Freytag den iZ. April 1827. Bethlehem. (Aus einer Rcisebeschreibmig). ">^5ir rltten eines Morgens, von Antonio, einem Mngen Katholiken, als Führer begleitet, nach Bethlehem, das gegen 3 Stunden von Jerusalem entfernt ist. Der Weg ging eine Zeit lang über eine unfruchtbare Ebene, bis wir endlich zum Ellas > Kloster kamln. W>r sahen nun Bethlehem auf dem Nucken einer fel. sigen Höhe liege«, , deren Abhang und Fuß zum Theil Mit Ohlbäumen bedeckt war. Rechts, ungefähr eine Viertelstulide weit vom Dorfe, zeigte man das Grab der Rachel, das ganz wie eines der häufig vorl'ommen-den Graber türkischer Heiligen aussieht. Wir speiseten im Franzistanerkloster, da es Fastenzeit war, sehl mäßig, und gingen dann in die von der Kaiserinn Helena gebaiile Kirche, die groß und von mehreren Mar« Morsaulen gestützt ist, aber sonst ei» nacktes Ansehen har. Als wir aus dem Schiffe der Kirche kamen, stiegen wir auf »3 steinernen Stufen in deu Ori hinab, der einst der Stall war, wo Christus geboren würde. Es M zu bemerken, baß dieser Umstand gar nicht deftem« "tnd ist/ da mau die Ställe im Morgenland? auch jetzt »och häilftg auf gleiche Art unter der Oberflache der Er. be anlegt. Der Orl hat jetzt das Ansehen eil,er Grotte. Sie ist in den Felsen gehauen. Die Wände sind mit, seidenen Vorhängen bereckt. Die Decke ist, wie die Natur sie gemacht hat, und der Fußboden mit Mar-"'or getäfelt. Ein kostbarer Altar mit immer brennen, den Lampen steht auf dem Platze, wo der Heiland ge. boren ward, und die Stelle selbst bezeichnet ein gro, ßer, silberner Stern. Gegenüber steht ein anderer Al. lsr, auf dem Platze, wo die Jungfrau und ihr Kinb die Huldigungen der Weisen empfingen, und über dem« selben sieht man ein, dieses Ereignis; vorstellendes Ge. mählde. Die Grotte ist klein und nicht hoch. Der Strahlenkranz von Marmor und Jaspis um den sil. bernen Ster», hat die lateinische Inschrift: „Hier wu?« de Jesus Christus vo» der Jungfrau Maria geboren." Ein schmaler Gang führt zu dem Studierzimmer deß heiligen Hieronymus, und nicht weic von hier zeigr man sein Grab, in dessen Nähe die heilige Paula und eine andere fromme Frau begraben liegen. Man steigt wieder aus der Grotte, und kommt in die Kuchen der Griechen und Armenier, die sich aber nicht auszeichnen. Ungefähr eine Meile pom Dorfe abwärts im Thale, ist das Feld, wo die Hirten wahrend der Nacht wachten, als die Engel ihnen die Geburt des Heilande« verkündigten. Zwey schöne alte Bäume, standen in der Mitte, und ringsumher war die Erde mic Blumen be. deckt. Es ist eine so freundliche und unmuthige Sielle, und sie paßt so gut z>, jener hohen Begebenheit, daß man ungern zweifelt. In Bethlehem verkauft man bl« schönen vom rothen Meere kommenden Perlmunerscha. len, in deren Oberfläche man hier Vorstellungeil de» letzten Nachtmahls u»'d der Kreuzigung emgrabt. Auch verkauft m>,n den Pilgern kleine Kreuze von Perlmur-ter, die auf ähnlich» Weise verziert sind. Dag Dorf hat 700 Einwohner, die sich sehr dürftig zu nähr,» scheinen. In edlen Herzen wohnt das Glück. > (Beschluß). < Davids Bruder, «in vermöglicher Schafer, zog , manchmahl den Beutel für ihn, wenn sein« kleine < Barschaft für Bücher nicht recht hinreichen wollte. , Diese wurde» dann so lange durchgelesen, bis sie Klaus auswendig wußte. Ihr Rand war durchgehendS mir seinen eigenen Bemerkungen, die er mit einem rothen Stifte anbrachte,^versehen; und überdieß schrieb er sich diejenigen Scellen, welche ihn am meisten ansprachen, auS denselben herauS, zu welchem Behufe er sich eigene Schreibebücher angeschafft hatte. So war die Bi. bliochek des armen Hirten auf 1200 Bande herange. wachsen, worunter sich eine Menge Ei-bauungsschriften viele der alrern teutschen Dichter, Lehrbücher der ältern und neuern Geschichte, selbst I ö ch e r'S Gelehrcenle« xicon uno mehrere Wörterbücher für fremde Sprachen, die sich Klaus durch seine eigene Mühe, ohn« alle fremde Beyhülfe eigen gemacht hatte, befanden. Am meisten fühlte er sich zur Naturgeschichte hingezogen, und für dieses Fach war er bey seiner Sammlung nicht unbedacht gewesen. Bey einer solchen außerordentlichen Liebe'für wissenschaftliches Treiben vernachlässigte er aber seinen Beruf keineswegs. „Zuerst mein Amt, dann meine Lust." pfiegte er zu sagen; und dieser Zug macht ihn gewiß sehr ehrenwerth. Doch hören wir die einfachen und herzlichen Bemerkungen des Consistorialrathes Streit-Horst in seiner Schrift über David Klaus: „Ich weiß noch keinen Nahmen für das Gemisch von Empfindungen, die in mir rege wurden ," spricht er darin, „wenn ich diesen einfachen und liebenswürdigen M^nn in seiner Kammer besuchte, und ihn mit dem eoelsten Angesichle, aus welchem die beste Seele hervorsah, in seinem nicht viel besser als härenen Rocke, in seiner ledernen, abgetragenen Mütze, auf einem harten Stuhle mit drey Füßün^ neben einer Kiste, worauf sein Teller mit spärlicher Kost unrer den Büchern stand, sitz««', sah, seine harte Hand «mpsing, mich zu ihm setzte, und in dem Augenblick ein Gespräch beginnen sah, das für mich stecs viel Anziehei,0es Hatte. Seine Kammer war wie die Hütte eines Emsiedlers. Den größten Raum nahmen die Bücher ein, den übrigen allerley Werk. ;euge zu Holzarbeiten, auch allerley Holz selbst und bie darauS verfertigten Sachen. Die Lagerstätte sah -aum einem Bette ähnlich; ein Strohsack und ein Fuß-'ack machten die Hauptstücke aus. Da saß «r denn auf dem harten, selbst verfertigten Stuhle, um sich her eine Menge Bücher, die er nachzuschlagen pflegte; vor sich ein Arzneygläschen mitTinte, welches in einem aus, gehöhlten Stück Holz stand, damit es nicht umfallen mochte; neben sich ein Schreibebuch, in ein Stück Le« der von einem alten Stiefel geheftet, um der Dauer willen, worauf er überall zu yalten pflegte, in wel« ches er die merkwürdigsten Stellen einschrieb." Die wackersten Männer der Stadt hatten ihm ihr Wohlwollen, ihre Freundschaft geschenkt, wie G leim Stuben rauch u. a. Mit einem ungewöhnlichen Schätze von Kenntnissen vereinigte dieser wackere Mann die höchste Duldsam keit. Nur äußerst ungern sah er die Reibungen unter den christlichen Religionspartheyen. „Die Religion Jesu," sprach er, „soll ja die Menschen vereinigen und nicht trennen. Christus zeichnete sich durch seine äußere Bekleidung „icht von andern Menschen aus; — er war nur in Unschuld, Sanftmulh uid Tugend gekleidet. Warum ahmen wir Ihm nicht nach? Ach, wir meinen seiner Lehre zu folgen, wah« rend wir sein erstes und liebstes Geboth, jenes der L i e« b e, brechen!" Bey seinen überaus dürftigen Umständen war er von einer menschenfreundlichen Wohlihätigkeitsliebe be» seelt. Von feinen Broten, die er aus dem Kloster und später aus dem Hospitale erhielt, theilte er wöchent» lich die Hälfte unter die Armen.— „Es gibt noch viel Bedürftigere, als ich," psiegte er zu sagen, „und die» se darf ich nicht vergessen. Wenn nur Jeder so viel thur, als er, ohne sich selbst wehe zu thun, vermag; dann gibt es keinen Armen, keinen wahrhaft Unglücklichen mehr!" Mehrere Mahle sah man ihn für die Armen fteywillig und uüeingeldlich Holz spalten, und ihnen andere Handdienste leisten. Er hatte in sein Svruch-buch eingezeichnete „Kannst du Andern kein Geld lei» hen, so leihe ihnen deinen Mund, deinen Fuß, dei< ne Hand." , Wie redlich und gewissenhaft dieser biedere Man« gewesen, möge unter Andern beweisen, daß er einen halben Thaler, den er einst auf der Straße gefunden, durch fünfzehn Jahre aufbewahrt hielt, um ihn dem Eigenthümer, wenn dieser etwa ausfindig gemacht wer, den sollte, wieder zurück zu stellen. Glücklich machte eö 'ihn, u»i sich her frohe Wesen zu sehen. Was an ihm lag, wandteer an, die Freude guter Menschen zu erhalten , zu fördern. Deßhalb liebteer besonders die Kinder, mit welchen er noch als Greis stundenlange zu spielen pflegte. Sein wohlwollendes Gemüth breitete sich bis auf die Thiere aus. In den letzten Tagen seines Lebens litt er über, aus große Sch"':;zen; aber selbst unter diesen Leiden verließ ihn die Heiterkeil seines Geistes und die Zuoer« sicht auf Gottes Barmherzigkeit nicht. Dem Priester welcher ihn zum Tode vorbereitete, versetzte er: „Ich würde eiue Unwahrheit sagen, wenn ich behauptete, gerne zu sterben. Ach, ehrwürdiger Herr, ich möcht« noch gar zu gerne länger leben, denn ich habe zu viele schöne und freudenreiche Tage genossen, um aus dem so lieblichen Leben frohen Sinnes zu scheiden! Doch, 'venn es seyn muß, so ergebe ich mich in den Willen mein«s barmherzigen Gottes. Ich vertraue festauf Ihn ; mein Gla»be ist start, mein Gewissen mit keiner vor. sätzlichen Ubelthat beschwert—was sollte ich inderern« sten Stunde der Entscheidung befürchten? Weh thut es mir, Sie, ehrwürdiger Herr, so viele cheur« Freunde und gute Menschen zu verlassen; doch ich werde sie ja Alle wiedersehen. Lieber Gott, was wird dieß für eine Freude seyn l" Er wandle sein Haupt und starb. Das Gesicht des Greises behielt auch nach dem Tode desselben die alten, freundliche» Züge. Er schien lächelnd zu sagen: „Wer hier gut war, Hai mit diesem Leben wenig verloren!" Eberöberg. Ueber die Stürme aus Nordwesten. Wir erinnern uns, daß vor wenigen Jahren heftige Stürme, aus West und Nordwest, den Sommer sehr unfreundlich und naßkalt machten. Dichte schwere Wolken ergossen sich in hausige Regen, und wir zähl. l«n mitten in der heißesten Jahreszeit nicht selten Ta, ge, gleich denen des Spätherbstes. Die Ursache dieser ungewöhnlichen Erscheinung fanden die Beobachter der Natur im fernen Norden. Nähmlich: die u'igeheueren Eiömassen, welche gleich Gebirgen seit vielen Jahren die Küsten von Grönland und Spitzbergen umlagerien, begannen vor wenig Jahren, aus welchel, Ursachen ist unbekannt, aufzuthauen; ganze Becge von Eis, und unermeßliche Platten, Felder genannt, loseten sich, und schwammen itt nie gesehener Menge herab, neben den Küsten Islands, Neufoundla»ds, den Faröer und den schottländischen Inseln. Hier und da, wo sich der« gleichen furchtbare Eismassen an einer Küste festgesetzt hatten, verbreiteten sie eine so plötzliche Kälte über das benachbarte Land, daß die Saaten verdarben, Und bis. weilen die Einwohner zum Wegwandern genöthigt wur, den. Je weiter se belegt, unzugänglich war, ist vor kurzem gro. hen Theils davon defreyl worden. Mehrere nördliche Länd,r, als Rußland, Schweden, Island, bemerk. iell seit dem auffallend gelinde Winter, während man in Italien und m einige» Gegenden von Spanien über ul'gewöhtüich vielen Schure und Kälte klagte. Diese meltwürbige Veränderung in der Tempiiatuv des Nor-' dens hat daher auch die englische Regierung/ welche überhaupt allem, was die Natur und Erdkunde berei. chern kann, so viele?lufmerksamkeit widmet, bewogen, nach emaüder z'!>ey Expeditionen nach dem Nordpole, unter den Capitalien Roß undParry, mitgroßenKosten aus, zurüsten, weilgeräde jetzt die Losung jener unermeßlichen Eismassen, welch-e bisher alle nähere Untersuchung der Polarzone vereitelten, dem großen Plane günstig zu seyn scheinet. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß auch die Nord» weststurme diesesMärzmonaths in einer bedeutendenTem« peratur. Veränderung der' Palargegenden , so wie in den vorigen Jahren, ihren ersten Grund haben, und daß nacheinigerZeitbestimmteNachrichten, vorzüglich von Gronlandsfahrern, diese Vermuthung bestätigen dürften. Hohes Alter. Festung Ivan ich in Kroatien. Am i3. Februar d. I. starb hier Maria Krainchich im »,2. Jahre ihres Alters, und 70. ihres Witwenstan» des, an Altersschwäche. — Gemeine Kost, höchst selten des Tages zwey Mahl, war ihre Nahrung, und fast immer Wasser ihr Getränke. Bey strengster Kalte schlief sie im kalten Gemache. Bis zu ihrem Ende behielt sie das Augenlicht und den gesunden Verstand, und bis zu ihrem Ende arbeitete sie fleißig am Spinnrocken; auch benöthigte sie nie der Brillen, wo hingegen ihre jüng< sie, noch lebende Tochter sich derselben schon seil län. gerer Zeit bedient, und ihr überhaupt weit an Kräften nachsteht. Sce hatte stets ein volleS Angesicht, welches auch nicht die kleinsten Runzeln zeigte, und immer ^ing sie ohne die mindeste Stütze. Sie hinterließ Ur« enkel und ganz graue Enkel.— Vor 16 Jahren ließ sie sich von ihrem Enkel, einem Tischlermeister, ihren der» «instlgen Sarg verfertigen, welchen sie in ihrer Schlaf, lammer sorgfältig aufbewahrte- Nicht lange darauf, > «li der Sarg in ihrem Besitze war, ereignete es sich, Haß «in Geselle ihres Enkels des gähen Tobes starb, weßhalb ihr von ihrem Ei'.kel, überhaufter Arbeit we- ! gen, der Sarg, und zwar gezwungen abgeuommeu wurde. Ihr unaufhörliches Bitten bewog ihren Enkel, l ihr. einen zweyten Sarg zu verfertigen, welchen sie später wieder verlor, indem eine Bürgersfrau, iu Abwesenheit ihreS Gatten, gleichfalls des gahen TodeS verblich, und er abermahls genöthigt »rar, ihren Sarg für die Verstorbene zu verwenden ' endlich wurde ihr auf oft wieberhohltes Vitten ein dritter Sarg verfer» tigt, in welchem sie am i5. d. M. von ihren Urenkeln und Enkeln, von ihrer kraftlosen Tochter und vielen Freunden und Bekannten aufrichtig beweint, zur Erde bestattet wurde. Sie ruhe in Frieden! M i s c e l l e n. Der Orgelbauer Herrmann zu Neichenbach hat sein I^rpetuum mobile, dem nach Belieben größere oder stärkere Kraft gegeben werden kann, vorlaufig im Kleinen auf ein Kunstwerk angewendet, welches eine Erdfiäche mit Städten, Dörfern, Feldern u. s. w. vorstellt, di« von dem Horizont mit den Sternbilder«» umgeben wird und um welche sich die Sonne, der Mond und die Sterne in verschiedenen Zeiträumen be« wegen. An dein untern Theile der C'ldscheibe werden mancherley Prospecte dein Auge sichtbar, welch« frü« her oder spater verschwinden, und eben so wieder er» scheinen. Dem Ganzen ist ein Spielwert beygefügt, welches durch dieselbe Kraft getrieben, zu Zeiten ein musikalisches Stück hören laßt. Das Werk geht übri» gens ununterbrochen in einem so ruhigen Gange fort, daß man auch nicht dos geringste Gerausch wahrnehmen kann. Die Neu-London (Connecticut) Gazette vom 23.December 1626 erwähnt eines Cenificates von vier Mannern, die eine dreyeckige Glocke aus Stahl, die, um die Hälfte wohlfeiler als eine gewöhnliche Glocke, von jedem Kinde gelautet werben lann, und so leicht ist, daß sie den Thurm nicht im mindesten beschwert oder erschüttert, g eügüscheMeilen (2 deu^scheMeilen) weit hör, ten. Diese Glocke ist au der Bapcistkirche in Neu-London. Die Hofmesserschmiede Iostph Nodgn's und Söh» ne in Sheffield verfertigen Federmesser das Stück z» i/;6 Thaler, und vollkommen gute Scheeren und Fe-üermeffer, jedes nicht schwerer als einen halben Gran Gedruckt bey Ignaz Aloys Edlen 'von Kleinmayr.