Lß222 Vie Aufgabe äe; evangelischen Pfarrers. preäigt, gedallen am II. Februar lYOd in cler evang. ^drislus-- kircde in Laibach anlässlich seiner kinMrung in clas plaiiamt von vr. Ottmar I)egemann. O O O „Unser ttuhm sei cler, nämlich 6ci5 leugnis unserer Sewissens, class wir in Einfältigkeit unä göttlicher Lauterkeit, nicht in fleischlicher Weisheit, souäern in cler 8naäe gottes aus äer Welt wanäeln wollen, allermeist unter euch." 2. Korincherbriel l, >2. Liebe gemeinäe! Uls ich äiese hanrel rum erstenmal rur probevreäigt betrat, äa konnte ich schliessen mit clem Morte äes Steinklopferbans in Unrengrubers Lauernkomöäie: „Cs kann mir nix g'scbeb'n." heute, äa ich rum erstenmal als bestätigter unä installierter Pfarrer äiese kanrel betrete, äarf ich beginnen mit äem Morte jener anäern wunder¬ baren gestalt Unrengrubers, äes Aurrelsepp: „Du bist äoch mein rechter Pfarrer!" Uu; äeinem Munäe vernebme ich beute äiesen ermunternäen 2uruf, liebe gemeinäe! gor wenigen Monaten noch war ich in Hebt unä Uber- acht, ein verfebmter Mann. Don äer rustänäigsten Stelle wuräe mir äie be¬ stimmteste gersicherung, äass ein Mirken in Laibach für mich vollkommen ausgeschlossen sei. Dichts besass ich, als eure einbellige Mahl, euer un¬ entwegtes Uusbalten. Cin überreicher Lohn für äas Streben, als moäerner Mensch, mit äem Denken unserer ^eit, xum Cbristenglauben mich binäurchruringen, warä mir in eurer Liebe unä Unbanglichkeit Zuteil. Uber wie jeäe gäbe, so stellt 2 auck diese köstliche gäbe eine Duigube. Vie Stellung eines evangelischen Pfarrers bietet vor allem nicht hechte, sondern Pflichten. 80 vernehme ich denn aus dem Luruf: „Du bist doch unser rechter Pfarrer!" die Trage heraus: k?cis bietest du? ln unserer von nationalen, sozialen und konfessionellen Machtkämpfen durchtobten Leit tritt an den evangelischen Pfarrer die Trage heran: Mas kannst du Tirmer bieten? Unsere Leit verlangt kirot, Arbeit, Kenuss, Macht für die ginreinen, die Massen, die Uölker. Darum auch die Trage an einen jeden, der in unsere Leit hinaustritt: Mas bietest du uns in unseren politischen, unsere» nationalen und sorialen hämpten? Die Tintwort kann nicht anders lauten als: Dicht; k Dies Timt steht so hoch, dass es jede öffentliche, agitatorische Teilnahme an den Macht¬ kämpfen unserer Lage verbietet. 6s sei dem Pfarrer verwehrt, in die Tlrena des politischen hamples hinabrusteigen, wenn er sich dadurch auch nur einen 6eil seiner gemeinde entfremdet. gewiss wird auch der Pfarrer sich seine eigene, ganr bestimmte Meinung über die grossen Tragen des kläges ru bilden haben. Ms Pfarrer dieser deutschen evangelischen gemeinde muss ich gedenken, dass ich ein Deutscher bin. »Deutsch mein Sinn unä meine Aeise, Deutsch mein Aort unä mein gesang." Deutsches geisteslebeu Hst die reiche Melt des Protestantismus ge¬ schaffen. Das sind die starken Murrel» eva»gelischer hrait, das haltet fest mit eurem ganren Herren. Deutsch sei» und evangelisch sein ist im tiefsten gründe eins! Und ich weiss mich mit der überwältigenden Mehrrahl von euch einig, mag es such einige schmerren, wenn ich ausrufe: „Und es muss äie Losung sein, kvangelisch bis rum Sterben, Deutsch bis in äen Loci binein." Tiber wenn einige nur mit Zchmerr hören, dass sich in dieser ge¬ meinde der deutsche Hochgedanke mit dem evangelischen cietgedanken unlösbar verschmelren soll, so rufe ich euch allen das grosse Mort hicbsrd Magners ru: »Deutsch sein, beisst eine Zucbe um ihrer selbst willen tun.» z Mie wir Mr die eigene Überzeugung Achtung fordern, so sind wir jeäer fremden Überzeugung Achtung schulclig. Nie soll niedere persönliche gehässigkeit unsere beiligbobe Zache beflecken, so werden wir frei werden von allem boblen Chauvinismus. Der Pfarrer aber bleibe ferne allem politischen Kampfe. Venn alle Politik ist Zeitlich, nur das Evangelium ist ewig. So sei es auch gehalten gegenüber den sozialen Machtkämpfen unserer ?leit, welche die nationalen Kämpfe mit der Xeit rurückdrängen werden, kin Nachfolger Christi wird allezeit auf Zeiten der Enterbten, der Schwachen und geringen stehen müssen. Aber auch hier verbietet sich dem Pfarrer das Eintreten in politische Kampfe, durch die er sich in öegensatr rin einem Leile seiner gemeinde stellen würde. Und selbst im koniLssionellen Kampfe gibt es im gründe keine andere Stellung für den Pfarrer. Vieser Kampf soll und muss gekämpft werden, bis dereinst ein ehrenvoller Friede ihn endigt. Aber die ticmrel sei nicht der Ort, wo er ansgetrsgen werde: „Nur ewigen uncl ernsten Dingen Sei äieser beil'ge Ort geweikt!" vur oins Polemik sei hier gestattet, die Polemik gegen die Sünde! Und wenn für irgend einen, so gilt für den Diener ghristi das Mort der heidnischen Jungfrau: „Vicht mitruhassen, mitrulieben bin ich da." Aber wenn in dem allen die Aufgabe des evangelischen Pfarrers nicht liegt, worin liegt sie denn? kine allgemein verbreitete Vorstellung, auch unter euch Protestanten, ist die, dass der geistliche im vesitre über¬ natürlicher Kräfte sei, durch die er mittels der Sakramente magische Mir- kungen ru erzeugen vermöge. Cr sei daher berufen, neugeborene Kinder durch die Laufe in eine übernatürliche Sphäre ru erheben, dem Schuld¬ beladenen die Sündenlast mit sinsin Mort hinwegrunehmen, im Abend¬ mahle das Misch und Mut des öottmenschen in Zauberhafter Meise mit- ruteilen, noch den Sterbenden von seinen Sünden ru reinigen und ihm dadurch den Eingang in den Himmel ru bahnen. Auch das vermag ich nicht ru bieten. Menn wir wirklich für möglich hielten, dass es solche ^auberwirknngen gäbe, wir müssten auf sie verrichten! varu sind wir ja Protestanten, dass wir allein dem k?orte vertrauen. „Äussere Mittel tun es freilich nicht, sondern da; Mort Lottes und der glaube, so solchem Morte traut," steht in unserem Katechismus geschrieben. 4 Mergeraäeäesbalb hält man es auf protestantischer Seite für äie Aufgabe äes evangLlizchen geistlichen, class er als hausbalter über gottes gebeim- nisse äie unfehlbare Mabrbeit äes göttlichen Wortes xu verkünäigen habe. Man schilt uns evangelische Pfarrer beute wieäer, wie in äen Lagen äer Deformation, Zumeist prääikanteu. Man ruft uns xu: Nichts babt ihr, als äas arme, tote, kalte, nüchterne Mort! Scbämt ihr euch äenn nicht äieser eurer Mmut? Nun, in äieser ätrmut liegt unser Reichtum! prääikanteu ru sein, äas sei unser höchster Stcär, unsere seligste Treuäe. Mir haben äas Mort unä äen glauben: „äer aus äem Wort gerieuget, Unä äurch äss Wort sich nährt, Unä vor äem Wort sich beuget, Unä mit äem Wort sich wehrt," „Deine Zeugnisse sinä mein ewiges grbe, äenn sie sinä meines Herzens Monne." Denn wir baden äarin äas gvangelium von äer freien gnaäe äes bimmlischen Osters in ghristus, äie uns r:u gotteskinäern macht. Diesen köstlichsten Schatz äiese Dotschaft äer Treibeit, Mahrbeit, Liebe äer Menschbeit ?u erbalten, sei unser beiliger Derul. Unä äoch: Vie höchste unä letzte üukgade ist auch äas neck nicht.' 6s ist im Morte Lottes für äie Melt äes Kemüts, äes innersten Heilig¬ tums äer Seele, äie volle Mabrbeit erschlossen. Mer auch äie Dibel ist ein iräenes gefäss, äas äen ewigen Inhalt in menschlicher Unvollkommen¬ heit umschliesst. So gewiss sie Mahrbeit äem gläubigen Kemüte bietet, so stellt äoch äiese Mabrbeit jeäer neuen Zeit äie neue Mfgabe, äen ewigen Inbalt in äen Tonnen ibres eigenen Denkens susruprsgen. Mir können äie Mabrbeit nicht fertig übernebmen, sonäern müssen aus äer eigenen Persönlichkeit heraus, subjektiv, äie Lösung äer Lebensrätsel versuchen. Die Protestanten banäeln unfolgerichtig, äie eine anäere Offenbarung als äie Offenbarung Sottes im Sewissen äes einzelnen als letzte mass- gebenäe Richtschnur erkennen. Mir sinä xuletrt gebunäen nur in 6ott, in äem Seit in uns. Das ist äas, was äer Apostel „äas Zeugnis unseres Gewissens" nennt. Keine Offenbarung äusser äer im gewissen — mag sie noch so beilig unä ebrwüräig sein — äarf eine Herrschaft über äas gewissen beanspruchen, so sebr wir jeäe Offenbarung ireuäig gebrauchen weräen, um äie Offenbarung im gewissen -m befruchten unä xu klären. Der Protestantismus wirä äiese letrte Tolgerung seines eigenen Prinzips vollxieben oäer äem veräienten Untergang verfallen! s von da aus ergibt sich erst äie letrte, eigentliche Antwort aut die Frage: Was bietest du? Vie LIntwort lautet: Ich biete euch eine ringende, kämpfende Persönlich¬ keit mit allen ihren Mängeln und Irrtümern, von der aber das Mort des Apostels gilt, „dass wir in Anfälligkeit und göttlicher Lauterkeit, nicht in fleischlicher Weisheit in der Lnade Lottes wandeln/' „Ms aus Lauter¬ keit und aus Lott, vor Lott in Lhristus." Wie es einer der grössten germanischen Leisteshelden gefasst hat: <> Höchstes Sluck der Lrüenkinäer ist nur dis Persönlichkeit.» Vicht durch die Liefe der Ledanken, nicht durch den weiten Klick- Kreis, nicht durch Wissenschaftlichkeit, nur durch unsere Persönlichkeit können wir wirken. Ls gilt einen schöpferischen neuen Lebenst^pus dar- rustellen, indem wir, im Zusammenhang mit dem Überlieferten, die Strömungen der Legenwart russmmenlassen. vur so werden wir im lebendigen Fluss der 2eit die denkenden Leister unserer Lage ru gewinnen vermögen. So möge denn alles, was hier geredet wird, verhallen, wie alles Irdische verhallt, bleiben soll der Lindruck der Persönlichkeit, und wenn auch dieser Lindruck schwindet, so soll noch wie ein fernes Leuchten am Ubendhimmel eine Weile die Lrinnerung bleiben an einen, dessen Persön¬ lichkeit Wrich von Huttens Wort verkörperte: a^ck kab's gewagt!» Oder wie der Fürst Wolfgang von Inhalt in denselben Lagen rief: „Ich habe so manchen kitt in meinem Leben getan, so will ich auch einmal Mr meinen Herrn Lhristus aufs Pferd steigen." Ich sehe so viele, die ihr Leben einsetren für Laster und Lorheit, für Land und Nichtigkeiten, warum soll nicht ich das kösslein satteln für meinen Herrn Lhristus rum rechten Streik und mein Leben dafür einsetren? ,,Trischau! drum, den kappen geräumt, Oie krust im Lesechte gelüftet! Vie fugend brauset, cla; Leben schäumt, Trischaut, eb' der Leist noch verduftet. Und betret ihr nicht das Leben ein, Vie wird euch das Leben gewonnen sein." Und so möge euch vorangehen in diesen Lagen, da ich die schwache und doch die beste Kratt kür euch einsetren will, eine Persönlichkeit, b der trotr: Zünden unä Schwächen etwas ausgeprägt ist von dem, was geschrieben stebt im Hause des Papstes in Kattaels herrlichster Stande: „hlumine gsslstus." Uon der Gottheit angewebt! 7llrwahr, ein Äeg des Leidens und der Schmerlen! Mit den Morten eines edlen katholischen Priesters: „Oie wahre Nachfolge Christi ist der Lieg des Kreuzes. Sie bringt nicht Hang und Reichtum ein und ein be¬ quemes, sorgenfreies Leben, wohl aber die Liebe und Dankbarkeit der der Leitung des Priesters anvertrauten Christengemeinde." Liebe und Anhänglichkeit meiner gemeinde Laibach mehr und mehr M erringen und ru behaupten sei mein höchstes irdisches Liel! Ihr ruft mir ru: Du bist unser rechter Pfarrer! So rule ich euch ru: Ihr seid meine rechte gemeinde! Mögen andere mein kekennlnis Unglaube schelten, euch genügt es und für euch ist es ja doch bestimmt. Ihr habt mir gezeigt, dass ihr mir den kesonanüboden bieten wollt, auf dem anklingt, was meine Seele erfüllt. So seid ihr meine rechte gemeinde. Mohl, diese gemeinde, einsam in fremdes konfessionsgebiet vor¬ geschoben, xusammengesetrt aus den verschiedenartigsten, rasch wechselnden glementen, entbehrt freilich der festen kirchlichen Sitte und kraftvoller re¬ ligiöser Überlieferung. Mie wenig freudige Erkenntnis Lottes, wie viel gottverlorenheit ist in unseren keihen — die Kesten haben es mir >a selbst bekannt. Aber grade darum, weil ihr mich brauchen könnt, seid ihr ja meine rechte gemeinde. Ank der weiten Melt wüsste ich mir keine Aufgabe schöner, wichtiger, beseligender, als diese, den Lottes- gedanken unter euch in ernster, geduldiger Arbeit allmählich entfachen 2U helfen. So will ich denn auf diesem koden, auf dem einst der kekormator Primus Lruber inmitten eines gsn? evangelischen Krainer Landes gewaltet, auf dieser Kanzel, auf welcher Lheodor kl^e und Otto Schack in Segen gewirkt, in dieser gemeinde, in der vor mir Hans ^aquemar dreizehn ^ahre in unermüdeter Lreue und vorbildlicher gewissenbaltigkeit gearbeitet, mit Lottes gnädiger Hilfe meine Lätigkeit als Pfarrer beginnen. Und so grüsse ich euch denn, ihr Ulahrreichen Laibachs! Du kurg, die auf Laibach herabschaut, in ihrer äussern Erscheinung ähnlich der Ulartburg ob kisenach. Uon ihr hat Anastasius grün, Laibachs grösster Sohn, dessen hundertjährigen Geburtstag wir demnächst begehen, gesungen: „Du ?ets, daraus die vonnerwMe, Var Lenrgewitter, Luther, brach, Kis der Prophet ru seinem üotke üerhiütt aus Äoikenschleiern sprach." 7 Du sollst eine immerwährende predigt uns halten: „kill' teste 6mg ist unser Lott," dass wir in gutem protestsntenmut uns liessen getrosten: „Vas beich muss uns doch bleiben!" vnä von äer bürg schauen wir hinüber ru äen ewigen bergen, „von cienen uns Hilfe kommt." Ich grüsse clich, äu hranr hochragenäer berge im herrlichen Ibpenlanä, von deren höhe wir, „umstarrt von hunclert Illpenriesen, Italien schauen unä die blaue See." Huch ihr sollt predigen: „6s sollen wohl berge weichen uncl Hügel hinfallen, aber Lottes Lnaäe soll nicht von uns weichen uncl äer kunci seinesFriedens soll nicht hin- sallen." „Solang ciie berge stehen aul ihrem Lrunäe," solange soll auch äer Leuchter des Evangeliums nicht von seiner Statte im Lande hrain gestossen weräen, so wahr uns Lott Helte uncl das Schwert seiner (vahrheit. vnä wenn ciie berge clsnn dennoch fallen in ciiesem bereich äer Erdbeben, äa schon mehr wie einmal alles wich unci fiel, nun, äann müssten wir es halten mit äem heicinischen kveisen: „(Venn krachenä rerbirst äer Erdkreis, wirä auf Lrümmern aufrecht noch stehen äer beherzte." V?ir bauen allein aut Sott! „Himmel unä 6räe weräen vergehen, aber seine (vorte weräen nicht vergehen." ihm, äem ewigen (veltengeist, äer in ^esus Lhristus sich als unser Vater offenbart, sei alles geweiht unä anheimgestellt, was in unserer evangelischen Lemeinäe gearbeitet unä erstrebt wirä, weil wir stehen aut äem Bekenntnis: »Ich weiss, an was ich glaube, Ich weiss, was test besteht, Unä in äem 6räenstaube Nicht mit äem Staub verwebt. 6s ist äas Licht äer höbe, 6s ist mein Jesus 6krist, Der?els, aut äem ich stebe, Der äiamanten ist. Der nimmermebr kann wanken, Mein heilsnä unä mein hort, Vie Leuchte äer keäanken, Vie leuchtet hier unä äort." Ilm en. Im Verlage äer kvang. Kirchengemeinäe in Laibach. — Druck von Kleinmavr 8> Lamberg in Laibach. 452—H. LOV ISS s SSSSSSS2SSS