i m dia Öftren mi d sowie in die Umgebung von Atta* Lin, Planina, St. Cantian Dud ZirMz Vrni W. P. von Alben. Mit 20 Ansichten und einem Situationßplane der Adelsberger Grotte. ADELSBERG. Druck und Verlag von R. Schaber. 1892. Vorwort. flllie überraschenden Resultate auf dorn Gebiete der Höhlenforschung, welche seit kaum zolin Jahren m Adclsberg und in seiner nächsten Umgebung erzielt wurden, verdienen in jeder Hinsieht, den weitesten Kreisen aller Naturfreunde mitgelheilt zu werden. In einer grossen Anzahl von wissenschaftlichen Zeitschriften sind diese Resultate zerstreut. Theils in längeren Abhandlungen, theils in der Form von kürzeren Notizen begegnet man diesen Mittheiiungen, welche ein neues Wissensgebiet „die Höhlenforschung" aufzuhauen bestrebt sind. Mögen auch die wissenschaftlichen,Ergebnisse dieser gefahrvollen und bravourösen Studien erst im Entstehen begriffen sein, so ist dennoch bereits Vln grosses Gebiet der Karstformation und seine unterirdischen Wunder mit der Leuchte der Wissenschaft aufgehellt und dem Besuche des grossen Publikums geöffnet. [ Nach wie vor bleibt Adelsberg mit seiner weltberühmten Grotte, sozusagen die Metropole der wundervollen Unterwelt, der bequemste und angenehmste Ausgangspunkt für die hier verzeichneten Ausflüge P die nächste und nahe Umgehung. Vermag doch bis zur Gegenwart nur Adelsberg grösseren Ansprüchen an Unterkunft und Verpflegung des reisenden Publikums zu entsprechen, wenn auch bescheideneren An- sprächen in den grösseren Ortschaften der Umgebung geniige geleistet wird. Diesen] Umstände und dem Mangel eines entsprechenden l< uhrers durch diese hochinteressante Landschaft ist es zuzuschreiben, dass bisher nur Adelsberg eine besondere Würdigung seitens der Fremden erfahren hatte. haue äusserst dankbare Aufgabe ist es, die Fremden auf die Sehenswürdigkeit eines bisher verborgen gelegenen Seluitzkästleins von Naturraritätou aufmerksam zu machen. Denn noch bis zum Jahre 1885 war die Umgebung von Adclsberg und die nal urhisl (irischen Seltenheiten derselben nur Wenigen bekannt, obwohl Adelsberg und die unübertreffliche (i rotte seit dem Beginne anS6fosJahrhundert.es zu einer Weltberühmt he i t gelangt ist. In dem obcnbezeichneten Jahre hat das Karst-Uomite des österr. Touristen-Club durch sein damaliges Mitglied, Höhlenforscher und ßegierangarath Franz Kraus in der „Pivka jama" bei Adelsberg mehrfache Arbeiten vornehmen lassen. Hierauf wurde die Durchforschung des weiteren Gebietes im Auftrage des k. k. Ackerbau-Ministeriums durch den Forstinspec-tions-Adjunctcn Wilhelm Putick bewerkstelliget. Dieser letztgenannte Forscher arbeitet noch immer an der Klarlegung der hydrographischen Verhältnisse des weitgedehnten Karstplateaux. Wesentlich aus den Zcitungs-Berichte*n dieser beiden Forscher und angelehnt an bereits vorhandene, ältere Publikationen früherer Forscher wird in dieser Broschüre das Wissens- und Sehenswerthe allen Naturfreunden geboten. Möge dieser Versuch, dem reisenden Publikum in anspruchsloser Form all' Dasjenige vorzubringen, was zu den ersten Sehenswürdigkeiten dieser Gegend ge* rechnet werden darf — eine freundliche Aufnahme finden, dann ist für seine Mühe hinreichend entlohnt der Verfasser, Gescliiclitlicle lini literarische Notizen. '•.i' die interessanten Gegenden, welche in den vorliegen- den Blättern beschrieben werden, sind ans dem elassischen Alter-thume si) wenig bestimmte Angaben auf uns gekommen, dass in diesem der römischen Italia so nahen Landstriche nur die Endpunkte, Triest und Loitsch, mit Gewissheit als das alte Tergeste and Longaticum nachgewiesen werden können. Ueber Adelsbcr^ selbst liegt gar keine Nachricht vor; für den, wie es seheinr, allerdings seit alten Zeiten in Gebrauch befindlichen lateinischen Namen des .Marktes „Aquila montium" spricht keine bestimmte ältere Autorität Die zwei Ortsnamen, welche ans dem elassischen AltCrthume in unserer Landschaft zwischen Loitsch und ilein Wippaclithalc überliefert wurden, sind „in Alpe Julia41 und „ad l'irmn summa« alpes", doch ist es bisher nicht sichergestellt, wo die beiden Stationen der Körner gelegen Avaren. Ucberhaujit bedarf die alte Geographie dieser Gegenden noch einer genaueren Forschung. Wohl ist in dieser Richtung bereits manche Schrift erschienen, aber leider nicht frei von lrrthü-niern, Bpeziell was die Kartenwerke unserer Ahnen betrifft. Bekanntlieh traten in der späteren Zeit an die Stelle der vereinzelten topographischen Daten aus dem elassischen Alterthum die unglaublichsten Fabeln und Volkssagen über den Verlauf der kurzlebigen Karstgewässer und ihre unterirdischen Höhlungen. Krst unserer Zeit blieb es vorbehalten, mit der Leuchte der Wissenschaft in die dunklen Zellen und Adern der felsigen Erdrinde einzudringen. Es würde Uber den Rahmen dieser Schrift hinausreiclien, sollten hier DUT welche beide den ganzen Markt m Asche legten. Während der französischen Kriege traf Adelsberg auch vieles Ungemach. Wohl erhielt der Ort selbst während der fremden Besitznahme eine Intendanz-Behörde und ein Unter-Gymnasium. Während der italienischen Kriege in den Jahren 1S48, 1859 und 1866 war Adelsberg der Sammelpunkt für die o4>erirenden Armeen. Seit dem Jahre 1872 dient die Hochebene in der JNahe bei Adelsberg der Militär-Division von Triest, Pola und Görz in den Sommermonaten zu einem ebenso ge- sunden, und ob des coupirten Terrains, ganz besonders zweckmässigen Waffenübungsplatze. Adelsberg verdankt jedoch seine Weltberühmtheit nicht seiner politischen oder sozialen Geschichte, sondern einzig nur den Naturwundern, welche daselbst unter der Erdoberfläche sich schauen lassen. Nämlich seinen stau-nenswerthen Höhlen und Grotten, mit den ausserordentlich schönen Tropisteinbildungen. Den Grottenfreund interessirt vor Allem der Uberblick des felsigen Hügels Sovič namentlich am westlichen Abhänge. In seinem Innern befindet sich die Adelsberger Grotte, deren Eingang man auch erblickt. Wären die Hauptpartien der Grotte auf dem Berge durch Pfähle bezeichnet, so könnte man vom Schlossberge aus den ganzen Verlauf der Grotte verfolgen. Der Hügelcomplex über der Adelsberger Grotte stellt einen anfangs steil sich erhebenden, weiterhin allmählig ansteigenden, und zuletzt wieder mehr abfallenden felsigen Bergrücken dar, welcher in seiner absoluten Höhe nur geringe Unterschiede zeigt. Zwischen öoo und 650 m Meereshöhe liegen alle Punkte dieser Oberfläche. Hingegen sind die wesentlichsten Grottenpartien auf nachstehenden Meereshöhen gelegen: Die Schlundhöhle des Poikflusses ... 515 m, Das Eingangsthor der Grotte .... 534 n Der Fuss des Kalvarienberges i. d. Grotte 534 „ Der Gipfel des Kalvarienberges „ „ 576 „ Die Gegend um Adelsberg zeichnet sich nicht nur im Allgemeinen durch die eigenthümliche Karstformation aus, indem sich überall mehr abgerundete Bergkuppen sanfte Hügelwellen, kessel- und muldenförmige Thäler senkrechte Felsentrichter und ausgehöhlte Räume vorfinden, als vielmehr hier die trockenen Grotten und wasserführenden Höhlen auf einem geringen Flächenraume in bedeutender Menge und grosser Ausdehnung beisammen liegen. Die Adelsberger Grotte. ; $pie bekannteste und berühmteste unter allen diesen Grotten und Höhlen ist, wie bereits erwähnt wurde, die Adelsberger Grotte. Dieselbe ist eine Viertelstunde Gehens vom Markte entfernt, und oberhalb der Schlundhöhle des Poikflusses beginnend. Man gelangt dahin entlang einer prächtigen Strasse und Promenade, die mit schattigen Alleebäumen bepflanzt sind.* In der Nähe der Kirche nimmt dieser Weg von der Hauptstrasse seine Abzweigung. Unmittelbar vor dem Grottenzugange steht rechterseits das Maschinenhaus für die elektrische Beleuchtung. Der früher unzureichende Platz vor dem alten Grotten-Eingänge wurde zu einem geräumigen Plateau erweitert, mit schattigen Baumen bepflanzt, nachdem der neue Natur-Eingang im Jahre i8<56 durch Ausräumung eines verschütteten Grottenganges aufgedeckt worden ist. Die Adelsberger Grotte ist jedenfalls die ausgezeichneteste in der österreichischen Monarchie, mit der nur die Baradla-Grotte bei Agtelek im Gömörer Komitat in Ungarn zu vergleichen ist. Damit sei nicht gesagt, dass nicht andere Grotten Eigenthümlichkeiten haben, welche der Adelsberger fehlen, aber ihre vielen Vorzüge zusammen * Diese prächtigen Anlagen sind unter der erspriesalichen Grottenvemaltung des Herrn k. k. Regierungsrathes Anton von Globoonik errichtet worden. genommen, die Ausdehnung, die reiche Mannigfaltigkeit der Tropfsteine, die Verbindung einer Wasserhöhle mit einer trockenen Grotte, die Reinheit der Luft, die elektrische Beleuchtung u. s. f., wozu noch die trefflichen, schön gebahnten Wege, die Grottenbahn und viele andere Vorzüge kommen, dann ferner die unmittelbare Nahe der Eisenbahn, die comfortable Unterkunft in den Hotels und Gasthöfen, kurz diese Vereinigung so vieler ausgezeichneten Eigenschaften ist es, welche die Adelsberger Grotte zu der berühmtesten unter ihren Schwestern im Kaiserreiche gemacht hat. Der Eingang in die Adelsberger Grotte. Ganz besonders haben zur Berühmtheit und Popularität der Adelsberger Grotte die alljährlich am Pfingstmontage zahlreich besuchten Grottenfestlichkeiten beigetragen. Zum bleibenden Gedächtnisse an den Tag der Entdeckung * des gegenwärtig besuchten Grottenganges * Die Entdeckung der Bogenannten „alten Grotte" reicht entschieden weit zurück, denn die ältesten Schrift/eichen an einer Wand lauten: CM. Izlife Hingegen ist die sogenannte „neue Grotte" an einein unbestimmten Apriltage im .Fahre föl!S von dem damaligen (JrottenÜihrer Lukas Oie entdeckt worden. wird in Adelsberg seit vielen Jahren der Pfingstmontag am Nachmittage durch allerlei Volksbelustigungen gefeiert. Die Hauptgänge der Grotte sind bei dieser Gelegenheit auf das Festlichste beleuchtet. Die grüssten Weitungen der Grottenräumc werden von zusammen 14 elektrischen Bogenlampen mit je 1400 Kerzen Lichtstärke magisch erhellt. Mehrere Tausend Stück Kerzen sind entsprechend angeordnet, um die Verbindungsgänge und Nischen wirksam zu beleuchten. Es ist ein Stück aus der Märchenwelt von Tausend und eine Nacht, dessen Anblick sich hier eröffnet. Wer die Adelsberger Grotte in diesem geradezu feenhaften Schmucke sah, hat ein Schauspiel genossen, das nicht seines Gleichen hat, doch hierüber erst in weiterer Folge mehr. Sehenswürdig und speziell wildromantisch sind wohl anerkannt die in neuester Zeit gut gangbar gemachten Grotten und Höhlen von St. Canzian bei Divača im Küstenlande. Ebenso hat die Kronprinz Rudolf-Grotte bei Divača durch eine grosse Fülle von seltsamen Sehenswürdigkeiten die Aufmerksamkeit der Touristenwelt auf sich gelenkt. Aber selbst auch die merkwürdigen Grotten des übrigen Europa halten keinen Vergleich mit der Adelsberger aus, indem jede ihr in einer oder der anderen Beziehung nachsteht. Amerika hat wohl Riesenhöhlen, gegen welche die Adelsberger Grotte fast verschwindet. So besitzt z. B. die Mammuthöhle in Kentucky entlang des Hauptganges eine Lange von fast 3 österr. Meilen. Aber auch diese ganz enorme Höhle steht nach dem Urtheile vieler Reisenden, denen auch die Adelsberger Grotte bekannt wurde, an Reichthum der Tropfsteinbildungen dieser weit nach. Die Adelsberger Grotte kann man mit Rücksicht auf die imposantesten Räume und Tropfsteingebilde in nachstehende Abtheilungen gliedern : 1. Der grosse Dom mit dem unterirdischen Zu-und Abfluss det Poik. 2. Die Kaiser Ferdinands-Grotte mit dem Tanzsaal. 3- Die Kaiser Kranz Josef und Elisabeth-Grotte, der neueste Verbindungsgang zum „Bclvedere". 4. Das Helvedere mit einer Aussicht in den „Tartarus". 5. Der K a 1 v a r i e n h e rg, die imposanteste Partie der Grotte. 6. Der Vorhang, das interessanteste Tropfstein-gebilde — die Piece de resistance — in der ganzen Grotte: 7. Die Erzherzog Johannes-Grotte, welche bereits 1 eine Abzweigung vom 1 lauptgange bildet, wird nur sehr selten besucht. Durch die Krölfnung der Kaiser Franz Josef und Elisabeth-Grotte wurde der grösste Vorzug für die Grottenbesucher darin erreicht, dass der vorwiegend grössere Theil des Weges in der Grotte als Rundgang zurückgelegt wird. Infolge dessen die Aufmerksamkeit und das Interesse beständig durch neue Bilder und Formationen rege erhalten bleibt. Auf diesem Rundgange, welchen man durch diese herrliche Grotte beginnt, ' findet man alle Verhältnisse, alle Bildungen je weiter desto grossartiger, das Vergnügen an der Besichtigung wird immer mehr gesteigert. Und es ist hier schwer zu sagen, welche Partie der Grotte den grössten und bleibendsten Eindruck macht. Alle hier angeführten Hauptpartien sind ohne Zweifel eine lohnende Sehenswürdigkeit jede für sich; daher soll dem Urtheile der Besucher in keiner Weise vorgegriffen werden. Die meisten Besucher brauchen 2—2xj2 Stunden zur Besichtigung der Grotte, je nachdem sie sich stellenweise länger aufhalten, doch Jedermann glaubt nachtraglich kaum eine Stunde in dieser reizenden Unterwelt verweilt zu haben. Es dürfte wohl im Interesse der meisten Besucher gelegen sein, nunmehr eine Skizzirung des gewöhnlich * Der Griuidriss der llanpt^rotte hat im Grossen und Ganzen die Form eines Nenners, so da» man nur den Weg bis zur Rundung doppelt zurücklegen inuss. — ir> — eingehaltenen Rundganges durch die Adelsherger Grotte folgen zu lassen. Sobald sich eine Gesellschaft i'/j Stunden vorher augemeldet hat, ist der Grottenbesuch zu jeder Tagesoder Nachtstunde ermöglicht. * Doch in der Regel gilt die Sommer - Saison (16. April bis 15. Oktober) als die geeignetste Zeit für den Grottenbesuch, obwohl auch ausser dieser Periode taglich Gäste in Adelsberg eintreffen. Während der Saison kann die Grotte täglich um 10 Uhr Vormittag bei elektrischer Beleuchtung für den fixen Preis von 2 fl. 50 kr. per Person, ohne anderweitigen Auslagen besichtiget werden. Stabile Führer begleiten die Besucher mit entsprechenden Lampen. Alles ist hier in vortrefflicher Verwaltung und zweckmässig eingerichtet, so dass die Besucher allen Comfort gemessen können. Die schattige Terrasse vor dem Grotteneingange, wo mehrere Bänke aufgestellt sind, ist der gewöhnliche Versammlungsplatz der Besucher zur zehnten Vormittagsstunde. Eine eigentümliche begeisternde Aufregung bemächtiget sich eines Jeden, der zum erstenmale vor dem imposanten Portale dieser seltsamen Grotte ankommt. Linkerhand, ca. 15 m entfernt, befindet sich noch eine zweite, ziemlich kleine EisenthÜre am Kelsengange angebracht, durch welche die Grottenführer eintreten. Noch weiter links sieht man in beträchtlicher Tiefe den Poik-fljjss, je nach der Höhe seines Wasserstandes, mit wilder 1 last unheimlich rauschend, zu unseren Füssen in seiner Schlundhöhle verschwinden. Schon diese merkwürdige Erscheinung vermag die Aufmerksamkeit eine Zeit lang zu fesseln. Und dennoch gehört dieses Karstphänomen nur in die grosse Reihe der eigenartig unterbrochenen FlusslSufe, die aus einem Kesselthale zu dem nächst niedrigeren auf unterirdischem Wege eilen. So z. B. die Poik, welche hier verschwindet, erreicht durch die Kleinhäusel-Höhle bei Planina, mit anderen unterirdischen Wässern vereiniget, wieder das Tageslicht. Dorten führt der Fluss * Siehe »Tarif und Normatif fito den G-rottenbesach" nick W ärts. den Namen Unz, verschwindet abermals und speiset nach langen unterirdischen Bahnen die wasserreichen Quellen des Laibachflusses, der zur Save gravitirt. Durch die neuesten hydrologischen Studien ist diese früher schon mit Sicherheit behauptete Erscheinung auch wissenschaftlich nachgewiesen worden. Solche Erscheinungen birgt der Karst in grösserer Anzahl. Bei dem seltsamen Anblicke des kurzlebigen Poik-flusses könnte man leicht in weitere hydrographischen Betrachtungen versinken, aber die Vorbereitungen zur unterirdischen Grottenlährt sind inzwischen bereits getroffen, die Grottenführcr laden uns zum Eintritte durch das grosse gothische Portal ein. Das Zwielicht in dem breiten Gange lässt uns bei der anfangs spärlichen Beleuchtung einiger Lampen und Kerzen, zumal das Auge noch nicht accommodirt ist, kaum wahrnehmen, dass die Decke des Ganges successive in die Höhe strebt. Doch bemerken wir nach einigen Schritten von der zur rechten Hand führenden Wendung des Ganges, dass seine Wände je weiter, desto mehr von einander treten. Das Gewölbe wird immer höher und plötzlich erscheint im Vordergrunde eine grossartige Höhlenweitung durch elektrisches Licht last taghell erleuchtet. Wir nähern uns mit unbeschreiblichem Entzücken dem eisernen Geländer einer reizenden Aussichtswarte und in diesem Augenblicke befinden wir uns am Eingange in den grossen Dom. Überwältigend ist das feenhafte Schauspiel von der neuangelegten Domgallerie, welche wir über 13 steinerne Stufen abwärts betreten. Das Auge kann sich von der pitoresken Scenerie kaum trennen. In der Tiefe rauscht das Höhlengewässer der Poik; mysteriös finden wir den genannten Fluss mit einemmale zu unserer rechten Seite. Oberirdisch standen wir an seinem rechten Ufer und nach den wenigen Schritten der unterirdischen Wanderung blicken wir von der Höhe des linken Ufers hinab zu seinem felsigen Höhlenbett. Denn unmittelbar am Eingange in den grossen Dom wird der geheimnissvolle Flusslauf hoch oben auf einer natürlichen Felsbrücke von uns unvermuthet überschritten. An und in dieser doppelt durchbrochenen Naturbriicke führen 84 Stufen hinunter an das unterirdische Gewässer, welches in einer mächtigen Höhlenserpentine daherstürzt, und mehrercmale unter natürlichen, sowie ferner unter einer künstlichen Brücke durchläuft, bevor sich dasselbe in die ewige Nacht eines tunnelähnlichen Grottenganges verliert. Zahlreiche Flam-men bezeichnen den Weg des merkwürdigen Flusses und erhellen sein klippenreiches Felsenbett. Die vereinzelten Tropfstcinbildungen strahlen im Glänze der intensiven elektrischen Beleuchtung. Tiefe Schatten lagern in den ungangbaren Hallen und Klüften dieser imposanten Höhlenweitung. Hochmächtig wölbt sich die Decke über dem in verschiedenen Gallerien auf-gebauten, domähnlichen Raum. Dieser Dom, auch „Neptunsgrotte" genannt, ist eine der grössten Weitungen der Adelsberger Grotte. Derselbe ist 45 m lang, 30 m breit und 28 m hoch. Bis zum Jahre 1818, in welchem der Anläng zu den bisherigen, geradezu phänomenalen Entdeckungen v0n neuen' Partien in der Grotte von Adelsberg gemacht worden ist, war der grosse Dom die einzige Anziehungskraft und zugleich die „Piece de resistance" für die Schaulust der Besucher. Dies bezeugt auch das älteste Denkmal der Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers Franz I., eine schwarze Marmortafel, welche bei der früher erwähnten Naturbrücke an der Felswand angebracht ist, mit nachstehender Inschrift: FRANZ I. Kaiser von Österreich, der Gerechte, der Gütige, der Weise, stand am 16. Mai 1816 hier und besah diesen unterirdischen Schauplatz der wirkenden Natur. Josef Ritter von Löwengreif, k. k. Kreiacasaier, hat dieses mit innigstem Gefühle der Unterthansliebe und Ehrfurcht der .Mit- und Nachwelt bemerkbar gemacht. Hinter diesem Monumente schloss die pralle Felswand den Weg ab. Die Besucher mussten hier einstens umkehren und die oben bezeichneten 84 Felsstufen hinab- steigen. Schon seit dem Jahre 1856 ist jedoch zur grösseren Bequemlichkeit und Sicherheit der alteren Grottenbesucher in der linksseitigen Felswand, vom Kaiser Franz-Monumente angelängen, eine 55 ttt lange und 1.5 vi breite Gallerie künstlich ausgesprengt. An dem jenseitigen Ende führt dieselbe zu einem Plateau, von welchem eine herrliche Ansicht des grossen Domes dargeboten ist. Wer jedoch von der kaum zu beschreibenden Grossartigkeit dieser „Neptunsgrotte" eine klare Anschauung gemessen will, der verabsäume nur nicht, den einstigen Weg über die Steintreppen zur Tiefe einzuschlagen. Schon nach 23 Stufen kommt man zu einer Plattform, von welcher man links in die dunkle Höhle sieht, durch welche der unterirdische Fluss hereinströmt, dessen Brausen heraufschallt. Ein festes Eisengeländer schützt die Passage nach dieser Seite. Ein schmaler Pfad zweigt ferner ab zur „alten Grotte", die wegen des beschwerlichen und nicht ungefährlichen Zuganges nur von Höhlenforschern besucht zu werden pflegt, da dieselbe für das grosse Publikum keine besondere Sehenswürdigkeit birgt. Von der oberen Plattform nach weiteren 20 Stufen abwärts steht man vor einem spitzbogenförmigen Natur- gewölbe, einer schmalen und hohen Kluft, durch welche hinab die Steintreppe angelegt ist. Hier wird man erst gewahr, dass die oben erwähnte Naturbrücke, von einem kolossalen Felsenrücken gebildet wird, der zweimal durchbrochen ist; einmal durch das grosse Gewölbe, welches der Fluss durchströmt, das zweitemal durch die schmale Treppenkluft. Noch 28 Stufen hat man zurückzulegen, im Ganzen also 84, bis man den Grund der Höhle und das Flussbett erreicht. Das diesseitige linke Ufer wird von einem massiven Steindamme gekrönt, welcher als Widerlager fur eine auf steinernen Pfeilern ruhende Eisenbrücke dient. Von dieser Brücke gewahrt man am besten die allgemein bewunderte Majestät des grossen Domes. Durch die in der Höhe angebrachte elektrische Beleuchtung und durch den Reflex der übrigen Lichter im Wasser werden die ungezählten Reize dieser begeisternden Szenerie bis zum Feenhaften erhöht. Dieser unbeschreibliche Eindruck des unterirdischen Schauspieles gewinnt zur Zeit von höheren Wasserständen des Poikflusses durch das donnerähnliche Rollen und Brausen der entfesselten Höhlenfluthen eine womöglich noch gesteigerte Wirkung. Jedenfalls ist aber der Eindruck dieser prachtvollen Scenerie ein bleibender und unvergleichlich erhabener. Sobald mau die Brücke überschritten hat, beginnt nach wenigen Schritten der Aufstieg über 82 Stufen, welche in der Felswand eingehauen und gegen den Fluss hin mit einem Eisengeländer gesichert sind. Oben erreicht man jenes Plateau, zu dem man entlang der künstlichen Gallerie in der linksseitigen Höhlenwand, wie zuvor bemerkt wurde, ebenfalls gelangen kann. Ein zweites Monument, jenem ersten gegenüber bezeichnet allda die Stelle, wo Se. Majestät Kaiser Ferdinand I., damals noch als Kronprinz, an dem Eingange in die neuentdeckten Höhlenräume ehrerbietigst als erster fürstlicher Besucher empfangen wurde. Zum bleibenden Gedächtnisse an diese für die Adels-berger Grotte und ebenso für den Markt Adelsberg höchst- bedeutsame Epoche enthält die an der Felswand angebrachte Gedenktafel nachstehende Inschrift: In dieser Grottenhalle Wie Zauber anzuschau'n, Wo aus dem Tropfenfalle Sich mächt'ge Saiden bann, Trat ein aus fernem Land Manch' hoch Krliab'ner schon, Vor allen FERDINAND, der hohe Kaisersohn. Am 17. August 1819. Iluebcr sculpit. Loewcngreif posutt. Tropfsteingebilde finden wir daselbst schon etwas reichlicher von der Decke herabhängen und ebenso reichlich sind die Wände damit drapirt. Rechterhand öffnet sich eine fast o m hohe Halle und wir ahnen, dass sich vor uns eine neue unterirdische Welt eröffnet. ^ Dies ist der Eingang zu der i. J. 1818 neuentdeckten, d. i. zu der gegenwärtigen Kaiser Ferdinandsgrotte. Hier herauf war also damals der ki'ihne Grottenführer Čič gestiegen; in der That zu jener Zeit nicht ohne Lebensgefahr. Von hier hatte er nach seiner Rückkehr aus der entdeckten Grotte den Anderen hinabgerufen: „Hier ist eine neue Welt, hier ist das Paradies!" Unmittelbar am Eingange in die Kaiser Ferdinandsgrotte beginnt die im Jahre 1872 angelegte Eisenbahn, welche ca. 1600 ;// weit bis zum Fusse des Kalvarien-herges dahinführt. Line angenehmer und genussreicher zu besuchende Höhle wird sich nicht wohl wiederfinden! Sonst weisen die meisten schmutzige und schlüpfrige Wege, steinige, ja gefährliche Pfade bergauf, bergab, das Wasser fällt wie unter einer Dachtraufe, Suchen des Weges und Reschauen der Gebilde muss Hand in Hand gehen. Ganz anders hier in den sämmtlichen Grottenräumen : Die Gänge sind alle geebnet, ganz glatt und mit Sand bestreut; wo Abgründe drohend gähnen, schützen eiserne Geländer, die Wege sind trocken, nur an wenigen Stellen tropft es nach stärkerem Regen von der Decke herab. Es ist ein Promenadeweg, wie wir einen solchen nur in prächtigen Parkanlagen finden dürften. Zu all' dem noch die niedliche Eisenbahn! Dieselbe ist natürlicherweise nur eine schmalspurige Hollbahn. Die Vehikel sind kleine viersiteige Wagen, welche von einem der uns begleitenden Führer geschoben werden. So dicht an den Wanden und Tropfsteindraperien der kleine Zug dahinrollt, so ist doch überall gesorgt, dass nirgends in der Höhlendämmerung etwa der Kopf anstossen könnte. Und so, aller Sorge für den Weg durch die Grotte enthoben, können wir dem mühelosen Genüsse der Besichtigung uns vollständig hingeben. Aber auch zu Fuss gegangen, können wir sorgenlos den diensteifrigen, und im Erklaren unermüdlichen Führern nachfolgen. Zu Beginn der Wanderung werden wir zur rechten Hand auf die „Kanzel" aufmerksam gemacht. Nach wenigen Schritten erreichen wir eine grössere, 7 vi hohe Halle, in der sich ebenfalls rechts die sogenannte „Fleischbank" befindet. Es ist dies eine isolirte Tropfsteinmasse mit einer Art Ausschnitt versehen, wie eine Bude; in derselben sind immer einige Bruchstücke von Stalaktiten ausgelegt, welche die Fleischstücke vorstellen sollen. Von oben herab hangen breite Massen, welche „die Speckschwarten" genannt werden. Hier geht von dem Hauptgange rechts eine Seitengrotte ab, welche gegenwärtig weniger besucht wird. Weiter öffnet sich die Halle geräumig und luftig; das Tropfgestein ist weiss glänzend, und das Gewölbe strebt fast im Spitzbogen in die Höhe. Der Gang der Grotte wird enger und niedriger. An einer Stelle weht uns reine Tagesluft entgegen. Dort, wo sich der Gang wieder erweitert befindet sich links „der kleine Wasserfall". Es ist eine lichtgraue Tropfsteinmasse, welche eine der am häufigsten vorkommenden Gestalten hat, nämlich die einer beim Herabstürzen zu Stein gewordenen Wassermasse. Unweit davon steht gleichfalls linkerhand ein dunkelgraucr, freistehender Stalagmit, welcher infolge seiner Aehnlichkeit mit dem bekannten Wiener „Stock im Eisen" gleichnamig bezeichnet wurde. Von dieser Stelle an beginnen die Tropfsteine mehr Mannigfaltigkeit der Gestalten und der Farbe zu zeigen, auch die Halle erreicht wieder 10 vi Höhe. Wir treten in einen grösseren Raum, den sogenannten „gothischen Dom", worin Felstrümmer und aufgethürmte Steinmassen einen schönen Anblick bieten. Unser Weg führt uns beim „Lö wen kop f", „Taufstein«, „Sarcofag", bei der „T h e a t e r 1 o g e" und „Quaste" vorbei, über einen hohen, mit Geländer ver- sehenen Steindamm bis zu einem Punkte, von dem w;r einen der hübschesten Uchtetfektc „das Nordlicht" im Hintergrunde einer Q OT hohen Gonliguration ^ Grottenwand, betrachten können, wenn einer der Führer mit seinein Grubenlichte hinter der Theaterloge Über die Felstrümmer emporsteigt. Anfangs gewahren wir nur einen matten Schein, welcher immer intensiver wird, je höher der Führer steigt. Natürlich muss der zweite Führer an Der Tanzsaal. unserer Seite sein Licht verlöschen, sonst macht die Erscheinung nicht die volle Wirkung. Der erste Führer kömmt nicht irühcr, als vor dem prachtigen „Tanzsaale" aus den Felsen herab, und wir finden daran ein Beispiel, wie viele derlei Nebengange in der Grotte sich befinden dürften, die wir beim einmaligen, flüchtigen Durchwandern nicht bemerken können. Wir gelangen an den „St. Peters Stuhl" zur Rechten (d. i. ein Tropfsteingebilde, dem bekannten Mo- numente in der Peterskirche zu Rom sehr ähnlich, besonders wenn zwei Lichter hinter denselben gestellt werden), über einen auf- und absteigenden Treppenweg, beim sogenannten „Gefängnisse" vorbei zu dem grossartigsten Räume der Ferdinandsgrotte. Es ist dies der oben erwähnte „Tanzsaal" *, zu welchem auch noch ein zweiter Weg, längs der Rollbahn vom Petri-Stuhle durch den sogenannten Tunnel, bei schön weiss erhaltenen Tropfsteinfiguren vorbeiführt. Der Boden des ausgedehnten Tanzsaales ist prächtig geebnet. ** Derselbe ist zwar nicht der grösste Raum in der Grotte überhaupt, aber er bietet den grössten freien und ebenen Platz dar, auf welchem beim jährlichen Grottenfeste am Pfingstmontage Terpsychoren in frohester Weise gehuldigt wird, so das diese Halle mit vollem Rechte ihren Namen führt. Durch die hier angebrachten, elektrischen Bogenlampen und zahlreiche Kerzen in den Seitennischen und an den Wänden wird eine glänzende Beleuchtung erzielt. Nicht allein am Pfingstmontage, sondern auch gelegentlich anderweitiger Grottenfeste wird in dem sogenannten Orchester, der grössten Nische gegenüber dem Eingange, von einer Musikkapelle conzertirt und zum Tanze aufgespielt. Dies gewährt bei einem zahlreichen Besuche von Vergnü-gungszüglern, ein höchst eigenthümliches, anziehendes Schauspiel durch die vielen Gruppen der Gäste aus Nah und Fern und insbesondere durch die tanzenden Landleute in ihrer Volkstracht, denen sich wohl auch so manch' anderes Paar anschliesst, um — in der Adelsberger Grotte getanzt zu haben. Schon seit mehr als 60 Jahren findet jährlich am Pfingstmontage das obenerwähnte Grottenfest statt, an welchem alle Grottenräume durch die reichlichste Illumi- * Dieser Raum ist 540 m vom Cirotten-Eingange entfernt, 28 m breit, 47 m lang und 14 m hoch. ** Hier war seinerzeit der Hauptfundort fossiler Knochen (ursus speleus, Höhlenbär); es ist daher zu bedauern, dass der Boden nicht überall gründlich untersucht worden ist, ehe man die IManirungcn daselbst vornahm. nation erhellt sind und an welchem gewöhnlich drei bis vier Tausend Besucher theilnehmen. Nicht unbemerkt darf bleiben, dass auch bei dieser Gelegenheit eines solchen Massenbesuches noch immerhin Raum für abermals soviel Tausend Menschen zur freien Verfügung Wäre. Trotz der unzahligen Kerzenlichter und der vielen Menschen bleibt die Luft durch die wunderbarste, natürliche Ventilation frisch und rein. In einer kleineren Seitennische des Tanzsaales befindet sich ein Tropfbrunnen mit vortrefflichem Trinkwasser. Gleich am Eingänge in den Tanzsaal ist in der rechten Seitenwand eine steinerne Gedenktafel angebracht. Dieselbe trägt eine lateinische Inschrift, um das Andenken an zwei Männer, welche grosse Verdienste durch die Erforschung der Adelsberger Grotte sich erworben haben, für alle Zukunft zu bewahren. Der erstere Forscher ist Löwengreif, der zweite Schmidl. Durch den Letzteren wurde in Folge seiner ausgezeichneten Publikationen die Adelsberger Grotte der gebildeten Welt allgemein bekannt. Die Inschrift lautet: Protectoribua meis, Cultivatori meritisBimo Josepho Jersinovic cquiti de I.ocwengreif et desoriptori ingenuoso Dr. Adolpho Schmidl. MDCCCLXV. Vom Tanzsaale weiter führt der Weg in der rechten Ecke bei schönen, weiss glitzernden Säulen vorbei. Da wird uns zuerst das „Marienbild" gezeigt. Hinter dem Tanzsaale beginnt erst die grössere Mannigfaltigkeit von Tropfsteingebilden, die auch mehr Farbenwechsel zeigen. Interessant ist der sogenannte „schiefe Thurm von Pisa", eine hohe Stalagmitensäule, neben welcher eine zweite steht. Die erstere ist in der Mitte abgebrochen, der obere Theil derselben ist aber nicht herabgestürzt, sondern hat sich an der zweiten Säule in schiefer Stellung angelehnt erhalten. Den nämlichen Weg nimmt auch unser Grotten-bahngeleise ein und führt noch eine gute Strecke weit durch die Ferdinandsgrotte und ihre bald engeren Glinge, bald geräumigen Hallen. Wir finden weiterhin eine geradezu wunderbare Fülle der Tropfsteinbildungen, deren auffallendste Formen mit Namen bezeichnet sind: „Wachsstock", „Rachen", „Schildkröte", „Sarg", „Kapelle", „Fahne", „Fischnetz", „Luster", „Krippe", „Palme", „Springbrunnen" u. a. m. Partie aus der Ferdinandsgrotte vor dein Grabe. Linkerseits vom Springbrunnen befindet sich eine niedere Schlucht und eine 85 /// lange Seitengrotte, vor welcher der sogenannte „Adlerflügel*" von der Decke herabhängt. Wegen des eigentümlichen Colorits der Tropfsteingebilde wird diese Seitengrotte die „Wachskammer" genannt. In der Fortsetzung der Hauptgrottc wird uns der sogenannte „Mondschein", ein dem früheren Nordlicht ähnlicher Lichteffekt gezeigt. Dann folgt der „Kohlen- m eil er" und hinter demselben öifnet sich vor uns eine grössere Halle mit Uchtgrauem Farbenspiele, welche überall mit den schönsten und überraschendsten Formationen von Tropfsteinen ausgestattet ist. Besonders erwähnens-werth von diesen ist: die „II i erog 1 y p Ii e n-Sfi ule", die „Ruine", die „Do rl'k i r c h c", der „Heuschober", die „Ciprcssc", dann die „egyptischen Mumien" und viele andere Gestalten, welche der Phantasie der Besucher so manche Bezeichnung bekannter Erscheinungen entlocken dürften. Die ganze Halle um diese Gebilde herum ist mit kahlen, grauen Felswänden begrenzt, an welchen sich nur linkerseits einige schöne Stalagmiten zeigen. Scheinbar ist der Höhlengang durch das sogenannte „Grab", eines der meist pittoresken Gebilde, wie abgeschlossen. Das Grab ist eine weisse mächtige Tropfsteinmasse, welche nach unten zu in viele sehr zierliche Säulen übergeht, die einen hohlen Raum verschliessen. Eine nur einiger-massen lebhafte Phantasie kann in dein Ganzen wirklich einen gothischen Baldachin erblicken, der einen Sarg überwölbt, den man in der Höhlung stehend sich denkt. Von mehreren Lichtern erleuchtet gewahrt das Grab einen brillanten Anblick durch die zahllosen weissen Krvstalle, welche über die Oberfläche gesäet sind. Links vom Grabe steht ein isolirter hoher Stalagmit, der „Obelisk". Bei näherer Betrachtung der Umgebung des Grabes finden wir, dass sich der Grottengang nach zwei entgegengesetzten Seiten weiter entwickelt. Wir stehen hier am Beginne des überwältigenden, grossartigen Rundganges, nach dessen Durchwanderung wir wieder zum Grabe zurückkehren. Rechts führt das Bahngeleise durch die Fortsetzung der Ferdinandsgrotte vorwärts. Links beim Obelisken vorbei öffnet sich ein hochinteressanter Grottengang, in welchen wir eintreten. Derselbe ist seit der a. h. Anwesenheit Ihrer Majestäten Kaiser Franz Josef I. und Kaiserin Elisabeth mit hochderen Namen benannt: „Die Kaiser Franz Josef und Elisabeth-Grotte". Herrliche Tropfsteinbildungen von blendend weisser und dunkelrother Farbe, theils freistehend, theils von den Wanden herabhängend erregen unsere volle Aufmerksamkeit Felsentrümmer und riesige Bruchstücke von Tropfsteinmassen lagern zu beiden Seiten des Weges. In einer Entfernung von 30 m vom Eingange in diesen Grottenraum wird die Gallerie immer enger, und schliesst sich nach und nach fast ganz, weshalb dieser Engpass in den letzten Jahren künstlich erweitert werden musste. Das Gesammtbild übt einen unbeschreiblichen Eindruck auf den Besucher. Hinter dem Engpasse gelangen wir in eine 15 m hohe und 17 m breite Halle, in der sich die weissen Tropf- Das Grab. steine mit rothen Sinterbildungen zu überziehen beginnen. Dies bildet einen sehr prächtigen Anblick und eine höchst seltsame Erscheinung. Nachdem wir eine kleine Rampe überschritten haben, gelangen wir zu einer interessanten Säule in fleischfarbigem Colorit. Nicht zu übersehen sind hier an der rückwärtigen Wand die schönen Drappirun-gen, deren Farbenspiel wahrhaft überraschend ist, und vom blendenden Weiss bis in das dunkelste Roth übergeht. Von hier erreichen wir bald wieder eine geräumige Halle, in welcher rückwärts geblickt, die imposante Ge- steinsgruppirung mit dem Namen des „kleinen C a 1 v a-rienberges" bezeichnet ist. Neben den sogenannten „Speckschwarten" vorbei, gelangen wir zu einem künstlich hergestellten Gange, durch welchen seit dem Jahre 185 G zwei, früher blind endende Seitengrotten mit einander verbunden worden sind, wodurch der obenerwähnte, angenehme Rundgang in den reizendsten Partien der Adcls-berger Grotte zu Stande gebracht wurde. Eine 3 m hohe, „g o t h i s c h e S a u 1 e " ziert den weiteren Gang, in welchem eine ganze Colonnade von schönen, prachtvoll glänzenden Säulen die Decke zu tragen scheint. Erwähnenswerth ist ferner die sogenannte „Wäschkamm er" mit ihren in der Höhe schwebenden weissen Drapperlen. Von da an senkt sich die Wölbung immer mehr herab und ist endlich nur mehr 2 m hoch, in welcher Partie uns Hunderte von der Decke herabhängende feine Kristall-Röhrchen den sogenannten „Regenguss" darstellen. Die Höhlung wird bald wieder höher und geräumiger. Die Steinmassen schweben hier spitzbogenartig übereinander und die Wände sind mit den herrlichsten Stalaktiten decorirt. Der Gang wird zur weiten Halle und die zahlreichen Tropfsteingebilde nehmen unsere Aufmerksamkeit voll in Anspruch. Wir besichtigen: „Das Krokodil", „das schlafende Mädchen", die „Eiszapfen", „die Brillantkammer", „die Trauerweide", „die Denksäule", „Marmorsäule", „das Damocles-Sehwert" u. a. m. Die Schönheit dieser Räume besteht vor allem in der Jungfräulichkeit der herrlichen Tropfsteinformen. Die Mannigfaltigkeit der Bildungen ist eine wunderbare; in Tausenden und abermals Tausenden von Jahren wachst Tropfen an Tropfen an, Stalaktiten, wenn sie von oben her sich ansetzen, Stalagmiten, wenn sie von unten aus emporwachsen, und es bilden sich Bauten, Figuren, Gestaltungen, wie sie die kühnste Phantasie nicht besser und reichhaltiger scharfen könnte. Wie könnten doch hier, so bequem und gut, sich alle möglichen zierlichen und duftigen Motive für Kunst und Handwerk * entnehmen lassen! Auch die Farbe spielt ihre Rolle, nicht blos felsgrau und krystallisch glitzernd sind diese Naturgebilde, oft strahlt lebhaft rothe, braune oder milchweisse Farbe aus den gewundenen Formen der grossen Künstlerin Natur. Deshalb tragen die schönsten oder auffallendsten Gebilde begreiflicherweise ihre Namen. Diese Formationen sind entsprechend beleuchtet, oder es halt der Führer Das Belvedere. die an dem Ende eines langen Stabes befestigten zwei Lichter an die Gruppen, so dass sie in ihrer vollen Schönheit hervortreten. Meist sind die Namen recht gut gewählt, hie und da mag ein wenig Phantasie nachhelfen, oder eigene Vorstellung Ähnlichkeiten entdecken. Nur die besonderen Sehenswürdigkeiten fanden im vorstehenden eine kurze Erwähnung. * In neuester Zeit wird aiich die Adelsberger Grotte zu diesem Behufe vielseitig besucht. Beim Damocles-Schwert mündet rechts eine Seitengrotte ein, welche zum sogenannten „Semmering" oder „Loihlpass" dahin führt. In drei Serpentinen zieht der Weg bei einem mit rothem Überzug bedeckten Säuleneoloss empor zu einer Anhöhe und wir erreichen einen der schönsten Punkte der Grotte, welcher auch sehr zutreffend bezeichnet ist: „Das Belvedere". Ein kleines Plateau gewahrt uns hier eine reizende Aussicht. Mitten auf demselben steht zur unvergänglichen Erinnerung auf die am u. Marz 1857 gefeierte Anwesenheit Ihrer Majestäten des Kaisers Franz Josef I. und der Kaiserin Elisabeth ein Denkmal. Es ist eine schöne Pyramide aus schwarzem vaterländischen Marmor und trägt die Inschrift: II ei 111 kehrend von einem Triumphzuge, dessen Wege Eandesväter-li.lie Huld und Milde unauslöschlich gezeichnet haben, weilteu liier nach Eröffnung der nun allerhöchst dero Namen führenden (J rotte am 11. März 1857 FRANZ JOSEF I. und ELISABETH. Ausserdem trägt die Rückseite dieses Denkmals folgende Inschrift: Am 15. Juli 1H83 haben Se. Majestät gelegentlich des Festes der GOOjährigen Vereinigung Krains mit den Erbländern zur jubelnden Freude der hiesigen Bevölkerung die Grotte neuerlich mit Ihrem Besuche zu beehren geruht. Vom Belvedere gegen Westen bemerken wir einen schaurig zerklüfteten Grottenraum ungangbar und finster durch ein riesiges Thor herüber dunkeln. Es ist dies der unheimliche „Tartarus" (auch Pluto's Reich genannt). * * Höhlenforscher Dr. Adolf Schmidt hat bereits vor nahezu 40 Jahren diese Partie der (Jrotte und den unterirdischen Wasserlauf* der Poik (in seiner genialen Vorahnung), als die Zugänge zu grösseren Entdeckungen bezeichnet. Und in der That ist es Diese Bezeichnung ist jedenfalls sehr passend gewählt. Denn aller Reize von Tropfsteinbildungen entbehrt die enorme Höhlenweitung, nur die düstere Sceneric kahler Felswände verleiht dem ganzen Räume ein seltsam unheimliches Gepräge. Kein gebahnter Weg führt durch diese grossartige Höhlenwildniss hindurch und für denjenigen, der ein spezielles Interesse in dem Urzustände der Höhlenformation erblickt, ist im Tartarus ein grossartiger Schauplatz geboten. Nur mit der grössten Vorsicht muss man hier weiter schreiten. Undurchdringliche Finstcrniss verkündet nach vornchin einen weiten Raum und plötzlich erreicht man den Rand eines riesigen Abgrundes, dessen Tiefe und Weite nur mit einem Magnesiumlicht theilweise erleuchtet werden kann. Kehren wir zum Belvedere zurück. Von diesem weiter ostwärts gelangen wir zum „Eremiten", einem 1.5 m hohen Stalagmiten', welcher allein auf einem Hügel steht. Bald erreichen wir die Spitze des sogen. „Lo i b 1 b erg es" und sein kleines Plateau. Rechts führt eine Seitengrotte in den Hauptgang der Franz Josefs-Grotte; links öffnet sich eine andere Seitengrotte, die zu Ehren des verdienstvollen Forschers R. V. Loewengreif mit seinem Namen bezeichnet ist, Jenseits des Loiblbcrges erreichen wir nach kurzem Abstiege einen Damm und nach einem sanften Aufstiege abermals ein Plateau mit einer Säulengruppe und einigen enormen Felstriimmei 11. Einer dieser Steinkolosse trägt wie ein imposanter Sockel eine Tropfsteinsäule, die mit der Statue St. Stephans einige Aehnlichkeit hat und deshalb auch so benannt wurde. An diesem Punkte gelangen wir in die nordwärts führende „Maria Anna-Grotte", auch dem hingebungsvollen Eifer mehrerer Höhlentouristen in Adelsberg ueueatens gelungen, die von Schmidl geahnten sensationellen Entdeckungen nach äusserst anstrengenden und nicht ungefährlichen Höhlenfahrten den seltsamen Geneimnissen der unterirdischen Natur abzuringen. Zu diesen neuesten Errungenschaften gehört unter anderem auch die später angeführte Höhlenfahrt auf einem Kahne vom grossen Home der Adelsherger Grotte zur neuentdeckten Grotte hei Otok, durch welche der Weg auf die Spitze des Kalvaricnhcrgcs emporzieht. Diese Grottenpartie ist sehr reich an schönen Formationen. Links erscheinen hier die unterirdischen Räume von kolossaler Höbe, "iit vielen Vorhängen und Zapfen von schwarzbrauner Farbe bebangen, die Trauer-Halle genannt. Reim sogen. „Sturzhach" vorüber erreichen wir die Position einer blendend weissen, champignonförmigen Säule Der Kalvarienberg. von so ausgezeichneter Schönheit, die ihres Gleichen in der ganzen Grotte nicht hat, und mit Recht „der Brillant" genannt wird. Eine nebenanstellende Säule scheint förmlich die Decke zu tragen. Ferner ist das sogenannte „Vordach" ein recht interessantes Proplsteingebilde. Von diesem Punkte aus gemessen wir eine herrliche Fernsicht, sobald wir einen Blick ^zurückwerfen. Insbeson- dere wird die Wirkung der Belcuchtungserlcktc durch die intensiven Lichtquellen bei St. Stephan grossartig gesteigert. Eine Menge verschiedener Tropfsteingebilde, speziell der „Wurzelstock", ein „drappirtes Vordach" und das „grosse Zelt" fesseln durch ihre eigenartigen Formen unsere Aufmerksamkeit. ' Nicht ferne vom grossen Zelte beginnt die Grottendecke rapid in die Höhe zu streben. Auch der Weg fangt an successive emporzusteigen; wir gelangen auf den berühmten „Kalvarienberg". Dieser ist entschieden der grossartigste und ebenso der sehenswürdigste Theil der ganzen bisher bekannten Grotte. Er bildet einen von drei Seiten frei aufsteigenden, und blos nördlicherseits an die Felswand angelehnten Gesteinshügel von circa 40 m Höhe. Nicht vereinzelte Tropfsteinsäulen, nicht hier und da eine Stalaktiten-Dekoration stellt sich jetzt dem Auge dar, sondern hunderte von Säulen, und nicht wenige von kolossalen Dimensionen, in allen Übergängen von blendendem W'eiss in dunkles Rothbraun, bilden vor dem erstaunten Besucher eine Scenerie, welche man unbedingt als das herrlichste erklären darf, das die unterirdischen Wunder im Karste aufzuweisen haben, und schwerlich gibt es in irgend einer Grotte des Continentes, vielleicht der ganzen Welt, ein diesem Kalvarienbergc ähnliches Schauspiel. Diesen Namen führt die Grottenpartie schon seit der Entdeckung, und Offenbar leitete bei dieser Benennung die Phantasie: in dem Säulenwalde den zu Stein erstarrten Zug des Volkes auf Golgata zu sehen. Die Dimensionen dieser Höhlenweitung sind geradezu enorm. Die Decke schwebt Über dem Gipfel noch 17 m * lOin weiterer Krfolg der jüngsten Forschungen ist die Entdeckung einer nördlichen Fortsetzung der „.Maria Anna Grotte". Durch kaum passirbare Schlüpfe gelang! mau dort in zwei unge heitre Räume, in denen ein steiler Schuttberg so hoch hinaufitihrt, dass mau unmöglich mehr weit vom oberirdischen Terrain sein kann. — höher, demnach über 50 /// hoch über de« Lusse des naturseltencn Hügels. Nach allen Seiten zeigt der überwölbte Raum mehr als 200 m weite Entfernungen. Der Aufgang ist an der westlichen Seite, von der Kaiserin Maria Anna-Grotte, ziemlich steil. Ein schauerlicher Bergsturz mit ungeheueren Felsmassen und vielem Gerolle bildet die untere Hallte des Abhanges. Doch ist der Weg nach aufwärts in mehreren Serpentinen bequem und sicher ausgeführt. Stützmauern und eiserne Geländer führen längere Strecken hindurch zum ersten Absätze des Kalvarienberges, welcher aus drei solchen Terrassen besteht. Wir sehen beim weiteren Aulstiegenach allen Seiten ein seltsames Chaos von Felstrümmern mit eisglattem Kalksinter überzogen. Ungezählte Stalagmiten in mannigfaltigen Grössen, Formen und Gruppirungen bilden eine groteske Staffage ringsumher; — eine wahrhaft überwältigende Scenerie. Dieses unbeschreibliche erhabene Schauspiel wird noch durch die brillante elektrische Beleuchtung in den gigantischen Räumen wirkungsvoller und reizender. Am Kalvarienberge empfangen wir einen unvergess-lichen Findruck des grossartigsten Gesammtbildes. Das herrlichste Detail vermag hier nur wenig Effekt zu äussern. Wir können der Reihe nach speziell bemerken: Den „grossen Sturzbach", den „Papagei" und die „Traube", cicn „versteinerten Wald", den sogenannten „Trie-ster Leuchtthurm", die „Arche Noah", den „grossen Altar" U. a. m. Auf dem Gipfel des Kalvarienberges sind einige Bänke zum Ausruhen angebracht. Von dem Ruheplatze wenden wir uns dann zum bequemen Abstiege gegen Süden. Zwischen vielen kleinen Stalagmiten gelangen wir an den Fuss der dritten Anhöhe. Eine kleine Terrasse bietet uns hier abermals eine unver-gesslich reizende Fernsicht auf die im elecktrischen Lichte feenhaft erhellten Sccnerien der nächsttieferen Anhöhe. Eine Gruppe von mächtigen Säulen, welche thurmähnlich in die Höhe ragen, heisst der „Mailänder Dom". Diese Partie repräsentirt anerkanntermassen eine der wunder- barsten Sccnen der ganzen Grotte. ' Am Fusse der zweiten Anhöbe sehen wir auf der rechten Seite des Weges die grösste Tropfsteinsaule der Höhle emporragen; dieselbe ist 10 m hoch. Ferner bemerken wir einen schönen Stalagmit, „St. Nikolaus" genannt, und weiter ein anteiliges Gebilde, den „Glatzkopf". Von da angefangen, führt der Weg ziemlich steil hinab zum Fusse des Kal-varienberges. Fast scheint es, als ob der Kindruck des Ganzen auf die erstmaligen Besucher zu gewaltig, zu grossartig gewesen wäre, um dem leichten Spiele der Phantasie, Endpuukt der ttollbahn unter dem Kalvarienberge. »ach Ähnlichkeiten zu haschen, Kaum zu geben; denn wir finden hier bei der grossen Menge von Tropfstem-gebilden nur die herrlichsten benannt. In einein Chans von zertrümmerten Säulen schlangeil sich unser Pfad hindurch und wir erreichen nach dem interessanten Abstiege wieder den ebenen I löhlenhnden und zugleich das Ende der 1534 »t langen Grottenbahn. • Dieselbe ist schon mehrfach abgebildet worden. Hin naturgetreues grosses Ölgemälde derselben befindet sich in der geologischen Abtheilung des k. k. Hofmuseums in Wien. Die Annehmlichkeit der unterirdischen Lisenbahn-fahrt kommt erst jetzt nach der grösseren Wanderung besonders zu statten. Wir benützen unseren Kollwagen und fahren langsam durcbdie „englische Küche", weiter durch die „Säu 1 cn a 11 ee" zur umgestürzten Säule, welche quer über den Höhlengang zu liegen kam und unterhalb welcher das Hahngeleise hinwegliihrt. Diese umgestürzte Säule hat einen Durchmesser von 4.5 vi und auf ihr hat sich wieder eine andere Säule von 2 m Durchmesser gebildet. Hieraus lässt sich gewissermassen auf Die Säulenallee. das Alter dieser Grottenräume ein annähernder Kück-schluss ziehen, da auf Grund von Beobachtungen über den Zuwachs derartiger Säulen bekannt ist, dass durchschnittlich im Verlaufe von zehn Jahren ungefähr o.-> Milimeter Tropfsteinmasse anwächst. Welche ungeheueren Zeiträume kämen demnach hier in Betracht? Weiter von der umgestürzten Säule kommen wir an der sogenannten „Landkarte", am „Schilderhaus" und an den interessanten »ZwillingsSäulen" vorbei in eine geräumige Felsenhalle, wo wir Imkerhand denlEin-gang zu einer Seitengrotte bemerken. Ein eisernesJjitter-thor muss zuvor geöffnet werden und wir betreten die „Erzherzog Johannes-Grotte". Dieselbe enthält die schönsten Tropfstcinbddiingen im ursprünglichen, ungestörten Schimmer und Glänze. Diese Räume sind nicht gänzlich gangbar gemacht, nachdem dieselben für einen zahlreichen Besuch nicht geeign. sind. Nur über besondere Anmeldung wird kleineren Gesellschaften der Eintritt in diese Grottenpartie gestattet. Unsere Grottenlährt nahet dem Schlüsse. Wir betrachten unterwegs den „T ü r k e n s ä-bel", den „bisch platz" mit seinen pittoresken Gebilden: „Plattfisch", „Meerkrebs"; weiter das „goldene Vlies", den „schlafenden LT)wen" und den „ g r o s s e n \V asser-fall"; ferner die sogenannte »Reitschule", eine 10 /" hohe Grottenhalle, wo die linke Wand mit dem weltberühmten „Vorhang" geziert ist. An der äusserstcn Kante eines aus der linken Höhlenwand vorspringenden Fclsen-gesimses hat sich dieses un-übertrefllich reizende Stalaktitengebilde angesetzt. In einer Länge von nahezu 3 ///, je nach den Vorsprüngen des Oe-steins 30 bis 7S ent weit von der Wand abstehend, im Durchschnitte 8 Millimeter dick und Überall vollkommen durchscheinend, hängt diese wundervolle Troplstemmasse an der Wand herab', einem Vorhange täuschend ähnlich, der halb nach links zurückgeschoben ist, und den schönsten Faltenwurf zeigt. Die Farbe ist glänzend weiss, aber dei untere Rand hat durchaus einen 10 cm breiten Saum, orange, lichtroth und braun, welche Farben in einander verfliessen. Grösse, Reinheit, Farbenspiel und überraschend schöner Faltenwurf machen diesen „Vorhang" zu einem der schönsten Tropfsteingebilde, die es überhaupt geben kann, und wenn die bisher bekannten Grotten auch so manch1 grossartiges Gebilde aufzuweisen haben, an lieblicher Schönheit bleibt dieser Vorhang unübertroffen. Vom Vorhange weiter werden uns noch einige prächtigen Tropfsteinbildungen, das sogenannte „rothe Meer", die grosse und die kleine „Ci presse" u. a. in. gezeigt. Unweit der machtigsten Grottensäule erreichen wir beim sogenannten „Grabe" die bereits bekannten Räume, denn hier vereinigt sich wieder der Gang mit jenem, den wir früher bei der Besichtigung der Kaiser Franz .loscfs-Grotte verliessen, um in dem beschriebenen grossen Bogen wieder zu ihm zurückzukehren. Nun geht es in raschem Tempo dem Ausgange zu, im Dome bemerken wir noch eine Stelle, wo von Aussen das Tageslicht auf den unterirdischen Wasserlauf hereinfällt. Volle zwei Stunden hat die Besichtigung in Anspruch genommen. Vor dem äusseren Grottenthore werden uns kleine Tropfsteingebilde zum Kaufe angeboten. Auch blinde Grottenkäfer und der seltsame, blinde Grottenolm sind manchmal erhältlich. Die gleichmässige Temperatur (im Sommer und Winter constant) beträgt in den inneren Grottenräumen 8 bis 9 Grad R. So bequem dem Reisenden der Besuch selbst gemacht ist, so muss er der Adelsberger Grotte und der allernächsten Umgebung doch eine ansehnliche Zeit widmen; wenigstens einen vollen Tag, wenn er vom Norden her nach Triest fährt. Aber niemand wird die aufgewendete Zeit bereuen. Denn an Grossartigkeit im Ganzen, an Schönheit im Einzelnen steht diese Grotte ganz unerreicht da, und keine Vorstellung, zum Voraus gefasst, wird das treffen, was das Auge hier zu schauen bekommt. Ausserdem stehen die geringen Ausgaben wahrhaftig in keinem Verhältnisse zu den wunderbaren Naturschön- heiten, welche die Adelsberger Grotte, sowie die weiteren Sehenswürdigkeiten und Naturseltenheiten von Innerkrain ihren Besuchern darbieten. Alle erwünschten Auskünfte bezüglich des Besuches der Adelsberger Grotte ertheilr der bestellte Grotten-Cassier und desgleichen die Portiers in den Hotels und Gasthöfen von Adelsberg. Eintrittskarten * sind entweder direkte beim Grotten-Cassier zu lösen, oder durch die Lohndiener der Hotels zu bestellen. Fotografien aller Sehenswürdigkeiten von Innerkrain sind beim Fotografen M. Schaber immer vorräthig. * Siehe ' Partf und Normatif für den BöSUöb der Adelsberger trotte auf der Rückseite des Uuiuehhiges. Empfehlenswerte Spaziergänge und Ausflüge von Adelsberg Kürzere Spaziergänge. * j. Aufstieg zur Burgruine Adelsberg am Sovič, (i Stunde). •_>. ise-iuli der Adelsberger tJro.tte. (3 Stunden.) ;i. Besuch der <;n>rtr bel Otok. (2 Stunden.) 4. Pusspartie zur „Pivka Jama" umi „Črna .Iamau. (4 Stunden.) 5, Passpartie (4 91.....len) oder Wagenfahrt (5 Stunden) zur Sahlenburg Lueg. Längere Ausflüge. 1. Aufstieg /.uin Nanos. (Eine Tagestonr.) 2. Aufstieg zum Javornik-Gebirge. ('.) Standen.) :t. Wagentährt zu der St. Canzianer Naturbrücke und den Fürst Windiscligrätz-Ilöhlen in den llaasherger Forsten, Rückfahrt über Haasberg, Planina zum Besuche der Kleiu-hänsel-Höhle bei Planina (10 Stunden.) 4. Nochmalige Wagenfahrt nach Planina und Laze (eine Tagestour) zum Hesuche des Thalausganges „Pod stenami", der „Mrzla" und „Vranja Jama*, als auch der „Skednjenca". Nachmittags, Aufstieg zur Spitze vou Alt-Haaaberg. (Sehr bequem 3 Stunden, schönes Panorama.) * Die beigesetzten Wegstunden sind zusammen ftlr Tour und Retour gerechnet. ;"). Wagenfahrt dach Zirkuit/. eur Besichtigung des Zirk-uitzer Sees und der Sohlundhöhlen Karlovca. d Stunden.) 6. Eisenbahn- oder Wagenfahrt zur Besichtigung »les k. k. BofgestJits Preetranek. (3 Stunden.) -•^^...... Die Grotte bei Otok. Unterhalb der Brücke, die über den Poik-Fluss nach Gross-Otok führt, Öffnet die auf Seite 6 abgebildete Schhindhöhle ihren gierigen Rachen, in welchem der Fluss mit seinem nach Jahreszeiten wechselnden Gewässer verschwindet. Im „grossen Dome" der Adelsberger Grotte sieht man das bei Hochiluthen rauschende Gewässer wieder, und eilenden Laufes jagt dasselbe in die Weitungen seines felsigen Höhlenbettes in nördlicher Richtung dahin. Bereits im Jahre 1850 ist Höhlenforscher Schmidl mit seinem Sohne in einem Kahne über 580 Meter weit stromabwärts vorgedrungen. Obzwar Schmidl daselbst keine weiteren Entdeckungen machte, so landen dennoch seine auffallend richtigen Muthmassungen ei»e überaus interessante Bestätigung, denn seine Publikationen über diese unterirdische Kahnfahrt enthalten folgenden Wortlaut: »Die Fahrt endete in einem tieferen Tümpel von etwa 12 Meter im Durchmesser, wo die Decke sich so tief auf den damals sehr niederen Wasserspiegel herabsenkt, dass mit dem Kahne nicht unten weg zu kommen war, selbst wenn man sich in demselben niederlegen wollte. Vor diesem Vorhange und unter den herabhangenden Felszacken schwamm eine Menge Siigeklötze, Balken und anderes Holzwerk, welches die Hochwasser bis dorthin fortgerissen hatten." „Die Richtung des Flusses ist im Ganzen genommen nördlich und derselbe wird auf seinem weiteren Laufe sehr nahe an den Endpunkten .Bassin* und ,Tartarus' der oberen trockenen Grotte vorbei kommen. Die Verbindung - M — des genannten Bassins, einer mir Wasser gelullten Kluft, mit dem Flusse ist unzweifelhaft, denn bei Hochwasser der Poik läuft das Bassin über und erfüllt den ganzen Endraun] der Grotte im sogenannten Tartarus." Weiter berichtet Schmidl: „Unter anderem erfuhr ich im Jahre 1852 von dem Grottenführer CiČ in Adelsberg, dass er auch schon einmal in einem Kalme auf der Poik so weit abwärts gekommen sei wie ich, über jenem letzten Bassin aber in der Wand ein Loch entdeckt habe, durch welches gekrochen, er einen weiteren geraumigen Kanal vor sich gehabt. Der hohe Wasserstand erlaubte mir aber nicht die Wahrheit dieser Aussage zu erproben." Der Eingang in die Grotte bei otok. Und thatsächlich gelang es im Jahre [890 mehreren unternehmenden Höhlentouristen von Adelsberg an jener Stelle vorzudringen. Theils im Kahne, theils an den »eisigen Ufern des Höhlenbettes der Poik drangen dieselben stromabwärts vor und constatirten auf diese etwas abenteuerliche Weise den unterirdischen Zusammenhang der Adelsbcrger Grotte mit der im Jahre 1889 neuentdeckten Grotte bei Otok. Für die Grottenbesucher ist dieser Weg zur Grotte bei Otok naturgemiiss nur der Curiosität wegen skizzirt. Wenn auch die eigentliche Entdeckung der Grotte auf diese Weise erfolgte, so wurde sie dessenungeachtet durch Grabung vom Tage aus erschlossen Und zugänglich gemacht. Um zur Stelle des gegenwartigen Einganges dieser Grotte angenehmer zu gelangen, führt von der Brücke an der Schlundhohle der Poik bei Adelsberg ein guter Weg nach Gross-Otok. In der Nähe der Kirche ist nach weiteren par Schritten ein Promenadeweg rechterseits den Hügel aufwärts hergestellt worden. Diesen entlang erreicht man ungefähr nach 20 Minuten Weges in einer kleinen Terrainmulde das Eingangsthor der jugendlichen Grotte. Schön gebahnte Wege, prächtiger Tropfsteinschmuck an einer markanten Partie sogar künstlich, doch für Jedermann merklich nachgeholfen, jederzeit reine Luft und ebenso eine angenehme Temperatur charakterisiren diese unterirdischen Räume. Die interessanteste und zugleich grossartigstc Partie der Grotte bei Otok ist eine hohe Terrasse, das sogenannte „Belvedere", von welchem man die rauschenden Finthen eines in der Tiefe vorbeistrÖmen-den Gewässers betrachten kann. Und dieser Punkt ist es, den eben, wie früher angedeutet wurde, die Adcls-bergcr Höhlentouristen per Kahn am unterirdischen Lauie des Poik-Flusses erreichten. Stromabwärts soll es noch eine Strecke weiterführen, doch die bahrt wird als sehr unheimlich bezeichnet. Vom Belvedere muss man wieder mit geringer Abwechslung den Weg zurücklegen, welchen man anfangs durchwanderte. Zur gemächlichen Besichtigung und Begehung sind hier ungefähr drei Viertelstunden ausreichend. Dl'e „Pivka Jama" (Poikhöhle) bei Adelsberg. Wer in der Lage ist, einen mehrtägigen Aufenthalt 03 Besuche der Innerkrainer Naturraritäten in Adelsberg u nehmen, versäume nicht, die nachfolgende Fusstour i!U muc'ien. Dieselbe erfordert zusammen .] Stunden Zeit, _ 4f> - um 3 Stunden Weges zurückzulegen, die vierte Stunde ist für die Besichtigung gewidmet. Ein lokalkundiger Führer muss jedoch angeworben werden. Der einzuschlagende Weg führt an der Lehne des Schlossberges anfangs westlich, weiter oberhalb der Adelsbergcr Grotte, nahe an der Grotte bei Otok, im allgemeinen in nördlicher Richtung dahin. Gegen Süd-Westen ragen die charakteristischen Wände des Bergriesen „Nanos" bis 1300 m hoch empor. Der Weg ist fast eben, aber steinig wie alle ungebahnten Karstwege. Niederes Gebüsch säumt diesen schmalen Waldweg zu beiden Seiten ein, bis endlich der Tannenforst mit seinen schattenspendenden Junghölzern beginnt. Mitten in dem Dunkel des frohwüchsigen Gestämmes erreicht man das Fingangsthor der sogenannten Magdalena-Grotte * (slovenisch „Grna .lama", d. i. „Schwarze Höhle"). Diese Höhle ist berühmt als der hautigste Fundort der seltsamen Grottenfauna, nämlich der augenlosen Küfer und des blinden Molches „Proteus anguineus". Doch zur bequemeren Besichtigung der düsteren Räume eignet sich dieselbe weniger. Unweit von hier, hart am Rande des Weges, befindet sich ein schauriger Abgrund, „Ruglovca" genannt, der von keiner Seite infoige seiner prallen Felswände nach der Tiefe zuganglich ist, und ausserdem keine unterirdische Wanderung ermöglicht. Eine kurze Strecke nordwärts von hier gähnt der colossale Abgrund „Pivka Jama" mit seinem unheimlichen Höhlenrachen des unterirdischen Poikflusses aus einer Tiefe von 64 /// entgegen. Von der nördlichen Seite führt eine Weg- und Treppenanlage hinab, bis zu einem leiter-förmigen Abstiege, der nur für absolut Schwindelfreie pas-sirbar ist. Oberhalb desselben kann man schon den unten rauschenden Höhlenfluss betrachten. Die Scenerie dieses * Nicht zu verwechseln mit dem eigentlichen Magdalena-Abgrunde, am Fasse des gleichnamigen Berges, circa eine halbe Sunnit' Weges von hin- entfernt Dieser Abgrund fuhrt zu dem unterirdischen Laute der Poik, au der überdache kaum Im lang und 2 m breit, doch über 70 m tief. enormen Naturschachtes ist eine pittoresk grossartige. Besonders interessant gestaltet sich der Ausblick von der Tiefe empor zum Tageslichte. Der unterirdische Flusslauf der Poik wurde hier im Jahre 1885 vom Höhlenforscher k. k. Regierungsrath Franz Kraus genau untersucht und studirt. Hierbei ergab die von den Herren Szombathy und Putick durchgeführte Aufnahme des Höhlenflusses eine Lange von 770/// als Theilstrecke zwischen Adelsberg und Planina, welche weder stromauf-noch abwärts ohne grössere Sprengarbeit zu den bereits bekamten Endpartien verfolgt werden kann. Am Rückwege nach Adelsberg schlage man von der obengenannten „Crna jama" die Richtung zu den grossen Karstmulden „Jersanove doline" ein und man gelangt auf diesem etwas besseren Wege von der Nordseite nach Adelsberg zurück. ------- Die Höhlenburg Lueg. Im Rufe der Romantik steht die Höhlenburg Lueg unter den österreichischen Burgen obenan, durch ihre Lage, durch des letzten Lueger's „Erasmus" abenteuerliches Geschick, durch die sagen- und märchenhaften Höhlengänge, welche aus der alten Burg in das Innere des Gebirges führen u. s. W. Trotz alldem sind wenig Burgen so selten besucht, weil viel zu wenig und mangelhaft bekannt und beschrieben, wie gerade das eigenthümlich verborgene Lueg. Allen Besuchern von Adelsberg und seiner Umgebung wird ein Ausflug nach Lueg bestens empfohlen. Man hat die Wahl, entweder eine 27jStündige Fusstour über Gross-Otok, Zagon und Pristava dahin anzutreten, oder auf der Triester Rcichsstrase eine Wagenfähre bis Dilcc, von hier entlang der Gemeindestrasse nach Landol und Lueg zu unternehmen. BeidejWege sind recht angenehm, abwechselnd führen dieselben durch Wicsland, Haide und Hol- zung und namentlich ist es deutlich zu sehen, wie scharf sich die Vegetation des Kalkhodens von der Üppigen Flora der eoeänen Sandsteine überall abscheidet. Das Ritterschloss Lueg selbst erblickt man aber erst in seiner nächsten Nähe und zwar vom Rücken des niederen Sehmidberges; hier eröffnet sich mit Fincmmalc dem überraschten Auge des Fremden die Aussicht auf die riesige Felsenhöhle, aus welcher von mächtigen Kalksteinbänken überragt, die Burg der Lucger hervorschaut — ein wahres und echtes „Lug ins Land". In diesem Anblicke vereint sich ein prächtiger Natur-genuss mit der Betrachtung eines der geschichtlich merkwürdigsten Denkmale Krains aus dem Mittelalter; aber auch das neue Schloss, sowie die eigeiithümlichen Tropfsteingrotten von Lueg bieten des Sehenswürdigen genug. Liegenwärtig ist die Höhlenburg Lueg mit den zugehörigen Forsten, ebenso wie Haasberg und Loitsch im Besitze des Fürsten Windischgrätz. Bereits im Jahre 1580 wurde unter der Herrschaft der Grafen Cobcnzl vor der alten Höhlenburg ein neuer Bau errichtet, der zum grossen Theile auf den Ruinen des historischen Gemäuers aufgebaut ist. Ein Ausflug nach Lueg vervollständigt für den fremden Besucher das abwechslungsreiche Bild der krainischen Naturschönheiten, wie er nicht minder dem Einheimischen die angenehme Gelegenheit bietet, eine durch Natur und Geschichte gleichberühmte Stätte mit einem geringen Zeit-und Kostenaufwande zu besuchen. Unternehmenden Touristen sei besonders die Fusstour von Adelsberg über Grossotok und Zagon nach Lueg als sehr lohnend empfohlen, die sich mit einem Aufstiege zum mächtigen Nanos beenden lässt, von welchem man den Ausblick auf die „blaue Adria* und weit über die benachbarte Halbinsel Istricn gemessen kann. Schloöa Lueg. Planina und Schloss Haasberg.* Planina ist ungefähr 8 km nördlich von Adelsberg an der einst sehr frequenten Reichsstrasse von Triest nach Laibach gelegen. Nach der Eröffnung der Südbahn (1857) hat Planina das rege Leben einer Frachten- und Fuhrwerk-Station verloren. Gegenwärtig ist die landschaftliche Schönheit und die prachtige Lage dieses Marktes das einzig Rühmenswerthe. Das waldgekrönte Gebirge, welches ringsum das reizende Kesselthal von Planina aufgebaut ist, birgt viele Sehenswürdigkeiten der Natur. Der genannte Markt (1230 Einwohner) ist infolge der seltenen Vorzüge des Klima, Wald, Luft und Wasser eine sehr beliebte Sommerfrische für die Bewohner von Triest, Pola, Görz und Fiume. Mehrere gute Gasthöfe, aus früheren Zeiten noch erhalten, bieten dem Fremden eine billige Unterkunft und Verpflegung. Ein Postamt und die benachbarte Südhahnstation Rakek vermitteln die Communication. Durch Planina führen zwei parallel laufende Strassen; die untere ist die ältere, an der alten Heerstrasse gelegen, als diese aber wegen der herbstlichen Inundationen des Unzflusses höher gelegt wurde, entstand die obere Strasse. Die Ortschaft ist beinahe Stunde lang und besteht aus Ober- und Unter-Planina. Zwei schöne Kirchen und eine Kapelle auf dem Hügel ragen unter den stattlichen Wohnhäusern empor. Eine hochgelegene Wahlfahrtskirche der bJ. Maria geweiht, liegt oberhalb der Kapelle im Walde verborgen. Bei der Fahrt von Adelsberg nach Planina ist dieselbe zu allererst wahrzunehmen. Die Bezirksstrasse von Planina zur Bahnstation Rakek führt quer über das Thal zum jenseitigen Abhänge hinüber. Eine solide gemauerte Brücke mit drei Durchlässen übersetzt den Fn/.lluss. Links führt die Strasse gegen Rakek, rechts zum Schlosse Haasberg, welches in seiner schönen Lage eine Zierde des Thaies bildet. Die Vorderfronte des prachtigen Schlosses ist gegen Süden errichtet. * Meercshühe I7f> m über dem adriat. Meere. An dieser Seite ist sowohl die Auffahrt, als auch der breite Aufgang angebracht. Die Rampe tragt an ihren Eckpfeilern zierliche Statuen von Steinbocken, deren Originale wohl schon seit geraumer Zeit aus den Hochgebirgsforsten der Herrschaft verschwunden sind. Dagegen beherbergt ein kleiner Bärenzwinger links hinter dem Schlosse ein paar junge Repräsentanten dieses im Javornik noch immer ständigen, wenn auch sehr seltenen Wildes. Auch ein neubegründeter Hochwildpark knapp neben dem Schlosse enthält einen kapitalen Edelhirschen und eine Hirschkuh nebst deren Nachkommenschaft. Die prächtige Promenade von Haasberg durch die romantische Thalschlucht „Mühl t hal" führt nach Ober-Planina zurück. Das Sehloss Haasberg ist jetzt im Besitze des Fürsten Hugo zu Windischgrätz und wird von der fürstlichen Familie als Sommer-Residenz bewohnt. Ein herrlicher Waldweg führt empor zur Ruine der einstigen Burg Haasberg. Dieselbe stand auf der Spitze des gleichnamigen Hügels, * und deren Steinmateriale soll zum Aufbaue des neuen Schlosses am Fusse desselben benützt worden sein. Die Burg stürzte infolge des Erdbebens zusammen, welches am 26. Marz 1511 die ganze Landschaft betraf, und den Ruin des Landhauses in Laibach, sowie der Burgen Auersperg, Billichgratz u. a. m. verursacht hat. Die Kleinhäusel-Höhle bei Planina. Im äussersten Süden des Kesselthaies von Planina, einer naturmerkwürdigen Thalbildung ohne Ein- und Ausgang, steht noch heute der höchst romantische und * Trotz der geringen Höhe dieses immerhin ansehnlichen Hügels geniesst man oben ein herrliches Panorama des umliegenden Gebirges, der Julischen und Steiner-Alpen. Ebenso einen Ausblick auf den Zirknirzer See. Die Kleinhäuselhöhle. historische Wartthurm der einstigen Burg »Kleinhäusel". * Von der Hauptstrasse führt beim letzten Hause in Ober-Planina ein bequemer Weg um die Ruine herum, bis zu der Sägemühle von Obresa's Erben. Man muss das Sagewerk passircu und die schmale Lauf brücke über das Mühlgerinne der Länge nach Überschreiten, um einer wahrhaft grossartigen Scenerie ansichtig zu werden. Ks ist das romantische Höhlenthor der Kieinhäuselhöhle, am Fusse einer 70 m tiefen Felsenschlucht. Fin Scheibenstand der Schützengesellschaft von Planina hat daselbst eine reizend schöne Lage. Nach wenigen Schritten über den Aquädukt der Sagemühle erreicht man den Eingang der colossalen Höhlen-weitung. Auf Grund der in neuester Zeit vom k. k. Forst-inspektionsadjunkten und Höhlenforscher Wilhelm P u-tick an Ort und Stelle durchgeführten Erhebungen re-präsentirt diese Ausmündung den unterirdischen Zusam-menlluss der PoikhÖhle von Adelsberg (westlich) und eines Höhlenganges vom Zirknitzer See ((istlich), die sich ca. 350 m weit vom HÖhlenthore unter dem Gebirge vereinigen. — Ein zweiter unterirdischer Zufluss vom Zirknitzer See tritt in dem früher genannten Mühithale aus zahlreichen Höhlcnquellen an den Tag. — Nur eine kurze Strecke dieser seltsamen Höhlengalerien, von zusammen 6700 m Lange, ist am rechten Ufer begehbar. Durch eine Kahnübersetzung zum linken LIfer des Höhlenflusses ist man noch im stände eine weitere Strecke zu Fuss zurückzulegen. Hierauf kann nur mehr auf Kähnen vorgedrungen werden. Im Allgemeinen finden sich in diesen unterirdischen Räumen nur wenig Tropfsteinbildungen vor. Einige Paar Höhlentauben nisten jährlich in den Felsennischen der enorm hohen Naturgewölbe und fristen hier ein menschenscheues dasein. Ebenso wie die Kieinhäuselhöhle in dem seltsamen Oberlaufe des Thaies, in ähnlicher Weise bildet die * Burg Kleiuliäiisel war im Besitze des damaligen Stadt-hauptmannes von Triest Kaspar Baron Kauber. Hier hatte derselbe sein Heerlager aufgeschlagen, bevor es ilun glückte den Schlupfwinkel des vogelfrei erklärten Erasmus von Lneg ausfindig zu machen, um diesen hernach zu überlisten, so geschehen im Jahre 1484. »Vranja jama" (Rabenhöhle) am .sackförmigen Ausgange dieses Kesselthales eine besondere Sehenswürdigkeit. Man gelangt dahin entlang der alter Strasse durch das wiesen- R'une I hal, in dem man in der ZU passireinii:n Ortschaft einen Führer anwirbt. Mit diesem wird die Wanderung ^Situation .Pod stenami" angetreten, um dort die echnisch hochinteressanten „K ilavotrons" /ur Ableitung der Hochwasser zu besichtigen. Von hier erreicht man in einer halben Stunde die groteske Rabenhöhle, in die ein 85 m tiefer Abstieg zu unternehmen ist, der zu den lohnendsten Partien am Karste zählt. Bei Hochwassern des Unzflusses im Planinathale ist auch der Boden der RabenhÖhle vom Wasser meterhoch überfluthet. Die Höhlen von St. Canzian in den Haasberger Forsten* mit der grossen Naturbrücke. Dieselben gehören eigentlich den unterirdischen Abflüssen des weltbekannten „Zirknitzer Sees" an, und sollten erst in jenem Abschnitte Erwähnung finden, in welchem die naturmerkwürdigen Verhältnisse desselben skizzirt werden. Dessenungeachtet findet diese Partie von Innerkrain anschliessend an Planina eine passende Stelle, weil dieselbe gewöhlich mit einem Ausfluge von Adelsberg nach Planina bei einer ganztägigen Tour verbunden werden kann. Ausserdem erfordert die F.xcursion zum Zirknitzer See einen weiteren Tag. Am angenehmsten erfolgt der Besuch von St. Canzian in den Haasberger Forsten per Wagen von Adelsberg gegen Maunitz auf der prächtigen Waldstrasse. Unterwegs kann man die überzeugendsten Beobachtungen machen, dass hier in den prächtigen und schattenreichen Tannenforsten die nämliche Gesteinsformation lagert, wie dieselbe am eigentlichen vegetationsarmen Karste südlich von Adelsberg anzutreffen ist. Auf solche Weise müssen unbedingt alle Zweifel verschwinden, dass die Wiederbewaldung der öden Karstflächen ein Ding der Unmöglichkeit sei, wie es nicht selten vermeint wurde. * Zum Unterschiede von St. Canzian am Kekaflusse bei Divača im Küstenlaude, Das mastenhohe Gestämme herrlicher Tannen schützt und schirmt hier entlang des ganzen Weges eine üppige Bodenwegetation auf diesem ausgesprochenen Felsenterrain und erhält nur dadurch den spärlichen Humus im sicheren Bestände. Man erreicht nach einstündiger Fahrt das sehenswürdige und malerische Objekt der grossen Naturbrücke. Im dichten Gebüsch findet man hier oben die Ruinen der St. Canzians-Kapelle. Mit Erstaunen sieht man sich da hoch über einem lieblichen W'iesenthale, welches durch eine senkrechte Felswand abgeschlossen zu sein scheint. Nach entgegengesetzter Seite gähnt ein tiefer Abgrund und jenseits desselben ein riesiger Höhlerachen, der die Ängste Zeit des Jahres einen brausenden Wildbach verschlingt. Bei näherer Betrachtung findet man aber zum grössten Erstaunen, dass man auf der breiten Fahrbahn eines imposanten Felsengewölbes der „grossen Naturbrücke" gestanden ist, über welche die neuangelegte Waldstrasse weiterführt. Aus dem Thale gesehen bildet die Felsenbrücke ein vollkommenes Tonnengewölbe, ig m hoch, 4*8 vi tief; die ganze Felsenmasse ist aber 42 m hoch und 52 vi breit. Nur das bekannte Prebischthor in Böhmen und die Vejabrücke im Veronesischen sind die rivalisirenden Sce-nerien der St. Canzianer Felsenbrücke, welche aber vor beiden entschiedene Vorzüge hat. Aus dem erwähnten Wiesenthaie fliesst der sogenannte Rakbach durch den Brückenbogen hindurch, um jenseits in der von obengeschenen Höhle zu verschwinden. Am Fusse des rechten Brückenpfeilers zieht mit hörbarem Gurgeln schon ein Theil der Wässer in den Untergrund. In dürren Sommern verschwindet hier bereits der ganze ßach, so dass man trockenen Fusses unter der Brücke hinweggehen kann. Die jenseitige Höhle bietet nur wenig Interessantes und ist schwer zu begehen. Ucberraschend ist wohl die Möglichkeit eines Aufstieges durch ein förmliches Höhlenfenster zur Oberfläche. — r,<; — Der Rakbaeh repräsentirt eitlen Theil jenes Gewässers, das im sogenannten „Mühlthal" bei Planina wieder hervortritt, offenbar wahrend seines unterirdischen Laufes bedeutend verstärkt. Der Oberlauf des Hakbaches wird von starken HÖhlenquellen gespeist, die als Abflüsse des Zirknitzer Sees erforscht sind. Das Wiesenthal wird je weiter stromaufwärts desto enger und endet in einer steilrandigen Felsenschlucht, als deren Fortsetzung eine geraumige Hohle in das Gebirge hineinzieht. Ein Vordringen ist von hieraus äusserst gefährlich, weil der Höhlenbach fast den ganzen Boden einnimmt. Hingegen erreicht man in der Höhe der Waldstrasse alsbald ein Hondeau, als den Endpunkt der Wagenfahrt. Da bieten sich reizende Scenerien dem Besucher dar. Die sogenannte „kleine Naturbrücke", ein äusserst zierliches Naturgewölbe, welches in einem kühnen Bogen den 55 tu tiefen Abgrund überspannt. Im Ganzen findet man hier sechs Abgründe knapp nebeneinander liegend. Dieselben sind als Einstürze der Höhlendecke zu betrachten; zugleich das lehrreichste Beispiel für die naturseltene Bildung und Fortentwickelung der Kesselthälcr des Karstes. Im ersten dieser Abgründe ist ein schön gebahnter Weg über die Schuttmassen zur Tiefe führend, Auf demselben erreicht man die eigenartig durchbrochenen Weitungen der St. Canzianer Höhlengänge, oder die Fürstlich „Windisch-Grätz1 sehen Grotten". Es gibt hier eine Prinzessin Christiannen - Grotte, eine Prinzessin Alexandrinnen - Grotte, eine Prinz Hugo- und eine Prinz Ernst-Grotte, welche auf prächtigen Wegen zugänglich sind. Die erstere ist durch eine versperrbare Thüre vor Beschädigung der Tropfsteingebilde geschützt. Die übrigen sind frei zugänglich gemacht. Die Prinz Hugo-Grotte führt beinahe \ooom stromaufwärts, in der Richtung zu den Hochwasserhöhlen am Ausgange des Zirknitzer Sees. Dieselbe kann nur auf Kähnen in ihrer oberen Erstreckung besichtiget werden. Der Ausblick von der Tiefe der früher erwähnten Abgründe, besonders unterhalb der zierlichen „kleinen Naturbrücke", ist wohl einzig schön und höchst romantisch. Der Rückweg muss per Wagen auf derselben Waldstrasse eingeschlagen werden, nur ist es empfehlenswerth, We Rückfahrt nach Adelsberg über Maunitz und Planina einzuschlagen. ■ Zirknitz und der naturhistorisch berühmte Zirknitzer See.* Bei einem längeren Aufenthalte in Adelsberg versäume niemand die eintägige Tour nach Zirknitz zu machen. Entweder kann eine direkte Wagenfahrt von Adelsberg über Maunitz dahin unternommen werden, oder wie es die meisten Besucher pflegen, eine Combination von Bisenbahn- und Wagenfahrt. Und zwar mit dem Früh-Kilzuge von Adelsberg nach Rakek, von hier pr. Wagen nach Zirknitz (7, Stunde Fahrt). Nachmittags um lj26 Uhr mit dem Abend-Eilzuge nach Adelsberg. In Rakek sind auf der Post (gegenüber dem Bahnhofe) jederzeit Fahrgelegenheiten preiswürdig zu bekommen. Zirknitz ist ein gastfreundlicher Markt mit 1477 Einwohnern. Eine schöne Kirche von festen Türkenschanzen (Tabor) umgeben, bildet den Mittelpunkt des weltbekannten Marktes. In der Nähe von Zirknitz ist die Ruine der Burg Thumlag, ferner eine vorgeschichtliche Fundstätte „Gra-diše" gelegen. Den Namen dürfte Zirknitz (slov. Cerknica; nach der uralten Kirche, d. i. Cerkvica erhalten haben. Ansehnliche Gebäude des Marktfleckens lassen erkennen, dass hier wohlhabendere Besitzer hausen. Mehrere gute Gasthöfe bereiten dem Fremden eine recht angenehme Mittagsrast. Die eigentliche Sehenswürdigkeit von Zirknitz ist der benachbarte und naturhistorisch berühmte Zirknitzer See, dessen bereits Strabo erwähnt: „Trajectus montis esta Tergesta, vico Carnico, adLacum Luge um". * Die Aleereshöhe beträgt 555 m über dem adriat. Meere. 5 Bekanntlich gehört dieses sonderbare Seebecken zu den merkwürdigsten Erscheinungen des Karstplateau. Dasselbe repriisentirt einen Thalkesscl ohne Ein- und Ausgang welcher im Süden von dem gut bewaldeten Gehirgsstocke Javornik, im Norden von dem entwaldeten Slivnica-Berge hochmächtig uberragt wird. Gegen Osten und Westen reihen sich mehrfache Hügelwellen an, die als colossale Naturdämme zwischen den benachbarten Thalstufen zu betrachten sind, und unter welchen die correspondirenden Zu- und Abflusshöhlen liegen. Dieser See hat eine ziemlich unrcgclmässige Form, welche durch eine Halbinsel und 3 kleinere Inseln (heilweise verdeckt wird. Bei hohem Wasserstunde nimmt der Seespiegel eine Flache von ca. 4500 ha ein, wobei die mittlere Tiefe 3*6 /// betragt. Dieser Seeboden repriisentirt keineswegs wie bei anderen Gebirgsseen eine tiefe Schlucht, sondern eine sehr sanft gegen Süden geneigte Ebene, die nur an einigen Stellen von trichterförmigen Gruben (Schlundtrichtern) unterbrochen und von drei Bachbetten durchschlängelt ist. Daher der Zirknitzer See, mit grosser Berechtigung, eigentlich als eine inundirte Ebene zu betrachten ist, von welcher das Gewässer, infolge des unzureichenden Abflusses durch die natürlichen Höhlungen, nicht mehr in jedem Jahre gänzlich verschwindet. Änlich, wie das ganze Karstgebiet aus zerklüfteten und durchhöhlten Kalkmasscn besteht, ist auch der Boden und das Randgebirge des Zirknitzer Sees beschaffen. Die zahlreichen Zuflüsse sind vorwiegend auf unterirdischem Wege herbeiströmend. Nur der einzige Zirknitzer-Bach beherrscht auf seiner ganzen Längen bis zur Einmündung ein oberirdisches Bett. Einige dieser verborgenen Zuflüsse haben das Seltsame an sich, dass dieselben bei längerer Trockenzeit als Abflussgänge dienstbar werden. Im Allgemeinen erfolgt der sämmtliehe Abfluss des Sees durch Höhlen in nordwestlicher Richtung gegen das Planinathal, wo das Gewässer zum Theile durch die Kleinhäuselhöhle und zum Theile im Mühlsthal wieder an den Tag tritt. Die bisherige Vermuthung, dass ein Theil des Gewässers von Zirknitz auf direktem Wege durch Höhlen zur Laibacher Moorebene abfliessen würde, _ r>o — ist auf Grund der neuesten Forschungen Putick's gänglich widerlegt. Wahrend des hohen Wasserstandes im Zirknitzer See erreichen die Fluthen in der nordwestlichen Partie des ge- schlossenen Thalbeckens das Höhlenthor der „grossen Karl ovca". In diesen Höhlenschlund, sowie in die benachbarte „kleine Kar lovca" strömen mächtige — r,o — Bache unter das Gebirge ein. Ihr Gewässer vereiniget sich in der früher beschriebenen St. Canziancr Schlucht, wo es durch die Fürst Windischgrärz Höhlen hervorströmt und sich weiter nach Planina auf unterirdischen Wegen ergiesst. Sobald der normale Stand des Wasserspiegels im Zirknitzer See eingetreten ist, werden die trockenen See-rä'nder mit Fcldfrüchten angebaut und liefern meistens reichliche Ernten. Einen weitaus besseren Ertrag bringen aber die riesigen Secwicsen, doch ist dieser von den Regenverhältnissen total abhängig. Ein anhaltender Regen genügt, um die ganze Heuernte unter Wasser zu setzen und zu vernichten. Ausserdem gestattet das Seebecken bei Zirknitz eine gegenwärtig spärliche Jagd auf Sumpf- und Wasserwild. Während der übrigen Jahresperioden, als der See wieder angefüllt ist, dient derselbe der Fischerei nach Hechten, Schleien, Weissfischen, Barben und Krebsen zum ergiebigen Operationsboden. Wenn man das pragmatische Zusammenwirken der einzelnen Faktoren dieses wahrhaftigen Naturwunders am Zirknitzer See richtig erfasst hat, so gewahrt man auch hier, wie einfach die Natur in ihren Ursachen ist und wie grossartig dagegen in ihren Wirkungen. TÄB13P für den Besuch der Adelsberger Grotte. Nr. Beleuchtungsart Eintrittspreis pr. Person Anmerkung j 1 Kerzen, 400 Flammen, 4 Jede weitere Person 2 fl. II elektrische u. Kerzenbeleueh-tung, 460 Flammen, ro fl. Jede weitere Person 2 fl III Elektrische u. Kerzcnbeleuch-tung, 1300 Flammen, 20 11. Jede weitere Person 3 fl. IV Elektrische 11. Kerzenbeleueh-j ^ tung, 2500 Flammen, Jede weitere Person 4 fl. Ausserdem ist die Grotte am Pfingstmontage Nachmittag bei grosser Beleuchtung um 1 fl. Eintrittsgeld zu sehen. In der Zeit vom 15. April bis 15. Oktober ist weiters die Grotte täglich um 7*11 Uhr Vormittags elektrisch beleuchtet und gegen fixes Entree von nur 2 fl. 50 kr. per Person zu besehen. Die 72ll Uhr Beleuchtung in der Zeit vom 15. April bis 15. Oktober richtet sich nach der Anzahl der Besucher und wird abgesehen von der elektrischen Beleuchtung beigestellt für 1 bis 10 Personen Beleuchtung Nr. I 11 „ 20 . , Nr. II 21 „ 30 , „ Nr. III 31 Personen und darüber „ Nr. IV Minder Bemittelte können die (»rotte auch ohne weitere Beleuchtung nur in Hegleitung von 2 Führern mit Handlaternen besehen, wollir der Preis von 1 fl. per Person gezahlt wird. Im Übrigen gilt für den Besuch Folgendes: 1. Die Grotte ist das ganze Jahr hindurch zu jeder Tages oder Nachtstunde gegen 1'/„»fündige vorherige Ansage, Ihm 1h>-liebig zu wählender Kerzen- oder elektrischen Beleuchtung zugänglich. 2. In der Sommer-Saison (15. April bis 15. Oktober) ist für den Besuch der Grotte am '/„11 Uhr eine vorherige Ansage entbehrlich. y. Die Anmeldung geschieht In der Kanzlei des Grotten-Tagesoassiers, welcher alles Erforderliohe zum Grottenbesuche besorgt und die Gebühr in Empfang nimmt. Die hierüber ausgefolgte Rechnung ist auf Verlangen den Auisichtsorganen zur Ein-sieht voiv.uw eisen. 4. Die P.T. Grottengäste werden gebeten ihre Namen in das beim ('assier aufliegende .Stammbuch einzuschreiben oder eintragen zu lassen. 5. Hei Begehung der Grotte in Gesellschaft ist es geboten, dieser nicht voraus zu eilen oder gar zurückzubleiben, sondern sieh in leicht geschlossenen Hei heu aneinander zu halten, weil sonst die ordnungsniässige Ausführung der Beleuchtung zum Nächtliche der Besucher gestört werden kann. 6. Die Besichtigung der Grotte nimmt circa 2 Stunden in Anspruch. Ein längeres Verweilen In der Grotte müsste vorher dem Gassier gemeldet werden, damit für den Mehrbedarf der Beleuchtung gesorgt wird. 7. Die Länge der in der Grotte zurückzulegenden Strecke beträgt 4061 Mtr., von denen 2561 Meter im Wagen auf der Rollbahn zurückgelegt werden können: für die Hin- oder Rückfahrt ist. die Gebühr von je 50 kr. pr. Person zu entrichten. 8. Für das Tragen einer Person durch die ganze Grotte in einem Tragsessel besteht die fixe Taxe von <5 Gulden. U. Fackeln, bengalisches Feuer und überhaupt jedes raucherzeugende Beleuchtung»-]Materiale anzuzünden ist nicht gestattet. 10. Das Abschlagen der Steine in der Grotte ist strenge untersagt, und wird nach dem Strafgesetze geahndet. 11. Ausser den rari('massigen sind keine anderen Gebühren zu entrichten. Insbesondere aber ist es den Grottendienern strenge verboten durch Worte. Geberden oder Aufstellungen Geschenke in Anspruch zu nehmen. 12. Kinder unter 10 Jahren, welche die Grotte in Begleitung Erwachsener besuchen, sind frei. 13. Ausser den mit Gehwegen versehenen Gängen können auch noch mehrere theihveise neu entdeckte Seitengrotten besichtigt werden. Dieselben sind jedoch nur für rüstige Fussgänger gefahrloss zu passiren. Die Gebühren für Besichtigung derartiger (trotten werden fallweise berechnet. Grotten-Commission au Adelsberg. Inhalts -Verzeichniss. —csxa— Seite Vorwort.......... 1 Geschichtliche und literarische Notizen .... 3 Adelsberg.......... 5 Die Adelsberger Grotte....... 11 Einpfehlenswerthe Spaziergänge und Ausflüge von Adelsberg 42 Die Grotte bei Otok....... 43 Die „Pivka Jama" (Poikhöhle) bei Adelsberg . 45 Die Höhlenburg Lueg....... 47 Planina und Schloss Haasberg..... 4!) Die KleinhäiiseMlöhlc bei Planina .... 50 Die Höhlen von St. Canzian in den Haasbergcr Forsten mit der grossen Naturbriieke .... 54 Zirknitz und der naturhistorisch berühmte Zirknitzer See 57 Tarif der Adelaberger Grotte...... 61