lnr Kunst, Wissenschaft nnd geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordesch. ^ 48. Freitag am H.4. Juni ^,844, Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochenes tolorirtei «ostumebild, »«lyrische Volkstrachten in DopPelfigur enthaltend, in Grosquart, Der Preis de« Blattes ist in Laibach ganz? jährig 6, halbjährig H fi. Durch die k. k. Post unter Couoert portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C, M., und wird halbjährig «orausbczahlt. AUc k. k. Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach pranumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lelcher am Hauptplatze. Prännmerations - Anzeige. Bei dem herannahenden Ende dieses ersten Semesters der «?»»«z«»U» erlauben wir uns, dem verehrten Lesepublicum un­serer «»teriündischen Zeitschrift ergebenst anzuzeigen, daß dieses Blatt, wie ^bisher, in Bezug der Mannigfaltigkeit des Inhaltes, der vaterländischen Interessen, des schonen Papiers, Druckes und der herrlichen allmonatlichen Trachtenbilder unverändert bleiben, und durch unabläßiges Streben der Redaction den Beifall nur zusteigernsich bemühen wird, der ihm bis jetzt so allgemein hier, wie auswärts geworden ist, und in welchen auch die urtheilsfähigsten öffentlichen Organe der Monarchie ungetheilt einstimmen. Indem wir mit vollem Vertrauen auf die regste Th entnähme der Vaterlandsfreunde an unserm Unternehmen rechnen zu dürfen glauben, erlauben wir uns, die ?. I'. bestehenden Herren Abonnenten zur gefälligen Erneuerung der Pränumeration für den zweiten Semester dieses Jahrganges, wie überhaupt zur Pränumeration geziemend einzuladen, da wir, mit Hindeutung auf diestreng vaterländische Tendenz der Zeitschrift, ihre kostspieligen Bildcrbeigaben, die wir gratis liefern, und die ele­gante Ausstattung, gewiß, wie Jedem Billigdenkendeu ersichtlich ist, weder Mühe noch Opfer scheuen, um der ,v»»»i«ll» " einen festen und ehrenvollen Platz unter den anderen Tagsblattern zu erstreben. Zur- größeren Bequemlichkeit der ?. IV Herren Abonnenten ist die Einrichtung getroffen worden, daß für Laibach und Um­gebung ausschließlich die hiesige Buchhandlung des Herrn Georg Lercher am Hauptplatze die Pränumeration gegen Ausfolgung gedruckter Pränumerationsscheine annimmt, die, wie bisher, halbjährig voraus zu entrichten kömmt. Schließlich folgt noch die Bitte, Hie Bestellungen bald machen zu wollen, damit die Auflage des Blattes darnach bestimmt werden könne. Auch wolle das verehrte abonnirende Publicum bei dieser Gelegenheitsich gefälligst erklären, ob das Journal gegen die halbjährige gewöhnliche Mehr zahl« ng von 20 Kreuzern jedesmal ins Haus gestellt werden solle, oder aber dasselbe in der Wohnung des Redacteurs abgeholt werde, indem die bezeichnete Buchhandlung mit diesem Geschäftesich nicht abgeben kann. Für Aus­wärtige nehmen alle k. k. Postämter Pränumeration an. Der Preis der Zeitschrift bleibt der bisherige und ist oben im Titel ersichtlich. Laibach am 13. Juni 1844. Der Verlag und die Redaction. Der Gxaudi-Markt zu Sittich in Unterkrain. che faßt über 6000 Menschen, allein sie ist, wenn die Mitgetheilt von Alois Skraber. Witterung den Tag begünstigt, viel zu klein, um die Menge, (Fortsetzung,) welche da erscheint, aufzunehmen. An diesem Tage sieht man nicht nur die Lebenslustigen der eigenen und Nachbar- II. pfarrcn, sondern auch derlei Interessenten der entfernteren Der Mädchenmarkt am Eraudi-Sonntage. Ortschaften verschiedener Stände, besonders aber eine Men­ge Dienstboten. Nach dem um 10 Uhr Vormittags jederzeit musika­lisch, (10 bis 12stimmig) abgehaltenen Hochamte, was auch, man in und bei Sittich, St. Veit da ein musikalisches Amt auf dem Lande nicht gewöhnlich und Weirelburg Illyriens schönste Land­ist, viele Leute nach Sittich locken mag, fängt das Leben MWMV ^ mädchen finde, ist bekannt und nicht zu be­an. Die Hauptrolle spielen Dienstboten. Diese treten nur streiten '^). Am Eraudi-Sonntage kommt nun die schone unter der „oonclitio «ine yu«. nou^ in den Dienst, daß Landwelt zusammen, und Sittich ist für viele Leute, be­sie am Eraudi. Sonntage frank und frei sein dürfen; da sonders aber für Knechte und Mägde, an diesem Tage ein heißt es allezeit: ,)?orw», ueäeHü, He uallia." Nicht wahrer Versammlungsort der Freude. Zu dieser Zeit wird, nur Knechte und Mägde, sondern allerhand Liebende über­wie schon gesägt, in der Pfarrkirche Maria ? Schmerzen haupt, besprechensich schon ein halbes Jahr im voraus, zu zu Sittich das Patrocinium abgehalten. Diese Pfarrkir­ welcher Stunde, in welchem Wirthsause oder in wel« *) Der Herr Einsender möge diese Behauptung vertreten, wenn ihm die cher Buschenschänle sie an diesem Tage zusammen treffen Oberlrainer Wädchenwelt den Krieg erklärt! — werden. Jeder hält pünktlich sein Wort, und so kommen Die Redaction. R9V sie am Orte der Verabredung — zufälli g — zusammen. Wie bunt, indeß weil die Polizeiaufsicht so streng ist, doch ehrbar es da zugeht, kann nur ein Augenzeuge glauben. An diesem Tage werden die meisten Bekanntschaften ge­macht und aus solchen die meisten, oft die glücklichsten Ehen geschlossen. Die Verlobten, besonders Knechte und Mägde, gehen öffentlich Arm in Arm gleich Spazierenden herum, und dieses Benehmen fällt Niemanden auf, noch wird es übel gedeutet. Die Dienstboten erhalten zwar von ihren Hausherren oder Hausfrauen die Erlaubnis), die­sen Tag ausbleiben zu dürfen, allein sie rechnen da zu ihrem Vortheil den Tag schulgerecht zu 24 Stunden, und so dürfen die Dienstgeber nichts dagegen haben, wenn der Knecht oder die Magd oft erst nach Mitternacht mit einem tüchtigen Habemus nach Hause tarkelt. Am Tage ist Alles gepaart, und in den Gasthäusern und Buschenschänken wird Jedermann als anverwandt betrachtet, obschon man sich ge­genseitig bald Si e bald D u nennt. Die Mädchen sind so nett und zierlich gelleidet, daß man sich nichts Schöne­res wünschen kann, wozu aber auch die gewohnlich schön­ste und bestgetroffene Wahl der ^Kleidungen viel beiträgt. Diesen Putz wird man wohl an keinem anderen Orte Krams finden. Die Frauenzimmer tragen am Eraudi-Sonntage moderne Röcke aus den feinsten Thibet- und Seidenstoffen. Cambrique- und andere Kleiderzeuge sind da gemein. Die krausgarnirten Schürzen bestehen meistens aus schwarzen oder tiefblauen Seidensorten, oder anderen kostbaren Stof­fen. Man sieht die feinsten Haupttücher, deren Schlingeret 2 bis 20 fl. C. M . kostet; Hauben, auf welchen die Goldborte im Werthe von 10 bis so fl. prangt. Die Mäd­chen besitzen moderne Ohrgehänge, Ringe Halsketten, und Stecknadeln aus dem feinsten Golde. Die gemeinste Magd, herrlich aufgeputzt, geht von einer Krämerhütte zur andern, und ist mit dem Einlaufe etlicher Nähnadeln oder eines Strumpfbandes oft stundenlang beschäftigt, um sich nur länger zur Schau ausgestellt zu sehen. Die Knechte, un­ter dem Jahre noch so schlecht gekleidet, stolziren an die­ sem Tage in einem Anzüge, daß man sie von den bemit­teltsten Hubenbesitzers-Söhnen gar nicht unterscheiden kann. Jeder'hat zu dieser Zeit Geld genug, zecht tapfer und freut sich innig, diesen Markt erlebt zu haben. Die schön­sten der Mädchen ergehen sich zusammen, bilden zeitweise einen Kreis und wetteifern für den schöneren Anzug. Abends restauriren sie sich mit einem beliebigen Mahle, unterhaltensich mit Singen, Tanzen u. s. w. und recapituliren ihr Wohl oder Weh, welches sie unter dem Jahre getroffen. Ich habe zuweilen dem Tanze unbelauscht zugesehen und mußte herzlich lachen. Sowohl Knechte als Mägde rißen die zweischrittigen Walzer-, Galoppaden- und Polkatouren heruner, daß es eine Freude war, während wieder eine an­dere Magd, die entweder noch nie getanzt hat, oder kaum auf den Füßen stehen konnte, wie ein junger Bock so lange herumhüpfte, alssie nur zu athmen vermochte. Jeder Knecht, je­de Magd muß tanzen; es ist so Sitte. Da wird es von den gar nicht geübten Tanzlustigen nicht regardirt, ob ein Ländler, ein Marsch oder eine Polka aufgespielt wird:'sie tanzen so lange im Kreise taktlos herum, bis sie kraftlos hinfallen. I n einem zwei Klafter langen Zimmer tanzen oft 8 bis ic> Paare auf ein Mal. Ein rüstiger Stallknecht, der selten oder vielleicht noch nie getanzt hat, beschädiget zuweilen äußer den Wänden Alles, denn er rennt bald in die Thür bald in den Ofen, bald in den Schänkkasten hinein, so zwar, daß der Fußboden zittert und die Fensterscheiben klirren. Obschon der allgemeine Geldmangel alle Gebräuche und Lustbarkeiten modificirt und der Heuer an diesem und dem vorhergegangenen Tage Statt gefundene Regen den Eraudi-Sonntag etwas zurückgesetzt hat, so wich doch die­ ser festliche Tag von seiner gewöhnlichen Form in nichts ab; er erfreute sich nichtsdestoweniger eines sehr zahlreichen Besuches. Der Eraudi-Sonntag behauptete anstandslos seinen eigenen Charakter, und ich bleibe ob meiner zwan­ zigjährigen Ueberzeugung bei dem Gesagten, daß an die­ sem Tage die meisten Bekanntschaften gemacht und aus solchen die meisten, oft glücklichsten Ehen geschlossen werden. (Beschluß folgt.) Das Muttermaal und der Fünffranken thaler. (Keine Erkennungsgeschichte.) Von Rudoph Rigler. (Fortsetzung.) Eines Abends standen die Liebenden eben auf dem Erker des Schlosses und bauten Luftschlösser in das sin­ kende Abendroth hinein, — da hörten sie eilige Schritte gegen die Thüre des Salons; Proska stürzte händeringend herein; der alte Schulmeister folgte ihr verstörten Aussehens und trug mit aufgehobenem Arme einen Brief. — „Der arme Herr Baron", stöhnte der Schulmeister, »er ist todt, — ist geschleudert, geschleift, gerädert wor­den!« »„Ach du lieber Himmel,«« weinte Proska , „.un­ser guter gnädiger Herr Baron!«« Christine nahm den Brief und las — hatte aber kaum die ersten Zeilen durchflogen — so ließ sie das Pa­pier fallen, und mit dem Ausdrucke des heftigsten Schmer­zes rufend: „Nein, nein Proska, — es ist nicht möglich, es wäre zu —« (schrecklich, wollte sie sagen, der Schmerz erstickte jedoch ihre Stimme), fiel sie, auf alles Andere ver­gessend, ihrer alten Pflegerin weinend um den Hals. Notar Mückenfuß hatte dem Schulmeister diesen Brief geschrieben unmittelbar nach dem unvermutheten Ein­treffen einesPackets von dem Baron. Burnuß , auf sei­ner Rückreise durch einen Sturz mit dem Wagen, auf das Todtenbett gebracht, hatte seinen letzten Willen in der Form von Schenkbriefen mit dem Auftrage ausfertigen lassen, das Packet mit demselben nach seinem erfolgten Ableben an. die Address« des Notars abzusenden. Der Baron hatte darin den Notar, den Schulmeister und Proska auf die edelste Weise bedacht, und Chri­stine zur Besitzerin des Schloßes und der dazu gehörigen Güter unter der Bedingung und in so lange erklärt, als sie entweder gar nicht, oder nur einen Mann Heirache, R9R der einMuttermaal an der linlenWange trage, nicht kleiner als 3 Zoll in der Breite undLZoll in der Höhe; sonst war ihr nur eine sehr mäßige Rente zur Aussteuer angewiesen, mit der angelegentlichsten Ver­pflichtung ihres künftigen Vormundes, des Notars, vor ihrer vollen Majorennität zu jeder andern Ehe die Zustimmung zu versagen, wenn der Freier nicht das beschriebene Muttermaal an der Wange trage; übrigens hatte der Notar gegen einen entsprechenden Iah ­resgehalt Christine unter seine personliche Obhut zu nehmen. Alle diese Verfügungen hatte der Notar in seinem Schreiben angedeutet und versprochen, binnen wenigen Tagen sein Mündel abzuholen. Man kann sich denken, daß die übrigen Neuigkeiten des Briefes bei der Uneigennüzigkeit der Anhänger der Ba­rons die eingetretene Trauer nur vormehrten; denn auch Christine mußtenun fort, sich von Prosta, von Klar­man, von ihrem Iugendaufenthalte, ihren schönsten Hoff, nungen trennen! Der Schulmeister und Prost a sahen sich einer blüthenlosen Einsamkeit preigegeben. K l arm an verlor an dem Baron weder einen Freund noch Wohlthäter; allein der letzte Wille desselben brachte ihn in Gefahr, Christine zu verlieren; er kümmerte sich in seiner Liebe wenig um die große Erbschaft seiner Geliebten; aber warten bis sie volljährig sei, und sie in der Stadt, umgeben von neuen Erfahrungen, bloßgestellt dem Eindrucke des geräuschvollen Lebens zu wissen, das konnte er nicht ertragen! — »Warum", rief er nach Hause gelangt, in seinem bittern Harme aus? „warum bin iä> so fleckenlos aus dem Mutterleibe hervorgegangen, warum hat mich die Na­tur so sehr geliebt, daß mir das Glück darüber zum Feinde ward! Wo geschwinde hernehmen ein Ungeheuer, wie der Baron eines war, um es in den Besitz des reizendsten Mädchens zu setzen?" Indessen war Klarma n der Mann nicht, um schon zu verzweifeln; die Liebe, die den Dummkopf auf die Brücke treibt, um in's Wasser zu springen, begeistert den Vernünf­tigen zu den kühnsten Unternehmungen. Klarma n stellte sich im Schlosse wieder ein, sobald die Delikatesse für die Trauer der Inwohnenden es ihm gestattete; er beschwor Christine, zu seinem Plane be­hilflich zusein, um sein Lebensglück nicht länger zu verzögern; seine Beredsamktit scheiterte jedoch an dem natürlichen Ge­fühle der Trauernden, welches ihr untersagte, so bald nach dem unglücklichen Ende ihres Wohlthciters, der bereits mit ihr verlobt gewesen, eine eheliche Verbindung einzu­gehen und hiezu selbst mitzuwirken; — alles, was der Lie­bende erhielt, war, daß sie, wenn er die Einwilligung ihres Vormundes erhalten sollte, nicht entgegen sein werde, und daß sie ihm durch den Schloßboten, der ihr Proska's Briefe in die Stadt bringen sollre, bisweilen schreiben wolle. Wenige Tage nach diesem tele », tete war Klar ­man in die Stadt an seinen Dienstposten eingerückt und Christine, nach einem thränenreichen Abschiede vom Schloße, bei Natar Mücken fuß zwischen dessen eigener Familie etablirt. V. Ein Muttermaal nach der Geburt. Eines Vormittags war Klarma n im größten Staate auf dem Wege zu Notar Mückenfuß. Klarman hatte Christinen geschrieben, es seien nun schon sechs Wochen seit ihrem letzten Beisammensein, er könne es nicht mehr ertragen, ohne sie zu leben, und er werde heute um ihre Hand anhalten. — Der fremde Maler trug ein Maal an der linken Wange, so künstlich und mit so haltbaren Far­ben jenem des Barons nach dessen Portrait nachgebildet, als hätte es schon in der Wiege gestanden. Wer nie ge­wagt, hat nie gewonnen, sagte sich Klarman leise vor, um Muth zu gewinnen, und bog um die Straßenecke; sieh! da begegnete ihm ein alter Jugendfreund; es war der Esq. Edward Puggy, . eben von seiner Zerstreuungsreise zurückgekehrt. (Fortsetzung folgt,) Fruchtkörner. Aus dem Leben und für das Leben gesammelt. Schäme dich nie der Belehrung und Zurechtweisung Klügerer: denn wer einen unbekannten Weg im Nebel einschlägt, kann sich leicht verirren. Jede Unannehmlichkeit ist durch ein Gegengewicht von Erfreu­lichem auszugleichen. Kann dies nicht in der Wirklichkeit Statt finden, so muß es uns die Phantasie ersetzen — dies ist das große Ziel des Philosophen! — Murre nie über zu viele und zu anstrengende Geschäfte. Die größten sind oft kaum halb so ermüdend, als das Vergnügen. Lindere nach Kräften die Armuth. — Sie ist das unglücklichste Los auf Erden, denn sie wird von jeder Bruderschaft zurückge­stoßen, von der Freundschaft verleugnet, von Jedem ungestraft mit Spott beworfen und kein Sprichwort straft sich täglich är­ger Lügen, als das bekannte: »Armuth ist keine Schande.« 'Wundere dich nicht über die Verfolgung des Genies. Weis­heit und Genie müssen so gut ihre Märtyrer und mit den näm­lichen Wirkungen, wie die Religion, haben: »8emen «eelesi»« e«t «Kuxui« mai-t^i-um.« Das Genie bewahrte Milto n nicht vor Armuth, Tasso nicht vor dem Tollhause und Gallilei nicht vor der Inquisition. Wortführer über gelehrte Gegenständestrebe nie zu sein! Es gibt nicht wenige Fälle, wo die wahre Vollendung der gelehrten und wahren Bildung darin besteht, unwissend zu scheinen. Wahrhaft Gebildete tauschen bald für ihre Erfahrungen Zu­rückhaltung ein. Staarmotze sind mittheilsam und geschwätzig, weil Vertrauen wie Schwätzen sie nichts kosten. Eitelkeit soll ein Laster seyn? — Sie ist nur das Verlangen, zu glänzen, und an Andern uns darum am meisten mißfällig, weil sie stets nur unserer eigenen Abbruch thut. Joseph Buchenhain. A n die Poesie. O Poesie, du schöne« Weib, Rein, wie der Thou «uf Rosen! — Mi t deinem unbefleckte« Leib Nenn Buben woNen kosen: Spei ihnen in das Angesicht, Und sage dem Gelichter: »Die Blume meiner Liebe bricht Nur ein geweihter Dichter!» P. Renn, Feuilleton des Mannigfaltigen. (Ihre k. k. Hoheiten) Erzherzog Albrecht von Oester­reich und seine Gemahlin, die durchlauchtigste Frau Erzherzogin Hildegarde, sind am 29. Mai Vormittags um 11 Uhr auf dem stattlichen, mit Blumengewinden und Fahnen mit den Farben Oester­ R93 reichs und Baierns sinnig geschmückten Locomotive »Phönu« von Wien in Brunn eingetroffen. Sowohl von Seiten der Militär­als Civil-Autoritäten wurde Alles aufgeboten, um dem durch­lauchtigsten jungen Paare, welches seinen Sitz in Brunn haben wird, einen würdigen Empfang zu bereiten. (Peter Ritter von Cornelius), der geniale, hochbewun­derte Maler und Direktor der Akademie zu München, ist am 30 Mai in Wien eingetroffen. Er ist an den Hof nach Berlin berufen, wohin er sich nach kurzem Aufenthalte in Wien begibt. (Militärisches.) In der portugiesischen Armee gibt es ein eigenthümliches Commando. Nach dem: »Schultert 's Gewehr!« »Gewehr in Arm!« u. s. w. folgt eines, welches lautet: »Dem Feind böse Miene gemacht!« (6ar» Sei-», »I' ennemi^o!) Hier run­zeln die Soldaten die Stirne. Darauf commandirt der Offizier: »Sehr bös!« (nmeui8»iN° üer^y und schneidet dabei ein entsetz­liches Gesicht. Die Krieger machen dies nach, so gut es geht.— Man sieht hieraus, daß in Portugal der häßlichste Soldat der beste ist. (Witzige Bemerkung.) Ein junger Offizier stand am Kamine und wärmte sich. »Friert es Sie denn?« fragte ihn «ne Dame. — »»Ach nein,«« erwiederte ein Spottvogel schnell statt des Gefragten, »»er suchtsich nur ans Feuer zu gewöhnen.«« (Die Kaiser Ferdinands-Nordbahn) verbrauchte nach genauen Ausweisen im Jahre 1843 nicht weniger als 17.000 Klaf­ter Holz und 40.000 Centner Steinkohlen. Kritische Annoncen. KlaZenfurt «» 27. M»i 1844. (Fortsetzung.) »Der S»hn derWildniß.« Dr»m»tische«Gedicht »onHalm. Herr Fürst als Ingomar. Den Schauspieler wollte ich kennen, der, mit etwas Poesie Spielge­wandtheit und eine einnehmende Persönlichkeit »erbindend, diese Rolle nicht zur vollen Zufriedenheit spielen würde. Mit vieler Sicherheit schritt Herr Fürst über die zahllosen Blumen, ohne diese zum duftenden Kranze zu winden, ohne aber auch eine derselben zu vernichten. Das vollkommene Durchdringen mag wohl thcils die trostlose Umgebung, theil« auch das edle Benehmen des hoch' gestellten Publikums verhindert haben. Wer tragt aber die meiste Schuld an dieser Entartung und Zügellosigteit der Gallerte, die diesmal nicht nur den Zuschauer» die Vorstellung verleidete, sondern auch die Schauspieler störte und verwirrte? Wieder nur die Direktion, mehr aber «och einzelne Mit­glieder. Ware der Skandal bei der Beneficevorstellung des Herr« Frei ­wahl , seines Gewerbes Komiker «on Gottes Gnaden, «icht erfolgt, hätte man jenen Menschen, der sich zur Kunst verhält, wie der Policinell o Neapels zu Garrick, nicht die Bühne verunzieren lassen, 1» wäre auch derSkandolbei der Vorführung eines Halm'schen Stückes unterblieben. Sollen wir denn wie­derholen , daß Esquimaux und derlei Menageneartikel auf die ideale Bretter» welt nicht gehören. Wenn auch Nestroy sich manchmal einen Jux macht, und einen Zewißen Pos» , Mortime x n. dgl. Bagatellen zu dramatischen Zimmerherren befördert, so ist die« Nestroy, der wackere, tüchtige Komiker des Hauptsitzcs der Volkspocsie, und ein ähnlicher Jux nicht jedem Zwerg­fcllerobercr der Provinz gestattet. Hunä licet lovi, non licet bovi. »DicNäuber.« Trauerspiel von Schillex. Nach der Ein­ richtung für da« k. k. priu. Theater an der Wien. Herr Fürst ien Carl Moor. Wenige Jahre sind's, daß die Beilage der Augsburger Allgemeinen einen Artikel aus der Feder eines Hegelianer« brachte, einen Artikel, dersich auf eine höchst geistreiche Weise mit unserer Literatur beschäftigte. Kann man unsere Literatur betrachten, ohne dem Dichterfürsten und dem Dichterhelden zu begegnen? Jener Artikel nun, im Sinne einer berühmten philosophischen Schule geschrieben, spricht von der speichelleckenden Pietät, von den cckeln Huldigungen, die noch immer Schille r dargebracht werden, wahrend der erhabene Göthe , seit einigen Jahren erst uns durch den Tod entrückt, mehr als vernachlässiget werde, — und doch throne letzterer im innersten Heiligthum der Poesie, indessen der Dichtelheros nur in die Antichambre derselben gedrun­gensei! Veralte, hochkomische Streit, die alte Vergleichungssucht der modernen Scholastik. Ein wahre«, kräftige« Wort über diese wissenschaftliche Klcinkrä­merei spricht der deutsche Tacitus, Johanne« u. Müller in einem Briefe an den geistreichen Vollender de« 30jährigen Kriege«, wie folgt: »Wäre e« nicht eine wahre Schande, «ine wahre Beurkundung der Kleinlichkeit und Erbärm­ lichkeit Mscrer Geister, wen«, dll Aeschylus und Sophokles, d» Pl»t» und Thucydides,,d» Horaz und Nirgil, da Tacitus und Plinius und in unserer Zeit Schiller und Göthe, und wahrlich fast immer die Edelsten in jedem Fache das Band der reinsten, geistiche« Freundschaft um­ schloß, wenn, sage ich, Sie oder ich meinten, den unserem Fache geweihte» Tempel des Ruhm«, zu dem mehr »ls ein Weg führt, nicht erklimmen zu können, ohne den redlich mithinanstrebendcn Gefährten henmterzustossen, an­ statt ihn freundlich bei der Hand zu nehmen?« — (Fortsetzung folgt.) Gorrespondenz. Gray den i. Juni 1844. (Beschluß.) Herr Wa«k, Mitglied de« k. k. Theater« in Innsbruck, «astirte »ls Czaor im Benefiz des Herrn Ulra m in der Oper gleiches Namens und fand durch seine Reinheit der Stimme und sein ruhiges. Spiel vielen Beifall. Herr Ulra m wurde durchsturmische Heruorrufungen am Schlüsse gezwungen, in Worte überzugehen, in denen er bewegt dem Publicum «uf die kurze Zeit seiner Abwesenheit Lebewohl sagte. Heute wird uns der Genuß zu Theil, den auch dem Laibacher Publi­ cum hinlänglich bekannten Baß, Herrn Leithne», «I« Gast im »Nachtlager von Granad«« zu hören. Da« Schauspiel zählt unter den neuern Mitgliedern nur sehr wenige 'Individuen, die Erwähnung »erdienen. Herr Witte , der mit Recht den Namen eine« tüchtige»Schauspieler« verdient, und lesonders im conversationcllen Lustspiel excelliert, ist eine Zierde unserer Bühne. Dlle. Hoffmann , erste Liebhaberin, nicht so sehr für da« Lustspiel geeignet, als vielmehr für's Dram», wo wir sie zw« nur erst ein Mal sahen, jedoch »on ihr so ganz eingenommen wurden, daß dieser erste Ein­ druck genügt, sie jedesmal, so oft sie auftritt, in einer solchen Rolle mit Bei­ fall aufzunehmen. Sie gab gestern die »Griseldis« mit so »icl Gefühl und Poesie, daß sie len wärmste« Applaus »on Scene zu Scene und nach den Act««, wo sie im ersten, zweiten und letzt zweimal gerufen wurde, verdientermaffen erhielt. Herr Conrad i (Percival), der umsichtige, lobenswerthe Ressigeur un­ serer Bühne und Held, erhielt mit ihr zugleich für sein ebenfalls eminentes Spiel denjenigen Beifall, den da« Publicum stets nach Gebühr zu zollen ge­ wohnt ist. Die Posse, die, weit besser besetzt «ls das Schauspiel, schon durch die Mitwirkung des Dircctors selbst, wenn /sie nicht zu sehr vorherrscht, immer «erne gesehen wird, zählt