113 f 6eologisch-poHontologl3che Anstalt * der Unfverslfat Basel UBER DIE G E O L O G I S C II E N VERHALTNISSE Y O 5f ISTRIEI MIT BERUOKSIUHTIGUNG DALMATIENS UND DER ANGRENZENDEN GEGENDEN CROATIENS, UNTEKKRAINS UND DES GORZER RREISES. VOSI A. V. MORLOT, Oormnissiir des g-eognoslisch-nioiitanistischen Vereins fCir Innerosterreich, das Lami ob der Emi« uiid UJjrien. A US IIE \ NATURAVISSENSCHAFTLIUHEN ABHANDLUNGEN (/esamme/t und durch Subscriplion herausgegeben von W. Haidinger. II. BAND. II. THEIL. S. 257 . HIEA, 1848 . --iiTU-;ini_ r | - -f . hi Eomniission bei Braumiiller und Seidel, k. k Hofbuchhaii(llern. •*» v % cj3 ^ er % * ? , 91 | Ljubljana^ - V o r w o r t. Der geognostisch-montanistische Verein fiir Innerbsterreich, das Land ob der Enns und das Konigreich Illjrien veranlasste den Verfasser im Herbste 1847 zu einer ailge- tneinen lleco/rnosciruno-s - und Uebersichtsreise in den siidlichen Provinzen. Die darauf O o zu verivendende Zeit war sehr kurz und es konnte nur Istrien etvvas naher ins Auge gefasst werden, vvahrend eine zvveite zur Erganzung der ersten Beobachtungsreihe sehr nothivendige Excursion in die Karstgegenden des weiten nordbstlichen Theils der Karte bis nach Fiume durch schlechtes Wetter vereitelt \vurde, und der Verfasser also, wie ausdrucklich anzumerken, nicht dorthin kam. Trotz ihrer Oberflachlichkeit schien es vvunschensvverth die gewonnenen Resultate zu veroffentlichen, da die betrachteten Ge- genden in geologischer Hinsicht so unbekannt sind, dass auch der geringste Beitrag vvill- kommen sejn diirfte. Es macht daher gegenvvartige Abhandlung durchaus nicht auf Vollstandigkeit An- spruch, und die Karte*) namentlich ist in Bezug auf die Verbreitung des Nummuliten- kalks mangelhaft, es soli das Ganze nur eine Skizze sejn, und zvvar nach demselben Plan, wie er in den „Erlauterungen zur geologischen Uebersichtskarte der nordbstlichen Alpen, Wien 1847“ auseinandergesetzt worden ist. Die Ilerren Tommasim, Prasident des Stadtmagistrates, und Dr. P. Kaadler, Advocat in Triest, dann Herr Ludwig Bitter von Heufler, Kreiskommissar in Pisino und Herr F. Ritter von Fodransberg, Bezirkskommissar in Pinguente, haben durch Mittheilungen aller Art und freundliche Hilfe die Unternehmung befbrdert und zu deren vorliegenden Resultaten manches beigetragen. Die geologischen Verhaltnisse Istriens sind im Allgemeinen denen von Unterkrain, Croatien und Dalmatien ahnlich, und es ist daher auch auf diese Lander Riicksicht genommen worden, insofern es sich vvenigstens aus dem Studium der Literatur und der Sammlungen in Wien thun Hess. ) Sie ist erzeugt vvorden durch Umdruck auf Stein eines Theils der zur Reise sehr bequemen: »Ge¬ neral-, Post- und Strassenkarte des Kdnigreichs Illjrien nebst deni ungarischen Littorale nach der Generalquartiermeisterstabs - Karte von Schulz bearbeitet, bei Artaria in Wien, 1844.« 1 t 2 A. v. Morlot. Ein so interessantes und merkvviirdiges Land vvielstrien, welches besonders vvegen der Abvvesenheit der Walder und vvegen seiner geringen Cultur far das Studium des Macigno und seiner sonst so riithselhaften Lagerungsverhaltnisse als vvirklich klassisch zu bezeichnen ist — verdiente vvohl mehr besucht zu vverden. Friiher entbehrte es aller Reiseconve- nienzen, seit 1841 sind aber die vortrefflichsten Strassen und regelmassige Postverbin- dungen eingerichtet vvorden, und man findet ein ordentliches Unterkommen in Buje, in Pisiuo beim Aquila nera, in Rovigno im neuen, recht hiibschen, iibrigens einzigen VVirths- haus, in Pola zur Arena, in Albona (Speise, aber Quartier nur im Nothfall), in Fian- nona, in Moschienizze (sehr gutes Hans), in Pinguente bei Mladusich, in Montona und in einigen andern aber vom Verfasser nicht besuchten Grten ; Privatpferde und Wagen sind aueh nicht schwer zu bekommen, besonders bei Giacomo Fernanda, Kutscher in Pisino, der, was gute Bedienung, bonnettePreise und Zuverlassigkeit iiberhaupt anbelangt, sehr em- pfehlensvverth ist. Im Sommer findet eine regelmassige Dampfschifffahrt zwischen Triest und Fiumestatt, und es vvird dabei angehalten in Pirano, Umago, Cittanova, Parenzo, Ro¬ vigno und Pola. Endlich ist zu bemerken, dass das Land recht ruhig und sieher zu be- reisen ist, und dass nur die vviisten Karstgegenden gegen Croazien hin in nicht ganz gutem Rufe stehen. Die Bevblkerung ist nur in den Stadten und an der Kiiste italie- nisch, sonst slavisch nach verscbiedenen Stiimmen, und es bietet aucb in etnographischer und philologischer Beziehung das wegen seiner rbmischen Alterthiimer schon so ausge- zeichnete Land sehr viel Interessantes. Nach Dr. Kakdler bewohnen Morlakken, die sich auch Wlachen nennen, nichtsdestovveniger echte Slaven sind, Unteristrien, — Savrinen die Tasselloregion zvvischen Pinguente, Buje und Triest, — Liburnier die Kii- stengegend von Fiannona nach Fiume, — Tschitschen (CicO den Karst zvvischen dem Tassellogebiet Miltelistriens und demjenigen der Rekka (Doleine nach Vrem) , — den iibrigeu nbrdlichen Theil der Karte Krainer, und endlich als Ausnahme unter den Sla¬ ven eigentliche Wallachen die Gegend nordlich am Cepichsee. Der Reisende kommt mit dem Italienischen aus, mit dem Deutschen allein nicht gut. Wien im Marž 1848. GeOLOGISCHE VeRHALTNISSE VON ISTR1EN. 3 Normalreihe der Formationen. Recente Formationen. An recenten Formationen ist das Gebiet der Karte, insofern man sich vvenigstens auf die Betrachtung des Festlandes beschrankt, ziemlich arm. Die Dam m er d e ist haufig von Eisenoxydhydrat auffallend dunkelroth gefiirbt, und zvvar ist diese Farbung offenbar abhangig von der Natur des Grundgebirges, denn man beobachtet sie ausschiiesslich nur auf dem Kalkgebirg, aber da auch ganz gewohnlich, und in Unteristrien z. B. besonders constant, daher denn auch diese Gegend sehr bezeich- nend Istria rossa genannt wird. Die Region des Karstes *) mehr landeinvvarts zeigt aucli hin und wieder sehr dunkelroth gefarbte Erde, wie z. B. bei Adelsberg, links an der Strasse nach Leibach. Hacqeet gibt sie an auf dem Terglou **) und auf dem Karst hinter Fiume, und nach Herrn Partsch kommt sie unter ganz ahnlichen Verhaltnis- sen auch in Dalmatien vor ***). — Im Gebiet des Tassello hingegen findet man keine Špur von rother Farbung, die Erde behauptet hier ihre gewiihnliche schmutzig- schvvarz- braune Farbe, daher diese Gegend, die wesentlich den mittlern Theil Istriens einnimmt, wie an der gelben Farbe auf der Karte zu sehen ist, Istria nera im Gegensatz zur Istria rossa genannt wird. — Zu bemerken ist, dass sich die Terra rossa auch auf den Kalkschutthalden zeigt, die bei San Servolo sudbstlich von Triest, am Fuss des Kalk- absturzes auf dem Tassello liegen. Die rothe Dammerde geht zuweilen nach unten in eine dunkelrothe, lehmige Masse iiber, die kaum als eigentliche Erde, als recente Formation iiberhaupt anzusehen ist, und die in jeder Beziehung an den rothen Bolus der Bohnerzformation erinnert. Diess sieht man besonders in Unteristrien zvvischen Visinada und Pisino, wo der rothe Lehm stellenvveise bis zwei Klafter hoch angehauft Iiegt, vvahrend er an andern Puncten fehlt, also mehr sporadisch und fleckenweise vorzukommen scheint. Die Entstehnng der Terra rossa scheint mit derjenigen des Bohnerzes und der Hdhlen im Zusammenhang zu ste- hen. wie spater bei Erbrterung dieser Gebilde auseinandergesetzt werden soli. Die Flussanschwemmungen im Innern des Landes sind meist unbedeutend. Sie bestehen gewbhnlich aus dem grauen Sande, vvelcher durch die Zerstorung des Tassello entsteht; der Kalkstein gibt nur Geschiebe her, die sich mehr in der Niihe *) filter Karst (el carsoj vverden iiberhaupt die Kalkgegenden, also die auf der Karte blau und griin bemalten Regionen verstandenj es kniipft sich daran, wie aus dem spatern Verlauf des Memoirs erltellen wird, der Begriff eines wiisten, steinigen, zerrissenen Bodens, Karst soli nach Einigen herstammen von Hrast , slavisch »die Eiclie« , weil diese nun so diirren und nackten Kalkgegenden friiher ein einziger, grosser Eichenforst waren. **) »Sielie die Literatur Nr. 11, Seite 69. ***) Nr. 4. I. Seite 29 und 46. 4 A. v. Moklot. - nim Echinolampas Agassrz belegt. Vorjage au Caucase. Serie de geologie. Pl. I, Fig. 22 — 24. ***) Sr. 4. IV. Seite 44. ****) Kr. 4. IV. Suite 47. 2 10 A. v. Morlot. hochstens 18 Zoll dicke Lager einer glanzenden, schvvarzen Kohle ohne Špur von Ilolz- structur, bei der Gasbereitung in Triest, vvozu sie recht tauglieh ist, gnte Koks gebend aber dennoch einen braunen Strich zeigend. In der Schlucht von Carpano bei Albona wird stark* darauf gebaut, hier zeigen sicli in muldenfbrmigen Vertiefungen , vielfach ver- schoben und verdriickt, mehrere Lao-er, zusammen bis 6 Fuss machtig and mit bituminb- sem and mergligem Kalk wechselnd. der viele Versteinerungen enthalt, es schienen aber Meeres - und nicht Siisswassermuscbeln zu sevn, aucb bat Ilerr Fkeier in den vvei- cberen Partien Foraminiferen gefunden, und in der Schlucht des Tombassinbaches bst- lich voa Pinguente (Figur 2 . Tafe! II} finden sich die Alveolinen, die im hangenden, stark bituminosen Kalk zablreich sind, sogar auf der schiefrigen , unreinen Kohle selbst aufgepickt. Es gehort also diese allem Anschein nach marine Kohle eatschieden der Nummulitenformation und nicht dem untern Kalk an. Sonderbar ist es, dass dieser altere Kalk auch im unmittelbaren Liegenden der Kohlenlager nicht bituminos ist, ein Bevv eis, dass das Bitumen des Ilangendgesteins und uberhaupt des Nummulitenkalks, der in der ganzen Masse a on Anfang an eingeschlossenen organischen and z\var wohl thie- rischen Materie zuzuschreiben ist, und dass ein dichter Kalkstein der Impregnation durch fremde Stofle leicbt vviderstehen kann, \venn diese oline chemisehe Beactioa auf ihn bleiben. — Dass die besprochenen Kohlenlager ihren Ursprung nicht vegetabilischen Re- sten oder wenigstens nicht Landpflanzen verdanken, ist vvohl vvahrscheinlich; es fehlen auch die eigentlichen Kohlenschiefer und Schieferthone, vvelche aus der Uebergangsfor- mation bis in die jungsten Tertiargebilde die Kohlenlager so regelmassig begleiten, und vvelche die Ilerbarien der jedesmaligen Perioden abgeben — hier gaaz. Es ist hoch¬ stens der Kalk etvvas thoniger und unreiner, und diess auch nicht innner, vvie gerade bei Pinguente. Von Pflanzenabdriicken endlich hat sich noch keiae Špur gelunden. Ani Beattenberg und auf den Diablerets in der Schvveiz findet sich auch ein ahn- liches, unbedeuteades Kohlenlager an der untern Grenze der Nummulitenformation, ebenso bei Gutaring in Karnthen. Der Nummulitenkalk, dessen Gesammtmachtigkeit etwa auf 100 bis 200 Fuss ge- schatzt vverden kann, liegt entAveder auf dem untern, Versteinerungs- und nainentlich Foraminiferen - leeren Kalk, vvie in der Kohlengrube von Carpano oder in grdsserem Maassstab in der Kalkzone zvvischen Montona und Pinguente (Fig. 1 Taf. II), und zwar gevvdhnlich horizontal, ohne abvveichende Lagerung — oder er liegt auch un- mittelbar auf dem Tassello, auf dem versleineruagsleeren Mergel- und Sandsteingebilde Istriens, mitunter unter sehr sonderbaren VerhiiHnissen. Da vvo der Sandstein selbsl sich in regelmassig horizontalen Schichten zeigt liegt der Nummulitenkalk deutlich parallel oben drauf, vvie diess z. B. bei Pinguente der Fali ist. Das Stadtchen steht auf einem isolirten Iliigel, der sich nach Schmide 391 Fuss iiber den Thalboden des Quieto erhebt*) und aus vvenig geneigtem Tassello besteht, auf diesem liegt eine etvva 50 Fuss *) Kr. 14. Seit« 136. GeOLOGISCHE VeRHALTNISSE VON IsTRIEN. 11 machtifi-e Nummulitenkalkschicht horizontal oben auf und bildet ein kleines Plateau, welcbes von der Stadt eingenommen vvird (Fig- 1 Taf. II); man kann rings um die Stadtmauern herumgehen, um diese deutliche Auflagerung mit Musse zu sludiren. Ebenso deulich ist sie auf dem Weg von Pinguente nach Vragna, die sandig-thonigen Schichten des Tassello vvittern aus und lassen hier die harte Masse der Nummulitenkalk- schichten mitunter weit dariiber hinausragen, so dass man z. B. in der Nahe von Gla- vich (Fig. 6 Taf. II) wie in einer Grotte auf dem Tassello und unter dem iiberhangen- den Kalkfelsen stehen kann, vvobei noch zu bemerken ist, dass die Schichten hier wie an vielen Puncten, wo die ervvahnte Lagerungsfolge beobachtet wurde, ziemlich horizontal liegen. Liegt der Nummulitenkalk unmittelbar auf dem Tassello, so geht er oft allmahlig in ihn iiber, so z. B. bei Ballunz siidbstlich von Triest, wo man im naliirlichen Ouer- profil (Fig. 5 Taf. II) sehr deutlich sieht, wie der vveisse Kalk mit Alveolinen (/") all¬ mahlig unreiner und mergeliger wird, und in eigentlichen Schiefer (e) iibergeht , der aber erst weiss ist und nur nach und nach grau vvird, dann kommt vvieder fester, bitu- mindser, etwas thoniger aber weisser Kalk {([), etvva 10 Zoll machtig, mit einzelnen zer- streuten Nummuliten, dann graue, sandige Schiefer (c), dann wieder eine diinnere Kalk- schichte (&) mit kleinen von Eisenoxjdhjdrat rotil gefiirbten Querspalten, dann vvieder Schiefer und in diesem eine Schiehte (g) von unzusammenhangenden Kalkknauern noch immer mit einzelnen Nummuliten, dann verschwindet der Kalk ganz und macht den reinen, grauen Schiefern Platz, in denen keine Špur mehr von Versteinerungen vvahr- genommen wurde. Denselben Uebergang durch dieselben Zwischenschichten soli man nach Ilerrn Kaiser’s Beobachtungen *) hinter Triest am Abhang gegen Opschina beob- achten , hier fallen aber die Schichten umgekehrt (Fig. 8 Taf. II), als ob der Kalk- stein eigentlich unter , und nicht, wie aus so vielen anderen Beobachtungen deutlich hervorgeht, uber dem Schiefer liegen wiirde, so dass man besonders durch den Ver- gleich mit Ballunz zu der Annahme gezvvungen vvird, dass man es hinter Triest mit einer Ueberstiirzung- oder vvenigstens mit einer sehr sonderbaren Ueberschiebung zu zu thun habe, vvas denn auch mit den ganz ausserordentlichen und ungevvbhnlichen Schichtenstdrungen und Windungen des Tassello, ganz in der Nahe an der neuen Post- strasse so schiin aufgeschlossen, in gutem Einklang stehen vviirde. Dasselbe abnorme Ver- haltniss beobachtet man auch noch an der Strasse nach Bassovvitza, erst mit der Quer- schlucht von Ballunz scheinen sich die normalen Lagerungsverbjiltnisse vvieder herzu- stellen, die man nun ununterbrochen iiber Pinguente bis gegen den Monte-Maggiore ver- folgen kann. — Sehr sonderbar ist es, dass man auf der entgegengesetzten Seite des Karstplateau beim Hinuntersteigen ins Tassellogebiet, bei Reifenberg (Fig. 9 Taf. II) al- lem Anscheine nach auf dem altern in NO. fallenden Kalk auf- oder anliegende Sandstein- *) Berichte iiber die Mittheiiungen von Freunden der Kalurvvissenschaflen in \Vien, 1848. IV. Seite 158. 12 A. v. Moklot. schichten sieht, in denen sich eine diinne, kalkige Zwischenlage mit Alveolinen findet, so dass man auch hier dem Schein nach urtheilen wurde, dass der Tassello auf dem alteren Kalk liege und dass der Nummulitenkalk seine untere Grenze bilde. Aliein wei- ter im Thal, im Gebiet des Tassello hinaus findet man in der Gegend von Samarja nach Herrn Freyer’s Beobachtungen wieder den Nummuliten- und Alveolinenkalk deutlich auf den ziemlich horizontalen Sandsteinschichten aufliegend und bei Wippach sieht man an der Strasse nach Idria wie auch der altere Karstkalk selbst auf dem Tassello lieg-t. Bei Pirano soli am senkreckten, etwa 100 Fuss hohen Absturz der Kiiste der Nummulitenkalk oben aufliegen, dann kommen nach unten die horizontalen Schiefer, dann noch einmal eine etwa 1 Fuss machtige Kalkschichte, und dann lauter Tassello, wobei alles schon horizontal liegt und die Schichten sich so deutlich ausnehmen, dass man sie beim Voriiberfahren mit dem Dampfschiff noch erkennen kann. Da es nun einerseits fest steht, dass der Nummulitenkalk unmittelbar auf dem al- tern, versteinerungsarmen Karstkalk liegt, der seinerseits wieder dem Tassello aufge- lagert ist, so fiele die ganze Bildungsepoche dieses altern Kalkes zwischen diejenige des Tassello und des Nummulitenkalkes hinein, und wenn man also diesen selben Num¬ mulitenkalk mit denselben Versteinerungen, wie es haufig der Fali ist, auch unmittelbar auf dem Tassello liegend und, wie beschrieben, in ihn iibergehen sieht, so folgt, dass dieser Uebergang kein geologisch- chronologischer sejn kann, wie er es sejn vviirdt;, wenn zu Ende der Sandsteinperiode der Oharacter der Niederschliige sich allmahlig so anderte, dass nach und nach ohne langeren Zwischenact statt Tassello Nummulitenkalk abgesetzt wurde, — sondern man wird durch die gegebenen Thatsachen und gemachten Beobachlungen zu dem nothvvendigen Schluss gefiihrt, dass lang nach der ersten Bildung des Tassello, nachdem inzwischen die ganze Masse des untern Karstkalkes sich abgelagert hatte — zu Anfang der Nummulitenperiode einzelne Theile des Tassello wie- der blossgelegt den Meeresgrund bildeten, und dass durch die Bewegung des Wassers die oberen Theile dieser leicht zerstorbaren, schiefrigen Massen wieder aufgearbeitet und mit den neuen , kalkigen Absatzen und den Gehausen der nun lebenden Muscheln in dieser viel jiingeren Zeit wieder abgesetzt wurden; so dass diese einen scheinbaren Uebergang des Tassello in den Nummulitenkalk vermittelnden sandigen Schichten, die sogar, wie gezeigt, zum Theil mit lialkschichten selbst abvvechseln — geologisch ganz und gar zur Nummulitenformation gehiiren und mit dem alten, wahren, geologischen Tassello weiter nichts gemein haben als das Material und den wenig veranderten petrographischen Cha- racter ; es waren also, was der Franzose so kurz und biindig mit dem Ausdruck couches remaniees bezeichnet. Man wird sich also nicht vervvundern, darin die Versteinerungen des eigentlichen Nummulitenkalks zu finden, und man wirdsie gerade in diesen thonig-san¬ digen Schichten am sorgfaltigsten aufsuchen, weil sie sich hier leicht herauslosen, wah- rend sie aus dem dichten, reinen, sproden Nummulitenkalk gar nicht herauszuschlagen sind. Sollten solche couches remaniees in grbsserer Machtigkeit auftreten und sich viel- leicht gar in den oberen Abtheilungen der Nummulitenformation wiederholen, \vas aber GeOLOGISCHE VeRHALTNISSE VON ISTRIEN. 15 beides nicht statt zu finden scheint, so konnten Falle vorkommen, wo man bei der Be- stimmung der Lagerungsverhaltnisse und der Sonderung der Formationen auf grosse Schvvierigkeiten stossen vviirde, besonders wenn noch Schichtenstiirungen und Vervver- fungen zur Verlegenheit des Geologen beitragen wiirden. Die eben beriihrten Umstande geben einen lehrreichen Wink daruber, wie wenig auf die sogenannten Wechsellagerungen zu halten ist, durch welche man mitunter die geologische Verbindung von Formationen nach petrographischen Prinzipien erkennen vvollte, sie zeigen auch, wie streng der Geolog sich an die palaontologischen Merkmahle als an den einzigen sichern Leitfaden durch das Labjrinth der Formationen halten muss. So hatte z. B. der Verfasser selbst aus der Beobachtung von Wechsellagerungen des Num- mulitenkalks von Kressenberg mit den mergelig- thonigen Schichten des Wienersand- steins geschlossen, dass die zwei Formationen geologisch - chronologisch aufeinander folg- ten , und dass der Wienersandstein die obere von beiden sej, weil der Nummulitenkalk scheinbar darunter einschiesst, wie bei Triest, vviihrend doch der Kalk durch seine Ver- steinerungen sich unzweideutig als tertiar erweist und der Saudstein weifer ostlich K.eu- perpflanzen einschliesst und deutlich unter dem jurassischen Alpenkalk liegt, so dass er aller Wahrschein!ichkeit nach zur oberen Trias gehort. Die Trias iiber die Tertiarforma- tion zu setzen ware aber ein grober Irrthum, kaum dadurch zu entschuldigen, dass An- dere darin vorangegangen waren, ein Irrthum, auf den der Verfasser erst durch die lehrreichen ganz ahnlichen Verhaltnisse Istriens aufmerksam wurde*> Alan sieht also, dass es an der untern Grenze des Nummulitenkalks, wie es scheint aber nur da, wo er nicht auf dem altern Kalk, sondern unmittclbar auf den Tasselosschichten aufliegt, — merglig-thonige und sandige Schichten gibt, die ganz dem eigentlichen Tassello gleichen, die aber geologisch durchaus zum Nummulitenkalk gehoren und also selbst tertiar sind, so dass in dieser Beziehung, wenn man will, aller- dings ein Theil desjenigen, was man auf den ersten Blick fiir Tassello halten mochte — doch zu einer viel jiingeren Formation gehort als die Ilauptmasse desselben. Sonderbar bleibt es aber, dass diese jiingeren, sandig-schiefrigen Schichten mit den dariiber liegen- den rein kalkigen, nmnniulitischen, so viel bisher beobcchtet wurde, im mer redit paral- lel auf den darunter folgenden eigentlichen Tasselloschichten liegen, nicht nur vvenn das Ganze horizontal liegt, sondern auch, vvenn es stark gehoben ist, vvie bei Ballunz, und dass iiberhaupt eine abvveichende Lagerung noch nicht beobachtet vvorden ist. Dieses Verhaltniss vviderspricht jedoch den friiheren Folgerungen durchaus nicht, sondern ver- langt nur noch eine, nšimlich, dass zur Nummulitenperiode der Tassello, vvenn auch an vielen Puncten vom dariiberliegenden altern Kalk entblosst, dennoch im Allgemeinen ho¬ rizontal Iag, so dass also seine jetzt zu beobachtenden vielfachen Storungen erst zu Ende der Nummulitenperiode mit denen des Nummulitenkalks zugleich hervorgebracht vvurden. Man wird also die couches remaniees im Allgemeinen nur durch ihre Versteinerungen, *) Diese Lagerungsverhaltnisse werden unler der Rubrik Tassello noeli vveiter auseinandergesetzt 14 A. v. Morlot. namentlich durch ihren Gehalt an Foraminiferen unterscheiden konnen. Aus den vveiche- ren Schichten sind die letzteren leicht auszuvvaschen, in gevvissen harten, kalkig-san- digen Zvvischenlagern kann man sie nur Lei ungemein aufmerksamer Untersuchung der angevvitterten Oberflache mit einer starken Loupe entdecken. Bei Pinguente z. B., ehe man in die Schlucht des Ouieto auf dem Weg nach Montona tritt, findet man rechts an der Strasse in Nord fallende, sandig-mergelige, tassello-artige Schichten mit einer etwa 8 Zoll dicken Zvvischenlage eines sehr harten, kalkigen Sandsteines , auf dessen Ober¬ flache die Spuren von Foraminiferen sich zeigen. Links hart an der Strasse, kurz ehe man von Caroiba nach 'l'erviso kommt, am Fuss eines kleinen Raines, sieht man-auch etvvas Aehnliches, hier scheinen aber die ziemlich horizontalen Nummulitenkalkschichten nicht nach oben oder unten, sondern im Streichen selbst, im Verlauf derselben Scbichte in Tassello iiberzugehen und das auf einer Lange von nur 10 Schritt, eine sehr sonder- bare Erscheinung. — Aus den Mergeln an der Grenze des Kalks hinter Triest hat Herr Freyer Foraminiferen ausgewaschen, die Herr Cžjžecr untersucht und bestimmt hat, es sind: Globigerina regularis. D’Orb. Nussdorf. Truncutulina lobalula? D’Orb. Nussdorf, Siena, adriat. Meer. Anomalina variola 'a. DOrb. Nussdorf. Cgtherina sp. ? Eine neue Art mit nur zwei Kammern, den Rosalinen ahnlich. Die mit einemFragzeichen versehenen sind etwas inkrustirt und daher nicht so sicher zu bestirrtmen, doch sind es Iauter tertiare J^ormen. Geht man bei den Miihlen unter Pisino uber das VVasser und steigt am andern aus Tassello bestehenden Gehang gegen West in die Hohe, so findet man oben auch wieder den Uebergang in den Nummulitenkalk, der auch hier deutlich horizontal oben aulliegt. Dasselbe scheint man auch in der Schlucht hart neben der Franciskanerkirche in Pisino selbst beobachten zu konnen. In der Hauptstrasse in der Nahe der Rirche findet man ein Stiick Alveoiinenkalk anstehen, sonst scheint der grossere Theil der Stadt auf dem altern, versteinerungsleeren Kalk gebaut zu sejn. Was die Verbreitung des Nummulitenkalks anbelangt, so ist sie , insofern es Istrien vvenigstens betriflt, im Allgemeinen auf der Karte angegeben. In der Gegend sudlich von der Tasselloregion Mittelistriens liegt er meist nur als eine dunne , nach Sitden sich verlierende und auskeilende Dečke auf dem altern Kalk. der in Pola und langs dergan- zen siidostlichen Kiiste allein ansteht. Daher ist diese siidliche Grenze des Nummuliten¬ kalks nicht leicht genau zu verzeichnen. Albona steht \vie Pinguente auf einer Kappe von Nummulitenkalk, die deutlich auf dem horizontalen Tassello aulliegt, und doch vvenn man von der Stadt nach den nahegelegenen Steinkohlengruben von Carpano geht, so kommt man gleichsam am Fuss des Tasselloabsturzes vvieder auf Nummulitenkalk, der von unter dem Tassello herauszubeissen scheint und liber den man noch herunterstei- gen muss, um an seiner untersten Grenze, ziemlich im Grunde des Thales die Kohlen- Geologischk Verhaltnisse vo\ Istriejv. 15 ilotze zu trefifen. Trotz dem gevvaltig starken Schein, als vvenn es hier z\vei dureh den Tassello getrennte Nummulitenkalkschichten geben wiirde, kann man bei Vergleichung- mit den Verhaltnissen bei Pinguente doeh nur eine Vervverfung annehmen, welche die zwei Theile derselben Schicht getrennt bat, oder es miisste denn zur Nummulitenperiode der Tassellohiigel schon da g-ewesen sejn, so dass sich der Nnmmulitenkalk oben und gleichzeitig an seinem Fuss ablagerte, was einerseits unvvahrscheinlich erscheint, ande- rerseits den bescbriebenen, scheinbaren horizontalen Uebergang von Nummulitenkalk in Tas¬ sello leichter erklarlich machen wiirde. Eine ahnliche treppenartige Abstufung des Num- mulitenkalks mit scheinbar dazvvisehen hervorschauendern Tassello sieht man anch bei Pedena. Von Fiannona langs der ganzen Kiiste bis Moschienizze und dann binauf auf den Monte Maggiore bis auf seinen bocbsten Iliicken zeigte sich keine Špur von Nummuli¬ tenkalk, erst gegen Vragna zu, bei Vela Utzka und an der Chaussee stellte er sich vvieder ein; hier ungemein reich an Nummuliten. Von da gegen Fiume zu muss ziemlich viel davon zu seben sejn, er wurde aber nur bei Volosca nach Angaben von IIacquet verzeichnet *). Auch im vveiten norddstlichen Theil der Karte, auf dem oberen Karst, muss nocli viel Nummulitenkalk sejn, der nicht angegeben ist. Ilinter Triest bei Opschina ist nur ein schmaler Streifen davon, dann kommt alterer Kalk und es zeigt sich in der ganzen Ge’gend vvestlich bis nach Gradiška kein Nummulitenkalk mehr. Bei Cormons, 3 Stunden vvestlich von Gdrz, fiihrt ihn Hacquet vvieder an; da hier nach ihm auch Ba¬ sali vorkommen soli, so kann man dort ganz ahnliche Verhaltnisse vvie im Vicentini- sehen vermuthen **). Auf dem ganzen Weg von Wippach nach ldria und von da vveiter hinein in’slnnere der Alpen dureh den Gdrzer Kreis hinauf zeigte sich kein Nummulitenkalk mehr, vvohl aber bei Planina; bei Adelsberg hat ihn lierr Frever mit Alveolinen in der Niihe der Grotte gefunden, doch nur an der Poik, ara Fuss des Berges, der selbst aus dem versteinerungsleeren, altern Kalk besteht. Dass der Nummulitenkalk auf den quar- nerischen Inseln vorkommt, namentlich auf Veglia, wo lose Nummuliten sehr haulig sind, dann dass er in Dalmatien sehr verbreitet sej, immer unter denselben Verhaltnissen vvie in Istrien, ist nach Fortis , Hacquet , Herrn Partsch und Anderen vvohl be- kannt. Ihm scheint das Erdpech und Bitumen anzugehbren, vvelches an verschiedenen Puncten, z. B. sehr machtig in Vergoraz vorkommt. Herr Dr. Carrara aus Spalato hat eine hiibsche Suite von Versteinerungen aus der Nuinmulitenformation seiner Uinge- gend nach Wien gebracht, es belinden sich darunter nebst Korallen und verschiedenen zvveischaligen Muscheln nach Herrn v. Hauer’s Bestimmung; Cli/peaster conoideus Goldf. Nucleolites scutella Goldf. *) Nr. 4. I. Seite 51. **) Nr. 4. I. Seite 10. 10 A. v. Morlot. Echmolampas ellipticus. MOmst. Pentacrinites didactplus. Serpula spirulea. Auch tief ins Innere von Krain hinein findet man einzelne Flecken der Formation, die ganz an ihr Vorkommen bei Gutaring in Karnthen erinnern, Solche besonders interes- sante, an Versteinerungen reiche Puncte sind nach Bode und Necker*) Rovte und Pol- schiza nordostlich von Krainburg. Man findet doi’t Nummuliten, Venus, Pernen, Anstern , Pecten , Panopaeen , Ampullarien , Cerithien , Korallen , die nach Necker in den verschiedenen Schichten verschieden vertheilt sind. Da der Nummulitenkalk, wie es scheint, eben so gut die zerrissene vviiste Oberflache zeigt, vvie der darunter liegende altere Kalk, daz,n nicht nnbedeutende Strecken des Kar- stes ausmacht, so kann man ihn fiiglich auch oberer Karstkalk nennen. Dass der Nummulitenkalk, weil er in den Alpen zum Theil sehr hoch liegt, friiher zur Kreide gerechnet vvurde, obschon er lauter tertiiire Versteinerungen enthalt, dass ihn Viele sogar noch jetzt zur Kreide rechnen — ist bekannt. Aber die Autoritiit hat den Thatsachen und den anerkannten Gesetzen gegeniiber in vvissenschaftlichen Dingen kei- nen Werth, und entvveder muss man die palaontologischen Principien der Formationsbe- stimmung vervverfen oder ihre Anwendung gelten lassen, aber das Princip anerkennen und seine unmittelbarsten Folgen in Abrede stellen, ist ein Verfahren, vvelches der In- ductionsphilosophie fremd ist und welches nur zu unfruchtbarem Zweifel, statt zum leben- diffen Wissen fiihren kann. Kreide. Unterer oder alterer Karstkalk. Dieses im Gebiet der Karte sehr verbreitete Gebilde zeichnet sich hauptsachlich durch negative Merkmahle aus, namentlich durch den ganzlichen Mangel an Foraminiferen und die grosse Seltenheit der Versteinerungen iiberhaupt, und es bietet daher der geolo- gischen Bearbeitung ein undankbares Feld dar. Man hat es hier im Allgemeinen mit einem sehr lichten, meist weissen , dichten, ausserst spreden, daher nicht immer eigent- lich muschlig-briichigen, sonst aber gewohnlich deutlich geschichteten aber nicht bitu- minosen Kalkstein zu thun. Er ist theilvveise ungemein hell klingend und die an der diirren Gebirgsoberflache herumliegenden Brocken klingen oft vvie Glas oder Metali. Bei Dignano Ibsen sich der Schichtung nach bis mehrere Quadratfuss grosse, dimne Plat- ten ab, aus denen man eine Art von Glockenspiel oder Harmonica zusammensetzen kbnnte. Selbst die grossen, massigen Quadern, die auf der naheliegen Insel San Giro- lamo gevvonnen vverden, geben einen hellen Klang, vvenn man mit dem Hammer daraul schlagt, und vvenn sie nur auf einigen Puncten und nicht auf der ganzen Basis aufliegen. *) Nr. 2, Seite 88. Kr. 10. Seite 100. Geologische Verhaltnisse von Istrtev. 17 Um zu erfahren, ob denn (lieser ungewohnliche Klang des Gesteines bloss von der Textur herriihre, oder in einer besonderen chemischen Zusammensetzung seinen Grund babe, nahm der Verfasser die chemische Analjse vor; sie ergab: In Salzsaure unlbslich.0.3 Thonerde mit Spuren von Eisenoxyd . 1.2 Kohlensaurer Kalk.96.4 Gluhverlust.1.8 99.7 Man bat es also liier nur mit einem echten, recht reinen Kalkstein zu thun , der sich gut zu fettem Kalk brennen lassen muss. Was die organischen Ueberreste anbelangt, so sind sie, wie schon bemerkt, selu- selten, und es ist daher die Trennung der Hauptformation in Unterabtheilungen, deren Anvvesenheit durcb einzelne Vorkommnisse nachgewiesen ist, auf der Karte gar nicht versucht worden, auch wird sie wohl nocb lange nicht durchzufuhren seyn. An der Oberflache des Gesteins treten bin und vvieder durch Verwitterung namentlicb Korallen hervor, man sieht z. B. eine ganze etwa 3 Fuss machtige Bank davon an der Strasse in der Schlucht zvvischen Pinguente und Montona, wo das ziemlich horizontale Sjstem der Kalkschichten quer durchrissen ist, und sich ungemein giinstig zur Beobaehtung dar- stelit. Weniger haufig sind in dieser Gegend und siidlicher gegen Pola die Durch- schnitte von dicken zvveischaligen Muscheln (Cardium ?), wovon es aber keine Rede ist, etvvas zur nahern Untersuchung aus dem dichten, harten Gestein herauszulosen. Bei Pola bingegen findet man in dem Gestein, vvelches noch kiirzlicb zu Kirchenbauten in Triest in den alten, romischen Steinbriiehen eine Stunde siidostlicb von der Stadt gebrocben \vurde — Hippuriten, Iladioliten, Caprinen und andere Muscheln, \velche es iiber allen Zvveifel erheben, dass diese Schichten der Kreideformation angehoren. An demjenigen Eingang der Arena, vvelcber der Landstrasse zunachst steht, sieht man Steinblbcke desselben Kalkes voller Fossilien. Das Gestein, in welchein diese Verstei- nerungen vorkominen , ist sehr weiss, aber sandig-zerbrbckelnd, so dass es schon fiir Dolomit gehalten vvurde, allein die Analjse davon, durch den Verfasser ausgefiihrt, gab: Kohlensaurer Kalk.33.1 In Satire unlbslicher Ouarzsand . . 66.2 Gluhverlust . ..0.2 99.5 also keine Talkerde, dafiir aber zvvei Drittel der ganzen Masse aus \veissem Quarzsand, der dem Gestein das zuckerartige, brdcklige Ansehen des Dolomits verleiht. Mitunter wird der (juarzige Sand so vorherrscbend, dass er z. II. im Monte Gapeleto bei Pola durch unregelmassige, mitunter bedeutend tiefe Locher gevvonnen und zu technischen Zvvecken in ziemlichen Quantitiiten nach Venedig verfiihrt vvird. Man nennt ihn Sal- dame. Seine Analjse gab: 3 18 A. v. Mor lot. Quarzsand aus reiner Kieselerde . . 98.7 Kolilensaurer Kalk.0.7 Gliihverlust.0.2 99.6 Er vvurde durch Herrn Reisseck auf Kieselinfusorien untersucht, zeigte sich aber rein mineralischer, anorganischer Natur. — Die Lente vom Ort versichern, dass der Saldame sich nach und nach in den ausgebeuteten Lochern vvieder erzeuge und dass aus diesen eine sehr ungesunde Luft herausstronie 5 beides vvohl nur Vorurtheile. Bei Gimino fanden sich auch Spuren von lladioliten, sonst besteht die ganze Kiiste u>n Pola gegen Rovigno und \veiter herauf, dann auch die brionischen Inseln und San Girolamo aus dem gevvbhnlichen lichten, harten , dichten, versteinerungsarmen Kalk- stein. llerr von Muralt fand darin bei den Festungsbauten auf Punta Sanci im Hafen von Pola diebeifolgend abgebildeten Fischzahne; Herr IIeckel hat sie naher untersucht, nach seiner Milthei- lung*) stellen sie die rechte Seite eines Unterkiefers vor, und zvvar von unten gesehen, denn dieZahnkroneri stecken im Gestein, und sind ganz glalt, wie es die hohlen Abdriicke der herausg-efallenen Zahne zeiffen: \vas man aus dem Gestein hervorschauen sieht, istdie den Wurzeln entsprechende abgebrochene Basis der hohlen Zahnkronen, denn eigentliche eingekeilte Zahn- wurzeln haben die Fische nicht. llerr Heckel konnte das abgebildete Gebiss mit demjenigen eines gan- atis den Kalkschiefern der Insel Lesina identili- ciren, und daher die Art feststellen; da es eine neue ist, so benannte er sie nach lirn. von Muralt. Das Exemplar von Lesina ist viel kleiner und das Individuum, welchem die liier abgebildeten Zahne gehdrien, musste \venigstens4Fuss lang sejn. Die versteiner- ten Fische, welche bei Verbosca auf der Insel Lesina so zahlreich vorkommen, sind nach Herrn Heckel iiberhaupt alle neue Arten, aber von ausgesprochenem Kreidetjpus und nach den vojiAgassiz aufgestellten Geselzen vvirklich zur Kreide gehorend, demnach vervveist der Picnodus Muraltii das Gestein, in vvelchem er vorkommt, auch zurKreide. Es bestatigt also das Vorkommen dieses Fisches, vvas die Hippuriten und liadioliten schon schliessen lassen, dass das Schichtensjstem der Kiiste Istriens zur Kreide gehiirt. wie es auch schon von Deche\’s geologische Karte von Mitteleuropa darstellt. Hippuriten sollen auch am Fuss der Monte - Maggiore-Kette gegen Fiannona hinun- ter vorkommen. Auf dem Weg von Fiannona nach Moschienizze und auf den Monte- Maggiore, wo die Schichten im Allgemeinen dem Meer zufallen, zeigte sich aber last gar keine Špur von Versteinerungen. Picnodus Muraltii zen, gnt erhaltenen Fischgerippes *) Bericlite iibei' die Mittlieilungen der Freunde der Nalurvvisscnschaften in Wien. 1848. I. Seite 184. Geologi,sche Verhaltnisse von Istrten. 19 Bei Opschina scheint sich parallel der Kiiste und liinter dem Nummulitenkalk eiu nicht breiter Streifen eines Kalkes hinzuziehen, in \velchem Ilippuriten , zum Theil die- selben wie bei Pola, vorkommen. Die kleineren Arten siiid niclit bestimmt, aber ein schbnes, grosses Esemplar, welches Herr Tommasiki gefunden und dem Museum in Triest iibergeben hat, erweist sich als der characteristische Hippurites cornu vaccinum (Bnov \) des Untersberges. Bei Sestiana und Santa Croce sind grosse Steinbriiche in diesem Kalk- stein ano-eleo-t, er nimmt eine gutePolitur an, wodurch die vielen eingeschlossenen organi- schen lleste deutlich hervortreten, und er wird daher in Triest \iel als Marmor verwendet. Auf dem Karstplateau, zvvischen dem Wippacberthal und dem Meer, zieht sich von Comen liber Sessana nach Corniale ein ziemlich breiter Streifen eines sehr dunkeln, zum Theil ganz schvvarzen, haufig diinnschiefrigen, auch kieseligen und den Strich desStahles annehtnenden Kalksteins. Bei Lippiza enthalt er eine diinne Schicht von Steinkohle, auf der man aber vveiter nichts ausrichten kann. In der Gegend von Comen enthalten diese schvvarzen Kalkschiefer Fischabdriicke, mitunter sehr grosse und vvohlerhaltene. Herr Heckel hat sie untersucht, es sind lauter neue Arten, die nach den ersten zur An- sicht erhaltenen Exemplaren zu urtheilen, den Formen von Solenhofen, also dem ober- sten Jura zu entsprechen schienen. Aber eine neue, vom Grafen Coronini mit grosser Gefalligkeit zum Studiom iibergebene Parfie, vvorunter vvahre Prachtexemplare, setzt es ausser Zvveifel, dass man es hier mit derselben Formation der Fischschiefer von Lesina, also auch mit Kreide zu thun hat, denn die vorkommenden Arten gehoren den Familien der Ilaleciden und Chaetodonten, demnach den Cjcloiden und Otenoiden. Ob nun die Masse des darunter liegenden Karstkalkes, der so versteinerungsleer ist, auch zur Kreide gehort, oder vielleicht der Juraformation entspricht, das ist vor der Hand gar nicht ausznmitteln. Der Umstand, dass, in der Gegend von Comen vvenigstens. der Kalk- stein viele schvvarze Hornsteinnieren enthalt, gerade vvie der obere Alpenkalk, liesse auf Jura, dem letzterer auch anzugehoren scheint, schliessen. Die Schichten sind in diesen Gegenden ziemlich horizontal, vveiter vvestlich zeigen sie sich im Profil von Merna nach Bonchi (Fig. 10 Taf. II) nach beiden Seiten sanft abfallend. Nbrdlich von Wip- pach auf dem Weg nach Idria vvird der Kalkstein haufig dolomitisch, was im niedrigeren Karst und in Istrien nicht beobachtet vvurde. In derselben Gegend, siidlich von Idria. kommen viele Terebrateln darin vor. Bei St. Canzian, wo die Bekka in den Kalk hineinfliesst, sieht man an der Ober- llache des Gesteins ziemlich haufige Spuren von Korallen. Etvvas vveiter ostlich bei A reni wurde zu Ende des vorigen und am Anfang des jetzigen Jahrhunderts in demsel- ben Gebirg auf Steinkohle gebaut. Man sieht noch die verstiirzten Stollen und findet auf einigen Halden Kohle, die stark bituminos zu sejn scheint und einen schvvarzen Strich gibt. Die ganz unbetrachtlichen Ilalden lassen nur auf einen unhedeutenden Bau schlies¬ sen , doch sollen , miindlichen Ueberlieferungen zu Folge, bei 150 Mann hier gearbeitet haben. Es muss nur ein kleines Lager im festen Kalkstein sejn, von Schieferthon oder Pflanzenabdrucken findet man auf den Halden keine Špur. Die Kohle vvurde trotz der 3 * 20 A. v. Morlot. damals ausserst schlechten Strasse nach Triest und von da nach Fiume zur Vervvendung in der Zuckerraffinerie verfuhrt. IIacquet hat diesen Bergbau etvvas na- her besprochen *}. Ob es dieselbe Kohle ist, die bei Lippiza vorkommt, ist noch nicht nachgevviesen. Die Macbtigkeit dieser altern Kalkgebilde ist schvver zu schiitzen, und es lasst sich vor der Iland kaum mehr sagen, als dass sie viele hundert Fuss betragen musse; nach der Tiefe der Trebichgrotte zu urtheilen, die ganz in deni Kalk steht, erreicht sie uber 1000 Fuss. w as die Lagerungsverhiiltnisse anbelangt, so ist schon gezeigt vvorden, dass dicse altern Kalke unter dem Nummulitenkalk liegen, wie sie sich aber dem Tasselio gegen- iiber verhalten, ist viel schvverer auszumitteln. Dass sie auch ebenso wie der Nummuli- tenkalk auf dem Sandstein liegen, und nicht umgekehrt, wird schon dadurch hochst vvahrscheinlich, weil nie und nirgends Sandstein wirklich auf dem Kalk liegend gefunden wurde. An der Grenze der beiden Formationen, wo man nach beobachtbaren Verhalt- nisscn sucht, findet man meistens Verstiirzungen, Schichtenstdrungen und sonstige Ver- haltnisse, welche keinen recht sichern Schluss erlauben. Mitunter ist es ein ganz hori- zontales Aneinanderstossen der senkrecht abgebrochenen Schichtensjsteme, das man be- obachtet, wie z. B. in der Schlucht hinter der Franciscanerkirche in Pisino. Ani deut- lichsten schien sich in Istrien die Auflagerurig des altern Kalkes auf dem Tasselio an der Ausmiindung der Schlucht von Pinguente gegen Montona zu zeigen, hier tritt allem An- c5 o O o o 7 schein nach der Sandstein am Fuss der Kalkabstiirze unter diesem hervor, wie es auch auf dem Profil Fig. 1 Taf. II angedeutet wurde. In Ermanglung' sicherer Anhaltspuncte in Istrien seibst muss man die Lagerungsverhiiltnisse bei Wippach zu ililfe ziehen. Hier zeigt sich sehr deutlich an der Strasse nach Idria, dass der iiltere, versteinerungsleere Kalk auf dem Tasselio liegt, was auch Ilerr von Bosthora bestatigt, und an vieler« anderen Puncten heobachtet hat **). Ilerr Partsch hat in Dalmatien zwei Kalkformationen unterschicden, es sind er- stens ein alterer, grauer, dichter, versteinerungsleerer Kalkstein, mit vveissen Kalkspath- adern und rothem Eisenoxjd durchzogen, weleher im niirdlichen Theil Dalmatiens an den Grenzen von Croatien und Bosnien verbreitet ist, und den liiicken des Velebich, den Di¬ nara, den Ghnat und vielleicht noch einen Theil der sich ostlich von Verlika nach Sign fortsetzenden Grenzkette bildet. Es soli der namliche iiltere Kalkstein sejn . der ganz Militarcroatien bildet, und sich vom Velebich aus in einiger Entfernung von Zeng-g, Buc- cari, Fiume und Triest nach Krain zieht. — Der Kalkstein der zvveiten oder jiingeren Formation, die Ilerr Partsch dem Jura beizuziihlen geneigt vvar, ist gevvohnlich hell und gelblich-vveisslich; einige Abanderungen sind beinahe vollkommen kreidevveiss, vvie *) l\r. 4. I. Seite 70. Nach IIacquet war es nicht cigentliche Steinkohle, sondern ein vveicher mit Erd- pech durchdrungener Thonmergel. **) Kr. 13. Geologische Verhaltxis.se aoa Istri e a'. 21 zu Rogosnizza, bei Sebenico, zu Porta-Palma auf Meleda, zn Perasto in den Bocche di Cattaro. In seltenen Fallen ist dieser Kalkstein von einer beigemengten specksteinarti- gen Substanz griinlich-weiss oder braunlich-roth, oder lichtblau, oder von durchdrin- gendem Erdpech dunkel, vvie bei Vergoraz. Dieser jiingere Kalkstein ist meistens an den Kanten durchscheinend, matt, splitterigen Bruches, oft unvollkommen grossmu- schelig, einige Abanderungen haben auch einen erdigen Bruch. Er ist ofter von Kalk- spathadern durchzogen, oder mit kleinen Kalkspathblattchen gemengt und erlangt so ein kdrniges Gefiige, zuvveilen ist er sehr durchldehert vvie Uauchwacke, so auf der Insel Brazza und auf Meleda. Als eine Abiinderung davon fuhrt Herr Partsch den Do¬ lomit der Insel Meleda an, ferner den diinnsehiefrigen, zum Dachdecken verwendeten Kalkstein, der z. B. bei Verbosca auf der Insel Lesina vorkommt, und die versteinerten Fische enthalt; an Versteinerungen vverden sonst noch angefiihrt: Hippuriten auf den Scoglien bei Corzola, dann Nummuliten und Echiniten, woraus hervorgeht, dass der Nummulitenkalk mit zu dem Kreidekalk gerechnet vvurde. Naeh Ilerrn Partsch zeigt auch in Dalmatien das Kalkgebirge ein sehr regelmiissiges Streichen von NW. nach SO. mit einem selten 45" erreichenden Fallen in SW. *). T a s s e 11 o. Im Provinzialdialekt auch Masegno oder Crustello. Ein machtiges Gebilde von meist sandigen und mergeligen Schiefeni, mit diinnen Zwischenlagern von Sandstein , immer blau-graulich und immer sehr deutlich diinn ge- schichtet, briicklig und ziemlich leicht vervvitternd. In den Steinbriicken an der Strasse nach Opschina hinter Triest zeigt der Sandstein auf den Schichtungsflachen bald eine regelmassig \vellenfbrmig gekrauselte Oberflache, vvie vom Wellenscblag, bald auf rnehr glattem Grunde eine Menge von runden, seilformigen, oft unregelmassig-bauchigen VAiilsten und Unebenbeiten, und er sielit darin, vvie in allen seinen iibrigen Figenschaf- ten, dem Wienersandstein aus den Steinbriichen von Sievering z. B. so ahnlich, vvie ein Tropfen Wasser dem andern. Diese Wulste, die man auch im bunten Sandstein mit den Thierfahrten kennt, diirften nach Geuvitz versteinerte Kriechschvvamme sejn, die zwischen den Schichten nicht verdriickt vvurden, weil sich der Sand leicht in ihren po- rosen, schvvammigen Kbrper selbst hineinsetzen konnte, so dass dieser bei der Verstei- nerung seine runde Form beibehalten konnte. Von sonstigen Versteinerungen bat sich bisher, in Istrien vvenigstens, keine Špur im eigentlichen Tassello gezeigt, daher die Unsicherheit seiner Parallelisirung und der gevviihlte ganz locale Provinzialnahme, der eigentlich viel besser die Unvvissenheit des Verfassers als die Formation bezeichnet. Dass man es liier mit dem Maci den Timavus ais brausend iiervorquel- lend beschreibt, geschlossen, dass der Fluss, den er selbst ganz ruhig, fast ganz ohne Fali in die See sich ergiessen sah, zur Zeit des Ovids einen starken Fali hatte, dass also der Meeresspiegel seither gestiegen sej *). Diese Folgerung hat man seither be- stritten , besonders vveil die Insel, auf der die Therme steht, seit Omd’s Zeiten dureb Versandung’ mit dem Festland vereinigt worden ist, das Meer sich also scheinbar zuriick- gezogen hat. Dann hat auch Herr v o n Sk ali. v dem Verfasser mitgetheilt, dass, als er nach einer Regenzeit die Ouelle des Timavo besuchte, das Rrausen und Toben des her- ausstiirzenden Wassers von vveitem zu boren war, vvas nicht vervvundern vvird, wenn man an die iingeheure Aufstauung des w assers im Innern des Gebirges denkt, wie es die directe Beobachtung in der Trebichgrotte nacbvveist. Solche Umstande geben also gar ks inen Aufscbluss. Die Senkung des Landes aueb an diesem Punct vvird aber trotz dem scheinbaren Zuriicklrelen der See, verursacht dureb die iibervviegende Uferanscinvem- mung, durch Dr. Kandleu’s Beobachtung ausser allen Z\veifel gesetzt, er fand nam- lich, als man vor melireren Jahren die Ruine des rdmischen Bades ausgrub , einen Mo- saikboden, der bei 5 Fuss unter dem jetzigen Meeresniveau lag. In Triest lindet man Spuren alten Pflasters unter der Meereskiiste, und die Einvvoh- ner vervvundern sich, dass bei Stiirmen das Wasser mehr nach den Ilausern an der Kuste vordringe vvie sonst. vvie denn auch der Canal unter der Piazza Grande jetzt vve- nio-er das llegenvvasser aus der Stadt als das Meervvasser in die Stadt leitet**'). Nach Dr. Kakdler findet man Mosaiken, spina pešce, und iiberhaupt Pflasterungen der Homer, die jetzt 3 Fuss und mehr unter dem Meeresniveau liegen, liings der ganzen Kiiste von Istrien , und zvvar nicht etvva auf bevveglichem Sandboden , sondern auf fesler Felsenunteriage, so zu Umago, Parenzo, Pola. Nach seineu Beobachtungcen muss sich die Gegend zvvischen Salvore und Umago stark gesenkt haben, denn die liuinen der rd- miseben Stadt Sipar stehen dort unter dem VVasser. Avovvmis von Rvveavv, der im VI. oder \ II. Jahrhundert lebte, ervvahnt nach Ausziigen aus rdmischen Schriftstellern aus der Zeit des Augustus mehrere Inseln an der Kiiste, die jetzt nicht mehr be- stehen, vvobei zu bemerken ist, dass er iiberhaupt nur solche anfiihrt, die durch ihre Ausdehnung oder ihre Bevdlkerung von einiger Bedeutung vvaren, vvie die Inseln von Sipar, Cervera, Orsera, Brioni u. a.***) Bei Sipar sieht man jetzt nur vom Meer be- deckte Klippen , bei Cervera ebenfalls, hier sirid deren zvvei, ziemlich ausgedeiint, *) Kr. 4. 1. Seite 63. **) Kr. 4. 1. Seite 61. — Mainati Chroniche di Trieste. 1817. I. 109. ***) Anosymi Ravennatis, qui drča scculum VI. vixit , de Geographia libri quinquc. Parni is MDCLXXXVIH. Geologi,sche VeiuiIltmsse vo\ Istrien. 43 der Schifffahrt gefahrlich, und bei hohem VFasserstand iiberspiilt, bei Orsera soli es audi eine versunkene Felseninsel geben. K lode.\ ervvahnt auch einen Mosaikboden ostlich von Pola, der bei rnittlerem Was- serstand vorn Meer bedeckt wird, welches fiberdiess weit mehr gegen die ilauser vor- dringt als sonst Dadurch vielleicht und durch das dami t verbundene Aufstauen des vom Lande abfliessenden Wassers ist die Gegend so ausserordentlich ungesund gevvor- den, dass die einst glanzende Stadt von 50,000Einwohnern zu eineni elendenNest von 1040 Seelen herabgesunken ist; der Mangel an Cultur des umgebenden Bodens mag (ibrigens auch das Seinige dazu beigetragen baben. Nacli Dr. Kavolek gibt es an der ostlichen Kiiste zvvischen Albona und Pola Ueber- reste mehrerer kleiner romischer Sliidte unter dem Wasser, so dass die Senkung dort mindestens 10 bis 15 Fuss betragen miisste. Nach Schmidl stand einst an der Miindung der Arsa das alte Nisanio und versank spiiter bei einein Erdbeben. Bei kleiner Ebbe sieht man im Ilafen lieste von Gebau- den, und atn Gestad grafit man Mosaiken aus *’*'). Nach Klode\ Avar das Niveau des Cepichsees einst unveranderlich, jetzt verliert er sein Wasser niclit mehr durch unterirdische Abziige , es nimmt zu, ivird salzig (?), und beffinnt an der Oberllache abzulliessen. An der Kiiste von Porto-lie sieht man Kreuze und andere vor undenklichen Zei- ten an den Felsen angebrachte Zeichen theils unter der Oberfliiche des Wassers, theils noch aus demselben hervorragend Zu Fiume soli noch im vorigen Jahrhundert kein KauiTahrtheischiil' haben in den Fluss einlaufen kbnnen, wie jetzt, und als man den Grund eines Hauses legen \vollte, kam man mit dem Pilotiren im Boden auf einen zum Anbinden bestimmt gevvesenen Steinpfahl ****). Zu Castel Sussaraz in Dalmatien liegt im Meer und ziemlich nahe am Ufer ein vor- trelliicher Marmor-Cippus, der nach den Buchstahen zu schliessen, aus der besten Zeit stammt i). In Žara liegt 6 Fuss unter dem jetzigen Pilaster des Platzes. tiefer als der Meeres- spiegel ein anderes selir schdnes aus vveissen und rothen Marmorquadern, — und den Franciskanern gegeniiber, unter der Mauer, an \velcher die Wellen anschlagen, ist ein bestiindig vom Meer bedecktes Stiick Mosaikpflaster. Dasselbe findet auch zu Dielo, einer Stadt bei Žara statt, wo iiberdiess der Koden einiger grosser Gewdlbe unter dem Meeresspiegel zu liegen scheint.— Vor Žara liegen Aschenurnen, Lampen, Salbenge- *) Donati XIII. **) ]Vr. 14. Seite 136. ***) Nr. 4. I. Seite 49. **»*) IVr. 4. 1. 50. f) Steinbuciiei., Dalmatien, eine Reiseskizze, 1820. Wiener Jahrbiicher der Literatur. G 1,1 44 A. v. Mohlot. fasse u. s. w. auf einem jetzt oft iiberschvvernmten Feld ara Meer, wo die Alten ihre Todten gevviss nicht unter den jetzigen Uinstanden begraben haben vviirden *). Von dem Pilaster von Žara bemerkt aucb Fortis das Obenerivahnte, so vvie, dass man bei Auf- raumung des ilafens lieste betrachtlicher Gebaude miter dem Wasser entdeckte **). — Das jetzt salzige Wasser des Vranasees war siiss bis 1630, und das bestiindige An- steigen des Meeresspiegels gegen denselben maclit. seine Entvvasserung und die der be- nachbarten Siimpfe unmoglich ***). Bei Zuri, einer Felseninsel bei Sebenico, findet man Aschenurnen im Meer ****). An der aussersten Spit/,e der Insel Vranitza siebt man steinerne Sarcophage im Meer, in einer lieihe regelmassig aneinander gestellt t). Auf der Insel Bua liegen Sporen von Mosaik genau in der Meereshohe it). 1) ie schmale, felsige Landzunge, vvelche Trau (Tragurhim) mit dem Festland ver- band, wurde spater dureh eine Briicke erhdht, indem sie eine Insel geworden+ft). Vom alten Epe/ium, (Stoprez), ostlich von Spalato, sieht man noch lieste der Stadt- mauern a m Meer f+ff). In der Bucht Hadocevo zvvischen Spalato und Xernovizza haben sich die Ruinen eines alten Ilafens unter Wasser erhalten. Bei Makarska sieht man am Eing-an« - des Hafe ns Ueberbleibsel einer Mauer unter Wasser; die Klippe bei San Pietro vor dem Ilafen und a!!e Landspitzen dieser (legend scheinen bestandig dureh das Meer zerfallt zu w er d en. Als man im benaehbarten Sumpf einen Abzugskana! grob, vveil sein Was- ser nicht mehr abfliessen wollte, stiess man auf lieste eines priichtigen Grabmals und Stiicke schoner Saulen i+flf). — Am Ufer von Xivograschie bei Primoria sieht man eine Inschrift im lebendigen Fels eingehauen, \velche einer dortigen Ouelle und eines von ihr bevvasserlen Landgutes gedenkt, aber das Meer schlagt bestandig an diesen Felsen, bat das Denkmal besehadigt, die Inschrift schon unleserlich gemacht und den Landsitz, den Garten und den Gang zu dieser Ouelle hedeckt. Auch driingt das Meer das w as- ser des Narentaflusses, der dureh Schuttanhaufung eine Slenge Inseln vor seiner Miin- duno- hildet, irnmer vveiter zuriiek und iiber die einst so iruehtbare Ebene, in vvelcher Narona begraben liegt, so dass sie nur noch einen hiiehst ungesunden Sumpf dar- *) Dukati. XIII. **) Fortis. I. 24. ***) Fortis, I. 41. -**-**) Dokati. XIII. t) Steihbuchei,. 14. tt) Dokati. tff) Constaktius Fo r ni y ro ge k it us ( le admini slra/i one imperii und G. Lucio Memorie is/oriche di Tra- gurio. 1674. p. 2. tttt) Steinbuchei,. ttttt) Fortis. II. 152. GeOLOGISCHE VeRHALTMSSE VOV IsTRIEV. 45 steilt *)• — Vor dem Vorgebirge von San Giorgio sieht man auf seichten Grund oinen Haufen antiker Urnen aus dem Boden vorragen , sie miissen wenigstens seit 14 Jahr- hunderten dort liegen **). Auf der Insel Lissa findet man beim Flecken dieses Namens Fussboden von Mo- saik, vvelche zur Fluthzeit vom Meer bedeckt sind ***). — Der Unterbau eines antiken Gebaudes daselbst liegt meist in der Ilbhe des Seespiegels ****) und auf dem dstlichen Theile der Insel sieht man eine Mosaikbekleidung vom Meer bedeckt. Mit Obigem steht eine Angabe in Busching’s Geographie (IV. 220.) in Wider- spruch , sie bedarf aber weiterer Prufung, da nicht bekannt ist, aus welchen Ouellen sie geschopft ist: „Nona, das alte Aenona, eine uralte sehr verfallene Stadt steht auf einer Insel in einem Sumpf, der ehedem grosse Schifle tragen konnte und ein Hafen vvar. a — Wenn aber Pluvius (lib. II. e. 89) sagt: „Epidaurus et Oricum insulae esse de$iernnt,“ so ist unter ersterem Namen wohl die beruhmtesle der dreinamigen Stadte, das jetzige Malvasia an der Kiiste von Laconica gemeint, das nach Couoneem t) auf einer hohen Felseninsel liegt, vvelche eine Landzunge und eine Brucke mit dem Festland ver- binden, — nicht aber das jetzige Itagusa vecchia, vvofur es von IIoff und Partsch ge- nommen (weil Oricum an der Kiiste von Epirus lag?). In Berghaus Mer tka (X. 1827. 505) findet sich die Anmerkung: ,)Es ist merkvmr- diff, dass in Dalmatien fast alle griisseren Stiidte, Žara, Sebenico, Trau, Spalato, Le- sina, liagusa, Dulciguo, ihre Stelle veriindert haben, so dass man neben der bliihenden, gegenwiirtigen Stadt in einiger Entfernung die Trummer der zu einem Dorfe herabgesun- kenen alten findet.“ Solite nicht der Grund, abgesehen von den Kriegen, in einem Stei- gen des Meeres liegen? Im Innern von Albanien bei Janina, befindet sich ein seichter See, von den Alten nicht gekannt und mit Spuren alter Bauvverke auf seinem Grund ti). Dovati sagt endlich noch: ,,Wie sehr die Alten bedacht ge\vesen, die gesundesten Orte auszuwahlen, um dort zu bauen, wissen wir von Varro und Vi tre v, die beide aus- driicklich darauf hin\veisen, sie nicht an sumpfigen oder feuchten Orten zu bauen. Wenn sie solc/ie Orte vermieden, mussten sie sich um so mehr von denen hiiten, vvelche vom Wasser bestandig bedeckt waren. Warum denn finden sich so viele antike Gebaude, deren Fussboden gevviihnlich vom Wasser bedeckt ist.“ — So weit Klodev. Fasst man die angefiihrten Angaben zusammen, so ergibt sich, dass das adriatische Kiistenland von Venedig herauf iiber Istrien bis und mit Dalmatien sich allmahlig und *) Fortis. H. 167. Fortis. II. 170. ***■) Fortis. II. 229. ****) Donati. f) Besclircibung von Morea. 1687. tt) von IIoff. II. 178. 40 A. v. Morlot. langsam senke, »ml dass das mittlere Maass dieser Senkung seit etwa 1500 Jahren we- nigstens 5 Fuss betrage. Eiiiige obigem Besultate vvidersprechende Angaben finden sich audi, doch sind sie alle etvvas zvveideutig, besonders diejenigen, die bloss auf dem Zuriickweichen des Meeres beruhen, indem, \vie schon oben fiir die Gegend von Monfalcone gezeigt, doch gieich- zeitig eine Senkung stattfinden kann, die aber durch die Ervveiterung der Ufer durch Anscbwemm»ng mehr als iibervvogen wird. Ueberhaupt finden diese Anschvvemmungen an den westlichen Kiisten des adriatischen Meeres in mebr oder \veniger ausgedehntem Maass statt. So standen einst Acjuileja, Adria, liavenna, Spina, die Berge von San 15a- silio am Meeresufer and sind jetzt bis 3 deutsche Meilen davon entfernt, und nacb Knd- den ist das erst 1681 an der Kiiste erbaute Mesola schon lj deutsche Meilen davon ent¬ fernt. An der Ostkiiste des adriatischen Meeres nimmt man diese Erscheinung nicht wahr, im Gegentheil gevvinnt das Meer hier Hoden, und diess scheint, abgesehen von den Senkungen, daher zu riihren, dass ein constanier Strom auf der dstlichen Seite des adriatischen Meeres langs Dalmatien heraufziehe, und hier das Land abnage, um dann auf der Westseite sich wieder berabzuvvenden, und hier an den italienischen Kiisten in Verbindung mit den bedeutenden einmiindenden Fliissen durch die ervviihnten Anschvvem- mungen das Land vvachsen zu lassen. Aus dem Umstand, dass die jiingern Tertiarfor- mationen an der dahnatischen Kiiste und in Istrien im Allgemeinen feblen, und nur aus- nahmsweise in einigen tiefern Buchten der altern Formationen vorkommen, wahrend sie in Italien vveit verbreitet sind, und horizontal oben aufliegen, ohne sich auf die kes- selartigen Vertiefungen zu beschriinken, scheint hervorzugehen, dass das adriatische Meer schon zur jiingern Tertiiirperiode nicht nur in seiner gegenwartigen Selbststiindig- keit, obwohl etvvas ausgedehnter, bestand, sondern dass auch damals dieselbe constante Strbmung auf der Ostseite herauf und auf der Westseite herunter stattland. Nur noch eines Umstandes, der gegen die Annalime einer allgemeinen Landessen- kung spridit, ervviihnt von Hoff *), niimlich, dass man zu Bellom’s Zeit in Adria das Pflaster eines alten hetrurischen Tempels noch iiber dem Meeresspiegel fand, vvelches doch vor 2500 Jahren kaum einige Fuss iiber demselben stehen konnte, da Adria in einer Lagune erbaut vvurde. Die Fluth soli hier im Canal Bianco 8 Fuss niedriger als der Boden der Ntadt und 1^ Fuss niedriger als der Boden des Theaters sejn. *) v. Hoff. 1 . 470. Geologische Verhaltnisse vok Istriek. 47 Entvvickelimgsgescliichte des betrachteten Theils der Erde. Das alteste Monument der verflossenen geologischen Epochen im Gebiet der Karte ist der allem Anschein nach zum Keuper gehorende Tassello, man sieht also, dass da- mals zur Trias periode das ganze Gebiet der Karle zum Grande eines Meeres gehiirte, welches den grossten Theil von Europa bedeckte, und dessen sehr eigenthiimliche Ver- haltnisse, die bloss eine Ablagerung von sandig-thonigem Schlamm fast ohne Beimen- gung von Muscheln und andern Thieruberresten gestattete, eben dieser Abvvesenheit von organlscben Formen wegen schvver zn beurlheiien sind. Aber es anderten sich die Um- stiinde, als die lange Jura- und Kreideperiode eintrat, vvahrend vveleher auf dem Mee- resgrund im ganzen Gebiet der Karte vrie im grossten Theil des gegenvvarligen Europa die machtigen Kalkablagerungen erfolgten, vvelche den untern Karstkalk ausmachen. Von den damals in diesen liegionen bestehenden Geschopfen geben die Fische von Co- men und die Hippuriten von Opschina und Pola einige Muster. Ahi Schluss der Krei¬ deperiode scheinen scbon einige Stdrungen der bisher gebildeten , regelinassig horizontal ubereinanderg-elao-erten Schichten stattgefunden zu haben, vvodurch die Dečke des altern Karstkalkes auf dem Tassello zerriss, und diesen vvieder ans Tageslicht hervortreten liess, obschon alles noch vom Meer bedeckt hlieb, aus vvelchem sich die hoheren Kalk- alpen zu erheben anfingen, jedoch ohne bei vveitem ihre jetzige Hohe zu erreichen. In der nun eingetretenen Alttertidr -, oder Kocen-, oder Nummulitenperiode lagerten sich in dem vvenig tiefen Aleer, vvelchcs vvohl noch iminer das Gebiet der Karle grossten- theils einnahm, und sich tief nach Krain liber Laibach bis nach Kropp bei Krainburg, dann auch nach Croazien und iiber das dalmatinische Kiistenland erstreckte — die Schich¬ ten des Nummnlitenkalks hald auf dem untern Karstkalk, bald unmittelbar auf dem ent- blbssten Tassello ab. Es lebten damals nicht mir die Nummuliten und andere Foramini- feren, vvie die grossen Alveolinen , sondern auch eine Menge von Seeigeln , vvorunter der Cippeaster conoideus und ein- und zvveischalige Muscheln verschiedener Arten , und ihre ungeheure Menge bevveist, viie stark bevblkert das Meer damals vvar. —- Zu Ende der Eocenperiode erlitt der Erdball eine jener Krišen, vvelche die Form der Continente veranderte und der gegenvvarligen naher brachte; die Kalkalpen vvurden zerrissen und gehoben, obschon noch nicht bis zu ihrer jetzigen lldhe, ein Theil des Gebiets der Karte vvurde vvohl auch iiber das Niveau des VUassers gebracht, und dabei die Ifebungs- und Vervverfungslinien hervorgebracht, vvelche so deutlich von NW. nach SO. laufen *). *) Ilerr Eme de Be.vumovt zeichnet auf der Karte zu seinen bekannten : Becherches sur queiques revolulions du globe. Annales des Sciences naturelles. 1830, eine genau von IV. nach S. quer durch ganz Istrien und ilire siidlicliste .Spitze laufende gerade Hebungslinie, vvelche er zu seinein zehnten Sjstem, demjenigen von Corsica rechnef, Aber nicht nor ist von dieser Hebungslinie liichts zu se- hen, da auch die Morite - Maggiore-Kette mit nur geringer Abvveiehung sich an das allgemeine 48 A. v. Morlot. Diese bedeutende Continental- und Alpenkettenhebung, die vvohl nicht ohne heftige Erderschiitterungen vor sich ging, vvar begleitet von grossen vuikanischen Eruptionen in Unterstejer, in Gberitalien, wo die Euganeen ein bleibendes Denkmal davon abgeben, und in Siidtjrol, wo die basaltartigen Melaphjre hervorbrachen, \venn diese nicht mit einigen Basalten des Vicentinischen schon vvahrend der Eocenperiode als Vorlaufer der spiiter so grossartigen und weit verbreiteten Entvvicklung der plutonischen Krafte gedient hatten. Die Euganeen sind noch jetzt von Minerahjuellen ganz umgranzt und auch im Gebiet der Karte scheinen solche mit dem Plutonismus in Zusammenhang stehende vvas- serige Eruptionen stattgefunden zu haben, indem in den Karstregionen eine Meuge von Eisen und Thon fuhrenden Sauerlingen den durch die heftigen Erdbeben zerkliifteten Kalk durchbrochen und in den von ihnen ausgefressenen Hdhlen das Bohnerz ablagerten, vvahrend in der jetzt hbheren Kalkalpenregion bittersalzhaltige Gevvasser das Gestein durchdrangen, und es in Dolomit umvvandelten , wenn letzteres wenigstens nicht auch schon mit den Melaphjreruptionen vvahrend der Eocenperiode gescbehen vvar Viele der friiher lebenden Geschopfe starben nun aus, so zum Beispiel die zahllosen Nummuliten, und mit der jiingern Tertiar- oder Miocen- und Pliocenperiode trat ein ganz veranderter Stand der Dinge ein. Das adriatische Meer hatte so ziemlich seine jetzige Form angenommen , mir dass es ausgedehnter vvar, und es scheint auch damals vvie heute eine Stromung langs der Ostkiiste herauf und nach der Westkiiste herunter stattgefunden zu haben. Die tiefern Kesselliinder im Gebiet der Alpen vvie die Gegenden von Laibach und Krainburg, von Rlagenfnrt und Bleiburg vvaren Siissvvasserseen, wah- rend Unterstejer und zum Theil Croazien zum grossen ungarischen Binnenmeer gehdr- ten, und im kleinen Becken von Dernis und Sign und bel Novi in Dalmatien sich eben- falls Braunkohlen und Molassensandsteine ablagerten, vvie in den anderen Seen und mit- tellandischen Meeren der damaligen Zeit. Abgesehen von den vielen Meeresgeschbpfeiij Karstsjstem auscliliesst, šondern das in Istrien und dem Karst so deutlich hervortretende Streichen von KW. nacli SO., vcelches genau senkrecht steht auf demjenigen der zur selben Zeit unter den gleichen Unistunden vor sich gegangenen Hebungen und Vervverfungen derselben Formationen in der Kalk- und Macignozone zvvischen dem Tininer- und Viervvaldsliidtersee, vvo die Richtung ebenso deutlich von SW. nacli KO. ist — gerade dieses gibt die schlagendste Tbatsacbe gegen die Gebirgs- hebungsparallelentheorie, die, vvenn audi in Istrien durch die gevvohnlich unter sich parallelen Ver¬ vverfungen bestiUigt, (eine Erscheinting, vvie sie z. B. bei den Erzgangen eine alte und vou selbst einleuchtende Sacbe ist) — doch im Grossen trotz allem angevvendeten Scharfsinn und den kiihn- sten mathematischen Constructionen von grossten Kreisen um den ganzen Erdball — durch die griindlicheren Forschungen von Studer in den Alpen, Gresst,y im Jura und Cotta in Sachsen nach und nach immer mehr vviderlegt vvird. *) Das unterste Glied des terliliren Beckens von Pariš, der calcaire pisolitique , diirfte vvohl seinen Reichthum an Eisenoxyd dem so vveit verbreiteten und merkvviirdig allgemeinen Bohnerzphiinomen verdanken, vviihrend die Gypsmassen des Montmartre vielleicht nichts anderes sind, als das bei einer in grdssercr Tiefe vor sich gegangenen Dolomisation nolhvvendig ausgeschiedene Product. Geoeogische Verhaetms.se von Jstrikv. 49 Mnscheln u. s. vv., die vvahrend der jiingern Tertiarperiode das Meer be\vohnlen. und wovon man in den subappenninischen Hiigeln zahllose Ueberreste findet, lebten darnals auch die elephantenartigen Mastodonten, die Tapire und Hirsche, wovon die Zahne aus dem Braunkohlengebilde bei Novi ervvahnt vvorden sind. Dass dieses eine entsprechende Vegetation bedingt, ist natiirlich, und ihre ins Wasser geschvvemmten lleste haben die Braunkohle gebildet, die man an so vielen Puncten findet. Die jiingere Tertiarperiode vvurde endlich durch die letzte gevvaltsame Krise der Erde abgeschlossen, durch vvelche die Continente ganz ihre jetzige Form und Ausdeh- muig und die Gebirge ihre gegenvvartige Hohe erhielten. Dabei veranderten sich die klimatischen Verhaltnisse ganzlich, alle fruher lebenden Saugethiere starben aus und machten einer neuen, der jetzigen sehr ahnlichen Schbpftmg Platz. Es traten da die grossen Elephanten (Mammuth) und die vielen Wiederkauer auf, deren Beste man in (len Knochenbrecčien findet, und die fiir die Diluvialperiode im Allgemeinen charakteristisch sind. Die ultere Diluvialperiode war, vvie aus dem Studium der Alpenlander hervorgeht. durch die Herrschaft der VVihlbache ausgezeichnet. Zu der Zeit mochte das Meer noch ein vvenig hoher stehen vvie jetzt, und an den Fuss der Fi iauleralpen und tief nach der Lombardei hineinreichen, und das jetzt dort liegende, ganz ebene Tiefland vvurde nach und nach durch die Wildstromanschwemmungen gebildet. Dami erst lolgte die Periode des erratischen Diluviums durch ein feuchtes, kiihles Klima ausgezeichnet, und vvahrend vvelcher vorziiglich die Mammuthe, Hdhlenbaren und so viele andere Gras- und Fleisch- fresser ilorirten. Darnals mochte der bohnerzhaltige Thon aus vielen seiner urspriingli- chen Lagerstatten ansgevvaschen vverden . vvodurch einerseits das Material zur noch jetzt. iibrigbleibenden Terra, rossa , andererseits die zahlreichen Ho h len entstanden. vvelche ein Naturvvunder der Karstgegenden ausmachen *}. Endlich trat nacli blossen klimatischen Veranderungen ohne Schichten- oder Fest- landstdrungen, vvenigstens in den ostlichen Alpen — die jetzige JVell'periode ein. die fruher lebenden Mammuthe und iiberhaupt alle Landsaugethiere starben aus, um der neuen gegenvvartigen Schdpfung und dem Menschen Platz zu machen, und die betrach- teten Lander lingen bald an, schon im grauen Alterthum bevvohnt und cultivirt zu vver¬ den; vvohlverstanden im historischen Alterthum, denn in der Chronologie der Geologie, die nicht nach Jahren, sondern nach bisher noch unermesslich langen Perioden rechnet, ist d a s M e n s c h e n g* e s c h 1 e c h t erst heute erschienen und vvar gestern Abend in der jiingsten Tertiar- und in der Diluvialperiode noch nicht auf der Welt. Es hat nun der stetige Gang der Veranderungen, dem die phjsische Natur, so gut vvie die moralische Welt untervvorfen ist — nicht aufhgehdrt, und es scheint nur vieles constant und unveriinder- *) Das Eindringen d e s VVassers in die Tief«; d«.*s Kar.sies und sein nacbgevviesenes periodenweises nnge- heures Aufstauen musslen eine solclic Ansvrasehung ungemein befiirdern. Es diirftcn deninach ausgediilinte eiscnhaltige Schicbten zu diesar Z**it im adriatischcn Meer abgelagert vvorden seyn. 7 50 A. v. Morlot. lich, \vas bei der Langsamkeit der Wirkung dem so kurze« und schnell erloschenden Blick des Menschen entgeht. Er selbst hat mit Kand angelegt, so zum Beispiel durch Ent- holzung des friiher dicht bewaldeten Landes, aus \velchem die Komer und noch die Vene- zianer ihre Marine versahen. Dadurch ist das Klima bedeutend zu Ungunsten der Ve- getation und zum grossen Nachtheil der Industrie verandert vvorden. So soli namenflich erst seit der Entwaldung des Karsles die Boru, wie man hier den Nordvvind nennt, zur erstaunlicben Mefligkeit angevvachsen sejn, vermbge welcher sie die schvversten Last- vvagen umvvirft und die Strasse oft Tage lang fiir jeden Verkehr sperrt. — Die allge- meine, langsame Senkung des Landes, vvelche erst durch das Studium der Alterthiimer deutlich hervortritt, zeigt, dass nicht nur ins Meer gefallene Gegenstiinde, sondern dass ganze auf festem Grund gebaute Sttidte versinken und im Meeresgrund iiberschuttet und versteinert vverden kbnnen, vvahrend die sich immer vviederholenden Erdbeben es auch dem nicht tiefer denkenden Mensch bestatigen, dass alles veranderlich und vero-ann-lich ist, selbst das Urbild des Dauerhaften und Festen — selbst der Fels! Anvvenduiig det* Geologic auf vervvandte VVissenschaften und Kunste und ihr Nutzen fiir da,s inateriel!e Leben. Der Einfluss der Štruc tur des Bodens auf die OberfldchenverltdUnisse des Eandes, auf seine Orographie tritt im Gebiet der Karte ungemein deutlich hervor: Der vveiche, brocklige , wasserdichte Tassello bildet ein vvellenformiges Hiigelland mit Biichen und Flussen in den Thalvvegen, man sieht nur vvohlabgerundele Formen und bemerkt keine besondere Kegelmassigkeit in der Aneinanderreihung und Vertheilung der bis etvva 500 Fuss iiber der Thalsohle sich erhebenden Berge ; der Kalk hingegen, sovvohl der iiltere als der eocene, die darin keinen Lnterschied zeigen, sind so voller Locher und communi- cirender Hbhlen, und im Grossen porbs vvie ein Schvvamm, dass nicht nur kein Tropfen \\ asser an der Oberllache bleibt, und kein Fliisschen in ihrem Gebiet anzutrelfen ist, sondern , dass sogar, vvo das fliessende \Aasser aus den tief liegenden Tassellothalern an das hoch iiber ihren Grund sich erhebende zusammenhangende Karstkalktafelland an- stbsst und durch Hbhlen, die ant Fuss des Kalkabsturzes oft im Grunde von vvilden Schluchten liegen, in den Kalk hineinfliesst. Solche Wasser aufnehmende Schlunde werden im Bande Foiba *) genannt, bei starkein ltegenwetter vermbgen sie hiiulig den angeschvvollenen Strorn nicht aufzunehmen und stauen ihn alsdann stark auf**), wobei das dumpfe Toben der Fluthen, vvie sie sich in die dunkeln unterirdischen Raume hinein- drangen, einen recht schauerlich-romantischen Eindruck hervorbringt. Der Kalk bildet iiberhaupt wie schon angedeulet, ein Tafelland, im Grossen ziemlich jlache, und nur *) Hchone BeispiOe hat man bei St. Canzian und bei Pisino. **) I>er Zirknitzersce zeigt bekanntlich die ganz ahnliche Erscheinung. GeOLOGISCHE VeRIIaLTMSSE V O A' ISTRIEV. 51 durch unbedeutendere Schluchten und unregelmiissige Vertiefungen vielfach zerrissene Plateaus , die die schroffen Absliirze meist nach ungefiihr geraden von NW. nach SO. laufenden Linien gegen das Tassellogebiet endigen. Hiiufig vviederholt sich am Fuss des Absturzes, mitunter nachdem der darunterliegende Tassello schon zum Ausbeissen gekommen ist, in immer tieferen 3\iveaux nocli ein- oder zweimal das Kalkplateau als schmale oft vveit fortlaufende Bander oder Terrassen, \vodurch im Grossen eine eigen- thiimlich treppenartige Anlage (les Gebirges hervorgebracht vvird, vvie es besonders in der Gegend zvvischen Pinguente und Vragna sebr sehdn zu sehen ist und vvie es die Com- bination der Karte mit den Profilen versinnlichen soli. Das Kalktafelland zvvischen dem Tassellogebiet der Wippach und der liekka einer- seits, und dem Meerbusen von Triest und dem Tassellogebiet Mittelistriens andererseits, oder der sogenannte obere Karst, bat hinter Triest eine mittlere Hohe von beilaufig 1000 Fuss iiber dem Meer. gegen NW. vvird es etvvas niedriger, erbebt sich hingegen mehr gegen SO., und zeigt vorziiglich die gegen Mitlelistrien gevvendeten Terrassen. Die Kalkregion Unteristriens zvvischen dem Tassellogebiet Mittelistriens und der Kiiste ist vici niedriger und verflacht sich allmahlig oline treppenartige Abstufungen nachSiiden, vvie es das Profil Taf. II. Fig. 1 im Aligemeinen angibt. Die Oberflache des Kalkes ist, vvie schon friiher angedeutet, iibersiiet mit den oft ungeheuren trichter- oder kraterformigen Vertiefungen, den DoUinen, die der Land- schaft einen so unaussprechlich vviisten Character verleihen. Sind sie nicht sebr tief und dabei unten eben, so vvird ihr Grund cultivirt und oft sind diess die einzigen bebauten Stellen, die vveit und breit zu sehen sind, da an der ungeschiitzten Oberflache, vvo ohne- hin die Dammerde sehr sparlich vertheilt ist, die fiirchterliche Bora fast keine Cultur zulasst. Die erbrterten, scharf markirten Oberflachenverhaitnisse sind bei der Landesauf- nalime durch den General({uartiermeisterstab so richtig aufgefasst vvorden, dass man auf seiner herausgegebenen Specialkarte dieser sudlichen Liinder recht gut die Tassello- von der Kalkregion unterscheiden kanu. Diesen Umstand hat der Verfasser denn auch be- niilzt, um auf der geologischen Karte den Tassello dort anzugeben, vvo die dirccte Beob- achtung zur Bestimmung seiner Ausdehnung nicht ausreichte. Feber die allgemein rothliche Farbung der Kalkgegenden durch die Terra rosna ist schon gesprochen vvorden. Die einzige so zu sagen eigentliche Bergkette in Istrien ist die des Monte-Mag- giore , der selbst 4398 AVienerfuss iiber dem Meer erhaben, den hbchsten Punct davon bildet. Von seinem Gipfel aus geniesst man einer herrlichen Ansicht iiber das ganze Land und iiber den quarnerisehen Meerbusen bis gegen Dalmatien. Der vveisse Kalk- stein, der die nackte, diirre Oberfliiche der Karstregionen vvie beschneit erscheinen lasst, die vveit sich ziehenden. schroffen nach Siiden schauenden Absturze der Terrassen des oberen Karstes, das niedrigere kaum minder vviiste ins Meer sich verlierende Karst- land Unteristriens, das matte Graugriin des viel fruchtbareren vvellenfbrmig-hiioeligen 7 * 52 A. v. Morlot. Tasseilogebieles *), die last giinzliche Abvvesenheit von Waldern und Baumen iiberhaupt, die Seltenheit menschlicher W ohnungen, — dabei die Iachende Aussicht auf die Insel- welt nach Osten mit der deutlich wahrnebmbaren bliihenden Handelstadt Fiume. die Hube des fast rings umspiilenden Meeres, hinter welchem in Westen lioeh die Friauler Alpen hervorschaucn, — das alles unter dem siidlichen, vvarmen Ilinnnel bringt einen eigen- thiimlichen, tiefen Eindruck von melancholischer iSchdnheit hervor, man erkennt in der verbdeten Landscbaft die Nachvvehen der venetianischen Regierung, deren Fluch auch auf dem ganz ahnlichen Dalmatien so schwer lastete, und der Geist versetzt sidi gerne in die Grosse Romerzeit zuriick, vvo die schbnsten Eichenvvalder sicb mit reichen Stiidten o und einer fleissigen Cultur paarten, um das Land zn einern Lieblingsaufenthalt der Welt- herrscher, zu einern Paradies zu machen. Zur Anwenduii£r der Geologie auf die Botanik gehoren die Eetrachtungen: iiber o o o o den Einftuss des Bodens auf die Vertheilung der Getvdchse im Gebiet der Karte. Fol« golide Notizen dariiber sind ausschliesslich nach den miindlichen und scbriftlichen Mitthei- lungen Herrn Tovimasivts entvvorfen, da der Verfasser selbst \on Rotanik nichts versteht: Dass man im Land petrographisch b!oss zwei Formationen bat, die jede fiir sich sehr constant ist. und sich gleichzeitig von der andern scharf unterscheidet: die ziemlich vveissen . reinen , namentlich thonerdefrcieu. so v iel als gar nicht vervvitternden, durch die v ielen Locher und Molilen das Wasser schnell durch- und vveglassenden Kalke der INummuliten- und der Secundarformationen einerseits — und der sehr thonerdereiche, eminent sandige, schiefrige und cjuarzige, von einern geringen Gehalt an Eisen stets grau gefarbte, kalkerde-arme, leicht vervvitternde und stark vvasserhaltende Tassello an- dererseits. — dass von Diluvialschutt durchaus nichts zu sehen ist, und daher an der Oberflache der einen Formation gar keiii Detritus der andern zu finden ist — das sind Umstiinde . vvelche den Zusammenhang zvvischen der Vegetation und der Beschaffenheit des Grundgebirges so deutlich hervortreten lassen, dass die geologische Karte der Ge- gend in gevvisser Beziehung zugleich eiue botanische ist, da sie die geographische Ver- breitung so vieler Fflanzen, mithin den allgemeinen Character der Flora in den verschie- den colorirten Reffionen ausdriickt. Dabei sind aber natiirlich die zwei Farben des Nuni- mulitenkalkes und des {ilteren Kalkes als eine einzige, iiberhaupt nur als die Kalkfarbe zu betrachten und vvir vverden, da es sich liier vveniger um die geologische Bedeutung der Formationen als um ihren petrographischen Character handelt, ganz einlach von Katk und von Sehiefer, von Kalkflora und von Schieferflora sprechen. Sm Allgemeinen scheint der Schiefergrund wie andervvarts viel kalter als der Kalk- boden zu sejn, und obschon er gevvdhnlich in geringerer Meereshohe und zum Theil siidlicher liegt, so hat doch seine Vegetation einen mehr nordischen Character, und er *) Herr 1’artsch hcschrcibl (S d le 47), vvie auch in Dalmatien die uicrglig-sandigen Gegcnden als fruchtbare Oasen inmitten der ganz diirren Kalku usten slehen. GeOLOGISCHK VERHAI/fM»SSE VOX IsTRIEN. 53 zei^t vveniger siidliche Formen, als das umgebende Kalkterrain, welches vvariner und treibender oder hitziger zu seju scheint. Dieseti Unterschied diirfte man nach dem Einfluss der geographischen Breite und mithin der Temperatur auf die Flora auf bei- laufig 2" R. schatzen. Recht interessant und vvunschensvverth vvare es, an diese Wahr- nehmung directe Beobachtungen und Versuche iiber die Bodentemperatur. die specifische Warme und das Leitungsvermogen der beiden Gebirgsarten anzukniipfen. Die Schieferflora enthalt viel mehr gemeines Zeug, sie ist monotoner, armer au Species und ihre Formen sind gevvohnlicher, weniger ausgezeichnet als die der Kalk- flora, die Grasarten herrschen vor und die Baumvegetation macht sioh besonders gel- tend, dafiir ist sie aber viel reicher an Inaividuen und in diesem Sinu viel uppiger und dichter, die Pflanzendecke der Rasen ist viel starker als auf dem Kalk, der zur Bildung der Dammerde mechanisch gar nichts hergibt, vvahrend die Ieichte Aufloslichkeit des Schiefers sehr viel zu ihrer Bildung beitragt, freilich muss sie dann unreiner, vveniger humusreich und schvvacher treibend sejn als die ungemeiu fruchlbare aber viel sparli- chere Erde auf dem Kalkboden, wo sie sich bloss in den Ldchern und Vertiefungen an- samineln. aber an den glatten, hervorstehenden Theilen des liarten Gesteins nicht halten kann. , Daher die Kalkflora viel armer an fndividuen. obschon unverhaltnissmassig rei¬ cher an Species ist. Folgendes Verzeichniss macht nicht auf eine V ollstandigkeit Anspruch, die in einer geologischen Abhandlung am unrechten Ort vvare, sondern es soli dadureh bloss das Wichtigere hervorgehoben und das gegebene allgemeinere Resnme begriindet vverden. — Es sind nur perennirende Pflanzen angegeben, indein die annuellen. die mehr vom Hu¬ mus abhangen, dem Einfluss des Grundgebirges vveniger unterliegen, und daher iiber- haupt als bodenvag hier nicht zu beriicksichtigen sind. 1. Kalkstete Pflanzen, das heisst solche, die stets und ausschliesslich nur auf dem iv alk bo den fdes Karstes) vor k o m m e n *"). Globularia cordifoliu. L. Potentilla subacaulis. L. Paeonia peregrifia. Milu. (rosea. Host.) Genisfa sericea. Wora. „ sglvestris. Scop. Diet (Minus E'raxinella. Pers. Crepis chondrilloides. Jacq. Sesedi Gouuni• Koch. fAuct.) Jberis divaricata. Tausch. Thlaspi praecox. Wulk. Aethionema saxutile. Dc. P lani Pi •unus Mahaleb j Coronilla montana. Scop. Orobus versicolor. Gmel. Rosa pimpinellifolia. L. Trima vulgaris. Reichb. Bupleurum baldense. Host. Peucedanum Chabraei. Koch. Inula ensifolia. L. Scorzonera austriaca. Willd. Gentiuna angulosa. M. Bieb. Hieracium glaucum. All. „ sabinum. Seb. et M a ur. Phgteuma Scheuchzeri. All. Pulmonaria angustifolia. L. Salda officinalis. L. Calamintha thgmifolia. Rchb. Aristolochia pallida. W. Kit. Muscari botrgoides. L. Atilam saxabile. M. Bieb. „ sphuerocephalum. L. Carex Michelii. Host. Rosa rubiginosa. »J aco. Artemisia camphorata. J . Moehringia muscosa. L. Silcne saxifraga. L. Anthgllis montana. L. Laserpitium siler. L. Scabiosa leucuntha. L. Campanula pgramidalis. L. II. Hodenholde Pflanzen, das h e i s s t s o 1 c h e, d i e s o w o h 1 a u f K a 1 k a 1 s auf Schiefer vorkomraen, jedoch vorzugsweise und haufiger A. auf Kalk, Kalkholde: Pulsulilla montana. Hoppe. Nusturtium lippicense• H e C. Marrubmm candidissimum. L. Ostrga vulgaris. Scop. B. auf Schiefer, Schieferholde : Genista germanica. L. ., tinctoria. L. O rob us vernus. B. „ niger. L. *) Crocus variegaius kommt niclit mir im obern karst, sondern aucli im siidlichen Istrien auf dem kalk der Gegend von Pola und Dignano vor, und iiberspringt din ganze Schieferregion Mittel- Istriens. GeOROGISCHE VeRHAETMSSE V0\ JsTRIEN. 55 KALKHOLDE. Carpinus duinensis. Scop. Genisia ovata. W. Kit. „ diffusa. Wirrd. Veronica auslriaca. L. Coronilla vaginalis. Lam. Galium purpureum. L. Chrgsanthemum montanum. L. Cirshim pannonicum. Gaud. Medicago proslrata. Jacq. III. Schiefers das heisst s o 1 c h e, die bloss Eriča vulgaris. L. Trifolium ochroleucutn. L. Hieracium auricula. L. Tormentilla erecta. L. SCHIEFERIIOLDE. Galium arislatum. L. Gnaphalium dioicum. L. Hieracium sabaudum . L. Pulmonaria officinalis. L. Globularia vulgaris. L. Potentilla opaca. L. Muscari racemosum. Mire. Pflanzen, auf dem Schiefer vorkommen. Carlina acanlhifolia. Ali,, (auf den Bergen Istriens.) Orobus tuberosus. L. IV. Bodenvage Pflanzen, die g-Ieichgiltig auf Kalk wie auf Schiefer vorkommen. Es sind der- selben sehr v i e I e, u n d es werden hie r nur e i n i g e der interessantereu v e r z e i c h n e t. Dorgcnium suffruticosum. Vile. Linum tenuifolium. L. Euphorbia epithgmoides. L. Rosa gallica. L. Ft m axinus O, 'HUS. L. Frangula TVulfenii. licu n. Galaxia villosa. Cass. Ferulago galbanifera . Koch. Dianthus sglvestris . Wuef. „ airorubens. Ale. „ liburnicus . Barte. monspessulanus. L. Trifolium rubens. L. •m alpestre. L. Pg t 'e!hrum corgmbosum . L. Cenlaurea crisfata. Barte. „ alba (v. splendens). L. Cgtisus hirsutus . L. „ nigricans. L- „ argenteus. L. Helleborus dumetorum. W. Kit. Cislus sulviae folius. L. Helianlhemum vulgare. Pers. famana. Mire. Viola hirta. L. „ odoruta • L. Polggala comosu. Schk. Silene italica. L. „ fevd«. WlLLD. Pislacia terebinthas. L. /i/«« Cotinus. L. Sa/ureja montana. L, Ononis Columnae . Ale. Peucedanum cer var ia. Lpr. ,, oreoselium. Monch. Coronilla emerus . L. Lonicera etrusca . Sasvt. V. Galium lucidum. Are. Scabiosa arvensis . L. ,, agrestis . W. Kit. •S , i Ljubljana^ 56 A. v. Morlot. Inula hirta. L. Cirsium acaule. Ali. Campanula rapunculoides . L. „ Trachelium. L. Leontodon saxatile. Lamk. Onosma stellulalum. L. Scrophularia c h n/san th erni fb Ha. M. Biku. Ononis spinosa. L. Pluntago serpentina. Lamk. Onobrgchis arenaria. De C. Digitalis grandifiora. Lamk. Stack>/s reda. L. Marrubium vulgare. L. Medicago falcata. L. Hippocrepis comosa. D. Lotus ciliatus. Tka. Poterium polggamuni. W. Kit. Granitna) Carices ' plerague. Nicht mir auf die Pflanzen, sondern aucli auf dieThiere, die davon leben, nmss die Natur des Grundgebirges einen Einfluss ausuben , so sollen die Masen des Kalkgebir- ges viel schmackhafter seyn als diejenigen der Tasselloregion, daher WohIschmecker beim Einkauf besonders darauf sehen, ob die Pfoten Spuren des grauen, sandigen Mergels oder der Terra rossa zeigen. — \Vas den Menschen selbst anbelangt, so soli der Aufenthalt auf dem Kalk fieberhafter, auf dem Tassello bingegen im Allgemeinen gesunder sejn und der Einfluss liess sich gevviss nocb bis auf das Moralische, auf den Charactcr verfolgen. Genauere Beobachtungen durch einen erfahrnen Arzt vvaren un- gemein interessant, liegen aber nicht v or. Nicht ohne Nutzen bleibt nach Dr. Kam>ler’s Erfahrungen die Geologie fiir die Alterthumskunde. Die Homer banten, den Marmor allein ausgenommen, den sie oft sehr weit verfuhrten. in der Megel nur mit den Sleinen aus dem jedesmaligen politi- schen Bezirk. Als nun das einsichtslose fsammeln ihrer Monumente in die Mode kam, und sie verschleppt und ohne Angabe ihrer Fundorter in die Museen ganz verschiede- ner Gegenden gebracht vvurden, und als man noch spater ohne nabere Priifung aus den Denksteinen solcher Museen die alte Geschichte des Ortes construirte, wie es z. B. in Padua geschah, da kamen die unsinnigsten Widerspriiche hefaus, bis man endlich durch die gehdrige Beachtung ihrer Gesteinsart die Fremdlinge ausscheiden lernte. Was die Anvvendung der Geologie auf Kunste und Geiverbe and /hren Nutzen far das materielle Leben betrifft, so kanu das nur in dem Maass tiefgreifend seva, als die Geologie des Landes selbst griindlich entvvickelt ist, und als sich gerade die jevveiligen Bediirfnisse gestalten. So war z. B. die Mede davon, dem sehr vvasserarmen Triest durch Anlage von artesischen Brunuen zu helfen , man sah den glanzenden Erfolg einer solchen Unternehmung in Venedig und viele glaubten, es miisse in Triest ebenfalls gehen. Es wurde auch vvirklich ein Bohrloch angefangen, aber ohne Mesultat, vvie sich aus geologischen Griinden erwarten liess, denn im ganzen Land ist keine eigent- liche wasserfiihrende Schicht bekannt, auch nicht im Tassello, der, vvenu anch theil- vveise sandig, doch im Allgemeinen zu thonig ist, um das Wasser mit der erforderlichen Leichtigkeit durchzulassen, so dass es nur miihsam durchseihen und in geringer Quan- Geologische Vehhaetm8.se von Istrieiv. 57 titat sehr verunreinigt und ungesund herauskommt. Dann schien das Einfallen der Schichten des Nummulitenkalks unter den Tassello und gegen das Meer. also gegen Triest zu an der Strasse nach Opschina, ein giinstiger Umstand zu sejn, allein es ist schon gezeigt worden, dass diess eine Ueberstiirzung oder Ueberschiebung sejn muss, die sich nicht in die Tiefe fortsetsen kann. Endlich sind auch die Griinde zur Ver- muthung angegeben worden, dass der Tassello 900 bis 1000 Fuss machtig sej und dass unter ihin unmittelbar der altere Alpenkalk und keine wasserfiihrende Schicht liege, wodurch auch die letzte Hoffnung auf Erfolg vollends abgeschnitten wird. Ware also die Wissenschaft zur Zeit befragt worden, so hatte man sich die ganzen Kosten deš Bohrversuches ersparen konnen. Der Bauer, der nur ein Minimum von Wasser braucht, beniitzt die schvvache Permeabilitat einzelner Tassellolagen, und grabt sich einen kummerlichen Brunnen an solchen Puncten, wo er einen Schlilssel, das heisst. eine $ formi ge Umbiegung der Schichten erkennt. — Aus denselben Griinden ist wohI iiberhaupt nirgends in den Tassello- und Karstgegenden sowohl im Gebiet der Karte als vveiter nach Norden und dann auch in Dalmatien, an die Anlage von bedeutende- ren artesischen Brunnen zu denken. Fiir Triest gibt aber die Geologie einen Fingerzeig ganz anderer Art. Da namlich aus Hrn. Lindner’s Erforschung der Trebichgrotte hervorgeht, dass die Rekka in der Tiefe des Karstes 60 Fuss uber dem Meeresspiegel fliesst, sich aber trot* ihrer grossen Nahe vom Meer erst viel vveiter, bei Duino, in dasselbe ergiesst, so scheint hier der vorliegende Tassello die Rolle eines Dammes zu spielen, der das Wasser aufstaut und es verhindert, auf einem kiirzeren Weg in der Nahe von Triest dem Meer zuzufliessen Diese Ansicht vvird durch den Umstand bekriiftigt, dass der kleine 60 Fuss tiefe arte- sische Brunnen in Dr. Katvdler’s Garten hinter Triest, etwa 48 Stunden nachdem es auf dem Karst stark geregnet hat, merklich anschwellen soli. Durchbricht man also diesen Tassellodamm unter dem Niveau des in der Karsttiefe stehenden Wassers, also in einer Hfihe von etwa 50 Fuss iiber dem Meeresspiegel, so darf man ervvarten, an der Grenze von Tassello und Kalk eine reichliche Quelle zu erhalten. Ein solcher Durchbruch. freilich ein natiirlicher, ist die Querschlucht von Ballunz, wo denn auch vvirklich ein Bach hervorquillt. Es liesse sich also der Vorschlag machen in der Gegend nordvvest- lich von Triest, vvo der Kalk sich mehr der Kiiste nahert, der Tassellodamm also we- niger machtig ist, in einem Niveau von 50 Fuss uber dem Meer einen Stollen durch den Tassello gerade gegen den Kalk zu treiben. Konnte man zugleich auf eine Hohle im Kalk stossen, aus vvelcher das Wasser mit einem reichlichen Luftstrom ausfliessen vviirde, so bekame man nach den bekannten Erfahrungen in den Bergvverken zu Som- merzeiten einen sehr kiihlen und starken Wind, mit dem man eine ganze Reihe von Kellern bei einer niederen Temperatur erhalten konnte, was in vvarmen Landern nicht \verthlos ist # 3- *) Einen ausfuhrlicheren Bericht iiber die Anlage von artesischen Brunnen in Triest mit dem oben ent- vvickeken Vorschlag hat der Vcrfasser dein Stadtmagistrat iibergeben. 8 58 A. v. Morlot. Ueber solche Steinkohlenlager wie die von Vrem und Lippiza lasst sich vor der Hand nichis sagen, aber zur Aufsuehung der andern Gattung, zu welcher die Rohlen von Carpano and Pinguente gehbren, gibt die Erkenntniss ihrer Lagerung als das un terste Glied der Nummulitenformation den sichern Schliissel, und man wird sie dem- nach natiirlich nur an der Grenze des Nummulitenkalks mit dem untern Karstkalk su- chen. Ihre geringe Machtigkeit und haufige Abvvesenheit auch an der besagten Ge- steinsgrenze geben aber im Allgemeinen wenig Hoffnung auf Erfolg. DerKalk, namentlich der von Pola, liefert einen vortrefflichen Baustein; schon die Homer haben die grossartige Arena von Pola daraus erbaut, und die Brionischen inseln geben noch jetzt das Material zu den grosseren Bauten in Venedig her. Der- selbe Kal k wird bei Santa Croce und Sestiana nordvvestlich von Triest gebrochen und in Triest viel vervvendet, er nimmt eine gute Politur an, und die Menge von eingeschlos- senen Ilippuritenfragmenten geben durch ihre Zeichnung dem Ganzen den Character eines schbnen Marmors. Gevvisse Sandsteinschichten an der Strasse nach Gpschina brechen von selbst und so leicht in Platten von 1 bis 3 Schuh Dicke, dass man diesen trefflichen Baustein fast wie fertige Backsteiue in Menge gevvinnen kann, was natiirlich die rasche Erweiterung von Triest nicbt wenig befdrdert. Zur Pflasterung solite man wie in Triest Sandstein nehmen, denn der untere dichte Karstkalk vvird glatt, dass man z. B, in den wenig geneigten Strassen Bovigno’s mit genagelten Schuhen vvirklich nicht gehen kann. Aus detnselben Grunde passt iiberhaupt eine mit Eisen beschlagene Fnssbekleidung im Karste nicht, und die Landleute wenden lieber ein korbartiges Geflecht an, vvomit sie sicher und leicht gehen. Aus den thonigeren Mergeln des Tassello vverden in der Gegend von Pinguente mittelmassiffe Backsteine ffebrannt. Der sclnvere, rothe Lehm, in den oft die Terra rossa iibergeht, diirfte sich viel- Seicht zum Pisebau eignen. In der Gegend von Cornen am Karst ist aller Kalkstein so durch und durch bitu- rninos, dass er zur Anlage von Backbfen unbrauchbar ist, und den Landleuten bleibt. daher nichts iibrig, als die zerstreut im Kalk vorkommenden stockfdrmigen Massen von sliingligem Kalkspath zu dem Zweck zu gevvinnen und zu vervvenden, so untauglich auch dieses brocklige Material dazu erscheinen mag. Die Speeulationen liber Metamorphismus geben zu einigen noch sehr dunkeln und unsichern Vermuthungen Anlass, deren weitere Verfolgung vielleicht einst auf vvirkliche Hesultate fiihren diirfte. Wiihrend namlich auf einen innern Zusammenhang zvvischen der Bohnerzformation und der Dolomitisation hingedeutet vvurde, und zugleich der Cau- salzusammenhang zvvischen Dolomit und Gjps durch IlAiDnvGEids glanzende Ldsung des Dolomitproblems klar entvvickelt ist — scheint auch andererseits ein besonderer noch Geologische Verhaetmsse vo\ Istriem 50 7 dtn, - t fgfžgtgK 0 ** |/_( 25 odluo fetenife , \P~ Paneivld. 2 v c to diJitdlo 2'2 Cae lo #»«*(Wfc3®gwi !?.*/>/<« rt j ! "' ■•. _ "■■-■•>ij-Stttot.d< , onfr/nomztiAi hiSora/ui gfijH*® 'ptiirit S^sga&riU« Y*&/SR : 2b btbiP. j i2L ;,jS P §XlAK^£KO ■$jttitria ^oschierufcze lARES/o x/6‘0fvaz VttU<’ tliEonfatu SiVcdšolt 2 .i,,/^^,Aruir/aX fW«rt OW*> e?> S i ■; * Ctrikd •fo/tiviv] Vrotfost \ ■ztni AUfvignoglu#•gltftni ^■'^.rrobf \ - »mpo^ rito 't domp oZavenujo f 'TJFigftnfRti p jtOVl&VO, ■X*$\ Caterind?' . e° ‘fS^UHrr-r/i a. . 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