Die Jahreszeiten: Herbst Md Winter, nach Thomson, in Musik gesetzt von Joseph Haydns A n f g efü h r t von der philharmonischen Gesellschaft in Laibach zum Besten ihres Mustkschul-Fondes am 2i. November »82 A.- Gedruckt bey Joseph Sassenberg, Personen: Simon, ein Pachter. Hanne, dessen Tochter. Lukas, ein junger Bauer. Landvolk. Jager. (Der Einleitung Gegenstand ist des Land¬ mannes freudiges Gefühl über die reiche Ernte.) )O / Herbst. k svitati v. Hanne. durch seine Blüthe Der Lenz zuerst versprach, Was durch seine Wärme Der Sommer reifen hieß, Zeigt der Herbst in Fülle Dem frohen Landmann jetzt. Lukas. Den reichen Vorrath führt er nun Md- Auf hoch belad'nen Wägen ein Kaum faßt der weiten Scheune Raum, Was ihm sein Feld hervorgebracht. Simon. Sein heit'res Auge blickt umher Es mißt den aufgethürmten Segen ab Und Freude strömmt in seine Brust. ^.ri 3. Simon. So lohnet die Natur den Fleiß, Ihn ruft, ihn lacht sie an. t »2 4- Ihn muntert sie durch Hoffnung auf, Zhm steht sie willig bey, Ihm winket sie mit voller Kraft. Hanne. Lukas. Von dir, o Fleiß! kömmt alles Heil; Die Hütte, die uns schirmt, Die 88olle, die uns deckt, Die Speise, die uns nährt Ist deine Gab', ist dein Geschenk. Hanne. Lukas. Simon. O Fleiß! o edler Fleiß! Von dir kömmt alles Heil. Hanne. Du flößest Tugend ein Und rohe Sitten milderst du. Lukas. Du wehrest Laster ab Und reinigest der Menschen Herz. Simo n. Du stärkest Muth und Sinn Zum Guten und zu jeder Pflicht. Hanne. Lukas. Simom O Fleiß! o edler Fleiß! Von dir kömmt alles Heil. Chor. O Fleiß! re. Hanne. Lukas. Simon. Die Hütte, die uns schirmt, Die Wolle, die uns deckt, Die Speise, die uns nährt, Ist deine Gab', ist dein Geschenk. Chor. O Fleiß! rc. üeaibsbiv. H an n e. Seht, wie zum Haselbüsche dort Die rasche Jugend eilt; An jedem Aste schwinget sich Der Kleinen lose Schaar, Und der bewegten Stand' entstürzt Gleich Hagelschauer die lock're Frucht. Simon. Hier klimmt der junge Bau'r Den hohen Stamm entlang Die Leiter flink hinauf. Vom Wipfel der ihn deckt Sieht er sein Liebchen nahn, Und ihrem Tritt' entgegen Fliegt dann in trautem Scherze Die runde Nuß herab. Lukas. Im Garten steh'n um jeden Baum Die Mädchen groß und klein, Dem Obste, das sie klauben, An frischer Farbe gleich. Lukas. Ihr Schönen aus der Stadt, kommt her Blickt an die Töchter der Natur, 6 Die weder Putz noch Schminke ziert. Da seht mein Hannchen, seht! Ihr blüht Gesundheit auf den Wangen Im Auge lacht Zufriedenheit Und aus dem Munde spricht das Herz Wenn sie mir Liebe schwört. Hanne. Ihr Herrchen, süß und sein, bleibt weg! Hier schwinden eure Künste ganz, Und glatte Worte wirken nicht, Man giebt euch kein Gehör. Nicht Geld, nicht Pracht kann uns verblenden, Ein redlich Herz ist, was uns rührt, Und meine Wünsche sind erfüllt, Wenn treu mir Lukas ist. Lukas. Blätter fallen ab, Früchte welken hin; Lag und Jahr vergehn, Nur meine Liebe nicht. Hanne. Schöner grünt das Blatt, Süsser schmeckt die Frucht, Heller glänzt der Tag, Wenn deine Liebe spricht. H.anne. Lukas. Welch ein Glück ist treue Liebe, Uns're Herzen sind vereint; Trennen kann sie Tod allein. Lukas. Liebstes Hannchen 7 Hanne. Bester LukaS! Hanne. Lukas. Lieben und geliebet werden Ist der Freuden höchster Gipfel, Ist des Lebens Wenn' und Glück. keeitstiv. Simon. Nun zeigt das entblößte Feld Der ungebett'nen Gäste Zahl, Die an den Halmen Nahrung fand, Und irrend jetzt sie weiter sucht. Des kleinen Raubes klaget nicht Der Landmann, der ihn kaum bemerkt, Dem Uebermaße wünscht er doch Nicht ausgestellt zu seyn,- Was ihn dagegen sichern mag, Sieht er als Wohlthat an, Und willig fröhnt er dann zur Jagd, Die seinen guten Herrn ergötzt. ^ri s. Simo n. Seht auf die breiten Wiesen hin, Seht, wie der Hund im Grase streift; Am Boden suchet er die Spur Und geht ihr unablässig nach. Jetzt aber reißt Begierd ihn fort, Er horcht auf Ruf end Stimm' nicht mehr; Er eilet zu Haschen Da stockt sein Lauf— Und er steht unbewegt wie Stein. r Dem nahen Feinde zn entgeh'» Erhebt der scheue Vogel sich; Doch rettet ihn nicht der schnelle Flug, Es blitzt, es knallt, Ihn erreichet das Bley Und wirft ihn todt Aus der Lust herab. Ilecir sliv. Lukas. Hier treibt ein dichter Kreis Die Hasen aus dem Lager auf. Von allen Seiten hergedrängt Hilst ihnen keine Flucht. Schon fallen sie und liegen bald In Reihen freudig hingezählt. Landvolk und Jäger. Chor. Hört das laute Getön, Das dort im Walde klinget. Welch ein lautes Getön Durchklingt den ganzen Wald? Es ist der Hörner gellender Schall, Der gierigen Hunde Gebell. Schon flieht der aufgesprengte Hirsch, Ihm rennen die Doggen und Reiter nach, Er flieht, o wie er sich streckt! Da bricht er auö den Gestreichen hervor Und laust über Feld in das Dickicht hinein, Jetzt har er die Hunde getäuscht Zerstreuet schwärmen sie umher. Die Hunde sind zerstreut, Sie schwärmen hin und her Tajo! Last! Tajo! o Der Jäger Ruf, der Hörner Klang Versammelt aufs Neue sie Hoho! Hoho! Tajo! Tajo! Mit doppelten Eifer stürzet um Der Haufe vereint auf die Fährte los Tajo.' Tajo! Tajo! Von seinen Feinden eingehohlt, An Muth und Kräften ganz erschöpft Erlieget nun das schnelle Thier! Sein nahes Ende kündigt an Des tönenden Erzes Jubellied, Der freudigen Jäger SiegeSlaut Halali! Halali! Halali! kkaaitativ. Hanne. Am Rebenstocke blinket jetzt Die Helle Traub' im vollen Safte Und ruft dem Winzer freudig zu, Daß er zu lesen sie nicht weile. Siin 0 n. Schon werden Kuf und Faß Zum Hügel hingebracht Und aus den Hütten strömmct Zum frohen Tagewerke Das munt're Volk herbey. Hanne. Seht, wie den Berg hinan Von Menschen alles wimmelt! Hört, wie der Jubelton Von jeder Seit' erschallet. Lukas. Die Arbeit fördert lachender Scherz Vom Morgen bis zum Abend hin, Und dann erhebt der brausende Most Die Fröhlichkeit zum Lustgeschrey. Chor. Juhhe! Juhhe! der Wein ist da. Die Tonnen sind gefüllt, Nun laßt uns fröhlich seyn Und Juhhe! Juhhe! Juh! Aus vollem Halse schreyn. Laßt uns trinken, trinket Brüder, Laßt uns fröhlich seyn Laßt uns singen, singet »'le, Laßt uns fröhlich seyn. Juhhe! Juhhe! es lebe der Wein! Es lebe das Land, wo er uns reist, Juhhe! eS lebe der Wein. ES lebe das Faß, das ihn verwahrt Juhhe! es lebe der Wein. ES lebe der Krug, woraus er fließt. Juhhe! ES lebe der Wein. Kommt ihr Brüder, füllt dis Kannen, Leert die Bacher Laßt uns fröhlich seyn. Heyda! laßt uns fröhlich seyn Und Juhhe! Juhhe! Juh! Aus vollem Halse schreyn, Juhhe! Juhhe! Juhhe! ES lebe der Wein. Nun tönen die Pfeifen Und wirbelt die Trommel. Hier kreischet die Fiedel, Da schnarret die Leyer Und dudelt der Bock. Schon Hüpfen die Kleinen Und springen die Knaben Dort fliegen die Mädchen Im Arme der Bursche Den ländlichen Rechn. 11 Heysa! Hopsa! laßt uns Hüpfen. Ihr Brüder, kommt! Heysa! Hopsa! laßt uns springen. Die Kannen füllt Heysa! Hopsa! laßt uns tanzen! Die Becher leert! Heyda! Heyda; laßt uns fröhlich seyn Und Juhhe! Jnhhe! Inh! Aus vollem Halse schreyn. Jauchzet, lärmet; Juhhe! Juhhe! Springet, tanzet; Heysa! Hopsa! Ho! Lachet, singet, Jauchzet, lärmet; Heysa! Juhhe! Hopsa! Heysasa! Nun fassen wir den letzten Krug Heysasa! Hopsasa! Heysasa! Und singen dann in vollen Chor Dem freudenreichen Rebensaft, Heysa! Jnhhe! Heysasa! Juh! Es lebe der Wein, der edle Wein, Der Grillen und Harm verscheucht; Sein Lob ertöne laut und hoch Im tausendfachen Jubelschall. Heyda! laßt uns fröhlich seyn, Und Juhhe! Juhhe! Juh! Aus vollem Halse schreyn. »2 Winter. (Die Einleitung schildert die dicken Nebel, womit der Winter anfängt.) Iboaitüliv. Simo n. d^-un senket sich das blasse Jahr Und fallen Dünste kalt herab. Die Berg umhüllt ein graner Dampf, Der endlich auch die Flächen drückt, Und am Mittage selbst Der Sonne matten Strahl verschlingt. Hann e. Aus Lapplands Höhlen schreitet her Der stürmisch düstre Winter jetzt Vor seinem Tritt erstarrt In banger Stille die Natur Oavutinn. Licht und Leben sind geschwächet Wärm' und Freude sind verschwunden Unmuthvollen Tagen folget Schwarzer Nachte lange Dauer. kedtsttv. iZ Lukas. Gefesselt steht der breite See, Gehemmt in seine»! Laufe der Stromm. Im Sturze vom thürmenden Felse hangt. Gestockt und stumm der Wasserfall. Im dürren Haine tönt kein Laut. Die Felder deckt, die Thäler Mllt, Ein' ungeheure Flockeulast. Der Erde Bild ist nun ein Grab/ Wo Kraft und Reih erstorben liegt, Wo Leicheufarbe traurig herrscht. Und wo dem Blicke weit umher Nur öde Wüstcney sich zeigt. Hier steht der Wand'rer nun Verwirrt und zweifelhaft, Wohin den Schritt er lenken soll Vergebens ^suchet er den Weg Ihn leitet weder Pfad noch Spur Vergebens strenget er sich an, Und wattet durch den tiefen Schnee Er find't sich immer mehr verirrt. Jetzt sinket ihm der Muth Und Angst beklemmt sein Herz, Da er den Tag sich neigen sieht, Und Müdigkeit und Frost Ihm alle Glieder lähmt. Doch plötzlich trift sein spähend Ang' Der Schimmer eines nahen Licht-Z, Da lebt er wieder ans Vor Freuden pocht sein Herz Er geht, er eilt der Hütte zu, Wo starr und mqtt er Labung host. »4 kkv eIrativ. Lukas. So wie er naht, schallt in sein Ohr, Durch heulende Winde nur erst geschreckt, Heller Stimmen lauter Klang. Hanne. Die warme Stube zeigt ihm dann Des Dörfchens Nachbarschaft Vereint in trautem Kreise Den Abend zu verkürzen Mit leichter Arbeit und Gespräch. Simon. Am Ofen schwatzen hier, Von ihrer Jugendzeit die Väter; Zu Körb und Reißen flicht die Waidengert, Und Netze strickt der Söhne muntrer Haufe dort. Am Rocken spinne» die Mütter, Am laufenden Rade die Töchter Und ihren Fleiß belebt Ein ungekünstelt frohes Lied. Spiunerlied. Chor. Knurre, schnurre, knurre, Schnurre, Rädchen, schnurre Hanne. Drille, Rädchen, lang und fein, Drille fein ein Fädelein, Mir zum Busenschleier! 15 Chor. Knurre re. Hanne. Weber, webe zart und fein Webe fein das Schleyerlein Mir zur Kirchmeß - Feyer. Chor. Knurre re. Hanne. Aussen blank und innen rein Muß des Mädchens Busen seyn, Wohl deckt ihn der Schleyer. Chor. Knurre re. Aussen blank und innen rein. Fleißig, fromm und sittsam seyn Locket wak're Freyer. Neoirsriv. Lukas. Abgesponnen ist der Flachs, Nun stehn die Räder still. Da wird der Kreis verengt Und von dem Männervolk umringt, Zn horchen auf die neue Mähr, ! Die Hann^ jetzt erzählen wird. - 8 r6 ris. Hanne. Ein Mädchen, das auf Ehre hielt, Liebt einst ein Edelmann; Da er schon längst nach ihr gezielt, Traf er allein sie an. Er stieg sogleich vom Pferd, und sprach: Komm, küsse deinen Herrn! Sie rief vor Angst und Schrecken, Ach! - f Ach ja von Herzen gern. Chor. Ei, ei, ei, ei, warum nicht nein? Hanne. Sey ruhig, sprach er, liebes Kind, Und schenke mir dein Herz! Denn meine Lieb ist treu gesinnt, Nicht Leichtsinn oder Scherz. Dich mach ich glücklich: Nimm dies' Geld, Den Ring, die goldne Uhr, Und hab ich sonst, was dir gefällt O sags und fod're nur! , , Chor. Ei, ei, ei, ei, das klingt recht fein. Hanne. Nein sagt sie, das wär viel gewagt: Mein Bruder möcht es sehn, Und wenn er's meinem Vater sagt, Wie wird mirs dann ergehn! Er ackert uns hier all zu nah, Sonst könnt es wohl geschehn- Schaut nur, von jenem Hügel da, Könnt ihr ihn ackern sehn. «r Chor. Ho, Ho, was soll das feyn? Hanne. Indem der Junker geht und sieht Schwingt sich das lose Kind Äuf seinen Rappen und entflieht Geschwinder als der Wind. Lebt wohl, rief sie, mein gnäd'ger Herr! So räch ich meine Schmach. Ganz eingewurzelt stehet er Und gast ihr staunend nach. Chor. Ha, ha, ha, ha, das war recht fein. Ne vidat! r. Simon. Vom dürren Oste dringt Ein scharfer Eishauch jetzt hervor. Schneidend fährt er durch die Lust, Verzehret jeden Dunst, Und hascht des Thieres Odem selbst. Des grimmigen Tyrans Des Winters Sieg ist nun vollbracht, Und stummer Schrecken drückt . Den ganzen Umfang der Natur. ^ris. Erblicke hier, bethörter Mensch, Erblicke deines Lebens Bild! Verblühet ist dein kurzer Lenz, Erschöpfet deines Sommers Kraft * rö Schon welkt dein Herbst dem Alter zu, Schon naht der. bleiche Winter sich, Und zeiget dir das offne Grab Wo sind nun die Entwürfe, Die Hoffnungen von Glück, Die Sucht nach eitlem Ruhme, Der Sorgen schwere Last? Wo sind sie nun, die Wonnetage, Verschweigt in Ueppigkeit? Und wo, die frohen Nächte! Im Taumel durchgewächt? Wo sind sie nun? Verschwunden, wie ein Traum. Nur Lugend bleibt kseitstiv. Sie bleibt allein, und leitet uns Unwandelbar durch Zeit und Jahreswechsel, Durch Jammer oder Freude, Bis zu dem höchsten Ziele hin. H-ria mit Doppelchor. Dann bricht der große Morgen an Der Allmacht zweyteS Wort Erweckt zum neuen Daseyn uns, Von Pein und Tod ans immer frey. Simon. Lukas. Die Himmelspforten öffnen sich, Der heil'ge Berg erscheint. Ihn krönt des Herrn Zelt, Wo Ruh' und Friede thront. Erster Chor. Wer darf durch diese Pforte» gehn? Hanne, Lukas, Simon. Oer Arges mied und Gutes that Zweyter Chor. Wer darf besteigen diesen Berg? Hanne. Lukas. Simon. Von dessen Lippen Wahrheit floßt Erster Chor. Wer darf in diesem Zelte wohnen? Hanne. Lukas. Simon. Der Armen und Bedrängten half. Zweyter Chor. Wer wird den Frieden dort genießen? Hanne. Lukas, Simon. Der Schutz und Recht der Unschuld gab. Erster Chor. O seht, der große Morgen naht. Zweyter Chor. O seht! er leuchtet schon! Beyde Ch'öre. Die Himmelspforten öffnen sich. Der heil'ge Berg erscheint« Erster Chor. Vorüber sind, Zweyter Chor. Verbrauset sind L <> Erster Chor, Dre leiden vollen Tage. Zweyter Chor. DeS Lebenö - Winterstürme. Beyde Eh'ö re. Ein ew'ger Frühling herrscht, Und gränzenlofe Seligkeit Wird der Gerechten Lohn. Hanne. Lukas. Simon. Auch uns werd einst ein solcher Lohn! Laßt uns wirken, laßt uns streben Erster Chor. Laßt uns kämpfen Zweyter Chor. Laßt uns harren, Beyde Ch'öre, Zu erringen diesen Preis. Uns leite deine Hand, o Gott! Verleih uns Stärk und Muth. Erster Chor. Dann siegen wir, Zweyter Chor. Dann geh'» wir ein Beyde Ch'ore. In deines Reiches Herrlichkeit, Amen.