Vie MbttkraMeiten. WksWmIiches Lebwuch mit besonderer Berücksichtigung der Binttern. Urnolcl Nikli, Hxgiin. Nrrle ru Seliltt UI UM ru grier in eiroi. Zweite Auftage. Preis 2 Mark, Porto 10 Pfg. 1900. Verlag von Theobald Grieben (Louis Fernau) in Leipzig sowie beim Verfasser. Druck von Jg. v. Kleinmayr L Fed. Bamberg in Laibach. Vie MbeckraMelten. llMzWmIichez tchwuch mit besonderer Berücksichtigung der Blattern. Specisll äen schweizerischen Lantonsrätken sowie äem gesamniten Lckrerstanäe Oeutschlanäs unci cler Schweiz gcwicimet von Krnolä kiktt, ftVSlen. Arrte ru veitles in Ikrain nnü ru Kries in Tirol. Zweite Ituft'cige. Preis 3 Mark, Porto 10 Pfg. 1900. Verlag von Theobald Grieben (Louis Fernan) in Leipzig sowie beim Verfasser. Druck von Jg. v. Kleimnayr L Fed. Bamberg in Laibach. Inhaltsverzeichnis. Vorwort. Folgen allgemeinen Gesnndheitsstandes. Zwei Beispiele allgemeiner Unkenntnis der Gesnndheitslehre. Krankcnttrzte sind gewöhnlich keine Gesund- heitsräthe. Regierungspflicht, volksthnmlichc Gesundheitslehre in den Schulen cinzuführen Seite 1. 2 I. MtkeUung. Allgemeine Sesunäkeit;- unä lirankdeilslekse. Einleitung .3 8 l. Begriff der Gesundheit.3 8 2. Begriff von Krankheit.3 8 3. Zum Sichkrank fühlen gehört ein bestimmter Grad der Säfteentmischung 4 8 4. Begriff der Krankheitsnamen.4 8 b. Ursachen der Säfteentartnng.4 8 6. Natnrgesetzmäßige Kreislaufstörungen.5 8 7. Alle Krankheiten sind Stoffwechselabrcchnungen.7 8 8. Die chemischen Heilmittel (Medicinen) erschweren meist die wirkliche Gesundung.7 8 9. Entstehung der Homöopathie und der exspectativcn Schule .... 8 8 10. Die homöopathischen Euren sichern eine größere Lebensdauer als die allopathischen.8 ß 11. Entstehung der Naturheilmethode. 8 8 12. Alle Krankheiten, mit Ausnahme der hochgradigen organischen Ent¬ artungen. sind durch die Natnrheilmethode heilbar.9 8 13. Es gibt keine sogenannten Jnfectionskrankhcitcn. Jeder Erkrankte war Gelbster zeug er des Krankheitsstoffes.9 8 14. Epidemien sind noth wendige Blut- und Volksrcini- gungskrisen. Daten, dass die Geimpften vorzugsweise blatternkrank werden. Verhalten der Journalistik demgegenüber.10 8 1b. Ein Blödsinn, die Massenerkrankungen durch Absperrung verhindern zu wollen. Die Impfung eine absolut demoralisierende Maßregel . . 11 8 16. Jede heftige Krankheit hat gleich einer Volksrevolution lang dauernde schleichende Misshandlung zur Vorbedingung.11 8 17. Die Anstecknngs- sowie die Erkältungslehre sind nur scheinbar wahr . 12 8 18. Die Haut ein Hilfsorgan für sämmtliche Durchseihnngs- und Absonde- rungsorgaue. Jede Kraft ist die Einheit zweier Gegensätze .... 12 8 19. Das Baden nicht nur im Wasser, sondern auch in Licht und Luft (Erwärmung und Abkühlung) ist naturgemäß uothweudig.13 8 20. Heilsame Wirkung zahlreicher atmosphärischer Bäder.>3 8 21. In schwierigen chronischen Leiden verdienen die atmosphärischen, in hitzigen die Wasser-Abkühlungen den Vorzug.14 8 22. Die Blatterukraukheit hat ihren Ursprung nicht von Kleinthierchen, sondern wie alle anderen Krankheiten.14 8 23. Kräftiges Nervensystem und normaler Kreislauf lassen keine Parasiteu- herrschaft aufkommen.15 8 24. Das Nervensystem repräsentiert den Mann, das Gefäßsystem das Weib im organischen Haushalt. Ihre Harmonie bewirkt Gesundheit ... 1b 8 25. Beweise, dass die Blatternkrankheit nicht Plötzlich augeflogen kommt, sondern längst im Blute vorbereitet war.16 8 26. Weitere Beweise hiefür, sowie dass die Impfung Siechthum erzeugen kann 17 8 27 und 8 28. Ungleiche Wirkung des Einimpfens der Viehjauche. Urtheilc zweier vieljährig prakticierenden Jmpfärzte.17, 18 Morwort. Motto. Das sind die Weisen, Die durch Jrrlhuni zur Wahrheit reisen; Das sind die Narren, Die auf dem Jrrthum beharren. (Rückert.) Unleugbar gilt es als Axiom (Ursatzi, dass die körperliche und geistige Gesundheit die Grundbedingung menschlichen Erdenglückes bildet; dass die körperliche Gesundheit noch vorgeht, bestätigt das Sprichwort: «Nur in gesundem Körper wohnt eine gesunde Seele.» Jede körperliche Degradation oder Entrückung vom Gesundheits¬ zustände verschlechtert die seelischen Eigenschaften. Je zahlreicher dem¬ nach ein Volk gesunde Körper aufzuweisen vermag, desto glücklicher wird es moralisch und Physisch sein. Die Regierungen können daher kein ersprießlicheres Feld für ihre Thätigkeit finden, als dem Volke die Grundgesetze des körperlich und seelisch gesunden Daseins nahe zu bringen,* Grundgesetze, worin es bisher leider meist ganz unwissend gelassen wurde. Wir wollen hier nur wenige einfache Bei¬ spiele auführen. Allgemein besteht noch ein arges Vorurtheil gegen die Nachtluft, nämlich gegen den Schlaf bei offenem Fenster, während gerade diese Praxis sich als eine der wichtigsten Gesunderhaltungsregeln bewährt, nicht nur vor vielen Lungenkrankheiten, sondern auch vor manchen Kopf- und Nervenleiden behütet. Eine Belehrung hierüber in den Schulen müsste bald dieses Vorurtheil bannen und die Ausbreitung der Regeln, unter welchen dies zu geschehen hat, zu richtiger allge¬ meiner Anwendung führen. Das Tragen der Weste (Gilet) bei der Mannsbekleidung ist eben¬ falls eine positiv antihygiene Sitte. Die Brust enthalt die blutreichsten, sonach am meisten Wärme haltenden Eingeweide, Lunge und Herz. Durch stärkere Bedeckung dieser Organe wird sowohl die Ausstrahlung als die Ausdünstung der hier stark angesammelten Blutmasse gehemmt, mit andern Worten: der so wichtige peripherische Verkehr zwischen atmosphärischer Luft und dem Blute wird verkümmert, Lunge, Herz, * Dr. E. Reich in seinem Werke «Der Mensch und die Seele», p. 536, sagt ebenfalls: «Als die vortrefflichsten Regiernngshandlungen müssen jene bezeichnet werden, welche auf Verbesserung der Gesundheit, auf Erziehung, Belehrung und Veredlung des Staatsbürgers hinauslauseu.» 2 Rippenfell und die Haut durch verspäteten Stoffwechsel in ihrer Aetion geschwächt, folglich wird das Blut verderblich alteriert. Eine richtigere Praxis wäre, zuerst die Arme, welche viel schneller erkalten, stärker zu bedecken, und zwar mittelst Ärmeln, welche durch ein Band über dem Nacken zusammengehängt sind, und die Weste nur auf die größte Kälte zu beschränken. Wir sind tief überzeugt, dass die beiden gerügten alt¬ väterischen Gewohnheiten die Ursache vieler Lungenentzündungen bilden, welcher Krankheit so manche Männer im besten Alter zum Opfer fallen. Auch über die Bekleidung des Militärs ließe sich verschiedenes Anti- hygienisches vorbringen, wenn das Paradespielen weniger maßgebend wäre. Der alte Standpunkt, dass die Ärzte vor allem dazu hier seien, um Krankheiten zu heben, ist ein absolut überlebter, für die Neuzeit unhaltbarer! Sondern das soll zu allervörderst ihr Beruf sein, Krank¬ heiten zu verhüten. Es ist doch gewiss eine Unnatur, dass unsere Berather weniger G e sn n d h e itsrät h e als vielmehr Krankenflicker sind. Gleichwie größere Moral in Verhütung als in Bestrafung der Verbrechen liegt, so wäre die Wohlthat auch größer, Krankheiten vorzubeugen als sie zu heilen. Für eben diese Wohlthat sollten doch die Regierungen, in erster Linie die Volksvertreter, die Initiative ergreifen. Hierin eine grundsätzliche Reform anzubahnen, scheint uns deren heiligste Pflicht zu sein. Dass die Hauptsache dafür auf dem Wege der Schule geschehen müsste, ist selbstverständlich. Ein Gesundheitskatechismus sollte, als eine Haupt-Schulfibel, ebenso leicht fasslich erstellt werden, als ein kurzer Unterricht in der Religion. Aber auch das der Schule jetzt schon entwachsene Volk müsste belehrt werden durch Wanderlehrer, Sonntags¬ vorträge und namentlich durch Vereinsbildnng. In der Schweiz sehen wir so viele Vereine, allein erst seit kurzem zwei Gesundheitsvereine, in Zürich und Bern, während Norddeutschland deren schon 220 auf¬ weisen kann. Die Gesundheitslehrer werden die Krankenärzte keineswegs überflüssig machen. Es wird zwar durch ersterer Aufklärung einstens wohl merklich weniger, aber doch immerhin noch Kranke geben; allein der größte Vortheil wird darin liegen, dass die Ärzte gezwungen sein werden, einfacher und den Lehren der Naturheilkunde entsprechender zu verfahren. Es werden die meisten Krankheiten kürzer, die Reeonvales- eenzen schneller verlaufen, weil der Kraftaufwand jedes Einzelnen mehr geschont und besser unterstützt sein wird. Die Summierung dieser Praxis auf die sämmtlichen Bewohner eines Landes müsste eine ganz bedeutende Verbesserung im allgemeinen Gesundheitszustände Hervorrufen. Wie dies nicht nur möglich, sondern auch leicht ausführbar ist, werden wir in den folgenden Blättern auseinandersetzen. Wolfsberg in Kärnten, Mai 1900. Der Verfasser. I. Ndkheilung. Allgemeine Gchmdheits- und Krankheitslehre. Einleitung. Motto. . Im großen Weltenvrganismus besteht die K reis¬ la u f b e w e g u n g als das Grundgesetz des Lebens; sie ist es nicht minder im kleineren individuellen Organismus, nämlich in dem Menschen und dem Thiere. 1. Gesundheit ist objectiv (thatsächlich) nichts weiteres, als normaler Kreislauf der Säfte, womit sämmtlicheu Blut bildenden, umbildenden nnd consumierenden Organen eine richtige Zu-- und Abfuhr des Blutes uud seiner Umwandlungsstoffe gesichert ist. Hiermit erlangt das Blut, der flüssige Lebensstrom, seine normale Beschaffenheit und verleiht das subjektive Gefühl von Kraft, Leichtigkeit, bezw. von Körper!osigkeit. Je mehr man seinen Körper empfindet, schleppt, desto weiter ist man vom Begriffe «Gesundheit» entfernt. 2. Was ist Krankheit? Wie es nur Eine Gesundheit gibt, kann es dem Wesen nach nur Eine Krankheit geben, nämlich Kreislauf¬ störung der Säfte; als deren Folge Stoffwechselstocknng oder Todes¬ stoff-Ansammlung. Wenn nämlich die Zu- und Abfuhr des Blutes bei eineni oder mehreren der Blut bildenden, umbildenden nnd consumierenden Organe unregelmäßig oder gestört vor sich geht, so erleidet dasselbe eine abnorme Zusammensetzung, eine krankhafte Ansammlung von Säuren, Salzen, Schärfen rc. Dies kann mehr oder weniger lang vor sich gehen, ehe das betreffende Individuum etwas davon gewahr wird, nämlich bis die Natur sich gegen die Ansammlung sträubt, wissenschaftlich aus¬ gedrückt : bis das Nervensystem dagegen reagiert. Treten dann Beschwerden, Schmerzen ein, so bedeutet dies eben Nervenreaction oder das Streben unseres Organismus, den Störefried hinausznwerfen und die gestörte Säftecirculation wieder herzustellen. Diesen Kampfes- oder Leidenszustand nennt man allgemein «Krank¬ heit-, was, genau genommen, unrichtig ist, denn die cvncrete, d.i. wirkliche Erkrankung war die längst vorausgegangene Säftecirculations - oder Stoffwechselstörung. 4 3. Bei den meisten Individuen reagiert der Organismus, nämlich das Nervensystem, nicht sofort gegen eine Säfteentmischnng, sondern erst, wenn sie einen bestimmten Höhegrad (Höhepunkt), wie man zu sagen pflegt: bis zum Überlaufen des Kruges, erreicht hab Der Vor¬ gang ist ganz ähnlich, wie in der Atmosphäre, welche sich erst dann durch einen Gewittersturm oder eine andere Krisis entladet (reinigt), nachdem sich in derselben ein Übermaß schlechter Dünste angesammelt hat. 4. Die vielen, ja bereits unzähligen Krankheitsnamen (eine ins Lächerliche getriebene Haarspalterei, bezw. Wichtigthuerei vor dem unkundigen Publicum) bedeuten eigentlich nur die Localität der an¬ gesammelten Todesstoffe, sowie den Charakter der gegen dieselben gerich¬ teten Nervenreactionen. Allemal islls dem Wesen nach nur die Eine Krankheit: Kampf der Lebenskraft gegen Stoffwechsel¬ rückstände, durch vorausgegangene selbstverschuldete oder natur¬ gesetzmäßige Störung der Säftecirculation hervorgerufen. 5. Die selbstverschuldeten Circulationsstörungen werden hervorgebracht durch die verschiedensten Begehungs- und Unterlassungssünden, als da sind: a) Unmäßigkeit im Essen und Trinken sowie Einseitigkeit in Nahrnng und Trank; d) Mangel genügender und abwechselnder Nahrung und Tranks; o) unnatürlicher und übermäßiger Beischlaf in oder außer der Ehe; ä) Übermaß im Arbeiten sowie im Gegensätze durch Trägheit; o) Mangel an Bewegung oder körperlicher Thätigkeit; seltener durch das Übermaß körperlicher Anstrengung; k) verhinderte Ausstrahlung und Ausdünstung der Haut durch zu dichte und zu beständige Bedeckung derselben; Z) der aus dem eben genannten Fehler hervorgehende Mangel an Luft- und Lichtzufuhr auf unser peripherisches (in der Haut lagerndes) Nerven- und Gefäßsystem; b) heftiger oder anhaltender Gemüthsdruck; i) Aufnahme von verschiedensten Fremdstoffen, z. B. solche, die man «Medicinen» nennt, verfälschte Nahrungsmittel, Tabak und andere Reizmittel; Ic) wahrscheinlich am allermeisten, d h. am allgemeinsten, die in unseren Kleidern, Betten und Wohnungen steckenden Miasmen wegen Man¬ gels Ausformung, Auslüftnng und Auswaschung derselben. Unsere eigenen ausgeschiedenen abgelebten Dünste, Säfte und Residuen durch Haut, Lunge, Nieren und Mastdarm, deren Umgebung wir so vielfach ausgesetzt bleiben, bilden die schlimmsten Gifte unseres Blutes, sind die ärgsten Feinde unserer Gesundheit. 5 Und gerade einen solchen thierischen Auswurfstoff, nämlich Pustel-Eiter, erhebt man nnter Trommellärm und Posaunenschall zu einem wichtigen Heilmittel!! (Jmpfpraktik.) Welche Verhöhnung der Vernunft und der Gcsundheitslehre, welche physische Beschmutzung und zugleich moralische Erniedrigung!!! 6- Motto. Leben ist Bewegung, die Ungleichheit ist der Allbeweger (Generalmotor). Überall, wo Ungleichheit besteht, erwächst das Streben nach Aus¬ gleichung; dieses Verhältnis bildet die Ursache oder die Grundlage jeglicher Bewegung. Der ungleiche Sonnenstand zur Erdaxe bewirkt eine Unzahl anderer Ungleichheiten, wovon mehrere unseren Organismus tief berühren. Der Mensch als Geschöpf ist zunächst der Mutter Erde entwachsen und ist von derselben nicht nur total abhängig, sondern auch in manchen Beziehungen ein Abbild von ihr, d. h. ihren Lebensgesetzen analog constituiert. Die Lebensflnssigkeiten des Erdkörpers, soweit sie uns bekannt sind, heißen Licht, Luft und Wasser. Sie kreisen zwar beständig um denselben herum; fragen wir indessen: wie? so erkennen wir große Ungleichheiten in deren Bewegung. Beginnen wir mit dem Licht. Die Insolation des Erdkörpers wechselt in starken Extremen, nicht nur in ungleicher Tag- und Nacht¬ länge, Sommers und Winters, sondern auch hier wieder in allen mög¬ lichen Gradationen, von der andauernden intensivsten Sommerhitze bis zu monatelanger relativer Sonnenlosigkeit (Folge von Nebel und Wolken). Ähnlich variierende Bewegungen sehen wir in der Luft, von der un¬ erträglichen Windstille bis zum Orkan. Kommen wir endlich zum Wasser, so finden wir dessen Kreislaufbewegnng von den markantesten Ungleich¬ heiten begleitet, vom metzelnden Nebel bis zum strömenden Platzregen; anhaltende Landregen, welche Überschwemmungen herbeiführen, im Gegensatz zu enormer Dürre und Trockenheit. Merkwürdig ist die Beobachtung, dass sozusagen jedes Land der Tour nach mit einer Überschwemmung bedacht wird; erinnern wir nur an die in den Jahren 1870 bis 1885 vorgekommenen Überflutungen in Frankreich, Spanien, der Schweiz, am Rhein, in Tirol, Oberitalien, Galizien, Nordamerika. Aus den Kreislaufs-Ungleichheiten der drei Erdkörper-Lebens¬ flüssigkeiten erfolgen eine Menge anderer Ungleichheiten, bezw. Bewe¬ gungen, als z. B. der Temperatur, des Wetters, der Ernten von allen Vegetabilien, im Gesundheitszustände der Menschen und Thiere rc. rc. Nun haben zwar die Naturärzte, beinahe als Axiom, den Lehrsatz aufgestellt, dass alle Krankheiten aus der Ursache fehlerhafter Einrich¬ tungen und Gewohnheiten entspringen, und es demnach nicht nur möglich sei, durch musterhaft hygienische Lebensweise absolute Gesundheit, ganz dem Ideal entsprechend, zu erlangen, sondern diese Erlangung auch Pflicht und Ziel jedes edeldenkenden Menschen zu bilden habe. 6 Auch wir neigten uns lange zu diesem Grundsätze, sind indessen durch vieljährige Beobachtung, Experimentierung und endlich auch durch Intuition doch zu einem anderen Resultate gelangt. Schon die Reflexion sagt uns, dass alle Eigenschaften auf dieser Welt paarig, d. i. gegensätzlich, vorhanden sind, mithin muss auch hin¬ sichtlich des Begriffes -Gesundheit- naturgesetzmäßig der Gegensatz sich vorfinden, nämlich die verminderte oder negative Gesundheit, welche wir gemeinhin Krankheit benennen. Allein noch schwerer fällt ins Gewicht, dass die in unserem Körper circulierenden Lebensflüssigkeiten: das Nervenfluid, das Blut und die Lymphe, in ihrer Bewegung ganz analoge Erscheinungen dar¬ bieten, wie bei den Erdkörper-Lebensflüssigkeiten, dass sie nämlich natur¬ gesetzmäßige Ungleichheiten zutage treten lassen. Bald ist die eine Körperprovinz, bald eine andere im Zustande von mehr oder weniger Flut oder Ebbe, so dass wir die ungleiche Ernährung der verschiedenen Körpertheile in verschiedenartigem Wohlsein, in esfeetivem Unwohlsein wahrnehmen. Ferner ist es nicht bloß das ernährende Normalblut allein, welches ungleich hin und her wogt, sondern auch die durchseihenden (secernierenden) Organe arbeiten ungleichartig, d. h. bald stärker, bald schwächer; einmal betrifft dies die Haut, ein andermal die Lunge, ein drittesmal die Leber, dann etwa die Nieren oder die Schleimhäute rc. Als natürliche Folge dieser Ungleichheiten treten dann Störungen im Stoffwechsel ein, welche, wenn sie subjectiv stark fühlbar werden, eben den Inbegriff verminderter oder negativer Gesundheit darstellen. Streng genommen sind wir Menschen, weil auf den Stoffwechsel (Molecülen-Erneuerung) angewiesen, alle krank, indem in unserem Körper stets abgelebtes, sogenannt venöses Blut kreist. Nur die variierende Quantität und Qualität der abgelebten Körpermolecüle bestimmt den Krankheitsgrad. Wie kein vernünftiger Mensch verlangen wird, dass beständig schönes Wetter herrsche, ebensowenig und aus denselben Ursachen können wir Prätendieren, permanent gleichmäßig wohl und gesund uns zn befinden. Wie die Ströme, Flüsse, Bäche nicht stets klares, reines, sondern hie und da recht trübes Wasser führen, ebenso verhält es sich mit unseren eigenen Lebensflüssen und-Bächlein; ab und zu ist trübes Fließen nicht zu vermeiden. Die acuten fieberhaften Krankheiten oder Reactionsformen sind sehr treffend mit den Gewitterstürmen zu vergleichen; beiderseits herrscht stürmische Bewegung in den Lebensflüssigkeiten. Man vernimmt zwar zuweilen von Menschen, welche ihr Lebtag nie krank gewesen sein sollen; wenn in Wirklichkeit solche weiße Raben (Ausnahmen) existieren, so können sie unmöglich wenigstens v erschi ed en- artigem Wohlsein entgangen sein; zum mindesten müssen sie un¬ gleiche geistige wie körperliche Stimmungen, bezw. Verstimmungen empfunden haben, weil es auf der Welt nichts gibt, das «sich absolut gleich bleibt», mit andern Worten: nichts bewegt sich geradlinig, alles in Wellenform, nämlich auf und ab; eine glatte Wasserfläche bewegt sich nicht. In einem lebenden Organismus, welcher von Nerven 7 beherrscht wird, ist die Bewegung oder die Ungleichheit ein hervorragendes Grundgesetz. Die einfachen Gegensätze der Nord- oder Südströmung der Luft rufen, besonders im jedesmaligen Übergange, bei den meisten Menschen eine merklich veränderte Spannung (Ungleichheit) in den Nerven hervor; ebenso bei herannahenden Gewittern oder extremen Witterungs¬ wechseln. Zu Grundlagen weiterer Beweise, dass nur unsere Aftercnltur die Ursache aller Krankheiten sei, weisen die Naturärzte gerne auf die im Freien lebenden Thiere als Beispiele angeblich absoluter Gesundheit hin; allein auch diese Behauptung erweist sich bei genauer Untersuchung als ein schöner Wahn, als Jrrthnm. Man forsche hierüber bei alten Waidmännern und Fischern nach; diese bestätigen, dass im Gegentheil unter den Hasen, Rehen, Füchsen, Gemsen re. öfters Krankheiten vor¬ kommen, ja selbst unter den Krebsen und Fischen in epidemischer Form; und dennoch sagt der Volksmund sprichwörtlich: «gesund wie ein Fisch im Wasser». Freilich, das Volk nimmt es in solchen Dingen nicht so genau, allein die gesunde und richtige Wissenschaft muss jede Naturerscheinung kritisch ins Ange fassen. So müssen wir auch an die epidemischen Erkrankungen unter den Pflanzen erinnern, gegen welche alle menschlichen Vorkehrungen (andere nämlich, als geradezu Ausrottung, zur Verhinderung der weiteren Fort¬ pflanzung) sich als nutzlos erwiesen haben, wie bei der Krankheit der Kartoffeln, der Trauben, der Kirschbäume rc. in der Schweiz. Bei alledem unterliegt es dennoch keinem Zweifel, dass wir die große Mehrzahl der Erkrankungen selbstverschuldeten Kreislaufstörungen zu danken haben. 7. Jede Krankheit, trage sie Namen, welche sie wolle, ist allezeit die Folgewirkung einer oder mehrerer dieser genannten oder nicht ge¬ nannten Kreislaufstörungen, ein naturgesetzmäßigcr, nothwendig gewor¬ dener Kampf der Lebenskraft gegen die angesammelten Blut- und Sub¬ stanzenschlacken, eine periodische, rücksichtlich des Vorlebens mathematisch strenge Abrechnung auf dem Stoffwechsel-Conto! Hier wird im Kredit der Lebcnsfond und als Zins das Maß der angewandten Lebens¬ elemente, Licht, Luft, Bewegung, Ruhe rc., gutgeschrieben; im Debit werden sämmtliche Begehungs-und Unterlassungssünden belastet. Der Saldo zu Gunsten oder zu Lasten kann entweder be¬ haglich genossen oder aber muss mit Beschwerden und S ch m erz en a u s g ez a hlt w e r d e n! Das Auszahlen des Schuldsaldos oder das Ausstößen der Stoffwechselrückstände kann jedoch wesentlich erleichtert oder erschwert werden, je nachdem der Lebenskraft von außen Unterstützung geboten oder noch Misshandlung angethan wird. 8. Die mittelalterliche Heilmethode, Allopathie genannt, welche sich hierbei ordinär stofflicher Ingredienzien bedient, steht auf tiefer empi¬ rischer Stufe. In der Mehrzahl der Fälle qualificiert sich ihr Vorgehen 8 — als eine Misshandlung der Natur, Niederdrückung der kämpfenden Lebenskraft unter der gleißnerischen Maske des Wohlthuns. Die chemi¬ schen Ingredienzien, Medicinen genannt, vermögen allerdings Schmerzen und andere lästige Symptome durch mehr oder mind ere Nerv en- lähmun g zu unterdrücken. Diesen Scheinheilungen folgen aber gar häufig über kurz oder lang weit schlimmere Nachwehen, weil den Blut¬ oder Substanzenschlacken noch schärfere Fremdstoffe hinzugefügt worden sind. 9. Wird auch öfter einer gesund dabei, so ist er es selten durch die Medicin als solche, sondern vielmehr vermöge seiner kräftigen Natur, den chemischen Giften zum Trotze geworden, welche beide Feinde sie zu besiegen vermochte. Eine beträchtliche Anzahl von Ärzten hat bereits die gefährliche Tragweite solch drastischen Eingreifens erkannt und sich davon abge¬ wendet. Aus dieser Erkenntnis erfloss das vernichtende Urtheil mehrerer großer Heilkundiger, z. B. von Dr. Kiefer: »In vielen Fällen wird -der Spruch wahr, dass das Arzneimittel schädlicher als das Übel und -der Arzt schlimmer als die Krankheit ist!» oder von Dr. Wedekind: »Der Wert der Medicin besteht vorzüglich darin, dass die civilisierten -Nationen weit mehr von den Ärzten als von den Krankheiten zu leiden haben.» Dieselbe Erkenntnis war auch das Motiv zur Gründung der Homöopathie durch Dr. Hahnemann, sowie später zur sogenannten exspectativen oder zusehenden Schule. 10. Die Homöopathie, welche ihre stofflichen Dosen auf sogenannte Nichtse reduciert hat, schließt unleugbar einen großen Fortschritt in sich, indem diese Heilmethode die Lebens- oder Heilkraft nahezu frei walten lässt und nicht, wie die Allopathie, mit grobem Geschütz auf Lahm¬ legung und Todtschlag der Nerven ansgeht. Dadurch ist die durch¬ schnittliche Lebensdauer homöopathisch Behandelter eine merklich höhere, welches Resultat bereits mehrere Leb ensassecnranz- Gesellschaften bestimmt hat,jenen Clienten, welchehomvo- pathischeÄrztehalten, billigerePrämienzube willigen.* 11. Vor circa 70 Jahren, Anfangs des vierten Decenniums unseres Jahrhunderts, wurde eine dritte elastische Heilmethode, nämlich die sogenannte physikalische Schule, gemeinhin Naturheilmethode benannt, ins Leben gerufen, deren Gründer der geniale Prießnitz in Österreichisch- Schlesten war. Dieselbe ist wesentlich kräftigender (dynamischer) Natur, d. h. sie operiert nur niit den absolut nothwendigen Lebenselementen, Wie z. B. die Gothaer, die Horä Lritisü anü Nereaiitil (Io., die ^.ssien- ra^iom Asasrali in Triest. 9 Licht, Lust, Dampf, Wasser, Bewegung und Ruhe; stofflich einzig durch Diätregulierung. Wer über eine vieljährige Erfahrung in dieser, die kämpfende Lebenskraft stets unterstützenden Heilmethode verfügt, muss unwillkürlich von hoher Begeisterung für dieselbe ergriffen werden. Tausende und abertausende von Individuen, bei welchen die Allopathie aus unbedeutenden Leiden chronisches Elend erzeugt hatte, wurden durch die erfrischende, belebende Anregung der Naturheilmethode zu quasi neugeborenen Menschen umgewandelt. 12. Alle Krankheiten, welche überhaupt heilbar siud, selbst eine hübsche Anzahl sogenannter chirurgischer Fälle (Verwundungen, Gebärschwäche, Gelenkausschwitzungen) werden durch das physikalische Verfahren nicht nur weit schneller, sondern auch schmerzloser und mit bedeutender Kräfteeonservierung zur Genesung geführt. Keine chemisch verfahrende Methode, sei sie momentan noch so berühmt, wird Annäherndes zu leisten vermögen. Natürlich, wie alles in der Welt, hat auch das naturgemäße Heilen seine Grenzen! Je länger die Circulationsstörungeu bestanden haben, um so gehäufter müssen die Todesstoss-Ablagerungen vorliegen; desto schwieriger, lang¬ wieriger oder stürmischer wird deren Lvsungs- und Ausscheidungs- Process verlaufen. Die gelindesten Ausscheidnngsformen repräsentieren die fieberlosen Katarrhe und Rheumatismen, dann folgen die fieber¬ haften Zustände mit Schweiß-, Harn- und anderen Ausscheidungen, endlich die Entzündungen. Kommt es nicht zu solchen acuten Ausbrüchen, um so schlimmer! Es werden weit fatalere chronische Leiden eintreten, d. h. es werden Krampfformen, Plötzliche Nerven¬ lähmungen (Schlaganfälle) oder organische Entartungen, d. i. unheil¬ bare Leiden, nachfolgen. 13. Die epidemischen Erkrankungen, richtiger gesagt: die Massen¬ erkrankungen, nämlich die zu ein und derselben Zeit in gleich¬ artiger Form zahlreich auftretenden Ausscheidungskrisen, wie Pest, Cholera, Blattern, Halsbräune, Scharlach, Grippe rc., haben durchaus keine andere Entstehungsursache, als wie alle sporadischen Krankheits- formeu. Man halte sich stets vor Augen, dass die concrete Erkrankung längst vorausgieng. Die moderne Eintheilung der Massenerkrankungen in Jnfections- und sporadische Krankheiten ist ein Phantasiestück des beschränkten Gesichtskreises der Allopathen, ein Aberglaube, um kein Haar besser als der Hexenglaube. Mit der bethörenden Jnfectionslehre wird die allgemeine menschliche Schwäche: die Ursache sämmt- l ich er Missgeschicke außer uns, statt in uns selbst zu suchen, weidlich ausgebeutet. Jeder, der von einer periodischen Massen-Krank- heitsform ergriffen wird, ist im vorhinein durch seinen Säfte¬ zustand Candidat der Epidemie gewesen. Dies ist die wahre Erklärung der sogenannten «Disposition- zur epidemischen 10 Erkrankung. Was ist natürlicher, als dass die in größerer Gemein¬ schaft begangenen Lebensfehler periodisch sich nun auch wieder zahlreich gleichartig rächen? Wenn dies nicht bei allen Individuen, welche dieselben Fehler begangen haben, gleichzeitig losgeht, bedenke man, dass die hygienischen Sünden ans die verschiedenen Individuen sehr ungleich einwirken und dass laut unserem Z 3 es einer bestimmten Reife der Blutalteration bedarf, ehe das Nervensystem dagegen reagiert. Ungleichheit ist Grundgesetz bei allem Individualismus. Noch niemals hat die sogenannte exacte Wissenschaft einen An- stecknngsstoff irgend einer epidemischen Krankheit nachgewiesen. Immer schwebt er in der Luft, d. h. in der Einbildung. Selbst der anfänglich so viel Staub aufwirbelnde Koch'sche Cholerabacillus hat sich nicht als Krankheitsbegründer bestätigt. 14. Epidemien sind naturgesetzmäßig nothwendige Blut- und Volks¬ reinigungskrisen (bezw. Jntegralerneuerungen); was arg wurmstichig ist, wird weggeräumt. Wäre es nicht durch die epidemische Forni geschehen, so doch gewiss durch eine andere Reactionsform. Mit der Cnltur- zunahme, nämlich in dem Verhältnis, als die Gesammtheit sittlicher, d. h. den Naturgesetzen entsprechender lebt, nimmt auch die Bösartigkeit aller Epidemien ab. Die Pest findet im mittleren und westlichen Europa gar keinen Boden mehr. Die letzten Cholera- wie Blatterncpidemien sind bedeutend milder als vor 50 und 100 Jahren aufgetreten; letztere nicht etwa des Impfens wegen, denn die Geimpften werden ebenso befallen wie die Ungeimpften, sind im Gegentheile meistens sogar die «Bevorzugten», nämlich die Erstbefallenen bei einer ausbrechenden Massenerkrankung. Zur Erhärtung dieser enormen Blamage der Jmpf- theorie diene Folgendes: Bei den Epidemien, welche zu Anfang der siebziger Jahre mehrere Länder heimgesucht haben, erkrankten im Jahre 1871 nach amtlichen Feststellungen: in London 14.808 Menschen, davon 11.171 Geimpfte, » Berlin 17.020 » - 14.281 » Bayern 30.472 » » 29.429 In Triest, wo im Winter 1884 die Blattern grassierten, sind nahezu 3000 Blatternerkrankungen vorgekommen, unter welchen nur eine ganz kleine Zahl Umgeimpfter figuriert. Diese amtlich beglaubigten Thatsachen können nicht mehr aus der Welt geschafft werden, aber wohlweislich werden sie von den Jmpf- freunden todtgeschwiegen, und von der gesinnnngstüchtigen Presse wird diesem Bestreben des Ignorierens getreulich secundiert. Selbst die große Mehrzahl der sich als liberal ausgebenden Journale hütet sich ängstlich, in diesem Punkte der Wahrheit die Ehre zu geben und dem Volke klaren Wein über den Jmpfschwindel einznschenken!!, nur um es mit dem Gros der privilegierten Heilkünstler nicht zu verderben. 11 15. Hier eignet es sich, die Frage zu stellen: woher nimmt bei einer ausbrechenden Epidemie der jeweilig Erstbefallene den Jnfectionsstoff? Antwort: wo anders, als aus seinem eigenen unreinen Blutherde? So ist es daher auch ein blödsinniges Unterfangen, die Ausbreitung einer Epidemie durch Absperrungs- und andere chicanöse Maßregeln verhindern zu wollen! Die Engländer haben das thatsächlich bei der Cholera anerkannt und darum die Schiffsquarantäne, eine mittelalter¬ liche Institution, beseitigt. Und endlich ist diese hygienisch vorgeschrittene Nation, die Urheberin der Jmpfpraxis, zur Erkenntnis gelangt, dass dieselbe ein blödsinniges Eingreifen in die Gesetze der Natur und ein verfassungswidriges in die persönliche Freiheit des Bürgers (Menschen) sei, und hat den Impfzwang im vorigen Jahre wieder aufgehoben. Nicht nm ein Haar besser steht es mit der Berechtigung, richtiger gesagt: dem Schwindel aller neu anfgetauchten Jmpfmittel gegen Di- phtheritis und andere epidemisch auftretende Erkrankungsformen. Die dadurch bewirkte Symptomen-Unterdrückuug wird als Heilprocess erklärt, und die später folgenden Nachwehen werden ignoriert. Die Jnfectionstheorie* und die daraus entsprungenen Absperrungs¬ maßregeln tragen eine absolut verderbliche, demoralisierende Wirkung unter das Volk. Solange dasselbe dem Glauben huldigt, die epidemischen oder Massenerkraukuugen kommen von außen, aus der Luft angeflogen, statt deren Ursache in unordentlichem, unreinem Vorleben zu suchen, wird es nicht in sich gehen und an ihre Wurzeln selbst Hand anlegen. Spendet man demselben noch den Ab lass kram der Impfung, so muss es vollends im Irrwahn bestärkt werden: die Gesunderhaltung, statt auf moralisch hygienischer Grundlage sich zu erwerben, sich durch medici- nischeu Hokuspokus erkaufen zu können. Ein solches unmoralisches Tauschgeschäf tist indes ein Fanstschlag ins Gesicht der Schöpfungsweisheit. 16. Nur ein bisschen ruhiges Nachdenken muss uns überzeugen, dass die ganze Erdballsschöpfung ein Stümperwerk wäre, wenn das höchste Geschöpf auf demselben zufällig von einer so vergiftenden Luftströ¬ mung, einem Pilzkeime oder Jnfusivnsschwarme bestrichen werden könnte, um kurz darauf einer tödtlichen Reaction zu verfallen. Nein, da gehört wahrlich ein naiver Kinderglaube dazu, dergleichen als Thatsache anzu¬ nehmen. Eine so tief und hoch gehende organische Revolution, wie sie eine starke Blatternkrisis oder ein heftiger Cholera-Anfall, ein Typhus (Nervenfieber) oder irgend eine stürmisch auftretende Entzündungs¬ krankheit re. im individuellen Organismus vorführt, muss, wie die Volksrevolutivn, eine lang dauernde, schleichende, aber tief eingreifende Misshandlung zur Vorbedingung haben; dieselbe kann keine andere sein als Unordnung und Unreinlichkeit um und um. * Der Begriff oder das Wort Jnfections-, d. i. Ansteckungs-Krankheit, muss, weil unwahr, mit allein Nachdruck vertilgt werden, weil er in den Händen der Arzte eine furchtbare moralische Schreckwaffe ist. 12 17. Die Ansteckungslehre beruht auf der gleichen oberflächlichen Unter¬ suchung, wie das Märchen der Erkältungskrankheiten. Das scheinbar Wahre an der Erkältungstheorie hat dieselbe durch die permanente Aufrechterhaltung seitens der Wissenschaft zum Dogma erhoben, welchem Unzählige zum Opfer fallen. Wenn jemand nach einer sogenannten Erkältung erkrankt, so war er, just wie vor einer epidemischen Erkrankung, im vorhinein durch seinen Blutzustand absoluter Candidat der Krankheit. Davor schützt auch das blühendste Aussehen nicht, weil mau in einem reactionslosen Wohlseinsstadium sich befinden (Z 3), dabei aber un¬ gesund, wurmstichig sein kann.* Erkältung erzeugt nur eine thermo¬ elektrische Jmpulsierung des Nervenshstemes, worauf dieses deu Kampf gegen die abgelebten Säfte beginnt. Verweichlichung begründet sonach die wirkliche Erkrankung; denn wer sich regelmäßig erkältet, nämlich die Haut durch die Luft abkühlen lässt, erkältet nicht mehr im Sinne der medicinischen Lehre, d. h. er wird von keiner krank machenden Nachwirkung ergriffen werden. Mit andern Worten: das beständige Warmhalten der Haut erschlafft, schwächt dieselbe ab, bewirkt Trägheit ihrer Function, was von höchst nachtheiligem Einfluss ist. 18. Die merkwürdige Construction der Haut befähigt und bestimmt dieselbe, zu combinierter Function, nämlich als Hilfslunge, Hilfs¬ niere, Hilfsleber und Hilfsschleimhaut thätig zu sein. Eine geregelte, tüchtige Hautcultur bietet eines der vornehmsten Vorbeugungsmittel * Wie anders ließe sich die traurige Erscheinung des plötzlichen Lebenskraches so mancher ini besten Alter stehender, blühcudst aussehender Männer erklären? Wie, dass die blühendst ausschcnden Kinder, welche bisher stets wohl gewesen («gesund» kann man nicht sagen), durch acnte Reactionsformen, wie Diphthe- ritis, Cronp, Gehirnhöhlenausschwitzung genannt, rasch weggerafft werden? Wir werden weiter unten ein äußerst interessantes, klar beweisendes Beispiel anführen, dass Gehirnhöhlenausschwitzung nur von abgelebtem, verdorbenem Blute herrührt, auf welche Ursache alle anderen inneren Ausschwitzungen, heißen sie wie sie wollen, zurückzuführcn sind. Jede innere Ausschwitzung gibt Zeugnis schwacher Hantsunction des verkümmerten peripherischen Blutkreislaufes, denn im umgekehrten Falle würde die Ausschwitzung in Form von Ausschlag, Geschwüren, übelriechenden Schweißen rc. durch die Haut erfolgen, womit die Lebensgefahr beseitigt wäre. So z. B. sehen wir in der Diphtheritis nur einen von der Haut uach der Schleimhaut versetzen Scharlach- oder Masernprocess. Die Schwäche des peripherischen Nerven- und Blutkreislaufes ist die Ursache so mancher unerwarteter Krankheiten und Todesfälle. Diese kann angeboren, unerzogen oder durch vernachlässigte Hantcnltur erworben sein, daher es ganz nutzlos ist, zur Erklärung obgenannter trauriger Thutsachen nach -Pilzkeimen» auf die Suche zn gehen! Unleugbar muss man einen abnormen krankhaften Zustand darin erblicken, wenn unser Organismus seine Stosfschlacken centripetal (dem Innern zu) statt centrifug al (nach außen hin) bewegt. 13 gegen innere Erkrankungen im allgemeinen. Regelmäßige Abkühlung der Haut ist ebenso nothwendig, wie regelmäßige Erwärmung derselben, weil es die Natur jeder Kraft ist, die Einheit (das Gleichgewicht) zweier Gegensätze zu verbinden; jede einseitige Übung eines Gegen¬ satzes führt auf den Holzweg, nämlich zu mehr oder weniger Erlahmung. Die diätetisch-atmosphärischen Abkühlungen der Haut verdienen Vör¬ den mittelst Wassers vollzogenen entschieden den Vorzug, weil erstere unserem Nervensystem weit adäquater sind, letztere (nämlich die Kalt¬ waschungen und kalten Bäder) mit der Zeit leicht zu Nervenüber¬ reizungen führen. Wer sich genauer um die Praxis der Lichtluftbäder zu unterrichten wünscht, der verschaffe sich unsere Broschüre: «Die Grund lehren der Naturheilkunde», als Hauptcapitel «Die atmosphärische Cur- enthaltend, im Verlage von L. Fernau (Theobald Grieben) in Leipzig oder vom Verfasser, Preis 1 Mark, zuzüglich 10 Heller Porto, oder noch besser: er prakticiert solche durch zwei oder drei Wochen im Curorte Veldes in Oberkrain. 19. Wenn man durch die kurzen Andeutungen des vorausgehenden Paragraphen zum Nachdenken über die sogenannten Erkältungen ge¬ bracht wird, muss man sich doch selbst fragen, wie ist es zu begründen, dass der so einfache natürlich physikalische Vorgang der atmosphärischen Hautabkühlung, Erkältung genannt, so gewaltige organische Reactionen, nämlich heftige Erkrankungen, wie Lungenentzündungen, Typhus rc., bewirken kann? Das Lichtluftmeer ist ja doch so recht unser Lebenselement,* variiert stündlich — ja häufig früher — seine Temperatur und zeigt in je 24 Stunden eine bedeutende Differenz zwischen Maximum und Minimum. Es muss sonach Grundgesetz sein, dass, sowie die Pflanzen, auch die Menschen bis zu einem gewissen Grade den Temperaturvaria- tivnen sich zu unterziehen haben, damit das Hautnervensystem, und im Reflex das gesummte Nervennetz, die diätetisch nothwendigen thermo¬ elektrischen Impulse erlange. Die Entfremdung von der Lichtluftsphäre durch unsere ängstliche und übertriebene Einschachtelung in Kleider, Betten und Wohnungen begründet positiv «Erkältungskrankheiten», indem sie zu außer¬ gewöhnlicher Todesstoffausammlung führt. 20. In der Lichtluftpflege des Körpers besitzen wir die Quelle höchster Nervenkräftigung sowie der intensivsten Säftereinigung. Das wissen leider Millionen und Millionen Gesundheitsbedürftiger nicht, ja sie tragen gegentheils dicke Röcke und Sonnenschirme dazu, um ja gewiss die edelste Lebensflamme von sich abzusperren; so ist es, weil sie nicht belehrt werden, und doch liegt es so nahe! Es ist eben eine Eigenheit * Wir sind eigentliche Lichtluftgeschöpfe. Das beständig auf dem Leibe geschleppte Kleidermagaziu ist von bedenklichem Nachtheil. 14 der menschlichen Natur, lieber in die Ferne zu schweifen und das Nahe¬ liegende zu überseheu. Seit 30 Jahren ließ der Verfasser ca. ll'/g tausend Kranke die atmosphärischen Erkältungen und Erwärmungen in methodisch cura- tioer Weise mit den herrlichsten Erfolgen prakticieren. An sich selbst hat er in experimentaler Weise wenigstens 3000 solche winterliche und ebenso circa 3600 sommerliche Abkühlungen vorgenommen, dass den¬ selben gegenüber gewöhnliche Erkältungen ein wahres Kinderspiel stud. Von diesen Experimenten hat er nicht nur keinen Schaden davon¬ getragen, sondern gegentheils (im 78. Lebensjahre stehend) für sein Alter seltene Rüstigkeit und Elasticität sich bewahrt. 21. Ebenso wie die diätetisch geübte Abkühlung und Erhitzung zu den ausgiebigsten Gesunderhaltungsmitteln zählt, bietet sie, wenn methodisch geübt, die Grundlage des physikalischen Heilverfahrens. Wie schon im ß 18 angedeutet wurde, verdienen in positiv chro-, nischen Leiden, oder zwecks der Nervenkräftigung überhaupt, die mil¬ deren atmosphärischen Abkühlungen (Lichtluftbäder) und hinwieder Erhitzungen (Sonnenbäder) den Vorzug vor den hydropathischeu. In acuten Krankheiten hingegen, besonders in den fieberhaften, hitzigen, handelt es sich wesentlich darum, durch Entziehung der übermäßigen Wärme den heftig anftretenden raschen Stoffwechsel zu mäßigen, milder zu gestalten; keineswegs aber denselben zu unterdrücken, wie dies die allopathische Methode durch Eisumschläge häufig thut. Hier gebürt dem Wasser der Vorrang, und zwar hauptsächlich durch die von Prießnitz erfundenen Abkühlungsformen der nassen Wickelungen und der Halbbäder. Jeder Arzt, welcher sich das physikalische Heilverfahren rein und vollständig zu eigen macht, wird seinen bloß chemisch operierenden Kollegen gegenüber binnen kurzem einen großen Vorsprung abgewinnen. 22. Um die natürliche Behandlung des Blatternkranken überzeugend darstellen zu können, ist es von principieller Wichtigkeit, ausführlich auseinander zu setzen, dass weder die sporadischen noch die epide¬ mischen Krankheiten, also anch die Blattern, nicht von in der Luft herumschwebenden Mikroorganismen (Kleiuthierchen) herrühren. Mo¬ mentan herrscht eine wahre Hetzjagd nach solchen kleinen Teufelchen, die mit allen möglichen Namen, wie Mikroben, Batterien, Bacillen rc., belegt sind und sich milliardenweise in uns verkrochen und vermehrt haben sollen!! Dies soll nur dazu dienen, dem Volks Sand in die Augen zu streuen, um die blindgläubige Menge im Wahn zu erhalten, dass gegen solch dämonische Eindringlinge nur specifische chemische Vernichtungsmittel Hilfe bringen können!! Wie dann aber, wenn der Beelzebub (die Medicin) auf seiner Jagd anch dem kleinen Wildpret den Jagdinhaber selbst zugrunde richtet? — 15 — Nun, dann erfreut man sich ausreichend an dem heute oft gehörten herrlichen Trost: «Die Operation ist famos gelungen, der Patient aber ist hinübergegangem» 23. Auch angenommen, es seien verschiedenartige Kleinthierchcn in Blut und Substanz bei verschiedenen Krankheiten nachweisbar, so sind dieselben nicht Ursache, sondern Folge der vorausgegangenen Erkrankung, nämlich durch längst bestandene Circulationsstörung faulig gewordene Stoffwechselrückstände oder Todesstoffe.* Das Blut, welches im Kreisläufe lebt, dient für uns zur Nahrung, kann nicht zweien Herren dienen, also keine Parasiten ernähren. Die beste Schutzwehr gegen die angebliche Parasitenherrschast (Todesstoffe) bietet stets nur eine gehobene, wahrhaft unterstützte Lebenskraft, mit anderen Worten: das gekräftigte Nervensystem. Jedem individuellen Nerven¬ system und jedem Organe wohnt eben eine bestimmte Betri eb skra ft d er Kr eislau fbew eg ung inne. Diese kann aller¬ dings mehr oder weniger gehoben, entwickelt werden; darüber hinaus gibt's keine Hilfe! Würde diese Kraft bei sämmtlichen Individuen gleich¬ mäßig ausgetheilt sein, so wäre damit das Gesetz der Ungleichheit (siehe ZZ 6 und 13), nämlich der individuellen Verschiedenheit, aufgehoben. 24. Das Nervensystem, dieses oberste vegetative Princip unseres Körpers, repräsentiert im organischen Haushalte den Hausherrn, den Ehemann, welchem das Gefäßsystem, nämlich das Blut- und Lymphen- gefüßnetz, als Eheweib beigegeben ist; von ihrer Harmonie hängt die Gesundheit ab. Je vollkommener diese herrscht, desto solider, completer der Stoffwechsel. Die Organe, Haut, Nieren, Lunge, Leber, Magen, Milz, Schleimt)aut rc., sind nur v e r s chi e d e n a rti g e A n hä n sn n g e n des Nerven- und Gefäßsystemes, mit mehr oder weniger eingewebter Muskelfaser.** Es muss sonach jedes Organ in seiner Art, ähnlich dem Herzen, als Saug- und Stoßpnmpe, bezw. anziehend und abstoßend mitarbeiten; hiedurch allein kann der Lebensstrom, Blut genannt, seine normale Distanz- oder Kreislaufbewegung laut Z 1 erlangen. Leben ist bekanntlich Bewegung. Nachdem den festgebannten, fixierten Organen eine Distanzbewegung benommen ist, bleibt denselben nur die Localbewegung, d. i. die Zusammenziehung und Ausdehnung, übrig.*** * Eine Ausnahme von dieser Regel machen die durch genossenes rohes Schweinefleisch hinabgeschluckten Trichinen und Bandwurmfinnen. ** Es würde hier zn weit führen, eine anatomische und physiologische Be¬ schreibung des Nerven- und Gefäßsystemes zu geben. Das findet sich hinreichend in populären Anthropologien, über welche jede Buchhandlung Auskunft ertheilt. *** Genau besehen, ist die Local- oder Hin- und Herbewegung eine Pendel- bcwegung, und diese wieder ein Ausschnitt (Segment) der Mreislaufbewegung. In unserem Organismus sind die Beine das einzige distanzbewegcnde Organ. Leider 16 Diese allen Organen und organischen Systemen gemeinsame physi¬ kalische Thätigkeit repräsentiert also ihre Hauptfunction, mittelst deren sie die verschiedenartigen chemischen Products zustande bringen. Der innerste Vorgang der chemischen Werkstätte, wohin kein sterbliches Auge dringt, ist Räthsel. So viel ist gewiss, dass in dem Verhältnisse, als ein Organ die Fähigkeit seiner Zusammenziehung und Ausdehnung (die Elasticität) verliert, auch seine chemische Leistung oder Function zurückgeht. Durch den gewichtigen Einfluss, welchen die periodischen Abkühlungen und Erhitzungen des Körpers auf die zusammenziehende und ausdehnende Organenbewegnng ansüben, lässt sich der hohe Wert des Naturheilverfahrens ermessen. 25. Zu weiterer Begründung unseres Satzes, dass die Blatternkrankheit nicht von außen plötzlich angeflogen kommt, sondern ein vom Körper- innern längst vorbereiteter, nach außen sich bewegender Reinigungs- process sein muss, führen wir noch Folgendes an: 1. ) Ausgeblatterte Leute sind durchgehends viel gesünder, als sie es längere Zeit vorher waren. Chronische Leiden werden nicht selten mit dieser Reinigungskrisis beseitigt. 2. ) Ist es vielfältig erwiesen, dass von den zahlreich mit Blattern¬ kranken sich beschäftigenden Ärzten und Wärtern die große Mehrzahl (95 bis 98°/y) von dieser Geißel frei bleibt, welche That fache allein schon die Haltlosigkeit der Ansteckungstheorie d arthu t? 3. ) Dass in Jahrgängen mit Blatternepidemien die Dnrchschnitts- sterblichkeit ausgedehnter Districte keine größere als gewöhnlich ist, somit die an Blattern Verstorbenen schon vorher absolute Todescan¬ didaten waren, d. h. wären sie nicht der Blatternkrankheit erlegen, ebenso gewiss dann binnen kurzem einer anderen Krankheitsform. Wir sagen ausdrücklich -Form», weil, was man gewöhnlich Krankheit nennt, nur die Reaction (Naturgegenwirkung) gegen die Stoffwechselrückstände dar¬ stellt, welche äußerst verschiedene Gestaltungen annehmen, d. h. die Form wechseln kann; z. B. von Scharlach in Diphtheritis (brandige werden sie allgemein zu wenig ihrem Zwecke entsprechend verwertet, weshalb ein berühmter Arzt mit Recht den Ausspruch that: «Wenn wir mehr gehen würden, würde alles besser gehen.- Dies aus dem einfachen Grunde, weil Distanzbewegung die natürlichste allgemeine Anregung der Localbewegung bietet, nämlich zu inten¬ siverer Zusammenziehung und Ausdehnung sämmtlicher Organe oder gesteigerter Kreislaufbewegung veranlasst. * Während wir diese Abhandlung schrieben, wurden wir telegraphisch von Florenz nach Triest zur Behandlung eines au den Blattern schwer erkrankten Kindes berufen, wobei sich die hier nachfolgend beschriebene Methode vollständig bewährte. Absichtlich unterließen wir es nicht, hiebei öfters mit beiden Händen über die Blattern zu streichen, um die Unrichtigkeit der Ansteckungstheorie zn con- statieren. Auch beide Eltern thateu dies ohne Scheu regelmäßig beim Abbaden des Kindes. 15 Jahre sind seither verflossen, und sind weder die Eltern noch wir von den Blattern befallen worden. 17 Halsbräune) und umgekehrt. Jschiatisches Hüftweh, sogenannter Hexen¬ schuss, starke Rheumatismen gehen oft in Brustkatarrh oder Lungen¬ entzündung über, Scharlach- und Masern-Ausschlag in Wassersucht, in innere Ausschwitzungen, Gehirn- und Herzerkrankungen rc. rc. Diese Wechselform kranken Blutes bestätigt auch Dr.Lorinser, seiner¬ zeit Director des Krankenhauses Wieden in Wien, indem er sagt: «Aus «der Geschichte der Epidemien wissen wir, dass zur Zeit einer herr¬ schenden epidemischen Krankheitsform alle übrigen Krankheiten «in den Hintergrund treten.» Weder das Krankwerden noch das Sterben geschieht zufällig; beides sind naturgesetzmäßige Vorgänge. Alle Naturvvrgänge sind Mathematik, d. h. sie bewegen sich nach feststehenden Gesetzen. Was gegenwärtig besteht, ist eine Folge dessen, was da war, indem alles Bestehende einer permanenten Umwandlung unterworfen ist, oder wie ein Philosoph an eine Brücke schrieb: «Alles ist Übergang.» Sorget darum täglich diätetisch für gesundes Blut. Dies erst zu thun, wann eine Epidemie ausbricht, ist lächerlich, weil häufig zu spät. 26. Dem Verfasser dieses gilt auch nachfolgende Erfahrung als Beweis der aufgestellten These, dass die Blatternkrankheit eine nothwendig gewordene Blutreinigungskrise sei. Längere Zeit in Laibach wohnhaft, fungierte er dort in einer Familie u. a. als Hausarzt. Sieben Kinder belebten das Haus; sie alle waren geimpft gewesen, und trotzdem hatte eines derselben die Blatternkrankheit in hohem Grade durchgemacht, wie dies starke Blatternnarbeu bewiesen; merkwürdigerweise war nur dies eine gesunden Aussehens, während alle anderen elend aussahen und stets kränkelten. Bei diesen letzteren sechs Kindern scheint nun allerdings der «edle Impfstoff» gewirkt zu haben, allein im allerschlech¬ testen Sinne, nämlich lähmend auf das Nerven-und Gefä߬ system, wodurch die Reinigung des Blutes vom Blatternstoff unter¬ drückt wurde. Zur besonderen Berücksichtigung für Vorurtheilsfreie diene ferner noch die auffallende Thatsache, dass der vielgepriesene Erfinder der Impfung, Dr. Jenner, selber nur ein einziges seiner Kinder geimpft hat. Schon damals machte sich in einzelnen Fällen der gesunde Menschen¬ verstand oppositionell geltend, indem z. B. das englische Parlaments¬ mitglied Cobbelt die Kuhpockenimpfung als Wahnwitz brandmarkte; nach den seither gemachten Erfahrungen eine noch viel zu milde Be- urtheilung. Der Impfstoff hat überhaupt auf die verschiedenen Individuen unterschiedliche Wirkungen. Bei schwächlichen oder blutkranken Personen wirkt er bald rasch, bald langsam vergiftend, so dass daraufhin eine hübsche Prvcentzahl Kinder theils schnell an hitzigen Krankheiten, namentlich durch Rothlauf, weggerafft werden, theils kränkelnd an chronischen Leiden, besonders an Scrophulose, Tuberculose, Syphilis und 2 18 Vereiterungen, hinsiechen; sogar Erblindung kann die Folge dieser wahnsinnigen Praxis werden. Dem Moloch der Impfung sind in unserer Familie allein drei talentvolle, brave jnnge Leute zum Opfer gefallen. Nachdem sie sich vor der Impfung des köstlichsten Wohlaufseins erfreuten, begann nach derselben das Kränkeln und hatte kein Ende mehr, bis sie schließlich erlagen. Allen Jmpffreunden, die nicht etwa den Vorsatz gefasst haben, mit offenen Augen nicht sehen zu wollen, empfehlen wir dringend «vr. insä. Nagels 40 Anklagen gegen die Jmpfärzte», im Verlage von Otto Rabe in Berlin, Preis 15 Pfennige; ebensosehr ferner Dr. Oidt- manns Zeitschrift «Der Jmpfgegner», in Linich (Rheinpreußen) erschei¬ nend, halbjährlich 2 Vs Mark. Wer hierdurch zu keiner besseren Einsicht geführt wird, der stopft eben absichtlich Ohr und Auge vor Vernunft- gründen zu. 28. Bei kräftigen, widerstandsfähigen Individuen bilden sich in der Regel an der geimpften Stelle volle, große Eiterpusteln, nämlich Geschwüre, welche als der energische Ausstoßungsprocess (Natur¬ gegenwirkung) des gewaltsam ins Blut eingeführten Fremdstoffes (hier Thierjauche) anzusehen sind. Dieser Ausstoßungsproeess kann aber indi¬ viduell auch nur theilweise vor sich gehen; ein anderer Theil, oder auch der ganze Impfstoff, kann durch locale Einschleimung, wie man sagt, eingekapselt werden, wodurch er quasi neutral oder unschädlich gemacht wird. Die theilweise Ausstoßung und Einkapselung ist z. B. beim Verfasser dies selber vor sich gegangen, denn er trägt nicht nur deutliche Narben der seinerzeit entstandenen Pusteln, sondern es juckte ihn an denselben Stellen periodisch heftig über 30 Jahre lang, so dass ihm starkes Kratzen daselbst jedesmal Bedürfnis war. Dieselbe Erscheinung haben wir auch von anderen vernommen. Wo sich nach der Impfung keine Geschwüre bilden, sind dreierlei Fälle möglich: entweder der Impfstoff ist nicht tief genug in die Unter¬ haut gedrungen, was natürlich nur als ein Glück zu betrachten ist; oder aber er wurde gänzlich eingekapselt; im dritten Falle kann er ohne sofortige Natur-Gegenwirkung (Ausstoßung) ins Blut aufgesogen worden sein. Über diese letztere Frage kann öfters erst nach längerer Zeit ent¬ schieden werden, indem früher oder später langwierige äußere oder innere Krankheiteii, besonders Flechten, Lupus, Scropheln, Knochenfraß, grässliche Vereiterungen re., nachfolgen. Hören wir nur noch die Ürtheile zweier im Jmpfgeschäfte quasi ergrauten englischen Ärzte an: Dr. Gregory, Vorstand des Spitales für Blatternkranke in London, ein Mann, welcher diesem Institute 50 Jahre gewidmet und somit die Erfahrungen eines halbes Jahrhunderts für sich hat, legt ein freies Bekenntnis in Fol¬ gendem ab: «Die Blattern befallen auch Geimpfte, und die Ausrottung dieser grausamen Krankheit steht noch in ebenso weiter Ferne, wie damals, wo Dr. Jenner leichtsinnig und vermessen wähnte,sie ein- für allemal überwunden zu haben. Ich werde zu dem Schlüsse getrieben, dass die Empfänglichkeit für das Blatterngift bei den Geimpften 19 mit den Jahren zunimmt, während das Gegentheil bei den Un¬ geimpften stattfindet.-- In noch schärferer Weise spricht sich Dr. Collins in London ans, welcher dort 20 Jahre als Jmpfarzt thätig war und während dieser Zeitdauer nicht weniger als fünf Blatternepidemien mit¬ gemacht hat. Sein Urtheil lautet: «Die Pockenimpfung ist eine für die menschliche Gesellschaft gefährliche Praxis und sehr oft das Mittel, andere Krankheiten von einer Person auf die andere zu übertragen, niemals aber ein Schutz gegen die Blattern.» 29. Sehen wir uns nun auch den Ursprung und die Qualität des angeblich so viel Segen spendenden «edlen Saftes», Impfstoff genannt, an. Die Grundsatzlosigkeit der Allopathie zeigt sich hier wieder eclatant. Früher wurde der Inhalt von Kuheuter-Geschwüren nur einzelnen Kindern eingeimpft; von den hiedurch auf den Kinderarmen bewirkten Pusteln, resp. Geschwüren, wurde der Saft entnommen und anderen Kindern eingeimpft, soweit er eben hinreichte. Diesem Impfstoffe gab man den beschönigenden Namen «humanisierte Lymphe»; eine bewunderns¬ werte wissenschaftliche Erfindung!! — Als man endlich nach langer Zeit durch unermessliches Elend gewahr wurde, dass in dieser Weise selbst von scheinbar gesunden Kindern Krankheiten übertragen, nämlich erzeugt wurden, stand man da und dort an Jmpfcentren in größeren Städten von der humanisierten Lymphe wieder ab und griff nochmals zum Kuh- und zum Kalbsgeschwür zurück. Natürlich ist vor dem Forum des gesunden Verstandes der eine Unrath soviel wert wie der andere.* Forscht inan indes auch über den Ursprung dieser hochwerten Kuh- und Kalbsgeschwüre nach, so kommen curiose Dinge an den Tag. Sucht und sucht man die edlen, angeblich selbstg ew a chfcn en Saft- knvtchen heute, so findet man sie nirgends. Von Forschern wird des¬ halb vielfach behauptet, dass die zu Jenners Zeit berühmt gewordenen Kuhenter-Geschwüre von mit Blattern behafteten melkenden Mägden auf die Euter übertragen worden seien. Sei dem, wie ihm wolle. Nachdem einmal der Glaube an diesen Wundersaft eingebürgert war, auch «die Dummen nie alle werden», musste doch für Befriedigung dieses Köhlerglaubens gesorgt werden; «Unnäns vnU äooipi-, zu deutsch: «Die Welt will betrogen sein.» Die Schlauen wissen sich zu helfen; man impft einfach Weinstein oder andere ungefährliche Ingredienzien auf die Euter ein, und als Natur-Gegenwirkung, zwecks Ausstoßung dieser Freindstoffe, resp. Gifte, entstehen die -gesuchten» Jmpfstoff- geschwüre. Freund, bist du zufrieden, was willst du noch mehr?! Wenigstens sollte man meinen, damit absolut kein Nachtheil durch den Impfstoff bewirkt werden könne, würde die so hoch zu Ross sitzende * Noch unlängst las man in dm öffentlichen Blättern, wie auf der Insel Rügen infolge der Impfung 240 Kinder ekelhaft ausschlagskrank wnrden. Ähn¬ liches aus der Gegend von Marienwerder; früherer — noch viel ärgerer und räumlich ausgedehnterer — Masseuvergistungen hier jetzt nicht mehr zu gedenken. s* 20 Corporation der Staatsmediciner in ihrer vielberühmten Exactheit und Gründlichkeit nun doch für eine genaue chemische Analyse des Impfstoffes gesorgt und solche als Norm aufgestellt haben. Keine Spur davon! Was ist denn also der Impfstoff? Braucht es noch langer Beschreibung und Umschreibung, wenn man weiß, dass er dem Ge¬ schwüre eines Viehes entnommen wird? Benennen wir ihn also kurzweg, was er ist: «Viehjauche», und damit sinkt die ganze Jmpfinstitution zur mittelalterlichen metiermäßigen Schmiererei, ja bei nicht wenigen zur gemeinen Spekulation herab! Und gegen diesen crassen antiphysiolvgischen Eingriff, diesen Cynismus in der Heillehre, hat die Wissenschaft die längste Zeit ge¬ schwiegen, statt wie ein Mann sich dagegen aufzulehneu! Wahrlich eine Schmach und der Beweis, dass auch mit -Wissenschaft- viel Humbug und Schwindel getrieben wird. Der Wahrheit die Ehre gebend, dürfen wir anerkennen, dass in der Neuzeit doch manche Männer der Wissenschaft die Jmpfinstitution kritisch untersuchen und sie verdammen. 30. Der Appenzeller Cantonsrath hat zwar unter Aufrechterhaltung des Impfzwanges mit Vorsicht befohlen, dass der Impfstoff -rein», und der Berner große Rath, dass er -gut» sein müsse. Und doch gilt ja als Ursatz, dass alles, was der lebendige Organismus aus¬ stößt, die Verkörperteste Unreinigkeit, d. h. Mist, sei! Wie ist es nun logisch denkbar, dass da etwas «Reines» oder «Gutes» d'ran sein kann? Diesen räudigen Saft sollte der weise Schöpfer ver¬ gessen haben, ins höher organisierte Menschenblut einzuführen? Hu! Hu! wie tief steckt das 19. Jahrhundert noch im Aberglauben! O kindliche Einfalt blinden Glaubens und Nachbetens! Beweist jener landesväter¬ liche Befehl nicht absolute Unwissenheit inbetreff der elementaren Grundsätze eines körperlich gesunden Daseins, sowie des wirklichen objectiven Verhaltens der einschlägigen Dinge überhaupt? Es kann gar nicht anders sein, als dass diese — einzeln ge¬ nommen — so verständigen und rechtschaffenen Männer in dem Falle alle gerade so handelten, wie einer der ausgezeichnetsten officiellen Repräsentanten des Schweizer-Volkes dem Schreiber dies selbst per¬ sönlich gestanden hat, bei der Abstimmung des Schweizer-Volkes über den Impfzwang es gethan zu haben, nämlich: dass er einfach und in gnten Treuen auf die gelehrten Männer des Faches sich verlassen habe, die hier das Wort zu führen hatten. Natürlich bedachte der wissenschaftlich hochstehende, für sich selber so sittenstrenge und selbstlose Eidgenosse (der leider heute nicht mehr unter den Le¬ benden weilt*) dabei nicht genugsam, dass obbesagte Fachmänner auch * Weshalb wir uns auch enthalten müssen, seinen in allgemeiner Verehrung stehenden Namen zu nennen. Am -Autoritätsglauben- laborierte also nichts¬ destoweniger auch er. k. 8. Erst seitdem Vorstehendes schon gesetzt war, vernahmen wir, dass auch noch andere hoch- und höchststehende Glieder der Bundesversammlung geradeso sich ausgesprochen haben. 21 dem menschlichen Jrrthum unterworfen seien. In seiner noblen Deukuugs- weise entgieng ihm ferner, dass die Fachmänner als Glieder einer vom Staate großgezogenen Kaste so gut wie irgend andere Sterbliche vom Kitzel nach Machterweiterung beherrscht sind; durch den Impfzwang wäre ihnen auch dieselbe auf die gesammte Bevölkerung factisch in noch viel höherem Maße als vorher zugefallen. Nicht anders kann es ferner sein, als dass ein starker Th eil eben dieser selben Männer durch unverstandene gelehrte Wörter sich im¬ ponieren ließ und ganz was anderes unter Sachen sich vor¬ stellte, als sie in Wirklichkeit sind! Wie beugt der gewöhnliche Laie sich ehrfurchtsvoll z. B. nur vor deui einzigen Worte -Lymphe» (als Impfstoff verstanden). Würde es auch so sein, wenn man statt dessen deutsch heraus -Vieheiter», -Vieh-Auswurf» setzen würde? Weinen sollte man und einen Schleier über das Gesicht ziehen, dass der menschliche Geist so weit ins Absurde sich verirren konnte und es heutigen Tages noch nöthig ist, die Feder zu ergreifen, um solchen Unsinn aus der Welt zu schaffen. Wahrlich, bei dem projectiert gewesenen Jmpfzwangsgesetze hat sich der gesunde Jnstinct des Schweizer- Volkes wieder einmal famos bewährt; mit dessen Verwerfung hat das¬ selbe weit richtiger gefühlt und geurtheilt, als so manche Gelehrte und Halbgelehrte, welche uns angeblich mit einer enormen Wohlthat be¬ glücken wollten! 31. In Preußen, wo durch längere Zeit die Impfung der Schafe eingeführt war, überzeugte man sich endlich, dass eben hierdurch die Blattern geradezu gezüchtet, d. h. permanent gemacht wurden. Infolge¬ dessen legte die Regierung strenges Verbot gegen die Schafimpfung ein. In natürlicher Logik hätte dasselbe Verbot nun auch gegen die Menschenimpfung erfolgen sollen. Allein da lautete es mm: «Halt, Bauer, das ist was auderes!» Am Im Pfbaum hängen eben Millionen glänzender Golddueaten. 32. Bewahrung vor den schlimmen Folgen der Impfung. Wenn je ein solch barbarisch-tyrannischer Eingriff in die persönliche Freiheit des Schweizer-Bürgers in Form einer zwangsweisen Impfung erfolgt ist, so wende man folgende Maßregeln zur Verhütung der Ver¬ giftung an: 1. ) Sofort, nachdem man dem Lanzettenritter den Rücken gewendet, streife man einigemale fest drückend über die Lanzettenstiche, und zwar von oben nach unten, von den Achseln dem Ellbogen zu. 2. ) Die Impfstelle werde sofort kräftig ausgesogen, womöglich bis Blut zum Vorschein kommt, welches dann natürlich ausgespuckt wird. 22 3.) Hierauf belege man die wunde Stelle mit einem kleinen er¬ regenden Umschläge, kalt und feucht (nicht nass) aufgelegt uud mit Flanell überdeckt; je nachdem derselbe sich erwärmt, resp. antrocknet, wird er circa alle zwei bis vier Stunden erneuert (drei- bis viermal gereinigt). Dies genügt in der Regel vollständig, um die Jmpfvergiftung aufzuheben. Wer ein Mehreres thun will, der nehme, wo sich Gelegen¬ heit bietet, gleich nach der Aussaugung ein tüchtiges Schwitzbad mit mäßig kalter Douche auf die Impfstelle. Nach vollständiger Erwärmung (ca. zwei Stunden nach dem Schwitzbade) appliciere er dann die sul> 2. erwähnten erregenden Umschläge. II. Abtheilung. Don der nnturärsilichen Behandlung der Fieberkranken im allgemeinen und der Klatternkranken im besondern. Mot to. «Was das Volk nicht weis;, weiß niemand; was das Volk nicht kann, kann niemand.» 33. Wenn man den geistig unverrückbaren Standpunkt erreicht hat, dass sowohl der Blatternausschlag als alle anderen acuten Ausschläge, wie Scharlach, Masern, Rötheln rc., naturno thw endige Blut¬ reinigungen, sogenannte Krisen sind, so wird man auch mit zuversichtlicher Ruhe diesem Reinigungsprocesse gegenüberstehen, den¬ selben in einfachster Weise unterstützen, und zwar der Hauptsache nach durch hydropathische Anwendnngsformen. 34. Wir sprachen oben von der Behandlung der Blatternkranken und nicht von der Blatternkrankheit selber als solcher, weil der Natur¬ arzt niemals eine Krankheit als Object ansieht, wie die Allopathen; er erkennt nur ein erkranktes Subject, dessen seelische Kraft durch das Medium des Nervensystemes mit den Answurfsstoffen kämpft. Das Leben bietet überhaupt uur den stetigen Kamps der Seele für und gegen die Materie in und außer uns. Kranksein bedeutet ent¬ weder gesteigerten oder gedrückten Kampf mit der Leibesmaterie. Der Naturarzt beobachtet und studiert daher in erster Linie den individuellen Charakter der Lebenskraft; die gesammte organische Thätigkeit fasst er ins Auge, nämlich ob sie erregt, heftig, stürmisch oder entgegengesetzt schlapp, energielos, apathisch auftritt (reagiert). Wichtig ist ihm hiebei der Stand der beiden Nervenpole, nämlich der Haut, ob sie Fieberwärme oder Frostigkeit, Röthe oder Blässe, Blutfülle oder Blutleere zeigt; dann des Gehirnes, ob es erregt oder apathisch functioniert, und endlich der Muskelkraft; mit einem Worte: er studiert, erforscht die vorliegenden Circulationsanvmalien. 23 35. Nachdem sich krankes Leben vom gesunden, dem Wesen nach nur durch Bewegungsveränderung in den Nerven- und Blutmolecnlen (Kleinstkörperchen) unterscheidet, nämlich in zu rascher oder zu geringer Bewegung im ganzen Körper (oder auch nur in einzelnen Theilen) besteht, so kann es consequenterweise auch keine andere Heilanzeige (Jndication) geben, als bewegungsdämpfend oder bewegungsfördernd einzugreifen. Dies bewirkt bei der Naturheilkunde die Thermoelektrie oder die Thermotherapie (Heilmethode mittelst Temperaturreize) in ausgiebigster Weise, nämlich durch Anwendung und Hervorrufung von Temperatur-Unterschieden (Ungleichheiten, siehe § 6) mittelst Licht, Luft, Dampf, Wasser, Bewegung, Ruhe uud Nahrung. Der bekannte Mayer'sche Lehrsatz: «Wärme ist die Be¬ wegung der kleinsten Th ei Ich en» bildet die Grundlage hierbei und gelaugt überhaupt als ein rein physikalisches Princip zur vollsten Verwertung. — Zur Veranschaulichung erwähnen wir beispiels¬ weise: in jeder Flamme bildet die energische Verbindnngsbcwcgnng der Sauerstofftheilchen aus der Luft und der Kohlenstofftheilchen des Brennmaterials die Wärmequelle, aus welcher das chemische Product Kohlensäure hervorgeht. Fieberhitze, dieses in der vorliegenden Abhandlung eine so wichtige Rolle spielende Krankheitssymptom, muss hiernach einfach als gesteigerte Bewegung der Nerven- und Blutmolecnlen, d.i.als erhöhter organischer Verbrennungs- und Neubildungsprocess, angesehen werden. Wärme und Bewegung sind also unzertrennbar; eines erzeugt das andere. Hierin liegt sonach die Erklärung, wie schon bei § 24 in anderer Form gezeigt worden, dass Temperatur-Applicationen regulierend ans Bewegungsstörungen und schmerzstillend rc. einwirken müssen. Wie jegliche Bewegung von einer mathematisch bestimmten Wärme begleitet ist, so muss logisch auch jede in unserem Körper vorkommende Bewegungs- oder Aeislaufstörung zum mindesten eine locale, wenn nicht eine allgemeine Temperatur-Alteration (Abweichung von der Norm) mit sich bringen. Erstere zu bemessen, z. B. in der Leber, der Milz, den Nieren, den Nerven, sind unsere derzeitigen Instrumente unzureichend. Die Normaltemperatur des Blutes schwankt bekanntlich zwischen 36^ bis 37° Celsius — 29 bis 29Lü° Re'aumur. Wahrscheinlich gewahren wir die locale Abweichung von der Norm durch Schmerz, Druck rc. nur bei einer höheren Differenz als beim Gesammtblut. Künstliche Wärme-Application wie natürliche Wärmeproduction des Körpers fördern, steigern sonach die organische Bewegung oder Neubildung und Rückbildung. Andauernde Kälte-Application (negative Wärme) wie Kälteproduction (nämlich Stillstand, Ruhe) dämpfen, sistieren die Bewegung. Hierzu muss allerdings bemerkt werden, dass im organischen Leben acute, das ist kurz dauernde Kältereize in der Regel erhöhte Wärmeproduction zur Folge haben, während Hitzereize Kältegefühl als Nachwirkung Hervorrufen. 24 Ist der Gesammtzustand des Kranken ein aufgeregter, so muss derselbe beruhigend behandelt werden; trägt er den Charakter der Gesunkenheit, Hinfälligkeit, so hat das anregende Verfahren Platzzu¬ greifen. Thermoelektrisch, d. i. durch Temperatureinwirkungen beruhigen heißt: milde aber länger dauernde Abkühlungen oder Erwärmungen des Körpers vornehmen, also von solcher Intensität, dass sie nicht bloß die Haut, sondern auch die ganze Blutmasse erreichen. Das anregende Verfahren erfordert, dass der Kältereiz, eventuell der Wärmereiz, so¬ wie deren Anwendungsformen aufrüttelnd, leicht erschütternd auf das Nerven- oder Empfindungssystem einwirken; es erheischt flüchtige, öfters wiederholte, intensive Temperaturreize. 36. Für die menschliche Auffassung oder Wahrnehmung sind alle Eigenschaften relativ, d. h. nur vergleichsweise giltig. Dies bezieht sich ebenso auf die Begriffe Wärme und Kälte. Die individuelle Empfindung oder Nervenreizbarkeit ist sehr verschieden. Bei den einen bewirkt eine Wasserapplication in der Temperatur von z. B. 14° R. dieselbe Em¬ pfindung, wie bei anderen eine solche mit 18, 20, 22, 24° k. Dies will demnach besagen, dass schließlich die Empfindung des Kranken maßgebend ist, welche Temperatur auf ihn beruhigend oder erregend einwirkt. Im allgemeinen gelten in Totalabkühlungs¬ formen die mild-kühlen Wassertemperatnren von 24 a 18° k. als beruhigende, von 17 L 8° ill. als erregende. Wo man keine Vor¬ kenntnisse über die Empfindung des Patienten besitzt, da ist es rathsam, anfänglich die höheren Temperaturen zu wählen und je nach Beobachtung und Bedürfnis zu den tieferen hinabzngehen; die leicht ertragenen kühleren Temperaturen wirken doch stets belebender als die wärmeren. Man sei im allgemeinen jedoch nicht pedantisch ängstlich; auf einen Grad mehr oder weniger kommt es nicht an. Im Naturheilverfahren wird nicht so leicht positiver Schaden angerichtet; dieser Fall tritt bloß ein, wenn man gewaltthätig oder anhaltend gegen den Jnstinet des Patienten vorgeht, sofern dieser bei klarem Bewusstsein ist. Ein relativer Schade, wobei etwa die Ausstellung: «man hätte es besser machen können», in der That zntrifft, ist im Vergleiche zur Giftunheils¬ methode gar kein Schade. Denn in der Thermalheilkunst ist eine leichte Abweichung nach rechts oder nach links positiv immer noch von weniger fatalen Folgen begleitet, als beim Gebrauche chemischer Ingredienzien. 37. Wie die Luft- und Wassertemperaturen beim physikalischen Heil¬ verfahren von wesentlichem Belange sind, gilt dies nicht minder be¬ züglich der Anwendungsformen; man nennt dieselben im all¬ gemeinen kurzweg Applicationen. Die am meisten vorkommenden Applicationen sind die Abreibungen, Waschungen, Halbbäder und die Nasspackungen (auch Wickelungen oder Wickel genannt). Bei den Abreibungen unterscheidet man total und partial durchgeführte. 25 Eine totale Abreibung besteht in Folgendem: ein möglichst grobes Leintuch, noch besser ein Bademantel, wird in dem bezüglichen Wasser gut eingeweicht, mehr oder weniger ausgedrückt dem Kranken in stehender Stellung von rückwärts über den ganzen Körper geworfen, so dass das Leintuch circa eine Hand breit über die Stirne und eine Spanne lang über die Zehen hinaus reicht. Womöglich zwei Personen reiben hierauf mit der Leinwand, indem sie dieselbe zwischen den Fingern fassen, den Kranken an allen Körpertheilen während drei bis fünf Minuten kräftig ab. Die Extremitäten (Arme und Beine) sollen in der Regel am meisten gerieben werden; es folgt hernach ebenso rationelle Trockenreibung mittelst Leintuches, bei schwieriger Erwärmung mittelst Wollstoffes. Bei einem kleinen Kinde genügt eine große Windel, und wird die Abreibung wie bei allen Patienten, die nicht stehen können, ans einem Strohsack oder einer Matratze liegend vorgenommen; der Patient wird in diesem Falle nach 1 bis 1 '/2 Minuten von einer Seite znr anderen gewendet. 38. Bei einer partial durchgeführten Abreibung, meistens nur bei schwerkranken oder sehr sensiblen Personen vorkommend, liegt der Kranke allemal am besten auf einer Wolldecke, welche sich über der Mitte des Vorderkörpers öffnen lässt. Zwei grobe, zwei bis vierfach znsammengelegte Handtücher werden in dem dazu bestimmten Wasser eingeweicht und je anfangs beim Abreiben eines neuen Körpertheiles gnt ausgedrückt und flach um die Hand der abreibenden Person geschlagen. Nun steckt der Patient das eine Bein aus der Decke heraus, welches von der abreibenden Person mit der freien Hand an der Ferse erfasst und mit der nass umschlagenen Hand um und mn in kräftigen Längszügen gerieben wird. Sobald die Reibfläche des Handtuches warm geworden ist, was in Minuten ein¬ tritt, wird es umgewendet oder ins Wasser gelegt und ein anderes Handtuch verwendet, und ebenso noch ein drittesmal verfahren. Es ist daher sehr angezeigt, dass eine zweite Person die Handtücher ein¬ weiche, ausringe und der abreibenden Person um die Hand schlinge, damit das Abreiben ohne Unterbrechung flott vom Flecke gehe. Regel ist es, bei jedem neuen Körpertheil das zweite Handtuch etwas nässer als das erste, das dritte getränkter als das zweite zu reichen. Nach vollendeter Abreibung wird das Bein ebenso mit einem trockenen Handtuche trocken frottiert und wieder in die Decke gesteckt. In dieser Weise wird der ganze Körper in sieben Portionen durchgerieben, und zwar zuerst beide Beine, dann beide Arme, hierauf die ganze rückwärtige Fläche vom Sitzfleisch bis an den Kopf, indem man den Patienten auf die Seite legt, ebenso die ganze Vorderfläche und schließlich der Kopf, für welchen stets neues Wasser verwendet wird. Eine systematisch ausgeführte Partialabreibung kann ebenso gut dem eintägigen Kinde wie dem Greise mit Vortheil appliciert werden. Sie kann sozusagen dem Sterbenden noch zur Wohlthat gereichen. Die Dauer der Abreibung variiert je nach der Größe der abzureibenden Person zwischen 10 bis 26 20 Minuten. Jede, sowohl in Temperatur als Reibung richtig durch¬ geführte, totale oder partiale Reibung soll beim Abtrocknen an ver¬ schiedenen Körpertheilen mehr oder weniger rothe Hantstellen Hervor¬ rufen. 39. Eine Waschung wird in der Regel mit dem Schwamm, in Ermangelung eines solchen mit einem weichen Leinwandstück ausgeführt. Man lässt den Patienten in ein leeres Gefäß stehen, drückt den vollen Schwamm mehrmals über dem Kopfe und den Achseln aus und streicht mit demselben über den ganzen Körper hinunter. Bei auffallender Kopfempfindlichkeit wird der Schwamm nur über den Achseln ans- gedrückt, und man überlässt es dem Kranken selbst, sich das Gesicht, resp. den Kopf, mit wärmerem Wasser zu waschen. Die Application dauert zwischen 2 und 3 Minuten. Eine Waschung kann, wie die Ab¬ reibung, auch partial durchgeführt werden. Dies geschieht nur dann, wenn der Patient weder stehen noch im Halbbade sitzen kann, oder auch, wenn letzteres zu wärmeraubend und die Friction durch Hand¬ tücher zu nervenerregeud für denselben wäre. Die Waschungsapplication ist mithin nur ausnahmsweise angezeigt. 40. Zu einem Halbbade bedarf es einer geräumigen Badewanne oder irgend eines offenen Geschirres, welches lang genug ist, dass der Patient darin sitzend die Beine ausstrecken kann. «Noth bricht Eisen», sagt das Sprichwort; man nimmt nothfalls einen Teigtrog (eine Backtruhe) zu dem Zwecke und gibt 18 bis 25 Centimeter hoch Wasser hinein sowie einen Schöpfbecher oder einen großen Schwamm dazu. Nachdem der Patient sich hineingesetzt hat, gießt er sofort selbst vom Badewasser über Kopf und Achseln, dann über die Arme, welche Mani¬ pulation bis zum Schlüsse des Bades fortzusetzen ist. Sollte er zu dieser Action unfähig sein, so müsste es durch eine andere Person geschehen, während womöglich zwei Personen denselben am ganzen Leibe, mit Ausnahme der schmerzhaften Stellen, kräftig reiben. Auch hier müssen, wie bei der Leintuchabreibung, Anne und Beine im Frottieren am meisten, die Brust am wenigsten bedacht werden; der Kopf wird nur bei Besinnungslosigkeit leicht gerieben. Ist bedeutende Fieberhitze vor¬ handen, so soll der Patient ab und zu sich mit dem Oberkörper ins Wasser senken, die Beine über das Geschirr hinausstreckend, um den blutreichen Brnsteingeweiden ausgiebiger Wärme zu entziehen. Bei ein¬ tretender Hinfälligkeit oder Bewusstlosigkeit werden je und je einzelne Becher voll von 12 L 8 gradigem Wasser aus ziemlicher Höhe herab auf Kopf und Nacken gegossen. Große Hinfälligkeit erheischt diese letztere Manipulation in ver¬ stärktem Grade, indem der Badedirigent auf einem Stuhle steht und 5 L 10 Liter Wasser in Sturzbadform größtentheils auf den Nacken und Rücken gießt. 27 Das Halbbad dauert gewöhnlich 4 ü5 Minuten; bei bedeutender Fieberhitze auch 10 ü 15 Minuten. In Fällen, wo es unmöglich ist, das Halbbad zu beschaffen, vder auch, um Abwechslung in die Ab- kühlungsapplication zu bringen, substituiert man dieselbe durch den sogenannten Triefmantel (auch Abklatschung oder Lackenbad genannt). Ein direct aus dem Wasser gezogenes, triefendes Leintuch oder eiu ebenso behandelter Bademantel wird dem Kranken, überall möglichst gnt anschließend, um den Körper gelegt und öfters mit einem Becher begossen oder mit triefendem Schwamme betupft. Hiebei kann der Kranke auf einem Stuhle sitzen, falls er zum Stehen zu schwach ist. Soll die Application erregend wirken, so wird mit der Leinwand die Haut ge¬ rieben. Wird Beruhigung angestrebt, darf die Leinwand nur mit den flachen Händen leicht beklatscht werden, besonders an den Stellen, wo sie deni Körper nicht anschließt. 41. Zu einer Feucht- vder Nasswickelung wird ein mehr oder weniger nasses, grobes Leintuch auf einer ebenso großen Wolldecke oder gesteppten Bettdecke ausgebreitet, der Kranke alsdann bis zur halben Kopflänge auf das obere Ende des Leintuches gelegt, dasselbe gestreckt und überall möglichst glatt anliegend nm den Leib des Patienten gelegt. Über und unter dem Rumpfe soll die Leinwand drei- bis vier¬ fach, dagegen über die Unterschenkel nur einfach umgelegt werden. Es muss daher der Leinwandüberschuss in der Unterschenkelgegend entweder abgeschnitten oder aber zwischen die Schenkel hincingelegt werden. Die unter dem Kopfe liegende Leinwand wird beiderseits zwei bis dreimal faltenartig um die Achseln eingebogen. Nach vollendeter Umwickelung init der Leinwand geschieht das nämliche mit der Woll¬ decke, mit dem Unterschiede jedoch, dass man mit ihrem Überschuss auch die Beine umwickelt und die Umwickelungen stramm anzieht, damit der Luftzutritt abgeschnitten werde; man trachte ebenso auch, um die Achseln einen soliden Verschluss zustande zu bringen, indem man dort die Decke ebenfalls mehrmals faltenartig einschlägt. Bei Fieber¬ hitze wird indes die Umwickelung mit der Wolldecke nur locker aus¬ geführt. 42. Entwickelt der Kranke bedeutende Fieberhitze, so müssen zwei Leintücher verwendet werden; es wird das erste doppelt bis zur halben Kopflänge, das zweite eine Spanne weiter abwärts darüber hin¬ gelegt, damit dieses letztere unter den Armen durch und das doppelt gelegte über Achseln und Arme um den Leib geschlagen werden könne. Bei dicken Oberschenkeln sollte das doppelt gelegte Leintuch in der unteren Hälfte einfach gelegt sein, um damit die Oberschenkel nochmals bedecken zu können. In dieser Weise fällt dem blutreicheren Rumpfe ein entsprechend größeres Quantum von nasser Leinwand- Umhüllung zu. Je nach der Wärme-Entwickelung können dann noch eine vder zwei Bettdecken über den so Eingewickelten gebreitet werden. 28 43. Nicht immer sind Ganzwickelungen nöthig, sondern es können auch öfters sogenannte Dreiviertel-Wickelungen, d. i. von den Zehen bis unter die Achseln, oder Halbwickelungen, nämlich von den Zehen bis über den Magen, vorgenommen werden, oder Rumpf¬ wickelung (auch Ruinpfumschlag genannt), welche von der Scham¬ gegend bis unter die Achseln reicht, genügen. Diese Mvdificationen treten ein, wenn die Ganzwickelungen nervöse Unruhe, Beängstigung, intensive Auskühlung der Beine bewirken, oder wenn häufige Stuhl- und Harn-Entleerungen es erheischen. Die Temperatur zur Fenchtwickelung sowie zur Abreibung wird gewöhnlich zwei bis drei Grad kälter als zum Halbbade gewählt. Um dieselbe in der festgesetzten Temperatur zu vollziehen, soll das nasse Leintuch unmittelbar vor dem Aufliegen des Kranken ausgebreitet werden, indem es sehr rasch mehr oder weniger die Lufttemperatur annimmt. Der Nässegrad der Leintücher richtet sich jeweilig nach der Erwärmungsfähigkeit, bezw. nach der Haut- oder Fiebertemperatur. Je rascher sich die Erhitzung erneuert, desto nässer sollen die Leintücher sein. 44. Die Dauer der Wickelung soll ganz von der subjectiven Em¬ pfindung des Patienten abhängen. Als Generalgrundsatz gilt: jeden Patienten sofort anszuwickeln, wann ihm diese durch Hitze oder un¬ angenehme Kühle, nervöse Unruhe lästig wird, aber auch nicht früher. Erhitzt sich die eingewickelte Person in kurzer Zeit, z. B. in weniger als einer Stunde wieder, so werden zwei bis drei Wickelungen nach¬ einander (eventuell mit zwei Leintüchern) vorgenommen; gewöhnlich verbleibt der Eingewickelte nach eigenem Wunsche im zweiten Wickel je eine halbe bis eine Stunde länger als im ersten, im eventuell dritten wieder etwas länger als im zweiten. Schläft der Eingewickelte ein, so zeigt dieses Symptom eine wohlthätige Nervenberuhignng an; geräth er dabei in ordentlichen Gesichtsschweiß, so ist damit meistens die Spitze der Krankheit gebrochen, der Höhepunkt derselben überstanden. Je länger also der Gewickelte anshält, ohne sich Gewalt anthun zu müssen, desto besser, weil das Dnnststadimn im Wickel von ebenso wichtigem Einfluss ist als das Abkühlungsstadium, nämlich als die Erstwirkung der Nasswickelung. 45. Wird ausnahmsweise ein Kranker in der Einwickelung nicht be¬ ruhigt, oder fühlt er sich sogar peinlich darin, so muss er (wie bereits gesagt) bald ausgewickelt, beim Kühlanfühlen trocken, beim Warm¬ anfühlen nass abgerieben werden. Hie und da wird die Beruhigung erzielt, indem man statt Ganzwickelung den schon erwähnten Dreiviertel-, Halb- oder Rnmpfumschlag anwendet, oder auch, indem man das Leintuch nässer oder trockener gibt; endlich auch indem etwa über das nasse Leintuch ein trockenes, dünnes, baumwollenes gelegt wird, so 29 nämlich, dass das trockene zunächst über die Haut zu liegen kommt und danu das nasse darüber; bleibt jedoch die nervöse Erregung nach drei- bis viermaliger Anwendung gleich, so muss einstweilen von jeder Wickelung abgestanden werden. 46. Sieht man sich gezwungen, von den Feuchtwickelungen abzustehen, was stets geschehen muss, so oft der Organismus deutlich entgegen reagiert (hier hat sich der Arzt als Diener und nicht als Magister der Natur zu benehmen), dann werden die früher benannten Abkühlungs¬ formen nm so öfter wiederholt. Wird auch durch diese die gewünschte 'Beruhigung nicht erzielt, vom Kranken aber nach solcher gelechzt, so bringt meistens ein lauwarmes Vollbad solchen Nervösen die gesuchte Wohlthat. Man lässt denselben bei 26 L 27° It. eintreten, erhöht die Temperatur während des halb- oder dreiviertelstündigen Bades (wobei er leicht frottiert wird) nach dem Instinkte des Patienten. Beim Austritt aus dem Vollbade gibt man ihm jedoch eine Kühlwaschung von einem sechs bis zehn Grad kälteren Wasser, als dasjenige des Vollbades es war, in der Dauer von 1 a 2 Minuten. Die Feucht- und Nasswickelungen sind überhaupt von unschätzbarem Werte im Naturheilverfahren und in allen Krankheitsformen, mit wenigen individuellen Ausnahmen, anwendbar. Diese hydropathische Application allein wiegt tausende von Apotheken auf. Mit dieser Entdeckung einzig schon hat Prießnitz seinen Namen verewigt, und gebürt ihm großer Dank der Nachwelt dafür. 47. Nach dem Austritt ans der jeweilig letzten Wickelung, nämlich wenn bloß eine, zwei oder drei Wickelungen nacheinander gegeben wurden, muss mit dem Patienten, sofern er wenigstens natürlich warm aus dem Wickel kommt, eine der früher beschriebenen Abkühlungsformen vor genommen werden. Welche Form nun die geeignetste ist, entscheidet in erster Linie die Frage, ob der Kranke der Beruhigung oder der Erregung bedarf, und wie er etwa die diesfälligen früheren Applika¬ tionen ertragen hat. 48. In der Naturheilmethode gilt ferner als Hauptgrundsatz, im Krankenzimmer eine permanent ausgiebige Luftcirculation mit der Anßenatmosphäre herzustellen; denn die draußen frei sich bewegende schlechteste Luft ist stets noch der besten eingesperrten Zimmerlust vor¬ zuziehen. Sonach sind je nach Jahreszeit und Wetter stets ein bis zwei Fenster Tag und Nacht offen zu halten; höchstens während des Ab¬ badens wird bei rauherem Wetter geschlossen. Bei Sommerhitze sowie bei einem in Fieberhitze liegenden Patienten soll außerdem ohne Bangen auf Durchzug gehalten werden; anch sind nasse Leintücher im Zimmer aufzuhängeu. Eine in Fieberhitze liegende Person kann sich 30 absolut nicht erkälten. Noch rationeller ist es, jeden Ausschlagkrankcn oder Fiebernden in einer Lufthütte einzuquartieren, worüber weiter unten Näheres folgen wird. Keinem Kranken, besonders keinen! Fiebernden, reiche man eher Nahrung, als wann solcher aus eigenem Antriebe darnach verlangt; ja man mache ihn nicht einmal lüstern durch Vorzeigen von Speisen. Selbst wenn der passive Zustand der Gleichgiltigkeit gegen Nahrung seitens des Patienten 20 a 30 Tage dauern sollte, bleibe man fest dabei. Jede dem Patienten durch Zurede aufgedräugte Nahrung erschwert, verlängert den Krankheitszustand. Wenn die Stoff¬ wechselrückstände genügend ausgestoßen sind, kommt der gesunde Appetit' von selbst; mit andern Worten: das abgelebte Material muss erst Platz machen, ehe der Neuaufbau beginnen kann. Wir hatten häufig Patienten, welche durch 14 ü 21 Tage, und einzelne, welche durch 31 L 35, sogar 42 Tage absolut nichts aßen; alle wurden nachher gesünder, als sie durch 1 ü 2 Jahrzehnte vorher gewesen waren. An Getränk reiche man vor allem frisches Wasser nach Herzenslust; wird Abwechslung verlangt, dann Limonade oder etwas anderes von schwachen Früchteabgüssen; auch frisches Wasser mit warmer Milch gemischt; bei Hinfälligkeit statt der anderen Zusätze guten alten Wein, jedoch nur, wenn die Zunge nicht trocken aussieht. Bei stark belegter Zunge (Magenkatarrh) ist nicht immer kaltes Getränk das Beste, sondern lauwarmes bis warmes angezeigt, wenigstens in Abwechslung. Hier ist der Jnstinct des Kranken wieder maßgebender als die Meinung des Arztes. Die Vorboten der Blatternerkrankung sind, wie bei fast allen acuten Erkrankungen, dieselben, nämlich Frösteln oder gar völliger Frost, d. i. Rückzug des Blutes ins Innere zwecks Anlaufstoßes nach außen, eingenommener Kopf, sogenannt schwere Glieder, Appetitlosig¬ keit, unruhiger Schlaf, kaltes Überlaufen durch den Rücken, Kreuzschmerz, Durst re. Ein solch abgeschlagener Zustand erheischt allemal ein an¬ regendes Verfahren. Man beginnt etwa mit zwei Abreibungen in 24 Stunden; nimmt die Hinfälligkeit zu, sofort in 6 ü 8 Stunden Wiederholung mit allmählich herabgesetzter Temperatur. Steigert sich die Eingenommenheit des Kopfes oder die Appetitlosigkeit, fügt man vorerst bloß einen feuchten Unterleibsumschlag oder Rumpfpackung hinzu, nm nicht gleich zu den großen Wickelungen zu greifen. Die Erneuerung derselben hat nach Z 44 vor sich zu gehen. Stellt sich heißer Kopf ein, so werden kühlende, öfter zu wechselnde Kopfumschläge zwischen 18 ä 12 ° U. gemacht. Da zu tiefe Temperaturgrade leicht den Lebensturgor unterdrücken können, so ist hiebei nur das Gefühl des Kranken maßgebend. Tritt jedoch die Krankheit gleich im Beginne mit Vehemenz, nämlich mit starkem Fieber auf, so wird auch sofort schweres Geschütz aufgefahren: nämlich 6 ü 12 Minuten lang dauernde Halbbäder und Ganzwickelungen mit zwei Leintüchern. 31 Hierbei halte man sich stets vor Augen, dass das Fieber wohl ein Leidenszustand, nicht aber die Krankheit ist, die nach medicinischer Theorie beseitigt werden müsse, sondern gegentheils, das Fieber bietet das beste Correetiv der wirklichen Krankheit, welche in einer Säfte- entmischnng besteht. Die periodische Abkühlung des Körpers verfolgt wesentlich den Zweck, eine Zusammenziehung (Contraction) der Nerven nnd Blutgefäße zu bewirken, um diesen beiden Organ-Netzgebilden nene Spannkraft beizubringen, wodurch sie jeweilig wieder elastischer, functionsfähiger werden. Diese gute Wirkung stellt sich dann auch in der Regel sichtlich auffallend ein, indem sich der Patient viel frischer, munterer zeigt, namentlich nach den Halbbädern. bl. Es ist keineswegs nothwendig, dass der Kranke nach den ersten Abreibungen das Bett aufsuche; geschieht es aber, daun werde in¬ zwischen das Bett gut ausgelüftet, bezw. ein frisches hergerichtet. Das Wechseln des Bettzeuges zum Zwecke der Auslüftung, bezw. Aussonnung, hat jedesmal zu geschehen, wenn der Patient zu einem Abkühlungsbad aus dem Bette genommen wird, damit er nicht in die alte Bettwärme, in die abgelebten, krankhaften Bettdünste zurückkehre. Hat er Lust und Kraft, sich nach dem Abkühlungsbade durch Bewegung zu erwärmen, so geschehe es womöglich im Freien. Eine sogenannte Erkältung ist hierbei gänzlich ausgeschlossen. In unserer vieljährigen Praxis in Triest ließen wir alle Ausschlagkranken (an Scharlach, Masern, Blattern) selbst in den Monaten December und Januar durch Be¬ wegung im Freien sich erwärmen, so lange eben der Kraftvorrath sie dazu befähigte. Bei gelindem Krankheitsverlaufe geschah dies täglich bis zur Genesung. 52. Nach Ablauf des Borbotenstadiums, nämlich mit Eintritt von Fieberhitze, müssen als Regel zwischen den Abreibungen Nasswickelungen eingefügt werden, wobei die ganzen — sofern sie der Patient erträgt — stets vor den kleineren den Vorzug verdienen. Mit dem Fieber¬ eintritte geht meistens auch das apathische Stadium vorüber, wodurch es angezeigt wird, die Abreibungen mit Halbbädern, Triefmänteln oder Waschungen zu vertauschen; dies kann auch schon der Blattern¬ geschwüre wegen nothwendig werden, indem das Reiben derselben mit Leinwand, des Schmerzes halber, nicht mehr zulässig ist. Die drei letzteren Abkühlungsformen wirken doch im allgemeinen entschieden beruhigender als die Abreibungen. 53. Nimmt die Hinfälligkeit des Patienten mit dem Fieber nicht ab, steigert sich sogar, so appliciere man rascher kalt gemachte Triefmäntel (Abklatschungen) oder kurze, merklich kältere Halbbäder niit noch kälteren Hochbegießnugen. Je nachdem nun das Fieber oder die Ergriffenheits¬ symptome einen mehr oder weniger hohen Grad annehmen, steigt man 32 auf drei bis fünf Abkühlungs-Applicationen in 24 Stunden; die inzwischen eintretende Hitze oder Aufregung muss durch größere Feucht- oder Nasswickelungen besänftigt werden. Die periodischen Wärme-Entziehungen bezwecken in erster Linie, die übermäßige Bewegung der Nerven- molecüle (Kleintheilchen) zu beruhigen, auf ein mittleres Maß Herab¬ zusetzen, bezw. nach deren starker Lockerung sie wieder zu concentrieren, um die Spannkraft des Ncrvcnsystemes bis zur Bollendung des Aus- kochnngsprocesscs der Blut- und Substanzschlackcu zu erhalten. Das Fieber durch übermäßige Wärme-Entziehung unterdrücken wollen, würde ein totales Verkennendes Naturwillens in der erhöhten Blutslam me bekunden. Lässt man aber die Hitze, in welcher das Nervenöl verbrennt, übermäßig toben, so erleidet die Nervenmasse eine zu starke Lockerung; steigert sich diese bis zur organischen Zusammen¬ hangslosigkeit, so treten Partiallähmungen, im schlimmsten Falle Läh¬ mungen der Centralorgane (Gehirn, Rückenmark oder Herz) und damit der Tod ein. 54. Die Mehrzahl der heftig oder anhaltend fiebernden oder der stark hinfälligen Patienten zeigt starken Hang zur Ruhe. Mit Erfüllung dieses Wunsches thut man ihnen indes einen schlechten Dienst. Nie frage man daher einen stark Fiebernden oder sogar einen in Schlummer¬ sucht Liegenden, ob ihm eine Abkühlungs-Application genehm sei. Ist die Nothwendigkeit dazu seitens des Dirigenten erkannt, so ergreife man den Kranken kurzweg, wickle oder bade ihn. Wer öfters Fieberkranke betastet hat, fühlt sofort, wann eine Abkühlung ain Platze ist. Anfänger können sich mit einem Blutthermometer nachhelfen, das man je 10 bis l2 Minuten lang unter die Achseln, in den Mund oder auch in den After steckt. So oft derselbe 39° Celsius übersteigt, muss eine Abkühlung vorgenommen werden, nämlich diejenige, welche nach 52 und 53 an der Reihe oder, dem Zustande des Kranken entsprechend, angezeigt ist. Hat die Bluttemperatur iu kurzer Zeit, nämlich in einer halben oder dreiviertel Stunde, schon wieder 39° erreicht, so war das vorangegangene Halbbad von zu kurzer Dauer; oder wenn dieser Hitzgrad während der Wickelung überstiegen wird, muss diese bald erneuert werden. 55. Der Schwerpunkt für die richtige Auffassung liegt in Folgendem: Jin Z 18 haben wir bereits erwähnt, es herrsche im gesammten Natur¬ leben das Grundgesetz, dass ein Gegensatz im anderen lebe und jede größte Kraftentwickelung nur durch das harmonische Aufeinanderwirken der korrespondierenden Gegensätze erzeugt werde; hier handelt es sich um die bestmögliche Erhaltung der organischen Kraft, durch die Gegensätze von Külte und Wärme vermittelt.* Mit anderen Worten: -Es soll stets nach einem * Bei gründlicher Prüfung der Naturheilnngscuren in chronischen Leiden erkennen wir in denselben nichts anderes, als grundsätzlich angenommene und 33 Kältereiz eine entsprech ende Erw ärmung eintreten, sowie ans Erhitzung eine hinreichende Abkühlung nachfolgen. Jedes einseitige Vorgehen, wie z. B. das Fieber oder die Blattern durch intensive oder extensive Kälte-Anwendung vertreiben (Symptomen- vertnschung nach allopathischer Art), hat die schlimmsten Folgen. Viel¬ leicht versteht man uns besser, wenn wir gleichnisweise sagen: so hoch eine Tonleiter hinaufgespielt wird, muss sie auch wieder herabgespielt werden. Das Fieber ist ja die Correetivthätigkeit des Nerven- und Gefäßsystemes, um die Säfte wieder in normalen Stand zu setzen; die Blattern sind die Frucht derselben, nämlich die ausgekochten Stoff- wechselrnckstände. Beide, das Fieber und die Blattern, müssen sonach cultioiert (gepflegt), nicht unterdrückt werden* Ebenso verkehrt wäre es, aus Furcht oder falsch angewandter Schonung den Kranken zu lange in der schwächenden trockenen Bett¬ wärme, in der Fieberhitze oder der dünstenden Wickelung liegen zu lassen. Die richtige Mitte ist, wie überall, auch hier das Beste. 56. Hält sich das Fieber längere Zeit hochgradig, nämlich durch mehrere Tage, auf 40 ä 42° 0., oder hartnäckig durch 3 L 6 Wochen, wie sich dies im Typhus (Nervenfieber) öfters ereignet, so liegt eben viel Todesstoss- oder Verbrennungsmaterial angehäuft vor. Gesundes Blut erzeugt weder inneren Frost noch Fieberhitze, sondern gewährt stets angenehme, heiter stimmende Lebenswärme. Es kann sonach ausnahmsweise vorkommen, dass das Nervensystem, der Impulsator aller Functionen, vor der Vollendung des Auskochungs- processes erlahmt und hiemit der Tod erfolgt. methodisch geübte Gegensätze gegenüber dem Vorleben, nm die abseits gerathene Locomotive wieder ins richtige Geleise zu bringen. Dies könnte zwar der Allopath auch sagen, allein der große Unterschied besteht darin, dass wir dieses mit reinen Lsbenselemeuten und natürlichen Lebensfactoren vollziehen, während er es mit Giften versucht. Würden die Euren beständig (in oxtsnso) fortgesetzt, so müssten sie mit der Zeit ebenso gut krank machen, als sie seinerzeit zur Gesundheit führten, weil all¬ mählich die Gegensätzlichkeit ansbliebe. * Wir haben es nämlich mehrfach erlebt, dass Allopathen die Wassercur in echt medicinischem Geiste, nämlich zum Zwecke der Shmptomeubeseitignng, an¬ wandten. Der echte Allopathe sieht, seiner Schule getreu, in der freien Regung der Natur, z. B. im Fieber, Diarrhöe, Erbrechen, Ausschlag, Geschwür rc., uur Insubordination, welche, wie bei einem renitenten Soldaten, um jeden Preis niedergeschlagen werden muss. Der Naturarzt erkennt in diesen Erscheinungen die besten Correctivproducte, welche zur Genesung führen. Als Consequenz dieser allopathisch «wissenschaftlichen- Auffassung wurden bei Blattern- und Ent- züudungskranken 6, 7 bis 8 stark nasse, brunnenkalte Wickelungen rasch nacheinander gegeben, so dass die Kranken stets mehr abgekühlt von einem Wickel in den nächsten gelangten, bis zuletzt die Beine von den Zehen bis an den Leib eiskalt waren. Die Operation gelang jedesmal ausgezeichnet: die Blattern, die Entzündnngs- symptoinc, verschwanden, mit ihnen gieng aber auch der Patient hinüber. Mit seltenen Ausnahmen haben Allopathen sich als die schlechtesten Naturärzte erwiesen. Hydropathisch unterrichtete Badcdiener, mit gesundem Verstände begabt, manipu¬ lierten weit richtiger. 3 34 Auf jeden Fall conservieren die rechtzeitig individuell angepassten Abkühlnngs-Applicationen die bestmöglichste Spannkraft (Tonus) der Nerven, während das Feuchtdünsten in den Wickelungen den Lösungs¬ und Ausscheidungsprocess der Substanz- und Blutschlacken dem Gefä߬ systeme bedeutend erleichtert; beides vereint führt dann, den Verhält¬ nissen entsprechend, zum denkbar günstigsten Resultat. Bei den Blattern¬ kranken (auch bei anderen) werden im Dünstungsstadium die ausgekochten Schlacken massenhaft von den Wickeltüchern aufgesogen, wodurch dem Zerfressen der Haut, d. i. der Narbenbildung, bedeutend vorgebeugt wird. 57. Ein in oben beschriebenem Sinne behandelter Blatternkranker, auch jeder andere acut Fieberkranke, leidet nicht nur weit weniger, sondern er gewinnt gegenüber einem trocken (allopathisch) Behandelten einen enormen Vorsprung in der Reconvalescenz. Bei letzterem dauert diese durchschnittlich drei- bis viermal länger als bei ersterem. Nichts ist ungegründeter als die Furcht, Nässe oder Kälte, nach vorstehenden Regeln angewandt, könnte den Ausschlag zurücktreiben. Dies geschieht absolut nur, wenn man die deutliche Naturknndgebnng sowie die im Z 55 entwickelten Grundsätze mit Füßen tritt. Jeder kurz dauernde acute Kältereiz zieht mit den Blutkörperchen auch die Blntschlacken mehr und mehr nach der Haut, so dass selbst unter allo¬ pathischem Verfahren zurückgetretene Ausschläge meistens wieder zum Vorschein kommen;* dies begründet die Nothwendigkeit, mit Kälte¬ reizen möglichst dahin zu gelangen, dass sich auf der Haut laut Z 38 geröthete Stellen zeigen. Gewöhnlich, d. h. bei der Mehrzahl Fieberkranker, steigert sich die Blutthätigkeit von 2 bis 3 Uhr mittags angefangen bis 2 oder 3 Uhr morgens, erreicht zwischen 6 bis 10 Uhr abends den Höhepunkt, während sich in den anderen zwölf Stunden ein entsprechender Nachlass bemerkbar macht. Die Steigerungsperiode erfordert deshalb aufmerksame Be¬ achtung und eventuell vermehrte Applicationsthätigkeit. Bei auffallendem Unterschiede zwischen der Steigerungs- und Nachlassperiode empfiehlt es sich, auch in den Abkühlungsformen eine Abwechslung eintreten zu lassen, nämlich in der ersteren Halbbäder und öftere Wickelungen, in letzterer Abreibungen oder Waschungen sowie seltenere, kleinere oder gar keine Wickelungen. Diese Variation ist den meisten Patienten sehr willkommen. Bei Kindern ereignet es sich hie und da, dass die Steigerungs- und Nachlassperioden gerade in umgekehrter Zeitordnung eintreffen. Treten die Blattern überhaupt sehr gelinde, häufig ohne Fieber als sogenannte Schafblattern oder Windpocken auf, so sollte dennoch * So gelang es uns mehrfach bei Scharlach- und Maserukrankcn, deren Aus¬ schlag zurückgetreten war, diesen vollständig wieder herauszuziehen, nnd zwar in viel üppigerer Blüte, als er das erstemal ausgetreten war. 35 täglich wenigstens eine Wickelung, und zwar am besten abends circa 6 Uhr, appliciert werden, um die Blatteruausscheidung ordentlich an¬ zuregen und vom feuchten Leintuch aufsaugen zu lassen. Fühlt sich ein Patient sehr behaglich in dieser einen Wickelung, so kann eine solche auch in den Morgenstunden versucht, eventuell regelmäßig angewendet werden. Sobald im Gesichte Flecken oder Pusteln erscheinen, muss auch dieses mit Umschlägen belegt werden, und zwar je nur eiue Gesichts¬ hälfte, '/2 bis 1 Stunde abwechselnd, wenn die Ganzbedeckung bange macht. Da diese Umschläge mild kühlende, doch dem Hauptzwecke nach dünstende sein sollen, so wird es mitunter nothwendig, dieselben mit Baumwoll- oder Wollstoff zu bedecken; bei stark Fiebernden dagegen erwärmen sie sich so rasch, dass dies unterbleiben kann. Schon im H 57 wurde erwähnt, dass die kurz dauernden tieferen Kältereize mit den Blutkörperchen auch auf die Blutschlacken stärkere Anziehungskraft ausüben. Da Schönheitsrücksichten gebieten, die Pusteln- oder Geschwür¬ bildung im Gesichte sich so niild als möglich entwickeln zu lassen, so sind fürs Gesicht beruhigende Wassertemperaturen anzuwenden. Man wähle daher zu den Gesichtsumschlägen sowie zu den Gesichtswaschuugen bei den Halbbädern und Abreibungen (auch inzwischen) wärmeres Wasser als für den Leib, d. h. je nach Empfindlichkeit zwischen 24 bis 28° U. Bei starker Blatternbildung am Kopfe wird dieses be¬ ruhigende Localverfahren ebenso für den Haarboden giltig, wozu man Nachthauben verwenden kann. Ebenso ist eiue besondere Beachtung den Füßen zu widmen. Die Mehrzahl der Fieberkranken leidet an kalten Füßen, nämlich an Blut¬ leere daselbst, umsomehr an Überfüllung im Kopfe oder der Brust. Zur möglichsten Ausgleichung dieser verschiedenen Blutbewegung werden folgende Maßregeln nothwendig: 1. ) Kalte Füße dürfen bei der Wickelung, so weit hinauf dieselben kalt anzufühlen sind, nicht in das nasse Leintuch eingeschlagen werden, sondern sind direct in die trockene Umhüllungsdecke zu wickeln. 2. ) Bei Patienten, deren Füße leicht erkalten, müssen dieselben bei den Abreibungen mit extrakaltem Wasser bedacht werden; dagegen ist es beim Halbbad angezeigt, sie meistens außer dem Badewasser zu halten, indem man diese mit einem dicken Holzstück unterlegt; in solcher Lage werden sie alsdann mit in sehr kaltem Wasser getauchten Händen tüchtig frottiert; mehrentheils stellt sich dabei die Nothwendigkeit ein, den Oberkörper öfters ins Halbbadwasser zu senken. 3. ) Eine viertel bis halbe Stunde nach jeder Wickelung, Abreibung oder jedem Halbbad, auch ab und zu inzwischen, müssen die Füße untersucht werden; sind dieselben kühl, so muss sofort eine heiße Wärme¬ flasche, mit einem feuchten Handtuch umwickelt, direct an die Fu߬ sohlen gelegt werden. Damit die hiebei sich entwickelnden Dämpfe auch nur die kühlen Waden spielen können, zieht man eine Wolldecke über und unter den Beinen bis an die Knie hinauf. Sobald die Unterschenkel warm geworden sind, werden nach Wegnahme der .'S* — 36 Wärmeflaschen die Fußsohlen mit einem in sehr kaltes Wasser ge¬ tauchten, fest ausgedrückten Handtuch kurz aber tüchtig abgerieben und hierauf die Füße wieder in die durchwärmte Schutzdecke zurückgelegt. Wie man sieht, handelt es sich auch hier darum, durch abwechselnde Handhabung der korrespondierenden Gegensätze höhere Nerven- und Blutthätigkeit hervorzurufen. Das jedesmalige Wiedererkalten der Füße erheischt Wiederholung dieses Verfahrens. 6l. Als dritte, mehr nebensächliche Application haben wir noch die Wasserklystiere zu besprechen. Auch diese werden in bernhigend-auflösende und erregende eingetheilt. Jedem Fieberkranken muss, wie äußerlich, so auch innerlich Wasser zugcführt werden; allein auch allen anderen Kranken, die nicht geregelte Leibesöffnung haben, sind Wasserklystiere sehr nützlich. Man muss sie nur richtig anzuwenden verstehen. Die Hauptrolle spielen die sogenannten einzusaugenden Klystiere oder so¬ genannte Bleibeklystiere, nämlich jene, welche vom Mastdarme nicht wieder als Flüssigkeit ausgestoßen, sondern von den Fäces, der Schleim¬ haut und den Blutadern daselbst aufgesogen werden. Ein Theil des aufgesogenen Wassers durchfließt das ganze Pfortadernsystem (Blut¬ adern der Gedärme) bis in die Leber hinauf, daher auch besonders für Leberkranke wichtig. Fieberkranke sollen je nach der Fieberhitze täglich zwei bis vier einsaugend-auflösend wirkende Klystiere zu sich nehmen, am geeignetsten jedesmal gleich nach dem Halbbad oder der Abreibung. Der Mehrzahl erwachsener Kranker entspricht es am besten, dieselben mit lauem Wasser (26 bis 30° L.) und im Quantum zwischen 8 bis 12, höchstens mit 16 Dekagramm zu geben; Kindern je nach dem Alter ein Drittheil bis zur Hälfte hievon. Wo Klystiere von kühlerer Temperatur leicht im Leibe behalten werden, verdienen diese den Vorzug. Das Behalten wird erleichtert, wenn man nach Empfang der¬ selben 10 bis 15 Minuten lang auf der linken Seite liegt; und die Aufsaugung, resp. Auflösung, ist am wirksamsten direkt nach einer Stuhlentleerung. Geht ein Klystier ab, so muss sofort ein zweites von gleicher Temperatur, jedoch um 2 bis 4 Dekagramm kleineres Nach¬ folgen, welches dann meistens leicht aufgesogen wird. Täglich soll wenigstens ein erregendes Klystier appliciert werden, welches anfänglich 8 bis 10° kälter und circa um ein Drittel kleiner als die einzusaugenden zu bemessen ist. Das erregende Klystier wird nur dann sofort repetiert, wenn kein oder zu wenig Stuhlgang mit demselben abgieng oder erst nach circa zwei Stunden, wenn auch dieses ohne Ent¬ leerungswirkung aufgesogen wurde. Die Temperatur der erregenden Klystiere trachtet man allmählich herabzusetzen, doch nie unter Brunnen¬ temperatur (höchstens 8°). Bei einem Kranken, welcher wenig oder nichts isst, ist es durchaus nicht nöthig, dass er täglich S.tnhlgang habe. Es genügt, dass er täglich ein bis zwei beruhigende Klystiere im Leibe behalte und ein erregendes von ihm ausgestoßen werde. Für die an Verstopfung Leidenden sind förmliche Klystiercuren in obigem 37 Sinne, durch ein bis zwei Monate prakticiert, von unschätzbarem Werte. Bei solch längerer Dauer ist es sehr rathsam, weder ausschließlich warme noch ausschließlich kalte Klystiere zu gebrauchen; die individuell besser wirkenden werden entsprechend vermehrt; ebensowenig übertreibe man das Quantum, dennen jede Übertreibung schwächt. Wenn sich die Nicht¬ aufsaugung einstellt, resp. zunimmt, gebe man dieselben allmählich auf. 62. Wenn in Fieberkrankheiten beunruhigende Kopf- oder Brust- shmptome, wie heftiger Kopfschmerz, Brustbeklemmung, Bewusstlosigkeit u. dgl., auftreten, werden auf die leidenden Theile rasch gewechselte kühle Umschläge von 12- ä 8gradigem Wasser appliciert. Sollten diese ausnahmsweise keine wohlthuende Empfindung bewirken, so werden warme Umschläge von 30 bis 35° U. versucht. Man beginnt hiebei mit Wasser von 30° U. und erhöht die Temperatur allmählich nach dem Jnstincte des Kranken. In diesem außergewöhnlichen Falle ist das Leintuch während der Abreibung mit einem vollen Schwamme nachzunässen und die Abreibung wie das Halb¬ bad bis zum Frostschütteln des Kranken auszudehnen. Gesellt sich Frösteln (außerhalb der Bäder), Apathie, Hinfälligkeit hinzu, so ist das Wasser zu den Abkühlungsapplicativnen (in diesein Falle richtiger Erregungsapplicativnen benannt) rasch um zwei, vier bis sechs Grad kälter zu stellen, um eine tiefere Reaction hervorzurufen. Die Wickel¬ leintücher werden hiebei sehr fest ausgedrückt. Dieses Verfahren hat den Zweck, stärkeren Ausschlag oder andere Blutschlacken-Ausscheidung zu erzeugen. Stellt sich anhaltender Wärmemangel ein, so müssen Trocken¬ wickelungen, direet in die wollene Decke, an die Stelle der Feucht¬ wickelungen treten, und zwar nicht zum Zwecke des Schwitzens, sondern zur kräftigen Erwärmung. Dies kann bedeutend unterstützt werden durch Zulegen von einer bis drei heißen, feucht umwickelten Wärmeflaschen oder Stcinkrügen, nämlich ein Stück an die Füße und je eines an die Hüften. Hierauf haben unmittelbar intensiv kalte, wenig nasse Abrei¬ bungen nachzufolgen, welche die jedesmalige polarische Application vollenden. Dieses erregende Verfahren muss alle sechs bis acht Stunden wiederholt werden, bis sich mehr Selbstwärme und Lebendig¬ keit einstellt. 63. Das im vorausgehenden Paragraphen aufgestellte erregende Ver¬ fahren ist glücklicherweise selten nöthig und bezieht sich mehr auf andere (mit Fieber begleitete) Krankheiten als auf die Blattern, wie Lungen-, Rippenfell- und Gehirnentzündung, Typhus, zurückgetretenen Scharlach- oder Masernausschlag re. In diesen Krankheitsfällen oder -Formen kommt es hie und da vor, dass große Erregtheit mit auffallender Hinfälligkeit des Patienten abwechselt. Tritt letztere extrem auf, so muss auch in entsprechender Weise erregend, bzw. erschütternd, eingewirkt werden. Bei circa zwei Fünfteln epidemisch ergriffener Blatternkranker genügt die früher beschriebene einfache, beruhigende Behandlung mit zwei bis drei 38 Abkühlungsapplicationen in 24 Stunden (laut 37 bis 40) und ein¬ zelnen Nasswickelungen dazwischen; bei anderen zwei Fünfteln, mit wenig Blattern Befallenen genügt ein noch einfacheres Vorgehen, und nur circa ein Fünftel bedarf eines ausgedehnter (extensiver) beruhigenden odereines gedrängter (intensiver) aufregenden Verfahrens. Bei den beiden ersten Kategorien führt im Durchschnitt eine fünf- bis elftägige Behandlung zu dem Erholnngsstadiuiu (Reconvalescenz), und nur beim letzten Fünftel können zwei bis drei Wochen Cur nöthig werden. 64. Es ist zwar fast selbstverständlich, dass sich, wie bis zum Höhepunkte der Krankheit die Behandlung energischer wird und die Applicationen rascher sich folgen, nach Überschreitung derselben das Verhältnis um¬ kehren muss, nämlich dass die Applicationen seltener und milder werden sollen. In vielen Fällen entspricht es sehr der individuellen Empfin¬ dung, namentlich wenn starkes oder lang andauerndes Fieber vorausgegangen ist, zur Beruhigung des Nervensystemes die Wassertemperaturen nun allmählich in aufsteigender Scala wärmer zu reichen, besonders wenn sie früher in abwärtssteigender Temperatur gereicht wurden. Bei einzelnen steigert sich dies Verlangen nach wärmerer Temperatur bis zu warmen Vollbädern von 26 bis 31" L. Wer die Schlussbehandlung eines mit acutem Ausschlag Erkrankten möglichst complet, recht solid durchführen will, der besorge demselben am vierten Tage nach dem Aufhören des Fiebers, bezw. selbst bei fortdauerndem schleichenden Fieber, ein anregendes oder erregendes Bettdampfbad, am sechsten Tage ein zweites, am neunten Tage ein drittes (siehe am Titelblatte die Broschüre «Riklis Bett- und Partialdampsbäder» an¬ gemerkt). Sind eventuell während der acuten Krankheiten bedeutendere Ausschwitzungen (Exsudate) in einer der Körperhöhlen oder im Muskel¬ gewebe erfolgt, so muss cnratives Schwitzen mehr oder weniger fort¬ gesetzt werden. 65. Neulingen, welche vorliegende Behandlungsinstruction für Blattern¬ kranke zum erstenmal studieren, dürfte sie vielleicht etwas cvmpliciert erscheinen; allein sie ist es im Grunde genommen durchaus nicht, sonst wäre sie unfähig, vvlksthümlich zu werden, worin just ihr hoher Wert liegt. Da, wie eingangs erwähnt, der Naturarzt die Krank¬ heiten nicht als Objecte, als Sache ansieht, sondern stets nur ein er¬ kranktes Subject, d. i. einen einheitlichen Organismus, im Auge hat, so war es eben nothwendig, die wichtigeren Abwechslungen (Varia¬ tionen) darzustellen, um den verschiedenen Erkrankungsstadien zu ent¬ sprechen. Die hier beschriebenen Behandlungsgrundsätze gelten, wie schon gesagt, eben vollständig für alle anderen — mit Fieber be¬ gleiteten — Reactionsformen des erkrankten Organismus, heißen sie nach alter oder neuer Schablone, wie sie wollen. Da der Krank- heitsnamc (Diagnose) eine klare, positive Vorstellung der Krankheitsvorgänge nicht zu geben vermag, kann 39 er daher auch für die Behandlung niemals maßgebend sein; die Behandlungsrichtung (Jndication, Directivnorm) dazu kann nur die concrete Thätigkeit, bezw. Unthätigkeit, der Lebenskraft geben. Das weitere ergibt sich von selbst! heißt mit anderen Worten: natura sanat, inaäieus nurat! Zu deutsch: die Natur heilt, der Arzt eurt! Mau gehe souach nur muthig daran, die kämpfende Lebenskraft thermoelektrisch zu unterstützen (siche H 34), sei nicht ängstlich in Bezug auf Kleinigkeiten; der Schaden kann höchstens ein relativer sein. Wir beziehen uns diesfalls auf das schon Gesagte. Das Sprichwort: »Frisch gewagt ist halb gewonnen» bestätigt zumal iu der praktischen Natur- Heilkunde seinen vollen Wahrheitswert. Nach wenigen Applicationeu überzeugt man sich, dass die Methode dem Kranken wohl anschlägt, und gewinnt dadurch Muth, Sicherheit und Orientierung für das weitere Verfahren, welches weitaus in der Mehrzahl der Fälle einen guten Ausgang nimmt. Die Erfahrung lehrt nämlich, dass unter ob¬ beschriebener Behandlung Blatternkranker nicht mehr als 3 bis 4°/» tödlichen Ausgang nehmen, und dies trifft in der Regel nur schwäch¬ liche, ungesunde (wenn auch äußerlich mitunter blühend aussehende) Kinder oder innerlich Defecte jeglichen Alters, wie Tubercnlose, Scrophulose rc., kurz Personen, die nach ihrer inneren Leibesbeschaffen¬ heit ohnehin einem baldigen Tode verfallen wären. Zu noch besserer Erläuterung lassen wir nun hier eine Anzahl Behandlungsbeispiele folgen. 66. 1. Beispiel. E. G., der achtjährige Sohn des Herrn E. G., Weinhändlers in Laibach, erkrankte im Monate März mit gelindem Fieber. Jeden Morgen ließen wir ihm eine nasse Leintuchabreibung von drei Minuten Dauer, das erstemal mit 18° k., applicieren, jeden weiteren Tag um 1° kälter; abends 6 Uhr eine feuchte Ganzwickelung von gleichem Grade, in welcher er gerne circa zwei Stunden verblieb; nach dem Auswickeln wurde ihn: wieder eine Abreibung wie morgens gegeben, jedoch letztere, der größeren Fieberhitze wegen, mehr nass gehalten. Am dritten Tage erschienen die Blattern in gelindem Grade, wobei dieselbe Behandlung für weitere zwei Tage beibehalten wurde. Vom sechsten Tage an mussten die Abreibungen der Schmerzhaftigkeit wegen durch Schwammwaschungen ersetzt werden; auch wurde von da an, morgens wie abends, vor der Waschung eine Ganzwickelung ein¬ geschoben, in welcher der Patient stets zwischen 2^/g ü 3 Stunden leicht aushielt. Nach weiteren drei Tagen dieser Behandlung begannen die ersten Blattern schon abznheilen, so dass vom zehnten Tage an nur Morgen- und Abendwaschung nebst einer Feuchtwickelung täglich an¬ gewandt und der Patient am vierzehnten Tage als geheilt entlassen werden konnte. — Tag und Nacht wurde beim Kranken ein Fenster offen gehalten; sein Appetit war mittelmäßig geblieben, so dass man ihm außer Fleisch die gewöhnliche Nahrung lassen durfte. 40 67. 2. Beispiel. B. A., das vierjährige Kind eines Kaufmannes, erkrankte im Monate Juni. Obwohl das Fieber gleich ziemlich stark auftrat, war die Patientin doch nicht empfindlich für kältere Wassertemperaturen. Sie wurde des stärkeren Fiebers wegen sofort morgens einmal und abends zweimal nacheinander in nasse Wickel gelegt. Morgens verblieb sie ge¬ wöhnlich zwei Stunden darin, abends im ersten Wickel eine Stunde, im zweiten anderthalb Stunden; auf den Frühwickel folgte eine ziemlich nasse Leintuchabreibung von 16° L drei Minuten, abends, da stärkere Fieberhitze vorhanden war, Halbbad von 18° R. vier Minuten. Wie gewöhnlich erschienen am dritten Tage die rotheu Blatternflecken nnd, dem Fieber entsprechend, nach und nach ziemlich zahlreiche Blattern. Dieselbe Behandlung wurde noch zwei Tage fortgesetzt, am fünften für die morgendliche Abreibung Schwammwaschung substituiert und statt der Händefrottierung im Halbbad, in einer Flachwanne Begießung mittelst Gießkanne vorgenommen. Boni zehnten Tage an konnte die Morgenpackung und eine Abendpackuug, am 14. Tage auch die zweite Abendpackung ausgelassen und wieder zum gewöhnlichen Halbbade zurückgekehrt werden. Am 16. Tage wurde auch die Äbendapplication gestrichen und die Patientin am 19. Tage als genesen erklärt. Gewöhnlich nimmt bei stärkeren Blatternfällen mit deren Ent¬ wickelung die Reizbarkeit für kälteres Wasser zu, ums hier nicht zutraf, so dass die Temperatur zu allen Applicationen täglich um V/ bis zum Maximum von 3° Differenz herabgesetzt werden konnte. Patientin zeigte vom Beginne bis zum Zenith der Krankheit stark belegte Zunge, wenig Appetit, daher ihr in dieser Zeit bloß gedünstetes Obst und leichte Buttersuppcn gereicht wurden. 68. 3. Beispiel. A. R., 22 Jahre alt, Kaufmannsvolontär aus Berlin, erkrankte im December in Triest. Daselbst herrschten die Blattern epidemisch. Obwohl Patient fieberfrei war, ließen doch mehrere andere Symptome ans Blatternanzug schließen. Patient bekam morgens und abends ziemlich stark ausgernngene Leintuchabreibung, und zwar, weil er sich für kaltes Wasser gar nicht empfindlich erklärte, anfangs mit 14°, täglich um 1° bis auf Brunnentemperatur (in Triest 12 L 11°) er¬ niedrigt. Am dritten Tage abends wurde Feuchtwickelung hinzngefügt, in welcher er durchschnittlich 2stg a 3 Stunden leicht aushielt. Vom siebenten Tage an genügte die Morgenabreibung allein, und am zehnten Tage konnte Patient als genesen betrachtet werden, indem die Blattern sehr gelinde aufgetreten waren. Obwohl Winterszeit, schickten wir den Patienten nach jeder Ab¬ reibung ins Freie spazieren, was demselben sehr willkommen war. 41 Mit Ausnahme von Fleisch durfte er die gewöhnliche Nahrung bei¬ behalten. Frisches Wasser nach Herzenslust zu trinken wurde stets allen Blatternkranken erlaubt. 69. 4. Beispiel. B. P., 35 Jahre alt, Magazineur, erkrankte im Februar während einer Blatternepidemie in Triest gleich mit heftigem Fieber. Patient zeigte sich ziemlich empfindlich für kaltes Wasser. Des starken Fiebers wegen wurde ihm täglich dreimal Nasswickelung verordnet, und zwar eine morgens, zwei nacheinander zwischen 2 und 6 Uhr nachmittags und drei nacheinander zwischen 9 nnd 3 Uhr nachts. Nach dem Frnhwickel bekam er eine stark nasse Mantelabreibung von 18° U., vier Minuten lang dauernd, nachmittags und nachts auf den jeweilig letzten Wickel Halbbad von 20° L., 5 ä 8 Minuten Dauer. Die Wassertemperaturen wurden täglich um ° U- erniedrigt, jedoch im ganzen nur nm 2°, da die Empfindlichkeit Halt gebot. Am dritten Tage früh erschienen massenhaft die rothen Flecken, welche am vierten Tage schon Pusteln bildeten, während das Fieber noch heftig fortdauerte. Dieselbe Behandlung wurde fortgesetzt mit dem Unterschiede, dass am fünften Tage der Schmerzen wegen keine Frot¬ tierung mehr in den Halbbädern, sondern Schwammwaschnngen an¬ gewendet, am sechsten auch diese weggelassen und für die Halbbäder Gießkannenbegießungen substituiert wurden. Da die Blattern im Gesichte stark auftraten, wurde fortwährend stundenweise eine Gesichtshälfte mit nassen, sich erwärmenden Umschlägen von 24- ä 22 gradigem Wasser bedeckt gehalten, zwischen hinein das Gesicht auch öfters mit Wasser von gleicher Temperatur gewaschen. Vom nennten Tage an nahm das Fieber langsam ab; es wurden in demselben Verhältnisse die Wickelungen und Begießungen vermindert, und es konnte Patient am 15. Tage schon wieder ins Freie spazieren gehen. In der dritten Woche applicierte man ihm täglich früh noch ein Halbbad von 22° und vier Minuten Dauer. Narben waren keine geblieben. In der ersten Woche hatte der Kranke den Appetit total verloren, trank nur Wasser nnd Frnchten- Abgüsse, in der zweiten genoss er gekochtes Obst und leichte Wasser¬ suppen, in der dritten wieder die gewöhnliche Kost. 70. 5. Beispiel. Frau L. H. in Triest, 48 Jahre alt, erkrankte im Januar mit den gewöhnlichen Vorboten und mäßigen: Fieber. Ausnahmsweise trat dieses aber morgens stärker auf als abends, daher vormittags , eine Feuchtwickelnng mit nachfolgendem Halbbade von 20 Grad nnd abends bloß Mantelabrcibung mit 18 Grad appliciert wurde. In der Wickelung konnte die Patientin, nervöser Unruhe wegen, kaum eine 42 Stunde aushalten. Am zweiten Tage wurden dieselben Applicationen wiederholt, wobei die Unruhe in der Wickelung sich noch steigerte. Da der Organismus gegen diese Applicationen reagierte, wurde für die Folge davon abstrahiert und am dritten Tage früh und nachmittags bloß Halbbad und in der Nacht starke nasse Mantelabreibung, später der Pnstelschmerzen wegen Schwammwaschung appliciert, das Wasser hiezu täglich einen halben Grad kälter gestellt. Die Blattern traten in mittelmäßigem Grade hervor, weshalb diese einfache Behandlung genügte; indessen durften periodische Gesichtsumschläge nicht aus¬ gelassen werden. Vom neunten Tage an wurde nur noch morgens Halbbad und abends Waschung vorgenommen und die Patientin am zwölften Tage reconvalescent erklärt. Von da ab nahm sie noch durch vier Tage morgens Halbbad von 20 Grad und drei Minuten Dauer. Auch diese Kranke hielten wir wie alle anderen, welche das Fieber oder die Scheu vor der Öffentlichkeit nicht an das Bett fesselte, an, ohne Rück¬ sicht ailf die Jahreszeit nach den jeweiligen Applicationen durch Be¬ wegung in: Freien sich zu erwärmen. 71. 6. Verspiel. Th. G., Köchin, 37 Jahre alt, erkrankte im September in Veldes (Oberkrain) mit Fieber. Da hier eine sogenannte Lufthüttencolonie besteht, wurde die Patientiu sofort in dieselbe einlogiert. Eine Luft¬ hütte, aus einem einfachen Bretterverschlag in Zimmergröße kon¬ struiert, ist — außer durch das Dach oben — nur nach den zwei schmalen Stirnseiten geschlossen, und dabei gibt es weder Fenster noch Thüren. An den beiden Längsseiten nach Süden und Norden sind oberhalb, hart nnterm Dache, der ganzen Länge nach 25 ein hohe Öffnungen gelassen; außerdem ist die Südseite in Manneshöhe gewöhnlich ganz offen, kann indessen durch, einen Vorhang, welcher über dem Fußboden eine 30 am hohe Öffnung lässt, wenigstens vor den Einblicken anderer geschlossen werden, so dass die daselbst Wohnenden in beständigem gelinden Allgemeinluftzug, d. i. unter per¬ manenter Lufterneuerung, leben. Patientin erkrankte in gefährlichem Grade, so dass sie annähernd wie unter Beispiel Nr. 4 bei Tag und Nacht, man konnte sagen: in freier Luft, eingepackt und gebadet werden musste. Der Erfolg war brillant. In 14 Tagen war sie hergestellt und viel rascher wieder zu normaler Kraft und gutem Aussehen zurückgekehrt, als andere gleich schwer Erkrankte, welche in Zimmern behandelt wurden. 72. 7. Beispiel. Der schwerste Blatternfall, welchen wir je zu behandeln hatten, war folgender: R. O., ein junger, kräftiger Mann, erkrankte Anfangs April nach einer starken (sogenannten) Erkältung mit heftigem Fieber 43 und klagte über empfindliche Schmerzen in der Nierengegend und im Kopfe. Der herbeigerufene Arzt diagnosierte -Nierenentzündung». Patient begann zu delirieren und zu toben, welcher Zustand mehr oder weniger stark zwei Tage dauerte. Telegraphisch um Rath und nm persönlichen Beistand ersucht, verordneten wir die gewöhnlichen fieber¬ beruhigenden Doppelwickelungen und lange Halbbäder. Am dritten Tage erschienen die rothen Flecke, und das Delirium legte sich. Als wir beim Kranken erschienen, waren bereits die ersten Blattern im Gesichte bemerkbar. Ziemlich rasch verbreiteten sich dieselben über den ganzen Körper, sogar in die Nasenhöhle, auf die Zunge und in den Schlund massenhaft. Sie entwickelten sich größtentheils so dicht, dass man kaum mit einem Bleistift Hütte zwischen hinein tupfen können, dazu so hoch wie halbe Kirschen; an mehreren Stellen flössen sie in¬ einander über und bildeten förmliche Eiterlachen, die einen solchen pestilenzähnlichen Gestank verbreiteten, dass trotz zwei hart neben dem Bette des Kranken stets offen gestandener Fenster die Bedienenden öfters ins Freie zu gehen gezwungen waren, um sich auszulüften. Nicht genug an dem, bekam Patient noch zwei taubeneigroße Blutschwären an beiden Fußsohlen. Kurz und gut: der Zustand desselben wurde all¬ mählich ein grausenerregender, wie er kaum schlimmer gedacht werden kann. Die Behandlung war eigentlich eine einfache. Solange die Blatternentwickelung die Hautreibung zuließ, wurde alle drei, vier bis fünf Stunden Halbbad gegeben, und zwar, da der Kranke kaltes Wasser sehr leicht ertrug, anfänglich mit 14" L. und vier bis sechs Minuten Dauer. Mit der raschen Entwickelung der Blattern nahm in¬ des die Empfindlichkeit sowohl für die relativ tiefe Wassertemperatur als auch für die Hautfrietion zu; es musste bald zu höheren Tempera¬ turen, allmählich bis zu 22 o k., und zu den Gießkannenbegießungen übergegangen werden. Meistens wurden drei große Gießkannen voll langsam über den schwer Leidenden abgegossen. Da das trockene Bett demselben bei allgemeiner Blatternentwickelung unleidlich wurde, musste er nach den Abkühlungsbädern direct in die nassen Wicke¬ lungen mit zwei Leintüchern gebracht werden, deren er gewöhnlich zwei zwischen den Bädern verlangte. So gieng es durch 14Tage und Nächte in einem fort, in welchem Zeiträume der Patient nie ans dem Nassen herauskam. Eine solche Permanenz der Abkühlung ist sonst nur bei heftigen Entzündungsficbern nothwendig; hier war sie sowohl durch das Fieber als durch das unerträgliche Brenngefühl der Blattern geboten. Bei regelrechter hydriatischer Behandlung stark Blatternkrankcr gibt es keine Vertrocknung der Blattern, also keine braune Krusten¬ bildung, sondern dieselben werden gelblichweiß, bleiben saftig und entleeren ihren Inhalt theils in die Leintücher, theils ins Badewasser; es bleiben nur die leeren, häutigen Hülsen zurück, durch deren circa 3 inin weite runde Öffnungen man das hochrothe Fleisch erblickt. Sind nun viele solcher Wundöffnungen vorhanden und kleben die Wickelleintücher durch Austrocknung an solchen Stellen an, so ist deren 44 Ablösung, selbst wenn sie mit warmem Wasser betupft werden, äußerst schmerzhaft. Da dieser Fall hier bei den zahllosen hautentblößten Stellen umfangreich eintrat, sahen wir uns durch ein paar Tage ge- nöthigt, nach dem Abbaden den Kranken zuerst in dünne, mit Olivenöl getränkte Leinwandstücke zu legen und zu bedecken und erst hierüber die nassen Wickelleintücher umzuschlagen. Nebstdem empfieng der Kranke nach jedem zweiten Abkühlungsbad ein Klystier, und zwar in 24 Stunden je zwei bis drei wanne, zwecks Einsaugung von 16 Dekagramm Menge und ein kaltes, erregendes von 14° L. Am 15. Tage der Cur konnte eine erste kurze Ruhepause mit den Wasserapplicationen zur Benutzung des trockenen Bettes gemacht werden; allmählich wurden sie öfters und auf längere Dauer wiederholt, so dass Patient am 18. Tage zum erstenmal aufstehen und ins Freie gehen konnte. Hier zeigte er sich über Erwarten kräftig; am darauf folgenden Tage war er schon fähig, ein halbes Joch Ackerland mit Gerste zu besäen, welches Resultat der Cur in der Umgegend nicht wenig Aufsehen erregte. Zu richtigerem Verständnisse des schweren Falles muss noch bei¬ gefügt werden, dass der nun Genesene ein Landwirt war, welcher excessiv von geräuchertem oder gepökeltem Schweinefleisch sich genährt hatte. Daher denn auch sein furchtbar scharfes Geblüt und für uns ein Beweis mehr zu unserer Behauptung, dass ein jeder Selbst- erzeuger oder Sammler seines Pockenstoffes sei, welch letzterer dann freilich erst bei individuell und atmosphärisch günstiger Conjunctur, mit anderen Worten: wenn der Ausbruch (Eruption) reif ist (Z 3), ans Tageslicht tritt. Hier war, wie bereits bemerkt, eine sogenannte Erkältung (beim Baumpflanzen) der letzte unmittelbar vorausgegangene thermoelektrische Anstoß dazu gewesen (Z 17). In weitem Umkreise war er der erste Blatternkranke und früher nirgends mit einem solchen in Berührung gekommen. Es bedarf kaum der Bemerkung, dass die Allopathie mit ihren bloß innerlichen Mitteln eine solche Masse von Todesstoss nie und nimmer zu bewältigen vermocht hätte. Bei dieser Heilmethode allein würde der Kranke hochgradig schwarzblattrig geworden und zehnmal für einmal verloren gewesen sein. Nachdem also, wie wir sehen, uns im Naturheilverfahren ein so sicherer Weg eröffnet ist, um dem Bestreben der Natnr, welche die verderbten Stoffe auszustoßcn bemüht ist, mit Macht nachzukommen, so kann cs wohl keine größere Thorheit geben, als wenn durch das bekannte künstlich-unnatürliche Mittel (Jmpfpraxis) inan den¬ selben den Ausweg im vorhinein mit Gewalt versperren will, mit Gewalt sie in den Körper hineinbannt! (Siehe Z 26.) Dieser Krankheitsfall bot aber auch in anderer Beziehung wichtige Belehrung, indem er eine gründliche Nagelprobe der Nichtansteckung lieferte. Der arge Leidenszustand des Kranken, welcher der Fußgeschwüre wegen sich nur auf den Fersen bewegen konnte, zwang die Bedienenden, ihn sowohl zur Führung nach den Bädern als zu den Ein- und Aus- 45 Wickelungen kräftig zu unterstützen, d. h. fest anzugreifen. Dabei drückten sich jedesmal Dutzende von Eiterblasen auf unfern sowie auf den- Händen der Gattin des Kranken ab; zudem litt die junge Frau von einer Schnittwunde an der einen Hand. Diese ekelhafte Eiterbefleckung wiederholte sich circa 30 mal. Erinnern wir noch an die schreckliche Atmosphäre, welche der Kranke in seiner Umgebung entwickelte, dessen Nähe wir jeweilig nur auf kurze Zeit verlassen konnten, so ist hiemit eine so intime Berührung mit dem Blatterngifte constatiert worden, wie sie gar nicht intensiver im Umgänge gedacht werden kann. Beide waren wir daher sehr neugierig, ob keines von uns die Blattern bekommen würde. Bereits sind nun 15 Jahre darüber ver¬ flossen, und können wir zu unserer großen Freude sowie zur Ver¬ wunderung vieler anderer die Mittheilung machen, dass beide ganz gesund geblieben sind. Wenn wir von Nichtansteckung reden, so beschränken wir dies selbstverständlich auf Personen, welche nicht ohnehin schon Träger des Pockenstoffes sind, um denselben früher oder später, so oder anders,* ausbrechen zu sehen, oder wenn es dazu nicht zu kommen vermag, todbringend im Körper fortwirken zu lassen. 73. 8. Behandlnngsbeispiel, nämlich eines an Lungenentzündung erkrankten jungen Mannes. P. I., 30 Jahre alt, Schlossermeister, von starkem Bau, erkrankte im Monate April mit heftigem Fieberfrost, darauf große Hitze, Kopf¬ weh, Hustenreiz, Brustbeklemmung rc. Da wir zum erstenmal abends 6 Uhr zu ihm gelangten und die Fiebersymptome sowie die Schmerzen nm diese Zeit meistens gesteigert sind, ließen wir den Kranken sofort in ein Halbbad von 22° L. setzen, was derselbe ohne Rückstoß nach der Brust sehr gut ertrug. Zwölf Minuten dauerte das Bad, um ge¬ nügend Beruhigung des Fiebers sowie der übrigen peinlichen Sym¬ ptome herbeizuführen, während inzwischen dreimal kaltes Wasser nach¬ gegossen wurde, um die Badetemperatur herabzusetzen. Auch veranlassten wir den Patienten, zweimal sich mit dem ganzen Brustkorb ins Wasser zu senken und die kalten Füße aus demselben hinauszustrecken, um dem Entzündungsherde mehr wärme-entziehend beizukommen, was ihm außerordentlich wohl that. — Patient wurde hierauf unabgetrocknet ins Bett gelegt, mit nassem Brust- und Rückenumschlag von 14° R. versehen, die je nach Bedürfnis des Patienten erneuert wurden. Nach zwei Stunden erhielt er eine totale Feuchtwickelung mit den vvr- benannten Extra-Umschägen, über und unter das Wickelleintuch gelegt, um sie nach Nothwendigkeit erneuern zu können. Da dein Patienten * Man vergleiche hinsichtlich der Form des Ausbruches das im S 25 sub 3. Gesagte, welches sich genau deckt nut dem, was u. a. noch neuestens auch der berühmte Director des k. k. allgemeinen Krankenhauses an der Wieden zu Wien, Dr. Lorinser, erklärt hat. 46 die Wickelung behagte, indes die Fieberhitze, belästigend angewachsen war, wurde direct zu einer zweiten Wickelung, nnd zwar nut zwei Lein¬ tüchern geschritten, in welcher er leicht 2^/- Stunden verblieb; dieser folgte dann ein Halbbad von 20° und sechs Minuten Dauer; jedoch konnte diesmal weniger kaltes Wasser nachgegossen werden, indem Patient sich empfindlicher zeigte. Nach diesein zweiten Halbbade wurde die Behandlung wie nach dem ersten wiederholt und so bis 4 Uhr morgens fortgefahren, allwo sämmtliche Symptome nachließen (die gewöhnliche Nachlasszeit, Relaxationsstadium) und der Kranke für drei Stunden ins trockene Bett gelassen werden konnte. Um sieben Uhr morgens wurden wieder die Localumschläge mit 14° U. angelegt und gegen zehn Uhr, um Abwechslung in die Abkühlungsform zu bringen, eine ziemlich nasse Mantelabreibung von 18° U. vier Minuten lang gegeben. An den Stellen, wo die Wärme stark durchschlug, wurde zur Abkühlung mittelst Betupfens mit einem vollen Schwamme und Wasser von 14° U. nachgeholfen. Selbstverständlich durften hiebei die Brust und der Oberrücken nicht gerieben werden. Um 12 Uhr wieder Localumschläge; allmählich begann die Hitze sich wieder zu steigern, so dass um 3 Uhr neuerdings eine Wickelung mit einem Leintuch nnd Um¬ schlägen nothwendig wurde, in welcher der Patient zwei Stunden verblieb; dieser folgte abermals ein Halbbad von sechs Minuten Dauer, indes mit 21.° L. zum Eintritt gestellt, da die Reizbarkeit des Patienten zu¬ genommen hatte, weshalb auch nur einmal kaltes Wasser nachgegossen werden durfte. Nach jedem Halbbad empfieng der Kranke ein einzusaugendes Klystier von 26° U., 16 Dekagramm schwer; nach der Abreibung vor¬ mittags dagegen ein kaltes, zur Entleerung reizendes von 12° U. und l2 Dekagramm schwer. Nachdem mit diesein Halbbade es bereits 7 Uhr abends geworden und damit das Steigerungs- oder das höhere Reactionsstadium der Symptome wieder begonnen hatte, wurde der Turnus von neuem vorgenommcn, wie er vor 24 Stunden begonnen hatte. So gieng es ungefähr sechs Tage mit wenig Veränderung fort, als daun der Zu¬ stand sich zu mildern begann, indem starker Schleimauswurf, mit etwas dunklem Blute gemischt, eintrat; außerdem zeigte sich die kritische Aus¬ scheidung durch kräftige Schweiße, theils in den Feuchtwickelungen, theils in den Ruhepausen im trockenen Bette, welche Schweiße wir stets so lange fortdauern ließen, bis sie dem Patienten peinlich wurden, worauf, wie im Fieber, eine stärkende Abkühlungsapplication zu folgen hatte. Auch der Harn entwickelte bedeutende kritische, rothe, braune, gelbe Sedimente. Vom siebenten Tage an wurden die Einpackungen weg- gelassen und nur noch zwei Halbbäder und eine Abreibung in 24 Stunden gereicht, so dass der Rekonvalescent ins Freie spazieren gehen konnte. Am elften und zwölften Tage durfte noch je eiu Halbbad ausgelassen und damit die Behandlung geschlossen werden. 47 74. 9. Behandlmlgsbersprol vo» ei»cr fieberhaften Krankhcits- oder Reactionsform, nämlich bei einer typhuskranken Dame. Frau A. B., die junge Gattin eins Kaufmannes in Triest, litt seit Jahren periodisch an heftigem Kopfschmerz ohne Fiel»erbegleit, regelmäßig vor der Periode, allein öfters anch zwischen hinein. Zwei Monate nach einer zu Veldes in Oberkrain durchgemachten (wesentlichst Lichtluftbade-) Cur erkrankte dieselbe am 9. October 1885 unter ver¬ schiedenartigen Symptomen von Unwohlsein. Die Hauptleiden bestanden in Appetit- und Schlaflosigkeit, besonders aber in heftigem Kopfschmerz, welcher von den Augen angefangen über den ganzen Scheitel bis zum Nacken hin sich ausdehnte und ein Gefühl von Stechen und häm¬ merndem Klopfen erzeugte, welches manchmal fast unerträglich wurde; am 10. October stellte sich Fieber ein, welches stets zwischen 39 L 39'5" 0. schwankte. Telegraphisch um Rath angegangen, verordneten wir, dass je nach Fieberhitze aller sechs bis acht Stunden ein Halbbad von 16 L 20° U. mit Kopfumschlägen, je nach wohlthuendem Gefühl wärmer oder kälter als das Badewasser, zu geben sei; zwischen den Halbbädern sollen je eine bis zwei Nasspackuugen eiugefügt werden. Da der Kopf¬ schmerz und überhaupt das ganze Unwohlsein zunahm, wurden wir am 18. October um persönlichen Beistand bei der Kranken ersucht und langten am 19. October daselbst an. Bald überzeugten wir uns, dass inan die Krankheitsform mit Kopftyphus taufen könne. Vom siebenten Fiebertage au wurden genaue Aufzeichnungen über die Behandlung geführt, welche wir hier folgen lassen, da sie durch die außergewöhnlich lange Dauer des Fiebers interessant und belehrend sind. 48 49 4 50 SI 52 75. Ergänzungen und Aufklärungen: Nebst obigen Wasser- Applicationen erhielt die Kranke nach jeder zweiten Abkühlungs-Applica- tion ein Klystier, und zwar morgens zwecks Entleerungsreiz ein kühles von 16 ä 14" L., 12 ä 16 ällZ schwer, die andernmale zwecks Ein¬ saugung von 28 ä26" k., 16 ällg. Den Appetit verlor die Patientin total nur wenige Tage/ Fortwährend wurde auf Luftdurchzug gesehen. Erfahrene Collegen wissen, dass die meisten Typhusfieber in 3 bis 4 Wochen verlaufen und eine sechswöchentliche Dauer wirklich zu den Seltenheiten gehört. Weniger Erfahrene werden vielleicht einwenden, die Kranke hätte kälter behandelt werden sollen, dann würde das Fieber kürzer gedauert haben. Allein abgesehen davon, dass es höchst irrationell ist, ein Fieber zu verdrängen, resp. zu unterdrücken, folgen bei zu kalter Behandlung langwierige Wechselfieber oder noch schlimmere Leiden nach. Versuchte man es, diese Patientin kälter zu behandeln, z. B. in den Halbbädern, so bekam sie schnell starken Kopfschmerz, längeren Schüttelfrost und andere peinliche Symptome, so dass man ihrem Jnstincte bezüglich der Applicationsgrade volle Rechnung tragen musste, während sie in der zwei Monate früher gemachten Cur in Veldes 8 bis 10° kältere Halbbäder sehr gut ertrug. So ändert sich eben die Situation zwischen chronischem und acutem Leidenszustaude. Da wir die Cur nur vier Tage persönlich, früher und später aber auf brieflichem und telegraphischem Wege leiteten, so wurde aller¬ dings hinsichtlich des Wiederholungstermines der Abkühlnngs-Appli- cationen und der Wickelungen der Kranken öfters zu viel nachgegeben. Trotzdem sind wir der Meinung, die Ausführlichkeit des Beispieles sei gerechtfertigt, zur Ausdauer ermahnend und lehrreich in dem Punkte, dass es absolut kein allgemeines hydropathisches Recept für Typhus- und überhaupt für Fieberkranke geben kann, sondern bei gewissenhafter Behandlung streng individualisiert werden muss. Ein stabiles Wassercnr-Recept mag allenfalls für Militärspitäler angehen, wo die Menschenleben Kartoffeln gleich geachtet werden, oder wann es dem dirigierenden Arzte absolut an Zeit zum Individualisieren gebricht. Wir erachten es außer allein Zweifel, dass diese Kranke ohne die ausgiebig wärme-entziehende hydriatische Behandlung, resp. periodische Dämpfung des anhaltend zehrenden Feuers, hätte erliegen müssen und dass sie, wenn dieses Feuer gleichzeitig ebenso intensiv (hochgrädig 40 L 42 0.) als extensiv aufgetreten wäre, trotz jener dem Tode ver¬ fallen sein würde. 53 Das directe Resultat der Behandlung war, dass die Dame keine Spur mehr von ihrem früheren, oft sich einstellenden heftigen Kopfweh fühlte, somit das anhaltende Typhusfieber sich auch hier als vollständige Correctivthätigkeit bewährt hat. Die eigentliche Krise konnte nur in der bedeutenden Abmagerung, d. i. Einschmelzung massenhafter Stoffwechsel-Rückstände, erkannt werden. 76. 10. Beispiel. Behandlung einer wassersüchtigen Typhuskrankc», als schlagender Beweis, dass Fieber als die Correctivthätigkeit des Nerven- nnd des Gcfäßsystcines des entarteten Blutes anznschcn ist. Zugleich eine Familien-Episodc. (Reminiscenz aus den ersten Jahren unserer Praxis.) Wenige Tage nach unserer Übersiedlung im October 1855 von unserer Sommerheilanstalt Mallnerbrunn nach der Provinzialhauptstadt Laibach in Krain wurden wir zu einer der bestsituierten Kaufmanns¬ familien B. dieser Stadt gerufen. Frau B. war ungefähr einen Monat früher ebenfalls von Mallnerbrunn zurückgekehrt, hatte daselbst eine sehr befriedigende Cur gegen Kurzathmigkeit (infolge mehrerer medicinisch behandelter, d. h. niedergedrückter Lungenentzündungen) durch¬ gemacht und war nun begeistert für das Naturheilverfahren. Sie theilte uns mit, dass ihre jüngste Tochter, ein sechsjähriges Mädchen, am Typhus erkrankt, von allen sie behandelnden Ärzten, vieren an der Zahl, anfgegeben sei; sie hätte uns die Kranke sehr gerne gleich beim Beginn der Krankheit übergeben, allein eine ganze Phalanx von Familienmitgliedern sei als Gegner zu überwinden gewesen, vor allen ihr Bruder und ihr Schwager als allopathische Doctoren. Nachdem noch ein dritter Allopath und schließlich noch ein Homöopath die Kranke in Behandlung genommen hatten, es aber mit derselben nur immer abwärts gieng, während sie (die Mutter) stetig und unter Thränen für die Hydrotherapie gekämpft habe, sei ihr endlich vom Familienconcilium bewilligt worden, die Kranke uns zu übergeben; wir möchten nun untersuchen, ob wir sie in Behandlung nehmen könnten oder überhaupt noch eine Aussicht vorliege, die Kranke durch die Wasser-Heilmethode zu retten. Da dieselbe seit mehreren Tagen nicht uriniert hatte, war sie allgemein vom Kopfe bis an die Zehen angeschwollen, daher nicht mager anzusehen, außerdem aber ein jämmerliches Bild der Entkräftung und Hinfälligkeit. Der Puls schlug beinahe fadenförmig 140 Schläge, und beim Tragen hingen die Arme nnd Beine der Patientin wie die abgebrochenen Extremitäten einer Puppe herunter.* Eine genaue Unter¬ suchung des Unterleibes war wegen der wassersüchtigen Anschwellung * Der elendigliche Zustand war zumeist den Medicine», namentlich starken Chinindosen zuznschreibcn, welche die bisher behandelnden Ärzte zur Unter¬ drückung des Fiebers verordnet hatten. 54 nicht möglich. Die Zunge war trocken, braun, lederartig, wie bei allen stark Typhnskranken. Das Auge zeigte noch Passabeln Glanz, und dies Symptom allein gab uns noch Hoffnung. Solche gaben wir auch der Mutter zu erkennen, mit der ausdrücklichen Erklärung zwar, dass eine Genesung höchst ungewiss und in weiter Ferne stehe. Nichtsdestoweniger gab dieser kleine Hoffnungsstrahl der armen, lang gepeinigten Mutter plötzlich eine ganz veränderte Haltung in Geberden, Bewegung und Gesichtsausdruck. Nun hieß es, sofort ans Werk schreiten. Über das, was hier vorzunehmen war, konnte kein Zweifel bestehen, jedenfalls nur die mildeste anregende Applicationsfvrm, nämlich die Partialabreibung des ganzen Körpers, und da diese wenig Wasser enthält, in relativ tiefer Temperatur, nämlich mit l2° U. Wir vollzogen dieselbe selbst mit Beihilfe der Mutter. Diese Appli¬ cation übte einen sichtlich belebenden Einfluss auf die Kranke aus, was auch die Mutter noch freudiger stimmte. Wir blieben anwesend, um die Nachwirkung abzuwarten und dann die nachfolgende Application noch persönlich vorznnehmen. Nach zwei Stunden, als eine befriedigende Erwärmung eingetreten war, nahmen wir eine Ganzpackung mit Baum- wolltnch vor, welches in Wasser von 16" getaucht und stark aus¬ gedrückt wurde. Nach viertelstündigem Zusehen, wie die Kranke sich hierin benähme, gaben wir Ordre für unsere Abwesenheit dahin: wenn die Kranke anhaltend unruhig würde, sie auszupacken und bei nicht befriedigender Erwärmung kräftig trocken, bei genügender Erwärmung wie früher partiell nass abzureiben. Wir entfernten uns hierauf für 2 r/z Stunden; bei unserer Rückkehr wurde freudestrahlend berichtet, die Patientin hätte inzwischen ordentlich uriniert. Da die Kranke in der Wickelung sich sichtlich wohl befand, ließen wir sie darin, bis Miss¬ behagen sich einstellte, was nach der vierten Stunde (der Wickelung) eintrat, worauf sie, wie erwähnt, nass partiell abgerieben wurde. Nach kräftiger Wiedererwärmung, welche in circa vier Stunden sich einstellte (in welchem Zwischenräume die Patientin wieder reichlich urinierte), wurde der Feuchtwickel wiederholt und bei gut erwärmtem Austritt aus dem¬ selben nach circa drei Stunden ebenso die Partialabreibung, jedoch um 1° kälter appliciert. So wurde drei Tage und drei Nächte fortgefahren, hierbei die Temperatur täglich um 1 ° niedriger gestellt. In dieser Zeit hatte sich die wassersüchtige Anschwellung ganz aufgesogen und war nun die entsetzliche skelettartige Abmagerung doppelt auffallend hervorgetreten. Der Puls hatte sich etwas beruhigt und concentriert, die Bewegnngs- fähigkeit sowie die Erwärmung hatten Angenommen, so dass in den Steigerungsstunden zwischen 2 Uhr mittags und 2 Uhr nachts, der Auswickelung unmittelbar folgend, noch ein Rnmpfnmschlag beigefügt werden konnte. Indem diese Behandlung wieder circa vier Tage fort¬ gesetzt wurde, entwickelte sich nach allen Richtungen, wenn auch langsam, die Lebensthätigkeit. Unausgesetzt wurden Arzt und Patientin von den Verwandten mit scheelen Blicken angeschaut und seitens der beiden Onkelärzte mit Argnsaugen beobachtet. 55 Mittlerweile war bei der Kranken ein förmlicher Umschwung, ein auffallender Wendepunkt zum Bessern eingetreten, bei welchem die Concentrieruug (Langsamer- und Vollerwerdung) des Pulses, mit ent¬ sprechender Hautwärme bis zum unbestreitbaren Fiebercharakter, das hervorragendste Moment bildete. Der jüngere Onkelarzt, der es schwer verdaute, dass er uns die Kranke abtreten musste, begann nun, sich in die Behandlung zu mischen, drang darauf, dass das erwachte Fieber mit Chinin rc. unterdrückt werden müsste, sonst, behauptete er, käme die Kranke nicht ans — während der ältere Onkelarzt schwieg und ruhig beobachtete. Es kam zu ziemlich erregten Diseussionen zwischen dem jüngeren Doctor und uns. Unserer wesentlich gebesserten Position bezüglich der Kranken wohl bewusst, stellten wir uns, wie man zu sagen pflegt, auf die Hinterbeine, entgegneten, dass, nachdem die Kranke an Fleisch, Kraft, Muntersein, wie er selbst zugestehen müsse, wesentlich zugenommen habe, das Fieber den herrlichsten Reactionscharakter trage, ja wirkliches Neubildungs¬ oder Ansatzfieber sei, wie es allerdings selten vorkomme. Diese Auf¬ fassung gieng ihm nicht in den Kopf, sie widersprach zu sehr seiner Schule. In unserer Überzeugung felsenfest, traten wir dementsprechend entschieden vor den Eltern auf mit der Erklärung, dass, nachdem die Kranke unter unserer Behandlung die größte Gefahr überstanden und eine auffällige Wendung zum Bessern angenommen habe, so könne und müsse sie unverkümmert in unserer Behandlung verbleiben. Da wir die Mutter ganz auf unserer Seite hatten, gieng es auch vollständig nach unserem Willen weiter. Dass der jüngere Doctor-Heißsporn seiner angegebenen Theorie fest vertraute, bezweifelten wir keinen Augenblick; dabei lag die Absicht vor, uns die Kranke aus den Händen zu winden und sich dann als den Befreier vom Fieber — somit als den Erretter des Kindes aufzuspielen. Da das Fieber bei st e ti g e r K r a ft z n n ah m e der Kranken noch längere Zeit andauerte, war die Hauptbehandlung, wie in allen fieber¬ haften Krankheiten, eine beruhigende mit öfteren nassen Ganzwickelungen und Halbbädern zwischen 20 und l6°U. Es gab indes noch mancherlei kritische Stadien zu beherrschen, bis wir die Kranke nach sieben langen Wochen als Neeonvalescentin übergeben konnten, wodurch eine neue Machination gegen nns entstand. Da bisher in Laibach noch kein Arzt hydropathische Euren gemacht hatte und die Gerettete, wie schon erwähnt, einer der angesehensten Familien der Stadt angehörte, erregte die Cur großes Aufsehen in derselben, so dass wir rasch eine hübsche Zahl von Clienten erlangten, worunter der ältere Onkelarzt selber einer der ersten war, da er schon längere Zeit an Schlaflosigkeit, Apathie und Hypochondrie litt. Auch bei diesem gelang die Cur vollständig, wodurch er unser Freund und warmer Vertheidiger wurde, welch letztem wir bald gut gebrauchen sollten. Unsere zahlreiche Clientel stach mehreren jungen Ärzten in die Nase. Ihrer vier, worunter auch der jüngere Onkelarzt der Geretteten, verklagten uns bei Gericht unter dem Vorwande von «Kurpfuscherei»; die Sache erregte derart Aufsehen 56 in der Stadt, dass sich die Bevölkerung dicserhalb in zwei Lager theilte, nämlich alle Ärzte und Apotheker niit ihren Angehörigen wider uns, die übrige Bevölkerung sür uns; es war uns damals unangenehm, durch die Stadt zu gehen, da wir häufig der Fingerzeig des Gesprächs¬ gegenstandes wurden. Unsere Gegner jubelten im voraus, dass wir verurtheilt und als Fremder des Landes verwiesen würden; doch der Mensch denkt's und Gott lenkt's! Vvm Gerichte wurden eine Menge Zengen vorgeladen, nämlich die Häupter jener Familien, in denen wir prakticiert hatten. Die Zeugenaussagen aber gestalteten sich zu einem förmlichen Trinmphznge für uns, indem sämmt'liche Zeugen (der ältere Onkelarzt an der Spitze) mit Begeisterung bekannten, dass die betreffenden Kranken entweder geheilt oder wesentlich gebessert worden seien, nachdem lang dauernde vorausgegangene medicinische Behandlung entweder fruchtlos geblieben war oder die Krankheitszustände nur noch verschlimmert hatte. Diese einmüthige Zeugnisabgabe veranlasste den Richter einem der Hauptzeugen gegenüber zu der Erklärung: -Da müssen wir ja froh sein, einen solchen Mann im Lande zu haben!» Bald darauf erhielten wir ein absolut freisprechendes Urtheil* zngestellt, von der Anmerkung begleitet, dass die Klage als unstatthaft befunden worden sei. Hierdurch verloren die Klüger sogar das Appella¬ tionsrecht, was für dieselben sich doppelt beschämend gestaltete, dagegen uns Kurze viel Sympathiebezeigung seitens des größeren Publicums eintrug. Zeit darauf war die Anzahl unserer Clienten ans das Dreifache gestiegen; die Gegner hatten also das Gegentheil von dem, was sie anstrebten, herbeigeführt. Der Krankheitsfall scheint uns deshalb besonders interessant, weil die Patientin unter kräftigem Fieber stetig an Fleisch und Kraft zunahm, welche Erscheinung gewiss berechtigt, dasselbe als Neubildungs- oder Ansatzfieber zu erklären (unter welchem Titel wir den Fall schon im «Naturarzt-, Jahrgang 1863, mitgetheilt hatten) gegenüber der Mehrzahl der Fieberkrankheiten, in welchen die Patienten abmagern und von Kräften kommen. Immerhin ist hier nun eine ergänzende Erläuterung nvthwendig, um einem eventuell schädlichen Missverständnisse vorzubeugen, nämlich, dass der früher erwähnte Begriff -Correctivthätigkeit der Fieber» keineswegs unbedingt: Heilfieber, Genesung durchs Fieber bedeutet. Unleugbar gibt es häufig sogenanute Abzehrungs- oder Zehrfieber, welche den Tod mit absoluter Nothwendigkeit herbeiführen, wie z. B. in den Lnngensnchten, schweren Typhusfällen, heftigsten Entzündungs¬ formen re. Allein die Natur, d. h. die Lebenskraft, trachtet stets, das Individuum so lange als möglich zu erhalten, natürlich den gegebenen Constitutionszuständen entsprechend; auch im Fieber macht sie hierin keine Ausnahme, weshalb dasselbe im allgemeinen als eine höhere Correctivthätigkeit angesehen werden darf. Laut tz 35 ist das Fieber in erster Linie eine gesteigerte Bewegung der Nerven- und Blut- * Die Motivierung des Urtheiles ist für Naturärzte sehr interessant. 57 molecüle. Diese kann jedoch den Anflösnngs- oder aber anch den Aufban-Charakter tragen. Ist ersterer der herrschende, so wird natur¬ gemäß Abmagerung oder Abzehrung erfolgen; tritt noch der in Z 56 vorgesehene Fall hinzu, so wird mm desto eher der Tod auch durch Nervenlähmung eintreten, mit andern Worten: die Stoffwechselrückstände sind dann mächtiger geworden, als dass die Kreislauf-Betriebskraft der Orgaue die übermäßige Ansammlung jener zu verhindern oder ihre Ausstoßung zu bewerkstelligen vermocht hätte. Wird indessen der Naturheilkrast in Zehrfiebern tüchtig unter die Arme gegriffen, nämlich nervenstärkend durch Kälte-Applicationen, lösend durch kleine und große Fenchtwickelungeu auf die krankmachenden Ab¬ lagerungen und endlich ausscheidend durch Hitze-Applicationen gewirkt, so kann manches Zehrfieber in ein Aufbau- oder Heilfieber übergeführt werden, wie eben das zehnte Behandlungsbeispiel dies klar vorführt. In unserer 51jährigen Praxis sind uns circa 20 solcher Fälle vorgekommeu; natürlich waren hierbei allemal die Patienten durch vorausgegangene Krankheiten bedeutend abgemagert, nämlich deren lebensunfähige Materie schon eingeschmolzeu, da sonst sich keine fieber¬ hafte Thätigkeit zwecks Neubildung hätte einstellen können. Schon im tz 35 wäre der Ort zu nachstehender Erörterung gewesen, die — anlässlich der Thema-Verwandtschaft — wir nunmehr hier anbringen wollen. Geradezu staunenswert ist es, wie einfach, wie schlicht und — fast möchten wir sagen: wie zielbewusst die Natur unseres Organismus vorgeht, wenn sie Fieberhitze erzeugen will.* Bekanntlich geben wir durch Ausdünstung die meiste Wärme ab, weit weniger durch Ausstrahlung. Soll nun die innere Wärme gesteigert werden, so versperren sich einfach mehr oder weniger die circa 7 Mil¬ lionen Schweißdrüschen unserer Haut, uud es wird der umgekehrte Wärmestrom zur Lösung von Substanz- oder Blutschlackcn verwertet; im besten Falle folgt darnach eine lebhaftere Neubildung im ganzen Körper, nämlich Erholung, Reconvalescenz, im minder günstigen Falle eine concentrierte, provisorische Ablagerung oder Magazinierung der kranken Säfte in innere Körperhöhlen (Exsudate, siehe Z 17 Anmerkung, letzter Satz unten), um später durch deu Blutkreislauf wieder auf¬ gesogen und allmählich (lytisch) oder acut (kritisch) ausgestoßen zu werden. Nach mehrerer oder minderer Vollendung des innerlich gesteigerten — sei es Lösungs-, sei es Bildungs- — Processes tritt in der Regel dann wieder freiwilliger Schweiß ein. Sehr verschiedenen Charakters kann in symptomatischer Beziehung die Rückkehr dieses Schweißes sich gestalten, nämlich in erster Linie als Signal, dass besagter Lösungs- oder Ab- lagerungsprocess theilweise oder ganz vollendet sei; aber auch zweitens » Die Seele, welche den Körper anfbant, thut auch ihr möglichstes, die Integrität des Körpers aufrecht zu erhalten. Diese lcbenerhaltende Kraft ist natürlich indi¬ viduell millionenfältig verschieden. Je schwächer dieselbe sich kundgibt, desto mehr bedarf sie der änßeren Nachhilfe, Cnltnr, gerade so gut, wie eine Blume im Garten durch Pflege voller entwickelt wird, als jene im freien Felde ohne Cnltnr. 58 als eigentlicher Ausscheidungsprocess, indem der Schweiß selbst kritische Ausscheidungsproducte, d. i. verderbte, übelriechende Stoffe, mit sich führt. Schweiß in Fiebern künstlich erzwingen wollen wäre daher ein Missverstehen des Naturwillens, derselbe muss bei richtig geführter Behandlung absolut spontan (von selbst) sich entwickeln, wenn anders er kritischen Wert haben, d. h. Besserung im Gefolge führen soll. Allein wie jede Erscheinung ihre zwei Seiten hat, eine positive nämlich und eine negative, so verhält es sich auch mit dem Fieberschweiß. Denn in Zehrfiebern trägt derselbe nicht kritischen, d. h. Besserungs- Charakter, sondern er beruht auf der Schwäche der Hautnerven, welcher zufolge die Hautdrüsen eben auch gesundes Blut wasser (Serum) im Übermaß fahren lassen. In allen Fiebern bleibt daher Stärkung der Hautnerven durch kalte Luft- und Wasser-Applieationen angezeigt, als beste Unterstützung unsers Organismus; in den acuten Fiebern wegen außergewöhnlicher Thätigkeit, in den chronischen, die Erschlaffung des Nervensystems mög¬ lichst hintanznhalten. Aus den vorstehenden zehn Behandlungsbeispielen geht deutlich hervor, dass zwischen den verschiedenen Krankheitsnamen, d. i. Namens¬ taufen nach medieinischerSchule (Diagnosen), inderBehandlungprincipiell kein Unterschied gemacht wird; es wiederholen sich eben bei allen mit Fieber begleiteten Krankheiten stereotyp Abkühlung und Erwärmung, bald feucht bis nass, bald trocken, jedoch in streng individuell angepasster Form. Handgreiflich wird hierdurch bewiesen, wie schon in 34 und 65 gesagt worden, dass der Naturarzt, d. h. der nur mit physikalischen Factoren Operierende (Physiatriker), bloß ein zu be¬ handelndes Subjcct vor sich sieht, auf dessen außergewöhnliche organische Thätigkeit oder Unthätigkeit er in thermoelektrischem Wege Einfluss zu nehmen sucht. Da jede Functivnsthätigkeit, also auch die Empfindung, vom Nerven¬ system ausgeht, so treffen alle seine physikalischen Applicationen in erster Linie, d. h. direete, dieses, in zweiter Linie dessen Ehegattin, das Gefäßsystem (siehe A 24). Alles weiter daraus Resultierende ist einfach Folge der erreichten Harmonie dieses Ehepaares oder der nicht erzielten harmonischen Function desselben. Dies erklärt denn auch zur Genüge, warum der scharfblickende Naturarzt absolut der medicinischen Namenstaufen nicht bedarf. Indes wollen wir wahrhafte Diagnosen, d. i. positive Gewissheit über die Localität und den Grad der vorhandenen Circulationsstörnng keineswegs ablehnen; sie geben einem mehr Sicherheit in seinen An¬ ordnungen; allein gar oft ist eine solche positive Constatiernng des wirklichen Thatbestandes sachlich unausführbar, daher wir es verwerfen müssen, auf Grundlage bloßer Nam en st auf en hin vorzugehen. In solchen Fällen beschränkt sich der Naturarzt auf die Erforschung der Kraft des Nervensystems und der lebenswichtigeren Organe, bezw. deren Reactionsfähigkeit gegenüber den angezeigten Cur-Applicationen; 59 hierbei wird er keinen! andauernden, positiven Schaden verursachenden Jrrthum sich aussetzen, dagegen der Mediciner bei irrthümlicher Diagnose durch seine daraufhin falsch angewendeten -Heil¬ mittel» (!) dies nicht vermeiden kann. O wie viel hat man dergleichen schon hören müssen! Die Diagnosenstellung nach medicinischer Classification hat vom Standpunkte der Naturärzte aus überhaupt nur akademischen Wert, nm einmal dem Publicum, welches absolut «Namen» hören will, zu genügen, bezw. Sand in die Augen zu streueu ü Welche zweifelhafte Geltung medicinischen Namenstaufen zukommt, erweist sich schon aus der täglich sich wiederholenden Thatsache allein, dass, wenn mehrere Ärzte zu einem Chronisch kranken oder zu einem in außergewöhnlicher Form innerlich acut Erkrankten nacheinander gerufen werden, jeder eine andere Diagnose stellt und nicht selten der jeweilige Nachfolger den Vorgänger geradezu einen «Esel» heißt!!* Dies constatiert wahrlich eine traurige Unsicherheit und jedenfalls sonderbare Art von «Wissenschaftlichkeit» der medicinischen H eilkund e. Allein, selbst wenn ihre Vertreter in: Taufnamen schon einig geworden sind, divergieren sie häufigst in ebenso hohem Grade noch über die zu reichenden Heilmittel, richtiger gesagt: Unheilmittel, während wir Naturärzte in dieser Beziehung einstimmig über jeden Zweifel erhaben dastehen, weil wir keine Heilmittel anerkennen, sondern nur Lcbcnselementc. Zur Circulationsrcguliernng in sogenannten hitzigen Krankheiten, d. i. mit Fieber begleiteten Reactions-Erscheinungen (Sym¬ ptomen), gibt es deren nur zwei, nämlich Luft und Wasser. Wir fragen sonach: Verdient eine solche Zerfahrenheit, wie sie die medicinische Heilungslehre an den Tag legt, den Titel «Wissenschaft» ? Professor Oesterlen sagt in seinem Buche über öffentliche Gesundheits¬ pflege, S. 6: «Die Medicinheilkunde ist mit ihren von Alters herüber¬ gebrachten Arzneien nur eine großartige Pfuscherei.» (Ähnlich lautende Orakelsprüche von Koryphäen der Medicin selber könnten noch eine hübsche Anzahl angeführt werden.) Gegenüber unseren eigenen 51jährigen, zum Theil schauderhaften Erfahrungen ist sie aber in Wirklichkeit oft etwas noch Schlimmeres als Pfuscherei!! * Das stolze Pochen der Mediciner auf die Alleinbcfähigung zur Diagnosen- stcllung (Erkennung der Krankheit) ist darum eine sehr eitles Gebaren, denn allzu zahlreich und häufig, allzu großartig sind doch ihre Jrrthümer. Mit der Namens- tanfc ist unter allen Umständen den Kranken nicht geholfen. Massenhaft gehen sie dabei in Reactionsforinen zugrunde, deren physiatrische Behandlung die größere Zahl znr Genesung führen würde. So z. B. sterben jährlich in Deutschland allein viele tausend an w o h l d i a g n o st i c i e r t e r Lungenentzündung (in Frankfurt a. M. bloß im Monate November 1885 50 an der Zahl), viele tausend an wohl- diagnosticiertem Typhus, noch mehr Tausende an wohldiagnosticierter Diphtheritis. (Siehe Zeitschrift für volksverständlichc Gesundheitspflege, Nr. 4, 1886, von Hermann Canitz in Berlin.) 60 III. Abteilung. Schlussbetrachtungen: Aor- und Rückblicke. Motto: «Mensch sein heißt Kämpfer sein.» (Goethe.) 78. Ziel der Menschheit soll nicht die Ruhe in fatalistischer Unwissenheit sein, sondern die Erforschung der Wahrheit, nämlich der Naturgesetze; als Cvnsequenz davon muss die erbarmungslose Bekriegung alles Falschen, der Kampf gegen Unsitte und Unwahrheit sich ergeben. Wissen¬ schaft ist die Seele der Gesellschaft nur insofern sie als «Vernunft¬ oder Allnaturgesetz dasteht. Sie soll einzig und allein dem Fortschritte dienen, welcher seinerseits unzertrennlich von Menschenliebe und mensch¬ licher Freiheit bleiben muss. Die Naturheilkunde, welche mit den Schöpfungen Prießnitzens, wie erwähnt, vor ca. 72 Jahren (anno 1828) ihren Anfang genommen hat, ist heute ihrerseits eine Wissenschaft, mit der man rechnen muss. Ihre Vortheile sind so in die Augen springend, so hervorragend, dass es jeden Menschenfreundes Pflicht wird, für ihre Ausbreitung mitzuwirken. In erster Linie liegt also den Regierungen es ob, hier Hand anzulegen und neben dein alten morschen Baume, welcher Staatsmedicin heißt, die jugendlich frische, lebenskräftige Pflanze: Naturheilkunde genannt, eiuznsetzen. Mit ihrer Einbürgerung erblüht der leidenden Menschheit, welche unter dem Fluche einer durch und durch falschen Heilmethode darnieder- liegt (über deren Unzulänglichkeit auch nur zu allgemein bittere Klage herrscht), ein Mvrgenroth glücklicheren Daseins. Ouin grauo salm wird jeder Leser begreifen, dass wir weit entfernt sind, gegen die medicinische Wissenschaft als solche uns zu erheben, sondern nur derjenigen Disciplin derselben, welche man Therapeutik nennt, die das eigentliche Heilnngsverfahren zum Objecte hat, gilt unser Krieg, und zwar nur insofern«, als sie naturwidrige chemische Präparate in den Körper einführt. Wenn die Versicherungen der Regierenden: nur für das Volkswohl sorgen und arbeiten zu wollen, nicht eitel Geflunker sein sollen, so müssen sich dieselben von der Schlange frei machen, welche sie Jahr¬ hunderte hindurch an ihrer eigenen Brust groß gezogen haben. Ja, eine einschmeichelnde falsche Schlange ist sie, diese octroyierte doctrinäre Staatsheilkunde. Den durch bloße Schmerzlinderung Bethörten bietet sie einen wahren Adamsapfel au. Statt vorhandener leichterer Übel tauschen dieselben allzuhäufig langwierige schlimmere Leiden ein, wodurch sie diesem treulosen Systeme dann erst recht tributpflichtig werden? * Wir wollen nur an die Behandlung der syphilitischen Kranken erinnern, welche mit Merenr und Jod grauenhaft zugerichtet werden. Ist denn der Mensch znni wandelnden Bergwerk geschaffen, weil ihr Heilkünstlcr ihn nicht selten mit 61 Nur zu ost verleihen sie deu armen Betrogenen eine momentane erlogene Gesundheit (Pseudogesundsein), deutlicher gesagt: durch Halb¬ lähmung (Parese) gewisser Nerven- und Gefäßpartien mittelst Giften, einen reactionsunfähigen oder passiven Zustand, welcher von Nicht- eingeweihteu als echte Gesundheit angesehen wird. Ihr Vertreter der Heilswissenschaft, ist es nicht unter eurer Würde, zum Schutze eures hehren Berufes ein so niederes Mittel, wie den Polizeibütteldienst, in Anspruch zu uehmeu und ähnlich einem Treib¬ fischen euch die Clienten durch Polizeischutz ins Netz treiben zu lassen? Wozu benöthigt ihr ein Vorrecht, wenn euer Stand das höchste Wissen des Gesuudmachens allein gepachtet hat? Würden euch, wenn es so wäre, nicht von selbst alle Kranken zulaufen? Die ärztlichen Privilegien, der ausgebreitete Geheimmittelschwindel, die überall existierenden After¬ ärzte re. sind doch das sprechendste Armutszeugnis für eure Wissenschaft. Die allopathische Heilkunde, Medicin genannt, können wir durchaus nicht für eine Wissenschaft anerkennen, weil eine Disciplin, welche auf solch einen Namen Anspruch macht, auf feststehenden Grundsätzen be¬ ruhen, mit der Physiologie, d. i. der Lehre des Normal-Gesundheits¬ zustandes, in vollster Harmonie stehen muss. Die Allopathie aber wechselt seit Jahrhunderten ihre Mittel, wie eine Modehandlnng ihre Farben und ihre Dessins. Diese letztere Thatsache allein schon liefert den Beweis vielmehr von ihrer Wissenschaftslosigkeit; ihr wirk¬ licher Charakter ist eher principlvse gemeine Empirie, unter dem blen¬ denden Deckmantel gelehrten Wortkrams. 79. Das noch in einigen Schweizer-Cantonen seit langem bestehende Jmpfzwangsgesetz, von den meisten Ärzten unter dein scheinheiligen Vorwande einer enormen Wohlthat patronisiert, ist unbestreitbar ein Attentat von arger Consequenz auf das physische Wohlsein wie auf die persönliche Freiheit der Bürger. Allgemein ist in kulturhistorisch-hygienisch unterrichteten Kreisen die Anerkennung, dass unsere heutige Generation, im Durchschnitt Metallen völlig imprägniert? Tausende und Abertausende von Jünglingen habt ihr damit zu Krüppeln nicdercuricrt. Hört! Das sagt einer, der solche Ruinen, solche Opfer eurer Kunst zu Hunderten unter den Händen gehabt hat und eben deshalb Zeugnis ablegen kann! Zu Krüppeln sagen wir, deren Stimme aus dem Grabe wider euch zum Himmel schreit! Welche Summe von Elternschmerz, welche Bäche von Thräncn lasten allein von daher ans euch Privilegierten, wenigstens ans euren geistigen Führern, welche den höllischen Unsinn dieser Behandlungsweise aus dem Schachte der medicinischen Weisheit ans Tageslicht gezogen haben. Ihr Landcsvüter, wehrt euch doch, dass die Höllenpein solch trostloser Heilungen (?) wenigstens eyren Söhnen und Enkeln erspart bleibe! — Das Naturheilverfahren heilt spielend, wir wiederholen: -spielend, die Syphilis, so lange sie nämlich frisch und von Giften noch unberührt geblieben ist. Die Hauptsache bilden hiebei die Sonnenschwitzbädcr, in deren Ermangelung: Bettdampfbäder, Trocken- und Feuchtschwitzwickelungen, kurz gesagt: tägliches mäßiges Schwitzen mit nachfolgenden entsprechenden Wasserabkühlungen. Nur die Metalle gestalten die Syphilis zur dämonischen Krankheit; bloße Vernachlässigung der Syphilis ist bei weitem nicht so schlimm! 62 genommen, viel besser sich nährt, kleidet, logiert, als dies vor 100 Jahren der Fall war; ebenso, dass, wie die Sittlichkeit überhaupt, gegenüber den Sauf- und Fressgelagen der Voreltern auch die Mäßigkeit eher zu- als abgenommen hat. Aber trotzdem finden wir jetzt durchwegs eine ganz wesentliche Verschlechterung des Blutes. So ist es z. B. doch wahrlich eine traurige und erschreckende Thatsache, wie enorm viele verdorbene Zähne bereits bei jungen Leuten sich finden, so dass sehr viele sich bemüssigt sehen, selbst schon vor der Verheiratung künstliche Gebisse sich einsetzen zu lassen. Den Alten aber fallen die Zähne vollends aus, sie wissen selber nicht, wie! und nur eben der besser situierte Theil dieser vermag es, künstlichen Ersatz sich dafür zu schaffen. Also wird ein entferntes Zeitalter an Skeletten von unserm jetzigen 1.) schlechte natürliche Zähne (häufig unterbrochen von großen Lücken) oder auch goldgefüllte natürliche, 2.) künstliche Zähne, bezw. Gebisse, unterscheiden oder 3.) den Abgang jeglicher Beiß Werkzeuge evnstatieren müssen. Wird das nicht auf einen miserabeln, einen schämigen Gesundheitszustand, wie er bei uns ge¬ herrscht hat, einst Hinweisen? Wie stund es diesfalls dagegen in früherer Zeit? Nun, man weiß ja, dass stark defecte Gebisse noch im 18. Jahrhundert, wenigstens bei uns (in der Schweiz) und bei der ordinären Bevölkerung, zu den Ausnahmen zählten, dass aber künstliche Mahlmittel oder vollends zahnloser Mund, jetzt so alltäglich, damals etwas kaum Er¬ hörtes waren. Ebenso ist u. a. auch der scheußliche Krebs gegenwärtig eine auf¬ fallend häufigere Krankheitserscheinung als früher, und zwar selbst in solchen Familien, worinnen von jeher die solideste Lebensweise ein¬ gebürgert war. Der 2000köpfige Volkshaufe, der im Jahre 1885 in England mit dem Rufe: «Lieber blatternnarbigt als lungenkrank!» vor ein Rathhaus zog, soll ebenfalls noch unvergessen fein. Da — ja wohl! — war vox xopnii auch vox Ooü* Eine so weitgehende, so in die Augen springende Degradation des Blutes muss doch gewiss eine von langer Hand vorbereitete Ursache haben. Vom Alkohol kann sie sich nicht herschreiben, dieweil in denjenigen Familien, die in dem Artikel nie gemacht haben, es in allen diesen Punkten womöglich noch schlimmer als in den andern aussieht. Sucht man redlich nach besagter Ursache, so können wir wirklich auf keinen gravierenderen Grund, als eben jenen frevelhaften Eingriff in die Integrität der Gesundheit kommen, wie mit der Einführung von Thierjauche in den menschlichen Organismus, der systematisch nun schon seit Generationen betrieben wird, je von der einen zur andern dann * Ais große Satisfaction für den hygienisch fortschreitenden Menschcngeist muss die Thatsache dienen, dass England, die Gebnrtsstätte des Impfzwanges, dein so viele Staaten blindlings nachhumpelten, den Impfzwang vor zwei Jahren auf¬ gehoben hat. 63 — immer noch größeres Unheil anrichtend, da zu dein von den Eltern ererbten (schon giftversetzten) Blute jedesmal noch neuer Zusatz eines vergiftenden Elementes von außen kommt.* Dieser Wahnwitz, dieser vom Glauben an einen weisen Schöpfer abgelöste Aberglaube muss wohl nach den Gesetzen des Höchsten, der von Ihm geschaffenen Natnrordnung getreu, sich in einem still fortschreitenden chronischen Siechthum furchtbar rächen! An dieser Stelle können wir nnu auch eine weitere Kundgebung des schon erwähnten Direetors Loriuser zu Wien anreihen, welcher nicht allein einem der ersten pathologischen Institute Europas vorsteht, sondern außerdem noch das specifische Pockenspital unter sich hat. Derselbe erklärt sich wörtlich wie folgt: «Gegenüber den großen unerbitt¬ lichen Naturgesetzen, wonach Epidemien kommen und verschwinden, «erscheint somit die Impfung und der Impfzwang als eine müßige -Spielerei, mit welcher sich ängstliche Gemüther beruhigen und -täuschen wollen. Diese Spielerei wird aber zu einer großen «Plage der Bevölkerung, wenn sie durch Geld- uud Gefängnisstrafe «gezwungen wird, ihre gesunden Kinder durch einen Jnfectionsstoff, «dessen Wirkungen nicht in der Hand des Arztes liegen, einer Krank- «heitsgefahr auszusetzen, welche zwar in vielen Fällen glücklich vorüber- «geht, aber in nicht gar seltenen Fällen zu heftigen Entzündungen, zu «längerem Siechthum, ja wohl auch zu einem tödtlichen Ende führt, «und es wird begreiflich, zu welcher Aufregung, zu welchem Widerstande --und Proteste von Seiten des Volkes in Deutschland die Einführung «der Zwangsimpfung führen musste.» Zusammengenommen mit den im § 28 citierten Erklärungen hoch- gestellter englischer Ärzte sollte auch dieser neue Ausspruch eines medicinischen Fachmannes von solcher Bedeutung (der als hoher Re¬ gierungsbeamter über den Verdacht einer blinden Jmpfgegnerschaft erhaben dasteht) bei allen redlichen Jmpffreunden unter den Ärzten nachgerade doch Eindruck machen.** * In der That entspricht auch die Zunahme des Schadens genau der wachsenden Zahl der nunmehr von wirklichem Bedürfnisse erheischten Zahn¬ ärzte und Zahntechniker. Mit den Söhnen der ersten Geimpften, im Anfang dieses Jahrhunderts, fiengcn dieselben bei uns an anfznkommen, mit den Enkeln mehrten sie sich; und jetzt, da wir kaum in der vierten Generation angclangt sind, finden sich, ost selbst in kleineren Städten, deren sogar schon mehrere, mit Zahnflicken, Zahneinsetzen, Zahnfabricieren alle genugsam beschäftigt, während anderseits in der ganzen Schweiz noch in: letzten Jahrhundert nicht ein einziger solcher Specialist oder Techniker sesshaft war. Unbefangenen Benrtheilern sollte diese Thatsache allein schon Stofs zu ernstem Nachdenken bieten. ** Obiges war im Haupttexte längst gesetzt, als wir zufälligerweise inne wurden, wie seinerzeit z. V. in der dänischen Armee die R c v a c c i n a t i o n der einzelnen Mannschaften je aller sieben Jahre sx oktieio eingeführt war, man darauf¬ hin aber eine solche Menge von Extra-Erkranknngen, ganz besonders von unheil¬ baren Erblindungen, zn eonstatieren hatte, dass selbst eine löbliche Armee- Medicinal - Oberdirection sich gezwungen sah, dies ihr eigenes Statut wieder anfzuhcben. 64 So viel ist einstweilen gewiss, dass durch die Jmpfnöthigung die Staatsmediciner eine unerträgliche Omnipotenz über jeden einzelnen, das Recht eines empörenden Eingriffes ins eigentliche Familienleben besitzen. Alle in den Vaccinations-Zwangsgesetzen vorgesehenen Schutz¬ maßregeln sind eitel Dunst. Der angeblich oder wirklich nachlässig gewesene Arzt wird jedem Richter — Nichtarzt — ein X für ein U vormachen und sich heraus¬ winden, mag das geschehene Unglück auch noch so groß sein. Allein, selbst wenn der betreffende Arzt bestraft würde, was hilft das dann dem Jmpfvergifteten? Geschwürsaft vom Menschen oder Kalb bleibt, was er ist, ein Auswurfstoff, Jauche, Mist! Selbst der Kälber¬ impfstoff erzeugt schwerste Erkrankungen an Rothlauf, Scropheln re. Wahrlich, es gruselt jedem natürlich Denkenden, solchen Unrath in sein Blut aufnehmen zu müssen, dazu förmlich gezwungen zu werden! Wir wiederholen und sagen es laut: Impfzwang ist eine wahre Schande für jede Republik, ein Hohn auf die republikanische Grundidee, ein infames Gesslergesetz mit modernem Aufputz. Hoch an der Zeit ist es, solcher gewalthaberischer und gewaltthätiger Macht endlich die Flügel zu beschneiden. Dies kann erfolgreich nur dadurch geschehen, dass die Regierungen aufhören, mit den Kathederweisen Arm in Arm durch dick und dünn zu marschieren und sie zu ausschließlichen Richtern und Referenten in der e i g e n e n S a ch e zn m a ch e n; denn bekanntlich kratzt keine Krähe der andern die Augen aus. 80. Die Gesundheitscollegien lasset zahlreicher durch gesund denkende Laien als durch Standesinteressenten besetzen, ähnlich den Geschwornen- gerichten und den Synoden, in welchen auch nur einzelne Fachmänner mitwirken. Dann werden so hirnwüthige Ideen, wie die Eiterstoff¬ impfung, und gar die Zwangsimpfung, nicht mehr die Oberhand behalten. Auch andere medicinische Fautasmagorien werden dann doch weniger ans Tageslicht sich wagen. Wie z. B. jüngst ein Allopathe in den -Basler Nachrichten» sich nicht entblödete, zu behaupten, der Schnupfen könne bloß durch Ansätzen der Nase gründlich geheilt werden; oder wie der Vorschlag eines Berliner Arztes, welcher Folgendes ver- Gewiss ein Fingerzeig wieder mehr aus der Menge jener, die uns endlich den Star über diese Materie stechen sollten. Durch Missverstand zwischen dem Verfasser und dem sehr entfernt wohnenden Corrcctor wurde eine Notiz inbetreff eines jüngst wieder auf der Insel Rügen vorgekommenen Jmpsschadeus irrig auf pug. 27 statt erst hier, noch dazu verstümmelt, angebracht, weshalb wir sie nun in extenso folgen lassen: Dort wurde also im Juni des vorigen Jahres (kMb) in der Ortschaft Wick und Umgebung geimpft, wodurch 240 Kiuder mit einem scheußlichen Ausschläge, besonders im Gesicht, behaftet wurden und manche bedenklich erkrankten. Allgemeiner Schrecken erfasste die Bevölkerung. Es wurde ans preußische Ministerium berichtet und um Hilfe gebeten, worauf viele Ärzte aus großer Ferns zur Coustatierung der schauerlichen Thatsache express hiurcisteu. Ähnliche epidemische Jmpfvergiftungen sind in Deutschland seit der Einführung des Impfzwangs-Gesetzes schon mehrere festgestcllt worden. 65 langt: Bei Ausbruch einer sogenannten infectiösen Krankheit (deren die Staatsmediciner schon eine hübsche Anzahl beisammen haben) müsse allen Angehörigen des Kranken verboten werden, öffentlich zu verkehren; es dürfe z. B. der Vater, ein Geschwister eines sogenannt infectiös Er¬ krankten keinen Bahnwagen, keinen Omnibus, keine Droschke rc. benützen; thne es einer dennoch, so solle er civilrechtlich für allen Schaden der Weiterverbreitung verfolgt werden; und in solchem ungeheuerlichen Blödsinn lautete es weiter. Derlei Ausgeburten verbrannten Gehirns sind die Frucht vom Gesetze, das die Allopathie zur alleinselig¬ machenden Staatsheilkunde erklärt hat, als Consequenz davon die volksverständliche Aufklärung über Gesundheit und Krankheit unter¬ drückt, und durch welches jeder Andersdenkende als Ketzer verfolgt und verhöhnt wird. Eine ausschließlich privilegierte Heilkunde ist ebenso fortschritthemmend wie eine Staatsreligion. Jede dog¬ matische Lehre, d. h. solche, die nicht mathematisch oder thatsächlich bewiesen werden kann, legt dem Volke Geistesfesseln an; es verlernt die Selbstprüfnng, das Freidenken über den Gegenstand. Diese hygie¬ nischen Fesseln, ein fauler Rest mittelalterlicher Gesetzgebung, müssen gesprengt werden. Also fort, fort mit dem ärztlichen aus¬ schließlichen Vorrecht. Hier muss das Feld der Freiheit ent¬ schieden erweitert, dann aber auch durch Belehrung ans solide Grundlage gestellt werden. Es soll jedermann absolut freistehen, seine Haut be¬ liebig zu Markte zu tragen, damit jeder nach seiner Fayon, wie selig, so auch gesund werden kann. Frei sei also auch i» der Schweiz die Heilkunde, so gut wie dies in Nordamerika, daun seit 1869 in dem sonst so stramm regierten Nord- dentschland und seit 1872 sogar in ganz Deutschland der Fall ist.* Ist es nicht einer Republik unwürdig, sich von einem super¬ monarchischen Staate in der Freiheit überholen zu lassen? An Ausflüchten hiergegen wird es natürlich nicht fehlen; allein sachlich werden dieselben geradeso hinfällig sein, wie alle jene bei früheren Aufhebungen anderer Privilegien vorgebrachten Einwendungen es auch waren. 81. Ihr Gesetzgeber, emancipiert euch endlich einmal vom kindischen Autoritäts-Aberglauben und wendet euch besserer Einsicht zu. Vvlks- thümliche Literatur über diesen Wissenszweig ist reichlich vorhanden. L. Fernau in Leipzig sendet auf Wunsch jedermann einen eigenen Katalog sämmtlicher Druckschriften über naturgemäße Naturheilkunde gratis zu. Seid ihr für die eigene Person bei der Frage zu wenig mehr- interessiert, um der Mühe des hier einschlägigen Studiums euch in eurer vfficiellen Stellung nach Gewissenspflicht noch zu unterziehen, so habt doch Erbarmen mit der nachkommendeu Generation, indem ihr derselben * Da (wie wir vernehmen) diese Thatsache in der Schweiz von denen, die sie kennen sollten, ignoriert, ja vielfach geradezu in Abrede gestellt wird, so behalten wir nns vor, am Schlüsse unserer Schrift den Wortlaut des bezüglichen Gesetzes als Appendix zu bringen. s 66 wenigstens die Freiheit lasset, resp. verschafft, sich vom gesundheits- mörderischen Aberglauben der sündhaften Medicafterei, des officiellen so gut wie des uichtofficiellen Geheimmittelgebrauches, zu emaueipieren. 82. Die Naturheilkunde beruht auf dein unverrückbaren einfachen Fundamentalsatze: Leben ist Wärme, Kälte ist der Tod! Erwärmung und Abkühlung bilden die Actionsgrnndlagc des Stoffwechsels. Das lautet einfach, klar, fest. Die methodische Anwendung dieses Naturgesetzes bietet die höchste Gewähr sowohl für die Gesunderhaltung als für die Wiedererlangung der verlorenen Gesundheit. Alles, was überhaupt heilbar ist, lässt sich am schnellsten, sichersten durch Regulierung der organischen Wärme mittelst der polarischen Thermoelektrik (combinierten Wärme- und Kälte-Anwendung) heilen. Die landläufigen Namen der Erkrankung dürfen hiebei nie maßgebend sein, sondern bloß der Grad der vor¬ gerückten Abweichung vom Normalzustände. Hochgradige organische Entartungen sind überall unheilbar; solche Entartungen können, wie einzelne Organe, ebenso schon die ganze Säftemasse ergriffen Habei:, wodurch der Tod laut Z 56 bei acuter Krankheit unvermeidlich ist. Mit eben genannter Ausnahme können durch das Naturheilverfahren alle Erkrankungen — wir möchten sagen — rückgängig gemacht werden. Selbst bei Gebärenden und Wöchnerinnen bewährt dasselbe sich vorzüglich. oo. Im Geiste hören wir unsere Antipoden schon entgegnen: Der da möchte mit Einem Mittel alles curieren, während wir Gelehrten mit Folianten die Beschreibung aller unserer «Mittel» noch nicht erschöpft haben. Wir antworten hierauf: Neiu, nicht «möchte» er, sondern er hat mittelst -Wärincrcgulierung» die Heilung in zahllosen Fällen, wo eure Kunst ohnmächtig blieb, schon vollbracht, nach einem Principe zwar nur, jedoch in tausendfältiger Variation. Natürlich muss diese Behauptung, d. h. solche Thatsache, für euch unfasslich sein. Durch das thurmhoch iu euren Köpfen aufgespeicherte Detailwissen hindurch seht ihr vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr; ihr seid blind geworden für die einfachsten, nächstliegenden Naturgesetze. Schatzgräbern ähnlich habt ihr eure Blicke größtentheils abwärts zur Erde gesenkt, vorwiegend nach den: Schwersten, Schärfsten, Concentriertesten in grob materieller Form haschend. Die Metalle, die Säuren, die Salze, die Extraktivstoffe — das find eure Lieblingskinder. Warum blickt ihr nie aufwärts? Über unseren Häuptern schweben die edelsten und wirk¬ samsten Lebens- und Heilelemente. Zu oberst das Licht, die göttliche Mutter Sonne, die Gebärerin alles Lebens. Das Nervensystem ist ihr höchstes vegetatives Product auf dieser kleinen Erde? * Diesen Satz erläutern wir ganz einfach folgendermaßen: Die Erde als ein abgestoßxner Tropfen der Sonne bleibt ein von ihr abhängiges Kind, weshalb 67 In der Kraft desselben beruht das Haupterfordernis zum Leben, weil Kraft mit «Fähigkeit der Stoffbcwegnng- identisch ist (Z 23). «Wer Kraft hat, der hat alles; wer keine hat, dem fehlt alles!-» (Jdeler.) Eure gernhmteften Droguen-Mixturen vermögen dem Nerven¬ systeme nicht ein Atom vvu «Kraft» zuzufnhren, gegentheils, sie sind für dasselbe — weil Fremdftoffe — ohne Ausnahme kraftraubender Ballast. Die Sonne als treue Mutter gewährt ihrem Schoßkinde, unserer telegraphisch organisierten Lebensbatterie, die nachhaltigste, unersetzbare Kräftigung. Die methodischen Sonnenbäder, die Lichtluftbäder, sind die höchsten Kraftquellen? Dann folgt die Luft,** ihr nach die in derselben schwebenden Dämpfe und endlich das zu unseren Füßen fließende oder quellende Wasser. Nun, das klingt freilich gleich chine¬ sischen Dörfern für eure Ohren; mit so einfachen Elementen versteht ihr nichts anznfangen; ihr steht davor wie die Ochsen am Berge; von Wissensqualm überladen könnt ihr nicht hinauf. Werfet weg den schweren wnlst'gen Plunder, Sein Wert ist geringer denn fauler Zunder; Mutter Natur sei euch oberste Facultät, Hoch über allen Graduierten sie steht! — dasselbe seine Mutter wie das Küchlein die Henne umkreiset. — Auf diesem Erd¬ ball ist unzweifelhaft der Mensch das oberste Geschöpf und, wie wir dies mehrfach berührt haben, in ihm das Nervensystem das vornehmste Princip oder organische System, folglich das höchste vegetative Product der Sonne auf dem Erd körper. * Gelegentlich der Besichtigung eines großen Handelsschiffes im Triester Hafen erblickten wir einen alten, ehrwürdigen, wettcrgebrnunten, nervig gesund ausschcnden Matrosen, bloß mit kurzer Hose und offenem Hemde angethan, der uns außergewöhnlich sympathisch anzog. Wir ließen uns deshalb in ein Gespräch mit ihm ein, wesentlich über die Gesundheitsverhültnisse auf den langen Seereisen, bei Stürmen, schroffem Temperaturwechsel, schweren Arbeiten rc., schließlich über seine Kraft, dies alles bei so vorgerücktem Alter anszuhaltcn. Nach der letzten Frage hielt er einige Augenblicke still au sich uud erwiderte daun mit ausdrucks¬ voller Stimme, mit der Hand nach dein Himmelslichte zeigend: «Herr, die Sonne gibt die höchste Kraft!» — Oho, dachten wir, das ist einmal ein weiser Spruch aus Volkesmund, ein therapeutischer Lehrsatz, den tausende von Medicin- Professoren nicht kennen, der daher auch nie von ihren Kathedern herab plaidicrt wird; gegentheils weisen sic ihre Gesunden (?) und Kranken an, ja dicke Röcke zu tragen, wohlweislich hiuzusetzeud, den Sonnenschirm nicht zu vergessen!!! Solche Gelehrtenweisheit quillt da auf, wo man die Gesetze der Gesundheit im chemischen Laboratorium nnd am Studicrtische anstnftelu will, statt sie in der großen Lebens¬ werkstätte der freien Gottesuatur unter normalen physischen Einflüssen zu schöpfen! Gott, möchten doch einmal den Denkenden nnd Gebildeten hierüber die Augen anfgehen! — *-« Der Verfasser dieses schläft seit 35 Jahren von Mitte Mai bis Mitte October regelmäßig (nämlich bei jedem Wetter) in einer laut §71 konstruierten Lnfthütte, welche, ans der Spitze eines Hügels situiert, alleu Wiudeu preisgegebeu ist; bei Gewittern Hausen wüste Stürme daselbst. Trotz dem exorbitanten, arg ver¬ schrienen Luftzug, welchem er sich hier schon so lange anssetzte, hat er weder Gesicht, noch Gehör, noch endlich den Verstand eingebüßt. Bei länger dauerndem Domicil in Kram würde er keinen Anstand nehmen, von Anfang März bis Mitte November in derselben Lusthütte zu schlafen. 68 84. 11. Brlzandlmrgsexempel. (Eine weitere Familien-Episode.) Zur Illustration des im vorigen Paragraphen Gesagten, sowie zur Konstatierung der Wichtigkeit des Wasserdampfes als Heilungs- Potenz, geben wir hier einstweilen nur noch das nachfolgende Exempel der Behandlung einer acuten Krankheit gerade in deren schlimmster, fieberlosen Form. Im März 1877, mittags 2 Uhr, kam ein junger Herr zu uns gefahren und brachte die Meldung, dass das einzige Kind seines Schwagers, ein Knabe, sehr krank sei, wohl schon im Sterben liege; dass aber trotzdem die Eltern mit der Wassercur doch noch einen letzten Versuch zu dessen Rettung zu machen wünschten. «Aha, schon wieder im Sterben,» dachten wir; «dann erst, wenn alle Stricke reißen, kommt man zn den missachteten Naturärzten.» Wenig geneigt, dem Rufe definitiv Folge zu leisten, fuhren wir doch, wenn auch etwas widerwillig, mit dem jungen Manne zu dem sterbenden Kinde, nur vorläufig wenigstens vom Thatbestande uns zu überzeugen. Unterwegs vernahmen wir vom Begleiter, dass das Kind nur sechs Monate alt, bald nach Beginn der Krankheit bewusstlos geworden — und infolgedessen auch blind und taub daliege, schrecklich an Eclampsie (epileptischen Krämpfen) leide, von zweien der berühmtesten Ärzte der Stadt Triest, einem Allopathen und einein Homöopathen, ganz aufgegeben sei; ja dass der letztere Arzt erklärt habe, das Kind werde innerhalb sechs Stunden tod sein. «Schöne Aussichten!» dachten wir weiter; «da ist es beinahe gescheidter, wir kehren wieder um, als dass wir uns verleiten lassen, einen letzten Rettungsversuch vorznnehmen, nur um Fiasco zu machen und zuletzt die Schuld eines tragischen Ausganges daun doch auf uns gewälzt zu sehen.» Aber andertheils reizte uns doch wieder das Bewusstsein, schon so manchem Patienten wieder auf die Beine geholfen zu haben, den die « appro¬ bierten » Ärzte als unheilb ar, rettungslos erklärt hatten. — «Wer weiß, vielleicht ist auch hier doch noch Rettung möglich», überlegten wir, also «weiter gefahren, vorwärts!» In das Kinderzimmer des reich ansgestatteten Hauses eingetreten, fanden sich da sieben Frauengestalten rathlos um das Krankenbett stehend, nämlich die Mutter, einige Tanten, Freundinnen und Hebammen. Indem wir das Kind untersuchten, fanden wir es richtig bewusstlos, mit stark erweiterten starren Pupillen, hochrothem, aber nicht heißem Kopfe, überhaupt fieberlos, nebenbei schwächlichen Körperbaues (da es im Mutterleibe nur sieben Monate war getragen worden), indes doch wenigstens gut genährt. Die Extremitäten fanden wir zum Glück nicht permanent steif, wie dies häufig bei Gehirnentzündungen der Fall ist, sondern sie wurden es nur in den sogenannten epileptischen Anfällen, deren gerade einer cintrat und ganz analog wie bei Erwachsenen ver¬ lief; diese Anfälle wiederholten sich bald stärker, bald schwächer, etwa 69 alle 20 Minuten. Der Gescnnmtzustand des tödlich kranken Kindes, besonders die nicht permanente Steifheit der Extremitäten, ließ uns doch noch einen Funken — allerdings auch nur einen Funken — von Hoffnung zur Rettung desselben übrig. Des weiteren hörten wir dann, dass das Kind vor sechs Tagen plötzlich einen Convulsionsanfall bekommen hatte. Der Hausarzt Dr. L., als Kinderarzt berühmt, wurde damals sogleich gerufen und erklärte, dass zum Zahnprocess eine heftige Gehirnentzündung getreten sei. Er reichte dem Kinde nebst anderen Medicinen auch Kalvmel; da es aber trotzdem bis zum dritten Tage immer schlimmer wurde, riefen die Eltern den berühmtesten Homöopathen der Stadt, Dr. H., herbei; auf dessen erste Medicin schien das Kind wirklich einen halben Tag lang merklich besser zu sein, dann aber verschlimmerte sich sein Zustand allmählich so, dass auch er ani sechsten Tage der Krankheit, nachdem eine bedeutende Gehirnhöhlen-Ausschwitzung (Exsudat) eingetreten war, jede Hoffnung auf Rettung aufgab. Zur Ehre dieses Gelehrten müssen wir indes erwähnen, dass, als die Eltern ihn fragen, ob sie es nicht doch noch mit der Wassercnr versuchen sollten, er ihnen zur Antwort gab: -Ja, dies ist Ihre heilige Pflicht, lassen Sie sofort den Natur¬ arzt holen.» Hat der rechtschaffene Mann damit nicht der Naturheil¬ methode unwillkürlich den Tribut der Anerkennung als letzter, roato oberster Instanz in Krankenheilungssachen gezollt? Und dass er damit wirklich keinen Fehlschuss gethan, wird das Weitere zeigen. Das erste, was wir nun vornahmen, war, dass wir beide Fenster aufrissen, nm frische Luft voll einströmen zu lassen. Dieses Vorgehen soll, wie wir nachträglich erfuhren, einen höchst imponierenden Ein¬ druck auf das anwesende Frauenheer gemacht haben. Das zweite war eine kalte Abreibung von 14" U., welche die Hebamme und wir selber dem kleinen Geschöpfe bei offenen Fenstern auf stark feuchtem, über ein geräumiges Bett ausgebreitetem Leintuche drei Minuten hindurch appli- cierten. Die Ganzabreibnng wirkte insoweit günstig, als die Anfälle hierauf etwas später, auch schwächer eintraten. Da aber eine so tief eingreifende Application, wie die Ganzabreibung, nicht alle 20 Minuten vvrgenommen werden konnte, so wurden für die nächsten Anfälle nur partielle Abreibungen mit kleinen feuchten Lappen vorgenommen; allein als wir uns überzeugten, dass der Kranke sich auch auf diese gelinde Abreibung immer noch zu wenig erwärmte, reducierten wir die feuchten Abreibungen auf trockene, welche bei Luftzutritt mit bloßen Händen ausgeführt wurden. Nach circa drei Stunden, währenddem eine etwas bessere Erwärmung eingetreten war, ließen nur eine ganze Feucht- wickelnug vornehmen und entfernten uns dann mit der Weisung, dass, sobald dem Kranken die Wickelung durch Hitze lästig würde, er aus¬ gewickelt und auf dem Leintnche wie das erstemal abgerieben würde. Für den Fall aber, dass er ohne Erhitzung unruhig "würde oder die Anfälle zunähmen, sollte man ihn ebenfalls sofort auswickeln, doch dann nur trocken mit bloßen Händen abreiben. Bei unserer Rückkehr 70 des nach vier Stunden erfuhren wir, dass letzteres nach kurzer Zeit der Fall gewesen war, die Feuchtwickelung also nicht günstig reagiert hatte; immerhin waren wir zufrieden, dass der Zustand bis jetzt nicht positiv schlechter, gegentheils um eineu Gedanken besser sich gestaltet hatte. Für die Nacht war unsere Verordnung, falls das Kind nicht schliefe, ihm circa alle drei Stunden eine ganze Abreibung mit 14° L. zu geben, inzwischen bei jedem Anfall eine Trockenfrottierung mit bloßen Händen, ab und zu auch einmal eine feuchte mit kleinen Lappen. Schon gegen 5 Uhr früh am anderen Morgen bekamen nur in- eine Karte mit folgendem Berichte: , Triest, 22. März 1877. Werter Herr Doctor! ' ' ° Ich ersuche Sie, umgehend zu kommen, um noch vielleicht zu retten! Das Kind verfällt von einem Anfall in den anderen und kommt seit fünf Stunden in keine Wärme. Wir wissen uns nicht mehr zu helfen. Achtungsvoll si§. G. B. Rovelli. -Da ist», so dachten wir, -guter Rath theuer, wenn die ge¬ eignetsten Kälte-Applicationen eine negative Reaction bewirken; was bleibt da anderes übrig, als die Hitzc-Application zu besserer Anregung zu Hilfe zu ziehen.» Rasch entschlossen ließen wir einen Wagen holen, einen Bettdampfapparat aufpacken und fuhren scharfen Trabes zum Schwerkranken hin. Hier erklärten wir frischweg: die bisherige Be¬ handlung sei unzureichend, das Kind müsse Dampfbäder bekommen, um die fortbestehende einseitige Säfteströmnng nach dem Gehirn auf die Körperoberfläche abzuleiten. Man fügte sich ohne Widerrede; natürlich, da man auf unseren Rath, als den letzten, angewiesen war. Es wurde sofort ein Ganzdampfbad (siehe Zeichnung in der Broschüre «Riklis Bett- und Partialdampfbäder») wie für eine erwachsene Person hergerichtet und das bewusstlose Kind mit seinen gräulich stier blicken¬ den Augen, auf der linken Seite liegend, hineingelegt. Sorgfältig leiteten wir in Person das Dampfbad; und da wir nebenbei erfuhren, dass das Kind überhaupt schwer schwitze, ließen wir allmählich den Dampfranm in seinem höchsten Punkte ans 40 ° U. erhitzen; in seinen tiefsten Punkten auf der Matratze dürfte die Temperatur 34 bis 35° erreicht habeu. Während des Dampfbades wurde der Dampf von einer Person mit der auf die Schneide gestellten Hand unter der Decke kräftig umgerührt, damit der kleine Körper möglichst gleichmäßig davon erwärmt werde; alle sieben Minuten wurde das Kind von einer Seite auf die andere gewendet. Eine sehr gespannte Stimmung lag auf allen Gesichtern der Anwesenden, als sie sahen, wie das Kind mit blntüberfülltem Kopfe in dem heißen Dampfraume scheinbar gesotten wurde und das rothe Gesicht sich auch noch erhitzte; natürlich konnte dies niemandem als zweckentsprechend einlenchten, umsoweniger, als im Laufe des Dampfbades nicht weniger als drei epileptische Zufälle sich einstellten, welche schauerlich anzusehen waren. Als erfahrenen Praktiker jedoch konnte uns dieses ergreifende Zusehen keineswegs schwankend machen, da die Anfälle bei den Kältereizen ebenso ein¬ getreten waren und ohne Entfernung der Ursache, nämlich der Gehirn- 71 höhlen-Ausschwitzung, nicht nachlassen konnten. Es dauerte außergewöhnlich lange, bis das Kind im Gesichte zu schwitzen an- fieng, nämlich circa 50 Minuten, worauf wir, da es am übrigen Körper ziemlich schwitzte, es nur noch fünf Minuten weiter dampfen ließen. Während diesen letzten fünf Minuten wurde das Kind von der Wärterin mit bloßer Hand um und um kräftig frottiert und ihm dann ein durchlaufendes Halbbad appliciert. Solche Halbbäder wenden wir stets an, wenn wir einen kräftigen Kältereiz mit verhältnismäßig wenig Wärme-Entziehung angezeigt finden. Es wird nämlich über eine entsprechend lange Badewanne eine auf eisernem Reife aufgespannte grobe Leinwand gelegt (nothfalls kann man hiezu auch ein Leintuch verwenden, welches man so über die Wanne legt, dass sein größerer Umfang über dieselbe herunterhängt, welchen man dann mittelst mehr¬ fach umwickeltem Stricke festbindet). Der Patient wird ausgestreckt darauf gelegt und das Wasser aus nahe gestellten Zubern von zwei Personen mittelst Bechern oder großen Schwämmen fortwährend über den Patienten gegossen, während zwei Personen denselben frottieren. So wurde das Kind 2ftz Minuten gehalbbadet, und zwar mit Wasser von 22° für den Kopf nnd 16° für den Rumpf. Da wir selbst mitfrottierten, fiel uns ans, dass die Haut an drei Stellen merklich angeschwollen war nnd beim Darüberfahren eine ölige Flüssigkeit ab¬ sonderte. Beim Halbbad schrie das Kind ziemlich kräftig, was uns sehr erwünscht war; es wurde hierauf, auf einem Leintuche liegend, kräftig trocken gerieben, wobei die Haut allgemein eine schöne Röthe entwickelte, dann ihm ein Klystier von 22° und 20 Gramm appliciert; endlich wurde es in ein frisches Bett gelegt und sofort mit einer feucht umwickelten Wärmeflasche an den Füßen versehen, damit letztere nicht erkalteten. Die Erstwirkung dieses ersten Dampfbades war sehr be¬ friedigend, indem das Kind innerhalb fünf Stunden keine convulsivischen Anfälle mehr bekam, während sie sich vor und während demselben circa alle 20 Minuten wiederholt hatten. Die weitere Nachwirkung war noch günstiger, wie man dieses später ersehen wird. Bald darauf stellte sich auch ein leichter grünschleimiger Stuhlgang ein, welcher in einigen Tagen allmählich grasgrün und reichlich eintrat, eine Erscheinung, die wir ebenfalls als eine kritische Reinigung ansahen. Unsere Anordnungen waren nun: das Kind in Ruhe zu lassen, solange es ruhig verbliebe, beim ersten Anfall ihm aber eine partielle Abreibung mit 10 ° Wasser zu applicieren nnd um 6 Uhr abends, wenn das Kind wenig¬ stens normal warm wäre, ihm eine Ganzfeuchtwickelnng mit 16° Wasser zu geben. Beides wurde auch durchgeführt und schlug merklich besser als am Tage vor dem Dampfbad an. Es blieb in der Ein¬ packung 2^2 Stunden und schien theilweise zu schlafen. Für etwa eintretende Anfälle in der Nacht verordneten wir feuchte und trockene Frottierungen, und falls das Kind sich gut erwärme, ab und zu einen erregenden Bauchumschlag mit frischem Wasser. Diese Nacht verlief merklich besser als alle früheren, die Anfälle kamen seltener nnd auch schwächer; hiedurch ermuthigt, nahmen wir sofort 72 (mn Morgen des dritten Tages) das zweite Dampfbad vor, welches ebenfalls in einer Temperatur von 40° gegeben wurde. Trotzdem das Kind jetzt schon zehn Minuten weniger lang dampfbadete, so schwitzte es in diesem Bade doch noch kräftiger als im ersten. Das Halbbad wurde diesmal für den Rumpf um einen Grad kälter, für den Kopf dagegen einen Grad wärmer gegeben. Durch dieses zweite Dampfbad und Halbbad wurden die früher erwähnten verschwommenen Haut¬ anschwellungen bedeutend weiter entwickelt, nämlich entschiedener be¬ grenzt, erhabener und mehr geröthet, beim Bestreichen sonderten sie eine gelbliche, schleimige Fettigkeit ab; diese auffallende Erscheinung überzeugte uns sofort zu unserer Freude, dass hier eine Krisis in der Entwickelung begriffen sei. Die günstige Nachwirkung des zweiten Dampfbades war gegenüber dem ersten noch größer, denn das Kind bekam sieben Stunden hindurch keinen neuen Anfall. Für den Nach¬ mittag und die folgende Nacht wurde dasselbe wie am vorangegangencn Tage verordnet, und zeigte sich die Wirkung des zweiten Dampfbades auch auf die nächtlichen Applicationen wiederum vortheilhaft gesteigert, indem das Kind in dieser abendlichen Feuchtwickelnng etwas länger als in der ersten ruhig blieb. Dies bestimmte uns, am dritten Morgen (vierten Tag) das dritte Dampfbad zu applicieren, welches das Kind heute in 30 Minuten schon zum Schwitzen brachte. Das Halbbadwasser wurde abermals für den Rumpf 1 ° kälter und für den Kopf 1° wärmer, also mit 14°, bezw. 24°, gereicht. Die Folgen dieses dritten Dampfbades zeigten sich zunächst in den Anschwellungen, welche abermals erhabener und gervtheter wurden, beim Halbbaden dann aufbrachen und Eiter absonderten. Diesen Wunden, welche als vorzügliche Krisen uns willkommen waren, schenkten wir nun besondere Aufmerksamkeit; zunächst ließen wir sic mit kleinen erregenden Umschlägen belegen und znm Schlüsse jedes Halbbades mit frischem Wasser hoch begießen. Durch diese rasche Geschwürbildung war unsere Hoffnung auf Rettung des Kindes bedeutend gewachsen. Es verspürte auch etwas Appetit, denn ab und zu nahm es ein wenig Ammenbrust zu sich; aber trotz allen diesen günstigen Anzeichen stand die Rettung des Kindes noch keineswegs sicher. Rasch erweiterten und vertieften sich die Wunden, so dass die größte auf der Brust nach einer Woche eine Länge von 7 ein, eine Breite von 4 ein und eine Tiefe von i/g ein vorwies; eine zweite, etwas kleinere lag am rechten Oberarm und die dritte, noch kleinere, auf der linken Kreuzgegend. Am fünften Tage, morgens, gaben wir statt Dampfbad bloß durchlaufendes Halbbad; im übrigen wurde wie an den vorhergehenden Tagen verfahren. Doch auffallend erwies sich am Abend die Wirkung vom Wegfall des Dampfbades; denn in der feuchten Wickelung zeigte das Kind durchaus nicht die andauernde Beruhigung, wie man sie an den Tagen, wo jedesmal Dampfbad vorhergieng, wahrnehmen konnte. Dies veranlasste uns, vorderhand wenigstens jeden zweiten Tag vormittags Dampfbad zu applicieren; und als sich später doch mehr Wärme in der Haut entwickelte, schoben wir nach dem sechsten 73 Dampfbade die Wiederholung auf jeden dritten und nach dem neunten Dampfbad auf jeden vierten Tag hinaus. Wie schon eingangs bemerkt, hatte das Kind, als wir es über¬ nommen, gar kein Fieber, und auch im Verlaufe der weiteren Behand¬ lung entwickelte sich kein solches; gerade deshalb waren die künst¬ lichen Fieber durch die Bettdampfbäder so sehr angezeigt, welche denn auch einen über Erwarten günstigen Erfolg aufwiesen. Die epileptischen Anfälle waren allmählich in leichte Zuckungen übergegangen, das Kind nahm reichlicher Ammenbrnst zu sich, schlief ruhiger und länger. Ebenso hatten die erwähnten grünen Stuhlgänge, so wie sie Angenommen, allmählich auch wieder abgenommen und sich schließlich ganz verloren. Leise zwar, doch positiv, hatten nun auch die Sinne wieder aufzudämmern begonnen, und am zwölften Tage konnten wir das Kind als wenigstens nun außer Todesgefahr stehend erklären (wenngleich die Besinnung noch nicht voll wiedergekehrt war). Sofort auch ließen wir dasselbe in seinen Wagen legen und ein paar Stunden in einem mit großen Kastanienbäumen bestandenen Garten sich erholen; als der letztbehandelnde homöopathische Arzt dies sammt den inzwischen so veränderten Symptomen erfahren hatte, soll er vor Erstaunen und gnusi Entsetzen die Hände über dem Kopfe zusammen- geschlagen haben. Ein Theil der anderen Ärzte aber, über die gelungene Cur -neidisch, wandelte hierauf seine frühere bloße Gleichgiltigkeit gegenüber der Wassercur in ein auffallend feindliches Verhalten um; als sie vernahmen, dass das Kind außer Todesgefahr sei, ver¬ breiteten sie das Gerücht, dasselbe werde zwar wohl am Leben bleiben, aber einen tüchtigen Leck doch für immer behalten, nämlich blind oder blödsinnig re. bleiben. Von ihrem eigenen medi ei irischen und Erfahrungs-Standpunkt aus hatten sie mit solcher Prognvsen- stellnng auch vollständig recht. So, gewiss, kam es im allerbesten Falle heraus, wenn sie den kleinen Patienten unter den Händen behielten. — Die erschreckten Eltern konnten wir aber sofort in vollster Zuversicht mit dem Hinweise darauf trösten, wie der Verlauf der Krankheiten bei hydriatischer Behandlung ein ganz anderer als bei allo- oder homöopathischer sei; selten brächten — zumal in solchen verzweifelten Fällen — die Allopathen mit ihren heroischen Mitteln (und häufig mit ihren feinen auch die Homöopathen) es weiter als dazu, die Krankheitssymptome zu unterdrücken, was aber dann keines¬ wegs zu verhindern vermöge, dass die kranken Säfte im Körper (noch neben den in denselben eingeführteu naturwidrigen chemischen Fremd¬ stoffen) übel fortwirken, und nur allzu gewöhnlich würde die Rechnung vom Patienten schließlich, wo nicht mit dem Leben, doch durch blei¬ bende Störungen bezahlt; eben deswegen hätten bei ihrem Söhnlein die Mediciner so, wie geschehen, prognosticiert. Hier liege der Fall jedoch ganz anders vor, denn wir Naturärzte befänden uns in der glücklichen Lage, die Ursachen selbst — die kranken Säfte — zu erreichen und die gestörte Blutcirculation und Nerven- thätigkeit wieder herzustellen. Nun beruhten die epileptischen Zu- 74 fälle, wie das ganze Leiden des Kindes überhaupt, auf der Functivns- störung des Gehirns, veranlasst durch den darauf lastenden Druck der Ausschwitzuugsflüssigkeit, d. i. des krankhaften Blutes; gerade dem sei aber jetzt durch die mittelst unseres Verfahrens hervvrgerufene kritische Eiterung auf der Haut, sowie den nicht minder kritischen grünschleimigen Stuhlgängen, eine herrliche Abzugsbahn verschafft worden. Als Folge nämlich eben dieser ausgiebigen Reinigungsproeesse und der reichlichen Hautdünstung im allgemeinen sei es geschehen, dass die Krankheitssymptome allmählich sich verloren Hütten; mit Schließung der Wunden, als dem sichersten Zeichen der vollendeten Körperreinigung, würde dann auch das Gehirn wieder normal functionieren. Mit dieser Erklärung wurden die Eltern wieder beruhigt, und nach der Hand bestätigte jene Deduction sich denn auch vollständig. Die Natur, von angegebener Behandlung fortwährend unterstützt, voll¬ endete ihren Ausstoßungsprocess, und damit gewannen auch die Sinne ihre ganze geregelte Thätigkeit wieder. Heute, nach 24 Jahren, erfreut das damalige Kind als frischer Jüngling sich seines Lebens und nor¬ malen Wohlseins. Unserer Sache gewiss, hatten wir schon am obenerwähnten zwölften Tage der damals immer noch schwer niedergebeugten Mutter ein Cameliensträußchen mit den Worten überreicht: Heute dürfen Sie Ihr Kind als außerhalb der Todesgefahr stehend betrachten; nehmen Sie dieses rosig blühende Bouquet als Symbol eines vom Schöpfer Ihnen wieder geschenkten jungen Lebens an.» Ein krampfhaftes Schluchzen, ein Strom von Frendenthräneu und ein warmer Händedruck waren die Antwort, der beredte Dank¬ barkeits-Ausdruck der freudigst erregten Mutterbrust. Dieser Moment war wieder einer der schönsten unseres damals dreißigjährigen, viel¬ bewegten ärztlichen Wirkens gewesen. Die ersten zwei male, wo derselbe zwölfte Krankheitstag sich jährte, verfehlte die Mutter nicht, sammt dem Kinde uns mit einer Dankes- und Gratulationsvisite zu erfreuen. Schon früher war ein objectiver Ausdruck des Erkenntlichkeits¬ gefühls uns zugesandt worden, indem wir zu Veldes mit einem silbernen, schön vergoldeten Pokale (als Extra-Honorar) überrascht wurden, auf dem folgende Widmung eingraviert sich findet: A- W- Du gabst mir Ruhe, als durch die juugeu Glieder Der Kraukheitssturm sich rastlos durchgewühlt, Du hast mir, wie mit himmlischem Gefieder, Am heißen Tag die Stirne sanft gekühlt; Du schenktest mir der Erde beste Gaben: Gesundheit, Leben, wo den Tod sie sahen. Ego» Novelli. Übersehen wir nun das Verfahren im ganzen, so bestand es wesentlich in Folgendem: Morgens Ganzdampfbad mit darauf folgendem durchlaufendem Halbbad (bei wärmerem Kopfwasser) oder letzteres Bad auch allein; 75 nach voller Wiedererwürmung in jeder freien Zwischenzeit erregende Bauch- und Wundenumschläge. Nachmittags ein Halbbad allein und nachts eine Einpackung, worauf bei kräftiger Erwärmung wieder Halb¬ bad, bei mäßiger Erwärmung Ganzabreibung folgte; nebstdem aber noch ein einzusangendes Klystier nach jedem Halbbad und jeder Ganzabreibung. Höchst wichtig ist hier aber zu bemerken, und konnte sich jeder Beobachter der Behandlung handgreiflich davon überzeugen, dass im (entscheidenden) Momente der größten Noth, nachdem die geeignetsten kalten Applikationen ohne befriedigende Reaction verblieben waren, nur die Dampfbäder iu ihrer polarischen Anwen¬ dung, also mit nachfolgendem kurzem, aber starkem Abkühlungsgrade, die günstige Wendung hervorgerufen haben. Es war auch das erstemal, dass wir bei vorhandener Gehirnhöhlen-Ausschwitzung Dampfbäder anwendeteu. Wenn wir jetzt an mehrere analoge Fälle zurückdenken und sie vor unserem Geiste Revue passieren lassen, zweifeln wir keinen Augenblick daran, dass wir noch hie und da ein Kinderleben hätten retten können, wenn wir es damals schon gewagt hätten, polarische Dampfbäder zu applicieren. Allein es ist in der Heilkunde wie über¬ all: nur die Erfahrung bringt wahre Wissenschaft hervor, und nur die Erfahrung und das Forschen machen kühner und bedingen den Fortschritt! Lange standen wir unter den Collegen mit der häufigen Anwen¬ dung der partiellen und totalen Bettdampfbäder in acuten und sub¬ acuten fieberfreien Krankheitsfällen so ziemlich allein da. Jetzt haben dieselben allgemeinen Eingang gefunden. Bei sachgemäßer Handhabung wird damit manches Leiden weit sicherer und im Durchschnitt viel rascher zur Heilung geführt. Wir erwähnen hier nur kurz, dass mit Hilfe der Dampfbäder es ein wahres Spiel ist, mit frischer Syphilis (Tripper und Schanker) ohne jedwede Nachwehe fertig zu werden. Wenn man dies, wie wir, so vielfach an dritten bestätigt gesehen haben, so kommt es einem unbegreiflich vor, dass dieser Weg zur Heilung nicht schon allenthalben betreten worden ist. Wärme, feuchte Wärme bildet ja doch in der ganzen vegetativen Welt das eigentliche Lösungs- und Bildungsprineip. Die kalte Prießnitz'sche Methode allein kann im all¬ gemeinen niemals die Concurrenz mit der polarischen Wärme- an wen düng aushalten. Mit jedem Fortschritte, den wir Natnräi'zte aufzuwcisen haben, gewinnen wir das indolente Publicum sicherer für die Naturheilkunde, und bitten wir daher dringend die Collegen, diese Anregung nicht mit Gleichgiltigkeit aufzunehmen, indem ihre aufrichtige Prüfung im Interesse aller liegt. Wir konnten noch mehrere schwere Krankheitsfälle anführen, wo die Heilung absolut nur dieser praktischen Application mit polarischen Temperaturen zu verdanken ist, selbst bei Kindern von l'/s bis 2 Monaten; und wiederum eine große Zahl von Fällen, wo recht schmerzhafte Leidenszustände wunderbar rasch dadurch gehoben wurden. Der vorliegende, beim Publicum epoche¬ machende Krankheitsfall veranlasste uns, wieder einmal ausführlicher hierauf zurückzukommen. 76 Weitere Ausführungen über die Bett- und Partialdampfbäder findet mau in unserem schon erwähnten Schriftchen: «Riklis Bett- und Partial-Dampfbäder, Leipzig, bei L. Fernau.» Preis IVs Mk. fi Porto. Wir sind von der Wichtigkeit der Bett- und Partial-Dampfbäder besonders für die Hauspraxis so gründlich überzeugt, dass dieselben ebenso wie die Wickelungen, Halbbäder und Abreibungen eingeführt werden müssen, wenn die Natur-Heilmethode im Volke allgemein Boden fassen soll. Überhaupt hat die positive Wärme-Anwendung (d. h. über die Bluttemperatur) weit mehr Berechtigung, als die Mehrzahl der Naturärzte bis jetzt zu erkennen vermag. Besonders ist sie stets bei allen sieberlosen und fieberschwachen Krankheitsformen, mit Aus¬ nahme von Zehrfiebern, angezeigt. Als einfachen Beweis hiefür führen wir das hochgradige Sonnenlicht der Sommersaison an, den Urquell allen Wachsthumes und Gedeihens. In unserer Heilanstalt zu Veldes haben wir daher schon seit 45 Jahren die Sonnenbäder eingeführt, welche bei einigermaßen praktischem Sinne ebenfalls sehr leicht sich in der Privatpraxis einführen lassen und in chronischen Leiden im all¬ gemeinen entschieden den Vorzug vor den Dampfbädern verdienen. In Ermangelung der Sonnen- und Dampfbäder, oder auch diesen zur Seite gehend, sollten, wo es sich darum handelt, anregend und auf¬ regend zu verfahren, neben den kühlen und kalten Partial-Wasserbäderu häufiger ebenso auch warme gegeben werden, weil dadurch wenigstens ein polarischer Wechsel herbeigeführt wird, wie dies bei den er¬ regenden Dampf- und Sonnenbädern der Fall ist. So z. B. erfuhren wir häufig, dass zwei bis drei warme Sitzbäder von 30 bis 34" und 30 bis 35 Minuten Dauer, dann wieder ein kühles von etwa 20 bis 18° und 10 bis 15 Minuten Dauer in Unterleibs- und anderen Leiden günstiger wirken, als wenn man permanent nur kühle oder nur tvarine Sitzbäder gibt. Wir empfehlen diese Anregung unseren verehrten Kollegen aufs beste. 85. Bekanntlich ist nichts so theuer als Krankheit, und nichts so ein¬ träglich als die Ausgaben, die man in richtiger Weise und zu rechter Zeit für die Gesundheit und die Erhaltung der Arbeitskraft aufwendet. Je gesunder ein Volk ist, desto gesittigter, arbeitsamer, wohlhabender wird es. Diesen Satz als Axiom vorausgesetzt, ist es eine höchst zeit¬ gemäße Forderung, dass die Regierungen dem Volke in dieser Beziehung Brot statt Steine reichen, indem sie ihm Gesundheitslehrer geben. Wirklich, wenn man so ganz nüchterner und ruhiger Betrachtung der Dinge sich überlässt, so wird schon durch reine Intuition man sich bewusst: dass die Fähigkeit, den vom Schöpfer überkommenen Körper gesund zu erhalten, eingetretene Störungen zu heben, unmöglich das complicierte Endprodukt einer nur in langen Jahren mühsam zu erringenden Kunst und Gelehrsamkeit sein könne; dass das vielmehr dem bloßen gesunden Men¬ schenverstände sich eignen müsse, und für das eine wie für das andere in der Regel die Kräfte der Natur, bezw. der Gehorsam gegen die Winke der Natur, genügen sollen. — 77 Eine so einfache Wissenschaft muss in der Hauptsache wirklich sie sein, dass im Bildungsprogramme derjenigen, welchen ihrerseits dann wieder die Bildung des Volkes in der Kirche wie Schule als Lebensaufgabe znfällt, sie vollständig Platz soll finden können; oder — wir sind nicht im Wahren! Denn alles, was wahr ist, ist einfach! Und gewiss auch: «einfach» kann ja sie sein, nachdem wirkeinerlei Art von Specifica, sondern nur solche Materien und Imponderabilien (unwägbare Sachen) verwenden, welche absolute Lebenselemente sind (die bekannten und oft genannten: Licht, Luft, Wasser, Kälte, Wärme, Ruhe, Bewegung und Nahrung rc.). Wie männiglich bekannt, stehen solche, ohne Kunst und Gebräu, in eines jeglichen Hand!* Haben — nach dem Charakter unsers Geschlechtes, den der weise Salomo mit den Worten kennzeichnet: «Gott hat den Menschen * Aus dem Ganzen unserer Schrift leuchtet heraus, wie wir Natnrärzte ipso kaeto die obersten Feinde des Geheimmittel-Aberglaubens sind, da wir mir die Natur wieder iu ihre Rechte einsetzen wollen, in deren Geltendmachung wir auch ganz offen, vor jedermanns Augen, und mit freundlichen Belehrungen, nach rationellen Grund¬ sätzen, vorgehen. Nur absolute Unkenntnis oder boshafte Entstellung des Sachverhaltes könnte also Geheimmittel-Tractierung und Naturheilkundc in einen Tiegel werfen. Wir sind tief überzeugt, dass alle Gesetzgebern die schädliche Sucht der Geheimmittel nicht zu beseitigen vermag; gegentheils: je strenger die Verbote lauten, desto mehr wächst der Reiz, sich jene zn verschaffen. Kultivieren ja gerade die Regierungen selber.in der allerinconsequentesten Weise den Geheimmittel- Schwindel, indem sie den Ärzten gestatten, alle möglichen Gifte in unverständlicher Sprache und Schrift (statt in der Muttersprache) zu verschreiben; dabei bleibt mündliche Erörterung so viel wie ausgeschlossen, weil die meisten Ärzte durch eine derartige Zumuthung sich verletzt fühlen, resp. sich dagegen sträuben. Nicht genug an dein, liegen auch in ihrer privaten Stellung bis dato noch die Mehrzahl der regierenden Herren dem Götzen ülatvria msciiea zu Füßen und beten ihn an! Wie soll da das ordinäre Volk es besser machen?? Die in osficiellcr Form von überschwänglicher Zahl Priviligierter gereichten Geheimmittel richten ja tausendmal mehr Schaden an, als jene von verhältnismäßig wenigen Afterärzten abgegebenen, welche großenthcils aus unschuldigen Hausmitteln bestehen. Nicht umsonst hat daher Dr. Wedekind den inhaltsschweren Ausspruch gethan, den wir im H 9 erwähnt haben; und uni demselben noch mehr Nachdruck zu ver¬ leihen, können wir es uns nicht versagen, auf den schon mehrfach citicrtcn k. k. Sanitäts¬ rath und Spitalsdirector Dr. Lorinser in Wien hier abermals uns zu beziehen. Derselbe sagte seines Orts in der Wiener medicinischen Wochenschrift: «Vor allem «muss hier von jenem ,großartigen Schwindel' die Rede sein, welchen die «Hohenpriester der Arznciwiffenschaft ihren Jüngern vormachen, obwohl sie «selbst und das Gros der Ärzte nicht mehr daran glauben; ich meine «das Märchen der sogenannten Pharmakodynamik, der Arzneimittellehre.» Um nun diesen tief eingebürgerten Götzendienst sammt dem daraus hcrvor- gehendcn unsäglichen Jammer aus der Welt zn schaffen, gibt's nur ein Mittel, und dieses heißt: allgemeine gründliche Aufklärung, tüchtiger praktischer Unterricht von arm und reich in der Naturheilknnde. Einzig in den nachfolgenden zwei Fällen ist die Darreichung von Medicin- gift gerechtfertigt oder wenigstens entschuldbar, nämlich: 1. wenn alle natürlichen (physiatrischen) Hilfsmittel, um den Zustand des Leidenden zn erleichtern, erschöpft sind; 2. wenn es demselben gleichgiltig ist, dass die Natoria mecliea lebcnverkürzcnd wirke (was jedem Fremdstoffe absolut ankleben muss, da er die Ncrvenkraft zu seiner Fortbewegung außergewöhnlich in Anspruch nimmt). 78 aufrichtig geschaffen, aber sie suchen ihnen viele Künste» — wir von der Natur uns entfernt, — allmählich sogar sehr weit entfernt, — so ist nachgerade es daher nun Zeit, dass wir wieder zu ihr zurückkehren. Republikanischen Regierungen würde es nun vor allen andern wohl anstehen, mit der Berufung solcher Gesundheitslehrer den Reigen zu eröffnen. Allein damit dies Unternehmen effectiv lebensfähig werde, damit diese jungfräuliche neue Schule vom Sauerteig der alten un¬ berührt bleibe und nicht durch letztem in ihrer gedeihlichen Entwickelung bereits von vorneherein gehemmt werde, muss auch schon von Anfang an eine strenge Trennung zwischen den beiden Schulen Platz greifen. Nicht an die Universitäten, sondern an die Lehrerseminaricn beruft ihr Regierenden wissenschaftlich gebildete Natnrärzte, welche Theoretiker und Kliniker zugleich seien. Dank der Freiheit der ärztlichen Praxis weist Norddeutschland bereits eine hübsche Anzahl solcher Capaci- täten auf. Dresden und Berlin sind deren Hanptsitze. Der Kostenpunkt ist hiebei absolut keine Frage; denn an und für sich ohnehin schon unbedeutend, werden diese Kosten reichliche Früchte tragen. Ein Lehrer kann mehrere Seminarien zugleich bedienen, wenn deren Entfernung nicht mehr als eine halbe Tagereise beträgt. Wir appellieren wärmstens an die gesummte Lehrerschaft unseres Vaterlandes, speciell an jene unseres HUmat-Cantons Bern, die obbezeichnete billige Forderung an den gesetzgebenden Körper sowie an die Regierungen ohne Unter¬ lass zu stellen, bis die Angelegenheit befriedigend erledigt ist. Wie die Natnrheillehre durch die Lehrerschaft wesentlich theo¬ retisch unter das Volk getragen werden soll, könnte und müsste dies, soweit es nun die vorkommenden Manipulationen und Hand¬ griffe anbelangt, durch das Medium der Militärfraters und Sanitätssoldaten praktisch-technisch geschehen. Sie wären die exequierenden intelligenten Organe der ärztlichen Dirigenten, wie überhaupt sodann die Jnstructoren des Volkes, nachdem vorher¬ gehend sie selbst in den Haupt-Applicationen des hydrvpathischen Ver¬ fahrens, nämlich: in den Abreibungen, Halbbädern, Wickelungen und den Schweiß-Applieatiouen unterrichtet und eingeübt worden sind. Wie leicht und natürlich ließe, bei gutem Willen, das alles mit der militärischen Sanitätsinstruction sich verbinden; und was für ein gewichtiges Stück cultureller Leistung würde dadurch vom Militär auf das bürgerliche Leben übertragen! Welche immense Wohlthat würde dadurch nicht nur bei den Blattern allein, sondern überhaupt bei all den vielen Fieber- und Ausschlags¬ krankheiten jeder Art, der Bevölkerung werden! Das öffentliche Gesundheitswesen würde, unter Zuziehung obiger beider Factoren und mit Darreichung der nöthigen Utensilien von Zelten, Leintüchern, Wolldecken, Badewannen rc., kräftig eingreifend die einzig richtige Hilfe bei ausbrechenden Epidemien bieten. Während die von Jenner erfundene gekünstelte Prophylaxis perfider Weise die Keime unberechenbarer physischer Factoren ins Blut des Volkes eiusenkt-, die ohne besondere Gunst der Umstände stets zu mehr oder 79 — weniger schlimmen Gesundheitsschäden (theilweise schleichend, unbeachtet) sich entwickeln, wird diese natürliche Institution ihm im Gegentheil den Born der Gesundung eröffnen. Wahrlich, bei neu hereinbrechenden Pockenepide¬ mien wird keine Regierung mit guten: Gewissen be¬ haupten können: sie wasche sich die Hände in Unschuld, solange sie nicht den von der supromu lax des öffent¬ lichen Wohles gebieterisch verlangten Wechsel der beiden Shsteme vollzogen hat. Keine Ruhe gebe man, ehe solcher Tausch wirklich durchgesetzt ist. 86. Wohl sind wir des Umstandes uns bewusst, hiemit den gewaltigen Zorn der Götter auf uns herabzurufen. Die Aristokraten sowohl als die Schwachköpfe unter den Pächtern der Staatsheilkunde werden, nur ihren Standesinteressen Gehör schenkend, uns als einen (von ihnen allerdings) unberufenen Eindringling in ihre Domäne erklären. An Rufen: 'Hinaus mit ihm!» «Steiniget ihn!» wird es nicht man¬ geln. Schadet nichts! Es ist den Reformpionnieren zu allen Zeiten so ergangen. Wenn wir uns in der Geschichte umsehen, finden wir, dass auf den verschiedensten Culturgebieten große, gewissermaßen revolutio¬ näre, Umwälzungen meist nicht von Fachleuten ausgegangen sind, sondern — von dem betreffenden System — Fernstehenden der Im¬ puls gegeben wurde. Einen -Luther», welcher den engherzigen eigenen Kastengeist durchbricht, finden wir selten. Während einer 51jührigen Praxis haben wir vieles gesehen und gehört, manches gelernt, aber auch etwas geleistet; es liegt sonach kein Grund vor, zu schweigen. Gegentheils, wenn jemand irgend eine neue Wahrheit nut that- sächlichen Beweisen erhärten kann, so ist es seine Menschen- und Bürgerpflicht, ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, sondern deren Verkündigung und Ausbreitung sich angelegen sein zu lassen. Wo gleiches Können vorliegt, muss auch gleiches Wissen voraus¬ gesetzt werden; und logischer Weise: wo besseres Können nach¬ gewiesen wird, gediegeneres Wissen! — Obwohl wir den Egoismus und den Neid einzelner zur Genüge kennen lernten, haben wir keine Personen angegriffen; Personen gegenüber stehen wir ganz neutral da. Wir geißeln nur das total ungerechtfertigte privilegierte System und dessen intoleranten Kastengeist. Für uns persönlich suchen wir hiebei absolut nichts, das allgemeine Wohl allein steht uns vor Angen, indem wir fordern, dass Licht, viel Licht, billiges Licht geschaffen werde, wo bislang Finsternis herrschte. Es liegt uns sehr am Herzen, die wahnsinnige grause Irrlehre der Mistimpfung zu Fall zu bringen, für welchen Zweck wir schon manches Opfer gebracht haben. Die wahrhaft Freisinnigen und Edeldenkenden unter den Ärzten, denen wirklich das Volkswohl am Herzen liegt, werden uns hoffentlich nicht nur in: stillen, sondern auch laut und öffentlich zu- 80 stimmen. Und ihr schwachsinnig Gläubigen, ihr Altväter der alternden Staatsheilkunde, beruhigt euch; in der Natur ist überall dafür gesorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Euer Brotkorb wird euch noch langehin gesichert bleiben. Der Wahn, dass Fremdstoffe, Medicinen genannt, welche dem natürlichen Stoffwechsel feindlich und jedem Gesunden mithin schädlich sind (also Giste), in Krankheiten dann wirklichen Nutzen stiften könnten, hat schon Millionen und Millionen Opfer gekostet, und weitere Millionen werden noch nachfolgen. Für die Indolenten und moralisch Schwachen ist ja der Ablasskram, nämlich die Alternative, Medicinen kaufen zu können, welche die physischen Sünden sühnen sollen, unvergleichlich bequemer, als diejenige, sich eines sittlichen Lebenswandels zu befleißigen, d. h. den Naturgesetzen nachzukommen. Doch jedem bleibe, wie schon ausgesprochen, die Freiheit, nach seiner Fa^on selig zu werden. Wer zu seiner Beruhigung Pillen schlucken, Mixturen trinken, Salben einreiben, Gifte unter die Haut sich ein¬ spritzen lassen will, der bleibe darin total unbehindert. Wir verlangen nur, wie billig und recht, die bürgerliche Gleichberechtigung für unsere junge Wissenschaft, die Naturheilkunde. Im Wettkampfe wird sich dann schon zeigen, ob sie lebensfähig ist. Begebet freiwillig euch erst des beschämenden Schutzwalles eurer Vorrechte und des Polizeibüttels. Tretet heraus ins freie Kampfesfeld mit uns Naturärzten! Lasst einmal das «Können» sein ungehindert Recht sprechen; dann werden wir euch auch (auf der Klinik!) willig Red' und Antwort stehen. Unter Gleichstellung der Waffen und Kampfbedin¬ gungen gehen wir mnthig mit euch auf den Turnierplatz. Anders kann von einem «Turniere» gar nicht die Rede sein. Darum wenden wir uns nochmals dringendst an alle Freiheitsfrennde und Geistesverwandte unseres Vaterlandes, mit der Aufforderung, in dieser Richtung eine muthige, entschlossene Initiative zu ergreifen. Beim Schlüsse unserer ersten Auflage dieser Schrift vernahmen wir mit höchster Genugthuung, dass einer der größten Gönner der Natnr- heilknnde, Commerzienrath v. Zimmermann in Berlin, welcher dem Wohle der leidenden Menschheit schon so bedeutende Opfer gebracht, nun noch der Stadt Chemnitz in Sachsen Million Mark zum Zwecke der Errichtung einer Naturheilanstalt und gleichzeitigen Semi¬ nars zur Heranbildung von Naturürzten geschenkt habe. Wir danken ihm aus vollem Herzen für diesen wichtigen, großherzigen Act zwecks gemeinnütziger Verbreitung unserer guten Sache. Möchten ihn andere nachahmen, insbesondere unsere schweizerischen Landesväter; wäre es auch nur mit dem zehnten Theile solcher Summe, allein dann nicht im Gnadenwege, sondern als Staatspflicht und von Staatswegen! 87. Nachdem zur Behandlung der Fieberkranken die Halbbadwanne das wichtigste Hilfsutensil bildet, skizzieren wir deren beste Formen 81 mit genauen Maßangaben unten folgend. Dieselben werden am ge¬ eignetsten aus verzinktem Dachblech (östr. alt Nr. 20, ca. Millinieter dick) angefertigt und oberhalb mit einem zur Größe entsprechend dicken Draht eingefasst. Sie müssen zu dem Ende relativ geräumig sein: 1. ) um, falls Separatwasser für einen Körpertheil nöthig ist, dem Patienten einen Wassereimer zwischen die Oberschenkel stellen zu können; 2. ) um zu tüchtigem Frottieren des Patienten freien Raum zu bieten und dabei das Wasser doch möglichst wenig hinausspritzen zu lassen. Zur Förderung des Punktes 2 stellt man diese Wannen auf Cavaletten (hölzernen Böcken) so hoch, dass der obere Wannenrand dem Bedienungspersonal just in die Weichengegend reicht. Anhang. Ausrug aus nol-M. Gmrrbe-Vränung vom 12. Ium 186S. Titel I. 8 l. Der Betrieb eines Gewerbes ist jedermann gestattet, soweit nicht durch dieses Gesetz Ausnahmen oder Beschränkungen vorgeschrieben oder zu- gelasseu sind. (Bergt. H 29.) Titel II- 8 2l>. Einer Approbation, welche auf Grund eines Nachweises der Befähigung ertheilt wird, bedürfen diejenigen Personen, welche sich als Ärzte (Wundärzte, Augenärzte, Geburtsärzte, Zahnärzte, Thierärzte) oder mit gleichlautenden Titeln bezeichnen. Nach dem Wortlaute dieses Gesetzes ist also mit allen andern Gelverben auch das ärztliche freigegeben, mit der einzigen Beschränkung, dass diejenigen, welche nicht eine bezügliche Staatsprüfung bestanden haben, sich nicht die damit verbundenen offieiellen Titel beilegen dürfen. Ans Grund obigen Gesetzes hat sich denn auch besonders in Norddentschland eine große Zahl von Vereinen für Naturheilkunde gebildet, welche sich theils zum «Deutschen Bunde der Vereine für Gesundheitspflege und arzncilose Heilkunde» vereinigt haben. Abermals bewährt also auch in dieser Frage das «Land der Denker» sich als im Vortrabe für die praktische Verwirklichung eines hochwichtigen Principes marschierend, und beschämt eben dadurch nicht wenig die große Mehrzahl unserer kleinen schweizerischen Republik* bei all deren stereotypem Geschrei nach Freiheit und fortschrittlicher Entwickelung. Trotz des in Deutschland noch immer herrschenden Mangels an wissenschaftlich gebildeten Naturärzten beginnt — durch die nachgerade großartig um sich grcifeude Lossagung des Volkes von der medica- mentvsen Behandlung — den Medieinärzten der Boden unter den Füßen heiß zu werden, so dass nicht wenige derselben nach Wieder- anfhebung der ärztlichen Gewerbefrciheit rufen und darum petitionieren. Bekanntlich haben erst Glarns und der Halbcanton Appenzell A. Nh. die ärztliche Praxis freigegeben. Dann hat im Frühjahre 1886 auch der Halbcanton Baselland einen bezüglichen Initiativantrag durch Volksabstimmung angenommen. s e«oorm IN tirnic» beste Haibbaä-Marmeiisorni. Von demselben Verfasser ist ferner erschienen nnd durch alle Buch¬ handlungen, von Theobald Grieben in Leipzig, oder vom Verfasser selber zu beziehen: Wiktis Veit- und Partial-Dampfbäder Preis I Mark 4V Pfg., Porto 1« Psg. Vie 6runcttekren äer vaturkeilkuncle als Haupttheil enthaltend Vie atmorpkärircUr Lur oäer k; werüe Licftt. 8. Auflage. Preis 1 Mark, Porto 10 Pfg. Die diätetische Acttarrhalisierung. Preis LS Pfg., Porto S Pfg. Den Freunden der Naturheilknnde empfehlen wir wärmstens folgende Fachzeitschriften: Der Uaturnrzt. Monatsschrift, herausgegeben voin Deutschen Bunde der Natnrheilvereine. 28. Jahrgang. Verlag von W. Möller in Berlin 8., Prinzenstraße 95. Jährlich 3 Mark. Der valur- unä Volksarzt. 38. Jahrgang. Jährlich 4 Mark. Nr österreichische SesuiMeitsratD. Halbmonatsschrift. Verlag von Wilh. Fiedler, Wien, XVI., Grnndsteingasse 11. Jährlich 7 Kronen.