Trauerrede auf Joseph den ll. von J. I, v. Knauer. Laibach, bei Fgna; edeln v. Kleinmayev k. I. Oe. Gubernial-Buchdrucker. r 7 9 cr. . v - Zerem. Klagl. 5, 15. —- i». Dokscit Asnäium coräis uollri: versus ekk in InKum cbvrus notier. Oeciciit^ co- ronL enxiris notiri: — — >— xroxrer montem Lion Huia äisxerür. Die Freude unsers Herzens iss verschwunden: un¬ ser Jubelfest hat stck in Taae der Betrübniß verwandelt. Die Krone unseres Hauptes ist herabzefallen: —-Denn der Berg Sion ist eingestürzt. ^^ies war der kumervolke Anblick des Kö- nigreichs Juda, das über den Schutt seines wider alles Vermuthm eingestüvzten Hsiligthumes, vor dem es alle seine Bedürf¬ nisse , alle seine Wünsche brachte, und von dem alles Leben, aller Segen über ihn ausgieng, zu Jerusalem trostlos saß. Die Priester waren in Leidwesen versenkt; die Barer haben die Trauer angezogen; die Zünf¬ te waren tief gebeugt; und das ganze Volk, a s das 4 bas künftige Jubeltage ahndete , weinte nun laut; denn es sah sich in einem Augenblicke seiner Herrlichkeit, seines Schmuckes, seiner Stütze beraubt, und fühlte im ganzen Um, fange seine heißesten Wünsche vereitelt, seine glänzendsten Hoffnungen.gekäuschet , seine schön¬ sten Aussichten im mitten Laufe gehemmet. Finden ste, ansehnliche Zuhörer, in diesem jammervollen Bilde nicht unsere bctrübkeste Lage ausgezeichnet, in die uns das Älagege- laute versetzet hat, als es unserer Stadt ver¬ kündete: Joseph der Zweite, der große Kaiser, das kostbareste Geschenk des Him¬ mels , die Grundsäule, und Feste der Staaten Oesterreichs, die Hoffnung der Völ. ker, der gekrönte Menschenfreund, in wel¬ chem die ewige Vorsicht göttliche Tugenden zum Glüche seiner Unterthanen verbunden hat, ist im Kern seiner Jahre, die ihn uns noch lange, und über dies achtzehnte Jahrhun¬ dert hinaus hatten erhalten können, aus der Mitte seiner größten Unternehmungen Len Augen der Welt entrissen worden. Denn als Er vor zwei Jahren, mit dem Schwerdte des Krieges umgürlet, bei uns, wie ein Gott, vorüberzog, um sich für das Ansehen seiner Staaten, für das Wohl seiner Reiche, für die Sicherheit seiner Lan¬ der , und für die gerechte Sacke seiner ho. hen Bundesgenoßinn an die Spitze seines fürchterlichen Heerhausens zu stellen, und ------ f ibn wider die Ottomanncn, jene barbarische«, Feinde des christlichen Namens, in eigener Person anzuführen ; als «vir das Glück hat, tcu diesen erhabenen zur Fehde ausgerüstete«, dNonarchen zi« eben der Zeit zwischen unser«, Mauern sich auch mit Staatsangelegenheiten so besoffen zu sehen, daß man glauben muß, tc, diese wären der einzige Gegenstand der Anstrengung seiner Seelenkrüste, und Auf¬ merksamkeitWer hätte sich wohl den schreck¬ lichen Streich vorgcstellet, der ihn, oder uns vielmehr, bereits getroffen hat? Wer hatte gedacht, daß wir uns heute hier in diesem heilt, gen Tempel vor schwarzgekleideten Altären bei einem Trauergerüste versammeln werden, um über seine Asche dankbare Thränen zu wernen? Schien er uns damals nicht der festesten, und blühendsten Gesundheit zu genieffeu? Versprachen uns nicht seine Jahre, seine Leibsbcschaffcnheit, seine Lebhaftigkeit, die Heiterkeit seiner Mine eine der dauerhafteste«, Negierungen? In weffen Her; stieg damals nicht der stolze Gedanke empor: Ha! bald wird Er mit neuen Lorbeer«! geschmückt, mit eroberten Trophäen verherrlichet als Sieger, als Bezwinger der Feinde, wie es die Ale¬ xander» , die Casaren nie «varen , zurück i«, seine Residenzstadt kehren? Wähnten wir nicht safon Iubeltage, Triumphe, und Freu, denseste, die an Pracht jene der Römer, und Griechen weit übertreffen sollten? a z Schwa» 6 Schwache Sterbliche! wie eitel sind doch unsere Wunsche! wie lauschend unsere Hoff, uimgen ! Sehen sie ! unsere Freude ist auf einmal verschwunden; die wonnevollen Iu- beltage haben sich in einein Augenblicks in Tage der Bitterkeit verwandelt; denn die Zierde unseres Hauptes verwelkt; dis Freuds der Völker hat sich verlohren ; dis erste, und größte Stütze des Reiches ist ein- gestürzt; und die Erdekronen sind dem Haupte entsunken. Soll ich ihnen hier das ganze Unglück, und die Verwüstung , die dieser höchst betrübte Zufall bei uns eingerichtet hat, auseinander setzen, um es ihnen füh¬ len zn Machen , was wir verlohren haben , und um ihnen dadurch blutige Wunden aufzureissen, die bei jedem Todesfalls der Monarchen den Herzen der llnterthancn geschlagen werden? — Nein! ich würde entweder zu grausam, oder auf ihr zarres ReliaionSgcfüh! zu mißtrauisch scheinen. Doch will ich auch unsere gerechte Traurigkeit, und Bestürzung nicht zu heben suchen; denn mit Rechte weinen, und klagen ist bei unseren Leidwesen der sicherste Trost. Ich werde ihnen daher die Größe des erha¬ benen Geistes, der den verklarten Joseph beseelet, der seinen Tugenden den Schwung gegeben hat, — in dem sie jetzt glanzen, — und den wir verlohren haben, vor An¬ gen stellen; denn von der Seite her wird unstr Leidwesen vor Gott gercchrftrtiger. Er- tv-tten sie aber nicht, daß ich ihnen alles, 7 was Josephs grosser Geist ste unternommen hat, erzähle: denn diel; gehört in das Ge¬ brech der Geschichte, in das dem Redner einzugreifen nicht erlaubet ist. Ich muß sie nun um alles zusammen zu fassen auf jene» Augenblick zurück führen, in welchem seine Größe sich uns im auffallendsten Lichte ge- zeiget hat. Erinnern sie sich also, ansehnliche Zu¬ hörer, jenes Zeitpunktes, in dem er mit einer tödtlichen Krankheit befallen von seiner - Armee aus dem Geräusche der Waffen nach Wien zurück kam; Welch Schrecken, und Bestürzung verbreitete sich nicht bei diesem grauenvollen Anblicke in Mitte des Hofes ? Fe. dermann zitterte für das so theure Leben unsers Monarchen, das sich mit jedem Au¬ genblicke immer mehr seinem Ende näherte; nur die kranke Majestät, die in duldender Stille hinschmachtete, sicht unerschüttert, — wie groß ist doch sein Geist! — dem Tode entgegen; wer verkennt hier den christlichen Helden, der von der heiligen Religion über¬ zeugt dem Herrn, welcher auch über Könige Gerichte halt, welcher die Grossen der Welt vom Throne irdischer Herrlichkeit hinweg, ruft, bereitwillig gehorchet, und zufrieden mit dem Bewußtseyn, daß er dem Tode auS Liebs für sein Volk entgegen gegangen ist, in Gott, der die Könige rettet, seine ganze Hoffnung geftket hat. a 4 Las- L- --------- Lasten sie uns hier dem Herrn, unse- rem Gölte, dem Schrcckbaren , der den Hauch der Fürsten hinweg nimmt, Gelübde bringen, dem Schreckbaren für die Könige der Erde, und denn — Gott hat es uns befohlen un¬ sere Monarchen zu lieben, und unsere Reli¬ gion, die uns so heilig ist, will es , daß wir auch dis Äsche der Fürsten verehren;—. und denn Lhränen über einen LandcSfürsten, der unsere Zärtlichkeit so wohl verdient, der sich unserer Liebe so würdig gemacht hat, bei seinem Grabe hinweinen, wo er im Tode vor uns liegt, im Tode, den er für's Vaterland starb; und wie starb er ihn, diesen Tod? Zwo Wahrheiten , verehrnngswürdige, die unseren verklärten Kaiser in einer Größe zei¬ gen, die ich mehr bewunderen, als nach ih¬ ren ganzen Umfang begreifen kann. Und doch sind es gerade diese, di« mir den Stoff zur gegenwärtigen Trauerrede an die Hand ge¬ ben. Ich wage viel, aber ganz im Zutrauen auf ihre Hülfe, und Güte, daß sie aüsS dieses in Gedanken hinzusetzen werden, was ' ich nachWürde auszudrücken nicht im Stande bin. Ich sage also: Joseph der Zweite starb den x„d für's Vaterland; welch ein glanzendes Denkmal seiner grenzenlosen Liebe für sein Volk! erster Theil. Iostph der Zweite starb den Tod für's Vaterland mit einem Hel. dcnmurhc, der nur dem Geiste des liebreichen Ehustcuchilmes eigen ist; welch ein prach. tiges tigcs Denkn al seines gottseligen Eifers für unsere bcilige Religion! zweiter Lheil. Wird meine Rede das Glück haben ihre Aufinerk- sanrkeit zu verdienen, so bin ich weit entfernt es mehr dem inner» Werthe der Beredsam¬ keit, als dem Stoffe, und ihrem für dis Menschheit sowohl, als Religion gefühlvollen Herzen zu verdanken. Erster Thcil. s^as Glück der Lander befördern, sie zw> einer unerwarteten Größe hinanfüheen, Lurch kluge Anstalten die Sicherheit der Reiche erhalten, durch grosse Entwürfe den Ruhm ynd das Ansehen der Nazion ansbreiten, den blühenden Stand der Provinzen durch statte Anstrengung der Geistes - und Leibeskräfte« mitten unter Hindernissen im Fortgänge be. festigen, de» Bedürfnissen des Staates vor¬ beugen , ans herzlichen Wohlwollen den Roch- leidenden alle Hülfe, und Erleichterung ver¬ schaffen, keine Kösten scheuen, wodurch das Menschengeschlecht vom Jammer, und Elends gerettet wird, Dl bieß sind Handlnngcn,, durch welche die Grossen der Welt, die sor-. genvollen Vorsteher vieler Millionen Men¬ schen, die von der ewigen Vorsicht beschie- denen Schützer grosser Königreiche, und Na¬ zivne» ihren Jürstenrang vor den A ig-m der a 2 Welt Welt behaupten; denn nur diese Tugend, diese Menschenliebe bestimmt eigentlich den innern Werth der Monarchen, die von Gort dem Herrn der Heerscharen gesetzt sind die Völker zu beherrschen. Fürchten sie nicht, meine Zuhörer, daß ich in diesem Hanse des Gottes der Wahr¬ heit unserem bereits verbliecheuen Kaiser Lob» spräche beilegen wolle, die wir in ibm nicht gefunden haben. Nein! so eine niederträchti¬ ge Schmeichelei sey weit von mir, von die¬ sem heiligen Orte, und von meinem Amte entfernet. Ist es nicht Unglück genug, daß diese unverschämte Lügnerin» die Thronen der Fürsten in den Tagen, wo sie noch am Lebe» sind , umgiebt ? Soll sie auch hinter den Lei- chenpomp unsers Monarchen herschl eichen, vder um seine Grabstätte hcrumkricchen? Nim¬ mermehr. Ohne von den rednerischen Kunst¬ griffen Schminke zu borgen, nur von der Wahrheit an der Hand geleitet, wollen wir seine Negierung, die zwar kurz, aber dock reich an Lhaten war, mit einem Blicke dur-tzgehen, die mannigfaltigen Beweise der grenzenlosen Liebe, die ihn von jeher für sein Volk belebte, aufsnchen, bewundern, verehren. Daß Joseph ein grnndgutes Her; hatte, daß er nichts so sehnlich wünschte , als je¬ den; Stande in seinen weiten Staaten auf- zrchchen/ und seinen Ländern einen ganz neuen, nie -------- n ins gesehenen, nie erwarteten Glan; zu ge¬ ben , daß hundert Fürsten der Erde ihm es an Anstrengung, und beinahe übermenschli- cher Thärigkeit nie gleich tharen, daß er an Muth und Entichlosscnheir alle übertraf/ ist wohl eine Wahrheit, die vor aller Augen oufliegt, und wofür uns die Stimme von ganz Europa Bürge ist. Ja ! dieser war der eigentliche erhabene Charakter unsers gottseligen Monarchen; dieser schuss, dieser walzte beständig in ihm den Licblingsgedau- ken alle seine Reiche, alle seine Lauder un¬ terem System zu bringen, welchem er umso mchr nachhieng, als er sich überzeugte, daß dieses der sicherste, und kürzesteWeg wäre seine Staa¬ ten auf die höchste Srnffe der Glückseligkeit zu führen, und die Früchte seiner Aussaat noch vor seinem Ende sehen zu können ; und eben dieser lenkte seinen raschen Gang, seine Rie¬ senschritte, die er gleich beim Antritte seiner Reiche einschlug. Welch ein weites Feld öf- liet sich hier meinen Augen? Bei wie vielen Gegenständen werde ich zurückllleiben müssen? Unterstützen sie mich nur mit ihrer Güte.— Kaum bestieg mrserMonarch denThron, so zerbrach er schon, ungewohnt Menschen unter den unseligen tteberblciöftln der Tyran¬ nei schmachten zu sehen, dis schweren Ket¬ ten der Sklaverei. Wie frohlockten hier nicht die lange unterdrückten/ und uns schon bei¬ nahe J, 2 uahe unbekannten Rechte der Menschbeit über ihren Schützer, Retter, Beförderer ? — Was sott ich ihnen von dem herrlichen Tempel sa¬ gen , den er der weisesten Duldung, die er vom Beispiele des Stifters unserer Religion «»gereizt, und von seinem zärtlichsten Men¬ schengefühle aufgefodert in ferne Reiche ein¬ führ te , gebauer, und nahe an seinen Thron gesetzt har, damit alle Herzen vereinigt ge¬ meinschaftlich zum Glücks des Staates, des¬ sen alle Mitglieder sind, beitragen sollten? Stand hier nicht wonnetrunken unsere hei¬ lige Kirchs von dem Vorwürfe des so grau¬ samen , als unchristlichen Religionshasses ent¬ lediget ? — Nicht genug! das liebrvotteHerz un« sers Monarchen, Las ganz rhätig für die Menschheit arbeitete, fand noch viels Men¬ schen , Lis von Armut, Noch, Krankheiten, und Nnglücksfällen an Rand des Todes hnrge- schlcidert wurden; auch diesen kam dis Wohl- thätigkcit, diese himmlische Tochter seiner Lie¬ be, zu Hülfe: wie viele Zufluchtsortes, wo al- lsNothleidenden ohne Unterschied dcrNazrsu ver¬ pflegt, und unterhalten werden , hat er ihnen nicht beinahe in allen Ländern errichtet ? tsbr, Arms, Bedrängte, Entkräftete, Hülflose, Ver¬ wundete , Kranke, war Er nicht euer Va¬ ter , eure Stütze, euer Samaritan , der euch Ocl in die Wunde goß? Doch was braucht es viel, Lis in seinen Landern gegründeten Anncuanstliltrn, das z« Wien errichtete allge¬ mein rZ meine Krankenhaus, LaS Spital für Wahn¬ witzige , das Arbeitshaus für BrvLlose, und das Institut für Taubstumme sind die un¬ trüglichsten Beweise seines zärtlichsten Vater- Herzens. Was unternahm Er nicht dieser werft Vvlksbeyerrscher um das Glück seiner Staa¬ ten zu befestigen? Welchen reizenden Vor¬ schub gab er nicht dem Ackerbaus, dieser Be- schäffrigung des gemeinen Mannes, und ver¬ edelte ihn gleichsam durch seine eigene Hand, die den Pflug durch das Slavikowizer Bau- feld lenkte. Du, Säule des Pflügers, du unschätzbares Denkmal im Markgrafenthums Mähren, wirst es den Späterenkeln verkünden : Joseph würdigte auch den Feldbau seiner Aufmerksamkeit. — Zu welcher Höhe brachte er nicht die Gewerbe, und Fabriken? Wur¬ den sie nicht von ihm auf mancherlei Art, und Iclbst schon Lurch die Einschränkung Wes Passiv - Handels ermuntert, vermehrt, ver-- vollkommet? Wie viels fremde Künstser stud nicht durch seine grossen Belohnungen gereizt zu uns herübergewanderr ? Sind nicht auch dis größten Geheimnisse der Kunst durch Nach» stünen, und Versuche endlich auch bey uns ans» gefunden worden? An welche Arbeitsamkeit, diese Seele der Staaten, har Iostph nicht alle Nazionen durch Worte, und Beispiele ge? wohnt ? - Hat je ein Fürst den Handel so be, günstiger, so befördert, so unterstützt, als 14 Ioseph der Zweite ? Du berühmtes Ostende, das er zum freien Haven schuff, verkünde selbst die Wvhlrhaten, dis -ir schon dadurch znflosscn, daß er die Varrierstädte in den Niederlanden durch Schleifung der Festungs¬ werke aufgehoben, deine Rhede bequemer ge¬ macht, deinen Haven durch Verwendung un¬ geheuerer Summen erweitert, und sicher ge¬ stellt hat: durch ihn siehst du nicht nur Brit¬ ten , sondern beinahe alle Nazismen in deinen Schovß hinciken ; durch ihn wehen deine Flag¬ gen auf allen Meeren der Welk. Auch du, königliches Triest, und du, kvnigl. Brodyandsr äußersten Granzc Galliziens, zu welch ansehn¬ lichen , und berühmten Handelsstädten hat euch nicht Josephs weit ausfthender Geist erhoben? Endlich rufe ich euch , würdige Manner, hier als Zeugen an, die ihr euch um das Hand¬ lungswesen durch besondere Anstrengung ver¬ dient gemacht habet, bekennet freimüthig, war eS nicht Joseph der Zweite, der eure Ver¬ dienste, wodurch ihr seine Staaten bereicher¬ tet, nicht so hoch, wie jene, die sich der Held mir dem Degen in der Faust erwirbt, gesch ätzt, und auch mit dem Vorzüge des Adels belohnet hat ? Bei so glanzenden Denkmalen der Liebe und Sorgfalt für die Blühte seiner Staaten sah er endlich, daß er ihnen noch eine Stü¬ tze geben müsse, wodurch der Verwirrung von innen vorgebeugt, und die Gefahr von außen ent- I? entfernet würde. Hier gerieth seine Gevechtig- keitsliebe in »olle Thätigkeir. Welchen Nach¬ druck verschaffte Er nicht seinen Verordnungen? Auf welchen Grad der Vollkommenheit hat Es nicht die Gerechligkeitspflege hingeführet? Hat Er nicht durch strenge Befehle, und Strafen alle Bestechungen, alle Vervorrheilungm, alle Nauke der Boshaften von den Gerichts¬ höfen verscheucht? Welche Genauigkeit, wel« che Ordnung , weiche Eilfertigkeit herrscht nun nicht bei unser» Gerichten , wodurch der Uli» gerechtigkeit, und manch andern betrübten Fol¬ gen der Rechtskriege ein schreckbarer Einhalr gethan wird? Wem haben wir diesen wider alle Uebermacht, Eigennutz, Arglist, und Muthwillen uns schützenden Damm zu ver¬ danken ? ist es nicht unser Höchstseiige Mo¬ narch ? Was kann ich mehr sagen? das Ge¬ setzbuch Josephs, die von ihm ausgezeichne¬ te Gerichtsordnung, alle seine einsichtsvollen Verbesserungen , alle Zusätze werden seiner Ge. rechtigkeitsliebe ein unauslöschliches, und über Erz, und Marmor dauerhaftes Denkmal er¬ richten, und unserem Kaiser weit über seine Vorfahren , so unvergeßlich ste uns auch im¬ mer sind, einen unsterblichen Ruhm noch ber der spatesten Nachwelt verschaffen. — Und was gewannen nicht unter Josephs Zepter alle Wis¬ senschaften, und Künste, deren Heiligthum er Männern von ausgebreiteten Kenntnissen, von berühmter Gelehrsamkeit, Männern, die noch künf. ;6 -----E künftige Jahrhunderte mit' Ehrfurcht neunen werden, anvertrauet hat? Halte Joseph die Liebe für sein Volk nach dem Hange seines gütevollen Herzens durch, aus geilend machen können ; hätte sein Macht, wort: Es werde Licht! *) gleich dem des all¬ mächtigen Schöpfers in einem Augenblicke das ganze Licht Hervorbringenkönnen, zu welcher Größe wären wir, ohne den Druck einer all¬ gemein n llmschaffung zu fühlen, nicht schon hiuangesiiegcn? Allein der Neid seiner, oder vielmehr unserer, Feinde von einer Seite ist Lei diesem Glanze, den er durch seine wei¬ sen Einrichtungen über uns zu verbreiten be¬ gann , aufgewachr, und hat alle Kräfte auf, geboten ihn zu zerstreuen ; von der andern Seite sevte unsere Vorliebe zum alten Her¬ kommen ihm die unübersteiglichstcn Hinder¬ nisse entgegen, die aber sein aushalrender .Geist, wenn nicht der Todesengel eheoor von ihm den Tribut der Menschlichkeit abgefoderk hätte, gewiß zu aller Zufriedenheit würde aus dem Wege gsschaffet, so wie die Anschlags der Feinde vereitelt haben; allein Er war bei aller seiner Hoheit, bei aller seiner Macht, hei aller seiner Majestät doch nur Mensch, der sich dem unvermeidlichen Schicksale aller außerordentliche» Negierungen fügen, und ge- *) i- Dos. , z. geschehen lassen mußte, daß manche seiner Entwürfe schon in der Entstehung scheiterten; manche seiner grossen Gedanken , die er dachte, bei der Ausführung zerfielen; und manche seiner Verfügungen einzelne Vortheue zu hem¬ men , Privatrechte einzuschranken, manche Freiheiten zu unterdrücken, und selbst eini¬ ge Stande zu beschweren schienen. Schmers Streiche für einen rastlostharigen Volks- Herrscher ! Stellen sie sich hier einen Fürsten vor, der mit seinem Adlerblicke noch manche Wun¬ den in seinen Staaten entdecket hat, und der die Unfruchtbarkeit vieler seiner Bemühungen sie zu heilen in seinem zu grossen Thatcn auf¬ gelegten Geiste sieht: O! wie hat alles die¬ ses das gute, das väterliche Her; unsers gros¬ sen Josephs gequetscht, und zermalmet! Und wir könnten es verkennen ? Wir könnten so un. gerecht seyn, und diese Streiche des Schick¬ sales, als Folgen begangener Fehler ansehen, oder gar dabei für die Tugenden unsers Mo¬ narchen blind, und unempfindlich bleiben ? Nim. mermehr! Wer liebte sein Volk mehr, als David? Wessen Regierung war gerechter, als eben die des David? Wer führte seine Staa¬ ten so gerade dem größten Glanze zu, als David? Und doch, wie viele seiner Anstalten wurden vereitelt ? Wie drückend waren nicht andere seiner Verfassungen ? Bei alle dem war rv immer der gerechteste, der gütigste, der itz ----E lbeste König. Wird wohl Joseph bei seinen so zahlreichen Thaten, bei so weit anssehen« den Unternehmungen, bei so unermeßlichen Äöstcn, die der wider die Pforte unternom¬ mene , und hartnäckige Krieg verschlingt , al, ilks gänzlich zu vermeiden im Stande gewesen senn, was selbst der gerechteste unter allen Königen nicht vermocht hat ? lind sollte Er deß, wegen minder der gerechte, der gute, der grolle Kaiser heissen? Doch wozu so viele Worte, da ich ste schon von der Verehrung gegen den verklar, tcn Monarchen durchdrungen sehe? Erlau, ken ste mir nur, daß ich jene Derändrungen, und jene Plane, die er zwar aus Uiberzcu« gung zum Wohl seines Volkes angelegt, aber zum Theil nicht ausgcführet hat, mit Still¬ schweigen übergehe; nicht, als ob ich fürch¬ tete, daß wir in diesen keine Beweise seines guten Herzens nuden würden, oder, als ob ich in Sorgen stünde, daß ich in uniern Ge, müthern dadurch das Andenken eines Mißver¬ gnügens erneuern dürfte, welches Er uns nie, mals zugebacht hat, und welches Er über uns vermög seines zärtlichen Vaterherzens nie¬ mals hat verhängen wollen, noch können; sondern damit ich ste um so mehr von sei¬ nen heilsamen Absichten, von denen ans die, fe seine Unternehmungen, wenn wir anders billig senn wollen, nur benrtheilet werden müssen, unterrichte, deren Früchte aber der ewi¬ gen 19 Zen Vorsicht , dis uns eben dadurch hat be¬ greiflich machen wollen, daß eine noch hö¬ here Macht die Welt regiere, nicht gefallen hat zur Reife gelangen zu lassen. Er hatte solche nie deutlicher, nie gedrängter entwor¬ fen , als da er das Gesuch der königliche«? Stadt Ofen, ihm zum Zeichen der Dankbar¬ keit eine Ehreniaule errichrcn zu dürfen, ab- gewiesen hat: Hier haben sie seine merkwür¬ dige Antwort : "TVcnn die Vorurtheile Wer¬ ben ausgewurzelt , und wahre Vaterlands¬ liebe, und Begriffe für das allgemeine Be¬ ste der Monarchie hergebracht seyn ; wenn jedermann in einem gleichen Maaße das Seinige mit Freuden zu den Bedürfnissen des Staats, dessen Sicherheit, und Auf, nähme beitragen wird ; wenn Aufklärung durch verbesserte Studien, Vereinfachung in der Belehrung der Geistlichkeit, und Verbindung der wahren Aeligionsbegrif« fs mit den bürgerlichen Gesetzen, wenn eine bündige Justiz , Aeichthum Lurch ver¬ mehrte Populazion, und verbesserten Acker¬ bau , wenn Erkenntniß des wahren Inte¬ resse des Herren gegen seine Unterthanen, und dieser gegen ihren Herrn, wenn die Industrie, Manufakturen, und deren Ver¬ trieb, und Eimazion aller Produkts m der ganzen Monarchie unter sich rverdei? eingeführt fezm, wie ich sicher hoffe, als- denn verdiene ich eine Ehrensäule, nicht b 2 aber LS aber itzt." Können edlere Absichten von ei¬ nem Monarchen geschöpft werden? Ich weis zwar, daß viele seiner An« staltcn gar nicht den von ihm gehegten Wün¬ schen entsprochen haben; ich wciö es , — Har¬ te es doch der Himmel gefüget, wir dürsten es nicht wissen ! —- das; unsere Liebe , dieser schönste Ruhm, diese angenehmste Belohnung der Fürsten , daß unsere Neigung für Josephe die uns so fest an ihn hielt, in letzten Jah¬ ren seiner Regierung nicht nur geschwächet, sondern beinahe, — warum mußten auch wir auf eine Zeit sein gutes Herz verkennen ? — - unterbrochen schien; aber ich weis es auch, und ich muß es hier auf diesem Stuhle der ewigen Wahrheit zum Ruhme seines Herzens öffentlich , und mit einer meinem Amte zuste, henden Freimürhigkeit sagen, daß der schon mit dem Tode kämpfende Monarch, nachdem es der Schmeichelei, und der Bosheit nim¬ mer gelungen hat die Stimme der Mißver¬ gnügten vom Throne zu entfernen, tief ge¬ beugt war: Wie innig war er nicht gerührct? Wie bedauerte er nicht von Herzen, daß sich Leute gefunden haben, die nicht angestanden sind sein Zutrauen zu mißbrauchen, und sei¬ ne cwren, einzig auf das allgemeine Wohl, und Glück seines Volkes gerichteten Absichten sv schändlich zu vereiteln ? Ihr, Grossen deS Reichs, die das traurige Geschick bestimmst har um de» sterbenden Monarchen zu seyn, red«; L L redet selbst; beklagte er nicht rvehmüthig bas grausame Fürstenloos , das auch ihn so gewal« tig lraf? Sv werden nämlich die Anschläge der Könige durch etwelcher Leute böses Eingsbsn verkehrt; so werden durch sie die Raths der Weisen, und die Seufzer der Unglücklichen nicht selten vom Ohre der Fürsten verdrmr- 5en; ja so werden auch gute, wachsame, beste Regenten schändlich hintergangen. Hier mnsi ich sie vorzüglich der letzten Tage, die unser grosse Kaiser lebte, erinnern; welche Zärtlichkeit, welche Reue war es nicht, die Er, von d:r Liebe für uns belebt, mit einem heiligen Eidschwure an Tag legte, da Er das Kreuz auf Golgotha umklammerte, und vor dem darauf Hangenden Heilande mit starker Stimme aufrief: "O Herr! der du bis in die innersten Aalten meines Herzens hineinsiehst, der du mein Herz prüfest, und kennst; dich rufe ich zum Zeugen an, daß alles, was ich that , was ich anordns, te, nur immer das Neste meines Volks zur Absicht hatte, und daß ich es gewiß immer gut gemeint habe. — Ach habe aber vieles gefehlt, darum bitte ich dich, O! Herr ! Gott der Lrbarmungen, vergieb mir! — und ich bitte dich, vergieb auch jenen , die mir dazu Rath gegeben, oder meine Gesinnungen zum Nachtheil meines Volkes verdreht haben." Wollen sie noch mehr? "Ach bitte jeden , cs sind Josephs gost Hz den? 2L dene Korte, mit denen er sterbend von sei¬ nen Unterthanen Abschied nahm; — Ich bit¬ te jeden, den ich wider meinen Willen allenfalls nicht vollkommene Gerechtigkeit hätte angedeihen lassen, mix dieses aus Christen - und Menschenliebe zu vergeben, und zu bedenken, daß der Monarch auf dem Throne mit eben den menschlichen Schwachheiten, wie der Bettler unter Sem Etrohdache, beladen ist." Gorr! wie wünsch¬ te er unsere Lhränen abtrocknen, und uns noch Beweise geben zu können, daß Er uns aus ganzer Herzensfülle liebe. Werden diese seine legten Gesinnungen in unfern Herzen nicht Ehrfurcht, nicht Gegen¬ liebe erwecken? Werden diefe vor dem leben¬ digen Gott bekräftigten Versicherungen unfcrs verblichenen Monarchen ihn nicht von allem Verdachte eines harten Herzens losfprechen? Können wir wohl einen glänzender» Beweis seiner Liebe für uns haben, die er bis in Tod liebte, und für die er sein Leben hin¬ gab? War es nicht Er immer, dessen Ge- fichtszüge unablässig unter Schweis, und Staub, wie unter einer Maske verborgen la¬ gen ? War es nicht Er, auf dem sich die Staaten Oesterreichs stützten? Was unterschied ihn von unS ? Pracht? — Aeußcre Zeichen ? — Nein! Nur rastlose Thatigkeit, nur un¬ ermüdeter Eifer, nur durchdringender Adler¬ blick , nur der gegen alle ausgestreckte Arm, sag« --------- LZ sagt?» uns : Der ist euer Kaiser. Wie lan» ge schon kannte er keine Ruhe, um uns Ru¬ he zu verschaffen? Wie viele Nächte durch, wachte er, wem, wir durch seine Anstalten gedeckt in süssem Schlummer aufgelöst da la¬ gen ? und warum? damit wie eben so ru¬ hig die nächste Nacht schlafen könnten. Hüll¬ te Er sich je in seine Kaiserswürde, bebte Er je vor einer Gefahr zurück, sobald cs das Wohl seiner Völker galt ? — Weder die Wukh der Flammen, noch die gräßliche Gewalt der austrertenden Ströme, weder Hunger, noch Armut, diese schrecklichen Geißeln der Völ¬ ker , konnten seinen rastlosen Eifer für das Wohl seines Volkes hemmen. Hier ruf ich dich, grosse Kaiferstadt, auch euch, von Ein¬ fällen der Feinde schon durch zwei Jahre be¬ drohte Städte im Banare, und Lurnuen zu Zeugen anhar je eine Flamme eure Häu¬ ser ergriffen, wo Er nicht sogleich herbei eil¬ te , und beinahe durch sein Machtwort sie im Auflodern erstickte? Erinnert euch jener fürchterlichen Tage, in welchen die aus ih¬ ren Ufern getretteuen Ströme alles umher zu verheeren drohelen ; war es nicht unser grosse Kaiser, der wie ein Gott vom Him¬ mel kam , den Fluchen Dämme entgegen setz, te, ihnen, wie einst Gott der tobenden Wo¬ ge des Meeres befahl: So weit sollst du kommen, und nicht weiter fortzehen; hier sollst du deine ausgeschwollenen Wellen b 4 zer- 24 zerbrechen ; *) und schon wäret ihr vom tergange gerettet. Auch du - Königreich Böh- . nie», das du vor 19. Jahren von der fürchter¬ lichen Plage des Hungers bedrohet wärest, sage cs, war nicht Joseph der grossen The- rssie seligen Andenkens liebevoller Mitherr- scher, der ohne Verweisung in eigner Person zu dir fiog, alle königlichen Vorrathshäuftv vfnete, den Armen reichliche Lebensmittel «uSrheilte, und sie so dem bittersten Lode entriß? Welche Denkmale der Liebe! Würde ich aber sein zärtliches Vater» her; genug gepriesen haben, wenn ich ihnen nicht auch zeigete, daß er uns einen dauer« haften Genuß seiner Wohlthaten verschaffet hätte. Hier komme ich nun zu den vorzüg¬ lichsten Werk seiner Einrichtungen, wodurch er gleichsam die Krone allen übrigen aufgeseyey den Glanz seiner erweiterten Länder , bas An¬ sehen seiner Staaten wider alle Gefahr, wi¬ der alle Einfälle der Feinde sicher gestellet, und behauptet hat. Wer ist nicht überzeugt, daß eine gut eingerichtete Kriegsmacht dis sicher¬ ste Stütze des Staates fty ? Daher warf Er sein erstes Augenmerk auf dis VervsRkomMung des Kriegsstaales. Welch ein zahlreiches, und wshlausgerüsieteS Kriegsherr hat er nicht auf die Beine gebracht, das an die Kriegs- zücht *) Jvh. Zs., !L. zücht gewohnt, zu der schweren Kriegsarbeit abgehärtet, vom Kricgsgeiste beseelet für sei¬ nen Monarchen, für das Vaterland den ent¬ scheidendsten Kampf zu kämpfen durstete, eine» Heer-Haufen, dem es weder am Much, noch an Stärke, weder an Behändigkeit, noch an Nachdruck gebrach. Wem können seine mit der Armee getroffenen Verbesserungen unbe, kannt seyn? Gwbr es Kriegsbedürfniffe, de¬ nen er schon nicht reichlich, und bis zur Be¬ quemlichkeit des Soldaten vorgesehen hatte? Soll ich ihnen hier die Vorrachshäuscr, dis Magazine, die Arsenale alle herzahlsn, dis Er rheils errichtet, theils verbestert hat? Hat Er nicht auch für die väterlich geforget, dir entweder von desFeindes Schwerdte verwundet, oder von den wüthendcn Krankheiten nieder- gebeugt wurden ? Werft» sie nur einen Blick auf die neue Einrichtung der Soldatenspica- !er, auf die militärische Arzncischulc in Wien, und auf die Vcrsorguugshauser abgelebter , und im Dienste unbrauchbar gewordener Krieger. Wer ncnnt mir alle die der Tapferkeit bestim- ten Belohnungen, durch die auch der gemei¬ ne Manu gelockt nach den Ruhm eines Hel¬ den strebet? Was that nicht Joseph noch, um wahren Kriegesgcist in fein Heer einzu- stößen? Nicht zufrieden den adesichcn Mil!» rairakademien eine unverbesserliche Richtung ge¬ geben , und die Kriegskunde zum Gipfel ih-- rerGröße geführt zu haben, stiftete er nicht auch b r für s6 für die Soldatenkinder beinahe so viele Er-- ziehnngshänser , als es Regimenter bei der Armee giebt, in denen sie, wie in einer Kriegs¬ schule , zu wahren Kriegern gebildet werden ? Furchtbar ist der Kriegsfuß Oesterreichs ; und jeder Feind wird immer viel ausss Spiel Legen, der cs mit unfern Kriegern an ÄriegeS- kunde, an Tapferkeit, an Treue, an lln- verdroffenheit aufzunehmen wagen sollte. Dis Geschichte des jüngst verflossenen Jahres wird Air. , 55." ***) Psalm, zo., 2. Um sie, ansehnliche Zuhörer, auf den wahren Standcsorr hin zu setzen, vom welchen auS man allein den Charakter eines wahren Cbristcn beurtheilen kann, muß ich ihnen den Ausspruch nnscrs göttlichen Erlösers, und Stifters des Ehristenrhumcs in ihr Ge« dächrniß zurückrufen: Du wirft, sagte er, Gott Leinen Herrn aus ganzem deinen Herzen , aus ganzer deiner Seele, und aus allen deinen Rräften lieben; deinen Näch¬ sten aber, wie dich selbst: in diesem bev ruhet das ganze Gessz, und die Prophe¬ ten. *) Diese nämlich sind die zwo Haupt- wahrhciten, welche die Grundfesten unserer heiligen Religion ausmachen, und die auch unserem Monarchen unter den Augen seiner gottseligsten Eltern beigebracht, durch ihrs heiligsten Beispiele belebt, durch seinen alles umfassenden Verstand begriffen, und durch seinen beispiellosen Cifer nicht nur verherrli¬ chet, sondern auch in ihrer ursprünglichen Heiligkeit erhalten worden sind. ES hat auch die ewige Vorsicht, die für die Ausnahme des Religion wachet, ihm nicht allein die hin¬ längliche Einsicht das Wesentliche vom Zufäl¬ ligen , die Wahrheit vom Aberglauben, daS Gegründete von Vorurkheilen zu unterschei¬ den, sondern auch Kräfte genug, die er sti sich Matth, -s, , Z o sich garij fnh/te, verliehen , sich über Gcbräu-- che, wofern sie Irrrhum waren, oder dem Glanze, und Rcinigkeir des Ehrisieurhumes in die Zukunft einigen Abbruch thun dürften/ ohne Scheu hinwegseyeu zu können, wenn sie auch durch mehrere Zeugnisse, und durch mehrere Jahrhunderte einen Schein der Hei¬ ligkeit behauptet hätten. Ich sage dieses um ihn als Christen in seiner ganzen Größe zu zeigen , und alle schiefe llrcheile der mißgün¬ stigen Heuchelei zu entkräften. Heilige Religion! waS für Pflichten le¬ gest du uns auf, die unser gottesfürchtige Kaiser nicht kannte, nickt ehrte, und an die Er sich nicht gebunden hielt? gab Er uns nicht die untrüglichsten Beweise seiner Uiber- zeugung von der Offenbarung? seiner An¬ hänglichkeit an das heilige Evangelium? sei¬ nes Eifers für dis Kirche? Was fvderkest du je von ihm, das Er nicht erfüllet hat? Liebe gegen seine Nebcnmenscken? die sind ja vorzüglich wir, seine Untcrthanen, für die Er fein Leben hingab? wie uneigemmug war sie doch, diese Liebel sie war aber auch großmitthig: Mit welcher Seelenhöhe setzte Er sich nicht über alle seiner heiligen Person durch zügellose Schmähschriften zugefügtm Beleidigungen weg? Er harte mir diese» schwinbclköpü'gm Verfassern, die ihm alle Zar wohl bekannt waren, nur Mitleiden, und zog sie niemals, so sehr Er es auch thun konnte, zur zur verdienten Straft ; welch ein edler Ang seines beinahe über alle Menschen erhabenen Charakters ! Wahrlich' nichts größeres hat ihm sein hoher Stand geben können, als die Macht, nicht vvrtreßicheres die Natur, als den Willen allen seinen Feinden zu verzeihen. Und wie? Diese seine Menschenliebe erstreckte fick' sogar auf die barbarischen Feinde seiner Staaten, die wider ihn die Waffen ergriffen, aber endlich seiner siegenden Macht unterliegen ninßten. Wer eilte auf den noch vom Blu¬ te rauchenden Kampfpla; hin um die Wun» Len auch der vom Mordstahle getroffenen Feinde verbinden zu lassen? Wer befahl die in seine Gefangenschaft gerarhencn Feinde mit aller Liebe, und Leutseligkeit zu begegnen? War es nicht Joseph, der die Rechte des Sieges, und der Vergeltung hier ausschlng? der so ihre Herzen mit Mohlthun, wie ihre. Kräfte mit seinem Arme besiegte? Wie außer¬ ordentlich war sein Eifer in den Uibüngeu des Gottesdienstes? Er hat nicht nur keine gebsthene unterlassen, sondern Er hat sich bei dem unblutigen Opfer unserer Altäre, und auf eine Art , die alle Anwesend? zur Ehrerbietung erbauet?, beinahe täglich einge- fnnden. Was soll ich vom Gebrauche der Heilsmittel sagen? Wie oft pflegte Er nicht seine Seele bei den Füßen des bevollmächtig¬ ten Richters der Buße, und Verzeihung der Sünde zu reinigen, und die Speise des Le¬ bens , Z 2 -! kens, auf die Erde hingebeugt, zu empfan¬ gen ? Wie sehr durstete Er nach den Unter¬ richt in den Eesezcn des Ewigen? Er hat sich, so wichtige Geschäfte ihn auch umstan¬ den , unter die Zuhörer des Evangeliums bei¬ nahe allzeit gemischt. Die Beförderung der Religion lag sie ihm nicht am Herzen? Er hat ihre Reinigkcit handgehabt; Er hat Mi߬ bräuche abgestellt; Er hat eine Menge Pfar¬ reien , und Lokalicn gestiftet; Er hat den Zeremonien unseres Gottesdienstes durch Ab¬ schaffung alles eitel« und willkührlichcn Prun. kes ihre ursprüngliche Einfachheit, und Ma¬ jestät wieder gegeben. Ihr, vcrehrungswürdige Altäre dieses heiligen Gotteshauses, in dem wir uns heu¬ te versammelt haben, was habt iHv nicht ge- fühlet, da er vor fünf Jahren, wie einer der Lherubime, ganz von der Gegenwart seines Gortes durchdrungen, auf seinen Knien lie¬ gend , bald mit verhülltem Angesichte, bald mit gegen den Himmel gefalteten Händen bei euren Fußschemmeln bethend dem unblutigen Opfer des Lammes beiwohnte? — Auch du, o I Nom ! wo vorzüglich das Heiligthum des neuen Bundes thronet, wie überrascht staun¬ test du, da du unsern Joseph, der nicht im Prunks eines Imperators, vor dem deine Vä¬ ter sich ehemal imStaube beugten, nein! sondern nur im Glanze seiner iunern Würde austratt, in jenem Tempel, der uns nicht nur durch set- seine Majestät, sondern vorzüglich durch den Wohnsitz der Religion verehrungswürdig ist, den ersten Pflichten eines Christen sich unter» werfen , die geheiligten Grabstätte, welche den kostbaren Uiberrest, der Aposielfürstcn ein» schließen, mit dem edelsten Triebe der Ehr» surchr, und Andacht besuchen, vor aller Au¬ gen düs heiligste Abcudmal mit wahrer De» muth eines Christen, und allen Kennzeichen der innersten Uibcrzcugung geniessen sähest, schienen da nicht die heiligen Gebeine, dis kostbaren Aschen so vieler tausend Freunde Gottes unter diesen erhabenen Handlungen des größten Monarchen von dem Hauche der Gott¬ heit auf ein neues belebt zn sevu ? Hat sie nicht damals wieder eine himmlische Wärme angcwandelt, da er durch die glänzendsten Beispiele einen Glauben rechtfertigte, der ih¬ nen die ewige Krone aufgesctzct hat? O! wie wünschte ich hier ihnen, meine Zuhörer , die Freude schildern zu können, welche die höch¬ sten Prälaten der Kirche in dieser ungeheu¬ ren Stadt empfanden, da Er — welches Jahrhundert kann sich dieser Begebenheit rüh¬ men ? — in das Konklave tratt, um sie, und das Heiligthum des Glaubens seines mächtigen Schuzes, und Beistandes mündlich zu versichern. Fvdern sie noch wichtigere Merkmals seiner Gottesfurcht, seines lebhaften Glaubens, seiner standhaften Anhänglichkeit an Gott? e Was Z4 Was M ich ihnen von seinen tiefen Cinsich, ten in die Religion sage««, die ihm sein wahres Glück in einer beßern Welt zeigten , die ihn versicherten, daß für ihn hinter der Wolke des Todes Licht sey ? — Welche Auf. schlösse über seine christliche Weisheit, und Tugend giebt uns nicht jene tiefe Unterwer¬ fung gegen die Rachschlüsse der Vorsicht, in welchen Er die Hand des liebreichesten Her¬ ren der Schöpfung anbetete, und von den schweresten Streichen des Schicksals niemals niedergeschlagen werden könnte. Herr! wie hart waren die Prüfungen, die du ihm be¬ stimmet hast, und in denen seine erhabene Tugend , wie dec Fels zwischen Stürmen, unbeweglich stand: Er mußte seine zwo Ge¬ mahlinnen, die Isabelle, Philipps Infanteu von Spanien, und Herzogs zu Parma Loch, ter, die Josephe aus Bayern Kaisers Karls Les Siebenten jüngste Tochter, die Er beide so innig liebte, vor seinen Aiigen, in der Blühte ihrer Jahre, den Todeskampf auskäm. pstn sehen; Er mußte den Schmerzen eines zärtlichen Vaters im ganzen Nnifangt fühlen, La es dir gestel seine einzige Freude, dies einzige Unterpfand der Liebe, seine kleine The¬ rese , Isabellens Ebenbild aus seinen Armen abzuberufen. Er mußte — Wen befallt nicht bei diesem Andenken noch bange Traurigkeit? -r- Er mußte den lezten Hauch Franzens , und LherestnS, seiner unsterblichen Eltern aussam- - ' meln, meln, dir ev mit aller Zärtlichkeit rineS Kin¬ des verehrte. Nicht genug! du nähmest ihm noch vor drei Monaten seine erhabene Schwester Marie Anne, — wie untrennbar hiengen diese zwo hohen Seelen aneinander? — von der Erde weg. Christine, die Staat¬ halterin in den Niederlanden verscheucht von der Gefahr des Aufruhrs mußte flüchtig wer. den, und Er, um die Belgier, die pflicht¬ vergeßen seine Vaterhand von sich stießen, vom Untergänge zu retten, mußte ihrem Starrsinne nachgeben; zu dem kam noch Frankreichs schröckbarer Aufstayd, wobei sei¬ ne Schwester Antonie, Frankreichs Königinn, von der Nazion gleichsam eingeschlossen ge¬ halten, und mit schändlichen Schmähschriften entheiliget wurde; O! wie ward hier daS Herz eines zärtlichen Gemahls, eines gütigen Vaters, eines ehrfurchtvollen Sohnes, eines lieben und trauten Bruders zerrissen? Er, der so viel tausenden, die schweres Unglück beugte, Hülfe brachte, Er, der Menschen» schaycr, und Freund auf dem Throne kann diese derben Streiche nur von seinem Haupte nicht abwenden. O ! wie schwer traf ihn doch die Hand des Herrn! und noch zog sie diese prüfende Hand das gezückte Sclrwerdt. nicht zurück. Auch die von allen angebetsre Erzherzo¬ gin» Elisabeth Wilhelmine sein Liebling, Oesterreichs Hoffnung, die hohe Menschen- c 2 sreun« ?6 freundinn > Wirtembcrgs Wonne , und Stok; mußte sterbe» , und Er mußte das unauf-- lösliche Band, welches Er zwischen ihr, und Franzen knüpfte, zerrissen, und seine weiten Aussichten auch von der Seite vereitelt sehen. Hiev war es, wo der auf alle Streichs, nur auf diesen nicht vorbereitete Monarch die ganze Schwere deö Druckes fühlte, und auf. rief: Kerr! auch dieses Unglück lassest du mich erleben! aber — sehen sie gleich wie. der ganz unfern Helden! — aber dein hei¬ liger Wille geschehe, nimm auch diesen Schmerz als ein st)pser deines sterbenden Dieners an. O! wie durchbitterl war doch der Kelch, den er austrinkeu mußte. Nein! so einen Helden, so einen weisen Christen haben Jahrhunderte nicht gesehen, und sein Tod? — da der Krieg mit der Pforte noch nicht ausgedvnnert har, da der Friede noch zwischen geschliffenen Schwerdtern zitterte, da Josephs scharfes Aug alles dieses mit einem Blicke übersah, und fühlte! — und sein Lod was war er? eine vereinigte Ausübung aller der Tugenden, die er vorhin einzeln ge. zeiget hat; Er dachte an den herannaheu-- dcn Augenblick ohne Erschütterung, mit einer Standhaftigkeit, die tausend Helden nicht ha¬ ben ; Er sah mir der vollkommensten Ruhe der tZeels seiner Auflösung entgegen; Er nahm Leu Tod als den Streich an, der sein Apstr vollenden sollte; Er überließ sich dem Wil- Z7 -Willen deS Ewigen ganz ; Ev warf sich voll Vertrau n in den Schooß der göttlichen Er« barmungen; Er munterte seine Hoffnung, und Liebe durch wiederholte Lesung der Ver« Heißungen Gottes auf; Er reichte der heili¬ gen Salbung seine matten Glieder dar; Cc vereinigte seine Stimme mit dem Gebete der Kirche, und seine lezten Seufzer waren Seufzer des Vertrauens auf Gott: Herr! diese waren feine lezten Worte: Herr! in deine Hände empfehl ich meinen Geist, noch wenige Augenblicke; und schon ist Er nicht mehr, Er ein Opfer namenloser Leiden hienicden, Er der größte Held unseres heili¬ ge» Christenthums. O! welch ein herrlicher Triumph für die Religion, zu der Er sich bekannte, und die Er schützte. Wenn dieses alles nicht das Muster eines wahren christ¬ lichen Helden ausmacht, so muß mau nur alle Begriffe, die man von der Religion hat, rrozig verwerfen, um seinem Eigendünkel hartnäckig zu folgen. Nun diesen gekrönten Weisen, diesen unüberwindlichen Helden des Christenthums, di ft» Menschenschäscr haben wir verloren. Joseph, nämlich ist nicht mehr unter uns, der-größte Monarch der Welt, die Zierde, und der Ruhm dcS Menschengeschlechtes, der aufgeklärte, und rhätigs Verehrer, und Schä¬ tzer der Religion, der Freund der Wahrheit, der Vater des Vaterlandes, der vom Auf- c Z gan- z8 ------ gange bis zum Niedergange der Sonne be¬ rühmte Dolksbeherrscher, der Gegenstand der allgemeinen Bewunderung, der im innere» Wertste wirklich grosse Joseph, unser Lau- desvater ist hingefiogen zu den Thyren der Ewigkeit; der Strahl seiner Herrlichkeit, der Glanz seiner Majestät ist vorübcrgcgangen, rvie der Hauch eines leichten Zephyrs; und rvir stehen am Sarge, in dem sein Körper gleich dem des Bettlers die Verwesung be¬ ginnt. Wer Mpßndet hier nicht die Größe -es Verlustes in seiner ganzen Schwere? Wer kann so ein gefühlloses Herz in seinem Busen tragen, daß er an dem Schmerzen, von dem das heilige Christenthum, daS rö¬ mische Reich, und die Staaten Oesterreichs durchdrungen beim Grabe Josephs stehen , nicht Theil nehme? Diesem Kaiser nicht ein Denk¬ mal der Dankbarkeit in seinem Herzen errich¬ te ? Die größten Künstler mögen ihn in Prachtvollen Monumenten verewigen, die be¬ rühmtesten Biographen mögen das Leben die¬ ses gekrönten Weisen, christlichen Kämpfers, und Dulders bis in Tod nach aller Genau¬ igkeit zeichnen, und verherrlicht der spätesten Nachwelt aufbewahrcn: wir wollen vielmehr seinen ungcheuchelten Eifer in der Religion, seine grenzenlose Liebe gegen unfern Nebenmen- schen, seine rastlose Tstätigleit, und alle seins Tugenden, so viel es nur möglich ist, nach- cchrncn; Ja! sein Geist, wenn er gleich nicht mehr^ mehr unter unS sichtbar wandelt, soll ünsere Handlungen beseelen. Indessen kommen sie, ansehnliche Zuhö¬ rer , und lassen sie uns die letzten Pflichten, die wir der uns allzeit heiligen Asche des Fürsten schuldig sind, erfüllen; kommen sie, wir wollen Ihn beu diesem Leichcngepränge in die Grabstätte, die alle Macht, alle Ge¬ walt, alle menschliche Hoheit verschlingt, in Trauer gehüllt, begleiten, den Uiberrest sei¬ ner kaiserlichen Majestät, die Kronen, den! Zepter, den Purpur, die Siegeszeichen, die eroberten Fahnen mit dem Auge eines Chri¬ sten betrachten, und endlich der ewigen Vor¬ sicht diese herrlichen , jedoch mit Thranen be¬ netzten Opfer bringen. Auch sie, Hochwür¬ digster Fürst GrDischof, und Vorsteher unse¬ res Priesterthüms, auch sie, Dienerder Re¬ ligion, die sie dieser Tranerzeremonie beiwoh¬ nen , erneuereU sie ihre Gelübde vor demTbrsne des Allerhöchsten , damit das Blut Jesu Chri¬ sti , das unter ihren Händen auf den Altä¬ ren geflossen ist , Ihm , dem wärmsten Ver¬ ehrer ünsers Christcuthumß, und dem lieb- reichesten Vater jeiiier Völker , die Wohnung des Friedens, Und die ewige Glückseligkeit von dem Gort der Erbarmungen erlange. Hat sich aber dein Geist, verklärter Kai¬ ser , nachdem er sich von den Banden deine- Körpers losgewnnden hat, bereits in das glan¬ zende Reich des Himmels emporgeschwungen, 42 wie wir nicht zweifeln; Denn Gott, der die ewige Wahrheit ist,, hat es verheissen; nun werden Kimmel und Erden vergehen, sei¬ ne Worte aber werden nicht vergehen; — Du hast Dich seiner vor den Menschen nicht geschämt; Er wird sich Deiner auch vor den Engeln nicht schämen. O! dann sey Du der Himmlische Genius der Staaten Oesterreichs; Blick auf deinen erhabenen Bruder Peter Leo¬ pold den zweyten, der unvergeßlichen There- se grossen Sohn , in dessen Seele der König der Könige alle Eigenschaften eines weisen, und gütigen Volksbeherrschers gelegt har , die einzige Stutze unserer Hoffnung, die starke, sie Milderung unseres gerechten Schmerzens, unfern liedreichcsien Vater, der die Thräuen des Kummers von unfern Wangen wegwischet! bringe seine Wünsche, — sie waren es ja auch die Deinigen, — uns alle glücklich zu mache», vor den Thron des Allmächtigen, damit Er sie segne; unterstütze endlich den heissesten Wunsch, der unfern von Liebe, und Treu; durchdrungenen Herzen entsteigt, damit wir Leopolden lange erhalten, um in Ihm den weisesten , den gerechtesten, den gütigsten Mo¬ narchen zu verehren, und zu lieben.