für Vaterland, NnM, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Vr Johann Hladnik. «H/? ^V« Dinstag den 6. November. FS^O. Der Inttstfernspvung. Vaterländische Vage. »^cnn Du an der Saue Ufer schreitest, Oder auf dcn grünen Wellen gleitest, Bleibe, Waud'rcr! Du ciu wenig steh'n, Nah' bci einem lust'gen Saveortc, Wohl schon an d.s Kraincrlandcs Pforte,'") Wirst Du einen Felsturicsen sch'n. Wenn sein jahrbcschwertcs Haupt Dir nicket, Und Dein zaudernd Aug' nach aufwärts blicket, Hin zum alteu riesenhaften Vau: Dcnkc au dic langerzähltc Sage, Dic ich nach dcs Volkes Brauch Dir klage, Von der Jungfer, mit dcm Augc — blau, In den rauhen, blutgetränkten Zeiten, Reich erfüllt mit Mord und grausen Streiten, Das Verschiedenheit dcs Glaubens rief: Bruder für dcn Bruder Tod gebrütet, Freuud auch'gcgeu sciucu Freund gewüthet; Sohn gen' Vater — Mord begehrend — lief. Damals lebte, noch in zarter Jugend, Eine Jungfer, reich geschmückt mit Tugend, Gar bcschcidcu war sie, schön und gut. Doch weil sie den wahren Gott verehret Wie dic gute Mutter sic gelehnt, Hat entzündet sic des Wüthrichs Wnth. Laug' doch blieb dic Holde uncntdecket, Vor dcs Wüthrichs — MNisam Herz verstecket, In dem nah' geleg'nen Buchenwald: Ja, sie glaubte sich sch"l jctzt gerettet, Hattc schou dcn Dank zu Gott gebetet; Als sic plötzlich hört ein donnernd — Halt. Da nun floh si c vor des Wüthrichs Schritten Eilte mit dcn.chhncll geführten Tritten Zum genanten Fclscngipfcl hin. — Zcigcnd nach dcm mächt'gcn Flußgetümmcl, Blickt dic Fromme nochmals zu dcm Himmel; Stürzt dann in dic — Fluth mit kühnem Sin»! ') Gurkftld. Nochmals spielt der Wind mit ihren Locken, Wic im Wiutcr mit dcn Silberftocke» Nochmals zeigt sie ihre Lilicnhand: Ein Mal kann sic noch dic Muttcr ncnncn, Gibt dcr Wcllc noch dic lctztcu Thränen; Stcrbcnd ncnnt sic noch ihr — Vaterland. Das Geschick, das grausam sic begehret. Und das Fleh'n dcr Armen nicht erhöret, Uns jetzt auch das Denkmal nicht mehr läßt! *) Wenn dic Zcit anch, die so traurig lohnet, Sclbst das Dcnkmal nicht vcrschonct, Blcibt im Volke doch dic Sagc fest. M. Dolenc. Der Alchymist. Vcmäldc aus dem siebzehnte» Jahrhundert. (Nach dem Böhmischen des Ios. Kaj, T Y < ") I. ^5^s war im Iahie 1649, am Tage St. I o h a n--„es des Täufers Die Abendiöthe erglühte am Himmelsgewölbe In der Umgegend Pi'ags begannen kühlende Winde ihr Spiel. Unfern von einigen alteu Eichen, welche zwischen dem weißen Berge und dem Brewnower Kloster standen, ruhte unter blätterreichen Haselgestränchen ein Fremdling von beinahe 30 Jahren. Sein Gewand verrieth einen Mann, der unter den Fahnen deutscher Fürsten gedient und sein Gesicht trug die deutlichen Spuren mancher erlittenen Leiden. Still sah er der sinkenden Sonne nach und seinen großen blauen Augen entfielen zwei Thränen. „Selig, wer sich auf Deine Wiederkunft freut, Du himmlische Kugel!" sprach er halb laut. „Mir wirst Du nimmer freundlich leuchten. — Wohlan denn, wir wollen sehen, was uns Prag bringen wird, das weltberühmte!" fetzte er nach einer Weile hinzu, seinen Schmurbart glattend; und als wollte er allen kommenden düsteren Gedan- *) Wegen der Erweiterung der Straße wird der F»ls (Iungfernsprung genannt) gesprengt werden. ") Mitgetheilt in dem Almanach ^Vosnn, 1887." ' 33H ken den Eintritt verwehren, wandte er sich auf die andere Seite. Da kam gerade von der Gegend des Klosters «ine menschliche Gestalt heran, sich sorgsam umsehend nnd so gebückt, daß sie auf der Erte zn kriechen schien. Der Fremdling nnter dem Strauche rührce sich nicht, heftete aber seinen Blick aufmerksam anf den Mann, der sich den Eichen immer mchr näherte. Endlich hatte er sich bis zu ihnen hingeschleppt — Es war ein Mann mit bereits ergrauten Haaren, aber so riel sich in der Dämmerung unter-scheiden ließ, funkelten seine Augen noch lebendig, und seine Glieder waren beweglich, so, daß es schien, als hätte die Macht der Jahre nur sein Haupt angegriffen, seines übrigen Körpers aber nnd der Lebhaftigkeit seines Geistes geschont. Nach seinem Kleide und sonstigem Aeußern zu schließen, gehörte er in die Classe unbemittelter Bürger. Auf der Schulter trug er einen kleinen Spaten; diesen legte er jetzt nieder und, seine Mütze abnehmend, und den Schweiß von der faltenreichen Stirne wischend, schaute er rings am Himmelsgewölbe umher. „Nun, wie wird's, Dn mein liebes Sternlein!" sprach er Nlic dem Ausdrucke freudigen, ja fast kindischen Lächelns; »wann endlich wirst Dn Dich zeigen? — Haha; warte nur, ich werde Dir schon aufpassen! Der Abend St, Johannes des Täufers trägt goldene Blüten; aber die Narren wissen es nicht. Haha! ich werde Dir sie schon abschütteln, Dn liebes Schätzlein!" Darauf zog er eine Schnur aus seinem Busen nud, so weit sie reichte, legte er sie rings um die mittlere Eiche, sich selbst mit dem Spaten in den gemachten Kreis hineinstellend; sodann kniete er nieder und küßte die Erde. »Um D ei netwill e n, Dn theuere Wiege, geb'ich mich der Gefahr preis, um Deinetwillen kämpfe ich mit den geheimen Mächten! Gott sieht auf mich herab, und sein Engel steht mir bei!" So mit Innigkeit sprechend lind den Stern erblickend, nach welchem er sich gesehnt hatte, machte er drei Kreuzeszeichen um sich herum, hob den Spaten lind begann am Fusie der Eiche zu graben. Der dumpfe Ton der fallenden Schläge hallte kaum bis zu den Hasefgestiäuchen hin. Unterdessen erhob sich der Fremdling, und näherte sich sachte den Eichei. Der Alte grub fort. Seine Brust bewegte sich heftig, nnd Schweiß benetzte seine Wangen. Aber er grub fieißig fort und einzelne Worte, als: »Für Böhmen! Für's Vaterland! arbeite zu!" — schienen seine Kraft und Lust zu vermehren. Mit Verwunderung sah ihm der Fremdling zn. Die Dunkelheit wuchs, ringsum regte sich kein lebendiges Wesen Besorgnis; lim den alten Mann bemächiigte sich des Beobachters und er trat bis zur Eiche hin. Der Alte, unter der Anstrengung beim Graben schwer athmend, erhob nun sein Haupt und den Fremdling erblickend, schrie er auf: »Zurück, zurück, mein Feind!" Dieß drängte er noch aus sich heraus und, den Spaten wegwerfend, begann er wider die unerwartete Erscheinung mit beiden Hän- den in der Luft zu fechten; aber bald sank er, von Schrecken lind Schwäche überwältigt, mit schmerzlichem Gekreische in die aufgegrabene Erde und blieb neben der Eiche wie leblos liegen. Mitleidig sah ihn der Fremdling eine Weile an, dann, sich zu ihm niedcrbena/nd, sprach er freundlich: »Was thur Ihr da, Freund? Wollt Ihr etwa unter freiem Himmel übernachten? — Da er aber keine Antwort erhielt, hob er den Allen in die Höhe, rieb ihm die Schläfe nnd rief ihm so lange zn, bis er ans seiner Ohnmacht erwachte. »Ah, wo bin ich denn?" fragte er, lief Athem holend. »In den Händen eines rechtgläubigen Christen und guten Freundes, der Euch gern nach H.nise begleiten möchte;" tröstete ihn der Fremdling. »Ach, daß Ihr nicht früher gekommen seyd, um das Schensal mit Flammenaugen und Hörnern zu vertreiben!" klagte der Alte. »Abermals ist ein ganzes Jahr verloren," sprach er mit fast weinerlicher Stimme, — „und Du hast mir heute vergebens geleuchtet, liebes Sternlein! Die Zeit ist noch nicht gekommen; ich darf den Schatz nicht berühren." — Der Fremdling hob den Sparen in die Hohe und mit der andern Hand den Alte» fassend, fragte er ihn: »Wohin wollt Ihr jetzt gehen?" »In die Stadt." Ilnd sie gingen mit einander. Der Alte vermochte vor tiefem Schmerz kaum die Lippen zu bewegen, und der Fremdling, der sein Schweigen ans zaiter Schonung nicht unterbrechen wollte, bedenkend, daß er sich selbst zum Be-gleiter und Beschützer aufgeworfen hatte, unterhielt sich mit seinen eigenen Gedanken: »So weide ich denn heute schon in Prag seyn? dachte ich doch, noch einmal unter dem offenen Himmelsgewölbe zu schlafen! Nun, gebe Gott, daß ich zur glücklichen Stunde die Stadc ben-ete, diesen Schauplatz so großer nnd unocrgeßlichcr Thaten!" — Eben sollte das Stadtthor geschloffen werden, als der Alre mit dem Fremdling dort ankam. »Daß Euch die Wölfe!" brummte der Thorhüter, als er den späten Ankömmlingen in's Gesicht sah. »Seyd Ihr es, alter Herumstreicher? Werdet wohl nach Schätzen ausgegangen seyn; und wer hat sich denn oa Euch angeschlossen?" »Kommt morgen zu mir auf ein Gläschen Frischbier," sprach der Alte, ihm die Hand drückend, n,id jedes weirere Fragen schnell abbrechend, zog er seiuen Begleiter fast mit Gewalt in die Stadt hinein. (Follsste Keim der Liebe fallt, der dan„ zur todtverlangenden Leidenschaft anwächst; dieses an Gedankenfülle nnd reizender Ge-müchstiefe überreiche Gedicht hat von der Bühne herab keine große, ja eher eine gleichgültige Stimmung hervorgerufen — ! Lag es an der Aufführung überhaupt, an der Besetzung der Rollen, an einzelnen Fehlern des Stückes? — man sagt, die Leiche des Leander habe die zarten Nerven unanae-nehm afficirt. (Was braucht man jetzt, um die Nerven nur etwas zu afsiciren!?) Genua — das Stück hielt sich nicht und Grillparzer winde durch diese Gleichgültigkeit des Publicums schmerzlicher berührt, als durch das Mißfallen, das ein späteres Werk „Weh dein, der lügt!" erfahren mußte. Das Jahr '834 brachte uns sein hochpom'sches Märchen; „Der Traum — ein Leben;" der Erfolg war ein außerordentlicher, das Wiener Publicum jubelte; — ich jubelte mit und ging die ganze Nacht wie ei» Träumender herum: »Vlillialli» ll-opn«u in« lini-mii-u min «Iiiilit " Grill parzer selbst, de» ich vor der Aufführung besucht hatte, war sehr ungewiß über den Erfolg dieses in der Forin etwas abnormen Stückes und äußerte unter anderem: »Ein Dichter, der ein zweites 3tück dieser Art schriebe, verdiente Züchtigung; dieß eine gewagt zu haben, verdiene, daß es gefiele; er liebe übrigens eben diese Dichtung, wiewohl der Erfolg durch die Form, die Aufführung und das Publicum selbst, wenn es zu weit voraus denke, auf die Spitze gestellt bleibe." Dieses dramatische Märchen har sich auf dem Repertoire des Wiener Hofcheaters bis jetzt erhalten und findet jederzeit ein großes Publicum und gewaltigen Anklang. Im März l838^külidigte der Zettel des Burgtheaters unerwartet eil» Lustspiel von Grill parzer an, betitelt: »Weh' dein, der lügt!" So sehr das Wiener Publicum auf dieß Product einer neuen Richtung seines Lieblings gespannt war, so leicht ließ es sich schon vor der Darstellung von dem herqebrachten Vorurtheile übermannen, daß ein Trauerspieldichter unmöglich ein gute) Lustspiel schreiben könne. Und i„ d^. That als das Lustspiel in die Scene ging, ward es eben so wenig verstauen, als günstig aufgenommen. Mau hatte ein Lustspiel im Gewände des belieb« ten Bauernfeld erwartet — "«t» siehe da, der Humor, die Satyre, die geistreiche Idee kointten im historischen Gewände des vorzeitlichen Germaniens in den duftenden Logen und in dem bureaukratischen Parterre der Hofbühne keinen Eingang finden. Mit ein.m Worte, das Pu-blicum nahm dies, vortreffliche Werk, vielleicht Grillpar-zer'S geistreichstes, als Lustspiel nichr an, wozu auch die unzweckmäßige Beseyung ihr böseS Theil beigetragen haben mochte. Auf diese theatralische Niederlage folgte ein hart- . nackiges, bis jetzt noch nicht unterbrochenes Schweigen des Dichlers, das leichter zu bekriteln, zu verdammen oder auch zu billigen, als zu ent-ächseln und gerecht zu beurtheilen ist. Wir wollen nicht rechten mit dem grollenden Dichter, — aber beklagen müssen wir sein Schweigen in einer Zeit, die eben sein Genius an, meisten bedurft hatte und bedarf. Als Bruchstück eines fast vollendeten Drama's wurde ausnahmsweise daö Vorspiel zur »Libussa" aufgeführt; ob wir das vollendete Werk zu sehen bekommen, steht zu bezweifeln, so lange die jetzigen Theaterverhaltnisse sich nicht ändern lind bessern. Auch ein historisches Drama „Rudolph ll " scheint vollendet im Pulte des Dichters zu liegen, das meines Wissens auch die theilw.ise ausgeführten Pläne zu »Esther" —-„der letzte König der Juden", »Scipio uud H a n-nibal" ic. enthält. Ein Opernbuch, das Märchen von der ..Melusina" behandelnd, wohl mehr geistreich und poetisch als terrlich dankbar, ursprünglich für Beethoven geschrieben (für den der Dichter, selbst ein ausgezeichneter Musikkenner und fer-tiger Claoierspieler, stets eine besondere Verehiun^ hegte, wie er es durch seine ihm gewidmete Grabrede und sein Gedicht »Beethoven" bewies), wurde nach dem Tode desselben später von Conradin Kreutzer componirt und im Iosephstadter Theater aufgeführt, Kreutzer, so trefflich und populär sein „Nachtlager" ist, war kein Ersatz für Beethoven und kein Componist für eine Dichtung G ri ll p a l z er's. Von G r il lp a rzer's lyrischen Gedichten ist bis nun noch keine ganze Sammlung erschienen; Grillparzer wollte in der vormarzlichen Zeit nicht die interessantesten und besten Grdichce unter dem Beile des Wiener Alba fallen sehen; und nun — ist nicht die Zeit, wo vernünftige Gedichte gesucht, gehört und geliebt werden. — Von seinen einzelnen Gedichten sind eben alle einzelnen berühmt geworden; wir nennen hier, außer dem schon erwähnten „E o lo sse u m," den herrlichen Eyclus ,/l'i'i«li» «x pnlits»," — »Abschied von Ga stein," (das Gedicht aller Dichter für alle Dichter), „Incubus," „Bann," »Abschied von Wien," »6tul)»t mi»t6," :c. I>, neuerer Zeit hat sein Wort an »Radetzky" ein wahres Pfingstfest gefeiert; es fiog in tausend feurigen Zungen durch alle Gaue unseres geliebten, unglücklichen Vaterlandes. Grillparzer ließ dieß Gedicht in einer Periode erscheinen, die wir als die Flegeljahre der Revolution bezeichnen machten; er konnte auf keine Tribunen-Sympathien rechnen, aber diese Weise blieb nicht eine »Stimme des Rufenden in der Wüste," sie hat in Italien Wunder gewirkt, wie jedes echte, wahre, große Wort!-----Es gehörte mehr Freiheitssinn und Mannes- muth dazu, damals g/grn den wilden Strom zu schwimmen, als es manchem Volksmanne bedünken mag, der 336 gegen die terrorisirende Masse servil zl, seyl, , für tlüger lmd sicherer hält. — Wein, wir noch anNihren, daß Grill parz er im Jahre 18^3 eine große R.-ise nach dem grient und durch Griechenland machce, welcher jedoch duvch die Revolution in ?lrhen etwas Abbruch geschah, so hätten wir das Wirken des Dichters, der in den letzten Jahren seine Gei-stesflammen in epigrammatischen Funken zu zersetzen liebte, im Allgemeinen berührt u»d wir wenden uns nun zu dein Menschen, dessen unbefleckter und wahrer Charakter, dessen reine Seele, dessen von Milde und Güte erfülltes Herz so ganz den edlen Sohn des in seiner Kraft so herrlichen, in seiner Schwache so liebenswürdigen Oesterreich's bezeichnen. (W. Ztg.) Feuilleton. Seltsamer Selbstmord. — In den Frühstunden des l5. October ?. I. ist ein Selbstmord bekannt worden, der unter höchst seltsamen Umstanden erfolgt ist. Der sieb.n.-zehnjährige Lehrling in einer hiesige» Apotheke, der Sohn eines geachteten Arztes in der kleinen Scadt P., wurde in seinem Zimmer todt gefunden. Die angestellten Ermittelungen ergaben so'oit, das; eine Vergiftung durch Schwefelsaure Sratt gefunden habe. — Ein Brief des Verstorbenen enr-hielt im Wesentlichen folgende Mittheilungen: „Er müsse fürchten, Zeillebens unglücklich zu werden, und ziehe daher einen schnellen Tod vor Er sey Mitglied eines Bundes, der sich zur Aufgabe gemacht habe, der Reaction mir allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln in den Weg zu treten; am Sonntag Abend sey Versammlung gewesen; man habe die Koryphäen der Revolution und der radikalen Partei yoch leben lassen. Da sey auf einmal ein alter Herr, den man vordem im Zimmer nicht bemerkt habe, zwischen sle getreten und habe sie Verräryer genannt. Sie wären sehr bestürzt gewesen, häccen dann aber ihre Dolche gezogen, um den Herrn anzugreifen Derselbe sey aber entflohen. Während man noch über dieses Ereignis; berathen habe, >ey ein Zettel in die Stube geworfen worden, welcher die Worre enthalten habe: »Alles ist verrathen, schnelle Flucht ist die einzige Rettung." Dieser Zettel befinde sich in seiner Brieftasche. Er habe »ichc fliehe» können, da ihm die Mittel zur Reise und zum Aufenthalte im Auslande fehlen. — Man suchte nun in der Brieftasche nach und fand den Zettel. Die Sonderbarkeit des Vorfalles trat aber noch auffallender hervor, als einige Hausgenossen, welche die Handschiist des Verstorbenen näher kannten, in den etwas verzogenen Schrift-zeichen mir aller Entschiedenheit die Handschrift des Verstorbenen selbst zu recognosciren behaupteten. Der nächste Gedanke war, daß die ganze Erzählung in den» Briefe erdichtet sey; man kam aber von dieser Annahme zurück, da gar kein dem Thatbestande entsprechendes Motiv zum Selbstmorde ersichtlich war. Der Verstorbene war kör-perlich gesund, hatte keine Schulden, keine Liebschaft, und sich bisher zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten betragen. Jedenfalls wird die Sache näher untersucht werden, und sind die in dem Briefe vorgetragenen Thatsachen richtig, so wird der alte Herr nicht zögern, die geeigneten Mittheilungen zu machen. Großartiger Vetrug. — In Hamburg wurde unlängst e,n Der Kauf- mann Beckevold aus Veile, l>es; im vorigen Jahre sechs verschiedene Ladungen Getreide in Hamburg versichern, die angeblich nach Amsterdam und London verschifft werden sollten, die Assecuranzsumme belief stch auf nahe an 40,000 fl. C. M. Da seit Abgang der Schiffe keine Nachricht von denselben eingegangen war, und man daher glauben mußte, die Fahrzeuge seyen total verunglückt, so zahlte auch die Assecuranz nach Ablauf der gesetzlich bestimmten F-ist die Versicherungssumme. Wähiend eines zufälligen Aufenthaltes in Hamburg erfuhr ein Kopenhagener Agent der Assecu-ranz die Sache, und dieselbe schien ihm so verdächtig, daß er nähere Nachforschungen darüber anstellen zu müssen glaubte. Im Verlaufe der Untersuchung geigte es sich, das; nicht nur keine der angeblichen Verladungen Statt gefunden, sondern, daß sogar keines der versicherten Fah^euge je eristirt hat. ! Beckevold wurde verhaftet und bekannte, daß er sich in den Besitz amtlicher Siegel gesetzt habe, und ihm dadurch der Betrug möglich geworden sey Es ist ihm aber gelungen, aus dem Gefängnisse zu entweichen. Ei» eigeuthl'imlicher Vtord — wurde in einem Dorfe unweit Posen verübt. Eine Bäuerin führte ihr dreijähriges Söhnchen zu einer Schwein stecherei und stimmte beim Todesgeschrei der Thiere mir dein Kinde immer ein schallendes Gelächter an. Am andern Morgen fand man die Mutter todt im Bette liegen, mit Blut übergössen, und das Kind saß laut lachend mit einem scharfen Messer daneben, das es der Schlafenden in die Brust gestoßen hatle. (Oest. Corresp,) Papierkorb des Amüsanten. Originelle Anzeige. — In einer Anzeige der »Philadelphia Zeitung" lies't man: »Es ist ei>,e ilhr gestohlen >u»rden, l00 Dollars werch Wenn der Dieb sie zurüVkgiln, soll er gratis benachrichtiget werden, wo er eine stehlen kann, welche zwei Mal so viel werth ist, und soll ihm weiter keine Frage gestellt werden. Anzeige. Vom Herrn Franz Zweck, Lehrer dcr zweiten Classe au dcr Hauptschulc zu Lack, ist cin „deutsches Nahmcnbüchlciil, nach der Lau-tirmcthode eingerichtet," erschienen, welches allen Lehrern, die sich mit dem ersten Unterrichte der Kinder beschäftigen, wohl anempfohlen zu werden verdient. Die Vorzüge der Lautir- vor der Vuchstabirmethode finden immer mehr Anerkennung, was bei den überraschenden Resultaten, die sie hervorbringt, nicht zu wundern ist. Der Herr Verfasser, der sich schon über 20 Jahre mit dem Unterrichte dcr Jugend beschäftiget, hat in scincm Nahmcnbüchlcin die gemachten Erfahrungen benutzt, und dasselbe bei dcr Vcibriugung des Lesens besonders geeignet znm Gebrauche gemacht. Als besonderen Vorzug dcr von ihm gewählten Methode hebt er in seiner Vorrede hervor, daß hiedurch Lehrlinge mit dcr Vcibriugung des letzten Buchstabens auch schon einsilbige Wörter aus jedem Buche richtig und fertig zu lesen in die Lage versetzt, und zeit- ^ lich mit dcr Orthographie und dem wahren Geschlechte dcr Hauptwörter I vertraut gemacht werden. Vei einer gmaucn Einsicht in das Nahmen- ' bilchlcin gelangt man zur Ueberzeugung, daß dcr Hcrr Verfasser in sei- ^ ner Vorrede nicht zu viel verspricht; wir können daher nicht umhin, die- > scs Nahmcubüchlcin einer Beachtung Allen anzucmpfchlcn, die in der Lage sind, davon Gcbranch machcn zu können. Verleger: Ignaz Alois Kleinmayr.