Beilage zur Laibacher Zeitung. ^U 3G. Vietter Jahrgang. ^. September R86«>. Deherrschung. trägst Du Krieg mid Streit im Innern, Zeige außen Friedensruh; Wenn Doin Aug' im Zorne flammet, Drücke rasch und fest es zu. Denn, was Dich anch mag bewegen, Gleiche Stimmung find'st Dn schwer, Und ein Mitleidsla'chcltt sänftigt Noch kein aufgeregtes Meer. Laß verglühn und satt sich toben Ungeschn, was Dich bewegt, Bis, besiegt, es spät sich selber, In des Liedes Bande schlägt. Das schwarze /rä'ulein von Clees. Eine Kunde aus alter Zeit, erzählt von Drärler-Manfred. (Fortsetzung.) <^Hch Peter Vorel, gebürtig aus Clees, im Schweizer Kanton Waadt, Diener des Ritters Amauri von Monthenar, durch die Gnade des Großherzogs von Savoyen, Schloß-Herrn auf Cleeö, war Zeuge dessen, was ich weiterhin erzähle, und schrieb es nieder im Jahre des Herrn l37l), meinen Kindern und Kindeekmdern ein Beispiel aufzustellen, fie zum Gehorsam gegen die Eltern aufzurufen, daß ihnen das Heil der Erde und des Himmels werde. Mein edler Herr, der Ritter Amauri von Monthenar, galt für einen Helden im Kriege, und war allen seinen Feinden ein Schrecken und unwirsch gegen die Seinen, wenn sein Wille nicht im Augenblicke vollzogen ward, wovon ich manchen Beweis fühlte. Sein treues Gemal, die edle Alir von Cossonese, schenkte ihm drei Kinder, zwei Söhne und ein zartes Töchterlcin, die allesammt Wunder der Schönheit waren, und Ritter Amanri war auf seinc Knäblein stolzer, als der König von Frankreich auf seinen Thron. Sie waren überkräftig und groß für ihr Alter, und als der Erstgeborne bereits dreizehn Jahre zählte und eine Lanze und ein tüchtig Schwert zu schwingen vermochte, nahm ihn der rauhe Vater mit sich in den Krieg. Nächsten Jahres folgte ihm, zum größten Trübsal der armen Alir, der zweite, allein ste mußte stch dem Willen ihres Herrn fügen und von ihren Söhnen scheiden, die sie so sorglich gepflegt, und erzogen, nun mit heißen Küssen und Thränen bedeckte, und die Schwer« gepanzerten an ihr mütterliches Herz drückte. Wohl hatte sie Ursache geuug, zu weinen, die arme Dame, denn nie sah sie ihre Söhne wieder! Veide fielen unter dem Schwerte des Feindes, und der unglückliche Vater brachte in sein Schloß nichts als diese trübe Votschaft zurück, worüber die arme Alir so fehl erschrack, daß sie in eine tiefe Ohnmacht versank und starb. Meinem Herrn blieb also Niemand zur Tröstung und Erheiterung, als seine kleine Erlinde, die damals ihr zehntes Jahr erreichte und schön war wie ein herrlicher Maimorgcn. Margarethe, mein Weib, hatte sie gesäugt, weil es ihre edle Mutter nicht vermochte, die von der Zeit an, da sie des lieblichen Mägdleins genas, immer schwach und kränk« lich war, und daher auch die Kraft nicht hatte, den Tod ihrer Söhne zu ertragen und für ihre Tochter zu leben. Mit welcher Liebe empfahl sie die Kleine unserer Sorgfalt! — Aber es bedürfte dessen nicht; denn Erlinde war unö theuer, wie unsere eigene Tochter. Lange beweinte sie ihre theuere Mutter und versprach aus innigstem Gemüthe, ihrem Herrn und Vater in Allem zu gehorchen. Die Arme, sie glaubte, es würde ihr dieß ein Leichtes sein! Amauri ließ sie, ebenso wie sich selbst, in tiefe Trauer hüllen, und so geschah es, daß sie Geschmack an der dunklen Farbe fand und nie anders erschien, als schwarz vom Haupte bis an die Füße. So blendend weiß das liebliche Vild übrigens war, und wie sich ihre blonden Locken weit herab ringelten, saß ihr der schwarze Schmuck so wundcr-fein, daß selbst ihr Vater sie so gekleidet gern sah, woher sie denn auch den Namen „das schwarze Fräulein" erhielt. Amauri liebte sie zärtlich, aber er zeigte es ihr nicht, son. dern behandelte sie mit Strenge, wie dieß überhaupt seine Gewohnheit war. Du, sprach er oft zu ihr. Du wirst nie in den Krieg gehen, allein Du sollst mir meine Sohne ersetzen, die er mir entriß, und die tapfer, wie ich, geworden wären, und Niemanden sollst Du angehören, der nicht in allen Theilen dem Ritter Amauri auf Monthcmar gleicht. Die arme Kleine kam in Thränen zu uns) sie schüt» telte ihr blondes Kngelsköpfchen und sprach.' Ach! ich wollte nie so einen Gcmal wie mein Herr Vater! Allein darum 142 handelte es sich jetzt noch nicht. Die ganze Schweiz rüstete sich zu einem furchtbaren Kriege. Amauri zog an der Spitze seiner Vasallen aus und übergab uns seine Tochter, indem er besahl, daß wir sie nie aus den Thoren des Schlosses und keine Seele zu ihr lassen sollten. Das Mädchen, sprach er, hat in diesen Höfen und Schloßwerken Naum genug, herum zu laufen und sich zu ergötzen. Dieses ging wohl einige Jahre gut; der Ritter kam und ging, und fand Alles nach seinen Wünschen. Der letzte Fcldzug war lang und schrecklich; mein Herr wurde verwun> det uud blieb über zwei Jahre aus, ohne je sein Schloß und seine Erlinde zu besuchen. Diese hatte indessen ihr sechzehntes Jahr erreicht, und die Höfe und Schloßwerke wur« den ihr zu enge. Die verwehrte Neugierde wuchs, Erlinde kannte keine andere Sehnsucht, als aus den Schloßthoren zu wandern und auf den blühenden Auen zu lustwandeln, die sie von ihrem Fenster erblickte, daran sie traurige und gramvolle Stunden verbrachte, die Vöglein, so in den Lüften zogen, wohin es sie gelüstete, um ihr Loos beneidend. So welkte die Arme hin und erkrankte, daß es ein wahreö Leid war. O theuere Amme, sprach sie zu meinem Weibe, ich vermag es nicht mehr, in diesen Mauern verschlossen zu leben, und fühle wohl, daß mich der Gram wie meine Mutter todten werde. Willst Du mir das Leben erhalten, so führe mich zu jenen blühenden Auen, an das Ufer der Fluten, > die ich von hier erblicke. Margarethe hätte ihtem Wunsche gern willfahrt; allein sie wagte es nicht, gegen den Befehl ihres Herrn und Gebieters zu handeln. Indessen siegte endlich doch die Furcht, ! das theuere Mägdlein hinsterben zu sehen, über alle Hindernisse, und ich selbst sprach eines Tages zu meinem Weibe; „Wir müssen ihren Wunsch doch erfüllen, denn der Tod ist der Uebel größtes, und vollends der Tod aus Langerweile! Mein Gebieter bleibt noch eine lange Zeit fern von hier. Wirf Deinen Mantel um, Margarethe, und hole Dein Fräulein; ich werde Euch begleiten. ! Wer beschriebe Erliüdens Freude, als sie durch die , Schloßthore wandelte! Sie hüpfte gleich einein jungen Gems« lein; meine ziemlich beleibte Frau vermochte ihr nicht zu fol-geu, und auch ich blieb ihr nur mit Mühe nahe; sie hatte ci„e kindische Freude, uns zu übertreffen, und lief immer schneller. Noch ist mir, als sehe ich ihre blondgoldenen > Locken, vom Morgcilwinde getragen, ihre Wangen wie junge Nosen u>.,d ihre hübschen Aeuglcin vor Vergnügen strahlend und schimmernd wie zwei Sternlein. »Ihr habt mir das Leben gerettet," rief sie, als wir auf die Brücke, kamen. Alles schic», ihr so herrlich, so neu. Sie hörte wohl den ! Strom, mit Wuth liiuen fortbranscn, allein sie vermochte ihn nicht nach Wunsch zu sehen ob der Felsen, die sein Vett ! bergen. «Wie glücklich wäre ich erst," sprach sie, „dürfte ! ich da ganz hinabsteigen'" „Fräulein," sagte ich, „der Weg ist zu steil, es wird ! Euch schwer werden." l „Freund Peter," rief sie, „was ist die Wette, daß nicht!" Und leicht wie ein Reh hüpfte sie den Weg hinab, und einen Augenblick später stand sie am Ufer des Stromes. Ich war ibr langsam gefolgt und traf sie nun, auf einem breiten Felsen kuieend, die zarten Händchen in die Fluthen tauchend, ihr reizendes Gesichtchen und den Hals von Elfenbein zu waschen. Sie war voll des herrlichen Naturzaubers und hüpfte entzückt zu Margarethe zurück. Wir gelangten ungefährdet wieder zum Schlosse und begegneten Niemandem, außer einem Pilger, der seines Weges fortschritt, ohne sich uns zu nähern, doch nicht ohne einen langen Blick auf Er« linden zu werfen, welche ihn aber nicht in Acht nahm. Nach und nach erhielt unser Frnuleiu ihre herrliche Farbe wieder und gewann ihr voriges Aussehen, ihre Munterkeit und fröhliche Laune; denn die Spa^irgänge wurden öfters wiederholt, und stets kehrte sie fröhlicher heim. Mein Weib führte sie nun fast täglich nach derselben Seile; denn Margarethen war es lieber, ihr Fräulein weile am Ufer der Orbe, als irgendwo anders, weil sie l'ier am besten ve» borgen war; Erlinde fand auch Vergnügen, weil sie dort baden konnte, und daher geschah es, daß ich nicht mehr mit^ ihr hinab stieg. Einige Mal noch begleitete ich sie bis zur Brücke, n,o mein Weib sich niedersetzte, harrend, bis ihr Fräulein aus dem Vade stieg. Sie hatte, theilte üe uns mit, eine Felsengrotte entdeckt, in welche die Wellen treten, ' und hier bade sie, sicher, von Niemand gesehen zu werden. Ich nahm nun nicht mehr Anstand, Veide allein gehen zn lassen; es trug sich nichts zu, nnd ich war ruhig. Allein eines Tages blieben sie-lange aus, uud als sie heimkehrten, sah ich mein Weib tiefsinnig und traurig. „Was hast Du Margarethe?" fragte ich, „bist Du nicht, zufrieden, wie sonst?" Sie schüttelte mit dem Kopfe.« »Ich habe wohl Ursache tiefsinnig zu sein," entgegnetc sie; „was wird unser Gebieter, was wirst Du selbst, Peter, sagen? Unsere Erlinde" sie hielt traurig ein, „unsere Ertinde ist Gattin. „Träumst Du, Weib?" rief ich aus, „es ist nicht möglich!" Ach, sie träumte nur zu wahr; ich ersah es bald aus dem, was sie nur erzählte. „Seit einiger Zeit," sprach mein Weib, „bemerkte ich, das Fräulein sei viel ernster uud nicht mehr so leichtsinnig denn früher; — oft schien sie ganz in Gedanken versunken. Sie kommt zu reiferer Vernunft, dachte ich, und freute mich herzlich darüber, denn auch unser Herr soll mit ihr zufrieden sein. Unsere Spazicrgängc, ihr Vad in der Orbe machten ihr jedesmal unaussprechliches Vergnügen. Ich befinde mich nirgends so wohl, sprach sie, als in meiner Grotte, und wollte dort gern mein Leben zubringen. Jeden Tag blieb sie etwas langer darin. Mein Weib,, die ihrer auf der Brücke sitzend wartete, fand zuweilen zicinliche Langeweile. Sie sah den Pilger, dem wir am eisten Tage begegnet, zwei bis drei Mal vorbeigehen, und ersuchte ihü, ^ einige Lieder m5d Valladcn zu singen. Er willigte gern 143 ein; allein Margarethe hatte cin bejahrtes Gehör für seine Lieder und war nur darauf bedacht, ihn weit früher zu entfernen, als Erlinde zurückkam. Allein diese hatte ihn in ihrer Grotte vernommen und zeigte die Begierde, ihn näher zu hören. „Gute Margarethe," sprach sie, Du mußt ihn einladen zu uns aufs Schloß zu kommen, er soll mich Lieder und Balladen singen lehren, womit ich meinen Vater erfreuen will, wenn er zurückkehrt." „Um aller Heiligen willen," versetzte mein Weib. „würde ich nicht einwilligen. War ich meinem Gebieter nicht schon genug ungehorsam, indem ich Euch vor die Thore ließ, soll ich nun noch Jemanden gegen seinen Willen einlassen?" „Wohlan," sprach Erlinde, mein Weib umarmend, „es sei keine Rede mehr davon, da Du es nicht willst!" Ich war entzückt, sie so folgsam und vernünftig zu sehe«, fuhr Margarethe fort. — Ihre Vernunft reift, dachte ich, sie ist kein Kind mehr. — Heute gab sie mir abermals einen neuen Beweis; den» als wir an der Kapelle vorübergingen, welche zunächst der Brücke steht, sprach sie: „Komm, Margarethe, laß uns hier eintreten, Gott zu bitten, daß er meinen Vater glücklich heimkehren lasse, damit dieser Dir Deine Gefälligkeiten verzeihe, oder sie vielmehr nichi erfahre." Wir waren eingetreten. Erlinde sank vor dem Altar auf die Knie und betete mit gefalteten Händen, Thränen im Auge; ich betete ihr zur Seite. Horch! da öffnete sich die Ncbe»thür., und mit einem Male sah ich den Priester in seinen geweihten Gewandern, vom Sakristan begleitet, eintreten; ihm folgten drei Ritter in herrlichen Rüstungen. Einer unter ihnen war jung und schien nur bekannt, die beiden andern waren bejahrt. Erschreckt wollte ich Erlinden herausführen, sie widersetzte und verfügte sich zu dem jungen Ritter, der sie an der Hand faßte und sie dem Priester als seine Braut vorstellte. „Vereinigt uns," sprach er zu ihm, „hier sind unsere Ringe, hier unsere Namen auf dem Papiere, hier mein Vater, und dort jener, der den Vater meiner Braut, den Schlcßherrn auf Elees, Ritter Amauri von Monthenar, vorstellt, der sein Heer nicht verlassen konnte und die Vollmacht diesem edlen Freunde übergab. Alles ist, n-ie ihr seht, in Ordnung; gebt uns den Segen, der allein noch fehlt." Ich wollte sprechen; Erlinde schloß mir die Lippen mit einem Kusse und der junge Ritter schob mir einen Geldbeutel in die Hand: „Schweigt, gute Margarethe," sprach er, „und empfangt dieses Geschenk bei unserer Hochzeit: Alles mußte also kommen; es war der Wille Gottes und unserer Eltern, die uns hier vereinigen. (Fortsetzung folgt.) Menschliche Febensdauer. Von Dr. W. Gan st er in Stein I. Ein kleiner Ring Begränzt unser i'cbcn. Und viele Geschlechter Reihen sich dauernd An ihres Daseins Unendliche Kette. Völhe. Nach einer statistischen Zusammenstellung Casper's be- > trug die mittlere Lebensdauer von 713 verstorbenen Mitgliedern deutscher fürstlicher und graflicher Familien 50, dagegen von 2(100 in Berlin verstorbenen Stadtarmen bloß 32 Jahre; ein zu sprechender Unterschied, als daß er nicht ernste Gedanken anregen müßte, und nicht einige Erwägungen über unsern Gegenstand als mittheilenßwerth erscheinen ließe. Da jeder Organismus, sei er ein pflanzlicher oder thierischer, innerhalb bestimmter Grenzen, seinen Entwicklungsgang nach auf- und abwärts durchmacht, wenn er darin durch äußere Einflüsse nicht gehindert wird, so ist nicht zu zweifeln, daß auch der menschliche Organismus in den einzelnen Individualitäten sich innerhalb solcher bestimmter Grenzen bewegen muß. Der einzelne Mensch hat somit zweifellos in seiner Organisation von vorhinein für den Fall eine bestimmte Lebensdauer, als sie sich unter nicht schädlichen Einflüssen entfalten n»d rü'ckbilden kann. Freilich erreicht er diese Dailer selten; dieß liegt aber in den störenden Einflüssen. Wenn auch die thierischen und pflanzlichen Organismen in ihren Grundprinzipien der Wesenheit nach durch° aus verschieden sind, so haben sie doch auch viel Analogieen. Eine solche liegt in der gradweisen Weiterbildung, und dein systematischen Nückcntwickeln der Organismen aus beideu Naturreichen. Hier wie dort zeichnet sich die Kindheit durch Zartheit der Gewebe und Zellenrcihcn, durch deren strotzenden Saftreichthum aus; hier wie dort prangt die Jugend in den reichsten Farben, ist ein Blühen und Duften, wunderbar ! Hier wie dort bietet die Periode der Reife die entwickeltste Form, den prägnanteste» Ausdruck der Formen; hier wie dort stellt sich im Alter ein Starrwerden, Fahlsei», Vertrocknen ein, das den Leib, sei er thierisch oder pflanzlich, klar als Eigenthum der Muttererde weist. So wiederholeu sich dem aufmerksamen Blicke die Vhasen des Lebens in allem Lebenden, und aus diesem gesetzmäßigen Walten schon muß die Ansicht sich Bahn brechen, die oben ausgesprochen wurde. Jedem Organismus wohnt eine be« stimmte Lebensfähigkeit inne; in seinem Organismus findet somit der Mensch von Vornhiucin eine mögliche Lebensdauer bestimmt. Der pflanzliche wie der thierische Körper ist rci;fa'hig, d. h.- er kann von Außen her durch gewisse Einflüsse gereizt, erregt werden. Alle unsere Sinneswahrnehmungen sind nur die Empfindungen solcher Reize, »nd deren Vc-wußtwcrden, und so übt Alles, was uns umgibt, Luft, Licht, ff 144 ^ Wasser und Erde, kurz Alles was außer uns ist, somit üben auch die Mitmenschen, die gesammten Verhältnisse der Dinge außer uns, bestimmte, oft meßbare Reize zu uns aus, welche freilich oft auch nur langsam, unmerkbar, erst lange nachher im Folgen erkennbar sind, die den Ausdruck einer Summe von solchen lang dauernden Reizen geben. Thierische uud pflanzliche Organismen bedürfen zu ihrer Eristenz eines gewissen Maßeö von solchen Erregungen, da nur dadurch der Lebensprozeß vom Stocken abgehalten wird. Es wirken in ihm eine Menge Kräfte, -die sogenannten molekularen, d. i. jene, welche ein Körperlheilchen auf das andere nach gewöhnlichen physikalischen Gesetzen ausübt (An-ziehungö- und Abstoßungskraft, die Gesetze der Schwere, der Statik und Hydrostatik u. s. f.), die chemischen (naturge« maß auch zu den molekularen gehörend) der Qualität der Mole« kule und deren Inhalt entsprechend, endlich auch eine Summe von Kräften, welche man unter dem Gesammtnamen : „Lebenskraft" früher und auch jetzt noch in sich begriff. Wenn letztere Kräfte erloschen sind, gewinnen die zwei ersteren die Herrschaft und während sie früher die Diener zum Lebenszwecke sein mußten, arbeiten sie nun mehr rasch und unaufge-halten an der Auflösung, Zerstörung des Kö'pers, an seiner Zersetzung, Fäulnis;, seinem Ausgehen in der allgemeinen Natur; wie die Fantasie früherer Zeiten im Verborgenen die Erdgeister sah, welche im Dunkel rasch zerstörten, was der Menschen Kunst und Mühen auferbaute. Zu einer bestimmten Lebenscnergie, zur lebhaften Aeußerung der vitalen Kräfte gehört, wie gesagt, konstante, doch dem Maß nach angemessene Erregung von Außen. Ein zu Wenig übt die Kräfte zu schwach, ein zu Viel nützt sie zu rasch ab. Der menschliche Organismus richtet sich natürlich in allen körperlichen Beziehungen nach den Gesetzen der thierischen Organisationen, und selbst in der geistigen Sphäre finden wir bezüglich der vitalen Lcbensäußerungen die Erregung, den Reizzustand, die Irritabilität als Hauptfaktor. So treten beim Menschen noch viele äußerliche Einflüsse hinzu, die auf ihn belebend oder abspannend, stärkend oder zerstörend wirken, welche bei den Thieren sich theils gar nicht, theils nur fragmentarisch finden. Durch diese Sätze soll der schöne Ausspruch Feuchters-lebens nicht verneint werden, der da sagt: „Das Ueber-schen der geistigen Wirksamkeit rührt bci Gebildeten meist vo» jener flachen Ansicht: Alles was lebt, lebt dulch etwas al'.yer ihm. So wird das Leben des Menschen zu ciuem ab-sirukten Nichts gemacht, welches eine medizinische Schule: Erregbarkeit genannt hat. Allein daö Leben wirkt von Innen heraus, klrni, NFitnt molom.« Wenn die Reize von außen eine nothwendige Potenz für die vitalen Eigenschaften des menschlichen Körpers sind, so sind sie doch eben nur Anregungen, und es hängt von der geistigen und körperlichen Uebung, von der Willenskraft ab, diese Erregungen zu einem zweckmäßigen Einfluß zu verarbeiten, wo cs nur möglich ist; — wo es nur möglich ist, sei mit bedeutsamen Nachdrucke wiederholt. „Auf Energie," sagt Fcuchterslebcn ein ander Mal eben so schön, „beruht die Möglichkeit, sich den Mächten des Universums gegenüber, als Individuum zn behaupten." Freilich hat Feuchtersleben hier immer mehr die geistige Sphäre, als die körperliche im Auge. So sehen wir dem menschlichen Körper von Vornhinein die Möglichkeit einer gewissen Lebensdauer individuell in-wohncn, nnd zugleich einer Menge von äußeren Einflüssen ausgesetzt, die zu seiner Eristenz wohl theilweise nothwendig sind, theilweise auch seine Lebensdauer abkürzen, sein Leben zerstören. ! Individuell ist die Lebensdauer sicherlich. Wenn auch ! einst für die einzelnen menschlichen Individuen im Beginne menschlicher Eristcnz eine gleiche Lebensdauer aus ihrem Baue nnd ihrer Zusammensetzung resultiren mußte, so konnte doch diese Gleichheit nicht lange bestehen. Bei der freien mensch» ! lichen Willensthätigkeit und den verschiedenartigen äußeren ! Einflüssen gestaltete sich auch die Einzelentwicklung natur-! gemäß in den Details verschieden, und gab dadurch Abwei-! chuugen von der Norm menschlicher Lebensdauer; diese pflanz-! ten sich forterbend von Geschlecht zu Geschlecht, modifizirt ! beiuahe in jeder Generation fort, und so mußten sich individuelle Verschiedeuheiten in dem Gesetze der menschlichen ! Lebensdauer herausstellen, ja möglicherweise fand dieses Ge» ^ setz selbst eine Veränderung. i Wenn wir in alten Ueberlieferungen von weitaus grö» ! ßerer Lebensdauer der Menschen lesen, so scheint wenigstens ! eine Abschwächung statt gehabt zu haben. Ein neues Licht. Ein englischer Gelehrter, Professor Way, hat ein neues elektrisches Licht erfunden, das alle früheren Entdeckungen an Intensität übertrifft. Die Weiße des Lichtes kann nur mit der der Sonne verglichen werden. Das Licht wird erzeugt durch die Wirkung einer elektrischen Batterie auf eine ! bewegliche Säule Quecksilber. Bei einem am 7. August auf einer Oacht gemachten Versuche erschienen alle Lichter in Cowes auf der Insel Wight düsterroth. Mit bloßem Auge konnte man in das am Vormaste hängende Licht nicht sehen, das nicht größer als ein Pfennigstück erschien. ! ^___________. Literatur. Das illustrirte Familienbuch des österr. Lloyd ! bringt im 10. Hefte des X. Bandes außer einer leicht und graziös ! hingeworfenen Novellcte von Levin Schücking: „Auf einen ^ Schelmen andcrthalben," deren Stoff sich indeß mehr zu eiuem ! Lustspiel geeignet hätte; eine literarhistorische Skizze von Thaddäus Lau: „Die Frauen in der Sturm- und Drangperiode" und einen Aufsatz von Adolph Cohn, in welchem der Nach« ° weis versucht wird, daß die Tellsage in der Schweiz auf ! keiner historischen Grundlage beruhe. Sehr interessant siud ! die „Kricgsbilder auö dem spanischen Lager vor Tetuan" von ! dem bekannten militärischen Schriftsteller Julius v. Wickcde, ^ wie auch der eingehende Literaturbericht von Lcvin Schücking. ^ Die Stahlstiche stellen eine üppige Venus nach Giovanni Contarlni vor, ferner das Kloster Melk von Alt und das ^ Grabmal Virgils am Pausilipp bci Neapel, nach einem Ge-^ malde von Mazza. Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr i5 F. Bamberst in Laibach. — Verantwortlicher Ncdactcur F. V amberg.