3t-fn x?r£ Cultur-Studien über Jolksleben, Sitten und Miäuche in üliruten. Acl'jl cinclll Anhang: 3llmchcll aus Hlirulcn. Franz /rannsci. ÄUt cillc»! (^clcitlnicf voil P. K. Nofegster. W i l li c l l>l '(! r « u u» n l l c r Im Verlage mil W. Srammiller, k. k. Hck- und TliillttSitlilZlnichlniiidlcr in Wien, sind erschienen: Alpcnburg, Ioh. Ncp. Ritter von. Deutsche AlpmsaM. 8. I8<;i. Der Verfasser, welcher als eifriger Sageusammler rühinlichst bekannt ist, bietet in seinem neuesten Werke einen Kranz schöner Sagen ans Tirol; er hat dieselben so geordnet, daß sie den Wanderer durch jenes Alpenland wie ein Freund begleiten, der ihn: in jedem neuen Dürfe oder Markte die Sagen nnd Märchen der ganzen Umgegend erzählt. Der Verfasser hat sich dadurch ein doppeltes Vr» dienst erwürben, nicht nur die ersterbenden Sageil und Märchen neu belebt und gerettet, sondern anch dem Freunde der Dichtung einen Schatz lieblicher Poesie geboten zu haben, an welchem sich jedes empfängliche Herz laben wird. Vartsch, K., Hofrath und Professor an der Universität in Heidelberg. Sagen, Märchen und Gebräuche ans Mcklcndurg. 2 Bände. 1. Band: Sagen und Märchen. 8. 187!). 4 /. — 8 71/. Nach zwölfjähriger Vorbereitung tritt der bekannte Germanist mit seiner Sammlung „Mcllcilliurstischcr SlMil" hervor, zu welcher ans alleil Theileil des Bandes ihm reichliche Vciträge zngiugeu. Die erste, wirllich wisscuschaftliche Snmmlüiiss dcr Volksülicrlicfcrunst Meklenliursts, bringt sie einen überraschenden Reichthum an allen Arten derselben und wird sowohl in allen Ständen Meklenburgs, wie auch in den ger--manistischen Kreisen allgemeine Theilnahme und Beachtung finden. Dcr 2. Band, die Gebräuche enthaltend, ist im Druck und wird im Herbste d. I. erscheinen. Mayer, !>!'. Franz, Professur an der steicrm. l. Oberrealschule in <^raz. Geschichte Oesterreichs mit besonderer Rücksicht auf Cultnrgcschichte. 2 Väude. gr. «. 1874. 5 F. — io ^v/. in Leinwand gebunden: ? ,^. — 14 M'. Schlossar, Dr. Ant. Inncröstrrlrichischrs Stadürlmt uar hnndert Jahren. Eine Schilderung der Verhältnisse in dcr Hauptstadt Steicrinarks im achtzehnten Jahrhundert, zugleich Beiträge zur Literatur- und Culttirgcschichtc der Aufklärungspcriode. Mit einer Ansicht dcr Stadt Graz in Lichtdruck, gr. 8. 1877. 3 F. 50 ^. — 7 ?!/'. Schrüer, K. I., Professor an der technischen Hochschule in Wien. Deutsche WeilMchlsspiclc aus Rngarn. Neue Ausgabe. 8. 1862. 1,/l. 50 /c,'. — 3 ö/. Silberstei», Aug. Denkfaulen im Gcbictc dcr Cullur und Literatur. gr. 8. 1879. 3/. 50 5,^. — 7^5. Inhalt: Abraham a Sancta Clara, Barfüßermönch und Humorist. — Ulrich von Lichtenstein, der ritterliche Minnesänger, uud seine Abenteuer. — Teufel lind Hexen in Geschichte und Sage. — Neidhard Fuchs der Banernfeind. — Der Holzmeister dom Naßwald nnd seine protestantische Colcmie ill den österreichischen Alpen. Spieß, Valth., in Meiningcn. Volksthümliches aus dem Fränkisch- Hmnebrrgischr«. Mit einem Vorworte von Reinhold Vcchstcin. gr. 8. 1809. 1/. 50/c,-. — Z vI/. Oul'tur-Studien übcr Volksleben, Sitten nnd Branche in Karuten. Nebst einem Anhang: Märchen ans Körnten. Franz Frnnzisci. Mit killcnl Gcloitbvief wu p. R. Nosegyer. Herausgegeben vom Grillparzer-Litclntur Verein in Wien. Wien.879. '^M^> Wilhelm Sraumiiller l, I, Hof- und Universitätsbüchhlindler, Trnck vml M, H, C. Tchwnrzcndn^rr, ^'i^,, Vji,, Wyvthcil^sft 7. Seiner Ercelleu) dem t. und k, wnflichl'n geheimrn Rcithe Hkouol^ Arir^ru!) Alsl^srlll u. Hoüllnnn VeichsfinlUtMmister dem hohen Gönner und werkthiitigeu Förderer alles Guten und Schönen v?, ehr »i! ^ svol! st nfwidmet. Geleitörief. Da ist mir mi Büchlein zngeiommen, niit der Bitte, dasselbe in die ^esewelt einzufilhren. ^>ch N'äre in Vorhinein fast zum Entschlnsi gekomnien, die mir zugedachte Ehre nnd Verantwortn ng abzulehnen. Zwar ioar inir der Name des Verfassers vortheilhaft bekannt, doch utusite ich mir gestehen, dasi ich mit dein VoVlebell in Kärnten, so enge sich dasselbe auch an das der Steierniark schliesicn maq, doch nicht in dem Maße kertrant bin, nm ilber diefes Bnch eine Art Urtheilsprnch fälleil zn konnell, nnd das nm so weniqer, als ich selbst in meinem eigenen Werke „Das Volksleben in Steierniark" niancher Niängel mir dewnßt bin, die erst allmäUa, verbessert werden tonnen. Als ich jedoch die Cnltnr-Stndien von Franz Franzisci dnrchgelesen hatte^ ersah ich mit Vergnügen, dasi dieses Buch keiner Protektion bedürfe, und dasi, wenn ich es aus freien Stucken wännstcns empfehle, es für mich leicht zn verantworten ist. Denn das Werk macht den Eindruck voller Wahrheit und Gediegenheit. Der Schilderer ist sich feiner Sache klar und in dem Bewnsitsein, wie wesentlich und wertvoll sein Stoff in sich selbst ist, vermeidet er allen überflüfsigen Aufputz. Die häufig in den Text eingeflochtenen uolks-thnmlichen bieder nnd Sprüche machen die schlichte Darstellung bunt genug. Durch deu nachgewiesenen Zusam- ' meuhaug vieler Sitten und Gebräuche nut dein Cultus uud der Mythe aitgermauischer Zeit gewiuut die Schil deruug nnsseuschaftliche Bedeutllug. Mauche der gefchil derten Sitten und Gebräuche mögeu den: Uueiugeweihteu vielleicht sinnlos erscheinen, manche Aeußeruugeu des Volkes gebeu sich als der momeutaueu ^auue, der über^ mutigen ^ust uud seichten Posseuhaftigkeit eutspruugeu; bei näherer Prüfuug sieht mau aber, daß es feststehende vererbte Diuge siud, tief begrüudet im Charakter uud deu Verhältuissell des Aelplers, Ulld als solche wirken sie nicht blos ergötzend, soudern auch lehrreich auf uns uud erweckeu das Interesse an den tiefmeuschlicheu Zügeu, die sich oft iu so seltsamen formen änßeru. Was da aus deu Alpeuthälern des schönen Kärut^ uerlaudes erzählt wird, ist nus anheimelnd nnd fremdartig znssleich; es beweist immer wieder, wie reich nnd wnndersam es in der Volksseele lebt uud webt, welch' göttlichen Schatz die armeu Bergbewohner in ihrcu Herzen bergen uud wie sie unter solchem Horte gefeit sind gegen die unlösbaren Conflikte, denen der Cnltnr-söhn ausgesetzt ist nnd schließlich nnterlica.en muß. Es ist ausfallend, dasi gerade zn einer Zeit, die so scharf uud rücksichtslos Front macht gegen Glauben und Ideal, Männer aufstehen, welche mit der Pietät nnd Vegeiste> rnng des Profeteu die rührende Naivetät uud kindliche Gläubigkeit der Weltä'rmsteu uud Weltoerlasscndsteu nuter nus verkünden, ihren srohen Anfblick zn Höherem nnö Zweifelnden uud Perzweifelnden zeigen — als müsse von jenen urwüchsigen Kreiseu, die iu bester Absicht wir erhebeu wollen, uns Erbanunq kommen. Auch iu diesem Sinne begrüße ich herzlich das vorliegende Wertchen, welches iu der Ethnographie unserer von aller Welt MIN so lebhaft llinnnnbl.'ncn Alpcnländer gewissermaßen eine ^iicke anssiillt und uns neuerdings den Beweis erbringt, wie eng diosc Bänder von dcr ^afnitz biv ^iinl Aar miteinander verknüpft sind nnd wie der ^cmcinsame Volt'sstamin nocl) tief nnd nnans-rottbar ini (leiste der vorfahren ivnrzelt. Pedell, der mit der Um'nhe deö Ahasver hente dnrch das hochdeweqte Veden hastet, lade ich ein, im Schatten dicses Stammes ein nu'niq zu rasten. U. Ft. Mosessger. Jus iMn WlÜlml, Die Hazer in dcr Pnstnzr. ^"iefe Welteinsamkeit herrschte vor Zeiten imNlpenthale von Heiligen-W blut. Erst in nellerer Zeit ist diese Gegend dnrch den hohen Ae-sllch Ihrer Majestäten im September stt.'>ü, dann dnrch die Er-öffllllng der tärntifch-tirolischen Südbahn-Strecke an's Licht gezogen worden. Dies Hochthal wird „das Chamonny von Kärnten" genannt. Und in der That, wenn die Landschaft von Heiligenblnt am hohen „Zlapp", wo die Moll dnrch düstere Steinschlnckten schänmeud einen bedentenden Wasserfall gestaltet, sich urplötzlich vor unseren stannenden Blicken erschließt: wer vermag den Eindruck zu schildern, den es mit seiner grotesken ^elsengruppirung. mit seinen Gletschern nud hölzernen steinbeschwerten Alphiitten, niit dem schlanken gothischen Vaue seines Gotteshanses und der himmelau strebenden Eispiramide des Olocklter^ in jedem für Natnrschöuheilen offenen Oeutiite ^nriickläszt! Erhaben, großartig und eigenthümlich ist der Eharatter dieses wildromantischen Thales. Ni'cht miuder eigenthiiitllich nnd interessant der seiner Bewohner. Die Bewohner von Heiligenbwt bilden ein in sich abgeschlossenem Völkchen, das mit der eigenthümlichen, der tirolischen ähnlichen Tracht das Gold der (Besinnung bewahrte. Es fällt nns in seiner mchern Erscheinungsweise so Manches auf, das wir erst dann recht zn würdigen wissen, wenn wir mit den Bergen, auf welchen seine vereinsamte!' Behallsnngen stehen, dem Klima, das diese oder jene Seite des (Neiste^ nnd Herzeus im Menschen besonders hervortreten läßt. mit seinen LebeMverhältnissen näher vertraut werden. Woher, möchte man fragen, diese Entschlossenheit, Kühnheit gepaart mit kalter Besonnenheit, diese offene derbe, kurz angebundene Sprache des Aelplers, diese nmntere Lebendigkeit und unerschöpfliche Lanne, dabei das Derbe in seinen Maniereu! Betrachten wir rings nmher die Natur, die ihn nmschtießt. Die kahlen zerklüfteten Felsen, die schneebedeckte Tanernkette, die .vrttüzi^'i, Ttudic», 1 ___2 l) 2____ grauen durchfurchten Eismasseu der Gletscher, hören wir das Rauschen der Wildbäche nnd Wasserfälle, der mit donnerälmlichem Rollen von den Höhen herabsansenden Lawinen, nnd wir werden die Antwort für einen Theil der Frage gefunden haben. So wie die Natur in ihrer wilden Zerklüftung nnd Nanhhcit ist auch der Mensch, der diese Natnr zur Mntter hat. Su ein mnthiger Aelpler stürzt wie ein Wildbach daher, nichts hemmt seine Kraft,' Entschluß und That sind wie Blitz lind Knall ans der Büchse vereint. Er tritt mit einer Nnerschrockenheit und Selbststäudigkeit auf, die allen Gefahren Trotz bietet nnd die schon voll zarter Kindheit an im Knaben, wenn er auf schroffem Geklippe die Ziegen hütet, herangebildet wird. Je tiefer wir eiublicken in die Lebensverhältuisse dieses Alpenvolkes, je genauer wir die Oertlichkeit durchforschen, an welche der Nerv seines Lebens geknilftft ist, nm so lichtvoller, verständlicher, um so anziehender werden uus alle die Eigenthiimlichkeiten seines Charakters erscheinen. Begleiten wir die Aelpler am eisigen Bergpfade in die Pasterze, belauschen wir sie bei einer ihrer gefahrvollsten Beschäftigungen, uud wir werden staunen über diese waghalsige Kühnheit, über diese Gelenkigkeit, Sicherheit nnd Geistesgegenwart, die sie bei Herabliefernug des Alphenes („Haziehen") von steil abfallenden Felsenwänden an den Tag legen. T>ie Zeit für diese lebensgefährliche Arbeit ist der December. Die Bnrfchen, die sich dabei betheiligen, nennen sich „Hazer". Ein solcher Hazer hat etwas Herausforderndes in Haltnng nnd Miene. Der leichte Strohhnt, nm den sich eine Sammtschnur mit zwei Goldqnasten schlingt, der keck anf seinem Kopfe sitzt, die Lodenjacke, der gestickte Banchgürtcl, die schweren Fnßeisen an den dickbesohlten Schuhen, der kurze eisenbeschlagene „Stakelstock" in seiner Rechten geben dem Hazer ein originelles, fast möchte man sagen, heroisches Aussehen. In der frühesten Morgenstunde, wenn noch tiefe Nacht auf den Alpen lagert, machen sich die Hazer mit der frugalen „Jause", aus Brot uud Käse bestehend, rottenweise anf den Weg. Die eisbedeckten Steige erhellen Laternen oder „Buchteln", die grelle Lichtstreifen in's Dnnkel der Nacht werfen und die fchwarzen Untiefen erkennen lassen. Nach einigen Stunden Weges, an der Briccius-Capelle, wo die Quelle noch immer selbst in strengster Winterkält" fprndelt, im Oegenfatze znm sonst so furchtbar tobenden, jetzt fast lautlosen von starren Eismassen nmklammerten Leiterfalle, an all' den fchneebedeckten verlassenen Sennhütten, wo sie im Sommer so gerne Rast hielten, vorübereilend, erreichen sie mit Anbruch der Morgendämmerung die anfgeschichtcten „Heutriften" uud Heubehält-niffe. Nuu begiuut ein reges lebendiges Treiben unter den Hazern. Jeder will der erste am Rückwege sein, denn es gilt einen Blnmcu-strauß und einen gewaltigen Krapfen, „Spitzkrapfen" bcnamfet, zu —' 3 ^- erringen. Dieser Lohn wird dem zu Theil, der das erste Heufnder in die Tenne eingeführt. Da balgen sie sich und rnfen nnd jauchzeu, daß ein tausendfaches Echo in den winterlich stillen Bergen erwacht. Wenn das Alveuhen anf „Schlavfen" l Schlittenkufen) gebnnden, schaukelt der Sieger mit seiner dnftenden Vente trintnphirend über das eisüberzogene „Plattich" (Schiefergestein) herab; dalln folgen die Uebrigen nach, und so sieht man eine lauge Reihe von Henfüderchen wie schwarze Punkte an den blendendweißen in die blaue Luft hineinragenden Schneewänden herabgleiten. Es gehört eine eigene Oeschicklichkcit dazu, das Heu so fest mit Stricken nnd Weidrutheu zusammen zu schllilreu, daß nichts bei der luftigeu Abfahrt verloren geht. Noch mehr Geschicklichkeit fordert die Abfahrt selbst. Der Hazer, der au der Vorderseite des Fuder-cheuo sitzt, hat die gauze Last mit seiuem Nucken aufzuhalteu, während seine Füße, unt Fußeisen befchnallt, in beständiger Bewegnng siud, um so wie seiue mit dem „Stakelstocke" bewaffnete Rechte dem Fuder über alle gefährlichen Abhänge die gehörige Wendung zu geben. Zur Verhinderung der Ueberwucht hält eiu ebenso bewaffueter Rückhalter mit aller Kraftanstrengung an einem um seinen Leib geschlungenen Seile das Heufuder zurück. Souderbar erscheiueu die Gesten dieser Rück-Halter, welche bald fast am Boden liegend, bald sich au die Schnee-flächeu hinlehnend, bald einen Felsvorsprnug oder eiucu ans dem Eise henwrlanscheudm Wachholderstranch erfassend, die in die Tiefe sausende Last in beständigem Oleichgewichte zu erhalten suchen. Dieser Rückhalter muß eiu verläßlicher, kräftiger Hazer sein, denn in seinen Händen liegt oft das Leben des Leiters. Nicht felteu geschah es, daß aus Uuachtsamkeit des Rückhalters der Vorderhazcr oder Beide über den Felsen hinabschuellten und in einer unzugänglichen Schlucht ihr Grab faudeu. Am Wege in die Pasterze fällt unser Auge auf ein „Marterl". Dies ist eiu hölzernes Kreuz mit eiuem schlicht gemalten Bilde, das uns einen solchen Unglncksfall in's Gedächtnis rnft. Wie das Bild anbelltet, soll ein Hazer vor etwa dreißig Jahren mit seiuem Heufuder ans Unvorsichtigkeit des Rückhalters von der hohen „Wallnerwand" herabgestürzt sein, und im steinichten Bett des Pasterzen -wildbaches seiu Leben eingebüßt haben. Beide liebteu ein uud dasselbe Mädchen, der unglückliche Hazer uahm sie zum Weib, uud das Volk bildete daraus uach seiner Art eiueu Romau. Um für die Ueberstehuug solcher Gefahren die Hazcr einigem maßen schadlos zn halten, wird unterdessen eine reiche Mahlzeit bereitet. Krapfen uud „Straubeu" iu Hülle uud Fülle werdeu schon am Vorabende gebacken. Nach vollendetem Tagewerke wieder frei aufathmmd, scheu sich die Hazer zn Tisch und lassen das Gefühl des Frohsinns desto voller hervorquellen. Wenn die schlaffen Glieder in der Fülle von Krapfen und Sträuben, Knödeln uud Kraut sich gekräftigt und die trockenen Kehlen mil dem beliebten Kartoffelgeiste befeuchtet haben, entspinnt sich unter ihnen ein heiteres von Lachen und Jauchzen unterbrochenes Gevlander über alle Erlebnisse des Tages. Da wird den: Sieger, der den „Spiz" davontrug, der Vorrang bestritten, als wäre ihm nie der Erfolg zu Theil geworden, wenn nicht diese oder jene Unistände ihm oen Sieg in die Hände gespielt hätte»!. Nnd dies geschieht nut einer von naturträftigen Scherzen gewürzten Laune und mit übernieisternder Redseligkeit. Dabei macht die blank gefegte Zinkanue die Nuude nnd gießt ueueu Brennstoff in die Ge milter, daß der Frohsinn hell auflodernd mit gesprochenen Worten sich nicht mehr begnügend, in munteren Gesangsstrofen erklingt. Wenn gleich dieser Gesang zn jener Modulation und Weichheit, wie sie dem steierischen Alpengesange so eigen, nicht hinanreicht, bleibt er doch als der Altsdruck der gesteigerten Frende froher Seelen schätzenswert. Das Haziehen in der Pasterze gestaltet sich zn einem förmlichen Volksfest. Fast das ganze Thal betheiligt sich daran; wol über zweihundert Menschen sind dabei gleichzeitig beschäftigt, was bei günstiger Witterung zwei bis vier Tage danert. Wenn die Hazer die Hew fuder in die Niederung herabgeliefert, werdcu diese auf Schlitten geladen, mit grünen Fichtenzweigen geziert nnd mit Pferden oder Zugochsen in's Dorf hinabgeführt. Ein großer Henvorrath der besten Sorte wird in den Sommermonaten an den Alpenwiesen nahe den vegetationslosen Eisfeldern gewonnen nnd aufgespeichert, welcher erst bei schneebedeckten Wegen in's Thal herabbefördert werden kann. Die Mahd dieses Alvenhenes ist an vielen Stellen mit Lebensgefahr verbunden. Da gibt es Triften, die anf steilen Felsen-Wänden in schiefer Ebene sich hinziehen. Ein nnvorsichliger Tritt, ein leichtes Ausglitschen am kurzbegrasten Wiesenboden taun einen tödtlichen Abfall znr unvermeidlichen Folge haben. Die Mahd dieser Alpenpartien geschieht daher mit aller möglichen Vorsicht. Ein langes Seil wird nm die Hüften des Mahders geschlungen und an einem sicheren Orte befestigt, die Schuhe werdeu mit Steigeisen bewaffnet, nm sich so vor dem „Abwalgen" zu sicheru. Mit welcher Kraftanstrengung und Lebensgefährdung muß der Möllthaler seinen kargen Lebeusbedarf der stiefmütterlichen Natur im Hochgebirge abtrotzen. Und bei all' diesen Mühen nnd Beschwer den, bei allen Gefahren, die er zn üliersteheu hat, ist der Ampler lebensfrisch, mnthig lind von der heitersten Lanne, Im vertrauten Umgang mit der Natur, gewöhnt er sich allmälig an alle Gefahr«, und Beschwerden lind fühlt sich ans seinen Bergen viel heimischer nnd glücklicher als maucher Flachländler in seinen von Saalfeldern wogenden Ebenen. Wie ein Kind die Mutter, liebt er den felsigen Boden, der ihn so kümmerlich nährt. Er hängi mit solcher Anhang lichkeit an seiner Alpenwelt, daß eine Trennung vom heimatlichen Herde das bittere Gefühl des Heimwehs in smn'm Herzen erregl. Der Improvisator. 6Hsu den von Edelwcis ilbcrwuchcrtcu, von Nigritellen duftenden, M^sanft anschwelleliden Hügeln dor Alpeuregiou, wo der Ton der Atmosphäre in eine tiefere Bläue übergeht, wo die Quellen cine angenehmere Frische athmen — zieht Friede und Freude ill die Menschenbrust ein, daß sie aufjauchzt in frohen Gefangen. Die Alpen sind die Wiege, sind so eigentlich die Heimat der Lieder. Auch der schlichte Bewohner der Alpenabhänge, die an die Eisgelände des Pasterzengletschers sich anschmiegen, liebt und übt den weithin hallenden Gesang. Häufig kommen im Gebiete des Möllthalcr Hochlandes Naturs'änger vor, die selbst schöpferisch auftreten und mit ihren munteren Liedern im geselligen Kreise von Freunden die Räume der hölzernen Schentstube, wie die reinen freien Lüfte der Berge beleben. Auffallend ist es, mit welcher Behendigkeit, mit welcher Präcisiou sie voll ihuen vorgetragen wer den. Ihr ganzer .Mrpcr r^gt uud bewegt sich. Dian könnte Mimik bei ihrem Gesänge studieren. Auch Improvisatoren sind keine seltene Erscheinung. Wie die Wasferpnleu aus einem sprudelnden Bergbrunuen, springen und klingen die imvrovisirteu „G'saugln" oft stundenlang fort. Der dicse Vulkspoesic besonders anregende Ort ist der Tanzboden. Da fiudct der Ehrgeiz dieser Voltspocten zugleich sein entsprechendes Auditorium versammelt. Wenll die Paare an Faschmgsabeuden Zum Tauze sich drehen, wenn Alles im tollsten Tn'iben dahmsaust, daß der aufwirbelnde Staub die bcthautm FmstcrscheilM! bcdeckt - stellt sich der Im provisator mit sciuer Gcspousiu am Arme zum Orchester des Tanz-lomlcs hin. Die Touküustkr, die Absicht dcs Burscheu errathend, macheu eiue plötzliche, aichcrgewöhulichc Pause. Die kreischenden Violinen verstummen ^ mit ilmcu das rythmische Oepolter der Bergschuhe. Der Bursche trägt eiuc Gesaligstrofo au'o dem Stegreif im gewöhnlichen „Läudtertou" vor. Dic iluterbrocheue Musik fällt rasch wieder ein; Alles rast uud tobt im Tauze fort wie zuvor. Die iulprovisirte Gesangstrofe war eilt herausfordernder, hin-geworfeucr Fehdchaudschul). Der Gegner fiudot sich bald uud ein Lu'lX'rkampf begiliut, getragm von llllerschöpflichcr Lallue uud natur-kräftigem Witze. Die Musik schweigt zeitweise in abgerisseueu Pauseu, welche die Strofeu der sich bMmpfcndeu Burscheu ausfülleu. Die bedächtige Mem-, die am Boden hafteudeu Augeu, die vcrhalteue Freude, wenu er sein „G'saugl" beisammeu hat, charakterisiren in der tauzendeu Kette deil Iutprovisator. „Reimen" nennt man diesen Liederkampf im Möllthale. -—° 6 °— Eine Probe dieser Volkspoesie: Ein Zimmcrmann: I tcim enl an Vnabeii Der wirkt ^'ta^s zwoa Ellen, Ast müaßen sicbz'g Nattrer Die Webncster zahlen. Ein Weber: Du darfst mit mein Neben Heut' nit c;ar z'viel scherten, Pau' dir lieber a Gimp'lnest In der Pasterzcn. Der Zimmer mann: Daß i a Gimft'lnest tat bauen, Döß kennt grad wol sein, Ast nwnn i an's tat bauen Warst du z'erst dreiu. Das Nigldreschm. ^Wsenn der Herbst kommt, füllen sich die Scheuern des Landmannes ^Ml mit dem Erntesegen und das Dreschen beginnt. Das tact- ^»mäßige Gepulter der Drischeln (Dreschflegel), das man schon von Ferne vernimmt, ist ein charakteristischer Ton einer Herbstlandschaft. Im Möllthale ist das „Lichtdreschen" gebräuchlich; bald nach Mitternacht, nm ein oder zwei Uhr, wird es im Hanse lebendig und Knechte und Mägde finden sich nach kurzer Nachtruhe auf der Dreschtenne ein, wo die einförmige harte Arbeit beim matten Schinn mer einer Stalllaternc bis znm Grauen des Morgens fortgesetzt wird. Das danert zwei bis drei Wochen. Sobald das Dreschen seinem Ende naht und die letzten Schon ber nnter die Dreschflegel geworfen werden, da fliegen die Drischt in hastiger Eile, und mit dein letzten Schlage, der an der Tenne verhallt, beeilt sich Jeder und Jede die Drischt so schnell als mög lich an ihrem Platz zu hängen. Der Langsamste wird mit frohem Gejanchze als der „Nigl" begrüßt und mit cinem aus Stroh ge-fluchtencm Kranze geschmückt. Alle Gegenwehr ist da vergeblich, denn es ist eine hergebrachte Sitte, welcher sich der Betreffende ohne vieles Sträuben unterwerfen muß. Die komische Situation eines solchen Nigls macht nngemml viel Spaß und bringt Leben und Freude unter die mit harter Arbeit überhäuften Aelplcr. Während der Mahlzeit wird gelacht uud gescherzt; der „Nigl" aber darf nicht am Tische erscheiuen, sondern hat seinen gewöhnlichen Platz unter demselben, wohin ihm einige Brocken zugeworfen werden. Aber ihn erwartet noch größere Demüthigung und Schande. Vor dem Hanse hält mit Lärmen ein Zng von Leuten, die einen oder mehrere „Nigl" bereits an einein langen Seile fuhren. Nach einigem Aufenthalte wird auch der neue „Nigl" ins Schlepptau genommen, wie die ilbrigen mit Kuhglocken, Ketten, Fuchsschwänzen u. s. w. behaugen und nnter dem Genecke von Groß und Klein fortgezogen. So gehts dilrch das ganze Dorf und die nächste Um-gebuug, bis man alle Betreffenden am Seile hat und bald daranf auch der Umzug und mit ihm für diesmal das Nigldreschen endet. — Diese Skizze wurde unter andern dein rühmlich bekannten Germanisten Herrn Professor Mathias Lexer für fein kärntisches Idiotikon mitgeteilt. Eine Hochzeit im MMthale. lMsm die Eigenthümlichkeiten des Möllthales näher kennen lernen zu W wollen, müssen wir uns auf den Weg macheu, wenn die Schnee-"hülle über Berg und Thal ausgebreitet liegt, die Wasserfalle zu dünneu Fäden zusammenschrumpfen oder sich in colossale, in allen Farben-Nuancen schimmernde Eisgerüste verwandeln, wenn der Flugschnec durch die enge Dorfgasse wirbelt — da ist freilich der landschaftliche Charakter des Thales verhüllt; aber desto lebendiger tritt der seines Volkes hervor. Im Hochsommer zerstreuen sich die Aelpler über die hohen Bergwiesen, wo sie sich mit der Heumahd und Pflege der Rinder beschäftigen, oder sie arbeiten an den Feldern, wo sie im Frühjahre den uou der steilen „Leiten" herabgcschwcmmten Humus in Rück-körbcu wieder hinauftragen müssen. Nm sich diese überaus anstrengende Arbeit zu erleichtern, bedient sich der Aelpler eiuer eigenen mechanischen Vorrichtung, welche iu einer Art Flaschenzug besteht, der am obersten Theile des Ackers augebracht wird; um das Rad läuft ein Seil, au dessen einem Ende ein Rollwägelchen, an dessen anderem die ziehende Kraft, gewöhnlich eiu Knecht, im günstigsten Falle eine Melkkuh oder ein Saumpferd angespannt wird' so rollt das Wägelchen mit den schweren Lasten lustig auf und nieder; selbst der Dünger wird auf diese Weise auf hoher gelegene steile Ackerpareellen befördert. Erst der Winter rückt die Aclpler traulich zusammen; da finden wir sie beim „Lichtdrescheu" auf der Tenne, in der Spinn-stube oder Ranchkuchel, dem eigeutlichen Conversationslocale iu den Alpen, mit Strohhut oder Korbflechten oder anderen häuslichen Arbeiten beschäftigt; aber er sührt sie auch zuweilen hinaus in die eisigen Nergschrüude, wo wir sie bei der Herablieferung des Alpheues, beim Fällen des Holzes, beim „Taxeuschuatzcu" so nennt man hier das Abhauen der Aeste von den Fichtenstämmen, die als Streu für die Stalluugen verwendet werden - in den dichten Forsten beobachten können; da zeigt sich erst recht ihre kräftige Alpennatur, aber desto froher janchzt der Aelplcr anf, wenn das Tagewerk vollendet, und dünkt sich ein König bei seinem frugalen Male von „Mnnken" (geröstetes Gerstenmehl! nud Schiualz. Doch erweitert sich das frngale Mahl bei besonderen Gele,' genheiten zu förmlichen Festesseil, wo Krapfen nnd Stranden, „Pla-teln" und „Hirschg'stäng", Knödel und Speck als Leckerbissen aufgetischt werden. Der Glanzpunkt aller Festlichkeiten jedoch, wie sie im soeialen Leben des Aelplers vorkommen, ist nnd bleibt die Hoch^ zeit; sie ist da noch mit vielen Förmlichkeiten, wie mit Arabesken, umrankt, da werden alle künstlerischen Kräfte der Alpen in Anspruch genommen. Schon die Brantwerbnug nimmt einen poetischen Anlauf. Der Brauthirt klopft an der Thüre. Der Wirth in der Stnde rnft: Wer da! Branthirt: Gnt Frennd! Wirth: Was ist euer Verlangen hennt? Brauthirt: Wir sind nnser zwei, drei, vier, Halten an nm ein Nachtquartier. Wirth: Hier ist kein Wirthshaus für fremde Lent', Wer wäis, wüs ihr für Kerle seid: Thür nnd Thor ist fchon verfchlofsen, Wer jetzt knmt, wird über'n Hanfeu g'schoss'u, Brauthirt: He, he, Herr Wirth, nit gur so kokt. Mit 'n ersten Wort lM uns ^timand derjchrökt. Wirth: Wonn ihr wollt dnrch fremde Länder reisen. Müßt ihr Brief nnd Püß anfweisen — Und das ist noch nicht genna, ,,; Das taiferltche Siegel g'hört auch dazna. Brallthirt: Das hätt' ich mir nicht gedncht, Daß ich follt' käm für a fo scharffo W^cht. Wirth: Ihr seid trnzige Köpf', ich kenn' enk g'nua, Brave Lent' lenken wol ehender zna. Brallthirt: Bei recht braven Wirthen und Banerslenten Darf man nit so lluig lim die Herwerg streiten. Wirth: Nn so weißt einen P:,ß lind sngt. luer ihr seid: Seid ihr Bürger oder Banerslent'? Branthirt: Wir sein kane Bürger, noch Baner, Wir kommen von Sachsen, sein Müllsteinhaner. Wirth: Da wird's enk mit eurer Himtirung wohl betliegen, Wärt's kan guten Mnllstein kriegen. ^. « 9 °__ Branthirt: Deswögen seimer nit verzügt, Bei enk hnb mer an gut'n Löger derfrmst. Wir hn'n an' Lüfen, der wird enk taugen, Itzt thllt's uns geh'n lkffen, entern Löger anschangeu. Wenn der Handschlag gegeben und Alles in Nichtigkeit ist, geht man an's „Laden" der Hochzeitsgäste. Die Braut ladet ihre, der Bräutigam seine Verwandten. Die Brant kennzeichnet das rothe, nrn den Hntgupf geschluugeue Band. Der Ladmann, der sie begleitet, ist eine auffallende Erscheinung. Jung und Alt drängt sich ans Fenster oder lauscht an der Thürspalte, wenn er stolz in seinem bis an die Knöchel reichenden schweren Lodenmantel dahinschreitet, von seineni überschwenglich mit künstlichen Blnmen ausstaffirteu Hute flattern farbige Bünder: statt des Alpenstockes trägt er einen Hirschfänger mit blanken Griffen, als ob er die Braut durch ein feindliches Lager zu führen hätte — eine Sitte, die anch bei den Slo-venen im GaiOTHale vorkommt. Das „Laden" in einem Gebirgsthale in teine so leicht zu lösende Aufgabe. Die Bauerngehöfte liegen gewöhnlich wen von ein ander entfernt auf steilen Gehängen, die durch die ^chneemassen bergan sich schlangelnden Pfade sind schmal, steil und stellenweise mit Glatteis bedeckt, daß man ohne Bewaffnung der Schuhe mil stacheligen Fußeisen kanm fortkommen kann. In früheren feiten hatte ein solcher „Lader", der übrigens ein findiger Kopf fein mnß, einen ganzen Schwall von Reimsprüchen herabznleiern, anv welchem man die Einladung wie eiueu wiuzigen Kern herauslesen konnte-, mm spricht er ganz einfach, wenn er in die Stube tritt: „Af'n Tmitm^ lif's Krauzelftint, Af'il Montüg af die Hochzeit." Die Tage der Woche verfließen wie Minnten: schon ist der Faschingsonntag da — da werden die Brautleute zum letztenmale von der Kanzel „herabgeworfen" - der hier übliche Ansdruck für: Verküuden. Die Braut hat noch so Manches zn schaffen, nm ihre Siebensachen in die gehörige Drdnnng zn bringen, wenn ihr anch ihre höchst einfache Toilette, die einer Inngfran im Flachlande oft die ganze Hochzeitsfrende verbittert, wenig Sorgen macht. Die Moll thaler sind schlichte Lente, in deren Behausungen noch keine Mode Journale Eingang gefunden, sie halten ihre alte, freilich nicht be-sonders kleidsame, aber für die rauhe Gebirgswelt ganz praktische Tracht, wie sie solche von den Vorfahren überkommen haben, noch immer in Ehren. Doch die im Wirthshause zu treffenden Voranstalten für dies sinnenberasnchende, fröhlich heitere Volksfest nehmen alle Hände in, Ansprnch: da wird gefegt und gescheuert, gewaschen lind gebiegell. gesotten und gebraten, vom frühen Morgen bis spät in die Nacht hinein, da harscht cine ruhelose, geschäftige Hast. — Die Tische für den Hochzeitsschmaus mussel oft an') allen Nachbarhütten zusammen-geschleppt werden, da die Anzahl der Gäste sich nicht felten anf 120 Personen nnd darüber belänft: bald fehlt Dies, bald Jenes. Mit dem Tanzsaale ist man freilich bald fertig: cin einfacher Holztisch, ein paar ungepolsterte Lehnstühle bilden das Orchester nnd etliche Waudleuchtcr mit ihren Talgkerzen sind bald aufgenagelt. Sonntag Abends, findet das „Kranzelpiut" statt. Wenn wir uns ein wenig beeilen, kommen wir noch zu dieser gleichsam die Vorhochzeit bildenden Abendunterhaltung, an der sich jedoch meist Dienstboten bctheiligen, im Hanse der Vmut zurecht. Schon von Weitem her schallt der gellende Ton der Klarinette. Die kleinen Fensterscheiben der ans den Schneemassen zwischen dicht bereiften glitzernden Fichten vor uns auftauchenden Alpenhütten sind heute ungewöhnlich hell beleuchtet. Aelpler und Aelplerinnen mit „Gundeln" < Tragkörben) am Rücken begegnen nns am eisigen Pfade, als ob es noch spät Abends zur Mühle ginge. Was soll das bedeuten? Es sind Weissatleut'. Nach einer schönen, in wahrer Nachbarlichkeit wurzelnden Sitte werden den Brautleuten im Möll-Thalc beim Beginne ihrer Wirthschaft, um ihrem Hausstaude ein wenig aufzuhclfeu, vor der Hochzeit allerhand aus Cerealien, Butter, Käse bestehende Geschenke sWeissat) gebracht, welches ein eigens dazu bestellter „Schüßelschrei-ber" übernimmt und in die „Kemmateu" stcllt, wo Spitzkrapfen, Vlat'n uuo „Hirschg'stäug" aufgeschichtet liegeu. Iu die leeren Körbe oder Echüßeln werden dann ^'lteln mit den Namen des Oe-schenkgebers gelegt, dem sie, mit diesem eigenthümlichen Vackwerk der Alpen gefüllt, wieder zurückgestellt werden, Iu der Stube geht es recht lustig her; jchou während des gewöhnlich ans Speck nnd Modeln bestehenden länolich-sittlichen Males führen einzelne Paare il»re fast pantomimischen Tänze auf, wobei fie es, wahrscheinlich der vielen Unebenheiten des Vodeus wegen, nicht für nöthig halten, die klirrenden Fußeisen abznschnalleu — nnd der hoch aufwirbelnde Staub siutt als Ingwer in die ohnedem pikanten Gerichte. Die „Valesführer" bilden einen eigenen Tisch: fie haben die Anfgabe, den „Valeö" , worm sich Wäsche nnd Kleidungsstücke befinden, zur Ausstattuug erhält. Dieser Kasteu wird von kräftige» Bmfchen, die mau „Palisführer" neunt, unter Jubel und Gesang an den vor dem Hausthore harreudeu Schlitten hinausgetragen, nm ihn sicher und wohlbehalten in die Behanfung des Bräutigams zu befördern. Die Vrant sieht mit fenchteu Allgen zu: der Gedanke, deu älterlicheu Herd verlasseu zu muffen, fcheint schu'er an ihrem Herzen zu liegen. Ihre Angehörigen bekränzen deu Valis nut frischen Fichtenzweigen, uuo schmücken ihn mit den Symbolen der Handlich keit. Ein neues Spinnrad, mit Nokeu und Flachs versehen, wird mit einem rothen Baude obenan festgeknüpft. So beladen fährt der Schlitten vom Inbel der eben zum „Kranzelbind" versammelten Oäste am einsamen Bergpfade weiter. Ein Schlittengefpauu nüt dem oben geschilderten Brautputze kliugelt durch die Gasse der Alpenhütten unserem uächtlicheu Schauplatze zu. Hell flammeu die „Buchteln" in den Händen der „Valis-führer", die in ihrer SonntacMracht, mit Stränßcheu au den Hüten, dem Brantfchmucke das Geleite geben. Immer näher kommt der Zug; — eudlich langt er an der grünen „Klanse", die ihm den Weg absperrt, an. Ein muthiger Bursche wirft fich in die Zügel des tobenden Pferdes. Die freudig überraschte Zuseherschaar weicht erschrocken zurück. Aeulus erhebt sich am eisigen Lehngestiihle der Tauerukette und spielt eine brausende Ouvertüre znm Beginne. Eiu gewandter, zungengeläufiger Aelpler aus dem Zuge der „Valisführer" stellt fich in heroifcher Haltung vor die rauschende -^ 15 ^- Fichtenpforte, uni den Wortkampf mit deui Klansenwächter, der ihm ein barsches „Wer da" entgegenrnft, anfznnehnten. Klausenwächter: Wer kommt bei später Nacht Allher auf uns're Wacht: Valisführer: Mit Inngfrauwaar' und Heiratspracht Kommen wir auf Cure Wacht. Klausenwlichter: Es nins; verdot'ue Waare sei», Weil ihr nicht fährt bei Sonnenschein. In ähnliche Weise spiuilt sich der in Knittelversen abgefaßte Dialog mit immer größerer Lebhaftigkeit fort. Die lauschende Menge beobachtet nnd verfolgt jede Bewegung, jede Miene, jedes Wort, das gesprochen wird - mit gespannter Theilnahme. Während dieses Wortstreites schläft der Hauptmann, behaglich am Tische sich hinlehnend nnd sein müdes Hanpt mit zwei dickleibigen Folianten, die als Gesetzbücher dienen, unterstützend. Im Traume noch hält er die Weinflasche, die ihm zn Hänpten steht, instinetmäßig nncklammert. Äleben der Weiliflasche befinden sich an der Tischplatte die Kanzleirequisiten, ein Snppennapf, eine dreifüßige, dnrchlochertc Aschenpfanne, einige Holzspänne in Ermangelnng von Gänsekielen. Doch der Streit wird immer ernster. Schon rnft der zornentbrannte Valisführer: Ihr dürft nus nicht lange spetzen Wir hauen euch gleich zu Fehen. Schon blitzt und knallt es ans den drohenden Pistolenläufen — der Hanptmann läßt jedoch sich in seinem Schlummer nicht stören. Alle Versuche, ihn aufzumuntern, sind frnchtlos. Halb wachend, wie im Tranme bewegt er die Lippen: „Zu Haus schlaf' ich ruhig und in der Still Hier tranmt mir nou Kiie^sheereil Viet," Ein heftiger Schlag anf die Tischplatte, daß die Kanzleireqni-siten erschrocken anfhiipfen, bringt ihn endlich zur vollen Besinnung. Den tragischen lHrnst dieser Scene mildern die komischen, jede Wendnng des Streites begleitenden Gloßen des Schalksnarren, der jeden seiner Witze dnrch ein schallendes Geläute der um seinen Leib geschlungenen Kuhglocken anknndet, Der Hauptmann hält mit der Weinflasche liebängelnd einen kurzen Monolog nnd erhebt sich dann znr Schlichtung des Streites, der noch eine geramne Zeit forwährt; - bis endlich nach Entrich-tung der Manthgebühr dem Schlittengespanne die „Klause" geöffnet und der ganze Schwank, nach der drolligen am schneebedeckten Dache der Alphntte abgehaltenen Faschingspredigt mit nachstehendem Epilog beschlossen wird: ^ 16 ..- Jetzt inacheu !mr den Freüdenb'schluß, Auf keiner Eeiten ein ^erdrns;, Ich stecke em inei» Schwert und De^en Und wünsche euch viel (Mck lind El^en. Eine Variante dieses Branches kommt im Lesach, Gail nnd Drallthale vor, lvo nicht blos der Bralltkastell, sonderl» anch die Brant, wenn sie in eine andere Ortschaft übersiedelt, bei der Mäuse ausgehalten wird uud durch ein Trinkgeld sich lostansen muft: da komnlt auch das Gürtelwerfen, Brantstehlen (die Braut nnrd in das nächste Wirtshans überführt, wo ans dosten des Brautführers ge zecht wird) das Schnhtreten lind Krenzerwerfeu vor, letzterem eine höchst drallige Sitte; im Presbyterinm oder »or der Kirche wirft der Brautführer ^austweis Grenzer, Knpferuiilnzen nnter die am Bodeu sich balgende Jugend. Nach der Hochzeitstafel, Abends, wenn die Bwntlente nach Hause gehen, wird in der Vorlanbe des Wirtshauses ein Tänzchen gemacht. Interessant ist das Hochzeitseeremoniel der windischen Gailthaler; das Charakteristische dabei ist, daß zur Hochzeit geritten wird; selbst der Lader erscheint hoch zu Noß und macht in der Vorlanbe des Hanfes seine Einladung. Das Hirten- und Königs - Spiel. ''r aus, so jci's in Gotts Naimn." Seltsame Töne, Ougnkrnfeu sollen den Gesang der himmlischen Heerschaaren andeuten. Eine Engelsstimine läßt sich vernehmen: „Auf, ihr Hirten, toiuiut lM'dl'! Und verlaßt die Schäferei." 2* —< 20 — Das Hirten-Kleeblatt liesst unbeweglich am Boden. Endlich erhebt sich einer und rnft im Halbschlaf?, sich die Angen reibend: „Umma, treib umma die Haplan sLämmer) za niir, I hob mt dar Weil, unune z'gehn za dir." Während der Engel hinter der Scene das „Gloria" singt, erwacht bald der eine, bald der andere der Hirten vom Schlafe, und ihre Ausrufe sind ebenso drollig als naiv. Doch als ein Engel im Phantasie-Kleide, mit angehefteten Flügeln aus Pappe, urplötzlich vor ihnen steht, uud einer der Hirten verwundert aufblickt und den Engel mit der absonderlichen Titulatur: „du g'flügelter Bua!" au-sprach, findet die Einfalt uud Naivetät ihren vollsten Ausdrnck. „Sag' an, du g'flügelter Bua, Win tummt mar denn zan Kindl dozua," Die Hirten eilen zn der Krippe und opfern ihre Geschenke. „I bring' dir in an Kibel a Schmatz, Und i in aner „Gstatel" a Salz." Dieser Hirtenscene folgt das etwas ernstere „Köuigsg'spiel". Herodes tritt auf in seiuer volleu Pracht, den Herrscherstab in der Hand, die strahlende Krone von Rauschgold am Haupte, über das sich der Purpur eines Thronhimmels wölbt. Sein Schritt ist gemessen, stolz seiue Haltung, jedes seiuer Worte athmet Herrschsucht. Der Gebieter vou Iudäa steht leibhaftig vor uns uud verdient um so mehr unsere Anerkennung, weuu wir bedeukeu, daß der Darsteller keine andere Vildnng, als die eines schlichten Landmanns genossen. Ein Trompetenstoß kündet die Ankunft der heil. drei Könige bei Herodes au. Nuu bewegt sich die Haudlung Zug für Zug nach der heiligen Geschichte, selbst die Worte sind daraus entlehnt, uur iu urwüchsige Reime gebracht. Es würde zu weit führeil, all' die Bilder, als da sind: die Anbetung des Kiudes vor der Krippe, die Geschenkbriugung der Weisen, die Flucht uach Egypteu u. s. w., wie sie der Reihe nach im Evangelium erzählt werdeu, ausführlich zu schildern. Es mag genügen, diese einzelnen Züge aus dem Ganzen hcrvorgehobeu zu haben. Eines der beliebtesten Volksspiele, das sich eines besonderen Zulaufes erfreut, ist das „Christileidenspiel",— „so weit man's erfragt, heißt es, soll man gehen, uud weuu man auch ciu Paar Schuhe zerreißt." Der Oit, wo es vorzüglich gehegt uud gepflegt wird, ist das Mittelgebirge des Glauthalcs im Kärntner Unterlmtde. Von den Sörgerbaueru wird dasselbe fast alle drei Jahre am Palmsonntag in Scene gesetzt. Im freien Felde wird eine gegen Wind und Wetter wenig geschlitzte Bühne errichtet. Das Spiel beginnt Nachmittags nach dem Segen und dauert bis spät Abends. Der —, 21 °— Text ihres Gesviels ist eigenthümlich,, im Kärntner Dialekt gehalten, mit einigen Anklängen an das Tiroler Passionsspiel. Eine Ver-gleichnng aller vorhandenen diesbezüglichen Texte müßte eine höchst interessante kulturgeschichtliche Stndie geben. Am meisten beschäftigt ist der Anfzieher der Conrtine, die nach wenigen Minnten herabgelassen wird. Die ganze Handlnng ist nicht in Aete getheilt, sondern zerfällt in eine Reihe von Bildern aus der Leidensgeschichte, die mit der Krenzignng, anf einem der Bühne nahen Hügel, ihren Abschlnß finden. Bei einer solchen Darstellung ereignete es sich, daß der Darsteller des Heilandes am Krenze in seinem großen Eifer, nach dem Worte: Es ist vollbracht! -^ noch einmal sein Hanpt erhob nnd mit lauter Stimme ansrief: „Was Mannsbilder seid's, nehmt's die Hnat ab." Eine Scene aus dem Glanthaler Passionssftiel möge hier noch angeschlossen werden. Der Nachtwächter tritt auf mit einer Hellebarde. Loast auf, ihr Kinder von Israel, Wie schlagt die Uhr heint gar sa schnell. Hat neun Uhr g'schlag'n. Wer da! Maria mit Johannes kommt ihm entgegen. Maria: Ihr Wächter, saget mir, So ihr da stehet hier, Is euch da vor's Gesicht Mein Liebster kommen nicht. Er is ganz weiß und roath, Scin Lefzen wie Granoath. (Granat.) Wächter: Laßt nach, geliebte Braut, Nuaft nicht so überlaut, Wer weiß, kann ich euch nicht Noch geben ein Bericht. Man hat heint diese Nacht Vin' G'fangnen hergebracht, Gestoßen hin und her, Geschlagen noch viel mehr. Maria: Ach, liebster Wächter mein, Mein Herz is voller Pein. O, sag' mir doch geschwind' Wo ich mein' Jesu find', Wächter: Madam' weich ans Und räum' den Platz Vorbcigcfnhrt wird dieser Mann! (Jesus wird vorbeigeführt.) Maria: O weh', o Schmerz, o Pein, Das wird mein Jesu sein! O, lieber Jesu, himmlisches Lamm, Wer greift dich alfo an, Du hast Niemand' kein Leid gethan. Ach weh'l ich sterbe heit' Vor lauter Leid. -^ 22 ^- Johannes führt Maria ab. Wächter: Loast ailf, ihr Kind« von Israel, Wie schlagt die Uhr heint czar so schnell, Hat zehn Uhr g'schlag'n, (Geht ab.) Dlls Annensünderspiel. cWin großer Reichthum von Liedern und geistlichen Volksspielen, Mdeu Vlüteu des geistigen Bebens im Volke, wie sie durch die des Herzens unter dem Schnee des Winters hervorsprossen, ist in dem von Dr. Carl Weiuhold herausgegebenen Werke: „Weihnachtsspiele und Lieder aus Süddeiitschland und Schlesien" (Graz, 1855) aufgespeichert und geschichtet. Den Festschimmer herzlicher Freudigkeit, die inuntere Beweglichkeit, die friedliche, poetischerhabene Stimmung des Volkes iu der heiligen Weihnachtszeit finden , wir da lebensvoll geschildert. In diesen volksthümlichen Geistes-prodncten findet man bei aller Einfachheit nud oft Rauhheit der Sprache eiue solche Tiefe des Volksgemütes, eine solche Glaubensinnigkeit und naive Natürlichkeit, daß unser Interesse mit jeder Blattseite sich steigert. Auch die mit der heiligen Weihnacht, der Wintersonnenwende, der Zwölfnächten u. s. w. verbundenen Au-schauungen, Meinungen, Sitteu uud Gebräuche des Volkes werden im Weinhold'schen Werke, einem beachtuugswerthen Beitrage zur Kulturgeschichte des deutscheu Volkes, eingehend besprochen uud vielseitig beleuchtet. Auch Kärnten hat viel dazu beigesteuert. „Zweiuudvicrzig Lieder", bemerkt der Herausgeber in seinem Vorworte, „gebe ich hier, die mit Ausnahme eines schlesischen aus Steiermark und vornehmlich aus Kärnten sind." Unsere heimatlichen Berge sind reich wie an Sagen und Märchen, so an eigenthümlichen mannigfachen Gebräuchen, au Liedern und Volksspielen. Die heranströmendeu Wogen der Civilisation haben freilich schon Vieles davon weggespült. Bei dem Alles uivel-lirenden Geiste unseres Jahrhunderts dürfteu nach wenigen Decen-men die letzten Spureu der alteu Zeit, uud mit dieser die letzten Ueberreste der eigenthümlichen Poesie des Volkslebens verschwinden. Wir wollen darüber nicht klagen: eine neue Zeit bringt ueue Sitten, neue Poesie uud neue Beweguug iu's Meuscheudaseiu. Nur iu den weltabgeschiedenen Gebieten der Alpen, wo man mit aller Zähigkeit an dem Althergebrachten festhält, wo dieser poetische Schmuck die einzige Würze des in sich abgeschlossenen, ärmlichen Lebens ansmacht, wird diese Quelle des harmlosesten -^ 23 °— Vergnügens sobald nicht versiegen. Da wird man noch immer die Sterusäuger in ihreu Lodenmänteln von Haus zn Hans wandern schen, da werden die einfachen, herzlichen Weisen der Weihnachtlieder erschallen, da wird man dem „Valis" (Brautkasten) mit dein auf-gebundeueu Spinnrade, mit dem grelleu Schimmer der „Buchteln" »Holzfackeln) wie bisher das Geleite geben, die Klause aus frischen Fichtenstämmen über den steilen Bergpfad aufschlagen nnd zu dem Schwanke mit der sinnigen Faschingspredigt, der dabei aufgeführt wird nnd oft über zwei Stunden danert, wird sich noch immer ein lauschendes Publicum einfinden. Auch die Hochzeiten mit ihrem Gepränge und ihren Förmlichkeiten werden noch immer den Glanzpunkt im Voltsleben bilden. In dieseu Hochthälern, vou Gletschern nnd hohen Gebirgen umschlossen, kommen auch die religiösen Polksspiele, die schon einen höheren Grad von Begeisterung und em gemeinschaftliches, kräftiges Zusammenwirken erfordern, znr Darstellung. Von Zeit zn Zeit erfaßt den Aelpler eine eigene Sehnsucht, eiu künstlerischer Drang regt sich in seiner Brust die vergilbten Manuscript werden aus dem modernden Schranke, in welchem sie so lange verborgen gelegen, wieder hervorgeholt, memorirt nnd nicht ohne'Geschick in Scene gesetzt. Da gibt es zu thun und zn schaffen; allabendlich werden nach vollbrachtem schweren Tagewerke die Proben abgehalten. Der Küster, gewöhnlich die Alles belebende Seele, muß seine knnstentwöhnte Hand znr Nebertnnchnng der Coulissen uud Courtiueu wieder iu Thätigkeit setzen, wobei ihm der Schweiß oft in hellen Perlen von der Stirne tränst; Inng und Alt muß da zusammenhelfen. Iu der „Schulerstubeu" im Gasthofe zu Heiligeublut wurde vor Jahren das „Dreiköuigspiel" mit großem Beifalle aufgeführt. Seit dieser Zeit jedoch scheinen die dramatischen Künstler im Moll-thale anf ihren Lorbeern zu ruheu. Nur eiuige arme Familieu zieheu alljährlich iu der heiligen Zeit, den Thespiskarren vor sich herschiebend, längs den Flutcu der Moll von einer Dorfschaft zur audereu, um von Haus zu Haus fiir eiue kärgliche Gabe ihren Gesang uud ihr Spiel auf eiuer Teuue, auf offeuer Straße oder in der beschränkten Räumlichkeit eiuer Ranchstube zum Besten zu geben. Auf ihrer Nuudreise berühren sie gewöhnlich das an der Grenze des Möllthalcs gelegene Pfarrdors Pusarmtz. Diefer Ort hat eine nnqemein frenndliche Lage. Mit Vergnügen verweilt das Auge. von der Großartigkeit der Natur, die ihm da an der Pforte der kärntnerischen Schweiz mit ihreu gewaltigem Bergesrieseu entgegen-tritt, nnd der malerischen Pracht der Landschaft überrascht, an den stattlichen Hänsern, die an einer mit Fruchtbäumeu bedeckten Anhöhe um das altehrwnrdige Gotteshaus, eines der altestell iu Kärnten, sich schmiegen. In einer bedeutenden Höhe ober diesem Dorfe erblickt man -^ 24 --- an einer kahlen Felsenkrone des Trebachs, eilles Ausläufers des bis in's Liserthal sich erstreckende» Hünersberges (8185') ein kleines Kirchlein, der heiligen Jungfrau geweiht, das schon in weiter Ferne die Aufmerksamkeit des Tonristen auf sich Zieht. Ehemals eine nn-scheinbare Capelle, vermntlich die Schloßcapelle der alten Hohenburg, deren Rninen zwischen Gestrüppe nnd Föhrenbäulnen noch jetzt sichtbar sind, erhielt das Kirchlein seine jetzige Gestalt erst in neuerer Zeit. Am Plateau vor dieser Kirche genießt man eine herrliche Aussicht über das classische Lurnfeld; da erblickt man die drei historisch merkwürdigen Linden in der Nähe der „Blutmulden" mit der altersgrauen Magdalena-Capelle, den bewaldeten Hügel der Pfarre St. Peter in Holz, anf welchem zur Zeit der Römerherrschaft das feste Castell der weitläufigen Stadt Tiburnia stand und in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts von Aquileja aus das erste Bis-thum inKärnten gegründet wurde. (Ankershofen. „Handbuch der Geschichte des Herzogthnms Kärnten :c.", I. Band, Seite 654). — Weiterhin ist der freundliche Marktflecken Spittal mit der imposanten Burg des Fürsten Porzia sichtbar. Da übersieht man einen Theil des Moll-, Dräu- und Millstädter-Thales, aus welchem die glänzende Fläche des Sees heraufleuchtet. Ueber alles Menschengetriebe erhaben ist diese Kirche mit ihrer Waldeinsamkeit, ihrer feierlichen, durch keinen Laut aus der Tiefe des Thales unterbrochenen Ruhe und Stille so recht eine Stätte heiliger Andacht. Wenngleich das Jahr hindurch nur wenig besucht, ist sie doch ill der Fastenzeit, wenn an ihren sonnigen Höhen der Frühling sich regt und die ^n^mons k6Mi«a in schattigen Gebüschen ihre blauen Angen aufschlägt, während die Sohle des Thales und die Bergkuppen ringsum noch das weiße Kleid des Winters an sich tragen, der Sammelpunkt einer großen Volksmenge, die aus den benachbarten Bergen und Thälern zu den Fastenandachtm sich einfindet. Diese günstige Gelegenheit benutzend, um ihren Künstlersold einzuheimsen, erscheint dabei nicht selten auch die wandernde Gesell, schaft aus dem Möllthale. Neugierde weckend schwankt auch der Karren mit den abgetragenen Garderobestücken und Habseligkeiten beladen daher. Wir wollen es versuchen, das bewegte Volkslebensbild, wie es sich an einem heiteren Fastenmorgen an diesem das Land weit^ hin beherrschenden Höhenpunkte vor unseren Blicken aufrollt, in wenigen flüchtigen Zügen zn schildern. Wenn die letzten Klänge der Glocke verhallen, da entfaltet sich am freien Platze vor der Kirche ein reges Treiben. Dichte Schaaren drängen über die 97 steinernen Stufen, die zum Portal der Kirche führen, herunter, um die mit den beliebten Fastenbroden -^ 25 ^- gefüllten Körbe entspinnt sich ein lebhafter Kampf. Den Raum vor der Kirche begrenzt eine niedere Maner, mit massiven Steinplatten bedeckt. An derselben lagert sich Jung nnd Alt, nm mit Mnße die Natnr im Sonnenglanze zn beschanen. Manch' altes Fernruhr, vielleicht noch ein Erbstück des Urgroßvaters, kommt da wieder zn Ehren, das der Sehkraft des Auges nachhelfen soll. Die kühne In-gend läßt sich über die steilen Abhänge der Felsen hinab, nm einige Zweige des Epheu's, der an diesen Felswänden reichlich wuchert, Zn erbeuteu. Doch nnten im Gehöfte des Hoheuburger's, nächst dem Heidenloche, einem nnn halb verschütteten unterirdischen Gange, da füllt sich die Stube mit Gästen. Der Weg nach Hanse ist weit und beschwerlich, an manchen Stellen mit Glatteis bedeckt, eine Stärkung thut daher noth. Die Wirthin hat vollauf zn thuu. Kräftige Gestalten vom hohen Trebach und Hünersberg, mit ihren granen, grün anfgefchlagenen Lodenjoppen drängen sich nm die Tische, nnd während ein altes Mütterchen in einer Ecke der Stube einen „unschädlichen Kaffee" in stiller Zurückgezogeuheit schlürft, erquicken sich diese mit klarem Hollnndergeist nnd fchäumeudem Gerstensaft. Inmitten dieses Getümmels erscheint ein als Engel gekleideter Knabe von kanm zwölf Jahren, mit Flügeln ans Pappe und einem ans rohen Hafelstäben zusammengefügten Kreuze. Mit zitterudcr Stimme bittet er nm die Erlaubniß, ein „Spiel" aufführen zu dürfen. Die Unschnld leuchtet aus seiuen Augen. Niemand erhebt Einsprache. „Wir Werden's machen, so gnt wir's können." — Damit eilt er, sich durch das Gedränge der die Stube all-mälig füllenden Gäste hindurch windend, wieder ins Freie. „Platz gemacht," ruft mit derber Stimme ein Aelpler, der sich nach diesem Kunstgenuß lange schon gesehnt. Alle sind voll gespannter Erwartung. Derselbe Knabe, als Soldat gekleidet, mit einem mächtigen Sturmhute, der ihn fast zu Boden drückt, den blanken Degen in der Hand schwingend, zeigt sich in der Stubenthüre. — Die Leute weichen, so gut es gehen mag, zurück; aber der freie Raum ist doch noch immer so beschränkt, daß der kleine Krieger seine Gesten in etwas modernen muß, um nicht den Nächststehenden unbequem zn werden. Hastig auf- und niederschreitend, beginnt er einen laugen Monolog, von den: man nur zuweilen ein verständliches Wort hören kann. „Ich bin noch jung an Jahren, Aber in Sünden wol erfahren, Der Tod kriegt mich nock» nicht, So wenig als Gottes-G'richt; Ich glaub nit, daß ich sterben mutz, T>rum greif ich noch nicht zur Buß'. —« 26 ^- Ich hab' iwch viel Out und Geld, Frisch leb' ich auf der Welt; Wenn ich kci Geld und Gut mehr hab', Dann lass' ich von meine» Sünden ab," Während dieses Monolog war der Teufel nnt einer furcht^ barei« Larve, deren untere Kinnlade sich stets bewegte, eine schwere Kette mn den Leib geschlungen, leise und unmerklich herbeigeschlichen. Nei seinem Erscheinen entsteht ein allgemeines Gelächter, indem die neugierig lauschende Ingend sich ängstlich zn verbergen sucht, „Recht hast du! Nur so fortgetrieben, Und auf dieser Well geblieben, Dann bist du mir gewiß" — rnft er plötzlich mit kreischender Stimme. Aller Augen sind nun auf ihn gerichtet, alles ergötzt sich an seinen wunderlichen Sprüngen, in dem von Tabaksqualm dampfenden schwulen Gemache wird es nun stiller — das lautt Geredr verstummt, mancher Zecher läßt sein Glas sinken und wendet seilte ganze Aufmerksamkeit auf das „G'spiel", das nun immer mehr nnd mehr an Interesse gewinnt. Ein vom Goldflitter schimmernder Engel nnd ein Schäfer mit einen» Hirtcustabe treten aus. Ein Wechselgesang beginnt, der einige schöne Stellen enthält uud seine Wirkuug auf manches Herz nicht verfehlt. Unterdessen breitet der geschäftige, nie ruheude Teufel eilt Tuch am Boden anf, das ihm an Schwärze gleicht, indem er vor sich hin mnrmelt: „Ha! wenn mir das Ding lhat traten (gelingen), Hätt' ich wol an guten Braten." Der früher so jngeudkräftig auftretende Soldat, der während der letzten Seme vom Schauplatze verschwnuden, kommt mm wieder znm Vorschein. Aber welche Veränderung ist mit ihm vorgegangen! In einem fadenscheinigen Mantel eingehüllt, fröstelnd, als hätte ihu ein Fieber ergriffen, keucht er daher, mit tief ausgeholten Seufzern wirft er sich auf das am Boden ausgebreitete Tuch nieder — der Teufel hüpft vor Frende in die Höhe, und kauert sich mit satani. schem Grinsen neben ihn hin. Er weiß seine Rolle vortrefflich zu spielen. „Zu was ist die Buß', Dazu ist noch Zeit — Juchhe!" Ein liebliches Mädcheu im weißen faltenreichen Linnenkleide, das ein blaner Gürtel um die Hüften znsammen hält, kommt hinter den Gardinen des Bettes, das einen beträchtlichen Theil der Stube einnimmt, hervor. Es ist der Schntzengel des im Todeskamftfe ringenden Sünders — wie besorgt neigt er sich über ihn. — Mit weicher flehender Stimme ruft er ihm zu.- ^ 27 >-- „O Tchäflcin, liebes Schäflein mein, Folge doch den, ,virten dein, Ich suchte dich init Schwitz nud Schweiß, Mir war die Lonne nicht zu heiß, Die Äälte schreckte niich incht ab, Bis ich dich n»ii gefunden hab'!" Aber die Eiuflüsternngeu des bösen Geistes, der ihm in's Ohr raunt: „Los' nicht ans, was er dir sagt, Er macht dich gar noch klein verzagt, Gib ihm lieber einen Fußtritt Und geh' mit chin keinen Schritt" — haben einen viel gewaltigeren Eiufluß anf den Sünder, der dann wirklich seinen guten Geist mit dem Fnße unbarmherzig zurück stößt, Nuu entspinnt sich zwischen dem Schutzengel und dem Teusel ein lebhafter Wettstreit, der bald in gesprochenen, bald in gesungenen Versen einige Zeit fartdauert. — Die Wirthin schreitet mit frisch gefüllten Bierkrngen mitten durch die Sceue. Doch das stört nicht im mindesteu die gespannte Aufmerksamkeit. Das Spiel nimmt seinen regelmäßigen Verlauf. Endlich erscheint eine stattliche Figur mit verbundenen Augen. Es ist die Gerechtigkeit, iu der eiucu Hand die Wage, in der andern das Schwert haltend. Sie stellt sich zu den Füßen des sterbenden Sünders, dem nnn die Reue iu's Herz kommt. Ein weißes Sacktuch, womit er seine Augeu bedeckt, wird uou Bußthräueu durchnäßt. Seiu Schutzengel hebt es anf und dem Teufel wird angst und bang. er hat fein auserwähltes Opfer fchon an dem langen Haken seiner Kette befestigt. Nun gilt's den letzten Angriff zn »vagen, Eiue lautlose Stille herrscht in der Stube. Urplötzlich erhebt sich der Teufel iu feiuer gauzeu Größe, aus seiner Brusttasche eiue Papierrolle her^ vorziehend, die er durch eine geschickte Beweguug seiner schwarzen Tatze vor sich hinschlenderud aufrollt, daß der clleulauge mit mannigfachen Sünden beschriebene Papierstreifen bis an den Tisch der Zecher hin flattert, die erfchreckend zujammenfahreu. „Ich hab' gleich von Anbeginn In mein Register g'schriebcn, Man findet Alles treu dann, Was Schlechtes er getrieben: Die Hoffartsünd', die erste Sünd', Ist über alle Maßen, Es ist ein Spott wol über Gott Hosfärtiss sich anzublasen: Untensche Sünd' gar viel inan sind't, War ganz dem Fleisch ergeben, Trr (Heiz, wir es mir gnt besannt, Mit dein war er gar eng Uerwnndt: Fluchen, schwören, das tonnt' er gut, Das war sein meistes Leben, u. s. w." —, 28 -— „Diese sind alle seine Sünden, Wie kann er noch Vergebung finden ^ Ein hundert fünfzigtansend Millionen ist die Zahl!" Nach dieser laugen, fast athemlosen Declamation sich im ve!> traulichen Tone zum Sünder wendend: „Siehst du deine Vrocken!" wirft er die wieder zusammengefaltete Sündenliste in die eine Wagschale, die tief niedersinkt; der Schutzengel legt in die andere eine Rolle, worin seine gnten Werke verzeichnet stehen. „Das ist ein hübsches Ding, Aber doch noch viel zu g'ring —" meint der Teufel, der mit seiner beweglichen Kinnlade ein triumphiren-des Geklapper anfschlägt. „Ich hab' noch etwas auf die Wage zu legen, Ein Tuch mit Thränen der Reue benetzt, Das wird wol schwerer als die Sünden wägen, Ich siege denn doch noch zuletzt" — spricht der Schutzengel, und legt das Tuch in die Wagschale, das die bösen Werke weitaus überwiegt. Der Teufel wendet sich unwillig ab und läßt seine Hände lässig herabsinken, indem er seinen Rachen weit aufsperrt. Einer der Nächststehenden reicht ihm seinen Bierkrug hin, den er mit zorniger Geberde zurückweist. Eine allgemeine Heiterkeit spiegelt sich in den Mienen der Zuschauer. Der Knabe hatte während der Schlußscene seinen Geist aufgegeben und lag regungslos da. Nnn erwacht er rasch wieder znm Leben und mischt sich unter die Gäste, die ihn reichlich bewirthen. Der Teufel aber verläßt mismutig die Stube. Dem Volk gefällt das „G'spiel" über alle Maßen. Wenn sich in früheren Zeiten sogenannte Gebildete unter den Zuschauern ein^ fanden, machten sie freilich ihre Glossen darüber, konnten aber gleiche wol in dieser rohen Schale den guten gesunden Kern und den Um^ stand nicht in Abrede stellen, daß diese theatralische Unterhaltung in sehr primitiver Form oft mehr wirke, als eine Predigt. In neuerer Zeit jedoch wissen die beffern Stände das Volkstum, die Sitten und Bräuche besser zu würdigen, weil das Licht wissenschaftlicher Forschung auch über diese fast unbekannten und unbeachteten Schatze volkstümlicher Eigenart sich ergossen hat IttS ^Sllt DlAuHllls. Der Klöckler-Akend. ist es in den rauhen Advent-Abenden heimischer nnd behag-DD licher, als in der warmen Stube?^Draußeu gibt es Schnee "in Hülle nnd FiMe nnd eine Kälte, daß Alles erstarrt, -bald hier bald dort knarrt es im Gebälke, während das monotone Geklapper der Mahlgänge nuter den anschwellenden Eismasseu verstummt. Der Ziehbruuneu in der Mitte des Dorfes ward, nm nicht zu Eis zu werden, bis über seine Blechhaube in einen dichten Strohmantel gehüllt; ein scharfer Nord sanft über die Giebeldächer, zn Zeiten ganze Wolken von Ftngschnee mit sich durch die Lüfte führend. Glänzen die Sterne am nächtlichen Himmel noch so schön nnd spiegelt sich der Mond in Miriaden von Eiskrystallen, kein Mensch sehnt sich in's Freie. Man rückt sich beim Ofeu naher znsammen, die Spinnräder schnurren ^ Scherz nnd Spiel nnd lustige Geschichten verkürzen den langen Abend. Da pocht es in später Stunde geheimnisvoll an den mit Eisblumen überzogenen Feusterscheibeu. Die Leute ill der Stube schrecken anf ihre Phantasie war ebeu den Zauberbilderu eiues Märcheus gefolgt, das die alte Muhme wie aus dem „Flachswickel" heraus-spann. Null kommt es gar au die Hansthüre. „Geht, geht, macht auf, es sind die Klöckler, sie sollen bei ltns nicht so vorübergehen," ruft die geschäftige Alte. Die Hanspfortc ist bald geöffnet, in der Vorlaube hört man mehrere Tritte nnd ein leises' Flüstern. Endlich erhebt sich eine weiche jugendliche Stimme, der mehrere andere begleitend sich anschließen. ' In der Stnbe ist nun alles still. Nur die Svinuräder schnurren weiter. Mit gespannter Aufmerksamkeit lauschen Alle der volksthümlicheu Weise, die wir, wie folgt, hier wiedergeben: „heint is der heilige Klöckler-Abend, Den Gott der Herr erschoafen hat. Wir wünschen dem Bauer an gnldanen Hof, -^ 30 '— Zwa rücklale Ochsen, z>va ^ikale Ichof: Wir wünschen der Bäuerin cm guldanen Herd, Aft daß sie könn tucheu, wa<< ihr Her., u, s, w. - Wir hören schon die Schlüssel klingen, Past's anf! die Frau Muater wird nns wa5 außer bringen." Der glinnnende Kien am „SpannlMwr" N'irft ^iiu'N düsteren Schimmev über die alterthümlichen Möbel der Stnbe nnd über die frohen Gesichter, an welchen man die aufflammende Rothe der Freude oder vielleicht der Verlegenheit beim Absingen der Neune kaum bemerken tonnte. Die Alte war gegen das Ende des Liedes aufgestanden, ganz sorgsam hat sie die „Wergabfälle" von der Schürze geschüttelt. Nun eilt sie hurtig hinans in die reichlich mit Schinken und Würsten und Früchten ausgerüstete Speisekammer, um den Sän gern den gebührenden Lohn zn verabreichen. Diese ziehen dann weiter uou Hans zn Haus ^iuf wenig betretenen, oft gefährlichen Pfaden, mag es nun stürmen oder schneien; es macht ihnen Vergnügen und Freude. Diese Sitte kommt auch im Möllthale vor, nur heißen die Klöckler dort „Liesuer". Eiueu Liesnerreim theilt Tr. A. Egger in seiner trefflichen Abhandlung sCarinthia 1«'>^, Nr. 82) mit: Meine liab'n ^iesner! Mochts ent nix drcms — fahrt's hin zu Äiachbar^ .haus, Tu güdent's eut die Lüui lMagd) heraus, Tetz! sie as an großen Widder, Fahrt's über'n Vcrg anf nnd uieder, Fahrt's hiu zu der Mölllnuggrn! Swaßt sie iu den Suud, Tchaugts, wie sie alifer in enk zout! — In vielen Orten sind es mir mehr die Kircheuknaben, die das Klöckelu als kleinen Erwerbszweig, obschou sie an nicht wenigen Thüren kurz abgewiesen werden, noch aufrecht erhalten. Dir Weihnachtszeit. cHsu deu Advent schließt sich die heilige Weihnachtszeit an. Am H Weihnachtsabend wie am Silvester- und Dreikömgabeud, in den ^ sogenauuten Nauhuächten, findet im Dranthale wie auch in auderen Gegenden Kärutens die Einräucheruug von Hans nnd Hof mit geweihten Kräutern statt. Au diesen Abenden ist anch das „Leas'ln", d. i. das Erforschen der Zukunft durch Bleigießen u. f. w. gebräuchlich. Dr. V. Pogatfchnigg zählt in feinem Anfsatze: „Die Rauchnächte" in der „Eariuthia" 1^<»<), E. NW zwölf solcher Losungsarten auf. Das Anzünden des Weihuachtsbaumes ist beini Landvolke nicht im Brauch. Die Weihnacht wird besonders heilig gehalten; geht ja durch die ganze stille Natur ein wunderbares Leben; da erzählt mau fich geheinlnißvolle Dinge: Iu der heiligeu Nacht zieht das „wilde Gjad" mit Musik durch die Lüfte, da reden die Hallsthiere mit einander, da wird das Waffer im Bronnen zu Weiu, selbst das Brod, das man in die Kirche mitträgt, wird geweiht; wo der Wind herweht, von dorther kommen jahrüber die Wetter, ja in deu „Zwölfen", d. i. von Weihnacht bis Dreikö'nigstag, kann man den Kalender für das ganze Jahr macheu, wenn man Wiud uud Wetter au jedem diefer Tage beobachtet. In der Mitteruachtstuude wird die „Mette", wie das Volk sagt, gefeiert- wie eigenthümlich ertönt zu dieser ungewöhnlichen Stunde das harmonische Geläute dcr Glockeu, wie hell leuchteu die gothischeu Feuster der Dorfkircke iu die Nacht hinaus, uud wie wundervoll ist der Anblick, wcuu vou allen Bergeu hernieder, auf alleu Wegen nnd Stegen die Leute mit Buchteln lKieufackew) ^ ein flammender Punlt nach deui auderu der Kirche zu eilen! Es liegt etwas dem gewohnten irdifcheu Lebeu Eutrückeudes in diesein Got-tesdienste unl Äcittevnacht. Der Weihnachts - Festeyllns entspricht bekanntlich dem Iuli^ feste der alten Germanen. Die Wintersonnenwende wurde durch eine Neihe von Festen, Ovfern nnd Spieleu gefeiert. Der leitende Ge^ danke dieser Feste war, wie dies die deutsche Mythologie lSimrock, Grimm) nachweist, das wiedererwachende Licht, der herannahende Frühling, der Sieg des Lichtes über die Finsternis; der Lichthimmel öffnete sich nnd die Götter hielten ihre Umzüge. Einige Nachklänge des Inlifestes erhielten fich anch in Kärnten in Sitte nnd Brauch, in Märchen und Sageu. Am Tage der unschuldigen linder gehen die .«leinen mit Ruthen oder Fichteuästchm im Dorfe von Haus zu Haus und „schuppen" (schlagen) damit die Erwachsenen; dabei sprechen sie: ,,Frisch nnd ft'snnd, freudenreich, Lauci loben nnd ss'snnd bleiben," Im Gailthale heisit dieser Branch: „plisen" sdii^n — Fichtennadeln), nnd die Kinder haben dabei del'. Reimsprnch: „Plisa lesta Frisch nnd g'sund, Lanss leb'ii, Gern gcb'n. —° i>^ °— Das „Schappen" oder „Plisen", diese alte Sitte bringt den Lenten, wie sie meinen, Glück und Segen in's Hans, daher die „Pliser" nirgends abgewiesen werden; man gibt ihnen kleine Geschenke: Geld, Brod, Netzen. Aepfel, Nüsse als „Pliserlohn". Die abergläubischen Gebränche, wie sie in der Thomasnacht und in den „Zwölfen" vorkamen nnd hie nnd dort noch vorkommen, sind in den Alpenländern, im venerischen Hochlande, in Tirol und Kärnten völlig dieselben. Wir lassen einige Branche nachstehend folgen: Von der Thomasnacht bis znr Weihnacht pflegen heiratslustige Mädchen Wachskerzchen in den Schnhen zu tragen nnd dieselben während der „Mette" anzuzünden, da stellt sich ihnen ihr künftiger Bräutigam zur Seite. Ein Mädchen, das sich in einem Bache wäscht, worüber ein Leichen- nnd Hochzeitszug geht, und ohne sich abzutrocknen zu Bette geht, sieht im Traume den zukünftigen Bräutigam; dieser kommt und trocknet dem Mädchen das Gesicht ab. Im Lavantthale, und da nur mehr bei den Berglern, wird der Tischschragen, anf den: man gewöhnlich Mahl hält, mit Ketten fest umschlungen; nun kommt Brod, Fleisch, Salz anf die Platte gesetzt und alle Geschirre und Pfannen, wie man sie im Hansrathc brancht. Davon soll die Hansmutter Glück bekommen. Die Mädchen sehen am Weihnachtstage nach, ob der Kirschen-baumzweig blüht, deu sie vor Sonnenaufgang am Lncia-Tage in den Sand steckten. Ihre Wünsche gehen dann in Erfüllung. In der Weihnacht sucht man die Zukunft durch das „Unter'n Hütl spielen", Horchen an der Thüre des Schafstalles, Kranz-werfen n. s. w. zu erforscheu. Das am Stefani-Tage geweihte Salz wird als „Lecksalz" für das Vieh benützt. Beim Auftrieb und Abtrieb vou der Alpe bekommt jedes Stück Vieh, das größte bis zum kleinsten, davon etwas zu kosteu; das bewahrt vor Unglück. Eine Prise davon in den Mund genommen, ist des beste Mittel gegen das „Vermante". Anch von dem am Johannes-Tage geweihten Weine wird derselbe Gcbranch geinacht. Das Dreikönigswasscr ist, wie man glaubt, besonders wirksam gegen den Hexenzaubcr und verscheucht den Teufel. Wenn eine Unke irgendwo im Hause oder im Maierschaftsgebäude sich sehcu läßt, so deutet das an, daß Jemand aus der Familie stirbt; da beeilen sich die Leute, selbe mit Dreikönigswasser zu besprengen, und plötzlich verschwindet die Unke, als ob sie nie dagewesen wäre. — Eine reiche Vlumenlesc zum Capitel: Aberglauben in Kärntcn, lieferten R. Waizer, Th. Hermanitz und G. A. Zwanziger in ihren diesbezüglichen Essays (18L6, 1869, 1873) in der „Carinthia". Am Vorabende des Percentages (N. Jänner) ziehen im Moll- und Gailthale vermummte Burschen klingelnd und an die Fenster klopfend durch das Dorf, um die Lentc zu schreckeu. In Ratteudorf im Gailthale erzählt man die Tage: Leute, die am Vorabende des Perchtentages bis spät iu die Nacht im Freien waren, borten aus weiter Ferne dir .ttlänge einer Knhschelle; da liefen sie, was sie konnten in's nächste Hans. 5i,'aum hatten sie die Thüre geschlossen, hörten sie schon an der Hansthnre poltern und kratzen. „Es ist die Perchtl!" riefeu sie wll Angst. Zlnn Glück hatte ein Bnrsche ein Messer, anf n,'elchem der hochheilige Name eingraoirt U'ar. Das steckte er eiligst in die Thine und die Perchtl war verschwunden: aber am Morgen fand man die Thüre von oben bis unten zerkratzt. Das Perchtenjagen, wie dieser Brauch heißt, eriuuert an den alten der Erdgöttin Nerchta heiligen Tanz. Der Name „Berchta" bezeichnet die leuchtende, glänzende Göttin, die Königin der Heinchen nnd M'en. Franziöci. Studim, 3 Jus l>l?m Nslml^llle. Das Ringen im MetnihNMe. >ejpousen eiu Srbauriugeu aufführen mußte. Sie fassen sich, olme viel Worte zu wechseln, mit der einen Haud beim Ioppentragen, mit der andern beim Schößl uud be ginnen, die Füße stramm gespannt, sich taetmäßig zu schwingen- alle Mnsteln siud dabei iu Thätigkeit, um sieh im (Gleichgewicht zu er^ batten: cili u:>bewachter Äugenblick, eiu tmes 3taeblafseu der Kraft reicht lim, niu dieses zu verlieren und zu erliegen. Wachhcit uud Kraft sind zwei Hauvterforderuifse für eineu tiichtigeu Ringer- freilich gehört dazu auch ein ziemlicher Grad von (''lewandtheii, die jede Blöße des Gcguers fliuk zil benutzen versteht. Es ist eine Freude im Zusehen, wenn zwei geschickte Ringer zusam-menkommm. ^" und diese da verstehen ihre Sache, sie sind wie aus Eichenholz geschnitzt: es scheint fast eine Unmöglichkeit, daß einer den andern überwältigen könnte. Schon eimgenmle baben sie, mu deu sckwerbesoblten Schuhen sich zeitweilig nickt gar sanft in die Beine schlagend, ohne zn wanken die Runde gemacht - aber siehe da — ein Ruck, eine kühne Wendung und der gefeierte Ringer stürzt zu Boden. „Nu, das ist mir seltsam" murmelt rr ärgerlich, erhebt sich jedoch behende und der Ringgaug beginnt aufs Neue. Daß fich die Znschauermcnge dabei nicht theilnahmslos verhielt, tann mau sich denken: aber das Beifallgeklatfche dauerte nur einen Moment, wie die Kämvfer nch faßten, herrschte wieder fast lautlose Stille. Immer neue Madiaturcu, die Joppe um die Achsel geworfen, mit freudestrahleudeu Gesichtern, drängen sich vor. Paar an Paar tritt in den Kreis, um die Kraftprobe zu bestehen, sie kommen und gehen, ohne unsere Aufmerksamkeit besonders in Anspruch zu nehmen. Ta erscheint eiu Ingolsthaler auf dem Ringplatze, ein baumhoher, intelligent herschender Bursche; mit lächelnder, herausfordernder Miene schaut er im Kreise umher; ein kleines, aber untersetztes Bürschchen stellt fich ihm entgegen, sein dunkles Auge blickt starr auf einen Punkt, während es ganz gelassen seine Joppe wechselt, die schon etwas fadcuscheiuig und zu schwach zum Aufassm war. Das fiud ungleiche Kräfte, heißt es allgemein und mancher Ausruf der Verwunderung über den Muth dieses Burschen ist zu vernehmen. Siegesgewiß faßte ihn der Ingolsthaler, wie einen Feder- - 37 - - ball zum Spiele berm Ioppenärmel und grünen Kragenbejatz, als ob er ihn über alle Berge hinausschleudern wollte; aber der Kleine steht fest — sie schwingen sich eine Zeitlang im Taktschritte hin und her — nur leise flüsternd beobachtet die Menge die Bewegungen der Ringenden: schon jcheint der Kleine zu wanken; aber es war eine Finte, eine Falle für den Langen, der plötzlich wie ein Goliath unter allgemeinem Gelächter zu Boden polterte. Stolz, die Hände in die Seite gestemmt, ohne die Miene zu verändern, steht der tleine David mit strammen Beinen, wie im Grasboden wurzelnd, da, und blickt starren Auges in die Beifall rufende Menge. Eine klare helle Mäd^ chenstimme beginnt eine ländlichsittliche Melodie anzustimmen und Viele aus dem Zuschauerkreise fallen in das Lied ein, daß in den Verge« das Echo, den frohen Chor begleitend, erwacht. Da haben wir wie bei den alten Germanen, Kampf und Gesang. Einer nach dem Andern versuchte es, sich mit diesem verwo^ genen Burschen zu messen; aber über Alle blieb er Sieger. Bis die Dämmerung eintrat und die Alpen im Abeudlicht schimmerten, war es auf der Riugtratte lebendig. Ein scharfer Nordwind strich über den Bergrücken herüber und kühlte die Kampflust ab; Jung und Alt zog in der heitersten Stimmung von oanum und tiefe Ruhe herrschte wieder, wo noch vor wenigen Augenblicken ein so fröhliches Treiben sich cutfaltete. Bei deu Metnitzthalern kommt es nicht leicht vor, daß derlei Ringkampfe in Rohheiten und blutige Schlägereien ausarten: sie haben dabei eigene Satzungen, die strenge beobachtet werden: so muß sich der Ringer, der mit der Hand oder mit dem Knie den Rasen berührt, als besiegt ergeben. Oft sind es ganze Ortschaften, die gegen einander zu Felde ziehen und auf der Ringtratte ihre Kräfte messen, die besten Ringer werden da ausgesucht, denn es gilt einen Ehrcnkampf; da heißt es dann die Grudeser oder Metnitzer haben gesiegt und bei der nächsten Gelegenheit sucht die besiegte Partei die Scharte wieder auszuwetzen. Selbst beim „Pränteln" vor dem Fenster der Auserkurnen, das im Metnitzthale Dienstags und Freitags gebräuchlich ist, soll das Ringen nicht selten vorkommen und der Sieger behauptet das Feld. Abgesehen von dieser, mit Nachtschwärmereien verbundenen, zur Entsittlichung des Volkes nicht wenig beitragenden Unsitte und den rohen Gewaltthaten, die mitunter vorkommen mögen, ist der Ringkampf eine Kraftübung, der sowol den dabei Betheiligten wie deu Zuschauern viel Vergnügen bereitet, Ueberall in Städten, selbst in kleineren Ortschaften werden nun Turuschulen eröffnet und in den Bergen, in der frischen Alpen^ nalur. wo die Forste gewaltig rauschen, wo die Bäche mit wildem Gebrause rascher dahin stießen, wo die beschneiten Gipfel der Alpen jo Mhn in den blauen Aether sich heben, wo die Elemente die Kraft Jus i)om GlnWmIe. Dcr wetllanf in Wcitensfcld. cWl ast in der Mitte des von den grünen Wellen des Gurkflusses durch«-M rauschten, zwischen nnbedentenden Höhen des Mittelgebirges sich "hinziehenden Gurkthales liegt der Markt Weitensfeld in ländlicher Stille und Abgeschiedenheit. Nur selten verirrt sich ein Tourist in diese von der Pulsader des Verkehrs entlegene Gegend; das gewöhnliche Ziel seiner Wanderung ist Straßburg und Gurk, wo die herrlichen Bandenkmale aus grauer Vorzeit seine Aufmerksamkeit fesseln — nnd doch hat auch Weitensfeld eine Eigenthümlichkeit aufzuweisen, die einer näheren Betrachtung werth ist: — es ist ein einfacher schmuckloser Holzbrunnen am untersten Ende des Platzes. Inmitten des mit Wasser gefüllten Holzbassins steht auf einem Pfeiler eine mäßig große Statue, eine aus Holz geschnitzte weibliche Figur mit spitzem breitkrämpigen Hute, die erst neuerdings mit grellen Farben beklext, durchaus nichts Antikes an sich hat, aber die Trägerin einer Volkssage ist, an die sich ein in Kärnten einzig dastehender Brauch knüpft. Diese Statue soll nämlich einer Jungfrau zu Ehren aufgestellt worden sein, die sich um Weitensfeld hoch verdient gemacht hat. Wie die Sage erzählt, war sie die Stammhalterin der gegenwärtigen Bevölkerung deö Marktes. Als bei einer grassirenden Pest ganz Weitensfeld ansstarb, waren nur drei Bnrgersöhne und das Burg/ fräulein des nahm Schlosses an, Üeben geblieben. Da alle drei sich um ihre Hand bewarben, wurde ein Wettlauf veranstaltet, und der Sieger sollte der Anserwählte sein, der sie als Braut heimführen tonnte. Zum beständigen Andenken an diese Begebenheit findet all^ jährlich am Pfingstmontag auf dem Platze von Weitensfeld ein Wett-laufen statt, wozu eine große Menge Volkes aus dem Gurkthale nnd den benachbarten Thälern zusammenströmt. Es war gegen Mittag, als ich mit einem flinken Einspänner bei Zwischenwässern in's Gurkthal einlenkte. Die Sonne brannte -"38 — des Menschen gleichsam herausfordern ^ sollten solche Kraftübungen, wie sie bei abgeschlossenen Gebirgsvölkchen Gepflogenheit sind, etwas Anstößiges sein? Man leite derlei Volksbelustigungen in das Bett, der Gesetzmäßigkeit und der Ordnung und beuge so rohen Aus brüchen des Uebermnches vor. Man stelle die Mißbräuche ab, aber belasse dem Volte den unschädlichen Kern seiner mannigfachen Vergnügungen- die reine Quelle des Frohsinns, der Niemanden schlecht macht, wndern eher die Sittlichkeit fördert. Es wäre ein nicht unerhebliches Verdienst von Seite der Ge meindevorstände, wenn sie lebensfähige Bräuche und Volksspiele hegen und pflegen und die Leitung ixrselbcn in die Hand nehmen würden, um der allgemeinen Nivellirung und Gleichmacherei, der alle Voltseigenthümlichkeiten mit der Zeit zum Opfer fallen nnd die selbst schon in die abgelegenen Alpenthäler einzudringen droht, wenigstens einiger^ maßen entgegenzuwirken. Welch' anregendes Moment wäre im Ringkampfe bei gewöhn^ lichen Volksfesten, wenn dazu ein einfacher Preis ausgestellt und der ganze Vorgang durch feststehende Regeln geordnet würde. Der Ringplatz wäre zugleich eine vortreffliche Turnanstalt, wo ohne Barren und Reck die Körperkraft gestählt, Wachheit und Gewandtheit ausgebildet würden. Man blicke auf die Schweiz, wo derlei Volksbelustigungen und Spiele mit Kraftproben überall gang und gebe sind und ein reges frisches Volksleben pulsirl. Dr. Karl Lemcke sagt treffend: „Mau freut sich jo unendlich, weun man neue Erd> schätze entdeckt uud wirft sich mit wahrer Leidenschaft auf ihre Au^ beute. Die Schätze, die im Volke liegen, werden wenig beachtet. Sie sind vorhanden, aber man kümmert sich kaum darnm. Nun, so werden sie von klügeren Zeiten gehoben werden!" (Populäre Aesthetik von Dr. K. Lemcke, Leipzig 1865. p. 506.) Das berühmte „Wettrmgen" auf der Flattnitzalpe, wo alljährlich ein bedeutender, von Steiermärkern, Salzburgern und Kärntnern besuchter Viehmarkt abgehalten wird, nt seit Jahren schon abgekommen. Auch das am Pfingstmontag bei den Slo-veneu zu Feistritz im Untergailthale gebräuchliche „Knfenstecheu", das Ant. v. Rauschenfels in seinen „Bildern mit Staffage" so anziehend schildert nnd das darin besteht, daß eine an einen Pfahl angebrachte Kufe iFaß) von im Galopp vurüberreitenden Burschen mit schweren Eisenkolben in Trümmer geschlagen wird, hat viel von seiner Ur^ sprünglichkeit verloren nnd droht im Verlaufe der Zeit, wie die meisten alten Sitten und Gebräuche, in Verfall und Vergessenheit zu gerathen. Nur der damit verbundene und am Kirchtag bei den Slovenes übliche Tanz unter der Linde, ein Ueberrest eines im Heidenthume wurzelnden Brauches, dürfte aus dem Voltsleben so bald nicht verschwinden. ^ 4s) _ hetß hernieder und der Staub, der ichuhttef aus der Straße lag. wirbelte über uns auf, daß wir die Reize der Landschaft nur wie durch einen Wolkenschleier betrachten tonnten, - Ein Bild nach dem andern flog an uns vorüber. Grünende Wiesen, Gehöfte und Kirchen, endlich das Wer die alte Stadt Straßburg imposant sich erhebende ehemalige Rcsidenzschloß der Btschöfe nun Gurt. Bald tauchte anch der Dom mit den zu feinem Baustyle wenig passenden Kuppelthürmen auf, der, einige Augenblicke sichtbar, bald wieder hinter einem sich vorschiebenden Hügel verschwand; daher der Spruch bei den Leuten: daß man die Kirche zu Gnrk. benur man ganz dazu kommt, wieder verliert. — Nun ging es rasch auf Weilensfeld zn. An der Straße begegneten uns Leute im Sonntagsstaat, die ebenfalls demselben Ziele zusteuerten und uns in der Hoffnung bestärkten, daß wir zum „Kranzelreiten" »och zurecht kommen. Nach kurzer angenehmer Fahrt, der Wind hatte sich mittler weile gelegt lag Weitensfeld in einer Thalbucht, von bewaldeten Höhen umschlossen, vor nns. Am Eingänge in den Markt wimmelte es von Menschen. Da stand Wagen an Wagen. Ein Gesumme drang an unser Ohr. auch Musikklänge waren vernehmbar. Wir mußten anssteigcn, da es keine Möglichkeit war, dnrch den Menschenknäuel hindurch zu kommen. Das holzgedielte Hans uns zur Rechten, das bei seiner er. höhten Lage am obersten Ende des Platzes die schönste Uebersicht bot, war wie die Galerie eines übervollen Schauspielhauses, von oben bis unten mit Schaulustigen besetzt, selbst auf dem Dachfirst haben sich einige niedergelassen. Noch überraschender war der Anblick des Marktplatzes. Von dieser sonderbaren Schantribüne bis hinab zum Holzbrnnnen mit ocr Jungfrau standen die Leute Kopf an Kopf im dichten Gedränge, aus allen Fenstern und Dach-Erkern schauten Neugierige herab. Es war ein bewegtes Volkstreiben, wie man es in Weitensfeld wohl nur an diesem Tage sehen kann. Als wir ankamen, war die Ouvertüre bereits vorüber. Die Musikcavelle. die mit dem Paukenschläger als Regimentstambour an der Spitze einigemale den Platz auf- und abmarschirte, hatte sich in den geräumigen Hof eines Gasthauses, um die trockenen Kehlen ein wenig anzufeuchten, zurückgezogen. Schon am Vorabende hatte die Musikbande vollauf zu thun. Die ganze Nacht hindurch war sie in Thätigkeit. Ein Marsch nach dem andern wurde aufgespielt. Die berittenen Bürger aber durchzogen die Gassen des Marktes, als Vorübung für den kommenden Tag. und leerten manch' Gläschen auf das Wohl des edlen Burgfränleins, dem die Bewohnerschaft von Weitensfeld ihre Existenz zu verdanken hat. Jedenfalls ist es eme zarte Galanterie der echt deutsch gesinnten Marttbewohner, daß sie der Jungfrau am Brunnen an ihrem Ehrentage ein neues Kleid regaliren und ihr jugendlich erhabenes Haupt mit Blumen bekränzen. -. ^ ^- Noch schöner aber ist es, daß sie mit solcher Pietät an den althergebrachten Sitten ihrer Väter festhalten. Eine Pause war eingetreten und die Leute harrten der Dinge, die da kommen sollten. Endlich ließ sich ein Reitertruvu sehen, bei dessen Herannahen die Menge scheu nach allen Seiten zurückwich. Es waren berittene Bürger, die mit den an einer Fahnenstange befestigten Preisen mit großer Äravour und Gewandtheit auf^ und niederritten, Die Pferde waren vom schweren Burgunderschlage, mit Blumen und Bändern aufgeputzt. Sattelzeug und Schabraren waren Erbstücke aus längst verschollenen Zeiten, So oft sie den Holzbrunnen erreichten, wo sich die Musikbande aufgestellt hatte, ritten sie im langsamen, gemäßigten Trabe um die Jungfrau herum, die an diesem ihren Ehrentage bräutlich geschmückt war. In einem faltenreichen Rosa-Krepp-kleide, einen schweren Blumenkranz auf dem Hute, stand sie da und sah stolz über die hin^ und hcrwogende Volksmenge hin. Kanne und Schlüssel hielt sie in der Hand, als ob sie gleich nach dem anstrengenden Wettlaufc den Sieger mit einem frischen Trunke zu erquicken bereit wäre. Die drei Läufer stellen sich. gleichsam um durch den Anblick der holden Braut ermnthigt zu werden, in ihrer nächsten Nähe ans. Es sollten eigentlich, dem alten Herkummen gemäß, die drei jüngsten Bürger znm Wettlaufc sich anschicken, doch diese überlassen die Ebre einigen kräftigen Burschen, die über gesunde Lungen 'und flinke Füße zn gebieten haben und lassen sich lieber von Vierfüßern durch die Gassen tragen. Die Laufer sind eigenthümlich ausstaffirt. Ihr weißes Eostüme ist schon von ferne erkennbar. Um mit dem Athnn länger auszn-halten, schlingen sic sich ein Scidentuch von brenm'ndrothcr Farbe um die Mitte, und eines quer um dio Brnst, das unter dem Arme fest zusammengeschnürt wird. Ohne Kopfbedeckung, ohne Schnhe, in ihren gewöhnlichen Wollstrümpfen stehen sie in einer Reihe zum Wettlaufe gerüstet. Die Gasse ist einige huudert Schritt lang und geht etwas aufwärts. Nun beginnt der Wettlauf. Die Vorreiter mit einer tricoloren Fahne und den Preisen sehen sich auf ein gegebenes Zeichen in Bewegung und reitcn am Platz hinauf, um die Rennbahn offen zu halten. Die Musik fällt ein. Dic Laufer setzen dm kühnen Reitern nach. Bald gewinnt Encr dcn Vorsprung, die Hände fest an die Brnst angezogen hält er mit den Pserdcn fast gleichen Schrill. Der Wettlauf dauert nur einige Mimtteu. Das Volk läuft hinter dem nachfolgenden Reitertrnpp mit. Schon sind sie am Ziele vor dem holzgedielten Hause angelangt, wo sich das Preisgericht anfge^ stellt und die durch die Parade Ättitüdcu der muthigen Rosse zurück-gedrängte Menge kaum Platz hat. Ueber die Straße ist ein scharfer Ritz gezogen. Der Erste der Läufer, der diese Linie überschreitet, — 42 — ist der Sieger und erhält den ersten Preis: einen Blumenkranz, den Brautkranz der Jungfrau und ein Goldstück. Auch die beiden anderen Laufer werden bcthcilt. Der Nächste bekommt ein schön-farbiges Seidentüchcl und cm Paar Strümpfe. Der Letzte einen mit Bändern umwundenen Strauß lion Blumen uud Schweinsborsten, Nicht selten geschieht es, daß alle drei Laufer völlig gleichzeitig am Ziele ankommen. Der Nächste am Ziele wirft sich dann kerzengerade über die Straße hin, um so noch vor den Anderen den Vorsprnng zu gewinnen und sich des ersten Preises zu versichern. Die oft dabei vorkommenden komischen Zwischenfälle geben den schaulustigen Leuten guten Lachstoff. Die Reiter sprengten nun wieder die Gasse hinab, ihnen nach folgten die Laufer in etwas gemäßigtem Schritte, den Siegespreis in der Hand hoch emporschwingend; nnr der mit den Sauborsten Beglückte schlich geduckt durch die nachdrängende Menge. Der Sieger lief radschlagend die Gasse hinab, daß man bald die Hände, bald die bestrümpften Füße über dic Häupt'r hervorragen sah, begleitet vom Iubelrufe und Gelächter dcs freudig erregten Volkes. Alles ergötzte sich an dem drolligen Aufzuge. In der heitersten Stimmung zog sich Jung und Alt in die Gasthäuser zurück. Die nur wenig'mehr beachtete Jungfrau harrte vergeblich des Siegers. Dieser ließ sich in einer der nächstgelegenen Restaurationen den steirischen Nebensaft schmecken und kümmerte sich wenig nm seine noch immer im Fest-schmucke mit Blechkanne und Schlüssel auf dem Marltbrunuen stehende Braut. Auf dem Platze, wo eben ein fo reges Leben herrschte, wurde es allmälig stiller. Nnr einzelne Gruppen von Kauflustigen umstanden noch die Buom uud Lrbzelterstände. Desto lebhafter ging's in der Tanzstube zn, die zum Ersticken mit Leuten angcpfercht war; der Ramn für die tanzenden Paare war so beschränkt, daß sie sich zeitweilig mit den Ellbogen Bahn brechen mußten. Wenn wir nun die einzelnen Momente dieser Volkssage und des damit verbundenen Brauches näher betrachten, werden wir lebhaft an den Brautlauf und die an die Pfingstfeier sich knüpfenden Wettspiele der alten Deutscheu erinnert. Letztere waren heiterc Frühlingsfeste, welche den Kampf des Sonnengottes mit dem Winter versinnbildeten und wobei gewöhnlich ein Wettrennen stattfand. Der Sieger fnnqirte als Maikönig, während der Letzte einen Spottpreis davon trug. „Bei dem Wettrennen zu Salzwedel wird der Sieger mit Maien, der Letzte, Laugsamste, mit Blumen geschmückt, ü6i wärt 8muk makt, und heißt dann der schmucke Junge. Derselbe Spott, der mit dem Pfingstlümmel, dem Pfingftbutz u. f. w. getrieben wird. Als die Bedeutung diefer vielgestaltigen Wettfpiele ergibt sich also die Entscheidung darüber, wem bei dem Frühlingsfeste die Ehrenrolle des siegenden Sommers zu Theil werde, oder wer sich allen Hohn nnd Schimpf gefallen lassen müsse, welche dem besiegten —° 43 °— Winter angethan wird." (Simrok: d. M. 584.) Auch die Hoch^ zeitsfeier begleiteten ähnliche Spiele. Nach uralter Sitte mußte die Braut, wie noch in den Nibelungen Brunhild, in Wettspielen erworben werden. Jedenfalls Hai sich in dein noch bestehenden Brauche zu Weitensfcld ein Stück altgennanischen Volkslebens bis auf unsere Tage erhalten. Auf den Gailthaler Alpen ist ein ähnlicher Brauch, „das Pfingst-lanfen", im Schwünge. Die „Halter" (Hirten) auf den „Almen" versammeln sich am Pfingstsamstag Abends auf dem ebensten Flecke der Alpe; da wird eine „Maje" Maibanm) aufgepflanzt nnd von einer bestimmten Entfernnng aus laufen die Hirten nach diesem Ziele. Der am ersten ankommt heißt „Psingstköuig", der Letzte erhält einen Spottnamen. Vei hereinbrechender Nacht wird um die „Maje" ein Holzstoß zusammengetragen und angezündet, wobei die Hirten die Nacht hindurch im freien zubriugen und mit den Peitschen „krachen". In anderen Thälern des kärntischen Oberlandes kommt am Pfingstsamstag nur das „Klöckm" uor. Die Burschen unterhalten an einer Anhöhe in der Nähe des Dorfes die Nacht hiudurch ein Feuer und vollführen dabei mit ihren Peitschen ein „Gekrache", das weithiu in den Bergen wiederhallt. Zu erwähnen sind hier noch die im Pfingstmonate (am Iohannisabend), wie in den meisten Alpenländern, auch in Kärnten gebräuchlichen S o n n ewendfener mit dem dabei üblichen Scheiben-schlagen, welch' letzteres sich jedoch nnr in den entlegensten Alpenthälern noch erhalten hat. Im üavantthale, dem Paradiese von Kärnten, findet in der Osternacht eine allgemeine imposante Berg^ beleuchtung statt. Auf allen Höhen leuchten die Feuer uud das Gekrache der Pöller wiederhallt in allen Tonabstnfungen durch die Stille der Nacht. Hie und dort steigen Raketen mit ihren Feuer-garben auf, um der Freude über die Auferstehung der Natur und des Heilandes gehörigen Ausdruck zu geben. Jus l>om Olmlllulls. Die nächtliche Wnllfnhrt. ^Rsuch in unserem Jahrhunderte wurde eiue neue Welt entdeckt; M^wer kennt sie nicht, diese wunderbare Welt mit den sonnigen ^ Matten, den sprudelnden Quellen nnd schäuinenden Wasserstürzen? Es ist die Welt der Alpen mit ihren Gletschern und wolkennahen Vergknpven, die man vor Zeiten kanm dem Namen nach kannte, die man vergeblich in alten geographischen Werken und Landkarten aufsucht, die als der Tummelplatz der Wildhener und Hirten dnrch Jahrhunderte hindurch einsam uud unbeachtet in die Luft empor-starrten. Erst die Neuzeit hat nns ihre Pforten erschlossen und durch die wissenschaftliche Forschung den Neiz noch erhöht, den sie auf jedes für Naturschönheiten empfängliche Gemüt ausüben muß. Kaum daß der warme Hauch des Frühlings die mächtigen Schneediademe von den Stirnen der Berghänpter hinweggeschmolzen hat. schicken sich nnn alljährlich Tansende und Tausende zur Wanderung an; wie die Wandervögel nach dem Süden, „wo die Citronen blühen, ini dunklen Lanb die Goldorangen glichen", zieht's sie mit Sehnsucht hinauf in die frischen luftigen Regionen der Alpen, wo die Gletschergebilde schimmern und das „Edelweiß" am steilen Felsrande winkt. Ueberall bilden sich Clubs nnd Alpenoereine, um durch Einstußnahme anf die Organisirung des Führerwesentz. auf die Transport und Unterkunftsmittel ihnen die Fahrt so bequem und angenehm als möglich zu machen. Ein Seitenstück zu diesen Berg' fahrten, wie sie seit einigen Decennien her auch in unserem Alpew lande in Schwung kamen, ist jene eigenthümliche, vom Volte auf eigene Faust unternommene Wallfahrt nach den mer hervorragenden Bergkuppen des Glanthales. Sie bildet eine auffallende Erscheinung im religiösen Leben des Volkes, wie mau sie nicht leicht irgendwo finden dürfte, und liefert zugleich den Beweis, wie sehr das Volk noch immer, besonders in religiöser Hinsicht, am Althergebrachten festhält; denn diese Wallfahrt besteht schon seit urdentliche'n Zeiten. Als der Glockner noch zu den unbekannten Größen zählte, wanderte das Volk schon in unabsehbaren Schaaren imck den mit Gotteshäusern gekrönten Höhen des Helenen, Veits-, Laurenz- nnd Ulrichsbera.es, die Megiser für die höchsten in Kärnten yielt. Am Porabende des Dreinagcltages bietet die sonst so einsame Höhe des Helenenbcra.es, wo sich dem Auge eine weite Fernsicht über ein vielvcrzweigtes Gebirgspauorama erschließt, ein reges, lebensvolles Bild. Das ganze Plateau um die gothische Kirche ist mit Landleuten aus allen Gauen Unterkärutens, ja selbst der benachbarten Steiermark, bedeckt. Slovenen nnd Deutsche, bunt durcheinander gemischt, haben sich hier zu eiuer seltenen religiösen Feier vereint. Wer sich die Mühe nehmen wollte, die Lente zu zählen, würde nicht so bald damit fertig werden. Gewöhnlich sind es über 100s» Köpfe; manches Jahr waren hi.r an diesem Tage übrr WW bis 80 uur noch die Ueberreste der Wachfeuer verglimmen, wieder einsam nnd verlassen. Das zeitweilige Auflenchten der Fackeln durch die ffichtenwalduug läßt uns die von den Wallfahrern eingeschlagene Richtung erkennen; bald sind sie iu der Ebene augelangt — eine lauge Reihe von leuchteudeu Punkten zieht sich nun hin durch das Duukel der Nacht. ^'' So wandert der Zug ohne Unterbrechung, über Mcißelberg, am klassischen Boden des Zollfeldes, an den Resten des alten Vinmnm vorüber, bis er mit Anbruch des Morgengrauens die Anhöhen des am Fuße des Nlrichsbera.es gelegenen Pfarrdorfcs Pörtschach erreicht. Da lagern sich die Scharen um den alten Thurm von Möderndorf im Augesichte des gothischen Domes von Maria Saal. Während Einige, ermattet vom nächtlichen (Hange, ihr Haupt in's thaufeuchte Gras legen, crqnicken sich Andere an ihrem frugalen, aus Brod und Käse bestehenden Frühmahl. Daß Jeder den Mundbedarf mit sich führt, läßt sich denken, da die sich überstürzende Eile bei dieser Bergfahrt wenig Zeit zur Eiukehr übrig läßt. Dieser nächtliche Zug bei Fackelschein hat seine mystische Be-dentnng: er soll die Iudenschaar vorstellen, die zur Gcfangeunehmnng Christi mit Fackeln auszogen, wie übrigens die ganze Wallfahrt zur Verehrung des leidenden Erlösers und der Leidenswerkzeuge abgehalten wird, daher die Wahl des DreinageltageZ (Oommom I^n-reae ot> ^wvorum), der vielleicht vor Zeiten festlich begangen wnrde. Die Ruhe dauert uicht lauge; schon beginnen die Pöller an der Anhöhe von Pörtschach ihre Thätigkeit; in ihren in der Ferne verhallenden Donner mischen sich die Klänge der Glocken; es ist, als ob man hier znm zweitenmale den Ostermorgen feierte. Die Menge ordnet sich zum Eiuzug iu die Kirche; Kopf au Kopf, siugend und betend, die Hüte dicht mit Immergrün bekränzt, daß die Zweige hoch aufstehen und vom Hute selbst nichts zu sehen ist, zieht sie daher wie ein wandernder Wald, von dem hinter den östlichen Vergen anftauchenden Tagesgestirne begrüßt. Die weitere Richtung des Zuges geht auf die Höhe des Ulrichsberges, dann über Karnberg nnd Zwcikirchen qner durch das Glan-thal hin auf den Gipfel des Veitsbergcs, oou da nach knrzcr Mittagsruhe über die Höhen von Gradeneg und Sorg anf die das Thal weithin beherrschende Kuppe des Lorenzenberges. Ueberall werden die „Nierberger" mit Pöllersalven und Glockengeläute empfangen; wo möglich wohnen sie der Messe bei und ziehen dann so schnell wie sie gekommen wieder fort. Die ganze Fahrt mnß in 24 Stunden vollendet sein. Es ist eine tüchtige Wegesstvecke, nnd nur zu wundern ist es, wie selbst alle Leute, ja sogar Kinder daran theilnehmen können. Unter dem Volke herrscht allgemein die Meinung, „daß man's an keinem andern Tage als am Dreinageltage dargeht'', Obschon eine Partei der Wallfahrer vom Veits^ oder Loreuzen-berg aus geht und daher Viele vou der Spitze des Ulrichsbergcs nach Hause wandern, ist es noch immer ein bedeutender Zug, der, über die grüne Berglehne daherschrcitend, unter Pöllergekrache in der kleinen Capelle des Lorenzenberges seineu Einzug hält, wo für die „Vierberger" schließlich ein feierlicher „Segen" abgehalten wird. An der Hochebene dieses abgestutzten Bergkcgels hat der daselbst in einem —< 47 ^- Häuschen, das schon zu Zeiten Valva sor's stand, residirende Meßner eine Restauration unter sreier Himmelsdecke aufgeschlagen. Da schmorrt auf einem aus losen Steinen Zusammengefügten Herde die „Krapfen-Pfanne" und erfüllt die Luft mit Ambradüften, da brodelt's im schwarzen Kaffeenavf, am Tische daneben stehen mit Bier gefüllte Kruge und Weißbrodc in Bereitschaft, denn hier haben die Leute Zeit, sich einige Erholung zu gönnen. Uebrigens gibt es nicht Wenige, welche bei der ganzen beschwerlichen Bergfahrt nichts als Brod und Wasser genießen. Von der Spitze des Üorenzenberges geht es durch die dichte Fichtenwaldnng mit ihren herrlichen Ausblicken nach der alten Burg Frauenstein und den Kraigerschlössern, die wie Rabenncster an der Fclskante hangen, über das freundliche Müllbach hinab nach St. Veit, in das von Bergen umschlossene an Burgen reiche Glanthal, wo sich die Wallfahrer nach allen Richtungen, der Heimat zueilend, zerstreuen. Daß diese eigenthümliche Wallfahrt sehr alt ist, wurde bereits angedeutet. Schon Megiser macht davon Erwähnung. In seiner Chronik von Kärnten lesen wir: „Insonderheit aber sind vier die höchsten Berg im Land, da jährlich gvoßc Wallfahrt hin sein. Deren Namen sind: St. Ulrichs, Helena-, Beits- und Laurenzenberg. Auf diese uier Berg lauft das gemeine Volk alle Jahr Kirchfahrten an dem heil. Dreinageltag und mnß dies Kirchfahrt-Laufen cms einen Tag verricht werden. Darum sie sich dann nicht lang säumen, wann sie in den Kirchen eini kommen, gehn sie gleich flnx nni den Altar, neigen sich und laufen wieder davon. Es ertranken ihrer viel über diesem Laufen, daß auch zu zelten etlich gm' sterben, denn es ist ein sehr langer Weg, und wie ctlich nachreiten, wol zwölf deutsche Meil sein sollen." (^imale« (^rintliiae. l. ?. ^Z. 40. I^. 1612.) Diese Wallfahrt beruht auf einer nralten Volksüberlieferung. Nach einer mir persönlich mitgetheilten Meinung unseres heimischen Geschichtschreibers Heinrich Hermann soll sich dieselbe ans der Zeit der Kreuzzüge datiren, wo man, um symbolischer Weise die Kreuzzüge mitznmachen und über die Waffen der Kreuzfahrer den Segen des Himmels herabzuflehen, außerordentliche Wallfahrten veranstaltete. Der Volkshumor bezeichnet dieselbe als Snchen des vierten Nagels vom heiligen Kreuze. Zur Zeit, alsdieSecte der Geißler das Land dnrchzog, soll diese Sitte, nachdem sie ganz in Vergessenheit gerathen war, wieder aufgenommen worden sein; es ging dazumal die Sage, daß man am Dreinageltagc Blntspnren am Wege von einem heiligen Berge zum andern getroffen und Barbarossa im Untersberge sich ertnndigt habe, ob „die Ameisen noch die vier Berge ablanfcn". Schließlich noch eine anf diese Wallfahrt sich beziehende Sage: „Einmal wlir im Lande eine große Hungersnoth; die Felder waren alle dürr, die Wiesen wie ausgebrannt, das letzte Körnleiu ^. 48 , - Getreide war aufgezehrt; ganz verloren wankten die Leute umher, viele starben des Hungertodes; da sagte ein uralter Mann, der auf einem Stein uor seiner Hütte saß, zu den Leuten: „Habt's ja wohl die vier Berge, nehmt's das Stroh von den Dächern, tragt's auf die Tenne, drischt's klein zusammeu, bestellt's den Acker, so gut es geht, säet's das Stroh aus, laßt's dann Alles liegen und stehen und macht's Euch auf nach den vier Bergen, da wird's wieder Getreii/ im Ueberflliß geben." Die Leute schüttelten die Köpfe und meinten: „Das wird wol ein leeres Strohdrcschcn sein." Doch sie folgten dem Rathe des Alten und hatten darauf eiu gesegnetes Jahr. Daher heißt es noch immer: „Wenn die Ameisen nicht mehr die vier Berge ablaufen, werden schlechte Zeiten ,kommen." Im Jahre 1870 haben am Dreinagcltage (der zweite Freitag nach Ostern) wieder gegen 2000 Menschen, zumeist aus dem Krapf-felde, dem Glan- uud Noseuthale, au dieser merkwürdigen Wallfahrt theilgenommen; dabei sollen, wie wol nicht anders möglich, wieder einige Erkranknngsfälle, wie die Fama erzählt, vorgekommen sein. Die Pietät für diese heiligen Verge des Glanthales reicht aller Wahrscheinlichkeit nach bis in die Hcidenzeit zurück. Ohne Zweifel standen am Ulrichs-, Lorenzm- und Helenenberge in der Nähe Virnnums, dem Mittelpunkte der römischer Cultur in Kärnten, heidnische Tempel, und daß in Viruuum der Mythras-Dieust heimisch war, ist geschichtlich erwiesen. (Ankersho sen's Handbuch der Geschichte des Herzogthums Kärnten. I. Vd, S. 638.) Drrchrldräuche. c^sni kaiserlichen Lustschloße Laxenburg mit seinen geschmackvollen, A^uon einem mächtigen Strome durchbrausten Parkanlagen, wo die ^Kunst der Natur kaum merklich hier und dort uachgeholfen hat, befindet sich unter den von mittelalterlichem leiste durchwehten Rüstkammern nnd sonstigen Räumlichkeiten ein ganz unscheinbares, kleines, rundes Gemach mit längs der Wand hinlaufenden gepolsterten Sitzen. Die ursprüngliche Malerei ist ziemlich abgefegt, ein Beweis, daß hier häufige Sitzungen abgehalten wurden doch keine geheimen Raths-sitzungen. In langen Winterabenden versammelten sich hier vor Zeiten, nue der Cicerone erzählt, die niedlichen Damen des Hofes, um mit ihren zierlichen Händchen den Flachsfadeu zu drehen. Wer sollte sich da nicht unwillkürlich an jene Zeiten erinnern, wu noch in keinem Hause das Spinnrad fehlte, wo es selbst in den —° 49 °— Alkoven höherer Gesellschaftsgrnppen zn don gewöhnlichen, ja nn-entbehrlichen Einrichtungsstücken zählte nnd die vurnehinste Danle sich nicht scheute, bei dessen Handhabung Fnß nnd Hand in jene taetmäßige Bewegnng zn versetzen, womit sie heutigen Tages einein ganz anderen Hansgeräthe bezaubernde Tonwellen zn entlocken versteht. Mit dem gewaltigen Anfschwnnge der Industrie in unserem Jahrhunderte verstummte allmälig das Schnurren des Spinnrades. Nur ans dem Lande, in abgelegenen Gebirgsthälern blieb es in seinem vollen Rechte; da ist es noch immer das Symbol des Fleißes nnd der Wirtschaftlichkeit, der tränte Gefährte der Hansfrau, wie das Band ländlicher Geselligkeit; da versammelt sein tranliches Schnnrren noch immer Jung und Alt in der geränmigcn ebenerdigen Stube, nnd wie der Faden dnrch die Finger gleitet nnd behende die Sftnle füllt, werden alte Dorfgeschichteu, über die fast schon Gras gewachsen, wieder abgesponnen, mißliebige Persönlichkeiten dnrchgezogen nnd die Erlebnisse des verflossenen Sommers und Tages besprochen; nicht selten erschallen fröhliche Weisen wie in der Weihnachtszeit im Müll-thale, die bei aller Olanbensinnigkeit einen höchst naiven Anstrich haben. Die Spiunstube bietet noch immer ein höchst charakteristisches Bild häuslicher Betriebsamkeit. Da werden die in Reih' und Glied aufgestellten dickleibigen Spulen abgehaspelt, da schlägt der Weber, wenn das Frühjahr kommt, in einer Ecke seinen tragbaren Webstuhl auf, um das „Gcspinnst" zn gediegener Hansleinwand zn verarbeiten. Und wie stolz ist nicht die Hansfran auf jedes Stück selbsterzeugtcn Linnenstoffes, wie sorgsam bewahrt sie es im großeil Wandschrank, der oft den halben Ranm der Stnbe einnimmt! Darnm hat sie anch ihre besondere Sorgfalt auf die Pflege des Flachses gerichtet, dessen Cultur wir bis in die ältesten Zeiten verfolgen können; schon dem Moses war der gemeine Lein (Unmn u^itnti^innim L.) bekannt, nnd wenn er so dasteht mit seineu blaßblauen Blütendolden zwischen dcm wallenden Korn, wie ein dazwischenliegendes sanftes Gewässer, da lacht ihr das Herz vor Freude, und wenn endlich die Erntezeit kommt uud die Sicheln klingen, da waltet sie wie eine geschäftige Marthc. Der K'notenpnnkt, um den sich alle ihre Sorgen drehen, ist der Flachs; der mnß vor Allem gehörig versorgt sein. Sie legt selbst Hand an's Werk, wenn die Zarten Leinstämmcheu am Wicsenbodcn in langen Zeilen aufgeschichtet werden, nnd wenn sie nnter Regen und Sonnenschein mürbe geworden nnd die „Lischen" sich lösen, da rnht sie nicht eher, als bis sie in Besen gebunden und unter Dach und Fach gebracht sind. Mit der Vrcchelzeit beginnen ihre Sorgen um den lieben Flachs, dcr ihr so sehr an'Z Herz gewachsen, wieder aufs Nene. Wenn die Blätter von den Bänmen fallen und die dem nn-bewaffneten Ange kaum sichtbaren kleinen Spinnen anf langen bereiften Fäden durch die Luft schiffen, während an den Spitzen der das Franzisci, Studien. 4 -° 50 °— Thal nnlschlicßenden Bergkette bereits ein winterlicher Anflug sich zeigt, ist die Zeit zum „Brechcln" da. Daß dabei manche absonderliche, eigenthümliche Sitten m,d Bräuche vorkonimen, ist natürlich. Der Landmann, besonders der Aelvler, weiß allen seinen, »st sehr beschwerlichen imd lebensgefährlichen Arbeiten eine poetische Weihe zn geben. Wenn die Mitternachtsstnnde voin Dorfthnrme tönt, kunnnen die Brcchlerinnen zum gemeinsamen Imbiß Znsammen nnd ziehen dann gemeinschaftlich, die „Brechet" (Schwinge) unter dem Arm, znr Brechelstube hincms. Wenn sie nicht mit einer tüchtigen „Buchtel" sKicnfackel) versehen, kommen sie leicht in Gcfahr, ilber irgend einen Holzblock zn fallen, dcnn mutlnvillige Burschen benutzcu diese Gelegenheit, nm sie zn necken, zn schrecken, ihnen den Weg zn verklausen; der nächstbeste Gegenstand wird dazn benutzt. Im Metnitzthale werden sie in ähnlicher Weise beunruhigt, wo sich die Vnrschen in ihrer nächsteil Nähe verbergen nnd ans sicherem Versteck alle möglichen Stimmen erschallen lassen, Dieser Branch heißt „Vrechelschrecken". Sind die Brechlerinnen in der Vrechlstube, wo die „Patschin" (Dörrerin) bereits den Ofen in Brand gesetzt, die Flachsbesen gelöst und znm Rösten bereitet hat, endlich nnter Gekicher nnd scherzen angelangt, da werden die Schwingen eingemacht, nnd bald daruach beginnt ein fast klingendes Geklapper, das, die lautlose Stille der Nacht nnterbrechend. den Widerhall tansendfach in den noch Wummernden Bergen wachrnft. Wie Macbeth's Hexenküche leuchtet die Stube nnd wirft grelle Streiflichter in die Nacht hinaus. Beim Vrecheln geht es übrigens recht lnstig zn, obschon diese Arbeit in Nacht nnd Nebel, Kälte nnd Staubwolken wenig Annehmlichkeiten bietet. Der unverwüstliche Hnmur, wie man ihn eben bei den Brechlerinnen findet, mitunter die dabei üblichen Bräuche, lassen sie auf alle Beschwerden vergessen nnd rnfcn nnter ihnen jene heitere Stimmung hervor, die uns diese rnßigen, bestaubten Hexleiu wie, ausgewechselt erscheinen läßt. Nicht mit Unrecht heißt es: „Wenn die Brechelzeit kommt, geht nnscr Herrgott in's Welsch land". Ein eigener dämonischer Geist spukt in der stauberfüllten Stnbe; Scherzrcden und derbe Witze fliegen hin und wieder, und Diejenige kommt nicht so leicht ab, nnter deren „Brechet" sich viel abgefallenes Werg, das sie die „Braut" nennen, vorfindet. Aber auch der harmlos vorüberziehende Wanderer wird in ihren Zauberkrcis hineingezogen, sei er wer er wolle, nnd mag er sich gegen ihre zudringliche Freundlichkeit in Berücksichtigung seines Stuckes noch so sehr stränben, er muß sich von ihnen „binden", seinen Arm oder seine Hand mit einem Wergbüschel umwinden lassen. Kommt eine distingnirte Person, so beachten sie ein gewisses Decorum und tragen ihm das Wergkränzchen auf einem Porzellanteller ganz manierlich entgegen. Dabei haben sie eigene Sprüche. Als Probe davon mögen die nachstehenden Verszeilen dienen, welche -^, 51 °— den treuherzigen Humor dcs kärutucrischen Volkes ganz besonders charakterisireu: kiiss' d'Hand Hcrr KaM», Und hoit bind iucn ü,n, Nil su an toNcn Herrn Hkuier Me rccht gern. Ohue Trinkgeld geht es selbstverständlich nicht ab, und wer sich dazu nicht bequemen will, nmß sich's schou gefallen lassen, wenn sie ihn vun oben bis nuten nut „Oageu" die Illustration zu diesem vielgerühmteu Fischerfeste. Das Kuftnstcchcn. fieses schon öfters in Wort und Bild dargestellte Kampfspicl I^/wurde vor Zeiten iu deu meisten slovenischeu Ortschaften Unter-"^ gailthals an Kirchtagell nuter großem Zulauf des Voltes aufgeführt. In neuerer Zeit jedoch ist dasselbe immer mehr uud mehr in Verfall gekommen und hat sich nur in Feistrih an der Oail noch erhalten, wo es immer noch einen iutegrirendeu Theil der Kirchtagsfreudeu bildet. Feistritz ist das größte slovemsche, Dorf des Thales, es zählt über hundert Nummern. Die Häuser, die Zn beiden Seiten des Achmuiz-Baches lange Gassen bilden, haben fast alle dieselbe Physiognomie. Sie bestehen ans einem gemauerten Soliterrain für Wohnungen und einer über demselben aus Brettern gezimmerten Scheune, mit einer einfachen Holzgalerie. -«62 ^- Ueber die Hänsergrnppen erhebt sich anf einen, schroffen Fels-vorsprnnge die ansehnliche Pfarrkirche, an der Stelle gebaut, wo weiland die alte Bnrg Schurffcnstein stand, von der noch ein gedeckter Bogengang erhalten ist, Der etwas steile Anstieg ist lohnend in landschaftlicher als architektonischer Richtung, denn das Iuuere der Kirche bietet manches Bemerkenswerte; namentlich einen kleinen, aber geschmackvoll ausgeführten Marmoraltar, der an seiner Rückseite die Jahreszahl 1602 trägt und einige in der Wand eingelassene guterhaltene Grabsteine. Von diesem Höhenpnnkte ans genießt man eine herrliche Anssicht anf die anmutig gelegenen Ortschaften des Mittelgebirges, mit den Vleiberger Höhen im Hintergründe. Gerade vor ims erhebt sich der Tobra« fauch die Villacher - Alpe genannt) m voller Majestät, dessen schroff und steil abfallende, grane zerklüftete Kalkwände uns die furchtbare Katastrophe: jenen gewaltigen Bergsturz, der im Jahre 1348 viele Ortschaften verschüttete — in's Gedächtnis rnfen. Zu nnseru Füßen liegt, wie ein offenes Buch, das Dorf Feistritz, durchschnitten vom Bache, der mit starkem Gefalle dem Oail-Flnß zneilt. Dieser Vach soll, wie die Sage geht, für gedachte Ansiede-lnng den Ornud gelegt habeu. Nach dem Abstnrz des Dobrad versumpfte der Thalgrnnd, weil die Gail, in ihrem ^anfe gehemmt, die Ufer überflutete, da führte der Achomiz-Bach ans den Gräben am Fnße der Göriacher-Alpe Schuttgcröll und Huinns zu Thal nnd schllf Lesteu Boden, wo die Lente mittleruieile Wohnsitze banten. ' Die langgestreckte Torfgafse durchwandernd, trifft man dort, wo ^sich dieselbe zn einem geränmigcn Platze, insgemein „Träte" genannt, erweitert, znnächst der Fahrstraße einen eingerammten Pfahl, der seiner sonderbaren Form halber uusere Aufmerksamkeit fefsell. Diese graue verwitterte Holzfäule, mit eingeschnittener Jahreszahl, deren oberes Ende eincn meterlangen dünnen Zapfen bildet und wie eine anfrechtstehende Achse aussieht, dient zur Anfuahme der Knfe (Faß), deren Ober- nnd Unterboden zn diesem Zwecke durchlöchert wird, daß sie um deu Zapfen wie ein Nad nm die Achse sich dreht. In Mitte dieses großen, von Häusern nmsämuten Dorfftlatzes standen vor Jahren zwei »nächtige Fichten, wahre Prachtexemplare, die ihresgleichen in der waldigen Landschaft snchten. Unter ihren dichten uud schatteureicheu Aesten befand sich das Holzgestelle für die Mnsikanten. Dnrch eine lange Reihe von Jahren tobte hier au Kirchtagcn der fröhliche Reigen, bis diese hehren Veteranen der Baumwelt bei dem großen Brande (1805), der das ganze Dorf in dem kurzen Zeiträume vou einer Stnnde in Afche legte, zn Grnude gingen. An ihrer Stelle wurden zwei Lindenbänmchm gepflanzt und mit einem schützenden „Zaune" umfriedet; doch wird noch viel -^ 63 ->- Wasfer die Gail hinabfließen, bis sic die herrlichen Fichten werden ersetzen können, - - dieweilen tanzt die slovenische Dorfjllgend nnter der Linde am oberen Platze vor dein PostHause. Am Pfingstmontag wenn der Hinunel freundlich hernieder-schaut nnd die Alpen ringsnm im goldigen Sonnenschein lenchten, füllt sich die Träte mit Neugierigen, die von allen Seiten zn Fnß nnd Zn Wagen herbeikommen. Es gibt ja hier ein Schauspiel, das man sich seiner Eigenthümlichkeit wegen immer gerne anschant. Wenn die Mittagsglocke verklnngen, zieht die Musikbande mit klingendem Spiele ails. Anf schweren robusten, mit farbigen „Wollkotzen" bedeckten Fnhrmannspferden kommen die mntigen Reiter, znmeist junge kräftige Bursche, mit frischen fröhlichen Gesichtern daher, den schweren Eisenstecken in der Rechten, die seidene Zipfelmütze am Hanpte, deren Quaste anf den Rücken herabfällt. In gemessener Entfcrnnng vom Pfahle, an welchem die Knfe, die einige Zeit im Wasser liegen muß, damit sie länger Widerstand zu leisten vermag, anfgepflanzt ist, wird Hatt gemacht. Da werden nationale bieder gesungen. Anf einen Trompetenstoß setzen sich die Reiter wieder in Bewegnng, die Rosse greifen ans und schütteln die mit rothen Bändchen dnrchflochteuen Mähnen. Einer nach dem Andern reitet an der Knfe vorbei, derselben nnr einen siegesfrendigen Blick zuwerfend. Am nnteren Ende des Platzes sammeln sich die Reiter nnd der Ritt beginnt auf's Nene. Nnn gilt's der Knfe. Mit verhängtem Zügel im Galopp sprengen sie nnn in derselben Ordnung so knapp als möglich an der Kufe vorüber. Jeder ist möglichst bemüht, derselben einen tüchtigen Stoß oder Schlag zn versetzen. Es gehört ein kraftvoller Arm dazu, nm den schweren Eisenstecken mit Sicherheit zu schwingen. Jeden Lnftstreich begleitet lantes fröhliches Gelächter, jeden sichereil Treffer weithallrndes Gejanchze. Manchmal geschieht es, daß der Eisentolben abprallt und das Pferd streift, so daß es mit dem schwankenden Reiter über Stock nnd Stein davonrennt. Diese Kraftprobe wiederholt sich so lange, bis die Reife abfallen, die Danben ans den Fugen gehen nnd die Knfe in Trümmer fällt. Die abgefallenen Reife, werden dann von einen« Bnrschen auf' gelesen nnd nach einander in die Höhe gehalten. Die im Carriere vorbeisprengenden Reiter fassen dieselben mit den Eisenstecken ans. Der Kranz aus künstlichen Blumen aber, welchen ein schmuckes Mädchen am Pfahle aufsteckt, gehört dem Sieger, der die Kufe mit einem wnchtigen Streiche zertrümmerte. Die Anschaffung des Kranzes obliegt den heiratsfähigen -^ 64 °— Mädchen des Dorfes. Jedes steuert gewöhnlich einen (^ilberzwanziger dazn bei. Dafür hat der Held des Tages die Verpflichtung dieselben mit Wein, welcher mit Zncker gemischt getrunken wird, zu traktiren nnd uüt der Spenderin des Kranzes den Tanz unter der Linde zu eröffnen, welcher den nicht minder geräuschvollen zweiten Theil des nationalen Festes bildet. Die Hm1)mt9ln'äuchc der GnilUMer. ^Mie Hochzcitsbräuche dieses Völkchens bieten manches Eigenthum-^M liche, das einer Besprechung werth ist; um jedoch Wiederholnn-^> gen zn vermeiden, wollen wir dieselben nun flüchtig fkizziren. — Nach der „Vorstellung" im Pfarrhofe wandert die Brant und der Bräntigam ohne jedwedes Abzeichen separat mit ihrem „Ladmann", den der „Büschen" am Hute und der „Laderstock" charatterisirt, vou einer Ortschaft zur andern, gmwhulich in hastiger Eile. Iu jedem Hanse werden sie mit „Stranden", „Geist", Kaffees, bewirtet und schliesslich drückt der Hausvater dcr Braut eine Silber-münze «lit einem Segeusftruche in die Hand. Am Vorabende des Hochzeitstages findet im Hanse der Vrant das „Kranzelpint" statt: ein Festessen mit Mnsik und Tanz, an welchem die gauze Ortschaft fich betheiligt. Noch ehe die Sonne zur Rüste geht, wird der „Brantkasten" überführt. Wohnt die Braut hoch oben in einen: Berggehöfte, fo fahren die „Kastenführer" zuweilen abseits des schmalen steiuichten Weges kerzengerade über eine steile „Leiten" nieder; nm dieses Braoonrstück regelrecht auszuführen, braucht jeder Kastcufnhrer ein „inhmanluoll Geist" (Branntwein). Bei der „Klause" — einer ans Fichtenbänmchen am Wege errichteten, mit farbigen Tüchern geschmückten, mit einer Kette abgesperrter Pforte — werden sie von der maskirteu Klansenwache anfgehalten. Da spielt sich eine nmntere Szene ab. Nach langem Debattiren nnd nach Entrichtung des Manthgeldes wird endlich die Kette gelöst nud der schwere Leiterwagen mit dem Branttasten nnd dem in ein „Leintnch" «Linueutnch) eingepackten Plunder rollt nnter Gesang und Gejanchze der Burschen durch das Fichtenthur weiter. Am Hochzeitsmorgen durchschwirren Musikkläuge, bald aus dieser, bald aus jener Richtnng kommend, die Lnft. Der Ladmann geht mit den Musikanten von Haus zu Haus, die geladenen Gäste „absuchen", d. h. zum „Frühstück", das im Hanse der Braut und des Bräutigams stattfindet, zu rufen. Dieses besteht aus Kuödel-fuppe, Eingemachtem, Krant mit Wurst und Speck :e., und „Klatzeu- —« 65 °— supfte" als Konfekt. Wie mau sieht, werden bei Gelegenheit einer Hochzeit ziemlich große Anfordernngen an den Magen gestellt. Nach geschehener „Abbitte", wobei kein Ange trocken bleibt, werden die ans der ganzen Umgegend reqnirirtcn „Gefährte" Mägen) bestiegen, nm znm Pfarrhuf zu fahren. Die Aelpler müssen freilich zn Fllß bis znr Thalsohle wandern. Daß bei dieser Fahrt Gesaug nnd Gejanchze die Lnft erschüttert, nnd Inng nnd Alt in die Dorfgasse lockt versteht sich von selbst. Haben sich Braut nnd Bräutigam nnd alle znr Hochzcitsfeicr erbeteueu Funktionäre im Pfarrhofe zusammengefnnden, so ordnen sich die denselben nmlagernden Hochzeitsgäste znm „Kirchgang". Wir wollen uns denselben näher betrachten. Voran schreitet die Musikkapelle, einen lustigen Marsch intonirend, ihr folgt die Schaar der Bnrschen nnd „Mander" (Männer), mit künstlichen Vlnmeusträuschen am Hnte, dessen oberster Rand ein kirschruthes Band schmückt, dann der Bräutigam mit seinem Führer, nach knrzer Unterbrechung die Kranzeljnngfer, anf einem blanken Teller den Brautkranz und die Eheringe tragend — endlich die Brant im weißen das Hanpt verhüllenden Schleier, mit dem glizernden breiten vergoldeten Brantgürtel; — den Schluß des Znges bilden die Mädchen nnd Weiber, der unter Glockengelänte, Gesang nnd Mnsik in das Portale der Kirche mündet. Schaulustige ans der ganzen Umgegend haben sich zu diesem Anfznge eingefnuden, der wirklich einen höchst malerischen Anblick gewährt. Ach! drs Bebens schönste sseirr Endigt nilch den Lebcns-Vtai: Mit dem Gürtel, mit dem Schleier Reißt der schöne Wahn entzwei. Diese Verse kommen Einem unwillkürlich in den Sinn, wenn man die Braut im Sonntagsstaate in holder Schau:, voll seliger Hoffnungen daherschreiten sieht; gar bald schwindet die Ingeud, welkt die Schönheit bei der harten Arbeit dahin, uud nicht selten löst sich die schöne Harmonie am Hochzeitsmorgen — in Disharmonie ails. Im Gotteshanse legt die Brant den Schleier ab und trägt nnr, wenn sie uoch Inngfrau ist, den weißen Kranz ans künstlichen Blnmen am Hanpte. Der Bräntigam nimmt, wie man sagt, vier geweihte „Palmwnzel" egeu unterbleiben darf. In derselben Ordnung setzt sich mm der Hochzeitszng zum Gasthanse, wo die Hochzeitstafel stattfindet, in Bewegung, Der Gastwirt kommt den Vrantlenten mit einer Flasche Wein vor die Hans^ thnr entgegen — während dieses Willkommcntrunkes spielt die Musit^ kapelle ein „Stückt" allf nnd zieht dann als Vortrapp in die gast lichen Hallen ein. Alle Zimmer nnd Stuben sind mit gedeckten Tischen besetzt, denn es nehmen oft über hnnoert Perfonen an der Festtafel Theil. Der Brautführer hat Orduung zu schaffen nnd zu sorgen, daß jede Hochzeiterin einen „Beisitzer" hat, der sie Zmn Tanz führt; wofür sie denselben mit einein Packete Zigarren regalirt. Die Hochzeitstafel, bestehend ans einer Anzahl von Fleisch-Gerichten, zn deren Bereitung Prato's „Süddeutsche Küche" kamn als Leitfaden diente, nnd bei welcher nnr weißer Wein aufgetischt werden darf, danert bis in die Nacht hinein, und ganze Berge von „Vschadessen" werdeil bei Seite gelegt. Nach dem Braten erscheinen die Musikanten, die bisher das junge Volk im Tanzlokale in der heitersten Stimmung erhielten, mit ihren Vlechinstrmncnten in der Stnbenthüre und blasen, während der Brautführer mit einem Teller in der einen Hand, eine Flasche Wein in der anderen, das „Musikgeld" sammelt — einen „Tusch" nm den anderen, daß einem die Ohren gellen. Währeud der „Eh reu tanze" am Schlüsse der Tafel geht man an's „Brantstehlen." Die Vrant wird hinter dem Rucken des Brautführers in ein anderes Oasthans entführt, wo sich auch ein Theil der Hochzeitsgäste einfindct; da wird nnn anf Kosten des Brautführers gezecht, eine Flasche Wein nach der andern und ganze Schüsseln voll kandirter Mandeln werden als Zngabe aufgetragen; die Lustigkeit schlägt immer höhere Wogen. Nm die anfgeregten Geister ein wenig zn dämpfen, bringt der gefällige Wirt einen Niesen-Kaffee-Napf herein, ails welchem die brauue Melange in die Gläser geschöpft wird. Endlich erscheint nut etlichen Musikanten der Brautführer, der sich freilich so mauche harmlose Sticheleien gefallen lassen muß, um die Braut wieder abzuholen. Es ist schon vorgekommen, daß man die Vrant dnrch das Fenster entführte, wenn ihr Führer an der Thüre des Tanzsaales zn scharfe Wache hielt. Vor Mitternacht machen sich die Nenvermälten anf den Heimweg. Alles begleitet sie bis in die Vorlanbe. Die Mnsifanten spielen zmn „Hamziehn" einen Steirischen anf nnd das jnnge Ehepaar macht noch, ehe es das Gasthaus verläßt, am holperigen Parquette der Vorlanbe ein Tänzchen - - der Volksmund sagti „damit mau das Kreuz nit nacherziehen hört". Die Musikkapelle gibt deu Neu-vermalten noch eine Wegcsstrecke das Geleite, und so wauderu sie —. 67 °— mit den nächsten Verwandten beim matten Schimmer einer Stalllaterne im Dunkel der Nacht ihrem oft weit entlegenen GeHüfte zu. Die Thüre desselben finden sie verschlossen; erst nach langem Parlamcntiren wird dieselbe geöffnet nnd die alte Mntter »der wer sollst das Mahl, das schließlich lwch im Hanse eingenommen wird, bereitet hat, überreicht der Brant einen Laib Brod, die Gewölb-schlüssel nnd zuweilen anch eine Henne, die sie schnell fallen läßt; bleibt dieselbe ün Hause, so bedeutet das Glück in der Ehe. Huchzeitslmnlche drr Slovcncn. 'W^ie Gailthaler Slovenen sind renomniirte Pfrrdezüchter — die R/fast die gallze Thalsohle bedeckenden Muorwiescn inl Untergail^ (^ thale bieten dazn die beste Gelegenheit — nnter ihnell finden wir hochgewachsene kräftige Gestalten in der kleidsamen, der kraim-schen älmlichell Tracht. Die Meisten nnter ihnen sind gewandte Reiter, die, wie der Ungar anf der Pnßta. sich auf den Rücken eines der ledig anf weitem Moore weidenden Pferde schwingen, lind ohne Zaum und Zügel damit fortgalloppireu. Am Hochzeitsmorgen erscheinen die Burschen hoch zn Roß, oft bei vierzig an der Zahl. Die Pferde vom schweren Schlage sind mit rothen Bündchen zierlich aufgeputzt; von einem Sattel ist natürlich teiue Rede, diesen ersetzt eine einfache „Wollkotze". An ihrer Spitze reitet der Fähnrich mit dein Bräntigam. Ersterer trägt ein rothes, zuweileu die Nationalfarben znr Schau tragendes Fähnchen. Im raschen Gallopp setzt sich der Reitertrupp iu Bewegung, nm die Braul, die oft in einer entfernten Ortschaft wohnt, abzuholen. Vor deili Hanse der Braut wird Halt gemacht lind ein nationales Lied angestimmt. Bräntigam und Fähnrich springen vom Pferde, um in das Hans einzntreten; aber der Schutzmann !,BraMfnhrer) kommt ihnen mit einer Ofengabel entgegen. Wor ftid ihr und ums wollt iyr? Der Fähnrich, der deu Vorredner macht, spricht: Wir bringrn riur schmic N>M Und ihr yabt lün schiilies Miimchni, Das wir zu mmn Strans biiidci, wollrn. Gebt uns dus Blumchm liernus. Der Schntzmann erwidert: Wie ich lM'c, seid ihr bravc ^icuk', Doch will ich nüch erst davon ulx'r^n^'U, Bo>nitwortct Ulir folgl'ndi,' Fraczrn. Der Schutzulalln stellt nnn allerlei Fragen, gen'ohi'lich reli-giösen Inhalts, nach deren richtigen Beautworlnug er die Brallt vorznsühreli hat. b* - ' 68 - - Anstatt der Braut jedoch bringt er vorerst ein altes häßliches Weib herbei, das mit schallendem Gelächter empfangen, schnell wieder abzieht. Daranf wird die Krauzeljnngfrau vorgeführt: doch so schmnck und lieblich dieselbe auch aussieht, der Bräutigam kaun sich damit uicht begnügen; endlich erscheint die Brant im Festschmucke: mit dem kurzen dnnkleu Rocke, den, buntfarbigen Buselltuche, die gefältelte weiße Haube am Haupte, die jedoch seit nenerer Zeit gewöhnlich mit einem buuteu Tuche ersetzt wird. Die wollsammteue Slovanka mit dem ausgeschlageucn Hemdkragen, über welche die zierlich geflochtenen Zöpfe niederhängen, und der breite, mit allerlei Zierraten ausgcnähte lederne Vrautgürtel vollenden ihren Auzug. Braut und Bräutigam besteigen uun den bereitstehenden Wagen (vor Zeiten sind sie geritten), der Fähnrich mit dem Neitertrupp ziehen voraus nnd im Galopp geht's zur Kirche, Bei der errich teteu Brautsperre (Klause) wird der Zug aufgehalten nud die Braut hat uach ihren Vermögensverhältnissen den Vurscheu der Ortschaft ein Lösegeld zu entrichten. Den ganzen Weg hm znr Kirche erschallen nationale Lieder und frohes Gejauchze. Nachdem die Pferde versorgt sind, findet der Eiuzug in die Kirche, unter Begleitung der Musikkapelle, statt. Der Fähnrich hat deu Bortritt. Vor dein Altare beim Opfergang schwenkt er dreimal die Fahne. Zu erwähnen ist noch, daß der Bräutigam einen Laib Brod nnd eine Wurst als Opfer auf deu Altar legt. Nach der Ko-polatiou beim Auszug aus der Kirche bleibeu die Brautleute an der Pfmle stehen uud nehmen da von den Verwandten kleine Geldgeschcuke in lHmpfaug. Die Braut wirft einen Theil davon rückwärts, der Bräutigam vorwärts nnter das Volk; der Rest davon wird in den nächsten Brunnen geworfen, damit sie der Herr mit reicher Nachkommenschaft segne. Von der Kirche geht der Zng znnächst zum Hause des Bräu-tigaius, wo die alte Hausmutter dein Brautpaare mit eiuein Laib Brod, auf welchem zwei Schlüssel in Kreuzform liegen, entgegenkommt. Schneide ab von der Goltcsgabr, Die dir nie mangeln soll — spricht sie zur Braut, die das Brod iu Stückchen schneidet nnd uuter die umstehenden Armen vertheilt. Iu das letzte Stückchen wird eine Geldmünze (Silberzehner) eingedrückt nud ein Knabe lanft damit um das Haus, damit es vor Unglück bewahrt bleibe. Darauf übergibt die Hallsmutter der Brant ein Gefäß mit Weihwasfer nnd bringt eine Heuue herbei, die sie über deu Kopf der Braut in's Haus fliegen läßt. Diese Henne wird als Sühn-opfer betrachtet, denn malt glanbt, daß dieselbe alles Böse, was man den Brantleuten und dem Hause möglichenfalls anwüuscht. auf sich uehme. Nuu erst betritt die Braut das Haus uud besprengt mit Weihwasser alle Räumlichkeiten desselben. - ,- 69 - Nach diesen Präliminarien zieht man iu's Gasthaus zum Hochzeitsmahle. Braut und Bräutigam dürfen dabei nur eine n Löffel gebranchen und die Braut trachtet auf deu Rockschöße! des Bräutigams zn sitzen, damit sie, wie man meint, die Oberherrschaft im Hanse erhalte, d. h. ihren Mann fein uuter den Pantoffel bringe. Während der Mahlzeit wird ein Ruudgesang angestimmt, an welchem alle Hochzeitsgäste theilnehmcn müssen. Nach der Tafel ist das „Brantstehlen", ein Brauch, den wir schon geschildert haben, üblich. Wenn die Brautleute Nachts nach Hause ziehen, hat sie der Schutzmann zu begleiten, ihnen schließlich den heil. Rosenkranz voi> zubeteu und die Braut zn ermähnen, nach alter Sitte die ersten drei Nächte nach der Hochzeit auf der harten Bank zn schlafen. Als Ihre Majestäten im September 1856 das Gailthal be^ reisten, wurde in Hermagor znr Belustigung der hohen und höchsten Herrschaften eine slovenische Hochzeit von den Windischgailthalern in Nationaltracht mit allein altherkömmlichen Cerenwniell zur Anf-fnhrnng gebracht. Das SchiMwnfen. 6M in ganz eigenthümlicher Brauch, wie man ihn in einigen Ort-Mschaften des Obergailthals findet, ist das Schüsselwerfen oder Schlafensingen. Eine Woche nach einer Hochzeit oder anch am Hochzeitabende selber, wie in Würmlach, Ziehen die ledigen Vnrscheu von Hans zn Hans nnd stehlen aus deu Kücheu Hafen, Teller und Schüsseln, — weuu ihnen das schadhafte Küchen-Inventar nicht freiwillig ausgeliefert wird, — wobei sich oft höchst komische Szenen ereignen. Während einige Burschen in der „Stube", wo das Mütterchen spinnt, mit den Hausleuten ganz gemüthlich „gaßen", (anf die Gafsa gehn, plauderu, auch Besuche machen), nm jeden Verdacht abznwenden, fallen die anderen über das Küchengeschirr her nnd füllen damit ihre Rückkörbe. Welche Augen das betrogene Mütterlein macht, wenn es am nächsten Murgen ihr Laboratorium betritt, nnd da und dort einen Hafen, eine Schüssel vermißt, ^kann man sich vorstellen. „Aufi sein sie fein leicht kommen" sagte eine Hanswirtin voll Aerger über die Schüsselwerfer, weil sie ihr das beste Küchellzeug entwendet, — „nber (herab) sein sie mehr g'walgen". So machen es die Burschen ill mehreren Gehöften, bis sie ihre Rückkörbe gehörig gefüllt lind noch dazu eiu Paar Sanerbrnnn-flaschen mit „Geist" (Gemisch von Spiritus nud Wasser) erobert haben. Es ist dies das gewöhnliche Getränk der Gailthaler. Die anf diese Weife Gestohlenen' schweigen gewöhnlich darüber, damit sie nicht als Düpirte noch dazu ausgelacht werden, nicht zum Schaden auch noch den Spott haben. Nnd gegen Sitte nnd Branch vermag ein Einzelner nicht anznkämpfen. So bepakt wandern die Burschen in stiller Nacht die Bergpfade hinan. Vor der Behansnng der Nenvermälten wird Halt gemacht nnd berathen, wie sie unbemerkt in die Vorlaube des Hauses sich eiuschleicheu könnten. Die Hansthüre sind meistens fest geschlossen; aber es gibt ein Hinterpförtchen, das leicht zn öffnen; im äußersten Falle mnß sich ein Nachbar als trojanisches Roß verwenden lassen, um den Burschen Eingang zu verschaffen. Sobald die Lichter im Hanse erlöschen, schleichen sie auf den Zehen hinein, stellen sich ganz geräuschlos im Kreis vor der Thür der „Kemate" anf nnd beginnen ein vielstrophiges Lied abzusingen. „Es schlaft Alles schun, Wo wir jetzt klopfen im. Der Tag hat sich geendet, Die Hochzeit ist vollendet. Braut uud Bräutigam Schlaft uuu in Gottes Nam Beisammen müßt ihr bleiben, Vis euch der Tod wird scheiden: Wir wünschen euch den lieben G'sund! Alle Tag und alle Stund. U. s. w. Wir singen euch zum V'schluß Mit einen Freudenschluß, So viel als Hafenscherben, So viel soll'n Kinder werdeil. Amen, das werde wahr, A' Sproß in jedem Jahr," Um den Worten des Liedes mehr Nachdruck zn geben, werfen sie nach jeder Strophe die Hafen und Schüsseln mit Gewalt in die Thüre, daß die Scherben weit umherfliegen. Das Gepolter zieht die Nachbarslente herbei, die mit Laternen erscheinen nnd den wunderlichen Schallplatz belenchten. Eine Photographie dieser Ornftpe gäbe ein hogarthischcs Bild. Unterdessen haben die Nenvermälten die Thüre geöffnet nnd Iilng nnd Alt trippelt nach Vollendung des Liedes über die Scherben^ hänfen in die Stnbe, wo ein Tisch mit Brod und „Geist" für die Sänger bereit steht. Anf das „Hackbrett" hat man nicht vergessen, und so wird gezecht und getanzt oft bis spät'in die Nacht hinein. Am frühen Morgen hat die nene Hanswirtin das sonderbare Vergnügen, die Scherben, oft ein Paar Grastörbe voll - - mit eigenen Händen wegzuräumen. Nicht minder eigenthümlich ist die hier herrschende Sitte, wol auch ein Ueberrest ans der granen Vorzeit, dem Brantwerber, wenn er abgewiesen wird und nnuerrichteter Dinge heimkehrt, ill der Nacht einen „Schlegel" (Hammer) an die Außenwand seines Hauses mit Pechöl anzumalen — eiue satirische Anspielung auf seine mißluugeue Brautwerbung. „Er hat einen Schlegel gekriegt" ist die stehende Redensart, wenn ein Brautwerber einen Korb erhält. Diese Sitte erinnert an Miölnir Dunars (Thor) heiligen von den Zwergen geschmiedeten Hammer, welcher bei den alten Germanen die Ehen einweihte. Iu Thrymskwida, dem sinnvollen Mythus von TH6r (Donar), diesem schönsten Gedichte der Edda, geschieht dieses altnordischen Brauches besonders Erwähnung. Als TH6r seiueu Hammer, das Symbol des Blitzes, einst beim Erwachen vermißte, welchen Thnun, der Niesenfürst acht Rasten tief unter der Erde verborgen hielt uud nicht eher herausgeben wollte, bis ihm Freyja als Braut Zugeführt werde, nahm Douar, um seineu Hammer wieder zu gewinnen, znr List seine Zuflncht. Als Freyja verkleidet, wanderte er mit Üoki, der ihn als Magd begleitete, nach Niesenheim; uud als sie dort beim HochZeitsmale faßen, befahl Thrym. der Riesenfürst, ohne die List zu ahnen, den Hamimr Miölnir herbeiznholen, um die Braut nach nordischer Sitte mit dem Hammer zu weihen. Da ergriff Thür den Hammer, erschlug deu Riesen uud veruichtete seiu ganzes Geschlecht. Die Strrusingrr. MM^ic in anderen Gebirgsthälern Käruteus, ist auch im Gailthal ^W das „Sternsingen" in Schwuug. Vom Neujahrstage bis Drei-"königsabend ziehen die Kirchensäuger iu ihreu gewöhnlichen Sonntagskleidern von Ort zu Ort, von Haus zu Haus iu der Gemeinde, um ihre frommen Weihnachtslieder zum Besten zu gebeu, Ihueu voraus schreitet der „Sterntreiber" mit dem rotirenden Stern auf lauger Stauge, der Abends beleuchtet wird und in duuklen Nächten als eiu straleuder Wegweiser dient. Nicht gar lauge ist es her, daß in manchen Ortschaften die Dreiköuige im flitterreichen Kostüme erschienen, mit Kroueu von Rauschgold auf deu Häuptern, des Mohren Gesicht war mit Kieuruß geschwärzt, daß es gläuzte, wie lackirt uud das Weift der Augen und das Roth der Lippen grell abstechen ließ - eine besondere Augenweide für kleine und große Kinder. — In ausgedehnten Pfarreien geht ein robuster Bursche als „Sackträger" mit, welcher die Obliegenheit hat, die iu Vietualien aller Art bestehenden Gaben — eine kleine Entlohnuug für die am Chore geleisteten Dienste -- m seinen „wirchenen" Sack einzuheimsen:, welch' letzterer mittlerweile immer schwerer und schwerer wird, daß er oft von einer Schulter anf die andere wandert; aber auch -. 72 ^- die Köpfe der „Sterusinger" werdeit zuweilen immer schwerer; denn überall, wo sie hinkommen, werden sie mit Freuden aufgenommen und mit ländlicher Ausgiebigkeit bewirtet. In der Vorlaube des Hauses stimmen sie ihr vielstrophiges Weihnachtslied an, das einige recht uaiue Stelleu enthält uud also beaiuut: Vor 1855 Jahr. Da uns der Messias geboren war Von Maria der Jungfrauen; Dies zeigt ein Stern in Orient an, Drei Könige ihn beschauen. Der Segen kommt von Himmelstron, Wir singen den ehrsamen Hauswirt an Sammt seiner geliebten Hausfrauen, Und alle it» Hause, den las; Gott der Herr Seinen Segen alls sie thauen u. s. w. Eine Variante dieses Liedes aus dem Möllthale ist im Au-hauge des kärntnischeu Wörterbuches mm Dr. Mathias Lexer (Leipzig, Hirzel, 1tt schmähter Ehe nicht dnrch ein Pfand loskaufen wallten, znm Ziehen ciuznfftannen. (Simrok, d. Mythologie, 389.) Eine ähnliche Sitte herrscht im benachbarten Tirol, nur daß dort die Burscheu den mit Blnmenkräuzeu gezierten Baumstamm auf einem Schlitten durch das Dorf ziehen. Der Mailmum und WeihnachUchlNlm. <^u einigen Dörfern des Thales ist das Aufrichten von „Majeu" ^T im Wonnemonate nach uralter Gepflogenheit noch immer ^gebräuchlich. Vei Anfpflanzung einer „Maje" steht es deu Burschen frei, dieselbe aus der nächstgelegeueu Waldparzellc zu nehmen. Doch macht man von diesem alten Rechte heutzutage keinen Gebrauch mehr. Am mit Kränzen geschmückten Wipfel wird ein farbiges Fähnlein anfgehißt. Neber Nacht halten die Burscheu bei der „Maje" Wache, gewöhnlich im zunächststeheudeu Hanfe. Einen günstigeil Moment benutzend, kommen die Burscheu des Nachbardorfes mit eiuer Säge bewaffnet herbei, stellen Wachen ans und, vom Dunkel der Nacht geschützt, erklimmt ein muthiger „Bua" den glatt geschälten Fichteubanm uud sägt so geräuschlos als möglich den grünen Wipfel ab. Diese Trophäe hoch erhebend ziehen die Burscheu mit Jauchzen uud Gesaug davon. Die Majeuwache, hat uach diesem gelungenen Attentat einen schweren Stand. Früh rnor-geus wird der verstümmelte Maibaum ausgehoben, unter allgemeiner Theilnahme der Törsler verlieinrt und mit einem neuen ersetzt; aber für die zugefügte Schmach fucht fich die beleidigte Ortschaft auf irgend eine Weife, gewöhnlich dadnrch, daß sie Revanche unnmt, zn rächen — einmal geschal) es, dasi sie ihre Gegner bei eilten« öffentlichen Aufzuge mit „Ratscheu" (Holzklapperu) lu'uaus begleitete. Eiu uaher Verwandter der „Maje" ist der Weihnachtsbaum. (Wilhelm Mannhardt „Wald nnd Feldenlte", Berlin 1875.) „Wie das Iulfest mit deu ihm eigenthümlichen Gebräuchen die Wiedergeburt der Soune begrüßt, so ist der Wtthuachtsbauiu das Sinnbild des beginueudeu Erwacheus des Pflanzenlebeus, gleichsam eine Frnl^ lingsprophezeinug inmitten der tiefsten Äiacht des Winters." Iu der christlichen Symbolik erhält er eiuc höhere Bedeutung. _ „ 77 °- Der leuchtende Tmmenbanm mit seinem farbigen Anfpnk vcr-sinubildet unter andern das Reis ans der Wurzel Jesse, deu Lebens-baltin, von welchem Heil nud Segen in die Wels kam. Im Gail thale findet Ulan dell Weihnachtsbaum in seiner nrthnmlichen Form; da loird iu einigen Orten, namentlich bei den „Bergern", iu der t)eiligeu Weihliacht ein „Barz'u" (ein astreiches Fichtenbäliuicheuj, ohne allen farbigen Schmuck, ein Zeichen stiller Freude in der heiligen Zeit, im Schnee au der Ecke des Gehöftes angestellt. Wenn die Sonne es anblickt an frostigen kalten Wiutermorgen, da ist es mit prächtigen Eiskryställchen bchangeu nnd schimmert und leuchtet wie der schöuste (5hristbanm inl Lichterschmucke. Dir Fnmmnm'ndfrucr. 'Mei jedem Dorfe, selbst bei einigen Weilern, fiudet man im Gail^ ^Ithale eine „Scheibtratte" oder einen „Scheibbüchel". N'o seit lll' ^"^ denklichen Zeiten her die Sonnewoendfeuer anßer am Iohaunis-vorabend (23. Juni), anch .^uweilell an den Vorabenden des Peters-nnd Mrichstages angefacht nnd mit dem dabei üblichen Scheiben schlagen unterhalten werdeu. Wenn die Sonnenwendzeit heranrückt, da gibt es zn thnn und zu schaffen, da werden die alten verrosteten Pöller aus der Rumvel-kammer hervorgesncht, die Holzscheiben geschnitten nnd sonstige Vorbereitungen gemacht. Am Iohanuisvorabeud versammeln sich sammt liche Burschen au der zum Scheibenschlagen bestimmten Anhöhe ober dein Dorfe. Das nöthige Brennmaterial wird nicht ans dem nahe gelege nen Walde, sondern ans den« entfernteren Dorfe herbeigeschafft, wo man von der „Holzgredn" eines jeden Hanfes, ohne zu fragen, einige Scheiter nimmt. Jeder mnsi dazn etwas beistellern. Beim Anflodern des in Brand gesetzten Holzstoßes finden sich am Fuße des „Bü-chels" die „Guschen" Mädchen) und das Weibervolk ein, um zu „lisuen" (horchen). Auf den Höhen in der Nähe nnd Ferne leuchte» die Fenerchen auf, feierliche Stille herrscht iu der Natur, aber am „Scheibbüchl" entfaltet sich ein tolles Treiben, da wird gezecht, ge stinken, gejauchzt, gescherzt uud gelacht, das; der Wald vom C'cho viel,>lch wiederhallt^ Ein Bursche zieht mit einem Holzstabe eine glnl,eude Scheibe ans dem Feuerherde, schwingt sie durch die ^nft, daß die Flinken davon fliegen und rnft bei plötzlich eingetretener Stille mit Stentorstimme: „I schlag', ich fchlag' die erste Scheib'u zn Ehren des heiligen Johannes!" nnd die Pöller werden abgefeuert. -^ 78 — Die glühende Scheibe wird auf einem Holzblocke abschlagen, daß sie in weitein Bogen in die Nacht hinausfliegt mid über den Hügel hinabkollert. Am Vorabende des Peters nnd Nlrickmage^ n>ird die erste Scheibe diesen Heiligeil zn Ehren geschlagen. Nnn folgt ein Scheibsprnch dein andern. „I schlag' die Scheibe einein Werber, der schon zehn Schlegel au's Hans kriegt hat." „I schlag eine Scheibe einer fanlen „Ioaterin", die init der „lenken" (linken) Hand jeteil thnt, nm niit der rechten nach dein Glasl zn greifen." Die Sprüche werden immer derber, immer trivialer, alle zarten Verhältnisse des Ortes werden an das Licht gezogen; während die Scheibe glühend dnrch die Lnft schwirrt, ist die Rede frei, da kann man straflos die Wahrheit nnd anch die Unwahrheit sagen, selbst Personen, vor welchen man sonst respeetvoll den Hnt zieht, werden vernnglimvft. Jeder „Sager" wird mit Gelächter nnd Jauchzen begrüßt. Anf den Alpen versammeln fich die Hirten, am Iankenberge die Knappen des dortigen Bergwerkes an einer weithin sichtbaren Bergknppe, wo derselbe Usns geübt wird. Wahrend dieses Vorganges lanfen, sagt man, heiratslnstige Mädchen im Walde dnrch das Farrnkrant, damit ihnen der Johann uissame in die Schnhe fällt. Wenn Eine so glücklich ist, den Samen iii die Schnhe zn bekommen, so eilt sie nach Hanse. Der Same wird mit Wasser in einen Topf gegeben nnd gesotten, da muß Derjenige kommen, den sie wünscht, je mehr das Wasser siedet, desto schneller muß er lanfen, nnd wenn er'5 nicht mehr „dcrmacht", da zieht er die Schnhe ans: da lanfen die Schnhe allein vorans und er mnß in den Strümpfen nachgehen. Am Iohannisoorabend, heißt es, kann Eme ihren künftigen Bräutigam sehen, wenn sie während des Betläntens nngekleidet das Zimmer an^lelM, Auf die Tischplatte hat sie einen Laib Brod und ein Messer zn legen. Sie kann sich bei der Thüre nmsehen, da sieht sie au der Tischecke ihren .Mnftigen, doch mnß sie eilen, daß sie vor dem Ausläuten hinauskommt, sonst hat sie das Messer im Nucken. — Eine Bänerin sagte, wie die Sage geht, am Iohannisvorabend znr „Dirn", sie möge das Zimmer anskehreu und dann sagen, wen sie gesehen habe. Sie that's. Da fragte sie die Bänerin, nnd als sie hörte, daß die „Dirn" den Baner selber beim Tische gesehen, da sagte sie.-„Wenn Du Deineu bindern Brod gibst, gib anch den meinen." - Wir tonnten noch mehrere solcher Sagen anführen, die wir jedoch ihres zn pikanten Inhaltes wegeil hier übergehen. Znr Cha^ ratteristik der Sonueuweudzeit möge das Gebotene genügen. Andere brauchen, um die Znkuuft zu erforschen, das Blumenorakel: Setzen von Maiblümchen, Brennessel salzen u. s. w. Ob --« 79 ^- ein Mädchen dm prädestinirteu Brälitigaul bekouunon loird, kaun es dlirch das Saeksprillgell erfahren. Vor Jahren betheiligte sich die ganze Dorfbewohnerschaft beim Sonlleillvendfeiler nnd Scheibellschlagen; da lvilrde eine Art Sitten-Gericht gehalten; nlin sind es nnr mehr die ledigen Bnrschen, die dabei ihr Unwesen treiben nnd zuweilen in der Ausgelassenheit das Höchste leisten. Nnr in wenigen Orten des Gail- nnd Lesachthales wird die alte Gepflogenheit noch eingehalten. Gegen Mitternacht sehen wir ein Fencrchen nach den: andern an den Vergeshohen verlöschen, nnd denken dabei all längst verschollene Zeiten, wo dieselben noch eine Bcdeutuug hatten. Bcgrndniszlnäuche. ^W^as Lesach- nnd Obergailthal durchwandernd, sieht man iu IDgewaltiger Höhe, fast in der Nahe der Banmgrenze nnd Alm ^Hütten, an steilen Berglehnen vereinzelte Bauernhöfe, deren Fenstercheu im Sonnenglanz flimmern. Einige derselben sind mit zierlichen Galerien versehen, wo ein Nelkenflor in Töpfen mit sorgsamer Hand gepflegt wird; aber anch gemauerte stockhohe, ja zwei-swckhohe Hänscr sind keine Seltenheit nnd sie nehmen sich recht stattlich ans. Hier lind dort sieht man ein ganzes „Schöckclu'n" solcher Gehöfte beisammen. Dalieben gewöhnlich ein hochanfrageildes Holzkrenz, oder wol anch ein kleines Bergtirchtein lind das (Aöckchen im Holzthnrmlein klingt znweilen so fein nnd silberhell zn del, andächtig aufhorchenden Bewohnern n>> Thale. Lnftig lliid frisch ist es da oben nnd wnndervoll die Anssicht ill die Landschaft hinab nnd ill die Bergc hinein. Solch' ein hochgelegenes Berggehöfte ist wol keiner Sinemre vergleichbar, wobei es sonst keiner Mühe bedarf, als nnr die Hmid misznstrecken, nm mit mchnießender Veqnemlichkeit die goldenen Frnchte einznheimsen. Es gehört eben jelie Abhärtung nnd Zähigkeit dazNs wie »nan sie bei jedem Bergvölkchen findet, nm diese steilen Acker- nnd Wiesengrüude zn bewirtschaften. Wenn man im Lesach-thale das Innere eines Banernhofes betritt, da lacht Einein das Herz im Leibe! Diese Nettigkeit und Reinlichkeit pflegt nicht überall hierzulande heimisch zu sein. Da lebt der „Verger" in stiller Abgeschiedenheit, im Winter völlig eingeschneit, die meiste Zeit des Jahres mit harter Arbeit beschäftigt. Seine Viehheerde, seine Alm. seine Wiesel, und Aecker, das ist !«'ine Welt, iu die er mit ganzem Sinnen nnd Denken sich ver^ tieft. Selten steigt er von seineu Bergen nieder. Doch an Sonn-nnd Feiertagen, die roth im „Maudelkalender", der anf einem Faden - ^ 80 "— in der Stnbenecke hängt, bezeichnet sind, geht er „z'Kirchen", ob es loettert oder stiirmt, und — in's Dorfwirtshans. Ein Gläschen iiber'n Dlirst ist der einzige Lnr.lls, den er sich manchmal erlalldt. So veracht Jahr nin Jahr, bis seine Füsie ihn nicht mehr tragen wollen nnd endlich Frennd Hain an seine Thüre klopft. Ans der Ofenbank, wo er so oft, wenn er von der Alm oder ans Feld nnd Wald heimkam, seine matten Glieder ansstreckte, hat man ihm ein Bett Anrecht gemacht nnd da wartet der Alte, wcnu er nur ein mal „versehen" ist, sein letztes Stündlein getrost al>. Eigenartig sind die Gebräuche, wie sie bei SieroeMen im Gebirge hier nnd dort vorkommen. Liegt der Kranke in „Zügen", da füllt sich die Stube mit Leuten nnd es wird mit dem Margaretheüglöcklein nnter dem Bette, nnter Tisch nnd Bank ohne Unterlaß geläntet; so weit man den Klang des Glöckchens hört, heißt es, hat der Tenfel keine Macht ^ nnd wenn der Sterbende verschieden ist, da zieht man, mit dem Gluckchen klingelnd, drei Kreise nm die Leiche; dann wird dieselbe mit Weihwasser gewaschen, mit der „Ueberdon" (ein Stück Lein' wand, das man abreißen, aber ja nicht abschneiden darf), bedeckt nnd mit einem „Faden" überspannt, der mit drei, ans dünnen rothen Wachskerzchen gebildeten Krenzchen befestigt wird. Das Gefäß mit dem Weihwafser, das znm Waschen der Leiche diente, darf nicht im Hanse bleiben, sondern mnß „verworfen" werden. Schließlich steckt man dein Verstorbenen einige geweihte „Palmw nzel" (Blü-thenkäzchen der Weide) in die Tasche, nnd stellt neben denselben, die schon während dessen Verscheiden, gleichzeilig mit dem geweihten Lichte angezündete Kerze, die nicht „abgereischt" l^gepntzt) nnd nicht eher alisgelöscht werden darf, als bis die Einsegnung vorüber ist. Das Volk weiß alle diese Sachen im religiösen Sinne cmsznlegen. Abends finden sich die Nachbarsleute im Trauerhause ein, um zu „wachen", die ganze Nacht hindurch wird gebetet oder gesungen. In der Küche jedoch lodert das Feiler am Herde, da wird gesotten nnd gebraten. Die alte Mntter wischt sich dabei die Angen; es ist gerade nicht viel Ranch in der Küche. Gegen Mitternacht wird in der Stubenecke der große Familientisch gedeckt nnd neben der Leiche ein frngales Mahl für die „Wacher" aufgetragen, die lassen sich'B wohl schmecken; anch „Geist" wird verabreicht nnd Kaffee, damit die Lente fein munter bleibeil - die Nacht ist lang - nnd wo Jemand „anf Erden liegt", darf man nicht schlafen. Am Begräbnißtage selbst geht man zur „V'stattnng"; da kommen die Nachbarn, Verwandten nnd Bekannten oft von weit entlegenen Pfarrsprengeln herbei, nm den Dahingeschiedellen die letzte Ehre zn erweisen lind ihn am nämlichen Wege, den er so oft im Leben zur Kirche gemacht hat, znr letzten Ruhestätte zu begleiten; dieser Weg heißt der „Kirche oder Todtenweg", von dem man nnter keiner Bedingung abweichen darf. — Ehe man das Haus verläßt, wird wieder ein Mahl auffischt, ».'der Kassee servirt. Ein Verschmähen des Gebotenen wird als cine Beleidigung angesehen. Erst nachdem der zuletzt Angekonnnelie bewirtet wurden, trifft man die Anstalten zum Leichenkondukte. Ans der dnnsterfüllten Stnbe dringt die rauhe Stimme des Vorbetcrs, der eine wichtige Rolle bei derlei Gelegenheiten fpiclt. Dnrch die geöffnete Thüre drängt fich betend das Volk. Der Sarg wird an der Thürschwelle dreimal gesenkt nnd gehoben, wobei die Träger sprechen: „G'lobt sei Iesns Chriftns, daher kumm'mr nimmer." Im Winter, wenll Berg nnd Thal tief eingeschneit liegt, ist es ein Schlitten, sonst das „Geröd" sein zweirädriger Wagen), das den schlichten Holzsarg aufnimmt, der mit der „Üeberdon" (Leinwand) bedeckt nnd mit Stricken festgebnnden wird. Ein Ochsenpaar oder ein Pferd wird vorgespannt nnd so setzt sich das Tranergefährte in Bewegnng, welchem die Leidtragenden folgen. Die Glocke im Berg-kirchlein erschallt nnd ihr Toll zittert über die Höhen der Verge hin, die so friedlich nnd feierlich im Sonnenschein daliegen; ans der Tiefe des Thales heranf aber winkt der Kirchhof mit den vielen Krenzen, die heute wieder einen Zuwachs erhallen sollen. Lange dauert es, bis der Zug den Thalgrund erreicht; znweilen geht es anf steilem Bergpfade in einen tiefen Graben hinein, über eine schwankende Brücke hm, dann wieder bergan; da scht sich ein Knabc anf die Leichentrnhe, das Pferd soll, wie man sagt, dann leichter ziehen. Wer ein Brett mit einen: Astloch aus dem frisch anfgeworfenen Grabe erhäscht, der soll, wie es heißt, während des Leichenznges damit in den Thurm hinanf eilen und vom Schallfenster dnrch das Astloch Herabschanen, Da kann er die Heren im Zuge sehen- gewöhnlich gehen sie zuletzt nnd sind durch das „Gclterle" lMellschäffel) kenntlich, das sie am Kopf tragen. Nach der Beerdigung der landlänfige Ansdrnck dafür ist hier: „nntermacheu" und dem Trauergoltesdienste in der Dvrfkirche, wulu'i die an den Betlsti'chleu augeklebten Wachskerzchen „für die arme Seele" abgebraunt werden, findet im Wirtshanse der „Lei> chentrnnk" statt, bestehend ans Wein, Geist nnd Brod, wozn die anwesenden Leidtragenden förmlich genötiget nnd genügend zuzn^ sprechen, eindringlich ermuntert werden. Einfach und pruuklos wie sein Lebeu, ist die Fahrt des .Vergers" zu seiner letzten Ruhestätte. Ein Schun'Nurm nuf der Inuken. (^iu anzielend dem Touristen nnsere Alpen mit ihren schroffen ^Dolomiten nnd herrlichen Malten im Hochsommer erscheinen, so "ode und unwirtlich sieht es anf diesen Höhen im Winter ans. Alles Leben hat sich in's Thal hinabgeflüchtct, die Alpenhütten stehen F rani l«ci, Studien. 6 —« 82 ^- verlassell und schauen mit ihreu Dachgiebelu wir schwarze Pnukte aus den Schlleeluasseli hervor. Wo uoch vor uielligeu Monaten ein fröhliches Leben herrschte und die Heerdeu ihre Sommerfrische hielten, treidelt die Eleluente ihr ungehemmtes Spiel. An eineul schönen, windfreien Wintertage mag es oben recht angenehm nnd die Rundsicht eine herrliche sein, da tein Höheltraiich die Allssicht trübt; aber der Marsch über zusammeugewehte Schnee massen, nw inan oft bis an die Brust einsinkt nnd ohne große An strengnng kanm nlit Schneereifen lveiter kommt, ist wenig einladend; anch ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß man von einem heftigen Schneesturme oder einer Lawine plötzlich überrascht wird. Oft bei heiteren! Himmel scheinen die Höhen zn „rauchen" -wie ein wallender Schleier hebt nnd senkt sich der vom Winde auf gewirbelte Flugschuee. Es sind gewöhnlich die Anzeichen ciues hereinbrechenden Sturmes. Im Thale regt sich noch kein Zweiglein an den entlanbteu Bäumen; aber plötzlich stürzt sich der Windsturm iu die Tiefe, heult und saust im Gebälke der Gehöfte, erfaßt den losen töruigen Schnee der Thalsohle nnd schleudert ihn mit rasender Vehemeuz durch die Luft, baut oft in kürzester Frist die wunderlichsten Gebilde nnd überhängende Gesimse anK Flugschuee ans, als ob sie voll Künstler Hand geschaffen worden wären. Eiu solcher Windsturm entwurzelt Bäume, trägt Dächer ab nnd schlendert die massiven Köseu lM-treideharpfeu) wie Karteuhäuser zu Boden. Solche orkanartige Erscheinungen sind im Gailthale kciue Seltenheit. Briugeu die Taueruwinde iu der Regel schöne Tage, so schlägt doch zuweileu nach solchen Stürmen das Wetter plötzlich um uud eiu tüchtiger Niederschlag erfolgt, der Berg uud Thal mit eiuem über metertiefeu Neuschuee bedeckt. Die Vögel flüchteu sich iu gauzeu Schaareu zu deu Hänsen«, der Grünspecht hämmert uugeuirt au den Feusterstöcken, nm sich alls den Spalten nnd Klüften derselben seinen Proviant zu holeu. Die verschneiten Wege müsseu wieder ausgetreteu werdeu — iu lauger Kette Einer hinter dem Anderen ziehen die „Wegmacher" vou deu entlegenen Ortschaften dem Pfarrdorfe zu: voll Hochgelegellen eiusameu Berggehöfteu N'erdell Ochseupaare herab-getrieben, um wieder freie Bahn zu schaffen. Der PostVerkehr ist daull tagelang uuterbrochen, bis Schneepfbig uud Spateu die Kom^ mullikatiou wieder hergestellt haben. Nicht selten gehen bei solchen Schneestürmeu verheerend iu die Forste niedersansende Stanblawinen ab, welche, wie Tschndi in seiueiu „Thierlebeu der Alpeuwelt" be' luerkt, viel gefahrvoller siud, als die regelmäßigeli Gruudlawiueu. Außer deu Kttollenziehern, Hellzieherll uud Wildschützeu ivagt sich im tiefen Winter nicht leicht Jemand anf diese unwirtlichen —» 83 »-»» Höhen. Es muß hier bemerkt werden, daß man den in längliche Formen gepreßten Dünger hier „Knüllen" nennt. Dieser wird im gefrornen Znstand in's Thal herab gezogen. Wenn die Zeit znm Heuziehen herankommt, geht der „Geschworne" von Ortschaft zu Ortschaft, von Hans zn Haus. Alle Besitzer, die Heutristen ans der Hochalpe haben, müssen „angesagt" werden: denn diese gefährliche Arbeit wird in der Regel gemeinsam in Angriff genommen. In frühester Morgenstunde machen sich die Henzieher in langen Zügen anf den Weg. Beim Aufstieg werden die Fußeiseu angelegt, die bei der Ab fahrt nur an eisbedeckten Stellen benützt werden; gewöhnlich jedoch nimmt man an solchen Stellen einen dichten Fichtenast, den mal, als Sperre unter den Henschlitteu legt. Daß die Wege und Risen, insoweit dies notwendig, zu diesen: Behufe früher ausgeschaufelt »nd hergerichtet werden müssen, ver steht sich von selbst; aber bei aller Vorsicht, mit der diese mit deu Gefahren der Alvenwelt vertrauten Männer zu Werke gehen, kommen doch zuweilen Unglücksfälle vor. Die Volkstradition weiß so Manches davon zu erzählen. Wir greifen aus diesen nur einen Fall heraus, der seiner ntter^ essanten Einzelheiten halber einer kurzen Schilderung wert ist. An der südlichen Abdachung des Iaukengebirges 2'), das zwischen dem oberen Gail- und Drauthale sich erhebt und von dessen Knlminationspnnkte, dem Torkofl, man eine, lohnende Aussicht über die südlichen Dolomite und norische Gletscherkette genießt, werden alljährlich über viechnndert Fuder Alv^Heues gewonnen, das jedoch erst im Winter, wenn der Schnee eine fahrbare Nahn schafft, in's Thal herabgeliefert werden kann. Die Abfahrt geht in deu „Heu^ graben" nieder, einer gefürchteten Lawinenstraße, wo die abgestürzten Schneemasfen von solcher Mächtigkeit sind, daß sie oft über Sonnner in der schattigen Schlucht liegeu bleiben. Es war im Febrnar 1^45, da wanderten bald nach Mitten nacht vier Henzieher ans der Ortschaft Grafendorf mit Schlitten nnd Faßzcng, welch' Letzteres ans starken, mit Strickgeflechten ver-bnndeuen Holzstäden besteht, mit Laterueu und Buchteln ^Kienfackeln) in den „Heugmben" hinanf. Der Wind sauste ill allen Tonarten nnd warf ihnen den körnigen Schnee in's Gesicht. Znweilen glitzerte em Stern dnrch die vom Stnrm gepeitschten Nebelmassen, Die Anssichten waren nicht günstig; alle Anzeichen rieten znr Umkehr, doch sie achteten nicht darauf, mit großer Anstrengung Noumlen sie die steile „Schneerise" hinauf nnd erreichten noch vor Tagesanbruch die Höhe des Iauken^ bodens. Die Hentristen waren bald anfgefnnden; mm ging man daran, die Henfüderchen zu faffeu nud zu binden. 6* Schon während sie an die Höhe hinanf wanderten, sing es zn schlleien an, mm wnrde der Niederschlag immer dichter und als sie mit der Arbeit fertig waren nnd die Füderchen am „CM" an die Rise znr Abfahrt znrecht gestellt hatten, schüttelte es ordentlich vom Himmel nieder: alle Ansficht war verhüllt, daß sie kaum zehn Schritte vor sich sehen konnten, selbst dem Kühnsten unter ihnen sank der Mnt; nnter solchen Umständen schien ihnen die Abfahrt zn gewagt. Sie ließen daher die Henfnder an Ort nnd Stelle nnd wandten sich geqen den Torkosl hin, nm in dev nächsten Alpenhütte Unterstand zn sinden: aber wie sie schweigend und vorsichtig Einer hinter dem Anderen über das Schneefeld der steilen Berggelände hinschritten, da schlng sie plötzlich ein heftiger Windstoß zn Boden, — sie haben die „Molllahn" (Stanblawine) angetreten. — Als sie sich voll ihrem Falle wieder aufraffen wollten, geriet der ganze Schneeboden nnter ihren Füssen in Bewegung und trng sie mit wachsender Schnelligkeit nnd furchtbarem Getöse in die Tiefe: der Schneestaub wirbelte hoch auf; die ganze Atmosphäre war davon erfüllt. Als der Schneestaub sich legte, kroch einer der Henzieher ans dem Schnee hervor, die La N/ine hatte ihn nur gestreift und eiue weite Strecke wie eiuen „Kreisel" fortgeschleudert. Bei dieser luftigen Fahrt hatte er seinen Hnt, seine Fußeisen und seinen „Stakelstuck" ver^ luren. Als er sich vom Schrecken erholt hatte, schüttelte er den Schnee-staub von seiner „Joppe" und watete dnrch den Schnee, um nach seiuen Kameraden zu sehen. Der Schneesturin hatte etwas nachgelassen und die Aussicht war wieder freier, aber so weit er auch schaute, nirgends war eine Spur von seiuen Gefährten zn entdecken. Er fchrie aus Leibeskräften — keine Antwort. Siehe, da erblickte er eine ans dem Schnee hervorragende, sich bewegende Menschenhand. Ereilte hin, sank ans seine Knie, fing an mit den Händen zu graben nnd bald hatte er eiueu seiner Go fährten aus dem Schneegrab herausgearbeitet. Das erste Wort, als dieser zu Athem kam, war: „Dn bist mein Schntzengel! Gott sei's gedankt!" Wie er erzählte, wnrde er von den Schneemassen fortgetragen, bald lag er ober, bald unter denselben, — plötzlich sank er in die Tiefe, wo er fast anfrechtstehend stecken blieb, nnd die rechte Hand über den Kopf gebogen, im Schnee fest eingeklemmt, ohne Licht und ohne Luft dem Ersticken nahe war. Er hörte dentlich das Rnfen seines Gefährten nnd so sehr er sich anch anstrengte zu schreien, der gute Kamerad ober ihm hörte nichts davon; er gab schon alle Hoff-mmg anf; da gelang es ihm mittlerweile feine Hand frei zn macheu' nnd da die Schneedecke über feinem Hanute nicht besonders mächtig war, sich Luft zn schaffen. Ihre nächste Sorge war es mm ihre Kameraden anfznsnchcn; sie durchwanderten das Schneefeld nach allen Richtungen, doch nir- ___ ssz .— geuds war eine Spur vou denselben zu entdecken. Da die Dälnme-rnng hereinbrach, gabeli sie ihre Bemühuugeu auf nnd suchten im nächsten Heu schippen am Iaukeubodeu Unterstand, wo sie die Nacht zubriugeu wollten; denn au In der Hütte, die sie glücklich erreichten, suchten sie vor allein ^euer zu machen; denn sie zitterten vor Kälte und ihre Kleider waren durchnäßt uud Mroreu, aber der Schwamm, den sie in der Tasche hatten, war feucht; — da schuitt Einer das nuten noch trockene Stück femes fadenscheinigen Hemdes ab, um es als Zunder zu beuützeu, uud so gelaug es ihueu eiu Feuercheu auzufacheu, das sie mit eiuigeu ausgehobeuen Dachbrettcheu die stacht hiudurch unterhielten. Als sie beim ersten Morgeugraueu die Hütte uerlasseu wollten, reichte der iibcr Ziacht gefallene Schnee fast bis an das Dach derselben; wie mm weiterkommen - da fiel es ihnen ein sich provi^ sorische Schneereife zu macheu. Eiu Bauchgürtel wurde iu düuue stiemen zerschnitten, Brettchen wareu vorhanden, diese wurdeu nlln an die Bergschuhe festgebunden nud so ausgerüstet trateu sie die Wanderung nach der „Krenztratte" an. Noch einmal blickten sie zurück iu die Gegend, wo sie ihre, Kameraden uud ihre Heufüdercheu zurücklasseu mußten uud arbeiteten sich dauu rüstig durch deu Neu-schnee hiudurch. Nach laugeu K^reuz ilud Querzügeu, da eiu dichter Diebel alle Aussicht verhüllte, kamen sie endlich in der Abeuddäm^ merung zur Knappeustube auf der „Kreuztratte", die damals noch von Knappe;, bewohnt war. Im Thale hatte mau das Abgehen der „Molllahu" gehört und gesehen, doch hegte mau die Hoffuuug, das; die Mäuuer, die Gefahr wahrnehmend, noch rechtzeitig die gefähr^ liche Stelle verlassen nnd sich gerettet haben werden, als sie jedoch Abends nicht nach Hause kameu nnd das Wetter immer stürmischer wurde, da giug es wie eiu Lauffeuer durch das Dorf: die Heli-zieher siud iu der „Lahu" gebliebeu. Gleich am kommenden Morgen machte sich eine Schaar mutiger Männer anf deu Weg. um die Veruuqlückteu aufzusuchen, ihnen folgten Tags daranf vierzig Männer mit Stangen nnd Schaufeln bewaffne:; aber alle ihre Nachforschungen waren erfolglos, sie mußteu uuverrichteter Diuge zurückkehren uud es der Souue überlafseu, die Vernuglückteu an's Tageslicht zu förderu. Erst in» Hochsommer, nachdem die Alpen schon lauge wieder bezogen wareu und die Niuder au deu blumenreichen Matten am Iantbodeu weideteu, wurdeu die Leichen der vernnglückteu Heuzieher vou Hirteu aufgefnudeu. Schwärme vou Fliegeu aui feiuköruigeu Lawiueufchuee, der deu Strahleu der Iuuifonne trotzend, sich in den Schlnchten des Iankbodeus mit großer Zähigkeit festhielt, führten sie auf die Spnr. Die Leichen wurdeu auf Schlittcheu festgebunden und iu's Thal hiuabgezogeu. —° 86 l>— Ein langer Leichenzug bewegte sich am ". Juli durch den Hengraben gegen das einfame Pfarrdorf hin, und während das Abeudroth auf den Bergeu verqlamin, nnirden zwei brave Männer, uun denen der Eine eine zahlreiche Familie hinterließ, als Opfer ihres beschwerlichen Berufes in ein qeiueiusmues Grab gesenkt. Die Sterbmatriken der Pfarre Grafeudorf qeben dauou ^unde. Der ans dem Schneegrabe Erstandene erzählte gerne, wenn n«an ihn aufforderte, von seiner wunderbaren Rettung im Schnee st urine auf der Ianken. Anhang. Märchen aus Kiirntkn. (Dom Voltsmmidr uachrrMll,) Schönliannchen mit dem goldenen Haar. (?^u eiuer großen Stadt wohnte eine Schueiderstochter von beson^ Mderer Schönheit; ihres dichten blonden Haares wegen hieß sie ^allgeniein: Schönhanncheli Nlit deni goldenen Haar. Als ihre ältern gestorben waren, blieb ihr nichts nbrig, als zur Nadel zu greifen nnd das Geschäft ihres Katers fortzufiihren: sie niar flink und thätig und der ^Itilf ihrer G^schicklichteit und Schonheil dranq bis ^ii den Ohren eines mächtUM Königs, der eben Witluer war und mit Heiratsgedanken unuiinq. Sein Kanzler, we^eu seiner Leut' selilikeit „''Allbeliebt" qenannt, erhielt von ihm den Anftraq. sich allsolileich anf den Weq zu machen, das Mädchen aufzusuchen nnd es her zu bringen, sonst könne er sich darauf gefaßt machen, seines Amtes verlnstig zu werden. Der Kauzler machte sich reisefertig und ritt fort. Ueber eine Weile kam er zu eiuem dichten (Gebüsch. Da lanerteu einige Jäger: nicht weit davon erblickte er im Gezweige eiueu großen Naben, der ganz sorglos sein dnnkles Gefieder putzte. „Flieh' fort, slieh' fort," rief er dem Naben zu, „die Jäger sind hinter dir." Der Nabe warf ihm einen dankenden Mck zn. breitete seine Fittiche ans nnd flog davou. Darauf kam er zu eiuem großeu See' ans den Wellen tanchte ein Fischlem auf, als ob es sich sonnen wollte, schwamm es dem User zu; aber im Ufersaude ringelte sich eiue Schlauge, Der Kanzler sprang vom Pferde, zog sein Schwert uud hieb die Schlange mitten eutzwei. -Da fprach das Fischleiu im See: „Schöndant, All^ beliebt, das ivird dir nicht uuvergolteu bleiben." Endlich erreichte er die große Stadt und schou als er zum Thore hiueinritt, fragte er nach Schöuhaunchen: jedes Kind wnßte ihm Aii^tunfl zu gebeu und fo hatte er die Gesuchte gar wld ge- -^ 88 ^- funden; aber wie bezallbert blieb or vor ihr stehen; so oill holdes Mädchen hatte er noch nie gesehen.--Er entledigte sich feines Al,f^ träges nnd Schönhannchen sagte: Es frene sie, daß ein so mächtiger König ihrer gedenke: aber mitgehen Wune sie nicht; sie habe das Erbtheil von ihrer Mntter, einen goldenen Ning am Ufer des See's verloren nnd bis sie del! nicht wieder bekomme, kann sie nicht fort. Was wollte der gnte Kauzler machen, betrübt ging er wieder weiter nnd wie er nachdenkend, was er beginnen solle, au's Ufer des See's kam, hörte er seinen Namen rnfen; er sah sich nach allen Seiten nm, konnte aber Niemanden sehen. Da rief es nochmals: „Allbeliebt! da nimm den Ring, den Ring, den ich zwischen den Zähnen halte, es ist Hannchen's Nmg!" Da bemerkte er das Fischlein im See, das einen glänzenden Ring Mischen den Zähnen hatte. Or nahm den Ring nnd eilte zn Schönhannchen znrnck. Man kann sich denken, welche Freude Schönhannchen hatte, den Ring wieder zn sehen! Schnell steckte ihn die Maid an's zarte Fingerlein; „aber mit gehen — sagte sie — könne sie doch nicht," Da stand der Kanzler ganz verblüfft da, ^ schon wollte er an's Schwert greifen, aber sein Zorn legte sich bald, wie die Schneiderstochter ihn freundlich ansah. Er möge seinen Mnt an dem Niesen versnchen, der vor der Stadt Hanse, sagte sie, er heißt „(Not infroh", hat drei Angen nnd wer ihm das mittlere anssiicht, macht ihn ganz kraftlos nnd schwach wie ein Kind. Wenn der Kanzler diesen Niesen, der die Stadt so belästigt nnd jeden Tag ein Kalb nnd zwei Kinder verschlingt, erlegt, sei sie bereit, ihm zn folgen. Der gnte Kanzler zog nnn, mit seinem Schwerte bewaffnet, vor die Stadt Hinalls. Scholl voll ferne erblickte er den gewal^ tigen Niesen nnd als er in seine Nähe tam, rief ilnn dieser entgegen: „Dll Milchinanl, dn bist mir gerade znm Frühstück recht." Da schoß der große Nabe mit Allgewalt anf das Hanpt des Niesen nieder, daß er zn Boden stürzte nnd hackte ihm das mittlere Ange alls. Diese Gelegenheit benutzte der Kanzler nnd hieb dem Nieselt das Hanpt ab. Mit dem Kopf des Niesen in der Hand ritt er in die Stadt znrnck nnd als die Lente dies sahen, waren alle hoch-erfrent nnd lobten nnd priesen den Helden, weil er sie von dieser großen Plage befreit hatte. Aber Schönhannchen blieb immer noch spröde. „Nnr Eines noch/' sagte sie mit großer Frenndlichkeit, „nimm dies Mischen lind hole mir vom Wasser der Schönheit, dll wirst die Qnelle im Walde bald finden, sie ist von zwei Drachen bewacht." Wol ging der Kanzler in den Wald hinans, wol fand er die Qnelle, aber die Drachen blickten ihn so grimmig all, daß er sich nicht ill die Nähe wagte. Da rief eine Stimme: „Gib mir, gib mir," nnd wie er auf-schante, sah er den Naben über seinem Haupte schwebend. Er nahm —< 89 °— ihm mit den Schnabel das Gläschen aus dor Hand und flog zur Quelle hin. Bald war er wieder niit denl vollen Gläschen da. Der Kanzler bedankte sich nnd eilte zu Schöuhannchen zlirnck. Nun war das Mädchen bereit, mit ihm zn gehen, sehte sich hinter ihm anf's Pferd nnd so ging's lnstig weiter. Im nächstell Walde hörten sie ein Jammern nnd Schreien nnd wnßten nicht, was das bedeute. Bald jedoch sahen sie den König nnd neben ihm, in ihrem Blntc schwimmend, seine Tochter. Sie waren den: Kanzler, da er zn lange ansblieb, entgegen geritten, wurden von Räubern überfallen nnd gar arg zugerichtet. Der Königs tochter stachen sie noch dazn beide Angeu ans. Der König war über diesen Unfall ganz trostlos. Und wie Alle bemüht waren, die Prin zessin zn laben, da kam ein Hase dahergespnmgen nnd rannte von einem Vanm znm andern; inan sah es ihm gleich au, daß er blind war; aber im nahen Gebüsche sprudelte eine Quelle, in diese stürzte sich der Hase und kam sehend herans, nnd lief terzengerade davon. Der Kanzler, der dies bemerkte, nahm die Prinzessin, trng sie znr Quelle hin nnd tanchte ihr Haupt in's Nasser. „Ach, welche herrlichen Edelsteine," sagte sie nnd wie sie aufstand, war sie wieder gesnnd nnd sal) besser als früher. Ans DanN'M'teit dafür versprach der König dem Kanzler seine Tochter znr Frau zn geben; aber dem guten Kanzler gefiel Schöu^ hannchen viel besser. So kamen sie endlich wieder zurück in den königlichen Palast; da wurde gleich Hochzeit gehalten, was gut und theuer war, wnrde aufgetragen; viele (^'äste waren geladen, Alles war lustig nnd gnter Dinge; aber der Kanzler ließ den Kopf hinigen. Die Schneiders^ tochter fand sich, als des Köuigs (^emalin, gar bald in ihren neuen Stand. Sie wnsch sich fleißig mit dem Wasser der Schönheit nnd wnrde von Tag zn Tag schöner; aber der König wnrde gewaltig vou der Eifersucht geplagt; er betrachtete mit argwöhnischen Allgen die Blicke des Kanzlers nnd ließ ihn zuletzt ergreifen nnd ill's Gefängnis werfen. - Da wurde Schönhannchen recht tranrig. Keiu Essen, kein Trinken wollte ihr schmeckeu. Der Köuig schöpfte Argwohn nnd belauschte seine Gemalin einmal in ihrer Kammer; da sah er, wie sie sich kämmte nnd wusch. Nasch giug er auf sie zn nnd fragte: was sie da mache; und Schönhannchen voll List lind Schlanheit erzählte ihm vom Wasser der Schönheit, nnd wie er damit leicht sich verjüngen könne. Den: König war nichts er wimschter als das, nahm ein (Ääscheu mit Wasser nud wnseh sich aber da wnrde er immer bleicher nnd bleicher ^ sein Auge immer starrer - nnd als die Lente herbeikamen, fanden sie ihu leblos am Boden. Schönhanncheu hatte die Augeu voll Wasser, mau weis nicht, ob vor Trauer oder vor Freude. Denn als der König —° 90 °- nut großeui Pomp znr Erde bestattet loar, befreite sie den Kanzler aus seinem Oefälignifse, ließ ihn zlnu König ausrufen uud hielt mit ihm eine glänzend'' Hochzeit. Die Königstochter aber ging vor Kumiuer uud Grau« iu ein Kloster. Zie MotMäppchen. ^suf einem einsalnen Bauecuhofe hauste ein Höfler mit seiner M Tochter Jeanette; er war zu arm, nm sich eiueu Knecht zu halten nnd hatte danim vollauf zu thun. Einmal als er nut der Arbeit recht ill's (bedränge talu, rief er voll Nmnilleu: „Da Nlöcht' Einem schon der Teufel zu Hilf' kommen!" und t'anui hatte er das Wort ausgelassen, staud schon ein kleilles Männchen vor ihm uud bot ihm seine Hilfe au. Der Höfler war etwa»? verstimmt und dachte sich: Du holst mich. Aber das Mäuucheu sagte, als ob es seiue (bedanken erraten hätte: Nicht doch, gib mir nnr Arbeit genug. An der mangelt es bei mir nicht, dachte, der Hösler nnd nahm das Mänucheu in Dienst. Er hätte sich keinen fleißigeren Knecht wünschen touueu. Die Arbeit giug ihm so flink von der Hand, daß der gute Höfler fast gar uichts zu thun hatte- aber als im Herbst Alle^ eingeheimst war, giug die Arbeit M Ende. Eutweder trifft',? mich oder die Tochter, dachte der Höfler uud es ging ihm heiß auf bei dieseu (Ne danleu. Gauz niedergeschlagen ging er in der „Kematen" i- die Männchen, eines schneller als das andere, nnd trugen die Steine anf einen Hänfen zusammen nnd als sie fertig lvaren, hiipflen sie wieder nm sie hcrnn! lind riefeil nm Arbeit, Nun loar Jeanette schon in Aengsten, daß sie hente gar nicht mehr nach Hanse kommen werde, wenn es noch cine Weile so fort geht nnd sic überlegte hin nnd her, wie sie die Männchen einsangen könnte; diese schriccn ohne Anfhöreni Arbeit, Arbeit, schöne Meisterin! „Nnn ja, was soll ich ench geben?" Arbeit, schöne Meisterin, Arbeit! „Nnn, so springt anf den Zann hinanf," nnd als sie oben waren, öffnete sie das Kästchen und sprach: „Jetzt springet Alle in'5 Kästchen herab." In einem Sah waren sie im Kästchen, sie klappte den Deckel schnell zn nnd lief damit, so schnell sie konnte, nach Hanse. „Wo geht sie denn so lang nm," herrschte sie der Schneider an, riß ihr das Kästchen ans den Händen, öffnete es nnd die fünf Männchen sprangen heraus nnd streckten ihm ihre Händchen enl gegen. „Mai! was ist ench begegnet, eure Händchen sind ja ganz beschmutzt." Jeanette entschuldigte sich, daß ihr das Kästchen anf die Erde fiel, weiter wisse sie nichts, lind als die Männchen das Ärant kleid in die Arbeit nahmen, da waren ihre Dingerchen ganz steif -sie nähten nnd nähten viel; aber das Kleid ist nicht fertig geworden. Voll Verdruß nnd Aerger packtc das vortreffliche Schneider^ lein feinen Kram zusammen und ist auf und davon: es ging so weit es nur geheu konnte. Müde nnd matt kam der Arme in ein Wirtshans uud nm die (^allc hinabznschwemmeu, sprach er dem Weine so tapfer zn, daft er bald den Verstand verlor. Das Männchen aber halte da«? Schneiderlein bald eingeholt und war mit ihm spnrlus verschwunden. Zie zwei bucklichtm Musikanten. 6Vn einem Dorfe waren zwei Musikanten, die recht lustig anf ^spielen konnten; nnr von der Natnr waren sie etwas stiefmütter ^lich bedacht: denn jeder hatte einen bedeutenden Höcker. Einer wußte sich dnrch sein freundliches Benehmen bei den Leuten beliebt zu machen nnd anch die, Kramerstochter sah ihn nicht nngern, weun er nnr den vorgedachten Höcker nicht hätte, der Kramer felber war ihm gewogen; aber von einem bncklichten Eidam wollte cr dnrchans nichts wiffen. Als der gute Musikus einstmals spät in der Nacht von einer Hochzeit über einen Verg nach Hanse ging, kam er auf eine Wiese; der Mond leuchtete hell; da sah er unter einer Linde eine Menge kleiner Männchen, die nm den Baun: herumtanzten, sie machten die ^ 93 °-, sonderbarsten Sprünge und fingen zuletzt noch zu singen an; aber diese kleinen Leute hatten feme dünne Stimmen, es fehlte der Baß, Obschon der Mnsitns etwav furchtsam war, trat er gleichwol näher hinzu nnd lieft seine Stimme kräftig erschallen; denn singen konnte er wie eine Grasmücke. Das schien den Männchen zn ge^ fallen nnd sie sangen nnn mit noch größerem Eifer, ohne sich jedoch nm den im Gebüsche verborgenen Bassisten zn kümmern; aber als sie mit ihrem Gesänge zn Ende waren, gingell sie ans ihn zn, schloßen nm ihn einen Kreis, tanzten nm ihn wie toll hernm nnd fragten: Was er für seinen geleisteten Dienst begehre? „Mein Gott!" rief der kanm zn Athem kommende Mnsikns, „nichts als — von meinem Bnckel möchte ich los werden." „Das kann gleich ge-fchehen," riefen die Männchen nnd Zwei davon sprangen ihm anf den Nuckelt, hoben den Höcker herab nnd warfen ihn in's Gebüfch; so ward er schlank wie eine Tanne; er bedankte sich nnd eilte nach Hanse. Als ihn der Kramer kommenden Morgens sah, schlng er die Hände vor Verwnndernng znsammen und sein Töchterlein blinzelte verstohlen durch die Fensterläden nnd wnßte nicht, ob es seinen Augen trauen sollte. Am Platze des Dorfes begegnete ihm sein Kamerad, er hatte die Baßgeige anf dem Rücken nnd ging eben zn einer Mnsik über Land. „Wie fchaust du denn auv?" rief dieser nnd die Baßgeige wäre ihm bald uom Höcker gefallen, „wie hast dn's denn angefangen, daß du anf einmal fo schlank bist?" Und der Musikus erzählte ihm von der Bergwiese und von den Männlein und wie er mitgesungen und wie sie ihm aus Dankbarkeit deu Buckel abgenommen. Da war des Andern Eutschluß schnell gefaßt; gleich an demselben Abend, als er von der Musik heim giug, schlng er deu Weg über die Bcrg^ wiese ein. Es war eine mondhelle Nacht nnd die Mä'uncheu tanzten wieder um die Liude uud saugeu mit ihren feinen dünnen Stimm^ chen; da fiel der Musikant mit seiner tiefen Stimme ein; schnell sprangeil die Männchen anf ihn zu, umriugten ihn uud fragteu: was fein Begehr sei? „Ach, mein Bnckel" — aber die Männchen ließen ihn nicht ausreden, kicherten, was sie aus dem Hals brachten und tanzten wie, besessen um ihn herum. Zwei davon huschten in's Gebüsch nnd brachten den Höcker seines Kameraden und hefteten ihn auf seinen Niickeu, so mußteer statt mit eiuem, mit zwei Höckern nach Hause wandern und das Gekicher der Männchen hallte ihm noch ails der Ferne nach. Und wie lachteil die Leute, als sie ihn mit seinen Höckern durch's Dorf gehen sahen. Sein Kamerad aber hing die Geige auf deu Nagel, heiratete die Tochter des Kramers und war eiu gemachter Maun. Zer Mnrzelklau^er. cW in armer Wurzelklanber hatte ein sehr böses Weib, das fluchte l^uud schal! den ganzen Tag und machte ihm das Leben recht "^ sauer; keiu Wunder, daß ihm zu Zeiteu der Gedanke lain: ach, weuu ich mm diesem „Kuuter" (bösartiges Wesen) nur los lverden könnte! Einmal ging er in den Wald, ilm Wurzeln zn suchen, erstieg den Berg ans llud nieder, daß ihm der Schweiß von der Stirne raun und als er endlich deu Sack voll hatte, warf er ihn über den Rücken, nahm seinen Knotenstuck zur Hand und schickte sich nach glücklich vollbrachtem Tagewerke znr Heimreise an. — Siehe! da kam ihm eine aschgraue Schlange entgegen, die den Kopf kerzeu^ gerade in der Höhe trug, sie schlich gauz leise durch Moos nnd t^ebilsch nnd kam ihm immer näher und näher. Er fürchtete sich wenig vor derlei Gethier, das ihm auf seinen Aerggäugeu nicht selten begegnete, blieb stehen nud erhob mit den: Ausrufe: „Schau, schau, den Valg könnte ich brauchen!" seinen gewaltigen Knoten stock. „Halt ein!" rief die Schlange mit feiner Mädchenstimme, „schone mein Leben." Das ist mir iu meinem Leben nie uorge^ kommen, sagte der Kräntersammler, voll Verwunderung darüber, dasi eine Schlange sprechen könne und fragte recht kleinlaut, da er sich doch etwas zu fürchten anfing i Wer bist du? „Ich war Meusch, wie du," sagte die Schlange, „mein Vater, jähzornig, wie er war, sah mich im See dort baden; da stieß er einen entsetzlichen Fluch aus uud warf mir die (Aoldkctte, die ich noch an mir trage, nm den Hals nnd gleich war ich eine Schlange. Nimm mich mit, lös' mir die Kette ab, ich kauu dir zu Manchem behilflich fein." Der Wurzelsammler faßte nnn ganz sachte die Schlange und trug sie mit nach Hause; legte sie ans den Tisch, löste ihr die Kette ab, brachte sie in ein großes Stuckglas uud deckte es zu. Da machte es einen furchtbarem „Krachcr", das Mas zersprang in tauseud Scherbeu uud statt der Schlange stand ein wuuderschönes Mädchen vor ihm anf dem Tisch. — (5s brauchte eiue geraume Zeit, bis er sich von seinem Schrecken erholte und, wie er nnn mit ihr zu sprechen anfing uud es ihm sagle, daß er zum See hinaufgehen sollte, dort werde er ein Schmuckkästchen finden, lauschte sein böses Weil, an der Thine uud kaum, daß die hiuaushnschte, riß es die Slubeuthür auf uud lästerte deu treuloscu Mauu. Al§ seiue ^autipve ausgetobt hatte, erzählte er ihr vou der Schlauge uud der ^'oloketle, die er uoch iu der Haud hielt-, aber sie wollte es uicht glauben uud schüttete eiue neue ^lut von Laste rnugen über seine Untreue aus. Da sagte er: „willst du's au dir erproben?" „Ja, versuch' es uur, wenn dn kannst." nnd er warf ihr die (holdkette nm den Hals Er hub sie alls, legte fie iu ein Glas und schloß es fest zu. Da lag sie nun, seine .zänkische Alte im engen Glasgefängnisse und krümmte sich vor Wnt. „Laft'mich los, taß'mich los!" kreischte sie. „Ja, wenn dn anders lvirst." doch das n»ollte sie nicht ver^ sprechen, sie fischte, tellfelte und tobte, daß das Glas zersprang nnd sie todt znr Erde fiel. Der geplagte Mann war nun von seinem bösen Neide evlösl. Eilends ging er hinaus an das Ufer des Sees. wo er das Kästchen mit den herrlichsten Schmncksachen fand. Wer war nnn froher, als der gute Wnrzelsaininler-, was ihn nnglücklich illachte, hatte er ver loreu nnd was ihn glücklich Ntachte. gefunden: eiueu nugcheuereu Reichtum nnd noch etwas — was das Beste war: eine junge Brant; denn bald hüpfte die schöne Maid daher, reichte ihm die Hand und führte ihn in das stolze Schloß am See, wo es ein prachtvolles Hochzeitfest gab. Ms Uaudal'e. Nsu einem abgelegenen Schlosse lebte eine Gräfin, die war Witwe, A^und als sie ein wunderschönes Knäblein znr Welt brachte, legte ^sie es in ein Körbchen lind eine Rolle Gold dazu hinein und roars es in den Mühlbach. Zv schwamm das Knäblem den Bach hinab bis zn einer Mühle, wo eoen der Müller beschäftigt war; der fing das Körbchen ans. Ei, dachte er sich, was da etwau wol drinnen sein mag. Wie er den Deckel öffnete, sah er mit Er> staunen ein Knäblein, das schöne goldene Haare hatte; er erbarmte sich des armen Geschöpfes, trug's in die Stube und sagte zu seinem Weibe: „Siehe da, was ich hellte gefangen habe. Wir sind zwar selber arm nnd haben Kinder geling; aber was wollen wir macheu; wir werden es schon behalten und aufziehen müffeu. Nichl wahr, Alte, Dn bist damit einverstanden?" Die Alte, die das schöne Knäblein voll Verwundernng be^ trachtete, hatte nichts dagegen einzuwenden, und so wnrde es von diesen guten Leuten anferzogen nnd gehalten wie die eigenen Kinder im Hanse. Das Knäblein wuchs herall, wnrde voll Tag zu Tag schöner, und damit es was Tüchtiges lernen möchte, schickten sie es in die Schule; aber der Weg war weit und führte gerade beim G'schloß der Gräfin vorbei. Einmal, als der Knabe voll der Schnle nach Hanse wanderte, stand die Gräfin beim ssenster, nnd wie sie den Knaben erkannte, ging ihr ein Stich dnrch das Herz, Sie hatte nun nichts Eiligeres zu thun, als den Anfenthaltsort des Knaben ausforschen zn lassen. Ihr denkt vielleicht, um ihn zu sich zu nehmen? Gott bewahre! sie —' 96 ^- wollte von ihm nichts mehr sehen lind hören. Wie sie erfuhr, daß er in der Mühle sich anfhalte, sandte sie augenblicklich einen Boten zum Müller nnd ließ ihm sagen, daß er den Knaben entfernen solle, sonst komme er nm die Mühle. Ach da war großer Jammer im Hansei die guten ^entchen hatten sich an den schmucken Jungen schon so gewöhnt, daß sie sich von ihiu nicht trennen konnten. lHrst als eine abermalige Post kam, sagteu sie znm Knaben: „Es bleibt nichts übrig, dn wirst von nns scheiden müssen, so schwer es nns anthut, dich fortzuschicken. Einmal mnß es halt doch sein". Der Kuabe loischte sich eine Thräne von der Wauge, nahm Abschied von seinen Zieheltern, setzte seine „mnzate Handen" ^pelzoerbrämte Kopf^ bedeck, ntg) anf und machte sich anf den Weg. Da kam er zuerst zu einem Vaner, der nahm ihu anf nnd versprach ihm für ein Jahr Dienstzeit einen Kreuzer zn geben; der Knabe war damit zufrieden, nud als drei Jahre nm waren, fragte ihn der Vauer: ob er noch länger bleiben wolle, und weil dieser sagte, daß er sein Glück noch weiiers wo probireu wolle, zahlte er ihm den Lohn ans nnd gab ihm drei Kreuzer. Mit diesem Gewinn in der Tasche zog der Knabe fröhlich von danuen. Da begegnete ihm ein alter Mann, der sprach ihn freundlich au nnd bat ihn, ihm eineu Kreuzer zn schenken, er will ihm dafür eine Rnlhe geben, die er gnt brauchen wird. Der gutmütige Knabe besaun sich nicht lange, griff in die Tasche und gab ihm einen Kreuzer; er nahm die Oerle und wollte weiter ziehen, aber der alte Manu hielt ihu zurück nud zog eine zweite hervor. Gib mir noch einen Krenzcr, sagte er, ich gib dir die Nuthe dafür, du wirst sie gut brauchen köuueu. Mir bleibt immer uoch genug, dachte sich der Knabe, schenkte ihm den zweiten Kreuzer und nahm die Nuthc dafür in Empfaug. Als sie noch ein wenig beisammen standen, verlangt der alte Mann von ihm noch deu letzteu Kreuzer und bietet ihm abermals eine Gerte dafür. Nimm sie uur, sagte er. du wirst sie sehr nothwendig braucheu. So bleibt mir ja nichts von meinem Verdienst, seufzte der Knabe; doch deu Worteu des Maunes vertrauend, zog er seinen letzten Krenzer alls der Tasche, nahm die Gerte nnd ging seines Weges. Wie er eine Zeit fortwaudert, kommt er zu eiuem hohen G'schluß; da steht die Köchin gerade vor der Pforte. „Braucht's tan Schoser?" redete sie der Knabe an. „Wol", sagte diese, „aber dn wirst's hier nicht lauge aushalteu kiinuen". „Warnm nil", ver^ sehte der Knabe, „gibt's bei enk vielleicht nicht geling z'essen?" „Das nicht, aber sonst hat's einen Haken". „Wenn ich nur z'essen. hab. will ich schon bleiben", sagte der Knabe. Das meldet die Köchin dem Schloßherru nnd der Knabe wird von ihm ohne Anstand znm Schafhirten aufgenommen. -.« 97 °— Schon kommenden Morgens zieht er mit der Heerde voll Lllst hinaus anf die „Halt" (Weide!. Die Gerten, die ihm der Alte gegeben, kamen ihm nun gut zn statten; aber wie er auf die Weide hinauskam, war weitmn nichts zn sehen, als eine öde Heide und wildes Gestrüppe, Da werden meine Schafe wenig zn beißen haben, dachte er sich nnd trieb sie immer weiter und weiter; schon war er über die Grenze der Weide hinausgekommen, als er in der Ferne ein mit Gras dicht bewachsenem Plätzchen erblickte; dort wollte er sich mit seiner Heerde niederlassen: aber wie er hin kam, sprang ein Drache ans ihn zn, sperrte seinen Rachen anf nnd rief: „Hier ist nicht deine Weide". Der Knabe erschrak, besann sich jedoch schnell nnd schlug mit seiner Gerte ans Leibeskräften auf den Drachen los; mit dem ersten Streiche schon fiel dieser zu Voden nnd war maustodt; nnn ließ er die Heerde im hohen Grase lustig weiden, und als der Abend kam, trieb er sie fröhlich nach Hanse. Unterwegs pflückte er sich bei einer Hecke eine Nose ab nud steckte sie an seine zottige Pelzhanbe, die den sonst lieblichen Knaben ganz verstellte, so das; man ihn allgemein das Nandale hieß; aber die Tochter des Grafen hatte einmal sein goldenes Haar bemerkt nnd war ihm vom Herzen gewogen, nud wie er dem G'schloß mit der Heerde sich näherte, ging sie ihm entgegen und bat ihn, er möge ihr die schöne Blnme geben, die er an der Haube habe. „Ach, von an Schoferlan" (Schafhirt), sprach der Knabe, „an Büschen so dern, hast ja selber schönere im Garten"; aber weil sie vom Bitw! nicht nachließ, zog er die Nose von seiner Mütze lind gab sie ihr. Und wie er den nächsten Tag auf die Weide trieb und znr nämlichen qra^reichen Stelle kam, fuhr ihn ein zweiter Drache an-, aber der Hirte zieht die zweite Nuthe vom Leder nnd verseht dem Ungehener einen tüchtigen Schlag, daß es augenblicklich todt zn Buden stürzte. Nun konnte die Heerde nach Herzenslust weiden. Am Heimwege Abend5 pflückte er sich abermals eine Nose und wieder tam ihm das Mädchni entgegen nnd bar chn darum. Als er die Heerde in den G'schloßbof trieb, blickte der Graf wohlgefällig anf die anffallend gnt genährten Thiere herab lind war mit dem neuen Schafhirten recht zufrieden. Das nämliche erlebte der Knabe am folgenden Tage; er erschlng den dritten Drachen nnd kehrte mit einer Nose an der Mütze wieder beim, Und abermals kam ihm das Mädchen entgegen nud wich nicht von der Stelle, bis er ihr die Blume gab. Wie der gute Hirtenknabe einmal auf der Weide im hohen Grase lag, sah er nicht ferne vor sich eine Thüre; da war er neu-gierig zu wisseu, was dahinler steckt: er >u'ht hin, gnckt hinein^nnd wäre batd vor Freuden anfgespruugeu, deuu so einen schönen ^tall und so schöne Pferde hat er selbst im gräflichen Schloß nicht gesehen. Fr«!iiis«,i, Studie»- 7 -^ 98 > - „Komm' nur hereiu," sprach eines der Pferde, „und sieh' dich da ein wenig um." Neben den drei Pferden, die im Stalle waren, lassen drei prächtige Sättel und drei herrliche Kleider; eines war von Gold, das andere von Silber, das dritte von einem gewöhnlichen Stoffe, nnd dabei lag ein rostiger Säbel. „Morgen nimmst mich," sprach eines der Pferde, „nnd übermorgen mich," sprach das andere, „und dann mich," sprach das dritte, „es wird dir von Nutzen sein." Der Knabe nahm sich diese sonderbaren Neden zu Sinn, wässerte nnd fütterte die munteren Thiere nnd hatte eine rechte Freude daran. Am andern Morgen versammelten sich viele Edle und Ritter im Schlosse des Grafen. Er hatte ein Kampfspiel ausgeschrieben, das dnrch drei Tage dauern sollte; wer den Preis gewinnt, soll seine Tochter zur Fran bekommen. Das gnte Randale getraute sich die vornehmen Herren kanm anzusehen, wie er durch den Hof seine Schafe ans die Weide Hinanstrieb. Aber wie das Kampfspiel im besten Gange war, kommt ein fremder Ritter dahergespreugt mit einem rostigen Säbel; er streckte Alle, die es mit ihm anfnahmen, in den Sand, nnd war so schnell, wie er gekommen, wieder verschwnnden. Natürlich haben sich über diese Erscheinung Alle höchlichst verwundert. Tags daranf kam derselbe Ritter, aber im silbernen Gewände; hui, wie das glänzte; er erlegte nach einander seine Gegner und sprengte so rasch davon, daß ihm Niemand folgen tonnte. Am dritten Tage erschien er im goldenen Gewände lind warf wieder Alle zn Boden; aber dabei erhielt er einen Stich in die Ferse; er nahm den ausgestellten Preis: einen Büschen nnd ein Seidcntüchel, und war spurlos verschwunden; aber die Grafenwchter bemerkte eine goldene Locke unter seinem Helme nnd dachte an's Randale, Bei der Nacht schlich sie hinab in den Stall, wo das Schoferle schlief; da sah sie das Tnche! und den Bnschen beim „Hapate::" und am Fnße den Stich. Am andern Murgen sagte sie znm Vater: „Das Randale wird mein Genial." Der schalt sie ans, wie sie wol an einen so hergelaufenen Jungen denken möge, fie wisse ja, dnß dem Ritter, der den Preis gewann, ihre Hand gehöre nnd daß er sein Wort nicht zurücknehme. „Aber der Ritter ist ja das Randale!" rief sie freudig ans, eilte t,inab in den Stall nnd führte den Knaben mit den Siegeszeichen in der Hand znm Vater herauf: der hatte mm freilich nichts mehr einzuwenden nnd die Hochzeit wurde gefeiert. Die dürre Haide draußen fing nun an zu grünen nnd zn blühen; das Randale hatte den Zauber gelöst. —< 99 ^- Das goldene Schwalbennest. ^H/^or vielen Jahren lebte ein Hauptmauu, dessen Frail uahc daran >/ war, ihin emeu Sprößliug zn schenken: aber er konnte, da er - in's Feld ziehen mußte, diesen freudigen Augenblick nicht abwarten. So nahmen sie Abschied von einander uud bald darnach genaß die Frau eines gesunden Knaben, den sie Josef nannte. Als dieser nnn das Jünglingsalter erreichte und der Vater noch immer nicht zurückkam, bat er die Mutter, daß sie ihm erlauben möchte, deu Vater aufzusuchen. Diese hatte nichts dagegen uud gab ihm uur den Anftrag. ja keinen Bartlosen zmn Diener zu uehmeu. Auf der Reise gesellte sich ein Bursche zu ihm. deu er sehr lieb grwauu uud, ubschon er bartlos war, gegeu deu Rath seiuer Mutter zum Diener annahm, Da trug es sich zu, daß Josef, von Durst geplagt, zu eiuem Vrnuneu kam, desseu Wasser sehr tief staud. so, daß ihu der Diener mittelst eines Strickes in die Tiefe hinab lasseu luuftte. Als er ihn nun wieder heraufziehen sollte, da sagte der Diener: er ziehe ihn nur dann wieder herauf, wenn er hoch nud theuer versprochen, sich selber bei seinem Vater als Diener, ihu aber für drn rechtmäßigeu Sohn auszugeben, nnd zwar dürfe er, so lauge er lebe, Niemandem davon etwas sagen. Was wollte Josef machen? Sein juuges Lebeu war ihm zu lieb, als daß er das Versprecheu nicht hätte ablegen solleu, und so zog ihu der treulose Diener wieder herauf und sie wanderten weiter. Endlich kameu sie ius Lager des Hanptmannes. Der Bartlose stellt sich als Sohn vor uud wird mit Freuden empfangen, speiste mit dem Hanptmann an Einer Tafel, während Josef als Diener die niedrigsten Dieuste verrichten mußte. So hatte er deu Haupt' mann auch zu rasiren. Da geschah es einmal, daß er den Hanpt^ manu mit dem Messer ein wenig verletzte. „Du willst meinen Pater ermorden!" schrie der Bartlose und wollte ihu augenblicklich ins Oefäuguiß werfeu lassen, aber der Hmiptmann beschwichtigte ihu und fragte Josef, warum er dies gethan habe. „Ich verstehe," sagte dieser, „die Sprache der Vögel uud da haben sich im Ranchfang zwei Schwalben gestritten. Ich schaute biuauf; das Männchen sagte - Ich bring' dir die goldenen Haare der Prinzessin her über das weite Meer. Das Weibchen sagte: Weil du nicht bist da gewesen, wo ich dich brauch', so brauch' ich dich setzt auch nimmer mehr." lind wie sie in den Nauchfaug lüuanfschantcu, da bemerkten sie eiu goldenes Schwalben^ nest. Eiligst lies der Bartlose um eine Leiter, um in deu Ranchfang hinaufzusteigen, doch der Hauptmaun sagte: „Das dars uur ein Fremder thun." Da wurde das Nest herabgcnommen nnd Alle betrachteten es voll Verwunderung, weil es aus schönen goldenen Haaren geflochten war. „Die Prinzessin, die diese Haare hat, müsse er haben," meinte der Bartlose, „uud keine andere/' und Josef -^ 100 °— wurde abgesandt, selbe aufzusuchen. -^ Voll Gram über sein selbst ^ verschilldetes Los, da er deu Auftrag seiner Mittler nicht befolgt hatte, lehnte sich Josef über die Steiubrilstiulg eines Brunnens nnd seine Thränen vermischten sich mit dem dunklen Wasser der Cisterne, Da hörte er ein Geränsch und Gekrache nnd eine Stimme schall zu ihm herauf: „Josef, wa« willst du?" Es N'ar die Stililine eines oerwllnschenen Drachen, der hundert Jahre blind in dein Brunnen lag nnd dnrch Josef's Thränen vom Bauüe erlögt winde. Josef erzählte ihm seine Geschichte nnd das; er nun ausziehe, die Prinzessin mit den goldeueu Haaren zu suchen. „Deine Reise geht weit hin über das Meer," sagte der Drache nud beschrieb ihm den Weg. den er einschlagen soll; auch müsse er dreis;ig einander ganz gleiche Soldaten mitnehmen, wenn er in das Reich der Prin' zessin eindringen will. Josef erbat sich vom Hanptmann dreißig Soldaten nnd machte sich auf die Reise. Unterwegs traf er zuerst auf eine Menge von Ameisen, die über die Straße zogen; er ließ Halt machen, bis sie vorüber waren. Ans Dankbarkeit dafür gab ihm der Ameifenköuig cin Federchen. „Verbrenne es," sagte er, „wenn du in Gefahr kommst." Dann rettete er einem Riesenfisch, der anf trockenem Sande lag, nnd endlich einem Adler, der sich im Gestrüppe „verhängt" hatte, das Leben und erhielt von diesem eine Feder, von jenem eine Schlippe mit der gleichen Weisnng. Als er nun in das Reich der Prinzessin mit den goldenen Haaren kam und sein Anliegen vorbrachte, hatte er drei Aufgaben zn lösen: verschiedene Getreidesortcn auseinander zn klanben; dabei kamen ihm, als er das Federchen verbrannte, die Ameisen zu Hilfe; einen Ring aus dem Meere zn holen, den ihm der Riesenfisch brachte, doch mußte dieser zuvor sein Weibchen zerreißen, in derem Bauche der Ring verborgen war; endlich das Wasser des Lebens nnd des Todes zn holen, wobei ihm der Adler behilflich war, der jedoch weit hin über das Meer zn fliegen hatte. Die Prinzessin sagte zn Josef: „So lange sie nicht in dein Besitz des Wassers des Lebens und des Todes ist, werde sie jeden Morgen einen Manu vou seinen Soldaten nnd zuletzt auch ihn köpfen lassen." Nnn wurde jeden Morgen ein Mauu geköpft uud jedeu Morgen ging Josef hinaus an das Meer, um zn sehen, ob der Adler nicht komme; aber er kam nicht. So verflossen schon dreißig Tage, der letzte Soldat wurde geköpft und nun war die Reihe an ihm; tranrig stand cr am Ufer des Meeres; da anf einmal glänzte e^ in deu Lüften, der Adler kam, in jeder Bratze ^Kralle) hielt er eine Flasche. Joses war gerettet und die Prinzessin besiegt. Mit dem Wasser des Lebens bestrich sie die todten Soldaten nnd alle wurden lebendig. Nun rüsteten sie sich zur Reise uud glücklich kamen alle im Lager des Hauptmanns all. Wer beschreibt die Freude des Bart- -^ 101 -- losen, als er dir schöne Prinzessin erblickte? Oleich wnrde Hochzeit gehalten. Während der Tafel eutsernte sich der Bartlose; er schlich sich in den Stall hinab, wo Josef tranrig nnd niedergeschlagen mit den Pferden beschäftigt war, nnd schlug ihm den Kopf al>. Als er znr Tafel zurück kam, erknndigte sich die Prinzessin nm seinen Diener. „Er wisse nicht, lvo er stecke," sagte er: aber die Prinzessin ließ ihn überall snchen. Da ging die Thüre auf nnd anf einer Tragbahre wnrde der Leichnam Josefs hereingebracht. Alle waren starr vor Entsetzen, aber die Prinzessin nahm das Wasser des Lebens, bestrich den Todten damit nnd allsogleich war er wieder lebendig. Nnn seines Eides enlbnudcn, erzählte er dem Hanvtmann nnd allen versammelten Gästen, wie ihn der Bartlose betrogen. So würde der Bartlose ergriffen nnd hingerichtet. Josef aber heiratete noch an« selben Tage die Prinzessin mit den goldenen Haaren. Und wa5 ist denn mit den Flaschen des Lebens-nnd Todten-wassere geschehen? Das Stubenmädchen hat sie beim Abstauben zerbrochen. --------- Dieses dem ^olkvmimde getren nacherzählte Märchen aiiv dein Manthale enthält viele eigenthümliche Züge. Wir begegnen der ältesten Gestalt desselben in dem egvfttischen Märchen „von den zwei Brüdern", wo nämlich erzählt wird von einer Haarflechte, die anf den Wellen des Nilflnfscö herabschwamm nnd einen wnnderlieblichen Geruch verbreitete. Da ließ man die Weisen Pharao's znsammenkommen. die alle Dinge Wichten. Diese sagten dem Könige: „Diese Locke gehört zn dem Kopfschmuck einer Tochter des Sonnengottes, des Herrn der beiden himmlischen Zonen und des Wassers. Vom Wesen aller Götter ist etwas in ihr. Laß Buten in alle Länder ausgehen, nm sie zn snchen. Wer jedoch in's Thal der Akazie geht, muß, nm sie herbeiführen zn können, einen Hänfen Kriegsvolk znr Bedeckung bei sich haben," —Und der König liesi die Boten ansgehen. Als die Tage sich vervielfältiget hatten, kamen die Lente, welche die Erde durchzogen hatten, znrnck. nm dem Könige Rechenschaft zn geben; aber die, welche nach demThale der Akazien gezogen waren, kamen nicht zurück: Satn (Gemal der Prinzessin) hatte fie getödtet' nnr Einer war übrig geblieben, nm dem Könige dies anZnsageu. Der König ließ alsbald einen Hänfen Bogenschützen und Wagenkäm pfer ansrücken, nm das Weib lM'beiznführen. Der Zug kam zurück und brachte die ^ran des Satn. Die Schönheit der Sonnenlichter setzte gmiz Egypten in Erstannen, Der König faßte zn ihr eine brennende Liebe nnd erhob sie zum königlichen Nang. iärcheus, N'elches in Wolf's Zeitschrift für Muth, für das älteste der Welt erkannt wird, von typten über Indien nach dem Norden Europa'S, ioo es sich bis auf nnsere Tage, freilich in oermiderter Forin nnd hier und dort nnr in Bruchstücken, erhalten hat. ^iel'recht fiudet ill diesem Märcheu (5r>t1ii^üdereinstiunnendeZnge mit dem eddischeu Gedichte: Skirnissör. Miett's Iadrlnich fnr roman. uud eu>il, Literatur :!, >^,) Er schreibt! „Zuvörderst erinnert Gerda, dereu leuchtende 'Schönheit Luft nnd Meer nnd alle Welten erfüllt lStr, ir zu aim Feiistor in fln^rn ^u luurin Fenster sir in Zuge» — — Da rnpfieyl in mn ha'v, - Die Aehnlichkeit der Tristansage nut nnserein Märchen läßt sich noch nieiter verfolgen. König Marke nahm das Haar, und da er von den (kroßen des ^iieiches zur Heirat gedrängt wurde, er-klärte er sick)! nnr die Eigenthümerin dieses Haares zu ehelichen. Tristan, sein Neffe, wnrde ansgesandt, diese zn snchcn; auch er hat, wie Josef im Märchen, viele Hindernisse, und zuletzt den fal^ schen Trnchseß, seinen Nebenbuhler, ,^n besiegen, bis er in den Besik Isoldens gelangt. — Schließlich sei noch des ans das Frauenhaar sich beziehenden weitverbreiteten bekannten Abelglaubens gedacht, Wenn mau die erste Schwalbe erblickt, heißt es, wll man nnter dein ^-nße nachsehen, ob da eiu Haar liegt- findet sich eines, so hat e5 die <^arbe der Haare, welche die zukünftige Aran trägt. Verbessern „gen. «s>«,»««. 3^ ^/^ »s:eisen. die erst intter'm „Plaltich" ali«eloßt werden, bcschnnllt, > , > Eeite ^, ^cilc IN von ol>c»: lucle, nianchcsmnl wol bei !,undert '»lr»ichen. Seite i«, Zeile 2 von mitrn: an der Hand. stntt: nn dcn Herd, .',«. <^s, ^",^.^"' ^"lc « uo„ iint,^ <3i„cei(.'lr, dn!, Hri, Bl»t po, .«m,«!, afters zur Darstclllmc, imn. und sich einco l'csondelc» Zulause«« crftent. Seite 23, Zeile l.< von ol'cn soll es l,eisien: toixmen anch, wie schon erwähnt. Seite »i, Heile i» i„id 2<» von nittcn: ^ul, statt! ^'nili, Eeite 4,!, Züilr ,,). a„ß^ss. statt: miözoaen. ^ ^..^'^^^ ^'^ ^ "cm ol^'n soll es licisien: verl,äl!,no„!iis!>q weuiqer l'eiaetniae» >,nt, a,5 ande« Thaler des «arntner Umevkindes. , > ,, Seite N^, Zeile 12: nbacsperrten, sta»,: abssesperlter Pforte. I n h n l t. Ans dem Mölltljalc: Die Ha.^er in der Pasterze................... 1 Der Impromsawr...................... '» Das ^c'iqldreschen....................... ,'! Das Hirten uud.Ui'iii^^ Tpie!................. N! Das Armeusmidmpie! .................... 2^ Aus dem Drauthale: Der Klöckler A<.,end..................... 2<> Die Wrihnachts^rit...................... !!<» Ans dem Mctuitzthalc: Das NiiMn iin Ml'lni>,U!,a>o............... . , 34 Aus dem Gmtthalr: Tl'r Wottlaiif in W.'itnl^ftld.................. 39 Aus dem Glanlhnlr: Dit> nächtlichr Wallsul„t.................. . 44 Ärecht'lbräuche........................ 48 Das Echimim'ln>i!rn..................... 51 Der Wusrmuartl in 3t, ^eit................. 54 Aus dem Gaillhalr: Titlrii und Bräuche drr Wcn>tl)a!rl .............. 58 Das kusrnstl'chrn....................... l»i Die Hoch^rit^lnlniche drr (Äailth^lrv .............. N4 Hochzl'itsl'rinichc drv Tl^veurn................. 6? Das Schüsse!w«'fl'i,..................... <>9 Di? Stt'liijin^cr....................... 71 ssaschingsgolnälicho...................... 74 Der Maibaum u»d Wcihiiacht^daiiin............... 7 Eiu Schin'cstllrni auf der Jaulen................ >^1 Auhailg: Märchen ails KänUi'ü. iTem Polfs»i»udl' iialb,-r^i<>lt,! / Ichönhcuulchcn niit dem goldenen Hncn............. 8? ?. Tie NutlMftftchen ...................... W ) Die zwei bucklichtt".! Musikanten................ !^ V Der Wnrzelttanbrr...................... !>< ^ Das ^liaildale................^.-"--^- ^ ^ > ''"' ^ Das quldene Tchwalbeuüest.......,^^ ii^W«^' ' ' '^^ I Im Verlage Mi W. öraumüllcr, k. k. Hck^ nud NimrrZilütShtichlnii^Iel m Wien, sind erschieneil: Suatek, Ios. in Prag. Cnlwrhistorischc Bilder aus Böhmen, gr, 8. 1«79. Inhalt: Die Hexenproeesse in Vöhmell. — Tic Alchemie in Böhmen.— Ndamiten und Deisten in Böhmen. — l^in griechischer Abenteurer in Prag. — Die Guillotine in Böhmen. — Banern Nobelium in Böhmen. — Schiller in Böhmen. — Die Rudolfiuische Kunstkammer in Prag. — Die Zigeuner in Böhmen. Verualekeu, Theod., cm. Director des Lehrer-Seminars in Wien. Mythen und Bräuche den Volkca in Desterrcich. Als Betrag zur deutschen Mythologie, Volksdichtung uud Sittenkundc. 8. 1859. 3 /, — 6 ^. Mit bewundernswcrthem Fleiße und mit jener Ausdauer und treuen Hingebung, welche den deutschen Forscher kennzeichnen, hat der Verfasser ans der lebendigen Qnelle deö österreichischen Volles den Inhalt des vorliegenden Bnches geschöpft. Dasselbe enthält den Sagenkreis des Sieveringer Briinnleins, Mythen über Wnotan, dessen Verhältniß zunl Todtengott, Ueberlieferungen des Volkes über die Gestalt des Todes, nber die Heldenhügel in Böhmen und Mähren, über die Wasser-, Berg-, Haus- und Naldgeister, über die Drude :c., ferner die Gebränche des österreichischen Vulkeö in den verschiedenen Zeiten des Jahres, über das ^ussengehen n. a. Witzschel, N,-. Auss., weil, Professor in Eisenach. Mine BciwM zur deutschen M,)t!in!nlpei Sitten- und Hmmttr,Kunde in Sagen und Gebräuchen ans Thüringen. 1. Theil: Sagen aus Thüringen. 8. 1866. 2 /. 50 /c»-. — 5 ^. — — 2. Theil: Sagen, Sitten und Gebräuche aus Thüringen. Herausgegeben von Dr. O. L. Schmidt, Professor m Eisenach. 8. Id78. ^ /. — 6 I/. Diescr zweite Theil von den „Kleinen Veitvägcn zur deutschen Mythologie, Sitten« und H>'imatiiiri»ss!',i" ergäuzt ziuiächst die geschichtlichen Sngen de5 ersten Bandes in einer Weise, daß dieser Theil der Tlniruigischen Geschichte, die ciltesten Zeiten und die Grafen und Landgrafen umfassend, nls vollständig nnd ali ss e-schlussen dargestellt anzusehen ist, Soda»!, liringt er eine sehr reiche Älnmenlese von Ortösassen, die zusü,ii!„e!,zutra,,e!l nur dc>n (5ifer vieler fiir ihre Aufgabe nnermiidlich tliiitig« Männer unter der Mweifuuzi uud Leitung eines mit dein Vott<nge Forin festgehalten, in welcher die Erzählungen aus dem Munde des Volkes getommen sind. Daö grösste .mteresfe alier dürfte die driNe Ädtueiluns, iu Anspruch nehmen, welche Aberglaube, Sitten u„d Gebräuche des thiiringischen Voltes in , einer BMständigteit darstellt, wie es bisher noch nicht geschehe» ist. Die alten VulliMten und ssl'sle, süiuie der daran haftende Glaube und Ärauch sind gerade in den letzten Iahreu fo sehr geschwunden und zusammengeschrumpft, dasj es höchste Zeit war, diese wenigstens noch in der Erinnerung der älteren Zeitgenossen flijch und deutlich fortlebenden Ueberreste und Bruchstücke nus der Geschichte des Glaubens und DenlenS unserer Urväter zu sammeln uud niederzuschreiben, wenn nicht eine wesentliche Quelle für die Vrlenutniß der deutschen Mythologie und Kulturgeschichte gänzlich versiegen sollte. Wolf, Adam. Geschichtliche Bilder aus Oesterreich. 1. Band: Aus dem Zeitalter der NefornuUion. (1526 — 1648.) gr.8. 167«. 4/. —«M. Druck von Ntwls Holzhaufen in Wien !. l. N,m'cch!>>i^Bm'HN'»ck,'«l.