f ii r Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Ä^ 5« 8»N»8tlT3 ÄSN I 3. «ssä«»NSr. 1848. Gin Silvester-Abend. Ncwcllettc uon Fr, Will), u. Sicli c nhüencr. (Aus der „Prager Zeitung.'') e^Dn einer der ersten Abendstunden des 31. December 1829 verlies; ein jm'ger Mann im Gasthofe zum »Hohen Hause" am Roßmarkte der Neustadt Prags den eben von Wien gekommenen Gesellschaftswagen, und nachdem er dem Erpeditor flüchtig angedeutet, sein Gepäcke werde am folgen» den Morgen abgeholt werden, eilte er auf dem kürzesten Wege der Karlsbrücke zu. Als er auch diese überschritten hacce, bog er in eine Seitenstraße der Kleinseite ein, blieb da, sich in der Dunkelheit zurecht zu finden , nacheinander vor zwei oder drei der größern Wohngebäud^stehen, und stieg dann in dem lehren, soweit es seine Eile gestattete, leise eine unerleuchtete Treppenfluchc empor. Im ersten Stockwerke angekommen, greift er in einer ihm bereits bekannt scheinenden Richtung nach einer Thür umher, und als er die gesuchte gefunden, öffnete er, auch jetzc noch alleS Geräusch vermeidend, ein erleuchtetes Gemach. Hier zeigte sich ihm ein Greis, welcher, von Bellen umhüllt, in einem weiten Großoaler-stuhle saß, und neben diesem eine Frau stehend, welche beschäftigt zu seyn schien, dem Kranken, denn dieß war der Greis offenbar, eine Handreichung zu leisten. Der junge Mann blieb, unbemerkt von den Beiden, einen Augenblick an der Thür stehen, dann aber schritt er vor, und sein Auftreten veranlaßte nun die Frau, sich ihm zuzukehren. Im nächsten Moe meme lag eine Theetasse, welche sich in den Händen der Frau befunden, zertrümmert am Boden, und die Letztere selbst an der Brust des Ankömmlinges. »Mein Fritz! mein Fritz-chen! mein Söhnchen!" waren die Ausrufungen der Ueber-raschten, welche nun auch dem im Großvaterstuhle Sitzenden einen erfreulichen, aber wie es schien, eben jetzt nicht erwarteten Besuch ankündigten. Der Kranke streckte dem Sohne die Hand entgegen; aber Fritz vermochte keinen Schrill vorwärlS zu thun, ehe die Mutter ihn losließ. »Nun, Alte!" rief der Greis, »lasse mir von dem Fritz immerhin ein Stückchen übrig ; Du weißt, . ich habe auch so ein kleines Anrecht an ihn, und ihn so lange nicht gesehen wie Du." Das half; die Mutter führte, den Arm immer noch um des SohneS Hals geschlungen, ihren Fritz dem Vater zu. Hier umschloß sie Beide, und Thränen der seligsten mütterlichen Freude flössen über ihre Wangen. Die Freude des Greises über das unverhoffte Wiedersehen wies sich weniger laut, als die seiner ebenfalls hochbejahrten Lebensgefährtin, gewiß aber war sie nicht weniger innig. »Du siehst, Fritz," sagte er, »daß ich Dir zum Willkommen nur die Hand entgegenzustrecken vermag. Ich habe seit heute Morgens die Rolle mit Deiner Mutter getauscht; sonst ist die Krankenpflege mein Amc bei ihr, jetzt ist sie zur Wärterin geworden, bis am Ende auch sie nicht mehr vom Platze kann. Wann bist Du von Gratz weg, liebes Kind?" »Vor fünf Tagen, Papa!" erwiederte Fritz, »ich habe mich nur einen halben Tag in Wien aufgehalten, und seither bin ich beinahe nicht vom Wagen gekommen. Ich wollte endlich wieder einmal einen Sylvester - Abend bei meinen Aeltern zubringen, und es hat sich dieser Wunsch eben jetzt sehr leicht verwirklichen lassen." .Ja, es ist lange her, Fritz, seit dieß das letzte Mal der Fall gewesen ist; wohl sechs oder sieben Jahre schon. Aber, Mutter, Du wirst Dir einen Scherben durch die dünnen Schuhe treten, wenn die Aufwärterin nicht bald die Trümmer meiner Theetasse hinwegläumt. Den neuen Thee mag für dießmal auch Jene kochen, da heuce wohl schwerlich Du selbst dazu Zeit finden wirst." Die Mutter, jetzt beschäftigt, den Sohn seines Man, tels und der übrigen Reisezuthaten zu entledigen, hatte nur halb gehört, was der Kranke gesagt, allein dessen Berufung auf ein Erforderniß hatte sie doch vernommen. »Nein, nein, Alter!" war ihre Erwiederung, »den Thee soll, wenn ich außer Bette bin, wohl nie ein Anderer kochen, als ich." Und nun begann sie mit ihren Händen die Haare deS Sohnes zu trocknen, welche vom Wasser — zerfließenden Schnee — trieften. Es dauerte eine lange Zeit, ehe die Sorgsame ihre Aufmerksamkeit einem andern Gegenstande zuzuwenden vermochte, als eben ausschließlich ihrem Lieblinge. Aber kaum hatte sie der Aufwärterin die für den Abend erforderlichen Aufträge gegeben, als sie auch schon wieder zu Fritz zurückkehrte. „Du mußt noch des Vaters neuen Schlafrock an« 18 ziehen," begann sie, »es ist dieser sein Christgeschenk gewesen. Du siehst, Fritz, daß der heilige Christ noch immer bei uns einkehrt." »Ja, Fritz," fragte der Vater jetzt, „sage mir einmal, ist Dein Christgeschenk zu rechter Zeit in Gratz eingetroffen? Auch möchte ich wohl wissen, ob die zwei Noten, die ich in den Brief an Dich eingelegt, die einzigen gewesen, die Dir bei diesem Anlasse von Prag zugekommen sind? Ich denke immer, es werden sich noch ein Paar dazu gefunden haben." »In der Thac, Papa," erwiederte der Sohn lächelnd, „es sind ein oder zwei Papiere ähnlicher Art noch nebstbei eingetroffen. Und sie kamen eben zu rechter Zeit, ich wäre sonst mit den Reisekosten wirklich in eine kleine Verlegenheit gekommen." «Du brauchst ihm keinen Wink zu geben, Alte," bemerkte lächelnd der Vacer j^tzt; »weiß ich doch, daß Du nie «in Geld auf den Markt sendest, ohne zu überlegen, ob nicht ein Theil davon dem Monatgelde des Fritz zuzulegen wäre." Der Sohn schloß die treue Mutter gerührt in seine Arme, dann sagte er: »Ich habe eigentlich erst morgen, am Neujahrstage, des Anlasses erwähnen wollen, der mich so plötzlich hierher führte, aber es ist wohl all' eins, die Freude kömmt ja nie zu früh. Da lesen Sie, Papa, das ist auch ein Christgeschenk, das mir zugekommen ist." Damit holte Fritz ein Papier aus der Brusttasche seines Reisercckes, entfaltete eS und reichte es dem Vater dar. Dieser rief nach seinem Augenglase. Aber die Mutter hätte daS Glas jchc nicht gefunden, auch wenn es ihr auf der Hand gelegen wäre. Fritz mußce nun selbst lesen, während die Mutier erwartungsvoll über seine Schultern in das Papier sah. Er las sein Anstellungsdecret als wirklicher Beamte auf eine der böhmischen Herrschaften seines fürstlichen Brotherrn. ES bedarf die neue, freudige Ueberraschung der Aeltern, welche ihren Sohn wider alleS Erwarten jetzt schnell und dauernd versorgt sahen, wohl keiner Beschreibung. Nie ist wohl ein Sylvester-Abend mit höherer Zufriedenheit gefeiert worden, als dieß heute bei dieser Familie der Fall war. (Schluß folgt.) Das Straußchen. Eine ErMhlung uciben (hier wurde Namen und Alter eines Jeden angegeben), wünschen sich zu verheirathen, weil sie des Gaioonlebens völlig jacc sind. Darauf Nesiectirende können dieselben bei dem Gastwirth So in, Rue de Chantier, in Augenschein nehmen." — Zwei von den Zimmerleucen begleiteten den Trommler, welcher, auf sie zeigend, seinem Ausrufe die Bemerkung hinzufügte: „Hier, meine jungen Damen, sehen Sie eine Probe von den jun» gen Männern, welche sich zu verehelichen gesonnen sind. Die päpstliche Armee — besteht gegenwärtig aus 13.232 Mann mit 130l Pferden und 48 Kanonen, dazu kommen noch 150.000 Mann Bürgergarde und drei Reser-vedivinonen, jede zu 30 Bataillons. —Die Marine« Mannschaft zählt nur 29 Mann, gro'ßtencheils Officiere, indem in jedem vorkommenden Halle Malrosen gemiethet werden; die wenigen noch vorhandenen bewaffneten Schiffe werden eigentlich nur als Wachcschiffe und zum Transport von Militär» Effecten gebraucht. — Befestigte Plätze gibt es in dem Kirchenstaate 19, außerdem 189 Orte mic Spuren alter Befe-stigung. Vei Seiner Heiligkeit, dem Papste — melden sich nun immer Gefähilen aus seinem früheren Lebenswandel. So stellte sich ein alcer, siecher Violinmeister vor, der sich noch mit Thränen in den Augen erinnerte, daß er seinen jungen Zögling oft auf die Finger geklopft; und der Papst nahm ihn mit der größten Liebe auf. Eden so kommen alte Krieger, welche mit ihm in einer Garde gedient und so man» cheS Erlebniß von dem Grafen M a sta i.-Fe r'.'e tci zu erzählen wissen; sogar ein Fischer, der dem Papste einst das Leben aus den Fluthen gerellet, zeigte sich und wurde herrlich belohnt. Der Papst nimmt alle Jene, mit denen er einst in näherer Berührung gestanden, mit der größten Milde und Freundlichkeit auf, was nicht wenig beitragt, ihm alle Herzen zu gewinnen. Ostindische Post zwischen Trieft «nd Ale- xandrien. — Bereits sind alle Vorkehrungen getroffen, um vom laufenden Jänner hinweg auf die schnellste und befriedigendste Weise die ostindische Post zwischen Triest und Alexandrien zu befördern. Die beiden grosien Postdampfschiffe »Germania" und »Ilalia" sind schon vom Stapel gelaufen und werden nun eben jo zweckmäsng, als bequem im Innern eingerichtet. Der österreichische Lloyd läßt noch drei andere Postdampfschiffe zu demselben Zweck erbauen. Ueberhaupt bemerkt man eine große Nühriakeil in der österreichischen Ma^ sine, welche in den drei letzten Monaten durch 31 Fahrzeuge von bedeutendem Tonnengehalt vermehrt worden ist. Pnpierkorb des Amüsanten. Ein schlesischer Edelmann, Namens: von Busewalk, hatte auf Leben und Tod gebrochen mit dem Liegm'tzcr Herzoge Boleslav, von dem er glaubte, dasi er ihm seine Tochter verleitet. Der Hei zog starb und wurde in der Stiftskirche von Leuens begraben. Als wenige Jahre darauf auch Busewalk verblich, befahl sein, letzter Wille, ihn am Eingang der Kirche quer über in voller Rüstung zu begraben, sein Schwert neben ihm, damit er bei der Auferstehung des Fleisches den feindlichen Herzog, wenn er zur Thür hinaus wolle, gleich aufhallen und zum Ehrenhandel herausfordern könne. In einer Gesellschaft piies kürzlich Jemand die Kenntnisse eines Abwesenden. »Ach, und in der Oeconomie besitzt er eine Erfahrung!" rief er unter andeim; »Sie kennen das Guc, welches er vom Herrn A. gekauft har; als er's übernahm, trug es keinen Heller, und jetzt hat er's schon so emporgebrachl, daß es das Doppelte trägt." Sonderbares Examen. Lehrer: »Was für ein Redeiheil ist das Wori Ei." — Junge (zaudernd): „Nennwort."— Lehrer: „WelcheS ist sein Geschlecht." — Knabe (oer-blüffi) : »K^nn ich nicht sagen."— Lehrer: »Ich meine: ist es ein Masclilinum, Femininum oder Neuiium." — Knabe: »Das kann ich erst sagen, wenn es ausgebrütet ist." Eorrespondeuz vom Lande. (Durch Umstände verspätet.) Vt. Veit ob Wippach am 28, December i8't?. Um 26. d. M. um 5 Uhr 7 Minuten Früh verspürten wir hier ein Erdbeben, das einige Secunden anhielt lind von einem sturmähnlichen unterirdischen Geräusch begleitet war. Die Schwingungen geschahen in der Richtung von Südwest gegen Nordost, worunter sick besonders ein Stoß durch heftiges Rütteln der Thüren und durch Fensterkürren bemerkbar machte. Die Temperatur war mild, der Himmel dicht unnvölkt, und das Netter den ganzen darauffolgenden Tag trübe, mitunter regnerisch; gegen Abend sogar trieb uns die Bora vom Nanos und von Präwald herunter einige Schneeflocken zu. Die unmittelbar vorhergehenden Tage Hatten wir Vora, ohne bedeutende Kälte. Ueberbaupt hat uns bis nun der Winter gar nicht viel zu schaffen gegeben, was dem hiesigen Vauer, der bei der Rede mit dem Beschneiden, Graben. Setzen u. s, w, auch zu dieser Zeit fortwährend genug Veschäfti« gu»g findet, sehr zu Gute kam. Aber fortan scheint der eisige Mann ernster auftreten zu wollen. Weil ich schon der lieben Nebe erwähnte, wäre es vielleicht Man« chem der Leser des «IUyr. Vlattes» nicht unlieb, zu vernehmen, wie die Weixpreisc hierlands sich heuer gestaltet haben. Trotzdem, daß uns der Himmel, besonders im Spätsommer, wo die Trauben die meiste Wärme bcnöthigen, sehr reichlich mit Regen bedachte, sind unsere Wippacher Weine doch auch dieses Jahr sehr vorzüglich; denn man hatte die Klugheit, die Weinlese um 1'4 Tage hinauszuschieben, womit ungemein viel gewonnen war. Durch das schön? Wetter dieser letzten Wochen gediehen die Trauben zu der gewünschten R>ife, so zwar, daß nun der Jahrgang l847 in Hinsicht der Qualität dem Sechs uno Vierziger, der bekanntlich einer der ausgezeichnetsten war, gur nicht viel naclisteht. Bezüglich der Quantität aber übertrifft er seinen Vorgänger wohl. Die Preise nun gleichen so ziemlich den vorjährigen. Der Konzo (60 Maß) guten Gebirgswcines kommt auf 7 bis 9 fl,, mittlere Weine gehen um den Preis von tz bis 6 fl. Die ganz niederen aber verbraucht unser Vauer bei d,r Wirthschaft selbst. AIs ein aules Omen für ein fruchtbares Jahr sehen einige Vauern das Erdbeben an; nun, wir wollen sehen, was uns das Jahr 18't8 bringen wird! — H. Verleger: Ignaz Alois Gdler v. Kleinmayr.