Beilage zur Haibacher Zeitung. ^U 36.' Fünfter IllhWNg. ^. September R8GR. A u fw ärts. Aufwärts bis znm Wolkcnsamn Seh' ich Vüglcin schweben; Aufwärts jedes Blatt am Baum, Jedes Hälmchen strcLcn. Aufwärts seh' ich aus dem Meer Hoch die Woge steigen; Aufwärts Felsen um mich her / Nach den Wolken reichen. Alle möchten deinem Schooß, Erde, sich entringen, Und sich frei und fesscllos In dcn Himmel schwingen. Aber Alle sinken matt In den Schooß dir wieder. Und getäuschter Hoffnung satt, Lösen sich die Glieder. Nur dcr Geist, der dich erkannt, Fühlt sich dir enthoben, Schwingt, von hcil'gcr Gluth entbrannt, Ianch,;cnd sich nach oben. Gestorben — und vergeben. Novelle von F. Vrnnold. (Fortsctznng.) fallen, die ^Häuser nicht über ihn zusammengestürzt. Die Welt ging dahin — nur ein Menschenherz war für seine Lebenszeit geknickt. — Dumpf brütend saß er daheim. —> Und jetzt holte er sie herans, alle seine Manuskripte, seine Lieder, seine Uebersetznngcn, sein Trauerspiel. —Wie elend machte dieß Alles ihn. .— Er blätterte in dem Letzteren; er las bald hier, bald dort >—dann aber sprang er plötzlich auf, nahm es — und warf es in die Glut des offen stehenden Kamins. — Er sah cs aufleuchten, auflak« kern — und verlöschen; es war verkohlt. — Er sah es — und ein leises, schmerzliches.- „Hin!" fuhr über die Lippe. Jetzt griff er nach seinen Liedern, die fein und sauber abgeschrieben, ihm zunächst lagen. Er sah sie an, wehmüthig ernst; grenzenlos traurig, wie ein Vater sein für ewig schci' dendes Kind anblickt. «Ihr meine Herzcnsblüthen," sprach er; „Niemand soll euch noch jemals lesen. Fahret wohl; und mit euch ein ganzer Himmclstraum von Glück und Freude; ein Meer von Hoffnungen, von zukünftigem Ruhm! — Niemand! Niemand! seh' euch wieder. Für sie waren sie gesungen, für sie gedichtet; ihr allein galt dieser Hymnus des Gefühls. Fort, fort! mit euch; damit unberufene Augen euch nicht finden — um vielleicht einen Spott mit euch zu treiben. Ha! oder wohl gar, daß sie eines dieser Lieder zu Gesicht bekäme — und lache! — Herr! schütze mich, dasi mich nicht Wahnsinn fasse! — Darum fort, fort mit euch — ehe es zu spat." — Und in das Feuer flogen die Lieder, diese Spenden cincs edlen, hochbegabten Herzens; werth, der Mit- und Nachwelt zur Freude zn dienen. Sie waren hin — er sah's — und weinte bitterlich. Lange, lange faß er so. — Jetzt dröhnte ein fester, militärischer Schritt, die Thür ging auf, dcr Korporal erschien. Hilschcr, der heut noch als Gemeiner diente, da seine Einkleidung als Kadett erst morgen erfolgen sollle, wurde zu sofo'rtigem Antreten kom« mandirt. Er griff zum Gewehr — und folgte mechanisch ! dem Vorgesetzten. Mit ihm zugleich waren noch andere fünf Mann beordert. Lautlos schritten Alle dnrch die ruhigen, abcno-dä'mmerungZstillen Straßen dahin. Der unglückliche Hilscher sah, hörte und fühlte Nichts. Stumm schritt er dcn Anderen zur Seite. — Jetzt standen sie vor dem Hause der Militä'r'C'rzichungsanstalt deö Regiments. Vier Mann wur< den kommandirt, die Thür zu besetzen und Niemand heraus oder hinein zn lassen; die zwei übrigen, unter diesen Hilschcr, mit dem Korporal an der Spitze, schritten in das Haus hinein. Wie viele Jahre hatte der Dichter, als Knabe in diesem Hause gelebt; jeder Gang, jede Thür, jedes Zimmer ! war ihm bekannt. Hier hatte er die ersten jugendliche» Traume von zukünftigem Glück geträumt; hier hatte er die elsien'Eindrücke, die Knust, Poesie und Wissenschaft zu geben vermögen, in sich aufgenommen; hier hatte er an dcr ! Hand eines gütigen Lehrers Schillers Dichtungen zuerst ken» ! nen gelernt i hier hatte er mit Lust und Eifer fremde Sprachen getrieben. — Wie oft war er, nachdem er im Jahre 142 1822, wie man zu sagen pflegt, ausgemustert worden war, ! lind als Gemeiner i„ das Regiment eingestellt wurde, nach diesem Hause zurückgekehrt— um hier, an der Seite eines gebildeten Freundes auszuruhen von den Erbärmlichkeiten seiner Umgebung, die ihn zn erdrücken drohten. Damals war cr wohl zuweilen elend; jetzt aber war er grenzenlos unglücklich. — — Und weiter gingen die Drei Schritt um Schritt die langen schallenden Gänge entlang, die Treppe hinauf; Hilscher kannte jede Stufe derselben. Jetzt ging es einer Thür zu, die ihm so wohl bekannt war, und die sich ihm oft zu frohem Genusse geöffnet hatte. — Man trat ei» — es war das Zimmer seincö Freundes, cs war die Wohnung des unglücklichen Dahl. Dieser aber saß am Tisch, er hatte geschrieben. Nuhig legte er die Feder zur Seite, als er die Eintretenden erkannte. Er strich sich mit der Hand has blonde Haar von der Stirn — dann stand er aus, ruhig, fest — schritt dem Korporal mit tief-ernstem Gesicht entgegen — und sagte: „Ich weiß, was Sie zu mir führt; erfüllen Sie Ihre Pflicht. — Ich bin Ihr Gefangener!" Hilscher, der zur Seite der Thür Posto gefaßt, schrack ! znsammcn, cr blickte fragend auf. Dahl bemerkte cs— und sich zn dem jugendlichen Freunde wendend, und demselben ^ die Hand auf die Schulter legend, sagte wcich, licbeuoll, wie ein Valcr zu dem Sohne, von dem cr Abschied nimmt: „Ade! mein Freund! Wirf nicht den Stein auf mich — und > glaube nie den Worten, die man Dir von mir wirdsageu. ! In den Augen der Welt muß ich als schuldig erscheinen — ^ um vor cincm höheren Nichter gerechtfertigt dazustehen — ^ Lebe wohl! — Ich weiß, was Dich betroffen, verzage nicht.", ! Und ehe der Erstaunte noch wußte, wie ihm geschah, l wie er dieß Alles sich zu deuten habe, fühlte er sich von ^ Dahl umarmt, flüchtig, rasch, herzinnig. Dann vernahm ! cr noch die Worte:-„Nun fort — zum Kriegsgericht" — ! und hinaus ging cs, den Gefangenen in der Mitte, die ! Treppe hinab, zum Hause hinaus, die Straße entlang. Das Gericht war bereits versammelt. Man führte den Gefangenen vor. Die Thüren wurden geschlossen, das Verhör begann. — > Draußen auf dem Gange standen die Soldaten, unter ! ihnen Hilscher. Niemand sprach. Und eine Stunde ver- z ging. Immer ängstlicher, immer banger klopfte die Vrust des jugendlichen Soldaten. Er trat der Thüre nahe, er ! lauschte. Es war Nichts zu vernehmen; nur das Klopfen seines Herzens wurde laut. — Die Nacht brach ein. Dunkler, dunkler wnrdc es. Endlich klirrte der Nicgcl; die Thür ging auf, die Wache wurde gerufen. Ein Wiut, ein Wort! — Man nahm den Gefangenen in die Mitte. Fcst, ohne Wort, ohne Gruß ging es hinaus die Straße entlang, dem Vrofoßcn-Arrcstc zu. Das Urthcil war gefällt. Dahl war, wie es hicß, wegen eines bedeutenden Subordinations'Ver-gehens znm Gemeinen dcgradirt. Kein Seufzer, kein Laut, kein Wort entfuhr der Lippe des Verurthcilten. Jetzt war man dem Arreslhause nahe; die Thür des Gefängnisses, in dem der Unglückliche diese Nacht zubringen sollte, um morgen als Gemeiner eingekleidet zu werden, wurde geöffnet. Dahl drückte seinem Freunde flüchtig die Hand, cr bat leise: „TrNt einen Schritt zur Seite. Es geschah, die Thür wurde frei. Dahl ergriff sie — und schlug die geöffnete hinter sich zn, zugleich einen Riegel von Junen vorschiebend. Alle waren durch dieß gänzlich Unerwartete im ersten Augenblicke wie gelähmt. Jetzt rüttelte der Korporal an der Thür — keine Antwort: er rief— er nahm einem der Gemeinen das Gewehr vom Arm — und schlug mit dem Kolben gegen die Thür. — Allcs blieb still. Jetzt! cin Laut drinnen, wie wenn der Hahn eines Gewehres knackt — ein Schuß — cin Körper fällt zu Voden. Die Thür wird mit Gewalt geöffnet. Dahl liegt in seinem Vlute — cr hat sich erschossen. Wie er zn dem Gewehr gekommen, wie dasselbe vorher unbeachtet war hineingebracht worden — cs blicb ein Geheimniß. — Niemand hat es erfahren, Niemand hat es erkundet. Hilscher wankt nach Hause. Ein hitziges Fieber erfaßt ihn. Die Liebe verloren — der Freund dahin. Es war zu viel für ein Menscheuherz. Wochenlang kämpfte und rang er mit dem Tode. — Und als er endlich genas, war es doch der Körper nur, der zu neuem Leben erstand-. sein Herz blieb gebrochen, sein Geist düster, ernst. Kein Lächeln umschwebte jemals die Lippe wieder. Sein Geschick fand allge« meine Theilnahme. Ihn berührte dieselbe nicht; cr sah in jcdcm freundlich gespendeten Wort eine Schlange, die sich unter Blumen barg. Cr war mit sich, mit der Welt zerfallen. Man hatte sein heiligstes Gefühl verhöhnt^ verspottet; sein Freund lag an öder Kirchhofsmauer im schmuck« losen, dornenuunuucherten Grabe: was hatte cr noch zu hoffen? In dieser Stimmung wurde er einst zu dem Chef sei« nes Regiments beschiedcn. Der alte Herr kam ihm freundlich, zutraulich entgegen; man sah es, er hegte die Hoff» nung, daß dasjenige, was er dem Genahten zn verkünden habe, für denselben etwas Freudiges sein werde. Nicht, wie der Vorgesetzte zn dem Untergebenen, sondern wie der väterliche Freund zu dem jugendlichen Freunde spricht, so sagte er: „Hilschcr! Es macht sich, wollen Sie nach Italien?" Der aber, der verkannte die gute Absicht seines Chefs; er glaubte, man wolle ihn nur auf gute Weise entfernen, ihn von dem Orte senden, wo er zum Gespött eines licb« ! losen Mädchens gedient halte. 'Kurz, militärisch, in trocke« ! ner Subordination, sagte er daher: „Zn Befehl!" ! Doch der alte. Herr glaubte, der junge Mann habe ' sein Anerbieten nicht ganz verstanden, er wisse nicht genau, » worum cs sich handle; leutselig sprach er daher: „Dacht', müßt' Ihnen lieb sein, als Dichter nach dem Lande der Knust z" kommen. Also nochmals: Es ist Gclcgenhcit, Sie ^ nach Italien zn versetzen!" ! Aber der juuge Mann verstand ihn nicht, cr wollte ! ihn nicht verstehen. Kurz, in starrer Subordination sprach ^ cr wieder: „Wie Sie befehlen!" 143 Und ob der Chef auch nochmals sagte: „Verstehen Sie mich nicht falsch; ich meine es gut; es hangt nur von Ihnen ab: Wollen Sie nach Italien? Hatte er dennoch nur wieder die kurze, kalte Antwort: „Wie Sie befehlen;" so daß der Chef unmuthig rief: „Nun den» zum Tenscl, so befehle ich, daß Sie sich entfernen!"---------- Hilscher hatte die Gunst seines Obern verscherzt; er war von nun ab in den Augen desselben ein Undankbarer; j ein Mensch, der sein Schicksal verdiente. Niemand beach- > tcte ihn jetzt noch. Die Lieder seiner Vrust waren verstummt; einsam, einsam ging er durch's Leben — in Gram versunken. Die Welt aber dachte seiner nicht mehr, sie uer«' gaß ihn! — (Fortsetzung folgt,) ' ! Dilder aus der Heimat. II. Tiv Humphry Davy's Reisen iu Krain. (Fortsetzung.) Ans dem, von Davy's Reisebegleiter Tobin geführten Tagebuche (^lil'i^l nl' n luul- m«l!« in llie ^lli's 1828— ! 29 llnou^Il 8!viin, (^l-niuw »ml Uni)', >vllN«t necomplin- > )jn^ llu! I.nlo 8ir Illimpin-)' Oav/. L7. ^. ^. Indin .^. ^ D. I>oii mittelbare Gefahr die Tiefe zu erreichen. Aber die Zügel ! wurden angezogen und wir kamen Alle wohlbehalten anf der l letzten Terrasse an, »reiche von einem über eine tiefe Kluft ! gespannten, erhabenen Stciugewölbe gebildet wird. Dann I verfolgten wir unseren Weg durch ein schönes Thal, von ^ prachtvollen Felsen eingeschlossen, gekrönt von Waldern man- ! nigfachcr Gestalt, über welchen die weißen Schnecfelder er« ! schienen. Endlich erreichten wir den Fuß des Loibl selbst i und fuhren die Höhe hinanf, was iu:r 4 Stunden dauerte. ! Die Straße, überall ausgezeichnet und im besten Stand, schlangelt sich im beständigen Zick-Zack aufwärts, bis sieden ! Eipfcl erreicht. Hier ist eine Oeffnung in den dichten Fels ' gehauen, von welcher sich eine ausgedehnte und prachtvolle Fernsicht dem Auge des eben von unten kommenden Reisenden darbietet; man glaubt auf eine ungeheuere Ebene hinabzusehen, aber diese Ebene ist von den Gipfeln der kleineren Berge gebildet, alle schön bewaldet, wahrend uns rings eine lange Kette felsiger Alpen umgibt, deren Kämme mit Schnee bedeckt siud und wir die Straße vor uns sich durch ein tiefes Thal schlangeln und endlich in den Waldern verlieren sehen. Auf diesen Alpen zeigt sich der Fortschritt der Vege-! tation in seinen Abstufungen deutlich; zuerst erscheint die Buche, deren Laub sich eben entfaltet hat, fast bis auf 4999 Fuß Höhe reichend; dann folgt die dunkle Fichte und die Tanne, deren tiefe Färbung so schön vom hellen Grün der LlUibwäldcr absticht, und ober ihnen wieder die düstere Haide, zusammeugrenzend mit nackten und unuirthlichen Felsen, oder mit Feldern ewigen Schnees. Auf der Straße trafen wir wenig Schnee und diesen nur nahe am Gipfel des Paffes; bei der Ankunft anf demselben wurden unsere drei Eitrapferde ausgespannt, die Hinterräder gesperrt und dann ging es abwärts; der Abhang ist auf dieser Seite viel steiler und man sieht von der Höhe eine Terrasse unter der anderen liegen, bis in das Thal hinab. Wir kamen glücklich hinunter, nachdem wir jedoch nicht ohne Schwierigkeit einem in der Mitte der Straße, in festem Schlafe liegenden Betrunkenen ausgewichen waren. ! Wir fuhren dann weiter durch das Thal bis Neumarkt i (Neumarktl) in Krain, welches Land wir schon auf der Spitze z des Loibl betreten hatten; es ist dieß ein kleines Städtchen, hübsch gelegen' in einer Schlucht und rings von Bergen umgeben'. es ist die erste Station nach Kirschentheuer und wir i erreichten es gegen 2 Uhr, so daß die Passage über den , Loibl 7 Stunden in Anspruch genommen hatte. Nachdem ! wir hier gespeist, reisten wir weiter nach Krainfurth (Krain-burg), eine hübsche Stadt, von beträchtlicher Größe, am Savefluß. Da der Abend fchön war, ging Sir Huinphry fischen, fing aber nichts. 4. Mai 1828. Wir verließen Krainfurth (Krainburg) l:m 8 Uhr und langten nach einer angenehmen, aber, wie gewöhnlich, schweig» ! samen Fahrt in Laibach gegen 12 Uhr an und bezogen ' unsere Wohnung im Gasthos'e Dettela *), obwohl dieses nicht ! das erste ist; der „wilde Mann und die „Stadt Triest" ! sind beide bessere Gasthäuser und angenehmer gelegen. Aber 1 Sir Humphry zog jenes vor, weil, wie er sagte, er dort ! vor zehn Jahren gewohnt, so wie auch im Jahre 1827, ! als er in einer schweren Krankheit viele Aufmerksamkeit von ! Einigen aus der Familie des Inhabers erfuhr. 5.—17. Mai 1828. ! Sir Humphry ging gewöhnlich den ganzen Tag auf ^ die Jagd und brachte täglich Wachteln und Rallen ((^ncli'in'I«) - nach Hause, aber Schnepfen sind selten. Ich begleite ih« i selten auf diesen Ausflügen, denn er ist kein Freund einer > zweiteil Büchse und ich kann ihm auch von keinem Nutzen ^ sein, da 'er außer dem Diener immer noch einen Forstknecht j mitnimmt. Nach dem Diner geht er gewöhnlich eine oder j zwei Stunden fischen und Abends, nachdem ich ihm vorge-l lesen, machen wir in der Regel ein Spiel I^Ul'lt!'. ! Wir sind hier im Herzen von Krai» Hnd es scheint, ^ als wären wir bereits an den Grenzen Deutschlands; denn " der größere Theil der Bewohner sind Servier (H^rvilins) und zeigt sich sowohl in Sitten und Gebrauchen, als auch i in der Sprache von den nördlichen Deutschen verschieden; ' 5) In der Franziökcmcrgassc, wo jetzt das Fisch cr'schc Gasthaus. 144 die Landleute sind kriechend gegen ihre Vorgesetzten, bäurisch und unhöflich gegen Fremde und über die Maßen unwissend. Die einzige Sprache, die sie verstehen, ist die slovenische (sluvl'Mlm) oder, kraineriscbc, welche eine große Verwandtschaft mit der Russischen haben soll; man hat mir erzählt, daß, wenn die russischen Truppen in diesem Theile Europa's waren, sie mit dem Landvolk ans gutem Fuße standen, da sie sich unter einander verstanden. Der Klang der Sprache ist nicht hart oder unangeneh.-n, einen oder zwei Buchstaben ausgenommen , welche in den meisten europäischen Sprachen nicht vorkommen. Solche, die Deutsch und Kraiuerisch verstehen, versichern mir, die letztere Sprache besitze keine geringere Ausbreitung und Macht als die Deutsche. Die höheren und Mittelklassen sprechen größtentheils deutsch, viele auch italienisch, und haben ein höfliches und feines Venehmeu. ^ , Die Stadt Laibach, obwohl von ziemlicher Größe und ! einer Bevölkerung Von etwa 16.000 Einwohnern, bietet nichts ! Interessantes. Der Laibachfluß theilt sie in zwei Theile; , cin träger und meist trüber Strom, von keiner großen Breite. ! Vier oder fünf hölzerne Brücken verbinden beide Stadtthcile. Sie sind breit und erscheinen wie eine Fortsetzung der Straßen, ^ indem sie auf beiden Seiten mit Reihen von Läden besetzt ^ sind, so dasi der Fußgeher nicht gewahr wird, daß er den j Fluß überschritten hat. Die Straßen sind meist eng und ! finster und von den zahlreichen Kirchen ist die bischöfliche ^ Kirche die erste. Auf einem Hügel ober der Stadt sind die ! Neste einer alten Veste^, welche jetzt, bloß als Gefängniß ! dient. Die Aussicht von derselben ist schön und ausgedehnt, ! indem man eine ungeheuere Ebene übersteht, begrenzt auf ! einer Scite von der stolzen Kette der Kärntner Alpen und ! auf der andern Seite von niedrigeren Bergen, mit einem ! zusammenhängenden und unermeßlichen Wald, der alten j l>v1va Ilrre^ni«, welcher fast bis an die Grenze der Türkei ! reicht; näher an der Stadt ist eine große Menge von Mar- i schen, der Schauplatz von Sir Humphry's täglichem Jagd« ^ vergnügen. Die Garnison ist ansehnlich, und sowohl Ossi- ' ziere als Mannschaft sind schöne Leute, die in ihren weißen ^ und lichtblauen Uniformen sehr gut aussehen. ^ . 18. Mai 1828. Wir verließen Laibach heute Morgen und Sir Humphry beabsichtigte, nach Ischl zurückzukehren, aber auf einer an- ! dern Straße, als die wir früher verfolgt. Er würde zuverlässig seinen Ausenthalt in Laibach verlängert und seine Jagd- ' und Fischereiauöftüge fortgesetzt haben, trotz dem Welter, ! welches schon sehr warm zu werden anfing, hätte er nicht ! die Mittheilung von der Polizei erhalten, daß er die Jagd ^ nicht fortsetzen dürfe, da die Brutzeit eingetreten sei. Ein z hübsches kleines Pferd, welches Sir Humphry vor einigen ^ Tagen um die unbedeutende Summe von 5 Psund gekauft, ! wurde an den Wagen angebunden und lief mit. Wir verfolgten unsere alte Straße nach Kraiubnrg, wo wir in das Sauethal ablenkten; den Ufern entlang ka:ncn wir nach Saph'nitz (?) cin kleines Dorf von nur wenigen Häusern, wo man an Reisende nicht gewöhnt schien, denn das Post-Haus war nicht einmal mit etwas Vultcr oder Käse versehen. ' Das Thal zwischen diesem Ort und Aßling wurde immer schöner und erhabener, als wir weiter kamen. Auf einer Seite nackte und schwavze Felsen, welche ihre schneebedeckten Gipfel in den Wolken verbergen, und hie und da entdeckt das Auge eine Spur von einem der alten Alpcnpässe, welche die Nömcr angelegt, und welche Trajan und seine Legionen während der von diesen: Kaiser in diesem Theil Germaniens geführten Kriege wahrscheinlich oft überschritten; auf der andern, der linken Seite des Thales sind die Verge niedri- ger und scheinen in der Schönheit und Ueppigkeit ihrer Buchen« wälder zu strahlen, durch dcreu Laubwerk Felsen von grauem Kalkstein hervorblinken. Die klaren blauen Wellen der Save fließen durch die Mitte des Thales, indem sie in ihrem Laufe viele kleine Nebenflüsse auf beiden Seiten aufnehmen. In der Nähe von Aßling wird der Kontrast weniger auffallend; das Thal scheint sich zu schließen, die Felsen und die Wälder stießen zusammen, und über diese hinaus in der Ferne zeigen sich die schneeigen Spitzen des Tcrglau und der skerbinn (?) zwei erhabene Berge im Wochciner Bezirk. Aßling ist ein hübsches kleines Dorf an der Sava, beinahe ganz im Walde versteckt. Links von dcr Einfahrt ist eine große Eisengießerei, nnd auch die Ueberreste einer unglücklichen Kettenbrücke, die 'beim ersten Versuch wich. Das Posthaus, wo wir unser Nachtlager nahmen, ist ein sehr guter Gasthof und dcr Gastwirt!) besonders zuvorkommend. (Fortsetzung folgt.) Literatur. Der Winter «Feldzug des Rcvolntionökrieges in Siebenbürgen in den Jahren 1848 und 1849. Von einem österreichischen Veteranen. Leipzig. I. L. Schrag's Verlag (A. G. Hofmann.) 1861. Die Rcvolutionsgeschichte der 48er Jahre in Oesterreich ist noch in mancher Beziehung unvollständig dargestellt, ja, manche Parthie ist noch gar nicht beschrieben und doch ist nöthig, daß e>? geschehe, so lange noch Augenzeugen leben. Eine authentische Darstellung der Revolution und ihrer Bekämpfung in Siebenbürgen muß daher als ein werthvoller Veitrag zur neueren Geschichte Oesterreichs willkommen sein, zumal, wenn sie, wie vorliegende, von einem Augenzeugen und Mitkämpfer mit aller Unparteilichkeit und Wahrheitsliebe geboten wird. Das Werk beginnt mit einer kurzgefaßten Geschichte Siebenbürgens von dcr ältesten Zeit bis zum Jahre 1848, bis zur vcrhängnißvollen Epoche des Nevolutionsauöbruchcs, nebst einer Beschreibung der drei privilegirten Nationen, den Ungarn, Szcklern und Sachsen (die Romanen waren in einem rechtlosen Zustande) dcr vormaligen Regierungsform und Eintheilung des Landes. Hierauf folgen die dem Kriege vorangehenden, sich überstürzenden politischen Ereignisse; den Zeitraum vom März bis Oktober 1848 umfassend, worauf dann der, den ganzen Feldzug vom 18. Oktober bis zur Schlacht bei Mediasch und dem unmittelbar hernach cinge« tretenen Rückzug der kaiserlichen Truppen in die Walachei, umfassende Zeitraum behandelt und das Werk damit geschlossen wird. Den Truppen,, die mit unerschütterlicher Ctandhaftigküit und Entbehrungen aller Art tapfer für die Rechte des Thrones und die Erhaltung der Gesammtmonarchie kämpften, läßt der Verfasser alle Gerechtigkeit widerfahren; die Fehler aber, welche begangen wurden und welche die Räumung der Provinz von den opcrirende» schwachen Armeekorps nach sich zogen, sind weder beschönigt, noch verschwiegen, sondern genau der Wahrheit gemäß dargestellt. Das Werk ist daher nicht nur für den Historiker, sondern auch für den Militär, für den Strategen sehr interessant. Ob dcr Verfasser auch eine Geschichte dcr Wicdercrobcrung Siebenbürgens, die unter» andern Verhältnissen begonnen und mit dem Niederwerfen dcr Revolution beendet wurde, schreiben wird, hat er nicht ausgesprochen. Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmllyr s5 F. Vambcrg in Laibach. — Bcvantwcrtlichcr Ncdactcur F. Vamdcrg'