^U 48. Fünfter Jahrgang. 3ft. November R86^. Glosse. Nach Vcgliicktseiu ohne Enden Trag' ?ch längst nicht mchr Begehr; Sommer ohne Sonnenwenden Snchc lange ich nicht mehr. Mnr Maria von Welicr. ^cncr Tage denk ich wieder, Wo der rasche Knabensinu In dem Rausch der ersten Lieder Mit beweglichem Gefieder Strebte zn den Sternen hin; Wo das Herz so hoffnnngsbang Und so voll von Licbcsdraug Und so reich cm Liebcsspcndcn, Wo ich mich iu's Vlanc schwang Nach Vegliicktsein ohne Enden. Ach! es schwand der gold'nc Tramn! All daö Lieben nnd das Hassen Und der Hoffnung Fcncrschanm Und der Glanz im leeren Nanm — Alles hat nnn nachgelassen: Unbedingten Glückes Frieden Ist dem Herzen nicht beschicdcn; Längst ersehn' ich ihn nicht mehr; Nach dem wintcrloscn Süden Trag' ich längst nicht mchr Begehr! Selbst der Sommer schwebt vorüber Nllzn schnell nnd allzu bald; Ward er lieber unS nnd lieber, Wird der Herbst mir doppelt trüber Und der Winter doppelt kalt. Ja, es bringt daö alte Glück Ncner Lenz anch nicht zurück — Wunsch und That und Liebe enden; Niemals gönnt nns das Geschick Sommer ohne Sonnenwenden. Und so geb' ich denn den Sinn, Halb beruhigt, halb vor Traner, Lächelnder Entsagung hin, Alö dem einzigen Gewinn, Der von wahrer, echter Dauer. Ueber aller jener Schmerzen Uiwermcidlichkcit zu scherzen, Sei mein einziges Begehr; Qualenlosc Mcnschcnherzcu Suche lange ich nicht mehr! Die verhängnisvolle Neise. Ans den Mittheilungen meines Freundes. (Fortsetzung.) „c^Ist das die Vcwirthung? Wo ist der Vormund? Was ' soll die Art und Weise, mit del man mir das Frühstück vorsetzt? Nnd gar abgesperrt, wie ich hörte, oder sollte dieß eine Täuschung gewesen sein?" Mit diese» Gedanken griff ich an die Klinke. Die Thüre war fest verschlossen und kein Rütteln vermochte >ie zu öffnen. Eine düstere Ahnung, fiir die ich noch keinen Ausdruck fand, durchzog meine Seele. „Was geht hier vor?" fragte ich halblaut, während mein Vlick unstet in dem ärmlich ausgestatteten Slübcheu um der irrte. Da schlug plötzlich eine unheimlich gellende Stimme mit so fremdartigem Anödrucke an mein Ohr, daß ich iu dem ersten Augenblicke mir nicht Rechenschaft zu geben wußte, ob sie einem Menschen oder einem Thiere «„gehöre. Vald wurde sie wieder in langgehaltenen Tönen hörbar, und nun konnte ich deutlich erkennen, daß sie von einem Mcn-schcn ausging. Aber es lag etwas Böses, Unnatürliches in de> selbe:,, das auf eiue wilde Leidenschaft oder Ueber» reiztheit des Gemüthes schließen ließ. Jetzt sielen mir mit einem Male die Thüren mit deu Nummern ein, das Absperren meiner Thüre, die Abwesenheit des Vormundes, die Worte desselben an den Herrn vom Hause: „Dieß ist der Herr, von dem ich Ihnen geschrieben —" und ich wurde starr vor Schrecken ; denn der Gedanke an die Möglichkeit eines Schurkenstreiches war wie ein Vlitz in mir aufgestiegen. „Darum also die plötzliche Einwilligung zu meiner Reise nach London, neil ich vor der Zeit mündig erklärt werden wollte — und statt der Neise nach London ins —" Ich wagte den Gedanken nicht zn Eude zu führen, denn daö Vlut stieg mir zn Kopfe, der Angstschweiß brach mir aus »ud daö Alhmen begann mir schwer zn werden. Ich sank auf einen Ctuhl nieder, in dumpfes Hiubrüten verloren, während ein leises Fieber mich zu schütteln anfing. Eine balke Stunde mochte verflossen sein, als die Thüre aufgeschlossen wurde n»d mein sonderbarer Wirth, deüc» Namen und Stand ich nicht einmal noch kannte, eintrat. „Ah! meiu Herr!" rief ich, „was sol! dieß, warum ^ wcl'dc ich cingesperrt, wo ist mein Vormund?" „Herr N., der Sie hierhergebracht, ist so eben wieder abgereist; Sie werden eine Zeitlang bei mir bleiben." „Ich? warum? Ich will nicht, ich reise nach London und werde mich hier nicht länger aufhalten." ^ „Sobald Sie genesen sind, wird es mir ein Vergnü« ! gen sein, Sie ans der ärztlichen Behandlung zu entlassen; ! bis dahin muffen Sie sich es schon gefallen lassen, unter ! meiner strengsten Obsorge zu verbleiben." ^ „Wer ist krank?!" rief ich entrüstet, „Doch nicht ich? ^ Welcher Schnrke oder Narr hat dieß gesagt?" ! „Der Herr, unter dessen Aussicht Sie hierher gekommen." ^ „Der Betrüger!" schrie ich empört, „Vr soll :nir nicht ^ entrinnen!" ! Und ohne zu überlegen, was ich that, stieß ich den ! Aizt bei Seite, und wollte zur Thüre hinaus; hier aber > empfingen mich zwei starke Männer, die mich festhielten. ! „Bleiben Sie ruhig, jnnger Mann, und eö wird Alles ! gut gehen," war des Herrn neuerliche Ansprache, „Eie i werden stch einer liebevollen Pflege zu erfreuen haben." ^ „Was wollen Sie mit mir anfangen?" fragte ich ! zitternd. ^ „Sie heilen, Ihren Kopf, Ihre Nerven stärken, Ihnen ^ Ihr Gedächtniß wieder zurückgeben." ! »Auf was soll ich mich denn erinnern, um Gottes- j willen?" „Wer Sie sind." ! „Ich bin Wilhelm Z-" , ! „Das müssen Sie sich schon aus dem Kopfe schlage»," antwortete er ernst, „sonst werden Sie nicht genesen." „Von was soll ich denn genesen?" ! „Nun von Ihrer Gehirnerschütterung, vo» Ihrem ! schwachen Gedächtnisse; Ihre Nerven müssen erst wieder ge« ^ stärkt werden, und Sie werden stch ganz gewiß wieder er» ! innern, wer Sie find." „Ich bin Herr von beinahe einer Million!" schrie ich entrüstet, und würde in wenigen Wochen frei über mein > Vermögen verfügen können, wenn nicht ein gewissenloser ^ Bormund —" „Schmähen Sie nicht den Mann, der so redlich be» sorgt ist, daß Sie Ihre Gesundheit wiedererlangen sollen." „Ich habe sle nicht verloren!" schrie ich in steigender Wuth, „ich fühle mich ganz wohl; auch hat er mir über einen weiteren Zweck unserer Reise gar nichts gesagt, da sie einzig und allein der Unterhaltung und Zerstreuung ge< widmet ist; und nun führt er mich hierher, nachdem doch beschlossen woiden, nach London zu reisen; hier verläßt er mich heimtückisch und gibt mich unter Gott weiß was für schlimmen Absichten der Willkür fremder Menschen Preis, indem er mir einen Zustand andichtet, in welchen« ich mich Gottlob nicht befinde." „Die Kranken verkennen sehr häusig ihren eigentlichen Zustand." „Nun. denn, was fchlt mir also? Sprechen Sie offen." ! „Hm, ich sagte Ihnen schon: Gedachtnißschwäche, Ver« ! lvirrung der Gedanken, Nervenschwäche; erst bis ich Sie ! werde hergestellt haben, werde ich Ihnen den eigentlichen Zustand, in dem Sie stch j.'tzt befinden, auseinander setzen können. „Sie halten mich doch nicht für einen Wahnsinnigen?!" rief ich entsetzt und wurde eben gewahr, daß die beiden Männer auf ein von ihrem Herrn gegebenes Zeichen mich wieder festnehmen wollten; allein ich war ihnen zuvorgc« kommen und hatte mit etlichen Sätzen die Treppe erreicht, über die ich, ohne zu überlegen, wohin, wild hinunter-stürmte. Die Tbüre war off>üi und ich floh über den Hos hin; auch das Einfahltsthor stand offen; dahin richtete ich meineil Lauf, wahrend ich hinter mir die Tritte von Verfolgern vernah-u, die mich zur höchsten Kraftanstreuguüg anspornten. Glücklich war ich ins Freie gekommen. In einer geringen Entfernung sah ich ei»c Gruppe Häuser. „Ich will mich unter den Schutz jener Dorfbewohner begeben," dachte ich, „wenn Sie mich als vernünftig erkennen, werden Sie mich schützen." Doch kaum hatte ich mich diesem Troste hingegeben, als ich die Schritte meiner Verfolger schon hart hinter mir hörte. Der Muth der Verzireisiuug kam über mich; ich that einen Seiteuspruug und griff nach meinem Taschenmesser, bereit, mich auf'ö AcußevNe zu vertheidigen; allein meine Verfolger ließen u:ir hiczu nicht Zeit. Mit einem Sprunge hatte mich der Eine erfaßt, und obgleich die AngN mir übernatürliche Kräfte gab, so daß ich dem Maune mich wieder entiiß, so half diese Kraftanstiengung mir dennoch nichts uichr; denn der Zweite war gleich bei der Hand und hatte mich schnell ergriffen. Zugleich waren Leute aus dem Hofe gekommen , mit deren Hilfe ich vollends überwältigt wurde. Unter ihnen war a'.ich der alte Herr. „Legt ihm die Zwangsjacke an," befahl er, „und habt mir ein wachsames Auge auf ihn." Nun unterlag e? keinem Zweifel mehr. Ich mußte hier als ein Toller gelten, und eine entsetzliche Zukunst that sich mir mit diesen Worten auf. Halb ohnmächtig wurde ich hinaufgcschleppt'und mit der Zwangsjacke begann nun auch die Behandlung, welche man einem Wahnsinnigen behufs seiner Heilung angedeihen läßt. Meine Kleidung wurde gewechselt, mein Kopf glatt geschoren, eine abgelegene Zelle mir zur Wohnung angewiesen und ich auf eine magere Kost gesetzt. Kalte Sturz« bäder wurden angewendet, die meinen Körper, wie elektrische Schläge erschütteiten. Kurz, man unterließ nichts, un, meinen tollen Sinn zu zähmen, und man war uahe daran, aus mir das wirklich zu machen, was ich jetzt bloß schiel,. Doch ließ der Himmel mich den ersten Anprall dieser Ve« Handlungsweise glücklich überstehen. Obgleich in meiner Verzweiflung die Gedanken sich anfangs wirklich verwirrten, so faßte ich, nachdem ich die erste Nacht in diesem verhängmßvollen Hause zugebracht hatte, mich doch insoweit wieder, daß ich beschloß, ein ruhiges Betragen anzunehmen, um mit dem bewußten Herrn, der' wie ich mich überzeugt!.', der Doktor dieser Irrenanstalt war, einige Worte wechseln zu dürfen. „Vielleicht ist cr von meinem Vormunde hintergangen worden und wird bei näherer Ueberzeugung meinen wahren Zustand bald erkennen." So tröstete ich mich und begann ruhig und nachgiebig zu werden, fugte mich in Alles willig, und in der Tbat hatte mein Benehmen zur Folge, daß man die Zwangsjacke ent» fernte und mich milder behandelte. (Fortsetzung folgt.) kulturhistorisches über die »Uten Slaven in Kram. Von Leopold Kordes ch. (Schluß.) Die Kunst des Schreibens mußte unseren Vorältcrn, bevor sie nach ihrer Trennung von ihrem slavischen Stamm» volke über Pannonicn her in uuser Krain zogen, bereits bekannt gewesen sein. Man gehe alle slavischen Mund« arten durch und man wird finden, daß „schreiben" überall .»pi^li« heißt. Indem aber das Wort pisuli in der streng altslavischen Sprache malen bedeutet, so erhellt daraus, daß sich die alten Slaven nicht der Buchstaben, sondern der Hieioglyphen bediente». Der Hauptbegi'iff des Wortes wurde mit der Zeit in einen Ncbenbcgriff umgcschajfen, den daö' Wort noch jetzt anhängen hat, denn l)iz>sm heißt bunt, und pi'5gnn ruln ein buntes, vielfarbiges Tuch. Da im Grunde sowohl die Hieroglyphen- als die Buchstabenschrift nichts anderes als Malerei ist, so behielt der Slave ,;:,r Be« zcichnung des Schreibens sowohl, als des Malens auch uur ein Wort. Die sonderbare Versahrungsart beim Rechnen des gemeinen Mannes in Krain hat noch jetzt ein hieroglypbischeö Ansehen, indem er häufig nicht in Zadlen oder Ziffern, sondern mit ganz eigenen Zeichen seine Nech' liungen notirt. Linhart und andere Autoren nehmen es als eine ausgemachte Sache an, dasi der große slavische Volksstamm, bevor er sich in die verschiedenen Aeste zertheilt hatte, die Buchstabenschrift noch nicht kannte. Der Slave würde in das fremde Land ohne Zweifel die Ausdrücke, die das Lesen und die Lettern bezeichnen, mitgebracht haben, was jedoch nicht geschah und heut zu Tage jede slavische Mund^ an eine andere und verschiedene Benennung für diese Bedeutungen hat. In späterer Zeit, nachdem die Slaven in verschiedeneu Ländern verthcilr lebten, findet man zwei slavische Alphabete, > die sogenannte Uulivi«u und Kililion (sprich: Bukviza und Kiriliza), über deren Entstehung man nichtö Näberes weiß. ! Die alten Slaven hatten ganz sicher kein gemeinschaftliches Alphabet. Indeß bedienten stch nur die Slaven am rechten DonaU'User und naher her der Uukvicn, oder des glagoli- tischen Alphabets, bei den jenseits der Donau gebliebenen Slaven findet sich noch keine derlei Handschrift. Die erste» ren lernten von den Griechen, die sie zu Nachbarn hatten, die Buchstabenschrift, welche sie dann hieroglypheuartig vcr> zierten und verschnörkelten, so daß es in der Folge schwer wurde, den griechischen Ursprung ihrer Buchstaben zu entdecken, denn wo die griechischen Buchstaben nicht ansreich« ten, ersannen die Slaven e.igene Zeichen. Die Ordnung ihres Alphabetes glich ganz jener des griechischen, welches als Beweis der Abstammung gilt. Auch Iiukvu (das Buch) kömmt von dem slavische,» Worte Luliviou, welches Wort nicht, wie Einige irrig glau-ben, in der deutschen Sprache seinen Ursprung H.U. Man hält den heiligen Hierouymus, einen Dalmatiner, der zn Anfang des fünften Jahrhunderts lebte, wiewohl vielleicht mit Unrecht, für den Elfinder der Lukvi^i» oder des gla» golitischen Alphabetes. Unter einer Statue dieses Heiligen zu Rom liest man noch die Aufschrift: ,,^ent (soviel als 8nnc:l) llwiolim, .<<0llUji 6l(iv<>li6lii!i ^>rk." Aber nach der Geschichte gab es um die Zeit des heiligen HieronymuZ noch keine Slaven dießseits der Donau, als das kleine Völkchen der Limiganten, die damals noch nicht i» der Verfassung waren, die ihnen nachfolgenden Züge der Slave:» mit einem eigenen Alphabete zu versehen und ;u bereichern. Nach Linharts Behauptung wird man am wenigste:» , fehlen, wenn man die Entstehung der glagolitischen Hchrift-zeichen in die Zeit von 599 — 339 nach Christo setzt. Um diese Zeit bewohnten die Slaven schon alle Gegenden von der Donau bis zum adriatischcn Meere und von Konstan- ! tinopel bis in die Mitte Germaniens. Daß die Kroate:» schon im siebenten Jahrhunderte ihre eigene Handschrift hatten, ist ganz gewiß. Erst um das Jahr 849 wurde das ! slavische Alphabet durch griechische Mönche reformirt. Die Slaven verharrten so hartnäckig bei dem Gebrauche ihrcr Muttersprache und ihrer Schriftzeichen, daß sie, nachdem sie ! den christlichen Glauben angenommen hatten, vom Papste ^ Adrian II. die Abhaltung des Gottesdienstes in slavi« ! scher Sprache verlangten, welcher denn auch dem griechischen Priester Kirillus (dem heiligen Cyrillus, Bckehrer in Krain und Bischof in Mähren) die Erlaubniß dazi, ertheilte, der zu diesem Behufe die Meßbücher ins Slavische übersetzte. Vom heiligen Cyrillns stammt die Xirili^» oder das kirillische Alphabet her, dessen sich aber die Trainer nie bedient haben. Sie hielten noch um das Jahr 1690 und auch länger an den glagolitischen Schriftzeichen fest, wie man noch derlei Handschriften vorfindet. In Urkunde» ist diese Schrift aus dem Grunde nicht zu finden, weil diese nur von deutschen Herren ausgingen, also auch in dcntscher > Schrift verfaßt sind. Die glagolitische Buchdruckerei unserer Hauptstadt Laibach ! kam im sechszchntcn Jahrhunderte nach Nom und befindet sich noch in der Propaganda daselbst. Als Primus Trüber (ans dem Dorfe Ii»s!«iocl bei Auersberg gebürtig), der in» Jahre 163l in der Laibacher Domkirche, der Erste, Luthers Lehre öffentlich zu predige» anfing, im Jahre 13L1 ans Deutschland, wohin er aus Kram vertrieben wurde, nach vierzehnjähriger Abwesenheit in sein Vatelland wieder zurückgekehrt war, brachte den ersten Buchdrucker, Johann Mandel oder ManliuZ ins Land und ließ mcbrere Neli» gionsschriften in der Landessprache mit lateinischen Lettern drucken, wclche Schriftart der krainischen Sprache mit gerin» gcr Abänderung bis auf die heutige Zeit geblieben ist. Trüber brachte zugleich das neue Testament, den Psalter, das Evangelium uud den Katechismus Martin Luther's nach Kral», welche sämmtlichen Schriften in slo-vcnischcr und kroatischer Sprache von ihm herausgegeben und ebenfalls mit lateinischen Lettern gedruckt, schon im Jahre iäö3 zu Tübingen erschienen waren. Literatu r. Gotschee und die Gotschewer. Eine Skizze von Theodor Elze, evangelischem Pfarrer in Laibach. (Separat- I abdruck auö dem Jahresbericht des Musealvereins für Krain.) Der Jahresbericht des Muscalvcreins befindet sich noch i'.nter dcr Presse, und wir hätten gern mit dem Bericht über ! die vorliegende historische Arbeit gewartet bis zum Erscheinen tcs ganzen Werkes. Da indeß schon in verschiedenen Zeitschriften über die Elze'fche Arbeit referirt worden ist, so uiüssen wir unserem Vorsatze uutreu werden, wollen wir ! l:us nicht gerechten Vorwürfen unserer Leser aussetzen. Das Werkchen, wie es als Separatabdruck vorliegt, zerfällt seinen« Inhalte nach in drei Theile, in eine Geschichte Gotschee's und der Golschewer, ihrer Abstammung, Ve» nennung lc., in eine Schilderung von Land nnd Leute», ! und in eine Charakterisiruug des Gotschewer-Dialekts nebst Ausstellung eines Gotschcwer Idiotikons. Im ersten Theile — der Verfasser hat für diese Theil« keine besonderen Abschnitte gebraucht — wird also die Geschichte Gotschee's in zusammenhangender, jedoch mehr skiz« zirter Weise erzählt, wobei sich der Verfasser der Ansicht anschließt, daß die Gotschewer ron Thüringern und Franken abstammen, wclche vom Kaiser Karl IV. dem Grafen von Qrten-burg in den Jahren !3t>l)—I3lil) als Leibeigene geschenkt lvurden. Der Name „Gotschce" bedeute so viel als Hüttenland (lvu, von Iio6l> Ho.zhütte), weil die deutschen An« siedler in solchen Holzhütten gewohnt halten. Dirs; scheint unzweifelhaft richtiger zu sein, als die Deutung des Wortes Gotschee, wie sie Valvasor, Mcgiscr, Schönleben und Andere versuchten. Die Schilderung des Landes und seiner Bewohner, ihrer Lebensweise, Tracht, ihres Charakters und ihrer Beschäfti« gung, welche der historischen Abhandlung folgt, iil un« streitig sehr interessant, doch soll der Verfasser in Manchem cin wenig zu stark aufgetragen haben, wie uns Kenner des Landes versichern; namcullich soll das, was er über Demo» , ralisation durch dcn Hausn Handel sagt, etwas zu sehr den »^eisllichcn Herrn und Sittenprediger verrathen. Einzelne Fälle von Dcmoralisalion käme» zwar vor, im Ganzen aber sci das Weib des in dcr Ferne hausircüdcn Gotschcircrs fleißig uud hauöhällcrisch, ja, viele liederliche Hausucr vcr-danktcn es nur ihren Weibern, wenn sie nicht ganz verarmten. E>3 mag sein, daß Elze einseitig die Sache bctrach» lrle, jedoch si»d viele scincr Ultheile richtig und treffend. ^ Der dritte. Theil der Skizze, welcher das Idiom der- Gotschewer betrifft, ist jedenfalls der wichtigste und von dem Verfasser mit Vorliebe ausgearbeitete. Er beginnt schon i beim Beschreiben der Sitten und Gebräuche, wo Elze alle - jene Lieder nnd Sprüche aufgezeichnet hat, deren er habhaft ^ werden konnte. Alle Eigenthümlichkeiten des Dialekts wer« ! dcn aufgezählt nnd durch Beispiele bewiesen. Hier entwickelt ! der Verfasser seine Kenntnisse dcr altdeutschen Sprachen, die er stets mit Vorliebe studirte. „DieGotschewer Mundart" — s.^t er, nachdem er sie als „altfränkische" bezeichnet hat — „ist noch echt, gut nnd rein deutsch, und obschon durch den ! Einfluß der aus dcr Fremde heimkehreudcu Männer die schöne alte Sprache dieses Stammes immer mehr verschwin« det, so haben sich doch in derselben, besonders im Munde älterer Frauen, noch viele alte deutsche Worte und Wort« formen erhalten, welche in der Schriftsprache nnd selbst in den übriqen Dialekten meist schon lange verloren gegangen sind. Dieselbe ist daher eine äußerst werthvolle und noch unbenutzte Quelle für germanistische Studien, aus welcher nicht allein eine bedeutende Bereicherung dcr Kunde der deut« schen Mundarten, sondern selbst mancher nicht zu verach. teude Beitrag zum Verständniß unserer altdeutschen Sprache geschöpft werden kann. Dieß ist um so mehr der Fall, als der Gotschewcr Dialekt vielfach dem Althochdeutschen, besonders in seinen späten, Formen, noch näher steht als selbst dem Mittelhochdeulschcu." Es scheint indeß, als ob der Verfasser zu wenig die jetzt noch gesprochenen süddeutschen Dialekte zu Rathe gezogen habe, denn manche der Wörter des Gotschewer Idioms aus dem Altfränkischen zu erkläre», ist ihm nicht gelungen. So Seite 28: Ar Hot noch a pukla; ncgele, Oait mcr zu trinken — Elzc übersetzt „puklaz" mit „bucklicht" und „negele" mit „Näglein" (Glas?), was falsch ist; denn „puklaz" heißt klein (Vuck heißt im Englischen noch immer der Kleine, der Gnome) und „negele" ist der in allen süddeutschen Dialekten vorkommende Diminutiv für Neige. Es geht das Ichon aus dem Sinn hervor. Abgesehen von diesen kleinen Mängeln und Gebrechen, ist die „Skizze" ein sehr willkommener Beitrag zur Geschichte Krams, und für spätere Sprachforscher dürfte namentlich der die Sprache behandelnde Theil nebst dem Gotschcwer Idiotikon eine sehr schätzenswerthe Quelle für ihre Forschung werden. Besonders verdient erwähnt zu werdcu, daß für die besonders betonten Vokale auch besondere Type» verwendet wurden, was das Verständniß schr erleichtert. Die Ausstattung des Separatabdruckes ist sehr nett. IlIustrirte 6 Familienbuch , herausgegeben vom östcrr. Lloyd in Trieft. Das zweite Heft des neuen Jahrganges dieser mit Necht von dem gebildeten Publikum geschätzten Zeitschrift ist erschienen. Gs enthält eine Romanze von E. Kuh, „die verzauberten Augen"; eine Erzählung „die Kinder de§ Flüchtlings", von dem beliebten Novellisten Tcmme; einen intcx cssanten Aufsatz „Theilung dcr Arbeit", von F. Kohn; cine höchst beachtentwerthe Abhandlung über „die Kimss des Athmens", von Dr. K. Ncclam; „Allerlei für dcn Zimmer« garten", von Dr. Hamm. »>',d cincn Litcraturl'tticht, vl)n L. Schüfiüg. Dcr avtisNschc Theil ist dm'ch drci Stahlstiche: St. Georg mit dem Drachen nach Fcri'korn, die Moschee dcs Sultan Mahmud, und das allerliebste Genrcb,sd, eiü Musikalischer Nachbar, vertreten. Druck und Verlag von Ign. U. Klcillmayr L5 F. Vambcrg in Laibach. — Ncrantwortlichcr Ncdactcur F. Bssinbcrg'