Gedmkblijttcr Geschichte Les k. u. k. Infanterie-Regiments Nr. 1?. (Nitlrr von Wilde.» Mion. Mit Benützung der hnndschrifUIchen Regiments. Geschichte und anderer Gnetle» Anion Funlrk. Ge-enkbliitter aus der Geschichte des k. u. k. Infanterie-Regiments Rr. 17. (Wikker von Milde.) Mit Seniitzung der handschriftlichen Regiments - Geschichte und anderer G uril en dsrgestrM von Wien. ksiserlich-köntglichrr Schulbüchrr-Vrrlag. 1903. 3 I. Von der Errichtung des Regiments. das Infanterie-Regiment Nr. 17 zählt zu den ältesten Regimentern der k. und k. Armee, denn es wurde, wie sich urkundlich feststellen läßt, schon im Jahre 1674 errichtet. Kaiser Leopold I. benötigte damals gegen den ländergierigen französischen König Ludwig XIV. viele Soldaten, und so erhielt Heinrich Gras Reuß-Plauen am 13. Februar 1674 den Auftrag, ein neues Regiment anzuwerben, welches zu der am Rheine stehenden kaiserlichen Armee abgehen sollte. Die Werbung wurde zu jener Zeit in besonderer Weise bewerkstelligt. Der Landesfürst erließ an einen oder mehrere seiner „Feldobersteu" sogenannte Bestallungsbriefe, welche sie zur Anwerbung eines Kriegshaufens ermächtigten. Der Feld¬ oberst hatte einen Stellvertreter (Leutnant) sowie mehrere Anführer der einzelnen Abteilungen, sogenannte Hauptleute, welchen die Werbung übertragen war. Von Stadt zu Stadt, von Markt zu Markt zogen Trommler und verkündigten das Werbepatent. Man nannte dies den „Umschlag". Aber auch in den Dörfern erschienen Werber, um hie und da jemanden für den Kriegsdienst zu gewinnen. Wer sich meldete, mußte vor den Hauptmann kommen, welcher seine Tauglichkeit prüfte: von einem Arzte wurde der Angeworbene nicht untersucht. War er zu Kriegsdiensten geeignet, so trug man seinen Namen in die sogenannte Musterrolle ein; er erhielt das Hand- oder Kaufgeld und wurde angewiesen, sich an einem bestimmten Tage aus dem Musterplatze einzufinden. 1 -t- 4 Der Musterplatz befand sich gewöhnlich unter freiem Himmel auf offenem Felde. Inmitten desselben wurden zwei Spieße in die Erde gepflanzt und oben ein dritter darüber gelegt. Daneben hielten der Feldoberst zu Pferde und der Hauptmann jener Abteilung, die gerade gemustert werden sollte. Jeder Angemeldete wurde beim Namen aufgerufen und mußte darauf durch die Spieße ziehen. Hiebei wurde genau darauf gesehen, daß kein Kriegsuntauglicher die Spieße passierte, denn sonst hätte man ihm trotzdem einen einmonatlichen Sold auszahlen müssen. Nach erfolgter Musterung traten die neuen Soldaten zu einem Kreise zusammen und der Feldoberst las ihnen den sogenannten Artikelbrief vor, in welchem zahlreiche Bestimmungen über das Betragen der Mannschaft enthalten waren. Die An¬ geworbenen mußten dem Landesherrn unbedingte Treue, ihren Vorgesetzten unentwegten Gehorsam schwören; sie verpflichteten sich auch, niemals über verspätete oder mangelhafte Soldzahlung zu murren. Hierauf zogen die einzelnen Abteilungen in getrennten Gruppen auf die ihnen angewiesenen Plätze, woselbst ihnen der Hauptmann ein „ordentliches und christliches Befehlen" versprach, von ihnen Gehorsam verlangte und ihnen seinen Stellvertreter, den Fähnrich, weiters den Schreiber, den Feld- kaplan, den Feldscherer u. s. w. vorstellte. — Unser Regiment war am 10. August 1674 in einer Stärke von 1378 Mann angeworben worden und leistete in Erfurt (im heutigen preußischen Sachsen) den Fahneneid. Wie alle Regimenter zur damaligen Zeit, war es in zwei Bataillone zu fünf Kompanien eingeteilt; später kamen noch zwei Grenadier-Kompanien hinzu, in welche aber nur die stärksten und schönsten Männer eingereiht wurden. Gegen Ende des 5 »- 17. Jahrhundertes trugen die Offiziere Partisanen H und Degen; die Mannschaft, die früher mit Piken?) ausgerüstet war, erhielt Muskete und Degen; auch war das Bajonett bereits allgemein eingeführt. Das Regiment rückte im Jahre 1675 an den Rhein ab und empfing in der Schlacht bei Gold sch euer die Feuer¬ taufe. Im selben Jahre trat sein erster Inhaber, Graf Reuß- Plauen, zurück; an dessen Stelle wurde Oberst Freiherr von Stadl zum Regimentsinhaber ernannt. In dem Kriege mit Frankreich finden wir das Regiment zum zweiten Male in den Jahren 1676—1678 bei der Belagerung und Einnahme der Festung Philippsburg (am Rheine) unter dem Befehle des nie besiegten Markgrafen Ludwig von Baden. Nach Beendigung des Krieges kam es nach Eger (in Böhmen) und wurde daselbst aufgelöst. Aber schon im Jahre 1680 erhielt der zum Kommandanten von Konstanz (am Bodensee) ernannte frühere Inhaber die kaiserliche Weisung, ein neues Regiment anzuwerben. Die Mannschaft wurde am 13. August 1681 einer Musterung unterzogen und verblieb dann mehrere Jahre zumeist in Konstanz. Dm dritten Raubkriege. Im Jahre 1691 kamen neun Kompanien unseres Regiments nach Italien, wo des Kaisers Bundesgenosse, Herzog Viktor Am ad aus von Savoyen, von den Franzosen >) Ein hölzerner Schaft mit einer zweischneidigen, vorn zugespitzten Klinge, an deren Fuße sich zwei nach den Seiten vorspringende Zacken befanden. 2) Ein langer hölzerner Stiel mit einer langen, dünnen eisernen Spitze. 3) Eine ziemlich schwere Feuerwaffe. 6 arg bedrängt wurde. Das Regiment beteiligte sich unter dem Oberbefehle Prinz Eugens am 18. September 1691 an der Einnahme von Carmagnola (lies: Karmanjola) in der Nähe von Turin und am 4. November 1693 an der Schlacht bei Marsaglia (lies: Marsalja), woselbst es, wie das kaiserliche Heer überhaupt, große Verluste erlitt. Im Jahre 1694 wechselte es seinen Inhaber, indem an Stelle des in den Ruhestand getretenen Freiherrn von Stadl Feldmarschalleutnant Graf Egon von Fürst enberg- Möskirch zum Regimentsinhaber ernannt wurde. Im Jahre 1697, nach dem Friedensschlüsse von Rys- wick (sprich Reiswick, in Südholland, bei Haag), kam das Regiment, welches gegen Ende des Jahres 1694 neun Kom¬ panien zur Gründung des Regimentes von Zweibrücken ab¬ gegeben hatte, in den Breisgau nach Baden. II. Im spanischen Erbfolgekriege (1701—1714). Im Jahre 1700 starb Karl II., der letzte Nachkomme der spanisch-habsburgischen Herrscherfamilie. Der französische König, Ludwig XIV., hatte ihn zu einem Testamente bewogen, in welchem Ludwigs Enkel, Philipp von Anjou (sprich Anschü), zum Erben eingesetzt wurde. „Es gibt keine Pyrenäen mehr!" soll Ludwig mit stolzer Freude ausgerufen haben. Spanien und dessen Nebenländer in der Alten und Neuen Welt wurden von den Franzosen sofort nach Karls Tode in Besitz genommen. Es schien, als hätte der französische König dadurch das Reich Karls V. erneuert, in welchem „die Sonne niemals unter¬ ging". Doch sollte er sich sehr bald überzeugen, daß Kaiser Leopold I. stark genug war, seine Ansprüche auf Spanien gegen französische Habgier zu verteidigen. 7 Sowohl der französische König als auch der deutsche Kaiser waren mit Karl II. verschwägert, doch bestand zwischen ihren Ansprüchen der große Unterschied, daß Ludwigs Gemahlin, Maria Theresia, allen ihren Rechten auf den spanischen Thron entsagt hatte, während bei Leopolds Gemahlin, Margareta, dies nicht der Fall war. Der Kaiser war daher vollständig im Rechte, wenn er das spanische Erbe für seinen jüngeren Sohn, Karl, in Anspruch nahm und es mit dem Schwerte in der Hand seinem mächtigen Gegner entreißen wollte. Der Krieg, der nun ausbrach, dauerte vom Jahre 1701 bis 1714 und wurde sowohl am Rheine als in Italien mit der größten Erbitterung geführt. Aus französischer Seite standen die Herzoge von Savoyen und Mantua, die Kurfürsten von Köln und von Bayern; mit dem Kaiser hielten es Gro߬ britannien, die Generalstaaten (die sieben vereinigten Provinzen der Niederlande) und die übrigen Stände des Deutschen Reiches. In Italien errang Prinz Eugen über die französischen Truppen glänzende Siege; aber auch am Rheine, wo unser Regiment stand, blieb das Kriegsglück dem kaiserlichen Feld¬ herrn, Ludwig von Baden, andauernd treu. Zunächst nahm die kaiserliche Armee am 9. September 1702 die Festung Landau (in der Pfalz) und besiegte dann am 14. Oktober bei Friedlingen ein französisches Heer, das sich mit der bayerischen Armee vereinigen wollte, worauf sich dasselbe über den Rhein zurückzog. In dieser Schlacht fiel der Inhaber unseres Regiments, Karl Egon Graf Fürstenberg. Das Regiment erhielt im selben Jahre in der Person des General- Feldwachtmeisters Philipp Emanuel Fürsten von Longueval (lies: Longwäl), Grafen von Bouqnoy (lies: Buquä), einen 8 Z- neuen Inhaber. Ein Jahr darauf wurde das Regiment dem in der Folge so berühmt gewordenen Prinzen (späteren Herzoge) Feldmarschall Karl Alexander zu Württemberg und Teck verliehen. Im Jahre 1703 wurde das Land Tirol von einem bayerischen und einem französischen Heere überfallen. Die braven, stets kaisertreuen Tiroler erhoben sich wie ein Mann. Im ganzen Lande brach der Landsturm auf; kaiserliche Heeres- abteilungen, darunter eine Kompanie unseres Regiments unter Hauptmann Copp en Hagen, zogen den wackeren Landes¬ verteidigern zu Hilfe. Als unsere Kompanie in Land eck (am Inn) eintraf, sammelte der Edelmann Martin Sterzinger binnen einer Stunde 4000 Mann in der nächsten Umgebung Landecks. Also verstärkt, erstürmte Coppenhagen am 3. Juli 1703 die von den Bayern besetzte Schanze Fern und am 8. August die Feste Ehrenberg. — Die Bayern und die Franzosen mußten endlich, überall geschlagen, Tirol räumen, und so war das Land von der feindlichen Plage befreit. In den großen Schlachten an der Donau, wo die Befehls¬ haber der kaiserlichen und der englischen Armee, Prinz Eugen und Marschall Marlborough (lies: Marlboro), im Jahre 1704 saft die ganze französisch-bayerische Armee vernichteten, wurde unser Regiment nicht verwendet, da es zur selben Zeit in Freiburg als Besatzungstruppe lag. Wohl aber kam es im Jahre 1708 nach Italien, dessen nördlichen Teil die Franzosen fast ganz an sich gerissen hatten. Man setzte über den Gardasee und überfiel am 31. Mai eine vorgeschobene französische Stellung bei Casina Moscoline (lies: Kasina Moskoline). Das Landhaus wurde nach erbittertem Kampfe erobert und die Besatzung niedergemacht. -Z 9 Z- Nicht lange darauf (am 16. August) wagte Prinz Eugen die Schlacht bei Cassano (lies: Kassano; unweit von Mailand) gegen zwei feindliche Heere. Dieselbe nahm einen sehr blutigen Verlauf, blieb aber unentschieden. Zwei Bataillone unseres Regiments, welche unter den Augen Prinz Eugens mit großer Tapferkeit gekämpft hatten, waren daselbst von beträchtlichen Verlusten getroffen worden; unter anderen waren in der Schlacht Oberst Baron Wilstorff und Oberstleutnant Coppen- hagen gefallen. Am 18. April des folgenden Jahres wurde eine Ab¬ teilung, welche die Verbindung mit Tirol zu schützen hatte, von den Franzosen überrascht. Aber diese Abteilung, in welche auch unser Regiment eingereiht war, schlug den Angriff bei Castelbaldo siegreich zurück. Als Prinz Eugen der von den Franzosen belagerten Stadt Turin zu Hilfe eilte, hatte sie am 4. Juli beim Brückenschläge bei Borgoforte (südlich von Mantua) und am 12. Juli bei Fratta (in der Provinz Padua) Gefechte mit französischen Postierungen zu bestehen; hierauf wurde sie in die Hauptarmee eingeteilt. — In glühender Sonnenhitze, welche unter den Truppen heftige Krankheiten verursachte, setzte man den Zug gegen Turin fort. Brunnen und Quellen waren versiegt; viele Soldaten blieben völlig erschöpft auf der Straße liegen; andere stürzten während des Marsches leblos nieder. Von einem zahlreichen feindlichen Heere bald im Rücken, bald in der Flanke bedroht, rückte man rastlos weiter und vereinigte sich endlich am 1. September 1706 mit der Armee des Herzogs Viktor Amadäus von Savoyen. Gleich am Tage der Ver¬ einigung bestiegen Eugen und Viktor Amadäus die Anhöhe Superga, um die feindlichen Stellungen zu besichtigen, und hier tat der Herzog das Gelübde, im Falle des Sieges dort. 10 wo die beiden Feldherren standen, an Stelle der unansehnlichen Kapelle ein prachtvolles Gotteshaus zu erbauen. Der angelobte stolze Bau wurde einige Jahre später tatsächlich vollendet und bildet jene Grabeskirche „La Superga" der sardinischen Könige, die noch heutzutage auf Turin niederblickt. Am 7. September wurde das französische an 60.000 Mann starke Belagerungsheer angegriffen. Das Regiment Nr. 17, in die Brigade Zum Jungen eingeteilt, ging unter dem Befehle seines Inhabers Württemberg dreimal zum Angriffe vor, wurde indessen allemal zurückgeworfen. Da erschien Prinz Eugen selbst bei der Brigade, die nun unter seinen Augen zum vierten, siegreichen Sturme schritt. Trotz der großen Verluste ließ die kaiserliche Armee, von der persönlichen Tapfer¬ keit Eugens stets aufs neue entflammt, nicht ab, bis der Feind eine vollständige Niederlage erlitt. In dem Berichte über die Schlacht wurde Leutnant Neustein unseres Regiments wiederholt ehrend genannt. Weiterhin beteiligte sich das Regiment an der Belagerung der Festung Pizzighettone (lies: Pitzigetone; in der Nähe von Cremona) und verblieb dann an der Adda behufs Deckung der Hauptarmee. Als man im Jahre 1707 aus Drängen der Engländer einen Einfall in Südfrankreich machte, um Toulon (lies: Tulöng) zu nehmen, wurde ein Teil des Regiments als Besatzungstruppe in Cremona (lies: Kremona) am Po verwendet; der übrige Teil marschierte gegen Toulon. Beim Durchfurten des Flusses Var stürzten sich unsere Offiziere und Mannschaften mit verwegenem Mute in den reißenden Fluß, um so rasch als möglich das jenseitige Ufer zu gewinnen; dabei sanden viele in der Strömung den Tod. Die Unter¬ nehmung auf Toulon hatte keinen Erfolg und so trat man 11 den Rückzug nach Piemont an. Der ungeheueren Hitze halber marschierte man nur zur Nachtzeit; Vorsicht erschien dabei dringend geboten, weil sehr oft starke, gut bewaffnete Banden ganz unvermutet aus dem Hinterhalte hervorbrachen und so manchen Soldaten niedermachten. — Am 3. Oktober wurde die in französischer Gewalt befindliche Stadt Susa samt Zitadelle H genommen. Das Jahr 1708 ist für unser Regiment insoferne bemerkens¬ wert, als es in diesem Jahre zum ersten Male seine Rekruten auch aus Krain bezog. Im Jahre 1711 finden wir das Regiment bei der heldenmütigen Verteidigung der Red oute') Quatre dents (lies: Katrdäng) und der Stellung von Vallone (lies: Valön) (16. September). Sechs französische Grenadier-Kompanien brachten zwar die Besatzung der Redoute zum Weichen, aber bei Vallone wurde der französische Angriff kräftigst zurückgeschlagen. Ein Bataillon unseres Regiments beteiligte sich im Jahre 1712 an der Belagerung und Einnahme der Forts (Befestigungsanlagen) Filippo-Stella und Ercole (lies: Erkole) im Toskanischen. Da aber bald darauf der eigentliche Kriegsschauplatz in die Niederlande verlegt wurde, woselbst Prinz Eugen und Marlborough glänzende Waffentaten aus¬ führten, so waren die weiteren kriegerischen Ereignisse in Italien von geringerer Bedeutung. Das Regiment verblieb noch zwei Jahre auf italienischem Boden und marschierte dann über Kärnten und Steiermark nach Ungarn, wo es unter andern: beim Festungsbaue in Ofen verwendet wurde und später in verschiedenen Komitaten seine Quartiere bezog. Kleine Festung. 2) Geschlossene Schanzen. 12 m. Im Tiirkenkriege 1716—1718. Nach der erfolglosen zweiten Belagerung Wiens im Jahre 1683 durch die Türken hatten die österreichischen Heer¬ führer, Markgraf Ludwig von Baden und Prinz Eugen von Savoyen, in Ungarn, Kroatien und selbst in Bosnien so glänzende Siege über die Erbfeinde der Christenheit erfochten, daß diese im Frieden von Karlowitz (1699) ganz Ungarn mit Ausnahme des Temeser Banats, Siebenbürgen, Kroatien und Slavonien an Österreich abtreten mußten. Im Verlaufe des spanischen Erbfolgekrieges zeigten die Türken zwar nicht übel Lust, sich für die Verluste auf Kosten Österreichs zu ent¬ schädigen, allein die Erfolge der kaiserlichen Waffen am Rheine und in den Niederlanden schreckten sie von einer Einmischung ab. So wandten sich denn die Blicke des Sultans nach dem südlichsten Teile der Balkanhalbinsel, nach Morea, woselbst die Venetianer vor langen Jahren bedeutende Besitzungen an sich gebracht hatten. Die Venetianer wurden durch eine 25fache türkische Übermacht leicht aus allen festen Plätzen verdrängt. Da nahm sich der Kaiser seiner Verbündeten an und sprach den Türken gegenüber das Verlangen aus, alle Feindselig¬ keiten gegen Venedig einzustellen, die eroberten Plätze heraus¬ zugeben und sür die Verluste Schadenersatz zu leisten. Die Türken wiesen diese Forderung ab und erklärten dem Kaiser mit schnöden Worten den Krieg. Am Schlüsse der Kriegs¬ erklärung hieß es: „Dieses Euer schändliches Unternehmen wird nicht Euch allein, sondern auch Eueren Kindern und Enkeln eine spöttliche Niederlage, alles Unheil und Fluch verursachen." Zum Befehlshaber des kaiserlichen Heeres wurde neuerlich Prinz Eugen bestimmt. Unter seinem Oberbefehle hatte unser 13 Regiment wieder einige Male Gelegenheit, sich durch Heldenmut auszuzeichnen. 1. In drn Schlachten der Prtrrrvardrrn und Temrsvär. Einen der Glanzpunkte in der Geschichte des Regiments bildet die Schlacht bei Pet erwarb ein (an der Donau) am 5. August 1716. Gerade das Korps (lies: Kor) Württemberg (unser Regiment mit noch zwei anderen Regimentern) war dasjenige, welches um 7 Uhr morgens unter dem Befehle seines Inhabers den Angriff aus die starken feindlichen Stellungen einleitete. Zunächst wurde der rechte Flügel der Janitscharen zurückgedrängt, dann eine Batterie von 10 Geschützen im Sturme genommen. Die kaiserlichen Reiter folgten dem Prinzen und trieben die türkischen Reiter in die Flucht. Unaufhaltsam drang das Korps vor; da endlich ermannten sich die Türken zu heftigen: Widerstande, denn ein Teil des Fußvolkes, das sofort nach dem Prinzen vom Württemberg hätte vorrücken sollen, war in Unordnung geraten. Der Feind bemerkte also- gleich diesen mißlichen Umstand und warf die nicht geschlossenen Reihen in die Verschanzungen zurück. Wie ein wilder Strom wälzten sich die türkischen Horden heran, um alles vor sich niederzuwerfen. Sie erstiegen die Befestigungswerke und ver¬ folgten die Zurückweichenden; andere warfen sich auf das Korps Württemberg, das auf dem Abhange des Miesilug stand, und auf die kaiserliche Reiterei. Allein der furchtbare Anprall brach sich an den eng geschloffenen Reihen; der ganze linke Flügel glich einer ehernen Mauer. Das Korps Württemberg wich und wankte nicht! Nun rückten auch die schweren Panzerreiter Prinz Eugens heran und vor denen gab es keinen Widerstand! Wer sich nicht eiligst flüchtete, wurde niedergemacht oder von den Hufen der Pferde zertreten. Prinz Eugen ersah eine Lücke 14 Z- in den türkischen Reihen — rasch wurden einige tausend Reiter hinüber geworfen, die Bataillone des Prinzen von Württemberg wandten sich zur Rechten, die in Unordnung geratenen Reihen des Fußvolkes hatten sich geschlossen und rückten neuerdings vor. Von allen Seiten mit furchtbarer Gewalt angegriffen, wandten sich die Türken zur Flucht. Umsonst warf sich der Großvezier ihnen entgegen — weder zornige Worte noch Säbelhiebe wirkten mehr. Da stürzte er sich selber an der Spitze seiner Agas auf den Feind, sank aber nach wenigen Augenblicken, durch die Stirn geschossen, vom Pferde. Es war noch nicht zwölf Uhr mittags, als das kaiserliche Heer inmitten des türkischen Lagers stand. Die Türken hatten an 6000 Mann verloren; 172 Geschütze, 5 Roßschweife und 156 Fahnen fielen in die Hände der Sieger. Das Regiment Württemberg hatte zwei Fahnen erobert. Freilich waren auch dessen Verluste groß; der Inhaber selbst war verwundet worden. — In dem Berichte, den Eugen an den Kaiser sandte, gedachte er in rühmenden Worten des Heldenmutes und des tapferen Verhaltens des Prinzen von Württemberg und empfahl ihn nebst Palffy, dem Oberbefehlshaber der Reiterei, zuerst der kaiserlichen Huld. Prinz Eugen schritt sodann zur Belagerung der Festung Temesvar (in Südungarn). Am 16. Oktober 1716 wurde nach blutigem Ringen die Palanque i) (lies: Palank) erstürmt; der erste der Stürmer war der Inhaber Württemberg an der Spitze seiner Grenadiere. Mit dem Rufe: „Siegen oder sterben!" eilte er den tapferen Truppen voran und rief ihnen noch knapp vor dem Feinde zu: „Hier wollen wir zeigen, was ein echter Soldat ist! Gott, der Allmächtige, wird unser Mithelfer Befestigung mit eingerammten Balken. -Z 15 sein, nur brav drauf!" Das Regiment hatte zahlreiche Tote und Verwundete, unter letzteren wieder den Inhaber Württem¬ berg. Die Festung ergab sich nach vierzehn Tagen; hierauf bezog man Winterquartiere. 2. Vor Srlgrad. Im folgenden Jahre (1717) brach Prinz Eugen nach Belgrad auf, um diese starke Festung den Türken zu entreißen. Beim Abschiede hatte ihm der Kaiser in Wien ein Kruzifix mit den Worten übergeben: „Unter diesem sollen Sie diesmal den Krieg führen." Belgrad hatte eine starke Besatzung, darunter die besten Janitscharen unter dem Befehle eines der tapfersten Feldherrn, Muktar-Paschas; außerdem eilte der Festung ein Entsatzheer von 150.000 Mann zu Hilfe. Prinz Eugen befehligte nur ein zur Hälfte kleineres Heer, das er in sengender Sonnenhitze zu Befestigungsarbeiten sehr in Anspruch nahm. Die kaiserlichen Truppen hatten nämlich eine doppelte Aufgabe auszuführen: Erstens galt es, den Feind in der Festung zu belagern und zweitens, das heranrückende türkische Entsatzheer aufzuhalten. Daher niußte unverzüglich an die Befestigung der eigenen Stellung geschritten werden. Unter Württembergs Oberleitung entstand nun um die Festung Belgrad sozusagen eine neue Festung mit hohen Schanzen und breiten Gräben. Die türkische Besatzung machte natürlich zahlreiche Ausfälle, um das kaiser¬ liche Heer an der Fertigstellung der Verschanzungen zu hindern, doch blieben ihre Bemühungen ohne Erfolg. Am 22. Juli begann die Beschießung Belgrads mit schwerem Geschütze; nach acht Tagen glich bereits die ganze Stadt, von der Wasferseite gesehen, einem großen Trümmer¬ haufen. Am letztgenannten Tage traf aber auch schon das 16 türkische Entsatzheer ein, und nun wurde das österreichische Heer von demselben gerade so belagert, wie es selbst die Festung belagerte. Prinz Eugen befand sich mit seinem Heere in furcht¬ barer Gefahr. Nach reiflichem Erwägen faßte er den Entschluß, das Entsatzheer anzugreifen, es mit Gottes Hilfe zu schlagen und dann Belgrad zu nehmen. Sieben Kavallerie-Regimenter und acht Bataillone mit vier Grenadier-Kompanien erhielten den Auftrag, die Laufgräben gegen die Stadt zu bewachen eine besondere Abteilung blieb zum Schutze des Lagers zurück, alle übrigen, auch unser Regiment, aber sollten den Angriff auf die Hilfstruppen des Großveziers wagen. Jedermann wurde strengstens eingeschärft, unter keiner Bedingung von dem ihm angewiesenen Standorte zu weichen; die Offiziere erhielten die Weisung, „ohne Geschrei und Ungeduld" ihre Befehle zu erteilen. Der 16. August war zum Angriffe bestimmt. „Entweder ich werde doch Belgrad oder die Türken werden mich wegnehmen", sagte Prinz Eugen, hiemit seinen Entschluß andeutend, selbst das Höchste wagen zu wollen. Es war noch nicht Mitternacht, als unser Heer in möglichster Stille vom Lager aufbrach, um den Großvezier anzugreifen. Die Nacht war mondhell; man wollte nicht vorzeitig von den türkischen Wachen bemerkt werden. Allein gegen Tagesanbruch senkte sich ein so dichter Nebel nieder, daß man nicht zehn Schritte vor sich sehen konnte. Lautlos drangen die Truppen gegen die feindlichen Verschanzungen vor. Doch welch Mi߬ geschick! Der Nebel, der sie bisher vor den Augen der Feinde verborgen gehalten hatte, hinderte sie, sich zurechtzufinden. Einige Abteilungen wichen zu sehr nach rechts ab, so daß in der Mitte, wo Prinz Württemberg das Fußvolk befehligte, eine bedeutende Lücke entstand. Am rechten Flügel stießen die kaiserlichen Reiter auf die feindlichen Haufen; im ganzen 17 Z- türkischen Lager wurde Alarm geschlagen und es entbrannte ein Kampf im dichtesten Nebel. Jedermann focht, so gut es eben ging. Inzwischen drangen die Türken an jenen Stellen vor, wo sie keinen Widerstand fanden, und so geschah es, daß sich eine starke türkische Abteilung in die zwischen den beiden Flügeln der kaiserlichen Armee entstandene Lücke ein¬ schob und die Flügel vollständig trennte. Gegen 8 Uhr morgens hob sich plötzlich die dichte Nebelmasse, und da zeigte sich auch sofort die ganze ungeheure Gefahr, in welcher das kaiserliche Heer schwebte. Schon trafen die Türken, die günstige Sachlage erkennend, Anstalten, den rechten Flügel anzugreifen. Da stellte sich Prinz Eugen selbst an die Spitze des Fußvolkes, daß es wie ein vernichtender Wirbelwind an die Feinde heranbrauste. Unsere Truppen warfen sich unter dem Befehle Württembergs auf die Türken; es entstand ein Morden, daß die Feinde wie Getreideähren unter den Sensen der Schnitter dahinsanken. Endlich stürmten noch die kaiserlichen Reiter heran und faßten den Feind in der Flanke. Da gab es keinen Wider¬ stand mehr; es rettete sich, wer da flüchten konnte! Gerade dem Prinzen Württemberg gebührt das Verdienst, durch un¬ widerstehliche Angriffe seines Fußvolkes, unter welchem auch unser Regiment eine glänzende Tapferkeit entfaltete, eine entsetzliche Niederlage verhütet zu haben. Morgens um 9 Uhr war die Schlacht gewonnen. Die Kaiserlichen erbeuteten das ganze feindliche Lager; 15.000 Türken waren gefallen, 5000 in die Gefangenschaft geraten. Niemals, soweit das Andenken der Kriegsgeschichte zurückreicht, ist von halbkranken Soldaten — beinahe alle litten an der Ruhr —- ein so glorreicher Sieg über eine dreifache Übermacht «stritten worden! Prinz Eugen erhielt vom Kaiser in dankbarer Aner¬ kennung einen Degen, dessen Diamantschmuck allein über Funtek, Infanterie-Regiment Nr. 17. 2 18 100.000 Gulden wert war: der Inhaber unseres Regiments, Prinz Karl Alexander Württemberg, wurde zum Feldmarschall und zum Gouverneur von Belgrad ernannt. Nach dem Falle Belgrads kam es bald zu dem für den Kaiser sehr günstigen Frieden von Passarovitz. In den folgenden Jahren wechselte das Regiment gar oft seinen Standort; in der Zeit vom Jahre 1722 bis 1737 aber befand es sich ständig im Banat. IV. Im Tiirkenkriege 1737—1739. Im Jahre 1736 brach zwischen Rußland und der Türkei ein Krieg aus, an dem sich auch Kaiser Karl VI. als Bundes¬ genosse Rußlands beteiligte. Unser Regiment gelangte aus Ulm (im Württembergischen) auf Schiffen die Donau hinunter nach Pest und später nach Belgrad. Es geschah dies im selben Jahre, in welchem „der edle Ritter", Prinz Eugen, starb. Während sich die meisten Regimenter zu jener Zeit in einem kläglichen Zustande befanden, so daß die Anzahl ihrer Bataillone von vier aus drei vermindert werden mußte, scheinen die Verhältnisse bei unserem Regimente bessere gewesen zu sein. Wenigstens heißt es in einem damaligen Berichte: „Es wäre zu wünschen, daß die gesamte Infanterie sich in einem Zustande befände wie das Regiment von Württemberg." In der Heeresabteilung, die zunächst am 28. Juli 1737 die Festung Nis (lies: Nisch; in Serbien) einnahm, befand sich auch unser Regiment; als Freiwilliger diente bei demselben der nachherige Gemahl der Kaiserin Maria Theresia, Herzog Franz von Lothringen. Im selben Jahre starb der In¬ haber des Regiments, Feldmarschall Herzog von Württem¬ berg, der stets wie ein Vater für seine Soldaten gesorgt hatte. 19 Z- An seine Stelle trat Feldmarschall Kajetan Graf Kollowrat- Krako wski. Aus dem Jahre 1737 ist die heldenmütige Verteidigung des Felsenschlosses Uzice (lies: Uschize; im westlichen Teile von Serbien) durch Hauptmann Lechner vom 17. Regimente rühmend hervorzuheben. Die aus etwa 300 Mann bestehende Besatzung wies drei türkische Stürme mit todesmutiger Tapfer¬ keit zurück. Als aber das Schloß mit zwei schweren Geschützen beschossen wurde, brach der Turm ein und begrub unter sich die zwei einzigen Geschütze sowie einen Teil der Pallisadierung, so daß eine weitere Verteidigung unmöglich erschien. Der Feind ehrte die Besatzung dadurch, daß er ihr freien Abzug gewährte; sie rückte dann in Belgrad ein. In der kaiserlichen Armee, welche sich gerade anschickte, das von den Türken belagerte Orsova (an der Donau) zu entsetzen, fielen zu jener Zeit täglich an hundert Mann der Pest zum Opfer. Auf dem Marsche gegen Orsova lieferten die Kaiserlichen, unter ihnen auch unser Regiment, den Türken das siegreiche Gefecht bei Koruja an der Cerna (lies: Tscherna) (4. Juli 1738). Eine Abteilung unseres Regiments ver¬ teidigte sich längere Zeit erfolgreich in Uj-Palänka gegen Jegen-Pascha. Dieser zog dann gegen Orsova und zwang das kaiserliche Heer zum Abzüge. Bei Mehädia griffen die Türken am 15. Juli die Nachhut, darunter die zwei Grenadier- Kompanien unseres Regiments heftig an, wurden aber mit großen Verlusten zurückgeworfen. Im Jahre 1739 befand sich ein Bataillon unseres Regiments bei der Besatzung von Belgrad, das von den Türken über einen Monat belagert wurde; zwei Bataillone und zwei Grenadier-Kompanien beteiligten sich am 30. Juli 2 * 20 2- an dem siegreichen Gefechte, das die Hauptarmee den Türken bei Pancsova (lies: Pantschowa, nordöstlich von Belgrad) lieferte. Nach dem für Österreich so ungünstigen Friedens¬ schlüsse von Belgrad (1739) kam das Regiment in ver¬ schiedene Komitate und im Jahre 1740 nach Kasch au (in Nordungarn). v. Im österreichischen Erstfolgekriege. Zur Zeit des Kaisers Karl VI. bestand die österreichische Monarchie aus den deutsch-österreichischen Erbländern und Ungarn, ferner aus den entfernt liegenden Vorländern, unter welchen man die Niederlande, Mailand, Neapel und Sizilien begriff. Der Kaiser mußte, um sich in ihrem Besitze zu er¬ halten, mit allen fremden Fürsten in gutem Einvernehmen leben, um so mehr, als er der letzte männliche Sprosse des habsburgischen Geschlechtes war. Er suchte durch ein eigenes Gesetz, die pragmatische Sanktion, seiner erstgebornen Tochter Maria Theresia die Erbfolge zu sichern. In diesem Gesetze wurde bestimmt, daß all die Länder, welche nach und nach von den Habsburgern erworben worden waren, ein unteil¬ bares Ganzes bilden und daß nach des Kaisers Tode das Erbe auf seine älteste Tochter und ihre Nachkommen nach dem Rechte der Erstgeburt überzugehen habe. Der Kaiser brachte große Opfer, um von den europäischen Mächten die An¬ erkennung der pragmatischen Sanktion zu erlangen und schloß zahlreiche Verträge ab. Er starb 1740 in der festen Zu¬ versicht, seine Tochter Maria Theresia werde aus Grund der Abmachungen, von allen Fürsten unbehelligt, das Erbe ihrer Ahnen beherrschen können. Indessen zeigte es sich alsbald nach der Thronbesteigung Maria Theresias, was von all den abgeschlossenen Verträgen 21 zu halten war und wie zutreffend sich Prinz Eugen öfters dem Kaiser gegenüber geäußert hatte: „Ein wohlgefüllter Schatz und eine gut gerüstete Armee find mehr wert als alle Ver¬ träge." Gegen die junge Herrscherin erhoben sich zahlreiche Feinde, so die Kurfürsten von Bayern und Sachsen und die Könige von Frankreich und Spanien, um sich auf Österreichs Kosten zu bereichern. Der gefährlichste unter allen aber war König Friedrich vonPreußen, ein Nachkomme des „großen Kurfürsten" Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Friedrich erhob Ansprüche auf vier schlesische Herzogtümer, die vor Zeiten zu Brandenburg gehört hatten, aber dann zu Österreich gekommen waren, und fiel, da sie ihm Maria Theresia nicht gutwillig abtreten wollte, unverzüglich und sogar ohne Kriegs¬ erklärung in Schlesien ein. Zuerst stießen die feindlichen Heere am 10. April 1741 bei Mollwitz (südöstlich von Breslau) zusammen; an der Schlacht beteiligten sich auch zwei Bataillone und die Grenadiere unseres Regiments. Wie das übrige Heer, das hier trotz aller Tapferkeit eine empfindliche Niederlage erlitt, hatten auch unsere Bataillone große Verluste zu verzeichnen; der Inhaber des Regiments selbst wurde verwundet. Im Berichte des Feldmarschalls Neipperg wurde die heldenmütige Haltung der Bataillone besonders anerkennend hervorgehoben. Die Niederlage des kaiserlichen Heeres hatte ihren Hauptgrund in der besseren Bewaffnung der Preußen, die, bereits mit eisernen Ladstöcken ausgerüstet, durch lange Zeit ein mörderisches Feuer unterhalten konnten. Der Kampf war übrigens so hartnäckig gewesen, daß Friedrich, der während der Schlacht fortgeritten war, über dessen Ausgang eine Zeitlang keine Gewißheit hatte und die bemerkenswerten Worte schrieb: „Alan sagt, daß die Österreicher geschlagen wurden, und ich glaube, daß es wahr ist." —Z 22 Z— Maria Theresia trat ganz Niederschlesien mit Ausnahme der Festung Glatz an Preußen ab und die österreichische Armee zog sich nach Böhmen zurück. Um dieselbe Zeit rückten zwei bayerisch-französische Heere und eine sächsische Armeeabteilung in Böhmen ein, um die Anerkennung des bayerischen Kurfürsten zum deutschen Kaiser zu erzwingen. Alle drei Armeen marschierten gegen Prag. Der kaiserliche Befehlshaber, KarlvonLothringen, schickte ein Korps unter Kolowrat nach der böhmischen Hauptstadt behufs Verstärkung der dortigen Besatzung; allein bevor das¬ selbe an seinem Ziele eintraf, hatte der Kurfürst von Bayern Prag eingenommen. Sehr schlimm gestalteten sich die Dinge, als unvermutet zwei preußische Heere in Böhmen und Mähren einbrachen. Trotzdem verlor Maria Theresia den Mut keinen Augenblick. Der französische Befehlshaber in Linz wurde zur Übergabe gezwungen; eine Abteilung des österreichischen Heeres drang selbst nach Bayern vor und besetzte auch Passau. Der kaiserliche Feldherr in Böhmen, Fürst Lobkowitz, lieferte den Franzosen das allerdings unentschiedene Gefecht bei Zahaj (am 25. Mai 1742), an welchem zwei Bataillone und die beiden Grenadier-Kompanien unseres Regiments teilnahmen. (Eine Abteilung stand an der ungarischen Grenze; das in Glatz gelegene Bataillon hatte sich den Preußen ergeben müssen und war dann nach Brünn gekommen.) Die österreichische Hauptarmee unter Karl rückte gegen Mähren vor und wandte sich dann nach Böhmen, den abziehenden Preußen auf dem Fuße folgend. Die Schlacht bei Chotusitz in der Nähe von §aslau (lies: Tschaslau) fiel zwar für die österreichischen Waffen ungünstig aus, aber unmittelbar darauf vereinigte sich Karl mit Lobkowitz und zwang dadurch den französischen General Broglie (lies: Broli) zu schleunigem Rückzüge nach Prag. -Z 23 Z- Jnzwischen kam es zum Frieden von Breslau, in welchem Preußen fast ganz Schlesien zugesprochen erhielt. Als man am 26. Juli 1742 zur Belagerung des nach Prag zurückgewichenen französischen Heeres schritt, beteiligte sich an derselben unser Regiment mit zwei Bataillonen und den beiden Grenadier-Kompanien. Ans die Nachricht hin, daß ein Heer aus Frankreich aufgebrochen sei, um die Franzosen in Prag zu befreien, setzte nur eine Abteilung der kaiserlichen Armee unter Festetics (lies: Festetitsch) die Belagerung fort, die Hauptarmee aber und mit ihr die genannten Ab¬ teilungen unseres Regiments zogen gegen den Feind. Es kam jedoch zu keiner Schlacht, weil das französische Hilfsheer nach der Oberpfalz abzog. Das kaiserliche Heer schlug sein Lager in Bayern auf und sandte von hier aus ein Korps, darunter das dritte (früher in Glatz gelegene) Bataillon unseres Regiments, zur Belagerung von Prag. Die Hauptarmee belagerte dann das von bayerischen Truppen besetzte Braunau (am Jnn- slusse), während das Regiment Kolowrat nebst einem anderen Regimente zur Besetzung von Laufen (am linken Ufer der Salzach) abging. Den Franzosen gelang es, aus Prag zu entweichen. Sofort machten sich die Husaren des Generals Festetics zur Verfolgung des Feindes auf und trieben den¬ selben in der größten Kälte nach Eger, der letzten Stadt, die sich noch in französischen Händen befand. Prag ergab sich gegen Ende des Jahres 1742. Im Jahre 1743 faßte Maria Theresia, die inzwischen ein Bündnis mit den Engländern geschloffen hatte, den Plan, Bayern zu erobern. Eine Abteilung der österreichischen Armee, darunter unser Regiment, brachte Braunau zum Falle; 26 Fahnen wurden nach Wien geschickt. Sodann rückte das Regiment an den Rhein ab und erstürmte am 4. September 24 Z- eine französische Redoute bei Rheinweiler, mußte aber dann der feindlichen Übermacht weichen. Die Engländer unter¬ stützten die österreichische Armee nur schwach; aus diesem Grunde wurde die Absicht, den Rhein zu überschreiten, auf¬ gegeben und der Rückzug angetreten. Im nächsten Jahre befand sich das Regiment im Elsaß und in Lothringen. Da kam die Nachricht, daß sich der König von Preußen anschicke, in Böhmen einzufallen, und so eilten denn alle österreichischen Streitkräfte nach dem neuer¬ dings bedrohten Erblande ab. VI. Im Weiten schlesischen Kriege (1744—1745). Der König von Preußen nahm rasch nacheinander Prag, Tabor und Budweis (in Südböhmen), mußte aber bald nachher nach Schlesien abrücken; Prinz Karl folgte ihm auf den Fersen. Ein österreichisches Korps, bei welchen sich zwei Bataillone und die zwei Grenadier-Kompanien unseres Regiments befanden, erzwang am Id. November 1744 bei Teltschitz nach blutigem Kampfe den Übergang über die Elbe. Später zog dieses Korps nach der Oberpfalz in Bayern, um Amberg, die damalige Hauptstadt Bayerns, zu belagern. Die Stadt wurde am 10. und 23. Jänner 1748 heftig beschossen; dann wurde die Belagerung aus militärischen Gründen aufgehoben. Nur ein kleiner Heer¬ haufen, darunter eine Abteilung unseres Regiments, blieb auf dem Platze stehen. Bald rückte aber auch diese Truppe nach Böhmen ab, weil es der Besatzung gelungen war, in der Nacht auf den 25. Jänner auszubrechen und abzuziehen. Die in Schlesien eingerückten österreichischen Truppen mußten nach Mähren weichen. Ein Bataillon unseres Regiments war um diese Zeit an dem erfolglosen Sturme auf die preußische 25 Z- Stellung bei Habelsschiverdt (südlich von Glatz) beteiligt (14. Februar 1745). Im Jahre 1745 schloß Bayern mit Österreich Frieden; man hatte es also mit Friedrich allein zu tun. In der für das österreichische Heer unglücklichen Schlacht bei Hohen¬ friedberg (4. Juni), westlich von Schweidnitz, war unser Regiment unter dem Befehle des Obersten Freiherrn v. Sincere (lies: Sängsser) das letzte, das den Kampfplatz verließ; seine Tapferkeit wurde in den amtlichen Berichten gebührend her¬ vorgehoben. Aber die vielen Verluste in dieser Schlacht — das Regiment verlor 23 Offiziere und 713 Mann — sowie fortwährende Krankheiten hatten den Stand des Regiments so heruntergebracht, daß es in ein einziges Bataillon und eine Grenadier-Kompanie zusammengezogen wurde. Erst später, als einige Mannschaft aus der Kriegsgefangenschaft zurück¬ kehrte und Rekruten einrückten, besserte sich der Stand um einiges. Am 30. September brachte Friedrich den Österreichern, denen er nach Böhmen gefolgt war, eine neue Niederlage bei S o or (in der Nähe von Trautenau) bei; unser Regiment nahm an der Schlacht kräftigen Anteil. Darauf siegten die Preußen mehrmal über die mit Österreich verbündeten Sachsen, und endlich kam es zum Frieden von Dresden, in welchem Friedrich Schlesien und Glatz zugesprochen erhielt, dafür aber den Gemahl Maria Theresias, Franz I., als deutschen Kaiser anerkannte. Der im Jahre 1748 erfolgte Frieden von Aachen brachte den österreichischen Erbfolgekrieg zum Abschlüsse. — Für das Regiment Kolowrat brach nun eine achtjährige Friedenszeit an, in welcher es oft seinen Standort wechselte. Zur Zeit seines Wiener Aufenthaltes betätigte sich die Mann- 26 schäft in hervorragender Weise an den Löschungsarbeiten beim Jesuitenkloster St. Anna, das durch Blitzschlag in Brand geraten war. In einem Berichte aus dem Jahre 1756 hieß es über unser Regiment, daß im selben Manneszucht in vollem Maße vorhanden und das Schuldenmachen strengstens ver¬ boten war. Vor Beginn des siebenjährigen Krieges wurden im kaiser¬ lichen Heere einige Änderungen durchgeführt. Die Regimenter hatten seit dem Jahre 1749 je vier Bataillone; jetzt bildete man aus je drei Bataillonen zwei Bataillone zu sechs Kom¬ panien; das 4. Bataillon blieb als Garnisons-Bataillon in der Depot-Station zurück. Es hatte hauptsächlich für die Abgänge bei den Feld-Bataillonen zu sorgen. Im Jahre 1757 erhielt jedes Regiment ein Depot i); das des unsrigen befand sich in Prag. VH. Im siebenjährigen Kriege (1756—1763). Nach dem Friedensschlüsse in Aachen wandte sich Kaiserin Maria Theresia den inneren Angelegenheiten Österreichs zu und sorgte insbesondere für eine geordnete Verwaltung ihrer Länder und für eine bessere Ausbildung ihrer Truppen. Graf Kaunitz, der erste Minister der Kaiserin, führte eine ganz neue Stellung Österreichs zu den europäischen Staaten herbei; namentlich gelang es ihm, den französischen König Ludwig XV. als Verbündeten für einen künftigen Krieg gegen Preußen zu gewinnen. Auch die russische Kaiserin Elisabeth, welche dem preußischen Könige wegen seiner spöttischen Bemerkungen über sie gram war, schloß mit Maria Lies: Depo; Aufbewahrungsort für Streitmittel. 27 Theresia ein Bündnis. Ferner standen auf Seite der Kaiserin Sachsen und Schweden. — England, welches anfänglich zu Österreich gehalten, trat, als es mit Frankreich in einen Krieg wegen der Besitzungen in Amerika geriet, zu Friedrich über. Der preußische König, von den abgeschlossenen Verträgen auf verräterische Weise in Kenntnis gesetzt, wartete einen Angriff der verbündeten Mächte nicht ab, sondern eröffnete die Feindselig¬ keiten im Jahre 1756 mit zwei Heeren, von denen das eine die sächsische Armee bei Pirna (an der Elbe) einschloß, während das andere in Böhmen einbrach. Der kaiserliche Befehlshaber Browne (lies: Braun) wollte die Sachsen befreien und zog ihnen mit seinem Heere, in welchem sich auch unser Regiment befand, zu Hilfe. Die Schlacht,-die er am 1. Oktober 1756 den Preußen bei Lobositz (in der Nähe von Leitmeritz) lieferte, blieb unentschieden. Nun übergab Browne den Befehl dem General Luchesi (lies: Lukesi) und brach mit einem Korps von 8000 Mann nach Pirna auf. Auch unser Regiment beteiligte sich an diesem Zuge, zu welchem nur auserlesene Truppen bestimmt worden waren. Browne mußte aber umkehren, weil sich die sächsische Armee inzwischen den Preußen ergeben hatte. Am 6. Mai des folgenden Jahres kam es zur mörderischen Schlacht bei Prag. Die österreichischen Truppen wurden von Karl von Lothringen, die preußischen vom Könige selbst befehligt. Unser Regiment beteiligte sich an dem blutigen Ringen mit einer Kompanie, die im Vereine mit den übrigen Grenadier- Kompanien Wunder an Tapferkeit verrichtete; zwei Bataillone des Regiments standen bei der Reserve des linken Flügels. Trotz allen Heldenmutes ging die Schlacht für die Österreicher verloren; unser Regiment entging mit knapper Not der Gefangennahme. Die beiderseitigen Verluste waren sehr groß; sie betrugen für jedes Heer über 13.000 Mann. Die Kaiserin 28 » anerkannte mit Dank die ausgezeichnete Haltung aller Grena¬ dier-Kompanien; sie befahl, den Mannschaften auf Kriegs¬ dauer die doppelte Löhnung auszufolgen; die Offiziere erhielten doppelte Zahlung und die Zusicherung unmittelbarer Beförderung. Die österreichische Armee zog sich in guter Ordnung nach Prag zurück, welches alsogleich von Friedrich eingeschlossen wurde. Während der anderthalbmonatlichen Belagerung unter¬ nahm die Besatzung mehrere Ausfälle; an einem derselben beteiligte sich auch ein Teil unseres Regiments. Die Ausfalls¬ truppe erstürmte am 3. Juni die Redoute Angelika, hieb etwa hundert preußische Grenadiere nieder, erbeutete zwei Kanonen und vertrieb den Feind aus zwei weiteren Redouten. Dabei hatte unser Regiment einen Verlust von nur einem Toten und zwei Verwundeten zu beklagen. Nun rückte die unter Feldmarschall Daun stehende österreichische Armee zum Entsätze von Prag vor. Am 18. Juni kam es zur blutigen Schlacht bei Kolin (an der Elbe), wo König Friedrich eine vollständige Niederlage erlitt. Zum Andenken an diesen glorreichen Tag, „den Geburtstag der Monarchie", stiftete Maria Theresia den Maria Theresien- orden, das höchste militärische Ehrenzeichen in Österreich. Zwei Tage nach der Schlacht bei Kolin erstürmten 60 Grenadier-Kompanien, darunter die zwei unseres Regiments, das verschanzte preußische Lager des Feldmarschalls Keith am Weißen Berge vor Prag und schlugen den Feind in.die Flucht. Bald darauf brachen alle preußischen Streitkräfte nach Schlesien auf. Die Österreicher schritten an die Belagerung der Festung Schweidnitz und bezwangen sie am 12. November. Im Belagerungskorps hatten sich' auch zwei Kompanien unseres Regiments befunden. Eine Abteilung desselben kämpfte ferner am 22. November bei Breslau, woselbst das preußische -Z 29 Z- Heer unter dem Prinzen von Bayern eine vollständige Nieder¬ lage erlitt. Unterdessen besiegte der König von Preußen die Franzosen bei Roßbach (im Bezirke Merseburg), wandte sich nach Schlesien und brachte den Österreichern bei Leuth en (nord¬ westlich von Breslau) am 5. Dezember eine schwere Nieder¬ lage bei. Unser Regiment erlitt in dieser Schlacht einen Ver¬ lust von 21 Offizieren und 654 Mann, verlor aber keine einzige Fahne und kein Geschütz. Infolge der bedeutenden Verluste wurde es auf ein Füsilier-Bataillon *) und eine Grenadier-Kompanie vermindert, später sogar mit den Resten des Regiments Würzburg zusammengezogen. Zu Beginn des Jahres 1758 befand sich wieder ganz Schlesien mit Ausnahme von Schweidnitz in preußischer Gewalt. Zur Besatzung dieser Festung gehörten auch 138 Mann unseres Regiments. Dieselben gerieten, als die Festung am 16. April fiel, in Kriegsgefangenschaft. König Friedrich belagerte dann fast durch zwei Monate Olmütz (in Mähren), wo auch das 3. Bataillon unseres Regiments in Besatzung lag, mußte aber endlich die Belagerung aufheben. Einer Begebenheit aus dieser Zeit muß noch ausdrücklich Erwähnung getan werden: des gelungenen Überfalles, den ein österreichisches Streifkorps, in welchem sich auch unser Regiment befand, unter Laudon auf einen großen preußischen Transport ausführte. Es sollten nämlich 15 Geschütze und 4000 Wagen mit Kriegsbedürfniffen und Geld unter einer Bedeckung von 10.000 Mann nach Olmütz gebracht werden. Laudon überfiel am 28. Juni den Transport bei Gunters- Füsiliere nannte man ursprünglich Infanteristen, die mit Steinschloß- Gewehren bewaffnet waren. 30 dorf und sprengte ihn auseinander; zwei Tage später unter¬ nahm er in Gemeinschaft mit General Siscovich (lies: Siskowitsch) bei Domstadl (östlich von Sternberg) einen neuen Angriff, jagte den Preußen nahezu den ganzen Munitions¬ transport ab und brachte ihnen überdies einen Verlust von 1800 Mann bei. Unser Regiment hatte sich in beiden Gefechten glänzend bewährt. General Laudon meldete darüber: „Ich kann nicht umhin, die ausnehmende Bravour und Tapferkeit der ganzen Truppe auf das höchste zu beloben, wobei sich vor allen anderen das Kolowratische Regiment besonders hervorgetan hat." Der preußische König hatte inzwischen erfahren, daß ein russisches Heer nach Berlin Vordringen wolle. Sofort rückte er dem neuen Feinde entgegen und schlug die Russen bei Zorndorf (nördlich von Frankfurt an der Oder); darauf wandte er sich nach Sachsen. Am 14. Oktober, um 5 Uhr- früh aber überfiel Daun sein Lager bei Hochkirch (südöstlich von Bautzen) und erfocht einen glänzenden Sieg, an welchem auch unserem Regimente hervorragender Anteil gebührt. Der preußische König verlor in dieser Schlacht 4 hohe Generale, 219 Offiziere und über 9200 Mann nebst 100 Kanonen, 28 Fahnen und dem ganzen Gepäck. In der Schlacht bei Kunersdorf (in der heutigen Provinz Brandenburg), wo Laudon im Vereine mit russischen Hilfstruppen die Preußen aufs Haupt schlug, tat unser Regiment nicht mit. Wohl aber stand es in jener Abteilung, die am 21. November 1789 unter Dauns persönlicher Leitung das Armeekorps des Generalleutnants Fink bei Maxen (in der Nähe von Pirna) gefangennahm. 9 Generale, 391 Offiziere und 15.000 Mann gerieten in die Gewalt der Österreicher, überdies wurden 70 Kanonen sowie alle Feldzeichen erbeutet. 31 Das war ein so gewaltiger Schlag, daß der preußische König bei Empfang der Botschaft vom „Finkenfange bei Maxen" wie betäubt dastand. Sechs Grenadier-Kompanien des 3. Bataillons standen am 15. März des folgenden Jahres im Vorpostengefechte bei Neustadt (südöstlich von Glatz), wo Laudon das ganze feindliche Gepäck und 15.000 Taler erbeutete. Das 3. Bataillon beteiligte sich auch an der am 26. Juli 1760 erfolgten Er¬ stürmung der Festung Gl atz. Im weiteren Verlaufe des Krieges stand das Regiment Kolowrat am 3. November 1760 in der Schlacht bei Torgau (an der Elbe), die, um 7 Uhr abends bereits gewonnen, nach der schweren Verwundung Dauns durch einen unerwarteten Angriff der Feinde und infolge der einbrechenden Dunkelheit fiir uns verloren ging. Gegen 8 Uhr abends wurde unser Regiment nochmals gegen den Feind geführt; allein da es im sechsstündigen Kampfe schwere Verluste erlitten hatte und auch keine Schießvorräte mehr besaß, mußte es mit schweren Verlusten weichen. Unter den Begebenheiten des Jahres 1761 ragt die Erstürmung der Festung Schweidnitz hervor. Die Über¬ rumpelung dieser wohl verteidigten Festung gehört zu den gewagtesten und kühnsten Taten der Kriegsgeschichte. Das 1. Bataillon und eine Grenadier-Kompanie unseres Regiments taten sich dabei so sehr hervor, daß sie Feldzeugmeister Laudon in seinem Berichte ausdrücklich belobte. Die Kaiserin erkundigte sich des näheren über die Mannschaft und ließ, da sich dieselbe nach der Einnahme der Festung jedweder Plünderung enthalten hatte, jedem Mann vom Feldwebel abwärts einen Dukaten reichen. Sehr rühmend gedachte Laudon auch des Obersten Baron Rasp unseres Regiments, weil er, „wo der Angriff 32 Not gelitten, durch sein Bataillon denselben unterstützt und dem Feinde nicht Zeit gegeben hatte, das geringste Erdreich zu gewinnen". Baron Lorenz August R a s p ist auch der e rste Maria Theresienritter unseres Regiments. Als nämlich im Jahre 1762 der preußische König Schweidnitz belagerte, machte die Besatzung mehrere Ausfälle. An jenem, den Oberst Freyenfels am 8. August ausführte, beteiligte sich Rasp als Freiwilliger und gab durch seine Tapferkeit den Truppen ein glänzendes Beispiel. Bei einem weiteren Ausfälle, den sechs Tage später Oberst Caidwell unternahm, wurde dieser tödlich verwundet, und die stürmenden Soldaten, ihres Führers beraubt, gerieten in Unordnung. Da stellte sich Rasp sofort an die Spitze der Abteilung, ordnete sie und führte sie ohne Verluste in die Festung zurück. Während der ganzen Belagerung leistete Rasp Ausgezeichnetes, überwachte den Sicherheitsdienst, besorgte die Verpflegung der Besatzung und beseitigte mit seltener Umsicht alles, was derselben hätte gefährlich werden können. Die Besatzung, darunter eine Ab¬ teilung unseres Regiments, verteidigte sich über zwei Monate lang gegen ein Belagerungskorps von 21 Bataillonen und ebensoviel Schwadronen mit einer Tapferkeit, welche die Be¬ lagerer an 8000 Mann kostete. Erst nachdem alle Lebensmittel ausgegangen waren und durch das Ausstiegen eines Pulver¬ magazins in die Festungswerke eine gewaltige Bresche gelegt worden war, ergab man sich, und Rasp schloß im Namen des Befehlshabers Guasco mit dem preußischen General eine ehrenvolle Übergabe. Für seine bei so vielen Gelegenheiten bewiesene Tapferkeit und namentlich für fein bewunderungs- Geboren in Laibach 1725, gestorben ebendaselbst 179t. 33 würdiges Verhalten während der ganzen Belagerung wurde Rasp am 21. Oktober 1762 durch den Maria Theresienorden ausgezeichnet. — Im folgenden Jahre kam es zum Frieden von Huberts- burg (ein kurfürstliches Jagdschloß in Sachsen). Sowohl Österreich als Preußen behielten jene Länder, die sie bereits vor dem Kriege besessen hatten. Das Regiment Kolowrat bezog seine Wintergarnisonen im Saazer Kreise (in Nordböhmen). Im Jahre 1769 wurde es samt den übrigen in Böhmen und Mähren stehenden Truppen von Josef II. besichtigt. Sein Inhaber Kolowrat war im Jahre 1766 gestorben und das Regiment verblieb nun einige Jahre ohne Inhaber. Erst im Jahre 1773 wurde Oberst Johann Baptist Baron von Koch mit diesem Range bekleidet. Das Regiment lag damals in Leitmeritz in Garnison. Um diese Zeit wurde es, gleich den übrigen Infanterie-Regimentern, mit zehn Proviantwagen für seine zwei Bataillone beteilt. Das Garnisons-Bataillon kam nach Wien, blieb dort vier Jahre und rückte dann wieder zum Regimente ein. Im Jahre 1780 starb die edle Kaiserin Maria Theresia und ihr Sohn Josef II. bestieg als Alleinherrscher den österreichischen Thron. Im selben Jahre wurde der Inhaber unseres Regiments zum Gouverneur von Ostende (an der Nordsee) ernannt; an seine Stelle trat im Jahre 1781 General Fürst Friedrich Wilhelm von Hohenlohe-Kirchberg. Ein Jahr später bekam das Regiment Leitmeritz als ständigen Werbebezirk und im Jahre 1783 Tarnow in Galizien als Hilfsbezirk zugewiesen. .'! Funtek, Infanterie-Regiment Nr. 17. 34 VIII. In den Kriegen gegen Frankreich. Auf Kaiser Josef II. folgte im Jahre 1790 dessen Bruder Leopold II. Als dieser nach zwei Jahren starb, wurde sein Sohn Franz deutscher Kaiser. Zu jener Zeit hatten die Revolutionsmänner in Paris die Herrschaft über ganz Frankreich an sich gerissen; der französische König Ludwig XVI., welcher später (im Jahre 1793) mit seiner Gemahlin Marie Antoniette, der Tochter Maria Theresias, das Schafott besteigen mußte, befand sich ganz in der Gewalt des Pariser Pöbels. Ludwigs Bruder sowie zahlreiche Adelige hatten noch rechtzeitig das Land verlassen und waren nach Deutschland ausgewandert, von wo aus sie mit Hilfe deutscher Truppen die Revolution niederzuwerfen hofften. Die Pariser Nationalversammlung hatte im Jahre 1791 den Beschluß gefaßt, den Adel abzuschaffen, alle Klöster aufzuheben und die kirchlichen Güter einzuziehen. Der deutsche Kaiser forderte nun die Wiederherstellung der monarchischen Gewalt sowie die Zurückerstattung der eingezogenen kirchlichen Güter. Diese Forderung, welcher sich auch Preußen anschloß, versetzte die Pariser Machthaber in maßlose Wut. Sie zwangen den König, an beide Staaten den Krieg zu erklären, und zwar auch aus dem weiteren Grunde, weil der ausgewanderte französische Adel in Österreich und Preußen Unterstützung gefunden haben sollte. So brach denn im Jahre 1792 ein Krieg aus, der von sehr langer Dauer war und unsere Monarchie viele schwere Opfer kostete. Unser Regiment beteiligte sich an den verschiedenen Feld¬ zügen in größeren und kleineren Gefechten sowohl in Belgien als am Rheine, in Frankreich und in Italien. Am 15. und 35 §- 16. Oktober 1793 standen zwei Bataillone in der Schlacht bei Berlaimont (lies: Berlmöng; im heutigen Departement Nord an der Sambre); weiters beteiligten sich im gleichen Jahre die Grenadiere vom 21. August bis 13. September an der Belagerung der Festung Le Quesnoy lies: Le Käsnoä (nordwestlich von Berlaimont), woselbst sich der Oberleutnant Galotti des Regiments besonders hervortat. Auch aus den folgenden Jahren sind zahlreiche hervor¬ ragende Taten sowohl des ganzen Regiments als auch einzelner Offiziere und Soldaten bekannt; die bedeutendsten derselben sollen hier aufgezählt werden. 1. Die Grauen von Noes. Am 25. April 1794 wollten sich die Franzosen des Dorfes Jves (lies:Jve; im belgischen Gebiete) bemächtigen. Da waren es Feldwebel Dü m lein, Korporal Jung, Korporal Morgen- stern und der Gefreite Nikolaus, welche mit einem Häuflein Freiwilliger zwölf Stunden hindurch ungebeugten Mutes alle Angriffe zurückwiesen und endlich den Feind in die Flucht sagten. An demselben Tage zeichnete sich Korporal Bruckner dadurch aus, daß er mit 30 Freiwilligen den Feind, welcher die 1. Kompanie unseres Regiments aus einem Walde ver¬ trieben hatte, kräftig angriff und zurückwarf, worauf die wichtige Stellung wieder besetzt und auch behauptet wurde. Am folgenden Tage hielten Korporal Mantel und der Gemeine Wartschovsky mit noch einigen Freiwilligen den an 200 Mann starken Gegner, welcher eine im Walde auf¬ gestellte Kompanie angreifen wollte, solange zurück, bis die arg bedrohte Kompanie ohne Verlust den Rückzug antreten konnte. 3 * -s 36 S. Weitere Kämpfe. An den Kriegsereignissen des Jahres 1794, die sich teils auf belgischem, teils auf deutschem Gebiete abspielten, nahm das Regiment in hervorragender Weise Anteil. In dieses Jahr fallen die Schlacht bei Charleroi-Fleuris, (lies: Scharlroa-Flöri) (26. Juni), die Gefechte bei Limburg (20. September) und bei Düren (20. Oktober); die Grenadiere beteiligten sich am 10., 11., 12. und 13. Mai an dem Kampfe bei Erguilinnes (lies: Erkülin) sowie am 24. Mai an jenem bei Charleroi und Dpern. Im Jahre 1795 lag das Regiment am Rheine und stand am 19. September im Gefechte bei Limburg-Diez. Das 1. Bataillon erstürmte am 29. Oktober 1795 unter dem Befehle des Regimentskommandanten Obersten Dalll Aglio die H öch st h e i m er Redoute, wobei es 4 Kanonen, 1 Haubitze H und 9 Munitionswagen erbeutete und 60 Gefangene machte. Am 16. Juni 1796 war das Regiment im Treffen bei Wetzlar, drei Tage später bei Ukerath und am 16. Sep¬ tember bei Limburg. Die Grenadiere standen in diesem Jahre bei W e tzlar, Amberg, Würzburg und Limburg und zeichneten sich überall ganz besonders aus. 3. Die Unternehmung nuf Nüdesheim. In Rüdesheim, einem Marktflecken am rechten Rhein- nfer, hatten die Franzosen bedeutende Vorräte an Lebens¬ mitteln, Schießbedarf, Geld, Gepäck u. s. w. aufgespeichert. Im Markte lag eine Besatzung von mehr als 1000 Mann; überdies hatten die Franzosen am jenseitigen Ufer, bei Bingen, fünf Batterien zu je neun Geschützen angelegt. Sieben mit Geschütz ') Ein grobes Geschütz, eine Art Mörser. 37 bewahrte Schaluppen vermittelten die Verbindung zwischen den beiden Ufern. Ein Teil der österreichischen Flotille brach nun am 9. September 1796 gegen Rüdesheim auf, während etwa 200 Freiwillige, die sich von unserem und drei anderen Regimentern gemeldet hatten, unter Hauptmann Hartlieb längs des Rheines nach dem Marktflecken vordrangen. Bei¬ läufig eine Stunde vor Rüdesheim blieb die Flotille wegen der bei Bingen angelegten Batterien zurück. Hartlieb drang nun in Rüdesheim allein ein und brachte durch seinen kühnen Überfall die Franzosen in solche Verwirrung, daß sie nach kurzem Kampfe den Fluß zu übersetzen suchten. Unter dem Feuer der jenseitigen Batterien wollte Hartlieb die erbeuteten Vorräte in Sicherheit bringen; da hatte aber der Feind bereits die geringe Stärke der Österreicher erkannt und kehrte zurück. Überdies schickten sich 800 feindliche Soldaten an, in Rüdes¬ heim zu landen und dasselbe einzuschließen. Die Mannschaft der Flotille hatte inzwischen unter großen Schwierigkeiten eine Kanone ans Ufer gesetzt und fügte mit derselben dem landenden Feinde empfindliche Verluste zu. Trotzdem war Rüdesheim nicht zu halten. Hartlieb ließ daher etwa 90 Fässer Pulver in den Rhein werfen und alle übrigen Vorräte zerstören oder unbrauchbar machen. Darauf wich er, nachdem er sich im Marktflecken fünf Stunden behauptet hatte, nach Geisenheim zurück. Die ans Land gebrachte Kanone zwang den Feind zum Abzüge nach Bingen und Rüdesheim wurde von Hartlieb neuerdings besetzt. — Durch das verwegene Unternehmen hatte der Feind einen überaus großen Schaden erlitten. Die am 9. Jänner 1797 erfolgte Einnahme von Kehl (nahe bei Straßburg) bildet eine ruhmvolle Waffentat, die unserem Regimente den besonderen Dank des Kaisers eintrug. 38 Die Grenadiere des Regiments kämpften am 29. März dieses Jahres tapfer bei Klagenfurt und am 2. April bei Neumarkt. 4. Vor Anrona. Nach Friedensschluß kam das Regiment im Jahre 1797 nach dem neuerworbenen Dalmatien, wo es zwei Jahre verblieb. Dann marschierte es nach Italien und beteiligte sich in dem siegreichen Feldzuge des Jahres 1799 u. a. an der Einschließung von Ancona (am Adriatischen Meere). Dortselbst bewahrten bei einem Sturme die Gemeinen Minke und Wagner den schwer verwundeten Unterleutnant Herze l vor feindlicher Gefangennahme und brachten ihn aus dem heftigsten Kugelregen in Sicherheit. Diese beiden braven Soldaten waren beim Sturme die ersten, welche in ein Haus nahe der Festung eindrangen und dessen Besatzung vertrieben. Bei dergleichen Gelegenheit drang der Gemeine Haupt¬ mann freiwillig und allein in ein feindliches Pikett H, stieß einen Gegner mit dem Bajonette nieder, nahm einen zweiten gefangen und verjagte den überraschten Posten. Später schoß er noch drei Feinde über den Haufen. Feldwebel Bruckner rückte mit 20 Mann freiwillig gegen den Feind und vertrieb ihn durch lebhaftes Feuern, als derselbe aus der Straße eine Kanone aufführte. Bereits aus zwei Wunden blutend, erhielt er noch einen Schuß in den Hals und konnte nun nicht mehr den fliehenden Feind verfolgen. Durch ihr tapferes Verhalten taten sich außerdem Haupt¬ mann Uracca, Oberleutnant Jvcevic (lies: Jwtschewitsch) und die Korporale Dembitzkp und Marchinkovitsch (lies: Marinkowitsch) hervor. Eine für einen bestimmten Zweck bereit gehaltene kleine Truppenab t eilung. 39 5. Weitere Kümpfe. Im nächsten Jahre beteiligte sich das Regiment an zahl¬ reichen Gefechten in Italien, so z. B. vom 10. bis 12. April bei Jvrea (nordöstlich von Turin), wo die Grenadiere unseres Regiments unerschrocken die Anhöhe am stärksten Punkte an¬ griffen, sie stürmend erstiegen und den Feind in die größte Unordnung brachten. Am 13. Mai entspann sich um die Schanzen von Torazzo (nördlich von Genua) ein blutiger Kamps. Unser Regiment verließ seine schützende Stellung und stürzte sich mit blankem Bajonette auf den Feind. Mau rang im größten Gewitter, das die Kämpfenden ganz in Wolken hüllte. In diesem Gefechte zeichneten sich nebst den Haupt¬ leuten Fontaine (lies: Fönten) und Metz bürg namentlich die Feldwebel Morgenstern und Kummer, Korporal Neldner und die Gemeinen Knobloch, Strobich, Eibrich und Löffler aus. Nach dreistündiger Verteidigung war nämlich die ganze Munition verschossen worden. Da warfen sich die genannten Soldaten mit gefälltem Bajonette als die ersten dem Feinde entgegen. Sie wurden zwar zurück- gedrängt, als aber Verstärkungen anlangten, stürzten sie, alles vor sich niederwerfend, neuerdings zum Angriffe vor, bis sich endlich der Feind unter großen Verlusten zurückziehen mußte. — Außer in mehreren kleineren Gefechten stand das Regiment am 9. Juni 1800 in der unglücklichen Schlacht bei Casteggio (lies: Kastedscho; zwischen Piacenza und Alessandria). In derselben wäre der heldenmütige Major Uracca zweimal beinahe gefangengenommen worden. Man erschoß ihm das Pferd unter dem Leibe; sein Degen war gebrochen, er hatte kaum noch acht Schritte Vorsprung vor 40 dem Feinde. Dies bemerkte Korporal Pom. „Leute," rief er seinen Kameraden zu, „wir wollen doch nicht unseren Major im Stiche lassen?" Mit acht Mann warf er sich auf den Feind und reitete den Offizier. — Eine Stunde später, als das Regiment wütend verfolgt wurde, geriet Uracca neuerdings in große Gefahr. Ganz abgemattet wurde er an einer Mauer von einem feindlichen Offiziere angehalten und mußte dem¬ selben seine Uhr, sein Geld und seine goldene Kuppel aus¬ liefern. Da sprang der Gemeine Schmidt, der mit Unwillen den ganzen Vorgang von der Mauer beobachtet hatte, herab, schlug den feindlichen Offizier mit seinem Kolben nieder, ver¬ wundete einen der nebenstehenden sechs feindlichen Soldaten und schlug sie in Gemeinschaft mit zwei herbeigeeilten Kameraden in die Flucht. Bereits im Jahre 1796 war der Inhaber des Regiments, Prinz Hohenlohe, gestorben. Das Regiment erhielt nun im Jahre 1801 Heinrich XV. Reuß von Plauen zum Inhaber und kehrte, nachdem es die Kämpfe an der Riviera di Genova mitgemacht, sodann am 20. Juni 1800 in der unglücklichen Schlacht bei M aren go (östlich von Alessandria) sowie am 25. Dezember in jener bei Valeggio (lies: Waledscho) gekämpft, in seine Garnisonsstadt Leitmeritz zurück. Im Feldzuge des Jahres 1805 wurde das Regiment nach Deutschland geschickt und in einigen Gefechten, wie am 9. Oktober bei Günzburg, am 11. Oktober bei Haslach beschäftigt. Das 4. Bataillon machte überdies am 5. Dezember das Gefecht bei Stöck e n mit. Bei Ulm mußte es sich gleich den unter General Mack gestandenen Truppen den Franzosen ergeben und erhielt erst einige Zeit später die Freiheit. 41 6. In -er glorreichen Schlacht bei Äspern. Im Jahre 1809 machte das Regiment den blutigsten, aber auch den glorreichsten Feldzug seit seiner Errichtung mit. Österreich, gebeugt aber nicht vernichtet, hatte sich neuerdings gegen den gewalttätigen Franzosenkaiser Napoleon I. erhoben, und gerade ein österreichischer Feldherr, Erzherzog Karl, „der Besieger des Unbesiegten", war es, der dem übermütigen Korsen die erste Niederlage beibrachte. Nach der unglücklichen Schlacht bei Eggmühl (südöstlich von Regensburg in Bayern) am 22. April 1809 kam es nämlich am 21. und 22. Mai 1809 zur glorreichen Schlacht bei Aspern (in der Nähe von Wien), wo sich die österreichischen Soldaten nach Karls Worten als die ersten der Welt erwiesen. „Morgen ist Schlacht; das Schicksal der Monarchie hängt von ihr ab, ich werde meine Schuldigkeit tun und erwarte dasselbe von der Armee!" So lautete der Armeebefehl, den Erzherzog Karl am Vorabende des denkwürdigen Pfingst¬ sonntags 1809 an seine Soldaten richtete. Die inhaltsschweren Worte wurden vom ganzen Heere mit jubelnder Begeisterung ausgenommen. Wie sehr sie unser Regiment begriffen hatte, bezeugte es glänzend im heißen Ringen der beiden folgenden Schlachttage! Am Pfingstsonntag, um 4 Uhr nachmittags, stieß die österreichische Vorhut mit dem Feinde vor Aspern zusammen und zwang ihn nach einem kurzen, aber heftigen Kampfe zum Rückzüge ins Dorf. Die ersten Häuser wurden bald erstürmt, aber fortan scheiterten alle Angriffe an dem hartnäckigen Widerstande der Franzosen. Vom todbringenden Feuer zweier Batterien unterstützt, warf sich endlich unser Regiment mit aller Gewalt auf Aspern. Zwischen lichterloh brennenden Häusern, 42 Z- deren qualmender Rauch den Soldaten den Atem benahm, wurde alles niedergemetzelt, was sich den aufgebrachten Kämpfern entgegenstellte. Als sich die Unsrigen bis zur Kirche durch¬ gekämpft hatten, erhielt Oberleutnant Schuffenhauer die Weisung, die links von der Kirche befindliche Gasse von den Feinden zu säubern. Er tat dies mit Erfolg, aber der Feind kehrte alsbald mit Verstärkungen zurück. Schuffenhauer wurde von drei Kugeln getroffen und stürzte zusammen. Schon wichen die Seinigen zurück, da warf sich Feldwebel Uhlich, von drei Mann unterstützt, todesmutig auf die Franzosen, hieb einige derselben nieder und brachte den verwundeten Offizier in Sicherheit. — Aspern wurde von den Unsrigen genommen, mußte aber, als der Feind beträchtliche Verstärkungen an sich zog, wieder geräumt werden. Da wurde der Brigade Vacquant (lies: Vakäng) der Befehl überbracht, in Gemeinschaft mit dem Regimente Nr. 17 die Ortschaft zu nehmen, „es koste, was da wolle." — „Wir werden sie nehmen," antworteten die Soldaten. Das 1. Bataillon unseres Regiments stürzte sich sofort mit gefälltem Bajonette aufs Dorf, aber eine mörderische Salve streckte in wenigen Sekunden sämtliche Offiziere und den größten Teil der Mann¬ schaft tot oder verwundet zu Boden. Da warf sich General Vacquant, die Leibfahne des jetzigen 47. Regimentes ergreifend, mit dem Rufe: „Es lebe Kaiser Franz!" ins Dorf, Erzherzog Karl selber sprengte heran und rief den Truppen zu: „Fürs Vaterland mutig vorwärts!" Sein Flügel¬ adjutant, Major Fürst Reuß, stellte sich an die Spitze des vorstürmenden Regiments und eilte, als ihm gleich darauf das Pferd unter dem Leibe erschossen wurde, zu Fuß weiter. Mit den Worten: „Kinder, folgt mir, auch ich bin ein Reuß!" fachte er den Mut unseres Regiments Reuß-Plauen zu 43 solch flammender Begeisterung an, daß die Franzosen dem Anstürme nicht widerstehen konnten. Unter den Offizieren taten sich hiebei Oberstleutnant Graf Bentheim und Major von Söldner besonders hervor. Über umgeworfene Wagen, Pflugscharen, Eggen, Ein¬ richtungsstücke, Baumstämme ging es unter lautem Hurra¬ geschrei mit vernichtender Gewalt. Weder die von den brennenden Dächern herabstürzenden Balken noch die aus jedem Fenster, jeder Kelleröffnuug fallenden feindlichen Kugeln vermochten die stürmenden Helden aufzuhalten. Vergebens unternahmen um 9 Uhr abends die Franzosen mit zwei Regimentern und drei Batterien einen neuen, wütenden Angriff auf Aspern; dieser sowie der noch um 1 Uhr nachts erfolgte Sturm wurde von den wachsamen Kriegern des 17. und 47. Infanterie- Regiments blutig zurückgeschlagen. Am folgenden Morgen versuchte Vacquant auch den östlichen Teil des Dorfes zu nehmen. Die Franzosen aber warfen mit furchtbarem Stoße alles nieder und drängten die Österreicher aus Aspern hinaus. Durch ein entsetzliches Kartätschenfeuer geriet das 1. Bataillon unseres Regiments in Unordnung; der Fahnenführer fiel tot nieder; um die sinkende Fahne türmte sich ein Leichenhügel auf. Da eilte Oberleutnant R a d ich e vich (lies: Raditschewitsch) des Regiments Nr. 42 herbei, richtete die Fahne empor, und so war es dem Bataillon möglich, sich wieder um sein Ehren¬ zeichen zu sammeln und dort festen Fuß zu fassen. Eine Anzahl von kleineren Kugeln, die, mittelst einer Umhüllung vereinigt, zusammen aus einem Geschütze abgefeuert werden, heißt eine Kartätsche. 44 » Die feindliche Armee wurde endlich unter ungeheueren Verlusten geworfen; Österreichs Heldensöhne hatten den fran¬ zösischen Welteroberer besiegt! Das Schlachtfeld bot ein grauenvolles Bild der Ver¬ wüstung. Ganze Dörfer waren niedergebrannt. Wiesen und Felder zerstampft, in den Ackerfurchen floß Blut. Ein grä߬ licher Geruch stieg allerorten auf. In den Brunnen lagen Tote; viele Hunderte wurden in die Donau geworfen, Tausende eingescharrt. Die glänzende Tapferkeit der österreichischen Truppen kennzeichnet wohl am besten ein Ausspruch Napoleons selbst. Als nämlich später einmal der König von Neapel seine Ver¬ wunderung darüber aussprach, daß Napoleon Österreich nicht zerstückelt habe, sagte dieser mißmutig: „Schweigt! Ihr urteilt wie ein Blinder über Farben; Ihr habt die Österreicher bei Aspern nicht gesehen, also habt Ihr gar nichts gesehen!" — Unter den zahllosen Tapferen in dieser ewig denkwürdigen Schlacht mögen hier noch nachstehende Helden unseres Regiments genannt werden: Korporal Marschner, gleich zu Beginn des ersten Schlachttages verwundet, suchte trotz der heftigsten Schmerzen erst nach gänzlicher Beendigung des Kampfes den Verband¬ platz auf. Ebenso ließ sich der Gemeine Scheley erst nach dem errungenen Siege verbinden. Er war ungeachtet einer sehr schmerzhaften Wunde zweimal freiwillig zum Sturme vor¬ gegangen. Feldwebel Reiterer stürzte sich bei einem Sturme als erster auf die feindlichen Aufwürfe und nahm mit seinen Leuten den wichtigen Posten ein. 45 Z- Regimentskaplan Gadolla brachte den verwundeten Soldaten im heftigsten Feuer Trost, holte auch sehr oft Ärzte herbei oder trug Verwundete auf dem Rücken aus dem Gefechte fort. Kadett Volouzil (lies: Wolouschil) wollte seine Fahne nicht übergeben, obschon ihm von einer Kartätsche der Stiel und die Hand durchgeschlagen worden waren. Er legte sich selbst einen Verband an, aber endlich nötigte ihn der Blut¬ verlust, die Fahne einem Offiziere zu überlassen. Auch die Fahnenführer Teinzer und Stäuber hielten treu zu ihren Fahnen. Zu Boden geworfen, verteidigte ersterer sein Panier so lange, bis ihm Rettung kam; letzterer war, obwohl am Fuße verwundet, nicht zum Verlassen des Kampf¬ platzes zu bewegen. Erst nach mehreren Stunden, als er sich nicht mehr fortschleppen konnte, übergab er die Fahne ver¬ läßlichen Händen und ließ sich aus dem Feuer bringen. 7. Sri Wagram. Die Schlachttage bei Wagram am 5. und 6. Juli, wo einer Heeresmacht von 480.000 Franzosen nur 128.000 Österreicher gegenüberstanden, brachten, trotzdem sich Napoleon auf dem Schlachtfelde behauptete, der österreichischen Armee und mit derselben auch unserem Regimente neuen Ruhm. „Dem Feinde blieb das Schlachtfeld, allein der Sieg, den er gewann, war keine Niederlage der Österreicher, und alle Anstrengungen der Franzosen brachten die unwillig Weichenden nicht zur Verwirrung und Flucht/' Unser Regiment unter Oberst Oberdorf verteidigte am 5. und 6. Juli Deutsch- Wagram und war seit 48 Stunden ohne Nahrung; außer¬ dem litt es an Wassermangel. Trotzdem verließ kein Mann seine Einteilung. Gar mancher freilich sank infolge Ermattung 46 Z- in Reih und Glied nieder. — Nachstehende Begebenheit ans dieser Schlacht mag als Beweis, welch großer Beliebtheit sich der kaiserliche Befehlshaber, Erzherzog Karl, bei seinen Soldaten zu erfreuen hatte, angeführt werden: Einem Offiziere unseres Regiments — der Name desselben ist nicht mehr bekannt — waren von einer Kanonenkugel beide Füße weggerisfen worden. Fast bewußtlos, dem Sterben nahe, lag er auf dem Boden, da hörte er einen Verwundeten an seiner Seite sagen: „Erzherzog Karl reitet vorüber!" Über den sterbenden Helden kam es wie neues Leben. Mit Aufgebot seiner letzten Kräfte richtete er sich halb auf, warf einen Blick auf den vielgeliebten Feldherrn und sank mit den geflüsterten Worten: „Es lebe unser Karl!" tot nieder. 8. Weitere Waffrntaten. Das Regiment kämpfte am 9. Juli bei Hollabrunn und zwei Tage später in der unglücklichen Schlacht bei Znaim (in Mähren). Daselbst wurde dem 14jährigen Tambour Wild seine Trommel zerschossen. Ohne Zögern fiel er über einen feindlichen Tambour her und nahm dem ob solcher Keckheit höchlich verblüfften Manne die Trommel ab. Nach dem Wiener Frieden (14. Oktober 1809) stand das Regiment in verschiedenen böhmischen Orten. Als sich im Jahre 1812 nach dem unglücklichen Feldzuge Napoleons nach Rußland Preußen, Österreich und Rußland mit einander ver¬ bündeten, kämpfte das Regiment in der unglücklichen Schlacht bei Dresden (am 26. und 27. August 1813). Am 17. Sep¬ tember desselben Jahres hatte das 2. Bataillon unter Haupt¬ mann Mende die Aufgabe, das Dorf Arbesau (nahe bei Kulni, im Bezirke Aussig) zu nehmen, und eroberte es auch, obwohl der vor dem Dorfe liegende Teich ein gewaltiges Hindernis bildete. Oberleutnant Rü n a g e l marschierte da, ohne 47 Z- einen Schuß zu tun, mit einer halben Kompanie unter mörderischem Feuer geradewegs auf die Ortschaft und nahm dort feste Aufstellung. Sein Heldenmut bewirkte, daß Arbesau, von allen Seiten gleichzeitig angegriffen, dem Feinde entrissen wurde. Als der Oberleutnant bald darauf tödlich verwundet fiel, feuerte Feldwebel Langer die Mannschaft zu mutigem Aus¬ harren an. Seiner Tapferkeit gelang es, einen neuen feindlichen Sturm zurückzuschlagen, dabei 2 Offiziere und 19 Mann gefangen zu nehmen und 1 Geschütz zu erbeuten. — Auch sein Kamerad, Feldwebel Schneider, brachte dem Feinde viele Verluste bei. Korporal Simonie (lies: Simonitsch) war einer der ersten, die in die Gärten des Dorfes eindrangen und das genannte Geschütz eroberten. Korporal Tröster bat, als die Plänklerkette H bereits sehr gelitten hatte, bei der Ablösung, in der neuen Abteilung verbleiben zu dürfen. Trotz seiner schmerzhaften Verwundung harrte er denn auch bis zum Schluffe im Gefechte aus; erst dann ließ er sich verbinden, entfernte sich aber nicht von seiner Kompanie. Korporal Eibicht wollte sich eines feindlichen Feld¬ zeichens bemächtigen. Da machte der Feind einen Gemeinen an seiner Seite zum Gefangenen. Eibicht entledigte sich des nächsten feindlichen Soldaten durch einen furchtbaren Kolben- fchlag und vertrieb sodann die anderen. Gemeiner Riemer, obwohl zum ersten Male eine Schlacht mitmachend, warf sich unerschrocken als einer der ersten auf die Kanonen. ') Plänkler sind Schützen in zerstreuter Gefechtsart. 48 Die Gemeinen Trzka und Büttner und der Gefreite Treubum retteten ihren Oberleutnant vor der Gefangen¬ nahme, indem sie 2 Soldaten niederstießen und dann mit ihren Kolben so wuchtig auf die übrigen losschlugen, daß sich dieselben, von Furcht übermannt, flüchteten; 4 Feinde wurden überdies gefangengenommen. Feldwebel Reuß führte nach dem Falle seines Offiziers die Mannschaft im größten Kugelregen an einer seichten Stelle durch den Teich und griff die Franzosen, ohne einen Augen¬ blick zu verlieren, mit dem Bajonette an. Die Feinde wichen bestürzt in die nächsten Häuser zurück, wurden aber auch hier von Reuß verdrängt und entflohen, viele Tote und Verwundete zurücklasfend. 9. Nn -er Völkerschlacht brr Leipzig. In den Tagen vom 16.—19. Oktober 1813 wurde die über das Schicksal von ganz Europa entscheidende Völkerschlacht bei Leipzig geschlagen und Napoleon, trotz verzweifelter Gegenwehr seiner Truppen von den verbündeten Österreichern, Russen und Preußen vollständig besiegt. Unser Regiment war auf eine ganz offene Fläche mit dem bestimmten Befehle aufgestellt worden, keineswegs selbst eine Bewegung auszusühren, sondern die Operationen des rechten Flügels abzuwarten. Der Feind, welcher das gegenüberliegende Gehölz stark besetzt hielt, über¬ schüttete unsere Soldaten mit einem prasselnden Kugelregen. Trotz der riesigen Verluste verblieb das Regiment unentwegt von 10 Uhr morgens bis zum andern Morgen auf seinem Platze. Dabei tat sich der Feldwebel Peterle dadurch hervor, daß er seine beiden schwer verwundeten Offiziere durch Bajonett¬ angriffe vor der Gefangennahme bewahrte und sie dann in Sicherheit brachte. 49 Hiebei wurde er vom Tambour Schmidt sehr wirksam unterstützt. Derselbe ging, als das 3. Bataillon durch eine Granate die Hälfte seiner Tamboure verloren hatte, leicht verwundet zurück, ließ sich verbinden, suchte eine brauchbare Trommel auf und schlug, als Peterle zur Rettung der beiden Offiziere schritt, den Sturmstreich. Dabei wurde er schwer verwundet. 10. Auf französischem Soden. Nach der Leipziger Schlacht machte man sich zur Ver¬ folgung Napoleons auf und drang in Frankreich ein. Unser Regiment beteiligte sich an mehreren Gefechten auf französischem Boden, so bei St. Thibaut (lies: San Thibö) nördlich von Lyon, am 11. März bei Mayon (lies: Massöng), am 18. März bei Villefranche (lies: Willsransch) und Limonest (lies: Limone). Bei MLyon überfiel Feldwebel Nischinsky mit seinem Zuge und 6 Husaren freiwillig ein französisches Dorf und machte 11 Gefangene. Bei Villefranche verjagte der auf eine Patrouille aus¬ geschickte Gefreite Hullek mit drei Mann zuerst einen feind¬ lichen Posten, sammelte dann mehrere zerstreute Pläukler und marschierte unter klingendem Spiele gegen eine 30 Mann starke Kavallerie-Abteilung. Eine starke Truppe vermutend, flüchteten sich die Feinde alsogleich, worauf noch einige derselben durch wohlgezielte Schüsse getötet oder verwundet wurden. Bei Limoneft bewaffnete sich der Tambour Ernst mit Gewehr und Schießvorrat eines gefallenen Soldaten und begab sich so mit seinen Kameraden auf die Verfolgung der fliehenden Feinde. Da sah er, daß eine Abteilung, deren Hauptmann verwundet niedergesunken war, zurückwich. Rasch forderte er Funt et, Infanterie-Regiment Nr. 17. 4 50 ?- einige Husaren auf, den gefallenen Offizier zu retten; er selbst aber stürzte sich auf den Gegner, stieß den französischen Offizier nieder, drängte die übrigen Franzosen zurück und nahm 7 Mann gefangen. Als dann der Feind verstärkt wieder¬ kehrte, verrammelte der wackere Tambour das Eingangstor des Dorfes und behauptete sich solange, bis die feindlichen Truppen von der nachgekommenen österreichischen Haupttruppe geworfen wurden. Bei derselben Gelegenheit leistete der Gemeine Hager, ein vorzüglicher Schütze, seinen Kampfgenossen wichtige Dienste, indem er, an der Dorfmauer stehend, durch wohlgezielte Schüsse mehrere Feinde niederstreckte. Bei der Verteidigung des Tores wurde er verwundet, blieb aber trotzdem auf seinem Platze, bis er, von Blutverlust erschöpft, aus dem Gemetzel getragen werden mußte. — Die Armee zog am 20. März in Lyon ein. Unser Regiment beteiligte sich noch an der Belagerung und Ein¬ nahme der bishin nie eroberten Festung Hüning en (im Elsaß, unweit Basel), das Landwehr-Bataillon des Regiments auch an der Belagerung von Besanyon (lies: Besanssöng, im östlichen Frankreich), während die Grenadiere schon früher nach Wien abgegangen waren, um die Ehrenwache der auf dem Kongresse versammelten Monarchen zu bilden. Nach Friedensschluß kam das Regiment nach Jung- bunzlau (an der Jser in Böhmen); als aber Napoleon unerwartet von der Insel Elba zurückkehrte und wieder zahl¬ reiche Heerscharen um sich sammelte, wurde es abermals auf den Kriegsschauplatz im nordöstlichen Teile Frankreichs berufen. Zuerst machte es am 29. Juni 1815 das siegreiche Gefecht bei La Fontaine (lies: Lafonten) und dann am 1. Juli das Gefecht bei Belfort (lies: Belför) mit. 51 In diesem letzteren hielten sich dis Gemeinen Wernisch, Kobera und Buresch im Handgemenge sehr tapfer; Wernisch nahm außerdem einen feindlichen Offizier gefangen. Auf einer Anhöhe außerhalb des Dorfes angelangt, bemerkten sie zwei feindliche Kanonen, welche den Unsrigen großen Schaden zufügten. Augenblicklich brachen sie auf, um die Geschütze zu nehmen, wurden aber von einer feindlichen Husaren-Abteilung umzingelt. Mehrere Hiebe und Stiche streckten Wernisch zu Boden. Er wollte sich ergeben, allein die Reiter hieben ingrimmig noch weiter auf ihn ein. Da packte er mit Auf¬ gebot seiner letzten Kräfte sein Gewehr, stieß das Bajonett einem Pferde zwischen die Rippen, daß es stürmte, und versetzte dem andern einen Schlag, daß es scheu zur Seite sprang. Während sich der gestürzte Husar noch unter seinem Tiere hervorzuarbeiten versuchte, warfen sich mehrere Abteilungen der Unsrigen auf die Feinde, und so konnte Wernisch seinen Gegner gefangennehmen. Der Gemeine Kobera bemerkte einen unserer Jäger, der sich gegen zwei feindliche Reiter verteidigte, und eilte ihm kameradschaftlich zu Hilfe. Während aber der Jäger den einen Husaren vom Pferde schoß, wurde er von dem andern nieder¬ gehauen. Kobera rächte den gefallenen Kameraden, indem er den Husaren durch einen Schuß niederstreckte. Nun wurde er aber selbst von einem dritten Reiter bedroht. Er wich Schritt für Schritt zurück, sich den Feind mit seinem Bajonette vom Leibe haltend. Endlich erreichte er seinen Kameraden Buresch, der, obwohl verwundet, kühn mit zwei Reitern focht und gerade den einen niedergeschmettert hatte. Die beiden Kameraden stellten sich nun Rücken an Rücken auf und wehrten so alle Feinde von sich ab. Auch Kobera blutete schon aus mehreren Wunden. Da sprang er plötzlich zur Seite und schlug einen 4 * -t 52 » Husaren mit seinem Kolben zu Boden. Die anderen ergriffen bestürzt die Flucht. — Nach glücklicher Beendigung des Krieges kehrte das Regiment zunächst nach Böhmen zurück; im Jahre 1817 aber erhielt es die Bestimmung, an Stelle des im Jahre 1810 ausgelösten 43. Regimentes ein krainisches Regiment zu werden und kam infolgedessen nach Kram. ix. Das Regiment wir- ein krainisches. Das Regiment erhielt nach seinem Eintreffen in Krain seine neuen Werbebezirke in den Kreisen Laibach, Adelsberg und Neustadt! (gegenwärtig Rudolfswert) zugewiesen. Es ver¬ brachte die Zeit vom Jahre 1817 bis 1820 in Frieden. Sein Oberst Söldner von Söldenhofen bemühte sich, das Erziehungshaus des Regiments, in welchem Soldatenkinder aller Waffengattungen des Werbebezirkes Aufnahme fanden, entsprechend unterzubringen und nach Möglichkeit auszugestalten sowie für die Mannschaft eine Bibliothek zu beschaffen. In diesen Bemühungen fand er kräftige Unterstützung bei den Laibacher Bürgern, welche durch patriotische Spenden das Unternehmen förderten. Leider ging die Bibliothek im Laufe der Zeit verloren. Im Erziehungshause wurden viele tüchtige Soldaten und Offiziere herangebildet, welche später zu den Zierden des Regiments gehörten. Erwähnenswert ist namentlich Josef Emanuel Hilscher, der sich in seinen freien Stunden gern mit Poesie beschäftigte, eine vortreffliche Übersetzung des englischen Dichters Byron (lies: Beiern) lieferte und auch selbst 53 mehrere Gedichte schrieb H. Er war Zögling des Erziehungs¬ hauses und wirkte später als Lehrer an demselben. Unter seiner Anleitung spielten die Unteroffiziere manchmal im Erziehungs- Hause Theater und wagten sich einmal (im Jahre 1828) sogar auf die Bühne des Landestheaters, woselbst sie zu Gunsten der durch Feuer geschädigten Bewohner von Steinbüchel ein Lustspiel aufführten. Diese Vorstellung warf 240 Kronen rein ab. Im Jahre 1820 rückten österreichische Streitkräfte, unter denselben auch das 1. und 2. Bataillon unseres Regiments sowie das Grenadier-Bataillon Jurisich (lies: Jurissitsch) nach Italien ab, weil die sogenannten Karbonari („Köhler"), mit einem allgemeinen Umstürze drohend, in Neapel einen Aufstand veranlaßt und den König Ferdinand vertrieben hatten. Die Bewegung ergriff nach und nach fast alle italienischen Provinzen. Während des Aufenthaltes in Este (Provinz Padua) wäre beinahe die ganze Mannschaft der beiden Bataillone durch das gefaßte Brot vergiftet worden, weil nämlich mit dem Mehle das sogenannte Mutterkorn mitgemahlen worden war. Dieser giftige Getreidepilz verursachte eine kurze, aber Aufsehen erregende Erkrankung von 300 Mann. Das Regiment beteiligte sich an einigen Gefechten, u. a. an jenem bei Novara (8. April 1821), und kehrte nach zwei¬ jährigem Aufenthalte in Italien nach Krain zurück. Es hatte in Italien ungefähr 1000 Mann infolge Krankheiten eingebüßt. Im Jahre 1825 starb der Regimentsinhaber, Prinz Heinrich XV. Reuß, und im folgenden Jahre wurde Feld- Hilscher war 1806 in Leitmeritz geboren und starb, erst 3t Jahre alt, in Mailand. Seine Gedichte wurden von Frankl herausgegeben. Ihm zu Ehren heißt gegenwärtig die Gasse, wo sich das nunmehr abge¬ tragene einstmalige Erziehungshaus befand, die Hilschergasse. -Z 54 Z- zeugmeister Gustav Prinz Hohenlohe-Langenburg zum Inhaber ernannt. Um diese Zeit hatte namentlich Unterkrain infolge ver¬ wegener Räuberbanden, die über den Kulpafluß einbrachen und selbst am Hellen Tage plünderten und friedliche Bewohner mit sich fortschleppten, viel zu leiden. Man mußte militärische Hilfe in Anspruch nehmen, und so erhielt das 3. Bataillon, das bishin in Krainburg stationiert gewesen war, den Befehl, nach Neustadt! abzugehen. Aber selbst dann hörten die Einfälle nicht ganz auf, vielmehr gewann das Räuberunwesen sogar an Ausdehnung, da bewaffnete Rotten auch aus Bosnien herüberkamen. Die Soldaten mußten den Banditen förmliche Gefechte liefern, bis es ihnen gelang, derselben Meister zu werden und die Ruhe im Lande wieder herzustellen. Im Jahre 1830 brach in Frankreich die sogenannte Julirevolution aus, deren verderbliche Wirkungen sich sehr bald auch in anderen Ländern äußerten. So mußte sich in Italien der Herzog von Modena aus seinen Staaten flüchten; die Kaiserin Marie Luise verließ Parma und ging nach Öster¬ reich ; gegen Papst Gregor XVI. empörten sich sieben Provinzen des Kirchenstaates. Da schritt Österreich mit Waffengewalt ein, um die Ruhe herzustellen. Nebst anderen Heeresabteilungen zog im Jahre 1831 auch unser Regiment mit zwei Bataillonen nach Italien; im nächsten Jahre folgte ihm das erste Land¬ wehr-Bataillon, welches bishin in den Kreisen Neustadtl und Adelsberg auf Sanitätskordon H gewesen war. Das Regiment bezog in Italien verschiedene Stationen, darunter auch Bologna und Mailand, und kehrte erst im Jahre 1835 nach Laibach Militärkette zum Schutze vor ansteckenden Krankheiten. 55 zurück, wo es von der Bürgerschaft festlich empfangen und bewirtet wurde. In demselben Jahre starb Kaiser Franz und Ferdinand der Gütige bestieg den österreichischen Kaiserthron. Ein Offizier unseres Regiments, Hauptmann Johann Coronini, wurde im Jahre 1836 als Erzieher des damals sechsjährigen Erzherzogs, unseres gegenwärtigen Kaisers Franz Josef, nach Wien berufen. Jni Jahre 1845 fand auf der Wiese des Gutes Unter¬ turn (jetzt Tivoli) in Laibach die feierliche Einweihung dreier Fahnen für die Feld-Bataillone des Regiments statt. (Das Landwehr-Bataillon hatte schon im Jahre 1832, unmittel¬ bar vor seinem Abmarsche nach Italien, sein Fahnenweihfest begangen.) Die Mannschaft wurde bei diesem Anlasse von der Bürgerschaft gastlich bewirtet; die ganze Stadt nahm an dem erhebenden Feste teil. Die alten, vom Pulverdampfe unzähliger Schlachten geschwärzten und von Kugeln förmlich durchlöcherten Fahnen gelangten zur Aufbewahrung in die Laibacher Peters- kirche, woselbst sie sich noch heutzutage befinden. X. Im italienischen Feldzüge 1848/49. In Italien gab es seit dem Jahre 1821 eine große Anzahl von Mißvergnügten, welche die österreichisch-italienischen Provinzen, so Lombardo-Venetien, dem Kaiser entreißen und ein einiges Königreich Italien schaffen wollten. Der kaiserliche Befehlshaber im österreichischen Italien, Feldmarschall Graf Radetzky, einer der größten Kriegshelden unseres Kaiser¬ staates, verfolgte zwar mit wachsamem Ange diese gefährlichen Bestrebungen, allein seine Heeresmacht war zu schwach, als daß er sie im Keime hätte ersticken können. Auf dringende 56 ?- Bitten Radetzkys erhielten endlich im Jahre 1847 mehrere Regimenter, unter denselben auch das Regiment Hohenlohe, den Befehl, nach Italien abzugehen. Bereits im folgenden Jahre brach in allen größeren Städten des österreichischen Italiens der offene Ausstand aus. Überdies rüstete der ehrgeizige sardinische König Karl Albert ein Heer, um mit demselben den Empörern zu Hilfe zu kommen. In Mailand, dem Hauptquartiere Radetzkys, kam es zu erbitterten Straßenkämpfen. Die Aufrührer errichteten Barri¬ kaden, hinter denen hervor sie den österreichischen Soldaten blutige Treffen lieferten, begossen sie von den Häusern aus mit heißem Wasser und siedendem Öl, bewarfen sie mit Steinen und Blumentöpfen und überschütteten sie aus jedem Fenster, jeder Dachluke mit einem Hagel von Kugeln. Wohl ließen sich unsere trefflichen Truppen vom verwilderten Pöbel keineswegs einschüchtern, aber der Zahl nach zu schwach, mußten sie sich nach fünf Tagen aus Mailand in das stark befestigte Verona zurückziehen. I. Die Kchrerkenstagr von Srrsrio. Unsere beiden Feld-Bataillone waren in dieser Zeit nach Brescia (lies: Breschja; in der Lombardei) gekommen, um daselbst mit noch einigen kleineren Heeresabteilungen anderer Regimenter die Besatzung zu bilden. Aber wie in Mailand waren auch hier die Truppen zu schwach, um die aufgeregte Bevölkerung, welche von der Stadtobrigkeit überdies die Erlaubnis des allgemeinen Waffentragens erhalten hatte, auf die Dauer im Zaume halten zu können. Die Gefahr für die Unsrigen stieg von Tag zu Tag. Die Verbindung mit Mailand war abgeschnitten, alle Straßen waren abgegraben oder ver¬ barrikadiert. Trotzdem verzagen die wackeren Krieger keinen 57 Z- Augenblick, sondern waren jederzeit bereit, ihr Leben für die schwer geschädigten Rechte Österreichs einzusetzen. In der Nacht vom 21. aus den 22. März besetzten bewaffnete Aufständische die Stadttore. Die 12. Kompanie unseres Regiments, die einen Pulvertransport deckte, mußte sich mit Waffengewalt den Durchgang erzwingen. Am 22. März brach in der Stadt der offene Aufruhr aus. Als unsere Soldaten die auf den Straßen errichteten Barrikaden weg¬ räumten, wurden sie wie ihre Wasfengefährten in Mailand aus den Häusern unablässig beschossen und mit heißem Wasser und siedendem Öl überschüttet. Von allen Seiten läuteten die Sturmglocken und dazwischen heulten die Empörer. Als endlich die beiden Kanonen auf die Stadt gerichtet wurden, hielt man den Augenblick der lang verdienten Vergeltung für gekommen. Aber der kaiserliche Befehlshaber wollte vorerst feine Vereinigung mit der Mailänder Garnison bewerk¬ stelligen. So wurden denn einige Kompanien aus der Stadt geschickt; dieselben gelangten, nachdem sie die ganze Nacht marschiert waren, glücklich nach O r c i n n o vi (lies: Ortschinuowi; südwestlich von Brescia). Zwei Kompanien im Kastelle, die Kranken, Kommandierten und fast alle Wachen aber verblieben in Brescia, dem Pöbel sozusagen auf Gnade und Ungnade ausgeliefert. Als das Regiment kämpfend aus der Stadt fortzog, stand Feldwebel Griesbach der 6. Kompanie mit einem Zuge auf Arsenalwache. Mit seiner Mannschaft verteidigte sich der brave Mann längere Zeit hindurch gegen mehrere Hunderte von Feinden, welche das Zeughaus von allen Seiten angriffen und es endlich von rückwärts über die Dächer der Nachbarhäuser erstürmten. Im letzten, verhängnisvollen Augen¬ blicke sammelte Griesbach seine Getreuen, bahnte sich mit 58 gefälltem Bajonette einen Weg mitten durch den tobenden Jnsurgentenhaufen und führte, stets fechtend, sein Häuflein aus der Stadt nach Orcinuovi, dem Regimente nach. Für dieses kühne Wagnis erhielt Griesbach die goldene Tapferkeits¬ medaille und wurde später zum Jnspektionsoffizier im Spitale zu Mailand ernannt. Bei der Verteidigung der Kaserne Ospidale vecchio (lies: Ospidale wekjo, altes Krankenhaus) zeichnete sich der Gemeine Tave ar (lies: Tautschar) der 5. Kompanie aus. Fast alle seine Kameraden waren schon gefallen, er aber schoß kalt¬ blütig mit den Patronen der toten Kampfgenossen noch manchen Feind nieder. Als die Stellung nicht mehr zu behaupten war und die Insurgenten von allen Seiten wütend eindrangen, rettete er sich vor dem sicheren Tode dadurch, daß er plötzlich wie tot umfiel und regungslos liegen blieb. Im ganzen hatte das Regiment, als es fechtend von Brescia fortzog, einen Verlust von 14 Toten und 19 Ver¬ wundeten zu verzeichnen; 102 Mann wurden vermißt. 2. Mer Held von Rorra d' Ämso. Von Orcinuovi, wo die mangelhaft bekleidete Mannschaft infolge heftiger Regengüsse viel zu leiden hatte, zog man gegen Verona, vereinigte sich unterwegs mit der zurückziehenden Mailänder Garnison und traf in Verona selbst mit jenen drei bereits verloren geglaubten Kompanien zusammen, die, unter Führung des Hauptmannes Prinz Hohenlohe durch Tirol nach Verona marschierend, ungeheuere Schwierigkeiten über¬ wunden hatten und zahlreichen Gefahren glücklich entgangen waren. Diese Abteilung war es auch, die an der Tiroler Grenze den kühnen Verteidiger der verfallenen Feste Rocca -Z 59 d'Amfo, Korporal Matthias Crne (lies: Tscherne) von der 12. Kompanie unseres Regiments, vor dem sicheren Hunger¬ tode errettet hatte. Der Befehlshaber des genannten Forts hatte sich nämlich beim Ausbruche der Empörung nicht nur selbst auf die Seite der Feiude geschlagen, sondern auch versucht, Crne samt seiner aus einem Gefreiten und 16 Mann bestehenden Be¬ satzung zum Ablegen der Waffen zu bewegen. Allein Crne wollte die Feste bis zum letzten Atemzuge verteidigen. Am 23. März stürmte eine Schar Insurgenten heran, um sich des Forts zu bemächtigen. Crne schloß eiligst das Tor und machte sich kampfbereit. Als die Feinde die geladenen Gewehre auf sich gerichtet sahen, stutzten sie, machten halt und schickten einen Unterhändler ab, der den Korporal zur Übergabe auf- sorderte, indem er gleichzeitig vorgab, daß bereits alle übrigen Festungen in italienische Hände gefallen seien. Crne hörte ihn schweigend an und winkte ihm dann mit der Hand, die Feste zu verlassen. Die Feinde, mehrere hundert an der Zahl, zerstreuten sich, um das Fort bei günstigerer Gelegenheit zu überfallen. Die Besatzung zog sich ins obere Werk zurück, weil sie vou dort aus einen besseren Ausblick über die ganze Um¬ gebung hatte und sich auch leichter gegen die feindliche Über¬ macht verteidigen konnte. Daraufhin besetzten die Insurgenten sofort den unteren Teil der Feste. So kam der Abend heran. Die Soldaten wurden von wütendem Hunger geplagt, denn das einzige Stück Brot, das jeder in seinem Brotsacke verwahrt hatte, war schon zu Mittag aufgezehrt worden. Trotzdem mußte ein zweiter feindlicher Unterhändler, welcher der Mannschaft, falls sie sich ergeben wollte, sogar eine bedeutende Geldbelohnung anbot, unver¬ richteter Dinge abziehen. 60 Mitternacht war vorüber; von der Besatzung hatte noch niemand ein Auge zugedrückt. Plötzlich bemerkte man, daß die Feinde das Fort zu überrumpeln versuchten. Erne befahl laut¬ lose Stille. Der Kopf eines Insurgenten wurde über der Mauer sichtbar. Ein kräftiger Kolbenfchlag Ernes und ein schwerer Körper kollerte in die Tiefe, aus welcher nun die Feinde lebhaft zu feuern begannen, ohne indessen in der Dunkelheit glücklicherweise jemanden zu treffen. Erne zündete ein Bündel Stroh an und warf es unter die belagernde Rotte, die nun leicht aufs Korn genommen werden konnte. Bald lagen 5 Tote und zahlreiche Verwundete um das brennende Stroh; die übrigen machten sich eiligst aus dem Staube. Als der Tag anbrach, war außerhalb der Festung kein Feind mehr zu sehen; nur aus den Scharten des unteren Werkes guckte ab und zu ein zerzauster Kopf hervor, der aber im Nu verschwand, sobald sich das Gewehr eines Soldaten auf die Scharte richtete. Die Besatzung befand sich in einer verzweifelten Lage, denn schon war auch das Trinkwasfer aus¬ gegangen. Gar mancher Blick wandte sich sehnsüchtig nach der Richtung, aus welcher Hilfe kommen könnte. Aber an eine Übergabe dachte niemand. Um die Mittagsstunde endlich blitzten aus dem nahen Walde Bajonette auf — die drei Kompanien unter Hauptmann Prinz Hohenlohe näherten sich der Feste. Mit lautem Jubel begrüßten die Belagerten ihre Retter, die sich ungesäumt auf die überraschten Insurgenten warfen und sie in die Flucht schlugen. — Erne wurde später in Verona für sein heldenmütiges Ausharren mit der goldenen Tapfer¬ keitsmedaille belohnt. 61 3. Weitere Kümpfe. Am 25. März überschritt der König von Sardinien mit 40.000 Mann den Fluß Ticino (lies: Titschino) und nach beiläufig vierzehn Tagen den Mincio (lies: Mintschjo). Die österreichische Armee befand sich trotz einiger siegreichen Gefechte, die sie den Insurgenten lieferte, in großer Gefahr, weil überall die Verbindungen abgeschnitten zu werden drohten und über¬ dies im Rücken des Heeres bewaffnete Freischaren erstanden. Solange die erhofften Verstärkungen nicht eintrafen, konnte Radetzky mit seiner geringen Heeresmacht keinen Vorstoß wagen; aus diesem Grunde beschränkte er sich darauf, dem Feinde jeden Angriff nach Kräften zu erschweren. In dieser Zeit standen Abteilungen unseres Regiments in verschiedenen Ortschaften, so am 6. Mai, als Karl Albert die österreichischen Vorposten bei Santa Lucia (in der Nähe von Verona) erfolglos angriff H, in Verona und zur Beobachtung an der Etsch. Endlich, am 27. Mai, trafen unter Feldzeugmeifter Graf Nu gent (lies: Nüschang) die ersehnten Verstärkungen in Verona ein, und nun konnte der Heldenmarschall mit beiläufig 50.000 Mann zum Angriffe übergehen. UnserRegiment marschierte mit dem ersten Korps gegen Mantua, um das arg bedrängte Peschiera (lies: Peskjera; am Gardasee) zu entsetzen. Zwei Tage später beteiligte sich dessen erstes Bataillon mit gewohnter Tapferkeit an der Erstürmung von Montanara (unweit Mantua), wo man 2000 Gefangene machte und 5 Kanonen l) In dieser blutigen Schlacht war es, wo unser gegenwärtiger Kaiser FranzJosef I. an der Seite Radetzkys zum ersten Male glänzende Proben seines Mutes ablegte. 62 erbeutete. Feldwebel Kostel unseres Regiments war bei dieser Gelegenheit unerschrocken in ein besetztes Haus gedrungen und hatte den Feind daraus vertrieben. Leider erhielt er einen Schuß in die Schulter, der ihn auf ein ganzes Jahr dienstes- unfähig machte. Am 30. Mai wurde das blutige, für die österreichischen Waffen ungünstige Gefecht bei Goito (am Mincio) geschlagen. Ein Offizier unseres Regiments schrieb über dasselbe folgender¬ maßen : „Dieser Tag war für unser Regiment ein furchtbarer. Durch eine volle Stunde wurden wir aus fünf Kanonen be¬ schossen ; wie Erbsen flogen die Kugeln. Auf der Linie, wo wir stürmten, standen im Dorfe bei 10.000 Mann. Zweimal hatten wir die ersten Häuser gewonnen; unsere Leute stießen schon die Piemontesen in denselben mit dem Bajonette nieder; aber wir mußten uns zurückziehen, da uns nicht ein Mann, nicht eine Kanone unterstützte! Wer den Krieg und Gott nicht kennt, komme zu uns; da lernt er beides kennen." Bald darauf befand sich das ganze venetianische Festland wieder in österreichischen Händen, da sich Vicenza (lies: Witschenza), Padua und Treviso der Reihe nach ergeben hatten. 4. Vor Mailand. Unser Regiment beteiligte sich nach einer gewitterschweren Nacht, die es im Freien stehend zugebracht hatte, am 23. Juli an der Erstürmung der stark besetzten Ortschaft Somma- campagna, erstürmte noch am selben Tage nachts um 10 Uhr unter Führung des späteren Inhabers, des damaligen Haupt¬ mannes Kuhn, den sesten Monte Vento und warf am 25. Juli mit anderen Heeresabteilungen den Feind bei Valeggio (lies: Waledscho; südlich von Peschiera) zurück. Es hatte darauf mehrere kleinere Gefechte, so bei Villafranca, 63 Prahiano, Quaderni und Basiasco zu bestehen und tat sich überall, besonders aber am 4. August bei Casa Gambaloita, durch beispiellose Tapferkeit hervor. Der Feind wurde mit unwiderstehlicher Gewalt bis an die Mauern von Mailand verfolgt, wo die stark besetzten Häuser und Kasinen nacheinander genommen wurden. Obwohl das Regiment bereits abends alle seine Patronen verschossen hatte, stand es doch bis Mitternacht im heftigsten Feuer. Der vernichtenden Gewalt seiner Bajonett¬ angriffe konnte kein Feind widerstehen. Viele Offiziere — unter denselben namentlich Oberst¬ leutnant Albert Ernst Hablitschek und Major Ernst Hartung, die stets in den vordersten Reihen zu sehen waren — und eine große Anzahl von Soldaten unseres Regiments wurden für ihre am 4. und 5. August vor Mailand betätigte Tapferkeit nach Verdienst ausgezeichnet. Nachstehend einige Beweise echt soldatischen Heldenmutes und getreuester Pflicht¬ erfüllung. Das 1. Bataillon unseres Regiments konnte kaum mehr den Befehl zur Vorrückung abwarten. Als er endlich gegeben wurde, eilten alle jubelnd vor die Stadtmauern; jeder wollte beim Sturme der erste sein. Korporal Urankar besetzte, als die 3. Kompanie den Feind durch die „Porta Romana" in die Stadt zurücktrieb, im Vereine mit den Gemeinen Varsik (lies: Warschik), Jager und Petrovčič (lies: Petroutschitsch) ein feindliches Haus und wies sodann alle Angriffe des verstärkt zurückgekommenen Gegners blutig ab. Korporal Jenko der 6. Kompanie sammelte etwa 25 Mann und unternahm mit denselben zwei Stürme auf eine dreimal größere Übermacht. Obwohl beidemal zurück¬ geworfen, wagte er herzhaft noch einen dritten Angriff und schlug die Feinde mit gefälltem Bajonette in die Flucht. 64 Als die 12. Kompanie unter Hauptmann Pabitzky und Leutnant Haidegg gegen Gamboloito vordrang, wurde sie aus einem stark besetzten Hause und einer hinter demselben aufgeführten Kanone so heftig beschossen, daß sie nicht vom Platze kommen konnte. Da stürzte sich Feldwebel Denket mit dem Gefreiten M e d i c (lies: Meditsch) und den Gemeinen Zupan (lies: Supan) und Luzar (lies: Luschar) rasch ent¬ schlossen aus den Eingang des Gebäudes, zertrümmerte mit wuchtigen Kolbenschlägen das verrammelte Tor, stürmte ins Innere des Hauses, vertrieb die feindlichen Schützen mit dem blanken Bajonette und nahm drei derselben gefangen. Korporal Sedej der 12. Kompanie befreite mit Hilfe einiger Gemeinen einen Hauptmann des 10. Jäger-Bataillons, das gemeinschaftlich mit unserer 11. und 12. Kompanie stürmte, aus der feindlichen Gefangenschaft. Die Korporale Erne (der heldenmütige Verteidiger von Rocca d? Amfo), Doles und Vrtacic (lies: Wertatschitsch) drangen mit einigen Leuten unerschrocken durch die nassen Gräben, trotzdem ihnen das Wasser darin bis an die Hüfte reichte, zu einer feindlichen Batterie, schlugen mehrere Soldaten der Bedienungsmannschaft nieder und stürmten dann mit solcher Gewalt aus den Feind ein, daß derselbe, außer stände, dem furchtbaren Anpralle zu widerstehen, die Stränge der Be¬ spannungen durchschnitt und in der Flucht sein Heil suchte. In der Nähe dieser eroberten Batterie soll sich König Karl Albert befunden haben und war daher in großer Gefahr, gefangen genommen zu werden. Erne hatte sich als einer der ersten auf die Geschütze geworfen. Da richtete ein feindlicher Soldat, bereits aus der Flucht begriffen, sein Gewehr auf den tapferen Kämpfer und schoß ihn mitten durch die Brust. Knapp vor der eroberten Kanone sank Erne zusammen, noch 65 ?- im Sterben seine Kameraden aufmunternd und ihnen sein Angedenken anempfehlend. Korporal Vrta eie rückte stürmend auch gegen eine zweite Batterie bei Casaverde, riß den Befehlshaber derselben vom Pferde herab und nahm ihn gefangen. Als sich der Feind mit einem Geschütze flüchten wollte, faßte Vrtacic ein Pferd am Zügel und lenkte es quer über die Straße, so daß die Kanone in die Gewalt seiner Kameraden fiel. Gefreiter Crnac (lies: Tschernatsch) stieß beim Sturme auf Casa Gamboloita zwei feindliche Artilleristen nieder und nahm mehrere gefangen. Nur noch wenige Schritte vom Feinde entfernt, gewahrte Korporal Smola, daß die Gegner im Begriffe standen, eine mörderische Salve abzugeben. Rasch gefaßt, warf er sich zu Boden, indem er gleichzeitig den Hauptmann Braun des 10. Jäger-Bataillons mit sich niederriß. Die Übrigen folgten seinem Beispiele, und so pfiffen die Kugeln, von denen aus solch geringer Entfernung kaum eine ihr Ziel verfehlt hätte, über die Köpfe der Unfrigen hinweg. Natürlich ließen unsere Soldaten dem Feinde keine Zeit zu einer zweiten Salve, sondern sprangen blitzschnell auf, warfen sich auf den Gegner und vertrieben ihn. Die Korporale Kreutzberger und Pichler und die Gemeinen Arch, Radovich (lies: Radowitsch) und Mesar (lies: Messar) der 11. Kompanie eroberten unter Führung des Hauptmannes Winkler eine Kanone im Sturme. Korporal Stauda cher der 5. Kompanie drang in eine Kasine ein. Obwohl am rechten Arme schwer verwundet, ließ er sich erst nach Beendigung des Gefechtes verbinden. Leider erlag er nach zwei Monaten seiner Verletzung und mit ihm verlor das Regiment einen seiner tapfersten Streiter. Funtek, Infanterie-Regiment Nr. 17. 5 66 Korporal Aleše und die Gemeinen Klobučar (lies: Klobutschar), Hutter und Strus der 4. Kompanie unter Hauptmann Gottfried Losch an zeichneten sich dadurch aus, daß sie den Sturm auf eine feindliche Batterie mit den Zehner-Jägern im heftigsten Kugelregen mitmachten und wesentlich dazu beitrugen, daß die Geschütze samt 12 Pferden erbeutet uud etwa 30 Feinde, darunter 3 Offiziere, gefangen genommen wurden. Bei Casaverde hatte die 7. Kompanie unter Hauptmann Ludwig v. Ruhling die Aufgabe, eine Batterie zu decken. Vier Artilleristen sowie Leutnant Richter hatten bereits ver¬ wundet auf den Verbandplatz geschafft werden müssen, der Mangel an Bedienungsmannschaft machte sich also sehr un¬ angenehm geltend. Da verfiel Rühling auf den glücklichen Gedanken, einige seiner Leute zur Bedienung der Geschütze zu verwenden. Sofort machten sich die Korporale Jankovski) und Golob, der Gefreite Mahorcic (lies: Machortschitsch) und die Gemeinen Pucele, Cvelbar (lies: Zweibar), Omahen und Bukovec (lies: Bukowetz) fröhlich an das ungewohnte Geschäft und besorgten die Kanonen bald mit einer Geschicklichkeit, als ob sie zeitlebens damit umgegangen wären. Andere Soldaten trugen ihnen, ohne sich um die massenhaft einschlagenden Geschosse zu kümmern, Schießvorräte zu. Später kam der Feuerwerker Kleiner zur Batterie uud unter seiner Leitung wurden endlich nach weiteren anderthalb Stunden die feindlichen Geschütze zum Schweigen gebracht. Die gegnerische Batterie hatte bei dieser denkwürdigen Beschießung 2 Offiziere und 6 Artilleristen an Toten sowie 4 Pferde eingebüßt; 2 vollständig unbrauchbar gemachte Kanonen fielen später in unsere Hände. Der heiße Schlachttag des 4. August war, wie man aus dieser gedrängten Darstellung ersehen dürfte, für unser Regiment 67 Z- einer der herrlichsten gewesen. Alle Abteilungen desselben hatten einander an Tapferkeit zu überbieten gesucht; alle hatte nur der eine hehre Gedanke beseelt: „Blut und Leben für die Ehre des 17. Regiments! Dran und drauf fürs Vaterland Die Verluste des Regiments Nr. 17 beliefen sich an diesem Tage auf 7 Tote, 14 Verwundete und 2 Vermißte. Mailand konnte sich nicht halten. Bereits am folgenden Tage erschienen zwei feindliche Generale in unserem Lager, um Radetzky die Übergabe der Stadt anzuzeigen. Das öster¬ reichische Heer sollte am 6. August in Mailand einrücken; da sich aber die ganze Wut des enttäuschten Pöbels nun gegen den König von Piemont richtete und ihn ernstlich bedrohte, zog man über ausdrückliche Bitte des Bürgermeisters bereits am selben Tage ein. Es kam eine Vereinbarung zu stände, wonach die piemontesischen Truppen die Lombardei, die sardinischen hingegen Peschiera, Rocca d' Amfo, Osoppo, Brescia, Modena, Parma und Piacenza (lies: Piatschenza) zu räumen hatten. Mit Karl Albert wurde ein Waffenstill¬ stand abgeschlossen; Venedig nebst dem Festlande wurde den Österreichern zurückgegeben. Da aber weder Venedig noch die von Garibaldi gesammelten Freischaren den Waffenstillstand anerkennen wollten, sperrte man ersteres gegen jeden Verkehr ab und schickte gegen Garibaldi Streitkräfte, darunter auch unser Regiment, aus. Die Freischärler wurden bald versprengt; Garibaldi selbst flüchtete sich in die Schweiz. Das Regiment kehrte darauf nach Mailand zurück, wo mittlerweile auch sein drittes Bataillon eingerückt war. Wir müssen nun an dieser Stelle einiges über die Er¬ lebnisse und Taten dieses Bataillons berichten. 5 * 68 ?- 5. Schicksale des 3. Bataillons. Das 3. Bataillon gehörte zu jenem Korps, das Feld¬ zeugmeister Nugent dem Feldmarschall Radetzky nach Verona als Verstärkung zuzusühren hatte. Das Korps war in kaum drei Wochen längs der venetianischen Grenze zur Aufstellung gelangt. Unser 3. Feld-Bataillon kam zur Brigade, die sich gegen Pontasel (in Kärnten, an der italienischen Grenze) und Niederndors (an der Drau in Tirol) in Bewegung setzen sollte. Bei letzterer Ortschaft angelangt, trennte sich eine Abteilung, darunter die 13. und 14. Kompanie unseres Regiments, von der Hauptkolonne, um unter Major H a li¬ li tschek die Tiroler Grenze zu beschützen und die Verbindung mit Tirol wieder herzustellen. Nach einigen Kämpfen wurde diese Aufgabe auch glücklich gelöst. (Gefecht bei Agna bona 2. Mai.) Die Brigade kam zuerst nach Pontebba (gegenüber von Pontafel), wo in den Tagen vom 22. bis 24. April an 2000 Empörer vertrieben wurden, und lieferte später, am 7. Mai bei Termine und am 10. Mai, den Insurgenten das Gefecht bei Riv alg o, ohne indessen den Kampfplatz behaupten zu können. Am 24. Mai marschierte man gegen das Zoldotal (Zoldo, ein Nebenfluß des Piave) am Torrente. Jede Kompanie erhielt daselbst 10 Paar Steigeisen, denn man hatte die Absicht, die Aufständischen von den Felsenspitzen zu vertreiben. Unter ungeheueren Schwierigkeiten erstiegen der 1. und der 2. Zug der 15. Kompanie sowie die Freiwilligen beider Kompanien unter Leutnant von Vest die steilen Abhänge, ohne eine Minute gerastet zu haben. Die Insurgenten zogen sich, feuernd und Steine schleudernd, auf die höchsten Kuppen zurück. Unsere braven Bergsteiger gelangten endlich zu einer Schlucht, über 69 welche sie nicht weiter vordringen konnten. Unterdessen wurden die im Tale marschierenden Truppen durch einen Hagel aus den Steinbatterien beworfen und dadurch zum Rückzüge gezwungen. Drei Tage später versuchten noch einige Bergsteiger unter Führung eines ortskundigen Bauern an die Steinbatterien zu dringen, mußten aber ihr Vorhaben wegen der steilen, nahezu senkrecht aufsteigenden Felswände aufgeben und kehrten unverrichteter Dinge zu ihrer Abteilung zurück. 6. Vor Venedig. Am 8. Juni vereinigte sich die Division bei Pieve di Cadore (am Piave) mit der 7. Division; am 27. Juni rückte man in Treviso ein, um dann zur Einschließung von Venedig, das von 20.000 Mann verteidigt wurde, ab¬ zugehen. Am 9. Juli wurde ein Ausfall der Insurgenten aus dem Forte Malghera nach vierstündigem Kampfe kräftig zurückgeschlagen, wobei sich fünf Soldaten unseres Bataillons, und zwar die Feldwebel Eckert und Jereb, Korporal Siskar (lies: Schischkar), der Gefreite Medic (lies: Meditsch) und der Gemeine Jamnikar die silberne Medaille erwarben. Gegen Ende Juli litt die Mannschaft sehr unter dem Sumpsfieber; deshalb wurde das Bataillon abgelöst und nach Treviso verlegt, worauf endlich der kleine, kaum eine Kompanie starke Rest nach Mailand abmarschierte. 7. Neue Woffentaten. Im März des folgenden Jahres kündigte König Karl Albert den Waffenstillstand. Diese Nachricht wurde von der gesamten österreichischen Armee mit stürmischem Jubel ausgenommen. Die Mannschaften steckten sofort zum Zeichen 70 Z- ihrer Freude grüne Reislein an ihre Mützen; sämtliche Musikkapellen brachten vor dem Abmarsche aus Mailand dem greisen Feldherrn Radetzky ein Ständchen; froher Mut und stolze Zuversicht beseelte jeden einzelnen Soldaten — konnte man doch sicher sein, unter der bewährten Führung des Feld¬ marschalls, des „Vaters seiner Soldaten", auf den italienischen Schlachtfeldern neue Lorbeeren zu pflücken. Am 17. März marschierten die Kolonnen aus Mailand, vier Tage später maß die Brigade Strassoldo, in welcher auch unser Regiment eingeteilt war, bei Borgo St. Siro (unweit vom Ticino) ihre Kräfte mit jenen der Feinde. Die Truppen standen von 9 Uhr morgens bis 9 Uhr abends un¬ unterbrochen im Feuer. Der Feind wurde aus Siro und dann noch aus Torazzo und Gambolö (in der Provinz Pavia) geworfen. Die Offiziere des Regiments, allen voran Oberst Hablitschek, glänzten in diesen Kämpfen sowohl durch die kaltblütige Entschlossenheit, mit welcher sie ihre Abteilungen wiederholt gegen die feindlichen Schwärme führten, als auch durch ihre bewunderungswürdige persönliche Tapferkeit. So führte Oberleutnant Kolb, Befehlshaber der Pionnier-Ab- teilung, obwohl von einer Verwundung kaum notdürftig her¬ gestellt, die schwierigsten Aufgaben seiner Stellung mit einer Unerschrockenheit durch, welche die ihm unterstehende Mann¬ schaft stets zu neuen Taten begeisterte. Ein Bataillon Kaiserjäger hatte bereits dreimal vergeblich eine stark besetzte Höhe gestürmt. Da eilte Hauptmann Fuchs nut der 13. Kompanie unseres Regiments dem Bataillone, das ganz ohne Unterstützung war, zu Hilfe, feuerte die Jäger zum vierten Sturme an und unterstützte sie dabei so nach¬ drücklich, daß der Feind zurückgeworfen und die Höhe be- 71 hauptet wurde. Auch Oberleutnant Lelm hatte sich mit einigen Soldaten der 16. Kompanie dieser Unternehmung an- geschlossen und sehr tapfer gekämpft. Hauptmann Fuchs wurde für sein rasches, entschlossenes Eingreifen durch Verleihung des Militärverdienstkreuzes ausgezeichnet. Tambour Pavlic (lies: Paulitsch) der 13. Kompanie tat sich bei Gambolö dadurch hervor, daß er einen unver¬ hofften feindlichen Angriff rechtzeitig signalisierte, ohne dazu einen Befehl erhalten zu haben. Die Folge davon war, daß der Feind zum Rückzüge gezwungen wurde. Bei Torazzo geriet der am Fuße verwundete Leutnant Mahorič (lies: Machoritsch) der 14. Kompanie in Gefangen¬ schaft. Die feindlichen Soldaten begannen ihn bereits zu mi߬ handeln; da stürzte sich der Gemeine Tratar derselben Kompanie ganz allein auf die Feinde, streckte den einen durch einen Schuß nieder, schlug die anderen mit gefälltem Bajonette in die Flucht, lud den Offizier ans die Schulter und brachte ihn in Sicherheit. Korporal Nardini der 15. Kompanie leitete im heftigsten Kanonenfeuer die Errichtung einer Schutzwehr mit der größten Kaltblütigkeit, obschon er bereits durch einen Kartätschenschuß am linken Vorderarme verwundet worden war. Feldwebel Zuzman (lies: Schnschmann) der 17. Kom¬ panie bemerkte, als das 3. Bataillon in Unordnung geriet, daß sich die Fahne in Gefahr befand. Rasch sanimelte er einige Soldaten, und obwohl die Feinde stürmisch vordrangen und anch bereits Kavallerie in seinem Rücken erschien, ergriff er die Fahne und brachte sie, von Deckung zu Deckung zurück¬ weichend, aus dem Bereiche des Feindes. Au der glorreichen Schlacht bei Novara (am 23. März), in welcher unter Radetzkys Leitung König Karl Albert anfs 72 Haupt geschlagen und somit der ganze Feldzug entschieden wurde, war unser Regiment nicht beteiligt. Unmittelbar daraus schloß der Sohn des abgedankten sardinischen Königs, Viktor Emanuel, mit Radetzky einen Waffenstillstand ab, und so war der von den Italienern so mutwillig herausbeschworene Krieg binnen sechs Tagen beendet. Die Brigade Strassoldo gelangte nach Mailand; dem 3. Bataillone wurde Pavia als Garnisonsstadt zugewiesen. Das Jahr 1848, in welchem das Regiment als krainisches die Feuertaufe empfangen hatte, war für dasselbe das ruhm- und ehrenreichste. Das Regiment erhielt 2 goldene und 7 silberne Tapferkeitsmedaillen I. Klasse, weiters 20 silberne Tapferkeitsmedaillen II. Klasse und hatte 23 Gefechte be¬ standen. 8. Im Kirchenstaate. Nicht lange nach dem glorreichen Kriege erhielt das Regiment den Befehl, nach dem Kirchenstaate abzugehen. Papst Pius IX. hatte sich infolge des in seinen Staaten aus¬ gebrochenen Aufruhrs nach Gaöta (in der Provinz Caserta) flüchten müssen und wandte sich von dort an die katholischen Mächte (Österreich, Frankreich, Neapel und Spanien) um Hilfe. Während sich ein französisches Heer gegen Rom selbst in Be¬ wegung setzte, überschritt ein ungefähr 10.000 Mann starkes österreichisches Heer, von Mailand her kommend, die Grenzen des Kirchenstaates. Zunächst besetzte Major Hartung vom Lager bei Castel- franco (nordwestlich von Bologna) aus mit den beiden Bataillonen unseres Regiments und einigen anderen Ab¬ teilungen die Höhen südlich von Bologna, worauf man am 7. Mai zur Beschießung der ziemlich gut befestigten Stadt 73 » schritt. Auf baldigen Ersatz hoffend, wollten die Aufrührer von einer Übergabe nichts wissen, sondern machten sogar mehrere Ausfälle. Nachdem aber am 13. Mai die ihnen zu Hilfe gekommene, 1200 Mann starke Jnsurgentenschar rasch versprengt und der gleichzeitig aus der Stadt unternommene Ausfall blutig zurückgewiesen worden war und nachdem man Bologna mit größeren Geschützen zu beschießen begann, ergaben sich die Bolognesen und wurden sodann entwaffnet. In den Kämpfen um Bologna hatten wieder einige Offiziere und Soldaten unseres Regiments willkomniene Ge¬ legenheit, sich rühmlichst hervorzutun. So wurde vor allem die seltene Entschlossenheit und Umsicht, welche Hauptmann v. Rühling als Führer der Avantgarde betätigte, allenthalben nach Gebühr anerkannt. Leutnant Er am o lini bemächtigte sich mit der halben 7. Kompanie einer Mühle, welche die Straße sperrte und aus welcher die Feinde sehr wirksam beschossen werden konnten. Die Gegner machten verzweifelte Anstrengungen, das für sie so überaus wichtige Gebäude wieder in ihre Gewalt zu bringen. Aber Feldwebel Uderman verrammelte alle Eingänge und verteidigte sodann die Mühle mit der größten Hartnäckigkeit. Gemeiner Smrdel derselben Kompanie richtete vom oberen Stockwerke wohlgezielte Schüsse auf die Feinde und schlich sich in der Nacht sogar verwegenen Mutes an eine feindliche Barrikade heran, um sie in Brand zu stecken. Hauptmann Ritter v. Gold nahm mit einer Division des Regiments, einer halben Kompanie Jäger und zwei Raketengeschützen das Kloster Annuneiata, verrammelte sich darin und ließ von den Fenstern und von der Gartenmauer aus den Feind aufs heftigste beschießen. Vier Tage und vier Nächte brachte die Besatzung im Klostergebäude zu, obwohl 74 Z- sich ein Zimmer bereits ganz mit Verwundeten gefüllt hatte und die arg beschossenen Mauern auf einer Seite einzustürzen drohten. Korporal Wittreich der 4. Kompanie, mit 6 Manu auf einem Streifzuge begriffen, eroberte ein Haus, trotzdem dasselbe von einer sechsfachen Übermacht besetzt gehalten wurde und behauptete sich darin auch dann, als der Feind die größten Anstrengungen machte, das Gebäude wieder zu erobern. In Gemeinschaft mit dem mittlerweile herbeigekommenen Kadettfeldwebel Fischer warf er die stürmenden Gegner sogar in die Stadt zurück. Auf eine Kundschaft ausgeschickt, wurde Korporal Kreb elj der 8. Kompanie mit seinem Zuge beim Kastell S. Pietro mit einem so mörderischen Gewehrfeuer empfangen, daß er sich in eine sichere Stellung zurückziehen mußte. Die Insurgenten versuchten dann, ihn von seinem Bataillone abzuschneiden; aber er griff die Feinde, obwohl sie weit stärker waren, so kräftig au, daß sie sehr bald das Weite suchten. Hierauf erhielt er den Befehl, eine Mühle in der Nähe des Tores zu nehmen, und vollbrachte auch diese gefährliche Aufgabe, worauf er sieben Tage im Gehöfte verblieb. Korporal Ankenius der 8. Kompanie meldete sich mit 6 Mann freiwillig zum Sturme auf ein stark besetztes Haus. Von dort aus begab er sich mit seiner Mannschaft auf eine sehr gefährliche Streifung gegen das Kloster Annunciata. Dabei verlor er zwei Mann, drang aber mit den übrigen vieren ins Kloster ein, stellte seine Leute an die Fensteröffnungen und richtete von denselben ein furchtbares Feuer auf die Gegner. Leutnant Säulig erstürmte im heftigsten Kugelregen einige Hauser. Bei dieser Gelegenheit erstieg der Gemeine -Z 75 Z- Cesnik (lies: Tscheßnik) der 8. Kompanie ein Dach und trug durch seine rvohlgezielten Schüsse nicht wenig zur Ver¬ treibung der Feinde vom Stadtwalle bei. Auch die Zimmerleute der Pionnier-Abteilung, Dular, L etn ar und Tomazic (lies: Tomaschitsch), verhielten sich außerordentlich tapfer. Die beiden erstgenannten untergruben freiwillig einen Torpfeiler; letzterer erstürmte mit dem Gemeinen Stradioth ein besetztes Haus und brachte den Feind daraus zum Weichen. In der Zeit vom 24. Mai bis zum 19. Juui beteiligte sich das Regiment an der Belagerung von Ancona, das von 6900 Mann und 145 Geschützen verteidigt wurde. Die sich fast täglich wiederholenden Kämpfe brachten zahlreichen Offizieren und Soldaten Auszeichnungen ein. Feldwebel Ob er st ar der 4. Kompanie warf sich bei einem feindlichen Ausfälle sofort mit gefälltem Bajonett auf den Gegner und drängte denselben, von seiner Mannschaft unterstützt, kräftigst zurück. Bei diesem Anlasse geriet Korporal Pavlin der 3. Kompanie mit einem feindlichen Offizier sogar ins Handgemenge. Feldwebel Toman und Gemeiner Strmlaje derselben Kompanie vertrieben den Feind aus einen: Hause. Feldwebel Hočevar, Gefreiter Mišica und Gemeiner Petrič (lies: Hotschewar, Mischiza, Petritsch) warteten einen Ansturm auf die ihnen anvertraute Batterie nicht ab, sondern verließen ihre schützende Stellung nnd schlugen den Feind mit gefälltem Bajonett in die Flucht. Korporal Ski bar der 10. Kompanie verfolgte mit einigen Freiwilligen den Gegner bis hart vor die Mauern Anconas und zündete dort ein Haus an, das dem Feinde bishin als Deckung gedient hatte. — 76 Ancona, auch vom Meere aus bedrängt und eingeschlossen, mußte sich ergeben. Der größte Teil des Regiments Hohenlohe verblieb dann als Besatzung in der Stadt; das Landwehr- Bataillon aber brach mit der Brigade Erzherzog Ernst zur Verfolgung der Freischaren Garibaldis auf, welche die französischen Linien durchbrochen hatten und nun bei Monte Ceristone (lies: Tscheristone) herumstreisten. Dort wurden die Freischärler von den Brigaden Stadion und Ernst angegriffen und versprengt. Garibaldi schiffte sich mit 200 Mann auf ungefähr 20 Fischerbarken ein und versuchte längst der Küste nach Venedig zu gelangen, wurde aber von einer österreichischen Brigg entdeckt und rettete sich selbst durch Flucht, während der größte Teil seiner Schar (164 Mann) in die Gefangen¬ schaft geriet. Das Landwehr-Bataillon kehrte von seinem überaus schwierigen Zuge am 7. August nach Ancona zurück und trat gegen Ende des Jahres seinen Rückmarsch in die Heimat an. Einzelne Abteilungen des Regiments lagen teils in der Umgebung Anconas, teils in Ancona selbst. Im Jahre 1850 erhielten alle Leute des Regiments die von Pius IX. aus Dankbarkeit gestiftete päpstliche Erinnerungsmedaille. Nach anderthalb Jahren verließ das Regiment, das sich überall durch strenge Rechtlichkeit, musterhafte Zucht und pünktliche Pflichterfüllung den besten Namen erworben hatte, den Kirchenstaat. Im November wurde das 1., 2. und 3. Bataillon und der Stab nach Venedig eingeschifft, von wo aus das 3. Bataillon nach Padua, die 7. Kompanie nach Rovigo verlegt wurde. 77 I- XI. Das 4. Bataillon in Ungarn. In Ungarn war um das Jahr 1848 eine gefährliche Bewegung entstanden, die keinen andern Zweck verfolgte, als dieses Land der habsburgischen Herrschaft zu entreißen. Es wurde eine selbständige Regierung errichtet, die bereits dem Kaiser Ferdinand schwere Sorgen bereitete. Als nun am 2. Dezember 1848 Kaiser Franz Josef I. den österreichischen Thron bestieg, wollten die Ungarn den jugendlichen Herrscher nicht als ihren König anerkennen. Da beschloß man endlich, mit aller Strenge einzuschreiten und den Aufstand, der sich nach und nach über ganz Ungarn ausgebreitet hatte, mit Waffengewalt niederzuwerfen. Unter dem Oberbefehle des Fürsten Windischgrätz setzten sich drei Armee-Korps gegen Preßburg in Bewegung; zwei andere Korps drangen von Mähren und Galizien in Ungarn ein; außerdem bildete sich unter Feldzeugmeister N u g e nt an der kroatisch-slavonischen Grenze ein ungefähr 6500 Mann starkes Korps, zu welchem auch das erst im Jahre 1848 errichtete 4. Bataillon unseres Regiments gehörte. Dieses Korps zwang, nachdem es im Gefechte bei Velpe am 6. Februar 1849 die Feuertaufe empfangen hatte, im Februar des Jahres 1849 nach überaus beschwerlichen Streifzügen zunächst Esseg, die Hauptstadt von Slavonien, zur Übergabe. Unser Bataillon kam sodann in Garnison nach Ofen, wo es 120 Mann an die Festungs-Artillerie abgab. Bald darauf wurde es auf den Schanzen von Komorn, wohin es mittlerweile zu den Einschließungstruppen des Feldmarschalleutnants Si munich (lies: Simunitsch) befohlen worden war, von einem schweren Unglücksfalle ereilt, dem viele Offiziere und Soldaten zum Opfer fielen. 78 Es geschah nämlich in der Nacht vom 26. auf den 27. April, daß, von der tiefsten Finsternis begünstigt, eine feindliche Kolonne gegen die Verschanzungen von Komorn anrückte. Unsere Schildwachen, einen feindlichen Überfall ver¬ mutend, riefen sie an — keine Antwort erfolgte. Man feuerte einmal, zweimal — kein Schuß fiel als Entgegnung. Das Bataillon stand, um den Gegner zu empfangen. Da riefen die Vordersten der heranziehenden Kolonne: „Gewehr bei Fuß!" Durch die weißen Bänder der Ankömmlinge getäuscht, hielten unsere Offiziere die Truppe für die erwartete Verstärkungs- mannschast und riefen den Soldaten zu, ja nicht zu feuern. Da befanden sich aber die tückischen Feinde auch schon im Innern der Schanze. Auf die Aufforderung, sich zu ergeben, stürzte sich Major Mundsinger ergrimmt auf den feindlichen Anführer; aber in demselben Augenblicke streckte ihn ein Schuß zu Boden. Damit war das Zeichen zum Kampfe gegeben. Ein greuliches Gemetzel entstand, ein Faustkampf in stockfinsterer Nacht, ein lautloses Würgen. Kein Schuß fiel, weil man zu nahe aneinander geraten war. Das Bataillon verlor in dieser schrecklichen Nacht alles außer der Fahne, welche Fahnenführer Kušlan (lies: Knschlan), Feldwebel Baraga und Gemeiner Pozar (lies: Pofchär) mit Einsetzung ihres eigenen Lebens retteten, und der Kasse, welche der gerade am selben Abend angekommene Oberleutnant Neckermann nach Raab brachte. Die Trümmer des so schmählich überfallenen Bataillons zogen, von den Feinden unablässig verfolgt, gegen die kaum sichtbaren Lagerfeuer der Hauptarmee. Aber bis dahiu waren es anderthalb Stunden, und überdies geriet fast das ganze Bataillon, da es die Bodenbeschaffenheit nicht kannte, in einen Morast. Viele wurden daselbst von ihren Waffengefährten abgeschnitten und gefangeugenommen. Die auf der Hauptstraße 79 zurückziehende Truppe traf unterwegs ein Grenadier-Bataillon und gelangte nach Raab; andere Abteilungen schlossen sich verschiedenen Truppen au und beteiligten sich mit denselben am 26. April an der siegreichen Schlacht bei Acs (lies: Atsch, unweit der Festungswerke Komorn). Ein mündlicher Befehl des Feldmarschalleutnants Simunich berief endlich alle Abteilungen des Bataillons nach Raab. Das Bataillon hatte vor Komorn einen Verlust von 4 Offizieren und 323 Mann an Toten, Gefangenen und Ver¬ mißten erlitten. Der größte Teil der Mannschaft rückte später aus der Gefangenschaft, in welcher die Soldaten Unsägliches ausgestanden hatten, wieder beim Bataillone ein; die übrigen aber blieben spurlos verschwunden. Das Bataillon, auf eine Division von etwa 300 Mann zusammengefchmolzen, marschierte am 29. April nach Sziget und Altenburg. Am i. Mai, vor dem Abmarsche aus dem Hauptquartiere, wurde es zwischen zwei Grenadier-Bataillone aufgestellt, worauf es der kommandierende Feldzeugmeifter, Baron Melden, mit folgenden Worten ansprach: „Ihr tapferen Krainer, die ich schon auf den Schlacht¬ feldern Italiens als brave Soldaten kennen gelernt habe, habt Euch auch in Ungarn als echte österreichische Krieger bewährt und Euer Blut und Leben für unseren Kaiser eingesetzt. Nur wenigen von Euch,die Ihr selbst als die ausgezeichnetsten anerkannt, vermag ich eine Belohnung zu verleihen, während jeden andern das Bewußtsein, seine Pflicht erfüllt zu haben, belohnen wird." Darauf rief er die tapferen Verteidiger der Bataillons- Fahne, Kušlan, Baraga und Požar, vor die Front und heftete ihnen die wohlverdiente Auszeichnung an die Brust. Kušlan erhielt die goldene Tapferkeitsmedaille, wahrend Baraga und Pozar durch silberne Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet 80 wurden. Bei der Defilierung des Bataillons mußten die beiden Grenadier-Bataillone der Fahne der Siebzehner präsentieren und den Grenadiermarsch einschlagen. Das Bataillon gelangte dann in verschiedene Ortschaften und traf in beiläufig drei Wochen in Pettau ein, wo es sich durch die zwei in Krain zurückgebliebenen Kompanien und durch einen Ergänzungstransport vervollständigte. Die in Ofen zurückgelasfenen 120 Mann des Bataillons hatten anfänglich nur kleinere Gefechte zu bestehen. Am 21. Mai aber griff der Feind die Besatzung mit der Hauptmacht an und metzelte fast die ganze Mannschaft nieder. Nur einige Offiziere, unter ihnen Leutnant Jeschenagg unseres Ba¬ taillons, entgingen dem Tode. Sie wurden aber gefangen¬ genommen, in verschiedenen Ortschaften herumgeschleppt, mi߬ handelt und vom Pöbel beschimpft. Erst nach der Katastrophe bei Vilagos, woselbst der ungarische Feldherr Görgep mit 30.000 Mann und 140 Kanonen vor dem russischen Hilfsheere unter P a s k i e v i c (lies: Paskiewitsch) die Waffen streckte, er¬ hielten sie ihre Freiheit und wurden dadurch von ihren Leiden erlöst. Das 4. Bataillon kam, nachdem der Aufstand in Ungarn, dank der Tapserkeit der österreichischen Soldaten und der Hilfe des russischen Unterstützungsheeres, vollständig unterdrückt worden war, Ende Oktober in Laibach an. Es wurde festlich empfangen. Die Bataillons-Fahne erhielt einen Lorbeerkranz, die Mann¬ schaft wurde im Koliseum bewirtet. Die 21. Kompanie kam nach Krainburg, die 22. Kompanie nach Stein. Einzelne Kompanien bezogen später verschiedene Garnisonen, so in Steiermark, Ungarn und Dalmatien. Die Division des Regiments kam, als im Jahre 1851 mehrere Monarchen in Olmütz l in Mähren) zusammentrafen, zum Empfange und als Ehrenwache des russischen Kaisers in 81 Z- die genannte Stadt. Die gute Haltung und die vorzügliche Ausrüstung unserer Leute zog bei der Truppenschau die Auf¬ merksamkeit Seiner Majestät unseres Kaisers auf sich, so daß der erlauchte Herrscher den Befehlshaber unserer Division, Hauptmann Ritter v. Gold, zu sich beschied und an denselben huldvolle Worte der Anerkennung richtete. Das Regiment stand in den Jahren 1850—1839 in folgenden Garnisonen: vom Jahre 1850—1853 in Venedig, vom Jahre 1853—1857 in Zara, vom Jahre 1857—1859 wieder in Venedig und im Jahre 1859 in Vicenza. XU. Im italienischen Feldzüge 1859. In Italien gelangte jene Partei, welche ein einiges Königreich Italien anstrebte, zu inrmer größerer Macht. Namentlich waren es die Sarden unter König Viktor Emanuel, welche unausgesetzt das Ziel verfolgten, die Österreicher aus den italienischen Landen zu vertreiben. Durch die Zusicherung, im Falle des Sieges Nizza und Savoyen an Frankreich abzutreten, gewannen sie den französischen Kaiser Napoleon III. für sich, schlossen mit ihm ein Bündnis ab und rüsteten dann eiligst zum Kampfe. Am 23. April 1859 verlangte Österreich die Abrüstung Sardiniens, und als dieselbe in drei Tagen nicht erfolgt war, rückten Ende April öster¬ reichische Kolonnen über den Tessin. Die Gesamtstärke der französisch-sardinischen Truppen betrug an 180.000, jene der österreichischen anfänglich nur 110.000 Mann, hinter welchen noch weitere 80.000 Mann als Besatzung im lombardo- venetianischen Gebiete standen. Der Krieg dauerte nur 35 Tage und wurde zu Beginn mit abwechselndem Erfolge geführt. Obwohl Österreich der Funtek, Infanterie-Regiment Nr. 17. 6 überlegenen Gewalt am Schluffe nicht widerstehen konnte, so erbrachte doch unsere Armee so viele Beweise der ausgezeichnetsten Tatkraft und opferfreudigsten Hingabe, daß ihr auch die Feinde ihre Bewunderung nicht versagen konnten. Schrieb doch Napoleon III. selbst an unfern Kaiser die denkwürdigen Worte: „Wir haben die Tapferkeit und Energie der Armee Eurer Majestät achten gelernt!" Und ein französischer General tat nach der Schlacht bei Solferino den ehrenden Ausspruch: „Noch einige solche Siege, und wir kehren ohne Armee nach Frankreich zurück!" Unser Regiment hatte sich, wie bereits erwähnt, noch vor Ausbruch der Feindseligkeiten in Italien befunden. Auf der Fahrt von Venedig nach Verona wurde ein zum Regimente nachrückender Transport von 306 Mann von einem großen Unglücke ereilt. Der Zug fuhr nämlich infolge falscher Weichenstellung vor Verona an mehrere mit Pulver und Granaten beladene Wagen an. Ein furchtbares Krachen erfolgte; die mittleren Waggone wurden ganz zertrümmert; 25 Mann blieben tot und 149 Mann erlitten schwere Verletzungen. Bei diesem Transporte hatte sich unter anderen der gegenwärtig noch lebende spätere Regiments-Kommandant Oberst v. Knobloch befunden. Außer den beiden Schlachten bei Montebello (am 20. Mai) und bei Magenta (lies: Madschenta), am 4. Juni, wo unsere Armee beidesmal nach heldenmütigem Widerstande den überlegenen feindlichen Streitkräften weichen mußte, ragt unter den blutigen Ereignissen dieses Feldzuges die am 24. Juni geschlagene mörderische Schlacht bei Solferino, südöstlich von Peschiera, hervor. Unser Regiment stand in derselben am rechten Flügel unter dem Befehle des durch seine kühne und rasche Entschlossenheit bekannten Feldmarschalleutnants 83 Benedek bei Pozzolengo einer doppelt überlegenen piemontesischen Heeresmacht gegenüber. Morgens nm 7 Uhr griff Benedek die Vorhut der Piemontesen zwischen San Martino und Pozzolengo an. Hügel um Hügel wurde trotz der bedeutenden Verstärkungen, die dem Gegner zukamen, nacheinander genommen. Zweimal eneichten die Piemontesen die Höhen von San Martino und eroberten mehrere österreichische Kanonen, zweimal mußten sie mit Verlust ihrer Beute wieder weichen. Als ihnen eine Division zu Hilfe kam, drangen sie die Höhen hinan, erstürmten die Kirche und die Meierhöfe und nahmen acht österreichische Geschütze; aber wieder gelang es den Unsrigen, die Kanonen zurückzuerobern. Die österreichischen Kanonen fuhren auf ganz nahe Entfernung heran und schmetterten durch furchtbares Kartätschenfeuer die Piemontesen reihenweise nieder. Ununterbrochen in den vordersten Linien stehend, kämpfte unser Regiment volle 14 Stunden hindurch mit wahrem Löwen¬ mute. Nicht einmal der Umstand, daß die Mannschaft seit 24 Stunden nicht das Geringste genossen hatte, vermochte die ausgezeichnete Haltung unserer braven Soldaten und deren kampfesfreudige Stimmung zu beeinflussen. Feldmarschalleutnant Benedek sowie der damalige Generalmajor Philippovic zollten dafür auch dem ganzen Regimente, namentlich aber dessen 2. Bataillone, Dank und Anerkennung. Gab es doch tatsächlich nicht einen einzigen unter ihnen, der bei den zahl¬ losen wütenden Angriffen und Stürmen nicht mit feindlichem Blute bespritzt worden wäre; als ginge es zum Spiele, stürzten sich die Helden des 17. Regiments mit gefälltem Bajonette — dieser dem Gegner so gefährlichen Waffe — den heran¬ dringenden Feinden entgegen, ihre Reihen zu Boden stürzend oder mit wuchtigen Kolbenschlägen alles vor sich nieder¬ schmetternd. 6* 84 » So hatte sich der rechte Flügel bereits den ganzen Vor¬ mittag und einige Nachmittagsstunden im glühenden Sonnen¬ brände mit den Piemontesen geschlagen. Die vierte Nachmittags¬ stunde kam heran. Da entlud sich über dem blutdampfenden Schlachtfelde ein furchtbares Ungewitter. Krachende Donnerschläge mischten sich unter das Dröhnen der Geschütze; ununterbrochen zuckten Blitze auf allen Seiten des Himmelsgewölbes. Der ganze Horizont schien in Flammen zu stehen. Ein entsetzlicher Wind peitschte der österreichischen Armee ganze Ströme von Hagel und Regen gerade ins Gesicht. Die Waffen ruhten beiderseits wie auf höheren Befehl; dann aber Hub das Morden von neuem an. Allein während sich der rechte Flügel noch weiter ungeschwächt gegen-die Piemontesen behauptete, hatten die Franzosen im Zentrum, wo sich Seine Majestät Kaiser Franz Josef I. in der gefährlichsten Stellung befand, und am linken Flügel nach der Einnahme der Ortschaft Solferino wesentliche Vorteile erstritten. Die österreichischen Truppen waren vom ungleichen Kampf erschöpft; gegen die feindliche Übermacht konnte das Schlachtfeld nicht mehr behauptet werden. Im Zentrum fand, nach dem Berichte eines Augenzeugen, der letzte Kampf unter den Augen des österreichischen Kaisers bei Cavriana statt. „Seine Majestät war Zeuge, wie zwei Brigaden des 7. Armee-Korps das Dorf und die umliegenden Höhen noch längere Zeit verteidigten. Auch der österreichische Kaiser setzte sich hier dem heftigsten Kugelregen aus und begab sich im entscheidenden Augenblicke vor die Front eines zum Angriffe vorrückenden Grenzer-Bataillons, es mit den Worten auf¬ munternd: ,Vorwärts, ihr Braven, auch ich habe Weib und Kind zu verlieren!"" Allein es war bereits zu spät; auch diese letzte Stellung ging verloren. In wohlgeordneter Verfassung traf die öfter- 85 reichische Armee Anstalten zum Rückzüge. Benedek erhielt den diesbezüglichen Befehl in dem Augenblicke, als die Piemontesen aufs neue zum Sturme heranrückten. Das 1. und 2. Bataillon unseres Regiments stürmten grimmig nochmals gegen den Feind, um ihm jede Lust zur Verfolgung zu benehmen, und warfen ihn zurück; hierauf trat man unbesiegt, nur dem Befehle gehorchend, den Rückzug an. In einem Berichte über die furchtbare Schlacht findet sich die zutreffende Bemerkung: „Wer in der Schlacht am Johannistage (bei Solferino) mitkämpfte, ist des Heldennamens würdig. Dies erkannte auch der Feind, denn er ließ die so unvergleichlich tapferen Soldaten gänzlich unangefochten ihre Stellungen am Abende des 24. auf den Höhen des rechten Mincioufers beziehen und folgte nicht einmal rasch genug, als selbe wieder über den Fluß zurückgingen." An 300.000 Menschen mit 500 Kanonen hatten an diesem Tage gegeneinander gekämpft. Der Verlust auf der französisch-sardinischen Seite betrug über 17.000, jener auf der österreichischen Seite über 20.000 Mann an Toten, Ver¬ wundeten und Vermißten. Den Anblick des Schlachtfeldes nach der Schlacht schilderte ein Augenzeuge folgendermaßen: „Mitten unter ungeheueren Haufen von Leichnamen, die zu begraben noch keine Zeit war, standen die Zelte der Franzosen und Piemontesen. Die Leichen lagen in Haufen von 20—30 an Stellen, wo die Bomben geplatzt waren, und an anderen Stellen wie herumgesät. Alle befanden sich noch in derselben Stellung, in welcher der Tod sie ereilt hatte. Hier lag einer mit erhobenem Arme, als hätte er den Hieb abwehren wollen, der seinen Schädel gespaltet und sein Hirn weit umher verspritzt hatte. Dicht daneben ein anderer, die starre Hand auf feine von einer Kartätsche zerschmetterte Brust gedrückt. Einem andern 86 ?- lag noch ein trotziges Lächeln der Verachtung auf seiuen Zügen. Einige lagen auf dem Rücken, ihre Gesichter mit den stieren Augen gegen Himmel gerichtet, als ob sie inmitten ihres letzten Gebetes verschieden wären. Weiter hin lag ein Ungar, der seine Kleider in eine gräßlich klaffende Wunde in der Nähe des Herzens gestopft hatte. Zu seiner Linken ein Tiroler noch mit der Patrone, die er eben abzureißen im Begriffe gewesen, zwischen den Zähnen. Zur Rechten ein Kroate, dem eine Kugel den Kopf glattweg vom Rumpfe gerisfen hatte. Der Kopf lag noch daneben, und es sah schauderhaft aus, wie die weit geöffneten Augen den Rumpf anzuglotzen schienen. Auf dem Leichname eines böhmischen Offiziers sahen wir einen Hund, der darauf zu warten schien, daß sein Herr aufstehe. — Überall, wohin wir uusere Augen wandten, starrte uns der Tod in der schrecklichsten und grassesten Gestalt an." — Auch unser Regiment hatte schmerzliche Verluste erlitten, denn 2 Offiziere und 63 Mann waren auf dem Kampfplatze tot, 18 Offiziere und 316 Mann verwundet liegen geblieben; 70 Mann wurden vermißt. Unter den überlebenden Helden aber erhielten nicht weniger als 30 Mann die silberne Medaille I. nnd II. Klasse, einer sogar die goldene Medaille, nud 21 wurden öffentlich belobt — ein Umstand, der wohl am besten für die Tapferkeit unseres Regiments spricht! Wir heben hier namentlich nachstehende Heldentaten der Angehörigen desselben hervor: Hauptmann Veltheim drang mit etwa 20 Manu gegen ein stark besetztes Haus vor. Der Eifer ließ ihn vergessen, daß er sich von seiner Mannschaft zu weit entferne. Ganz allein stürmte er ins Gebäude nnd setzte, bevor noch seine Abteilung hinzukam, 11 Piemontesen gefangen. 87 Leutnant Girsch nahm mit seiner halben Kompanie zuerst 19 Piemontesen gefangen, erstürmte dann mit anderthalb Zügen eine starke Kastne und machte abermals 6 Gefangene. Da er hiebei verwundet wurde, ließ er sich auf dem Verband¬ plätze einen Notverband anlegen; sodann kehrte er in seine Reihe zurück und verblieb darin bis zur Beendigung des Gefechtes. Leutnant Griesheim, ein ausgezeichneter Schütze, ließ sich von den Soldaten die Gewehre reichen und rief durch seine nie fehlenden Schüsse bei der Mannschaft stets lauten Jubel hervor. Ein erhebendes Beispiel von Opferfreudigkeit boten Unter¬ arzt Nachtnebel und Regiments-Kaplan Zitz, die den Ver¬ wundeten und Sterbenden im heftigsten Kugelregen Hilfe und Trost spendeten. Oberleutnant Prußnig wurde, als er mit der 2. Kom¬ panie stürmte, tödlich verwundet. Da bahnte sich der Gemeine Potocko (lies: Pototschko) mit dem Kolben seines Gewehres einen Weg zum gefallenen Offiziere, lud ihn auf seine Schulter und trug ihn, unbekümmert um die ringsum einschlagenden Kugeln, aus dem Feuer. Hornist Smuk der 4. Grenadier-Kompanie war immer unter den Vordersten zu sehen, wo er flott und frisch bald Marsch, bald Vergatterung H, bald Sturm blies und so zur Sammlung der zerstreuten Abteilungen des 3. und des Grenadier- Bataillons wesentlich beitrug. Stabsführer Räuschenbacher, der für den erkrankten Fahnenführer dessen Dienst beim 3. Bataillone versah, wurde am rechten Fuße verwundet. Trotzdem weigerte er sich, die 1) Signal zum Sammeln im gewöhnlichen Schritte. 88 Fahne aus der Hand zu geben. Als das Bataillon wieder zum Sturme befohlen wurde, erhielt er eine zweite, bedeutende Verwundung am Kopfe. Auch jetzt ließ der brave Krieger weder von seiner Truppe noch von feiner Fahne ab. An einer Erderhöhung versuchte der verfolgte Feind festen Fuß zu fassen: da ging das Bataillon zum dritten Bajonett-Angriffe vor. Räuschenbacher sprang als erster auf die Erhöhung und stürmte, die Fahne hoch über seinem Haupte schwingend, mit dem Ruse: „Mir nach, Kameraden!" auf den Feind ein, alles vor sich niederschmetternd. Erst auf ausdrücklichen Befehl des Bataillons- Kommandanten übergab er endlich die Fahne an Oberleutnant Cramolini und ließ sich auf den Verbandplatz geleiten. Für solche Tapferkeit wurde Räuschenbacher mit der goldenen Medaille belohnt. Der Gemeine Nadrac (lies: Nadratsch) der 9. Kom¬ panie war unter den ersten beim Sturme auf die stark besetzten Häuser am Eisenbahndamme. Da bemerkte er, daß einer seiner Offiziere von einem feindlichen Offiziere und einem Gemeinen gleichzeitig angegriffen wurde. Nadrac schoß den feindlichen Offizier nieder und machte den Gemeinen zum Gefangenen. Weiter vordringend, streckte er einen zweiten Offizier, der sich durch Flucht aus seiner Gewalt zu retten suchte, durch einen Schuß zu Boden und eiserte dann seine Kampfgenossen mit Wort und Tat zu mutigem Ausharren an. Der Gefreite Spec (lies: Spez) derselben Kompanie drang mit gefälltem Bajonette in ein Haus ein und nahm 3 Piemontesen gefangen. Zimmermann Rossi der 10. Kompanie brachte am Abende, kurz bevor der Rückzug angetreten wurde, mehrere Verwundete nacheinander aus dem Feuer, eilte wieder ins Kampfgetümmel und trug den schwer verwundeten Hauptmann 89 ?- Plöbst bis Pozzolengo, wo er ihn auf einen Munitions¬ karren auflud. Korporal Dominik der 16. Kompanie drang in ein stark besetztes Haus, aus welchem besonders heftig geschossen wurde, als erster ein, und machte 8 Gefangene, während die übrigen die Flucht ergriffen. — Am 28. Juni zog sich die österreichische Armee über die Etsch zurück. Bald darauf (am 8. Juli) wurde in Villa- fr an ca (südöstlich von Verona) ein Waffenstillstand abge¬ schlossen, und am 11. Juli kamen daselbst die Monarchen Franz Josef I. und Napoleon III. zusammen, um über den Frieden zu verhandeln. Derselbe kam am 9. August in Zürich (in der Schweiz) zu stände. Österreich trat die Lombardei an Napoleon ab, der sie wieder an Viktor Emanuel überließ, und behielt für sich selbst das venetianische Gebiet. Inzwischen hatten Abteilungen unseres Regiments ver¬ schiedene Garnisonen im österreichischen Italien bezogen und blieben daselbst auch nach erfolgtem Friedensschlüsse. Nur das 4. Batailon war am 8. August in Laibach eingetroffen. Im selben Jahre verfügte eine kaiserliche Verordnung die Bildung von 80 Infanterie-Regimentern an Stelle der bisherigen 62 Regimenter. Jedes derselben wurde in 3 Ba¬ taillone und eine Depot-Division eingeteilt. Gleichzeitig erfolgte die Auflösung der Grenadier-Bataillone. Das 3. Bataillon unseres Regiments wurde an das neu errichtete Infanterie- Regiment Nr. 78 abgegeben und das 4. Bataillon trat als 3. Bataillon an dessen Stelle. Dasselbe verblieb in Laibach, während die sechs Kompanien nach Cologna (lies: Kolonja) und Vicenza, das 2. Bataillon aber nach Este verlegt wurden. Am 19. März 1860 rückten je zwei Kompanien unseres Regiments sowie der in Laibach anwesenden Regimenter Franz 90 ?- Karl und Heß zur feierlichen Enthüllung der Kolossalbüste Radetzkys aus, die, vom Wiener Bildhauer Fernkorn in Erz gegossen, in der Sternallee zur Aufstellung gelangte. Im Jahre 1866 starb der Inhaber des Regiments, Prinz Hohenlohe, und Feldmarschalleutnant Franz Freiherr v. Kuhn wurde zum Regiments-Inhaber ernannt. XIII. Im italienischen Lelchuge 1866. Das Regiment pflegte nicht lange der wohlverdienten Ruhe. Österreich und Preußen gerieten wegen des gemein¬ schaftlich eroberten Schleswig - Holstein in einen Streit, der endlich zur Kriegserklärung führte. Da sich Preußen mit Italien verband, mußte Österreich nach zwei Seiten hin Krieg führen. Der Oberbefehl über die nach Italien abgerückte Armee wurde an Feldmarschall Erzherzog Albrecht übertragen, und unter der Führung dieses ausgezeichneten Feldherrn erfocht die österreichische Heeresmacht am 24. Juni 1866 bei Custozza (in der Provinz Verona) einen Sieg, der sich den glorreichsten je erfochtenen Siegen würdig zur Seite stellt. Nebst anderen Truppenkörpern hat auch unser Regiment vollen Grund, auf diesen Schlachttag mit dem freudigsten Stolze zurückzublicken. Das 1. Bataillon unseres Regiments wurde vor Beginn der Schlacht über Contrada dei Maschi (lies: Maski) gegen Galienzi befohlen. Die 2. Kompanie, welche die Verbindung mit der Reserve-Division aufrecht zu erhalten hatte, geriet alsbald mit einer unerwartet hervorbrechenden feindlichen Eskadron in einen erbitterten Kampf. Die vier Offiziere der Kompanie wurden verwundet, die Mannschaften selbst ver¬ sprengt. Sie machten dann die Schlacht teils bei den übrigen 91 Kompanien^ teils bei fremden Truppenkörpern mit. Das Bataillon selbst wurde bereits bei Maschi, wo der Feind auf der Anhöhe von Renato eine Batterie aufgeführt hatte, heftig beschaffen. Aus diesem Grunde rückte Oberstleutnant v. Feldegg hinter ein Gehöft, um dort sein Bataillon zum Angriffe zu ordnen, und schritt sodann unverweilt zum Sturme auf den zwei- bis dreifach überlegenen Gegner. Dieser stürzte sich aus seiner' schützenden Stellung der stürmenden 4. und 5. Kom¬ panie entgegen. In einem Hohlwege kam es zu einem wütenden Handgemenge. Unsere Soldaten fochten wie Löwen, bald das Bajonett, bald den Kolben gebrauchend. Und konnte einer nicht mehr seine Waffe führen und sank er verwundet zu Boden, so zog er seinen Gegner mit sich, denselben im Fallen nicht loslassend. Trotzdem hatte es den Anschein, als ob sich die Kompanien der Übermacht nicht erwehren könnten. Zusehends schwand die Zahl der tapferen Streiter, dem Feinde hingegen kamen fortwährend neue Verstärkungen zu. Die Bataillonsfahne schwebte in nicht geringer Gefahr. Der Fahnenoffizier, Leutnant Holic (lies: Holitsch), war, durch einen Bajonettstich tödlich verwundet, zu Boden gesunken, Oberleutnant Oberstarschwer verwundet worden — jedermann hatte im Handgemenge voll¬ auf zu tun, sein Leben zu verteidigen. Da ergriff der damalige Kadett-Feldwebel Lukanc (lies: Lukanz; gegenwärtig Oberst¬ leutnant des Regiments) die bedrohte Fahne, zerschmetterte einem feindlichen Unteroffiziere, der sie ihni entreißen wollte, mit einem scharfen Säbelhiebe den ausgestreckten Arm und brachte das Feldzeichen in Sicherheit. Für diese brave Tat sowie überhaupt für seine Kaltblütigkeit und sein hervorragend tapferes Benehmen wurde Lukanc zum Leutnant befördert. Gleichzeitig mit der 1. Kompanie, welche unter Haupt¬ mann Knobloch die westliche Höhe stürmte und dabei ein 92 Z- Geschütz eroberte, gingen endlich die stark zusammengeschmolzenen Kompanien neuerdings zum Sturme über. Die Höhe von Renato wurde trotz des hartnäckigsten Widerstandes der Gegner genommen. Der Anprall der Unsrigen geschah mit solcher Wucht, daß der jenseitige Hang von Renato buchstäblich mit abge- worsenen Tornistern bedeckt erschien und daß man über dieselben Hinwegeilen konnte, ohne den Erdboden zu berühren. Freilich erlitt das Bataillon beim Sturme auch bedeutende Verluste. 3 Offiziere blieben tot und 5 verwundet auf dem Kampfplatze liegen. Leutnant Barbo machte, obwohl ihm eine Kugel den Oberschenkel durchbohrt hatte, das Gefecht bis zum Ende mit. Als sich die Feinde auf die Höhe von Campagna (lies: Kampanja) rossa zurückzogen, rückten ihnen die tapferen Kompanien unter Führung ihrer unerschrockenen Offiziere sofort nach. Während dieser Vorrückung wurde Hauptmann Vogeler von einer weit überlegenen feindlichen Abteilung, die in einem Hohlwege verdeckt aufgestellt war, in der Flanke gefaßt; aber die Mannschaft stürzte sich ohne Zögern der Abteilung entgegen und warf sie nach blutigem Handgemenge zurück. Darauf erstürmten die Kompanien die erwähnte Höhe von Campagna rossa und besetzten sie. Ein feindlicher Sturm warf zwar die Mehrzahl zurück, aber Hauptmann Knobloch verteidigte sich solange, bis die Höhe von den Unsrigen zum zweiten Male genommen wurde. Das 1. Bataillon entriß dem Feinde auch den letzten Stützpunkt, den Höhenrücken von T o r c o l o. Unterdessen beteiligte sich das 2. und 4. Bataillon unter Oberst Attems mit der Brigade Piret (lies: Pire) an der Stürmung des Dorfes Oliosi. Bevor man zum Sturme schritt, trat Regiments-Kaplan Zitz in seinem Priesterornate vor die Front. Während sich die Mannschaft zum Gebete stellte, 93 erteilte er derselben den Segen und die Absolution. Dieser feierliche Augenblick ergriff alle Herzen; die Truppen ordneten sich begeistert zum Sturme, trotzdem von allen Seiten Geschosse einschlugen. Unterwegs mußten die Bataillone einen tiefen Bach durchwaten. Der Gemeine (jetzt Oberstleutnant i. R.) Prašnikar (lies: Praschnikar) rettete daselbst seinen Kompanie-Leutnant Handschuh, der sich, ganz erschöpft, nicht mehr aus dem Wasser helfen konnte, vom Tode des Ertrinkens. Obwohl zahl¬ reiche Soldaten, der Hitze und Anstrengung erliegend, halbtot zusammensanken, rückte die Mannschaft in der großen Mehrzahl doch rüstig vor. Oberst Attems schickte sich an, mit den beiden Bataillonen Oliosi zu besetzen; die Brigade Piret rückte unterdessen über die Ortschaft hinaus. Im Dorfe angekommen, fanden die Bataillone namentlich das Pfarrhaus stark besetzt. Der Feind eröffnete sofort aus den Fenstern desselben sowie vom Kirchturme ein heftiges Feuer. Jede Aufforderung zur Übergabe wurde mit einem Kugelhagel beantwortet. Die 5. und 6. Division liefen nun Sturm gegen die beiden Ausgänge des Gehöftes, zertrümmerten durch Kolbenschläge die Tore und drangen in den Hofrauni. Ein furchtbares Feuer aus allen Öffnungen, Dachlucken und vom Turme empfing sie. Und kein Eingang, kein Fenster, das man hätte ersteigen können! Hauptmann Müller brach tödlich verwundet zusammen; der Regiments-Adjutant Neupauer, der zu Pferde in den Hof gesprengt kam, wurde von sechs Kugeln in die Brust getroffen und von dem auch zu Tode getroffenen Pferde zum gegenüberliegenden Tore hinausgetragen. Nur einen Augenblick stutzten die todesmutigen Mannschaften; dann stürzten sie um so grimmiger vor, um den Tod der beiden geliebten Offiziere zu rächen. Aber auch dieser zweite Sturm wurde von der feindlichen Besatzung zurückgeschlagen. Oberst -d' 94 Attems, nur 20 Schritte von der Hauptfront des Gehöftes entfernt und stets zu Pferde die Angriffe leitend, bemerkte endlich ein Heubündel, das aus einem Fenster des Erdgeschosses herausragte. Sofort beschloß er, das Haus damit in Brand stecken zu lassen. Hauptmann Giacich (lies: Dschiatschitsch), der an Stelle Müllers den Befehl über die d. Division über¬ nommen hatte, Feldwebel Kosmac (lies: Kosmatsch), die Führer Braune und Trcek (lies: Trtschek) sowie der Gemeine Mršnik (lies: Mrschnik) der 9. Kompanie machten sich auf den gefährlichen Weg. Ein mörderisches Feuer richtete sich gegen die kühn Vordringenden, die der Mauer entlang gegen das Heubündel schlichen. Einige Augenblicke atemloser Spannung — da loderte das Heubüudel, mittelst Zündhölzchen in Brand gesteckt, hoch auf und alsbald stand auch das ganze Gehöft in Flammen. Erst jetzt ergab sich die feindliche Besatzung, die sich so lange mit wahrer Todesverachtung ver¬ teidigt hatte, worauf Oliosi und die umliegenden Kasinen von den Unsrigen besetzt wurden. Inzwischen wütete der Kampf auch auf allen übrigen Linien fort. Die 2. und 3. Division unseres Regiments (das l. Bataillon) erhielten den Befehl, sich mit dem 36. Jäger- Bataillone der Brücke bei Monzambano zu bemächtigen. Man rückte also, mit dem Jäger-Bataillone an der Spitze, längs des Mincio bis in die Nähe der Brücke. Die Jäger aber gingen noch weiter und gerieten in ein furchtbares Kreuzfeuer. Ein gleiches richtete sich auch von Monzambano und den westlichen Hängen des Monte Sabione auf die beiden Divi¬ sionen. Doch hielten dieselben bis zum äußersten in der bezogenen Stellung aus und räumten sie trotz wiederholten Befehles zum Zurückgehen erst dann, als sie die größte Gefahr liefen, abgeschnitten zu werden. Durch dieses todesmutige Aus- 9S harren wurde das Jäger-Bataillon vor völliger Vernichtung gerettet. Oberleutnant Gruden des 1. Bataillons war mit 26 Mann unseres und des Banater Regiments zum Schutze einer Batterie bestimmt worden. Als die Batterie zum Abfahreu gezwungen wurde, wollte er sich noch überzeugen, ob wohl auch die Munitionswageu zurückgeführt seien. Da bemerkte er, daß zwei derselben nmgeworfen dalagen. Mit Hilfe seiner Leute richtete er einen Wagen auf, der zweite aber war uicht mehr zu retten. Nun durchschnitten die Kanoniere die Zugstränge und brachten die Pferde in Sicherheit, worauf Gruden im Laufschritte der Batterie uacheilte. Kaum hatten das 2. und 4. Bataillon Oliosi besetzt, als mau aus der Richtnug von Pasquali heftiges Feuern ver¬ nahm. Sofort rückte Oberst Attems, ohne einen Befehl abzu¬ warten, mit zwei Divisionen vor, weil er mit Recht vermutete, daß sich die Brigade Piret bei Pasquali in ein Gefecht ver¬ wickelt habe. Nach geschehenem Anschlüsse erstürmten die Truppen die Ortschaft fast nur mit der blanken Waffe. Hauptmann Prechtel drang als erster in eine Kasiue ein; da richteten sich zwei Gewehrläufe schußfertig gegen seine Brust. Im Nu sprang der Gemeine Lavrenčič (lies: Lanrentschitsch) herbei, schlug die Gewehre nieder und streckte einen der Gegner mit dem Bajonette zu Boden. Für diese brave Tat wurde er mit der goldenen Medaille belohnt. Nebst vielen Offizieren taten sich in der Schlacht bei Custozza von der Mannschaft nachstehende Soldaten hervor: Der Gemeine Marusec (lies: Maruschetz) der 2. Kom¬ panie und Korporal Medved der 5. Kompanie verteidigten, und zwar ersterer den schwer verwundeten Leutnant Benesch, letzterer den ebenfalls schwer verwundeten Leutnant Ob er st ar, 96 » und führten die beiden Offiziere auf den Verbandplatz, nach¬ dem sie dieselben glücklich vor der Gefangennahme bewahrt hatten. Der Gefreite Grabec (lies: Grabetz) eilte, als im Hof¬ raume von Oliosi Hauptmann Müller zusammengebrochen war, trotz des heftigsten Feuers in den Hof zurück, um den Offizier in Sicherheit zu bringen. Leider war derselbe bereits verschieden. Führer Reßel des 2. Bataillons marschierte bei Oliosi mit hochgehaltener Fahne vor den stürmenden Truppen und munterte dieselben mit dem Zurufe: „Der Fahne nach!" zu mutigem Vordringen auf. Außer den bereits Genannten erhielt noch eine ganze Reihe von Soldaten die Tapferkeits-Medaille oder doch die öffentliche Belobung. Regiments-Kaplan Zitz wurde durch Verleihung des Ritterkreuzes des Franz Josef-Ordens aus¬ gezeichnet. Die Verluste des Regiments waren bedeutend: 6 Offiziere und 44 Mann waren gefallen, 9 Offiziere und 149 Mann verwundet; 75 Mann wurden vermißt. Um 5 Uhr nachmittags wurde Custozza erstürmt und damit war die Schlacht auf allen Linien entschieden. Die feindlichen Scharen lösten sich in wilder Flucht auf. Man ließ sie ziehen, denn sowohl Menschen als Pferde waren von der glühenden Sonnenhitze zu sehr erschöpft, um sie verfolgen zu können. Der ruhmreiche Ausgang der Schlacht wurde Seiner Majestät dem Kaiser sofort telegraphisch mitgeteilt. Erzherzog Albrecht gab den kaiserlichen Dank durch nachstehenden Armee- Befehl bekannt: „Waffenbrüder! Es ist der schönste Augenblick meines Lebens, Euch diese Allerhöchste Anerkennung bekanntgeben zu 97 können. Den uns vom Feinde aufgedrungenen Krieg habt Ihr mit dem herrlichen Siege von Custozza eingeleitet, auf denselben Höhen, wo wir bereits vor 18 Jahren entscheidend gesiegt H. Ich war Zeuge Eurer überwältigenden Tapferkeit, die Ihr trotz der Übermacht und der ungestümen Angriffe des Gegners betätigt habt. Kanonen wurden erbeutet und zahlreiche Gefangene gemacht. Jeder von Euch hat wie ein Held gestritten; keine Waffe ist der andern nachgestanden, jede hat in ihrer Eigenschaft das Äußerste geleistet. Ihr wäret der schönen Aufgabe würdig, wie ich es Euch vorausgesagt. Wir gehen neuen Anstrengungen und, so Gott will, neuen Siegen // entgegen. Das Regiment kam dann zunächst nach St. Massimo und später nach Verona, während sich die Haupt-Armee wegen der unglücklichen Gefechte der Nord-Armee in Böhmen, die ihr ein sehr vorsichtiges Verhalten geboten, zuerst an die Etsch und später hinter den Piave zurückzog. Nach der für unsere Waffen so verhängnisvollen Schlacht bei Königgrätz (an der Mündung der Adler in die Elbe) marschierten zwei Armee-Korps nach Wien ab; über die restliche Armee wurde der Befehl an Feldmarschalleutnant Baron Maroieic (lies: Maroitschitsch) übertragen. Die ganze italienische Armee ergoß sich nun in das österreichische Venetien; mittelst der Flotte wollte man sich sogar der Stadt Triest bemächtigen. Aber der glänzende Seesieg des österreichischen Kontre - Admirals Tegetthoff bei Lissa (einer dalmatinischen Insel), wo die italienische Flotte schwere Verluste erlitt, setzte solchen hoch¬ fliegenden Plänen ein Ziel. >) Radetzky hatte nämlich am 25. Juli 1848 bei Custozza über Karl Albert einen vollständigen Sieg errungen. Funtek, Infanterie-Regiment Nr. 17. 7 98 » Bald darauf wurde der Friede von Prag abgeschlossen, in welchem Österreich infolge der unglücklichen Kämpfe in Böhmen das venetianische Gebiet an Italien abtreten mußte. Im September befanden sich alle Bataillone unseres Regiments wieder in Kram. XIV. In Bosnien. Nach Beendigung des russisch-türkischen Krieges erhielt Österreich-Ungarn auf dem Berliner Kongresse von den europäischen Staaten die Ermächtigung, Bosnien und die Herzegovina zu besetzen und in eigene Verwaltung zu übernehmen. Unter Feldzeugmeister Philipp ovie brach eine Armee, zu welcher auch unser Regiment gehörte, nach den beiden benachbarten Ländern auf. Man hatte nicht so sehr mit türkischen Soldaten zu kämpfen, sondern die mohammedanische Bevölkerung selbst griff zu den Waffen und leistete den österreichischen Truppen heftigen Widerstand. Am 29. Juli 1878 setzte unser Regiment, in der Brigade Erzherzog Johann Salvator eingeteilt, auf einer Kriegs¬ brücke über die Save. Man besetzte zunächst Berbir und zog dann ins Innere von Bosnien. Die Straßen und Wege befanden sich in einem elenden Zustande, so daß sich Mann¬ schaften und Tiere nur mit den größten Anstrengungen sortbewegen konnten. Überdies machte sich der Mangel an Quartieren in hohem Grade fühlbar, denn in den erbitterten Kämpfen der vorangegangenen Jahre waren verschiedene Ortschaften entweder zerstört oder niedergebrannt worden. Kein Wunder also, daß unsere Soldaten zumeist unter freiem Himmel lagern und nahezu schutzlos alle Unbilden der regnerischen Witterung ertragen mußten! Aber ein echter Krieger verliert 99 selbst unter solchen bösen Umständen nicht seinen guten Mut; gar ost erklangen aus dem Marsche oder an den nächtlichen Lagerfeuern frische Lieder und gaben Kunde von der unverwüstlichen Laune der Soldaten unseres Regiments. Der erste Zusammenstoß mit den Jnsurgentenscharen fand am 5. August bei Rogelje statt. Das Regiment war nach einer regnerischen Nacht um 6 Uhr früh aus seinem Freilager bei Kadina Voda aufgebrochen und vollständig kampfbereit auf Rogelje vorgerückt. Nach kurzem Marsche bemerkte man feindliche Schützenschwärme; einzelne Reiter¬ anführer schienen noch die letzten Anordnungen zum Gefechte zu treffen. Um 8 Uhr früh löste unsere Batterie den ersten Kanonenschuß; die Musik intonierte die Kaiserhymne, die gesamte Mannschaft brach in ein tausendfach widerhallendes „Hurra!" aus. — Zwei Kompanien unseres 2. Bataillons, die rasch vorgingen, wurden von einer unvermutet aus dem Walde hervorbrechenden feindlichen Abteilung zurückgedräugt. Oberleutnant Lukane, der sich mit der halben 4. Konipanie in der Reserve befand, hatte das Zurückweichen der Unsrigen kaum bemerkt, als er schon, ohne einen Befehl abzuwarten, im Vereine mit der 10. Kompanie dem Feinde in die Flanke fiel und ihn durch wohlgezielte Salven zum Rückzüge zwang. Dadurch war am rechten Flügel der Kampf entschieden; um die Mittagsstunde wurde der Gegner auch am linken Flügel geworfen, worauf die feindlichen Scharen in regelloser Flucht davonjagten. Unser Regiment hatte unter der ausgezeichneten Führung seines Obersten Prieger mit großer Tapferkeit gekämpft. Dies erscheint umso bemerkenswerter, als auch die Gegner mit der größten Hartnäckigkeit fochten. So stürzten sich einzelne 7* 100 Kämpfer mit bloßem Handschar ft den starrenden Bajonetten entgegen und selbst Schwerverwundete leisteten Widerstand. Unter der Mannschaft unseres Regiments zeichnete sich in diesem Gefechte zunächst der Infanterist Fürst Jablonovski aus. Derselbe bemerkte beim Vordringen im Tale den feindlichen Fahnenführer in seiner unmittelbaren Nähe. Unverzüglich stürzte er aus feiner Linie vor, streckte den Insurgenten mit einem Bajonettstiche und Kolbenschlage nieder, entriß ihm die rote Fahne und brachte sie zu seinem Kommandanten. Für diese kühne Tat wurde Jablonovski mit der silbernen Medaille belohnt und außerdem zum Zugsführer befördert. Der Einjährig-Freiwillige Korporal Fölsing hielt treu zu der seiner Führung anvertrauten Fahne und übergab sie anderen Händen erst dann, als er von einem der massenhaft einschlagenden Geschosse schwer verletzt wurde. Feldwebel Gorse (lies: Gorsche) der 11. Kompanie, den man zur Deckung der linken Flanke abgesandt hatte, stieß auf seinem Marsche auf eine weit stärkere Jnsurgentenrotte. Durch eine sehr geschickt ausgeführte Bewegung gelang es ihm, auf Umwegen dem Feinde in die Flanke zu kommen und ihn dadurch zu schleunigem Rückzüge zu zwingen. Der Gefreite Prijatelj der 10. Kompanie wirkte besonders dadurch aufmunternd auf seine Kameraden, daß er den Verwundeten die Schießvorräte abnahm, sich mit denselben an den linken Flügel seiner Kompanie begab und von dort aus den Feind sehr wirksam beschoß. — Außer den Genannten wurden noch neun Angehörige des Regiments durch Verleihung der silbernen Medaille geehrt; drei Soldaten erhielten die öffentliche Belobung. >) Eine messerartige Waffe, manchmal mit gebogener Klinge. -Z 101 Unter den Offizieren erwarb sich u. a. auch Hauptmann Stojan, Kommandant der 2. Kompanie, große Verdienste um den glücklichen Ausgang des Gefechts, und zwar dadurch, daß er eine höchst wichtige Rekognoszierung (Erkundung) in vorzüglicher Weise ausführte. — Das Gefecht kostete unserm Regimente 4 Tote und 13 Verwundete, unter letzteren den Oberleutnant Doxat, der zwei Tage später starb. — Zum zweiten Male stand das Regiment Kuhn am 7. August bei der Ortschaft Jajce (lies: Jaitze) im Feuer. Dortselbst befanden sich in gut befestigten Stellungen an 10.000 Türken, während unsere Heeresabteilung kaum 4000 Mann zählte. Trotz der bedeutenden gegnerischen Übermacht brannten unsere Soldaten vor Begierde, den Feind anzugreifen. Da die Kanonen der schlechten Wege halber nicht durch Zuhilfenahme von Pferden auf geeignete Plätze geschafft werden konnten, spannte man Ochsen ein; ja, selbst Soldaten zogen an den Geschützen mit. Der Kampf begann um 9 Uhr früh und dauerte bis 6 Uhr abends. Wie bei Rogelje, war es auch hier Oberst Prieger, der sich durch umsichtige Führung hervortat und so an der Niederwerfung des Feindes wesentlichen Anteil nahm. Die Insurgenten hatten die Absicht, unsere Scharen in der Flanke zu fassen und sie in den nächst Jajce liegenden See zu drängen. Aber da wurden sie selbst mit solcher Gewalt von rückwärts und in der Seite gefaßt, daß sie sich in regelloser Flucht auflösten. An 350 Feinde wurden getötet, an 600 verwundet, während die Unsrigen nur wenige Tote und Verwundete verloren. Das Regiment Kuhn hatte so wacker gekämpft, daß es der Befehlshaber Herzog von Württemberg mit den Worten belobte: „Wir haben es einzig und allein dem Regimente Nr. 17 zu verdanken, daß wir nicht in den See getrieben wurden." Abends befand sich die Stadt -Z 102 Z- Jajce samt allen Befestigungen in der Gewalt der öster¬ reichischen Truppen. Unter den vielen Heldentaten, wodurch sich an diesem Tage sowohl Offiziere als Mannschaften auszeichneten, sollen hier folgende hervorgehoben werden: Bataillons-Adjutant Leutnant Prašnikar überbrachte im heftigsten Feuer dem Leutnant Erne den Befehl zum Vorrücken. Erne kam demselben sofort nach, wurde aber tödlich verwundet. Ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben verband dann Prašnikar auf vollständig freier Fläche seinem Kameraden die Wunde mit der Feldbinde und trug ihn soweit zurück, daß er ihn einer Sanitäts-Patrouille übergeben konnte. Hauptmann Friedrich Kopriva (lies: Koprschiwa), Kommandant der 6. Kompanie, ließ sich, obwohl am Unter¬ schenkel schwer verwundet, nicht aus dem Feuer tragen, sondern kommandierte in liegender Stellung, bis er, von Blutverlust erschöpft, ohnmächtig wurde. Leutnant Ambrožič (lies: Ambroschitsch) erhielt eine bedeutende Verwundung an der Hand und eine am Ober¬ schenkel. Auf dem Wege nach dem Verbandplätze begegnete er nun einigen versprengten Soldaten. Seiner Schmerzen nicht achtend, sammelte er dieselben, kehrte um und führte sie in die Schwarmlinie. Der Gemeine Skodlar der 5. Kompanie befand sich auf einem Felsen in beobachtender Stellung, als sich unbemerkt fünf Insurgenten an ihn heranschlichen. Ein Schlag von hinten, und Skodlar taumelte in die Tiefe. In der Meinung, den Mann getötet zu haben, verblieben nun die Insurgenten selbst auf dem Felsen, der ihnen zu einer Beachtungsstelle vortrefflich geeignet erschien. Skodlar aber war nur den Felsen hinabgekollert, ohne sich erheblich beschädigt zu haben, und 103 Z- machte sich sofort auf die Füße, um sich an den hinterlistigen Angreifern zu rächen. Aus einem kleinen Umwege kam er den Insurgenten in den Rücken und erschlug sie alle nacheinander mit wuchtigen Kolbenschlägen. Die goldene Tapferkeits-Medaille lohnte ihn für diese Tat. Die gleiche Auszeichnung wurde dem Gemeinen Hoze der 1. Kompanie zuteil. Derselbe war nämlich mit einem wichtigen schriftlichen Befehle an den linken Flügel gesendet worden; auf dem halben Wege aber erhielt er einen Schuß ins Knie. Trotz der größten Schmerzen schleppte er sich weiter und überbrachte seine Meldung; freilich stürzte er gleich darauf ohnmächtig zusammen. Im Verlaufe des Gefechtes war die 11. Kompanie wegen der ungünstigen Bodenbeschaffenheit etwas zurückgeblieben. Eine Insurgentenabteilung, die am rechten Ufer des bei Jajce befindlichen Sees Ausstellung genommen hatte, benützte diesen Umstand, um die am linken Seeufer befindliche Haupt¬ truppe lebhaft zu beschießen. Da schaffte Titular-Zugsführer Kramar der 4. Kompanie eiligst ein Boot herbei, ruderte mit einigen Soldaten über den See und schlug die Insurgenten in die Flucht. Der Gemeine Eisenzopf der 2. Kompanie hatte einen Befehl zu überbringen. Er begab sich unerschrocken über die vollständig freie Bodenfläche und gelangte trotz des heftigsten Feuers wunderbarerweise unbeschädigt an sein Ziel. In dem¬ selben Augenblicke aber, als er seine Meldung überbrachte, wurde er in dem Rücken verwundet. Dennoch wollte er sich zu seinem Kommandanten zurückschleppen, erhielt jedoch aus deni Rückwege noch einen Schuß in den Unterschenkel. — Der brave Soldat erlag später nach qualvollen Leiden seinen Verletzungen. 104 Z- Der Hornist Pav loci c (lies: Paulotschitsch) nahm seinen gefallenen Kameraden Gewehr und Schießvorrat ab, begab sich damit in die Schwarmlinie und verblieb darin bis zum Schlüsse des Gefechtes. Seine Majestät der Kaiser dankte telegraphisch für die Ausdauer und Tapferkeit der Truppen; die kaiserliche Dank¬ sagung wurde von der Mannschaft entblößten Hauptes angehört. Unter den späteren Begebenheiten ist die Einschließung von Livno, eines gut befestigten Ortes, der schon durch seine Lage zu einer natürlichen Festung geschaffen ist, erwähnens¬ wert. Das Regiment war nach einem höchst beschwerlichen Marsche auf gänzlich ungangbaren Straßen, wo Mannschaften und Pferde gar oft bis zum Knie in den Kot einfanken, am 26. September vor Livno eingetroffen und schritt unverzüglich zur Einschließung der Stadt. Die 2. Kompanie, welche unter deni Befehle des Oberleutnants Lukane am linken Flügel des Regiments vorrückte, eröffnete ein heftiges Feuer auf die zwischen Gorica und Livno lagernden, gerade im Abkochen begriffenen Insurgenten und zwang sie zu schleunigem Rück¬ züge in die Festungswerke. All die zahlreichen, stark befestigten Wachthäuser (Kulas) und Türme von Livno wurden sodann so fest eingeschlossen, daß an einen feindlichen Durchbruch nicht zu denken war. Die Nacht war kalt, regnerisch, die Soldaten lagerten im Freien auf nasser Erde und hatten nicht einmal ein Feuer, uni sich daran wärmen zu können. Als aber bei Tagesanbruch das Zeichen zum allgemeinen Angriffe gegeben wurde, sammelten sie sich ungebrochenen Akutes zum Sturme. Das Regiment leistete in dem heißen Ringen so Vorzügliches, daß Korps-Kommandant Herzog von Württemberg erklärte: „Es gibt keine bessere Truppe als dieses Regiment und das ruhm¬ volle 10. Jäger-Bataillon." In ähnlich anerkennender Weise hatte 105 sich bereits am Vorabende Erzherzog Johann Salvator geäußert, als ihm der Herzog von Württemberg Verstärkungen angetragen: „Wo das Regiment Nr. 17 steht, da steht keine gewöhnliche, sondern eine eiserne Mauer, die wohl von niemandem durch¬ brochen werden kann." Der Kampf dauerte vom frühen Morgen bis zum späten Abende. Alle Versuche der Feinde, den eisernen Ring der Unsrigen zu durchbrechen, scheiterten an der Tapfer¬ keit unserer Streiter. Livno brannte bereits an neun Stellen; da kamen in später Nachtstunde endlich Abgesandte aus der Stadt, um die Unterwerfung der Aufständischen zu melden. Am 28. September zog man feierlich in die bezwungene Stadt ein. Das stolze Bewußtsein des errungenen Sieges mag da unser Regiment für all die Entbehrungen der beiden ver¬ gangenen Tage — unsere Kompanien waren durch volle 36 Stunden ohne jedwede Nahrung dem Feinde gegenüber¬ gestanden — vollauf entschädigt haben! Unter den zahlreichen Tapferen von Livno muß wieder an erster Stelle Oberst P ri e g er genannt werden. Stets in den vordersten Reihen ohne Deckung stehend, immer seine Untergebenen anspornend, gab er ein Beispiel von todesver¬ achtender Kaltblütigkeit; die Soldaten hielten ihn geradezu für kugelfest. Unter den übrigen Offizieren erwähnen wir Major Kerczek (lies: Kertschek), der, obwohl am linken Arme ver¬ wundet, den Befehl über die Vorhut erst dann an seinen Stell¬ vertreter übergab, als ihn die Erschöpfung dazu zwang; ferner Major Gündel, der die Geschütze rechtzeitig an Ort und Stelle brachte, obwohl die Wege nach Livno erst von der Mannschaft hergeftellt werden mußten; weiters Hauptmann Salomon, der, bereits am Oberschenkel verwundet, seine Kompanie solange kommandierte, bis er, von einer zweiten 106 ?- Kugel nm Fuße getroffen, ohnmächtig niedersank; endlich die Offiziere: Leutnant Sever, Oberleutnant in der Reserve Svetek, Oberleutnant von A n d rioli, Leutnant A n d r e j ka, Hauptmann Slivnik, Oberleutnant Lukane, Oberleutnant Modrijan, Oberleutnant Prašnikar, die alle hohe persönliche Tapferkeit betätigten. Unter der Mannschaft taten sich namentlich Zugsführer Malneric (lies: Malneritsch) der 2. Kompanie, Zugsführer Sterk der 4. Kompanie, Korporal Pav lisic (lies: Paulischitsch) der 2. Kompanie und der Gemeine Mrzlikar (lies: Mrslikar) der 2. Kompanie hervor. Ersterer befehligte eine Patrouille, welche zur Verbindung mit einem Halb¬ bataillone diente. Dieses Halbbataillon rückte gegen eine stark besetzte Kula auf Rekognoszierung vor, mußte sich aber nach glücklich gelöster Aufgabe unter Zurücklassung von 4 Verwundeten zurückziehen. Als die Insurgenten darauf vordrangen, erschien plötzlich Malneric hinter einem Hügel und beschoß von dort aus mit seiner Patrouille die Feinde so heftig, daß sie sich, eine starke Abteilung vermutend, rasch zurückzogen. Sodann brachten Feldwebel Prašnikar und die Gemeinen Tomic (lies: Tomitsch) und Popovic (lies: Popowitsch) die vier verwundeten Kameraden im heftigsten Feuer aus dem Bereiche der Feinde. Zugsführer Sterk leitete trotz einer schweren Verletzung, die er in die Brust erhalten hatte, noch längere Zeit hindurch seine Untergebenen; des¬ gleichen ließ sich Korporal Pavlisic, obschon am Knie schwer verwundet, durchaus nicht aus dem Feuer bringen. Als es endlich doch geschehen mußte, rief er: „Ich habe noch zwei gesunde Hände zur Handhabung meiner Waffe und kann daher für meinen geliebten Kaiser und mein Vaterland weiter kämpfen!" Der Gemeine Mrzlikar verheimlichte eine Ver- 107 nmndung am Oberarme durch zwei Tage und bat erst bei der Einrückung in Livno um Aufnahme ins Spital. Auf die Frage, warum er volle zwei Tage geschwiegen habe, erwiderte er: „Mein Pflichtgefühl gebot mir, solange auszuharren, als ich das Gewehr in Anschlag bringen konnte." Nach der Einnahme von Livno beteiligte sich das Regiment Kuhn in mehreren Orten an der Entwaffnung der Bevölkerung. Letztere brachte übrigens der ganzen österreichischen Armee gar bald solches Vertrauen entgegen, daß man die Reservisten in kürzester Zeit in die Heimat abrücken ließ. So konnte der erste Reservisten-Transport unseres Regiments schon am 30. Oktober in die Heimat abgehen. Beim Eintreffen in Laibach erhielt jeder Mann einen Gulden, weil die Truppen der kurzen Zeit halber nicht bewirtet werden konnten. Als in Bosnien endlich Ruhe eintrat, widmete sich die Armee friedlichen Beschäftigungen. Man legte gute Straßen an, baute Brücken, Häuser u. dgl. Die silberne Hochzeit des Allerhöchsten Kaiserpaares wurde in Livno festlich begangen. Unser Regiment erhielt bei dieser Gelegenheit eine neue Fahne; die alte wurde in die Peterskirche nach Laibach abgeschickt. Am 26. November 1879 abends traf das Regiment in Laibach ein. Der Empfang war ein großartiger. Das Regiment wurde auf dem Bahnhofe vom Bürgermeister der Stadt Laibach sowie vom Landeshauptmanns durch herzliche Ansprachen begrüßt, auf welche Oberst Prieger dankend er¬ widerte. Überall, wo das Regiment durch die festlich geschmückten Straßen marschierte, bildete die Menschenmenge ein Spalier und ehrte die tapferen Landessöhne durch stürmische Zurufe. Auf der Wienerstraße wurde dem Regimente ein herrlicher Anblick zuteil: eine Ehrenpforte erstrahlte daselbst in trans- 108 ?- parentem Gaslichte ; tausende von Menschen harrten der Ankunft der Krieger, um sie nochmals aufs herzlichste zu begrüßen. Das Regiment erhielt für seine ruhmvolle Fahne einen prächtigen Schmuck: einen silbernen Lorbeerkranz, der in den Farben der Stadt Laibach die Widmung der Stadt und die Namen der Schlachttage von Rogelje, Jajce und Livno trug. Am folgenden Tage wurden das Offizierskorps sowie die Mannschaft in den Räumen der alten Schießstätte festlich bewirtet. XV. Äus -en neuesten Tagen. Bald nach dem Eintreffen in Laibach rückte das Regiment nach Wien ab, wo es in der Franz Josess-Kaserne unter¬ gebracht wurde. In der kaiserlichen Residenzstadt hatte es einige Male die Ehre, von Seiner Majestät dem Kaiser in der huldvollsten Weise belobt zu werden. Der kom¬ mandierende General von Wien, Feldzeugmeister Freiherr von Philippoviö, sagte einmal anläßlich eines Manövers: „Dieses tapfere Regiment wird mir stets in Erinnerung ver¬ bleiben ; ich schätze es besonders hoch, denn eine meiner schönsten Auszeichnungen (den Orden der Eisernen Krone) habe ich hauptsächlich ihm zu verdanken." In Wien verbrachte das Regiment freudige Tage, war aber auch Zeuge eines entsetzlichen Unglücksfalles, des Ring¬ theaterbrandes am 8. Dezember 1881. Als die Opfer dieser Katastrophe bestattet wurden, rückte ein Bataillon unseres Regiments auf dem Zentralfriedhofe aus. Im Jahre 1882 wurde das Regiment im Brücker Lager nochmals von Seiner Majestät in der huld¬ vollsten Weise ausgezeichnet. Der Monarch sprach sich über die 109 tadellose Haltung, die präzise und richtige Führung der Truppen durch die Offiziere, das korrekte und aufmerksame Benehmen der Mannschaft und den gleichmäßigen Anschlag besonders anerkennend aus. Am 12. September desselben Jahres verließ das Regiment die Kaiserstadt, wo es sich durch seine stramme Disziplin sowohl die Zufriedenheit seiner Vorgesetzten als auch die allgemeine Beliebtheit bei der Bevölkerung zu erwerben verstanden hatte, und kehrte mit dem 1. und 3. Bataillone nach Laibach zurück; das 2. Bataillon ging nach seinem neuen Bestimmungsorte Kapodistria (in Istrien) ab. Das 5. Bataillon wurde an das neuerrichtete Infanterie-Regiment Nr. 97 nach Pola (in Istrien) abgegeben. Als im Jahre 1883 das Land Krain die sechs¬ hundertjährige Vereinigung mit dem glorreichen österreichischen Kaiserhause feierlichst beging und bei diesem Anlässe Seine Majestät der Kaiser Laibach durch seine Anwesenheit beehrte, hielt Allerhöchstderselbe auch eine Musterung über die Garnison. Das Land spendete in diesen Jubeltagen dem Regimente die Summe von 500 Gulden, welche an die Mannschaft verteilt wurde. Am 6. September 1883 marschierten die Bataillone wegen der in Kroatien ausgebrochenen Unruhen nach Zagorien ab. Dem taktvollen Auftreten des Militärs ge¬ lang es indessen sehr bald, die Ordnung ohne Anwendung von Waffengewalt herzustellen. Eine Verordnung des Feld¬ zeugmeisters Ra mb er g besagte u. a. folgendes: „Die rasche Unterdrückung der Bewegung Zagoriens wie die nachhaltige Beruhigung seiner Bevölkerung ist zumeist der werktätigen Mitwirkung wie jederzeit korrekten Haltung des Regiments zu danken." 110 Jm folgenden Jahre wurde das 2. Bataillon aus Kapodistria abberufen; das 4. Bataillon ging einige Monate später nach Trebinje in der Herzegovina, seiner neuen Garnison, ab. Es verblieb dort vier Jahre und beschäftigte sich in dieser Zeit zumeist mit Anlegung von Straßen, mit Brückenbau u. s. w. Zweimal wurde es durch den Besuch des Kronprinzen Rudolf, einmal durch jenen des Erzherzogs Albrecht beehrt. Kronprinz Rudolf tat bei seinem zweiten Besuche die Äußerung: „Das Bataillon exerziert sehr gut; es ist jedenfalls das beste, das ich im Okkupationsgebiete gesehen habe." Als wichtigere Begebenheiten aus der neuesten Geschichte des Infanterie-Regiments Nr. 17 mögen hier noch nachstehende angeführt werden: Im Jahre 1885 wurde bei den Waffenübungen um Klagenfurt das Regiment für seine vortreffliche Haltung neuerdings von Seiner Majestät dem Kaiser huldvollst belobt. Im Jahre 1893 erfolgte die Verlegung des 1., 3. und 4. Bataillons nach Klagenfurt, während das 2. Bataillon in Laibach zurückblieb. Im Herbste 1900 wechselte letzteres mit dem 1. Feld-Bataillone. Im Jahre 1896 starb der Regimentsinhaber Freiherr von Kuhn. Im Februar des folgenden Jahres wurde das Regiment dem gegenwärtigen Inhaber, Feldzeugmeister Hugo Ritter von Milde, verliehen. 111 XVI. Schlußwort. Wir haben hiemit in knappen Umrissen die Haupt¬ momente aus der zweihundertjährigen Geschichte des k. u. k. Infanterie-Regiments Nr. 17 angeführt. Der freundliche Leser wird aus denselben die Überzeugung gewonnen haben, daß unser ruhmreiches Regiment auf seine Vergangenheit mit Stolz zurückblicken kann. Ob daheim, ob auf entfernten Kriegsschau¬ plätzen in Böhmen, Ungarn, Bosnien, Serbien, Preußen, Belgien, Frankreich, in den rheinischen Gegenden — überall hat sich das Regiment durch glorreiche Waffentaten ausge¬ zeichnet, überall haben Offiziere und Mannschaften in der Ausübung ihres schweren, wichtigen Berufes, ihrer erhabene» Pflicht mit einander gewetteifert! Leider haben wir uns bei der Aufzählung hervorragender Taten und Proben helden¬ mütiger Tapferkeit nur auf solche aus der neueren und aller¬ neuesten Zeit beschränken müssen, da in der ältesten Regiments¬ geschichte genauere Aufzeichnungen darüber fehlen. Aber die Annahme ist sicherlich nicht irrig, daß die Angehörigen unseres Regiments auch in der damaligen, weniger bekannten Zeit vom selben kriegerischen Geiste beseelt wurden, der das Regiment die Ehre seiner Fahnen immer hochhalten, es auf dem blut¬ getränkten Gefilden von Sieg zu Sieg eilen hieß und ihm auf solcherlei Weise einen der schönsten und geachtetsten Namen in den Reihen der tapferen kaiserlichen Regimenter sicherte. Unser Regiment hatte die Auszeichnung, unter dem Oberbefehle der größten Feldherren unseres Kaiserreiches ge¬ kämpft zu haben. Prinz Eugen, Laudon, Daun, Erzherzog Karl, Radetzky, Erzherzog Albrecht — sie alle waren Augen- 112 » zeugen der glänzendsten Waffentaten, sie alle hatten Worte des höchsten Lobes für die beispiellose Ausdauer, für die außerordentliche Tapferkeit des Regiments! Und Worte der huldvollsten Anerkennung hatte für dasselbe wiederholt auch sein oberster Kriegsherr, Seine Majestät, unser aller¬ gnädigster Herr und Kaiser Franz Joses I., derselbe edle Monarch, für dessen glorreiche Ahnen das Regiment Nr. 17 immer mit Freuden bereit war, Blut und Leben einzufetzen! Die Waffen ruhen seit mehr als zwanzig Jahren. Aber sollte je wieder der Tag erscheinen, wo Österreich-Ungarns herrliche Lande vor Feindessturm geschützt werden müßten, so wird das Regiment Nr. 17 mit Begeisterung dem Befehle seines obersten Kriegsherrn Folge leisten und, angesichts der feindlichen Heerscharen, im Kanonendonner sein ruhmreiches Banner hochschwingend, den brausenden Ruf erschallen lassen: „Gut und Blut für unfern Kaiser, Gut und Blut fürs Vaterland!" 113 Z- Inhgtt. Seite I. Von der Errichtung des Regiments . 3 II. Im spanischen Erbfolgekriege. 6 III. Im Türkenkriege 1716—1718 .. 12 1. In den Schlachten bei Peterwardein und Temesvär . . 13 2. Vor Belgrad.18 IV. Im Türkenkriege 1737—1739 18 V. Im österreichischen Erbfolgekriege.20 VI. Im zweiten schlesischen Kriege.24 VII. Im siebenjährigen Kriege.26 VIII. In den Kriegen gegen Frankreich.34 1. Die Braven von Jves.35 2. Weitere Kämpfe.36 3. Die Unternehmung auf Rüdesheim .36 4. Vor Ancona.38 5. Weitere Kämpfe.39 6. In der glorreichen Schlacht bei Aspern.41 7. Bei Wagram.45 8. Weitere Waffentaten .46 9. In der Völkerschlacht bei Leipzig.48 10. Auf französischem Boden.49 IX. Das Regiment wird ein krainisches.52 X. Im italienischen Feldzuge 1848/49 . 55 1. Die Schreckenstage von Brescia .56 2. Der Held von Rocca d'Amfo.58 3. Weitere Kämpfe.61 4. Vor Mailand.62 Funtek, Infanterie-Regiment Nr. 17. 3 114 Seile 5. Schicksale des 3. Bataillons . 68 6. Vor Venedig. 68 7. Neue Waffentaten. 68 8. Im Kirchenstaate. 72 XI. Das 4. Bataillon in Ungarn. 77 XII. Im italienischen Feldzuge 1853 . 81 XIII. Im italienischen Feldzuge 1866 . 90 XIV. In Bosnien. 98 XV. Aus den neuesten Tagen.108 XVI. Schlußwort.111 Druck von Karl Gorischek. Wien V. SSSSS476213