127Die Reporterin Alice Schalek an der Adria Die Reporterin Alice Schalek an der Adria Mira Miladinović Zalaznik Abstract The journalist, photographer and mountaineer Alice Schalek was the first woman jour- nalist who was sent to the front during World War One, from where she reported from various battlefields, especially in the Dolomites and the Alps, where battles were for the first time waged at such a high altitude. Keywords: Schalek, Kraus, Kafka, Schnitzler, Neue Freie Presse, Neue Warte am Inn, Adriatic Sea, Fleet-in-being ACTA NEOPHILOLOGICA UDK: 94(262.3)“1914/1918”:82-94Schalek A. DOI: 10.4312/an.49.1-2.127-138 Acta_Neophilologica_2016_FINAL.indd 127 17.11.2016 8:56:00 128 Mira Miladinović ZalaZnik Im vorliegenden Beitrag wird die Berichterstattung der einzigen Reporterin, die im Ersten Weltkrieg an die Front geschickt wurde, analysiert. Es handelt sich dabei um jene Artikel, die sich mit der k. u. k. Marine befassen. Schalek wurde wegen ihrer Berichterstattung über die Schlachten in den Dolomiten, am Isonzo, in Serbien, Montenegro oder an der Adria scharf kritisiert und sogar attackiert, da vor allem besonders rücksichtslos von Karl Kraus sowohl in seiner Fackel als in seinem Theaterstück Die letzten Tage der Menschheit. Er hatte an ihr einiges aus- zusetzen, unter anderem, dass sie eine Frau war und in ihren Artikeln Propaganda betrieb. Im Beitrag soll gezeigt werden, dass Schalek ihre Berichte zwar im Geiste der Habsburgischen Politik verfasste, dass es ihr darin aber nicht nur um Propa- ganda ging, sondern auch darum, den Kämpfenden eine Stimme zu geben, wobei ihr mitunter trotz Zensur Kritisches zum Zeitgeschehen weiterzugeben gelang. Der Erste Weltkrieg bedeutet in slowenischen Gebieten sowohl im Hinblick auf die Kriegsführung (zum ersten Mal so hoch gelegene Stellungen und Kämpfe in den Alpen, Gasanwendung) als auch auf die Gestaltung und Lenkung der öffentli- chen Meinung einen markanten Wendepunkt. Der Propaganda standen modernere Mittel zur Informierung und Beeinflussung der Bevölkerung zur Verfügung als bis dato: neben der alterprobten und zuverlässigen Presse, Fotografie, neben Plakaten und Ansichtskarten, der wissenschaftlichen und schöngeistigen Literatur, auch der Funk, das Theater und der äußerst effektive Film samt Kino.1 All das trug zur (ein- seitigen) Informiertheit der Zivilisten im Hinterland, zum Aufbau der Truppen- moral im Allgemeinen und zur Unterstützung der Kämpfenden im Besonderen bei. Zum letzteren zählte man auch die regelmäßigen und nicht seltenen Frontbesuche des österreichischen Kaiserpaars Karl und Zita beim Heer. Im Ersten Weltkrieg wurde die Bevölkerung ebenfalls von literarischen Er- zeugnissen mobilisiert, die nicht nur von Berufsliteraten, sondern auch von Kämpfenden verfasst wurden. Es ist bekannt, dass kurz nach Ausbruch des Krie- ges allein im Deutschen Reich täglich an 50.000 vaterlandsliebende Gedichte an Zeitungen geschickt wurden, die meisten davon bereits aus dem Feld. Nicht viel anders verhielt es sich bei den Alliierten2 und auch nicht bei den für die Habsbur- ger Monarchie kämpfenden Slowenen, wie es das Beispiel eines Soldaten des k. u. k. Infanterieregiments Kronprinz Nr. 17, in dem 82% der dienenden Soldaten Slowenen waren (Štepec1 2010, 13–14), bezeugt: 1 Die Propaganda wurde damals von der Politik und vom Militär betrieben, da man auf psycholo- gische Hilfeleistung von Fachleuten noch verzichtete. Psychologie war vor hundert Jahren noch eine junge Wissenschaft. Das wird sich im Zweiten Weltkrieg und vor allem danach grundle- gend ändern. 2 Vgl. Kraus versus Schalek: Es wird scharf geschossen. In: DiePresse.com vom 28. 6. 2013 (http:// diepresse.com/home/165jahre/1424146/Kraus-versus-Schalek_Es-wird-scharf-geschossen%20 %2821 (Zugriff: 20. 8. 2016)). Acta_Neophilologica_2016_FINAL.indd 128 17.11.2016 8:56:00 129Die Reporterin Alice Schalek an der Adria Slednji polk med sabo / v hrabrosti tekmuje, / izmed vseh se ‚kranjski /Janez‘ od- likuje./ Kjer šrapnelov, krogel / dež se gosti vsuje, / kjer nevihta bojna / zadivja najhuje, / tja hitijo Kranjci / na usodno mesto, / kot neustrašni levi / se borijo zvesto (Štepec1 2010, 13).3 Auch slowenische Künstler nahmen an dem großen Krieg teil: In Tirol fiel als Soldat des 17. Infanterieregiments der blutjunge Lyriker und Maler Jože Cvelbar (1895–1916), es fielen der Bildhauer Anton Štefic (1878–1915) und ein Gott- scheer Tischlersohn, der es ebenfalls zu einem Bildhauer schaffte, Julius Forn- bacher (1880–1914)4. Am großen Krieg nahmen der heute berühmte sloweni- sche Maler und Bildhauer Božidar Jakac (1899–1989) teil, der auch im Zweiten Weltkrieg kämpfte und Stationen aus dem Partisanenleben als Zeichnungen und Bilder protokollierte, oder der bis kurz vor seinem Tode in Paris lebende Veno Pi- lon (1896–1970), ferner der Begründer des Konstruktivismus in der slowenischen Malerei Avgust Černigoj (1898–1985), aber auch France Kralj (1895–1960) und Ivan Napotnik (1888–1960) etc. Unter den offiziellen Kriegsmalern der Ison- zo-Schlachten befand sich Ivan Vavpotič (1877–1943), der Soldatenleben im Krieg darstellte und den Prototypen des gekreuzigten Kranjski Janez (Krainer Jo- hann) entwarf. Andere wie Maksim Gaspari (1883–1980) und Hinko Smrekar (1883–1942), der im Zweiten Weltkrieg von italienischen Faschisten liquidiert wurde, malten Ansichtskarten, die unterschwellig vom Propagandamaterial zu traurigen Abschiedsszenen zwischen Soldat und seiner Familie mutierten. Fran Tratnik (1881–1957) zum Beispiel, der wegen schlechter Gesundheit nicht ein- berufen wurde, thematisierte das unglückliche Leben der Flüchtlinge in Ljublja- na 1917 (Štepec2 2010, 85–86), das er aus eigener Anschauung kannte. Will man die Stimmung jener Zeit punktuell erfassen, so scheint es aufschluss- reich, auch private Äußerungen zum Kriegsausbruch zur näheren Betrachtung heranzuziehen. Die Notizen Kafkas dazu5 sind mittlerweile legendär: Während das Attentat von Sarajevo von ihm mit keinem Wort erwähnt wird, hält er ei- nen Tag vor der österreichischen Kriegserklärung an Serbien fest, dass er „[z] weimal in der Schwimmschule“ (Kafka 1976, 298) gewesen war. Den Tag darauf wurde „[a]m Nachmittag des 28. Juli […] Belgrad die Kriegserklärung übermittelt. Da Österreich-Ungarn in Serbien keine diplomatische Vertretung mehr hatte, geschah 3 In profaner deutscher Übersetzung: Jedes Regiment wetteifert mit anderen in Tapferkeit, vor allen zeichnet sich der „Krainer Johann“ aus. Wo der Schrapnellen, Kugeln dichter Regen niederprasselt, wo das Kampfesgewitter am wildesten lodert, dahin eilen die Krainer zum schicksalsträchtigen Ort, treu kämpfend wie unerschrockene Löwen. 4 Vgl. http://www.gottscheer-gedenkstaette.at/gottschee_kultur6.htm (Zugriff: 18. 8. 2016). 5 Vgl. http://wk1.staatsarchiv.at/diplomatie-zwischen-krieg-und-frieden/kriegserklaerung-oester- reich-ungarns-an-serbien-1914/ (Zugriff: 13. 5. 2015). Acta_Neophilologica_2016_FINAL.indd 129 17.11.2016 8:56:00 130 Mira Miladinović ZalaZnik dies telegrafisch und im Umweg über Rumänien“ (Rauchensteiner 2013, 133). Zu der neuen Situation seines Landes äußert sich Kafka erst am 31. Juli wieder mit dem Satz: „Es ist allgemeine Mobilisierung“ (Kafka 1976, 304). Und unter dem 2. August liest man eine Notiz, die für nachhinein etwas seltsam anmutet, ist dabei immerhin von einem Krieg in nächster Nähe die Rede: „Deutschland hat Rußland den Krieg erklärt. – Nachmittag Schwimmschule“ (Kafka 1976, 305). Arthur Schnitzler, der die politische Lage sorgfältiger verfolgte als sein Pra- ger Landsmann, hielt am 28. Juni in seinem Tagebuch fest: „Nm. telephonirt uns Julius dass Franz Ferdinand und Gemahlin in Sarajevo erschossen wurden […] Die Ermordung F. F.s, nach der ersten Erschütterung wirkte nicht mehr stark nach. Seine ungeheure Unbeliebtheit“ (Schnitzler 1983, 123). Am 25. Juli findet man die Be- fürchtung Schnitzlers wortkarg festgehalten: „Der oesterr. serb. Krieg in Aussicht“. Am 29. Juli, als die Kunde vom Krieg ihre Runde bis nach Engadin gemacht hat- te, wo Schnitzler die Sommerfrische genoss und an einem „Bachusfest“ teilnahm, werden „Kriegsnachrichten“ (Schnitzler 1983, 127) erwähnt. Ein „Schwimmbad“ (Schnitzler 1983, 130) findet bei ihm erst am 13. August seine Erwähnung. Wie agierte aber die „Mutter aller Schlachtreporter“ (Kalka 2003) Alice Therese Emma Schalek (1874–1956), eine ungewöhnliche Frau, die sich gewissermaßen vom Rande der Gesellschaft ins Zentrum der k. u. k. Welt meldete, im Krieg? Sie war Autorin, Journalistin, Fotografin und Erzählerin, Berufe, die damals al- les andere als typisch für eine Frau waren. Dazu war sie Bergsteigerin6 in einer von Männern dominierten Sport- und Lebensart, die es den Damen verhieß, die Berge in langen Röcken zu besteigen. Sie war eine Forschungsreisende, die mit 29 Jahren im Feuilleton der Wiener Neuen Freien Presse tätig wurde, wo sie sich als Autorin von Reiseberichten und Fotografin einen Namen gemacht hatte. Nach dem Ausbruch des Krieges gehörte sie zu den Gründern des Schwarz-gel- ben Kreuzes, einer Wohltätigkeitsorganisation, die am 31. August 1914 ins Leben gerufen wurde, um sich für die durch den Krieg in Not geratenen österreichischen Kriegsinvaliden und deren Familien einzusetzen.7 Im Jahr 1915 wurde sie auf ih- ren ausdrücklichen Wunsch als Kriegsberichterstatterin zugelassen und beim k. u. k. Kriegs-Pressequartier in Österreich akkreditiert.8 Die gebildete, mehrere Fremd- sprachen beherrschende 40jährige Schalek zog, immer im langen Rock, zunächst in die Berge (Dolomiten, Alpen), wo sie die bis dato am höchsten gelegenen 6 Die erste Bergsteigerin war die Engländerin Lucy Walker (1836–1916), die auf Anraten des Arz- tes zur Bergsteigerin wurde, um ihren Rheumatismus zu kurieren. Sie musste in einer anständigen Frauengarderobe, d. h. in einem langen Rock die Berge besteigen, damit die Entrüstung ob dieser ungeheuerlichen Tat nicht noch größer gewesen wäre. Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Lucy_ Walker_%28Bergsteigerin%29. (Zugriff: 3. 9. 2015). 7 Vgl. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Schwarz-gelbes_Kreuz (Zugriff: 21. 8. 2015). 8 Vgl. https://de.m.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Kriegspressequartier (Zugriff: 21. 8. 2015). Acta_Neophilologica_2016_FINAL.indd 130 17.11.2016 8:56:00 131Die Reporterin Alice Schalek an der Adria Bergschlachten dokumentierte, sodann ans Adriatische Meer. Von den Kriegs- schauplätzen schickte sie ihre Artikel, die gut recherchiert waren und überwie- gend im Sinne der offiziellen Propaganda verfasst wurden. So berichtete sie am 13. Februar 1916 in der Illustrierten Beilage der Neue[n] Warte am Inn von ihrem Besuch bei den U-Booten an der Adria (Schalek 1916, 3). Wieso dieser Beitrag in einem Wochenblatt in Braunau und nicht in ihrer Stammzeitung in Wien erschienen war, bleibt offen. Die Lage des Landes war 1916, als ihr Artikel veröffentlicht wurde, alles an- dere als rosig. Große Teile der Bevölkerung wurden aus- oder umgesiedelt (z. B. 50.000 Flüchtlinge aus der Isonzo-Gegend, 5.000 aus Ost-Galizien). Die Städte im Hinterland wuchsen auch dadurch um das Vielfache an, dass sie Unterkunft für Verletzte in den Spitälern, aber auch für Invaliden, Kriegsgefangene oder Flüchtlinge bereitzustellen hatten. Gefangene sollten mit Menschlichkeit behandelt werden und in Bezug auf Nahrung und Unterkunft den eigenen Truppen gleichgestellt sein.“ Doch wurden die ge- fangenen Soldaten „vor allem ab 1916 zum Arbeitseinsatz in Industrie, Bergbau und Landwirtschaft gezwungen, um den durch Fronteinsatz entstandenen Mangel an Arbeitskräften auszugleichen. Harte körperliche Arbeit bei unzureichender Er- nährung führte bei vielen Gefangenen, die nicht auf Zusatzlieferungen aus der Hei- mat zurückgreifen konnten, zu teilweise hohen Todesraten.9 Oder auch zu Unfällen wie Anfang März 1915 auf dem Vršič-Pass in den Julischen Alpen, wo die russischen Gefangenen die Passstraße zu bauen hatten. Unter einer Schneelawine sind damals um 110 Russen und 7 k. u. k. Wächter um- gekommen.10 In den Fabriken des Hinterlandes musste die zuhause verbliebene weibliche Population arbeiten, da die Männer an der Front waren, meist in der Rüstungsindustrie. Die Moral der Truppen war nicht mehr auf dem höchsten Niveau, bedingt durch Verluste im Kampf, aber auch Selbstmorde, Selbstverstümmelung oder Fah- nenflucht. Es herrschte Hunger. Die Zivilbevölkerung hungerte, da Lebensmittel (Kartoffeln, Reis, Mais, Getreide, Fleisch) äußerst knapp und teuer waren. „Der Ver- kauf von Brot und Backwaren in Cafés und Restaurants war verboten“ (Rauchenstei- ner 2013, 686). Man streckte nicht nur Tabak, dessen Verkauf an Frauen untersagt war und für den 72 Streckmittel gefunden wurden, von denen für die gelungenste die Mischung aus 20 % Tabak und aus je 40% Buchenlaub und Hopfen gehalten wurde, sondern auch das Getreidemehl durch Gersten-, Mais-, Kastanien-, Kar- toffelmehl, später durch Hafer, Bohnen, Wurzeln, Gräser und sogar Sägemehl, den 9 Vgl. https://www.dhm.de/lemo/kapitel/erster-weltkrieg/kriegsverlauf/gefangenschaft.html (9. 9. 2015). 10 Vgl. https://sl.wikipedia.org/wiki/Ruska_kapelica (9. 9. 2015). Acta_Neophilologica_2016_FINAL.indd 131 17.11.2016 8:56:00 132 Mira Miladinović ZalaZnik Kaffee durch Zichorie und Eicheln (Rauchensteiner 2013, 685–686). Eine Folge der „exotischen“ Streckungen waren Krankheiten. Auch sonst lebte man in Not, da ein großer Mangel an Produkten wie Wolle, Textil, Leder, Papier, Holz, Fett, Seife herrschte. In dieser Lage hungerte auch das Heer. Weil es kämpfen, ergo es- sen musste, musste sich die Zivilbevölkerung die Lebensmittel für ihre Soldaten abhungern. Um dieser Situation beizukommen, wurden einerseits die Saatgutvorrä- te angegriffen, was sich als verheerend herausstellte, andererseits die Armeevorräte von den ursprünglichen 14 auf nur mehr einen bis zwei Tage herabgesetzt. Auf Lebensmittelwucher wurde Todesstrafe angedroht (Rauchensteiner 2013, 687). In Wien wurde im April 1916, wohl um die Lage professionell zu analysieren, ein „‘Wissenschaftliches Komitee für Kriegswirtschaft‘ eingerichtet“. Nichtsdestotrotz er- lebten Kriegsgewinnler, Spekulanten und Wahrsagerinnen zur gleichen Zeit eine ihrer Sternstunden. (Rauchensteiner 2013, 686; Roth 1991). Man ließ sich auch sonst einiges einfallen. So wurde „[a]b Juli 1916 [...] im kaiserlich-königlichen Wiener Prater eine große Kriegsausstellung gezeigt“, in der man sich in „mehr als 30 Stationen“ täglich „von 10 Uhr vormittags bis 11 Uhr nachts einen Schützengraben, ein Marine- schauspiel, Görz und Umgebung, Kriegs- und Sanitätshunde und ein Kinotheater“ zu Gemüte führen konnte. Um sich ob dieser skurrilen Unterhaltung heute nicht allzu sehr skandalisiert zu zeigen: Die „Eintrittsgelder [sollten] ausschließlich österreichischen karitativen Einrichtungen zugutekommen“ (Rauchensteiner 2013, 685). Die ungari- schen karitativen Institutionen wurden nicht berücksichtigt, da sich die Ungarn an diesem Unternehmen nicht beteiligen wollten. Welche war die Rolle der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine, die vor dem Krieg unter der Aufsicht von Franz Ferdinand stand? Sie wurde nach dem strategischen Konzept Fleet-in-being, als [...]eine Flotte, die durch bloße Existenz, ohne den Hafen verlassen zu müssen, das Kriegsgeschehen beeinflusst“, organisiert. D. h., sie „existiert, agiert aber nicht. Die bloße Möglichkeit des Auslaufens dieser Flotte zwingt den Gegner, ausreichend Stre- itkräfte bereitzuhalten, um die Fleet in being im Fall eines Einsatzes bekämpfen zu können. Ein Gefecht mit feindlichen Streitkräften soll bei diesem Konzept vermieden werden, sofern der feindliche Verband nicht erheblich schwächer ist, da die entste- henden Verluste die von der Fleet in being dargestellte Bedrohung verringern oder gar beenden könnten. Dieses Konzept ist daher für Situationen gedacht, in denen die notwendigen Vorkehrungen gegen ein Auslaufen der Flotte dem Gegner mehr Schaden zufügen als die Flotte in einer Schlacht dem Gegner zufügen könnte.11 Außerdem war diese Flotte auf den Dreibund (Italien, Deutsches Reich, Donaumonarchie) ausgerichtet (Rauchensteiner 2013, 266) und war 1914 11 Vgl. Fleet-in-being. http://de.m.wikipedia.org/wiki/Fleet-in-being (Zugriff: 7. 6. 2015). Acta_Neophilologica_2016_FINAL.indd 132 17.11.2016 8:56:00 133Die Reporterin Alice Schalek an der Adria verhältnismäßig modern, in einigen Schiffsklassen sogar überlegen. Dies aber än- derte sich schlagartig nach dem französischen und britischen Kriegseintritt im Juli 1914 bei der gleichzeitigen italienischen Neutralität (Rauchensteiner 2013, 267). Der Dreibund wurde zum Zweibund und der Krieg an der Adria begann mit „einem herben Verlust [...] Schon am 16. August 1914 hatten französisch-britische Seestreitkräfte in der Adria zwei älteren kleinen Schiffen der k. u. k. Kriegsmarine, dem Kreuzer ‚Zenta‘ und dem Torpedobootzerstörer ‚Ulan‘, den Weg in die Bucht von Cat- taro verlegt und schließlich [...] “ den Kreuzer Zenta „[...] versenkt“ (Rauchensteiner 2013, 266). Italien gehörte nach seiner Kriegserklärung am 23. 5. 1915 auch offi- ziell zu Feinden. Darauf brachte „[...] die deutsche Kriegsmarine vermehrt U-Boote in die Adria [...]“. Schon 1915 kam es zu einer „Vermischung deutscher und öster- reichisch-ungarischer U-Boote, wobei deutsche U-Boote unter österreichischer Flagge fuhren, aber unter deutschem Kommando standen“ (Rauchensteiner 2013, 704). In- folge dieser Parallelaktivitäten beider Länder kam es am 10. 6. 1915 in der nördli- chen Adria, vor den Minensperren von Venedig, zur Versenkung des italienischen U-Bootes Medusa12, wovon Monate später Schalek in ihrem Artikel berichten sollte. Dieser ist in der Nr. 7 der Illustrierte[n] Beilage der damals seit über drei- ßig Jahren erscheinenden „unabhängige[n] Wochenzeitung für Oberösterreich“ Neue Warte am Inn (1881–1945, 1946–1988)13 unter dem Titel Bei den U-Boot-Leuten der Adria erschienen. Die Illustrierte Beilage war ein vier Seiten umfassendes Beiblatt, in dem man sich anhand von Illustrationen und im Sinne der k. u. k. Propaganda ein Bild der aktuellen Lage verschaffen konnte: Auf der ersten Seite der Nr. 7 vom Januar 1916 finden wir ein Foto des König Peter I. von Serbien während der Flucht aus seinem Königreich, das schon an sich beredt genug ist. Doch die Redaktion legte trotzdem Wert darauf, die Fotografie zu erläutern: „Nur ein mit Ochsen bespannter, offener Wagen stand dem Entfliehenden zur Verfügung, auf welchem er unter großen Strapazen die Flucht durch das unwegsame Montenegro zu bewerkstelligen hatte“ (II 1916, 1). Darunter steht auf der gleichen Seite die Totalansicht der gerade von den österreichisch-ungarischen Truppen besetzten Stadt Skutari an der Bojana in Nordalbanien. Das Bild wurde, wie dem Blatt zu entnehmen ist, vom Leipziger Presse-Bureau zur Verfügung gestellt. Die beiden Fotos vermitteln anschaulich und auf der prominenten ersten Seite die wichtigsten Siege der eigenen Armee auf dem Balkan. Auf der zweiten Seite befinden sich vier viereckige Fotos aus dem Soldatenleben, u. z.: K. k. Schützen-Baon. II, 4. Komp., 3. Zug14, Feldbäckerei an der Südfront, Feldpost Nr. 18, Offiziersmesse vom südlichen Kriegsschauplatz, Fünf 12 Vgl. http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=3578.0 (21. 8. 2016). 13 Neue Warte am Inn. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Neue_Warte_am_Inn (26. 8. 2015). 14 Vgl. https://de.m.wikipedia.org/wiki/K.k._Landessch%C3%BCtzen (21. 8. 2015). Acta_Neophilologica_2016_FINAL.indd 133 17.11.2016 8:56:00 134 Mira Miladinović ZalaZnik „59er“ im Felde bei der Arbeit und ein ovales Bild eines Mädchens in Pflegerin- nenuniform und Kopftuch, mit gefalteten Händen und dem Blick gen Boden gerichtet, betitelt mit Auch ein Opfer des Krieges. Dieses Foto wurde ebenfalls mit einem kleinen Kommentar versehen: „Fräulein Fannerl Wasserer aus Bad Ischl, wel- che als Pflegerin im Reserve-Spital Bürgerschule in Bad Ischl vom 12. Dezember 1914 bis 1. Oktober 1915 tätig war, starb am 26. Dezember 1915 unerwartet schnell im 25. Lebensjahre“ (Red.1 1916, 2). Warum die junge Frau ihren Dienst im Spital nach knapp zehn Monaten aufgegeben, litt sie an Depressionen, erkrankte sie an einer ansteckenden Krankheit, an der sie dahin schwand oder starb sie gar an Folgen eines Selbstmords, die nicht selten waren, bleibt hier unerwähnt. Erst unter diesen fünf Bildern finden wir einen Teil des in zwei Spalten gesetzten Artikels unserer „Kriegsberichterstatterin“ (Schalek 1916, 2), der auf der dritten Seite fortgesetzt und abgeschlossen wird. Doch auch hier werden zunächst drei Fotos von drei im Krieg Vermissten abgedruckt. Auf der letzten, 4. Seite gibt es nur mehr 9 schwarz eingerahmte Fotos von Kriegsopfern im Alter zwischen 23 und 42 – sie alle sind „[a]uf dem Felde der Ehre gefallen“ (Red.2 1916, 4). Der Beitrag von Schalek ist das einzige Schriftstück dieser Beilage. Sie beginnt ihn mit dem Satz „Wir sitzen in einem Unterseeboot …“ (Schalek 1916, 3). Sie be- richtet darin über die Leistungen der österreichischen U-Boote, ohne die Lage der Kriegsmarine näher zu beleuchten. Auch die Verhältnisse im umgebenden Hinterland, mit denen Schalek sonst den Auftakt ihrer Artikel gestaltet, werden ausgespart. Vielmehr beginnt sie ihren Bericht mit den knappen Angaben zum schlechten Wetter, das ihnen Zuflucht in einer nicht näher beschriebenen Bucht zu suchen verhieß. Hier werden der Reporterin einige technische Details erklärt (Kurbeln, Ventile, Kalipatronen, Dieselmotore, elektrisch bewerkstelligte Unter- seereise, Lederbänke), die sie an ihre Leser weiter gibt, ohne sich selbst dafür sonderlich zu interessieren. Auch nachfolgend schildert sie weder das Land und Leute im Allgemeinen, noch die Adria im Besonderen. Sie nennt auch die besichtigten U-Boote nicht beim Namen, genauso wenig wie die darauf dienenden Offiziere oder Soldaten.15 Sie erwähnt es nicht, dass es sich dabei um kombinierte deutsch-österreichische Einheiten handelt, da dies wohl Angaben waren, die man geheim zu halten hatte oder die unter Zensur standen. Dafür aber will Schalek den Lesern daheim ein Bild davon vermitteln, wie es sich im Meer, in der Tiefe, ohne genügend Luft, in Feuchtigkeit (Ausdunstungen), in ständiger Bedrohung durch feindliche Tor- pedos und unter Luftangriffen kämpfen und bestehen lässt. Der Leser merkt, es 15 „Die Engländer haben ja große Prämien für die bloße Angabe der Lage unserer U-Boote aus- gesetzt, der englische Gesandte in Athen bot beispielsweise für die Mitteilung, wo sich Kapitän- leutnant Hersing befindet 2000 Pfund.“ Schalek (1916, 3). Acta_Neophilologica_2016_FINAL.indd 134 17.11.2016 8:56:00 135Die Reporterin Alice Schalek an der Adria ist nicht nur die Zivilbevölkerung, die im Hinterland ihre Opfer bringt, sondern auch das Heer auf dem Kampffeld. Schalek lauscht gespannt der Erzählung eines Maats16, der ihr einen kleinen Erlebnisbericht zum ersten torpedierten feindlichen U-Boot, dem hier bereits erwähnten Kreuzer Medusa, erstattet. Merkwürdig mutet heute der Umstand, der im Artikel seine Erwähnung findet, dass sich feindliche Soldaten, obwohl in einem Weltkrieg, in der Not immer noch halfen. Hier wollte man die umher schwimmenden Italiener vom Medusa retten. Doch der feindliche Kommandant weigerte sich, sich ohne seinen, sich immer noch im versinkenden U-Boot be- findenden verletzten Mann retten zu lassen. Man rettete schließlich alle beiden. Eine zweite Geschichte, die von Schlaek wiedergegeben wird, ist die vom Tor- pedieren des feindlichen U-Bootes Garibaldi am 18. 7. 1915 (das Datum bleibt unerwähnt), das hauptsächlich den Missbrauch von Rotes-Kreuz-Schiffen durch Italiener thematisiert: Inmitten der Flotte dachten [wir] aufzutauchen. Aber nichts war zu sehen als Trümmer und schwimmende Menschen, und von weitem sichteten [wir] Torpedoboote mit der Roten-Kreuz-Flagge. Aber als [wir uns] anschickten, zu retten, da schossen die Roten- Kreuz-Schiffe auf [uns], und es blieb nichts übrig, als zu tauchen (Schalek 1916, 3). In diesem Adria-Artikel fehlt auch der obligatorische Satz Schaleks nicht, der ihren schärfsten Kritiker, den österreichischen Schriftstellerkollegen Karl Kraus (1874–1936), regelmäßig zu Zornesausbrüchen verleitet hatte: Was er denn gefühlt habe, möchte ich wissen, als er den Riesenkoloß mit so viel Menschen im Leib ins nasse, stumme Grab hinabgebohrt – – – / ‚Zuerst’, sagte er ganz schnell, ‚zuerst eine wahnsinnige Freude, eine unermessliche Genugtuung – – all die Kanonen wollten ja uns vernichten – –’ / ‚Und jetzt’, fällt der andere Offizier ein, ‚will er uns immerzu einreden, es seien ihrer nicht mehr als hundert gewesen (Schalek 1916, 3). Vielleicht wurde die obligate Frage Schaleks in solchen Fällen nach den Ge- fühlen der Soldaten deswegen so oft formuliert, um die Soldaten leichter zu Wort kommen zu lassen. Ihr Selbsterlebtes brauchte die Reporterin somit nicht indirekt wiederzugeben, sondern sie ließ ihre Leser sich aus der ersten Hand zum Kriegs- geschehen informieren. Das war um einen schlagkräftiger und überzeugender, zum anderen animierte es die Leser zur Identifikation, wodurch ihr Mitleid und ihre Sympathie für die Männer an der Front wach wurden. Abschließend will Schalek noch wissen, nach welchen Gesichtspunkten die U-Boot-Leute zum Dienst auserkoren werden: „‚Ach’, sagt der jüngere Herr [...] ‚es 16 Unteroffizierdienstgrad: Vgl.: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Maat_(Dienstgrad) (21. 08. 2015). Acta_Neophilologica_2016_FINAL.indd 135 17.11.2016 8:56:00 136 Mira Miladinović ZalaZnik sind ja so viele vorgemerkt, dass man schon eine gehörige Protektion braucht, um dazu genommen zu werden’“. Die Reporterin kommentiert die Information folgender- maßen: „Der Begriff der Protektion hat im Kriege zwei Seiten. Es gibt Menschen, die Befürwortung suchen, sich opfern zu dürfen. [...]“ An dieser Stelle kommt die Re- porterin zu einer für nachhinein falschen Schlussfolgerung: „[...] mich dünkt, gegen solche Flieger und Taucher wird Italien mit Terzinen und Canzonen nicht aufkommen. Die Adria bleibt wohl unser“ (Schalek 1916, 3). Es gehörte zu besonderen, ja kühnen Entscheidungen des k. u. k. Kriegspresse- quartiers, eine Frau an die Front zu schicken, sie über Gefechte und Waffen, über die Lage der eigenen Truppen, über die Moral der Einheiten und nicht über Hin- terland berichten zu lassen, wo die Frauen als Pflegerinnen, Krankenschwestern oder Arbeiterersatz in der Industrie zugelassen wurden.17 Schalek ihrerseits versteht sich als eine Chronistin des Krieges. Im Zentrum ihres Interesses befinden sich die kämpfenden Offiziere und Soldaten. Ihnen schenkt sie ihr Gehör, ihre Leistungen versucht sie, der Zivilbevölkerung näher zu bringen, auf dass sie nicht übersehen oder vergessen werden würden (Schalek 1916, 3). Dabei verherrlicht sie den Krieg nicht, doch sie bewundert die unter den widrigsten Umständen Kämpfenden. Ihre Haltung und ihr Verständnis des Krieges stehen im vollen Einklang mit der offiziellen Politik. Auch deswegen wurde sie von den Zeitgenossen, allen voran Karl Kraus, und noch mehr von den späteren Generationen von Intellektuellen ausschließlich als Propagandistin re- zipiert. Ihre kritischen Äußerungen wurden übersehen und ihr Mut, an die Front zu gehen, ignoriert. Es mussten wohl 100 Jahre vergehen, ehe wir Heutigen nicht nur im Stande, sondern auch bereit waren, in ihren Texten eine Wiedergabe der von Mensch an Mensch verübten Gräuel, der widrigen Existenzumstände und mitunter sogar eine Kritik des Krieges zu erschauen. QUELLEN UND LITERATURVERZEICHNIS II. „König Peter I. von Serbien während der Flucht aus seinem Königreich“. Neue Warte am Inn. Illustrierte Beilage 7 (13. 2. 1916). 1. Kafka, Franz. Tagebücher 1910–1923. Max Brod (Hg.). Frankfurt/Main: Fischer Taschenbuch Verlag 1976. Rauchensteiner, Manfried. Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburger- monarchie 1914–1918. Wien, Köln, Weimar: Böhlau Verlag 2013 Red.1 „Ohne Titel“. Neue Warte am Inn. Illustrierte Beilage 7 (13. 2. 1916). 2. 17 Über die letzterwähnte neue Frauenfunktion beschwerten sich vor allem invalide Soldaten, die in ihrem Zustand keine Beschäftigung fanden. Acta_Neophilologica_2016_FINAL.indd 136 17.11.2016 8:56:01 137Die Reporterin Alice Schalek an der Adria Red.2 „Ohne Titel“. Neue Warte am Inn. Illustrierte Beilage 7 (13. 2. 1916). 4. Roth, Joseph. Radetzkymarsch. Hg. Hackert, Fritz. Joseph Roth Werke 5, Köln: Kiepenheuer & Witsch 1990 Schalek, Alice. „Bei den U-Boot-Leuten der Adria“. Neue Warte am Inn. Illustri- erte Beilage 7 (13. 2. 1916). 2–3. Schnitzler, Arthur. Tagebuch 1913–1914. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1983 Štepec, Marko1. „17. Pehotni polk“. Štepec, Marko (Hg.). Slovenci + prva svetovna vojna 1914–1918. Ljubljana: Muzej novejše zgodovine Slovenije 2010, 13–14. Štepec, Marko2. „Umetnost“. Štepec, Marko (Hg.). Slovenci + prva svetovna vojna 1914–1918. Ljubljana: Muzej novejše zgodovine Slovenije 2010, 85–87. Internetquellen Erster Weltkrieg. Kriegsverlauf. Gefangenschaft. https://www.dhm.de/lemo/ka- pitel/erster-weltkrieg/kriegsverlauf/gefangenschaft.html (Zugriff: 9. 9. 2015). Fleet-in-being. http://de.m.wikipedia.org/wiki/Fleet-in-being (Zugriff: 7. 6. 2015). Gottscheer Kultur. http://www.gottscheer-gedenkstaette.at/gottschee_kultur6. htm (Zugriff: 18. 8. 2016). Kalka, Joachim. Mutter aller Schlachtreporter. Gott, so ein Krieg! Frankfurter All- gemeine Zeitung vom 28. 3. 2003, Nr. 74, 37. http://www.faz.net/aktuell/feuil- leton/alice-schalek-mutter-aller-schlachtreporter-gott-so-ein-krieg-193094. html (21. 5. 2015) K. u. k. Landesschützen. https://de.m.wikipedia.org/wiki/K.k._Landessch%C3% BCtzen (21. 8. 2015). 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Ruska kapelica. https://sl.wikipedia.org/wiki/Ruska_kapelica (Zugriff: 9. 9. 2015). Schwarz-gelbes Kreuz. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Schwarz-gelbes_Kreuz (Zugriff: 21. 8. 2015). Mira Miladinović Zalaznik Universität Ljubljana, Slowenien mira.miladinovic-zalaznik@guest.arnes.si Reporterka Alice Schalek na Jadranu Publicistka, fotografinja in hribolazka Alice Schalek je bila med prvimi tega pokli- ca sploh in kot edini reporter ženskega spola poslana na fronto, od koder je med prvo svetovno vojno poročala z različnih bojišč. Ravno dejstvo, da je bila planinka, je privedlo do tega, da se je udeležila bojev v Dolomitih in Alpah, kjer so se prvič v zgodovini bile bitke na tako visoko ležečih položajih. V prispevku je predstavljeno poročanje Schalekove o avstro-ogrski mornarici na Jadranu in njenih uspehih, o mornarjih in oficirjih, ki jih je v svojih člankih potegnila iz anonimnosti (ne da bi pri tem izdala njihovo identiteto) in jim dala možnost lastne artikulacije. Njenih člankov ni mogoče razumeti zgolj kot propagando v duhu habsburške politike, kar ji je zlasti očital pisateljski kolega Karl Kraus, marveč tudi kot kritiko časa in razmer, kolikor jo je dopuščala cenzura. Ključne besede: Schalek, Kraus, Kafka, Schnitzler, Neue Freie Presse, Neue Warte am Inn, Jadran, Fleet-in-being Acta_Neophilologica_2016_FINAL.indd 138 17.11.2016 8:56:01