MNN3TN Kr Kunst, ijsenschalt und geselliges Leben. Iledigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. ^ 31 . Freitag am 14. Augult 184V. Non lieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mol ein halber Bogen. Der Preis des Blattes ist in loibach ganzjährig 6, halbjährig 5 sl. Durch d,e t. f. Post unicr <2<>!i,ert mit rorrofreier Zusendung gonzjäbrig », halbiäbrig 4 st. E.M., und wird halbjährig «»raus» bezahlt. Alle l. l. Postämter nehmen Pränumeration an. In Laibach pränumerirl man beim Verleger am Naan, Nr. >yu, »n ersten Sl» Wenn sie mich sanft begrüßen; Denn dort in jenen besser» Sphären Wird keine Thräne stießen. G. Schellander. Das fürstliche Haus Gssgenberg. (Eine genealogische Skizze.) (Fortsetzung.) Der Held Seifried hinterließ von Benign«, des Sigismund von Galle r und der Anna Freiin von Her­berstein Tochter, den Sohn Hans Ulrich, geboren 13«8, welcher der berühmteste Mann seines Hauses ge­worden ist. — Sein Glück verdankt er theilweise dem Um­stände, daß er mit dem Erzherzoge Ferdinand die Col­legien bei den Jesuiten zu Graz besuchte. Ferdinand hat seines Jugendfreundes auch als Kaiser nicht vergessen, indem er den talentvollen Eggen berger zum Kämmerer, Kammerpräsidenten, zum Gesandten nach Spanien, und endlich zum einflußreichen Statthalter von Innerösterreich ernannte. Er vermählte sich mit der schönen und tugendhaften Maria Sidonia Freiin von Thann Hausen, welche die Tochter Conrads von Thannhausen *) mit Dorothea von Teufenbach war. Das Vertrauen des Kaisers ging so weit, daß er den Freiherrn Hans Ulrich von Eggen berg, welcher bereits Landeshauptmann in Steiermark, Ritter des goldenen Vließes und Obersthofmeister war, auserkohr, um die Hand Eleonorens von Gonzaga zu werben. Er vollbrachte glücklich seine Sendung, ließ sich im Namen des Kaisers am 2t. November 1621 mit der Prinzessin ehelich trauen, und brachte sie seinem Landesfürsten zur Gemahlin nach Innsbruck. Hans Ulrich war bei Hofe fast unentbehrlich ge­worden, sammelte sich immer mehr Verdienste, und wurde, was gewiß unerhört ist, den 31. August 4 623 auf dem Reichsrage zu Regensburg als Freiherr, unmittelbar in den Neichsfürstenstand erhoben. — Dieser hochbegabte Mann erlangte für sich und seine männlichen Nachkommen (1621) das Obersterblandtammereramt in Steiermark und (i«22) die Würde eines Erblaud-Mundschenkes in Kram; endlich (162«) das Obersterbmarschallllmt in beiden Landern Oester­reichs. Nie waren diese verschiedenen Großwürden in einer Person früher vereint gewesen. Auch war derselbe schon im Besitze vieler Güter in Krain, und nannte sich einen Grafen von Adelsberg. Nach Don Juan d' Austria's Tode erhielt Hans Ulrich dessen Besitzungen in Böhmen unter dem Namen eines Herzoges von Krumau. Er hat nicht nur sein Stammschloß Eckenberg neu hergestellt, son­dern auch die Iesuiten-Collegien von Görz, Fiume u. s. w., erbaut. Er starb den 18. October 1634 zu Laibach, und wurde bei den Minoriten zu Graz, wo er sich und seinem Hause ein Erbbegräbnis; bestimmt hatte, beigesetzt. Dieser Fürst hinterließ nur den Sohn Johann An­ton, dagegen dreiTöchter, welche Männern aus dem ältesten Adel angetraut worden sind. So hat sich Maria Mar­garetha Theresia mit dem Grafen Michael Johann i. von Althann , kais. Obersthofjägermeister (5 164«), Ma ­ria Francisca mit Karl Leonhard Grafen von Har­ ')Die von Thann Hausen besahen in Kram auch die Herrschaft Cnstu»' räch, und endlich die schöne Mari a Sido>n!a de« 15. November 161Z, mir Julius Niohard Grafen von Mors ­berg und Beffort vermalt. Johann Ancon, des heil. R. R. Fürst von Eggender«., Herzog von Krumau, ge­forsteter Graf von Gradisca, Graf von Adelsberg u.sw., zu Graz (isio) geboren, war ein Mann von vielen Kennt­nissen und fuhr auf dem Wege zum Ruhme nach dem Mu ­ster seines Vaters fort. Schon im Jahre 1833 erhielt er die damals so wichtige Landeshauptmannschaft von Kram, und leistete nicht nur dort, sondern auch als kaiserlicher Botschafter dem Vaterlande die vorzüglichsten Dienste. Aus diesem Grunde, besonders, da dieser Fürst dem Hose große Darlehen geleistet hatte, belehnte ihn Kaiser Fer­dinand >ll, (1611) mit der Grafschaft Gradisca, verlieh ihm die Landeshoheit, und erklärte dieses Gebiet sogar (161H) zur unmittelbaren Reichsgrafschaft, worauf das Haus Eggenberg sein Votum gegründet hat. Nur wurde bedungen, daß Gradisca, nach Absterben der Für­sten, dem Kaiser heimfalle. Johann Anton vollendete den Bau des Schloßes Eckenberg, und vermalte sich (163») mit Anna Maria , einer Tochter des Markgrafen Christian von Vranden ­burg-Baireuih mit Maria Herzogin von Preußen, zeugte nebst der Tochier Maria Elisabeth (518. Mai 1715), welche sich mir dem Reichssürsten Ferdinand Jo­seph von Dietrich stein zu Nikolsburg, Ritter des goldenen Vließes, am 26. September 16Z6 vermählte, — die Sohne Johann Christian und Johann Sei­fried,—starb ebenfalls zu Laibach (den 19.Februar 164») und wurde zu Graz beigesetzt. Unter diesem Fürsten hat das Haus Eggenberg, dessen männliche Sprossen schon lange Zeit eine Rolle im Felde der Politik, wie früher als Krieger spielten, den höchsten Glanzpunkt erreicht. (Beschluß folgt.) Zwei Leidenschaften. Dem Engländer, Joh n Vird , nocherzllhlt. (Fortsetzung.) »Ach!« rief er aus, »Was ist der Glanz der Höfe oder Paläste, verglichen mit dem lebendig blühenden Schmelze der Natur und dem darüber gewölbten Prachthimmel des blauen Firmamentes! — Auf einer Stelle wie diese—« Leichte Tritte störten ihn in seinen Betrachtungen; — es war Agathe selbst. »Vincenz hier?" rief sie aus. »Ach!« erwiederte er, indem er ihre Hand mit schwer­müthigem Ernste ergriff—„ich bin noch Vincenz—bist du noch Agathe?« »Ich bin es," antwortete die Jungfrau entschieden. Er drückte heftig ihre Hand an seine Lippen und rief aus: »Vergib mir, Agathe, daß ich an dir auch nur ei­nen Augenblick zweifeln konnte. Aber ach! vielleicht ist dir mein Geschick noch fremd, und du weißt nicht, wie sehr mißhandelt das Glück denjenigen hat, der vor dir steht!« Reichliche Thränen fielen auf Agathens glühende Wangen, endlich war sie mächtig zu antworten: »Vin­ cenz! wie soll ich die Möglichkeit solches Zweifels fassen und begreifen? Viel weiß ich — vielleicht nicht Alles; aber was -es immer sei, berichte mir das Schlimmste." »Zu Grunde gerichtet bin ich, Agathe! und durch wen? — durch meinen zärtlichen aber irre geleiteten Va­ ter. Ich könnte wohl" — und seine Blicke sprüHeten Fvuer, als er sprach — »ich wäre wohl noch im Stande, mit ei­ nem Hauche wegzublasen all dies Heer blutsaugender Gläu­ biger, und ihre ungestümen Forderungen mit Nichts zu be­ zahlen, als mit Hohn; denn sie können mich nicht verhal­ ten aber fort, fort, unwürdiger Gedanke! — soll ich das Andenken meines verstorbenen Vaters beschimpfen las­ sen, und, um den guten Klang meines eigenen Namens zu wahren, den seinen der Schmach und Verachtung Preis geben? Nein, Agathe, selbst nicht für dich, die du mir ein Engel bist, könnte ich den ehrlichen Namen meines hingeschiedenen Vaters besudeln lassen!" »Vincenz! mein geliebter, mein edler Vincenz! theurer mir in dieser traurigen Stunde, als in den Tagen deines glänzendsten Ruhmes und Glückes! Wie dein Ge­schick sich auch wenden mag, Agathe ist für immer dein. Bei diesem hohen Himmel über uns schwöre ich es dir, nie das Weib eines Anderen zu werden." »O meine Agathe!"—« »Ich erneuere ja nur", fuhr sie fort, »einen Schwur, unter glücklichern Umständen gethan. Meine Treue war nur deinem Selbst gelobt —und bist du nicht mehr Vin ­cenz? Laß alle Dinge sich verwandeln und unbeständig von dem Menschen abfallen, — nur Liebe, Glauben und Treue nicht; ja meine Liebe sei wie jener glänzende Stern, der nur um so Heller schimmert, je ferner von uns das Licht deS Tages entwichen ist." »Ist Dies recht gehandelt, junger Mann", sprach der Graf, welcher des Weges kam, und diesem Gespräche lei­der eine ganz andere Wendung gab, »ist es recht gehan­delt, die Einsamkeit meiner Tochter zu überfallen? Sind Euch die Pforten meines Hauses verschloßen worden, daß Ih r so den Eintritt auf ungewohnten Pfaden sucht?« »Verzeihung, Graf!" erwiederce V in cenz gereizt und mit Stolz, »wenn die Absicht, der Schar eurer Diener und den boshaften Blicken des Gesindels auf einen Herab­gekommenen, wie ich, auszuweichen, erst Verzeihung oder Nachsicht bedarf. Ich wußte nicht, daß ich so glücklich sein werde, hier meine Agathe zu finden." »Gut, gut!« rief der Graf kurz, »seien Eure Absich­ten wie immer geartet gewesen, so ist es jetzt Zeit, daß wir uns verständigen.« Vincen z schauderte, aber sprach nicht. Der Graf fuhr, nicht ohne Verlegenheit, fort: »Ihr werdet wohl selbst einsehen, daß aus unserer gchoffccn Verbindung nun Nichts werden kann." »Mein Vater?« lispelte Agathe. »Nichts werden kann?« wiederholte Vincenz . »Der Graf scherzt nur mit Euch,« rief die Gräsin aus, die eben herbeigekommen war. »Gräsin, Eure Gegenwart ist es nicht, Was wir such­ R33 ten", sprach ungebärdig der- Oraf, „und was den Scherz betrifft, so wäre er sehr übel angebracht bei dieser Gele­genheit. Ich rede mit wahrem Bedauren, aber aus einem Pflichtgefühle, welches keinen Widerspruch duldet. Als ich Euch meine Techler zur Gemahlin verhieß, Marquis, bestimmte ich sie einem Manne, dessen Name dem meini­gen gleichkam, während sein Wohlstand vielleicht den mei­nigen übertraf. Beweiset mir, daß Ih r noch Derselbe seid, und Agathe ist die Eure." „Das klingt, wie Spott", rief Vincenz; „Ihr wißt nur zu gut, Graf, daß das Haus Eures alten Freundes zusammengesunken ist, aber Versprechungen sind, oder soll­ten wenigstens heilig sein." „Die Ehre unsers Hauses fordert es so", sprach die Gräfin, „Ih r müßt halten, Was Ih r verheißen." „Geduld, Geduld, gnädige Frau!" schrie der Graf, „Ih r seid zu hitzig, was für ein Versprechen hätte ich ge­brochen? Alle Verbindungen dieser Art sind bedingnißweise, und unter einer Bedingung bin ich noch jetzt bereit, die unsere einzugehen." „Und was müßte das für eine Bedingung sein, Graf," erinnerte Vincenz , „die Ih r setzen konntet, und ich nicht genehmigen?" Der Graf schien verwirrt, aber der Schatten, der sein beschämtes Antlitz verbarg, half ihm weiter sprechen. „Ich weiß recht gut", fuhr er fort, „daß Ansprüche bestehen, welche das Vermögen Eueres Hauses fast ganz aufzehren müßten; aber eben so gut weiß ich, daß es nur bei Euch steht, von diesen Ansprüchen Notiz zu nehmen oder nicht. Schafft Euch diese Last vom Halse.« „Soll ich es wirklich thun?" rief Vincenz aus, und seine Blicke funkelten Unwillen und Verachtung; „und wol­ let Ihr dann in Eure Arme aufnehmen einen Sohn, der gller Pflichten der Ehrfurcht und Liebe vergaß? einen, den der Fingerzeig der Verachtung verfolgen müßte als ei­ nen Abtrünnigen von Allem, Was heilig der Mann hält und ehrwürdig das Weib? Wolltet Ihr Eure Tochter, und solch' eine Tochter, einem Manne ausliefern, der seine Schätze einhandelte um Ehrlosigkeit, und den die nie ru­ hende Stimme eines beschimpften Vaters aus dem Grabe herauf in den Prunkhallen seines Stolzes, ja selbst bis in die Umarmungen der Liebe verfolgen würde? — O Aga­ the! warum bin ich gezwungen, eine solche Sprache zu führen." „Es ist genug," sprach der Graf, „unsere Verbindung ist aufgelöst." „Bedenkt!" lispelte Agathe. „Ich bedenke«, fuhr ihr Geliebter fort, „ich erinnere mich jener entheiligten Nacht, wo Ihr, Graf, an dem Sar-­ge Desjenigen, dessen Andenken durch dieses Gespräch schon entweiht wird, mir zuschwort, Eure Tochter zu geben. — Unterbrecht mich nicht, laßt mich vollenden. — Ich war damals reich, oder — wollen wir um Worte strei­ten in dieser schweren Stunde? — für reich gehalten, ich war geehrt, gerühmt, vergöttert fast. Und was bin ich jetzt? Ein Bettler — ein Verstoßener!" „Ih r ereifert Euch zu sehr.« „Sei's; und ist's nicht darnach? War damals von. ei­nem Vorbehalte die Rede?" Nein! Ich schwöre es bei je­nem glänzenden Sternenhimmel: Nein! Mir ^ reich oder arm, mir ward Agathe verlobt, und auf Eure Verhei­ßung hin und im Angesichte des Himmels fordere ich,sie jetzt." — Eine lange Stille folgte; die Gräfin unterbrach sie zuerst: „Ist es wahr, mein Gemahl?" „Ich bin meines Eides entbunden worden", murmelte der Graf vor sich hin. „Sprecht nicht so!" rief die Gräsin heftig aus. „Es gibt keine Macht außer der des Ewigen, vor dessen Ant­liz wir jetzt stehen, die zu entbinden vermöchte von einem freigeschworenen Eide. Und o, mein Gemahl", fuhr die edle Frau sanfter zwar, aber in gleicher innerer Aufre­gung fort, „könntet Ihr es wünschen? Wenn Unglück die äußern Umstände unseres jungen Freundes umgestaltet hat, so ist er selbst noch Derselbe, und unser Haus, indem es ihn aufnimmt, als einen der Seinigen, wird einen weit größern Schatz gewinnen, als er verloren hat. Unser Ver­mögen ist groß." „Und sott ich es an einen Bettler weggeben?" „O Schmach und Schande!" rief die Gräsin in sie­berhafter Heftigkeit aus. „Vincenz , o hört nicht unsere Erniedrigung; hört nicht, wie dieser unselige Mann für einen Haufen Erde selbst auf den Himmel Verzicht leisten will. Agathe, höre auf eine Mutter—­ „Oder besser auf einen Vater", unterbrach sie der Graf, „weil denn eine Mutter so ganz ihrer Pflicht ver­ gessen kann. Agathe, mein Fluch, eines Vaters verder­ benbringender Fluch laste auf dir — nicht auf die Kniee gefallen —" „Haltet ein, mein Gemahl!" schrie die Gräfin in furcht­ barer Heftigkeit auf, „um des Himmels willen, haltet ein! Blickt auf mich, Euer Weib, die Tochter eines fürstlichen Hauses; blickt auf Euer weinendes Kind, auf ihn, dem Eure unheiligcn Worte die innerste Seele erschüttert; blickt auf uns, und seht uns zu Euren Füßen, und nun donnert Eure grauenvollen Beschwörungen heraus, wenn Ih r es im Stande seid." „Wenn ich es im Stande bin?" schrie wüthend der Graf. Möge denn der Fluch des Himmels —« „Nein, nein! Der Fluch wird zurückprallen auf Euer eigenes Haupt. O sie, welche Eure Leidenschaft dahin opfern will"—denn Agathe lag nun ohnmächtig zu seinen Füs­ sen— „und er, dessen edle Haltung in dieser Stunde der Prüfung Euer sündhaftes Wüthen beschämt — wie? Ih r sprecht nicht? — all mein Flehen ist vergebens? —Nein, geht nicht, mein Gemahl, — wenn wir so scheiden, so scheiden wir für immer!« „Sei es!" rief der Graf aus. Mit wirrem Blicke sah ihn die Gräfin an, preßte ihre Hände an die Stirne und sank empfindunglos zu Boden. Man eilte, sie aufzurichten— ach! umsonst. I n 524 der Heftigkeit ihrer Gemütsbewegung war das Band ih­ res Lebens zerrissen, eine Ader im Gehirne war gesprun­ gen, und die edle, hochherzige Frau lag als Leiche zu Boden. — Was die nächsten Wochen brachten, wollen wir fluch­ tig berühren. Der Graf war eine Zeit hindurch untröst­ lich; der Gemütszustand Agathens war von der Art, daß er ihr Leben gefährdete, Vincen z aber hatte in die­ sen Tagen mit einer Seelenpein zu kämpfen, die fast über seine Kräfte ging. Die irdischen Ueberreste der Gräfin wurden mit fürstlicher Pracht und ungeheurem Aufwände in der Familiengruft beigesetzt; es schien Dies in der Ab­ sicht zu geschehen, der Todten, soweit noch möglich, einen Beweis jener gerechten Anerkennung zu geben, welche der Graf der Lebenden nicht in verdientem Maße zu Theil werden ließ. So mächtig dieser Versuch, das erwachende Gewissen zum Schweigen zu bringen, auch war, so reichte er doch für einige Zeit aus, und der Geitz, diese herrschende Leidenschaft des Grafen, nahm bald ganz wieder von sei­ ner Seele Besitz, wie nach und nach seine bessern Gefühle, durch den eingebrochenen Unfall aufgerüttelt, wieder in ih­ ren frühern Schlummer zurücksanken. So war er denn jetzt eben so wenig, als vorher geneigt, sein Versprechen an Vincenz zu erfüllen. Die welkende Wange, das hin­ sterbende Auge, die stummstehendcn Blicke seines Kindes hatten weniger Gewalt über seinen Willen, als der wie­ der erwachte Wunsch einer Verbindung mit dem schon er­ wähnten Prinzen von E*, welchen die Kenntniß von sei­ nes Nebenbuhlers geänderten Glücksumständen den Much gegeben hatte, seine Bewerbungen zu erneuern. (Fortsetzung folgt.) Mannigfaltiges. (Für Erzieher.) Wir lesen in der »Theaterzeitung« folgenden traurigen, aber auch lehrreichen Fall: I n einer Erziehunganstalt zu H. im Königreiche Preußen, ließ man vor Kurzem ein siebenjähriges Mädchen eines geringen Leichtsinns wegen, in ein dunkles Zimmer einsperren, daß es dort einsam die Nacht zubringe. Vergebens dar das reitzdare, vor Furcht und Angst zitternde Mädchen um Gnade und Verzeihung. Als am andern Morgen die Thüre des genannten Zimmers geöffnet wurde, fano man das arme Kind lachend und höchst verstört — es war wahnsinnig geworden. Sachkundige Aerzte die man sogleich zu Hülfe rief, erklärten das Uebel für unheilbar! — (Die Stad t London) dehnt sich gegenwärtig von Bethnalgreen bis Turnhamgreen — 20 englische Meilen — und von Kentishrown bis Brirton — 7 engliche Mei­len — aus, hat eine Oberstäche von 20 englischen Qua­dratmeilen, 200.000 Häuser und 2,000.000 Einwohner.— (Eise nbahn-S cene.) Vor Kurzem ereignete sich auf einer belgischen Eisenbahn folgender trauriger Unfall: Ein tauber Bauer schritt eben über die Bahn, als der Wagenzug herankam, und war, weil er die warnende Pfeife nicht vernehmen konnte, in augenscheinlicher Gefahr, um's Leben zu kommen. Diese Lage der Dinge bemerkte ein in der Nähe befindlicher Arbeiter, sprang herzu, und gab dem Bauer einen Scoß, daß er glücklich über die Bahn flog und dem Tode entging. Indessen aber erfaßte die Ma­schine seinen Retter und zermalmte ihn auf der Stelle.— Iunifeuilleton. Mittheilungen aus den» Ta­gebuchs eines Wieners. (Beschluß.) Vauernfeld' s »Geschwister von Nürnberg« haben, wie jede neue Erscheinung, vielfache Besprechung erfahren, und mannigfache Urtheile, hervorgerufen; die Einen hielten an Das , die Andern an Jenes; Diese warfen sich auf's Romantische überhaupt, Jene untersuchten und analysir­ tcn es als Element des Lustspiels, und die Drillen, sich im Gegentheile ge­ fallend, suchten wohl gar am Ende, das Komische im Romantischen. Dar« über mochte sich aber am Ende Niemand mehr belustigen, — denn ärger,, glaube ich wohl schwerlich — als der Dichter selbst, und die Reccnsenten figu­ rieten als Don O u ix ote s der Romantik und als Dupes der Komik. Das Wahre an der Sache scheint zuvörderst zu sein, daß Vauernfel d einen Versuch gewagt, alle Elemente, wenigstens die bekannte» traditionell und monumental auf uns gekommenen Erscheinung«»»««» des Roman« tischen aus dem Mittelalter in einem dramatischen Gemälde zu vercinigen. Daß er es mit großem Geschicke gelhon, mit ungemein feinem und verstän­ dlgr» Tacte bewerkstelligt, ist bei seiner practischen Habiliiät in diesen» Fache und seiner eracten Bühnenkcnntnih keine Frage; eine andere wäre etwa, «b es denn bei der offenbar absichtlichen Zusammcntragung dieser roman-rilter­ llchen Ingredienzen für ein romaniisches Lustspiel gewissermaßen im histori­ schen Zuschnitte nicht dennoch zu gemacht erschien, obgleich sich gleich wie­ der darauf erwicdern laßt, daß, d» das Romantische, — als etwas nicht all­ gemein menschlich-subjektiv-festhaftendes, durch Zeiten und Sitten Unvcr­ iinderliches, oder als etwas gleichfalls vom Zcilwechsel unabhängiges Objek­ tiv-Bleibendes, wie z. B . das Idyllische, — seine stationäre Begrenzung im Historischen hat, bei Enthüllung eines romantischen Lebens- und Zeil­ bildes alle dahin gehörigen, die Form vollendenden Erscheinungen zur An­ schauung gebracht werde» müßten, d» sich hier Eines aus dem Andern ent­ wickelt. Eines das Andere bedingt. Zweitens dürfte zu erwägen sei», ob denn auch unserer Zeil die rechte Empfänglichkeit, der wahre Sinn für das Romantische beiwohne? Daher leicht eine Mißtennnng, eine llnlerschätzxng möglich. 2b dieses neue Lustspiel eine Jugendarbeit N a u er n f c Id's, — wie Einige meinen —darüber können wohl nur Nermuthungen efisiiren. Daguerrcotyp und Hydrogengasmikroscop, ihr Kinder des Lichtes! seid mir willkommen als Propheten der nahenden Sonucnara des sich immer strahlenderen Gestirnen zuwendenden Menschhcitjahrtausends! I » der That hat uns die Wissenschaft eine Wunderlatcrne angezündet, die da hinableuch­ lei auf den Urgrund der Dinge. Ist es nicht höchst bedeutungvoll und er­ hebend, zu schauen, wie sich der Mensch immer mehr und mehr des Lichtes bemächligt, und wie der Sirius des Geistes allmählich die mysteriös-dunklen Räume der Schöpfung erleuchtet? Aber was wäre alles Licht ohne Wär­ me ? D'rum mit dem Lichte auch Wärme allüberall! Wärme von Innen und Außen! Des hiesigen Professors Von E t ti n g sh a u scn wissenschaftliche Reise wird nicht ohne »nerkennungwürdige Resultate bleiben, dafür bürgt der hohe Ernst, womit dieser ausgezeichnete Mann den Weg der Forschung wandelt. Wenn ich nicht irre, so war er es, der die obige Appliculion des Hydrogengasmitroscops in einer gelehrte» Privalversanimlung leitete. Wir können nur stolz darauf sein, an Et t in g s ha u se n mittlerweile eine» deutschen Arag o zu besihen. Das neue Schottenthor wird" eine Zierde der Stadt werden, zumal es im Style des Vurgthorcs hergestellt wird. Das Letzlere hat noch immer für mich das Imposante des ersten Eindrucks, was ich natürlich dadurch erkläre, daß sich das Massenhafte des ägyptischen Naustyls mit den, Gran­dios-Prächtigen des römischen darin Vereinigt findet, und daß es zugleich eine Festung vorstellt. Seraphine Luftmann , die riesenstarte Frau, zu sehen, könnt' ich mich wahrhaft nicht entschließen: ich habe den Anblick gefürchtet. Eine Amazone, >ine Heldin in, Ponzertleide laß' ich mir allenfalls noch gefallen; aber eine Athleti n hat für mein ästhetisches Gefühl so viel Unweibliches «n sich, daß ich mir den reinen Geschmack daran nicht verleiden mochte. Und somit schließ' ich mein Gedächtnißschatztästlein ohne Weiteres. Guten Freunden wird es jedoch immer zu Gebote stehen. Montan. Laibach. Druck und Verlag des Joseph Vlasnik.