NEUE STÄDTISCHE BEAMTE AUF EINER UNVERÖFFENT­ LICHTEN INSCHRIFT IN CELEIA HERBERT GRASSL Universität Graz Als im Jahre 1896 die alte Pfarrkirche in V ojnik (Hochenegg), ca. 10 km nördlich von Celje dem oliert wurde, kam en in den G rundm auern m ehrere R öm ersteine zum Vorschein, die schon bald darauf an der Außenseite der neuen K irche pyram idenförm ig eingem auert w urden.1 U nter diesen Stücken befindet sich auch ein Inschriftstein,2 der nun im folgenden vorgestellt w erden soll (Abb. 1). Es handelt sich dabei um das rechte untere B ruchstück eines M arm orquaders (Höhe 77 cm, B reite 25 cm ), der für seine spätere Verwen­ dung als B aum aterial zugearbeitet wurde. Dabei h at m an auch das Profil (7 cm ) am rechten und unteren Rand abgeschlagen. Die Art des Steines und seine Zugehörigkeit zum Komplex der übrigen erhaltenen Antiken lassen keinen Zweifel darüber, daß w ir hier den R est eines im Gebiet von Celeia rech t bekannten Denkmaltyps (eine sogenannte G rabara) vor uns haben. Vom W ortlaut der Inschrift hat sich noch folgendes erhalten (B uchstaben­ höhe 5—3 cm abnehm end) : [ ........ ~\mio [ ........ laedili [ a]n(norum ) X L et [ ___aedi ili coloni(ae) 5 [.... an(norum ) ] LV et [ ........]t colon( ios) [ ___a]n(norum ) L [ ___ H jonorata \ . .. in m em ]oriam 1 0 [ ....... Iati mariti [ ___sepujlcrum [ ___pos]uit T rotz des geringen erhaltenen Inschriftrestes (m ehr als die H älfte des Denkm als ist verloren) lassen sich die Grundzüge des Textes erkennen. Soviel ist klar, daß die Steinsetzerin Honorata zum Gedenken (in m em oriam ) dreier A rh eo lo šk i v estn ik 28 (1977) 103 1 V ojnik (Celeia) Personen, darunter ihres Gatten ( m aritus) m it dem Cognomen .. .a tu s, diese G rabstätte (sepulcrum ) errichten ließ. Der Name H onorata ist im Gebiet von Celeia bekannt.3 Die Namen der drei V erstorbenen sind leider nicht m ehr festzustellen. Im Rest der ersten Zeile w ird m an wohl den Dativ eines Gentil- nam ens auf -mius sehen können, vielleicht einen Postumius (eine solche E r­ gänzung m acht das Spatium vor dem M w ahrscheinlich). Die Postum ii, von denen m ehrere Sklaven und Freigelassene in Celeia bekannt sind,4 werden d o rt größeren Besitz gehabt haben. Daß die B estatteten zum M unizipaladel gehörten, beweist neben der Art ihrer G rabstätte ihre Tätigkeit als städtische M agistrate : vom Erstgenannten, der bereits m it 40 Jahren verstorben ist, w ird die Ädilität (in Celeia ?) erw ähnt; der zweite, der m it 55 Jahren verschied, bekleidete die Ädilität wohl in einer benachbarten colonia ( Em ona oder Poeto­ vio ?);5 der dritte, der m it 50 Jahren verstarb, führte sein Amt (aedilis, quin­ quennalis ?) entw eder in derselben oder einer anderen colonia. Die runden Altersangaben entsprechen durchaus den Gepflogenheiten im R aum von Celeia.6 Unser Fam iliengrabstein, der dem 2. Jh. zuzuweisen ist, bereichert trotz seiner Lückenhaftigkeit unser Wissen um die M unizipalaristokratie des no- risch-oberpannonischen Grenzraumes.7 Zugleich erkennen w ir daraus, daß auch die Straße von Celeia nach der Provinzhauptstadt Virunum (bzw. nach Poetovio)8 von den G rabstätten des Munizipaladels gesäum t w ar, die den­ jenigen von Šem peter sicherlich nicht nachgestanden sind.9 1 Für die gütige Erlaubnis zur Publi­ kation habe ich Frau V. Kolšek (Celje) herzlich zu danken. Kurze Fundnotiz in MZK n. F. 23 (1897) 54 Nr. 38; vgl. Deutsche Wacht, 21. Jg. 1896, Nr. 90, 3. Älteres römisches Ma­ terial aus Vojnik verzeichnet J. Orožen, Zgodovina Celja I (Celje 1927) 55; zu den Meilensteinen aus Ivenca: G. Winkler, Die römischen Meilensteine von Ivenci, Arh. vestnik 23 (1972) 417—423. 2 Die Fundnotiz spricht zwar von »mehreren römischen Ornament- und In­ schrift-Steinen«, doch befindet sich an Ort und Stelle nur ein einziger. 3 CIL I I I 5304 (Črešnjevec); Honorata ist auch im Territorium von Flavia Solva belegt: CIL III 5543 (Rein). Honoratus be­ gegnet uns in den Inschriften AIJ 65 (Ce­ lje) und AIJ 86 (Črešnjevec). 4 CIL I I I 5266; 5251 = G. Alföldy, Epi- graphica Norica, Epigr. Stud. 8 (1969) Nr. 4; vgl. CIL III 5269. 5 Zur überregionalen Verflechtung der Munizipalaristokratie: G. Alföldy, Nori­ cum (London 1974) 122; gerade die Postu­ mii konnten über weitreichende Verbin­ dungen verfügen: Alföldy a. O. 46; vgl. A . Möcsy, Die Bevölkerung von Pannonien bis zu den Markomannenkriegen (Buda­ pest 1959) 158. 6 J. Szilägyi, Beiträge zur Statistik der Sterblichkeit in der illyrischen Provinz­ gruppe und in Norditalien (Gallia Pada­ na), AArchHung 14 (1962) 317. 7 Die städtischen Funktionäre von Ce­ leia jetzt bei Alföldy, a. O. 266 f. 8 Zur Straße von Celeia nach Virunum (bzw. Poetovio): V. Kolšek, Celeia — Steindenkmäler (Ljubljana 1967) 10 mit Kartenskizze. 9 Zur Nekropole von Šempeter: J. Kle- menc-V. Kolšek-P. Petru, Antične grob­ nice v Šempetru (Ljubljana 1972). EDILI NA NEOBJAVLJENEM NAGROBNIKU IZ VOJNIKA Povzetek Napis (sliko 1 in tekst glej v članku) je bil z drugimi rimskimi kamni vzidan v temeljih stare cerkve v Vojniku (10 km severno od Celja). Na dan je prišel leta 1896, ko so staro cerkev podrli in bil kmalu nato vzidan v zunanjo steno nove cerkve. Gre za desni spodnji del nagrobnika, ki je bil obklesan za stavbni material. Honorata, katere ime (znano na področju Celeje) je edino ohranjeno na napisu, je postavila grob svojemu soprogu s kognomenom na -atus in še dvema drugima osebama, od katerih je prva morda imela gentiino ime znane celejanske družine Postumijev (ohranjen je konec v dativu na -mio), ki je pripadala municipalnemu plemstvu. Osebe, ki so nastopale na nagrobniku so opravljale funkcijo edila. Na­ grobnik, ki je iz 2. stoletja, je stal ob cesti iz Celeje v Poetoviono.