Kr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. »G« Nedigirt von Leopold Kordefch. ^ H. Freitag am Z.2. Iänner Ä844. Von dieser Zeitschrift erscheine» wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen. Der Preis des Blattes ist in Laibach ganzjährig 6, halbjährig 3 fl. Durch die k. k. Post unter Couvert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 ff. C. M., und wird,halbjährig vorausbezahlt. Alle k. k. . Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach pränumerirt man beim Verleger am Raan, Nr. I9N, im ersten Stocke. Winter und Garneval. ^we i Wand'rer geh'» und kommen jährlich wieder. Und bald ist kurz, bald lang bei uns ihr Sein — Der Eine geht durch Berge, hoch und nieder. Durch Wald und "Feld, durch Flüsse groß und klein; Und wo er weilt, verstummen Lust und Lieder; Die welke Flur, wie der entlaubte Hai» Erstarren schier bei seinem kalten Wesen, Und sind nicht mehr, was sie zuvor gewesen. Doch während er mit einem Leichentuche Die Erde deckt und ihrer Saaten Grün, Und — gleich der Schrift in einem Zauberbuche — Uns Blumen malt auf uns« Fenster hin. Als sollten uns, belegt von seinem Fluche, I m Leben keine andern Rosen blüh'«! D» kommt der and'rc Wand'rer angeschrittcn, Und meldet in Pollästcn sich und Hütten. Was der Natur der Lenz — ist er den Herzen- Er ist der Schöpfer neuer Lebenslust; Bei Spiel und Tanz, Gesang und muntern Scherze» Ist man des Winters kaum sich mehr bewußt; Da gibt's »erklärte Mienen, scl'ge Herzen; Doch kehrt auch tiefes Weh' in manche Brust — Zu oft nur wecke» laute Schmcrzcnsklagcn Die Wunden, die der Carnev»! geschlagen. Denn ist's nicht er, der euch, ihr holden Schönen, I m Freudenrausch' mit Meuchelmord bedroht? Scheint euch des Lebens Hochgenuß zu gönnen, Und führt euch tanzend zu dem frühen — Tod! Ein solches Opfer sah ich selbst mit Thränen; O wär's das Letzte schon! und wollte Gott, Der Cllrneual brächt' nicht in jedem Jahre Manch' junges Blut vom Tanzsaal auf die — Bahre! — Der Carneval, ihr wüßt es, wird entweichen. Dem lauten Gast folgt eine stille Zeit. Läßt nicht das Leben sich mit ihm vergleichen. Bald laute Lust, bald stumme Traurigkeit? Bis — wie der Fastnachts-Ball — ei« Glockenzeichen Die Welt uns schließt und ihre Herrlichkeit — O dann versiegt der eitle» Freuden Quelle, Und Äschermittwoch wird's in jeder Seele!! B. Vcarouschnig Der St. Barbara-Schacht zu Idria. (Fortsetzung.) chächer — Ungeheuer nennt mich die Schlan­ ge? brummte er hochergrimmt in den Bart. ' ^ Nur Geduld, mein Mägdlein, du sollst dafür sattsam bestraft werden. Zum Altare mit mir mußt du, und dann auf die Folterbank durch den ganzen Rest deines Lebens. Bei jedem Bissen Brot, bei jeder Suppe, mitten in deinem allfälligen Freudentaumel sollst du den Schacher hören, sollst das Ungeheuer fühlen, wie es dir am Marke deines Lebens zehren wird. Er hätte noch länger diese löblichen ^Vorsätze wiederholt, wenn ihn nicht eine „gute Nacht" ein hingeworfener, der Nachtigall geltender Kuß Röschens in Angst und Schweiß getrieben hätte. Was würde der Lüsterne für eine solche „gute Nacht" um einen solchen Kuß gegeben haben! Das Fensterchen wurde nun zugemacht, und für ihn der Himmel und die Hölle verschlossen. Doch jetzt mußte ja auch das Vögelchen kommen. Es dezent zu empfangen, stellte er sich in die gehörige Positur. Den Hut tief in das Gesicht gedrückt, die ausgestreckte Rechte mit einem gewaltigen Prügel bewaffnet, und mit dem nach vorwärts gebogenen Oberleibe stand er da, zu einem Ausfall auf den Feind bereit, so bald er seiner ansichtig werden sollte, auf das Unerwartete mehr als auf seine Kraft bauend. — Jetzt rauscht es nebenan in der Hecke, ein eilender Schatten wurde sichtbar. Der Ergrimmte stürzte diesem nach, den nieder« Ausgang der Laube nicht berücksichtigend,, und ward von dem hemmenden Querbalken, welcher die Seitenwände der Laube zusammen hielt, rücklings zu Boden geworfen, daß ihm beinahe Sehen und Hören verging. Seine Be­stürzung war noch größer, als mit einem wilden Lärm einige Blumentöpfe zu Boden stürzten, die er im Fallen mit sich gerissen hatte. Nichts ging jetzt ab, als daß das R4 Hausgesinde munter geworden, uud über ihn hergefallen wäre; doch zu seiner größten Beruhigung herrschte die tiefste Stille und Ruhe. Er raffte sich daher keuchend auf, und watschelte nach Hause, am Geiste und Körper lahm, sein erlittenes Ungemach oftmals verwünschend. Auch Andreas erschrak nicht wenig, als er arglos vom Baume schlüpfend, den Höllenlärm hinter sich verneh­men mußte. Wie der Blitz war er über die Mauer, und in einem Athem zu Hause. Daß er ausgespürt und ver­rathen, und daß es von den nächtlichen Besuchen dieser Art sein Abkommen haben müsse, war ihm einleuchtend. Der nächste Abend kam, — der Verweser erschien nicht. Die Stiefmutter grollte und nannte zu wiederholten Malen Röschen des gestrigen Benehmens wegen ein unge­zogenes Kind, denn ihrer Unart allein wurde sein Aus­bleiben zugeschrieben. Die Vorwürfe nahmen in dem Maße zu, als mehrere Abende vergingen, und der Gewünschte sich immer noch nicht sehen ließ. Aber auch die Nachtigall hörte man nicht mehr. Gegen das Erstere hatte Röschen freilich nichts, doch gegen das Letztere sehr Vieles einzu­wenden. Armer Andreas! seufzte sie, was mußte vorge­fallen sein? Armes Vögelchen, sprach der Vater, unwillig seinen Kopf hin und her neigend, wem stand nur dieses im Wege? O der Muthwille wird von Tag zu Tage größer, fügte er hinzu, indem er nichts anderes meinte, als irgend ein Dorfjunge hätte das arme Vögelchen gefangen. Ei was Nachtigall! was Vögelchen! um den reichen Bräutigam klaget, der deine Gans von Tochter ohne Aussteuer zur gestrengen Frau gemacht hätte, bemerkte mit unter­stemmten Armen keifend die Mutter, und ging unwillig und für sich brummend in der Stube herum. An die Thüre wurde geklopft, und der Heißersehnte trat ein. Sein Wiedererscheinen war in der That etwas Festliches für Röschens Stiefmutter. Während sie, nicht müde, demselben Kni> auf Knix machte, und der Vater leichthin sein Sammtkäppchen am Kopfe lüftete, war Rös­chen beinahe erblaßt in ihren Stuhl zusammen gesunken. Nur einen Blick hatte sie in sein Gesichr gethan und die schadenfrohe Hölle darin ersehen. Man nöthigte ihn, am Tische Platz zu nehmen. Kaum hatte er solches befolgt und sich über sein un­vermuthetes Ausbleiben in etwas entschuldiget, als man ihm gleichsam als Einleituug des Gespräches das Verstummen der Nachtigall anzeigte. Nicht möglich! rief der scheinbar Verwunderte. Sein Mund verzog sich, und sein Gesicht glich einer Fratze. Diese Nachtigall hat sich gegen die Natur versündiget, und sol­cher Frevel ist der Strafe verfallen, sagte er nach einer Pause mit Bedeutung und mit einem durchdringenden Blicke auf Röschen. Sie hatte solchen nicht ohne Angst bemerkt. Eure Gestrengen sind ein allzustrenger Richter, nahm der Vater das Wort, dem es verdroß, über ein schuldloses Thierchen schmähen zu hören. Geschäfte erzeugen Unmuth, und Euer Gestrengen wer­ den wohl mit solchen noch zu überhäuft sein, — fiel die Mutter, die ein Zerwürfnis; zwischen den Beiden besorgte, begütigend ein. Ja wohl, zumal wenn man von Kreaturen umgeben ist, die das Zutrauen auf eine schändliche Art mißbrauchen, entgegnete der Angeredete hastig. Alle sahen ihn mit großen Augen fragend an. Er aber ohne weiters gefragt zu sein, erzählte, welches Vertrauen er seinem Schreiber Andreas geschenkt, und wie dieser ihn bei Einhebung der grundherrlichen Gaben hinter­gangen habe. Mein Unglück wäre fertig gewesen, schloß er mit bitterm Hohne, hätte man die defraudirte Summe nebst noch einigen andern Gegenständen von Werth, welche von der Herrschaft schon längst vermißt worden waren, nicht in seinem Kasten gefunden. Dem Pranger wäre er nie entgangen, wenn ich ein rachgieriger Mensch wäre; so aber wußte ich es dahin zu lenken, daß ihn die eben anwesenden Werber mit sich nehmen werden, sobald er heute von Naklas nach Hause gekommen sein wird. Kaum hatte Röschen vernommen, welchen Weg An ­dreas zu kommen habe, als sie auch schon ihren Platz ver­ließ. Der strafende Blick, welcher den Lästerer bei ihrem Abgehen traf, belehrte denselben deutlich, daß sie Andreas zu warnen beabsichte, welches jedoch in seiner Absicht zu liegen schien, da er ruhig, beinahe innerlich frohlockend, am Tische sitzen blieb. Nun ging es über den armen Schreiber her. Der Verweser und die Mutter wetteiferten, wer dem andern im Rügen menschlicher Schwachheiten den Rang ab­gewinnen würde. Der Vater horchte zu, und konnte sich die widersprechenden Thatumstände des ihm immer verdäch­tiger werdenden Verwesers nicht recht deuten. Während der böse Leumund in der Suppansstube sei­nen Wohnsitz aufgeschlagen hatte, lief Röschen aus ihrem Schlafstübchen kommend über den Fußsteig, welcher die Straße von Naklas nach Egg durchschneidet, um wo möglich noch zur rechten Zeit Andreas dort zu begegnen und zu warnen. Diesen Dienst glaubte sie ihm schuldig zu sein. Obwohl > sie seine Unschuld nicht bezweifelte, so sah sie dennoch ein, daß er dem Mächtigern unterliegen müsse. Es ist des Armen ewiges Geschick, für den Unmuth und die Laster des Reichen büßen zu müssen. So war es immer und wird fortan so sein! Dieses dachte sie mit blutendem Herzen, als sie den bezeichneten Ort erreichte, wo auch Andreas eben dahin gekommen war, nicht wenig verwundert, Röschen da zu finden. Ach Andreas! die Menschen sind böse, rief sie von innerer Wehmuth übermannt, und stürzte schluchzend in seine Arme. Andreas hielt die Sprecherin lautlos umfaßt, und konnte sie nicht verstehen. Fliehe, sprach sie, als sie sich in Etwas erholt hatte. Ach sie haben, um uns zu trennen, es sehr schlau gemacht, sehr schlau! aber der Tag, der alles findet, wird auch diesen Frevler finden. Vis hin fliehe! fliehe! gehe nicht mehr nach Egg, hörst du! Wenn du mich liebst, so folge meinen Bitten! schluchzte sie, und hielt ihn fest umarmt, als strecke irgend ein Ungeheuer seine krampfhafte Hand nach ihm aus. Hier diese Kleinigkeiten R5 werden einstweilen deine Bedürfnisse decken, begann sie wie­der nach einigen Augenblicken, und schob ihm ein Paquet in seinen Busen, stürzte neuerdings in seine Arme, weinte und ächzte, daß ein Stein sich erbarmt haben müßte. Da s aufgeben zu müssen, was man liebt; o wer kann den namenlosen Schmerz ermessen, sich von dir trennen, trennen auf immer, wer kann die unendliche Qual ertragen! rief sie händeringend, drückte einen langen Kuß auf seine Lippen, als wollte sie die Ewigkeit hineinsaugen, preßte ihn noch­mals stürmisch an sich, dann lief sie den Weg nach Hause, im Laufe sich öfter nach dem immer noch Stehenden umsehend, der sich nicht fassen, diesen Vorfall nicht begreifen, und sich nicht denken konnte, daß in diesem Augenblicke alle seine schönen Hoffnungssterne untergegangen waren. Ja sie gingen unter! Röschens Eile war nicht unnütz gewesen, denn ge­rade, als sie beinahe athemlos in den Hausstur getreten war, fing das lange Ausbleiben des Mädchens die Eltern zu ängstigen an, und der Vater wollte sich eben anschicken, sein Kind selbst aufzusuchen. (Fortsetzung folgt.) Das Benefiee-Entree. Wahres Lebensbild von Leopold Kordesch. (Beschluß.) Der erste Stock des Hotels schimmerte der herankom­menden Schauspieler-Caravane vom Weiten schon durch den dichten Nebel der Herbstnacht als ein freundlicher Pharus entgegen. Der Banquier empfing sie, und führte die an­muthige Direktrice mit leisem Zittern an den Vorsitz. Meine Herren und Damen, sprach er dann zur Versammlung ge­wendet, Sie sehen in mir einen der feurigsten Verehrer der Kunst; indem ich Ihnen Allen hiermit danke, daß Sie meiner Einladung Folge geleistet haben, gestehe ich offen, daß ich allein nur gewinne. Schalten Sie daher ganz ungezwungen, wie im Hause eines Freundes. — Mann, lieber Mann! lispelte Emilie, er ists, er ists — ich kenne ihn zu gut — das ist mein Fremder. Stille jetzt, still! er kommt heran, bat ihr Gatte. Man setzte sich zu Tische, der unter den reichen, aus­gesuchten Trachten zu brechen drohte. Heiterkeit würzte das Mahl und nach und nach verschwand die anfängliche Schüchternheit durch die Wirkung der Weine, noch mehr durch das Benehmen und die Jovialität des Wirthes, gänz­lich. Das Gespräch über Kunst und Theater ging unbe­merkt in das Conversationelle und Häusliche über. Endlich stand der Direktor vom Sitze auf. Unseres hochverehrten Freundes Wohlsein! rief er, sein Glas erhebend. Jubelnd thaten Alle Bescheid. Und nun die Frau Direktrice hoch! fiel der neben ihr sitzende Banquier mit funkelnden Augen ein. Das Geklin­gel wollte kein Ende nehmen. Meine ehrenwerthe Versammlung! ich kann nicht um­hin, Ihnen noch Etwas mitzutheilen, fing der Direktor im jovialen Tone wieder an. Sie wissen Alle um die Geschichte mit dem großen Vankbillet, das meine Frau am Abende ihrer Einnahme von einem unbekannten Herrn erhielt. Wir konnten den großmüthigen Geber trotz aller Mühe nicht ausfindig machen, obschon ich Ihnen jetzt fast nicht mehr zu sagen brauche, daß er gefunden ist, gefunden in un­ serm Gastfreunde hier. — Allein, was war der Zweck dieser großmüthigen Handlung? — Liebe war's — nichts als Liebe ^ - und wenn die Stadt davon munkelt, so hat sie Recht, denn — er liebt Emilien wirklich! — Die Gesellschaft sah verglast und verblüfft nach dem Sprecher. Mein Gott, der Wein, der viele Wein spricht aus ihm! flüsterten besorgt Mehrere. Die Wangen der Direk­ trice aber hatte eine glühende Röthe Übergossen. Irre an ihrem Manne, wußte sie nicht, was sie denken sollte, saß da, ein Bild der peinlichsten Verlegenheit, und schlug den Blick zu Boden. Ei, so werde nur nicht so roth, Närrchen, er liebt Dich in allen Ehren, ist ein wackerer Mann, und Du kannst ihm um seine Zoo fl. hier in unserer Gegenwart wohl auch in Ehren einen Kuß geben, ohne Anstand! Sanft ergriff der Banquier jetzt der Hochverlegenen Hand. Schöne Frau, sagte er weich, spricht denn nichts für mich in Ihrem Herzen — gar nichts? o Emilie, keine Ahnung, keine Erinnerung aus der trauten Jugendzeit? auch nicht des Blutes Stimme, die Stimme der Natur? — dabei sah er ihr voll unendlicher Liebe in die Augen. Mein Himmel! wie ist mir denn? sprach sie rasch, sprang vom Sitze auf und sah ihn an mit dem ««beschreib-' lichen Blick der Frage, Ahnung, Sehnsucht und des Zwei­fels. Selig nickte er ihr die Bejahung ihrerstummen Frage. Großer Gott, nein, es ist kein Traum — Heinrich, ja Du bist's — o Bruder, lieber, theurer Bruder! rief sie und stürzte sich auf ihn. Wie auf ein Signal standen in Aller Augen die aufrichtigsten Freudenthränen. Der glück­liche Gatte aber sah mitstummem Entzücken auf die schöne Gruppe. Weg mit dem Versuche einer Schilderung dieses Wie­derfindens! Nie sahen die freundlichen Wände jenes Salons drei glücklichere Menschen. Man ließ den Geschwistern Zeit, ungestört sich zu er­holen. Die erste Frage der Schwester war natürlich, wie es dem Banquier gelingen konnte, neulich sich aus dem Theater zu entfernen, daß jede Spur verloren blieb, welche Frage auch die Gesellschaft theilte. Lachend erzählte er, daß es ihm gleich im Hinaufgehen zur Loge eingefallen sei, er könne beobachtet werden, was er nicht wünschte; darum stahl er sich sogleich ganz still aus derselben und stieg bis auf die letzte Gallerie hinauf, beantwortete die Frage des Billeteurs mit einem Stücke Geld und drückte sich in den Hintergrund. Zur noch größeren Vorsicht, daß man ihn nicht erkenne, zog er den Oberrock aus, und einer der Knaben, die neben ihm waren, trug am Ende der Vorstellung ihm denselben gegen einige Groschen in seine Wohnung. Zu Hause an­gekommen, erwartete ihn ein Brief, vermöge welchem er mit Anbruch des folgenden Tages auf kurze Zeit in die benach­barte Stadt verreisen mußte. Das Uebrige ist bekannt. Nachdem nun dieses Räthsel zur Zufriedenheit gelöst Rs und noch manches Andere erörtert wurde, mahnte die weit vorgerückte Zeit an's Nachhcmsegehen. Ic h habe an diesem Freudenfeste meines Lebens eine ganze fröhliche Gesellschaft als Zeugen meines Mückes um mich zu haben gewünscht, sprach der Banauier, und danke Ihnen Allen herzlichst. I n wenigen Tagen trifft meine geliebte Frau hier ein, und Tags darauf vor-unserer Ab­ reise wollen Sie mir Alle die Ehre wieder geben. Man ging seelenvergnügt aus einander. Die Frau des Banquiers war gekommen und bezau­ berte durch ihre Anmuth und Freundlichkeit Alle, die sich ihr nahten. Es gab nun ein Fest, welches zu beschreiben nicht meine Absicht sein kann und an dem Jeder aus der Ge­ sellschaft ein so werthvolles, als sinniges Andenken vom Banquier erhielt. Den Direktor aber brachte sein ansehn­ licher Schwager, nicht nur in seiner dortigen Stellung zu großem Kredite, sondern verhalf ihm auch, daß er bald darauf eines der bedeutendsten Theater Deutschlands pach­ ten konnte, dem er mit Ehre und Ruhm vorsteht bis auf den heutigen Tag. Wenden-Friedhof. Selig, die hier oben ruhen, Rings um sich das Rcbenland, Steh'n sie auf aus ihren Truhen, Ist das Wirthshaus schon zur Hand. Dr. Rudolph Puff. Feuilleton des Mannigfaltigen. (Gasbeleuchtung.) Im Kurzen wird in Wien die lange Zeile vom Kärntnerthor bis zum Rothcnthurmthore von 81 Gas» Wandlaternen erleuchtet sein, welches gewiß einen herrlichen An­blick gewähren wird. (Kuriose Operation.) Im November des verflossenen Jah­res wurde, wie das Journal des Dsbats erzählt, in einem Gast­hofe zu Lyon vor einer Menge Neugieriger und Reisender eine eigene Operation auf die glücklichste Weise vollbracht. Der Ober­foch des Hntels hatte sich aus Versehen mit einem scharfgeschliffc­nen Messer die Nase abgeschnitten. Sogleich wurde 0i . x. her­beigerufen und dieser ersetzte das amputirtc Organ durch eine grie­chische Nase vom schönsten Profil, geschnitten aus einem Trut­hahnflügcl. Der Koch befindet sich ganz vortrefflich und klagt nur über die Unannehmlichkeit, daß er von Zeit zu Zeit die frischher­vorsprossenden Federn ausrupfen müsse. — (Mord. ) Am 2l . Dezember wurde zu Szcgedin ein Gemeiner vom Infanterie-Regimcntc Don Miguel hingerichtet, weil er seinen Corpora! aus Rache erstach. Kaum 3 Tage darauf ergabsich ein neuer Stoff zu einer ähnlichen Todesart bei eben demselben Regiment«. Ein älterer Gemeiner nahm sich eine Kohle vom Kochherde eines jüngern Gemeinen auf seine Pfeife. Hierüber kamen sie in Wort­wechsel und letzterer versetzte dem ersteren eine Maultasche. Hier­auf reinigte der Jüngere sein Gewehr und warnte den Geschlage­nen, ja nicht einzutreten, sonst erschieße er ihn. Der Aeltere ach­tete nicht darauf, kam ins Zimmer und der Andere drückte ohne Umstände auf ihn ab. Der Schuß ging durch die Lunge; er lebte noch 3 Stunden. Wahrscheinlich wird der Thäter verdientermaßen baumeln mü»en. Die Daguerrotypie in Paris hat in einem Jahre, wie man nachgerechnet, mehr als 10,000 Portrait« geliefert. Es beschäfti­gen sich aber auch so viele Künstler damit, daß man häufig für ein Portrait nur i Frank bezahlt. Der dickste Mann der Erde starb am 16- September v. I . zu Monrslede in Belgien. Er war ein Pächter, 84 Jahre alt, sein Bauch hatte 7 Fuß 9 Zoll im Umfange, und seine Waden über­trafen an Dicke den Korper eines gewöhnlichen Menschen, den man dick zu nennen pflegt. — (Das rothe Meer.) Bei der großen Hitze des vorigen Sommers trocknete ein kleiner Thcil des sogenannten rothen Meeres aus. Man fand auf dem Grunde verschiedene Waffen mit allen Anzeichen aus den Zeiten der Pharaonen. (Prophezeihung.) I n Lissabon wurde von einem Kalcn­dermacher auf den ersten Tag des Monats November ein Erdbeben vorhergesagt, das alle frühern an Stärke übertreffen sollte. Als der verhängnißvolle Tag vorüber zog, bebten zwar alle Bewohner, aber kein einziges Haus. Feldblumen. Der Eigennutz ist die Klippe der Freundschaft. Wer die Ursache will, muß auch die Folge wollen. — Die Damen schließen unter einander das Freundschaftsband schneller; die Männer knüpfen es fester. — Es gibt Manchen, der für unbestechlich gehalten werden möchte, weil er die Geschenke mit dem Namen »Dankbarkeit« belegt. — Die Menschen bleiben in der Regel einander so lange gut, als ihre wechselseitigen Neigungen und Wünsche es gestatten. — Ein hagestolzer Geck ist gleich Einem, der gespornt cinhergcht, und sich fürchtet, Reitlektioncn zu nehmen. — Manche Bürschchen prunken in Gesellschaften mit Sprüchen und philosophischen Wahrheiten, die sie vielleicht vor einer Stunde zum ersten Male im Leben gelesen haben. Oft wird in einem Hause,,wo man sehr viel über Erziehung spricht, am wenigsten gut erzogen. Es ist ein großer Mißbrauch des so gehaltvollen Wortes: »Freund«, wenn man es als geringeres Titelwort für »Herr« anwendet. — Professor Fr. Fischbacher. Anekdote Eine vornehme Herrschaft schickte einer armen Kranken, die vormals als Erzieherin bei ihr in Diensten gestanden, ein Fläsch­chen des kostbaren, am Vesuv wachsenden Weines »I^ac-i-xinH« OKi-iM« zur Stärkung. Aengstlich, ob sie von diesem Weine auch genießen dürfe, setzte sie das Fläschchen dem sie besuchenden Lond­badcr vor. Dieser goß den ganzen Inhalt desselben in ein Bier­glas, trank den Wein mit Wohlgefallen aus, und sprach: »Ja, der Wein ist gut, den dürfen Sie schon trinken.« — I. Ettlinger. Berichtigung. Die meisten Leser dürften noch mit Voluasor (Ehre des Herzogthums Krain I. Theil, Seite 522) der irrigen Meinung sein, die Vcste Lucg, wor» in im Jahre 1483 Erasmus Lueger von dem Tricstcr Feldhouptmann Caspar Ranber belagert wurde, befinde sich an der Poik im Adelsbcrger Kreise. — Zur Berichtigung dieses eingewurzelten Irrthumcs «erden alle, mit solch' falscher Meinung Behafteten »uf die »vaterländischen Immor» teilen'aus dem Gebiete der österreichischen Geschichte«, herausgegeben von Änton Ziegler in Wien, aufmerksam gemacht. Darin heißt es (Lieferung 27, Bogen 108); »Nun fluchtete sich Lueger, »überall »erfolgt, in sein festes Schloß: Lueg - ins « Land, welches in «Steiermark zwischen Peggau und St. Stefan gelegen ist.« Fer< ner: »Nach der Erstürmung des Schlosses fand man einen von der Natur »selbst gebaute» unterirdischen Gang, welcher in Felsen ausgehöhlt, vier »deutsche Meilen lang bis in die Gegend von Wippach in Krain führte, »von woher sich die Belagerten alle ihre Bedürfnisse auf das reichlichste ver> »schaffen konnten.« Dieser Tunnel dürfte wohl etwas läuger, als vier Meile« gewesen sein, nur ist es sehr zweifelhaft, ob dieser »unterirdische Gang« von Peggau »us den nächsten, schnurgeraden Weg, unter Voitsberg nach Kärnten, unter dem Kla» genfurter Kreise und dem Loibl durch nach Krain, -. dann unter Krainburg und Lack durch — oder aber unter dem Marburger, Cillicr und Laibachcr Kreise durch — nach Wippach genommen habe. Jedenfalls dürfte aber dessen nochmalige Auffindung für die Wien-Triestcr Eisenbahn oon wesentlichem Nutzen sein. — Michael Hainko. Auflösung der Eharade in Nro. 3. T hierkreis. Laibach. Druck und Verlag des Josef Vlasnik.