Zeitschrift für krainische Landeskunde. Nummer 10. Laibach, 1899. TH. Jahrgang. Das Eisen in Krain. Beiträge zur Geschichte der krainischen Eisenindustrie und des krainischen Eisenhandels. Von A. Müllner. Eisnern. Die Gewerken und die Unionfrage in JUisnern. Wie in Kropp und Steinbüchel, bestand auch in Eisnern bei jedem der beiden Hämmer die Einrichtung der Wochenreihen von 48 Hammertagen. Auch hier trachtete die Regierung den Flossofen einzuführen und die sich oft bitter befehdenden Gewerke zu einer Union zu bewegen. Prof. Haquet, welcher 1777 in Eisnern war, sagt Oryct, Cam. II, p. 172, dass hier zwei Wolfsöfen seien, wo nach der gleichen Methode wie in der Wochain gearbeitet wird. In der Reihe gab es Gewerke mit einem bis dreizehn Schmelztagen : „Kömmt nun die Reihe an einen armen Gewerken, der nicht gleich sein vorräthiges Erz bei. der Hand hat, so muss er seinen Tag einem Andern um ein Geringes hingeben, oder so lange streiten, bis er den Tag verliert.“ Daher seien, sagt Haquet, die meisten Inwohner unvermögende Leute. „Um diesem Uebel abzuhelfen, bleibt kein, einziges Mittel übrig,, als dass man eine Vereinigung der G e w e r k e zu S t a n d e brächte, und diejenigen, welche die wenigsten Tage haben, von der Gewerkschaft ausschlösse.“ Haquet empfiehlt schliesslich die Einführung des Hochofenbetriebes. Unterm 26. Mai 1780 schon wird von der Hofkammer in Wien auf Zustandekommen der Union gedrungen. Revier-Bergamt-Act.1) Unterm 81. Jänner 1787 ddo. Graz heisst es wieder: Sie sollen sich zu einem vereinigten Betrieb ihrer Eisenwerke einverstehen, zusammentreten und binnen zwei Monaten äussern. Nach jahrelangem Hin- und . -1) Bis 1866 poch nicht gelungen!! Ist mit Kpthstift am Acte bemerkt. Herschreiben und Berathen berichtet Tscherin im Gremium •— Sitzungs - Protokoll Nr. 161 — „dass sich die Gewerke am 14. August 1797 mit ihren Unterschriften verbunden hätten, eine Union zu bilden. Trotzdem und trotz der zu ihrem. Vortheile mehrmal geschehenen überzeugendsten Vorstellungen, wollten sie sich nicht einmal auf die Stuckofen-Union einlassen.“ Welcher Geist der Zwietracht und des gegenseitigen Misstrauens unter den Gewerken herrschte, beweist eine Aeusserung derselben im Exhib.-Pro-tokolle von 1781, Nr. 27. A. in der Unionsfrage. Die Herren in Eisnern hielten nämlich die „Anstellung der Gewerke oder ihrer Söhne zu den nöthigen Bedienstungen der Union nicht für gut, sondern erachten vielmehr, aus Ursachen, weil sie zu diesen kein Zutrauen hätten, solche Bedienstungen mit fremden tauglichen Beamten zu besetzen.“ Wie engherzig diese Herren Gewerken dachten, ist auch aus Exhib.-Prot. v. 1781 Nr. 27 A ersichtlich, wo die Jakob Frölich’schen Erben, Ham.-Gew. in der Unionsfrage ihre Wohlmeinung abgeben. Da heisst es u. A. über die Strasse nach Lack, dass zur Reparatur dieser Strasse die Laker Unterthanen mehr beitragen sollen als die Gewerke, weil diese Strasse von den Gewerken sehr wenig mit eigenen Pferden befahren wird, jene aber ihr Fuhrwerk hin und her mit Pfennwerthen und anderen Sachen erleichtern, mithin den Nutzen haben. Zudem hatten die Gewerke, ohne die Bauern, schon 800 fl. darauf verwendet. Die ältesten urkundlich bekannten Gewerke, ja die Gründer der Eisenwerke in Eisnern sind fünf Italiener, die (wahrscheinlich) Gebrüder Giacomo und Bartolomeo Zshab, Muron und die Gebrüder Silvestro und Giacomo Monfiodin, welche in der Urkunde von 1854 genannt werden. Woher'diese'Wälschen gekommen, ist unbekannt, und was darüber combinirt wurde, haltlos’ und unerweislich. In Eisnern hat jemand die Sage aufgebracht, die ersten Eisenschmelzer seien aus Palma einge- wandert; man bringt dies mit dem Namen eines Hauses in Verbindung, welches „Palm a da“ heissen soll. Es ist dies die Mühle heute Nr. 88» Im Volksmunde heisst sie „Pin a da“. In älteren Acten findet sie sich 1790 im Vert. u, 'Schied-Buch I p. 224.im Uebergabcontracte zwischen Gregor Josef Homann und seiner Gattin Margaretha, geb. Preuz genannt, hier übergibt Homann seiner Frau „sein in Eisnern liegendes Haus Nr. 51 Pein a da.“ Die Schreibweise stimmt somit mit dem heutigen Sprachgebrauche überein. In einem Verzeichnis von Amtsschriften von 1617, welche aus Radmannsdorf gebracht wurden, ist sub Nr. 13 ein Act verzeichnet, betreifend eine Action zwischen Valent. Assler und Leonhard Kunsti „wegen der Mühl „Po Ima da“. Eine Herleitung von Palma nuova, welcher Ort doch nur in Betracht kommen könnte, ist aber kaum anzunehmen, da derselbe fern von allen Erzgruben in der Ebene liegt und kaum Eisenschmelzer in unsere Waldwildnisse hätten entsenden können. Das Haus war früher mit runden Thürmchen an den Ecken flan-kirt, ähnlich dem Mazollhause ') in Kropp, mit dem es wahrscheinlich gleichzeitig sein dürfte. Das einst Mazollische Haus, heute Sehulhaus Nr. 30 in Kropp, war zu Valvasors" Zeit das stattlichste im Orte. Val. III. p. 386. — Ein steinerner Thürstock trägt die Jahreszahlen 1620 und 1642. In diese Zeit dürfen wir auch die Entstehung der Plnada versetzen. 1438 bitten Niklas Dermott, Andre und Juri Rumpler und Max Luko viz beim Bischöfe Nicodemus um Verleihung des Oberen Hammers mit sammt den Schmieden. (Joh. Globotschnigg Acten.) Am Ladebogen von 1569 fertigen für den Obern Hammer Gompa,Tür den unteren Wretzl. Bergrichter ist Pankratz Semen. — 1571 wird im Gewerkenverzeichniss des Vic.-Arch. „Felitzian (Gompa), Gewerch in Eisen-Artz“ genannt. Im „Rathschlag und Guet Bedunkhen“ v. c. 1570 heisst Mathias Ratmaner Ham-Gew. zu Unter-Eisnern. 1573 im Protokoll der Wahl Tollhopfs, erscheinen aus Eisnern Marco Plauz, Andreas Wre-zeil, Jakob Reya und Felician Gompa vom Untern Hammer, — Wrezl ist auch Bergrichter. — In der Klage gegen Tollhopf von 1576 heisst er Andre Brezi. In der Supplik um Ernennung Junauers zum Oberbergrichter ddo. 26, April 1588 erscheinen Mathias Nottar im Ober- und UnterTEisnern, Mathias C h o m a r sen. und jun., Marco Plauz, Primus Tautscher, Gregor Khisouiz, Urban Kramer, Miklau J e n i s c h, Bernhard Vogli, Hanns • i) Die nämliche Bauart hat auch das Haus Nr. 41 in Lack, ■welches'die Jahreszahl 1587 trägt. • Kordesch, Georg Omotha, Lukas Urban-tschitsh, sämmtliche in Ober-Eisnern. Für sie fertigt Thomas Schuster s chi tz, der Bergrichter von Ober- und Unter-Eisnern. Aus Unter-Eisnern zeichnen Andre Wrezl, Hans Wrezl und Pan-craz Semen. — In der Eisenhandel-Urkunde von 1589 wird genannt Mathia Warl1) in Unter-Eisnern. 1616 sind bei der Oberbergrichterwahl Gewalt-trager Caspar Plauz und Anton Semen; ersterer für Ober-, letzterer für Unter-Eisnern. 1617 erscheinen in einer Action wegen der „Müll Polmada“ Leonhard Kunstei als ihr Besitzer und Valentin Assler genannt, beide Gewerke in Eisnern. Mit Beginn der Empfachbücher 1668 werden zahlreichere Namen bekannt. Im nachfolgenden Verzeichnisse bedeuten O. E. Ober-Eisnern, U. E. Unter-Eisnern, E. Eisnern, ohne nähere Angabe des Hammers. 1668. Semen O. E. — Vogau (Vogu) U. E. —1 Plauz O. E. — Petritsh E. — Preuiz (Preuz) U. E. 1) raxler O. E — Schustershitsh U. E. — Kopatscli O. E. — 1670 Tshadesh O.E. — Khapus E. Thoman E. — Khoffler auch Goffler geschrieben U. E. — Ferley? E. — 1671 Potoschnik U. E. — Globotschnik U. E. ^ NottarO. u. U. E. — Tushey auch Tutshaj-U.E. Heruath (Hrovat) U. E. -h Megushar U. E. — Modrian E. — Wobeg U. E. — Prelz U» E. — Salomo O. E. — 1672 Grohar O. E. — Wo-hinz O.E. 1673. — Prögel O.E. — Presi O.E. — Khoss E. — Widmayr E. — 1675 Pinter 0. E. T-horta Ü. E. — Petrazzi (Petrash) 0. E. — 1679 Sethina E. — 1690 Gatti E. — Omota (Valv.) E. — 1695 Pototsch-nikh 0. Er§-' 1697 Pfeiffer U. ÈSr'Urbantshitch O.E. - 1704 Warl E. -1706 Verhunz U. E.— 1707 Martintshitsh U. E. — 1708 Fröllich O.E. — 1711 Schnabel 0. E, — 1713 Jel-lenz U. E. — 1717 Rotter E. — Wobei, kais. Pfarrer in Eisnern, auch Bäbel geschrieben. — 172Ó Tshadesh U. E.— 1721 Semen U. E.— 1732 Dagarin ü. E. 1732 Homan O. E. — 1733 Copriuiz E. INj 1737 Kraither (oder Kreuther• * 2) U. E. Beförderer deš Sim. Shusterzizischen *) Am Friedhofe, von St. Peter in Laibach ist ein Grabstein eingemauert, gewidmet dem Hans Warl zu Rèutenstein, f 15. Sép-témber 1601, 73 Jahre alt. Den Stein setzt seine Wittwe Susanna Mauritsch 1605. Am Stein ist ein Wappen mit dreitheiligem Schild. In dem seitlichen Heroldstücke Greife, im Mittelraum ein Anker, welcher auf einen geadelten Handelsmann schliessen lässt. Er wird 8. Juni 1598 Landmann in Krain. 2) Georg Kreuther ist 1746 Unterbergrichter. Kopfsteuerspeci-fication, Manuscript im Museum, laut welcher er für sich und 1148 Bergwerksholden 73 fl. 52 kr. Kopfsteuer bezahlt. Hammerwerks. — 1747 Schnidar E. — Pleger OE.— 1748 Jurman 0. E, — 1751 Urban-tsliitsli ü. E. — 1752 Vogathey U.E. — 1757 Rossman E. ^ 1758 Preuz O. E.— Rebuli 0. E. — 1761 Tschuitsch 0. E. , 1772 lautet für Obereisnern die Liste mit Angabe der Zahl der Hammertage im Revier-Bergamte wie folgt: Frz. Anton Ho man 10, J.P.Plautz 8, Fr. Fröllich 7, Pfleger 3, Sira. Jessenko 3, Frz. Urbantschitsch 2, And. Warl 2, Ursula Rebuli 2, Plautz & Urbantschitsch 3, And. Pinter 1, Jos. Homan 1, Jur. Preuz 1, Marie Clementschitsch 1, Jos. Groher 1, Luc. Semen 1, Elis. Dolenz 1, Sluga 1. Für Untereisnern: Frz. Urbantschitsch 12, Martin Urbantschitsch 6, Jos.' Grachar 4, Mathe. Meguschar 3, Anton Semen Erben 2, Ant/ Grachar 2, Jak. Verhunz 2, Georg Globotsch-nigg 2, Val.Meguscher 2, Blas Urbantschitsch 1, Jacob Plauz 1, Andr. Schusterschitsch 1, Paul Jelenz 1, Valent. Snidro 1, Hrovath 1, G. Semen 1, Sim. Loker 1, Mich. Semen 1, Valent. Kobler 1 Hammertag. Die Streuwerksumlagen betrugen bei beiden Hämmern 5 fl. per Tag. 1784 werden im Ausweise der Roheisenpro-duction folgende Gewerke aufgeführt: q) In Ober-Eisnern: Homan Frz. Anton', Plauz Jos. Peter, Pfleger Signi., Fröhlich Maria Theresia, Homan Georg Jos., Warl Andr., Lussner Anton, Gasser Jos., Rehulla Anton. bj In Unter-Eisnern: Urbantschitsch Frz. Dionys., Urbantschitsch Martin, Globotsch-nigg Georg, Gr o c her Valent., Semen Josef, K o b 1 e r V alent | S e m e n Michael, Marti nt schitseh Primus, Grocher Anton, Primoschitsch Primos, Semen Stefan, Maguschar Matheus, Magus eher Gertraud, Schustershiz Andreas. — Diese bearbeiteten ihre Tage selbst und hatten noch im Pacht Hammertage von Lotritsch Georg, Dolenz Elisabeth, Sluga Marian., Semen Lukas, Pinter Andre, No stran Martin, Kobler Elisabeth und der „ Cani aun“ (der Gemeinde). 1790 kauft Blas. Levitschnig von Michel Semen den „Pfingstag“1) in der V. Woche per 200 fl. ,Um 1800 finden wir folgende Familien: Bogatei U. E. —i Bert oncel U. E. -— Bergant U. E. —r Demšer-) Ù. E. j— Droll O. E. — Gašperin . !) Donnerstag. 2) Ein Franz Demscher erscheint 1777 nach v. Radicz als Oberaufseher derVenetianischen Bergwerke unter den Ehrenmitgliedern der Berliner Gesellschaft naturforschender Freunde. Schrift der Gesell. III. Bd. p. 66—106. Nach Haquet Phis. Polit. Reise Bd. I. p. 134, Leipzig 1785, war Dembscher Oberaufseher der Kupferbaue von Agordo im Val Imperina. - | ' ■ , i 0. u. IJ. E. — Globotsclinigg O. u. U. E. im sechs Gliedern Vertretern, ||g Groher O. u. U. -E.,-^ Homan 0. E. Jerala TL E. t|| Jessenko O. E. — Kobler und Kofler O. u. U,.E,.,*-?;. Levičnik U. E. Lotrič 0, E. —, Lussner 0, u. U, ET— Martinčič U. E — Marenik U. E — Megušer U.E. — Mlaker,U. E.r' Nastran ü. E..,.— Plauz O. E. — Scholler O. E. — Seiz U. E.|J§ Semen O. u. U. E. — Staliz U. E. Taučer 0, E. — Tuscheg 0, E. — Urbančič U. E.. — Warl 0. E. — 1815 figuriren noch so ziemlich dieselben,Namen, 1834 zählt uns Premier 1. c. p. 35 und 36 folgende Gewèrke mit der beigesetzten Zahl der Hammertage auf, und zwar bei jedem der beiden Hämmer: Globotsclinigg 24, O. u. U. E. — Urbantschitsch 10 U. EfS?§ Homan 9 0. E. — Plautz 7 O. E. — Kobler 5 O u. U. E. Warl 5 0. E. — Jerala 4 U.E. —Levitschnig 4 0. u. U.E. -ri- Martintschitsch 4 O. u. U. E, Gašperin 3 O. u. U, E. — Trojer 3 0, E — Bon-zel 3 0. E. Semen 2 U. E. Je einen Tag be-sassen B ogatei U. E. Dem še r U. E. — Fa- bian ') U. E. — Frörenteich 0. E — Klobčič U. E. — Lussner O. E. — Marinih U. E. — Pressei 0. E. — Sclioller 0, E. — tusch ek .0. E. und Venedig- 0. E. 1844 zählte man noch beim Oberen Hammer die Namen Globoschnik, Homan, Gašperin, Le vit s c h ni k, Mart in t s c h it s c h und W oh zel oder B one el. 1866 hatten die Globotsclinigg- schon 61 von den 96 Antheüen in Händen und neben ihnen bestanden noch Levičnik, Kobler,. Gašperin, Krek, Bon cel, Klobčič, Peternel und Wa r 1 mit je 1— 4 Antheüen. (Nach v. Globočnik. Eisnern 1. c. p. 6.) Heute sind auch die letzteren hinweggefegt und die G1 o b o tsch n i g g als „. einzige Besitzer dieser Objecte sehr fraglichen Werthes, übrig-geblieben. Die Zukunft der Stadt Laibach., XXIX. Jährlich ist die ganze Wasserstrasse von Oberlaibach bis an die croatische Grenze durch den neu aufgenommenen landesfürstl. innerösterreichischen Bergmeister À n-ton Hauptmann zweimal, nämlich im Frühjahre und Herbste zu inspiciren und der Bericht über Schäden etc. dem Commissions-Consess in Laibach zu erstatten. ; ,() Früher auch Habian und Hobiau geschrieben. "CfLVètt. u. Schiedbuch 1840. 467. Angesichts der Vorkehrungen sei nun „nicht zu . zweifeln und nachdrücklich dahin anzutragen, das die aus i den hungarischen und darunter liegenden neueroberten 1 Landen, auch hingegen dahin transportirende Comercialia i durch sogenannte „Sechserin-Schiffe“,welche zwischen < 300—400 Centner Ladung* aufzünehmen pflegen, durch- ' gehends bis Ober-Laibach befördert werden möchten“ ; es möge ehethunlichst mit einem solchen Schiffe eine Probe : gemacht werden und ein solches „Sechserin-Schiff (wie man : sich deren auf der Donau, und sonsten gebraucht, auch < hierzu der Obermatros Stefan Sy 11 a die verlässliche In- ! formation geben, und selbst Hand anlegen kann) erbaut“ i werden. : Der Erfolg möge sofort berichtet werden, damit die : Handelsleute in Ungarn davon benachrichtigt werden ! können, und sich in ihren Speculationen darnach richten : mögen. Es wäre nämlich von Vortheil und in den Intentionen der Regierung gelegen gewesen, wenn die Schiffe von Belgrad bis Oberlaibach ohne Umladen gefahren wären. Da ferner in Slavonien und Croatien das Räüberwesen im Schwünge, die Austilgung der Räuber in den Wäldern zwischen Brod und Gradiška schwer sei, so wird befohlen, die Wälder an beiden Saveufern in einer zulänglichen Breite auszuhauen, diesen Raum beständig blos zu halten und erforderliche Posten zur Sicherheit des Verkehres aufzustellen. Der serbische Administrations-Rath Ignaz Kempf von Angert begebe sich nach Belgrad zurück, da seine Aufgabe erfüllt ist, die Fortsetzung der Arbeiten sei gesichert. Mit der Fortführung der Geschäfte sind Bergmeister Anton Hauptmann,1) und nach diesem der Ingenieur-Lieutenant ErnstWenzelDurchlasser zu betrauen, die Correšpondenz und Cassagebahrung aber dem landesfürstlichen Cameral-Bau-Schreiber Theodor Kr au ss zu übertragen; dafür wurde ihm das tägliche „Liefer-Geld“ von 1 fl. auf 1 fl. 30 kr. per Tag erhöht. Es wird ferner befohlen, „dass mit gänzlicher Verfertigung der Zeichnungen über alle merkwürdigeren Arbeiten, dan auch mit Übertragung serselben im Kupfer-Stich angefangenermassen fortgefahren, der ganze Saustrom von Belgrad bis an die Brücke zu Zernutsch ohnweit Laibach, der Laibach-Fluss aber bis zu seinem Ursprung gleichfalls mit: eingebracht, alles in proportionates Format und Volumen mit guter Ordnung ein-getheilt, auch mit anständigem Frontispicio oder Titel-Blatt und beigedruckten Erläuterungen versehen und erklärt: im Gleichen einige nach dem Laibachflusse und Saustrom bis in die Croatische Confine bequemen Orte zur ’) In einem Promemoria ohne .Unterschrift und Datum von 1741, eines Landstandes, welcher die ganze Saveregulirung pessimistisch auffasst, wird er als kein richtiger Nachfolger eines v. Kempf genannt, da er kaum seinen Namen unterschreiben, und einem Oberlieutenant füglich wohl nicht vorgesetzt sein könne. Anerinnerung der Nachkommenschaft vorzustellende Inschriften mit-eingeführt werden sollen ; wie dan Sr. Kays. Majest. nicht ungeneigt sei, falls es ohne sonderbare Beschwerde der Operations-Casse geschehen mag, zwei mit einigen Auszierungen versehenen Monumenta im obbesagten District zum Schluss des Werkes aufrichten zu lassen,“ Diese vom Kaiser anbefohlenen Kupferstiche wurden wirklich ausgeführt, denn im Extract pro Juli 1741 ddo. 2. Aug. findet sich folgender Posten. „Auf Extra-Ordinarien da hat der hiesige Laa. Buchdrucker Adam Friedrich Reichardt für die in 1740 und in diesem 1741ten Jahr und zwar im ersten 200, in anderen aber 150, zusammen aber gemachte 350 Stück Kupfer-Abdrück von hiesiger Laybach und Saustroms-Arbeit, das hundert vermög letzthin mit ihme getroffenen Vergleichs, stat deren vorhin bezahlten 6, jezo aber nur 5 fl. bar empfangen 17 fl. 30 kr. Die Zeichnungen lieferten Durchlasser 1t und Renner die Kupferstiche Kaltschmied, der auch die Karte von Florianschitsch gestochen hatte. Die 6 Tafeln der Flusskarte bis zur Mündung in die Donau waren im Jänner 1741 fertiggestellt. Cf. 1741 ddo. 20. Jänner. L. A. — Das Landesmuseum bewahrt leider nur sechs Blatt dieses interessanten kartografischen Werkes. Die Kupfer sind zweifacher Art. 1. Sechs Blatt vön 40‘5 cm Breite und 29-5 cm Höhe (der Kupferplatte). Diese sind betitelt : „ Ausführlicher Plan des ganzen Sau-Stroms in VI Tabellen vorgestellt bis zum Einfallen in die Donau: wie auch des gantzen Laibach-Flusses, sambt allen darinfallenden Flüssen und daran liegenden Oertern und Grä-nitzen“. Ein gleicher Titel ist auch in lateinischer Sprache angebracht. Als Zeichner sind genannt: E. W. Durchlasser, Ing.-Lieut. et F. C. Renner Ing. — Abr. Kaltschmidt Ing. Aere incidit Labaci. — Von diesen sechs Blättern sind im Museo das I.| IV. und V. vorhanden. Die zwei wichtigsten mit dem Terrain von Littai abwärts, fehlen. Dies ist somit eine kartografische Arbeit. Die zweite Serie dieser Stiche veranschaulicht die Regulirungsarbeiten im Savestrome- und die Herstellung der Treppelwege längs desselben. Wie viele solcher Tafeln ausgeführt wurden, ist uns nicht bekannt. Das Museum besitzt drei solche von Durchlasser und Renner, mit lateinischem und deutschem erklärenden Texte. Die erste Platte, 4P5 cm breit und 30 cm hoch ist betitelt: „Ausführlicher.Plan von der im 1737ten Jahr an dem Sau-Strom zwischen Renkou und Sagorie und, zwar auf lezteren Orths Seiten verfertigten Arbeit.“ Hier wurde der Erklärung zufolge der Weg aus Felsen gesprengt, theils Skarpmauern für denselben gebaut und das Strom- i) Er diente hier fast sieben Jahre, bis 12. August. 1741, an welchem Tage er in die Conflns-Commission übertrat, welche die Venetianische Grenze zu rectificiren hatte. Extract pro August ddo. 5. September 1741 und Commissionsbericht ddo. 25. März 1742. Er war dem Temesvarer Banat-Ingenieur-Corps zugetheilt. bett durch Felssprengungen erweitert. Die zweite Tafel gibt den Plan und das Profil des „Beli slap“ („Weissen Schwall“) und den bei ihm gegrabenen 90 0 langen Canài, sowie den daneben am rechten Ufer, in einer Länge von 450 0 hergestellten Weg. Die dritte der vorhandenen Tafeln stellt den am linken Saveufer- bei S ü h a d o 1 e - in Steiermark, in einer Länge von 205 0 ausgesprengtén Weg dar. Der Massstab ist 10 0 = 12 mm. Ein viertes Blatt aus dem Jahre 1781, den Mitale-Fäll darstellend, ist als Landschaft behandelt. Wir werden desselben noch später erwähnen. Ein Weiteres Blatt, 40 cm breit und 28 cm hoch, stellt den grossen Canal bei Kaltenbrunn vor. Wir kommen auch auf dasselbe noch später zurück. Als Baumeister finden wir Michael Übler mit jährlich 250 fl. Besoldung genannt. Im Jahre 1741 finden wir Durchlasser als Ingenieur-Oberlieutenant mit 75 fl. Monatgage, den Bauschreiber Kraus mit 45 fl., die Ingenieure Friedrich Konrad Renner Und Abraham Kaltschmied mit 25 fl. und den Šchiff-Amtsmeister Stefan Siili mit 25 fl. Mofiatgebühren besoldet. Mit August. /1741 scheinen die wichtigsten Arbeiten gethan gewesen zu sein, weil am 12. der Ingenieur Durchlasser zur- Gonfins-Commission Übertritt und der Landeshauptmann. Corbinian Graf v. Saurau als Hof-Commis-sions-Präses der Navigations-Verbesserungs-Arbeiten, diese von 27. bis 30. Juli .einer „Haupt-Visitation“ unterzieht. Das Reiseparticulare betrug für diese 4 Tage 84 fl. 54% kr: Extract ddo. 29. September 1741. Im Jahre 1753 erscheint Franz Anton v. Steinberg als Berichterstatter über die Arbeiten am Strome. 1766 finden wir den oben erwähnten Stefan Sili als Navigationsinspéctor in Prusnik stationirt und einen Baron L opresti als bedeutenden Getreidehändler bezeichnet. Der Schiffzug wurde bis zur Herstellung der Treppel-wege durch Menschen besorgt, er war anfangs Jedermann frei gestattet, daher der SehTffzieherlohn nach Willkür und Uebereinkunft von Fall zu Fall festgestellt wurde. Unterm 23. März 1766 aber wurde die Schifffahrt-Ordnung der K a i se r i n publicirt. Dieselbe bestimmt: dass alle Schiffleute sich binnen 6 Wochen beim k. k. Schiffamte zu Prussnik zu melden, und in eine Matrik einzuschreiben haben. Ein Schiffmann hatte 2 fl., ein .Schiffknecht 30 kr. an Taxe zu entrichten. Die Schiffe mussten nach einem bestimmten Modelle gebaut und nu-merirt sein. Kein Schiffmann darf auf eigene Rechnung Handel treiben und ist für die Waaren verantwortlich. Vermag der Schiffmann verschuldeten Schaden nicht zu ersetzen, so soll das ganze „Corpus“ dem Eigentümer haften, und der Schade aus der gemeinsamen Casse vergütet werden, so dass alle Schiffleute pro rata concurriren, sich jedoch am Schuldigen regressiren können. Man fuhr bis Gurkfeld oder Reichenburg: von Sissek in 8 Tagen, — von Nard in 5, — von Terna bei Agram 4y2, — von Šussed 2'/2, von M o k r i t z 1-y,, — von Rann 3/j Tagen. — Weiter bis Salloch von Gurk* feld in 6, — von Liehtenwald in 5, — von Ratschach in 4> -/ vom „Bergbruch“ in 23/j, — von Littai in 1 m Tagen. Die Frachtlöhne waren' von Sissek bis Gurkfeld oder Reichenburg vom Centner 12 kr., vom Staar 13 kr;, vom Eimer ab Terna1) bei Agram 4 kr., von Gurkfeld bis Salloch: vom Centner 11 kr., — vom Staar 11 Va kr.: — vom Eimer 6 kr. — Wäaren von geringem Gewichte wurden per Ladung berechnet, und kostete eine solche von Sissek bis Gurkfeld 25 fl., — von da bis Salloch ebenfalls 2Ö fl. Für die Thalfahrt galt bei Gegenladung nach gelöschter Bergfracht der halbe Frachtlohn. Fuhr ein Schiff eigens nach Abwärts, so waren bis Gurkfeld 13 fl. 3iy2 kr., und von da bis Sissek 26 fl. 28 y2 kr. zu bezahlen. Musste ein Schiff über die zur Ladung nöthige Zeit verweilen, so war per Tag 1 fl. SO kr. zu bezahlen. Die Schiffsknechte hatten per Tag zu 17 kr. Lohn, wenn sie die auf 21 kr. berechnete Verpflegung erhielten, zu fordern. Ohne Kost und Trunk gebührte ihnen 38 kr. per Tag. In Sissek, Gurkfeld und Salloch bestanden eigene Speditoren und Magazine. Für Besorgung der Expedition gebührte den Speditoren per Centner 1 kr., per Staar y2 kr. ohne Fakinage. Alle immatriculirten Schiffleute bleiben, so lange sie nicht wegen eines Verbrechens aus der Rolle'gestrichen werden, von der Recroutirüng befreit. Das Patent war in beiden Landessprachen gedruckt und publicirt. Mit Hofdecret ddo. 1. October 1767 wurde der Frachtlohn von Sissek bis Gurkfeld auf 16 kr., und von G ur kf e 1 d bis Salloch aüf 13 kr. per Centner erhöht. Das Mistelornament auf der Urne tön Slepšek. In Nr. 2 der „Argo“ haben wir auf p. 24 eine barbarische Urne von Slepšek beschrieben und das auf ihr eingeritzte Ornament als Darstellung der Mistel gedeutet. Diese Deutung stützen wir einerseits auf die Darstellung selbst und auf die Bedeutung, welche von den Galliern der Mistel beigelegt wurde. Ein nicht unwesentliches Argument liegt ferner im Fundorte der Urne: nämlich im eichenbewachsenen Untorkrain, wo die Mistel weit verbreitetè Eichenwälder massenhaft bewohnte. Noch Valvasor fiel der Mistelreichthum der unterkrainischen Eichenwälder auf. So schreibt er Buch II, p. 190 : „Der Eychen-Wälder gibts trefflich viel, so alle mit Eychen-Mistel bewachsen, davon man viel Vogelleims sammelt.“ !) Der Weinhandel begann demnach erst hier. „Der Cracauer Wald1) (Krakauo), welcher bei Landstrass im freien und ebenem Felde liegt,dst sehr gross und .begreift lauter Eichen, darauf Eichen-ldistei wachsen, wovon man jährlich einen Vogelleim bekommt.“ Und II, p. 191 sagt er vom Rudolfswerther Stadtwald : „Der Statt-Wald (Mestne borst), welcher nicht weit von Rudolfswerth, ist gleichfalls mit lauter Eycken besezt und: gibt viel Vogel leim.“ An der hochverehrten Pflanze fehlte es somit den Alten nicht, umsoweniger, als die heute wohlbebaute Gegend von Nassenfussi) 2) zur Zeit der Gallischen Occupation sicher mit ebensolchen Eichenwäldern bestockt war, wie es der Krakauer und Stadtwald noch vor 200 Jahren waren. Herr Dr. M. M u c h deutete indess; schon 1886 diese Zeichnungen als Darstellungen von Hirschen, und stellt sie mit den von Schlie-man in Troja ausgegrabenen Thonwirtelzeieh-nungen zusammen. Anlässlich unseres diesbezüglichen Citates 1 c. p. 27 äussert sich Herr Dr. Much über den Gegenstand brieflich in folgender Weise: „Ich habe mich bemüht, auf Ihren Gedankengang einzugehen; allein so ansprechend Ihre Erklärung ist, so konnte ich mich derselben doch nichr an-schliessen. Ich habe nämlich Bedenken dagegen, dass man in so früher Zeit befähigt oder gewillt war, so feine Wahrnehmungen zu machen, wie es die des Baues der Mistelzweige sind. Pflanzendarstellungen aus alter Zeit zeigen uns ferner niemals das Gezweige allein, sondern hauptsächlich Blätter und Blüthen, oder die Pflanze, den Baum in ihrer Gesammt-erscheinung. Dem europäischen Stile waren Pflanzendarstellungen überhaupt fremd, und wir müssen annehmen, dass die Anregungen dazu aus dem Oriente, wo sie einheimisch waren, gekommen sind; dort finden wir auch ganz ähnliche Zeichnungen ; es ist aber doch fraglich, ob wir auch im Oriente diesen Zeichnungen die Mistel zu Grunde legen können.“ '*) Circa 4 Wegstunden von Nassenfuss, bei Neviodunum, a) Die Fundgegend der Urne ist, wie wir schon in Nr. 2 bemerkten, eine Hauptansiedlung der Gallier oder meinetwegen La Tène-Leute gewesen. : „Wenn Sie endlich verwandte Darstellungen überblicken, so werden Sie finden, dass der Hirsch nicht immer so deutlich wie auf Fig. 1 („Ilion“ Nr. 1882) erscheint.“ Dr. Much beruft sich noch auf einige weitere Thonwirtel Schlieman’s und bemerkt, dass die Darstellungen auf Fig. 2 („Ilion“ Nr. 1880) von der Zeichnung auf unserer Urne „gar nicht mehr weit entfernt sind.“ (Wir geben sie hier in Fig. 4.) „Die Analogie mit Troja beschränkt sich nicht auf diese Darstellungen; auch der mehrfache Bogen kommt vor, sowie Zeichnungen, die Ihrem Olm sehr ähnlich sehen.“ („Ilion“ Nr. 1965) Fig. 3. Bezüglich der Gefässformen gibt Dr. Much zu, dass sich die unsere und die asiatischen fremd gegenüberstehen, „aber sie bezeugen, dass auch in Troja der Brauch bestand, auf den Gefässen Zeichnungen anzubringen, die nicht schon leeres Ornament waren.“ Dr. Much hält dafür, dass unser Gefäss weit älter ist, als die Hallstattperiode, „und wenn nicht älter, so doch nicht jünger, als die Hallstattfunde. In dieser Zeit dürfen wir in den Ostalpen kaum schon von Kelten reden, und müssen uns begnügen, auf die Illyrier zu verweisen. So weit Dr. Much, welcher auch den Wünsch aussprach, die in Fig. 1 und 2 dargestellten Thonwirtel reprodu-cirt zu sehen. Wir bringen dieselben, sowie den von ihm ebenfalls erwähnten Wirtel Fig. 3, und fügen zu leichterem Vergleiche in Fig. 4 die Zeichnungen unserer Urne von Slepšek ebenfalls hinzu. Müllner. Herzogseinsetzung und Huldigung in Kärnten. Unter diesem Titel veröffentlicht1) Dr. Paul P un lisch art, Professor an der k. k. Universität in Graz, ein interessantes Buch über die absonderliche Huldigungscere-monie am Zollfelde.2) Es ist hier nicht unsere Absicht, i) Leipzig, bei Yeit & Comp. 1899. -) Dieselbe bestand in Kürze darin, dass nach der Herzogseinsetzung auf dem Fürstensteine — einem Basis-Schaftstück einer römischen Marmorsäule von 65 cm Höbe und 68 cm Durchmesser *-, die Arbeit einer Besprechung zu unterziehen, es möge genügen, wenn wir erwähnen, dass Dr. Puntschart unter Zugrundelegung und kritischer Sichtung der Quellen und Scribenten die Frage äusserst gründlich und umfassend behandelt, so dass wir die Arbeit als höchst beachtens-werth bezeichnen müssen. Der Herr Verfasser bespricht in der Einleitung die neuere Litteratur über den Gegenstand ; im zweiten Abschnitte den Fürstenstein und Herzogsstuhl selbst, iin dritten Ottokars Reimchronik (circa 1300); im vierten den Bericht Johannes v. Viktring. (XIV. Jahrhundert) ; im fünften den Schwabenspiegel über das Recht des Kärntner Herzogs; im sechsten die Erzählungen des Hagen, Ebendorfer, Aeneas Silvius und anderer Autoren; im siebenten das Diarium der Kärntner Landstände von 1564; im achten wird das Ergebniss der Quellenkritik festgestellt; im neunten werden die bekannten Huldigungen, deren der Verfasser zehn oder eilf nach weist, erwähnt. Der zehnte Abschnitt handelt vom Rechtsgehalte des Actes ; der eilfte vom Herzogsbauer und dem Ed-linger; der zwölfte von derFormderHerzogs-einsetzung als einer Folge des Sieges des Ackerbauers über den Nomaden. Im dreizehnten werden einige seltsame, damit zusammenhängende Rechte gewisser Familien besprochen, und im vierzehnten über die alte Verfassung Karantaniens gehandelt. Hier wollen wir nur den zwölften Abschnitt1) etwas näher besprechen und uns einige Bemerkungen zu den Ausführungen des Herrn Verfassers erlauben. Unter Beiziehung einer reichen Litteratur entwickelt der Herzog in die Tracht eines Bauers gekleidet wurde. Ihm zur Seite wurden ein Bind und ein Pferd geführt. Unter Vortritt des Grafen von Görz als Bannerträger, geleiteten ihn die Grossen und Würdenträger zum Herzogstuhl am Zollfelde, auf dem der sog. Herzogs-Bauer, umgeben vom Volke, sass. Dieser fragt in slavischer Sprache, wer daher komme, — ob er ein gerechter Richter, für das Landeswohl bedacht, und voll Eifer für den christlichen Glauben sei? Nach günstiger Beantwortung der drei Fragen fordert der Pfalzgraf den Bauer aüf, deu Stuhl zu räumen, was der Bauer gegen Zusicherung von 60 Pfennigen, der beiden Thiere, der Tracht des Herzogs und der-Ahgabenfreiheit, thut, indem er dem Herzog einen leichten Backenstreich gibt und abermals, ein guter Richter zu sein, einschärft. Nun besteigt der Herzog den Stuhl, schwingt sein Schwert nach allen Seiten mit der Versicherung, ein starker Hort des Rechtes zu sein. 0 L. c. p. 204-239. derselbe folgenden Gedankengang, welcher sich aus folgenden Sätzen ergibt. „Die Einsetzungsceremonie lässt den völlig sicheren Schluss zu, dass einst in diesen Gegenden die Bauernschaft die politisch massgebende herrschende Bevölkerungs-classe gewesen ist. Die slavische Nationalität dieses Bauernthums wird durch die slavische Sprache im Ritual ausser Zweifel gesetzt. Es liegt auf der Hand, dass ein solcher slavischer Bauernstaat nur einer Zeit angehört haben kann, da die Slaven selbständig waren, wenigstens in deri inneren Angelegenheiten. Die Form der Herzogseinsetzuhg wurzelt in der Verfassung dieses alten slavischen Staates.“ „Und zwar ist man, wie es scheint, überwiegend der Ansicht, dass unter dem auf Cheitmar folgenden Waltunc der Ritus eingeführt wurde. Chabert hält es für wahrscheinlich, dass schon Cacatius, der Vorgänger Cheitmars, so eingesetzt worden war. Re isker erklärt den Act aus der Wirthschafts- und ' Ständeentwicklung bei den alten Slaven“.1) „Bekanntlich haben einige Zeit nach dem Abzüge der Longobarden nach Italien (568) Slaven jenes Alpengebiet besetzt; welches das nachmalige Ka-rantanien ausmachte. So bereiteten sich hier seit dem Ausgange des VI. Jahr-hundertes slavische Kleinstaaten primitiven Charakters vor. Mit der Zeit werden sie zu einer höheren Einheit zusammengefasst. Im IX. Jahrhundert schwindet auch ihre innere Selbstständigkeit“.* 2) Pag. 205 ff. behandelt der Verfasser die culturelle Stufe der Slaven im allgemeinen und dann weiter speciell in Karantanien, und kommt dabei zu folgendem Resultate : „Wer die nomadische Wirthschaftsstufe für die Slaven ganz leugnet, der begeht denselben Fehler, wie der jenige, derbe haupt et, d i e S1 a ve n hät ten den Acker b auüber hauptnichtgekannt“,3) „Somit können Völker, deren Wirtschaftsleben noch das Nomadenthum den Stempel aufdrückt, in zwei Schichten zerfallen, in eine herrschende, den Ackerbau verachtende nomadische Herrenschichte und in eine arme, gedrückte Bauernschichte“.4) *) L. c. p. 204. 2) L. c. p. 205. 3) L. c. p. 217. <) L. c. p. 219, „Auf Grund des Gesagten darf auch für die Karantaner Slaven vermuthet werden, dass bei ihnen der Ackerbau ursprünglich keine entscheidende Rolle gespielt hat, sondern dass sie überwiegend als nomadisirendes Volk in jene.Alpengegenden einrückten“.J) . Nun bespricht der Verfasser wieder mit besonderer Beiziehung Peisk er s die slavische „Župa* und kommt zum Schlüsse: - .„Das lässt nach Peisk er schliessen,. dass die Supine einst eine zahlreiche herrschende Volksschichte gewesen sind“.*) (?) Es habe, meint Verfasser., „einst sicherlich eine Zeit gegeben, in der der karantanisch-slavische Hirtenadel eine entscheidende Stellung eingenommen hat, eine Zeit, in welcher er der Herr im Lande war“.3) „Aber- spricht nicht die .Kärntner Huldigung laut eindringlich dagegen ?*. fragt nun Verfasser 1. c. und meint, dass sich „entweder der Hirtenadel allmählich in einzelnen Gemeindewesen ausgelebt, so dass das Bauernthum mit der-Zeit die Oberhand erlangte“, „oder der Bauer hat den Weg der Gewalt-beschritten, und der Hirtenadel ist in dem einzelnen Gemeinwesen durch Revolution der bisher beherrschten Bevölkerung als Herrenclasse gefallen“.4) . , Der Verfasser möchte sich für letztere Auffassung entscheiden und begründet die Ansicht mit Berufung auf c. 5. der Conversio Bagvariorum et Cärantanorum, durch den 1, c. erwähnten Aufruhr, auf welchen wir noch später eingehender zur Sprache kommen. Besehen wir uns nun die Frage genauer, ob, wie Verfasser schliesst, „die Form der Herzogseinsetzung eine Folge des Sieges des Ackerbauers über den Nomaden“5) ist? Die Prämisse zu diesem Schlüsse ist jedoch schon dem Verfasser nicht ganz sicher, denn er sagt pag. 222: „Und so dürfte schon a priori anzunehmen sein, dass auch das Volk der Karantaner Slaven nach der Besetzung des Landes in zwei Schichten zerfallen ist : in eine herrschende, nomadisch lebende Classe von Herdenbesitzern auf der einen und in eine gedrückte Classe von Bauern auf der andern Seite. • -Es formuliren sich nun zunächst folgende Fragen : 1. Wie erklärt sich das Vorhandensein dieser zwei Schichten ? Wanderten die Slaven schon in diese zwei Schichten gespalten in Karantanien ein, oder-theilten sie sich erst hier in Hirten und Ackerbauer ? • i) li. c. p. 221. *) L. c. p. 230:" 3) L. è. pag. 232.;: <•) L. c. p. 233. . . ■ - 6) L. c. p. 239. Das Blatt erscheint in ungezwungener Folge I2mal im Jahre,!; 2. Welche Stellung nahmen diese beiden Schichten zur christlichen Kirche ein ? 3: Welche Bewandtniss hatte es mit den Zupanen? Wenn wir den Verfasser richtig verstanden haben, so hält er dafür,- dass ein und dieselben eingewanderten Slovenischen Karantaner sich in die zwei Schichten getheilt hätten, deren eine auf der Stufe des Nomadenthums gebliebene, Župani genannte, den herrschenden Adel reprä-sentirt, die zweite, niedrigere, zum Ackerbau übergegangene, die hörige Bauernclasse gebildet hätte. Dem gegenüber wäre zu erwägen, ob wohl die Slaven ein menschenleeres Land occupirten, oder ob nach Abzug der deutschen Longobardischen Kriegerschaaren nicht doch eine an der Scholle kleben gebliebene Bevölkerung vorhanden war ? Ich glaube ja,- —■■denn selbst in Oberösterreich blieben nach Abzug der römischen Bürger aus den Städten und Castellen romanische Bewohner übrig, deren Andenken sich in den diversen Walchen, Wallern und Wailing erhalten hat.1) Schon 593 zieht Tassilo gegen die Slaven „und kehrt siegreich und mit grosser Beute wieder nach Hause“ Paul Diak. IV. 7. — Kurz darauf aber „wurden die Bäiern, die die Slaven angegriffen hatten, vom Kak an (derAvaren) überfallen und bis auf 2000: Mann alle niedergemacht.“ L. c- IV. 11. (Fortsetz, folgt.) Neue Inschrift aus Laibach. Bei Abtragung des Hauses _Nr. 11 am Jakobs-Platze (Palusa Erben) kam ein im Gemäuer eingefügter römischer Inschriftstein aus Podpečer Kalk zu Tage, Der Stein ist am unteren Ende abgebrochen, 58 cm hoch, 61 cm breit und 23 cm dick. Ueber der Inschrift ist im .üblichen Dreieckgiebel ein Adler dargestellt,. in den Winkeln daneben Delfine. Die Inschrift lautet: Q• P OLIVS VITALIS VI•F•SIRI-ET Bruch. Qüintüs'Polius Vitalis hat (das Denkmal) bei Lebzeiten sich errichtet und — — — Der Schrift, nach zu urtheilep, gehört das Monument in die zweite Hälfte des II. Jahrhunderts. Müllner. i) i) So kennen wir z. B. vier Wallern, Walchen, Seewalchen, Strasswalchen, - Walling (urk. Walihing),“Waldstetten (alt Walch-, stetti), Waldsee (Walahsee), Walahpah, Walleiten,- Walligen, Walls-perg, Wallensdorf, Gerwalling, Ehrwalchen, Wallensham, Wallenhaus,-Walled, Wallenstampf etc. und dazu die Casseler Glossen, wo der Baier von den unterjochten Romanen schreibt: „Tole sint Walha, ; Spahe, sin t P ei gir a — S tu Iti -sunt Romani, -sapienti s un t Paioarii.-“ , - -- - : —iy2 Bogen stark und kostet ganzjährig 8 If— 8-Mark, halbjährig 4 K — 4 Markv Redacteur, Herausgeber und Verleger: Alfons Müllner, Musealcustos in Laibach. — Druck von „Leykam“ in Graz.