrgefäße. — Kaffeebüchse. — 2 Likörflaschcn. — 3 Aschenbecher. — 2 Weihwasserbehälter. — 2 Vasen. — 3 Kruzifixe. — 2 Lampen. — 2 Briefbeschwerer. — 2 Gewürzbüchsen. — 6 Gebetbücher. — 3 Bände „Ave Maria". — 2 Holzteller. — Wiegemesser. — 2 Reisemützen. — Hose. — .Haarpfeil. — Strümpfe, — Bilder. — Metallknöpfe. — 22 Kronen. Rosa Pichler, St. It!artin in Passeier. 2 Kr, Čheresia Weilbartner, Ried i. 3. 7 Kronen. <9 = :-------------------------------: : •' ’ st :. — Soeben erschienen und wärmstens empfohlen : — r® - - © Aus dem Schatze der Erinnerungen eines glücklichen Menschen. Eine Autobiographie des Hochwürdigen Herrn Dr. Johannes Chrysostomus Mitterrutzner veröffentlicht und ergänzt von Eduard JocJium, Chorherr von Neustift und Gymnasial-Professor in Brixen. — Mit Bild. Brisen 1903. Druck und Verlag von A. Weger. b ei Preis 1 Krone. ^ Preis 1 Krone. <5>. ._________________________________________i________:__@ Brave, gesunde Jünglinge im Jfiter von 20—34 Jahren, welche Beruf zum Ordens- und Missionsstande als Laienbrüder haben, wollen sich behufs Aufnahme vertrauensvoll an die Uorstehung des Missionshauses der Söhne des hist. Herzens Jesu in Blühland, Post Brixen in Tirol, wenden. Katholische ITlis$ions=Zeitschrift. Hlr. 6. Juni 1903, VI. Aahrg. M IKissionsCotterie zugunsten unseres armen, mit Schulden bedeckten und ausschließlich aus milde Gaben angewiesenen Missionshauses für die Mission in Zentral-Afrika. Preis jedes Loses i Krone. 25.000 öewinste im Gesamtwert von 200.000 Kronen. Ziehung am 15. Dezember 1903. Die Lose sind da! Wir bitten herzlich unsere Leser, recht bald Lose bei uns zu kaufen, je mehr. desto besser. Zur kostenlosen Einsendung des Betrages kann man sich des der letzten Nummer beigelegenen Postcheks bedienen. Ans Wunsch senden wir gerne solche Postcheks. auch mehrere, zu. Auszerdem bitten wir herzlich, um die Ausgaben für Anschaffung der noch fehlenden Gewinste zu ersparen, uns weitere Effekten, als Gold- und Silbersachen, Uhren. Möbel, Luxus-und Gebrauchsgegenstände usw. zu schenken. Alles, was Geldwert hat. ist brauchbar und willkommen, ihn des hlst. Herzens Jesu willen bitten wir. dieses für unser Missionshaus so wichtige Lotterie-Unternehmen auf diese zweifache Weise, nämlich durch Abnahme von Losen und Schenkung von Effekten zu fördern. Irdischen und himmlischen Gotteslohn erflehen allen Wohl- tätern die dankbaren Söhne des hlst. Herzens für die Mission von Zentralafrika. Wie wir bereits stüher bemerkt haben, hat die hochverehrte Generalleiterin der St. Petrus Klaver-Sodalität. Frau Gräfin Maria Theresia Ledo-chowska. sich sehr gerne bereit erklärt, in ihren Niederlassungen und Filialen Effekten für unsere Lotterie entgegenzunehmen und uns zu vermitteln. Wir bitten also unsere Leser. Effekten oder Geldbeiträge für unsere Lotterie recht bald entweder direkt an unser Missionshaus in Blüh land bei Briren, Tirol, zu senden oder an eine der nachbenannten Adressen der St. Petrus Klaber-Sodalität: Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 12. — Wien I, Bäckerstraße 20. — Triest, via Sanitä 9. — Innsbruck, Uuiversitätsstraße 3. — Krakau, Starowislna 3. Prag VI, 33. — Bozen, Obstmarkt 16, II. Stock Lahresversammlung des Marien-Herems für Afrika. m Montag, 27. April, abends, fand nach dem Berichte des Wiener „Vaterland" die diesjährige Jahresversammlung des Wiener Diözesan-Ausschusses des Marien-Vereins für Afrika im Festsaale des katholischen Gesellenvereinshauses unter dem Vorsitze des hochw. Herrn Kanonikus Schöpf-leuthner statt. Der Vorsitzende eröffnete die Versammlung nach 7 Uhr mit dem katholischen Gruße, worauf er die Versammelten im Namen Sr. Eminenz des Kardinals Fürsterzbischof Dr. Gruscha begrüßte, welcher aus Arco folgendes Telegramm gesendet hatte: „Zur heutigen Versammlung des Marien-Vereines für Afrika sende ich allen meinen oberhirtlichen Segensgruß. Kardinal Gruscha." Als erster Redner sprach der hochw. Pater Valentin V ogrinc, U. 8. C. aus dem Missionshause in Müh-land. Er besprach zunächst die segensreichen Wirkungen des Vereinswesens im allgemeinen, dann aber insbesondere die Tätigkeit und die Vorteile der katholischen Vereine, unter welchen wohl die Vereine zur Förderung und Unterstützung der Missionen unter den Heiden am segensreichsten wirken. Er erörterte sodann die mannigfachen Schwierigkeiten, welche sich dem Missionswerke entgegenstellen und schilderte in anschaulicher Weise die Verhältnisse in Mühland. Wohl belasten die Anstalt heute noch 100.000 Kronen Schulden, doch hoffe man dieselben aus dem Ertrage der geplanten Effekten-Lotterie begleichen zu können. Für diese Lotterie erbat der Redner die Unterstützung aller Gutgesinnten teils durch Übersendung von Gewinst-Effekten, teils späterhin durch die Abnahme von Losen derselben. Am Schluffe seiner wirkungsvollen Rede ersuchte er, die Ziele der Missionstätigkeit durch Abonnement, Lektüre und Weiterverbreiten des in Mühland erscheinenden Missionsblattes „Stern der Neger", aber auch durch eifriges Gebet zu fördern und schloß mit dem Danke aller Söhne des heiligsten Herzens Jesu speziell an den Marien-Verein als eifrigsten Förderer der Tätigkeit der Missionäre. Hierauf erstattete der Vorsitzende den Jahresbericht. Aus demselben geht hervor, daß die meisten Spenden für den Marien-Verein aus der Wiener Diözese (14.447 Kronen), dann aus den Diözesen St. Pölten und Gurk einliefen. Die Gesamtspenden beliefen sich im abgelaufenen Jahre auf 29.210 Kronen, welchen Ausgaben in der Höhe von 28.790 Kronen gegenüberstehen. In Wien gebühre besonderes Lob der eifrigen Tätigkeit den Pfarrgruppen St. Rochus im dritten und St. Johannes Evangelist im zehnten Stadtbezirke. Es wäre aber hoch an der Zeit, eine noch viel intensivere Tätigkeit für den Verein zu entfalten, namentlich in privaten Zirkeln und durch Gründung neuer Pfarrgruppen. Auch der Vorsitzende forderte zur Einsendung von Effekten für die Mühlander Lotterie auf, ebenso zum Abonnement der Monatschrift „Stern der Neger". Er stellte auch für die nächste Zeit eine intensivere Versammlungstätigkeit in Aussicht. Hiezu sei es nun wieder notwendig, daß sich eine genügende Anzahl von Rednern aus dem Priesterstande sowohl, als auch aus Laienkreisen melde, da man gegenwärtig an großem Rednermangel leide. Sehr wünschenswert wäre es auch, wenn sich ein edler Gönner finden würde, der dem Verein ein Skioptikon schenken wollte, da die einzelnen Versammlungen durch die Vorführung von Szenen aus dem afrikanischen Missionsleben gewiß an Anziehungskraft gewinnen würden. Mit der nochmaligen Aufforderung zu intensiver Werbetätigkeit schloß der Vorsitzende seine beifällig aufgenommenen Ausführungen. Der hochw. Provinzial der Oblaten des heil. Franz von Sales, Pater Josef Lebeau, sprach über die Gründung und Entwicklung seiner so verdienten Kongregation. Hierauf schloß der Vorsitzende mit dem katholischen Gruße die Versammlung. Dem Vereine traten nach Beendigung derselben mehrere Mitglieder bei. Als ans unser Missionshaus und die Effekten-Lotterie bezüglich bringen wir hier die populäre, mit großer Wärme vorgetragene und wirkungsvolle Rede des Bocbw. P. Ualentin Vogrinc über die Bedeutung der Missionsvereine. Der Vereine gibt es heutzutage in der großen, weiten Welt eine Unzahl. Dieses aber ist nicht so sehr — wie man leicht zu glauben versucht wäre — eine moderne, als vielmehr eine der Natur des Menschen entsprechende Erscheinung. Der Mensch, wiewohl so sehr geneigt, auf seine Kraft zu pochen, sein Urteil für unfehlbar zu halten, nur seinen Willen zur Richtschnur seiner Handlungen zu machen, wird bald durch die Erfolglosigkeit seiner Unternehmungen, sowie die Menge der ihm feindlichen Gewalten zur Einsicht gebracht, daß er sich mit seinem Mitmenschen vereinigen, seine Kraft mit anderer Menschen Kräfte paaren müsse, wenn er seine Anstrengungen mit nennenswerten Erfolgen gekrönt wissen wolle. Durch diese Vereinigung mit Seinesgleichen zu gleichen Zwecken hat sich der Mensch in den Stand gesetzt, nicht allein sich und anderen aus der Not zu helfen und sein Leben leidlicher zu gestalten, sondern auch ein Mittel gefunden, der ihm feindlichen Mächte Herr zu werden, sein Leben zu verschönern, seine Geisteskräfte zu entfalten, sich für das Gute, Schöne und Edle zu begeistern und sich so aus dem Staube des Alltag-lebens in höhere, feinere, geistigere Atmosphären emporzuschwingen. Dieses, hochgeehrte Versammelte, gilt — einen guten Zweck vorausgesetzt — von jedem Vereine in einem umso höheren Grade, je edler der Zweck ist, den der Verein verfolgt. Gut und vernünftig sind die Vereine zur Selbsthilfe, besser die Vereine zur Unterstützung des Nächsten. Schön und lobenswert find die Vereine zur Herbeischaffung und Vervollkommnung materieller Güter, schöner jedoch Vereine zur Erreichung geistiger Güter. Edel und vorzüglich sind die Vereine zur Erreichung geistiger Güter natürlicher Ordnung, unvergleichlich schöner und vorzüglicher die zur Erlangung und Vervollkommnung geistiger Güter übernatürlicher Ordnung. Wenn aber der Wert eines Vereines so ganz von seinem Zwecke abhängt, so nehmen unstreitig vor allen anderen die religiösen Vereine den ersten Platz ein; unter diesen aber stehen obenan die Missionsvereine. Wie kühn dies auch klingen ' mag, so ist es nicht zu hoch gegriffen, wie solches eine eingehendere Beleuchtung der Bedeutung der Missionsvereine darlegen soll. ^ - ’H Tiefgebeugt und gestützt auf einen Stock schleicht neben ihrer Tochter ein Müttcrlcin über die Gasse Die arme Alte tut einen Fehltritt und fällt. Wenn nun die Tochter sie eilends aufhebt und zu jeder Hilfe sich anheischig macht, so findet das jeder von uns ganz in der Ordnung. Niemanden aber füllt cs ein, dem Kinde darob ein besonderes Lob spenden zu wollen. Es hat ja nur getan, was seine hl. Pflicht war; hätte es nicht so gehandelt, so verdiente cs Tadel und Strafe. Nehmen wir nun an: Der armen Alten leistet ebendiesen Dienst eine ganz fremde, noch dazu hochgestellte Persönlichkeit. Wie ganz anders nimmt sich jetzt die Sache aus! Die, Leute bleiben ehrfurchtsvoll stehen, andere laufen wohl auch herbei, um selbst mit Hand anzulegen, alle aber erbauen sich, nicht, weil da eines gefallen ist, sondern weil cs ein solcher Herr, nicht unter seiner Würde gefunden hat, Hilfe leistend beizuspringen. Den nächsten, wenn nicht schon denselben Tag steht der ganze Vorfall lang und breit in der Zeitung und dem edlen, großherzigen Helfer werden Hymnen gesungen und öffentliches Lob gespendet, weil er — weil er an einer armen Person Nächstenliebe geübt hat. Alles recht schön. Ich stimme selbst ein in dieses Lob. Aber eines frage ich:. Woher dieser Unterschied in der Beurteilung derselben Handlung? Sehr einfach. Das einmal ist cs die eigene Tochter, die hilft; sic ist als solche dazu verpflichtet. Das andermal ist cs eine fremde, hohe Persönlichkeit, die zu solcher Erniedrigung nicht verpflichtet war; und wenn sie es doch tut, so hat sie ein Übriges getan und dafür verdient sie Lob. So würde gemeiniglich die Erklärimg lauten. Der wahre Grund so verschiedener Beurteilung desselben Falles ist damit nicht gegeben; er Liegt tiefer. Jedermann heimelt so eine, wie wir zu sagen Pflegen, „außergewöhnliche" Handlung der Nächstenliebe an; aber über das „Warum" sind wir uns nicht immer im Klaren. „Das gefällt mir, das ist schön," sagen wir. Aber warum gefällt dir das? Warum kommt dir das schön vor? Schön ist alles, was so ist, wie Gott es haben will. Gottes ausgesprochener Wille aber ist es, daß die Menschen allesamt sich lieben wie die Kinder eines Vaters, daß sie sich lieben mit einer werktätigen, opferwilligen Liebe. Wie nun ist es in der Wirklichkeit? So sehr ist sie in Vergessenheit geraten diese Liebe, daß uns im ganzen und großen selbst das Bewußtsein daran abhanden gekommen ist. Aber in den unergründlichen Tiefen der Menschenseele glimmt sie fort wie ein unauslöschlicher Funke unter der Asche und durchwärmt uns. Und diese Wärme ist es, die uns befähigt, die Betätigung der Nächstenliebe schön und edel zu finden. Hie und da aber durchbricht dieser Funke mit elementarer Gewalt die ihn bedeckende Asche, dieses Gemengsel vom angeborenen und anerzogenen Dünkel, Selbstsucht und Bequemlichkeitsliebe, verkehrten Ansichten von Ehre und Anstand und den verschiedensten Rücksichten aus Gesundheit und Menschen, Stand und Umstände, und blitzt hervor in prachtvoller Lichterscheinung. Und wir klatschen in die Hände: „Ach, wie schön, wie herrlich, wie großartig, wie edel," erschallt es aus aller Munde. Aber warum geraten wir da in Ekstase? Was ist denn geschehen? Die von Gott ins Menschenherz hineingelegte, von Gott gewollte, von Gott gebotene Nächstenliebe ist wieder einmal in ihrer ganzen, natürlichen Schönheit zum Vorschein gekommen: Ein Akt der uneigennützigsten Nächstenliebe ist geübt worden. Meine verehrtesten Herrn und Damen! Das Schöne und Edle und Göttliche an der Betätigung der Nächstenliebe wird schöner, wird edler, wird göttlicher, je erhabener der Dienst ist, den wir dem Nächsten erweisen. Ein körperlicher Liebesdienst schon mutet uns so an und doch gehört er in die untersten Reihen der Liebesbeweise. Wo aber, frage ich, gibt es ein höheres Gut, als da ist der hl. Glaube? Der Glaube ist es, der dem Menschen das Menschliche am Menschen zum Bewußtsein bringt. — Ohne den Glauben ist der Mensch nur ein vernünftiges Tier. — Der Glaube ist es, der den Menschen ein menschenwürdiges Leben lehrt. — Ohne den Glauben lebt der Mensch nur ein Leben nach den Gelüsten seiner 'Sinne, geht der ganze Mensch auf im tierischen Sinnesleben und, was er sonst noch tut und schafft, das tut und schafft er, weil es ihm Kurzweile und Ergötzung bietet, d. h. weil es seinen Sinnen schmeichelt, oder, um sich Mittel zum Sinnengenuß zu verschaffen. — Der Glaube ist es, der uns den wahren Zweck unseres Daseins lehrt. — Ohne den Glauben weiß der Mensch nicht, wozu er da ist. — Der Glaube ist es, der uns unseren Vater im Himmel kennen und lieben lehrt, uns mit ihm in Verbindung erhält und, uns nach Ablauf der kurzen Prüfungszcit zu seiner ewigen Anschauung führt. Wenn du also deinem Nächsten zu diesem Gut, zum Glauben, zu diesem höchsten Gut behilflich bist, so hast du ihm einen Dienst erwiesen, wie er für deine Umstände schöner und edler nicht denkbar ist; du hast einen Akt der Nächstenliebe vollbracht, ob dessen Schönheit nicht zwar die Menschen, weil wir es nicht zu fassen vermögen, wohl aber die himmlischen Geister in Staunen und Verzückung geraten. Möchtest nicht auch du, hochverehrter Zuhörer, in deinem Lebensbuch solch edle Werke der Nächstenliebe verzeichnet wissen? Nicht wahr, das würde so den Menschen beruhigen und die Stunde der letzten Abrechnung, wenn alles andere in Ordnung ist, mit einer gewissen Behaglichkeit abwarten lassen! Doch, was rede ich da? Was frage ich dich, ob du das möchtest? Es ist ja bereits geschehen: Dein Lebensbuch schimmert bereits im Glanze nicht einer, sondern ganzer Reihen und Seiten solch goldener Taten der Nächstenliebe. Seitdem du Mitglied eines Missionsvereines, Mitglied des Marienvereines, des um Afrika, zumal um Zentralafrika so hochverdienten Marienvereines bist, seit dem Tage, sage ich, besorgt dein Schutzengel die Verbuchung alles des Guten, das durch diesen Verein stir die Verbreitung des hl. Glaubens unter den ärmsten aller Heiden, unter den Negern, bewerkstelligt worden ist und wird. Du mußt nicht vergessen, daß du an allem Anteil nimmst, was mit Hilfe dieses Vereines zugunsten der Heiden geschieht: an allen Gebeten der vielen Tausend Mitglieder; an allen Gebeten der Missionshäuser für Afrika und da wird viel und schön gebetet; an den Gebeten der bekehrten Heiden und ihr Gebet ist gut; denn sie sind Gott dem Herrn für die Gabe des hl. Glaubens weit dankbarer als wir, die wir in demselben geboren und erzogen worden sind; an den Gebeten und Verdiensten der Missionäre, welche, obwohl erzogen und gebildet in europäischer Atmosphäre, mitten unter den wilden Völkern unter tausenderlei Entbehrungen und Beschwernissen und Lästigkeiten ihr Leben dahinbringen; du nimmst Anteil an allen heiligen Messen, deren jährlich mehrere Hundert in den Missionshäusern und in der Mission selbst für alle Wohltäter gelesen werden. Aus ganzem Herzen wünsche ich Dir Glück zu diesem geistlichen Vermögen, das kein Dieb dir stehlen und keine Motten dir zerstören können. Erlaube mir jetzt die Frage: Wie kommst du denn dazu, auf eine so leichte Weise dir soviele Verdienste zu sammeln? Wenn ich aber da sage, „auf eine so leichte Weise", so will ich damit keineswegs sagen, du bringest als Mitglied des Vereines keine Opfer. Soeben opferst du einen Abend, den du in irgend einem Unterhaltungslokal zubringen und dich in Freundeskreisen ehrlicher Belustigung und Zerstreuung hingeben könntest, nicht zu gedenken aller der übrigen Opfer an Geld und Gut und geistiger Anstrengung, die du für diese edle Idee im Laufe der Jahre gebracht hast. Dessenungeachtet ist in Anbetracht der großen geistigen Güter übernatürlicher Ordnung dieses im Ganzen und Großen immer noch eine leichte Weise, sie zu erwerben. Und was ist es, was dir solche Gelegenheit bietet? Der Marienverein, der Missionsverein ist es. Nur als Mitglied eines Missionsvereines machst du solche Wuchergeschäfte, aber erlaubte Wuchergeschäfte, Wuchergeschäfte für deine Seele. Ich setze den Fall, du wärest ein Erzegoist, der sich um niemanden sonst in der Welt kümmert als um sein eigenes „Ich". Dieser Gedanke allein, daß du durch den Marienverein sovieler geistlicher Güter teilhaftig werdest, müßte dich bestimmen, zeitlebens ein solch eifriges Mitglied desselben zu bleiben, oder wenn du es noch nicht bist, ein solches zu werden. Nun, du bist kein solcher Egoist; du möchtest auch deinen Nächsten, selbst den schwarzen Menschenfresser in Afrika in Gott glückselig wissen; dein Herz brennt vielleicht vor Begierde, dein Möglichstes zur Rettung der Heiden beizutragen: so bist du doch immer noch dem Missionsvereine zu Dank verpflichtet, weil der Verein es ist, der dir Gelegenheit verschafft, in so fruchtbringender Weise deinen Herzenswunsch zu verwirklichen. Oder meinst du allen Ernstes, du hättest alles das auch ohne den Verein geleistet? Ich erlaube mir, daran zu zweifeln. Oder hättest du etwa einen Missionsverein gegründet, wenn er nicht schon da wäre? Vielleicht; wahrscheinlich aber nicht. Es sei mir ferne, deinen Unternehmungsgeist und die Befähigung dazu in Frage oder Abrede zu stellen. Aber es ist nicht jedermanns Sache, lebensfähige Vereine zu gründen. Jetzt aber, da er einmal da ist, brauchtest du dich nur demselben anzuschließen, die wenigen Bedingnisse zu erfüllen und bist eingereiht in eine große, apostolische Kämpferschaar, die unter dem Siegesbanner des hl. Kreuzes hinauszieht in die fernen Heidenländer, um da dem höllischen Feinde unsterbliche Seelen abzujagen und sie dem Herrn und Heiland Jesus Christus zuzuführen. * * * In dem bisher ausgeführten sind nur einige Vorteile angedeutet, welche wir selbst aus den Missionsvereinen ziehen. Es ist dies ein nicht zu verachtender, aber keineswegs der wichtigste Nutzen derselben. Ihre hervorragendste Bedeutung besteht in der Wirksamkeit für die Missionen selbst. Der eigentliche und letzte Zweck der Missionen ist, den Heidenvölkern das Licht des wahren Glaubens zu bringen. Um das in trockenen Worten auszusprechen, dazu braucht es weder viel Zeit noch Anstrengung. Anders verhält es sich, um es in Wirklichkeit umzusetzen; dazu braucht es viel Zeit, viel Opfermut, viel Anstrengung und, damit ich das Wichtigste nicht auslasse, geeignete Missionäre und, damit diese was ausrichten, eines außerordentlichen göttlichen Beistandes. Seite 166 Stern der Neger Nr. 6 Eine große Arbeit, meine hochverehrlichen Anwesenden, ist die Missionierung eines Heidenlandes; eine große Arbeit, sage ich, für einzelne ganz unüberwindlich, und wenn irgendwo, so ist die Vereinigung aller Wohlgesinnten hier am Platze. Wenn irgendwo weit draußen am Lande jemandem ein Hausierer ins Hans gerät, so sagt er nicht: „Hört, gute Leute, ich habe so schöne Ware in meinem Bündel, kaufet doch etwas davon!" Da würde er wenig oder nichts anbringen. Deshalb macht er es anders. Kaum ins Zimmer getreten, legt er eilends seine Bürde ab, schnallt die einzelnen Päckchen ab und aitf und bevor man sichs versieht, liegt der ganze Tisch voll glänzender, schimmernder, funkelnder Waren, Waren aller Sorten, Waren aller Farben. Sodann hebt er bald dieses, bald jenes besonders schöne Stück auf und macht die neugierig Zusehenden auf dessen Wert und Brauchbarkeit aufmerksam, gibt es auch den Heimischen in die Hände, sie sollen sich so recht durch Augenschein von der Vortrefflichkeit der Ware überzeugen. Und wenn man ihn recht verstehen will, so macht er sie auf die einzelnen Bedarfsartikel einer Haushaltung im Besonderen aufmerksam. Und siehe da, nicht umsonst: schmunzelnd streicht er das schöne Geld ein, das er für dieses und jenes erhalten hat. Ich bin kein Hausierer, aber ein Geheimnis habe ich ihm abgelauscht und daraus möchte ich Nutzen ziehen. Wenn ich, verchrteste Anwesende, da vor euch hintrete und sage: „Das Missionswerk ist ein schweres Werk und gar mancherlei bedarf es, damit etwas erreicht werde", dann wissen meine geehrten Zuhörer, daß das Missionswerk ein schweres Werk sei und daß es da mancherlei bedarf, damit etwas Gedeihliches zustandekomme. Das aber ist bald vergessen und ich bin schlechter daran als der ungeschickteste Hausierer: Der kann wenigstens darauf rechnen, daß er den einen oder besser die eine oder die andere neugierig' sind, zumal, wenn wir es herausspüren, daß er cs auf unsere Hilfe abgesehen hat. Euch alle Schwierigkeiten, mit welchen eine Mission zu kämpfen hat, im einzelnen zu zeigen und vorzulegen, ist eine Unmöglichkeit; cs sind deren zuviele und einzelne darunter mit Eigen- tümlichkeiten behaftet, die sie dem Uneingeweihten sehr schwer kenntlich machen. Deshalb möchte ich nur auf dieses oder jenes hinweisen. Zur gedeihlichen Missionierung sind vor allem Missionäre notwendig, eine Behauptung, die ich nicht zu beweisen brauche. Die Missionäre aber fallen nirgends als fertige Apostel vom Himmel herunter, sondern müssen erzogen werden. Die Erziehung und Heranbildung junger Missionskandidaten bedeutet eine Hauptschwierigkeit; denn so einen Missionär von klein auf erziehen heißt nichts Geringeres, als einen Menschen 8 bis 10 Jahren verköstigen, kleiden und beherbergen, ohne von ihm irgenb einen Nutzen zu haben. „Wüßte einen guten Rat," könnte sich vielleicht einer der Anwesenden denken, dem ist sehr leicht abzuhelfen. Wer den Missionsberuf ergreift, der soll sich auch seine Erziehung und Ausbildung selbst bestreiten oder durch seine Angehörigen besorgen lassen." Ein guter Rat, heißt es gewöhnlich, sei teuer. Dieses ist aber ein billiger Rat, aber auch nichts werk. Scherz beiseite, meine hochverehrliche Versammlung, das geht schlecht, das geht garnicht an. Das ist zuviel verlangt; und wer zuviel verlangt, erreicht nichts. Es ist genug, wenn jemand seine ganze Person mit allen ihm zuteil gewordenen Fähigkeiten der Mission zur Verfügung stellt. Er hat damit bereits ein heroisches Opfer gebracht; mehr zu verlangen, finde ich unbillig. Man darf nämlich nicht außeracht lassen, daß ein jeder, der das Missionskleid anlegt, sich bereit erklärt und auch gewärtig sein kann, eines schönen Tages von den Wilden verspeist oder auf irgend eine andere in Europa wenig moderne Weise ins Jenseits befördert zu werden. Dies muß nicht geschehen, aber der Afrika-Missionär nimmt diese Eventualität mit in Kauf. Wenn nun jemand sich entschließt, im ungefähren Alter von 11 Jahren seine Eltern und Geschwister und alles, was nur das Vaterhaus dem Menschenherzen an Freuden und Ergötzungen gewähren kann, zu verlassen, zu verlassen auf immer, um sein ganzes Leben dem Heile der Heiden zu opfern, wo und wie immer es Gott, seine Obern von ihm verlangen, so meineich, hat er seinerseits mehr geleistet, als man gewöhnlich von einem Menschen verlangen kann. Nr. 6 Steril der Neger Seite 167 Weil aber solche Opfer an sich den Heiden das Licht des Glaubens nicht anzünden, da ja dies noch keine Missionäre sind, so appelieren wir im Namen unsterblicher Negerseelen an Euch und an alle edle Herzen: habt Erbarmen, helfet, springet bei mit Rat und Tat, damit die Erziehung recht vieler für die Negermissionen begeisterter Jünglinge möglich wird, auf daß unsere schwarzen Brüder Afrikas wenigstens hoffen können, aus dem unsäglichen Elende des Heidentums und der Sklaverei errettet zu werden! „Aber, wie soll ich denn helfen, Pater?" — Hast du wirklich guten Willen, so kann ich dir sehr leicht raten: Erstens, bleibe treu dem Marienvereine, unterstütze wo immer und tote immer es du vermagst, seine Tätigkeit, seine Bestrebungen; werbe ihm neue Mitglieder; zweitens, bete eifrig das Vereinsgebet: an Gottes Segen ist alles gelegen; drittens, abonniere, lese und verbreite den „Stern der Neger", das Organ des Marienvereins; viertens, beteilige dich an den Unternehmungen der St. Petrus Claver-Sodalität, die nichts geringeres beabsichtigt, als alle für Afrika sich interessierenden Elemente zu vereinigen und zu organisieren, trat umsoleichter dort unterstützend einzugreifen, wo es am notwendigsten ist. Wenn du aber, mein hochgeehrter Zuhörer, zu denjenigen gehörst, welche das Pflaster mit eigener Hand auf die Wunde legen wollen, so bin ich gerne bereit, dir eine solche Wunde zu zeigen. Tief dort traten in Mühland bei Brixen steht ein großangelegtes, halbausgebautes und ganz mit Schulden bedecktes Missionshaus, eine Pflanz-schule für Zentralafrika, gegründet von der Kongregation der Söhne des hlst. Herzens Jesu, derzeit geleitet von dem euch allen wohlbekannten hochwürdigen P.^citier Geyer, langjährigem Afrika-missiönär. Großangelegt, sage ich, ist dieses Haus, keine Kleinhäuslerwirtschaft, und dieser IXmftanb macht es besonders beachtenswert. Großangelegt ist dieses Institut, sodaß es, wenn einmal ausgebaut und in den Stand gesetzt, Jahr für Jahr 15—20 Mann in die Mission stellen könnte. Daß es ganz ausgezeichnet lebensfähig ist, oder besser, daß es seine Gönner, Freunde und Liebhaber hat, worunter der hochverdiente Marien- verein die erste Stelle einnimmt, Beweis dessen ist sein jetziger Zustand. Es beherbergt durch mehr als drei Jahre durchschnittlich achtzig Insassen, zum größten Teil lauter studierende Jünglinge, in der Ausbildung begriffene Missionskandidaten für Zentralafrika, ausnahmslos mit Gratis-Plätzen, da es andere überhaupt nicht gibt. Alle seine Bewohner sind, Gott sei Dank, gesund, lustig und munter. Warum denn auch nicht? Zur rechten Zeit finden alle einen zwar einfach, aber genügend gedeckten Tisch, ein warmes Bett und so oft nötig, ein anständiges neues Kleid und beständig eine liebevolle Behandlung vonseiten des Obern. Daß die Erhaltung eines solchen Hauses täglich eine enorme Summe verschlingt, wird ein jeder leicht begreifen, der von der Haushaltung überhaupt einen Begriff hat. Aber wenn es dies allein wäre. Nebenbei werden jährlich die Zinsen für die Bauschuld im Betrage von 5000 Kronen ehrlich abgezahlt und noch dazu einige Tausend von der Schuld selbst abgetragen. Und woher das Geld? — Von unseren langjährigen Freunden und Gönnern, darunter in erster Linie vom unermüdlichen Marienverein, von außerordentlichen Spendern unb besonderen Wohltätern, vom Ertrage des „Stern der Neger" und von den laufenden kleinen Almosen. Angenommen, das Haus hätte keine Zinsen zu zahlen, so ist es unter sonst sich gleichbleibenden Umständen ausgezeichnet lebensfähig. Um sich aber dieser lästigen und drückenden jährlichen Auslage zu entschlagen, muß die Bau-schuld von 100.000 Kronen bezahlt werden. Fürchtet euch nicht, hochgeehrte Anwesende, daß ich jetzt einen Sturmlauf auf euere Geldbörsen unternehmen werde. Nein, es ist uns keineswegs so bange trat dieser hunderttausend Kronen tvillen; denn die gedenken wir im Vertrauen auf die barmherzige Güte Gottes „spielend" abzuzahlen. Und es wird geschehen, wenn Gott der Herr unsere Effekten-Lotterie segnet. Und die Effekten-Lotterie wird gelingen, wenn Gott der Herr uns Wohltäter genug erweckt, die uns mit wertvollen Effekten beglücken und Lose gegen bare Münze abnehmen. Das alles habe ich dir erzählt, trat dir eine recht bösartige, aber nicht unheilbare Wunde am großen Missionskörper für Afrika zu zeigen. Fühlst du Lust, so drücke ein Pflaster darauf in Form eines Lotterie-Effektes, den du nach Mühland ins Missionshaus schickst, oder in Form eines Loses, am heilsamsten in recht dicker Auflage, das du dir gegen klingende Münze von dort schicken läßt. Die Bedeutung eines Missionsvereines geht aber keineswegs in der materiellen Unterstützung auf, die er den Missionsvereinen zukommen läßt. Ist doch das Missionieren vom Gelde allein nicht abhängig, dazu gehört noch einiges mehr. Und das wäre, um nur eines noch zu erwähnen, die moralische Unterstützung, welche für die Missionäre darin liegt, zu wissen, daß es da in der Heimat tausend und abermal tausend Herzen gibt, welche von der gleichen Liebe zu Gott und den armen, in der Finsternis des Heidentums schmachtenden Negern erfüllt sind und die sich um ihn und seine Schicksale und Erfolge bekümmern und Freude und Leid mit ihm teilen, nicht als ob er eine zeitliche Belohnung erwartete, auf die hat er lange schon verzichtet, sondern weil er weiß, daß soviele im Namen Jesu und Maria mit ihm vereinigt für dieselbe Sache arbeiten, bitten und beten. Das gibt dem Missionär Kraft und Mut, denn es gibt uns die Versicherung, daß Gott mit uns und wir mit Gott arbeiten. Wenn irgendwo, so wird, so muß hier die Verheißung des Herrn sich erfüllen: Wo immer zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Wenn aber Gott mit uns arbeitet, dann wird unsere Arbeit gesegnet sein, gesegnet mit unvergänglichen Früchten. &. Won Hmöerrnan nach Lull. Bericht des hochw. Paters Bernard weimal im Monat hat man vorläufig nur regelmäßige Postverbindung am Weißen Nil. Am 1. und 15. jeden Monats verläßt ein Regierungsdampfer Omderman, der den Weißen Nil bis Kanisa (hl. Kreuz, unserer früheren Missionsstation bei Gondokoro> hinauffährt, wo der große Nildampfer durch einen kleineren ersetzt wird und so die Verbindung mit Uganda ermöglicht. Diese Fahrt hin und zurück beansprucht gewöhnlich einen Monat oder auch einen und einen halben, je nach Umstünden. Sieht man in Omderman auf dem Postamte eine weiße Fahne im Winde flattern, so ist es ein Zeichen, daß die Post vom Weißen Nil angekommen ist; eine blaue Fahne hingegen zeigt die Ankunft der Post vom blauen Nil. Am 15. Mürz also, gleich nach der hl. Messe, trabten wir auf dem Esel zum Landungsplatz der Schiffe. Unser vielfältiges Gepäck war schon vorausgegangen, dort war schon alles in lebhafter Bewegung und mit Aufladen beschäftigt. Der Dampfer war stark beladen, sodaß die vordere Spitze bereits unter die Wasseroberfläche ging. Weil die beiden Sandal (Schleppschiffe), die stets mitgehen, noch nicht K o h n e n, Sohn des hhl. Herzens Jesu. da waren und uns erst in Chartum erwarteten, wurde eine Barke zuhilfe genommen, wo wir auch unser Hab und Gut auspackten. Endlich gegen 8 Uhr wurden die Anker gelichtet; die Negerfrauen erhoben ein scharfes Trillern und Jauchzen, als wollten sie einen herzlichen Gruß mit in das Innere Afrikas, das teure Heimatland vieler derselben senden. Es wurde nach Chartum hinübergedampft, wo zwei Sandal genommen wurden. Diese Sandal sind ganz eigene Schleppschiffe, sehr breit und unten flach, sozusagen zweistöckig. Unten, etwas über der Wasseroberfläche, ist der erste Stock, gewöhnlich mit Gepäck beladen; darüber erhebt sich der zweite, von eisernen Säulen getragen, der für die Reisenden dritter Klasse bestimmt ist. Rings herum zieht sich ein Geländer und oben zum Schutz gegen die brennende Sonne ein elendes Bretterverdeck; sonst ist es von allen Seiten offen. Kaum hatten wir unseren Sandel bestiegen, so wählten wir eine passende Ecke, zogen Sack und Pack hinauf, stellten unser Angareb (Bettstelle) zurecht, Breiteten die Decken darüber aus und befestigten sie, damit der brausende Wind sie nicht Štern der Neger Seite 169 Nr. 6 über Bord in den Fluß reiße. So, nun mag's gehen in Gottes Namen! Aber so geschwind geht's nicht bei dem Araber, der übereilt sich nicht, er geht langsam und sicher. Unzählige Kisten und Kasten waren aufzuladen, meistens dem Militär gehörig, das im inneren Sudan stationiert ist. Mehrere ägyptische Soldaten nahmen neben uns Platz; ein großer Sir d. i. irdener Wasserbehälter, der das Wasser kühl hält, ja sogar abkühlt — das laue Wasser aus dem Fluß wird hineingeschüttet und nach einigen Stunden ist es frisch und kühl — wird aufgestellt. Die freundlichen Offiziere sagten uns, nur das filtrierte Wasser unter dem Sir zu benützen, denn das Wasser des weißen Nil ist dem Europäer nicht besonders anzuraten. Gott sei Dank, so sind wir wenigstens mit gutem Wasser versorgt. Wir freuten uns schon auf eine gemütliche Fahrt, mit allem versehen und Platz genug. Aber — plötzlich wird's so lebendig unten, das Schwätzen und Plaudern immer lebhafter und nach einem Augenblick kommen vier schwarze Groß-mütterlein, mit armseligen Fetzen um die Hüften bekleidet, zum Vorschein; hinterher folgt die ganze Wirtschaft. Meine Tinte würde bald verbraucht sein, wollte ich alles beschreiben. Hier ein Kästchen, da ein Kasten, hier ein Topf mit bereitetem Teig, dort ein Geschier mit Durrah, dann folgen unzählige Geräte, einige große Steine, um das Durrah zu zerdrücken, eine schwarze Blechplatte, um Kesra zu backen, ein Gerippe von einem alten, zerrissenen Regenschirm, ein zwei Spannen langes, eine handbreit hohes, zusammengeschlagenes Bänklein, ein Haufen kleinerer und größerer Kürbisschalen, Stricke, Fetzen, Zwiebel, Pfeifen, alles zusammen und alles durcheinander; meinte inan, sie seien fertig, bctim begann man von Neuem wieder von unten nachzuschieben, dabei ein endloses Schwätzen über mein und dein. Der ganze Platz wurde in Beschlag genommen, der Weg versperrt. Endlich sind sie fertig und da muß man doch ihren Fleiß loben. Kaum haben sie sich eingerichtet, so fangen sie auch schon ihre Arbeit an, nämlich aus ganz feinem Reisig etwas gehöhlte, tellcrähnliche Geflechte zu machen, nach der Art und Weise, wie man in Norddeutschland die Bienenkörbe aus Stroh zu machen pflegt; dieselben werden mit rotem, grünem, blauem und weißem Reisig ein-geflochten, sodaß ein ganz nettes Geschirr zustande kommt, das als Schüssel oder Deckel dient. Das war ihre Beschäftigung während der ganzen Reise; die Pfeife selbstverständlich mußte auch öfter zum Zeitvertreib dienen. Jene, an welche die Reihe kam, der gemeinschaftlichen Pfeife die Ehre anzutun, füllte den Mund mit Wasser, dann tat sie höchstens drei oder vier Züge, aber solche Züge, daß man nach dem Gesichte, welches das arme Mütterlein dabei schnitt, wirklich glauben mußte, es seien die letzten Züge; dann reichte sie die Pfeife ihrer Nachbarin, spukte das Wasser aus und ließ alsdann ganz behaglich den Dampf aufsteigen. Auf 12 Uhr war die Abfahrt festgesetzt; jetzt war es schon vier Uhr und wir lagen immer noch ganz gemütlich vor Anker. Endlich gegen 5 Uhr meldet ein dumpfer Pfiff, daß die Leute wenigstens doch nicht eingeschlafen sind und ans Abfahren denken. Die beiden Sandal, die bis jetzt einzeln am Ufer gelegen, um das Aufladen zu erleichtern, werden rechts und links am Dampfer befestigt; nochmals ein Pfiff und — Char tum lebe wohl! Aber noch hatten wir zu früh Lebewohl gesagt, denn auch am andern Morgen sollte die Sonne noch über uns in Chartum aufgehen. Des niedrigen Wasserstandes wegen sind an vielen Stellen die Sandbänke hoch und noch hatte die Maschine keine 10 Minuten ordentlich gedampft, da saßen wir auch schon mit einem Stoß wie eingemauert im Walde fest. Da die Kraft fehlte, die ganzen Fahrzeuge in einem zurückzuziehen, wurden die Sandal losgebunden. Die Soldaten werden kommandiert, um die Fahrzeuge herauszuschieben; sie werfen Hemd und Hosen ab und hüpfen einer nach dem andern inS Wasser wie die Frösche. Nach längeren Anstrengungen bringen sie den rechten Sandal los und auch den Dampfer selbst; der linke aber sitzt unbeweglich fest. Mehrere-male werden Versuche gemacht, aber umsonst. Da wird er mit einem Seil an dem Dampfer befestigt und alle Männer zusammen im Verein mit der Maschine mit vollem Dampf machen große Anstrengungen; alles umsonst, der Sandal steht fest. Es ist schon Nacht und die Soldaten geben die Arbeit auf; aber eine ganze Nacht verlieren und noch im Angesichte Chartums, das ist den: Kapitän doch garzuviel; deshalb versucht er es immer wieder, ob der Sandal nicht loszubringcn sei. Dreimal, viermal werden die Soldaten ins Wasser kommandiert, bald wird er nach rechts gezogen, bald nach links, bald vorwärts, bald rückwärts. Bis 11 Uhr in der Nacht wurde so fortgewirtschaftet; sie mußten es doch aufgeben und sich auf den nächsten Tag vertrösten. Endlich kam ein anderer Dampfer von Chartum geradewegs auf unseren Sandal los, der vereinsamt ohne Licht und Signal mitten im Flusse stand. Da wurde geschrieen: „Macht Feuer!" Einige Zündhölzer leuchteten gleich auf, ich zündete meine Kerze an; Gott sei Dank, wir sind bemerkt worden. Welche Gefahr, wenn das Schiff mit vollem Dampf auf uns gestoßen märe! Seite 170 Stern der Neger Nr. 6 „Ja nun, mein lieber Bruder," sagte ich zu meinem Kollegen, „hier auf festem Boden werden wir wohl unsere erste Nacht zubringen müssen; machen wir deshalb unser Abendessen und dann legen wir uns zur süßen Ruhe. Machen Sie also einen Kaffee dazu." „Wie? Ich soll Kaffee kochen?" siel er ein, „wie macht man denn das?" „O, das werde ich ihnen schon sagen: Dieses Geschirr da füllen Sie mit Wasser, lassen es kochen, dann werfen Sie den Kaffee hinein, lassen ihn wiederum kochen, dann bringen Sie ihn her und ich werde es Ihnen schon zeigen, was man dann weiters damit macht." „Aber wieviel Kaffee muß man dahineinwerfen?" „Nun ja, das machen Sie halt nach Ihrem Gutdünken, ein wenig mehr oder weniger ändert nichts." Die tüchtigste europäische Kaffeebase wird mir nicht nachsagen, daß ich meine Sache nicht gut gemacht habe. Auch mein Koch machte gute Fortschritte in seinem Geschäft, sodaß er es am zweiten Tage schon besser wissen wollte als ich; wer von uns beiden der gelehrteste Koch sei, will ich hier nicht entscheiden. Am selben Abend kamen auch zwei arabische Soldaten und baten, ob sie nicht bei unserem Licht Karten spielen dürften. Unterdessen schaute ich in die stille Nacht hinaus und betete meinen Rosenkranz; als ich mich erhob, stieß ich zum Unglück das Kissen auf die Kerze und das Schutzglas gegen den Wind zerbrach in Stücke. „Malesch, Malesch" (tut nichts), sagten die Soldaten scherzend, „morgen kannst du ein anderes Glas in Chartum kaufen." Endlich wurde alles so langsam ruhig und auch wir; nachdem wir uns nochmals Gott empfohlen hatten, legten wir uns zur süßen Ruhe, befestigten aber zuvor die Sachen und Decken, damit sie uns der Wind nicht in den Fluß trage oder gar wir selbst am Morgen uns im Wasser befänden. Kaum war es am andern Morgen etwas hell geworden, kam auch schon wieder der Dampfer auf uns zu, um zu versuchen, uns vom Sande zu ziehen, aber alles war vergebens, bis endlich eine Segelbarke kam, mit deren Hilfe wir uns zuletzt doch befreiten. Gleich wurden die Schleppschiffe wieder zusammengezogen und gebunden, und schon stand die Sonne hoch am Himmel, als wir auf dem Weißen Fluß nach Süden dampften und langsam Omderman und Chartum aus dem Auge verloren. Den Tag unb die darauffolgende Nacht ging es ohne Aufenthalt vorwärts, da das Wasser ziemlich tief ist. Die Ufer sind sehr niedrig und sandig, hie und da zeigt sich ein beackerter oder grüner Fleck, der fortwährend mittels der Saghia oder Scheduf mit Nilwasser bewässert wird. Unzählige Herden Vieh, Schafe, Ziegen, Esel halten sich an den Ufern ans, aber Dörfer sieht man vom Flusse aus nur höchst selten. Bei Tag ergötzt das Auge die prachtvolle Fata Morgana, ringsherum silberne Gewässer mit belaubten Ufern, bei Nacht hingegen leuchten hie und da große Feuer auf, verursacht vom angezündeten Grase. Desto munterer ist aber die Wirtschaft auf dem Schiffe. Da wird gekocht, gebraten, geschmaust, ge- 1 ra ucht, gespielt, geschlachtet, gewaschen, Durrah gemahlen oder besser auf Steinen zerrieben, Kesra ge- : backen, Merissa bereitet; jeder muß nämlich seinen : eigenen Tisch führen. In unserem Raume ist ein gemeinschaftlicher Feuerherd, wo jeder seinen Topf hinstellt. Da zieht gerade ein Schwarzer vor mir seine Bratpfanne aus dem Sack, die Überreste vom letzten Mahle befinden sich noch darin, aber ganz vertrocknet und staubig; einen Augenblick hält er sie unter die Nase und — Malesch, so arg scheint es > ihm doch nicht zu sein — Fleisch und DI wird darüber hineingegossen, ans Feuer gehalten und ein frischer Braten ist zum Schmause bereit. Geht das Fleisch aus, so wird von den Uferbewohnern ein Schäflein gekauft, am Schiff geschlachtet, das Fleisch wird in lange Streifen geschnitten und über irgend einen Querbalken oder an Nägeln auf dem Sandal aufgehangen; es trocknet augenblicklich aus, sodaß es sich für längere Zeit hält; geht man auf und ab, so baumelt es einem um die Ohren, aber „malesch", da stört sich niemand daran. Am dritten Tage unserer Reise wurde ich von einem jungen, braven Kopten, der noch vor seiner Abreise in unserer Kirche in Dmderman gebeichtet hatte und einem jungen Muselmann, beide im ägyptischen Militärdienste, zum Mittagessen eingeladen. Ein Teller mit Fleisch und Fleischbrühe wurde in die Mitte hingestellt, das harte und ausgetrocknete Brot wurde im Wasser aufgeweicht und dann mit den Fingern in die Fleischbrühe getaucht, ebenfalls mit den Fingern wurden die Stücke Fleisch aus dem gemeinschaftlichen Teller herausgestscht, dazu noch eingemachte Oliven aufgetischt. Frisches, abgekühltes Nilwasser spielte die Rolle des goldenen Getränkes. Als der Magen seine vollen Rechte erhalten hatte und zufriedengestellt war, wurden Hände und Mund hübsch gewaschen, ein schwarzer Kaffee und Zigarretten machten die Runde und unser Mahl war vollendet. Die Unterhaltungssprache war natürlich stets arabisch und ich mit meinen wenigen arabischen Brocken mußte mit Händen und Füßen arbeiten, um etwas herauszubringen und zusammenzuflicken. Nr. 6 Stern der Neger Seite 171 So floß der Nachmittag schnell dahin, gegen Sonnenuntergang näherten wir uns Duem, der ersten Station nach Omderman. Zwei Mädchen in der Schule unserer Missiousschwestern in Omderman hatten mich gebeten, hier in Duem je nach Gelegenheit und Möglichkeit ihre Großmutter und ihren Bruder, die einzige katholische Familie in dresem Wüstenneste, zu besuchen, da ihr frommes Großmütterlein vielleicht zu beichten wünsche. Weil hier also die Anker geworfen wurden, bis der Mond aufging gegen 10—11 Uhr, um bei Hellem Mondschein dann in Sicherheit weiterfahren zu können, so bot sich mir die schönste Gelegenheit, einen Augenblick hinauszulaufen. Dnem ist ein kleiner, netter Flecken; die Häuser sind wie in Omderman aus Erde. Die Straßen, ans denen man bis zu den Knieen in Sand sinkt, sind gerade und schneiden sich unter einem rechten Winkel. Die katholische Familie freute sich sehr, daß ich sie aufgesucht hatte und wollte mich zum Abendessen halten; ich bedankte mich aber, da es schon Abend war und ich mich nicht der Gefahr aussetzen wollte, daß mir das Schiff davondampfe, deshalb kaufte ich ein Glas für unsere Kerze, kehrte zurück und legte mich in Gottesnamen zur Ruhe nieder. Als ich wieder erwachte, stand der Mond hoch am Himmel und von Duem war keine Spur mehr vorhanden. Die Ufer zeigen sich von nun an stets mehr bewaldet, Dörfer werden zahlreicher, aber anstatt der viereckigen, flachen Erdhütten erscheinen die runden, spitzigen Hütten der eingeborenen Neger, welche sich öfter am Ufer sehen lassen, ohne Kleidung, aber stets mit der Lanze bewaffnet. Krokodile liegen halbdutzendweis am niedrigen Ufer, sich zu sonnen und lassen sich nicht im Geringsten stören. Vom Hyppo-potamus oder Flußpferd ist hier das Wasser voll. Am Ufer sieht man an mehreren Orten aufgepflanzte Holzpfähle, wo bie' Schwarzen das in Streifen geschnittene Flußpferd fleisch trockneten. Auch begegnete uns ein von den Lanzen verwundetes Flußpferd, welches die Schwarzen ain Ufer verfolgten. Zwei Engländer feuerten mehreremale darauf, aber das war ein Loch ins Wasser und nicht mehr. Diese beiden Engländer stiegen etwas später mitten in einer unabsehbaren Wildnis aus, um dort ihre Jagd-abenteuer zu versuchen. Wir bedauerten sie noch, was die zwei doch ganz allein mit einem einzigen Diener in so weiter Wildnis anfangen wollten, dachten dabei aber noch nicht, daß es uns ebenso oder noch schlimmer ergehen sollte. Weiterhin befinden sich hie und da Holzstationen, wo die Maschine mit frischem Holzvorrat versehen wird. Dahin kommen dann die Eingeborenen, um irgendwie ein Schäflein, Eier oder Milch zu verkaufen. „Morgen ist das Fest des hl. Josef," sagte ich abends zu meinem Mitbruder, „wir werden uns zum Frühstück ein wenig Milch verschaffen — da ist schon einer mit Milch. He, was willst du für deine Kürbisschale voll Milch?" „Zwei Piaster!" „O, viel zu teuer!" — Zwei Tage vorher konnte man ebensoviel um einen halben Piaster erhalten — „ist sie wenigstens süß, frisch?" Unterdessen nimmt man die ganze Kürbisschale, setzt sie an die Lippen, versucht sie und schaut, ob nicht einige Strohhalme und Schmutz darauf herumschwimmen. Die Verkäuferin bestand auf ihren zwei Piastern, es waren „feste Preise". Ich gab ihr das Verlangte, sie aber zeigte es schnell ihrem Manne, ob es denn auch wirklich zwei Piaster seien, denn so bekannt sind die Leute hier mit Geld, daß sie es kaum kennen. Am andern Morgen bereiten wir das Frühstück, aber, o Jammer, die Milch ist sauer geworden; mein Bruder bedauert es sehr, aber „malesch," ich brocke das harte Brot hinein und so hatte ich wenigstens einmal eine heimatliche, norddeutsche Kost. Ein Beweis dafür, daß wir hochstudierte Köche waren, ist auch der Tee, den wir machten. „Da, kochen Sie heute einmal einen guten Tee," sagte ich zu meinem Kollegen, der den Koch spielte und warf eine gute Portion Tee hinein. „Aber das ist ja viel zu viel," sagte er und nahm die Hälfte heraus. Bald kehrte er mit dem fertigen Tee zurück; ich wette darauf, daß ein solch wunderbarer Tee selten von einem Koch gemacht wird, denn wir tranken den ganzen Tag und das kleine Geschirr war doch stets voll; er war nämlich so stark, daß wir ihn zum dritten- und viertenmale taufen mußten und immer war er noch zu stark. Am Feste des hl. Josef fuhren wir ans Sandbänke und über vier Stunden saßen wir auf demselben Fleck. Alles wurde versucht, um loszukommen, die Sandal wurden losgebunden, vorwärts, rückwärts, rechts und links gezogen, die Soldaten mußten fortwährend im Wasser schieben. Einer steht immer dabei, führt das Wort und eifert alle an, wobei er allerhand heitere Verse dichtet, wie z. B.: „Jeder von euch tue diesmal für zehn, also hoch!" Dann greifen alle zusammen und setzen alle ihre Kräfte daran; oder „Courage, ich habe es schon gehen sehen!" oder: „Voran! ich sehe, es geht; und wenn es nicht will gehen, so lassen wir es auch diesmal stehen!" Aber alles nützte nichts, wir waren zu schwer beladen. Endlich holte uns die Segelbarke, die uns nachkam, ein und so konnte umgeladen und die erleichterten Schiffe einzeln aus den Sandbänken gezogen werden. Vorne auf der Spitze standen stets zwei Araber, die das Wasser maßen und taktmäßig schrieen: „Alla chamsa! alla saba! Auf fünf! auf sieben!" je nach dem Wasserstande. Zwei Mann kamen dabei noch in Lebensgefahr, sie waren ins Wasser gestiegen, um die fahrbaren Stellen aufzusuchen; plötzlich aber wurde es sehr tief und die Kraft bis zum Schiff zu schwimmen, ging bald aus; so mußte man dem Einen schon Rettungstricke zuwerfen, was denn auch mit genauer Not gelang. Von nun an ging es flott voran, nur mußte noch am folgenden Tage abends Halt gemacht werden, denn wir chatten eine gefährliche Stelle zu passieren, ivas erst am andern Morgen geschehen sollte. Eines Abends spät begegnete uns der Postdampfer, der von seiner monatlichen Fahrt zurückkam. Es wurde angehalten, Post und Neuigkeiten geiwcd^fest; die Soldaten brachten ihren Kollegen die Nachricht, daß da oben in den Äquatorial-Provinzen vorläufig keine Soldaten notwendig wären und daß sie mit demselben Dampfer wieder zurückfahren könnten. Das war eine unerwartete Freudenbotschaft, denn die Kerls gingen nicht gerne hinauf. „O, jetzt bin ich ganz stolz," sagte mir einer, „wie die Leute, die viel Geld haben (Touristen), die herumreisen und sich die Welt anschauen und dann zurückkehren." Die Weiber, die auf dem Schiffe waren, mußten gleich ein Liedchen anstimmen, welche dann durch ihren einheimischen Gesang und ihre taktmäßigen Körperbewegungen die ganze Gesellschaft bis zum Abend unterhielten. Noch hatte ich die Freude, auf dem Schiffe die Bekanntschaft eines jungen Schwarzen zu machen, eines braven Katholiken aus Uganda. Er befand sich auf der Rückreise von Omderman, wohin er seinen Herrn, einen Engländer, begleitet hatte, in sein teures Heimatland. Kaum hatte der Junge erkannt, wer wir waren, hing er sehr an unS; da er aber nicht arabisch konnte und wir nicht die Ugandasprache, so mußten, wir uns meist mit Zeichen verständigen. Er bat uns um einen Rosenkranz und betete uns das „Ave Maria" in der Ugandasprache vor. Unser braver Jakob, so hieß er, war aber Irans; er sah sehr schlecht aus und seine Krankheit nahm immer mehr zu und er hatte noch eine Reise von einigen Wochen vor sich. Am Abend bevor wir fortgingen, konnten wir uns doch soviel verständigen, daß er zu beichten wünschte, und da er sich in allem, sehr unterrichtet zeigte, so konnte es geschehen inmitte der Muselmänner, die es natürlich nicht merkten, wovon wir zwei uns so langsam unterhielten. Dann empfahl ich ihn nochmals seinem Mitdiener, der auch arabisch und englisch konnte, aber ein Muselmann war und doch die größte Sorgfalt für seinen Kollegen zeigte. Darauf drückte er mir die Hand zum Abschied auf ein besseres Wiedersehen im Himmel droben; so rührend herzlich, und ohne ein Wort zu sagen, verstanden wir uns. Als wir uns Faschoda näherten, mußten wir öfter anhalten, um die Post den Engländern zu bringen, die am Ufer in einem Zelt wohnten und mit mehreren Arabern beschäftigt waren, am Nil entlang den Telegraph zu errichten, der unterdessen Faschoda erreicht hat. Am 10. Tage unserer Reise kamen wie endlich in Faschoda, dem Hauptorte dieses Distriktes, an. Der englische Gouverneur begegnete mir sehr freundlich. Als alles, was abzuladen war, abgeladen war, wobei ein halb Dutzend schwarze Gefangene, die an Händen und Füßen schwere Ketten trugen, beschäftigt waren, fuhren wir weiter; es war 8 Uhr abends. Nach 3—4 Stunden sollten wir zu unserem so langersehnten Lul kommen. Wir schnürten all unser Hab und Gut zusammen und harrten sehnsuchtsvoll, den Rosenkranz, betend, in die stille Nacht hinaus. Endlich, es war halb 12 Uhr nachts, näherte sich der Dampfer dem Ufer; drei Araber in Adams-Hosen hüpften ins Wasser lind trugen uns mit Sack und Pack ans Land. Einer zeigte uns die Richtung, wo unser Haus sei und weiter gings. Wir marschierten dann — zum Glück hatten wir noch eine Kerze — weiter ins Land hinein. Wir befanden uns in einer abgebrannten Grassteppe, von einem Weg oder menschlichen Wesen keine Spur. Bald stehen wir auf sumpfigem Boden; schnell zurück, sonst verirren wir uns! Jetzt gehen wir 20 Minuten den Fluß hinunter, um den Weg zur Station zu finden. Bald kommen wir zu hüttenähnlichen Geflechten am Ufer; sind es menschliche Wohnungen? sind es Fallen für wilde Tiere? . . . Wir schreien, um nicht etwa als feindliche Anschleicher nnverhofft überfallen zu werden; aber alles bleibt totenstill. Am andern Morgen sahen wir, daß cs Tabakpflanzungen der Schillnk waren. Wir singen und schreien und pfeifen, denn unsere Station kann doch nicht weit vom Ufer entfernt sein. Aber nur das Geschrei der nächtlichen Vögel war die Antwort. Alles umsonst. Es bleibt also nichts übrig — das Kerzlein geht auch zu Ende — als den Tag abzuivarten. Wir eilen schnell zu unserem Gepäck zurück, zünden ein ordentliches Feuer an zum Schutz gegen die wilden Tiere; aus dem Flusse nämlich drohten die Krokodile, vom Lande Hyänen u. dgl. 12 Uhr hat es geschlagen, den 25. Mürz, das hohe .Fest Mariä Verkündigung: ich stimmte „Maria zu lieben" und alle meine besten Stück-lein an. Meinen Mitbruder suchte bald ein ungeladener Gast heim, nämlich der Hunger, denn in der Hoffnung, bald unter den Unsrigen zu sein, hatten wir am Abend nichts gegessen; mein Magen aber war noch gut versehen. Als ich nämlich zufällig bei den Offizieren am Schiff abends vorüberging, luden sie mich ein, mit ihnen zu essen, was ich mir denn auch nicht zweimal sagen ließ, sondern setzte mich zu ihnen und griff gleich mit meiner fünffingerigen Adamsgabel in die gemeinschaftliche Seite 174 Stern der Neger Nr. 6 Fleischschüssel. Deshalb legte sich mein Kollege auf das Angareb zur Ruhe und ich hielt Wache Beim Feuer. Nach Mitternacht nämlich wollten wir nicht essen, um am Morgen, an dem hohen Muttergottesfeste zum erstenmal die hl. Messe und Kommunion in unserer teuren Station Lul feiern zu können. Kaum zeigte sich das herrliche Morgenrot am Himmel, so untersuchten wir die Gegend, wo wir uns denn eigentlich befanden. Endlich kamen zwei Schilluk mit ihren großen Lanzen auf uns zu, welche uns zur Station hinwiesen, wo wir auch bald unsere Mitbrüder gesund und zufrieden antrafen. Der Steuermann hatte in der stockfinsteren Nacht das Ufer nicht gut beobachten können und hatte uns um eine halbe Stunde zu weit gebracht. Noch ein Opfer verlangte der Herr von uns; da nämlich in der Station weder Hostien noch Mehl vorhanden waren, so konnte ich demnach das heilige Opfer nicht darbringen; deshalb brachten wir dieses Opfer dem Herrn zum Heile der Schilluk dar. Von Kairo nach Chartum. Bericht des Hochw. P. Antonio Stoppani, Sohn des hhl. Herzens Jesu. (Ziehe Nummer 4.) ^ioch worin besteht diese 3. Klasse? In einem oder mehreren offenen Wagen. In demselben bringt man sich so gut oder so schlecht unter, wie man eben einen Sack voll Kohlen oder ein paar Dutzend Ziegelsteine unterbringen würde. Die glühende Sonne entsendet ihre Strahlen unparteiisch und in der freigebigsten Weise auf alle; auch der Staub fliegt hin und her; er ist so freundlich, möchte fast sagen, so zudringlich, daß er nicht nur durch alle offenen Türen, sondern sogar durch die scheinbar verschlossenen, durch die Poren zu dringen wagt; würde einmal Feuer vom Himmel fallen, so hätten die Insassen der 3. Klasse keinen andern Ausweg, als sich unter ihr Reisegepäck zu vergraben. Wenn es wahr ist, was man sagt, daß nämlich im Jahre 1903 die Eisenbahnwagen von Halfaia nach Chartum bedeutende Besserungen erhalten, so würde unseren Nachfolgern wohl die Freude genommen werden, ähnliche Abenteuer erzählen zu können. Doch schauen wir uns unsern Waggon etwas näher an! Er war ziemlich geräumig, das ist schon wahr; doch da wir unser an 35 waren und jeder von uns mehrere Stück Gepäck bei sich führte, war er doch keineswegs zu groß; im Gegenteil. Bevor ich eingestiegen war, hatte ich jemanden, der sich an der Türe befand, gefragt, ob für zwei noch Platz daselbst sei. Ein barsches „Nein!" war die Antwort. Auf das hatte ich mich ja schon vorbereitet und so verdroß es mich wenig; ich gab auch die Hoffnung nicht auf, trotz aller Schwierigkeiten doch noch ein Unterkommen für uns zu finden und, indem ich nochmals den fast vergessenen Humor ex illis temporibus und mir erwachen ließ, schwang ich mich mit einer Elastizität, die einem Turnlehrer von Sparta Ehre gemacht hätte, auf die Vorplatte des Waggons, erfaßte die Türklinge, schlüpfte hinein und mein Bruder mir nach über verschiedene Gegenstände, weiß nicht, ob tote oder lebende, schlafende oder wachende und ehe sichs die andern versahen, befanden wir beide uns in einer Ecke des Waggons, gerade, als ob wir schon 8 Tage lang daselbst logiert hätten. Bald hatten wir auch Zeit, uns unsere Reisegefährten ein wenig anzuschauen; sie waren von allen Zungen und Farben, die hier im Sudan vorzukommen pflegen. Was jedoch meine Aufmerksamkeit am meisten auf sich zog, war ein armes Mütterlein, das mitten im Waggon lag; es hatte noch zwei Kinder bei sich und schien sich um die Umgebung garnicht zu kümmern. Obwohl nun ähnliche Vorkommnisse hier im Sudan und selbst im schon längst kultivierten Ägypten nichts Neues mehr sind, so fanden doch einige Mitreisende die Sache für anstößig und verlangten, daß man der Frau einen andern Platz anweise. Dies geschah; doch mußte zu diesem Zwecke der ganze Waggon herumgedreht werden. Kisten, Kasten, Säcke und Gepäcke, Herren und nicht Herren, alles mußte sich eine Revolution gefallen lassen. Alles wäre noch gut gegangen; da stieß man plötzlich auf ein unerwartetes Hindernis. Was war das? Ein Reisender, wahrscheinlich von Neapel, hatte, um seinen Platz nicht zu verlieren, seinen Lehnstuhl ganz ausgebreitet; es war eine Art Bett und man war einen Augenblick in Verlegenheit, was man damit anfangen solle. Man schob ihn von rechts nach links, von links nach rechts, bald m. 5 Stern der Neger Seite 175 versuchte man so und bald so; bald hob man ihn in die Höhe; doch immer drohte Gefahr, er möchte auf die Köpfe der Zunächstsitzenden herunterfallen, und bald stellte man ihn wieder, wie er vorher gestanden, doch alles umsonst! Er blieb so ungeschickt und so unpraktisch wie vorher. Endlich verlor einer der Anwesenden die Geduld; er nahm das Ding ärgerlich mit beiden Händen und machte Miene, ihm den umgekehrten Weg zu zeigen, den wir beide kurz zuvor , beim Einsteigen genommen. Dies wäre auch mir eigentlich nicht unlieb gewesen, denn so hätten wir alle etwas mehr Platz bekommen, doch hatte ich auch wieder Erbarmen mit dem armen Kerl; entschlossen trat ich hinzu und riß dem Verwegenen den Sessel aus der Hand, um ihn seinem Eigentümer wieder zurückzuerstatten. Dieser Liebesakt gefiel allen Anwesenden. Auch sie hatten einiges Mitleid mit dem Armen gehabt und da sie das Verfahren gegen die arme Frau, welche eine Araberin war, auch schon etwas empört hatte, fingen sie alle an, den verwegenen und übereifrigen Diener nach Noten herunterzuputzen: der eine verwünschte seinen Vater, der andere seine Mutter; dieser nannte ihn ihn einen Hund, jener einen Heiden oder gar einen Christen, was wohl das Gemeinste ist, was ein Mohammedaner sich vorzustellen vermag; kurz, jeder hatte ihm etwas Besonderes zu wünschen und bis ihr Wörterbuch einmal erschöpft worden wäre, glaube ich, hätte es noch lange gebraucht! Endlich war ein Platz für jeden und für alles gefunden. Auch wir mußten uns den neuen Verordnungen fügen. Mit uns verfuhr man jedoch ein wenig respektvoller, oder besser gesagt, nicht gerade so unbarmherzig und zudem wurden wir mehrere-male durch ein „Malesch!" (macht nichts!") getröstet. Es ist dies hier die übliche Form, um Entschuldigung zu bitten. Ich sprach soeben von dem hier im Sudan so famosen Staube; würde auch noch etwas mehr davon sagen; doch jede, wenn auch noch so gewissenhafte Beschreibung seiner Tätigkeit, würde weit hinter der Wirklichkeit zurückbleiben! Von ihm könnte man sagen, was einst Dante vom Feuer der Hölle behauptete, daß er nämlich mit Verstand begabt sei und überall, bis auf die Knochen eindrang, in Mund und Nase, Augen und Ohren! Und wenn der Zug erst so recht rasend dahinsauste, wahrlich, da verging einem Sehen, Hören und Atemholen! Bald waren wir alle wie unter dem Wüstensande begraben; ich glaube, wenn man über uns Erbsen oder Bohnen gesät hätte, sie hätten nur noch ein wenig Regen und Zeit gebraucht, um aufgehen, wachsen und gedeihen zu können! Auch der gute Napolitaner war ein solcher Erbsenacker geworden, doch das kümmerte ihn wenig; er lag wieder so gemütlich da, als ob nichts passiert wäre; er schlief und schnarchte und es schien, als ob er unter einer wollenen Decke ruhe. Wie rasend fuhr unser Zug durch die Wüste; die einzelnen und seltenen Stationen wurden kaum sichtbar. Hielt der Zug einen Augenblick still, so mußte man diese Gelegenheit schnell benützen, um ein wenig Nahrung zu sich nehmen zu können; doch auch dann brauchte man nicht für Asche zu sorgen, wenn vielleicht jemanden die Lust angewandelt hätte, mit solcher seine Speisen zu würzen; ehe man fitf/S versah, war schon alles wie mit einer Handvoll Pfeffer überstreut. Ich hätte gerne ein wenig geschlafen, doch jdas war unter solchen Umständen unmöglich. So verging die ganze Nacht. Endlich wurde es im Osten rot. «Te Deum laudamus!» (Großer Gott, wir loben dich!), fing ich wie neubelebt an für mich hinzusingen. Ich schüttelte die weiße Decke, so gut es eben ging, ein wenig ab und schickte mich an, mein Morgengebet zu verrichten und ein wenig zu bebetrachten. Stoff gibts unter diesen Umständen genug; da braucht man kein Buch und auch ist es nicht notwendig, sich die Betrachtung in zwei oder drei Punkte zu zerlegen; denn oft fängt man an, und kaum glaubt man erst recht angefangen zu haben, wenn man merkt, daß schon zwei ganze Stunden verflossen sind, seit man Gottes Allmacht und Weisheit in der Erschaffung und Regierung der Welt bewundert hat. Am andern Morgen befanden wir uns in Abu-Hamed. Wir hatten schon einen guten Weg zurückgelegt, doch blieb uns immer noch eine gute Strecke. (Schluß folgt.) Seite 176 Stern der Neger 9Zr. 6 Aus dem MMonslebrm. €in Speisewirt als Woslel. l^ch habe einen Christen, bessert ganze theologische s'r’ und mystische Wissenschaft sich auf folgende vier Satze beschränkt, welche er überall und immer, zu gelegener und ungelegener Zeit wiederholt: „Man muß seine Seele retten und Gott anfielen." Warum? „Weil man den Himmel erwerben und der Hölle entgehen muß." Wie? „Indem man Christ wird und die Gebote hält." Und als Folgesatz fügte er noch bei: „Du begreifst, es handelt sich nicht darum, ein Religionsesser zu fein: man muß Gott mit redlichem und aufrichtigem Herzen dienen." Mit diesem leichten Gepäck durchzieht er die Marktflecken und Weiler, bereitet die Mittagessen bei Hochzeiten und Beerdigungen: denn er ist seines Zeichens Speiseivirt und führt mir viele Rekruten herbei. Er verläßt das Dorf nicht, ohne mich vorher um die Erlaubnis dazu zu bitten, indem er beifügt: „Vater, sei ohne Besorgnis, ich werde die Regeln nicht verletzen und werde Propaganda machen." Bei seiner Rückkehr kommt et freudestrahlend wieder zu mir und sagt mir immer dieselben Worte: „Der Vater hat große Verdienste (das ist das pflichtgemäße Kompliment); wieder eine, zwei, drei, manchmal mehr Familien, welche die Anbetung machen luerbcn. Und oft redet er wahr. Er verteidigt seine Glaubenslehre bei diesen Mahlzeiten bisweilen mit einem Eifer, der bis zur Beredtsumkeit geht. Ich gehe an einem Abend diesers Winters aus, um zu sehen, ob die Kinder, Katecheten und Diener, die Maulesel und Hunde an ihren Posten sind und höre in dem verfallenen Hause eines Nachbars einen sehr lebhaften Wortwechsel. Die durchlöcherte Mauer gestattet mir alles zu hören. Ich horche auf, was übrigens, da man so laut sprach, eine fast unnütze Vorsicht war. Es war mein braver Speisewirt, der voller Entrüstung erklärte, wie er während des Tages einen neuen Katechumenen gehört habe, welcher, da er von einigen Heiden wegen seiner Bekehrung zum Christentum verspottet ward, zu antworten gewagt hatte: „D, du weißt, ich bin ein Schaukelmann. Die christliche Religion hat Gutes an sich, davon nehme ich etwas an; unsere heidnischen Gebräuche haben auch Gutes an sich, ich behalte auch davon etwas bei. Ich gehe in die Kirche und bete und zünde auch den Götzen Weihrauch an." „Ah!" hatte mein Christ, der gegenwärtig war, sofort erwidert, du issest mit zwei Gebissen; du willst Gott und den Teufel anbeten, die Regeln halten und verletzen; glaubst du denn, daß du gleichzeitig in den Himmel hinaufsteigen und in die Hölle fallen, deine Seele retten und sie verlieren kannst? Du betrügst den Vater, aber den lieben Gott kannst du nicht betrügen." Mein Mann hatte ihn:, ohne von seinen vier Sätzen abzugehen, auf der Stelle einen derben Verweis gegeben. Als der Abend gekommen und er nach Hause zurückgekehrt war, schauderte er noch vor Entrüstung und als er den Vorfall den Nachbarn berichtete, schien es, als habe er seinen unverschämten Gegner noch vor sich, gegen den er seine kleine catilinarische Rede mehreremale und voll Feuer wiederholte. * * * kin Greis als Missionär. Gleiter Speisewirt ist nicht der einzige, der zum kbI Apostel wird. Ich habe nicht weit von hier einen Alten von Achtung gebietendem Äußern und von einer Güte, welche auf seinem offenen Gesichte wiederstrahlt; er hat so etwas vom Anstrich eines Gelehrten. Sein Name ist Abba. Er nun greift die Sache anders an. Er ladet die Freunde ein, ihn zu besuchen oder besucht sie selbst und mit einem Lehrbuch in der Hand hält er ihnen eine gute und gründliche Christenlehre, löst ihre Einwendungen, beseitigt ihre Schwierigkeiten und bringt es bisweilen dazu, sie zu überzeugen. Am Sonntag, wenn der Vater seinen Unterricht erteilt hat, wiederholt er dessen Predigt nach feiner Auffassung und macht sie demjenigen Teile des Publikums, welcher dieselbe nur halb oder garnicht verstanden haben sollte, verständlich. Vor vier Wochen an einem Sonntag fühlte ich mich nach der Stationsandacht müde und bekam Lust, auf einem Esel auszureiten. Ich besteige mein Tier und lasse es gehen, wohin es will. Es bringt mich in ein großes Dorf, wo ich nicht mehr denn eine Familie von Katechumenen zähle. Ich steige ab und lasse die Kinder sich um mich sammeln; es folgen dann auch die Eltern, ja sogar Alte aus der ©fern der Neger Seite 177 Nr. 6 zweiten und dritten Generation. Zuerst rede ich von unbedeutenden Dingen und hierauf von Religion. Mehrere sagen zu mir: „O Vater, wir wissen das alles schon. Abba hat es uns gelehrt." „Ganz recht. Ist sein Haus weit von hier?" „Nein, im Dorfe, welches du im Nordosten siehst." „Ich will hingehen und ihn beglückwünschen." „Vater, er ist noch nicht heimgekehrt." Am folgenden Tage bei Tagesanbruch finde ich ihn im Winkel eines Hauses der Nachbarschaft mit einer ganzen Schar guter alter Papas der Umgegend; auch sie waren am Abend nicht an den heimatlichen Herd zurückgekehrt. Ihre roten und noch nicht recht offenen Augen bezeugten, daß die Nacht nicht ganz auf den Schlaf verwendet worden war. „Ah! ah!", sage ich lachend, da habe ich euch! Ihr habt hier Hochzeit gehalten, guten Wein getrunken und vielleicht um Geld gespielt." „Ah, jawohl, Vater," antwortete mir der Jüngste, Abba ist bei uns und erklärte uns gestern bis tief in die Nacht hinein die Glaubenslehre von der hl. Eucharistie." Diese kleinen Überraschungen tun, seien Sie dessen versichert, dem Missionär in der Seele wohl. Dr. 1 £bry$o$tomu$ IDittermtzncr f. |Sßcie wir in der letzten Nummer mitteilten, starb am 15. April im Chorherrenstifte Neustift bei Brixen der P. 1. hochwürdige Herr Or. I. Chrysostoinus Mitterrutzner. Mit ihm ist ein seltener Mann, eine Zierde der katholischen Wissenschaft, ein tüchtiger Philologe und einer der größten Sprachenkenner der Jetztzeit, ein erfahrener Schulmann, ein begeisterter Förderer des kath. Missionsweseus, ein Menschenfreund von seltener Opferwilligkeit und Selbstlosigkeit, ein Ruhm des schönen Tirol dahingegangen. Viele Tagesblätter und Zeitschriften in Tirol, Österreich und Deutschland haben ausführliche Nachrufe, Lebens-Beschreibungen und Aufsätze über ihn gebracht, worin die verschiedenen Seiten seiner Verdienste hervorgehoben werden. In der „Augsburger Postzeitung" erschienen zwei Aufsätze überden „letzten Schüler Mozzofantis", worin besonders Mitterrutzners Sprachkenntnisse gewürdigtwerden. Weitere ausführliche Aufsätze und eine Autobiographie sind in Vorbereitung?) Wir selbst haben bereits in Nr. 2 und 3 des II. Jahrganges des „Stern der Neger" eine Lebensbeschreibung Mitterrutzners mit eingehender Berücksichtigung seiner großen Verdienste um die Mission von Zeutralafrika, die Kongregation der Söhne des hlst. Herzens Jesu und deren Missionshaus in Mühland veröffentlicht. Hier möge noch ein kleiner Nachtrag zu unseren damaligen Veröffentlichungen folgen. Mitterrutzner war wohl der größte und aufrichtigste Freund und Wohltäter, den die Mission von Zentralafrika je besessen hat. Da er als solcher weit und breit bekannt war und die Leute wußten, daß sie ihm keine größere Freude machen konnten, als wenn sie ihm Almosen für Zentral-Afrika übergaben, so liefen reichliche *) Sie Autobiographie ist soeben erschienen Siehe Umschlag Seite 4» Gaben von vielen Seiten bei ihm ein. So lange er als Professor und Direktor am k. k. Gymnasium zu Brixen nitrite, benützte er seine Beziehungen zu hohen und vermögenden Familien und Persönlichkeiten und seine Ferienreisen, um für die Mission etwas zu bekommen. Nachdem er im Jahre 1893 die Stelle eines Gymnasialdirektors niedergelegt und sich zur wohlverdienten Ruhe nach Neustift zurückgezogen hatte, wirkte er in der stillen Klosterzelle als „Öpferstock" und als „Kooperator" — wie er sich gern nannte — für die Mission. Trotz seines hohen Alters stand er bis in die letzten Tage stets in lebhafter Korrespondenz mit seinen vielen Freunden. Schreiber dieses stand mit Mitter-rutzner seit 1881 in fortgesetztem brieflichen Verkehre, besuchte ihn oft in Brixen und Neustift und erhielt von ihm viele Tausende von Kronen für die Mission. Mitterrutzner ließ keinen Brief unbeantwortet, sondern erwiderte stets pünktlich mit seiner netten und deutlichen Schrift. Den meisten seiner Briefe legte er ein oder mehrere „Bildchen" — wie er sagte — bei: diese „Bildchen" waren Banknoten von 5, 10, 100 und selbst 1000 Gulden oder Mark für „unsere Mission", so nannte er die Mission von Zentralafrika. Selten ging ein Missionär, der ihn besuchte, ohne ein solches „Bildchen" oder wenigstens eine Goldmünze von seinem Zimmer fort. Jeder Missionär wurde von ihm mit heller Freude empfangen. Kaum hatte man sein Zimmer betreten, so eilte der edle Miaun zu seinem Schranke, schaute im „Opferstock" oder seiner Missionskasse nach und bedachte den Missionär mit einem reichlichen Almosen. Fand er die Missionskasse leer, so suchte er aus dem Scherflein, das er sich durch Schriftstellerei erworben hatte, eine Goldmünze her- Seite 178 Steril der Neger Nr. 6 aus und händigte sie dem Missionär ein. Was Bei seinem unerschöpflichen Wohltätigkeitssinn für die Missionäre Besonders auffiel, war seine aBsolute SelBstlosigkeit. Nie haBe ich gemerkt, daß er auf irgend eine Anerkennung oder gar Belohnung seiner mehr als fünfzigjährigen, fast unerschöpflichen Frei-geBigkeit gerechnet hätte. Er gaB Hunderte und Tausende in die Hände der Missionäre mit solcher Einfachheit und Anspruchslosigkeit, als oB.gar nichts vorgefallen wäre. Es machte den Eindruck, daß das GeBen ihm Pflicht und Bedürfnis, Lohn und Genugtuung und etwas ganz Natürliches und SelBstverständliches sei. Er machte mit seinen GaBen gar kein Aufsehen. Wie gesagt, hat SchreiBer dieses von Mitterrutzner viele Tausende für die Mission von Zentralafrika erhalten. Es wäre wirklich interessant, die Summen zusammen zuzählen, die Mitterrutzner der Mission von Zentralasrika unter 3 Pro-vikaren und 3 apostolischen Vikaren zugewendet hat! Diese Gesamtsumme würde durch ihre Größe alle in Staunen setzen! Meines Wissens hat Mitterrutzner selBst diese Summen nicht verzeichnet I es genügte ihm, sie gegeBen zu haBen! Diese Summen sind aBer verzeichnet im Buche des LeBens und Gott wird mit ewigem Lohne diesem wahrhaft "großartigen Wohltäter der Mission von Zentralafrika vergelten. Seine Teilnahme für b{e Mission von Zentralafrika BlieB ungeschwächt bis zu seinem Tode. Trotz seines hohen Alters BlieB der ehrwürdige Greis Bis zuletzt geistig frisch und SchreiBer dieses erhielt von ihm einen, mit der gewohnten netten Schrift ge-schrieBenen, langen Brief zehn Tage vor seinem Tode. Sein Krankenlager war kurz. Da ich am Gründonnerstag von seinem gefährlichen Zustande in Kenntnis gesetzt worden war, so eilte ich nachmittags nach Neustifi. Der Kranke war zeitweise nicht ganz bej fkch und erkannte teilweise Bekannte Personen Dr. 3. 0bry$ostomu$ mitterrutzner nicht mehr. Ich hegte den leBhaften Wunsch, ihn noch einmal zu sehen. Ich erlangte, daß die Krankenschwester, die ihn pflegte, mich Bei ihm anmeldete. Sogleich nickte er mit dem Kopfe, zum Zeichen, daß ich eintreten dürfe. Er erkannte mich auch gleich, und da ich sah, daß er den Mund mit Blut gefüllt und Schwierigkeiten hatte, zu sprechen, machte ich es kurz, sprach ihm den Dank unserer Kongregation und Mission aus für all das, was er Beiden Gutes erwiesen, versprach,ß daß wir für Zeit und Ewigkeit ihm dankBar BleiBen werden und Bat für die Kongregation, Mission und mich um seinen Segen. Die Krankenschwester reichte ihm Weihwasser, und indem er sein Brechendes Auge auf mich heftete, machte er mit der Hand ein großes Kreuz-zeichen, und ich vernahm die Worte:-„Der Vater, derSohn und der heilige Geist". Ich küßte ihm die Hand, und er wollte noch die meinige ergreifen, wie er es gewöhnlich machte, aBer ich ging rasch von dannen mit dem Gruß: „Auf Wiedersehen! GeloBt sei Jesus Christus!" Am 15. April ging der große Wohltäter unserer Mission ein zur ewigen Ruhe und zum Empfange des göttlichen Lohnes. Beiseinem großartigen LeichenBegängnisse, woran sich auch Se. Exzellenz, der hochwürdigste Fürst-Bischof von Brixen Beteiligte, nahmen der OBere, die Professen und"Zöglinge teil. Im Missionshause wurde ein feierlicher Seelengottesdienst für den großen Missionsfreund gehalten. Im Kreuzgange des Chorherrenstiftes Neustift Bei Brixen rechts vom Eingänge zur herrlichen Stiftskirche sind am Fuße der Mauer die einfachen Worte zu lesen: «D. Chrysostömus.» Da ruht die sterB-liche Hülle Mitterrutzners. Wir legen namens unserer Kongregation und Mission den Kranz aufrichtiger Verehrung und ewiger DankBarkeit auf chas GraB unseres großen Wohltäters nieder. Gott sei ihm ewiger Lohn! X. G, Am Msrlerpfahl. Novelle von Pater Bernard Zorn, Sohn des heiligsten Herzens Jesu. ein Vorschlag wurde angenommen. Sofort befreite man den beiden Gefangenen die Füße und ließ sie, die Hände jedoch noch zusammengebunden, nach ihrer Wohnung gehen. Das war viel von den Wilden! — Wer bürgte dafür, daß der tapfere Weiße sein Wort halte? Daß er nicht vielmehr sich mit den Freigelassenen vereinige, ihnen schnell die Hände befreie und dann gemeinschaftlich mit ihnen wieder von Neuem gegen sie kämpfen würde? Doch sie hatten den biedern Charakter Williams genügend erkannt — er war ein Mann und würde sich lieber sofort selbst an den Marterpfahl gebunden haben, als sein Wort brechen! Und wirklich, während Vater und Sohn ihrem Hause zuschritten, wo sie mit unendlichem Jubel begrüßt, empfangen und von ihren Fesseln befreit wurden, schritt William, dem Tode trotzig ins Auge schauend, auf seine Henkersknechte los. Etwas weiter zurück, etwa 150 Schritte vom Orte der Unterredung, befand sich ihr Lager, das mehr einer Hyänenhöhle oder einer Drachenbrut als einer Versammlung mit Vernunft begabter Wesen glich. Es befanden sich nämlich dort auch die Weiber der Wilden und wenn in der hl. Schrift der Zorn eines Weibes, einerlei von welcher Nasse, schon als das Schrecklichste auf dieser Welt geschildert wird, fürwahr, die Schrecklichkeit einer gereizten Hyäne der Urwälder Afrikas spottet jedem irdischen Vergleiche ; da muß man schon ins Jenseits sich begeben, zur Hölle hinabsteigen und sich die Schwiegermutter Luzifers anschauen! — — — Und wäre nur eine einzige solche Furie dort gewesen . . . mehrere Dutzend befanden sich daselbst, von welchen eine jede die andere an Grausamkeit übertreffen wollte. Diesem Gesindel nun ging William entgegen! — — Wahrlich, sein voriger Ausdruck: „Der tapfere Weiße hat gesprochen!" war keine unbegründete Prahlerei in seinem Munde gewesen! Ich glaube, viel begieriger können sich am jüngsten Tage nach vollendetem Urteilsspruche die Teufel nicht auf die zur Linken stürzen, als die wilden Weiber sich auf William stürzten! — So ein blutiges Vergnügen hatten sie schon lange erwartet. Doch war es nicht das erstemal, daß ihnen ein solches zuteil wurde und sie hatten sich daher schnell mit allen brauchbaren Marterwerkzeugen versehen. Was William bei ihrem Anblicke dachte, weiß ich nicht; er hat es auch niemanden gesagt. Doch, er wäre kein Mensch mehr gewesen, wenn, im ersten Augenblicke wenigstens, sich ihm das Blut nicht aus allen Venen zum Herzen zurückgezogen hätte, wenn sich ihm die Haare auf dem Kopfe nicht gerichtet und er nicht an allen Gliedern gezittert hätte! Diejenige, welche am schnellsten vorausgelaufen und zuerst mit ihm zusammengestoßen war, schlug ihm eine brennende Fackel ins Gesicht, spie ihn an und begab sich dann auf die Rückseite, von wo aus sie gehend, schreiend und rasend, ihm einen Fußtritt nach dem andern gab. Während sie so ihre unersättliche Rache befriedigte, war eine Zweite angekommen, die William mit dornigen Reisern ins Gesicht und auf die bereits fest gebundenen Hände schlug. Dabei grinste, höhnte und lachte sie so abscheulich, daß dies für William eine größere Qual sein mußte, als alle vorhergehenden. Als sie, wie es schien, ihre erste Lust gekühlt hatte, sprang auch sie wie eine Katze nach hinten und half der ersten, womit sie abwechselte. Vorn waren schon wieder, nicht nur eine, sondern zwei, drei und es kamen ihrer noch immer mehr; soviele, daß nicht einmal alle Platz hatten und daher nicht schnell genug die Reihe an alle kam, dem tapfern Weißen auch einmal ihre Tapferkeit zeigen zu können! Eine kratzte ihm mit ihren Krallen im Gesichte herum und überall, wo sie hinkam, ließ sie blutige Furchen zurück. Dann versuchte sie gar, ihm den Mund aufzumachen, um ihm ein faules und stinkendes Stück Menschenfleisch hineinzustopfen. Doch das hatte sie sich nicht gut genug überlegt; dabei war sie zu hastig zu Werke gegangen und hatte sich schon zu früh über ihren Triumpf gefreut! William nämlich, der ihre Absicht durchschaut, öffnete zwar den Mund, schloß ihn aber auch wieder zur rechten Zeit und biß, wie er es beabsichtigt, der Alten einige Finger bis zur Hälfte weg. — „Saarraak! Saarraak! Calb! Calb!" (Räuber! Räuber! Hund! Hund!) stöhnte, brüllte die Verwundete und reizte dadurch die andern noch immer mehr auf. Ihre bluttriefenden Finger in die Höhe hebend, begab sie sich, wie wahnsinnig sich gebarend vor Schmerz zu ihrem Manne und ihrem Sohne, die bewaffnet sich auch unter den Kriegern befanden und ein wenig zurückgeblieben waren, um zugleich mit ihrem neuen Häuptlinge sich über das Schicksal des Gefangenen zn Beraten. Wie eine solche verwundete Furie es nur zu tun imstande war, forderte sie die ihrigen auf, sie so grausam wie möglich zu rächen. Unterdessen trieben die andern Negerweiber da vorn noch immer ihr grausiges Spiel mit ihrem Opfer: Einige hatten versucht, seine Kleider, die sie nicht hatten abreißen können, in Brand zu stecken, um ihn nachher besser am ganzen Leibe martern zu können, und zum Teil war es ihnen auch gelungen. Schon waren einige damit beschäftigt, ihm glühende linken Fuße aus und gab ihr die Spitze seines Stiefels zu küssen. Daß dabei die zu diensteifrige Alte auch noch ihren letzten Zahn verlor und vielleicht noch die halbe Zunge mit, wird jeder begreifen! Die Beschwörungen der Vorerwähnten hatten nicht verfehlt, ihren Zweck zu erreichen. Mehrere bewaffnete Krieger stürzten schon aus William los und, hätte der Häuptling es ihnen nicht verwehrt, um ihn für noch größere Marter aufzusparen, wahrlich, sie hätten William buchstäblich in Stücke gerissen. Dobb (Bär), der Mann jener Alten, hatte sich jedoch, trotz des Verbotes seines Vorgesetzten, nicht enthalten können; er kam hinzugelaufen, schäumend Eisenstäbchen durch die Waden und Arme zn stecken; ein schauerlicher Anblick war es, William lebendig gebraten zu sehen und das Fleisch um das glühende Eisen herum kreischen zu hören. William war an den Füßen noch nicht gebunden. Er hatte noch gute europäische Stiefel an, die, weil sie für die Reise bestimmt, vorn und überall gut mit Nägeln beschlagen waren. Dann und wann, wenn eines dieser Geschöpfe sich gar zu dumm und unvorsichtig benahm und in seinem Eifer vergaß, daß sie es mit dem tapferen Weißen zu tun hatte, holte dieser mit dem vor Wut. In der Rechten schwang er dreimal eine Waffe in der Luft herum, die Ähnlichkeit mit einem Beile hatte und schleuderte sie dann gegen den Kopf des Weißen. Er war jedoch nicht geschickt genug, oder besser gesagt, William war noch geschickter gewesen als er; denn dieser hatte mit erstaunlicher Schnelligkeit, er wußte selbst nicht wie, die rechte Hand eben noch rechtzeitig lösen können. Er fing die Waffe auf, die ihn töten sollte. Sie war mit solcher Wucht geschleudert, daß sie, als William ihren Stiel auffing, diesen noch etwas nach hinten mitriß. Doch das kam gerade gelegen und so konnte William schon in einem wieder ausholen und dem Angreifer die Waffe wieder zurückwerfen. Das alles war das Werk einer Minute. Die zurückgeschleuderte Waffe traf Dubb, der eben vorhatte, sich mit einem Satze auf die vermeintliche Leiche des tapferen Weißen zu stürzen, so unglücklich mitten in die Stirne, daß der Kopf förmlich gespalten wurde und der Arme im Augenblick eine Leiche war. So ein Meisterstück hatte noch keiner der Wilden geliefert! Obwohl durch diesen Zwischenfall die Wut der Schwarzen gegen William noch immer gesteigert wurde (wenn sie überhaupt noch größer werden konnte), so wuchs aber auch der Respekt und selbst guter Rat und, sollte er gelingen, ich würde sicher nicht derjenige sein, der über den Erfolg unserer heutigen Expedition unzufrieden wäre, aber, aber — der tapfere Weiße hat andere Götter als wir . . . ich fürchte, daß er sic nicht mit den unsrigcn vertauschen wird!" „Was?" warf diesem ein Anderer vor, was?" Ist er nicht unser Gefangener, ganz in unserer Gewalt? Muß er nicht tun, was wir ihm befehlen? Wird er nicht froh sein, um sein Leben retten zu könne», alles zu tun, was wir von ihm verlangen?" Der Redner war ein großer Häuptling und von allen gefürchtet. „Bringet ihn her!" rief er denjenigen zu, die um William standen und ihn be- eine mysteriöse Bangigkeit vor dem tapfern Weißen in ihnen immer mehr. Töten wollten sie ihn noch nicht; was sie jedoch mit ihm anfangen sollten, darüber waren sie selbst noch nicht im Klaren. Einige rieten, man solle versuchen, ihn zu bewegen, ein Mitglied des Stammes zu werden. Vielleicht, wenn er sich gar bereden ließ, ihr Häuptling zu werden . . . unter einem solchen Anführer würden sie bald alle ihre Nachbarstümme unterworfen und tributpflichtig gemacht haben. „Ja," sagte ein anderer, „das wäre allerdings ein wachten. Diese forderten den tapfern Weißen auf, mit ihnen zum Häuptling zu gehen. Die Hände hatte er frei, denn nach jenem Ereignis von vorher hatte keiner es mehr gewagt, Hand an ihn zu legen. William sprach gar nichts. Seine Augen funkelten wie die eines Tigers, wenn er in der Falle ist und keine Hoffnung mehr auf Rettung hat. Was wird wohl jetzt kommen? dachte er bei sich. Schon stand er dem Häuptlinge gegenüber. Dieser musterte ihn von oben bis unten. Er schien fast Mitleid mit ihm zu haben, so schrecklich hatten die Weiber ihn verarbeitet! — „Der tapfere Weiße," begann er feierlich, „ist in unserer Hand. Er ist unser Gefangener. Wir können also mit ihm machen, was wir wollen! — Wir können ihm mit einemmale den Kopf abschlagen und wir können ihm mit unsern Haken den Bauch aufreißen und mit Kohlen füllen; wir können ihn abschlachten und sein Fleisch verzehren und wir können ihn auch an den Marterpfahl binden, ihn an demselben langsam zu Tode quälen und seine Überreste den Vögeln des Waldes hinterlassen!" Dann schwieg er einige Augenblicke, dem tapfern Weißen scharf ins Gesicht schauend, um zu sehen, was für einen Eindruck seine Rede auf ihn mache; — doch William zuckte nicht einmal mit den Augenlidern. Das steigerte die Bewunderung des Häuptlings aufs Höchste. Ja, er mußte alles versuchen, so einen Krieger auf seine Seite zu bekommen! — „Der tapfere Weiße," fuhr er nach kurzer Zeit fort, „ist der Sohn eines tapferen Vaters; Allah hat ihn gesegnet und ihm ein sicheres Auge und eine gute Faust gegeben!" Wiederum hielt er time, um zu beobachten, ob diese Schmeichelworte einen bessern Eindruck auf ihn machten; doch William bewegte keine Muskel! Er fuhr also bald wieder fort: „Jst's der tapfere Weiße zufrieden, so bin ich sein Freund und alle meine Leute sollen ebenfalls seine Freunde sein. Er wird mit uns aus die andere Seite des Flusses gehen. Dort, an einem schönen See sind unsere Wohnungen. Ungeheure Wälder breiten sich um uns aus und, so wahr Allah die Welt erbaut hat, schönere Jagdgefilde gibt es nicht unter der Sonne!"---------Er hielt nochmals ein, um für den großen Schlag alle seine Beredsamkeit, Liebenswürdigkeit und Klugheit zu sammeln. „Der tapfere Weiße," fuhr er fast singend und jubelnd sort und legte seine beiden Daumen aus die Stirne, „hat einen dicken Verstand, einen hölzernen Willen und ein rundes Herz (dabei fuhr er mit der Linken über seinen buntbemalten Bauch); alle müssen ihn lieben, doch auch alle sollen ihn fürchten! — Auch — unsere Feinde! — Der tapfere Weiße — o, wäre er unser Häuptling — vor ihm würden alle fliehen und seine Hand würde alle zerschmettern, die sich ihr entgegensetzten! Ist der tapfere Weiße zufrieden, so reiche er mir die Hand!" — — — William rührte sich nicht . . . Nie kocht es so fürchterlich in den Alpen Tirols, wenn im Juni sich ein großes Gewitter zwischen ihnen festgesetzt hat, als es jetzt in dem Herzen des enttäuschten Häuptlings kochte! Haß, Neid, Verachtung, Rache und, wer weiß was alles, stiegen in ihm aus und drohten ihn umzubringen. Einen Augenblick konnte es ihm vielleicht noch gelingen, sich zu bezwingen. Er suchte daher, so gut oder so schlecht es eben ging, seine Aufregung zu verbergen und begann nochmals 'als ob er noch etwas Vergessenes hinzufügen oder etwas vielleicht Mißverstandenes erklären oder wenigstens eine Äußerung des tapferen Weißen erfahren wolle. „Daß wir andere Götter haben als die Weißen wird dem tapferen Weißen doch sicher nicht den Plan verderben! Muß er doch auch zugeben, daß unser Prophet viel größer und mächtiger ist als der der Weißen. Daß unser Prophet viel tapferer war als der der Weißen, der sich feige an den Marterpsahl binden ließ!" — Williams Augen sprühten Blitze. Hätte er nur eine von den Waffen in die Hände bekommen, o, wie würde es dem Verwegenen und noch mehreren Umstehenden ergangen sein! „Man sagt ja allgemein," wagte der Häuptling noch hinzuzufügen, „daß die Weißen nur Hunde seien und nach ihrem Tode alle von unserem Propheten in die Hölle geworfen würden, wo sie ... ." — „Halt!" donnerte ihn William an und versetzte ihm dabei mit der Faust einen so wuchtigen Hieb aus das Lästermaul, daß ihm Hören, Sehen und Atemholen verging und er wie tot zurückbaumelte. Die Verwirrung und der Lärm wurden allgemein; alle liefen herum und rasten und wüteten, ohne vielleicht noch zu wissen, was vorgefallen und um was es sich eigentlich handle. Diese Verwirrung kam für William wie gewünscht; er benützte sie, um das ihm abgenommene Gewehr, das er etwas seitwärts gegen einen Baumstamm gestellt, bemerkt hatte, wieder zu sich zu nehmen und dann lies er wie ein Verzweifelter davon. Schon mochte er einen Steinwurf weit sich entfernt haben, als man seine beabsichtigte Flucht bemerkt hatte. Alle liefen ihm nach, auch die Weiber; doch das war Williams Glück! Durch das Gedränge und Gehatschel der Weiber wurden die Männer im Laufen aufgehalten und so erlangte William einen noch bedeutenderen Vorsprung. Auf einmal gewahrte er vor sich etwas, das ihn vielleicht den Nachstellungen seiner Feinde entreißen konnte. Es war eine tiefe Grube, die mit Reiser und Gras zugedeckt war; wahrscheinlich eine Vorrichtung, um Löwen zu sangen. Er horchte schnell hinein; wie es schien, war bis jetzt noch keiner drin und wenn auch — — — könnten dessen Krallen grimmiger sein, als die jener Weiber? Er rutschte also an einer Seite hinein; machte jedoch, daß die Reiser dabei so viel als möglich wie vorher liegen blieben. Pums! dröhnte es in der Grube, als der arme „Löwe" unten ankam, doch dabei blieb es. Die Öffnung da oben war auch nicht so groß geworden und William konnte hoffen, daß es den Verfolgern nicht auffallen werde. Stern der^Neger Nr. 6 Seite 183 Das erste, was Williain nun tat, war, betn lieben Gott für seine bisherige Rettung zn danken. Eine Stund verfloß nach der andern: nichts Neues und, was ^William noch lieber war, nichts Altes ereignete sich mehr. Jeden Augenblick und so oft sich da oben ein Zweigleiu bewegte, schaute William auf. Wie, wenn einer seiner Verfolger in seiner Hast sich verliefe und zu ihm hinabkäme? Er würde durch sein Schreien seine Kollegen herbeiziehen und zugleich auch ihn verraten. Doch das 'traf nicht ein; alles war ruhig um ihn her; er hätte gerne geschlafen und ein wenig ausgeruht; doch der Hunger plagte ihn zu sehr. — „O guter Daniel," betete er, „der du auch einst in einer Löwengrube dich befandest und Hunger hattest wie ich jetzt; sende doch den Habakuk auch einmal zu mir! Er könnte jedoch jetzt vielleicht eine doppelte Portion bringen, denn ich habe —" Während er noch so und auf ähnliche Weise betete, kam zwar der ersehnte Habakuk nicht, doch ein süßer Schlaf und das war ihm auch viel wert. Als er erwachte, bemerkte er, wie einige Sonnenstrahlen durch die Reiser in seine Grube drangen. Er schöpfte neue Hoffnung. Nun muß ich sehen, wieder herauszukommen, sprach er leise vor sich hin. Bevor er sich ans Werk machte, horchte er noch eine zeitlang recht aufmerksam, ob auch wirklich alles um ihn herum sicher sei. Es schien ihm so. Er zog also einige Reiser, die etwas tief hinabhingen, ganz herunter; dabei fielen, wie er gewollt, auch einige dicke Knittel mit herunter, die dazu gedient hatten, das ganze Gewölbe zu tragen. William stützte sich gegen die Wände der Grube und gelangte, mühsam an ihnen hinaufkletternd, glücklich oben an. Es war schon Heller Tag. Gut für ihn, daß er sich da herausgemacht, denn kurz darauf kam ein wirklicher Löwe zur Grube. Wie es schien, hatte der nicht so große Angst vor den Wilden; auch keine Lust, sich da unten zu amüsieren. Er blieb daher ganz ägerlich vor der Grube stehen, sperrte den Rachen auf und schien zu denken: „Kanailles! hätte ich euch mal zwischen diesen________" Nicht weit von jenem verhängnisvollen Orte mußte sich ein ein Fluß befinden, denn William glaubte das Brausen seiner Wellen zu vernehmen. Mit Aufwendung aller ihm noch zu Gebote stehenden Kräfte begab er sich nach jener Richtung und richtig, er hatte sich nicht getäuscht. Schon sah er durch die Bäume etwas blinken; das mußte der Fluß sein und dort hoffte William auch etwas Nahrung zu finden. Während er so daherschritt, erinnerte er sich, daß jener Unverschämte ihm gesagt hatte, ihre Wohnungen seien jenseits des Flusses. — Wie, wenn er aus einer Löwengrube in eine noch viel gefährlichere liefe? Wenn er jetzt, nachdem er ihren Händen glücklich entronnen, ihnen nochmals in dieselben liefe? Und seine Sorgen waren nicht unbegründet. Während er, sich hinter einen Baum stellend, den Fluß und seine Ufer ausspähte, sah er, wie ein Neger ein aus Schilfrohr fabriziertes Fahrzeug herbeitrug; zwei befanden sich schon auf dem Wasser; die übrigen waren damit beschäftigt, ihre früher in der Nähe des Flusses sorgfältig versteckten Fahrzeuge wieder herbeizuholen. Da hieß es aufgepaßt! Das geringste Geräusch hätte ihnen seine Anwesenheit verraten und sie allarmiert. Etwas war William jedoch in dieser ganzen Geschichte rätselhaft. — — Wie war es doch möglich, daß die Wilden ihn so schnell vergessen hatten, daß sie nicht länger und nicht sorgfältiger nach dem Entflohenen gesucht hatten? Er konnte doch auf keinen Fall weit weg sein! Zudem: sie waren doch viel besser in jenen Wäldern bekannt als ein Weißer und kannten jeden Schlupfwinkel desselben. Wie konnte man sich daher erklären, daß sie jetzt so geordnet ihre Rückreise eintraten, gerade, als ob alles nach ihrem Wunsche ausgefallen wäre? Bald sollte sich ihm auch dieses Rätsel lösen. — Nachdem er längere Zeit dem Treiben der Schwarzen zugeschaut hatte, gewahrte er am jenseitigen Ufer noch einen andern Trupp der schwarzen Sippe. Dieser mochte wohl 10—12 Mann zählen. Waren diese bereits vom diesseitigen Ufer hinübergefahren? Oder warteten die da drüben auf diese? William vermochte es nicht zu ermitteln, doch erkannte er, nachdem er sich den Trupp länger angeschaut hatte, in ihrer Mitte den so lang vermißten und so vergebens gesuchten Pater Byron, wie er, an Händen und Füßen gebunden, von ihnen gemartert wurde! (Fortsetzung folgt.) Der hl. Johann Baptist öe la Kalle. Die Jugendzeit des heiligen. hl. Johann Baptist de la Salle, geboren am 30. April 1651 zu Reims, jener altehrwürdigen Stadt der Champagne, in welcher der hl. Remigius im Jahre 496 den Frankenkönig Chlodwig getauft hatte, stammte aus einer altadeligen, sehr frommen Familie. Sein Vater war Ludwig de la Salle, königl. Rat beim Oberlandesgerichte zu Reims, und seine Mntter Nicola Moöt de Brouillet. Er warder älteste unter sieben Geschwistern, welche sich größtenteils dem Dienste Gottes im Ordens- und Priesterstande weihten. Ein de la Salle war noch im Jahre 1888 bei der Seligsprechungsfeier unseres Heiligen in Rom anwesend. Die wahrhaft christlichen Eltern de la Salles unterließen nichts, ihren Sohn zur Frömmigkeit und Tugend heranzubilden. Der junge Johann Baptist entsprach in vollkommenster Weise ihren Erwartungen. Kaum hatte er das Alter der Vernunft erreicht, als es schon seine größte Freude war, dem öffentlichen Gottesdienste beizuwohnen und in der freien Zeit Kapellchen und Altärchen zu errichten, um die kirchlichen Zeremonien nachzuahmen. Er Bestürmte seine Eltern um die Erlaubnis, in der Pfarrkirche mini-strieren zu dürfen und entledigte sich dieses Amtes mit einer Andacht und Würde, daß sich jedermann erbaute. Oft verließ er die Spiele seiner Jugendfreunde, um in die Kirche zu eilen und vor dem Altare der Gottesmutter zu beten. Eine besondere Freude machte es dem jungen Johannes, wenn ihm seine fromme Mutter aus dem Leben der Heiligen vorlas. Heimlich entzog er sich oft Familienfesten und bat eine fromme Person, ihm den gleichen Dienst des Vorlesens zu erweisen. Als de la Salle 9 Jahre alt war, trat er in das mit der Universität verbundene Gymnasium seiner Vaterstadt. Hier war er durch seinen Fleiß, seine Anlagen und durch sein liebenswürdiges, sanftes und gesetztes Wesen bald ein Vorbild für seine Mitschüler, die ihn wegen seiner Sittsamkeit und Heiterkeit liebgewannen. Das gute Kind verlor durch das eifrige Studium nichts von seiner Frömmigkeit. Die Zeugnisse seiner Studienjahre sind noch aufgehoben und weisen durchaus die besten Noten auf. Die Eltern gaben sich der freudigen Hoffnung hin, daß ihr Sohn einst eine glänzende Stellung einnehmen und die Ehre seiner Familie sein werde. Aber der junge Johannes war zu etwas Höherem berufen und bat daher seine Eltern, ihm in der Wahl seines Berufes kein Hindernis entgegensetzen zu wollen. Diese brachten auch mit Freuden das Opfer, das Gott von ihnen verlangte. Nach damaligem Gebrauche empfing Johannes schon mit 12 Jahren das geistliche Kleid. Von dieser Zeit an nahm sein Eifer in allen Tugenden immer mehr zu. Vorbereitung des Beiligen für seinen späteren Beruf. In derselben Zeit lebte in Reims ein durch seine Frömmigkeit und Gelehrsamkeit ausgezeichneter Domherr namens Roland, der zur Erziehung der weiblichen Jugend die Genossenschaft der Schwestern vom Kinde Jesus gegründet hatte. Diesen vortrefflichen Priester hatte sich de la Salle, der bereits auch mit der Würde eines Kanonikus des dortigen Metropolitankapitels bekleidet war, zu seinem Seelenführer erwählt. Roland erkannte in unserem Heiligen den geeigneten Mann, nach seinem Ableben die Leitung genannter Genossenschaft zu übernehmen. De la Salle tat dies auch und erwirkte den Schwestern die gesetzliche Anerkennung. Doch war dies nicht das Werk, zu welchem ihn Gott erwählt hatte, es sollte ihn nur zu seinem eigentlichen Berufe vorbereiten. Ein frommer Laie namens Niel befaßte sich um diese Zeit recht angelegentlich mit der Erziehung von Knaben, für welche er Schulen gründete. Eine gottselige reiche Dame ersuchte ihn, auch in Reims eine Schule zu errichten. De la Salle nahm Niel in seine Wohnung auf und bot ihm seine Hilfe an. Da Herr Niel viel auf Reisen war und die von ihm gegründeten Schulen nicht ordentlich geleitet wurden, so übernahm de la Salle dieses Amt. Er mietete im Jahre 1680 ein Haus, nahm die jungen Lehrer in dasselbe auf, entwarf für sie eine Lebensregel und sorgte für ihren Lebensunterhalt, sowie auch für ihre geistlichen Fortschritte. Er unterrichtete sie nicht nur in den Pstichten ihres Berufes, sondern hielt selbst Schule und war so für seine Genossen ein Vorbild jeder Tugend und das Mnster eines vollkommenen Lehrers. Unter dieser Beschäftigung reifte in de la Salle der Plan, seine Genossenschaft zu einem religiösen Institute auszubilden. Am 24. Juni 1681 nahm er die Lehrer für immer in seine Wohnung auf. Da de la Salle nicht gleichzeitig die Pflichten eines Kanonikus und die Leitung der Schulen erfüllen konnte, so verzichtete er nach reiflicher Überlegung und eifrigen Gebeten um Erkenntnis des göttlichen Willens auf sein Kanonikat mit der reichen Pfründe, obgleich ihn das Kapitel nur ungern scheiden sah und der Bischof ihm die nötige Erlaubnis nur schwer erteilte. Diesem ersten heroischen Akte folgte bald ein zweiter. Da de la Salle seine Kongregation auf dem soliden Fundamente der religiösen Armut errichten wollte, so verteilte er bei der großen Hungersnot des Jahres 1681 sein beträchtliches väterliches Vermögen unter die Armen und war dann selbst genötigt, um Almosen zu bitten. Üm der jungen Genossenschaft einen dauernden Bestand zu sichern, versammelte der heilige Stifter am Feste Christi Himmelfahrt 1684 die zwölf besten Lehrer, hielt mit ihnen zehntägige geistliche Übungen, legte mit denselben dann die Gelübde des Gehorsams und der Beharrlichkeit auf drei Jahre ab und gab der Gesellschaft den Namen „Brüder der christlichen Schulen." Zur Heranbildung von neuen Mitgliedern gründete der Heilige ein VorbereitungsNoviziat und für weltliche Lehrer eine Lehrerbildungsanstalt, die erste dieser Art. Im Jahre 1688 zog Johann Baptist de la Salle mit einigen Brüdern nach Paris, wo er auf Wunsch des Pfarrers von St. Sulpice eine Schule eröffnete. Bei Gründung einer weiteren Schule brach vonseiten der weltlichen Schüler, die sich in ihrer Existenz bedroht glaubten, eine große Verfolgung gegen de la Salle aus. Man plünderte die Häuser der Brüder und machte dem Heiligen den Prozeß, dessen Entscheidung, da sie zu seinen Gunsten ausfiel, noch weitere Ausschreitungen verursachte. Der Heilige, der nur die Ehre Gottes und das . Heil der Seelen suchte, ließ sich durch die mannigfachen Leiden, Widersprüche Verfolgungen, Bedrängnisse, Verachtungen u. dgl. nicht entmutigen, sondern pflegte nur ganz ruhig zu sagen: „Gott sei gebenedeit!" Teste ßründung der neuen Ordensgenossenschaft. Im Jahre 1692 gründete de la Salle zu Vau-girard bei Paris ein Noviziat, worin die äußerste Armut und die größte Strenge, wie in La Trappe, herrschte. Bußgürtel und Cilicien wurden nicht abgelegt; Feuer gab es im ganzen Hause nicht. Einige alte Bänke bildeten fast die ganze Einrichtung. Die kurze Nachtruhe nahm man auf harten Strohsäcken, die Mahlzeit bestand aus dem in den benachbarten Klöstern Zusammengebettelten; öffentlich klagte man sich über die begangenen Fehler an und verrichtete dafür die strengsten Bußwerke; es herrschte ein Eifer wie in den alten ägyptischen Klöstern. Im Jahre 1694 legten daselbst nach mehrtägigen geistlichen Exerzitien die ersten zwölf Brüder die ewigen Gelübde ab. In dieser Zeit schrieb der Heilige unter Tränen, Nachtwachen und blutigen Geißelungen die Ordensregel, welche er von den Obern dreier verschiedener Orden prüfen ließ und dann bei den Exerzitien seiner Genossenschaft vorlegte, die mit Dank und Freude ihre Zustimmung erteilte. Das Institut und dessen Regeln wurden 1725 vom Papste Benedikt XIII. durch die Bulle In Apostolicae dignitatis bestätigt und durch Patent Ludwigs XV. gesetzlich anerkannt, nachdem dieselbe schon früher von mehreren Bischöfen Frankreichs geprüft und genehmigt worden waren. Der Ruf des Dieners Gottes und seiner segensreich wirkenden Gesellschaft breitete fich immer mehr aus und es ergingen von allen Seiten Bitten an ihn zur Gründung neuer Schulen. Der Heilige ging vorsichtig zu Werke; er sah mehr auf die Beschaffenheit als auf die Zahl der Brüder. Jährlich versammelte er diese in den Ferien im Noviziatshause zu Vaugirard und hielt ihnen die geistlichen Exerzitien. König Jakob II. aus England übergab dem Heiligen auf Vorschlag des Kardinals Noailles viele vornehme Jünglinge aus Irland, deren Familien aus der Heimat verwiesen worden waren, zur Erziehung. Dies bildete die Veranlassung zur Gründung von Pensionaten. Auch Besserungsanstalten für verwahrloste Jünglinge, sowie Sonntags-, Gewerbe- und Realschulen gründete der Diener Gottes. Nach Rom sandte er auch Brüder, um das Institut mit dem hl. Stuhle enge zu verbinden. Die letzten Cage des Heiligen. Sein seliger Cod. Das Leben des Heiligen war eine ununterbrochene Kette von Leiden aller Art. Sein sehnlichster Wunsch ging dahin, die Leitung der Gesellschaft einem tüchtigen Nachfolger zu übertragen, sich selbst diesem ganz zu unterwerfen und sich so auf sein Ende vorzubereiten. Auf dem zu diesem Zwecke zusammenberufenen Generalkapitel wurde auf seine dringenden Bitten der Bruder Bartholomäus zum Generalobern gewählt. Der Heilige zog sich ins Kloster des hl. Jonas in Rouen zurück, führte daselbst ein Leben des Gebetes, des Gehorsams und der strengsten Abtötung. Seine Kräfte waren erschöpft. Im Anfange des Jahres 1719 war sein Zustand bedenklich. Am Feste des hl. Josef, den er besonders verehrte und unter dessen Schutz er seine Genossenschaft gestellt hatte, erlangte er die Kraft, aufzustehen, um nochmals die hl. Messe zu lesen. Es war das letztemal. Am Mittwoch in der Charwoche nahm seine Schwäche zu. Er bat um die hl. Sterbsakramente. Bekleidet mit Rochet und Stola empfing er knieend auf dem Fußboden, umgeben von seinen trauernden geistlichen Söhnen, die hl. Kommunion und ließ sich dann wieder ins Bett legen. Am Gründonnerstag erteilte man ihm die letzte Ölung. Die Brüder versammelten sich um sein Sterbelager; er erteilte ihnen auf ihre flehentliche Bitte seinen Segen, sowie eine letzte Ermahnung. Gegen Mitternacht begann der Todeskampf. Um 2 Uhr kehrte das Bewußtsein wieder. Der Heilige verrichtete das Gebet, womit er seit seiner Kindheit das Abendgebet zu beschließen pflegte: „O Mutter der Barmherzigkeit, church welche Gott uns Gnad' verleiht, mach' uns von unsern Feinden frei und steh' im Todeskampf uns bei!" Seine letzten Worte waren: „Ich bete in allem den Willen Gottes an, was er auch über mich verhängen mag." Gegen 4 Uhr machte er eine Bewegung, als wollte er jemanden entgegengehen; dann faltete er die Hände, erhob seine Augen zum Himmel und verschied sanft und selig im Herrn im Alter von 68 Jahren; es war der hl. Charfreitag, der 7. April 1719. Als sich die Kunde vom Tode des hl. Stifters verbreitete, vernahm man überall nur die Worte: „Der Heilige ist tot!" Alles eilte herbei, ihn nochmals zu sehen. Sein Aussehen war noch ebenso freundlich wie bei seinen Lebzeiten. Sein Kruzifix, sein Rosenkranz, seine „Nachfolge Christi", sein Neues Testament und sein Brevier wurden von den andächtigen Gläubigen als Reliquien in Anspruch Nr. 6 Stern der Neger Seite 187 genommen; ebenso erging es seinen Kleidern. Der Leichnam des Heiligen wurde, mit den priesterlichen Gewändern bekleidet, in einer ©eitenfapeffe der Pfarrkirche St. Sever beigesetzt und im Jahre 1734 in die eigene Kirche der Brüder des Klosters M, Aon Übertragen. Hočami Baptist de ia Salle Der Diener Gottes, der schon zeitlebens durch auffallende Wunder van Gott verherrlicht wurde, wirkte solche nach seinem Hinscheiden in solcher Zahl, daß sie allein ein besonderes Buch ausfüllen. * * * Selig- und Heiligsprechung. Im Jahre 1840 wurde der Diener Gottes vom Papste Gregor XVI. ehrwürdig erklärt. Pius IX. verkündete am Ällerheiligentage 1873 feierlich, daß der ehrw. Johann Baptist de la Salle Seite 188 Stern der Neger Nr. 6 die theologischen und Kardinaltugenden in heroischem Grade geübt habe und man zur Prüfung der Wunder schreiten könne. Nachdem dies geschehen roar, erfolgte am 19. Februar 1888 vom heiligen Vater Leo XIII. die feierliche Seligsprechung. Das Fest des Seligen mit einer eigenen Messe wurde auf den 4. Mai gesetzt. Die besonderen Gebetserhörungen auf die Anrufung des Dieners Gottes mehrten sich nach dessen Seligsprechung so sehr, daß schon innerhalb 12 Jahren zur Heiligsprechung geschritten werden konnte. Im Dekrete über die Wunder des Seligen konnte der glorreich regierende heil. Vater Leo XIII., dieses Licht vom Himmel, den Ausspruch fällen: „Wenn auch die Frage, ob dieser Mann im Besitze der himmlischen Herrlichkeit sei, schon längst entschieden werden konnte, da seine Heiligkeit durch Wunder bestätigt ist, so scheint es doch im Ratschlüsse der göttlichen Weisheit zu sein, den Seligen unserer Zeit als Führer und Vorbild hinstellen zu wollen, in welcher viele vergessen haben, daß die Furcht des Herrn der Anfang der Weisheit ist, da Gott entweder ganz aus dem Erziehungssystem entfernt wurde, oder doch die Jugend nach Grundsätzen erzogen wird, die nicht der Geist Christi, sondern die menschliche Weisheit eingibt, sodaß das Wort des hl. Augustin wahr bleibt: „Wo nicht Gottesliebe, herrschen der Sinnlichkeit Triebe." Daraus ergibt sich von selbst, daß es nicht bloß zeitgemäß, sondern sehr nützlich ist, gerade jetzt diesen Mann unter die Heiligen einzureihen, der so sehr das Bild des göttlichen Lehrmeisters an sich trägt, welcher ge-' sagt hat: „Lasset die Kleinen zu mir kommen!" gum hhl. Kerzen Jesu. Von P. Bernard Zorn, Sohn des hhl. Herzens Jesu. D komm', ich zeig' dir einen Ort, Den schönsten, denn ich kenn' auf Erden; Dort wird es dir so heimlich werden, Daß nimmer du fast möchtest fort! Zur Kirche komm', zu dem Altar, Die heil'ge Hostie ich dir zeige; O komm' mit mir, schau hin und — schweige: Er spricht zu dir so mild und klar! Ja, schau zu dieser Sonn' empor, Ein Herz kannst du darin erblicken, Das ist so schön, daß voll Entzücken Es stets umflort der Engel Chor. Der Feind, er flieht, wenn er gewahrt Die vier geheimnisvollen Zeichen Auf Jesu Herz, muß zitternd weichen Wohl jedem, der sie treu bewahrt. Dem e r st e n beug'n sich aller Knie'n, Ihm „Heilig, heilig, heilig!" singen Die Cherubim; ihm ewig klingen Der Seraphinen Harmonie'n. Es ist das Kreuz; wo es erstrahlt, Erstrahlet Licht und Glück und Wonne; Dort strahlt's, wie wenn die Maiensonne Im Perlentau sich zaubernd malt. Dann kommt der Liebe schönstes Bild, Die Flammen, die dies Herz umgeben; Der Lieb', aus welchem ew'ges Leben Der todbedrohten Menschheit quillt. O hochverehrte Dornenkron', Die unsre Sünden dir gewunden; O welchen Schmerz hast du empfunden O hochgelobter Gottessohn! Ganz eng um dieses Herz sich schlingt, Dies rauhe, spitze Dorn geflech te; Es zeigt, welch' Opfer der „Gerechte" Und welches Weh die Sünde bringt. O Sohn des Herzens Jesu eil' Herbei zur ros'gen H e r z e n s w u n d e, Sie ist der Rettung frohe Kunde, Ist aller Menschen Glück und Heil! v •'ä "V ^ ^ ^ ^ y as hhl. Der; Aesu in öen christlichen Mmilien. ie Kirche hat dem hlst. Herzen des Gottessohnes und der Andacht zu demselben den Monat Jumi geweiht. Alljährlich feiert sie das Fest dieses hlst. Herzens am Freitag nach der Oktav des Frohn-leichnamsfestes. Diese so schöne und herrliche Andacht zum hlst. Herzen Jesu hat seit der Zeit, da der göttliche Heiland sie der seligen Margaretha Alacoque offenbarte, im Sturme die ganze Welt erobert, sodaß die Bruderschaft des hlst. Herzens in Verbindung mit dem Gebetsapostolate den großartigsten Verein der ganzen Welt bildet. O wie liebenswürdig ist diese Andacht! Ist aber die Herz Jesu-Andacht höchst segensreich für alle Menschen unserer Zeit, so ist sie besonders wirksam für die christliche Familie. Der liebe Heiland hat ja jenen, welche Sein göttliches Herz verehren, ausdrücklich verheißen: I ch werde den Frieden ihren Familien geben. Jener Friede, welcher in Liebe zu Gott und der wahren christlichen Nächstenliebe besteht. Welch hohes Gut ist er und wer bedürfte desselben mehr als die Familie! In der Verehrung des heiligsten Herzens Jesu findet die Familie diesen Frieden; das Herz Jesu ist ja ein Herz der Liebe und Liebe lehrt und gibt es allen, die es anbeten und verehren. Weiter verheißt dieses göttliche Herz Jesu Seinen Verehrern: „Ich werde ihnen alle Gnaden reichlich geben, welche ihremStande notwendig sind." Schwer und verantwortungsvoll ist der Beruf eines christlichen Hausvaters, einer christlichen Hausmutter und auch der übrigen Hausgenossen; wer dieses Joch mit Leichtigkeit tragen und seine Standespflichten getreu erfüllen will, der sei ein eifriger Verehrer des göttlichen Herzens! Wiederum spricht dies Herz über die Seelen, die es lieben: „Ich werde sie in allen ihren Mühsalen trösten!" O wie kummerschwer ist oft ein Vater-, ein Mutterherz, wie oft müssen selbst Kinder im zarten Alter schon den Fluch der Sünde, Leid und Krankheit und Trübsal verkosten! Eltern und Kinder, sucht in Leid und Tränen Trost beim Herzen Jesu! „Ich werde all' ihre Unternehmungen mit reichlichem Segen begleiten," verheißt ferner das göttliche Herz. Der Ernährer der Familie, der Vater, muß oft, während die Mutter zuhause sich der Kleinen annimmt, im Schweiße des Angesichts sorgen um das tägliche Brot für sich und die ©einigelt und trotzdem will es nicht vorwärts gehen. O wenn das heiligste Herz Jesu in den Familien recht geliebt und verehrt würde, wie würden da die verschiedenen Sorgen zu einem guten Ende führen! Andere Verheißungen, welche der göttliche Heiland der seligen Margaretha Alacoque für die Verehrer Seines Herzens geoffenbart hat, lauten: „Die lauen Seelen werden eifriger werden." „D ie Sünder werden in meinem Herzen die Quelle der Barmherzigkeit finden." Wie mancher ungeratene Sohn, wie manche leichtfertige Tochter ist lau geworden; sie gehen die Wege der Sünde, sie sind der schwere Kummer der Eltern geworden. — O ihr Eltern, bestürmt doch das göttliche Herz des guten Hirten mit der Bitte, daß er das verirrte Schäflein wieder zurückführe in die Vaterarme, ans fromme Mutterherz! Ich brauche nun die übrigen Verheißungen nicht mehr anzuführen, ihr werdet aus den bisherigen bereits deutlich gesehen haben, was die Herz Jesu-Andacht für die christliche Familie bedeutet. Sie bringt Segen, reichen Segen in zeitlicher und ewiger Beziehung, sie vereinigt die entzweiten Familien, bringt den Geist des Friedens und der Liebe, stärkt die Eifrigen, rüttelt die Lauen auf und ist für Gatte und Gattin, für Eltern und Kinder und Dienstboten ein Unterpfand irdischer und himmlischer Glückseligkeit! Möge also in diesem Monat Juni die Liebe zu diesem heiligsten und süßesten Herzen in jedes Haus und jede Hütte einkehren; mögen durch die Andacht zu diesem Herzen recht viele laue Familien wiederum wahrhaft christliche katholische Familien werden! Gelobt, gebenedeit soll sein zu jeder Zeit Das heiligste Herz Jesu in alle Ewigkeit! Verschiedenes. Das jTesf des bl. Jfngelus in unserem IDiSSiOnsbaUSe. Der 6. Mai, an welchem die Kirche das Fest des für die Verteidigung des Glaubens gestorbenen Priesters und Märtyrers, Hl. Angelus, aus dem Karmeliterorden begeht, ist für alle Häuser unserer Kongregation ein Festtag als Namenstag unseresHochwürdigen Generalobern P. A >Ugelus Colombo roli. Vom ersten Generalassistenten bis herab zum jüngsten Laienbruder begehen alle diesen Tag mit festlicher Freude. Die Kapelle unseres Missionshauses trug ihr Festtagskleid. Bei her Kommunitätsmesse am Herz Jesu-Altare, welche ebenso wie die zu gleicher Zeit am geschmückten Maialtare stattfindende hl. Messe für den hochw. Pater Generaloberen .gelesen wurde, empfingen alle Professen, Novizen und Zöglinge die hl. Kommunion und opferten dieselbe für ihn auf. Daran schloß sich nachher ein feierliches Levitcnamt, an dessen Schluß von der ganzen Kommunität das ewig schöne „Großer Gott, mir loben bid)"' gesungen wurde. Gewiß wird der gute Gott die innigen Gebete aller, vom ersten Priester bis zum jüngsten Zögling, wohlgefällig aufgenommen und die Fülle seines Segens über unsern hochwürdigen Pater Generaloberen ausgegossen haben. Im Speisesaale, wo zwischen Blumen und Fahnen das Bild des Generaloberen angebracht war, wurde in gebundener und ungebundener Rede der allgemeinen Liebe und Verehrung für unseren P. Generaloberen Ausdruck verliehen. In verschiedenen Sprachen wurde Poesie und Prosa vorgetragen und die ausgesprochenen Gefühle waren die ganz ungezwungene Äußerung des Vertrauens und der begeisterten Anhänglichkeit an unseren Generaloberen. Möge Gott der Herr die frommen Gebete und die vorgetragenen Wünsche erhören und zur Freude und zum Heile unserer ganzen Kongregation und der ihr anvertrauten Mission noch lange, oder, wie einer der ausgesprochenen Wünsche sagte, noch wenigstens fünf Dezennien, in geistiger und körperlicher Frische und Rüstigkeit unseren hoch würdigen G e n e r a l o b e r c n P. A n g elus C olo mba roli erhalten. * * * Kleine IfriUa-Bibliotbels. Illustrierte, kathol. Monatsschrift. Herausgegeben von der St. Petrus Clavcr-Sodalität. Preis jährlich mit Post oder Zustellung 1 Krone. Probenummern gratis. Inhaltsverzeichnis der fünften (Mai-) Nummer: Offener, Brief an Herrn Alexander Halka in Rom. — Ein schwarzes Marienkind oder Deo gratias. (Geschildert von einer Schwester aus dem Kloster der Heimsuchung zu Riom.) — Der Teufel fürchtet die Stola. — Diamant-Rätsel. Illustrationen: Eine Missionskirche in Afrika. — Nilbrücke, von Kairo aus gesehen. Bestelladresse: Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 12. Stern der Neger Seite 191 Nr. 6 Gebeiserhörungen und Empfehlungen. -$|6 Aus St. Pölten. Bitte Sie recht freundlich, in einer Nummer zu veröffentlichen, daß mir die Gnade, um welche ich Ihnen vor einigen Wochen geschrieben habe, vom hhl. Herzen Jesu und Mariä wirklich zuteil geworden ist. Ich habe nämlich einen guten Dienftplatz erhalten (im Kaiser Franz Josef-Krankenhause zu St. Pölten). — Also nochmals dem hhl. Herzen Jesu und Mariä und Ihnen meinen besten Dank! Theresia Punz. Oberfranken (Bayern). Teile Ihnen hiermit mit, daß ich die im Monate Februar angegebene Gnade vom hl. Herzen Jesu bereits empfangen habe; etwas fehlt mir aber noch! Wenn Sie so freundlich wären, meiner und meines Anliegens auch ferner noch gedenken zu wollen. Ich vertraue fest, vom hhl. Herzen Jesu und seiner unbefleckten Mutter auch jene und noch viele andere Gnaden zu erlangen! N. N. Ob erinntal. Schw. H. dankt dem hhl. Herzen Jesu und dem hl. Josef für Hilfe in einem sehr gefährlichen Kopfleiden. Aus Bezau. Dank dem hhl. Herzen Jesu, dein hl. Josef und dem hl. Antonius bin ich erhört worden in einem schweren Anliegen! Bitte, diese Gebetserhörung auch im „Stern der Neger" veröffentlichen zu wollen. X)t Aus Tirol. Tausend Dank dem hhl. Herzen Jesu und der unbefleckten Jungfrau Maria bin ich bald erhört worden in verschiedenen wichtigen Angelegenheiten! Will daher auch nicht unterlassen, Ihnen die versprochenen Zeilen zuzusenden und Sie zu bevollmächtigen, selbe zur Ehre meiner himmlischen Wohltäter zu veröffentlichen. * * * Es ist wirklich ergreifend zu lesen, mit welch unerschütterlichem Vertrauen so manche guteSeele in ihrensomanirig-fachen und schweren Anliegen sich durch uns an das hhl. Herz Jesu und Mariens wendet. — Ein rührendes Beispiel ist unter so vielen auch folgendes: Aus Tirol. Eine schwache Frau schreibt eine innigste Bitte an Sie, für uns beim Herz Jesu doch anzuempfehlen und zu beten, nach dem göttlichen Willen zu beten für uns. Ich leide schon jahrelang, erkränkele. Wenn es dem Herrn nicht der Wille ist, gesund zu werden, bitte um Gnade für mich! Den Frieden, Gnade und Stärke! Besonders aber bitte, ich noch um mehr Gebet zum hhl. Herzen Jesu und zur lieben Frau vom hhl. Herzen, meine auch schon lange kranke Schwester, für deren Gesundheit und für ihren Mann. Auch noch für große Sünder um die Bekehrung und um das, was für sie am besten ist, den Himmel zu verdienen. Ach, ich kann vor Kummer und Kreuz fast nicht mehr leben und bin bang, mir wird einmal das Herz zerbrechen! Jetzt habe ich Ihnen meine schweren Kreuze und Angelegenheiten kurz geschildert; aber noch lange nicht alle, bin bang, es würde zu lang werden! Beten Sie doch, bitte, beten Sie doch für dieses Alles, wie es für unser Seelenheil am besten ist. Ich kann vor Schwäche im Kopf nicht schreiben. Macht Ihr geliebten Söhne doch selbst die Aufopferung und die rechte Meinung zu unserem Besten. Nochmals bitte ich um Gebet für eine fromme Person — und für einen recht großen Sünder (fürchtet auch den Himmel zu verlieren)! Bitte Sie doch nochmals im hhl. Herzen Jesu und Mariens, daß Sie uns nicht vergessen, und anhaltend beten für diese Angelegenheiten. Gelobt sei Jesus Christus! Bitte doch, bitte um Hilfe! Und wenn Sie gebetet, herzliches „Vergelts Gott!" viel tausendmal. N. N. Aus Kesseling. In einein besonderen Anliegen bittet N. N. zum hhl. Herzen Jesu und zur unbefleckten Jungfrau beten zu wollen. Nur sie können helfen. Sollte es jedoch. ihr heiligster Wille sein, daß ich auch fernerhin mein Kreuz trage — sei es so! In diesem Falle erbittet mir die Gnade der Geduld. Aus Brück a. d. Ahr. In einem besonderen Anliegen empfiehlt sich dem hhl. Herzen Jesu Gretchen Rieder. Krefeld. Bitte auch meiner gedenken zu wollen beim hhl. Herzen Jesu und der allerseligsten Jungfrau. Habe mehrere Anliegen. Werde Ihnen und meinen himmlischen Wohltätern ewig dafür dankbar sein. Rektor N. N. jfc Aus Köln. N. N. ist von einer gefährlichen Krankheit befallen. Doch, wäre dies alles! Seine Seele ist auch krank — sehr krank — bitte! Ich hoffe zuversichtlich, daß das göttliche Herz Jesu zur rechten Zeit noch helfen wird! ■jfc Aus Bonn. Gräfin N. N. empfiehlt sich der unbefleckten Gottesmutter Maria in einem sehr großen Anliegen. (Da sie auch schon ohnehin eine Wohltäterin unseres Missionshauses ist, empfehlen auch wir noch doppelt, ihrer im Gebete gedenken zu wollen!) Sjl Krese ld. Das hhl. Herz Jesu ist die Quelle aller Gnaden! Maria, seine unbefleckte Mutter, ist die Ausspenderin derselben! Bitte daher, ihr unsere so mannigfaltigen und großen Anliegen vortragen zu wollen; sie wird uns ganz sicher helfen! Die Schwestern des St. Josef-Hauses. Hl Vorarlberg. Möchte Sie hierdurch Bitten, für mich am Muttergottes- und Herz Jesu-Altar zu beten in einem besonderen Anliegen. Ich möchte zu Ehren der Mutter Gottes Spitzen an ein Altartuch häkeln, wenn es erwünscht wäre; nur müßten Sie mir berichten, wie lang sie sein sollen und ob Sie eine Inschrift darauf wollen. Ungenannt. Tirol. Bitte beim hhl. Herzen Jesu und Mariens meines kranken Brnders gedenken zu wollen. N. N. Vorarlberg. Meine Familie bittet Euer Hochwürden recht dringend um fleißiges Gebet in sehr wichtigen Familien-Angelegenheiten. N. N. Hl Bayern. Ein paar Eheleute, welche beständig in Zwietracht und Zank leben und sich verwünschen, empfehle ich dem hhl. Herzen Jesu und Mariens, damit sie wieder in Frieden leben. Um Frieden bitte ich auch in unserem Dorfe, daß die Leute wieder miteinander gut auskommen, weil viele schon jahrelang in Feindschaft leben und sich nicht aussöhnen wollen. Mögen Sie diese Anliegen dem hhl. Herzen Jesu und der unbefleckten Empfängnis Maria vortragen, Sie würden gewiß erhört werden. Bitte also nochmals, bitte! N. N. Hl Aus Böhmen. Bitte recht innig, meine Kinder dem hhl. Herzen Jesu anzuempfehlen, damit sie doch recht brav bleiben und die Gebote Gottes treu erfüllen! N. N. Hl Köln. Bitte, Ihr frommes Gebet beim göttlichen Herzen Jesu und seiner unbefleckten Mutter für uns einlegen zu wollen! Unsere innigstgeliebte Mutter ist schon lange schwer krank — wir vermissen sie schmerzlich! Der liebe Gott und unsere gute Mutter Maria möge ihr und uns allen doch geben, was uns am besten und zu seiner Ehre am ersprießlichsten ist. Die ehrw. Schwestern des Klosters St. Maria. Hl Aus Land eck. Wie ich sehe, sind die Gebets-Empfehlungen an dem Herz-Jesu-Altar nicht vergebens! Hätte auch mehrere Anliegen; — wenn Sie die Güte haben wollten, selbe ebendaselbst und mit ebendemselben Vertrauen dort anempfehlen zu wollen, würde ich mich gewiß dankbar erzeigen! — Bitte jedoch einstweilen mein Anliegen und auch meinen Namen noch nicht veröffentlichen zu wollen! •$!l Aus Tirol. Leide so sehr an Schwermut! Weiß nicht mehr was ich anfangen soll! Bitte doch recht inständig, mein Anliegen einmal dem hhl. Herzen Jesu anempfehlen zu wollen. Ungenannt. Zur gell. Beachtung! Teilen hiermit unsern verehrten Abonnenten mit, daß wir fortan immer in der obigen Weise verfahren werden, da dieses für Sie einen, doppelten Nutzen hat: 1. Werden Sie so vergewissert, daß Ihr Schreiben re. auch richtig angekommen ist, 2. Und das wird Ihnen ganz besonders angenehm sein — erhalten Sie nicht nur unser, sondern auch das Gebet aller unserer Abonnenten und Leser! Das ist viel! Denn, wenn es wahr ist, und es ist ganz sicher wahr, daß, wo zwei oder drei im Namen Jesu zusammen beten, Jesus in ihrer Mitte ist, um sie zu erhören: um wieviel mehr wird Er zugegen sein und uns erhören, wenn unser mehr als 5000 zusammen beten! Mr Sie eingesandten Gaben sagen wir den edlen Spendern unsern innigsten Dank und versprechen Ihnen, auch fernerhin nach Kräften Ihre Anliegen dem hhl. Herzen Jesu und der unbefleKlen Gottesmutter anzuempfehlen. Für die Schristleitung: Anton v. Wärt. — Druck von A. Weger's fb. Hofbuchdruckerei, Brixen.