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Bericht
der
steiermärkischen
Landes-Obst- und Weinbausclmle
bei Marburg ■über das siebsrvbo Sohuljaiir vom I. März 1878 bis dahin 1879.
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MARBURG 1879.
Verlag dev Anstalt. — Druck von F. Janschitz.
'W. S~<j i
Djie Direktion der steiermärkischen Landes-Obst- und Weinbauschule bei Marburg a. d. Drau erlaubt sich über das siebente Schuljahr dieser Anstalt einem hoben steiermärkischen Landes-Ausscbuss in Graz Folgendes zu berichten
Das siebente Schuljahr begann am 1. März 1878 und dauerte bis I. März 1879. Im Anfang desselben hatte Iierr Landes-Ausschuss J. Scholz das Referat über die Anstalt bis zum Anfang October 1878 erfolgenden Zusammentritt dt s hohen Landtags. Nach dieser Zeit wurde das Referat vom Herrn Landes Ausschuss Dr. Ritter von Schreiner übernommen.
Die Entwicklung der Anstalt nahm während des siebenten Schuljahres im Allgemeinen einen ungehinderten erfreulichen Fortgang, der Bildungsgrad der aufgenommenen Zöglinge war durchschnittlich ein besserer als in den früheren Schuljahren und die wirthschaftlichen Verhältnisse konhten sich im Ganzen ohne grössere störende Elementarereignisse so entwickeln, als es wünschenswerth erschien. Die ungünstigen finanziellen Zeitverhältnisse übten weder auf die Frequentation der Schule noch auf den Absatz und die Verwerthung der Produkte einen nachtheiligen Einfluss.
I.	IicJirerpersoual.
Im siebenten Schuljahr waren folgende Lehrkräfte thätig :
1. Hermann Goethe als Direktor und Hauptfachlehrer für Obstbau, Weinbau und Kellerwirthschaft.
2. Julius Hansel als Adjunkt und Fachlehrer für Landwirtschaft und Naturlehre
3. Franz Klemenčič als Wanderlehrer für Obst- und Weinbau, seit ]. September 1878 angestellt.
4. Martin Jaksehe als Lehrer für Volksschulunterricht.
5. Johann Weingerl als Lehrer für Gesangunterricht.
6. Josef Ketz als Lehrer für Zcichnenunterricht, zugleich Rebmann und Kellermeister der Anstalt und Aufseher für die Binderei.
7. Franz Chladek als Baumsclmlgärtner und Aufseher für die Korbflechterei.
8. Karl v. Kottowitz als Gärtner für den pomologischen und landwirtschaftlich - botanischen Garten, für Glashaus- und Mistbeetkultur.
9. Johann Praschen als Gärtner für Obst- und Gemüsebau, sowie Aufseher für Feldbau und Viehstand.
10.	Florian Frank als Rebmann und Aufseher in den Anlagen des Burgwaldes.
Ausserdem mussten in Folge der theihveisen Mobilmachung einige Aufseherstellen auf kürzere Zeit durch Hilfsaufseher verwaltet werden.
II.	Unterricht.
Der Unterricht fand ohne grössere rnterbrcchungcn im Ganzen dem Programm gemäss in folgender Weise statt.
Direktor Goethe lehrte dem II. Jahrgang in wöchentlich drei Stunden Obstbau. Geschichtliche Entwicklung und Wichtigkeit der Obstbapkultur. Bedingungen für das Gedeihen des Obstbaues. Beschreibung seiner einzelnen Theile und deren Wachsthum. Vermehrung, Veredlung und Erziehung des Obstbaumes in der Baumschule. Pflanzung und Pflege der Obstbäume und Sträucher. Krankheiten und Feinde des Obstbaumes, Obsternte und Aufbewahrung. Obstsortenkunde. Obstbenutzung. Ertragsberechnung für Obstkulturen und Baumschulen. — Dem III. Jahrgang in wöchentlich drei Stunden Weinbau und Keller-wirthschftft. Geschichtliche Entwicklung. Verbreitung und Wichtigkeit der Weinkultur. Bedingungen für das Gedeihen des Weinstockes. Erklärung der Theile und des Wachstbums der Rebe. Vermelirungs-, Erziehungs-, Schnitt- und Veredlungsarten des Weinstockes. Anlage und Pflege der Robschulen und Weingärten. Düngung und Sommerbehandlung der Weinreben. Weinlese und Kelterung des Weines. Traubensortenkunde. Ertragsberechnungen beim Weinbau. Anlage und Einrichtungen der Kellerräume. Kelter- und Kcllereigeräthscbaften. Bestandteile von Most und Wein. Die weinige Gährung. Kellerarbeiten und Weinbehandlung. Weiukrankheiteu. Verwertung der Weinhefe und Nebenprodukte des Weinbaus.
Adjunkt llans«1! lehrte im II. Jahrgange Naturlehre durch drei Stunden u. z, allgemeine Eigenschaften der Körper, die wichtigsten Elemente und Verbindungen der anorganischen Chemie, die wichtigsten organischen Körper, ihre Entstellung, Umwandlung und Zersetzung. Bodenkunde. — Dem III. Jahrgänge in drei Stunden wöchentlich Land-wi r t bschaftsleli r e u. z. Urbarmachung, Entwässerung, Bodenbearbeitung, Anbau, Pflege, Ernte und Aufbewahrung der Kultur-Pflanzen; ferner spezieller Pflanzenbau einschliesslich des Wiesenbaues, und Rindviehzucht. Weiters in den Monaten November 1878 bis Februar 1879. Aus der Physik: die Mechanik, Gemüsebau und das wichtigste aus dem landwirtschaftlichen Rechnungswesen, durch zwei Stunden wöchentlich.
ßürgerschullehrer Jaksehe erteilte in wöchentlich sechs Stunden dem I. und II. Jahrgang Volksschulunterricht im Rechnen, Geoiyctrie' Aufsatz.
Gesangslehrer Weingerl erteilte allen drei Jahrgängen in wöchentlich zwei bis drei Stunden Gesangsunterricht.
. Zeichenlehrer Ketz hielt ebenfalls für alle drei Jahrgänge, so olt das Wetter die Beschäftigung der Zöglinge im Freien nicht ge-
stattete, Zeichnenunter rie lit und zu geeigneter Zeit Uebungen im Feld messen ab.
In Folge einer Einladung des Marburger Biencnzucht-Vércih'es erhielten die Zöglinge des III. .1 al»ganges an dem im Garten der k. k. Lehrerbildungsanstalt befindlichen Bienenstand dieses Vereines Demonstrationen in Bienenzucht.
An den Sonntagen war eine Vonnittagsstunde zur freiwilligen B Ó-nützung der A n s ta 11 s-Bi b 1 i o t h e,k und zur Besichtigung der Lehrmittelsammlungen bestimmt.
Aussei dem wurden den Zöglingen wöchentlich vier bis sechs Stunden Studier zeit bewilligt, welcher der Adjunkt beiwohnte.
Die praktische Unterweisung der Zöglinge fand bei allen im Wirthschal'tsbetrieb vorkommenden Arbeiten durch die den einzelnen Betriebszweigen vorstehenden Aufseher statt. Als eine besondere Erweiterung dieses Unterrichtes muss der Betrieb einer Binderei, 'ju welcher allerlei kleinere Gebinde und Reparaturen, und einer Korbflechterei genannt werden, wobei allerhand für den eigenen Bedarf nöthigen Korbwaaren aus selbstgezogenen Weiden durch die Zöglinge gefertigt worden sind.
III.	Schüler.
Die Anstalt wurde im siebenten Schuljahr von 45 Zöglingen besucht, welche in nachfolgendem Verzeichniss nach Jahrgängen geordnet aufgeführt sind:
I. J ah rg ang.	'	11
1. Ignaz Brumen von Zwetkofzcn, Bez. Friedau.
2. Franz Kernih von Drauhof, Bez. Marburg.
8. Anton Nowak von Wochnn, Bez. Marburg.
4. Franz Oset von St. Georgen a. d. Südbahn, Bez. Cilli.
6. Johann Itali von Ober-Jakobsthal, Bez. Marburg, li. Alois Kot von Uioznjnc, Bez. Fichtenwald.
7. Friedrich W eilig eri von (ìutseluiik, Bez. Marburg.
8. Stefan /anela von Castell Statilió (Dalmatien).
II. J ahrgang.
9. Peter Domai nko von Kapellen, Bez. Uber-Radkersburg.
10. Karl Flucher von St. Kgydi, Bez. Marburg.
11. Sigmund Friedrich von iVt odiseli-Landsberg.
12. Vinceuz (Justin von lxerschbach, Bez. VVindisch-Feistritz.
13. Christof Koroschvtz von lUdkersburg.
14. Johann Krainz von Vrbno bei St. Georgen a. d. Südbabn. „■
15. Bartholomäus Kramberger von Schönjak, Bez. St. Leonhard.
10. Franz Liese hnegg von Sern au, Bez. Leibnitz.
17. Stefan Pelz von Laak', Bez. Füller.
18. Johann l’oklitach von Weitenstdin., Bez. tionobitz.
19. Martin Politisch von Sauiarko, Bez. St. Leonhard.
20. Alois Postcl von Itann.
21. Michael Seunik von Sohupetouz , Bez. Ranft.
22. Anton Skasa von Rosswein, Büz. Marburg.
23. Johann Steiner von Schrottendorf, Bez. Ober-Radkorsburg.	v.i	*
24. Georg Vrbnjak von St. Georgen a, d. Stainz.
25. Franz Debelak von PrälasJorf, Bez. Unnn.
26. Johann Flucher von Marburg.
27. Wilhelm Groseauer von Meiling Imi Marburg.
28.	Anton Kal och von Tepsan, liez.	Marburg.
20.	Johann Ko e s c r von Unter Jakobethal,	Bez. Marburg.
30. Max Lösch nig von Wolfsberg (Kärnten).
31. Johann Os im von Itothwein, Bez. Marburg.
32. Oswald Panter von Radkersburg.
83. Josef Rumpf von Moosing, Bez. Stainz,
34. Ferdinand Rauschen borg von Weinburg, Bez. Mureck.
35.	Franz Schein von Marburg.
36.	Franz Sfraschili von Marburg.
37. Michael Turner von Pachern, Bez. Mm bürg.
.16. Vincenz W ersehet z von Drenovez , Bez. Rann.
39. Karl Weiss von Radkersburg.
40. Johann W e s i a k von Puschendorf, Bez. Frieda».
41. Franz Zweifler von Windisch-Gotiiz, Bez. Ohcr-Radkersburg.
Praktikante n.
42. Dominik Karba von Wagendoif, Bez. Luttenberg.
43. Christof Koro sc hak von St. Georgen ». d. Stainz.
44. Heinrich Kuketz von Schleinitz, Bez. Marburg.
45. Franz Saboty von Wernsee, Bez. Luttenberg.
Von diesen 45 Zöglingen haben 11 (Ins Gymnasium oder die Realschule, 10 die Bürgerschule und ‘J 1 die Volks,chule besucht Darunter befinden sich 13 selbstzahlende Zöglinge, während l'J Zöglinge ganze und 6 Zöglinge halbe Stipendien besitzen. Die 4 Praktikanten haben durch ihre Arbeitsleistung die Kosten ftir Wohnung und Verpflegung zu decken.
Von den Stipendien waren im siebenten Schuljahr 8 ganze und 6 halbe Landesstipendien; ausserdem hatten die Bezirksvertretuug Marburg 6, die Bezirksvertretungen Cilli, Lichtenwald, Gonobitz, St. Leonhard, Friedau und Rann je ein ganzes Stipendium besetzt. Ein Dalmatiner genoss ein ganzes Staatsstipendium.
Von den oben genannten Zöglingen wurden im Laufe des siebenten Schuljahres 4 wegen Familienverhältnissen, 2 wegen Krankheit, 2 wegen beharrlicher Trägheit entlassen.
Ein Zögling musste wegen Erfüllung seiner Militärpflicht bei Gelegenheit der theilweisen Mobilmachung seine Studien auf längere Zeit unterbrechen. Zwei Zöglinge sind wegen groben Disciplinarvergehen aus der Anstalt ausgewiesen worden.
Am 13. Februar 1879 wurde im Beisein dos Referenten der Anstalt Herrn Dr. Ritter von Schreiner die siebente öffentliche Jahresprüfung abgehalten, wobei 15 Schüler des III. Jahrganges die Anstalt absolvirtcn. Dabei erhielten die unter Nr. 1, 5, 0, lö, 18,
21, 22, 25, 28, 31, 38, 41 genannten Schüler für besondere Auszeichnung bei den praktischen Arbeiten Prämien in Büchern und Werkzeugen.
Für das am 1. März 1879 beginnende achte Schuljahr wurden drei Landesstipendien ausgeschrieben, um welche sich 27 Bewerber meldeten, so dass, um einigermassen dem Bedürfnis« zu entsprechen, wieder einige ganze in halbe Landesstipendien umgewandelt werden mussten. Leider
gestatten es die Räumlichkeiten der Anstalt nicht, mehr als 35 Internisten unterzubriiigeii,
IV.	Wiiizevsclmle und öffentliche Deinou-strntloneii über Obst- mul Weinbau.
Den Beschlüssen des hohen Landtags gemäss wurden die in den früheren Jahren abgehaltcnen Hospitantenkurse wegen mangelhafter Be-thciligung und zu grösser OberHäehliehkeit bei Behandlung des Lehrstoffes ausgelassen und dafür öffentliche Demonstrationen an den Culturen und Lchrolijekten der Anstalt eingeführt, an welchen Jedermann ohne vorherige Anmeldung Tlieil nehmen konnte. Diese öffentlichen Demonstrationen fänden im siebenten Schuljahr nach vorheriger Ankündigung an dem ersten und letzten Samstag jeden Monats Nachmittags von 2-4 Uhr statt, wurden bei günstigem Weiter im Freien an den Culturen, bei ungünstiger Witterung an den Geriithen etc. in gedeckten Räumen abgehalten und waren während der Frühjahrs- und Sommerzeit zahlreich besucht, während gegen den Herbst und Winter hin die Zahl der ’l’heilnehmer sehr abgenommen hat. Insbesondere betheiligten sich auch öfter die Kandidaten der k. k. Lehrerbildungsanstalt in Begleitung ihrer Lehrer an diesen Demonstrationen , welche hauptsächlich vom Adjunkt Hansel, später auch vom neu ernannten Wanderlehrer Klemenčič abgehalten würden.
Ausserdem erhielten einige Vereine und Gemeinden, sowie die landwirthsehaftlichcn Fortbildungsschüler von Jahring und insbesondere zahlreiche einzelne Besucher der Anstalt spezielle Demonstrationen und allerlei Auskünfte über die Wein- und Obstgärten, Baumschulen, Reb-schulen und Feldcultureu etc
Anstatt der in früheren Jahren abgehaltenen 14tägigen Winzerkurse kam im siebenten Schuljahr zum erstenmal die Ausbildung von jungen Leuten zu Winzern oder von jüngeren Winzern überhaupt während einer halbjährigen Dauer vom 1. März bis zum I. September zur Anwendung.
In dieser Winzerschule konnten den Culturen im Burgwald der Weinbauschule angemessen zehn junge Leute aufgenommen werden, welche sich in einem Alter von 18 — 25 Jahren befinden mussten und ausser einem Heimatschein oder Dienstbuch noch ein Wohlverhaltungs-zeugniss des Gemeindevorstands ihres Wohnortes beizubringen hatten.
Unter den zahlreichen Anmeldungen wurden folgende zehn als 'I Teilnehmer für die Winzerschule aufgenommen :
1. Franz Kollcnz von St Ueorgcn a. d. Stainz.
2. Blasius Krois von Leitvrsberg.
!). Anton W « s i n k von Unterwurz.
4. Josef F rasa von Kartscliovin.
5. Karl Uso Ima nn von l’otsehgau.
U. Johann Krois von Leitersberg.
7. Josef L eròe von Melliligberg.
8. Alois (j o I I o Ij voo Kartsehovin.
Ü. Iguaz Hoher von Leitersberg.
10.	Franz Špindler von Kartsehovin,
Dieselben mussten sieh verpflichten, vom !. März 1878 an wenigstens ein halbes Jahr lang um dea hier üblichen Taglohn von 70 kr. an allen Culture» der Anstalt zu arbeiten, in der Weise, dass ein täglicher Abzug ihres ,Tuglohns von ö kr, ihnen erst nach anstandsloser halbjähriger Anwesenheit nusgefolgt würde. Für Wohnung und Verköstigung hatten die Winzer selbst zu sorgen. Auf diese Weise war ihre vorwiegend praktische Ausbildung in allen während des Sommerhalbjahres an den Obst- und Weingartenculturun vorkommenden Arbeiten gesichert. Ausserdem erhielten die Theilnelnuer der Winzerschule in den wichtigsten Culturperioden an den Obstbäumen, Obstbaumschulen, im Weingarten und in den Rebschulcn praktische Demonstrationen durch die Aufseher der Anstalt, so dass ihnen genügende Gelegenheit zu einer gründlichen auf eigene Ausführung und Beobachtung sich stützende Ausbildung geboten war, welche auch dio meisten Thcilnchmer mit Erfolg benützten.
V.	Exciiisioiivn.
Während des Sommers 1878 unternahmen die Zöglinge der Anstalt unter Führung des Adjunkten Hansel vier grössere Excursionem
Die erste fand am 11. Alai statt und bet heiligten sich an derselben die Zöglinge aller drei Jahrgänge. Der Weg wurde zu l’uss über Eembach, Feistritz, .Maria-Bast zur Herrschaft Fauler Glashütte und von da zurück über Wild haus, Tresternitz, Gams zurückgelegt. Unterwegs wurde die Aufmerksamkeit der Zöglinge aut die Bodenbildung dieser Gegend und aut die übliche Bearbeitung der A eck er und Wiesen , auf die am Wege liegenden Obstgärten, Baumschulen und Weinberge gelenkt. In der Fauler Glashütte hatte Herr Direktor Minafik die Güte, samaitliehe Betriebseinrichtungen zu zeigen und zu erklären. In Wildhaus konnte leider nur ein 1 heil des schönen Parkes und der Mürzthaler Stamm des Binderstalles besichtigt werden.
An dem am 28. und 20. Juli in die Kolless unternommenen Ausfluge betheiligten sich die Zöglinge des II. und 111. Jahrganges. Von Pottau aus, wohin sie mit der Eisenbahn gelangt waren, wurde der Weg mit Hilfe eines von Herrn Ignaz. Lesko schegg beigestellten Führers über St. Veit und Leskowctz auf den Oltenberg zu 1' uss zurückgelegt, von welch’ letzterem Punkte das ganze anmuthige Hügelgelände der Mittel-Kolless überblickt werden kann. Die hier überall reichlich gebotene Gelegenheit zu Demonstrationen an den cultivirten Iraubeu-80) ton, sowie über die Cultm methoden, Anlage und Verjüngung der Weingärten wurde möglichst nusg.cnätzt, wobei eine von Herrn Lesko-schegg veranstaltete Kostprobe der auf dem Ottenbergc produzirtcu Weine gleich auch die Erfolge der Cultnr zu bourthcilen gestattete. Des Abends spät in T hu misch angelangt wurden die Ausflügler in gastfreundlichster Weise von Herrn Löwen stein aulgenommen, worauf am 29. Juli die GutswirtliHchaft unter Führung des Herrn Gutsverwalters v. Suter besichtigt und den Zöglingen dadurch Gelegenheit verschafft wurde, Einblick in den Betrieb einer Grosswirthschalt zu ge-
wii n< n. Bela blossen wurde dieser so lehrreiche Ausflug durch einen Besuch dev grossartig« n Kellerei <les Herrn Konrad Fürst und Söhne in Pcttau, wo Herr Fürst jun seihst so freundlich war, den Cicerone zu machen und die K, Klärung der iiusserst interessanten Kellereinriehtungen zu übernehmen.
Die dritte Kxcursion wurde am 20. Juli mit allen Zöglingen unternommen. Dieselbe hatte den Zweck, dio Fortschritte des Wachsthumes in Obst- und Weingärten zu beobachten, sowie speziell einigen Weinlagen der P o s r u c k - A u sl iin fe r nähere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Der eingeschlagene Weg hot viel des Lehrreichen; er führte über den Vordcrnberg durch den Wiener Graben nach St. Urbani beständig durch Obstgärten und Weinberge und sodann weiter durch Wiesen und Wähler nach Heil. Kreuz. Die geologischen Bildungen, welche dieser 'I heil des Posruck zeigt, fesselten das Interesse der Zöglinge in gleichem Masse, wie die an Reben, Obstbüumen und Feld-friiehten bezüglich der Cultur und Ernteaussichten gemachten Wahrnehmungen. Von Heil. Kreuz ging der Weg steil hinab durch gemischte Waldbestände in’s Pösnitzthal nach Ob er- S t. K u n i gu n d und nach einiger Ruhezeit von hier weiter über Langenthal, woselbst die Guts-wirthschaft des Herrn Hersan besichtigt wurde, und Leitersberg nach Marburg zurück.
Die letzte Kxcursion wurde am 5. Oktober mit den Zögling«-» des II und III Jahrganges angetreten; dieselbe hatte Cilli zum Ziele, wo an diesen, Tage die Eröffnung der landwirtschaftlichen » n d gewerblichen Regional - A u s s t o 11 u u g stattgefunden hatte. Für die Eisenbahnfahrt hatte die löbliche General-Direktion der Siidbahn über Ansuchen der Direktion eine Fahrpreis-ermässigung bewilligt und das Ausstcllungs Gomitò in Cilli hatte nicht nur den freien Eintritt der Zöglinge in die Ausstellung zugestanden, sondern auch in zuvorkommendster Weise für ein freies, gemeinschaftliches Quartier gesorgt. Der Nachmittag des 5. und der Morgen des lì. Oktober wurde der Besichtigung der Ausstellung gewidmet und der Nachmittag des zweiten Tages zu einem Besuche der Wokaun’schcn Obst- und Weingärten, wozu Frau Wo kau n die Erlaubniss gütig erlheilt hatte, sowie zu einem AusHuge auf den Sehlossborg benützt. Ebenso hatten die Zöglinge den Verhandlungen der Wanderversammlung der k. k. steiermärkischen Landwirthsehafts-Gcsellschaft am 5 und 6. Oktober beigewohnt. Am Morgen des 7. Oktober wurde von Cilli aufgeh rochen und zu Fuss der Weg über Hohenegg nach Gonobi tz zurückgelegt. wo unter dem freundliche» Geleite des Herrn Gutsverwalters Grill und des Herrn Apothekers und Fil i a 1 - Yo r s t an d e s Fleischer die fürstlich Windischgriitz’schcn Rebschuleu und Kellereien besichtigt wurden. Dann ging es noch zu Fuss weiter zur Station Pölt schach, von wo der Bnhnzug die Ausflügler zurück nach Marburg führte.
Die Direktion erfüllt eine angenehme Pflicht, indem sie hiermit allen jenen Herren und Corporatione», welche durch freundliches Entgegenkommen zu dem Erfolge dieser Excursione» in einer oder der anderen Weise beizutragen die Güte hatten, ihren verbindlichsten Dank ausspricht.
vi. OeuoIogiHcIie Versuchsarbeiten.
Düs k. k. Ackerbauministerium balte luv das Jabv 1878 dem Direktor der Weinbauschule einen Betrag von 1000 ll. zugewiesen, für Ausführung (biologischer Versuchsarbeiten im Gebiete Steicrmarks.
Diese Arbeiten wurden mit Bewilligung des Landes-Ausschusses nach den vom k. k. Ackerbauministerium festgestellten Grundzügen mit Anfang des Jahres 1878 begonnen und konnten mit Unterstützung des ganzen Lehrpersonais der Anstalt in diesem Jahre so weit Vollgefühlt werden, dass der erste allgemeine Thoil derselben , welcher die geographischen, klimatischen, geologischen Verhältnisse, sowie die Flächon-ausdehnung und Eintheilung des steirischen VVeinbau’s in einzelne Gebiete umfasst, zum Abschluss gelangte. Diese erste Arbeit, welche zumeist auf amtlichen Quellen beruht, wird eine sichere Grundlage für alle späteren Arbeiten liefern und wurde durch den Lnndes-Ausschuss dem k. k. Ackerbauministerium bereits am Schlüsse des Jahres 1878 mit der Bitte vorgelegt, der Direktion der Weinbauschule für das Jahr 1879 einen gleichen Betrag von 1000 (1, zur Fortsetzung dieser (biologischen Versuchsarbeiten zu bewilligen.
Ausser diesen Arbeiten von mehr regionalen Charakter hat die Direktion der Weinbauschule auch noch andere Versuchsarbeiten von allgemeiner Wichtigkeit begonnen, worunter insbesondere zu nennen sind: Düngungsversuche mit lieben , Veredlungsversuche einheimischer lieben auf amerikanische Unterlagen Sehnittversuchc mit lieben, Im-prägnirungsversuche mit liebplählen, Versuche mit Räuchern der Weingärten gegen Spätfröste u. a. m. Ferner wurde ein vollständiges Herbarium von 60 der wichtigsten Traubensorten angelegt, in welchem jede Varietät durch eine blühende Ruthe und zwei ausgebildete Blätter vertreten ist, und eine Bodenprobeusammlung von 60 der interessantesten Bodenarten aus den steirischen Weingärten, Ober- und Untergrund enthaltend, in Cylindergläsern, welche später analysirt und classiti zi rt werden sollen.
Eine besonder Art von Versuchs- oder vielmehr Untersuchungsarbeiten bilden die äusserst zahlreichen zur Bestimmung des richtigen Namens eingesendeten Obst- und Traubensorten, welche nicht nur aus f Steiermark, sondern auch aus Ungarn, Croatien, Tirol, Kärnten, lira in, lllyrien, Mähren, Böhmen und Nieder-Oesterreich zuweilen in sehr umfangreichen Sortimenten eingelaufen sind
In gleicher Weise wurden der Direktion sehr häufig Weinmuster zur Untersuchung, Beurtheilung des Wcrthes und zur Angabe ihrer späteren Behandlung, kranke Weine zur Aeusserung über ihre Heilung eingesendet.
Auch bei Krankheiten an Reben, von schädlichen Insekten oder Pilzen herrührend, hat sich die weinbautreibende Bevölkerung bei der Direktion öfters Rath erbeten.
Ueber die interessantesten dieser Fälle wurde bereits in öffentlichen Blättern berichtet, damit andere bei gleichen oder ähnlichen Erscheinungen sich danach richten können.
VH. Wirtliscliaftsbeti'ieb.
Die alljährlich zunehmenden Culturenvoitorungen verursachten auch in diesem Jahr einen vermehrten Aufwand voti Arbeitskräften, welcher über die Rechnung weniger belastete, da die Leistungen einer grösseren Schülerzuhl dem Anstaltsbetrieb sehr zu statten kam.
Es gereicht uns zur besonderen Befriedigung hier hervorheben zu können, dass die Zöglinge der hiesigen Anstalt durch ihre Arbeitsleistung mit dem Wirthsehaftsbetrieb in so enge Beziehung treten, weil auf diese Weise das Verständniss für den theoretischen Unterricht viel vollkommener ausgebildet ist, als wenn unsere Cultureu eine praktische Verwendung der Zöglinge gar nicht oder nur theilweiso gestatteten, weil ferner die körperliche und geistige Entwicklung der Schüler durch eir.e solche Beschäftigung im Freien wesentlich befördert wird und weil wir einen solchen mit der Praxis vertrauten jungen Menschen mit grösserer Beruhigung	aus der	Anstalt entlassen können,	als wenn er
der Praxis ganz oder	ziemlich	ferne geblieben wäre.
Bei dein Umfang unserer	Cultureu, unter denen	sich	am Ende des
siebenten Schuljahres	gegen 11	Hectaren Weingärten,	3 Hectnren Baum-
und Rebsclmle, b Hectaren Wiesen mit Ohstculturen, 8 Hectaren Gemüse-, Feld- und Gartcnculturen befinden, giebt es Gelegenheit genug, die jungen Leute nicht nur mechanisch, sondern auch ganz besonders denkend zu beschäftigen, was auf den Fleiss und die Erwerbung praktischer Erfahrung nur anregend wirken kann.
Dass die Anstalt bestrebt ist, unbeschadet ihrer Aufgabe als Lehranstalt, den Gutsbetrieh so eiuzurichten, dass die Culturen einträglich werden und für das Land die Kosten der Erhaltung der Anstalt sich möglichst herabmindern, mag aus einer Vergleichung des Wirthschatts-ertriignissfs in den abgelaufenen letzten 0 Jahren am deutlichsten hervorgehen , wobei wir das nicht ganz volle Gründungsjahr 1872 ganz aus der Vergleichung auslassen.
Das Wirthschaftscrtriigniss betrug:
während das Gesammterforderniss für die Anstalt, welches im Jahre 1873 den Betrag von 24G77 H. betrug, bis zum Jabro 1878 auf 18500 H. herabgemindert wurde, so dass wir helfen können mit dem Wii thschaftserträgniss und sonstigen Einnahmen für Unterrichtsgelder etc. im Jahre 1879 die Hälfte des Gcsnmmterfordernisses für die Anstalt decken zu können.
Die in den abgelaufenen sieben Jahren erzielten Resultate würden aber jedenfalls noch günstiger sein, wenn wir während dieser Periode einmal ein gutes und reiches Weinjahr gehabt hätten, was leider nicht der Fall war.
Auch das Jahr 1878 hat uns wenn auch nicht quantitativ, so doch
im Jahre 1873
,	»	1874	.
„	1875	.
»	«	1876	.
1 C'T-V
jedenfalls qualitativ vollkommen gelauscht, indem der 1878er Jahrgang seit mehr als 10 Jahren als der qualitativ schlechteste genannt werden kann. Den Angaben des Kellermeisters und Rebmannes der Anstalt J. Ketz entnehmen wir folgendes über unsere 1878er Weinfechsung : „Zu so vielen schönen Hoffnungen auch der Stand unserer Weingärten berechtigte , so massig ist unser Hoffen und Wünschen in Erfüllung gegangen. Ausserordentlich reich war der Ansatz bei fast allen Sorten vor der Blüthezeit, welche schon am 11. und 12 Juni eiutrat und sich fast bis Ende dieses Monats verzögerte, und es haben schon viele Sorten in der Blüthe ob des eingetretenen anhaltenden Regenwetters nicht unbedeutend gelitten ; die Folge waren zottige lockere Trauben. Am besten haben Frühtrauben verblüht, da ihre Blüthezeit noch in eine günstige Witterungsperiode fiel. Das Abröhren der Trauben nahm, namentlich bei jungen üppigen Sätzen und einigen Sorten, solche Dimensionen an, dass einzelne, so z.B. Kleinriesling, Kadarka etc , fast ihren ganzen reichen Ansatz einbüssten. Der Verlauf des Sommers war nichts weniger als günstig für weitere entsprechende Entwicklung der Trauben. Der Juli abnorm nass und kühl mit häufigen Gewitterregen, so dass schon um diese Zeit sich die Grünfäule an den Trauben zeigte. Auch machte die Senge (Brand, Laubrausch) stellenweise, besonders in höheren Lagen, bei einzelnen Sorten (Mosler, Zicrfahndler, Kleinwciss etc.) grossen Schaden. Im August dauerte das unsichere regnerische, kühle Wetter fort und war nur von wenigen wirklich schönen Tagen unterbrochen. Es war also bis zu diesem Zeitpunkte von einer entsprechenden Entwicklung der Trauben keine Rede und man sah allenthalben missvergnügt dem kommenden Herbste entgegen. Die erste Hälfte des September gestaltete sich jedoch so günstig, dass alles Versäumte eingeholt zu werden schien, und in der Timt die Ausbildung der Trauben machte solche Fortschritte, dass bei einigermassen günstigem Verlauf des Herbstwetters ein 1878er Qualitätswein gesichert erschien. Doch schon die zweite Hälfte des September brachte wieder Regen und zwar am 17. wolkcnbruchartig mit Gewitter, der au vielen anderen Orten Abschwemmungen und Abrutschungen in den Weingärten verursachte und eine solche Abkühlung der Luft herbeiführte, dass wir am 18. Früh 7° C. zu verzeichnen hatten. Wie es da mit der Reife der '1 rauben , aussah, ist leicht begreiflich, zudem im October die Ungunst des Wetters mit wenig Unterbrechung fortdauerte. Nicht wenig trug der schwarze Brenner (Pikee) zur Verminderung der Quantität und Qualität bei. Er ist heuer besonders stark aufgetreten und hat wie auch in anderen Jahren sich mit besonderer Vorliebe an die Muscateller-Varietäten gemacht, den gelben Muscateller beispielsweise so zugerichtet, dass derselbe zu Ende August fast olino Blätter und Trauben dastand. Die Aussicht auf eine halbwegs entsprechende Qualität war uns also genommen und das Quantum verminderte sich von Tag zu Tag, in Folge stark um sich greifender Fäule ; wir schritten daher schon am 9. October bei einzelnen Frühsorten zur Lese, um wenigstens Einiges vom Quantum zu retten. Die Hauptlese erfolgte jedoch vom 17. bis 22. October und wurde vielfach vom Regen unterbrochen. Quantitativ war der Erfolg wohl ein entsprechender und übertraf die gehegten Erwartungen ; über
dio Qualität unseres 1878er dürften jedoch Zahlen in nachstehender Tabelle die beste Auskunft geben.
Mostuntersuchungeu,
ausgeführt von den Zöglingen der Anstalt am 1., 9. und 18. Oktober.
(Zucker nach der Klosforneuburger Mostwage.)
	! 1. Oktober		j 9. Oktober		i 18. Oktober	
Tra-u-Toexisorte	Zucker	Sàure	Zucker	Säure	ij Zucker	Säure
	7,	°/oo	0/	v..	%	0/ /00
Blaufränkisch		1 -		17.50	! 11-4		
Blank, hlauer	 Burgunder, blauer . . . . . . . Burgunder, weisser					—	i —	12-50	18—
	17*25	u-l	19.5g I —	9 —		—
	1 16 50	11-9		10-5		—
Corthum, blauer		—	—	17.50	10-3			
Damascener, weisser Muscat .... Espar, blauer		—	—	—	—	15-50	12—
	—	—	16-50	11-2	—		
Färber, rothsaftigor		—	—	14-50	20 5	—	—
Gamay, blauer		—	—	—	—	li-50	12.5
Gutedel, rot her und weisser ....			—	14-50	8-5	—	
Hain er, grösser grüner . - .	—	—	—	—	14--	19-5
llamvas. grauer		—	—	—	—	15-50	12-5
Heimisch, weisser				_	—	lö —	16 4
Kadarka, blaue				17—	12-7	17-	12--
Kauka, blaue . . . . . . .			16—	16- —		
Kleiinveiss			-		—	16.50	12-5
Kölner, blauer			-	14-75	12.3	1;V —	12--
Easka, blaue 		15—	13-7	19-25	13-4	—	
Liverdon, blauer				ly—	11-7	—	
Malbeck, blauer				18-50	8-8	—	
Mehlweiss, weisser					—	14 —	16 8
Mosler, weisser					—.	16—	13 2
Müllerrebe, blaue		16-7.5	10-1	18-25	y-c	—.	
Muscateller, gelber		—		 1			—	18.50	18-5
Neri, blauer	 Ortlieber, gelber					 1	17-25	10—			
	16--	11-2 !	17-50	95	—	
l’lavez, gelber		—			—,	—	15—	18-5
Portugieser, blauer		17-25				—	—	
ltiesliug, weisser		—		17-25	165	—	
ltiesling, blauer						—	17.50	11-8
Kalander		18:50	10-2 !	19—	10—	—	
Kothgipfler, weisser					—	17*50	14—
Saint Laurent, blauer	i	15-50	12.3 1	17 —	113	—	
Kirah, blauer	 Slankamenka, weisse				18—	16-G	—	
		Ì				18—	8-5
Steinschiller rother				16 —	11-1	16 50	11 -
Sulzenthaler, blauer			— !|	14--	12-4	—	
Sylvaner, grüner ........	15-	11-6		—	16-	11 —
Szemendrianer. weisser		—	jl	—		14*25	15-5
Traminer, rother	 Trollinger, blauer .......	10-75	D.- 1				19*-	11-5
			 1	14—	10-5	—	
Trolliugcr, blauer Muscat		—	— ;!	16 —	13-—	—	. -r-*
Walschriesling, weisser			— i.	—	—	16*50	10 6
Wildbachcr, blauer				15-50	17-4			
Zierfalmdler, rother . ......		 {	— j!				17 —	12-5
Zim,nettraube, blaue	1 Most aus gemischtem Satz » , . .	—	w 1			■ —	15 —	18—
	, Hk '. j	-- 1	f»	— i	.14-!	jste
Vergleichen wir die Zahlen dieser Tabelle mit den der vorjährigen Untersuchung, so finden wir zwar, dass der Zuckergehalt des heurigen Mostes dem des vorjährigen nicht bedeutend nachsteht, dass aber die Säure gegen das Vorjahr sehr überwiegt. Selbst frühe Qualitätstrauben, wie Ruliinder, Burgunder, Traminer etc. weisen bei ziemlich entsprechendem Zuckergehalt ein bedeutendes Uebermass von Säure auf.
VIZI. An bau ver.suche mit der Sojabohne im Jahre 1878.
Vom Adjunkten Julius Hansel.
Im Jahresberichte der Landes-Obst- und Weinbauschule für 1877/8 sind die Resultate mitgethoilt worden, welche bei einem im Jahre 1877 im kleinen Massstabe augcstellten Versuche mit der Cultur dreier Sorten der rauhhaarigen Sojabohne gewonnen worden waren. Diese Resultate waren so günstige, dass sie zu einem grösseren Anbau ermuthigten und waren auch in dem angezogenen Berichte jene Momente skizzirt worden, welche bei dem für 1878 projektirten Versuche besonders berücksichtigt werden sollten. Soweit sich dieselben auf die Fixirung des absoluten und relativen Ertragsverhältnisses beziehen, ist dieser Versuch bereits zum Abschlüsse gelangt und die Ergebnisse desselben im Nachfolgenden erörtert. Was dagegen die Gewinnung von Anhaltspunkten betrifft, ob und wie sich die Ernte-Produkte der Sojabohne landwirtschaftlich, namentlich aber durch die Fütterung an Milchvieh verwerthen lassen, so wird die Veröffentlichung der Versuchsresultate erst später erfolgen können, da die Schwierigkeiten, welche sich dem früheren Brusche entgegenstellten, erst durch die kürzlich eingetretenen stärkeren Fröste behoben wurden, so dass erst jetzt ein theilweiscr Ersatz der bisher verwendeten Futtermittel durch Stroh und Körner der Sojabohne stattfinden konnte.
Nachdem der Roden, auf welchem .die Sojabohne bei dem Versuche des Jahres 1877 gezogen worden, eine lockere und durch vorausgegangene mehrjährige Cultur von Gemüse im allgemeinen bessere Beschaffenheit zeigt, als sie das zur Anstalt gehörige Ackerland aufweist, so wurde für 1878 eine diesem gleichgeartete Parzelle ausgewählt ; der Boden derselben ist schwerer aber fruchtbarer Thon von mehreren Metern Mächtigkeit, ziemlich kalt und undurchlassend, die Lage eben, die Vorfrucht war Weisskraut, zu welchem stark gedüngt worden war. Im Herbste 1877 wurde- das Land auf 24%t Tiefe gepflügt und am 12. April 1878 gesputet.
Ausser den im Vorjahre cultivirten drei Sorten, nämlich der frühreifen gelben aus der Mongolei, der rothbraunen und der schwarzen aus China stammenden Sojabohne, wurde 1878 auch noch/ die durch Herrn Direktor Mach in St. Michele weiter bekannt gewordene, in Südtirol schon heimische, und dort unter dem Namen „Kaffee-Bohne cultivirte, sowie eine durch Herrn F, Auchmann in Marburg
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direkt aus Japan bezogene und der Direktion der Weinbauscliulc in einer Probe freundlich zur Verfügung gestellte Varietät zum Anbau gebracht.
Nachdem die frühreife gelbe Sorte sowohl bezüglich der früheren Reifezeit, als auch bezüglich des Ertrages im Jahre 1877 am meisten entsprochen hatte und über sie auch seitens vieler anderer Versuchsausteller das günstigste Urtheil gefällt wurde, so erhielt dieselbe auch eine grössere Anbaufläche zugewiesen. Nach den hiesigen und anderweitigen früheren Versuchen ist die Samenproduktion der einzelnen Sojapflauzeu eine so ausserordentliche, dass dieselbe wohl von keiner unserer einheimischen Hiil-senfrüchte erreicht oder gar übertroffen wird. Für den Landwirth ist es aber ungleich wichtiger zu wissen, wie sich der Ertrag von der Flächeneinheit, also für 1 Hektar, herausstellt. Um hierbei gleichzeitig einen Massstab zur Vergleichung der unter gleichen Verhältnissen erzielten Ernteerträge der Soja gegenüber jenen einer einheimischen Hülsenfrucht zu gewinnen, wurde die hier seit mehreren Jahren mit bestem Erfolge cultivirte sehr ertragreiche ncsselblättrige nierenför-mige Buschbohne auf dem gleichen Felde angebaut.
Der schnelleren Orientirung wegen sind die bei diesem cotn-parativen Versuche gewonnenen Resultate in der beistehenden kleinen Tabelle zusammengestellt.
Der nesselblättrigen n i e r e n f ö r mige n Buse lili ohne wurde eine Fläche von 1 Ar eingeräumt; ihr Anbau erfolgte mit 2 hjg Samen am 16. April in 50 % entfernten Reihen. Schon
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Gelbe Sojabohne . . j 17./4. j 4 2 0-995. VI0. 104 2 116.42 i 17t 74 23 69 2476 2 33.46 Ì2771-4 2452-»
nach wenigen Tagen war die Saat vollkommen gleichmäßig anfgelaufen, die Pflanzen entwickelten sich, trotzdem nur einmal hehackt und gar nicht behäufelt werden konnte, sehr kräftig und hatten, soweit dies beobachtet werden konnte, von Feinden oder Krankheiten gar nicht zu leiden. Die ungünstige Witterung zeigte sich der Bliithc nicht nachtheilig, so dass sich die überaus reichlich augesetzten Hülsen normal entwickelten und so schnell reiften, dass die Ernte schon am 28. Juli möglich wurde. Das Trocknen erfolgte ohne Schwierigkeit auf Kleereitern. Das Resultat der Ernte, wie cs in obiger Tabelle angegeben ist, muss geradezu ein überraschendes genannt werden ; denn wenn auch nach den früheren hier mit dieser Gartenbohne gemachten Erfahrungen ihre grosso Fruchtbarkeit nicht mehr bezweifelt werden konnte, so war doch ein so bedeutender Erfolg nicht erwartet worden. Es bot aber auch das Feld zur Reifezeit einen eigentümlichen Anblick, da man die mittlerweile blätterlos gewordenen nicht viel über '30% hohen Pflanzen vor lauter Hülsen fast nicht sah; gewiss hätten sich aber diese noch reichlicher entwickelt, wenn das Behäufeln rechtzeitig hätte erfolgen können. — Nach der Abräumung des Feldes wurde dieses noch mit llerhstgemiiso bestellt und gab davon ebenfalls noch einen schönen Ertrag.
Die gelbe frühreifende Sojabohne wurde am 17. A pril auf einer Fläche von 4 2 Ar mit 09ö Samen angebaut Dabei wurden die Bohnen in 40%» weiten Reihen mittelst eines Dibbclholzes auf 15% Entfernung und 3 %, Tiefe einzeln eingelegt. Schon am 3. Mai hatten die meisten Pflänzchen den Boden durchbrochen und zeigten nach wenigen Tagen einen schönen gleichmüssigon Stand ; nur wenige Samen waren nicht au (gegangen. Am 20. Juni hatten sich bereits einzelne Blüthcn erschlossen und am 26 Juni stand das ganze Stück in voller Blüthe. Ende Juli war die Blüthe abgeschlossen und damit zugleich das Höhenwachsthum beendet. Während der Vegetation wurde am 17. Mai und 5. Juli behackt. Trotz der so nassen Witterung dieses Sommers blieben die Pflanzen sehr schön und kräftig, Verästelung und Blüthe»-ansatz waren sehr reichlich. Leider blieb die Soja, sowohl diese als auch die übrigen angebauten Sorten, wie weiter unten des Näheren ausgeführt werden soll, heuer nicht wie im vergangenen Jahre von Feinden verschont. Obzwar die vollständige Reife schon in den letzten Septembertagen eingetreten war, so konnte doch die Ernte des andauernd regnerischen Wetters wegen erst am 5. October vorgenommen werden. Das Trocknen erfolgte auf Reitern, ging aber aus der gleichen Ursache nur langsam vorwärts, so dass die Einheimsung erst am 21. Oktober erfolgen konnte. Die dickeren Stängel zeigten sich auch dann noch nur zur Noth trocken und grössere Mengen hätten auf diese Weise keinesfalls eingebracht werden können. Der Drusch wurde erst bei ciuge-tretenem stärkerem Frostwetter, da bei einem früheren Versuche namentlich die ganz kleinen einsamigen Hülsen sich nicht öffnen wollten, mit Dreschflegeln ausgeführt. Der Körnerertrag blich nur wenig gegen den nach dem vorjährigen Ernteresultate für 1 Hektar berechneten zurück; dagegen waren wenigstens 20"/,, der Körner nicht vollständig entwickelt und misfärbig, was wohl zum Theil der iiusserst ungünstigen Erntewitterung zugeschrieben werden muss. Eine andere auffallende
Erscheinung machte sicli bei den Hülsen bemerkbar. Während nämlich im Vèrgìingeiien Jahre nur wenige dreisämige Hülsen sich fanden, waren dièselbéh heuer tiicllt nur sehr häutig, sondern ös kamen sogar ziemlich viele viersamige vor; die Mehrzahl derselben war allerdings auch wieder zwei- und einsamig. Auch in der Förth der Samen ist durch ihre zweijährige Cultur eine Veränderung vor sich gegangen, indem die ursprünglich kleinen mehr rundlichen Körner entschieden grösser, etwas flacher und gestreckter und dadurch einigermassen der Gartenbohne ähnlich geworden sind; auch die Farbe scheint um einen Tön lichter zu sein. Es ist gewiss nicht fehlgegriffen, wenn alle die hier angeführten Veränderungen in der Hauptsache auf die Beschaffenheit des Bodens zurückgeführt werden. Im vergangenen Jahre waren alle Körner sehr schön und gleichmässig entwickelt, was wohl auf dem Umstande beruhen dürfte, dass trotz des dichteren Anbaues die Pflanzen namentlich von der Seite mehr Eicht erhielten und bei dem überhaupt trockeneren lockereren Boden sich verhältnismässig ein geringerer Blattreichthum entwickelt hatte, was indess auch durch die Sohiinerclüiro deš Jahres 1877 unterstützt worden war. Trotz dein heuer so viel schüttereren Anbau war in dem kräftigen schweren Böden die Blättentwickelung eicfc so stärke und üppige, dass Licht und Wärme bald keinen Zutritt fanden, wäs auch die vollkommene Ausbildung der Körner beeinträchtigen niusste. Es mag dièss als ein Fingerzeig angesehen werden, dass die Šoja auf einem Schwereren Boden weit schütterer angebaut werden müsse, so dass die einzelnen Pflanzen einen bedeutend grösseren Standraum erhalten, als auf einem leichten, trockenen, mehr hitzigen Boden.
Dass trotz alledem die Vervielfältigung des Samens sehr bedeutend war, ist aus obiger Täbelle ersichtlich, da das Körnerertriigniss die verbrauchte Samenmenge lOßfnch zürückerstattete; für den rechnenden Lnndwirth ršt das aber, Wie bereits erwähnt, Nebensache; ihm handelt es sich därum, zti wissen, wie hoch sich die Gultur einer Frucht vom Hektar rehtirt. AuCh hierin muss der lieuer erzielte Erfolg als ein sehr befriedigender bezeichnet werden, wenn wir namentlich die an anderen öften érzielteri Resultate damit vergleichen. Er reicht dagegen nicht einftiäl zdr Hälfte an den von der Bušclibohne deš Versuches gewährten Ertr'äg lijpan. Wehn nüh äuch zugeständen Werden müsst, dass dessen ungewöhnliche Hälfe d’öCh nur den gleichfalls sehr günstigen Bocfenvèr-hUltniššbh zu datfk’en sei, so müsste dieser Umstand der Sojabohne doch UttWOttiöhr M stattèn kbmmen, als ihre Vegetationszeit eine viel längere ist. Es läge šoihitkeih Gfund vor, der Sojabohne lediglich ihres Koreér* Crtfäges Wegen vör del Gartenbohne und Vielleicht rtuch vor den ütitigen Htlisènfnichten, wenti auch bezüglich dieser noch nähere Anhaltspunkte fehfèh, beim Anb'äti einen Vorrang éitiztifàhtó'en. WitS die Vetigleichdtig dèi GebräüchäWerthö artbelän'gt, so werden hoffentlich die hetièr an mehreren Orten angestellteh Fütterungs-und ändere Versuche das dazu nötHWöndige Mätenäl lièférn. Die chemische Analyse der Sojabohne weist allerdings beträchtliche Mengen von Protein auf, und ihr Fettgehalt ist Utigléfóh bèdeutèndér als dèr aller änderen HüisChfriichte. Wird liber dio AWaljse Zur Berechnung des hi der gesummten Körnermenge prò Hèkttir gèwootténeti'ProteHis, Fettes, dör KkträCtivstOffe'WwJW.
benützt, und die von Haberlandt selbst angeführten Analysen*) zu Grunde gelegt, so eröffnen sich der Beurtheilung der Erntevesultate neue Gesichtspunkte: Die Berechnung ergiebt bei einer Ernte von 1 Hektar in 24762 Kg. Sojabohne» — in 6101) Kg. Fisolen an Wasser ....	171-1	v	...	.	1)15	„
■ „ Protein ....	D48 I	„	.	.	.	.	1640 9	„
è Fett................. 463 3	183	„
, N. freie Fxtractivstofl'e 648'.7	2;176'8	„
Rohfaser. .... . . .	1319	„	. : . .	.	170*8	„
Asche......................112-9	213	5	„
Die Ernte der Buschbohnen ergäbe spimeli ein plus an Pro tei n-stoffen von 692.8 Kg., wogegen das minus an Fett von 280 3 Kg. weniger in’s Gewicht fällt; endlich darf doch unmöglich der so beträchtliche Mehrertrag von 2328'1 h’g stickstofffreier Extractivstöffe nicht ausser Rechnung bleiben.
Die Werthigkeit der Frinite» der beiden Bohnenarten fällt also entschieden zu Gunsten der einheimischen Buscbbobnen-Sorte aus. Wie wesentlich würde dagegen das Verhiiltuiss der Vervielfältigung des Samens das, Urtbeil zu Gunsten der Sojabohne beeinflussen! Eine 105-faclio Vermehrung zieht die Augen ganz anders aut sich als das blos 30läuhc Erträgniss. Aber ist es nicht bekannt, dass kleinsamige Früchte eine weit grössere Anzahl von Samen liefern als grpsssamige? Hat nicht die kleine, unter dem Namen „Tausend für eine" bekannte Bohnen-Varietät eine weit grössere Vervielfältigung aufzuweisen, als dio grosse Schlachtschwertbohue, die kleine Pferdebohne nicht eine grössere, als die Saubohne, liefert nicht der Perl- und llühnermais viel mehr .Körner! als der grosskörnige Banaler Mais?
Fs sollen diese Reflexionen indess gewiss nicht darauf berechnet . sein, vor dem Anbau der Sojabohne abzuratlicn. So wie sich unter den hiesigen Verhältnissen die Buschbohne als ertragreicher und die Cultur lohnender erweist, so giebt es jedenfalls noch sehr viele wirthschaftliche Verhältnisse, unter denen ohne Zweifel die Sojabohne den Vorzug verdienen wird. Diess dürfte besonders dort der Fall sein, wo ein trockenes Klima und mehr hitziger Boden unseren einheimischen Hülsenfrüchte», der Erbse,, Fisole. Wicke, Pferdebohne, wepiger zusagt. Wir meinen sogar, nach den hier gemachten Erfahrungen, dass die Sojabohne unter solchen Verhältnissen die Bedingungen ihres Gedeihens und reichlicher Fruchtbarkeit am meisten finden wird. Wir besitzen ja für solche Verhältnisse nicht etwa eine zu grosse Anzahl von Culturpflauzen und es würde gewiss mit Freuden begrüsst werden können, wenn sich unter diesen die Sojabohne das Bürgerrecht erwerben würde. Genau und objektiv augestellte vergleichende Versuche werden aber überall einer definitiven Einführung vorhergehen müssen.
Wenden wir uns nun den übrigen versuchsweise allgebauten Soja-Varietäten zu.
Die roth brau ne Sojabohne wurde nur um einen Tag später auf die ganz gleiche Weise angebaut, wie die gelbe Sorte, wobei 125 Gramm Rainen auf einer Fläche von 40 8Q Meter ausgelegt wurden, Die *1 Haberlandt: Die Sojabohne, Seite 11,
- IO
Pflege blieb ebenfalls dieselbe. So wie im vergangenen Jalire. so war auch Blüthe- und Reifezeit bei beiden Sorten die gleiche. Die Blatt-entwickelung war aber bei der rothbraunen Sorte eine noch bei weitem1 üppigere, so dass die Skmenbilduug, wahrscheinlich in Folge düs dadurch verursachten Lichtmangels, sehr zurückblieb und nur die untersten Hülsen, denen Wenigstens im Anfänge ihrer Entwickelung das Licht nicht entzögen wordeh war, ganz vollkommene, sehr schöne Körner ausbildeten Nachdem diese Sorte überdiess auch durch die ungünstige Ei rite Witterung etwas gelitten hatte, so lässt sich aus dem Resultate des heurigen Versuches kaum eiri richtiger Schluss bezüglich der Grösse und S chérheit des Ertrages derselben ziehen. Immerhin ist auch für diese Sorte anzunehmen, dass ihr ein weniger kräftiger und bindiger Boden "ebenso, eine lichtere Stellung aber noch mehr Zusagen wird, als der gelben Sorte. Es wurden an Köl nern 4 2 Kg., an Stroh ö'2 Kg. und an liulsdn 3 t Kg. geerntet, was für I Hektar an Körnern 1054 Kg., an Stroh 1274‘5 und an Hülsen 729‘3 Kg. ergeben würde. Das' Saatgut hätte sich bloss 34fach vermehrt.
Die schwarze Sojabohne gelangte am 19. April auf einer Fläche von 47;6Q Meter mit 75 Gramm Sumen' zum Anbau, welcher auf die gleichen Entfernungen, wie hei allen übrigen Sorten ausgeführt wurde. Sie war am 7. Miti ziemlich vollständig aufgelaufen, wurde gleich den anderen Sorten zweimal behackt, blühte aber um einige Tage später, als die beiden vorgenannten, dann aber ununterbrochen Weiter bis	in den	August hinein. Sie entwickelte	sich noch ungleich	üppiger,
als	diese,	so dass schliesslich die meisten	Stängel, eine Lange	von' É5
Meter erreichten. Ir^ Folge einds ’Gcwittersturmes und anhaltenden Regens hatte sich diese Sorte gegen Ende Juli trotz des Bestöckens iflit Reisern vollständig gelagert, so dass es räthlich sein wird, dieselbe bei künftigem Anbau als Stangenbohne zu behandeln, wodurch Sie allerdings von der Feldcultur ziemlich ausgeschlossen würde. Die Ernte wurde am 5. October vorgenommen und ergab an Körnern 7 1 Kg., 'än Stroh 12 3 Kg. und an Hülsen 4'1 Kg, was einem Ertrage per 1 Hektar von 1491 6 Kg. an Körnern,' 2584 Kg. an Stroh und 8614 Kg an Hülsen entspricht. Dabei ist besonders hervorzuheben, dass die Körner sich weit. vollkommener und gleichmässiger, als im vergangenen 'Jahre entwickelt	haben. Die Vervielfältigung des	Samens beträgt da$	92faChe.
Von	der Tiroler Soja wurden die	Von Herrn Direktor	Mach in
St. Michele freundlich überlassenen Samen am 2. Mai, wie die lityifjen Varietäten angebaut. In Form und Farbe erinnerten dieselben au die rothbraune Sorte, einzelne Körner namentlich waren von dieser kaum zu unterscheiden. Obzwar auch hier die Pflege die gleiche blieb, so war doch die Entwickelung dieser von jener der bereits . angeführten Sorten wesentlich verschieden und zeigte nur eine grössere Üeberein-stimmung mit jener der weiter zu besprechenden Original-Soja’ aus Japan. Die Pflanzen zeigten durchgängig einen sehr kräftigen aufrechten Wuchs, eine geringere Verzweigung als jene obigen Sorten, dafür aber einen grösseren Reichthum an fetten, breitfiächigen Blättern; sie erreichte eine grössere Höhe als die frühe gelbe und rothbraune Sorte, begann jedoch erst zu blühen, als diese schon vollständig abgeblüht
hMey u- z. öffneten sich die Blllth.chcn auf einmal, wobei die Pflanze ihr yöhqhwachsthum schon beendet zu haben schien. Auch hierin geigte sie efde wesentliche Verschiedenheit von den schon auch im Vorjahre kul-tivfften, von l’rof. Iiaberlandt erhaltenen Sorten, indem diese s.čboti bei Mer Höhe von kaum 20 % zu blühen anfangen, mit dem fortschreitenden Höhenwachsth,um aber immer neue BHithcn entwickeln; dadurch erscheint die Samenentwicklung und der scldie.ssli.cbo Ertrag weniger von der Gunst oder Ungunst der Witterung abhängig. In seiner Arbeit:' .Die Sojabohne“, pag. 104 hat Prof. Iiaberlandt aus dem grossen Wassergehalte der Samen ganz richtig geschlossen, dass diese Sorte no.Čh später reife als die schwarze Soja aus der Mongolei. Wie schon nach dem späten Eintritt der Blüthe vorauszusetzen war, gelangte sie bei dem diesjährigen hiesigen Versuche nicht einmal zu vollständiger Iteife und cs konnten verhältnissmässig nur sehr wenig vollkommen entwickelte Samen geerntet werden. Nach diesen Erfahrungen verlangt diese Sorte wohl ein warmes trockenes Klima und dürfte selbst da sich mehr für mehr lockere hitzige Böden (flgnen; für unsere steirischen Verhältnisse ist ihr weiterer Anbau aber nicht zu empfehlen.
Die Original-Loja aus Japan, durch Herrn Aucbmailh in Marburg direkt bezogen, wurde gleichfalls auf demselben Felde in der gleichen Weise wie die übrigen Sorten angebaut und auch gleich diesen weiter bdmndelt. Am I. Mai wurden 300 Bohnen ausgelegt. Wahrscheinlich vyar auch der Samen, der von der führeifen gelben aus, Jplp'ua stammenden Sojabohne fast nicht zu unterscheiden war, Schon älter, oder hatte vielleicht schon irgendwie gelitten, denn am 17. Mai' wajren trotz der für die Keimung sehr günstigen Witterung erst einige Pflanzen aufgegangen und überhaupt blieb wenigstens ein Drittel der ausgelegten Buhnen ganz aus. Die hierdurch entstandenen Lücken Wurden indes» sehr bald in Folge der überaus kräftigen Entwicklung der Pflanzen vollkommen verdeckt. Die Blattbildung war eine sehr reiche, die Blätter gross und fett. Interessant ist der Unterschied iu der Verzweigung, welche sich gegenüber den anderen Sorten bemerkbar macht; während nämlich bei diesen die Aeste in regelmässiger Ver-theilung um den Stängel herum gestellt sind, gehen sie bei der japa-nesischen Soja hauptsächlich nach zwei einander gegenüber stehenden Seiten. Dass sie übrigens weder ein feuchtes Klima, noch schweren kräftigen Boden gewohnt ist, durch welche ihre rasche üppige Entwicklung wohl gefördert wird, ihre Gewebe aber umso zarter bleiben, geht schon daraus hervor, dass sich die unteren Zweige in der Regenzeit vom Stumme loslösten und nur nach unten durch einige Getass-b.ündel mit demselben verbunden blieben. Auch nach dem übrigen Verhalten drängt sich die Vermuthung auf, dass sie in ihrer Heimath einen mehr hitzigen, weniger nährstoffreichen Standort zugewiesen erhält. Die Blüthe begann erst am 13. August, wobei sich in derselben Weisq wie bei der 'Jiro.ler §oja die meisten Blüthchen der einzelnen Pflanzen gleichzeitig erschlossen. Nach dieser späten Bliithezeit konnte auch bei dieser Sorte, da namentlich die Witterung nass und kalt blieb, von einer entsprechenden Beffe gar nicht die Itede sein, so. dass die Ernte eine gänzlich unbefriedigende blieb und dieser Anbauversuch als
missglückt angesehen werden muss. Wenn trotzdem andere in dieser Gegend angestellte Versuche ein befriedigendes Resultat ergeben hüben sollen, so dürfte dies darin begründet sein, dass der Boden, wie es z. B in Thurniscli entschieden dèr Fall "war, ein der normalen Entwicklung der Pflanze mehr zusagender,1 trockener, warmer, die Bjätt-entwicklung weniger begünstigender gewesen ist. Das allgemeine Ur-tlieil spricht sich aber nicht für den grösseren Anbau in Steiermark aus und tritt mit vollem Rechte weit' mehr für die gelbe und roth-braune frühreifende Sorte ein.
Während bei bei dem vorjährige^ Anbau versuch eine wesentliche Beschädigung oder" Benachtheiligürig der Sojapflanzen durch Feinde oder Krankheiten nicht beobachtet werden konnte, waren in diesem Jahre alle Sorten ‘gleichmässig von einigen Schädlingen heimgesiteht worden.
Wir erwähnen zuerst eines pflanzlichen Parasiten, von welchem Sich die Blätter einzelner Pflanzen befallen zeigten. Die Blätter erschienen wie mit braunrothen Rostflecken bedeckt, die Pflanzen blieben, in der Entwicklung zurück und erreichten bei weitem nicht die Höhe der übrigen; die Hülsen blieben klein und nur wenige Körner bildeten sich vollkommen aus. Die Ursache dieser Krankheit scheint derselbe Pilz zu sein, den v. 'I' h ü men auf Sojapflanzen von St.Michelegefund.cn, in Nr. 46 des Oesterr. landw. Wochenblattes, Jahrg. 1878 beschrieben und als Septoria sojina benannt hat. Es muss indessen darauf hingewiesen werden, dass es immer nur einzelne Pflanzen an verschiedenen Stellen des Feldes waren, welche sich von der Krankheit ergriffen zeigten; ein Uebertragen derselben auf die benachbarten Pflanzen konnte nicht konst»tirt werden, -r- Von Feinden aus dem Thierreicbc traten auf die Raupen der Ampfereule (Noctua rumicis) und des Distelfalters (Vanessa cardui(, welche bei ihrer ausserordentlichen Gehässigkeit unter Umständen nicht unbedeutenden Schaden anrichten könnten, da sie die Blätter bis auf den Stiel vollständig aufzehren. Da dieselben aber fleissig gesammelt wurden und es bei der ohnehin überreichen Blattbildung heuer auf einige Blätter weniger nicht ankam, so war ein weiterer nachtheiliger Einfluss auf die Entwicklung der Pflanzen nicht zu beobachten. Dass das Auftreten dieser beiden Schädlinge auf dem hiesigen Versuchsfelde keineswegs ein vereinzeltes war, geht daraus hervor, dass wir dieselben auch auf dem Sojafelde in Thurnisch vorfanden, sowie uns auch Herr Ingenieur Arledter, der von uns einige Samen zu einem Versuche erhalten hatte, die aus den gesammelten Raupen gezogenen Schmetterlinge überbrachte.
Eine Beschädigung der Hülsen und Körner, wie sie Prof. Deinin-ger nach seinem Bericht« in Nr. 18, Jahrg. 1878 des Oesterr. landw. Wochenblattes im vergangenen Jahre in Ung.-Altenburg beobachtet hat, wurde heuer auf dem hiesigen Versuchsfelde nicht wahrgenommen ; es verdient übrigens erwähnt zu werden, dass bei dem vorjährigen Versuche die gleiche Verletzung, wie sie Prof. Deininger beschreibt, aber nur an zwei jungen Hülsen bemerkt wurde, deren Samen jedoch ganz unverletzt geblieben waren. Von dem betreffenden Schädlinge selbst war indessen nichts zu entdecken.
Mjt welcheni Interesse sich unsere Landwirthe an den Versuchen mit der Einführung der Sojabohne betheiligen, geht aus den vielen in dtzp landw. Fa$h-Zeitschriften erscheinenden Berichten hervor. Wiin-sel^ensw.erth wäre es, wenn gerade uiisere ausübenden Fachgenossen ihre Erfahrungen, namentlich wie sich unter gleichen Verhältnissen die Erträge der Soja gegenüber den anderen einheimischen Hülsenfrüchten gestalten, zur öffentlichen Kenntniss brächten. Samen wurden ja von den vorjährigen Versuchsanstellern an sehr viele Lgndwirtho vertheilt. So wurden z.	B. von der hiesigen Anstalt Soja-Samen abgegeben	an	viete,
Vrivate in	Steiermark, darunter an	Herrn Baron Washington	in	Pols,'
an Herrn Ingenieur Arledtev; in Marburg, weiter au die Lehrerbildungsanstalten in Marburg und, (fraz. ausser Steiermark an die gräflich Kiùsky’sche Gutsverwaltuüg^Zcboseic bei Schlau in Böhmen, äh die gräflich Coronini’sche Gutsverwaltung St. Peter ' bei Görz, ferner an Private in	Feldkirchen in Kärnten, in	Proskau in pr. Schlesien,	Brumath
im Eisass,	Zürich in der Schweiz u	s. w.
Nach dem Vorahgefillirten lassen sich die Resultate des heurigen Versuches in folgenden"Sätzen zusammenfassen:
L Die rothbraune Tirdler und die japanesischc Soja sind für unsere Verhältnisse ihrer späten Reife wegen zum' Anbau nicht zu empfehlen.	“	.	.	\
2. Die schwarze Soja aus '"der Mongolei wird sich ihres rankenden Wuchses wegen für (fie Fèldcultur nipht eignen.
3. Als anbauwürdig erscheint vor allen die gelbe frühreifende Soja, doch dürfte dies trotz des heuer nicht vollständig gelungenen Versuches auch für dfè frühe rothbrapne Sorte gelten.
4. Diese beiden Sorten werden aber jedenfalls auf leichteren wärmeren Böden bessere Erträge liefern und daselbst vielleicht auch den einheimischen Hülsenfrüchten den Vorrang ablaufen.
6.	Die einheimische Gartenbohne hat einen entschieden höheren und in jeder Beziehung befriedigenderen Ertrag geliefert und gewährt überdies den Vorzug, dass nach derselben das Feld selbst für Herbstanbau noch vollkommen vorbereitet werden kann.