für Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordesch. ^ 2^. Montag am K. ^Rpril Ä844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jede« Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochene« lolorirtes Costumebild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis de« Blatte« ist in Laibach ganz­jährig S, halbjährig Z fi. Durch die k. k. Post unter Couuert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 st. E. M. , und wird halbjährig »«ausbezahlt. Alle k. k. Postämter nehmen Pränumeration an. In Laibach pränumerirt man beim Verleger am Man, Nr. 190, im ersten Stocke. Drei Gäste. Nre i Gäste, denen wohl Jedermann gram, Kenn' ich, die häusig zu finden, Bei denen Begriffe von Ehre und Scham I n frühester Jugend schon schwinden. Wie auch man geplagt sei von langer Zeit — Dies Dreiblatt wünscht Jeder sich meilenweit. Als ersten nenn' ich den schlechten Wicht, Der meine Ehre begraben Und dennoch mich loben wird in's Gesicht Als edel und groß und erhaben. Der ist als Gast mir ein sauberer Freund, Der anders redet und anders meint. — Den zweiten nenn' ich, der schlau und fein Mich immer um Geld weiß zu Prellen; Wobei ich ein Dummkopf nur müßte sein. Auf Wiedererstattung zu zähle«; Ja, wohl kann ich rechnen, doch nur »uf Spott, Vor solchen Gästen bewahre uns Gott. Der dritt e Gast ist »des Hause« Freund,« Der nur, — kann er ferne mich wissen. Am liebsten in meinem Hause erscheint Die — Freundschaft fester zu schließen. Wie oft schon floh mit dem säubern Patron Der Friede des Hauses auf immer davon. Zwar wußt' ich noch einen — den ärgsten fast. Der pflegt uns vom Hause zu jagen; Ja dieser bleiche, entsetzliche Gast Nimmt König und Bettler beim Kragen; Doch kömmt er nur ein Ma!,,d'rum mag Freund Hein Zuwid'rer, »ls jene drei Gäste nicht sein. Bernhar d Tomschitsch. Hochzeit-Gebräuche der Wallachen, (Ma­ chen) in Kroatien. Ein Veitrag zur Geschichte der Slaven, von Jos. Buchenhai«. (Beschluß) ^aum dort angelangt, wird die Fahne von dem Brautführer zum Giebel des Daches als Warnungzeichen hinaus gesteckt, daß kein Ungeladener sich durch die ganze Dauer des Hochzeit­festes diesem Hause zu nahen wage. Es wäre in der That auch Niemanden zu rathen, außer er hätte sich früher die Erlaubniß eingeholt, gegen dieses Verbot zu handeln. Ver­stümmelungen aller Art, und nicht selten auch der Tod, wäre dann das Loos eines solchen Frevlers. Ist das bisher Gesagte wirklich selten in seiner Art, so muß man noch mehr erstaunen, wenn man sich einer solchen Wohnung nahen, oder gar solche betreten darf. Gleich in der Hausflur erblickt man am Boden einen Ungeheuern Gluthhaufen, an dessen knisternder Flamme an einem Pfahle, dessen beide Enden an zwei hölzernen Ga­beln ruhen, sich ein ganzer Ochs, langsam bratend und von kräftigen Händen getrieben, herumdreht. Schöpse und eine Unzahl von Geflügel aller Art, leisten auf ähnliche Weise dem Ochsen Gesellschaft. Die Stube, in welcher sich die Hochzeitgäste um einen langen, meistens aus starken, hölzernen Pfosten zusammen­gezimmerten Tisch lagern, ist schwarz, finster, unrein und ohne allen Schmuck. Der Tisch ist ungedeckt, denn nur die Neuvermählten, welche in ihrer Hochzeitkleidung zwischen den zwei Beiständen obenan sitzen, dürfen beide zusammen einen Löffel, ein Messer, eine Gabel und einen Teller haben. Man sieht daher auf einem solchen Hochzeittische, außer dem einzigen Eßbestecke der Brautleute, nur ein gro­ßes Schaff mit Wein gefüllt nebst einem kleinen, meistens irdenen Trinkgeschirre, welches die Form eines Bechers hat, und eine erstaunliche Menge Brotes. Sobald die übrigen Hochzeitgäste auch ihre ranglosen Plätze eingenommen haben, stellt sich eine allgemeine Stille ein, denn aller Augen sind mit voller Erwartung nach der Stubenthüre, durch welche die Speisen gebracht werden, gerichtet. Der Brautvater, angethan mit einer Schürze aus grober Hausleinwand, dessen Hemde-Aermeln ober dem Ellbogen zu einer Wurst aufgerollt sind, eine große Fleisch­hacke in seiner Hand haltend, kommt zuerst in die Stube; ihm nach wird ein Theil des nun gebratenen Ochsen von zwei Helfern in die Stube gebracht, von denselben auf den Hochzeittisch geworfen, darauf aber von dem Brautvater schulgerecht in Stücke gehauen. Diese Stücke, respektive Rtt« Portionen, werden dann den Gästen auf.eine wahrhaft appetitliche Art hingeworfen, welche dieselben mit einem Heiß­ hunger nach Herzenslust mit den Zähnen zerreißen und verzehren. Einem ähnlichen Geschicke unterliegen auch die Schöpse und das Geflügel. Ist nun der erste Appetit gestillt, dann schöpft der Brautvater mit dem einzigen Trinkgeschirre den Wein aus dem Schaffe, trinkt auf das Wohlsein der Neuvermählten zuerst, und reicht dann den Becher jedem Gaste die Reihe herum, nachdem solcher nach jedesmaligem Ausleeren von ihm wieder frisch angefüllt worden ist. Nicht selten schwimmt eine fingerdicke Fette an der Oberfläche des Weines, doch dieses beirrt die Gäste nicht im mindesten zum fleißigen Zuspruche desselben. Des Brautvaters Pflicht ist, sämmtliche Hochzeitgäste zu bedienen, zu unterhalten und Sorge zu tragen, daß denselben an nichts gebreche. Dazu wird daher immer ein jovialer und umsichtiger Mann gewählt, dem Erzählungen aus seinem Leben, aus jenem der Bekannten u. s. w. nie ausgehen dürfen. Ein solcher Hochzeitschmaus dauert vom Montage bis zum Schlüsse des Donnerstages. Die Gäste entfernen sich wechselweise in der Zwischenzeit, oder liegen in der Stube, nicht selten auch auf dem Boden, herum. Je mehr lächerliche Unformen bei solchen Gelegenheiten vorkommen, desto grö­ßer ist das Vergnügen der Mitgäste und der Stolz des Brautvaters, der solches seinem guten Humor zuzuschreiben, und sich viel darauf zu Gute zu halten gewohnt ist. Wenn jedoch die Gäste den Braten nicht mehr zu essen vermögen (denn sonst kommt keine andere Speise zum Vorschein), so pflegt man ihnen saueres Kraut als Reizmittel zu verabrei­chen. Dies ist ihre einzige Suppe, ihre Zuspeise und ihr Nachtisch. Hat nun endlich die Festivität ihr Ende erreicht, dann pflegen die Hochzeitgäste die Neuvermählten zu beschenken. Die Geschenke bestehen in Spinnhaar, Leintüchern, in Speck, Schmalz, wie nicht selten auch im Gelde, und dies wird die Morgengabe genannt. Die Gäste trennen sich darauf von den Brautleuten und begeben sich nach ihren Wohnungen. Was in diesen wenigen Tagen bei einer solchen Gele­genheit verzehrt wird, können jahrelanger Fleiß und die größte Sparsamkeit kaum mehr ersetzen, denn wenn man am Schlüsse eines solchen Hochzeitschmauses einen Blick unter den nun verödeten Hochzeittisch wirft, so muß man von der Menge der Knochen, welche abgenagt in verschie­denen Haufen und Richtungen unter demselben liegen, un­willkürlich die Meinung fassen, irgend ein Panther müsse in dieser Höhle gehaust haben. Treffende Abfertigung. Künstler-Novellctte von Leopold Kordesch. l,«eschl»«,) Das Zeichen zum Souper ward gegeben. Man setzte sich, nachdem Kean den obersten Ehrenplatz eingenommen hatte, und das Mahl begann in größter Ungezwungenheit. Es wurde viel gescherzt, gelacht, über Kunst, Theater, Po­litik und den letzten Krieg gesprochen und der Inhaber des Hütels, an dem untersten Ende der Tafel, bildete sich nicht wenig ein, eine solche Versammlung und die Krone dersel­ben, den weltberühmten Kean , bei sich zu sehen. Meine freundlichen Leser werden bereits errathen haben, daß jener schon erwähnte Plan des Gastgebers, der als einer der reichsten Bürger von Portsmouth galt, kein anderer war, als durch ein glänzendes Bankett, das er dem Künstler und den Besseren der Stadt auf eigene Kosten gab, von sich weit und breit reden zu machen, darum war hier auch Alles, was man irgend zu Leckerbissen rechnen konnte, nebst den feinsten Weinen, im Uebermaße verschwendet, und der Wirth, dem dieser Plan so vollständig gelungen war, kannte sich vor innerer Seligkeit kaum. Ein alter General erhob endlich sein Glas. „Auf das Wohlsein unseres lieben, verehrten Künstlers!" rief er, und ein allgemeines Bravo und Anstoßen mit den Gläsern begleitete die Worte. »Jetzt auch der heutige Gastwirth hoch!" erscholl vom Munde des fröhlichen Artilleriemaga­zins-Direktors. Als Beifall und Anklingen verstummten, sprach Kean aufstehend: »Ihre Aufmerksamkeit, meine sehr verehrte Versammlung, rührt mich tief; doch der eigentliche Veranlasser dieser heitern Zusammenkunft, dem ich gerne besonders danken möchte, ist mir noch immer unbekannt. Er wolle sich mir nennen, und mich wird's doppelt freuen, wenn er, wie ich vernommen, ein alter Bekannter von mir ist." — Da trat denn der glückliche Inhaber des Hütels vor den Künstler hin, verbeugte sich tief und sagte: »Nie werde ich die Ehre vergessen, die ein so hochgefeierter Mann, als Sie , meinem Hause angethan. Mein Streben ging seit Ihrer Ankunft in Portsmouth unablässig dahin, daß es mir gelingen möchte, den größten Mimen England's nebst den Angesehensten meiner Mitbürger und Bekannten, wenn auch nur auf eine kleine Zeit, in meinem Hause zu beher­bergen. Es ist mir gelungen! Meinem verehrten Freunde, Herrn Smith , habe ich es zu danken. Es ist mein schön­ster Tag. Nehmen Sie denn hier Alle meinen verbindlich­sten Dank". Diesen Worten fügte er noch eine Fluth von Schmeicheleien an den Künstler bei. Kean hatte während der Rede, die auf alle Nebligen einen freundlichen Eindruck machte, unverwandt den Gast­wirth angestarrt. Plötzlich, als dieser kaum geendet, run­zelten sich des Künstlers Augenbraunen furchtbar. Er erhob sich vom Stuhle, und mit der Donnerstimme, die so oft das ganze Theater Londons erzittern machte, ruft er ihm zu: »Kennt ihr mich noch wohl? — Bin ich nicht Derselbe, der vor 15 Jahren arm und unbekannt hierher kam? — Damals war ich Schauspieler bei einer kleinen, herumzie­henden Truppe. Eines Tages kam ich in ein kleines Haus, wo ihr Bier schenktet. Ich verlangte eine halbe Pinte Porter. Ih r reichtet sie mir dar, aber wie? — Euere Linke streckte sich früher nach dem Gelde aus, als ich mein Bier erhielt. Eurer verächtlichen, übermüthigen Miene bei die­ser Gelegenheit, eures hohnlächelnden Messens meiner ab­getragenen Kleidung vergeß' ich nie. Jetzt sind, die Dinge anders. Ih r seid, ein reicher Hötelinhaber, wie ich sehe; ROV ich aber bin noch immer derselbe Kean , auf den ihr ver­ächtlich herabsaht, nur daß ich einen besseren Rock jetzt trage. Weil mir nun einiger Ruf vorangeht, wollt ihr mich er­heben? Hier ist eine Note von Hunde« Pfund! da­mit zahle ich meinen Antheil an diesem Bankett, die ver­ehrungswiirdige Gesellschaft wird mir dies verzeihen. — Behaltet euern Wein wie eure Speichelleckereien! Ich ver­achte sie und euch!" — Kean machte nun der erstaunten Gesellschaft ringsum eine Verbeugung und ging, den verdutzten Wirth nicht be­achtend, mitten durch die um ihn sich versammelten Gäste fort. Der Segen des Kardinals Ganganelli. Auf seiner ersten Reise nach Italien, im Frühjahre 17S9, beschäftigte Joseph II . vorzüglich em Gedanke: die bevorstehende Papstwahl. Allerdings ein des romischen Kai­sers würdiger Gegenstand, um so wichtiger in der dama­ligen Zeit, da die große Aufgabe gelöst werden mußte, den Mann zu finden, durch dessen Weisheit und apostolische Tu­genden die bourbonischen Höfe mit dem römischen Stuhle versöhnt, und Eintracht in der katholischen Welt erhalten werden sollte. — Zu Iudenburg in Steiermark, wo er sich einen Tag aufhielt, unterbrach Joseph mitten in einem Vor­trage über militärisch-ökonomische Gegenstände den Major durch die befremdende Frage: „Kennen Sie den Kardinal Ganganelli? " Auf die verneinende Antwort erwiederte er lebhaft: „Ich sage Ihnen, Ganganelli ist ein Mann, den jeder österreichische Major kennen sollte.« Es ist bekannt, daß der Kaiser bald nach seiner Ankunft zu Rom, von sei­nem Bruder, dem Großherzoge Leopold begleitet, sich in das Conclave begeben und scherzend gefragt hatte, ob es ihm erlaubt sei, hier den Degen zu tragen, worauf Kardinal Alban y antwortete: „Dem Beschützer und Vertheidiger der Kirche gebühre allerdings dieses Recht." Beide Fürsten ba­ten nun, sie zum Kardinal Ganganelli zu führen, und Jo­seph redete ihn beim Eintritt in's Zimmer mit folgenden Worten an: „Heiliger Vater! Der römische Kaiser und der Großherzog von Toskana kommen, Sie um Ihren Se­gen zu bitten". Ganganelli , obgleich.betroffen, erwiederte mit sanftem Lächeln: „Um einen Papst zu wählen, sind zwei Stimmen zu wenig; um aber eines alten Mannes zu spotten, sind ihrer zwei zu viel. Doch mein Stand und mein Alter berechtigten mich, zwei junge, hoffnungsvolle Fürsten zu segnen, auf deren Thaten die Augen der Welt gerichtet sind." Mi t Nachdruck und hoher Würde rief er dann aus: „So segne ich Sie im Namen des allmächti­gen, dreieinigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heilgen Geistes! Möge Ih r ganzes Leben der Wohl­fahrt der Völker gewidmet sein, die Ihnen die Vorsehung anvertraut hat; mögen Sie Ihre große Sendung so würdig vollenden, daß Sie in der ernsten Stunde lächelnd von hin­nen scheiden, während Millionen, von Schmerz durchdrun­gen, Ihren Verlust^beweinen!" Gerührt ergriffen beide Für­sten die Hand, die sie gesegnet, drückten sie innig dem würdigen Greise und verließen schweigend das Zimmer. Und ihre Hoffnungen und Wünsche wurden nicht getäuscht; denn in kurzer Zeit verehrte die katholische Welt in dem Kardinal Ganganelli als Clemens XIV., das Ober-Haupt der Kirche. Aber auch die Hoffnungen der Völker wurden nicht getäuscht und der Segen des frommen Erz­priesters ging in Erfüllung. Sympathie. Was du gelitten und gerungen. Hast du in Liedern uni gesungen: Wir »der losen, w»« du uni gesungen. Und haben auch gelitten und gelungen. — Am Werke erkennt man den Meister. Der berühmte niederländische Maler, Anton van Dyk, ging auf den Rath seines Lehrers, des großen Pau l Ru ­bens, in seinem zwanzigsten Jahre nach Italien. Dort vervollkommnete er besonders sein Talent zur Portraitmale­rei. Er wußte Stellungen, Anzüge, Blicke zu treffen, die den Personen, welche er malte, außer der sprechendsten Ähnlichkeit, noch ein ganz eigenes Interesse gaben, und da­zu bedurfte er so wenig Zeit, daß es ihm wie ein Spiel von der Hand ging. Nachdem er ganz Italien und Sici­lien durchgereist war, kehrte er in sein Vaterland zu­rück, wo nun Jedermann von ihm gemalt sein wollte. .Mi t Unruhe hörte ein Harlemer Maler, Franz Hals, der gleichfalls mit Glück uortraitirte, von dem großen Rufe dieses Nebenbuhlers, ohne noch etwas von seiner Arbeit, vielweniger ihn selbst gesehen zu haben. Eines Tages trat ein fein gekleideter Mann zu Hal s in das Zimmer und begehrte von ihm gemalt zu werden. Hals zeichnete ihn sogleich, der Fremde lobte das Gemälde und bat um die Erlaubnis;, ihn wieder malen zu dürfen. Hal s setzte sich, der Fremde entwirft eine flüchtige Skizze und bringt ihm am andern Tage das Gemälde. Ergriffen von der Vor­trefflichkeit der Arbeit, ruft der Maler aus: »Herr, Ih r seid entweder der Teufel oder van Dyk". — Van Dyk ließ hierauf des Malers Arbeit durch dessen Kinder in seine Wohnung bringen und theilte mehrere Guineen unter die Kleinen aus. Feuilleton des Mannigfaltigen. (Das Schicksal des Don Carlos), Sohnes Philipps N., ist von den Geschichtsforschern noch immer nicht ermittelt worden. Herr von Raum er glaubt zwar bewiesen zu haben, daß der Prinz eines natürlichen Todes gestorben sei, allein'er irrt. Der von Schiller in seinem Meisterwerke verewigte Don Carlos wurde geköpft. — Ein deutscher Herzog, der als Gast am Hofe des Königs Ferdinand VII. von Spanien weilte, sah den einbalsamir­ten Leichnam des unglücklichen Prinzen im Eskurial. Der Kopf desselben war im Sarge vom Rumpfe getrennt- Daß anderen Reisenden, die vielleicht selbst im Eskurial waren, der Sarg des Don Carlos nicht geöffnet wurde, ist sehr erklärlich, denn selbst für den Herzog bedurfte es der speciellen Erlaubniß des Königs. (Mnster des Geschäftsstyls.) Ein Herr Volze, Lei­chenbeschauer zu Alton«, hat vor Kurzem ein kostbares Aktenstück veröffentlicht, das einen herrlichen Beitrag zur »Kunst der deut­schen Prosa« abgeben würde. So folgerecht gedacht, als diese in der »Altonaer Tagespost« abgedruckte Anzeige, hat man lange nichts gelesen; sie verdient daher weiter verbreitet zu werden. Hier ist sie wörtlich: »Da es sich gezeigt hat, daß der junge Mann, der neulich ertrunken, gar nicht in's Wasser gefallen war, noch sich hinein gestürzt hat, wozu keine Ursache vorhanden, da er nicht hier ansässig (!): so hat es von dem Aufsuchen seines Leichnams sein Abkommen. Der gefundene Hut und das Hals­tuch gehören übrigens einem Betrunkenen, nicht Ertrunkenen, welcher sich auch schon gemeldet!« — O Leichenbeschauer von Al­ton«, du bist klassisch! — (Gin Künstlerschmaus mit obligater Prügelei.) In Dresden veranstaltete in jüngster Zeit eine Künstlergescllschaft dem berühmten Pianisten Franz L.ißt zu Ehren einen Schmaus, bei dem es eine arge Prügelei gegeben haben soll. HerrPantaleoni, ein kaduker, italienischer Tenor, nur noch gut für Deutschland, (auch uns Laibachern von seinem Vrüllen hierorts bekannt) soll die Veranlassung des Spektakels gewesen sein; Liß t führt diesen Sänger aus purer Gutherzigkeit mit. (Ranbversuch.) Am 18. März d. I . um 3 Uhr früh wurde, wie »der Pilger« erzählt, auf der Luisenstraße unweit Skrad wieder ein Mal die Fiumaner ordinäre Briefpost von einem, Räuber angefallen. Der wackere Postillon setzte sich jedoch hart­näckig zur Wehre, wobei er von dem Räuber, der ihm bereits den Kut vom Kopfe und ein Rad von seinem Wägelchen gerissen, mit mehreren Messerstichen regalirt wurde, und also blutend auf sei­ner Station ankam. (Wi r wollen ihn nicht haben!) Nikolaus Becker hätte unlängst beinahe das Unglück gehabt, daß er, bei einer poe­tischen Nachtfahrt von den Schaarwächtern attrapirt, in's Ge­fängniß transportirt worden wäre. Kaum aber erkannten die Wächter beim Scheine der Lampe den Dichter des Rheinliedes, als sie ihn beschworen, den Mißgriff ihnen zu, verzeihen; sie ließen ihn unter dem Gesänge: »Wir wollen ihn nicht haben,« ruhig nach Hause wandern. (Sturm.) Am lt. März d. I. Nachts wüthete in Wien ein so fürchterlicher Sturm, daß Menschen sich nicht auf der Gasse halten konnten und nicht sicher waren, von den häufig von den Dächern herabfallenden Ziegeln erschlagen zu werden. I n der Nähe des Dianabades an der scharfen Ecke fiel eine große Tafel herab und erschlug einen Vorübergehenden­ (Z n theueres Wasser.) Ein Bauer trat zu Wien in ein vornehmes Kasfehhcms und begehrte ein Glas Wasser. Als der Aufwärter dasselbe brachte und der Bauer den Durst gelöscht, fragte letzterer, was er schuldig sei. »Zwei Groschen,« war die Antwort. »Nun,« bemerkte der Bauer, indem er bezahlte, »da möcht' ich nur wissen, was bei Ihnen ein Wolfenbruch kostet?« (Trümmer des Dampfbootes „Präsident.") Auf der Insel Madeira trieb das Meer in neuester Zeit Schiffseffekten an's Ufer, die als vom verloren gegangenen Dampfer »der Präsident« herstammend erkannt wurden. Beschädigungen vom Feuer waren an denselben sämmtlich sichtbar. (Gläserne Meßgewänder.) Eine sehr interessante In­dustrie, die Glasspinnerei, wird besonders in Paris gepflegt und liefert ausgezeichnete Arbeiten. Besonders beliebt sind die glän­zenden Meßgewänder von Glas, deren sich die Geistlichkeit bedient. Ein vollständiger Priester-Ornat kostet ungefähr so viel, als ein gewöhnlicher Rock. (Gebratene Kartoffeln.) Nun sollen auch die Schweine etwas Gebratenes bekommen. Die landwirtschaftliche Zeitung berichtet, daß gebratene Kartoffeln ein viel wirksameres Mittel für die Schweine seien, als gekochte, und schlägt vor, die Kar­toffeln in Backöfen zu braten. (Große Kälte.) In St. Petersburg herrschte gegen Ende Februar d. I . eine solche Kälte, daß in der Nacht mehrere Vor­reiter und Schildwachen erfroren. Wenn die Kälte Abends über 17 Grad R. stieg, mußten Theater und öffentliche Vergnügungen eingestellt werden. (Hohes Alter im Süden.) Unweit Pravia in Asturien (Spanien) starb unlängst in einem Dörfchen ein reicher Landwirth im Alter von 119 Jahren. (Das alte bekannte Gasthaus „Matschakerhof^ in der innern Stadt Wien wird nächstens niedergerissen und ein gro­ ßes, modernes Haus an dessen Stelle aufgebaut werden. (Insekten-Alter.) Das höchste Alter unter den Insekten erreicht der Krebs, nämlich 10 bis 12 Jahre. Es gibt Insekten, die nur wenige Minuten, ja nur einige Augenblicke leben. Musikalisches. Verflossenen Donnerstag wurde in der hiesigen St. Iakobskirche da« all» jährliche Todtenamt für die verstorbene« Mitglieder der philharmonischen Ge­sellschaft abgeholten, und dabei von der erwähnten loblichen Gesellschaft Mo ­zart' i berühmte« Requiem unter der Leitung de« verdienst»»!»» Orchester» direktor«, Herrn Leopold Ledenig, aufgeführt.. Es ist nur Schade, das diese klassische Musik, diese himmlische Harmonie des größten Compositeurs in den fast ganz leeren Räumen de« Gotteshauses wiederhallen mußte, w»« um so mehr befremdete und auffiel, als die Aufführung diese« Meisterwerkes vorher in der »Laibacher Zeitung« gehörig annoncirterscheint! — O Zeit der Walzer, Quadrillen und der überzuckerten italienischen Arictten ohne in» nern Kern und Gehalt! — Dem Referenten dieser Zeilen beschlich ein eigene« wehmüthiges Gefühl; — es war ihm dabei, ül« müsse er sich am Schlüsse an den Ausgang der Kirche stelle», um aus Ehrfurcht für Mozar t vor jedem Herauskommenden den Hut zu ziehen. — Leopold Kordcsch. Anzeige. Wir beeilen uns, dem verehrten Publikum Laibach's mitzuthcilcn, daß der in unserm Blatte Nr. 22 erwähnte Künstler Julius Lasch ott so eben hier­orts eingetroffen ist, und seine Vorstellungen im Gebiete der natürlichen Ma< gie und mit den optischen Bildern im Laufe der nächste« Woche im hiesigen ständischen Theater zu beginnen gedenkt. Gharade. (Dreisilbig.) Bald kurz, bald lang sind meine ersten beiden. Und wenn sie sich in Rosendüfte kleiden> Ist wohl den Meisten ihre Zahl zu klein. Die gerne sich der Schöpfung Gotte« freu'«. — Mein Dritte« liebt da« Gcgcntheil von ihnen. Denn ihrem wagehalsigen Erkühnen, Dem meine ersten keinen Mantel leih'n. Pflegt diese« Gegcntheil Gehülf' zu sein. Da« Ganze? — E« ist abhold jedem Streben, Wünscht nur bequem und ohne Müh' zu leben, Und Mancher stellt' es schon dem Dritte n gleich. Doch macht es Keinen arm, wie sich nicht reich. — K. Erklärung der heutigen Bilderbeigabe. (Für April.) Unser heutige« Bild wird die verehrten Gönner, die sich in Gedanken um 6« Jahre zurückzuversetzen belieben, um die damalige Tracht aus den Laibachcr VorMdten Tirnau und Kratau würdigen zu können, ohne Zweifel angenehm überrasNen. Wir erklären diese« vierte Trachtenbild unsere« Blattes als das beste unter den bereit« erschienenen, denn fürwahr, Zeichner und Kupfer­stecher, beide ließen c« weder am Flciße, noch an treuer, richtiger Darstel­lung fehlen. Das Handwerk des Mannes erklärt sich auf den ersten Blick von selbst. Der kräftige alte, silberhaarige Fischer «.ribiik) mit den ausdrucksvollen No< tionalzügcn, steht hier in einem langen, altcrthümlichen Rocke (lükuj») von braunem heimatlichen Tuche dargestellt, welcher durchaus mit rothem, geglätte­ten Kameelhaarzeuge (lkulan) gefüttert war. Seine Weste bestand sowohl in den Vordcrtheilcn, »I« am Rücken aus feinem rothcn Tuche (lkeilät) , dicht besetzt mit vergoldeten Knöpfen und mit Goldschnüren aufgeputzt. Das Bein­kleid war au« blauem Tuche (ebenfalls heimatliches Fabrikat aus Oberkrain) und die blaßblauen, wollenen Neumarktler Strümpfe (noLNvile) und die Schuhe (»Kiveljl) mitZinn» oder auch Silberschnallcn, machten dessen Fußbeklei­dung »us. Die rothe Binde (p»li«l>) um den Leib war entweder »us Seide oder aus gleichem Zeuge, wie das Rockfutter. Zwischen dieser und der Weste waren die Hosenträger nebst dem Hemde sichtbar. Die sehr breite Krempe des Hutes wurde mit schwarzen Schnüren O-luK», schlechtweg NilluL«) an dem , runden, kleinen Gupf befestigt, um welchen ein schwarze« Sammtband mit versilberter Schnalle lief, — Das neben dem Wasser liegende Handnetz (l«K), die Fische im Siebe (leMitu) und in dem Fangnetze (viilli») deuten »uf seine Beschäftigung. — Wir kommen nun zu seiner Gcsponssn. Hier müssen wir vor Allem den Herrn Zechmayer in Wien auf etwas aufmerksam machen: Obschon et für'alle« bisher Geleistete in Bezug der getreuen Nachbildung und des beson­der» Fleißes in der Ausführung allgemeine Anerkennung verdient und sie auch findet , so hat ersich diesmal doch an der Fischerin darin versündigt, daß er sie ol« ein kaum 25jährige« Weib darstellte, während sie im Original« des Herrn Kurz von Goldenstein, wir möchten sagen, einzig als Matrone und a!« ein gelungene« Portrait dasteht, darum auch ihre ganze Stellung weit mehr auf eine Alte paßt. Wir müssen den Herrn Zechmayer daher freund­lich erinnern, auf getreue« Wiedergeben des Originaltypus der Gesichter die größte Aufmerksamkeit zu verwenden, weil nur dadurch die Nationalität bewahrt werden kann. Unser alt sein sollendes, jedoch jung ausgefallenes Weibsen tragt oder trug vielmehr einen Epenser (iüp») aus gleichem braunen Tuche, wie ihr Mann, mit schwarzen Wollen- oder auch Sammtbändern besetzt. Ihr Rock be­stand aus dem schon erwähnten Wollentuch (ine8ll>n) von schwarzer Farbe ohne Endbesatz und die rothwollcncn Strümpfe, ingleichen die Schuhe mit den hohen, rothen Absätzen (lbtikel?,«) putzen sie besonders heraus, Am ' Kopfe trug sie unter dem Kopftuche aus Mousselin («uf dem Lande bestand es auch aus feiner Hausleinwand) eine Haube mit schwarzscidenen, breiten Vorderbesatz mit schmalen Zwirnspitzen garnirt; der kleingcfaltclte Gupf derselben bestand, wie noch jetzt, au« feinem, durchsichtigen Dünntuch, durch welches rothe Leinwand durchschimmert. Da« Vortuch ist au« den ersten Bil­dern bekannt. An dem mettcMenen, oft silbernen Gürtel hangt ein kleine« Schnappmesserchen (nn^i«I,«K) an einem Riemen oder einer Kette, und das Halbhemd ist sehr hoch, fast unter dem Kinn zugeknöpft. Biese beiden Repräsentanten der altern Volkstracht Krain's stehen »m Ufer de« Gradaschza-Baches, welcher die Vorstädte Tirnau und Krakau vo" einander scheidet. — Leopold Kordesch. Laibach. Druck und Nerlag des Josef Blasnik.