F 7/^ Sagen aus Aoltlchee. Von Wilhelm Tschinkel. Dreis 80 Keller. S-Nsch«^. Jin Selbstverläge. — Buchdruckerei I. pavlicek. Geleitwort. lein Verus als Lehrer hat mir, einem Sohne des ehemaligen Herzogtums Gottschee, die Möglichkeit geboten, unmittelbar an der Quelle aus dem Sagenschatze meiner Heimat zu schöpfen. Es war eine langwierige Arbeit, da diese Quelle wie auch anderwärts bereits im Versiegen begriffen ist, aber genußreich, denn die Liebe zur Heimat hat sie gewürzt. Aber man darf nicht glauben, daß es mir gelungen ist, aller Sagen habhaft zu werden. Hätte man mit der Sammelarbeit einige Jahrzehnte früher begonnen, die Ausbeute wäre viel reichlicher. Und dann konnte ich nicht in allen Gauen Gottschees nach alten Überlieferungen forschen. Deshalb soll diese kleine Sammlung die Anregung geben zu -weiterer Arbeit, zum Sammeln von Sagen, die in unseren: geliebten Ländchen an jede Airche, beinahe an jeden Ort sich anknüpfen. Mögen die mitgeteilten Sagen dem Leser einige angenehme Stunde:: bereiten. Den Landsleuten in der Ferne seien es Grüße aus der Heimat, eine Erinnerung an die Zeit ihrer Jugend, wo sie solche Erzählungen aus den: Munde ihrer Mutter oder einer alten Muhme gehört haben. Denn auch ich habe sie so ausgezeichnet, wie sie mir erzählt worden sind, ohne jede Zutat, ohne Aufputz. Recht herzlichen Dank sage ich allen jenen, die mir bei dieser Arbeit behilflich waren. Zu besonderem Danke bin ich den Herren Dr. Adolf Haussen und Dr. Hans Tschinkel verpflichtet, die meine Sammlung einer gütigen Durchsicht unterzogen und nur manchen nütz¬ lichen lVink erteilt haben. Worobih, zu Dsteru Der Verfasser. (bvttschee hat die Aufmerksamkeit der Forscher schon lange erregt. Von Valvasor bis auf unsere Zeit hat sich mancher Gelehrte mit der altertümlichen Mundart, dem reichen Liederschätze, der Herkunft der Gvtt- scheer und anderem beschäftigt und vieles Eigenartige und Bodenständige ist bereits gefunden worden. Vor allein hat Haussen in seinem trefflichen Buche „Die deutsche Sprachinsel Gottschee" die Kenntnis der Lebens¬ verhältnisse, Sitten und Gebräuche und besonders der Volkslieder erschlossen. Aber gerade auf dem Gebiete der Sage ist bisher wenig bekannt geworden. Es erzählen wohl schon die Brüder Grimm eine Sage vom Friedrichstein und bei Haussen und anderwärts finden wir einige Sagen, die ich der Vollständigkeit halber ausgenommen habe. Aber niemand hat es bisher unternommen, die Sagen, die in der Sprachinsel Gottschec in nicht geringer Anzahl vorhanden sind, in ähnlicher Weise zu sammeln, ivie es Haussen bezüglich der Volkslieder getan hat. Dieses Büchlein ist demnach der erste Versuch dieser Art. Es sind natürlich vielfach Sagen, die überall auf deutschen« Boden verbreitet sind. Aber sie haben hier doch meist eine eigenartige Aus¬ gestaltung gefunden, entsprechend den besonderen Verhältnissen, ii« denen die Gottscheer schon seit sechs Jahrhunderten leben. Von Einstich war zunächst die geographische Lage. Die Sagen knüpfen an bestimmte Orte in Gottschee an, auch Laibach, Fiume und das Meer werden erwähnt. Die durch deu Karstbvden bedingte Wasser¬ armut suchen viele Sagen zu erklären. Seen und Flüsse habe es einmal viele gegeben, aber infolge eines Fluches seien sie verschwunden. Die schönen Bergwälder mit ihren für Gottschee noch heute bezeichnenden Bewohnern, den Bilchen und den Bären, spiegeln sich in deu Sagen wider. Viele knüpfen namentlich an den Bilchsang an, den schon Val¬ vasor in seiner „Ehre des Herzogtums Krain" (1689) ausführlich be¬ schreibt. Dieser weiß auch vorn Bilchmännchen zu berichten. Es ist der Teufel, der in höchsteigener Person die Bilche auf die Weide treibt und sie gegen die bösen Menschei« beschützt. „Man sagt für gewiß," erzählt er Seite 437, I. Teil, 3. Bd., „daß der Teufel sie auf die Weide führe. Vor etlichen Jahren bin ich selber mit Andren bc«) der Nacht in einen 1 solchen Wald gegangen, darinn inan diese Tiere pflegt zn sangen: da wir dann ein starckes knallen nnd schnaltzen gehört, wie die Fuhrleute mit der Geissel klatschen." Seite 488: „. . . und wann ein solches Peitschen- Geklatsch erschallt, auch hernach darauf gepfiffen wird; wie gar oft ge- schicht; so müsse inan davonlauffen. . da man sonst dein Teufel begegne. Auf Seite 439 schildert er den Fang dieser Tiere, wie er auch heute noch zum Teil geübt wird. Dann fährt er fort: „Bißweilen ge- schichts mber, daß inan die gantze Nacht durch die Bögen loß gehen hört nnd dennoch nicht einiger Billich darinn gefangen wird. Die Schuld giebt man dem Teufel, der die Bauren also äffe und vexire. Welches auch wol zu glauben. Denn solches begiebt sich gewißlich sehr offt, daß man die gantze Nacht über die Bögen spannt und setzt und doch keinen einzigen Billich bekommt." In einigen Sagen spielt auch der früher so einträgliche Hausier¬ handel eine Rolle. Ein Hausierer ist es zum Beispiel, der das Ebner Gnadenbild heimbringt, in der Fremde hört ein Hausierer von Schätzen, die in Gottschee verborgen liegen sollen. Die häufigen Einfälle der Türken leben wie in Liedern so auch in Sagen fort. Kein geschichtliches Ereignis hat sich so tief in das Ge¬ dächtnis des Volkes eingegraben. Doch auch die Erinnerung an die Franzosenzeit und die Streifzüge kroatischer Räuberbanden, die in neuerer Zeit wieder auftauchen, ist noch nicht erloschen. Die Sagen lassen sich leicht in einzelne Gruppen scheiden. Stark sind die elbischen Sagen vertreten, so die Sagen von der Parchto und ihrem Gefolge, den weißen oder wilden Frauenfl die im „Franenloch" Hausen und von dort her zu den Menschen kommen, um ihnen auf dem Felde, gewöhnlich beim Hirsejäten, zu helfen oder auch nm sie zu warnen. Parchto ist die Perchta oder Frau Bertha der Alpen, die Frau Holle Mitteldeutschlands, die namentlich an den Winter¬ abenden umherzieht und nach den Spinnerinnen sieht. — Die Sagen vom Bilchmännlein^ dürften anderwärts kaum vorkommen. Wohl aber die Sagen vom Waldmännlein, das bei Tag und Nacht im Walde hackt und sägt und lärmt. Zu den verbreitetsten Sagen gehören die Gespenstersagen. Sie erzählen vom Spuk in einem Hause oder Stadel, von schwarzen Männern, die im Freien ihr Unwesen treiben, von den Gespenstern ohne Kopf, den Grenzsteinverrückern, von den toten Brüdern, die der weinenden Schwester erscheinen usw. — Hieher gehört auch die Sage von der wilden Jagd. Nicht weniger zahlreich sind die Hexensagen? Das Volk ist leicht geneigt, außergewöhnliche Vorfälle, plötzlichen Tod, plötzliche Erkrankung, Verschwinden von Kindern und andere Dinge, die es sich nicht zu erklären vermag, bösen Mächten zuzuschreiben, in erster Linie den Hexen, die auch heute nvch nach dem Glauben der Leute in manchem Dorfe vertreten sind. * Näheres bei Haussen, Seite 91 f. Näheres bei Haussen, Seite 93. b Näheres bei Haussen, Seite 89 ff. 3 Ihr Versammlungsort ist der Berg Klek in der Nähe von Ognlin in Kroatien, dessen seltsam geformte Kuppe mit deu steilem Abhängen von den Hohen Gottschees gut sichtbar ist. — Irrlichter werden in Gottschee für Hexen gehalten und gar oft hört man die Leute erzählen, daß sie auf dem Heimwege in der Nacht „hexinZ" gesehen hätten. Ein Dutzend Sagen ungefähr sind Schatzgräbersagen, eine weitere kleine Gruppe bilden die TeufelssagenZ eine Sage von einem Teufelsbeschwörer und andere, in denen der Teufel auf Seelenfang ausgeht. Allgemein verbreitet sind die Schlangenmärchen, besonders die Märchen von der weißen Schlangemit dem wunderbaren „shidlschtoain" (Siedelstein ans Sieges-stein), der Reichtum verleiht und Hunger und Durst stillt. Etwas ganz Ähnliches erzählt Valvasor von einem Steine, an dem die Bilche lecken, die über den Winter in Hohlen unter der Erde leben sollen. I. Theil, 3. Band, Seite 440 heißt es: „Dieses aber hat man mich allein neulich erst berichtet, daß vor wenig Jahren nicht weit von Loitsch Einer in ein tieffes Präcipitium oder Sturtz — gähes Loch gefallen und etliche Wochen darinn verblieben; hernach doch gleichwvl hernusgekommen. Derselbe soll gesehen haben, daß allda die Pilch einen Stein geleckt, welchen er gleichfalls geleckt und bey solchem Tractement, da der Stein zugleich die Tafel und Speise dargestcllt, sich etliche Wochen bey Leben erhalten." Gleich darauf erzählt er von einem anderen etwas Ähnliches und schließt mit den Worten: „. . . da er dann gesagt, er hette einen gesaltzenen, doch süssen Stein geleckt, wie die Pillichen thnn; und ihn dabey weder gehungert noch gedürstet. Dieses hat sich zngetragen ans dem Karst bey dem alten Schloß Karstberg in dem anstossenden Walde." Auch von Versteinerungen weiß die Sage zu melden, von Seen und Flüssen, die es früher in Gottschee gegeben hat, und von wundersamen Wurzeln, die den Sinn des Menschen verwirren oder ihn in langen Schlaf versetzen. Verhältnismäßig zahlreich sind die Gründungssagen von Kirchen und Kapellen und die Legenden von Heiligenbildern und heiligen Geräten. Sie zeugen von der großen Frömmigkeit der Gottscheer. Zwei Sagen warnen vor Heiraten zwischen nahen Verwandten, drei andere berichten Ereignisse aus der Türkenzeit und zum Schlüsse sei eine Sage vom heimkehrenden Sohne mitgeteilt, der von seinen eigenen Eltern aus Geldgier ermordet wird. 1 Siehe Haussen, Seite 93 f. 2 Näheres bei Haussen, Seite 97 ff. Elbische ^agen. 1. Schtompfo-H'arto? 1.) Ein wildes Weib mit Namen „Schtompfo-Parto" brachte einst zu „Schmnrkn" in Göttenitz ein Kind und bat die Leute, sie möchten es einige Tage pflegen; sie werde nach ihrer Rückkehr alles, gut bezahlen. Mit dem Kinde übergab sie den Leuten auch ein „klingsle" (kleines Knäuel Garu) und sagte: „Solange ihr zu diesem Knäuel nicht „klingsle" sagt, werdet ihr immer Faden genug haben." — Sieben volle Tage wanden nun die Leute ohne Unterlaß Garn von dem Knäuel, bis am achten Tage eine Frau kam und sprach: „Jscht dos klingsle nvchait ugslofm?" (Ist das Knäuel noch nicht abgelaufen?) Und im selben Augenblicke war das Garn zu Ende. Das Kind, das bisher nur die Worte gelallt hatte: „Heksle, hammrle, main ammv kimmst poldain bidr" (meine Mutter kommt bald wieder), fand plötzlich Worte, indem es sprach: „Heksle, hammrle! Hättet ihr mich viel gefragt, so hält' ich euch viel gesagt; nichts habt ihr mich gefragt und nichts hab' ich euch gesagt." Dann setzte es sich auf eine Hechel und ritt davon. — In der Nähe von Rieg zeigt man noch heute drei Steine, die die Gestalt einer Mulde haben, worin „Schtompfo-Parto" gerastet haben soll. In Masern hat man der „Schtompfo-Parto" allgemein den Namen „Pachto mullv"^ beigelegt. Diese soll an den drei Weihnachts¬ nächten von Haus zu Haus ziehen, um uachzuseheu, wie viel die Mädchen schon gesponnen haben. Den Fleißigen spendet sie Glück und Segen, saule Mädchen müssen sich auf die Hechel setzen und dorthin reiten, wohin sie „Pachto mullv" führt. i Schtompfo (jedenfalls aus „stampfen"), anderwärts Frau Stempe, ist ein Beiname der Parto oder Pachto — Perchta, Bertha. ? mullo — garstiges Frauengesicht. 2.) In Händlern spann eine Frau am Luzienabend (13. Dezember) bis tief in die Nacht hinein. Da kam jemand und warf eine Menge leerer Spulen ins Zimmer, wobei eine Stimme sprach: „Diese Spulen mußt du heute alle noch anspinnen, sonst ergeht es dir schlecht!" — Die Frau erschrak, ging zur Nachbarin und fragte, was sie machen solle. Diese erteilte ihr den Rat, nm jede Spule nur einen Faden zu wickeln. Als sie getan hatte, wie ihr geheißen war, kam dieser jemand wieder und wieder erscholl die Stimme: „Es ist dein Glück, daß du darauf verfallen bist,.denn sonst wäre es dir schlecht ergangen!" 2. Die weißen oder wilden Kranen. 1. ) In Morobitz ist es allgemein bekannt, daß vor vielen Jahren in einer kleinen Grotte in der Nähe von Morobitz, im „Wragnloch" (Frauenlvch), weiße Frauen hausten, die zur Nachtzeit auf die Äcker mancher Leute kamen, um den Hirse zu jäten. Sie rissen aber den Hirse aus und ließen das Unkraut stehen. Doch nahte die Zeit der Ernte heran, so waren diese Äcker voll der schönsten Ähren, während auf den übrigen Äckern, die die Leute selbst gesäubert hatten, nichts als Unkraut zu sehen war. Als man aber die wilden Frauen eiuzufangen suchte, um sie zu gehorsamen Untergebenen zu machen, verschwanden sie und kehrten nie wieder zurück! 2. ) In der Nähe von Ober-Mösel, in der „Ags" (Au), liegt gleich¬ falls eine Höhle, die im Volksmunde „Wragnloch" heißt. Nach der Sage kamen aus dieser Höhle vor Zeiten ab und zu zwei Frauen heraus und halfen den Leuten auf den umliegenden Äckern bei der Feldarbeit, na¬ mentlich beim Hirsejäten. Sie jäteten viel schneller als gewöhnliche Arbeiterinnen und an der Stelle, wo sie gejätet hatten, gedieh der Hirse bedeutend schöner als anderswo. Sie aßen und tranken nichts als „kautai Milich" (Buttermilch). Abends verschwanden sie wieder im Frauenlvch, das von ihnen den Namen erhalten hat? 3. ) Vor vielen Jahren waren im fürstlichen Walde bei Eben mehrere Arbeiter mit Aschebrennen beschäftigt. Eines Morgens hatte einer dieser Männer auf dem Wege zur Arbeit ein seltsames Erlebnis. Als er sich einmal plötzlich umdrehte, sah er knapp hinter sich eine weiße Frauen¬ gestalt einherschreiten, die den Kopf traurig zur Seite neigte. Er schenkte aber dieser Erscheinung zu wenig Beachtung und schritt an die gewohnte Arbeit. Aber als der erste Baum, den sie fällten, sich zur Erde neigte, traf ihn ein Ast so heftig am Schnlterblatte, daß dieses verrenkt wurde. Jetzt wußte er, was das „Gesicht" hatte bedeuten sollen. i Ähnliche Sagen werden mit geringen Abweichungen in Ebental, Reichenau und Nesseltal erzählt. 6 Z. 's H^itichmandü' (Mikchmänncht'»). Die Buchenwälder Gvttschees beherbergen eine Unzahl von Bilchen, die oft zu Hunderten in einer Nacht in ganz eigenartigen Holzfällen (Matzn) gefangen werden. Gewöhnlich werden schon gegen Abend die Fallen ans Buchen und Haselstauden ausgesetzt. Die Nacht verbringt man unter lustigen Scherzen und munteren Liedern bei einem großen Feuer, in dem Erdäpfel — das einzige Gericht bei diesem nächtlichen Gelage — gebraten werden. Ab und zu wird Umschau gehalten, ob die Bilche auch schon von der „Bens" (Lockspeise) verkostet haben. Wird aber der Bilchfang in einer Gegend besonders stark betrieben, so kommt das „Pilichmaudle" — so nennt der Gottscheer den Schntzgeist der Bilche, ein kleines Männlein mit einem roten Käppchen — und klopft dreimal mit seiner Hacke an jede Buche. Sofort verlassen die Bilche ihre Höhlen nnd folgen ihrem Beschützer, der bald eine unabsehbare Herde dieser kleinen Tiere in einen anderen Wald führt, wo sie vor den Nach¬ stellungen der bösen Menschen sicher sind. Droht aber den Bilchen in irgend einer Gegend eine besonders große Gefahr, so kommt das „Bilch¬ mandl" und knallt dreimal mit seiner langen Peitsche, worauf sich die Bilche sofort in ihre Löcher zurückziehen. Das „Husten" der Bilche ist verstummt, der ganze Wald ist wie ausgestorben. Bisweilen hört man im Walde einen langgezogenen Pfiff, der den Bilchen ebenfalls als Warnnngs- zeichen dienen soll. Will es einmal der Zufall, vielmehr eine Eule, daß ein Bilchfang leer ausgeht, heißt es gleich: „Das „Bilchmandl" hat die Bilche weg¬ geführt!" Vom „Bilcknnandl" erzählt man gar viele Geschichten, wie es die Bilchfänger narrt und schreckt und ihnen den Bilchfang oft gründlich verdirbt. 1.) So erging es vor vielen Jahren zwei Burschen aus Nieder- Tiefenbach, die auf dem „Kapitsch" ihre Fallen aufstellten. Der eine brachte sie ans Buchen und Sträuchern an, der andere leuchtete mit einer Fackel. Gerade waren sie bei einer großen Haselstaude, um die letzte Falle aufzustellen. Aber immer wieder klappte diese zu, so oft sie sich entfernen wollten. Darob erfaßte den einen ein solcher Zorn, daß er gar fürchterlich schalt und fluchte. Dieses Geschimpfe sollte ihnen aber teuer zu stehen kommen! Denn mit einemmale erlosch die Fackel bis auf das letzte Fünkchen, als ob jemand ein Schaff Wasser darüber geschüttet hätte. Tiefe Dunkel¬ heit umgab sie, so daß sie die Gegend, in der sie sich befanden, nicht mehr erkennen konnten. Planlos rutschten sie auf Händen und Füßen über die großen Steinplatten, die die ganze Gegend bedecken. Da ge¬ wahrten sie in der Ferne ein kleines Fencrchen, dem sie nun zustrebten, nnd riefen, als sie in die Nähe gekommen waren: „Biar ischt dort?" (Wer ist dort?) worauf das Feuerchen sogleich an einer Tanne empvr- kletterte nnd dann spurlos verschwand. Ein panischer Schrecken fuhr ihnen da in die Glieder, denn sie wußten jetzt, daß hier das „Bilchmandl" im Spiele war. Jeder wollte nun zuerst das Weite suchen, keiner wollte 7 Zurückbleiben, um nicht vom Bilchmandl „gepackt" zu werden. Endlich kamen sie auf einen Fnhrweg und liefen nun, so schnell sie die Füße trugen, bis sie in das schon slovenische Dorf Rake kamen. — Als sie am nächsten Morgen ihre „Matzn" aufsuchten, um die Bilche abzusammeln, fanden sie nicht einen einzigen, obwohl es damals Bilche in Hülle und Fülle gab. 2.) Einmal aber zeigte sich das „Bilchmandl" doch auch von seiner guten Seite, wie folgende Geschichte berichtet. Einmal lagerte auch ein Mann aus Prvse bei seinem Fenerchen und ging gegen Mitternacht die Bilche abklanben. Er brauchte aber länger, als er gedacht hatte, und glaubte deshalb, daß seine Erdäpsel, die er vorher in die Glut gerührt hatte, gewiß alle verbrannt sein müßten. Aber wer beschreibt sein Erstaunen, als bei seiner Rückkehr die Erdäpfel alle schön gebraten auf einem Häufchen neben dem Feuer lagen. Das konnte nur das „Bilchmandl" getan haben. Es war also nicht so bösartig, wie man immer erzählte. Und wie gut ihm die Erdäpfel diesmal mundeten! 4. Aas Watdmaildl'. Im Volke herrscht heute noch der Glaube, daß das Holz des Waldes unter dem Schutze des „Waldmandls" stehe. Ost hört man sein Treiben im Walde, aber sehen kann man es nicht. 1. ) Vor vielen Jahren, erzählt man, waren im tiefen Ebnerwalde vier Personen mit Schindelmachen beschäftigt. Da hörten sie mährend der Mittagspause und auch während der Nacht oft an der Stelle, wo sie zu arbeiten pflegten, spalten und schneiden und hacken; wenn sie aber hineilten, um nachzusehen, was dort vorgehe, fanden sie zu ihrem größten Erstaunen niemanden und alles schien unberührt. 2. ) Auch einigen Holzarbeitern soll es ähnlich ergangen sein. Jede Nacht nm die zwölfte Stunde stempelte das „Waldmapdl" alle Buchen in der ganzen Umgebung. Aber in der Früh, wenn sie die Arbeit wieder aufnahmen, fanden sie alles so vor, wie sie es tagsvorher gelassen hatten. Einmal klopfte und hämmerte es sogar beim hellichten Tage, ohne daß sie jemanden wahrnehmen konnten. 5. Wilde Männer. In Moos pflegten vor Zeiten jeden Abend wilde Männer aus dem Gebirge herabzusteigen. Besonders die Weiber zeigten große Angst vor ihnen. Und eines Abends geschah es, daß sie in den Äckern ein Weib antrafen, das unter jämmerlichen Hilferufen von ihnen auf den Leonhardiberg entführt wurde. — In derselben Ortschaft lebte ein Mann mit neun Rippen, der allein die geheimnisvolle Kraft besaß, die Tal- bewvhner vor den wilden Männern zu schützen. 8 Gespenstersagen. 6. Die ivikde Jagd. Eine Frau aus Morobitz, die sich in der Zeit geirrt hatte, begab sich einmal schon um Mitternacht auf den Weg nach Gottschee. Als sie die Rieger Brücke überschritten hatte, benützte sie einen Steig, die „Tross", um den Weg abzukürzen. Da vernahm sie aus einmal zuerst ein Ge¬ murmel, als ob noch mehrere Leute vor ihr gingen. Bald klangen aber die Stimmen lauter und lauter. Pferdegetrampel ertönte und schließlich schien die ganze Umgebung zu leben: es schrie, pfiff und johlte aus tausend Kehlen und dazu noch der unsichtbare Reiter, der immer um die zu Tode erschreckte Frau Herumritt! Endlich . — die Straße leuchtete schon aus der Dunkelheit zu ihr herüber — verlor sich alles wieder langsam, gerade wie es gekommen war. Auf der Straße begegnete sie einem schwarzen Manne, der einen großen Hund an der Leine führte. Sie grüßte ihn, in der Meinung es sei ein Gendarm, mit den Worten: „Gelobt sei Jesus Christus!" Der Manu dankte aber nur mit einem eigentümlichen Blicke und verschwand dann mit seinem Hunde im Gebüsche. Die furchtsame Frau lief nun, dem Tode nahe, nach Hinterberg, wo sie ihre Erlebnisse erzählte und den Anbruch des Tages abwartete. 7. Der Saat der Ahnen? In der unterkrainischen Stadt Gottschee wohnen Deutsche, die sich in Sprache,Tracht undSitten sehr von denanderenKrainernunterscheiden. Nahe dabei liegt eine alte, denselben Namen tragende und dem Fürsten Auersperg zugehörende Burg, von der die umwohnenden Leute mancherlei Dinge er¬ zählen. Noch jetzt wohnteinJägersmannmitseinenHausleutenindembewohn¬ baren Teil der verfallenen Burg und dessen Vorfahren einem soll einmal ganz besonders mit den da hausenden Geistern folgendes begegnet sein. Die Frau dieses Jägers war in die Stadt hinuntergegangen, er selbst, von Schläfrigkeit befallen, hatte sich unter eine Eiche vor dem Schlosse gestreckt. Plötzlich so sah er den ältesten seiner beiden Knaben, die er schlafend im Hause gelassen, auf sich zukommen, wie als wenn er * Brüder Grimm: „Deutsche Sagen", Nr. 147. — Auch bei Hausten, Seite 103 ff. 9 geführt würde. Zwar keinen Führer erblickte er, aber das fünfjährige Kind hielt die Linke stets in der Richtung, als ob es von jemanden: daran gefaßt wäre. Mit schnellen Schnitten eilte es vorbei und einem jähen Abgrunde zu. Erschrocken stand der Vater auf, sein Kind zu retten willens, faßte es rasch und mühte sich, die linke Hand von dem unsicht¬ baren Führer loszumachen. Mit nicht geringer Anstrengung bewerkstelligte er das zuletzt und riß die Hand des Kindes los aus einer anderen, die der Jäger nicht sah, aber eiskalt zu sein fühlte. Das Kind war übrigens unerschrocken und erzählte, wie daß ein alter Mann gekommen sei, mit langem Barte, roten Augen, in schwarze Kleider angetan und ein ledernes Käppchen auf, habe sich freundlich angestellt und ihm viele schöne Sachen versprochen, wenn es mit ihm gehen wolle, darauf sei es ihn: an der Hand gefolgt. Abends desselben Tages hörte sich der Jäger bei seinen: Namen rufen; als er die Türe anfmachte, stand der nämliche Alte draußen und winkte. Der Jäger folgte und wurde an eben denselben Abgrund geleitet. Der Felsen tat sich auf, sie stiegen eine Steintreppe ab. Unterwegs be¬ gegnete ihnen eine Schlange, nachher gelangten sie in eine immer Heller werdende Gruft. Sieben Greise mit kahlen Häuptern, in tiefem Schweigen saßen in einen: länglichen Raume. Weiter ging der Jäger durch einen engen Gang in ein kleines Gewölbe, wo er einen kleinen Sarg stehen sah, dann in ein größeres, wo ihn: der Greis achtundzwanzig große Särge zeigte, in den Särgen lagen Leichname beiderlei Geschlechtes. Unter den Verblichenen fand er einige bekannte Gesichter, wovon er sich jedoch nicht zu erinnern wußte, wo sie ihm vorgekommen waren. Nach diesem wurde der Jäger in einen hellerleuchteten Saal geführt, worin achtunddreißig Menschen saßen, worunter vier sehr junge Frauen, und ein Fest begingen. Allein alle waren totenblaß und keiner sprach ein Wort. Durch eine rote Tür führte der Alte den Jäger zu einer Reihe altfränkisch gekleideter Leute, deren verschiedene der Jäger auch zu erkennen meinte, der Greis küßte den ersten und den letzten. Nunmehr beschwor der Jäger den Führer, ihm zu sagen, wer diese alle seien und ob ein Lebendiger ihnen die noch entbehrte Ruhe wiedergeben könne? „Lauter Bewohner dieses Schlosses sind es", versetzte hohlstimmig der Alte, „die weitere Bewandtnis kannst du aber jetzt noch nicht erfahren, sondern will es demnächst einmal." Nach diesen Worten wurde der Jäger sanft hinausgeschoben und merkte, daß er in einen: feuchten Gewölbe war. Er fand eine alte, verfallene Treppe nnd diese in die Höhe steigend gelangte er in einen etwas weiteren Raum, von wo aus er durch ein kleines Loch vergnügt den Himmel und die Sterne erblickte. Ein starkes Seil, woran er stieß, und das Rauschen von Wasser ließ ihn mutmaßen, er befinde sich auf den: Grunde einer hinter den: Schlosse befindlichen Zisterne, von wo aus mau das Wasser mittelst eines Rades hinanfwand. Allein unglücklicherweise kam niemand in drei ganzen Tagen zum Brunnen, erst an: Abende des vierten ging des Jägers Frau hin, die sehr staunte, als sie ii: dem schweren Eimer ihren totgeglanbten Mann herauszvg. Die Verheißung des alten Wegweisers blieb indessen unerfüllt, doch erfuhr der Jäger, daß er ihn in dem Vorgeben, diese Geister seien 10 die alten Schloßbewohner, nicht belogen hätte. Denn als er einige Zeit darauf in dem fürstlichen Saale die Bilder der Ahnen betrachtete, erkannte er in ihren Gefichtszügen die in der Hohle gesehenen Leute und Leichen wieder". 8. Die Geistermesse. Im Bolke heißt es allgemein, daß die Geister um 12 Uhr nachts ihre Messe abhalten. Hiezu erscheinen alle, der Pfarrer und seine Pfarrkinder, ohne Kopf. Einmal verirrte sich ein unschuldiges Mädchen spät abends in eine Kirche, wo es vor Ermüdung bald einschlummerte. Als es um die zwölfte Stunde erwachte, war es nicht wenig erstaunt, die ganze Kirche, wie es glaubte, voller Menschen zu finden, denen aber der Kopf fehlte. Da trat die Patin des Kindes, die auch unter der Geisterschar war, zu ihn: heran und flüsterte ihm zu: „Geh schnell aus der Kirche, dreh dich aber ja nicht nm, denn sonst verlierst du auch den Kopf!" — Das Mädchen tat, wie im geheißen, und entrann glücklich der Gefahr, in der es geschwebt hatte. 9. Mutterliebe. In Gvttenitz starb einst eine Wöchnerin. Sie konnte aber im Grabe keine Ruhe finden und jede Nacht nm die zwölfte Stunde huschte vom Friedhöfe her eine weiße Frauengestalt dem verwaisten Hause zu. Ihr Alanu aber sah, wie sie jedesmal das kleine Kind aus der Wiege nahm, küßte und stillte, bis die Geisterstunde vorüber war. Der Alaun, der immer Zeuge dieses unheimlichen Vorganges war, holte sich endlich beim Ortspfarrer Rat, was da zu tun wäre. Der geistliche Herr machte ein verlegenes Gesicht und zog sich in seine Stndierstube zurück. Als er nach längerer Zeit wiederkam, sprach er mit besorgter Miene: „Wenn du bei ihren Lebzeiten ihr an Stärke überlegen warst, so fasse sie, wenn sie wieder erscheint, und halte sie fest!" — In der kommenden Nacht wieder¬ holte sich alles getreulich wieder. Als aber die Frau wieder forthuschen wollte, da schlang der Mann seine Arme fest um ihren Leib und hielt sie fest. Sie setzte sich jedoch zur Wehr und nun begann ein verzweifeltes Ringen. Nur mit Aufbietung aller seiner Manneskraft gelang es ihm endlich, sie zu bezwingen. Und als die Geisterstunde vorüber war, jammerte sic gar kläglich und sagte: „Wrata, wratasi warum hast du das getan? Es ist einmal schwer zu sterben und nun soll ich es zweimal erleiden!" Am nächsten Morgen fand sich gleich der Pfarrer ein und legte ihr das Meßbuch ans den Kopf, damit sie von der anderen Welt nichts zu erzählen wisse. Sieben volle Jahre soll die Frau noch gelebt haben; doch soll sie immer traurig gewesen sein und nie spielte einmal ein Lächeln um ihre Lippen. _ i Wahrscheinlich aus slov. vrag. Teufel. 11 10. Die toten Brüder. In Händlern saß am heiligen Christabend ein Mädchen traurig an ihrem Bette und klagte unter bitteren Tränen: „Alle Zeiten kommen und alle Leute kommen, nur meine Brüder kommen nicht mehr!" — Da tat es in der Tischecke des Zimmers einen gar gewaltigen Krach und im selben Augenblicke saßen ihre Brüder, die schon längst gestorben waren, uni den Tisch herum. Stumm blickten sie sich gegenseitig an, bis sie nach einiger Zeit sprachen: „Warum redet unsere Schwester nichts? —Wieder¬ ein Krach und verschwunden waren die Brüder. M-! 11. Erlöst. In Händlern spann eines Abends eine Magd allein im Zimmer. Als der Haushund immerfort bellte, ging sie hinaus und fand vor dem Hause ein schwarzes Knäuel am Boden, dem der Hund gar gewaltig zusetzte. Sie hob es auf, trug es ins Zimmer, legte es dort auf das „Schisslwoß" (Schüssclsaß) und spann weiter. Nach einiger Zeit zog sich ein großer Mann von dort oben herunter und sagte: „Es ist dein Glück, daß dn mich aufgehoben hast; denn du hast mich erlöst und ich dichl" — L>prach's und schritt zur Türe hinaus. 'Mr! 12. Der tote Gendarm. Ein Müller ans Gereut begab sich einst spät in der Nacht nach Unterlag. Als er zur „KulichZ" (Kalkgrube) kam, tauchte plötzlich rin Mann auf, den er an der Kleidung als Gendarmen erkannte. Ohne ihm weiter Beachtung zu schenken, setzte er seinen Weg fort; doch er gewahrte gar bald, daß ihm der Mann in der Uniform lautlos in kurzer Ent¬ fernung folgte. Ein heftiger Schrecken fuhr ihm in die Glieder, als der Gendarm, auf dessen fahles Gesicht er einen flüchtigen Blick werfen konnte, salutierte und sich dann seitwärts in die Büsche schlug, wo er spurlos verschwand. Zu Tode erschreckt, machte sich der Müller eiligst aus dem Staube. Die Lente erzählen sich von dem „toten Gendarm" folgendes. Vor Jahren fiel an jener Stelle ein Gendarm seinem schwierigen Berufe zum Opfer. Dieser kann aber im Grabe keine Ruhe finden und wandelt nun rastlos in jener Gegend umher, immer ans Erlösung wartend. Bis¬ weilen sehen die Leute auch ein feuriges Rad bei der „Kulicha" hin¬ abrollen und sagen dann: „Jetzt zeigt er sich!" Mr! 12 13. Nackte Männer. Bei „Piatrpalsch" in Lichtenbach übernachteten einmal im Heustadel zwei fremde Männer namens Peter und Paul. Der Besitzer des Hauses mußte einiges Geld bei ihnen gespürt haben, denn die beiden Fremden wurden in der Nacht überfallen, mit siedendem Öl verbrüht und heimlich im Garten in einer Grube verscharrt. Die Leute wissen nun zu erzählen, daß es in diesem Garten nicht recht geheuer sein soll; ja zwei jetzt noch lebende Personen wollen in ihrer Jugend, als sie einmal Steine in diese Grube warfen, gesehen haben, wie zwei nackte Männer mit langen, weißen Bärten ihrem Grabe entstiegen. 14. I-euerzmlgen. In Unterlag ist es allbekannt, daß es bei „Strachn Picholain"^ häufig spukt, weshalb sich bei Nacht jedermann scheu vvrüberdrückt. — Ein Unterlagen führte einst mit seinem Sohne spät abends eine Fuhr Wein von Gvttschee nach Hause. Da hielten plötzlich hier die Pferde an und zugleich waren Wagen und Rosse in Flammen gehüllt. Der Bauer uud sein Sohn waren zu Tode erschrocken und wußten nicht, was sie nun beginnen sollten. Wer begreift aber ihr Erstaunen, als mit einem- male die feurigen Zungen in die Erde schlugen und tiefe Dunkelheit sie umfing. Sie waren überglücklich, als sie unversehrt ihren Weg wieder fortsetzen konnten. 15. Der Mann ohne Kopf. An der Grenze zwischen Tiefenbach und Banjaloka hort man jede Nacht ein fürchterliches Geschrei und schon manchem, der bei Nacht diesen Weg gehen mußte, ist ein schwarzer Mann ohne Kopf begegnet. — Im Volke heißt es, daß ein reicher Mann aus Banjaloka einmal in einem Grenzstreite die Herren vom Gerichte bestochen habe. Dafür müsse er nun jede Nacht die Grenze ablaufen und das werde wohl dauern bis zum jüngsten Taget 16. Gin HUerd ohne Kopf. Auf dem Wege von Kummerdorf nach Altfriesach begegnet man zur Nachtzeit, so geht die Sage, bei „Knmmrduarfar dr lockn" (Lache) häufig einem Schimmel ohne Kopf, weshalb man diesen Weg bei Nacht gerne meidet. _ ü« i Ein bestimmter Hügel. 13 17. Gespenstische Kunde. 1. ) In den Ebner „Neuen Reutern" hörte man vor Jahren jede Nacht einen Hund gar jämmerlich heulen und bellen und winseln. So oft man sich aber der Stelle näherte, woher das Heulen zu kommen schien, verstummte das Gebell und von einem Hunde fehlte jede Spur. 2. ) In der Nähe von „Strachn PichZlain" in Unterlag rollte einmal bei Mondenschein ein schweres Fuhrwerk dahin, der Besitzer aber trottete langsam hinterher. Bei „Strachn Pichslain" sprang nun — der Fuhrmann will es deutlich gesehen haben — ein schwarzer Hund auf den Wagen und im selben Augenblicke begannen die Pferde wie rasend den Hügel hinan zu jagen. 18. Spukgeschichten. 1. ) In „Hansisch" Stadl in Morobitz soll es bis in die jüngste Zeit jede Nacht gespukt haben, was von mehreren Personen bezeugt wird. Eines Nachts — die Turmuhr hatte bereits die zwölfte Stunde verkündet — begaben sich einige Burschen aus Jnnlauf, die bis dahin in Morobitz gesungen hatten, auf den Heimweg. Da vernahmen sie plötzlich ein Stöhnen und Schreien. Da sie glaubten, es wolle sie jemand schrecken, folgten sie dem Geräusche und kamen bis zur oben genannten Scheuer. Hier drang nun ein Stimmengewirr in einer ihnen unverständlichen Sprache an ihr Ohr. Sie hörten auch, wie es drinnen rumorte und nm sich warf, dann wieder Klagegeschrei, so daß sie entsetzt die Flucht ergriffen. 2. ) Bei „Jursch" in Lichtenbach trieb es vor Jahren mancherlei Spuk. Wollsäcke, Stühle, Tische wurden umgeworfen, ja eines Tages flog sogar während des Mittagstisches ein Waschrüppler in die volle Schüssel. Ratlos stand man diesem Treiben gegenüber. Eines Tages begab sich nun eine alte Frau auf den Dachboden, sprengte nach allen Seiten Weihwasser und sprach dabei: „Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des heil. Geistes! Zuerst ist Gott Vater im Hause, danu der Wirt, dann die Dienstboten und ich; wir alle bitten um Ruhe!" Kaum hatte sie aber ihren Spruch beendet, da hatte sie auch schon ein Stück Kot im Gesichte. Man schrieb dieses verruchte Treiben einer Magd zu, die im Hause bedienstet war. Auch ihre Mutter soll sich mit Hexerei abgegeben haben; sie war in der ganzen Gegend als Hexe bekannt und gefürchtet. 19. Warn schwarzen Wann. 1.) Vor vielen Jahren hatte der Besitzer von „Strachffch" Hause in Lichtenbach einen Weingarten in Maierle. Er mußte oft dahin und machte hie und da den Weg auch bei Nacht. Sv oft er aber spät abends in die Nähe von Tanzbüchel kam, erschien ihm ein schwarzer Manu, der .ihn jedesmal in eine Grube hinabzerrte. 14 Um diesen Spuk los zu werden, erbaute er endlich an derselben Stelle eine kleine Kapelle, die noch heute „Strachsich Pille" (Bildstock) heißt. Seither blieb der Mann von jedem Überfall verschont. 2.) Im „Schtaudoch" bei Mosel trieb vor mehreren Jahren ein „schwarzer Mann" sein Wesen. Er hatte die Größe eines mittleren Mannes, war ganz schwarz gekleidet und soll sogar Handschuhe getragen haben. Seine Angen waren nach der Leute Gerede so groß ivie Ochsen¬ augen und flößten jedem, der ihn zu Gesichte bekam, gewaltigen Schrecken ein. Die Leute hielten diesen „schwarzen Mann" siir einen Geist, der auf Erlösung warte; nur wunderte es jedermann, daß dieser „Geist" keine Stimme von sich gab und am hellichten Tage umging, was sonst bei Geistern nicht der Fall zu sein pflegt. Er begegnete meist Frauen, doch haben auch ganz beherzte Männer vor diesem sonderbaren Gespenst schon ost Reißaus genommen. Jetzt ist der „schwarze Mann" ein wenig in Vergessenheit geraten. Z.) Bei „Ruppaisch Pilds" (Bildstock) in Unterlag sollen sich gar wunderliche Dinge zntragen. Als einmal ein Bauer spät abends an diesem Bildstocke vorbeiging, wuchs plötzlich ein pechschwarzer Mann ans der Erde und huschte nun immer einige Schritte vor ihm her. Der Bauer lnd ihn, nichts Böses ahnend, ein, doch ein wenig zu warten, da es sich ja zu zweien besser ginge. Doch er erhielt auch ein zweites Mal keine Antwort. Da fluchte er gar erbärmlich, bis sie „Jaggolaisch Pille" erreichten, wo der Unbekannte, ebenso wie er gekommen, wieder verschwand. Als sich der späte Wanderer halb verwundert, halb erschrocken umblickte, hörte er nur ein jämmerliches Gejohle, das den Berghang hinabzog. 4.) Ein andermal fuhr ein Bauer mit seiner Frau spät in der Nacht heim. Da blieben vor „Ruppaisch Pilde" die Pferde plötzlich stehen, bäumten sich und wollten nicht mehr von der Stelle. Die Fran — nicht aber ihr Mann — wollte bemerkt haben, wie ein schwarzer Gegenstand quer über den Weg lag. Erst nachdem dieser wieder spurlos verschwunden war, zogen die Pferde wieder an. 15 Hexensagen. 20. Entführt. 1. ) Im Gottschecr Hinterlands ist der uralte Glaube an Hexen nach lange nicht erloschen. So wird in einer großen Ortschaft allgemein erzählt, daß eine alte Weibsperson ein Mädchen in den Berg entführt und daselbst drei Tage lang zurückgehalten habe. Während der ganzen Zeit speiste sie es nur mit Nudeln, die sie aus Erde knetete. Die Eltern suchten das Kind und fanden eS endlich nach drei Tagen erschöpft im Walde. 2. ) Die „Schtafvnsch" und „Likaishn" in Ober-Tiefenbach hatten einmal einen argen Verdruß. Eines Tages war nämlich ein kleines Mädchen von „Schtafonsch" spurlos verschwunden und alles Suchen war umsonst. Da wallfnhrteten die „Schtafonsch" am nächsten Sonntage auf den Leonhardiberg und holten sich beim Pfarrer, der dort die heil. Messe las, Rat. Der Pfarrer, dem die Leute sicher Mitleid einflvßten, sagte nach einer Weile: „Blicket beim Hinabsteigen ringsum; wo ihr ein Zeichen sehen werdet, dorthin lenket eure Schritte!" Als die Wallfahrer vom Berge herabstiegen, bemerkten sie auf dem „Mvritsch" ein kleines Wölklein. Dies hielten sie für das versprochene Zeichen und eilten so schnell als möglich zu der Stelle, wo das Wölklein sich gezeigt hatte. Wie froh waren sie, als sie ihr Kind unter einer Buche sitzend fanden. Da? Mädchen erzählte nun, daß ein häßliches Wesen sie hieher gebracht habe; doch sei ihm jede Nacht eine weiße Frau (offenbar ein Engel) erschienen und habe es mit Milch und Honig gelabt. Bei Tage aber komme immer die häßliche Frau, in der sie ihre Patin, „dai Likaishn" erkannt habe. — Da auch der Mann dieser Hexe zugab, daß während der fraglichen Nacht statt seines Weibes ein Besen neben ihm gelegen habe, so herrschte nun arge Feindschaft zwischen den beiden Familien. 3. ) In Göttenitz lief einst ein Mädchen, so schnell es nur konnte, durch die Äcker dem nahen Walde zu. Leute, die gerade auf den Äckern arbeiteten, wollten es zurückhalten, jedoch vergeblich. Da das Mädchen nicht wiederkehrte, suchte man den ganzen Wald ab, aber ohne Erfolg. Erst am dritten Tage wurde es von Gendarmen in einer Steinmnlde als Leiche aufgefundcn. Bei der Obduktion soll man außer einigen „Käpplein" (Hagebutten) im Magen nichts gefunden haben. Das Volk glaubte allgemein, daß das Mädchen den Hexen zum Opfer gefallen sei, M-! 16 21. Äverlall durch Ke.ren. Oft wagen sich die Hexen svgar an einen erwachsenen Mann. Ein Mann ans Morobitz befand sich eines Abends auf dem Heimwege von Nieder-Tiefenbach, wo er tagsüber gemäht hatte. Da traten ihm zwei Frauen mit roten Tüchern in den Weg und versuchten, ihn damit zu binden. Es gelang ihnen jedoch nicht, da er sich mit seiner Sense wacker zur Wehre setzte. Er erkannte in ihnen seine Nachbarinnen. Sie trugen ihm jedoch strenge auf, nichts hievon laut werden zu lassen, da es ihm svnst schlecht ergehen würde. 22. Kerenritt. Bei „JZrglaishn" in Nieder-Tiefenbach gab es einst eine lustige Hochzeit. Als die Nacht angebrochen war, traten mehrere Hochzeitsgäste ins Freie, um ein wenig frische Luft zu schöpfen. Auf einmal bot sich ihnen ein gar sonderbares Schauspiel dar. Ein Mann kam aus einem Wiesbaum durch den Garten geritten und schrie dabei jämmerlich: „Jesus, Maria und Josef! kommt mir zu Hilfe!" — Er verschwand hierauf wieder und niemand wußte, welche Bewandtnis es hiemit hatte. 23. Kiner teuflischen Ke.re Leben und Tod. In Hinterberg trieb bis vor kurzem eine Hexe, abgesehen von zwei andern, ihr verruchtes Spiel. — Einmal ging eine Frau aus diesem Dorfe in ihren Krautgarten und fand dort in einem „Teufelstabak" (Flockenstäubling) einen Teig angemacht. Aufs höchste erstaunt hierüber, nahm sie ein Stäbchen und rührte den Teig auf. Als eine Nachbarin des Weges kam, rief sie dieser zu, sie möge doch auch kommen und sehen, was es hier gebe. Die Nachbarin ging hin und rührte gleichfalls in dem Teige herum. Da rief eine Weibsperson, die als Hexe bekannt und ge¬ fürchtet war, plötzlich vom Wege herunter: „Goraischigai, buos Hot isr a tidn a hant zs tusn (Goraischigai, was habt ihr dort unten zu tun)?" Sprach's und ging. Die beiden Weiber erschraken darüber gar sehr und eilten ihrer Arbeit nach. Schon am anderen Tage aber waren beide Frauen erkrankt. Die eine litt an Augenschmerzen; über Jahr und Tag war ihr sogar ein Auge ausgcronnen. Der anderen fing die Brust an zu schmerzen und kein Arzt konnte ihr helfen. Da sie aber wußten, wer ihnen dies angetan hatte, flehten sie die Hexe unter Tränen an, sie möge es nicht so weiter treiben. Da gab diese zur Antwort: „Was gekocht ist, bleibt gekocht, was gebraten ist, bleibt gebraten!" Jeden Abend zündete diese Hexe im Vorhause ein Strohfeuer an und hielt ihr Hemd darüber, das sie immer wieder zusammenrvllte und dann über dem Feuer lustig tanzen ließ. Jeden Abend soll sie auch auf 17 einer Ofengabel dnrch den Ranchfang fvrtgeritten sein. Einmal schlng sie hiebei an das Gesimse und siel mit lautem Gepalter zur Erde. Manche Nacht verweilte sie allzulange auf dem Klek und kehrte erst am Morgen auf einer Ofengabel zurück, was von mehreren Leuten beobachtet wurde. Als diese Hexe aus das Sterbebett kam, litt sie gar bittere Körper- und Seelenpein. Als der Sensenmann an die Türe pochte, fiel sie rücklings über die Türschwelle und brach sich das Genick. Selbst im Sarge fand sie keine Ruhe. Die Leiche soll sich darin immer umgedreht haben. Deshalb weigerte sich der Priester, sie zu Grabe zu geleiten. KM 24. Kerentanz. Zwei junge Burschen aus Nieder-Tiefeubach gingen einst nach dem zwei Stunden entfernten Dorfe Kuschel. Auf dem Heimwege ruhten sie ein wenig aus und verfielen beide in einen tiefen Schlaf. Als der eine erwachte, setzte er seinen Weg fort, ohne seinen Kameraden zu wecken. Als auch dieser endlich den Schlaf abschültelte, war es bereits finstere Nacht und er wußte nicht, wie spät es war. Mühsam klomm er den steilen Berg hinan. Als er die Anhöhe erreicht hatte, schallte schöne Blechmusik zu ihm herüber, die aber bald verstummte, als er weiter ging. Nichts Böses ahnend, setzte er seinen Weg fort und benützte einen Fußsteig, um den Weg abzukürzen. Bald sollte er auf eine schone Ebene hinaustreten; da huschten seine Augen durch die Sträucher und er konnte deutlich sehen, wie dort zwei Weiber luftig miteinander tanzten. Schnell bog er auf den Fuhrweg ein und eilte, ohne sich umzublicken, rasch dem heimatlichen Dorfe zu. Als er schon in dessen Nähe gekommen ivar, ließ er nochmals seine Augen über die Äcker schweifen und war nicht wenig erstaunt, das tanzende Weibcrpaar wieder vor sich zu haben. — Nnn wußte er, woran er war! KM 25. Ke.re und Kröte. In Hornberg brüllte eines Nachts ein Ochs gar fürchterlich. Als man in den Stall ging, um zu schauen, was dort vorgehe, sah man, wie der Ochs unter heftigem Pfauchen unablässig von der Krippe weg¬ strebte. Man untersuchte den Barn und fand endlich darunter eine große Kröte. Schnell griff einer nach einer Mistgabel und spießte die Kröte auf. Aber im selben Augenblicke schrien auch schon die Nachbarn, die der nächtliche Lärm geweckt hatte: „Lauft Leute, Jurlaisch (Hausname) die Alte ist vom Dachboden herabgefallen!" Man eilte rasch hinauf, konnte aber die Alte nicht eher vom Boden ausheben, als bis im Stalle unten die Mistgabel aus der Kröte herausgezogen wurde. Das alte Weib trug aber Zeit ihres Lebens auf ihrer Nase eine Wunde, die nie verheilen wollte und immer frisch blieb. KM 2 18 26. Line gefürchtete Ke.re. Vor vielen Jahren wollte ein Gastwirt in Lichtenbach auf den Großfrauentag — an diesem Tage wird das Kirchweihfest gefeiert — fünf Hühner schlachten. Vier waren auch bald tot, das sünfte aber machte sich mit durchstochenem Halse durch das offene Fenster auf und davon. Rasch eilte der Wirt hinaus und sah gerade noch, wie das Huhn schnur¬ stracks in den Garten des Nachbars lief. Dort staken an einer abgelegenen Stelle eine Gabel und ein Messer gekreuzt in der Erde, so daß dadurch eine kleine Öffnung entstand. Da blieb das Huhn stehen, steckte seinen Kopf in die Öffnung und wartete, bis der Wirt kam und es wieder Heim¬ trug. Zugleich nahm er aber Messer und Gabel mit, da er überzeugt war, daß hier eine Hexerei im Spiele sei. Doch bald erschien der Nachbar, vor Zorn fast berstend, und verlangte Messer und Gabel zurück, sonst werde es dem Wirte übel ergehen. Was wollte der Wirt machen? Seine Frau Nachbarin war eine gefürchtete Hexe und er konnte noch mehr Schaden erleiden. So gab er denn nach langem Streite die geforderten Sachen wieder zurück. 27. Pie schwarze Kenne. In Fliegendorf gab es einst eine lustige Hochzeit. Nur jemand im Dorfe war traurig, ja recht traurig; dies war ein hübsches, junges Mädchen, das heute gerne den Platz neben dem Bräutigam eingenommen hätte. — Alles nahm den gewohnten Gang, bis plötzlich eine schwarze Henne durchs mittlere Fenster hereinstürzte und, ohne daß es jemand verhüten konnte, eine Knospe vom Kranze der Braut abriß und hierauf gackernd wieder durchs Fenster entkam. — Drei Tage nach dieser Hoch¬ zeit begab sich die junge Frau in die Scheune, um etwas Futter für ein Kalb zu holen. Da fand sie im Heu fünf Eier. Sie nahm sie in ihre Schürze und wollte damit ins Haus eilen. Sie ging und lief, so schnell sie konnte, aber statt ins Haus zu kommen, entfernte sie sich immer weiter und weiter. Nach drei Tagen fand man sie auf dem Leonhardi- berge neben der Kirchenmauer stehend, die Eier und ein Büschel Heu in den Händen haltend. 28. Tanzende Lichter. Ein Bauer aus Lichtenbach kehrte einst erst spät in der Nacht mit seinem Sohne aus der Mühle heim. Kaum hatten sie das Dorf Unterlag im Rücken, so sahen sie von weitem, wie jemand einen mächtigen Baum zog, den viele Lichter umtanzten, die plötzlich aufflackerten und wieder erloschen. Der Knabe wurde ängstlich und fragte seinen Vater, was dies 19 zu bedeuten habe. Dieser antwortete, es sei heute gerade Christnacht und die Leute befänden sich auf dein Wege zur Christmette. Er wollte aber mit diesen Worten nur seinen Sohn beruhigen, denn er wußte ganz gut, daß dies Hexen waren, die ihr nächtliches Spiel trieben. Schahgräbersagen. 29. St. Christoph als Schatztzüter. Vom heiligen Christoph weiß der Vvlksmund folgendes zu erzählen. 1. ) Einmal trug Christoph Christus über das weite Meer. Da fragte ihn Christus, was er zum Lohne begehre. Christoph antwortete: „Herr, gib mir alles, was im Meere zugrunde geht!" Christus erfüllte seine Bitte und seither bewacht Christoph alle Schätze, die in der Tiefe des Meeres versinken. 2. ) Vor vielen Jahren lebte in Masern auf „Pichlapalsch" Hause eine Wirtin, die dem Aberglauben sehr ergeben war. Sv hatte sie eines Abends tausend Vaterunser heruntergeleiert, indem sie hiebei Fisolen zählte, um sich nicht zu irren; dabei sprach sie aber — so verlangt es die Vor¬ schrift — nicht ein einzigesmal das „Amen" aus, um auf diese Weise etwas von den Schätzen zu erlangen, die Christoph in der Tiefe des Meeres bewacht. Wirklich hielt Christoph mit einem Wagen voll Silber und Gold vor dem Hause und fing an, das Geld ins Haus zu werfen. Die Fran war aber vor Ermüdung eingeschlafen und konnte so den vvrgeschriebenen Spruch: „Geh in Gottes Namen! Was du gebracht hast, laß nur bleiben!" nicht hersagen. Deshalb lud Christoph seine Schätze wieder auf und ver¬ schwand so wie er gekommen. KM 30. Verzauberte Schätze. 1. ) Sehr verbreitet sind die Sagen von Schätzen, die unter der Erde des glücklichen Finders harren. Eine bläuliche Flamme deutet oft bei Nacht die Stelle an, wo die Schätze liegen; aber so bald man sich nähert, erlischt sie. Das erzählt man z. B. von „Schman" (Hausname) in Nieder- Tiesenbnch, wo im Garten ein Schatz liegen soll. 2. ) Desgleichen von „Hansisch" Garten in'Morobitz. Als man hier einmal bei Nacht nachforschte, fand man an der Stelle, wo man 2* 20 früher das Feuer gesehen hatte, lauter „Schuaitn" (Späue). Eiuer der Neugierigen steckte einige „Schuaitn" in den Sack und nahm sie mit nach Haus. Wie erstaunte er am nächsten Margen, als er statt der „Schuaitn" funkelnagelneue Silberstücke in seinem Sacke fand. 3. ) Einige Männer gingen einmal auf den Morobitzer Berg, um dort Bilche zu fangen. Als sie sich niedersetzten, um ein wenig auszuruhen, sahen sie auf der Erde eine Menge Zwetschkenkörner. Einer von ihnen steckte mehrere davon ein und machte am nächsten Tage die freudige Entdeckung, daß sich die Korner während der Nacht in Gulden nnd Taler verwandelt hatten. Sofort eilte er auf den Berg, um auch die übrigen Körner zu holen. Er fand wohl die Stelle, wo sie gerastet hatten, nicht aber die Zwetschkenkörner. 4. ) Ein Mann, der im Jnnlaufer „Pranschtoll" (Ruheplatz für die Herde) weidete, setzte sich zu Mittag auf einer Anhöhe nieder, um sein karges Mittagsmahl zu verzehren. Er legte einen Stein auf seine Knie und aß darauf sein Brot. Als er aber nach beendeter Mahlzeit den Stein in eine Krautgrube schleuderte — er sah genau, wo er liegen blieb — vernahm er eine Stimme, die da schrie: „Warum hast du den Stein weggeworfen? Er war ja voll Geld." Da suchte der Mann lauge nach dem Steine, konnte ihn aber nicht mehr finden. 5. ) Ein Knabe aus Eben wollte einst für die Arbeiter, die auf dem Morobitzer Berge beschäftigt waren, Wasser holen. Er verirrte sich aber und kam in eine tiefe Grube, in der eine Menge neuer Töpfe zerschlagen am Boden lagen. Er kehrte zu den Arbeitern zurück und erzählte, was er soeben gesehen hatte. Da sagten diese, er möge nur schnell wieder zurückgehen und die Tonschcrben aufsuchen, denn gewiß sei es ein Schatz, da ja unmöglich ein Hafner mit seinen Töpfen in diese Wildnis gelangen könne. Die Scherben würden sich sicherlich in funkelnde Gold- und Silber¬ stücke verwandeln. Der Knabe suchte eifrig, aber er fand die Grube nicht mehr. 31. Wergraöenc Schätze. 1.) Bor alten Zeiten lebte auf dem Hause Nr. 2 in Plösch ein kleiner Mann, der in Kärnten Getreide einkauste, um es auf seinen vier Saumrossen zum „Meere", d. i. nach Fiume, zu schaffen. Sein Geschäft mußte einen großen Gewinn abwerfen, denn er besaß bald so viel Geld, daß er es auf drei Pferdedecken trocknen mußte, um es nicht verschimmeln zu lassen. Das fleißige Männlein war alt geworden. Nach kurzem Krankenlager starb es und wurde zur letzten Ruhe bestattet. — Mit ihm war aber auch der ganze Reichtum verschwunden. Seine Nachkommen ernährten sich wieder von dem Ertrage der heimat¬ lichen Scholle; niemand dachte mehr an den reichen Ahnen. Seit seinem Tode sah man aber zur Nachtzeit im Garten stets eine Flamme auslodern, 21 die plötzlich erlosch, wenn sich jemand näherte. Niemand konnte das Rätsel lösen, niemand wußte, welches Bewandtnis es damit hatte. Viele Jahre waren seitdem verstrichen. Endlich kam ein gewisser Jakob Weber, der den Winter hindurch in Kärnten hausierte, in den Besitz des Hauses. Die Geschäfte Webers dürften nicht besonders glänzend gegangen sein, da er zu einer Zigeunerin seine Zuflucht nahm, um durch ihre Weisheit seine Zukunft zu ergründen. Er war nicht wenig überrascht, als ihm die Wahrsagerin sagte, daß in seinem Garten ein großer Schatz verborgen ruhe, den er jedoch nicht ohne ihre Hilfe heben könne. Nachdem er ihr einen großen Teil des Schatzes zugesichert hatte, übergab sie ihm drei Körner; diesen gegenüber würde sich der Wächter des Schatzes machtlos erweisen. Als er über Hals und Kopf davon eilte, rief sie ihm noch nach: „Neun Schritte vom Dörrofen, nicht gar zu tief ist er verscharrt." — Ohne sich um seinen mit Südfrüchten gefüllten Korb weiter zu kümmern, trat Weber die Heimreise an, bald an den nahen Reichtum, bald an den Dörrofen und die drei Körner denkend. Die Hoffnung, nun bald ein reicher Mann zu werden, beflügelte seine Schritte. — Doch sollte er nicht Herr des Schatzes werden, denn in Deutschdorf bei Reifnitz ereilte ihn plötzlich der Tod. Die drei Korner gerieten in Verlust und heute ist der Schatz noch nicht behoben. Wer wohl der Glückliche sein wird? 2. ) Auch ein ehemaliger Besitzer von „Schimonsch" Hause in Mo¬ robitz, ein gewisser Andreas Michitsch, hat, wie man erzählt, aus Furcht vor Räubern sein Geld verscharrt. Auf dem Totenbette verriet er seinen An¬ gehörigen die Stelle. Auf dem Morobitzer Berge unter einer großen Fels- platte habe er den Schatz geborgen. Wo die Sonne bei ihrem Aufgange zuerst anschlage, da stünden zwei schlanke Tannen, dazwischen eine Buche. Das sei die Stelle. — Gar mancher hat hier schon nachgegraben, aber gefunden hat man bis jetzt noch nichts. 3. ) Ein Ränberhauptmann, der einmal Gvttschee in großen Schrecken versetzt hatte, in seinem Alter aber in Blindheit und Elend in Stein- amauger in Ungarn lebte, erzählte einem Gottscheer, mit dem er gelegentlich zusammentraf, von den Schätzen auf dem Friedrichstein. Vor dem Tore der verfallenen Burg stehen drei mächtige Fichten. Darnnten sollen drei Kessel liegen, alle mit reinem Golde gefüllt, zugedeckt mit zwei Pistolen und zwei Stück Loden. Wer den Schatz beheben wolle, dürfe nicht darauf achten, was in seiner Umgebung vorgehe, da es sonst unmöglich sei, in den Besitz des Schatzes zu gelangen. 32. Schatzgräber. I .) Ain Großfrauentage während der heil. Messe schlich sich einmal der Besitzer von „Boschtaisch" Hanse in Lichtenbach auf die „Kreuzgrube", um hier einen verborgenen Schatz zu heben. Als er schon nahe daran war, seiner Herr zu werden, stand plötzlich ein Mann in grünem Rocke 22 vor ihm und sprach: „Buss mochst'r du?" — „Buss giat ai dos usu!" gab ihm dieser zurück. Im selben Augenblicke sank der Schatz klirrend in die Tiefe; auch der „Grünrock" war plötzlich verschwunden. Sv mußte also unser Schatzgräber wieder unverrichteter Dinge abziehen. Kurze Zeit darnach packte ihn aber der Teufel gerade während des Mittagsessens und suhr mit ihm durch die Zimmerdecke, einen großen Gestank und ein „psshengaits" (versengtes) Loch zurücklassend. Erst im Delnizer Walde in Kroatien, wo sich der Entführte mit dem Zeichen des heil. Kreuzes versah, ließ ihn „dar Huarnats" (der Gehörnte) fallen. Von dort kehrte der Mann abgerissen und ganz zerschlagen in seine Heimat zurück. Die Lust nach Schätzen dürfte ihm dabei hübsch ver¬ gangen sein! 2. ) Drei Männer aus Morobitz gingen einmal aus die Morobitzer „Gsmuainds" (Gemeindegrnnd), um einen Schatz zu heben. Es wurde ausgemacht, daß niemand ein Wort sprechen dürfe, komme, was da wolle. — Kaum hatten sie ihre Arbeit begonnen, da kam ein Reiter auf einem Schimmel wie der Wind dahergesaust. Niemand rührte sich. Bald daraus folgte ein zweiter. Auch diesmal blieben alle ruhig und still. Da sauste ein dritter Reiter wie der Sturm¬ wind daher und fragte: „Was macht ihr da?" Da erschrak einer der drei gar sehr und sagte: „Mandr, i gian (Männer ich gehe)!" — Das genügte. Seinem Nachbar, der den Schatz bereits in Händen hielt, entfiel er und versank wieder in die Tiefe, aus der er bis zum heutigen Tage noch nicht zutage gefördert worden ist. 3. ) In Jnnlauf, wo einst die Schafzucht stark betrieben wurde, weideten einmal mehrere Männer in den „longn Toildrn" (langen Anteilen). Aus Neugier versuchten sie eine große Steinplatte von ihrem Platze zu entfernen. Kaum hatten sie die Platte ein wenig gehoben, da bemerkten sie darunter einen „Paigirtl" (Geldkatze), der gewiß mit schweren Talern gefüllt war. Schnell griff einer darnach und hielt ihn schon an der Schnalle, als plötzlich eine Stimme rief: „Lauft, lauft, die Schafe gehen davon!" Sofort warfen sie die Stangen weg, um nach den Schafen zu sehen; doch die grasten ruhig am früheren Platze. Es mußte sie jemand genarrt haben. — Nun suchten sie wieder nach der Platte, konnten sie aber nicht mehr finden. 4. ) Ein Gottscheer trat in Kroatien, wohin er im Winter alljährlich in den Holzschlag ging, spät abends in ein Wirtshaus. Als einige Gäste erfuhren, woher er sei, teilten sie ihm mit, daß in Gottschee am „Levnhardi- bcrge" ein großer Schatz vergraben sei. Wenn es nicht so weit wäre, meinten sie, würden sie wohl selbst hingehen, um das Geld zu holen. Der Schatz ruhe in der Nähe der Kapelle und sei mit einer großen Platte zugedeckt. Unter der Platte lägen zwei Pistolen gekreuzt über¬ einander. Als der Mann wieder nach Hause kam — er war gerade aus dem „Hinterlande" — hatte er nichts Eiligeres zu tun, als den be¬ zeichneten Ort aufzusuchen. Als er ihn endlich gefunden hatte, begann es 23 plötzlich fürchterlich zu regnen und zu hageln; zugleich war es finstere Nacht geworden, trotzdem es kaum Mittag sein konnte und gerade noch die Sonne prächtig geschienen hatte. So war der Schatzgräber gezwungen, unverrichteter Dinge abzuziehen. Ähnlich erging es zwei Frauen aus Hinterberg, die einmal auf der Ruine Friedrichstein nach Schätzen gruben. Denn dort sollen besonders reiche Schätze verborgen liegen. Teufelssagen. 33. Der Schratt. 1. ) In Gottschee ist heute noch die Meinung verbreitet, daß man sich dem Teufel mit seiuem Blute verschreiben müsse, wenn man schnell zu Reichtum gelangen wolle. Es ziehe dann der „Schrat!" (Teufel) ins Haus und müsse nun alles herbeischaffen, wornach man begehre. Einmal hatte ein Bauer auch einen solchen „Schrat!" in seinem Hause. Er wollte einst eine neue Scheuer aufstellen lassen und ließ deshalb die Zimmerleute kommen. Als diese frisch an die Arbeit gehen wollten, fanden sie nicht ein Brett und nicht ein Stück Holz für den Bau vorbereitet. Als sie aber am nächsten Morgen aufwachten, war der ganze große Garten voll des schönsten Bauholzes. 2. ) Auch in Mrauen soll vor vielen Jahren in einem Hause der „Schrat!" gehaust haben. Diesem mußte man jeden Abend von allen Gerichten etwas vorsetzen, die man während des Tages genossen hatte. Als man aber eines Abends daraus vergaß, da gab es die ganze Nacht ein fürchterliches Gepolter und am nächsten Morgen fand man das ganze Haus mit Dornen verrammelt. Auf dem Dörrofen waren alle Würste ausgesogen und nur die leeren Häute hingen noch da. — Ein andermal gab's in jenem Hause eine lustige Hochzeit. Es ging hoch her, nur dem „Schrat!" konnte man diesmal keine besondere Beachtung schenken. Da vernahm man plötzlich auf dem Dachboden ein jämmerliches Geplärre und einige Hochzeitsgäste wollen gar gesehen haben, wie vom Dachfenster eine Geiß herabschaute. 3. ) Wer in den Besitz eines „Schratls" gelangen will, muß auf diese Meinung hin neun Tage lang ein gewöhnliches Hühnerei unterm Arm tragen. Aus diesem wird dann der „Schrat!" ansgebrütet, der sich sogleich "bereitwillig in den Dienst seines neuen Herrn stellt. — Einmal hatte auch ein Bauer einen „Schrntl" in dieser Weise ausgebrütet. Sofort 24 fragte ihn der, was nun sein Begehr sei. Etwas erschrocken meinte der Bauer: „Mein Nachbar hat mich heute schwer gekränkt und nun möchte ich mich an ihm rächen." Boshaft kicherte der „Schrat!" und sprach: „Ziehe deinen Rock aus und lege ihn auf einen ManlwurfShügell" Der Bauer tat, wie ihm geheißen war, und gleich drang von dem Hanse des Nachbars her ein fürchterliches Geschrei; eine unsichtbare Hand verab¬ reichte ihm soeben eine tüchtige Tracht Prügel. 34. Der Aeufetsbeschwörer. In Nieder-Tiefenbach lebte einst ein gar studierter Maun; er hatte seinerzeit die „hohe Schule" besucht und hätte in Kürze sogar zum Priester geweiht werden sollen. Dieser las häufig in einem großen Buche, das er gar sorgsam aufbewahrte, damit es nicht, wie er öfter sagte, einem Unberufenen in die Hände käme. Einmal vor vielen Jahren begab er sich in einer der heiligen Weihnachtsnächte auf den „Kirchpichl", wo sich zwei Wege kreuzen. Gerade an dieser Stelle zog er mit einem „Schißling" (einjährige Hasel¬ rute) einen Kreis und stellte sich dann mitten hinein. Rings umher lag alles in tiefem Frieden, nur der Teufelsbeschwörer harrte beklommenen Herzens der Dinge, die da kommen sollten. Er brauchte nicht lange zu warten. Schlag elf Uhr rauschte aus weiter Ferne ein großes Wasser daher, das mächtige Baumstämme mit sich führte, die unter donnerartigcm Getöse gegen einander prallten. Immer näher und näher wälzte es sich heran, immer deutlicher vernahm man das Rollen der Klötze und das Rauschen des Wassers und jetzt — sollte es über den Mann Hinweg¬ stürzen. Doch an dem Kreise zerschellte es und lautlose Stille trat ein. —' Gleich darauf zischte, pfiff, klapperte und schnalzte es gar gewaltig durch die Luft. Große Schlangen, den Wiesbäumen gleich, wanden sich im Knäuel wirr durch einander, alle dem nächtlichen Zauberer zu. Ihre Köpfe trugen sie hoch in der Luft, jede hielt ihren Rachen weit aufge¬ sperrt, als wollte sie ihn verschlingen. Doch dieses Bild schwand und ein anderes kam. Alle Gattungen von wilden Tieren umlagerten in unabsehbarer Zahl den Kreis, jedes nach seiner Art schreiend, brüllend und winselnd, begierig nach Menschenfleisch. Nach einiger Zeit wurde der Zauberer auf eine noch härtere Probe gestellt. Schwere Hnfschläge ertönten, der Erdboden erbebte, die Luft erzitterte, ein ganzes Heer schien auf den „Mann im Kreise" loszureitcn. Doch nur bis zum Kreise kam es heran, dann war alles wieder ruhig und still. Aber es sollte noch ärger kommen. Die ganze Umgebung schien plötzlich in ein Flammenmeer gehüllt und der Tenfelsbeschwörer mußte nun alle Leiden, die die armen Seelen im Fegefeuer zu erdulden haben, mit ansehen. Seine längst verstorbenen Eltern, seine Geschwister, seine übrigen Verwandten, seine Paten und seine Patin, sie alle flehten gar erbärmlich um Hilfe, um Linderung ihrer unausstehlichen Schinerzen. Sein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, 25 seine Sinne drohten zu schwinden ob der ergreifenden Schmerzensrufe, ob des fürchterlichen Jammers. — Es schlug die zwölfte Stunde. Vorüber war aller Spuk, der Zauberer hatte alle Proben glücklich überstanden. Hätte er den Kreis nur um Haaresbreite überschritten, oder wäre seinem Munde auch nur ein Wörtlein entschlüpft, so wäre er unrettbar verloren gewesen. — Nun erschien der Teufel im grünen Jagdanzuge und, vor den Kreis tretend, fragte er in barschem Tone: „Was willst du eigentlich von mir?" — Darauf der Zauberer: „Ich verlange ,PfuZrmshumL (Farnkraut¬ samen)!" Zornig schleuderte ihm der Teufel einen Sack voll solchen Samens zwischen die Beine und verschwand. Der Tiefenbacher trat nun aus dem Kreise heraus und schlich, mit seinem Lohne zufrieden, seinem Hause zu. — Von dieser Zeit an verstand er die Sprache der Tiere, konnte wohl auch mit ihnen reden. Jetzt war er in die Sprache der Blumen eingeweiht. Diese verneigten demütig ihre Köpfchen, wenn er an ihnen vorüberschritt, und jede rief ihm zu: „Nimm mich mit, ich bin für diese und jene Hilfe!" Ihm wurde nun auch die geheimnisvolle Kraft zuteil, Gewitterwolken zu zersprengen und die Gegend vor dem bösen Hagel zu schützen. Andere behaupten, er habe wohl auch selbst hageln können. — Dieser Mann soll, wie einige zu erzählen wissen, gar bald nach jener Nacht gestorben sein. Andere wieder sagen, er habe für diese Tat Buße getan und sei aus diesem Grunde alle Jahre am Karsamstage zur Auf- erstehungsprozession bloßfüßig erschienen. Auch soll er jeden vor Zauberei ernstlich gewarnt haben. 35. Der ööse Acind. Im „Vorderlande" hatte einst ein Liebespaar verabredet, am nächsten Morgen recht frühzeitig zusammen in die Mühle zu gehen. Bald nach Mitternacht wurde auch das Mädchen von jemandem geweckt, der in Gestalt und Stimme vollkommen ihrem Geliebten glich. Schnell war sie angekleidet und bald schritten sie neben einander dem nächsten Dorfe zu. Hier sagte der Bursche, sie möge sich ein wenig gedulden, denn er habe etwas in einem Hause zu verrichten. Als er aber längere Zeit auf sich warten ließ, ging das Mädchen, von Eifersucht getrieben, hin und blickte durch ein Fenster. Da konnte sie ganz deutlich sehen, wie ihr Begleiter ein kleines Kind dreimal um eine Klinke schlug. Ganz entsetzt lief sie nun, da sie ihren Begleiter erkannt zu haben glaubte, so schnell sie ihre Füße trugen, in die nahe Kirche, um sich hier vor ihrem Verfolger zu sichern. Der böse Feind — denn niemand anderer als er war es — suchte sie lange und sprach, als er sie endlich im Gotteshause entdeckte: „Es ist dein Glück, daß du diesen Ort ausgesucht hast, denn sonst hätte dich das gleiche Schicksal getroffen wie vorhin das unschuldige Kind!" 26 36. Der Schimmekreiter. In Göttenitz war's. An einem kalten Winterabende hatten sich Burschen und Mädchen in einem Hause zur „prais" (Spiunabeud) ein- gefnnden. Bald ging es gar lustig her. In diesem Dorfe stand ein Haus ganz öde und verlassen und allgemein hieß es, daß es darin nicht recht geheuer sei. Auf dieses Haus nun kam auch die Rede. „Biar gstraust shi haint noch in dos Hausch (Wer getraut sich heute noch in dieses Haus)?" fragte einer. Niemand meldete sich. Endlich erbot sich eine Magd, in eine Wette einzugehen, und versprach, als Wahrheits-^ beweis den Leuchter unter der Ofenbank mitzubringen. Gesagt, getan! Im Nu hatte sie „Krishn" Haus — so hieß dieses Haus — erreicht und langte schon nach dem Leuchter, als sie plötzlich, zu Tode erschreckt, einen Reiter auf einem Schimmel gewahrte, der um die Bank herumritt. „Auf hew dain wisrtuch (Hebe deine Schürze auf)!" befahl er in strengem Tone. Als sie dies getan, warf er ihr ein Kind in die Schürze und schrie zornig: „Hist dos kint et gsbaichaits kerzu in dr hont gZhot, sho hist'rs nis miar gsshachn (Hätte das Kind nicht geweihte Kerzen in der Hand gehabt, so hättet ihr es nie mehr gesehen)!" — Damit ver¬ schwand er. Totenbleich wankte die Magd mit dem kleinen Kinde dem Hause zu, in dem alle ihrer harrten, und übergab das Kind der Hausfrau, der es von dem umheimlichen Reiter aus der Wiege geraubt worden war. 37. Der betrogene Teufet. Bor vielen Jahren begegneten im Gottscheer Ländchen eines Nachts zwei Männer dem Teufel. Auf die Frage, wo er es denn so eilig hin¬ habe, gab dieser zur Antwort: „Ich tummle mich in jenes Haus, wo die Mutter ihr Kind vor dem Schlafengehen zu bekreuzen vergessen hat. Wenn es nun während der Nacht niesen sollte und ihm dabei niemand ,Gott hilf? sagt, dann will ich es mit mir nehmen." — Die beiden Männer taten ganz vertraut und erzählten ihrerseits, daß sie ja den gleichen Weg hätten, da sie in demselben Hause Ochsen stehlen wollten. Sie gingen also mit einander. Erst vor dem Hause trennten sie sich, die Männer gingen in den Stall, während sich der Teufel leise ins Zimmer schlich. Als aber das Kind nieste, riefen die Männer im Stalle schnell: „Gott hilf, Gott hilf!" Zornig schrie dafür der Teufel im Zimmer: „Diebe im Stalle, Diebe im Stalle!" Der Wirt sprang aus dem Bette und eilte in den Stall, wo er die beiden Männer auch richtig fand. Als sie ihm aber erzählten, was sich zugetragen hatte und wie sie den Teufel überlistet hätten, beschenkte er sie reichlich, ehe er sie ziehen ließ. 27 38. Der Keufet'sstein öei Weichen««. In der Nähe von Reichenau liegt in wildromantischer Gegend eine Grube, die „WaichtgruZbZ" (Fichtengrube) genannt wird. Auf der einen Seite ist sie leicht zugänglich, aus der andern türmen sich hohe Felsen auf. Am Grunde dieser Grube öffnet sich ein grottenähnlicher Eingang; doch kann man wegen des Steingerölles und des steil ab¬ fallenden Bodens nicht weit vordringen. — Die Sage erzählt, daß einmal die Bewohner von Reichenau den Teufel beschworen hatten, einen Stein von ungeheurer Größe vom „Holderbüchel" ober der Ortschaft in die „Waichtgrmbs" auf dem Rücken hinabzutragen. Zum Anhängen dürfe er sich aber nur eines Zwirnfadens bedienen. Gelinge es ihm, die Tat auszuführen, so könne er dafür die „WaichtgruZbZ" in Besitz nehmen. Das Wagestück mißlang aber dem Teufel und er mußte wieder unver¬ richteter Dinge abziehen. Noch heute sieht man am Steine Eindrücke, die vom Rücken des Teufels herrühren sollen. 39. Kin Teukelsritt. Es war damals, als die Soldaten den Rock des Kaisers sechzehn und noch mehr Jahre tragen mußten. Da machte sich ein Urlauber aus Moos in einer entlegenen Stadt auf, um den Heimweg anzutreten. — Weit war der Weg, groß die Sehnsucht nach der alten Heimat. Und als sich der Abend herabsenkte, da brummte er etwas verdrießlich in seinen Bart hinein: „Wenn ich nur auch fahren könnte und wär es selbst auf dem Teufel!" Gleich nach diesen Worten hinkte eine dunkle Gestalt vor ihm her und sprach: „Nun, so setz dich herauf!" Er tat, wie ihm geheißen war, und fort ging es über Berg und Tal. Da fragte der Reiter, wo es denn hin solle. Und die Gestalt gab zurück: „Vorerst muß ich ins .GZmuaindle' (kleine Gemeinde), wo sich gerade eine Magd kämmt. Dieser ist der Kamm entglitten und da hat sie mich gerufen, indem sie sagte: ,Daß dich der Teufel holet!'" — Als sie bald darauf vor einer Haustiire hielten, erkannte der Urlauber, daß es sein Vaterhaus war. Er trat ins Zimmer und fand hier seine Schwester mit dem Kämmen der Haare beschäftigt; sie war es, der der Kamm entfallen war, den nun der Teufel holte. 40. Der Kössenschkund öei Eöentak. Nahe an dem Fußsteige, der vom schön gelegenen Pfarrdorfe Ebental nach Tiefental fuhrt, ist ein Loch, wie sich solche im Karste häufig finden. An kalten Morgen kann man einen dünnen Nebel daraus aufsteigen sehen, den aber die Leute für Ranch halten, denn sie behaupten, 28 dieses Loch führe bis in die Hölle hinunter und sei gleichsam der „Schorn¬ stein der HölleI" — Einmal nun trieben sich übermütige Hirtenbuben in der Nähe des Loches herum und warfen Steine hinein. Plötzlich erschien der Teufel in Gestalt eines roten Hundes und schrie: „Wer hat mir meine Teller und Schüsseln zerschlagen?" Kreidebleich standen die Buben da und dachten, daß nun ihr letztes Stündlein geschlagen habe. Da rief zum Glücke ein alter Hirte: „Diese Geiß da ging vorüber und brachte einen lockeren Stein ins Rollen!" Da erfaßte der Teufel die Geiß und verschwand mit ihr im Loche. — Am nächsten Morgen sah man die Geißhaut auf einem Strauche hängen. ^chlcmgenmärchen. 41. Die Schlangenjungsrau.' Vor langen Jahren verirrte sich einmal ein Jüngling im Walde und kam bis zur verfallenen Burg Friedrichstein. Da erschien ihm plötzlich ein schönes Fräulein, das zu ihm sprach: „Wenn du mich erlösen willst, so wirst du dich und mich glücklich machen. Ich werde dir in Gestalt einer großen, weißen Schlange entgegenkommen, mit dem Siedclstein ans dem Kopfe und einem goldenen Schlüssel im Maule. Du mußt mir nun mit einem .Schißlincst (einjährige Hasillnüe) ans das Maul schlagen; ich lasse den Schlüssel fallen und bin erlöst." Der Jüngling versprach, dies alles zu tun. — Als aber eine große, weiße Schlange daher sauste und fürchterlich zischte, da verlor er den Mut und wagte es nicht, der Schlange den Schlüsse aus dein Munde zu schlagen. Da sprach die Schlange wehmütig: „Nun muß ich wieder Schlange bleiben; erst das Kind, das einmal in der Wiege liegt, die man aus dieser Tanne hier — dabei zeigte sie auf ein ganz kleines Stämmchen — machen wird, wird mich wieder erlösen können." Nach diesen Worten rauschte sie von dannen. Andere wieder erzählen, daß ein Mädchen die weiße Schlange hätte erlösen sollen. Dieses begegnete einmal bei der Ruine Friedrichstein einem wunderhübschen Fräulein. Diese führte das Mädchen in einen tiefen, dunklen Raum und zeigte ihm hier zwei Bottiche, die ganz mit Gold gefüllt waren, lind sie sprach: „Das alles soll dir gehören, wenn du mich erlösest. Ich werde in Gestalt einer Schlange kommen und in i Ähnlich bei Hanffen, S. 99. 29 meinem Maule einen goldenen Schlüssel tragen; den mußt dn mit deinem Munde heransnehmen. " Das Mädchen versprach dies, wagte es aber ebenso wenig wie der Jüngling, das Versprechen auszuführen. Ml! 42. Der SchlangensohnU Ein paar Eheleute waren reich an Gütern, aber kinderlos. Da beteten sie um ein Kind und sollte es auch nur ein Hündchen sein; um¬ sonst! Sie beteten um ein Kätzchen, auch vergeblich. Da beteten sie um eine Schlange und ihre Bitte ward erfüllt. Als nun der Schlangensohn zwanzig Jahre alt wurde, wählten ihm die Eltern das schönste Mädchen zum Weibe. Da sich das Mädchen weigerte, sollte sie einen Balken, besteckt mit „schnsrshochn" (Schermessern), emporklettern. Sie versuchte es, aber der Schmerz war so groß, daß sie lieber nachgab und das Weib der Schlange wurde. Als sie in der Brantnacht weinte, sagte die Schlange: „Du wirst mich erlösen." Da ließ sie ab zu weinen und redete freundlich mit der Schlange. Am Morgen aber krachte das Hans und es barst die Schlnngenhant (lachs oder latschs) und ein schöner Jüngling stand vor dein Mädchen und sie küßten sich. Er aber sagte: „Die Haut bewahre wohl, es ist zu unserem Glücke." Sie aber haßte diesen Schlangenbalg und als er einst aus war, verbrannte sie ihn. Sobald er heimkehrte und dieses vernahm, verließ er sie. Sie aber war guter Hoffnung und konnte nun nicht gebären sieben Jahre lang. Da zog sie aus nach ihrem Mann. Auf dem Wege begegnete ihr eine weiße Frau. Die sagte ihr: „Dein Mann lebt mit einer Zauberin in ihrem Schlosse; da nimm drei Spiel¬ zeuge!" Sie nahm die Spielzeuge und gab zwei der Zauberin, damit sie mit ihrem Manne reden könne. Als sie aber zu ihm kam, schlief er noch von einem Zaubertrank; da gab sie das letzte Spielzeug hin. Nun vermied er den Zanbertrank, sprach mit dem Weibe und sie gebar einen Sohn. Die Zauberin aber ward vertrieben und sie lebten noch lange glücklich miteinander. Mi! 43. Die Schlange mit dem Siedelltein? Ein Wanderer verirrte sich im Walde und fiel in eine tiefe Grube, deren es in dem Gottscheer Steinboden so viele gibt. Er hatte sich nicht verletzt, denn er fiel weich auf: eine gewaltige Menge von Schlangen deckte^ den Boden. Unter ihnen erhob sich die große, weiße Schlange mit dem „shidlschtoain" auf dem Kopfe und befahl den übrigen, des Wanderers zu schonen. Die Schlangen leckten viel an dem „shidlschtoain". Da er hungrig und durstig war, wagte er es auch, daran zu lecken, und stillte 1 Haussen, S. 100 ff. 2 Häuffen, S. 98 f. 30 damit Hunger und Dnrst. Und der Wanderer blieb viele Jahre bei den Schlangen. Da versprach ihm die große, weiße Schlange, ihn wieder an das Tageslicht zn bringen, wenn er über seinen Aufenthalt bei den Schlangen schweigen wolle. Dies versprach er. Sie nahm ihn auf den Rücken und trug ihn aus Grube und Wald und durch die Lüfte bis vor eine Stadt, wo er wieder zu Menschen kam. Man erzählt ferner, in der Grube seien auch Bilche gewesen, denen er rote Fäden um den Hals band, und man habe später viele so gezeichnete Tiere gefangen. 44. Die Schkangengruöe bei Wösek4 Von einem vor einigen Jahren verstorbenen Grundbesitzer der Pfarre Mösel erzählt man sich folgendes Geschehnis. Dieser Mann sah einmal in einer Grube einen Haufen Schlangen beisammen. Er ritt nach Hause, holte sich ein Rad, machte es glühend und warf es in die Grube. Da stoben die Schlangen auseinander, er nahm rasch den Siedelstein und sprengte, von den Schlangen verfolgt, eiligst heim. Zn Hanse an¬ gelangt, streichelte er sein Pferd über den Schweis und sagte: „Du hast mich heute gerettet." Da fuhr eine Schlange hervor, die im Schweif verborgen war, und stach ihn in die Brust, so daß er starb. Seine Kinder aber behielten den Stein und wurden reich. 45. Die Mielenlchlange. Vor vielen, vielen Jahren waren die Bewohner von Kostern in großer Not. An jedem Tage verschwanden Kälber von der Hutweide, ohne daß sie wußten, wer sie ihnen raube. Daß es irgend ein Raubtier sein müsse, schlossen sie aus den Knochen, die im Gebüsch Herumlagen. Da geschah es einmal, daß ein Halbzwerg, ein kleines Männchen mit struppigem Bart und langen Haaren, mit Adlernase, langen Händen und krummen Beinen durch das Dorf ging. Dem klagten die Bewohner, wie sie es gewohnt waren, ihre Not. Das Männchen dachte kurze Zeit nach, plötzlich zuckte es zusammen und sprach: „Eure Kälber verschlingt eine Riesenschlange. Wenn ihr wollt, befreie ich euch von diesem Übel. Aber ihr müßt alles genau ausführen, was ich befehle. Auf jenem Hügel (er wies mit dem Finger hin) bauet einen großen Turm und rund herum errichtet einen Scheiterhaufen." Die armen Dorfbewohner taten sofort, was ihnen befohlen war. Dann schritt das Männchen auf den Hügel, überblickte die ganze Umgebung mit ernster Miene und stieg hieraus auf den Turm. Bedächtig zog er einen kleinen knöchernen Gegenstand aus der Westentasche, näherte ihn dein Munde und entlockte ihm drei Pfiffe in * Haussen, S. 98 f. 31 bestimmten Zwischenräumen. Er pfiff langanhaltend und immer kräftiger. Das erstemal ereignete sich nichts. Das zweitemal begann es in den Gebüschen lebendig zn werden und herbeikamen allerlei Schlangen und stürzten sich ins Feur, das man entzündet hatte. Das drittemal aber erschauerte das Männlein, wurde blaß und sagte mit matter Stimme: „Ich bin verloren, sie ist zu groß!" Bald darauf vernahm man vom Kofler Nock^ ein Sausen und Krachen, — die Riesenschlange hatte den Pfiff vernommen und stürzte nun rasend herab. Was sie mit ihrem Schwänze berührte, das brach unerbittlich zusammen; Bäume wurden niedergerissen, Felsen rollten vom Berge herab. In wenigen Augenblicken war sie zur Stelle, erhob majestätisch ihr gekröntes Haupt und ließ ihren glänzenden Diamanten im flammenden Feuer funkeln. Und wie sie das Männlein bemerkte, da warf sie es mit einem Schlage ihres Schwanzes samt dem Turme in das Feuer. Dann aber stürzte sie sich selbst hinein und wurde ein Opfer der Flammen. Die Kofler aber waren von der furchtbaren Plage befreit. Mr 46. Die verwunschene Schlange. Auf dem Morobitzer Berge befindet sich eine große Schlange, die wohl die Riesenschlange an Größe übertrifft. Einmal stieß ein Mann aus Mvrobitz, der Schwämme sammelte, auf die Schlange. Mit offenem Rachen, so erzählte der Mann mit Tränen in den Augen, stürzte sie auf ihn los und drohte ihn nut ihrem weiten Rachen zu verschlingen. Nur mit knapper Not konnte er sein Leben durch schleunige Flucht retten. Versteinerungen. 47. Der versteinerte Kochzeitszug? Ein Hochzeitszug bewegte sich einst auf dem Wege von Masern nach Reifnitz, wo die Trauung stattfinden sollte. Die Mutter der Braut, die mit der Heirat ihrer Tochter nicht ganz einverstanden war, bereitete unterdessen das Hochzeitsmahl vor. Das Mißlingen mehrerer Speisen reizte die alte Frau nur noch mehr und, ohne daß sie sich etwas Böses dabei dachte, entschlüpften ihr die unheilvollen Worte: „Aß'r haito noch 2 Variante zu der Sage von dem Hans Heiling-Felsen bei Karlsbad. 32 wmfichtnainait und nisch prachait z'assn!" (Daß ihr heute noch versteinert würdet und nichts zu essen brauchtet!) Und im selben Augenblicke war das Brautpaar uud mit ihm der ganze Hochzeitszug zu Stein geworden. Die Stelle, wo dies geschah, heißt heute noch: „Pai baißn nuruorn" (Bei den weißen Mauern). M! 48. Der steinerne Jäger. Von der Mvrobitzer „Krempe" aus sieht man einen einzelstehenden Felsen, den die Leute den „steinernen Jäger" nennen. Die Leute wissen davon nachstehendes zu erzählen: Ein Jäger aus Mvrobitz veranstaltete einst an einem Sonntage eine Jagd. Bald verfolgte ein Hund ein Reh und brachte es dein Jäger zu. Gerade als dieser den Hahn berühren wollte, um loszudrücken, läutete die Glocke in Mvrobitz zur Wandlung. In diesem Augenblicke waren sowohl der Jäger als auch der Hund und das Reh zu Stein geworden und werden wohl versteinert bleiben bis zum jüngsten Tage. Mr! 49. Der steinerne Wann. Als die Franzosen in unserer Gegend wieder einmal gesengt und geplündert hatten, brach eine furchtbare Hungersnot aus; denn nichts hatte der Franzmann übriggelassen, als was die Bewohner vorher in sichere Verstecke fortgcschleppt hatten. Der Besitzer aus „Lusharsch" Hause in Masern, der reichste Mann weit und breit, hatte aus diese Weise seine Schätze gerettst, aber er vergrub nun alle seine Habseligkeiten, um nicht den armen Leuten vielleicht etwas leihen oder gar schenken zu müssen. In einer finsteren Nacht war's, an einem entlegenen Orte, da wollte er sie vergraben, aber plötzlich überraschte ihn ein heftiges Ge¬ witter: Blitze zuckten, Donner rollten. Beim Aufflammen des Blitzes konnten einige Nachbarn ihn bei seiner Arbeit beobachten. Aber als man am nächsten Tage nachforschte, da fand man den Mann versteinert und versteinert waren Spaten und Haue. 33 Verwunschene Gewässer. 50. Verwunschener See. Auf dem Morobitzer Berge sprudelt aus einer kleinen Quelle frisches, klares Wasser hervor, weshalb sie auch allgemein das „kalte Brünulein" heißt. Einmal vergrößerte man die Öffnung der Quelle und war nicht wenig erstaunt, als das Wasser immer stärker hervorquoll und ein Fischlcin ums andere hervvrpurzelte und lustig im kalten Wässerlein plätscherte. Sv- wurde die Sage bestätigt, die schon lange von dem See zu nielden wußte, der hoch oben auf dem Morobitzer Berge verborgen liege. Hier herrscht himmlischer Friede und im See schlummern verwunschene Fische. Selten gelingt es einem Sterblichen, den See zu finden. Kommt aber einer dahin, so schlagen die Fische gar fürchterlich um sich und sperren ihre Mäuler gar weit auf, als wollten sie den Eindringling verschlingen. Einmal fand ein Maun an dem Ufer dieses Sees drei eibene Kästen übereinander; er nahm ein Brett davon, bezeichnete es mit dem süßen Namen Jesu und warf es in den See. Das Brett fischte man kurze Zeit darauf in der Kulpa auf. Der See steht also mit der Kulpa in Verbindung. 51. Der See von Masern. An der Stelle, an der heute das hübsche Dorf Masern liegt, war ehemals ein großer See. An der Ostseite dieses Sees zog sich eine Mulde hin, die tiefer lag als der Seespiegel und die von dem See nur durch einen kleinen Hügelrücken getrennt war. Da hatten sich einst zwei Brüder niedergelassen, die aber immer in Zwist und Hader miteinander lebten. Eines Tages, als sie wieder hinausgefahren waren, um zu fischen, entbrannte wieder ein heftiger Streit und giftige Worte flogen hinüber und herüber. „Morgen soll dich der See verschlingen!" schrie der eine bebend vor Zorn. „Dich aber heute noch!" brüllte der andere in größter Erregung. So zankten die beiden Brüder weiter und erst spät abends verkündeten rasche Ruderschläge ihre Heimfahrt. Schwarze Gewitterwolken waren unterdessen am Himmel heraufgezogen und ein gewaltiger Sturm begann den sonst so ruhig schlummernden See zu peitschen. Immer tobender und tosender gebärdete sich der See, bis der eine der beiden Brüder von den rasenden Wellen ergriffen und nach kurzem, vergeblichem Ringen in die Tiefe hinabgerissen wurde. Das gleiche Schicksal ereilte den anderen Bruder am nächsten Tage. Nun, nachdem der See seine Opfer gefunden hatte, schien auch ihm der Zorn geschwunden und müde 3 34 und matt legten sich die schäumenden Wogen. Bald lagerte himmlische Ruhe über dem See und niemand hätte geahnt, welch schreckliches Ereignis sich vor wenigen Stunden hier zugetragen hatte. Aber immer tiefer sank der Spiegel, immer kleiner ward der See, bis kein Tröpflein übrig blieb und der nackte Grund zum Himmel emporlachte. Nur zwei große Löcher zeigten den Weg, den das Wasser genommen hatte. Durch diese soll der erzürnte See auch seine beiden Opfer mitgenommen haben. Im Volke herrscht heute noch der Glaube, daß die beiden Brunnen, aus denen die Bewohner von Masern ihr vortreffliches Brunnenwasser schöpfen, diese Löcher seien. Mr! 52. Der Zckuh vei Lbentak. Dort, wo jetzt das überaus freundliche Ebental liegt, breitete sich vor vielen, vielen Jahren ein ungeheurer Wald aus, in dem viel edles und unedles Getier wohnte. Das Tal, das heute zu den wasserärmsten Gottschees gehört, war damals reich bewässert durch einen großen Fluß, der schon nach kurzem Laufe in die „Poschtgruobo" (Bastgrube) mündete. In dem benachbarten Hinach lebte damals ein windischer Jäger, den dieser Fluß, zumal wenn er durch Regengüsse angeschwolleu war, in der Ausübung des edlen Weidwerkes sehr hinderte. Daher faßte der Jäger den teuflischen Plan, den Fluß zu beseitigen. Er nahm drei kreisrunde Bretter, drei Körbe Lehm und neun Körbe „Umoch"' und verstopfte, als der Fluß gerade sehr seicht war, damit die Quelle. Das Wasser kam nicht wieder. Doch nicht lange genoß er die Frucht seiner bösen Tat. Bald befiehl ihn eine Auszehrung und als er starb, war sein Körper so zusammengeschrumpft, daß er in einem gewöhnlichen Siebe den Geist aufgab, nachdem er mit lauter Stimme mehreremalc „Auf, auf!" gerufen hatte. Doch niemand wußte, was er mit diesen Worten sagen wollte. Er wollte offenbar, daß man die Quelle öffne. Der Fluß aber hatte sich einen anderen Ausweg gebahnt; denn als einmal ein Paar gejochte Ochsen in die „Poschtgrusbs" fielen, kam das Joch bei „Scheira" - an der Gnrk wieder znm Vorschein? Nur wenn es lange Zeit regnet, so nimmt der Fluß wieder seinen alten Gang und setzt Dorf, Felder und Wiesen unter Wasser. Die Ebentaler sagen dann: „Das Wasser ist ansgekommen." 1 Abfälle beim Brecheln. 2 Ainödt bei Hof. b Dasselbe erzählt man von vielen Erdlöchern in Gottschee. 35 Wundersame Wurzeln. 53. Die Schkafwurjet. Ein Bauer aus Moos benützte einst im Spätherbste, als er von Gottschee heimkehrte, den kürzeren Weg durch deu Wald. Mitten darin gewahrte er etwas abseits vom Pfade einen großen Bären, der an einer bloßgelegten Wurzel mit großer Lust zu nagen schien. Neugierig, was das für eine Wurzel sein könnte, ging er, nachdem sich der Bär entfernt hatte, hin und leckte auch an der Wurzel. Dann wollte er seinen Weg fortsetzen, doch da überfiel ihn ein so schrecklicher Schlaf, daß er sich in einen Heuschober legen mußte, der in der Nähe stand, um ein Stündlein ausznruhen. — Als er wieder aufwachte, stand die Sonne noch hoch am Himmel und da er noch immer schläfrig war, drehte er sich auf die andere Seite und schlief weiter. Als er wieder erwachte, rieb er sich den Schlaf aus den Augen, ergriff seinen Wanderstab und lenkte seine Schritte dem heimatlichen Dorfe zu. Hier war man nicht wenig erstaunt — der Frühling war bereits ins Land gezogen — als der längst tot geglaubte wieder gesund und wohlgemut auftauchteI —Die verhängnisvolle Wurzel soll ihn gleich wie den Bären betäubt haben. Auch der Bär erwacht zu Pauli-Bekehrung, wendet sich auf die andere Seite und schläft weiter! 54. Jrrwurzeln. Mehrere Weiber aus Morobitz sammelten einst auf dem Mvrobitzer Berge Schwämme. Auf einmal gerieten sie in eine große Grube und konnten nicht mehr heraus. Jrregeführt durch die „Jrrwurzeln", die darin wuchsen, fanden sie den Ausweg nicht mehr. In Morobitz wartete man vergebens auf ihre Rückkehr. Als schon einige Tage um waren, da zogen endlich die Leute auf die Suche aus und streiften mit lautem Hörnerklang durch den Wald. Nach langem Suchen fanden sie die Vermißten ganz erschöpft und verzagt in der Grube auf. — Leute, die sich auf dem Mvrobitzer Berge sehr gut zurecht finden, sollen durch die Jrrwurzeln schon oft irregeführt worden fein. 36 Oon Rirchen und Rapellen. 53. Die Entstehung der Kirche in Stalzern. Westlich von Stalzern erhebt sich ein ziemlich ansehnlicher Hügel, der unter dem Namen „Kirchpichel" allgemein bekannt ist. Dieser Hügel wird von einer Kirche gekrönt, die dem heil. „Tone" (Anton) geweiht ist. An die Entstehung dieser Kirche knüpfen sich mehrere Sagen. 1. ) Eine erzählt, daß die Einwohner von Stalzern ursprünglich den Beschluß gefaßt hatten, in ihrer Ortschaft ein schmuckes Kirchlein zu errichten. Bald wurde mit der Arbeit begonnen; doch wurde das Werk der Arbeiter jede Nacht von einem Schweine derart zerstört, daß man den Bau schon aufgeben wollte. Nun eilte aber das Schwein jedesmal, wenn es seine Arbeit getan hatte, ans den Hügel und verschwand oben spurlos. Da verfiel man auf den Gedanken, die Kirche an jener Stelle zu erbauen, wo man das unheimliche Tier immer wieder ans den Augen verlor. Welch Wunder! Die Arbeit ging flott vonstatten. Und als die Kirche vollendet war, ließ man das Schwein in die Kirche ein, wo es sich vor dem Bilde des heil. „Tone" niederwarf. Heute noch legen die Gläubigen dort Schweinefüße mit der Bitte am Altäre nieder, der heilige „Tone" möge ihre Schweine vor Krankheiten bewahren. 2. ) Eine andere Sage erzählt: Die Einwohner von Stalzern waren lange uneins darüber, wo sie ihre Kirche erbauen sollten. Da eröffnete ihnen eines Tages der „Shuppon" (Ortsvorsteher) mit freudiger Miene, daß er auf einen weisen Gedanken gekommen sei. „Spannt," sagte er, „an einen mit Sand beladenen Wagen zwei Ochsen und lasset diese ihren Weg selbst wählen; wo sie zum erstenmal Rast halten, dort soll der Grund zur Kirche gelegt werden." Dies geschah. Kaum setzten sich aber die Ochsen in Bewegung, so lief ein Schwein, einen runden Stein in seinen Vorderfüßen haltend, dem Ochsengespann vor und wälzte den Stein dem „Kirchpichel" zu. Auf dessen Gipfel legte es seine Bürde nieder und entschwand ebenso schnell, als es gekommen war, den Augen der Menge. Die Wahl des Ortes, auf dem die Kirche erbaut werden sollte, war hiemit eintschieden? 3. ) Eine dritte Sage berichtet: In Stalzern wurden vor alten Zeiten viele Schafe gehalten, die gewöhnlich auf dem „Kirchpichel" weideten. So oft diese aber zu der Stelle kamen, von der jetzt die Kirche herniederblickt, warfen sie sich auf die Vorderfüße und fraßen kniend. Weit und breit wurde dieses seltsame Ereignis besprochen und jedem drängte sich wohl der Gedanke auf, daß der Hügel ein gar heiliger Ort sein müsse. Diese Meinung bestätigte sich auch gar bald; denn kaum thronte das Kirchlein dort oben, so fraßen die Schafe wieder wie andere Tiere. > Die gleiche Sage wird von der Kirche in Prüfe erzählt. 37 56. Das Kirchlein von St. Weter? Das Kirchlein zn St. Peter bei Ober-Warmberg gewährt, da es aus weithinschauendem Bergesgipfel steht, eine herrliche Aussicht. Es ist auf eine gar wunderbare Weise auf diese Bergeswarte gekommen. Die Sage erzählt, daß es ursprünglich in Kroatien gestanden hatte, wo es jedoch nicht ein Ort frommer Erhebung des Gemütes war, sondern als Kauf¬ bude von den Schweinehändlern benützt wurde. Einst entstand im ent¬ weihten Heiligtum sogar eine arge Rauferei. Am nächsten Morgen war das Kirchlein verschwunden. Nach langer Wanderung kam es bis zur Gurk und bestieg von da aus durch den Wald den Petersberg. Alle Bäume, die ani Wege standen, traten dein wandernden Hause des Herrn ehrerbietig aus dem Wege, um den Durchgang durch den dunklen Hain zu ermöglichen. Auf dem Gipfel des Petersberges befand sich ein ungeheurer Felstrichter. Derselbe beherbergte ein riesiges Untier, das die ganze Gegend ringsum unsicher machte. Mensch und Tier fiel ihm zum Opfer. Schon wollten die ersten Ansiedler in ihrer Verzweiflung die Gegend wieder verlassen, als das St. Peters-Kirchlein bergauf gezogen kam und sich gerade auf das Loch setzte, in dem das Ungeheuer hauste. So erstickte der Unhold in seinem Loche und die Leute waren ihrer Not ledig. Noch heute bildet das Kirchlein, das knapp an der Grenze zwischen Deutschen und Slaven, zwischen Fürsten- und Bauerngrund steht, einen Hort des Friedens, bei dein sich die nationalen, kirchlichen und besitzrechtlichen In¬ teressen keuzen. Unter dem Hochaltar aber grollt noch manchmal ein Ton dumpfen Gebrauses, der aus der unterirdischen Schauerhöhle zu kommen scheint. Mr 57. Das Wetterkoch. 1. ) Auf dein Gipfel des Kositzenberges bei Unterlag war vor vielen Jahren eine tiefe und weite Kluft. Daraus wehte immer ein eiskalter Wind hervor. Zuweilen stieg ein grauer Nebel heraus und dann vernichtete jedesmal ein heftiger Hagel den Segen des Feldes in der ganzen Umgebung. Um dieses Unheil abzuwenden, baute man endlich eine Kirche über die Kluft und seither droht den Früchten des Feldes keine Gefahr mehr. 2. ) Ähnliches erzählt man von einem Hügel zwischen Rieg und Kotschen. Früher einmal soll alles böse Wetter aus diesem Hügel auf- gestiegeu sein. Auf Bitten der Bevölkerung weihte ein Kaplan aus Rieg diesen Ort, um die Gegend vor Hagel zu bewahren, und seither heißt er „dos gsbaihaits pihsle" (der geweihte Hügel). i Hintner: „Laibacher Schulzeitung" Jahrg. 1901, Seite 93 ff. Mi 38 58. Keitigen Vlut in Höermölet. Als die Türken einst wieder in Gottschee einfielen und raubend und mordend von Ort zn Ort zogen, ritten sie auch durch das hübsche Dorf Obermösel. An der Stelle, wo heute das schmucke Kirchlein „Hailign plust" (Heiligen Blut) steht, stürzten die Pferde plötzlich vor einem „jüdisch duarns" (Katzenbutendorn), der Blut schwitzte, auf die Knie und wollten nicht von der Stelle. In ihrer Not gelobten die Türken, alljährlich „a haubos kafinos" (halben Merling) Gold zu senden, damit davon eine Kapelle erbaut werde. Die Kapelle wurde gebaut und erhielt den Namen „Heiligen Blut". Die Türken aber sollen das versprochene Gold nicht geschickt haben. 59. Kölschen und seine Kirche. Die Ortschaften Kotschen, Moos und Händlern gerieten einst in heftigen Streit, denn jede wollte die Kirche, die erbaut werde» sollte, in ihrem Dorfe haben. Um den Streit zu schlichten, wurden in Händlern die stärksten Ochsen aus dem Stalle geholt und vor einen schwer beladenen Wagen gespannt. Wo die Ochsen stehen bleiben würden, dort sollte die Kirche erbaut werden I Auf einem kleinen Hügel neben einer „Kuatschs" (Keusche) blieben sie stehen. Damit war der Streit beendet und Kotschen, das bis dahin einen anderen Namen geführt haben soll, hieß von da ab nach dieser kuatschZ: Kotschen. 60. Die Liesenbacher Kapelle. Vor vielen, vielen Jahren wollte einmal der Hirt von Nieder- Tiefenbach seine Herde vom „Kapitsch" nach Hanse treiben. Als die Herde, die aus 50 Ochsen bestand, zu dem Orte kam, wo heute noch eine kleine Kapelle steht, fielen plötzlich alle Ochsen tot zu Boden. Der Hirt wollte einen schwarzen Hund gesehen haben, der an der gleichen Stelle verschwand. Dieses Ereignis beunruhigte die Leute sehr und um weiteres Unheil abznwenden, erbauten sie an der Unglücksstelle eine Kapelle. Alljährlich wurde darin eine heil. Messe gelesen, bis einmal in einer stürmischen Nacht ein Hafner mit seinem Pferde darin Schutz suchte und das Pferd verendete. Dadurch war der heilige Ort entweiht und nun wird da kein Meßopfer mehr dargebracht. 61. Die Kirche von Wittcrdorf. Die Mitter- und Windischdvrfer hatten sich dahin geeinigt, die Kirche auf einem Hügel zwischen den beiden Ortschaften zu erbauen. Schnell wurden Steine hcrbeigeschafft, aber jeden Morgen fand man diese an 39 der Stelle, wv heute die Mitterdorfer Kirche steht. Da glaubten die Leute, die Engel hätten während der Nacht die Steine übertragen und erbauten nun die Kirche in Mitterdorf. 62. Die Söner Kirche. Als vor vielen Jahren einmal die Bewohner von Eben ihre Schafe auf die Weide trieben, knieten diese alle an einer Stelle nieder. Die Leute gruben da nach und waren nicht wenig erstaunt, als sie ein Kreuz in der Erde fanden. Das war der Anlaß, t>aß an dieser Stelle die heute noch stehende Kirche erbaut wurde. Die gleiche Sage wird auch noch von der Kirche auf dem Kuminer- dorfer Berge erzählt. 63. Das Ebner Bild. Den Wanderer von Hinterberg nach Rieg grüßt vom „Ebner Berge" eine kleine Kapelle, die zwar schlicht und einfach erbaut, jedoch weit und breit als heiliger Ort bekannt ist. Über die Entstehung dieser Kapelle, die in Kürze durch ein schmuckes Kirchlein ersetzt werden soll, erzählt man folgendes: 1. ) Ein Mann aus der Morobitzer Gegend hausierte einst in Kärnten. Als er eines Tages in ein Haus trat, bemerkte er ein Mutter¬ gottesbild, das ihm so sehr gefiel, daß er es von der Besitzerin käuflich erwerben wollte. Erst auf vieles Bitten hin verkaufte sie das Bild. Doch bald bereute sie es sehr und als der Mann wieder einmal kam, um seine Waren zum Verkaufe anzubieten, da verlangte sie ihr Bild zurück. Der Hausierer kam ihrem Wunsche nach; doch in einem wunderbaren Traume wurde ihre Tat getadelt und ihr geosfenbart, daß dieses Bild bestimmt gewesen sei, auf stolzer Höhe zu thronen, wo es über viele Hohen und Täler geblickt hätte. Viele Menschen hätten es verehrt und angebetet. — Dieser Traum stimmte die Frau um und als sich der Hausierer wieder in ihrem Hause einfand, gab sie ihm das Bild zurück. Der Hausierer brachte es nun in seine Heimat, erbaute das Ebner Bild und heute noch strömen die Gläubigen aus der Umgebung zu dieser Marienkapelle, nm hier ihre Gebete zu verrichten. 2. ) Eine andere Sage berichtet, daß dieses Bild einmal einer Witwe in Prag gehörte. Die wurde so arm, daß sie alles verkaufen mußte, um nicht Hungers zu sterben. Nichts war ihr geblieben als ein Mutter- gvttesbild. Dies war aber ihr größter Schatz, denn in schweren Stunden hatte sie davor immer Linderung ihrer Schmerzen gesucht und gefunden und so kam es, daß sie sich gar nicht von ihm trennen wollte. Aber Not bricht Eisen! Endlich mußte sich die arme Witwe entschließen, das Bild zu verkaufen. Ein Hausierer — er war aus der Morobitzer Gegend — brachte es durch Kauf au sich. Aber nun fand die arme Frau keine Ruhe 40 mehr. Sie weinte ohne Unterlaß, bis ihr einmal im Traume die Mutter Gottes erschien nnd ihr sagte, sie möge nicht traurig sein; das Bild werde an einen Ort kommen, wo viele Gläubige es verehren würden; hier würden sie Trost und Hilfe finden. Nun erst tröstete sich die arme Witwe. 3.) Eine dritte Sage wieder erzählt, daß einmal die Türken in diese Gegend kamen nnd daß an der Stelle, wo heute das Ebner Bild steht, sich plötzlich ihre Pferde bäumten und nicht von der Stelle wollten, mochten die Reiter noch so arg schelten und noch so wütend zuschlagen. — Die Leute betrachteten dies als ein Zeichen, daß dieser Ort ein heiliger sei, und erbauten deshalb hier eine Kapelle! 64. Wie Göttenih >,n einer kostbaren Monstranze kam? Die Göttcuitzer rühmen sich mit Recht der schönsten Monstranze Untcrkrains. Sie ist ein Meisterstück in gotischem Stile nnd trägt die Jahreszahl 1517. Wie Göttenitz in den Besitz einer so wertvollen Monstranze kam, darüber erzählt die Sage folgendes: In Göttenitz lebte einst ein schönes, junges Mädchen, um das sich zwei reiche Männer, ein Laibacher und ein Fiumaner, bewarben. Das Mädchen hatte ihr Herz dem Fiumaner Angewandt, ihre Eltern jedoch beschlossen, sie dem Laibacher zur Frau zu geben. Da danials Göttenitz nach Rieg eingepfarrt war, sollte dort die Trauung stattfinden. Man brach dahin auf. Im Waldesgestrüpp aber lauerte der Fiumaner und wie der Hochzeitszug heran kam, stürzte er hervor und raubte die Braut, die ihm willig nach Fiume folgte, wo sie getraut wurden. Die junge, nunmehr sehr reiche Frau schenkte einige Jahre später der Kirche in Göttenitz jene kostbare Monstranze. i Findet sich ähnlich bei Haussen, Seite 107. 41 Heiraten zwischen Verwandten. 65. Kirnmkische Warnung vor Blutschande. In Göttenitz lebte einst auf „Schmurkn" Hause ein Ehepaar, dem Gvtt zwei Kinder — einen Knaben und ein Mädchen — geschenkt hatte. Der Sohn zog schon als kleiner Knabe hinaus in die weite Welt, um sich hier sein Brot ans ehrliche Weise zu verdienen. Als er nach vielen Jahren wieder in seine Heimat zurückkehrte, fand er seine Eltern nicht mehr am Leben; er selbst wußte kaum, in welchem Hause seine Wiege gestanden hatte. Niemand im Dorse kannte ihn mehr. Da er in der Welt einiges erspart hatte, überdies ein schöner, junger Mann war, so erwarb er sich bald die Gunst aller Mädchen. Ein Mädchen, das ihm am besten gefiel, wollte er zum Altäre führen. Wie erstaunten aber alle, als es auf dem Wege zur Kirche Steine und Blut reguetel -- „Was soll das bedeuten, du schiauai Moliano (schone Leni)?" wandte sich der Bräutigam an seine Braut. Da sie keine Antwort wußte, forschte er weiter: „Wie hat dein Vater geheißen?" — „Der alte Schmurk," gab sie zur Antwort. „Und deine Mutter?" fiel er ihr schnell ins Wort. „Die alte Schmurkin." Dem Bräutigam drohte das Herz zu brechen, als er diese Worte vernahm. Traurig klangen die Worte aus seinem Munde: „Zwischen uns beiden ist ein Wunder geschehen, wir sind ja Schwester und Bruder." 66. Schwere Buße. Zwei Männer verirrten sich einmal im „Rieger Berge" und kamen endlich zu einem großen Feuer. Es war nur eine Frau da und die baten sie, sich auch beim Feuer wärmen zu dürfen. Die Frau erwiderte: „Ihr könnt schon bleiben, aber ihr werdet es nicht aushnlten, wenn euch auch nichts Leides geschieht." Und um die elfte Stunde da kam es gesaust und gebraust, der ganze Berg erschütterte, bis endlich der leibhafte „Gottsei¬ beiuns" vor ihnen stand. Nun ging es über die arme Frau her. Sie wurde ganz zerhackt, die Gedärme wurden ihr herausgewnnden, bis endlich die zwölfte Stunde vorüber war. Da hatte die Frau wieder ihre ursprüngliche Gestalt und sagte voll Traurigkeit: „So wird es mir gehen bis zum jüngsten Tage, weil ich in der Verwandtschaft geheiratet Habel" 42 Aus der Türkenzeit. 67. Dom türkischen Kascha.* Beim türkischen Pascha flehte einmal ein Bettler um eine milde Gabe. Allein der Pascha sagte: „Ich kann dir nichts geben, denn ich habe keine Wirtin." Da sprach der Bettler: „Herr, ich weiß eine Fran, die für euch passend wäre, im schönen Gottschee. So schön da ist Molankizle' (Lena), noch dreimal schöner ist .Mogriatizle' (Margareta). Am Grvß- frauentage, da sitzt bei der ,Alten Kirchen' (Mitterdorf) Molankizle an der Mauer und Mogriatizle am Anfänge der Bank." So sprach der Bettler und ging seines Weges. Der Pascha aber merkte sich gut, was er vernommen hatte. Am Großfrauentage während der Predigt kam ein türkischer Reiter dahergesprengt. Nachdem er sein Pferd an einen Baum gebunden hatte, trat er in die Kirche und sagte: „Erschrecket nicht, ihr Wallfahrer, ich komme nur holen, was mir fehlt." Dabei ergriff er Mogriatizle bei der Hand, führte sie hinaus, hob sie auf sein Pferd und ritt davon. Die Leute waren so überrascht, daß sie nicht begriffen, was geschah und was sie beginnen sollten. Nachdem sie sich von ihrem Schrecken erholt hatten, verfolgten sie den unbekannten Reiter, um ihm seinen Ranb abzujagen. Der Pascha aber ritt sehr schnell, wobei er sein Pferd immer mit den Worten antrieb: „Knisrldi, knizrldi, main engischtle (spring, nur springe, mein Hengst), brichst du dir den Hals, so brichst du dir den deinigen und ich den meinigen I" 68. Die Zerstörung von Wrauen. Auf dem Stalzer „Kirchpichel" sieht man heute noch auf drei Steinen drei Eindrücke von Pferdehufen, die der Sage nach auf folgende Weise entstanden sein sollen. Türkische Horden durchzogen wieder raubend, plündernd und sengend unser Ländchen. Alle Ortschaften waren bereits zu Schutt und Trümmern geworden, nur Mrauen hielt der türkischen Über¬ macht noch stand. Als endlich auch dieses in Brand gesteckt wurde, ritten die türkischen Reiter, von Freude überwältigt, auf ihren kleinen, aber schnellen Pferden auf den „Kirchpichel", um sich von hier aus an dem schaurigen Anblicke zu ergötzen. > Variante zu dem Liede Nr. 73. bei Hausten: „Vom türkischen Kaiser." Seite 298. 43 Wie mag da das teuflisch-boshafte Türkenherz gelacht haben, als es das stolze Mrauen in Flammen aufgehen fahl Aber nicht lange mährte ihre Freude, denn zu ihrem Entsetzen standen die Pferde plötzlich wie festgewurzelt und weder die stärksten Hiebe noch die gröbsten Verwünschungen vermochten sie von der Stelle zu bringen. Zu Tode erschreckt, ließen die Räuber ihre Pferde im Stiche und eilten von dannen. Die Hufspuren sind aber noch heute zu sehen. 69. Pie Afefferstaltde. In der Nähe von Mranen zeigt man heute noch den Ort/ wo vor Jahren einmal eine Pfefferstaude gestanden haben soll. Sie blühte nicht alle Jahre. Wenn sie aber blühte, dann war es ein Zeichen, daß die Türken ins Land kämen. Der türkische Kaiser wollte sie daher neunmal ausroden, aber er konnte Nkrauen, also auch die Pfefferstaude, nicht finden, da die Häuser so nach der Reihe gebaut sind, daß man die Lichter von weitem nicht wahruehmen kann. Heimkehrsage. 70. Bestrafte Kavfucht? Unweit Römergrund liegt auf einer Anhöhe die kleine Ortschaft Turn mit geringen Überresten eines runden turmartigen Gebäudes. Von diesem erzählt die Sage folgendes: Vor langer Zeit, als die jetzige Sprachinsel noch unbewohnt und von Urwald bedeckt mar, stand dieser Turin als einziges Gebäude auf der weiten Strecke von Reifnitz bis Möttliug. Hier wohnte ein habsüchtiges Ehepaar, das zwei allerliebste Kinder, einen Sohn und eine Tochter, hatte. Das Mädchen heiratete nach Reifnitz, der Sohn aber zog in fremde Lande und trat in die Dienste eines Grafen, der viele Kriege führte. Die Eltern errichteten hierauf iin Turme eine Herberge, die für viele verderblich werden sollte. Ein Saum¬ pfad führte an dem Turme vorüber, weit und breit der einzige Weg, so mußte er von vielen Reisenden benützt werden. Es traf sich daher 1 Heute Altmrauen genannt; das Dorf wurde von den Türken zerstört und dann dort erbaut, wo es heute steht. 2 Hauffen, Seite 106 ff. 44 oft, daß einer oder der andere in dem Turme nächtigte. Im Schlafe wurden dann die Gäste von den Wirtsleuten, denen ein paar baumstarke Hausknechte Beistand leisteten, ermordet und beraubt. Der Leichnam wurde in ein nahes Erdloch geworfen. Dieses traurige Los traf viele Wanderer, bis der Himmel über die Mörder eine furchtbare Strafe verhängte. Der Sohn dieser Leute hatte nach langem Aufenthalte in der Fremde, von Heimweh getrieben, die Reise zu den Eltern angetreten. Nachdem er einige Tage bei der Schwester in Reifnitz geweilt hatte, langte er des Abends spät im Elternhause an, wo er die erste Nacht unerkannt zubringen wollte. Im Schlafe aber ermordeten ihn die Eltern, die ihn für einen durchreisenden Grafen hielten, und warfen den Leichnam in den Abgrund zu den übrigen Opfern. Des anderen Tages kam, von bangen Ahnungen gequält, auch die Tochter aus Reifnitz daheim an, wo sie aus dem Munde der Eltern erfahren mußte, daß diese ihr eigenes Kind, den einzigen Sohn, aus Geldgier ermordet hatten. Inhalt Elbische Lagen. Lew 1. Schtompfo-Parto.4 2. Die weißen oder wilden Frauen .5 3. 's Pilichmandle (Bilchmünnchen). 6 4. Das Waldmandl. 7 5. Wilde Männer.7 Gespenstersagen. 6. Die wilde Jagd.8 7. Der Saal der Ahnen.8 8. Die Geistermcsse.10 9. Mutterliebe.10 10. Die toten Brüder.11 1t. Erlöst.11 12. Der tote Gendarm.11 13. Nackte Männer.12 14. Feuerzungen.12 15. Ein Mann ohne Kopf.12 16. Ein Pferd ohne Kopf.12 17. Gespenstische Hunde.13 18. Spukgeschichten .13 19. Vom schwarzen Manne.13 Hexensagen. 20. Entführt.15 21. Überfall durch Hexen.16 22. Hexenritt.16 23. Einer teuflischen Hexe Leben und Tod.16 24. Hexentanz.16 25. Hexe und Kröte.16 27. Die schwarze Henne.13 28. Tanzende Lichter.13 Lchatzgräbersagcn. 29. St. Christoph als Schatzhüter.10 30. Verzauberte Schätze.19 31. Vergrabene Schätze.20 32. Schatzgräber. 21. Teufelssagcn. 33. Der Schratt.23 34. Der Teufelsbeschwörer.24 35. Der böse Feind.25 36. Der Schimmelreiter.26 Seite 37. Der betrogene Teufel. 26 38. Der Teufelsstein bei Reichenau .27 39. Ein Teufelsritt. 27 40. Der Höllenschlund bei Ebental. 27 Lchlangemnärchen. 41. Die Schlangenjungfrau. 28 42. Der Schlangensohn. 29 43. Die Schlange mit dem Siedelstein. 29 44. Die Schlangengrube bei Mösel. 30 45. Die Riesenschlange. 30 46. Die verwunschene Schlange. 31 Versteinerungen. 47. Der versteinerte Hochzeitszng. 31 48. Der steinerne Jäger. 32 49. Der steinerne Mann. 32 Verwunschene Gewässer. 50. Verwunschener See. 33 51. Der See von Masern. 33 52. Der Fluß bei Ebental. 34 Wundersame Wurzeln. 53. Die Schlafwurzel. - - 54. Jrrwurzeln. 35 Von Airchen und Anpeilen. 55. Die Entstehung der Kirche in Stalzern. 36 56. Das Kirchlein von St. Peter. 37 57. Das Wetterloch. 37 58. Heiligen Blut in Obermösel. 38 59. Kotschen und seine Kirche .38 60. Die Tiefenbacher Kapelle. 38 61. Die Kirche von Mitterdorf. 38 62. Die Ebner Kirche. 39 63. Das Ebner Bild. 39 64. Wie Göttenitz zu einer kostbaren Monstranze kam . 40 Heiraten zwischen Verwandten. 65. Himmlische Warnung vor Blutschande . 41 66. Schwere Buße. 41 Aus der Türkenzeit. 67. Vom türkischen Pascha. 42 68. Die Zerstörung von Mrauen. 42 69. Die Pfefferstaude. 43 Heimkehrsage. 70. Bestrafte Habsucht .43 SSSSSS2341S I