Donnerstag den 11. KeVtembev 1828. Mermanstavt ven 26. August, ^aut Nachrichten aus Bukurcsi vom 22. d.M. haben die Türken am ,8. August vcn Kale fat (Widdin gegenüber) mit einer aufmehr als 20,000 Mann geschätzten Truppen . Masse einen heftigen Ausfall auf das russische Lager bei Go lenz gethan, wodurch die russischen Truppen genöthiget wurden, sich in die verschanzte Stellung von C so r oj zurückzuziehen. Auch in dieser wurden sie am 19. lebhaft angegriffen, behaupteten sich jedoch gegen die türkische Uebermacht. Unterdessen hatten sich die Türken der im erstgenannten Lager aufgehäuften Vorräthe bcmächci-get, wobei ihnen 10,000 Oken Zwieback, 40,000 Oken Getreide, beträchtliche Heu-Vorräthe, eine große Menge von Bauholz, Fähren und kleinen Schiffen, die zu einem Donau - Uebergange bestimmt schienen, endlich mehrere tausend Masi-Ochscn in die Hände gefallen, und nach Widdin getrieben worden seyn sollen. Durch diesen Uebcr-fall hat der Mchedintzer-Disinct der kleinen Wal-lachei bis in die Gegend von (Zzernetz empfindliche Verheerungen erlitten; und man war sclbsi in Crajova noch am 20, in großer Bestürzung. Da inzwischen General Geismar von Karakal und andern Puncten her schnell Verstärkungen an sich gezogen hatte, so hofft man, daß dieser Strcif-zug keine weiteren Folgen haben werde. (Oest. B.) V'abstliche Staaten. AncVna den 22. August. Gestern ist in un« sern Hafen das Schist Sir F. Adams mit Depeschen der Gesandten der drei alliirten Mächte eingelaufen. Sie naren bis ü. 0. in Corfu ange- kommen , und sollen es in wenigen Tagen verlas« sen, um sich nach Egina zu begeben, wo über die griechische Regierung und die definitive Stellung der Angelegenheiten Griechenlands unterhalb delt werden wird. Der Aufstand in Epirus breitet sich immer weiter aus, man befürchtet sogar eine Plünde« rung von Icmina, welches Schicksal die Städte Arta und Prcvesa durch die albanesischen Truppen erfahren haben. Die Anarchie, in der sich dieser Th,cil des türkischen Reiches befindet, ist sehr groß; möge der Himmel die friedlichen Christen so in diesen Gegenden wohnen, beschützen. (5. 61 Ver.) V ? e u ß e tt. Die preußische Staats - Zeitung meldet aus Liegmtz vom 23. August: Vorgestern Vormittags gegen 10 Uhr rückte ein Theil des 5. Armee-Corps, welches zu den dieß-jahrigcn Herbstübungett zusammengezogen war, in das in der Gegend von Liegmtz, zwischen den Dör< fern Koischwitz- und Klemmerwitz errichtete Lager ein. Dieses militärische Schauspiel hatte viele Zuschauer aus der Nähe und Ferne herbeigezogen, denen, außerdem Einmarsch, die Besichtigung des Lagers ^ein großes, nsch nie gekanntes Vergnügen gewährte. Es ist aber auch die Anordnung und Einrichtung deö Lagers dergestalt, daß sie in ähnlicher Weise wohl bis jetzt nicht vorgekommen ist, und alles früher Gesehene der Art übertrifft. Auf,hoch gelegenen Feldern, zwischen den Dörfern Koischwltz und Klcmmcrwitz, eine Meile vcn Liegnitz, erblickt man 36 Reihen Zelte, sämmtlich in Kegclform, nach englischer Art. Die Fronte die« 234 ser militärischen Anlage ist südlich gegen das Kloster Mahlstatt gerichtet, wohinaus die Feldwachten stehen; nördlich begränzt es der Koischwitzer See, den die Brandwachen im Gesicht haben. Westlich liegt das Dorf Koifchwitz, und östlich das Dorf Klemmerwitz. Ersteres bildet den Anfang, letzteres das Ende der Breite des Lagers, und zwar so, daß der rechte Flügel sich an Koischwitz und der linke Flügel sich an Klemmerwitz anlehnt. Auf der nördlichen Seite zeigt das Erdreich eine sanfte Abdachung gegen den Koischwitzer-See. Hier erblickt man zuerst die Brunnen, deren sechs sind, zu denen man auf Rasentreppen heruntersteigt, und von welchen, in der Tiefe der sie umgebenden, mit Nasen belegten Umwallung, jeder sechs Zisternen enthält, die durch Röhren, von oberhalb liegenden Quellen, gespeist werden. In den meisten dieser Brunnen ist das Wasser, vermittelst sinnreich angebrachter Klärungs-Apparate, sehr gut, wie sich denn sogar ein Brunnen gefunden hst, dessen Wasser an Ocker bedeutend reich ist. Sämmtliche Brunnen sind durch Pioniere, unter Leitung des Ingenieur - Lieutenants, Herrn Blumenthal, angelegt worden. Die zweite Reihe des ökonomischen Theiles des Lagers bilden die Küchen. In einer geraden Linie sind, in gleichmäßigen Entfernungen einige siebzig große Herde mit Rauchfä'ngcn und auf hollandische Art geputzt, erbaut. Jeder Herd enthält vier ganz neue kupferne, gut verzinnte Kessel zur Speisung ron 100 Mann. Auf die Küchen folgen die Zeltgassen, deren immer zwei und zwei, ein Bataillon aufnehmen, so daß in einem Zelte bis 14 Mann einquartiert sind. Die Zelte der Offiziere haben Fähnchen, die sich, nach den Graden, durch meh,-rere schwarz und weiße Streifen unterscheiden. Im Ganzen stehen 6 Regimenter im Lager, welche nach Verlauf von 6 Tagen durch andere abgelöst werden, die Landwehr ausgenommen, welche die ganze Uebungszeit hindurch im Lage^ verbleibt,. Damit es den durch die Neuheit der Sache her« beigczogenen Zuschauern nicht an Gelegenheit zur Erquickung fehlen möge, hat man an der nördli« chen Seite des Lagers zwischen den Brandwachen und den Brunnen, eine Straße nebst einem Markt für allerlei Gegenstände des Verkaufs eingerichtet. Hier befinden sich ferner große Zelte für die Tafeln der Offiziere, Räume zu Billards, Earsusscls und Tanzplätze,, (W. Z.) Großbritannien. Der Themse - Tunnel befindet sich jetzt in sehr gutem Zustande. Das Wasser ist fast ganz« lich herausgeschafft und eine Mauer von Backsteinen stellt dieß großartige Werk vor neuen Umbrüchen des Stromes ziemlich sicher. Allein die Samm« lungen zur Vollendung des Baues machen nur langsame Fortschritte, kaum ein Zehntel der erforderli« chen Summe jst bis jetzt vorhanden. Man hat vor» geschlagen, sobald 100,000 Pfund zusammen wä« ren-, das Werk von der andern Seite des Flusses, zu beginnen, und, sobald man an die gefährliche Stelle in der Mitte des Flusses gekommen seyn würde, eine neue Steinmauer aufzuführen, um das Eindringen des Wassers zu verhüthen. Dieser Plan wnrde zur Ausführung größere Kosten bedürfen, führt aber vielleicht am Sichersten zur wirtlichen Vollendung des Unternehmens. Es ist die Absicht der englischen Regierung, ei» ne neue Niederlassung auf Neu-H 0 lland anju-legen. Man hat einen besondern Fleck dazu auö0o Mann Fußvolk und vielleicht 20,000 Mann Reiterei bestehend, unter dem Scraskier Hussein Pascha. Mit den Donaufestungen und Konstantinopel ist ihm die Verbindung schon abgeschnitten. und jede Verstärkung und Zufuhr von Lebensmitteln unmöglich gemacht. Täglich führen die Russen neue Schanzen auf, in der Absicht die Ausfälle zu verhindern, und die Türken enger in ihven Positionen einzuschließen. Bis jetzt haben fast nur Kavalleriegesechte statt gefunden, wo die Tintcn immer umsonst versucht haben^die russischen Quarrcs zu sprengen; ihre Augriffe stnd ungesiümm, aber eben so unregelmäßig als lonst; keilförmig oder e« evc-nwi! — einige Infanterie- und Artillcriesalven zwingen sie bald zum Rückzüge. Nur ein einzigesmal haben sich etwa 1000 Mann Fußvolk aus dem Lager herausgewagt und ohne Erfolg geplänkelt. Das Geschütz in den Schanzen ist gut bedient, hat aber den Russen nur wenig Schaden zugefügt, da es von schwachemKa-libcr ist. Nur ein kleiner Theil der Feldartillerie ist mit Pferden bespannt, und kann sich keineswegs mit der russischen messen. Nur ausnahmsweise werden von beiden Seiten Gefangene gemacht, obgleich der Kaiser Nicolaus einen Dukaten für jeden Gc- 296 fangenen zahlen läßt. Die Erbitterung der Russen über die barbarische Sitte der Türken, den Verwundeten und Todten die Köpfe abzuschneiden, ist so groß, daß sie diese Belohnung verschmähen, um ihre gebliebenen Waffenbrüder zu rächen. Der Weg nach Schumla von Basardschik aus geht durch eine bergige Waldgegend, wo Türken, die ihre Wohnsitze bei Annäherung der Russen verlassen haben, in Banden von 20 bis 25 Mann umherstreifen und die Nachzügler und Kouriere berauben und todten. Mobile Kolonnen werden errichtet, um diese Wäl< der zu reinigen und den Weg ;u sichern. Die Zufuhr von Lcbcnsmittcln geschieht mit Bedeckung so regelmäßig, wie bisher; 22,00a mit Ochsen und 600a mit Pferden bespannten Karren bilden das bewegliche Magazin. Da überall Gras im Neberstuß vorhanden ist, folgen dem 'Heere zahlreiche Heerden von Ochsen, die aus dem Innern von Rußland oder der Wallachei hergetrieben werden. Die Kavallerie» und Artillcriepfcrde sind im besten Zustande. Die Zahl der Kranken beläuft sich beider vor Schumla stehenden Armee nur auf 200a, trotz der Hitze, die über 45 Grad gestiegen war, und des Mangels an Wasser. Diese Thatsachen beweisen, daß alle Maßregeln zur Erhaltung der Armee sehr weise angeordnet worden sind, und man die Schwierigkeiten dieses Krieges, ehe man ihn unternommen, keineswegs übersehen hat. Freilich wird der Kampf täglich ernster und blutiger, aber nach Maßgabe des Widerstandes werden auch die Mittel des Angriffs verstärkt. 3o,aoc» Mann Garden müs-sen in diesem Augenblick schon bei Basardschik versammelt seyn, während das zweite Korps unter dem Fürsten Scherbatoss ihnen auf dem Fuße folgt, und eine Abtheilung von 10,00a Mann von diesem ^0,000 Mann starken Korps dürften nach der klei« nen Wallachei abgeschickt werden, um die Obser-vationstruppen vor Widdin und Rustschuk zu verstärken. So wird in den ersten Tagen des Septembers die russische Armee im Stande seyn das türkische Lager von Schumla zu maskiren, und mit dem übrigen Theile des Heeres über den Balkan in der Richtung von Karnabat und Adrianopel vorzugehen, während das eine andere Kolonne auf Widdin und Kirklessi vordringt. Zugleich werden die Belagerungen von Varna und Silistria eifrig betrieben werden. So nähert sich denn der Krieg zwar langsam, ober unaufhaltsam der Entscheidung. Es liegt im Geiste des russischen Herrschers, kräftig, aber auch nur sicher zu Werke zu gehen, und alle Hindernisse, die sich Ihm seit seiner Thronbesteigung entgegengesetzt haben (die Ereignisse im December 1625, der Angriff und die spätere Wortbrüchigkeit der Perser :c. :c.) hat Er durch die Festigkeit und Beharrlichkeit seines Willens überwunden, und zwar auf eine Weise, die den Erfolg gesichert und seinem Reiche nicht weniger zum Nutzen als Ihm zum Ruhme gereicht hat. Folgende Veränderungen haben in dem Kommando der verschiedenen Abthei-lungen der Armee statt gefunden. Der Prinz Eu« gen von Würtemberg, ein an Jahren junger, aber an Tapferkeit, Erfahrung und militärischen Talenten den ältesten gleich stehender General hat das dritte Korps erhalten, an die Stelle des Generals Woinoff, dem die gesammte Kavallerie der Armee anvertraut worden ist. General Borosdin verläßt wegen Krankheic das Reservekorps in der Wallachei, ihm folgt der General Langeron. General Karniloff ist vor Giurgewo gestorben, der Befehl über seine Infanteriedivision ist dem General Po< temkin gegeben worden. Das kaiserl. Hauptquartier wird in der Ecntralposition vor Basardschik bleiben, von wo aus die verschiedenen Operationen geleitet werden sollen. Mg. Z.) ^erschienenes. Unter den leidigen seitherigen Selbstmorden in Hamburg machte der einer hiesigen liebenswürdigen, erst 25jährigen Frau eines angesehenenDro« guerie-Mäklers viel Aufsehen; die Bedauernswerthe vergiftete sich in einem Anfalle von Melancholie mit Arsenik, lebte aber noch 10 Stunden und litt ungeheuer; die geschicktesten Aerzte versuchten vergebens ihre Rettung, und die Gemarterte bat flehentlich, sie zu retten, da sie das Gift in Ueberei-lung genommen und so gern ihrer 4 Kinder wegen am Leben bleiben möchte. Aus Alexandrien wird gemeldet, daß sich 5oo Männer in einem Dorfe mittelst eines Pflasters von ungelöschtem Kalke ein Auge ausgebrannt hat« ten, um sich vom Kriegsdienste zu befreien-, für welchen neue Aushebungen geschehen. Der Vice-könig hat sie decimiren und die Uebrigen auf die Galeeren im. Haven bringen lassen. Nevacteur: ^r. Vav. K e i n r i ch. Verleger: Dgnaz Nl. Gvler v. Aleinmaur.