^U ^l. Vierter Jahrgang. ?. Jänner R86kp. Winlertrost. ^ebcl fiillcn rings dic Erde, Fluß und Höh'n nmstarrct Eis; Doch in dunklen Schachten brennen Altc Schöpfungsfeucr heiß. Lodrc fort auch du, o warme Dichtcrglnth in kalter Welt; Liebe war's, dic dich entzündet Liebe ist's, die dich erhält! Brich hervor und spreng die Kruste Tic sich lagern will nm dich, Und ans tanscnd Keimen dränge 3lcn ein Licdcsfrühling sich. Müssen nicht die Gräser sprossen, Nicht dic Veilchen schneebedeckt? Kennst dn nicht dic kleinen Glocken, Dic der Weste Hauch erweckt? Sie erwarten ihre Sonne, Doch dic dcinc sinket nie; Immer schrillt sie dir im Herzen: Innern Lebens Poesie! > Eduard Fane's Röschen. Skizze von Nathanicl Hawthornc. ^Vs gibt kaum cinc schwierigere Aufgabe für die Phantasie, als wenn wir auf eine Figur von trübem Alter blicken, die Jugend derselben zurückzurufen und, ohne gänzlich die Identität der Gestalt und Zi'ig>: zu vernichten, jene Anmuth wie-dcr herzustellen, welche die Zeit geraubt hat. Manche alte ! Leute, besonders Frauen, sind so altersmüde und schmerzlich cmzuschen, als könnten sie nimmer jung und fröhlich gewesen sein; ^, es scheint eher glaublich, daß solche Phantome gerade so verwelkt und abgelebt, wie wir sie sahen, und'mit Sympathien nur für Schmerz und Kummer in die Welt gesandt worden seien, um an Sterbebetten zu wachen und bei Leichenbegängnissen zu weinen. Selbst die dunklen Gewänder ihres Witwenthums scheine» wesentliche Erfordernisse ihrer Eristenz zn sein, indem sich Alles bei ihnen vereinigt, um sie zu dunklen Schatten zu machen, die durch den hellen Sonnenschein des Lebens schleichen. Und dennoch ist es keine nutzlose Beschäftigung, eines dieser schmerzlichen Wesen zu wählen und die Phantasie arbeiten zu lassen, um ! jenem trüben Auge sein helles Funkeln, jenen Silbrrlocken ^ ihre schwarze Farbe, jenen granen und eingesunkenen Wangen ihre Noscn wieder zu geben und jene eingesunkene, hinfällige Gestalt wieder aufzurichten, bis ein frisch blühendes Mädchen im Armstuhle der alten Matrone sitzt. Wenn dann das Wunder vollbracht ist, so laßt die Jahre noch ein Mal rollen und dic ganze Last von Alter und Kummer sich all-mälig auf die jugendliche Gestalt niederscnkcn. Dann wer-^ det ihr Falten und Furchen, die Handschrift der Zeit, eut-! ziffern können u»d finden, daß sie Lehren, tief an Gedanken und Gefühl, enthalten. Solcher Nutzen läßt sich dnrch ! einen geschickten Beobachter von meiner Freundin, der Witwe Toothaker, ziehen, welche seit vierzig Jahren nur die Atmo» sphäre von Krankenstuben und Sterbebetten geathmet hat. Seht! sie sitzt kauernd au ihrem Herde, dessen Feuer jetzt, gegen Abend, die herbstliche Kühle des Zimmers zu vertreibe«', beginnt, während der Schein boshaft vor ihr aus-^ flackert und balo in dic tiefste Falte ihres gefnrchtcn Gesichtes dringt, bald die Umrisse ihrer ehrwürdigen Gestalt in einem gespenstigen Düster erscheinen läßt. Sie hält in ihrer rechten Hand einen .Theelöffel, um damit den Inhalt eines ! Glases aufzurühren, ans dem ein dampfender Wohlgeruch aufsteigt, der von Mäsiigkeitsgesellschaften verabscheut wird. Jetzt kostet sie, — rührt — und kostet wieder. Ihr trauriges altes Herz bedarf eines reichlichen Aufgusses von Ge-nevre, halb mit heißem Wasser vermischt, nm aufgefrischt zu werden. Den ganzen Tag über hat sie an einem Sterbebett gesessen und es nur erst dann verlassen, um nach Hause zu gehen, als der Geist des Kranken seine irdische Hülle ! verließ nnd auch heimwärts ging. Aber jctzt werden ihre melancholischen Gedanken heiterer und ihr starres Vlut wlrd warm, nnd von ihren Schultern fallen fast zwanzig schwere Jahre, — durch einen Trunk ans der wahren O-uclle der Jugend. Es ist sonderbar, daß die Menschen jcnrn Quell für eine Fabel halten, dessen Flüssigkeit doch mehr Flaschen füllt, als alles Wasser des Kongresses! — Triul' noch ein Mal, gute Muhme, und versuche, ob ein zweiter Schluck noch ein Mal zwanzig oder dreißig Iahrc biliwcg nimmt und uns in deinem hochlchnigcn Stnhle das blühende Mäd» ! cheu zcl'gl, das einst Eduard Fane Treue gelobte. Fort m!t euch, Alter und Witwenthum! Kehre du zurück, jungfrau-liche Jugend! Aber ach! dem Zauber will nicht gelingen. Ungeachtet der magischen Kraft der Phantasie sehe ich nur ein altes Weib kauernd vor dein Feuer sitzen, das ein Bild des Verfalles bietet, während der Novembersturm im Schornsteine saust und heftige Regengüsse gegen das Fenster schlagen. Dennoch gab es eine Zeit, wo Rose Grafton, — das war der Mädchenname der Muhme Toothaker, — eine Schön« heit besaß, die selbst dieses trübe, elende Zimmer wie mit Sonnenschein erhellt haben würde. Sie gewann ihr das Herz Eduard Fane's, der seitdem eine so große Rolle in der Welt gespielt hat und jetzt ein vornehmer, alter Herr mit gepudertem Haare ist und die Gicht hat, wie ein Lord. Diese jugendlichen Liebenden hofften Hand in Hand durch das Leben zu gehen. Sie hatten zusammen über Eduards kleine Schwester Marie geweint, welche Rose während ihrer Krankheit gepflegt hatte, weil es ein so süßes Kind war, aber mebr noch, aus Liebe zu ihm. Es war nur erst drei ! Jahre alt; der Tod konnte daher seine Schrecken an einem ! so kleinen Körper nicht zeigen, und Rose scheute sich deßhalb nicht, die kalte Stirn des todten Körpers zu berühren, i als sie sein seidenes Haar in Locken legte, und die zarte fleine Hand zn fassen, um eine Blume zwischen ihre Finger zu legen. Wenn sie nachher durch die Glasscheibe im Sargdeckel schäme und Mariens Gesicht erblickte, kam es ihr nicht sowohl wie todt oder lebend vor, sondern eher wie ein Wachsbild, welches ein schlafendes Kind vorstellt, das von dem Lächeln seiner Mutter träumt. Rose hielt es für zu schön, als daß es in ein Grab gesenkt werden könnte, und ! wunderte sich, das kein Engel erschien, der Mariens kleinen i Sarg mit dein schlummernden Kinde gen Himmel trug, um «s zur Unsterblichkeit erwachen zu lassen. Allein als der Rasen auf Maricchen gelegt wurde, versank Nosens Herz ! in Traurigkeit. Sie schauderte bei dem Gedanken, daß, als sie die kalten Finger des Kindes gefaßt, ihre jungfräuliche > Hand den ersten Gruß mit der Sterblichkeit gewechselt habe und nun nie mehr ihren Anstrich verlieren könne. Wie inanchen Gruß hat sie seitdem empfangen! Allein bis jetzt ivar sie noch ein junges Mädchen, mit den Thautropfen frischen Gefühls im Busen, und statt Rose, was ei» zu reifer Name für ihre halb geöffnete Schönheit zu sein schien, nannte sie ihr Geliebter — sein Röschen. Aber das Röschen sollte uimmer für Eduard Fane auf« blühen. Seine Mutter war eine reiche und stolze Dame, «nit allen den aristokratischen Porurtheilen einer frühern Zeit. Sie verachtete Rose Graftons niedere Herkunft und zwang ihren Sohn, die Treue zu brechen, obgleich er, wenn,sie ihn hätte wählen lassen, sein Röschen höher als den reich» slen Diamant geschätzt haben würde. Die Liebenden schieden und sahen sich später selten wieder. Beide mochten zwar noch denselben Palast besuchen, aber nicht zu derselben Zeit; denn der Eine war zur Festhalte geladen und die Andere zum Krankenzimmer) er war der Gast bci Freude und Glück, ! sie bei Angst und Qual. Nach ihrer Trennung war Rose lange Zeit von aller Welt abgeschlossen in der Wohnung ! Mr. Toothakers, den sie in der rachsüchtigen Hoffnung geheiratet hatte, das Herz ihres treulosen Geliebten dadurch zu brechen. Sie ließ sich in die Arme ihres Bräutigams unter Thränen führen, die bitterer waren, als junge Mädchen eigentlich an der Schwelle ihrer Brautkammcr vergießen sollten. Dennoch, obgleich ihres Gatten Haupt bereits grau zu werden begann und sein Herz durch einen herbstlichen Frost erkaltet war, lernte Rose bald Liebe für ihn empfinden und wunderte sich selbst über ihre eheliche Zunei- > gung. Es war Alles, was sie zu lieben hatte, denn Kinder waren nicht vorhanden. (Schluß folgtl) Was und wie sollen wir trinken? Von Dr. Ganstcr in Stein. I. Der Wein. Der Wein ist das Hauptgetränke bei uns in Kram, und wohl etwas zu sehr beliebt; daher gebührt es sich, daß wir ihn zuerst berücksichtigen. Der Wein ist ein Gemenge von Wasser, Säure, Weingeist, Zucker und andern Stoffen (Salzen, Actherartcn), entstanden durch Nahrung aus dem zuckerreichen Safte der Trauben. In 100 Maß Wein sind beiläufig 70—8!> Maß Wasser uud ll bis über 20 Maß Weingeist (Alkohol) enthalten. Der Gehalt des Weines an Stärke (Geist) und Schwere (Menge von Zucker, Salzen u. s. w.) ist sehr verschieden, und somit ändert sich seine Wirkung auch nach seiner Beschaffenheit; sie ist bald stärker, bald schwächer, bald mehr in der oder jener Art. Der Wein enthält keinen einzigen Stoff in sich, der fähig wäre, alle die Verluste, die wir fortwährend an unserem Fleische (Muskeln), an unserem Gehirn, an dem Mark unserer Nerven und unserer Nückenwirbelsäure u. f. w. erleiden, zn ersetzen. Dagegen wohl in geringer Menge Stoffe, welche zur Erwärmung des Körvers dienen, oder manche erdige Bestandtheile unseres Körpers ersetzen können; so z. V. Zucker, Weingeist, manchmal auch Phosphor (ein wichtiger Bestandtheil unseres Gehirnes), phosphorsauren Kalk (ein hervorragender Bestandtheil unserer Knochen) u. s. w., außerdem Wasser für unser Blut. Somit ist der Wein, mit sehr geringer Ausnahme, kein eigentliches Nahrungsmittel, sondern bloß ein Reiz- und Wärmemittel für den menschlichen Körper. Seine Hauptwirkung ist auch Aufregung, d. i. eine Neizung unseres Gehirns und unserer Nerven, daß wir rascher denken, besonders aber eine lebhaftere Einbildung haben uud uns anscheinend stärker fühlen. Außerdem wärmt er den menschlichen Körper in nicht unbedeutendem Grade. Dieser ist nämlich so eingerichtet, daß alle Bestandtheile fortwährend bei jeder Bewegung, bei geistiger und körperlicher Arbeit u. s. w. abgenutzt werden; werden diese ! abgenutzten Stoffe, welche ans den Organen lind Theilen dcs Körpers, die sie aufbauen, durch das Vlut wieder größ-tentheils aus dem Körper entfernt werden (durch Schweiß, Urin, Ausathmung ». s. f.) nicht gehörig ersetzt, so ent- ^ steht Hunger, Kälte und Durst in uns. Gegen Kälte und > Durst ist nun der Wein ein nicht unwirksames Mittel. ! Der Weingeist hat die Eigenschaft, in unsern Magen gebracht, die Magendrüsen zu stärkerer Absonderung zu reizen, außerdem aber auch die Nerven aufzuregen und die Athmung zu beschleunigen. Bei beschleunigtem Athmen ent- ! wickelt sich mehr innere Wärme. i Damit haben wir die Hauptwirkung des Weines bc« ^ zeichnet; etwas Anregung und Stärkung der Verdauung, ! Neiz der Nerven und des Gehirns zu lebhafterer Aeußerung ! ihrer Thätigkeit, so wie Erwärmung dcs Körpers. ! Leicht begreiflich ist es daher, daß Jemand, der nicht ' genug gegessen hat, oder der wciu'g nahrhafte Lebcnüuuttcl genoß (;. V. Kartoffel uud dgl.), den wegen größerer Kälte ^ friert, sich durch ein Glas Wein erwärmt uud gestärkt fühlt. ^ Ist der Wein schwach, d. h. enthält cr viel Wasser, ^ so ist er zum Dnrstlö'schcn besser, als der starke. Durst-Em- ^ pfindung entsteht nämlich, wenn die Wassermenge in unse- ^ rem Vlute, durch die vielen Ausscheidungen bedeutend ab- ^ genommen hat. Wein, in dem die Säure vorherrscht (Wein- ! säure, Aepfelsäure u. s. w.), wirkt kühlend, weil Säuren, auf das Vlut verdünnend einwirken, indem sie das Eiweiß, (derselbe Stoff, wie daö Weiße dcs Eies) in demselben auflösen. Wenn der Wein auch obige gute Wirkungen zeigt, so ist er doch jederzeit nur mäßig zu genießen, denn bei zu Viel sind die üblen Folgen viel ärger. Mäßiger Genuß ! von Wein erheitert uns, macht gesprächig, belebt die Ein-biloungö- und Fassungskraft, regt Ideen an, stärkt etwas die Verdauung, wärmt. Das zu Viel ruft Berauschung in allen ihren Abstufungen bis zur Bewußtlosigkeit hervor, und drückt den Menschen unter daö Thier herab. Da machen sich vor allein die giftigen Eigenschaften des Weingeistes geltend. Durch zu starken Reiz der M.igendrüseu, stlimpft s-ch für einige Zeit, oder bei sortgesetztem Mißbrauche end« l'H dauernd deren Empfindlichkeit für alle Reize ab, sie werden iniuder thätig. Der Weingeist reizt schon durch den G"uch, dann vom Magen ans unmittelbar, die Nerven, geht ins Blut, wenn anch sich zersetzend, über nnd erregt das Nervenmark im Gehirn in einer Weise, daß es zu geistiger Aufregung, Tobsucht, Wahnsinn, Irrereden u. s. w. kommt. Die Vewegnng des Herzens wird sehr beschleunigt, das Vlut zum Kopfe getrieben und das Gehirn mit Vlut überfüllt. Vci Jenen, die anhaltend zu viel trinken, findet man in Folge der häufigen Vlutüberfüllung und einzelner, gewöhnlich eng begrenzter Entzündungen im Innern dcs Kopfes die sogenannte h.irtc Hirnhaut, die Hülle des Gehirns, gan; oder stellenweise verdickt, an kleinen Punkten Mit dem Innern dcs Schädeldaches verwachsen u. s. w. End- lich hat der Magen so viel geistige Flüssigkeit, daß er sie nicht aufzusaugen, oder nach abwärts zu schaffen vermag, und da»n tritt theils darum, theils in Folge dcs Hirnrei-zes Erbrechen ein. Aus allen diesen Wirkungen erklären sich leicht die Erscheinungen des sogenannten Katzenjammers. Die rückblcibende Mattigkeit, Abstumpfung und der dumpfe Kopfschmerz, in Folge des vorausgegangenen Ueberreizes, wozn sich noch nach der geistigen Aufregung, als Rückschlag, die moralische Niedergeschlagenheit, die Ocde und Leere des wüsten Kopfes gesellt. Der Weingeist ist ein so starkes Gift, daß man damit Thiere, welchen man ihnen z. B. ins Blut einspritzt, sehr rasch todten kann; und plötzlicher Schlagftuß bei einem Rau« schigcn ist nicht gar zu selten. Trinkt Jemand dauernd viel Wein, wenn auch nicht so viel, daß cr stets einen Rausch bekommt, so stumpft sich aus obigen Gründen die Verdauung ab, der Magen zehrt nicht mehr ordentlich; das Gehirn hat sich so an diesen Reiz geiröhnt, daß es immer stärkeren gleichen Reiz verlangt, wenn seine Thätigkeit nicht erlahmen soll. Die Saure dcs Weines mehrt den ohnehin sanren Magensaft noch mehr, theilwcise auch die Gährung desselben, daß man das Brennen im Magen (Sodbrennen) bekommt; bei zu starker uud häufiger Gehirnaufregung tritt der Säuferwahnsinn, jene schreckliche Krankheit ein, welche den Menschen tobend, von einer Menge Gesichtstäuschungen umgeben, vom Wahne, ^ verfolgt zu werden, gemartert, schlaflos, kurz zu einem Wahnsinnigen macht. Wiederholt sich diese Krankheit öfters, ! weil fort mit Wein oder andern geistigen Getränken Mißbrauch getrieben wird, so wird der Mensch endlich in Folge des häusigen Gehirnrcizes, der oftmaligen Vlutüberfüllung uud der theilweiscn Entzündungen alldort, mehr oder minder geistesschwach. Die übrigen körperlichen Erkrankungen sollen beim Branntwein, als dem an Weingeist reichsten Getränke, geschildert werden. ! Aus dem hier Besprochenen zeigt sich leicht, wie wir i Wein trinken sollen. ! Wir trinken, um Durst zu löschen, d. h. um unser ! vermindertes Blutwasser zu ersetzen, also ist dazu ein ge- ^ wässerter Wein jedenfalls angezeigter, als ein nngen'äfferter, dabei können wir immer die angenehmen, oben geschilderten Folgen desselben uns verschaffen. Ist der Wein zn siarf, > so müssen wir wenig davon und durch Wasser etwas gemildert ^ trinken, weil sonst rascher die Vergiftungserscheinungen deS ! Weingeistes eintreten. ^ Beim Essen ist es für jeden, der daran gewöhnt ist, ! förderlich, etwas Wein zu trinken, man verdaut leichter, ^ und wie aus einigen Erfahrungen hervorzugehen scheint, ^ dauert der durch die Nahrung eingeführte Ersatz der abge-^ nützten Stoffe etwas länger, d. h. man verdauet etwas lang» - samcr. > Wem recht kalt ist, der kann sich durch ein Glas guten ^ Weines recht wohl geschehen lassen, doch nicht dann, wenn die Kälte von einer Krankheit herkommt; häufig tritt diese bei Entzündungen, Nervensicber (Typhus) und dgl. auf, wo das Herz ohnehin sehr beschleunigt geht, da treibt der Wein dann nur das Vlut noch rascher herum, und der dadurch verursachte Schaden kann oft unheilbar sein, besonders aber ist warmer Wein, oder gar mit einem Gewürz versetzter wohl zu meiden, denn ein solcher regt noch weit mehr aus, und ist in derlei Fällen ein heftiges Gift für den Kranken. Aus dem oben Gesagten erklärt sich deutlich, warum ! Leuten, welche an Herzklopfen, an häufigen Wallungen gegen den Kopf und die Lungen, an Sodbrennen, an Vlut« spucken, längerem Husten, oder Vrustkrämpfen und dgl. leiden, der Wein schadet; da überall ist ein stärkerer Neiz der Nerven, so wie eine Aufregung des meist ohnehin beschleunigten Herzpulses schädlich; bei Husten reizt noch die Säure den Kehlkopf. ! Dagegen ist der Wein für durch lange Krankheiten geschwächte, für alte Personen, die nicht mehr recht verdauen können, für Leute von trüber Gemüthsstimmung, oder für Phfiegmausche, schwer und langsam denkende Personen, für schwer Arbeitende, in sehr mäßigem Grade getrunken, seiner oben geschilderten Natur nach, ein treffliches Getränk. (Fortsetzung folgt.) Nesedabnume. Ein berühmter Botaniker macht folgende Mittheilung: „Durch angemessene Pflege kann die Resedapflauze, welche Jedermann um ihres Duftes willen liebt, zum hübschen Strauche gezogen werden. Man wähle eine kräftige Pflanze, gebe sie einzeln in einen Blumentopf, und schneide jede Vlüthenknospe, sobald sie sich nur zcigt, sorgfältig ab. Im Herbste nehme man alle nach innen wachsenden Zweige weg, wodurch die Pflanze einen Stamm und die Form eines Väum-chens bekommt; dann wechselt man ihren Blumentopf gegen einen größeren, der auch mit anderer frischer Erde gefüllt wird, stellt ste an einen warmen Ort und bcgießt sie täglich. Es dauert nicht lange, so sicht man, daß der Stamm Streifen bekommt, und zu Anfang des dritten Jahres schon eine Ninde; man braucht nun die Knospen nicht mehr zn entfernen und bald werden sie mit dem köstlichsten Dufte aufblühen, welches sich sofort während des ganzen Sommers wiederholt. Diese kleinen Nesedasträuche können lange Jahre erhalten werden. /ossile Niesen « Eier. In einem Gebirgsbache auf Madagaskar ist eine Menge fossiler Eier von ungewöhnlicher Größe — 2 Fuß 8 Zoll lang und 2 Fl',ß 2 Zoll im Umfange haltend — aufgefunden worden. Die C'ingebornen behaupten, das seien die Eier eines verschollenen Vogels von solcher Größe und Stärke, daß er einen Ochsen habe überwältigen und durch die Lüfte führen können. (?) Ein,MMlMtische5. ' Die große That vollbringt der Mann, Nicht wenn er will und wenn er kann; Denn immer wird sie nur geschch'n Wenn Mann und Zeit im Einklang steh'n. , --------- Die Phantasie hat keine Schranken, In Grenzen steht die Sprache fest, Und opfern mußt du den Gedanken Wenn sich das Wort nicht finden laßt. Literatur. Bunte Kiesel. Erzählungen von Uffo Horn. Prag. Kober und Markgraf. 1869. Erzählen, anmuthig, anziehend erzählen, so daß sich die Erzählung dem Leser iu's Herz schmeichelt, scin Nachdenken fesselt und ihm zugleich natürliche, lebensvolle Cha« rattere in psychologischer Wahrheit vorführt, während die Verschlingung der Verhältnisse seine Neugierde spannt, kurz, erzählen, ohne langweilig zn werden —das ist eine schwerere Sache, als sich die meisten Leser träumen lassen. Wie viel langweiliges, innerlich unwahres, fades Zeug wird geschrieben und auf den Büchermarkt geschleppt, um dem Publikum als „iutcressante Lektüre" empfohlen zu werden. Nun, zu diesem gehört wenigstens vorliegendes Buch nicht; Uffo Horn ist uns schon öfters als gewandter Erzähler begegnet und auch jetzt hat er in seinen „bunten Kieseln" unsere gute Meinung von ihm nicht altelirt. Der Titel erinnelt an Stifters „Vunte Steine"; aber wenn man sich diese, als von den Wellen geglättete Fluß-agate denkt, so sind Horn's „Bunte Kiesel" eckige, jedoch durch Gestalt uud Färbung interessante Steine, denen, um das Figürliche beizubehalten, so zn sagen der Schliff fehlt. Die fehlende Glätte des Styls ersetzt dafür eine gewisse Kernigkeit und Wärme, und da uns fertige, plastische Gestalten überall entgegentreten, nicht nach Schablonen zugeschnittene Figuren, da die Ereignisse einfach und naturwahr erscheinen, da überdicß hie und da ein gewisser schalkhafter Humor sich geltend macht und dadurch die Erzählungen eine warme Färbung erhalten, so suhlt sich der Leser angenehm beschäftigt und schließlich befriedigt -— das ist genug. Hübsch erzählt ist gleich die erste der fünf Geschichten „Gellcrt im Karlsbader Der kranke, freundliche Dichter mit seinem lateinisch redenden, trenen Diener, die Verehrung ,des Volkes für Gellert, verkörpert in dem Wachtmeister von Saldern Kürassiren, der es für ein Glück schätzt, den „Schcckel" Gellcrt's putzen, pflegen und ausrciten zu dürfen; die Achtung, welche die !>uul, vnlrc des Badeortes vor der poetischen Autorität hat, die rcine Liebe der jungen Anna aus dem steinern Hause zu dem armen Schreiber, die gestrenge Frau Manuel und endlich die lussspielartige Lösung dcr Licbesgcschichte — alles das amüsirt und unterhält bis zu Ende. Interessant besonders ist die fünfte Erzählung: „Auch noch heute?" dcr eine gewisse sarkastische Tendenz nicht abzusprechen ist. Der Verfasser erzählt, wie ein Forstgehilfe erst Forstmeister, dann Gutsherr und schließlich geadelt wird — es ist eigentlich eine alte Geschichte, die aber immer neu bleibt, und bei welcher dem, welchem sie — passirt, das Herz nicht gerade bricht, auch wenn er erführe, welche Antcce-dentien die Frau auszuweisen hat, die ihn zum Mann machte. F". ^- ^ Druck und Vcrwg vcii Igtt. V. Klcittlüayr L5 F. Bamberg in Laibach. — VcrcmtU'urtlichcr N>dacttnr F. Bamberg.