ANIUUWNN2WA lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordesch. ^ V'I. Freitag am O. September R844 Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien «on Meisterhand in Kupfer gestochene« kolorirtes Costumebild, illyrischc Volkstrachten in Doppclfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis des Blatte« ist in Laibach ganz» jährig «, halbjährig 3 fl. Durch die k. k. Post unter Couoert portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fi. C. M,, und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k. t. Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lerchcr »m Hauptvlotze. Die Keiferin. Durchtobt die wüthende Sabine Das ganze Haus in Zornesglut, So ruft ihr Mann mit heit'rer Miene: »Ach das ist gut! »ch das ist gut!« Und peinigt sie im wilden Grimme Den armen Dulder bis an's Blut, So ruft er doch mit froher Stimme: »Ach da« ist gut! ach das ist gut!« Und wird ihr Toben immer toller. Und immer größer ihre Wuth, So ruft der Mann noch ficudenuollcr: »Ach das ist gut! ach das ist gut!« Ih r werdet das wohl schwer begreifen? — Drum wißt: Ihm hat der Arzt gesagt. Daß ihr das Wüthc» und das Keifen Gleich einem Wurm »m Leben Nagt. — Vinzcnz Zusner. Der St. Annatag. OberkrainischeSage aus dem 16.Jahrhundert «onI.Vuchenhain. (Fortsetzung.) hr irrt. Wie die Hyäne nie mehr von ihrer Beute abläßt, so wäret ihr sicher sein Opfer geworden, denn was ist diesem in der Wuth an einem Menschen gelegen." — Der Jäger Marti n stand wirklich in keinem guten Rufe. Sein struppiges, rothes Haar, sein bleiches Antlitz, ein spitzes, hervorragendes, mit einem zottigen Barte um­gebenes Kinn, dann die kleinen, tief liegenden, grauen Au­gen, seine Mulattennase, seine hagere, ausgemergelte Ge­stalt, sein rohes, bei der kleinsten Veranlassung äußerst ,ieitzbares Gemüth entfernten ihn von jedem Wohlwollenden und bestätigten so manche Muthmaßung. Man glaubte auch allgemein, daß er mit dem Bösen im Bunde stehe, was zu damaliger Zeit eben nicht schwer hielt. Dazu hatte sein nächtliches Herumirren und sein oftmaliges Verweilen zur Vollmondszeit zwischen den gewaltigen Felsenmassen, durch welche sich die Feistritz rauschend drängt, die meiste Veran­ lassung gegeben. Es gab wohl Einige, die aus diesem Zer­ würfnisse sowohl dem Bergschaffer als Urban böse Folgen prophezeihten; doch die Redlichen, die den geraden Weg ein­ geschlagen zu haben glaubten, achteten nicht darauf. Die Berge Bevschiza, Scol, Seleniza, Veguschiza, Storschiz und Koschuta sammt den Steineralpen bilden die Gränze zwischen Kärnten und Krain. Am Fuße des Berges Koschuta lag ein anmuthiges Thal, ostlich vom Berge Loibl und nur durch ein Gebirgsbächlein von demselben getrennt. Dieses Vächlein durchschlängelte in vielfachen Krümmungen den beinahe eine halbe Stunde langen, etwa eine Viertel­stunde breiten Erdstrich, und ergoß sich in den Muschenik­bach, welcher durch den gewerbsamen Markt Neumarkt l fließt und durch seine außerordentliche Kälte sich auszeichnet. Die Bewohner dieses Oertchens waren ein friedliches Berg­volkchen, welches sich theils von der Viehzucht, vom Acker­bau und theils durch Graben der Erze nährte; ein Völk­chen, das sicy sehr wenig um die Ereignisse jenseits der Marken seiner Heimat kümmerte. Und warum sollte es sich auch mit unnützen Sorgen plagen? Der Boden brachte ihnen reichliche Früchte, die Berge versorgten ihre Heerden und das Aufsuchen und Zutageforoern der Erze vermehrte ihren Wohlstand dermaßen, daß sie jede fremde Verbindung und Hülfe sehr leicht entbehren konnten. Sie waren durch sich selbst und in sich selbst glücklich. Dieses Eden war nun Urban's und Annchen's Wiege gewesen. Das Zer­würfnis; in der Wirthsstube war ihre erste trübe Stunde und die Besorgniß, Marti n werde für den angethanen Schimpf schreckliche Rache nehmen, hatte Annchen viele schlaflose Nächte verursacht. Da aber durch längere Zeit nichts in diesem Belange geschehen war, so hatten sich die Gemüther allmählich beruhigt. Der Weg des Bösen ist jedoch langsam, aber sicher. Es war am Iohannisabende, als Annchen an einem Hügelabhange mit Urban wieder zusammen kam, denn seit 28« jenem Vorfalle fanden sie für rathsamer, sich nicht oft zu sehen. »Gut, daß ich dich finde. Ich muß morgen mit dem Erze nach dem Hochofen fahren. Wie lange ich dort ver­ weile, ist noch unbestimmt," sprach Urban . Annchen wurde bei diesen Worten nicht wenig befangen. »Fürchte nichts, dein Vater selbst bestimmte mich dazu." An n che« lächelte. Ih r Vater wußte ja von ihren gegenseitigen Neigungen und billigte sie, somit konnte keine Gefahr in dieser Trennung liegen. So philosophirte Berg­schaffers Töchterchen und empfahl dem Erlernen eine bal­dige Rückkunft, und ihrer eingedenk zu sein, welches Letztere sie ihm recht dringend an's Herz legte. Mi t einem warmen Händedrucke versprach Urban , Alles zu thun, und offen­barte ihr auch zugleich seinen sehnlichsten Wunsch, nach seiner Rückkunft mit dem Vater wegen ihrer Vereinigung reden zu wollen. Das sechszehnjährige Mädchen war dar­über entzückt und warf sich sprachlos in seine Arme. Die Amsel ließ sich im Gebüsche, die Grasmücke auf den Wiesen hören und der Kukuk wiederholte sein scheidend Lebewohl. Wie aber leine Freude ungetrübt sein kann, so war es auch hier der Fall. Ih r beiderseitiger Feind, der Jäger Martin , hatte sie in der Nähe belauscht, mit neidischen Blicken die ihm verhaßte Gruppe betrachtet und sich sodann unter seltsamen Kopfbewegungen nach dem dunklen Gebüsche zurückgezogen. Die Glücklichen! sie hatten ihn nicht bemerkt. Eben im Scheiden begriffen, vernahmen sie heilige Gesänge und von den Bergen ringsherum erblickten sie zahllose Feuer gegen den Himmel auflodern, welche nach des Landes alter Ge­wohnheit die Feier dieses Tages verherrlichten. Auch in ihrem seligen Innern brannte ein Helles Feuer. Es war die Oriflamme ihrer schuldlosen Empfindungen. Gottes Auge wachte wohlgefällig über sie und so trennten sie sich spät in der Nacht von einander. ^ Urban war am andern Morgen von bannen gezogen und die Liebenden hofften im Stillen, einander bald wieder zu sehen. Die Hoffnung trügt. Das arme Annchen harrte von Tag zu Tage auf ihren Geliebten. Er aber blieb ferne und nicht die ge­ringste Nachricht konnte man mehr von ihm vernehmen. Am Hochofen war er glücklich angelangt, dieses erfuhr man wohl Hieher, doch von dort blieb jede Spur von ihm ver­loren. Angst und Verwirrung malten sich bei Vater und Tochter. Diese Angst steigerte sich bei An n che» mit den Tagen, die zu Wochen wurden, und verwandelte sich end­lich in eine Melancholie, welche fast einem stillen Wahnsinne ähnelte. Jeder, der ihre Leiden kannte, fühlte wahres Mit­leid mit ihrem inner« Schmerz. I n diesem Zustande wagte sich auch Jäger Marti n mit dem Anscheine des innigsten Bedauerns wieder in ihre Nähe, und zwar mit einem Gleichmuthe, als wäre zwischen ihm und dem Familienhaupte nie ein Mißverhältniß ge­wesen. Seine Absicht war jedoch nicht, Trost zu spenden, sondern das schöne- Mädchen, jetzt aller Hoffnung bar, für sich zu gewinnen. Das erneuerte Bestreben wurde zwar Anfangs mit gelinden Worten zurückgewiesen, als aber dieses nichts fruchten wollte, mußte man zu derben Mitteln und endlich zur Gewalt greifen. Hiezu trugen auch die red­lichen Nachbaren aus Achtung gegen ihren Bergschaffer das Ihrige wacker bei. Daß der Jäger an Urban's plötzlichem Verschwinden Schuld sein müsse, war Anfangs nur Ver­muthung gewesen, doch diese gestaltete sich immer mehr zur Gewißheit, als der Verlorne nicht mehr zum Vorschein kam. Man trug endlich gar keine Scheu, den Jäger Martin öffentlich als seinen Mörder zu bezeichnen. Der Beschul­digte hörte diese Anwürfe mit Gleichmuth an. Wer konnte an der Wahrheit des allgemeinen. Verdachtes noch irgend einen Zweifel haben? Man hatte ihm bei unvermeidlichem Todtschlage untersagt, des Thales Gränzen noch jemals zu - betreten. Diese Androhung stützten die Thalbewohner auf ihr altes Bergrecht, kraft dessen jeder Verdächtige von dem Grubenbau mit aller Energie hintanzuhalten sei. Marti n lächelte bei der Drohung, nicht so seine Herrschaft. Diese wollte zwar wegen der langjährigen Dienste den Beschul­digten zu keiner Verantwortung ziehen, entließ ihn aber jedoch seines Dienstes und ertheilte ihm den wohlgemeinten Rath^ sich anderswo ein Vaterland zu suchen, nachdem er, in Krain ohnehin ein Fremdling, nun des Lebens nicht mehr sicher sei. (Fortsetzung folgt.) Sulmen. Novelle von Carl Grober. (Fortsetzung.) „O bleib', Konowalsky, bleib'!« flehte Sulmen wieder, und schmiegte sich fester an ihn, „die Morgendäm­merung ist noch nicht angebrochen, und du hast nur das Brausen des Windes gehört. Ach, diese Kriegsgesänge, die ich so gerne hörte, als ihr zu uns kämet, werden für mich . nun Trauergesänge. Bleib', das Pferdegestrampf kam nur von den Kirghisen, welche die Fläche durchziehen." Und Konowalsky blieb. Aber mit Tagesanbruch erschien Tsch or­. ba und bald drückte die verlassene Sulmen , vor Schmerz vergehend, ihr Antlitz in die verhüllenden Kissen des Divans. II. Drei Monate sind verflossen. Konowalsky, der beim Abmarsch aus Tistis die tiefste Traurigkeit gezeigt, denkt noch immer an seine Sulmen ; aber endlich lebt er wieder auf; er läßt sein Pferd paradiren und mischt seine Stimme unter die seiner Kameraden. Bald, ohne Zweifel, um Vergleichungen anzustellen, betrachtet er auch die schö­nen Kosakinen, die ihm während des langen Marsches zu Gesicht kommen. Tschorba bemerkt es und muntert ihn dazu auf. Tschorba, der rohe Steppensohn, weiß die Liebe des Weibes nicht zu schätzen, die zärtlichen Gefühle sind ihm fremd. Das Andenken an die schöne Georgierin war in Konowalsky' s Herzen noch nicht verwischt; er verfiel noch oft in Träumereien und lebte sein ganzes Liebeleben noch einmal durch, aber das flüchtige, erbleichende Bild ging in der auf ihn eindringenden, lebensvollen Wirklichkeit bald 38V wie eine Täuschung unter. Er lag bald Dieser, bald Jener wieder zu Füßen und brachte seine aufrichtigen Huldigungen dar, denn auch Konowalsky gehörte zur großen Zahl der Sinnlichbeherrschten, die fortwährend im Zauber der Ge­ genwart befangen leben und von Vergangenheit und Zu­ kunft wenig oder gar nicht beirrt werden. Kiow war erreicht. Tschorba's Oheim, der ehe­malige Vormund unserer zwei Freunde, verlebte dort seine alten Tage. Er war einer jener Naturmenschen, die, des Schliffes der sogenannten Civilisation entbehrend, zwar eine rauhe Außenseite, aber auch ein unverfälschtes Inneres aufzuweisen haben. Seiner Gattin, seiner einzigen Tochter längst beraubt, übertrug der biedere Greis all' seine Sorge auf seine zwei Enkelinen Mari a und Anastasia, die er unter seinen Augen erblühen und groß werden sah. Die Bewohner der Stadt feierten die Ankunft des Regiments und auch der alte Tschorba gab mehrere Feste. Unsere beiden Freunde quartirten sich bei ihrem ehemaligen Vormunde wie im väterlichen Hause ein. Tschorba dres­sirte von früh Morgens bis in die Nacht sowohl seine, als auch die Pferde seines Oheims und Freundes. Und womit vertriebsichK o n o w a l s k y die Zeit? Die blonden Locken und die großen dunkeln Augen der kleinen Mari e hatten sein Herz bald gefesselt. Er gab sich dem stillen Zauber, den das junge, unschuldige Mädchen unbewußt auf ihn ausübte, ohne Rückhalt hin. Michael," sagte er eines Tages zu Tschorba, „weißt du was, ich will heirathen.« »„Gott befohlen,«« erwiederte dieser, „„ich will den Grauschimmel probiren, den mir mein Oheim geschenkt hat."« „Ich werde Marien's Hand begehren.« .„Heirathe meinetwegen, wen du willst; ich halte nichts auf deine Liebschaften."« „Du thust mir Unrecht, Tschorba; ich liebe die gute Mari e gewiß aufrichtig und glaube, daß ich das göttliche Gefühl der Liebe jetzt erst kennen gelernt habe. Ich liebe Mari e wirklich.« »„Und dein der Georgierin geleisteter Schwur? Und ihr Dolch?«" Konowalsky schrack unmerklich zusammen und ver­stummte nachdenkend. „„Nun, einmal mußt du doch ein Ende machen. Hei­rathe also!"" sagte Tschorba und ging fort. Zahlreiche Freunde versammelten sich bei dem Vete­ranen Tschorba. Es war das Verlobungsfest Kono­walsky's und Marien's. Die Liebenden knieten vor dem Popen nieder und man brachte auf einem Silberteller zwei Ringe herbei; der Pope segnete sie, steckte sie an ihre Finger und sprach: „I m Namen des allmächtigen Gottes, um der Leiden Christi willen und der Jungfräulichkeit seiner Mutter, seid glücklich!« Nun begann das Fest, und Musik und Tanz währte die ganze Nacht hindurch, die besonders den beiden Ver­lobten zu schnell entfloh. Der Anbruch des Tages machte allen Freuden ein Ende, die heiligen Gesänge verkündigten den Abmarsch der Krieger, und bald verschwanden dieselben hinter mächtigen Staubwolken, die unter den Hufen der muthigen Pferde emporwirbelten. III. Kiow ist die Stadt der Feste geworden. Die Ball­säle und andere dem öffentlichen Vergnügen gewidmete Räume stehen fortwährend offen und sind von Tausenden durchwogt. Warum das? General Miloradovich, der sich frische Lorbeeren gepflückt und die Fürstin Matadow , deren hohe Schönheit aller Herzen erobert, weilen inner­halb ihren Mauern. Der Fürst, ein Circassier, ist Garde­oberst und Adjutant des Kaisers, ein schöner Mann, jung und reich; er liebt die Welt und ihre Freuden, über Alles aber^ seine Frau, die er anbetet. Sie herrscht über sein Herz, über seinen Willen und man flüstert sich bald in die Ohren, daß er nur ihretwegen auf einige Monate in die Hauptstadt der Ukraine gekommen sei. Die Fürstin hatte vielleicht von Kiow's Festen in der Ferne gehört und war wie ein Nachtfalter dem Lichte zugeflogen. Aber woher die Fürstin stamme, war ein Geheimniß, das Alle beschäftigte und worauf Niemand eine genügende Antwort ertheilte. Man wußte von ihr nur, daß sie die schönste Frau sei, die Kiow je besessen, obgleich Kiow wegen seiner vielen Schön­heiten im Rufe stand. Die ganze junge Männerwelt zog an ihrem Triumphwagen; die Alten gestanden sich, nie eine ähnliche Schönheit gesehen zu haben, und selbst ihre von ihren Anbetern verlassenen Nebenbuhlerinen erkannten sich als besiegt, nur konnten sie sich nicht mit Ruhe und An­stand in ihr Schicksal fügen. Ihre Lobsprüche, die sie der Schönheit der Fürstin zollen mußten, waren vergiftete Pfeile, ihre Schmeicheleien wurden zum glatten, zweischnei­digen Dolche. Mi t welchem Vergnügen labten sie sich an Allem, was den, guten Ruf der Fürstin verdächtigen konnte. Ehe ein Wort des Lobes, der Anerkennung, das der Fürstin gelten sollte, ihren Lippen entfloh, wälzten sie es sorgfältig zwischen den Zähnen hin und her, wie man manche Kugel — in der Jägersprache — pflastert, damit sie ihr Ziel desto sicherer erreiche. (Beschluß folgt.) Nesseln. Hund und Stock. 3. Jedem Narren seine Scheuen, Jeder Mode Zeit und Recht; Doch statt Hund und Stock ,u wählen, Wie der Pußt« roher Knecht: Gebt das Geld zur Kost der Armen, Nesser Mensch »Is Hund ,u sein! Schiebt die Stocke zum Erwärmen In des «etiler« Ofen ein! — llr, Rudolf Puff, Blicke in die Vorzeit. (Als Kaiser Leopold I.) im Jahre 1683 wieder in Wien einzog, nachdem Sovieskv, König von Polen, die Türken ge­zwungen hatte, die Belagerung der Hauptstadt aufzugeben, ließ er dem Komge von Polen sagen, daß er nichts sehnlicher wünsche, als chn bei sich zu sehen. Indeß erhob man manche Bedenklich­ 388 leiten über die Etiquette, wie der Kaiser einen Wahlkönig zu empfangen habe. Der tapfere Herzog von Lothringen , .Zeuge dieser Engherzigkeit, rief bei dieser Verathung aus: »Wie anders, als mit offenen Armen, so wie er das Reich gerettet!« — Und so geschah es auch. (Ludwig XRV.) war im Jahre 1672 fast vor den Thoren Amsterdams, das wahrscheinlich seiner Heeresmacht nicht zu wider­stehen vermocht hätte, und der Schrecken war auch schon allgemein. Der Magistrat versammelte sich und berathschlagte. was bei diesen Umständen zu thun sei.. Aller Stimmen lauteten dahin, dem Könige die Schlüssel der Stadt zu überschicken. Da wurde man gewahr, daß ein alter, eingeschlafener Vürgermeister die seinige noch nicht gegeben habe. Man weckte ihn und er fragte, wovon die Rede sei. »Wir wollen dem Könige von Frankreich die Schlüssel unserer Stadt überreichen,« hieß es. »»Hat er sie ver­langt?«« erwiederte der alte Schläfer.—»Noch nicht!«— »»Nun, so dächte ich, wir warteten, bis er sie verlangt!«« — Dies ein­zige Wort rettete, wie man sagt, damals Amsterdam und viel­leicht ganz Holland. (Königliche Antwort.) Ludwig Iodius stellte dem Könige von Aragonien vor, wie er von den Venetianern und Florentinern für den nachgesuchten Frieden unbedenklich die Summe von 200.000 Dukaten erhalten könnte. »Ich weiß das,« versetzte der König, »allein ich schenke den Frieden und verschachere ihn nicht!« (Papst Juliu s N. ) Dieser Kirchenfürst pflegte zu sagen: Wissenschaftliche Bildung ist für Bürgerliche Silber , für Adelige Gold und für fürstliche Personen kostbares Edelgestein. (Auszeichnung des Genie's.) Bei der ersten Sitzung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Petersburg, in welcher die Fürstin von Daschkow den Vorsitz führte, gab diese Fürstin einen auffallenden Beweis ihrer Aufmerksamkeit und Hoch­ achtung für die Verdienste des Genie's und der Gelehrsamkeit. Der alte, ehrwürdige Cule r nämlich war bei seinem Eintritte wegen seiner bekannten Blindheit verlegen, wohin er sich setzen sollte, um als Veteran der Gesellschaft seinen rechten Platz einzu­ nehmen. Dies merkte die Fürstin, ging dem Greise entgegen und sagte: »Mein Herr, lassen Sie sich nieder, wo es Ihnen gefällig und bequem ist; der Platz, den Sie einnehmen, wird immer der erste sein.« — Wiener Gisenbahnbriefe. Von A. C. Naske. Anfang September 1844. , Mehr »Is ,'e beschäftiget sich unsere Phantasie gegenwärtig mit den schon» sten Glücksentwürfen, und Alles schwärmt von großen Treffern und namhaften Gewinnsten. Die von dem rühmlichst bekannten Großhandlungihausc David Pollak »Nhier arrangirte und uon demselben gaiantirte große Lotterie des herrlichen Landgutes zu Neudorf und des prachtvollen Zinshauses zu H ernals nähert sich nun allmählich der entscheidenden Catastrophe, nämlich der Ziehung zu, und die Vortheile, welche sie bietet, sind wirklich so lockend, das man sich unwiderstehlich hingezogen fühlt, sein Glück zu »ersuchen. — Diese Lotterie enthält 3 Ziehungen. Jede gewöhnliche Actie ohne Unter­schied spielt schon in der ersten Ziehung, und dann noch in der Haupt­ziehung auf alle Haupt« und Ncbentreffcr dieser beiden Ziehungen mit. Noch größere Vortheile bieten sich dem Besitzer einer Gratis-Gewinnst- oder Prä» mien-Actie dar; derselbe spielt in sämmtlichen 2 Ziehungen mit, muß mit einer Gratis-Gewinnst-Actie wenigstens einen, und mit einer Prämien-Actie wenigstens zwei sichere Geldtrcffer machen, wovon einer lONfl. beträgt. Ferner werden in dieser Lotterie noch S25.UUN fi. W. W. durchaus in baarem Gelde, und überdies noch 2UllN Stück Gratis-Oewinnst-Actien mit 2NU0 sicheren Gcldtreffern gewonnen. Nicht weniger als 1121, Treffer uon 2NNMU, 50.U0«, 2N,NNN, 12,500, lo.uno, 75NU, 7NUN, 5o fl., ein erster Intriguant mit INNO fi. und eine erste Liebhaberin aus Dresden mit 25UN fl. C. M. Gage gewonnen. Einund­zwanzig Schauspiel-Nouitäte« liege» zur Aufführung bereit. Somit dürfte wohl das Reich des Vaudeuille's und der Repräsentantin desselben, Madame Brünning, zu Ende sein.— Fried.Kaiscr's Posse: »Der Viehhändler »us Oberösterreich« hat im Leopoldstädter Theater den glänzendsten Suc­res gehabt; nicht minder hat eine Pantomime vonFenzl: »Amor als Ritter und Pierot «ls Bar« recht angesprochen. Im Iosephstädter Theater haben zwei Novitäten: »Die beiden Narren« uon I. H. Mirani und »Das Herzbünker!« von Bern». Görwitz nicht angesprochen. Die Musik zu Letz­terem war von C. Binde r und konnte eben nicht als ein Triumph vater­ländischer Composition betrachtet werden. Die nächste Novität soll: »Der Sommernachtstraum« nach Shakespeare von Emanuel Straub e sein. — Der Scrib c dieses Theaters, Herr ». Told , hat ein «uf glanzvolle Ausstattung berechnetes Zaubermährchen: »Tausend und eine Nacht« geschrieben und wird selbes demnächst zur Aufführung bringen lassen. Herr Weiß scheint seit seiner Rückkehr von Triest fleißig zu memorircn, was sonst seine Sache nicht war. — Der nächste Spätherbst dürfte sich nach dem, w»s uns allseitig versprochen wurde, sehr glänzend gestalten, und wir wollen das Beste hoffen. In der literarischen Welt machen Eugen Sue's »Pariser Mysterien« in der guten Uebcrsetzung von Erwin uon Mostha l fortwährend viel Glück. Sie sind so zu sagen zur Modelcctüre geworden, und es wäre ein unverzeih. liches Vergehen, selbe nicht gelesen zu haben. — Dr. Siegfried Becher läßt bei Braumülle r und Seid l seine Geographie für Realschulen in einer neuen, durchaus vermehrten und verbesserten Auflage erscheinen, welche durch die rühmlich bekannte, typographische Offizin des Herrn Ant. Benko sehr schön ausgestattet wird. — Von dem öfter erwähnten Werke des k. k. Feld» kricgi-Commissärs Herrn Ant. Lang in Prag, über: »Qesterrcich's Mili ­tär-Bau - und Bequartirungswescn« wird der erste Band demnächst die Presse »erlassen. Die hierzu erforderlichen Pläne hat die lithographische Anstalt des Herrn Förster mit großer Zierlichkeit geliefert, und es steht zu erwarten, daß dieses Buch sich einer sehr günstigen Aufnahme zu erfreuen haben werde. Demnächst ein Mehrere« über das öffentliche Leben und die socialen Verhältnisse Wicn's. Schlüssel zum Rösselsprunge in Nr. 71. Das Morgenglöcklcin tönt uon fern, Den Morgen zu begrüßen; Dort seh' ich schon den Abendssern Sein Liebesäuglein schließe». Und er vergeht im klaren Raum, So sah' ich meine Lieb' uerschweben; Das Glöcklein kann zu sel'gem Traum Mi r nur noch ferner Anklang geben. Laibach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.