Vereinigte L a i b a ch c l 3 e i t u u g. Nro. 95. Dienstag den 28. November 1820. Inland. Ö st e r rc i ch. ^33e. kaiserl. Hoheit und E.mnenz der dnrchlauch' tigste Erzherzog Nudolph, Cardinal.Priester und Fürst ErzbischofvonOlmütz, sind in BegleitungHöchstihres Obersthofmeisters. F. M.L. Grafen von Laurencin, am i5. d. M. in Troppau eingetroffen. (Wdr.) A u s l a n d. G r 0 ßbrita n n i e n. Über den geg^n die Königin von England zu London Statt habenden Prozeß, von »uelchem in mehreren Zeitungen die Rede ist, melden die neuc-ilen Londoner Blatter vom 6. und 7. d. M. Fol" gendes: Die zweite Lesung der Bill gegen die Ko-Mgin am 6. d. ist mit i25 gegen 95 Grimmen, also mit einer Mehrheit von 28 Stimmen, durch, gegangen , worauf sodann, nach den parlamentarischen Formen, verordnet wurde, daß die Bill einem Ausschusse des ganzen Haufes übergeben werden xvkolk K0U3K) und sich das Haus am folgenden Tage zu diesem Ende in einen solchen Ausschuß verwandeln sollte. Dies; geschah in der Sitzung vom 7. — Lord Liverpool las den Eingang der Bill und deutete verschiedene Abänderungen an, die vorerst mit einzelnen Worten in diesem Eingänge vorgenommen werden könnten; spater werde er dann indenVerfügungen (en^liueiU«) der Bill selbst diejenigen Modifikationen vorschlagen, die er, nach den vor den Schranken des Hauses Statt gefundenen Zeugen-Aussagen, für zulässig halte. — Nachdem mehrere Abänderungen einzelner Worte genehmiget waren, erhob sich dcr Erzbischof von York (der einzige geistliche Lord, der gegen die Bill votirt hatte) und erklärte nch namentlich gegen die Clausel hinsichtlich der Ehescheidung. Als Gesetzgeber (fügte er hinzu) habe er sich der Bill widersetzen müssen, obschon er, falls er aufgefordert werden würde, als Rich« . ter zu entscheiden, das Schuldig aussprechen würde. — Der Bischof von Ehester sprach gleichfalls gegcn die Scheidungs-Clauscl, cbschon er die Überzeugung hege, daß die sämmtlichen AMagen erwiesen seien; allein da er richten wolle, wie er selbst wünsche gerichtet zu werdend so wolle er die Gerechtigkeit durch Mitleid mildern. — Der Erzbi. sHof von Canterbury erMrte sich dagegen unbedingt für die Bill, auch mtt der Scheidungs-Clau, sel. — Lord Holland war eben im Sprechen, als die Londoner Abendblätter vom 7. (um 2 Uhr Nachmittags) unter die Presse gelegt werden mußten. Ehe sich das Haus zur weitern Diskussion der Bill in einen Ausschuß verwandelt batte, war Lord Dacre aufgetreten, um dem Hause nachstehende Pr 0 testati 0 n Ihrer Majestät der Köni-gin zu überreichen: P r 0 t e st a t i 0 n. „Caroline, Königin. - A>, die geistlichen und weltlichen, im Parlamente versammelten.ords. 387 ^ ,,^ie Ksuigm hat dls Entscheldung der Lords üoer die gegenwärtig vorliegende Bill erfahren. Im Angesichts des Parlaments, ihrer Familie und ihres Landes, protestirt sie feierlich dagegen.« ^ „Die, welche sich selbst als ihre Ankläger bekannten, haben sich erkühnt, bei der zwischen der Königin mid ihnen selbst obschwebenden Frage zu Gericht zu sitzen. Pairs, welche alle Aussagen ge. gen sie anhörten und sich wahrend ihrer Vertheil sung entfernten, haben ihre Stimmen gegen sie gegeben." »Andere sind aus dem geheimen Ausschusse, eingenommen durch die Masse von Verläumdungen, die lhre Feinde nicht öffentlich vorzubringen gewagt hätten, zur Diskusion gekommen." ^ „Die Königin will sich ihres Rechtes nicht lbe« wenen, vor dem Ausschüsse zu erscheinen, weil ihr die Details der Maaßregel durchaus gleichgültig seyn nmssen; und so lange bis der Ga»g die/er beispiellosen Procedur die Bill, nicht vor den andern Zweig der gesetzgebenden Gewalt (das Unterhaus) gebracht haben wird, will sie die Behandlung , die sie die letzten fünf und zwanzig I^re hindurch erfahren mußte, auf keine Weise in Anregung bringen." «Sie betheuert nun sehr wohl überlegt und vor Gott, daß sie des ihr zur Last gelegten Verbrechens ganzlich unschuldig ist, und erwartet, mit unerschüt. terlichem Vertrauen das End« Resultat d^ser beispiellosen Untersuchung." Unterz. Caroline, li^in^. Nach langen Debatten, ob diese Protesration vom Hause angenommen werden solle oder nicht? wurde endllch auf den Antrag des Lord.Kanzle rs folgender Beschluß gefaßt: „Daß das Haus ungeachtet des mit „Nechr") tadelnswerrhen .^nhalts einiger Stellen des so eben überreichten *) Diese Worte O-llv) wurden auf Lord Lau, derdalc's Antrag eingeschaltet. „Dokuments, dennoch, Nut BeruFslchtlgung a?e^ „vorhandenen Umstände, einwillige, dasselbe als die -„Darlegn: g dessen, was Ihre Majestät, bei dem gegenwärtigen Stande der Prozedur weiter zu sagen „haben, anzunehmen." (Osterr.V.) P r e u ß e n. Berliner Blätter enthalten Folgendes aus Köln rom 4. November: Am 3i. October Früh wurde hier der Kirchenräuber Becker, aus Dülmen gebürtig, ein Blaufärber- Gehulfe von Profession, an den Handen geschlossen, von Münster jher, woselbst man ihn. des Nachrs im Bette verhaf.er hatte/ eingebracht. Vor ungefähr anderthalb Jahren harre dieser Mensch die Kir« che zu Dorsten bestohlen, und war deßhalb zu drei« , jähriger, Festungsstrafe zu Köln, woselbst er kurzllch ausbrach, verurtheilt. Den Diehstahl iir. hiesigen Dom will er allein begangen haben. Seine Naub< Niederlage ist entdeckt. :)?och fehlen indess.'n ver« schieden« Stücke der Gold- Filagran-Vel^^rung, die der Räuber für Kupfer gehalten MW in der Gegend des Flegelofens bey Bayen weggeworfen yat. (W. Z.) Vereinigtes Königreich Portugall, Brasilien und Algarbien. Die Mornin g-C b ro n icle vom i. d. M. hatte ein? angebliche Correspondenz geliefert, welche zwischen l!ord Bereöforo, während er sich am Bord des Vengeur vor Lissabon befand, und der revoluci, onärcn Regierungs-Junta daselbst Start gefunden haben sollte. Der Courier von demselben Tage nahm einen Theil dieses Briefwechsels, nicht ohne Bedenklichteit über drssen Ächtheit, auf, theilte aber zugleich ein mit dem Packecboor Arabella angekommenes, höchst merkwürdiges Schreiben aus Lissabon vom »7. Oct. mir. Aus obiger Korrespondenz und diesem Schreiben setzte das Journal .des Debars willkürlich den Artikel aus.Lissabon 285 vom 17. Öct. zusammen, den wir in Nro. c)3 unseres Blattes mittheilten. Der Courier vom 2. d. erklärt nun aufs Bestimmteste/daß die angebllcheMorresponde^z zwischen Lord Beresford und der,. Lissaboner Junta rein erdichtet sei, da schlechterdings kein Briefwechsel zwischen dein Marschall und den „revolutionären Häuptern" Stattgefunden habe. Da die M 0 r-N i n g:C hronicle oieEchcheil mehrgedachteu Briefwechsels durch di? Angade rerlheidigen wollte, daß selber bestimmt in Lissaboncr Blattern gedruckt er-schienen ist, so erwiedert der Courier vom 3. hierauf; er wisse sehr wohl, das; dieser Briefwechsel zu Lissabon gedruckt und in den Straßen ausgeschrieen worden, ja daß sogar ein Exemplar davon an Bord des Vengeur, während er noch im Tazo lag, gelangt sei; Lord Beresford habe jedoch sogleich die Ilnechtheir desselben erklärt, uild diese Erklärung ge» hörigem Orts insuuüren lassen. Dieß sey. nun z^lr Berichtigung des in Nro. 90 unseres Blattes mitgetheilten Artikels vorausgeschickt/ und hler liefern wir das, im Courier vom 1. d. M. enthaltene Schreiben aus Lissabon, von falschen Bei-mi!ch!in..',en ent'kleider, seinem wörtlichen Inhalce nach : Marsch^ll Bstesford traf Hieram 10. d. ?.^. an« Bldd>!ö Ven . ur, Capir. F. Maitland, ron Rio c« Janeiro ein. Sobald der Marschall von dem Stand der Dmge in dieser Hauptstadt unterrichtet war, lies; selber den bestehenden Behörden zu wissen thun, daß er alö bloßer Privacmann ans Lgnd kommen wolle, um seine Geschäfte in der Etad!/ vor seiner Abreise, in Ordnung zu brmgen< Ein heftiger und pcremlorifcherBefehl, am Bord zll bleiben, war die Anrwort auf diese A,«,;cige; und als ter Marschall hierauf vorstellte, daß dies; wegen seiner (Äesundheir, wegen der langen Reise, Und weil der Veugeur mit frischen ^cdensmicieln versehen »vtro?» mlijse, sehr unangenehm seyn würde, wurde durch eine mündliche Botschaft eingeg-llet; man wünsche, daß der Marschall entweder am Dord des Kalmoinher Packetboocs oder dc^- Vcn, geur binnen 24 'Stunden absegeln mochte. El« Gleiches würd« dem Capt. Maicland schriftlich bekannt gemacht, und beide Mitthcil^.Hen von der Drohung begleitet, das; man, falls diesem Begehren nicht willfahren werden sollte , zu gewaltsamen Maaßregeln seine Zuflucht nehmen würde." „Da jedoch das Packecboot nicht vor der saus Falmouth) erwarteten Ankunft seines Nachfolgers absegeln, und der (nach dem mittelländischen Meere bestimmte) Veiigeur für 2 Monate neuen Vorrath einnehmen sollte, so konnce obigem Ansinnen nicht wlllfahren werden. Die Portugiesen waren jedoch klug genug, nicht' zu Feindseligkeiten zu schreiten; und da nach erfolgter »Ankunft des Packetbools Prin-ce Ernest, die Arabella, auf der sich ^iord Beres-ford nach England einschiffen will, absegeln kann, so wird die Sache wohl auf sich beruhen bleiben." „Die dreißig Könige (die Mitglieder der vereinigten revolutionären Junta von Liffabon und Oporto) zitterten in ihren Betten, während Lord Bereoford im Tajo lag; zu gleicher Zeir gewaltsam und tleinmüthlg, zeigte ihr schwaches und wüthendes Benehmen der Nation, was sie selbst von der Festigkeit der Grundlage hielten, worauf ihre , Macht gebaut ist." «Jeder Versuch ein^r-Communikation mit dem, Marschall wurde auf) Ängstlichste erschwer?. Seine Diener, die ihn bei seiner Ankunft am Bord des Vengeur bewillkomm! hatten, wurden, als sie den Fuß wieder ans Land zurücksetzten, verhaftet. Der brittische P«cketboot-Agenr, der sich an Bord des Vengeur begeben hatte, um dein Lord seine Ehr> furckt zu bezeigen, wurde beiseiner Rückkehr ebenfalls in Gewahrsam genommen. Nnd diese Ge-walchaildlnngen fanden Statt, ohne dav vorher irgend ein Verbot bekannt gemacht wDr^en wäre, den Marschall zu besuche!,!.. Von den vielen Hunderten, die lch an seinem gaüfreien Bord habe schmausen, den ln seinem Hause gegebenen Festivitäten ha« be beiwohnen sehen, haben sich nur fünf gefun, den, welcye von den „Dreißigern" Erlaubniß be« 35g zehrten, ihn zu besuchen;''— die es unter diese, freien / 'aufgeklarten/ liberalen Regierung wagien, um Erlaubnis; anzusuchen, einen Mann/ der keinez Verbrechens unter der Sonne beschuldiget ist, besuchen zu dürfen; Und diesen fünf Individuen ward die nachgesuchte Erlaubniß abgeschlagen, sie erhiel. ten einen Verweis, und wurden a^s verdächtige Arl ftokratcn bezeichnet! Niemand wagte es, ohne Erlaubniß hinzugehen; keiner mehr getraute sich, sie zu begehren." „Sie werden nicht glauben, daß sich unsere braven Landsleute durch irgend eine Rücksicht ihres fter-, sönlichen Interesses erhalten ließen, ihren tapfern Oberbefehlshaber jene Huldigung darzubringen, welche brave Leute einem Manne zu zollen gcwohnt sind, unter dessen Befehlen sie gefochten und geblutet haben. Nein, üe ließen sich nicht zurückhatten, sie giengen hin; und was war die Folge davon? Die Generallieutenants Blunt und A. Campbell, Sir I. Campbell und Sir Viktor Aren t-schild swelche hingegangen waren) erhielten gestern Befehl, das Land ungesäumt zu verlassen!" ,,Iä) will dieses Negist'r von Niederträchtigkeit, Tyrannei, und neiigebackner Militär - Freiheit mit der Antworr schließen, welche der brave Sir A. Campbell dem (vortugiesischcn) General gab, welcher ihm eröffnete, daß sein Benehmen, indem cr den Marschall besuchte, bei den neuen Gouverneuren so viel Argwohn erregt habe, daß er das Königreich verlassen müsse. «Mein Herr, sagte Camp-„bell) wenn es in Ihrer Macht stünde, mir nocb „;ekn Mal mehr Leid zuzufügen, wenn es noch zehu „Mal vortheilhafter wäre, in Ihren Diensten zu „seyn, als es wirklich ist, so würde ich uicht ein „Tüttelchen von der Achtung haben fahren lufsen, „die ich einem General bezeigt habe, und stets be-„zeigcn werde, den ich seit mehr als zwanzig Jahren gekannt, gesch^t und geehrr habe." „Ich muß noch die Bemerkung beifügen, daß dis Truppen mit der unwürdigen Behandlung, die r ihrem ehemaligen Ehef ünd den Offizieren zu deiiei^ fie , das grosice Zutrauen hegten, widerfahren ist, kei-5 neswcgs zufrieden sind." Fremden-Anzeige. ' Angekommene und Abgegangene. Den 22. November. Herr Michael Marcntschitsch, Hutfabnkant, vo°l Triest, und Herr Fidclius Mayer, Chilurgus, voit Rovigno, beide eingek.Gradischa,Vorstadt Nr. 2^. — Herr Aloys Schulhof, Handelsmann, vou Gratz, cingek- Kap. Vorst. Nr. iZ. Den 24. Herr Angelo Maria de Vergani, Profeffor der Zahnarzneikunde im Dienste Sr. k. k. Hoheit des G. H. von Toskana, und Ihrer Majestät der Her- « zogin von Parma, mit Familie, von Florenz über Triest, eingek. St.'.dt Nr. 3i3. — Herr Johann Granschack, Hc>srichter der Herrschaft Chiche iü Kroatien, vou Triest, eingekehrt Kap. Vorstadt Nr. 10. Deu 25. Herr Jakob Wolf, Künstler, von Klagenflirt, eingek. Kap. Vorst. Nr. 42. — Herr Ioh. Pansicr, Handelsmann, vou Triest, Wohnung unbekannt. Den 26. Herr Friedrich Graf y. Maz^uchelli, Gücerbesitzer, von Mailand nach Wien. — Se. Excellenz Herr Graf v. Porcia, Vice-Präsident, von Klagensurt. Abgereiset. Den 22. Herr Christian Wilhelm Müller, Dr. der Philosophie und Professor, mit Tochter uach Trieü. Den 23. Herr David Dumreicher, Kaufmann, nach Sissek. — Herr Anton Stocher, Magazinier, nach Triest. Den 26. Herr Christian Pauman,,, Handelst mann, nach Klagenfurr. — Herr Franz Iuch, Herr Anton Cumerlander, Herr Jakob Packer, und Herr Ioh. Bapt. Ciroi, Handelsleute, alle ^n^chGörz. Wechsel-Cours in Wien vom 2^4. November 1820. Conventions-Münze vom Hundert 25c» fl. I gnaz ^l