Beilage zur Kaibacher Zeitung. ^U 48. Vierter Jahrgang. ' K Dezember R86^ Abendfchimmer. '""'H'io Sonne sank hinter die Felscnwcuid, ' Ihr Schimmer verklärte dns stille Land. Ich blickte sehnsüchtig in's milde Licht Und dachte der nahenden Dämm'nmg nicht. So leuchtet in spätere Zeit hinein, Aus frühester Jugend ein Zaubcrschcin. Den will ich erfassen und halten fest, - , Der soll mir verklären des Lebens Nest. Im Moore. Erzählung von Fr. Friedrich. (Fortsetzung.) ' <^ie öciden Gebrüder Stephan waren plötzlich reich gcwor« den und die Gerüchte, welche umliefen, behaupteten, nicht i auf ehrliche Art. Aber darüber schwebte ein geheimnißvolles Dunkel. — Der Wirth und sein Bruder wareil vor zwei Jahren zum Gerichte gegangen und hatten Anzeige gemacht, daß sie in dem Moore beiin Torfgraben eincn Kasten mit Geld, an fünfzehnhundert Thaler gefunden hätten, und ste hatten sogar den halbverfaultcn Kasten mit dem Gelde dem Gerichte überliefert, und das Gericht hatte Nachforschuligen ! darüber angestellt und den Eigenthümer desselben öffentlich ' in dc:> Zeitungen aufgefordert, sich zu melden. Es hatte ^ sich aber Niemand gemeldet, und da hatte das Gericht den ! glücklichen Fund den beiden Brüdern zugesprochen und Nie- ' :nand konnte nun sagen, daß sie das Geld auf andere Weise erworbeil hatten. -— , Der junge Torfbauer Klause», der aus dem Schrecken, ! welcher die Grethe erfaßt hatte, als er ihr die Nachricht ^ mittheilte, daß sein Bruder eine Erbschaft erhoben und ste ! an dem bezeichnete:, Abende habe besuchen wollen, der au« dem Ausrufe: Allmächtiger Gott! und dem räthselhasten, spurlosen Verschwinden seines Bruders, um den er vergeb« lich die eifrigsten Nachforschungen angestellt, Verdacht geschöpft datte, daß dcr Wirth und der Totsbauer Stephan ^ um das Ve>schwinden seines Bruders wüßten und daß das ' angeblich gefundene Gcld seinem Bruder geraubt sei, hatte ! ! bei dem Gerichte Anzeige seines Verdachtes gemacht, es war ^ auch eine Untersuchung eingeleitet, welche indeß zu Gunsten ^ der beiden Brüder ausgefallen war. Denn erstens war das ^ von ihnen angeblich im Moore gefundene Geld in ganz au« ^ deren Münzsorten als das, welches Klausens Bruder als ! sein, Erbe erhoben hatte, sodann habe der Wirth und sein ! Bruder einen Eid geleistet, daß sie Klausens Bruder seit länger denn einem Jahre nicht gesehen, und endlich hatte ^ der Wirth sogar einen herumziehenden Händler als Zeugen ! gestellt, dcr eidlich versicherte, Klausens Bruder, Heinrich, ^ einige Zeit nach seinem Verschwinden in Hamburg gesehen zu haben. Er fügte noch hinzu, daß derselbe dem Anscheine nach viel Geld,besessen habe, denn er habe viel darauf gehen ! lassen und wie er vernommen, habe derselbe nach Amerika geben wollen. — Weiter wisse er nichts von ihm und habe ^ stch auch nicht weiter um ihn gekümmert, i Das Gericht fand deßhalb keinen Grund, die beiden ^ Brüder eines Verbrechens schüldi'g ,;u erachten, ja, Klausen selbst war endlich von ihrer Unschuld überzeugt, obschon ihm z das. Verschwinden seines Bruders räthsclhaft blieb. Zwei Jahre lang hatte er gehofft, daß der Verschwundene irgend ein Leben^eichcn von stch geben werde, aber vergebens. -— ! Da entschloß er stch, um die Verlobte seines Bruders zu ! werben, und auf dem Wege zu ihr befand er stch, als er ! auf dem D.numwcge dahiuschritt. ^ Der Torfbaucr Stephan hatte sein Haus und seine ! Moorgerechtsamc an Klausen verkauft, hatte darauf eine ! Zeit lang bei seinem Bruder, der das Wirthshaus am ^ Wege wieder cm stch gebracht hatte, gewohnt, hatte ein ! träges, wüstes Leben geführt und war endlich nach Amerika ausgewandert. Der Wirth hatte sein wiedcrerlangtes Wirthshaus mit großem Pompe bezogen und erzählte jedem Gaste, der bei ! ihm einkehrte, die Geschichte seines wunderbaren Geldfundes ! i.n Moore. Waren auch anfangs bei Manchem Zweifel über ^ die Wahrheit dieser Geschichte aufgestiegen, so hatte die Zeit doch alle Z'.reifel und alle dunklen Gerüchte verwischt. ^ Der Moor war ja stumm, ihn konute Niemand befragen, ^ und der Wirth lebte lustig und unangefochten in seinem neuen Vesltzthumc. ' Nur in einem Herzen war der Zweifel an des Wir- ! thes Unschuld nicht gewichen, in einem Herzen hatten alle ! jene dunklen Gerüchte einen »immer zu verwischenden Ein- 19 0 druck hinterlassen, dieß eine Her; war fest von des Wirthes Verbrechen überzeugt, und das war das Herz seines eigenen Kindes. Die Qualen, welche Grethe während der ganzen Zeit erduldet und still in ihrem Herzen verschlossen hatte, waren maßlos. Für sie schien die Erde keine Freuden mehr zn bergen und die einst so blühende Gestalt des lieblichen Mäd» chens war fast zu einem Schattenbilde geschwunden. In ihr Herz war kein Hoffnungsstrahl gedrungen, daß ihr Geliebter einst wiederkehren werde, sie wußte nur zu gut, daß der Moor seine Veute nimmer zurückgab, und zu dein Schmerze um den Geliebten gesellte sich die schreckliche Ueberzeugung, ! daß ihr Vater der Mörder desselben sei. Und Niemand ! konnte sie ihren Schmerz mittheilen, denn sie würde dadurch ! zugleich die Anklägerin ihres eigenen Vaters geworden sein. ^ So frei und zufrieden sich auch der Wirth zu fühlen ! schien, so wenig Angst in seinem ganzen Wesen zu bemerken j war, da er mit der größten Ruhe über das räthselhafte Verschwinden Heinrichs sprach, so konnte er doch den siillen und traurigen Blick seines Kindes nicht ertragen, denn dieser Vlick war nicht stumm wie der Moor, er sprach zu deut« i lich aus: „Du bist sein Mörder, Du hast ihn beraubt und ! im Moore versenkt, den Geliebten Deines Kindes. Ich werde ! Dich nicht anklagen, aber der Gott, der jede Sünde straft, hat es gesehen !" Der Wirth wich deßhalb seinem Kinde so viel als , möglich auS, und Grcthe lebte still und fleißig fur sich und ihrer Erinnerung. Das Wirthöhaus, wo sie früher mit Heinrich zusammen gelebt, wo er später Herr gewesen war, trug ja noch so viele Erinnerungszeichen von ihm, die sie wie Reliquien sammelte und bei denen sie Erholung, Trost und Ruhe in ihren traurigen Stunden suchte. — Als Klausen sich dem Wirthshause am Wege näherte, sah er Grethe mit einem Tragkorbe voll Futter vor sich hergehen. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt und er schritt deßhalb tüchtig aus und holte sie bald ein. „Guten Tag, Grethc!" rief er ihr z», als er nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war, und das Mädchen wandte sich rasch um, reichte ihm jedoch, als sie ihn erkannt hatte, ruhig lächelnd die Hand zum Gruße dar. „Ich glaubte, Du hättest uns ganz vergessen, Klausen," sprach sie, „da Du Dich so lange nicht hast sehen lassen. Doch was kümmert Dich die arme Grethe!" „Du thust mir Unrecht, Grethe," erwiderte der junge Mann, indem er des Mädchens Hand fest in der seinen behielt. „Du thust mir wahrlich Unrecht. Es ist wahr, ich bin lange Zeit nicht bei Euch gewesen, aber ich habe viele Arbeit mit dem Moore und dcm Hanse gehabt. Jetzt ist es fertig und steht schmuck und stolz da, daß Du Dich darüber freuen würdest. Es ist größer und höher als das alte und hinter ihm habe ich einen kleinen Garten angelegt und Blumen darein gepflanzt, denn ich weis:, daß Du die Blumen gern hast." „Ich?" ultterbl'ach ihn Grethc frngcnd. ,,-Ia, Du, Grethe," erwiderte der junge Mann, in-dem Nöthe seine Wangen überzog und er die Hand des Mädchens leise drückte. „Für Dich habe ich die Blumen gepflanzt," fuhr er nach einigen Augenblicken schüchtern und verlegen fort, „ich komme nämlich heute, um. mit Dir, Grethe, zu sprechen, —ja mit Dir allein, Grethe." „So komm in das Haus, Klausen, damit ich Dir wenigstens ei«en Sitz anbieten kann," erwiderte das Mädchen ruhig und arglos. „Nein, Grethe, laß es mich Dir hier sagen, hier unter dem blauen Himmel, da ist es mir immer, als ob ich freier und offener vom Herzen weg sprechen könnte, als drinnen im Hause, wo Wände und Decken Einem fast die Brust zupressen. Bleibe hier, setze Deinen Korb ab und setz' Dich zu mir hier an den Graben, dann will ich Dir sagen, was ich mit Dir zu sprechen habe." Er half dem Mädchen deu Tragkorb von der Schulter, ergriff sie bei der Hand, zog sie sanft neben sich auf den Graben, und sie ließ es ruhig geschehen. „Sieh, Grethe," sprach er verlegen, „Du weißt, daß ich Alles, was in meinen Kräften siand, gethan habe, um Nachricht von meinem Bruder zu erhalten. Es ist Alles vergeblich gewesen, ich glaube nicht, daß Heinrich je wider« kehren wird." Das Mädchen schüttelte verneinend mit dem Kopfe. „<3r kehrt nicht wieder," sprach ste mit einem schweren Seufzer. „Sieh, Grethe," fuhr der junge Mann fort, „es ist nicht gut, daß Du ewig um Heinrich trauerst. Ich habe mir ein neues und schönes Haus gebaut, es ist Alles auf das Herrlichste hergerichtet, der Moor gibt jetzt eine reiche Ausbeute, uud ich kann nicht so viel Torf schaffen, als man in der Stadt verlangt, es geht Alles, wie ich es nur wün« ^ schen kann, und ich würde ganz glücklich sein, wenn — wenn Du mein Weib würdest. Werde es, Glethe, sp,ich ! ja, Mädchen!" rief er leidenschaftlich innig, indem er des Mädchens Hand mit beiden Händen erfaßt hatte. „Du sollst es wie eine Königin bei mir haben, sag' nicht nein, l Grethe!" ^ Er hatte sein Auge mit Liebe und Spannung auf das Mädchen geheftet, denn jetzt mußte sich ja das Glück seines ganzen Lebens entscheiden. Grethe hatte den Vlick zu Boden l geschlagen, sie schien heftig mit sich zu kämpfen, aber sie ließ dem jungen Manne ruhig ihre Hand. „Du weißt, Klausen," sprach sie endlich, indem sie die Augen aufschlug und ihn ruhig anblickte, „daß ich Heinrich ! noch nicht vergessen babe uud daß ich ihn ewig im Herzen tragen werde. Magst Du ein Mädchen zum Weibe haben, dessen Herz einem andern gehört?" ! „Ich liebe meinen Bruder auch," entgegncte der junge ! Torfbaucr, »und ich würde nimmer um Dich werden, wenn ^ ich wüßte, daß er einst wiederkehren würde. Wcr weiß, ! welches Unglück ihn längst betroffen hat, sonst hätte er mir geschrieben. Ich bin überzeugt, Grcthe, daß er todt ist, 191 « und mag es ihm nicht mißgönnen, daß Du das Andenken ! an ihn stets mit Liebe in Deinem Herzen trägst. Sieh, ich l babe Dich darum nnr nm so lieber, da ich weiß, wie treu ! Dein Herz ist." ! Thränen rannen über die Wangen des Mädchens und ! sie war nicht im Stande, ihm ein Wort zu erwidern. Aber ! endlich faßte sie sich und sprach ruhig und entschlossen: „Ich z will Dein Weib werden, Klausen, weil ich weiß, daß Du i Deinen Bruder aufrichtig geliebt hast und sein Andenken ^ immer in Ehren halten wirst. Ich will Dein werden, denn ! hier, wo ich Niemand habe, dem ich mich mittheilen kann, ! hier, wo jeder Gegenstand mich an Heinrich erinnert, hire ! bei meinem Vatee vermag ich nicht länger zu bleiben." — ^ Der junge Mann zog sie beglückt und innig an sich ! und drückte sie fest an sein Herz. „Es soll Dich nimmer gereuen, Grethe," rief er freudig, „auf meinen Händen i will ich Dich tragen und wie eine Königin sollst Du es bei mir haben." > „Ich weiß, daß Du gut bist, Klausen," entgegnete das Mädchen, „sonst hätt' ich mich Dir nimmer zu eigen gegeben; mir grauet vor schlechten Menschen." ! „Sag' mir, Grcthe," fragte der Torfbauer, „glaubst l Du wirklich, daß Dein Vater schuldig ist und um das Verschwinden des Heinrich weiß?" ! „Gott gebe, daß er unschuldig ist," entgegncte das ! Mädchen. »Lastet eine Schuld auf seiner Seele, so möge cr sie ihm vergeben, darum bete ich täglich." Sie stand mit diesen Worten auf, nahm den Trag« korb auf die Schulter und schritt mit dem jungen Manne dem Wirthchause zu. Er drang mit keinem Worte weiter ! in sie. „Er ist ihr Vater," dachte er, und der Heinrich ^ ist nach Amerika gegangen, wie der Händler bezeugt hat.— ! (Schluß folgt.) Merkwürdige Traume. ! Eine in ihrem Wesen ganz eigenthümliche Kraft unserer Seele ist das Vermögen, auch im Schlafe ihre Thätigkeit fortzusetzen, und diese Kraft wird eine höhere, uubegreif» lichc, wenn sie uns zukünftige Dinge offenbart, wie sich ! dieß schon unzählige Male ergeben, obgleich sehr Viele über dieses Eintreffen der Träume mitleidig die Achseln zucken. ! Allein dieß beweist eben die Erhabenheit unserer Seele, daß wir für viele ihrer Eigenschaften keinen Sinn haben wenn ! wir wachen, und wir erst ihrem Fluge zu folgen im Stande ! und, wenn der Körper unthätig daliegt und sie gewisser- ! maßen für eine Zeitlang von den schweren Fesseln des irdi- ! schcn Daseins frei ist. Und läßt sich daraus nicht auch die Folgerung ziehen, daß eigentlich die Seele unser wahres Ich ist? Obgleich .der größte Theil des Traumlebens verworrene, i unzusammenhängende Bilder bietet, so treten doch manche von denselben klar, bestimmt und mit Bedeutung auf, so ! daß wir über dem lichten Blicke, den eine so günstige Stunde unserem inneren Auge schenkt, billig in das höchste Erßau» uen versetzt werden und das Unbegreifliche bewundern müssen, wenn uns auch der Schlüssel hiezu fehlt. Darum bleibt es jederzeit interessant, derlei Beispiele aufzubewahren, deren es zu allen Zeiten unter den verschiedenartigsten Nmständeil gegeben hat. So erzählt Cicero in seinem Werke: „Ueber die Weis« sagung," der griechische Dichter Simonides sei auf einer Meeresfahrt von dem stürmischen Wetter gezwungen worden, mit seinen Gefährten auf einer Insel Schutz zu suchen, an deren Ufer er einen menschlichen Leichnam gefunden und ihn begrabe:: habe. Am folgenden Tage wollte Simouides weiter segeln, allein im Schlafe erschien ihm der Verstorbene, um ihn vor diesem Vorhaben zu warnen, da er sonst durch Schissbruch seine» Tod finden würde, und Simonidcs, dem Traume gehorchend, rieth seinen Gefährten, erst übermorgen ihren Weg fortzusetzen; allein diese gaben seiner Warnung kein Gehör und setzten ihre Reise fort, auf der jedoch Alle, wie das Traumgesicht es angedeutet, zu Grunde gingen. In Wagner's „Christlich- und Türkischen Stadt« und Geschicht-Spiegel" *) wird uns ein Fall mitgetheilt, den ich hier kurz wiedergebe. Als im Jahre 1644 das feste Schloß Muran in Ungarn von Nagotzy'schen Kriegern besetzt worden war, sann der kaiserliche Gouverneur zu Fillck, Wesselini, Tag und Nacht darüber nach, auf welche Weise er dieses Schloß, welches schon von der Natur durch seine Lage auf einem hohen steilen Felsen außerordentlich befestigt erschien, wieder in kaiserliche Gewalt brächte. Da geschah es eiues Nachts, als der Gouverneur noch um die. Mitternachtsstünde diesem Gedanken nachhing, daß es ihm vorkam, als trete ein langer, grauer u:,d weißgekleideter Mann vor sein Bett, der ihm die Hand auf die Brust legte und sprach- „Wesselini, Muran ist Dein! aber eine Frau muß Dir's gewinnen!" worauf die Erscheinung, nach der Thüre sich wendend, dort wieder verschwand, während der erstaunte Träumer, als cr wieder zur Besinnung kam, lange über die Bedeutung dieser Vision nachsann. Am folgenden Tage wurde er an diese Erscheinung durch seine Leute erinnert, welche ihm einen Gefangenen brachten, der sich den Diener einer jungen gräflichen Witwe nannte, welche in dem feindlich besetzten Schlosse lebte. Diesem Um» stände wendete nun der Gouverneur seine ganze Aufmerk« samkeit zu, und ciu galantes Schreiben an die reizende Erbin, das durch ihren Diener besorgt wurde, vermittelte zwischen Beiden eine Zusammenkunft in dem nahegelegenen Wäldchen, bei welcher Wcsselini auf das Herz der Gräfin dergestalt ein« zuwirken wußte, daß gleich bei dieser ersten Zusammenkunft ein festes Liebeöbündniß geschlossen wurde, dessen Resultat eine Heirath und durch sie die Einnahme des Schlosses sein sollte. Letzteres konnte nur durch List geschehen, da das Schloß, offen angegriffen, nicht zu nehmen war. Obgleich der Felsen unerftciglich schien, so hatte die Liebe dennoch eine Stelle ausgekundschaftet, an der es gelingen konnte— obgleich mit großer Mühe und Beschwerlichkeit — iu das Schloß zu dringen. ") Augsburg 1687. U 192 Der Gouverneur unternahm mit kühnem Muthe in Begleitung eines Dutzend seiuer Leute dieses gefahrvolle Wage« üi'ick, ivelches auch glücklich gelang: denn oben harrte schon der Diener der Gräfin, der die verwegenen Abenteurer zu seiner Gebieterin führte, die, nachdem sie die Wachen trunken gemacht, den Kommandanten unter, dem Vorwande es sei hier Verrätherei im Spiele, zu sich bitten ließ. Dieser war kaum im Zimmer, als er auch schon von Wesselini gefangen genommen wurde. Einigen Oberoffizicreu erging es nicht besser, und nachdem hierauf die trunkenen Schildwachen niedergemacht worden waren, wurde Wesselini's Mannschaft auf die gegebene Losung durch das geöffnete Schloßthor eingelassen. Und auf diese Art kam Muran in Wcsselini's Hände und wurde auch die Gräsin seine Gattin. Diesen zwei Beispielen, die ich den genannten Werken z entnommen, lasse ich einige Fälle folgen, die mir von glaub» j würdigen Personen mitgetheilt wnrden. ! In ein Wiener Gasthaus kam ein Mann mit einer ! Stockuhr, die ausgespielt wurde, und bot den Mittagsgästen die Loose zum Kaufe an. Einem Herrn aus dieser Gesellschaft, der jedoch kein Loos genommen hatte, träumte in , der darauf folgenden Nacht, er sehe diese Uhr vor sich auf ^ seinem Schreibtische stehen, auf derselben befinde sich ein ^ Menschenkopf, der ein Paar feurige Augen auf ihn gerichtet , habe, nnd unter demselben sche er eine transparente Nummer. Als er des Morgens erwachte und sich des Traumes erinnerte, beschloß er sogleich, diese Nummer, im Falle sie ! dcr Looshändler noch besäße, ,511 kaufen; allein wie sehr er auch nachforschte, er war nicht im Stande, den Mann aufzufinden. Als er seinen Bekannten den Traum erzählte, ! rieth man ihm, des Scherzes wegen, diese Zahl für die «ächste Lottozichnng, in welcher die Uhr nuf den ersten Nuf gewonnen werden sollte, mit einem Gülden zu besetzen; habe das Glück ibn ursprünglich die Uhr zugedacht, so werde es il?m auch das Gcld gewinnen lassen und dieß sei am Ende einerlei. Der Herr war gleich dazn entschlossen und setzte diese Nummer auf den ersten, Nuf. Am Abende nach der Ziehung saß er mit seinen Nath« qcbern bei einer Whistpaithie, als man dcr Lotterie gedachte. Es wurde sogleich der Diener um die Nummern, gesendet ^ und — der erste Nuf war die gcträumle Nummer. Dieß Eintreffen des Traumes schien dem Gewinner doch zu un- , glaublich, er meinte, seine Freunde haben mit ihm ihr Spiel ! getrieben und er ging selbst in die Kollcktur, um sich Ueber« ! zcugung zu holcn; allein seine Nummer prangte wahrhaft ! in dcr ersten Kugel! — ! Ein Gutsbesitzer in Böhmen, der schon durch mehrere > Monate au dcr Vrustwassersncht krank war, erhielt zeitweise ^ Bcsuch von einer ältlichen Frau aus dem benachbarten Markt- i flecken. Sie war seine gute Bekannte noch ans früheren Zeiten ^ hcr imo dem Krauten in wahrer Freundschaft zugethan. Sie ^ suchte darum d»>ch Lektüre, kleine Geschenke und Aufmerk- ^ samkcitcn mancherlei Art demselben sein Leiden vergessen zu , machen, ihm die Langeweile zu vertreiben und ihn so vicl als möglich aufzuheitern/ Allein seine Krankheit nahm einen schlimmen Verlauf und der Patient konnte am Ende nicht mehr das, Bett verlassen. Die Fran sandte jetzt noch hau-siger als zuvor, wenn sie nicht kommen konnte, einen Voten, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. , Eines Abends saß sie um die neunte Stunde am Tische und las in einem Gebetbuch«: mit dem Gesichte gegen die Thüre gekehrt. Da blickte sie plötzlich auf nnd sah zu ihrem ! Schrecken ihren kranken Freund im Nachtgewande, jedoch mit dem Hute in der Hand, vor sich stehen. Nasch springt sie auf und will um die Ursache seiner Anwesenheit fragen, da ist die Gestalt verschwunden, und die Frau, sich die Augen reibend, weiß nicht, ob sie geträumt oder gewacht habe. Am folgenden Tage bekommt sie die Nachricht, daß am gestrigen Abende um 9 Uhr ihr Freund verschieden sei. Er hatte ihr also noch ein Lebewohl gebracht. — Ein Advokat aus Prag wnrde auf einer Geschäftsreise vom Schlagflusse getroffen und auf sein ausdrückliches Verlangen, trotzdem cs der Arzt widerrathen hatte, lebensgefährlich krank von seinem Kutscher nach Prag zurückgeführt, wo sein Zustand bei seiner Familie Angst und Schrecken hervorrief. Seine besorgte Gattin liep es sich darum nicht wehren, während Alles schlief, täglich an seinem Bette zu wachcn, bls sie eines Nachts, von Müdigkeit überwältigt, einschlummerte. Da träumte ihr, sie sehe an dem Vclte ihres Gatten ein altes Weib sitzen, welches unverwandt nach dem Kranken schaute. Rasch tritt die Frau auf die Alte zu und fragt diese, waö sie hier wolle. „Ich bin der T00," lautet die Antwort, „und koiinue, um Dcincn Mann zu holen." ' Wilder Schrcckcn erfaßt die arme Frau. Sie stürzt auf die Kniee und beschwört die Gestalt, den Kindern nicht dcn Vater zu entreißen. Da zieht das Weib eine Kette unter der Schürze hervol , die es der Bittenden darreicht und spricht: „Versuche es, mir dieselbe aus der Hand zu winden; vermagst Du cs, so sei Dir Deine Bitte gewährt." Die Frau rief nun'nach ihren Kindern, welche herbeieilten und die Kette mit an/aßten. / Ihren vereinten Bemühungen gclang es endlich, dieselbe dem Weibe zu entwinden. Schweigend stand die Alte auf, um sich zu entfernen; schon an dcr Thüre angelangt, kchrt sie sich noch ein Mal um und sagt: „Nun, etliche Jahre mag er noch lcben, aber ich hole mir darum doch Iemandcn." Die durch diesen Traum geängstigte Frau lammclle sich bald wieder und legte demselben Anfangs kcincn Werth bei; als aber ihr Gatte bald darauf genas und nach etlichen Wochen wirklich cines der Kinder starb, da wurde sie auf ihren Traum erst rccht aufmcrksa:», uud in dcr That erfüllte sich derselbe buchstäblich, dcnn nach fünf Jahren statb auch ihr Gatte, noch i:n rüstigsten Manncsaltcr. F. N. Wie viele Puchstaben gibt cs in der Pi> '" Das auffallendste Beispiel einer wahlhaft linsinnigcn Geduld war die nutzlose Beschäftigung eines Holländers, der alle Kapitel, Verse und Worte, die in'der Bibel sich befinden, auc-rechnetc, und nach eiucr dreißigjährigen, mlch-seligcn Arbeit mit dcr triumphircndeu Miene, eines Alchi« mcdes seine wichtige Entdeckung ausposaunte, daß es seinem Vcmühen gelungen sci, die in der Bibel enlhciltcnc Vuchst.>bei!-zahl 3,ü66.48l) herauszubringen. Wcr rechnet ihm nach? Track und Hcrlag von Ign. v. KleiMltttyr b» F. Vamberg in Laibach. — Ocrantwcttüchcr Nld^tcur F. Vamberg.