^5^ ^H^___ '".............^ ^ ^ ' Ivandcrunqcn Ul A u st V a l i e n. Von O. C. Mundzi. Nruc Ausgabe. Leipzig, 1867. Vll'lan v l» !i (s>, Hl» s>> N » ch l> in » y. Wanderungen »I Australien und VandiemenSland. Nach G. E. Mundy. Deutsch bearbeitet von Friedrich Gerltiicker. Neue Ausgabe. Leipzig. 1867. Vlllag uoil C>, Htns's Üuchliuudlu >ig. Vorwort. Australien wird in immer höherm Grade die Aufmerksamkeit Europa's auf sich lenken. Schon vor der Entdeckung des Goldes hatte dieser uns so fern liegende Erdtheil eine erhebliche Bedeutung gewonnen. Hunderttauscnde von Ansiedlern aus Großbritannien und Irland hatten dort eine neue Heimat gefunden, deutsche Colo-nisten folgten und ließen sich vorzugsweise in Adelaide nieder, die Hasenplätze steigerten ihren Handelsverkehr in demselben Maße, in welchem die Einwanderung zunahm und die inneren Hilfsquellen entwickelt wurden. Vor noch nicht siebenzig Jahren wurde da, wo nun Sydney steht, zum ersten Mal eine englische Flagge aufgezogen und der Grund zu einer „Verbrccher.Colonic" gelegt, aus welcher seitdem blühende Gemeinwesen erwachsen sind. Heute zahlen die verschiedenen australischen Provinzen au sicbenmalhunderttausend Einwohner. Aus einem „Dicbsstaate" erwuchs eine Hirtencolonie, ein Arkadien seltsamer Art bei den Antipoden. Der fünfte Erdtheil der große Inseleontinent, hat allerdings fruchtbare Ackcrstreckcn. welche den Anbau lohnen können; aber für die Agricnltur wird er schwerlich jemals von grosier Bedeutung werdcu. Die gauze Boden» gestaltung und die klimatischen Verhältnisse berechtigen zu der An» nähme, daß weder in den tropischen Gegenden noch in den gemäsiig« ten Strichen die Plantagencultur, oder der Feldbau in europäischer Weise, eine große Ausdehnung gewinnen werden. Australien ist eine ungeheure Viehweide, ein Continent der dürrcu Wüstcuei, der unabsehbaren Schaftriften und der Gumbäume. Eine mannigfaltigere Entwickelung und eine höhere Lebensthätigkcit wird stets auf VIII Vorwort. den Rand des Landes beschränkt bleiben, dessen ärgste Plagen Wassermangel und Dürre bilden. Einzelne Strecken liefern vortrefflichen Weizc», andere eignen sich für den Anbau des Zuckerrohrs nnd der Baumwolle, anch gedeihen die dorthin verpflanzten Gewächse theil« weise höchst üppig. Aber im Allgemeinen trägt der Continent den Charakter des Unfertigen; so weit wir ihn hente kennen, herrscht die Wüste, die trostlose, dürreOede vor. Selbst derMnrray, ein Strom von etwa dreihundert Meilen Lange, nnd einer der wenigen, welcher wenigstens einige Wasserfüllc in den Ocean ergießt, nimmt seinen Lauf durch Regionen, die kaum etwas Anlockendes für den weißen Menschen haben. Australien wird sich in einer ganz andern Weise entwickeln, wie die übrigen Erdtheile, in denen große Ströme und vielfach verzweigte Flußgebiete leichten Zugang ins Innere gestatten, nnd vrak-ticable Wege bilden, welche die Natur selbst geschaffen hat. Hier erheben sich an der Osttnste die Gebirge steil und schroff, und es verging einVicrteljahrhundcrt, bevor man einen Paß über diese „Alpen" nach Westen bin fand. Der Murray selbst besteht iu manchen Theilen seines Lanfes während einiger Monate im Jahr aus Wasserlöchern, uud weun auch einmal unter günstigen Umständen eiu Dampfer ihn bis zum obern Laufe befuhr, so leidet es doch keinen Zweifel, daß eine regelmäßige Beschiffung-dieses Stromes nicht stattfinden kann. Auch ist die Anlage von Wohnplätzcn an den meisten Flüssen unthunlich. Sie haben ein seichtes, oft manche Meilen breites Bett, das zur Zeit der Stromanschwelluügen in einem Tage völlig ausgefüllt wird. Daun erreicht das gewaltig heranbrauscnde Nasser eine Höhe von 20 bis 90 Fuß uud mehr, reißt iu wildem Wirbel Alles mit sich fort, ist aber nach kurzer Zeit wieder verschwunden. Es inangelt überall die regelmäßige, stetige Speisung in dem laub« und schneelosen Lande der Stauborkane. An cnlturfälngen Oasen freilich fthlt es nicht, und diese lohnen den Anbau reichlich, wcmi anch nicht immer sicher. Sie werden Mittelpuukte einer mannigfachen Betriebsamkeit bilden. Der Nor° den hat sich seither der Colonisation entzogen ; die Versuche, welche mau am Port Essington gemacht, sind ungünstig ausgefallen; im Vorwort. IX Südwestcu scheinen Naudansicdelnngen zu gedeihen, wenn anch lang» sam. Die Bevölkerung lebt vorzugsweise im Süden und im Ostcn südlich vom 25. Breitengrade, aber auch hier vorzugsweise am Nandc. Dort liegen vortreffliche Häfen im Striche der großen Wcltschiff« fahrtslinie; sie werden nicht blos von Walfischjägcrn, sondern auck von Kauffahrcrn als Erfrischungsvuukte besucht. Doch ist das australische Meer im Süden und Westen stürmisch, und im Norden dieTorveöstraße wegen ihrer Korallenriffe eine höchst gefährliche Pas^ sage für den Seefahrer. Australien ist ohne Anmnth, aber trotzdem ein nugemcin in» tercssantcs Land für den Beobachter. Dieser unfertige Erdthcil bietet eine Menge neuer Erscheinungen dar; stc haben anderwärts auf Erden keine Analogien. Die Gestaltung der Oberfläche, welche nirgends 6000 Fuß Meercshöhc erreicht, ist eigenthümlich; nicht minder eigenthümlich sind Pflanzen» uud Tbicrwelt. Die Bäume verlieren nicht die Blätter, sondern die Ninde. Ein gründlicher Kenner Australiens, Albert Hcising, bemerkt sehr richtig: „Wo der Reisende landen mag, im Osten, im Westen, im Süden, im Norden unter den Tropen, überall findet er durch 30 Breiten» und 40 Längengrade dieselbe düstere, einförmige, aber so eigenthümliche, iu sick abgeschlossene und seltsam unentwickelte Natnr, das; der französische Naturforscher Peron sogar an besondere, nur für Australien günstige Gesetze glaubte, und der berühmte Owen ans den organischen Denkmalen der Geschickte der Erdformation die Ansicht gewann, daß der Standpunkt der Entwickelnng der australischen Thier- undPflauzcn« welt noch heute der Prototyp der Thier- uud Pflanzenwelt der Oolithzeit in der Triasperiode der Erdentwickelung sei. Jedenfalls ist das australische Festland der Marodeur in der organische» Eut» Wickelung unseres Planeten." Er wurde auch von Europa aus zuletzt entdeckt uud zuletzt besiedelt, hat dann aber rasch mannigfaltige Beziehungen zu allen übrigen Erdtheilen gewonnen uud ist für Schifffahrt und Handel ein wichtiger Factor geworden. Er liefert dem letzter» Wolle, Häute, Talg, Pferde und Gold, uud empfängt dafür eine sehr beträchtliche Quantität Fabrikate aller Art. Er wird seine Production an den X Vorwort. genannten Artikeln steigern, und vielleicht noch einige andere, zum Beispiel, Wein, Tabak, Zucker und Baumwolle, in den Verkehr brin< gen. Seme Bevölkerung wird allmälig anwachsen, sie kann aber niemals die Dichtigkeit erreichen wie in den übrigen Erdtheilen. Aber Alles scheint darauf hinzudeuten, daß im Fortgange der Zeit auch die australischen Kolonien selbständige Reiche bilden werden, und so viel ist gewiß, daß die germanische Cultur, in ihrer angel» sächsischen Abzweiguug, iu Australien und in der ganzen Südsee herrschend sein wird. Die Entwickelung dieser Ansiedelungen ist ganz verschieden von jenen in Amerika. Australiens erste weiße Menschen waren Ver» brecher, deren England mehr als einmalhunderttausend hinübergeschafft hat, seitdem am 20. Iauuar 1788 die ersten Dcportirten in der Botanybay landeten. Die ehrlichen Leute spielten in diesem „grenzenlosen Zuchthaus" Australien anfangs eine untergeordnete Rolle; allmälig gewannen sie die Oberhand nnd die Verbrecher ge« riethcn mehr und mehr in die Minderzahl; aber es ist begreiflich, daß alle gesellschaftlichen Verhältnisse nnd Beziehungen in Australien sich ganz eigenthümlich gestalteten. Insbesondere darauf hat der Verfasser des vorliegenden Werkes, welches zu London nntcr dem Titel: Our^nlipocleL, «r l68i-äeneo anä r3,mdiL8 in llie ^,u8lralion (!olonie8; ^vilti 2, Flinte lo lli« Fulä Loläs, d^ I.!,: Oolon«! Ooälro^ Niarleg Nunä^, in drei Bänden erschien und schnell eine Neihe von Auflagen erlebte, seine Beobachtuugen gerichtet. Er giebt neben ansprechenden Schilderungen von Land und Leuten eine Fülle von Bemerkungen über das Dcportationswcsen, und lehrt die Gesellschaft in allen ihren Abstufungen genau kennen. Vieles, das nur für Engländer und zum Theil auch bei diesen nur für engere Kreise Interesse haben konnte, hat der Bearbeiter weggelassen oder gekürzt. Der Herausgeber. 0 ii r A n I i p o cl e s, or residence and rambles in the Australien Colonies; with a glimpse to the gold fields, by LI: Colonel Godfrey Charles Mundy, in drei Bänden erschien und schnell eine Neihe von Auflagen erlebte, seine Beobachtungen gerichtet. Er giebt neben ansprechenden Schilderungen von Land und Leuten eine Fülle von Bemerkungen über das Dcvortationswcsen, und lehrt die Gesellschaft in allen ihren Abstufungen genau kennen. Vieles, das nur für Engländer und zum Theil auch bei diesen nur für engere Kreise Interesse haben konnte, hat der Bearbeiter weggelassen oder gekürzt. Der Herausgeber. I n h alt. Erstes Kapitel. Die Fahrt nach Botany-Bay. S. l. Zweites Kapitel. Sydney 1^4<>. - Physiognomie der Stadt n»d dcö Hafens — Die Kcscllschaft. — Theater. — 28ac,rcn. — Versteigerungen und A»-kündigiiügcn. — Der botanische warten und tic Pflanzenwelt. — Die Umgegend der Botany-Vay. — Ein Stanborkan. S. 5. Drittes Kapitel. Die Deportirten. — Laufbahn dcü Sträflings. — Eine Sturz-pcriodc Anstralieno. — Die gesellschaftliche Stellung der Deportirtcn. — Die Strafanstalt anf Cocatoo. S. 24. Viertes Kapitel. Anlegung von Sydney durch Capitain Phillip. — Beginn der Deportation. — Aufblühen und Wachsthum der Colonie. S. 35. Fünftes Kapitel. Ausflüge von Sydney. — Paramatta. — Cumberland ssouuty. — Penrith. — Die Emu-Ebene. — Die Blauen Berge. — Buschrähnd-schcr und die australische Polizei. S. 45. Sechstes Kapitel. Der Govettösprung. — Der Victoriapaß. — Wassermaugel in Au« strallcil. — Die Macqnarie-Ebcne. — Bathurst. S. 64. Siebentes Kapitel. Eine Corrobery. — Die Eingeborenen. S. 77. Achtes Kapitel. - Viehzüchter und Euttochereicu. — Pferdezucht und Pferdehandcl. — Die Squatter. S. 101. Neuntes Kapitel. Das Veben im Busch. — Das Schuabelthier. — Die Fliegen. — Der Damper. — Rluder» und Schafhirten. — Dienstverhältnisse. — Dürre und Ueberschwcmmuugeu. — Jagden. S. 114. XII Inhalt. Zehntes Kapitel. Cannobola, Gebirge. — Schuccfall. — Buschsrnchte. — Manna. S. 12(i. Elftes Kapitel. Gesellschaftliche Verhältnisse in Neu-Sndwalcs. — Vergnügungen. - Wettrennen und Boxkämpfe. — Eine Haisischjagd. — Dienstboten. S. 131. Zwölftes Kapitel. 1847. Zweite Excursion in das Innere. — Von Sydney nach Port Mac-qnarie, zweihundert Miles nördlich von Sydney, nud von dort ein Ritt von hundcrlundfi'mfzig Miles nach dem Squatter-District von Neil-England. S. 143. Dreizehntes Kapitel. Die Umgebungen vou Sydney und das australische Klima. S. 157. Vierzehntes Kapitel. « Ausflug uach Illawarrra oder den fünf Inseln. — Wollongong. -Fairy Meadows. — Ein schwarzer Schwan. — Die fnnf Inseln. — NaumwuchS. — Landwirthschaft, 3. 164. Fünfzehntes Kapitel. Die Deportation. — Stimmen dafnr und dagegen. — Zur Statistik der Deportation. S. 177. Sechzehntes Kapitel. Ein Nuoflug uach Vandiemeuoland. — Darliugtou. — Das Haft-local Smith O'Briens. — Hobarttowu. — Entstehung der Colonie. S. 185. Siebzehntes Kapitel. Vandiemenslaud. — Geschichte der Colouie. — Hobaittown. -^ Straf« und Besserungsanstalten. S. 199. Achtzehntes Kapitel. Ausflüge in Vaudicmensland. — Port Arthur. S. 213. Neunzehntes Kapitel. Streifziigc in Vandiemensland. — Georgetown. — Ein australischer ' Krösus. - Port Phillip. — Melbourne. — Die Schafzucht. S. 227. Zwanzigstes Kapitel. Gold in Australien. — Sydney zur Zeit der Goldcutdcckung. — Das Goldfieber. — Einschreiten ter Regierung. — Ein Ausflug uach den Minen. S. 242. Erstes Kapitel. Die Fahrt nach Votauy.Vay. Ein Beamter, der längere Zeit in Australien gewesen war, besuchte im Jahre 1847 England. In London begegnete ihm ein von früher her bekannter Droschkenkutscher, Irländer von Geburt, und fragte, wo Se. lVnaden so lange gewesen wären? Der Beamte entgegnete: „In Nensüdwales." Der Kutscher zog die Augenbrauen in die Höhe und „leinte: ,Mva in Botany-Bay?" — „Allerdings." Der Wagenlenkcr schwieg und wurde nachdenklich; zuletzt aber überwog die Ncugicr, und er flüsterte: „Darf ich mir die Frage erlauben, wie Sie dahin gekommen sind?" — „Ja wohl. Auf Ihrer Majestät Kosten." Paddy glaubte nun seinen Verdacht bestätigt, und seufzte: „Oh, schon mancher brave Mann ist denselben Weg gegangen." Dieser Vorfall ist charakteristisch; er bezeichnet die Ansichten, welche damals im Volke gang und gebe waren. Es ist noch gar nicht lange, daß es in England einem „Passagier für Australien" nur in zwei Fällen möglich war, die Trennung vom Vaterlande auf so langen Abschied und in so weite, weite Ferne mit einiger Art von Seelenruhe zu ertragen. In dein einen Falle befand sich das Individuum, welches den Galgen verdient und erwartet hatte, und das nnn aus seinem Vatcrlande „zu Vaterlands Wohl" hinausgcschickt wurde, statt dem Nachrichter überliefert zu werden. In dem andern Falle war der Beamte, welchem Bc-fördernng und eine ehrenvolle Ttellung in der Eolonie zu Theil geworden war. Traue mir zu, freundlicher Leser, daft ich zur zweiten Klasse der Verbannten gehöre. Am Nachmittag des 3. März 1846 kam ich, von meinem Bruder Australien. 1 2 Abfahrt von Gravesend. ll. Kap. begleitet, nach Gravesend und kehrte im Falken ein, wo ich vom Fenster aus gleich ein ziemlich böses Omen für unsere Neise beobachten konnte. Kaum batten wir nnser Schiff, den Agincourt, das im Strome vor Anker lag. mit dein Fernrohr betrachtet, als ein plumpes mit der Ebbe stromab treibendes Kohlenschiff gerade an Bord unseres Fahrzeuges stieß, seinen Klüverbanm knrz abbrach und es noch auf andere Weise schädigte. Erst nach viernndzwanzig Tmnoen war der Schaden wieder ausgebessert. Diese Zeit verbrachten wir auch noch am Ufer. denn nur ein Blick ans das Chaos, das sich noch durch das ganze Schiff zeigte, nnd anf die Zahl unglücklicher Passagiere und hilfloser Dienerschaft, die dazwischen hernm-stiegen, hielt die Selmsncht fern von uns, zn bald Theilnehmer dieses Zustandes zu sein. Wir besahen uns inzwischen so viel von dein eben nicht interessanten Gravesend als ein unablässig niedcrströmender Negen verstattete. Nichts Bemcrkenswerthes stieß nns dort auf, als etwa ein Individuum, das einsam an der WirtlMafel saß und, ein Glas Ale neben sich, in einem Bnche blätterte. Ich redete den Fremden mit den Worten an: „Sir, dürfte ich mir die Freiheit nehmen, Sie zu fragen, ob ich nicht einen Reisegefährten anf dem Agincourt von mir habe?" Er hob langsam den Kopf und erwi' dertc mit einer wahrhaft verzweifelten Nuhe nnd Resignation: „Ich dächte, Sir, Sie könnten aus der Länge meines Gesichts abnehmen, daß ich eine jener unglücklichen Personen bm." Solcher Art war der Anfang einer Bekanntschaft, ja ich kann wohl sagen Freundschaft, die uns manche lange Stunde unserer Neise angenehm vertrieb. Es war Mitternacht am 4. März, als wir uns an Bord begaben. Fleiß und praktische Uebung eines gnten Dieners hatten indeß melne Cajnte mit alle dem Comfort ansgestattet, den man nur von nenn Quadratfuß Raum erwarten kann. Cs müßte, wie wir zn sagen pflegen, ein „Soldatenwind" sein, der ein Schiff günstig die Themse hinab und auch ans dem Canal trieb. Einen solchen sollten wir aber nicht bekommen. Am 5. ankerten nur im Margate-Canal, den 6. und ?. Deal gegenüber. Cin prachtvoller sommerlicher Sonntag war der 8. März, an dem der Agiucourt endlich mit l. Kap.I Der Schiffskoch. I zwanzig anderen großen Fahrzeugen, und von einen, frischen N. O. begünstigt, seine Schnelle versuchte, nnd gemeinschaftlich rauschten nnd schäumte» wir an den Klippen von Dover vorbei. Um Nenn Uhr Abends winkten wir dem „Oars li^W" ein, wie wir glaubten, letztes Lebewohl zu, bekamen aber noch einmal, Dank dem umspringenden Winde, Gelegenheit , am 12. von Etartpoint aus Vriesc durch ein Fischerboot ans Land zu senden, und erst am Abend dieses Tages erreichten wir die offene See — ein Schiff voll Fremder, einem fremden Land entgegenstrebend. Die Reise selber bot wenig Abwechselung und fast gar nichts Ncnes. Wir hatten ein vortreffliches Schiff von sechshundert und mehr Tonnen Last, mit allem Nöthigen, mit allen Bequemlichkeiten reichlich verschen, und eiuem thätigen, geschickten, artigen und aufmerksamen ssapitain, der. als Seemann und ssommandeur eines Fahrzeuges uur die eiue merkwürdige und außergewöhnliche Eigenschaft hatte, daß er nie einen Fluch oder aucb nur ein dem ähnliches Wort aussticß, ja mit keiner rohen oder rauhen Sylbe die Leute anfuhr und beleidigte, und dabei war die Dis« ciplin am Bord bewuudernswcrth. Die Tafel an Bord war vortrefflich und das rauhste Wetter selbst wurde nie als Vorwand für magere Kost gebraucht, wie das nur zu oft auf Passagicrschiffen geschieht. Außerdem spielt Essen und Trinken wäh« reud so langer nnd monotoner Reise eine oft weit bedeutendere Rolle, als man selbst gern eingcstchen möchte. Unscr Koch war ein wahrer Phönix in seiner Art. Selten sichtbar, hörte man auch fast nie seine Stimme. In Sturm oder Windstille, in Hitze oder Kälte verrichtete er still und spät sein tägliches mühseliges Amt. Die Kambüse war sein Haus, seine einzige Heimat, sein Mantel, seine Decke — denn oft hatte er keine andere, und wunderbar blieb die Zahl und Mannigfaltigkeit der Schüsseln, die etwa um drei Uhr alls diesem engen Küchcngchause hervorgingen. Suppen, Fische, Braten, Gemüse, Kuchen, Puddings, und Alles appetitlich servirt. Mochte das Schiff schlingern und stampfen so viel es wollte, dieser uuübertreffliche Seekoch versagte nie. Im Zubereiten der Mahlzeit schien er nie Schwierigkeit zu finden, und die einzige blieb oft, das Zubereitete über Deck in die Kajüte zu schaffen, dort zu serviren, und wenn servlrt, zu halten, nnd mit den gehörigen Instrumenten zu verarbeiten. 1' 4 Zeitvertreib auf dem Schiffe. si. Kap. Dieser Seegeist glich, wenn man ihn wirklich einmal flüchtig zu schen bekam, cincm alten Naben in einem eisernen Käfig; ja Einige schrieben ihm sogar übernatürliche Kräfte, ich selber aber traute ihm nur das reine Menschliche zu, obgleich er für vierzehn Eajütpaffagiere und eine Mannschaft von einigen dreißig Köpfen, mochte das Wetter sein wie es wollte, kochte und gut kochte. Neben dem Koch war noch ein anderer treuer Diener an Bord, der ebenfalls seine Pflichteil mit unwandelbarem Eifer erfüllte. — ich meine die K u h. Sie sah traurig aus, es ist wahr, und schien aus wenig mehr als Haut und Knochen zu bestehen, und in der That hatte sich das Fell von einigen der am schärfsten hervorragenden Ecken wirklich abgescheuert. Dennoch, trotz allem trockenen Futter und naffcm Lager — denn die See wars ihre Wellen nur zu oft über ihren Stall — gab sie ihr tägliches Quantum von acht oder zehn Quart Milch unverdrossen fort, die ganze Reise lang. Am Bord eines Schiffes ist allerdings jeder kleine umstand interessant, und manches Abwechselnde wird uns ebenfalls geboten. Eines Tages wird ein Springfisch vorn vom Stampsstock aus harpunirt und die Matrosen, die ihn auf- und zurechtschneiden, belehren uns, daß man eine Mahlzeit Lachs und Beafsteaks von seinem Fleisch gewinnen kann, während sein Speck etwa zehn Quart gutes Ocl giebt. Ebenso wird uns ein Delphin und ein fliegender Fisch vorgelegt, von denen der erste mit der Angel gehoben wurde, während der zweite freiwillig an Bord kam. Albi-corn, eine vortreffliche Art Fische in der rechten Zeit, aber sehr ungesund außer derselben, werden gefangen und auf gut Muck, o b gerade jeht die rechte sei, verspeist. Ein ordentliches Museum von Talzwasser-Ichthyo-logie kommt an Bord, deren einzelne Exemplare meist mit kleinen Fischhaken gefangen nnd von dem Schiffschirurg mit Blausäure ermordet werden. Die verschiedenen Mahlzeiten todten ebenfalls einen großen Theil der Zeit auf sehr wirksame Weise. Jeder wirft dabei seinen kleinen Bücher-vorrath in die allgemeine Bibliothek, und nach nnr einiger Uebung kann man sich wohl auch an der Lecture erfreuen. In den weichen Armen eines bequemen wohl befestigten Stuhles liegt man dabei behaglich ausgestreckt und kann in seiner Coje — ohne aufzustehen — das Fenster oder 2. Kap.! Australien in Sicht. 5 die Thür oder die Commode öffnen, ein Buch vomKesims, einen Schluck ' aus der au der Wand wohlbefcstigtcn ^iqucurflaschc nelnuen, oder mit der daneben liegenden Feder das Dintenfaß erreichen. Für den Agincourt schien aber, wenigstens ans dieser Ncisc, die große Fahrstraße der Nationen wie der unbefahrenste Nebenpfad der Welt. Wir liefen nirgends ein. und sprachen nur ein einziges Fahrzeug während der ganzen sechzehn Wochen dauernden Reise. Endlich am 20. Juni „Land, ho!" Cap Otway in zwanzig Meilen vor uns. Als sich die Küste aus dem Meere hob, begannen Die von unseren Passagieren, welche schon sn'ihcr Australien besucht, oder es gar zu ihrem Vaterlande gewählt hatten, starke Symptome von Ungeduld zu zeigen, und allerdings hatten sie Ursache zur letztem; denn der vortreffliche Wind, der uns vom Cap der guten Hoffnung fast in einem Strich hierhergebracht hatte, hörte plötzlich im Vasses Canal aus, und nnser gutes Schiff trieb in Sicht der Nodendo Insel, des Teufels Thurm und der Havansgrnppc wie ein Stück Holz umher. Erst nach achtundvierzig Stunden wurde es besser. Indessen umsegelte der Agincourt Cap Howe, die südöstlichste Spitze Neuhollands und wir näherten uns jetzt rasch dem ersehnten Ziel. Zweites Kapitel. Sydney ltt4ss. — Physiognomie der Stadt »nd des Hafens. — Die Gesellschaft. — Theater. — Waaren. — Vcisteiqelüüssen nnd Anlim-distmlgen. — Der botanische («arten nnd die Pflanzenwelt. — Die Umgegend der Votany-Bay. - Ein Standort«,,. Früh am Morgen des ?5. Juni 1846 glitten wir an dcrCinfahrt der Botanybay vorüber und konnten mit dem Fernrohr das am nördlichen User dem nnglücklicben ?a Pcrousc von seinen Landslcutcn errichtete Denkmal erkennen. Vo ta n vbay, das so unverdienter Maßen und so für ewig mit dem Vrandmal gestempelt wurde, das Hauptquartier der dcportirten Sträflinge, das Fegefeuer englischer Verbrecher zu sein. 6 Port Jackson. 12. Kap. Unverdicntermaßcn. sage ich, denn dieser, ursprünglich vom ssapitain Phillip für die erste Ansiedelung von Sträflingen ausersehencnc Hafen wurde bei genauerer Untersuchung für den Zweck unpassend befunden, und schon etn paar Wochen später mit dem benachbarten Port I ack -son, an dem jetzt Sydney liegt, vertauscht. Capitain Phillip hatte in seinem Urtheil über die Lage von Botanybay aber vollkommen Recht gehabt, denn selbst bis aus die neueste Zeit sind an die frcnndliche Bay, die kanm weniger als zwanzig Meilen im Umfang halten wird, und nur sieben Meilen von der Hauptstadt entfernt liegt, kaum ein Dutzend Häuser gebaut. Kurz vor Mittag passirte derAgincourt dicht nnter dem Leuchtthurme von Port Jackson vorbei, der ans dem hier wohl dreihundert Fuß senkrecht niederlanfenden Felsufer steht, und genan um Zwölf Uhr liefen wir in „Nie In^u?«" ein, wie der wahrhast prachtvolle Eingang in einen der besten Häfen der Welt genannt wird. Allerdings mnßten wir noch in dem schmalen Fahrwasser, mit einem an Bord genommenen Lootscn binauflavircn, aber nm Drei Uhr etwa, an einem herrlichen australischen Wintcrtag warfen wir in eines Steinwurfs*) Entfernung von da den Anker, wo 1783 der erste Gouverneur von Australien die Zelte der ersten britischen Ansiedelung in Neuholland aufschlagen ließ. Trotz der unzweifelhaften Schönheit von Port Jackson, der herrlichen Fläche glatten Wassers, der zahlreichen lieblichen Inseln und in die Bay reichenden kleinen lauschigen Vorgebirge, die bis znm Wasserrand bewaldet und mit reizenden Landhäusern gekrönt sind, hat das ganze Bild doch in dem blanfarbencn Laube der Gumbäume und dem trockenen und unfruchtbareu Sandsteine aus dem sie aufschießen, etwas Unangenehmes für das Auge des Fremden. Die Bäume stehen allerdings nicht, wie in einem nordischen Winter, kahl und ihres Lanbcs bcranbt, — solche ausgenommen, die durch Buschfeuer gctödtet wurden -— aber die steifen harten Blätter, die besonders dazu gemacht scheinen, den scharfen Windm und heißen Sonnenstrahlen eines australischen Winters zu widerstehen, verdienen kaum den Namen Laub, wenn sie gleich immer grün oder vielmehr immer grau sind. ') Oder „Zwlebackwulss« wie die Matrosen sagen, 2. Kap.j Port Jackson. 7 An diesem Tag belebte übrigens ein bnntcr Schwärm von Spaziergängern, Reitern und «qnipagen die Ufer, bunte Kleider, und hie nnd da das Blitzen einer rathen llniform »vurden überall durch das dnnkle Laub sielitbar, und dieVay selbst wimmelte von zahlreichen Vergnügungs-booten, die herüber und hinüber schössen. Das Wetter kam n n s sehr freundlich vor, schien aber den Einwohnern ziemlich kalten sein. denn Alle, die unser Schiff bcsucl'ten, waren ungemein warm gekleidet nnd eingewickelt, und einem Herrn klapperten ordentlich die Zähne. Der lycsnndhcitsbcamtc und ein Postseerctair kamen znerst lang-scit; ihr Boot wnrdc von „<^cfangenen" gerndcrt. Allerdings hatte ich, ich weiß selbst kaum warum, früber geglaubt, das; diese Art Leute wie (Naleerensclaven an ihre Sitze gekettet sein müßten, fand aber hier zu meinem Erstaunen, daß sie sich in gar Nichts von einer andern Boots-mannschaft unterschieden, als vielleicht durch ihr schlechtes Nndcrn. (^iu noch junger Mann war mit an Bord gekommen, der fortwährend hinter mir berschlich und mich ein paar Mal mit leiser bittender Stimme anredete. Ich erwartete dabei nichts Anderes als gleich zum Beginn mciuc Taschen ausgeleert zn finden, und drcbte mich rasch und scharf nach ihm lim. Seine Abfielen waren aber teiueowegs so bösartiger Natur, und er selber nnr ein „Ncnigkeitsjägcr". Anf neue Nachrichten war er äußerst erpicl't. da der Agincourt, das Märzpostboot, diesmal vor dem Fcbruarpostboot eintraf. Der junge Mann liattc denn anä, schon richtig herausgebracht, daß ich in Deal die letzte Englische Zeitung mit an Bord gebraut hatte. Ich gab sie ihm mit der Bedingung sie mir zurückzugeben. Er verschwand, natürlich ohne sich selbst oder die Zeitung je wieder zu bringen. Sydney gewährt, wie die Mehrzahl der Handclsseestädte, obgleich es sckon damals fast 50.000 llinwobner zählte, vom Hafen ans keinen gerade imposanten Anblick, da man die Hauptstraßen der Stadt nicht überblicken kann. Dafür aber hat Svdney als Hafcnort einen andern Vortheil, wie vielleicht kein anderer in der Welt, nämlich den einer weitaus-gcdchnten Strecke von Tiefwasserfront. Diese kleinen überall vorragenden Landspitzen oder Felsen schneiden das südliche Ufer vom Port Jackson, an dem Svdney liegt, in eine Masse kleiner tiefer Buchten, in welchen Schiffe vom größten Tiefgang bis unmittelbar an das Ufer anlegen 8 Physiognomie Sydney's und des Hafens. s?. Kap. können, und nie sind mir Herrlichcrc, von der Natur gebildete Werfte vorgekommen. Die hauptsächlichsten derselben Heisien: Wooloomooloo-(Wnlumnln) Bay, Farmcovc (Ihrer Majestät Schiffen vorbehalten), Sydney- Cove- und Darling-Hafen. Vortrefflich nimmt sich das Gouvernemcntshaus mit seinen Gärten und Zubehör aus; es steht auf einem niedern Vorgebirge, zwischen Wuln-muln-Bay nnd TydneMovc. Der Umfang des von der Stadt durch ein geschickt angelegtes eisernes (Gelände vollkommen abgeschiedenen Grundstücks umfaßt an vier Meilen Fahrstraße uud Fußwege, die äußerst geschmackvoll und praktisch angelegt und durch Sträflingsarbcit ausgeführt sind. An dem Vorland von Farmcovc befindet sich der botanische Garten, welcher Pflanzen und Bäume von fast allen Theilen der bekannten Erde enthält. Doch wir wollen zuerst australischen Grund nnd Boden betreten, ehe wir mit dessen Beschreibung beginnen. Meinen ersten Abend in Sydney verwendete ich dazn, langsam die Georgestraßc, die Hauptpulsader der Stadt hinauf- uud die Pittstraßc, die zweite im Rang, wieder hiuuntcrznschlenderu. Man kann sie als Broadway- oder Oxfordstreet der Antipoden bezeichnen, und ich würde über ihre Lange (zwei nnd eine halbe Meile), über die ungcmein glänzend erleuchteten nnd geschmackvollen Laden erstaunt gewesen sein, hatten nicht einige nnscrcr Mitpassagierc, Sydneyiten, meine (5rwartungcn anfdas Höchste gespannt gehabt, nnd dicse fand ich denn nicht befriedigt. Man kann weder Land noch Menschen mit irgend einer Sache größeres Unrecht thun, als mit solch übermäßigem, enthusiastischem Lob. Der Niagara selber verträgt das nicht, nnd damit, glaub' ich, ist Alles gesagt. Als ich an dem Abend in mein Quartier zurückkehrte, hörte ich unfern der ssastrnen den Appell, und das Musikchor spielte eines nnscrer alten heimischen Lieder— ftchzehntanscnd Meilen vom Vaterlande entfernt. Ns war die erste Musik, die ich wieder hörte, und ich weiß mich kaum eines angenehmern Gefühls zu erinnern, als des Augenblicks, wo ich uutcr demselben Mondlicht des „fernen Landes" diesen heimischen Klängen lauschte. Deu mich umstehenden Schwärm vonMcnscben jeden Alters, vom kleinen Jungen bis zum allsgewachsenen Burschen und alten Mann, hielt ich 2. Kap.1 Die Kestllschaft in Sydney. 9 übrigens sämmtlich, wie fast alle Neuankomnlenden thun, für depor-tirtc Verbrecher und ihren Anhang, welche hier weiter kein Oefchäst hätten als auf unbeaufsichtigte Taschen ^u passen. Durch längern Aufenthalt gewann ich cinc andere Ansicht von der Sache. So neu und fremd auch Manches, ja Vieles in Svdney ist, so fehlt ihm dock das durchgängig fremde und erotische Interesse anderer Hauptstädte der llolonieen. Weder die (singeborenen selber, noch irgend etwas, was zu ibnen gehört, noch selbst die Eingeborenen eines andern Landes vermischen sich mit der fast durchgänglich englischen Bevölkerung des Ortes. Danu und wann flirrt wohl einmal ein Chinese mit seinem Schweineschwänzchcn und kleinen Aligen an lins vorüber, als ob er -nicht aus den Wollen gefallen wäre sein Necht, das die Bewohner des „Himmlischen Reiches" übrigens beanspruchen dürfen,) soudern eben ans der Wcidcnlandschaft einer Suppenschüssel herausgestiegeu sei. Hie nnd da begegnet uns vielleicht auch eiu tief dunkler und wild tättowirter Neuseeländer inMatrose>ltracht. Nnr in den Vorstädten findet man dann und wann eine Oruppe klappernder, dürrer, ausgemergelter, schnulziger halbnackter Eingeborener Ne»-Hollands mit ihren großen Wollköpfen und Parten und platten Physiognomien, die sich entweder mit lautem Zank nnd lebhaften lMcrden streiten, oder mit zierlichen Bücklingeil und tiefen altmodischen Dienern ein Stück „weiß ltzeld oder Kupfer" pon den Vorübergehenden erbetteln, um es in dem nässten Sebnapsladen zn verwerthen. Im (tanzen ist Sydney fast mehr Englisch als selbst Liverpool oder London, und störte (?incn nicht gelegentlich ein Orangcnbanm mit Blüthen und Früchteu, oder etwa ein Pisangbaum in einem der älteren Gärten und Hofräume, oder das Kreischen eines Sebwarms grüner Papageien, die sich für einen Angenblick auf irgend einem Daebe niederlassen, so könnte man sich ebensogut in Brighton oder Plymouth glauben. - Die Häuser sind fast durchgängig geschmacklos, und für das warme Klima ganz ungeeignet angelegt, die meisten aber, und besonders die öffentlichen Gebäude verrathen den Iieberflusi, den die Stadt an vortrefflichem Sandstein hat. (5in Haus kann hier in der That beinahe aus dem Material erbaut werden, das man aus seinem Fundament vorher herausgegraben hat. 10 Die lleinen Leiden Sydney's. ^2. Kap. Die Hausmiethe ist enorm hoch und leerstehende Häuser sind eine Seltenheit: dennoch liegen manche Bauplätze, selbst in zugänglichen Theilen der Stadt noch unbenutzt, weil meist von irgend einem Proceß in Banden gehalten, ssin ähnliches hatte ich auch hinter meiner eigenen Wohnung (für die ich beiläufig bemerkt für sieben kleine Zimmer mit nackten Wänden, ohne Stallung, Hof, Brunnen ?c. 100Ps. St, bezahlte), uud der freie Platz wurde nngenirt ,znm Abfluß allen Plunders und Unraths wucht, den die ganze Nachbarschaft erzeugte. Von Kohlcnschntten voll Ruß bis zu irgend einer er,ec»tirtcn Katze oder einem verurthciltm Wnrf junger Hnude, Alles wurde hierber geschafft, uud Nachts diente der in seiner Wildheit ordentlich malerische Ort, nicht selten trunkenen Vagabunden zur paffenden Schlafstättc, wo sie ihren Rausch, unbehindert von irgend einem Nachtwächter, ruhig ausschlaftn konnten. Die Beleuchtung von Sydney war schlecht, und das Trottoir, selbst der belebtesten Straßen, erbärmlich; es blieb auch so bis zum letzten Augenblick, wo ich Australien verließ. Selbst die Abzugsrinncn und «anale licßm Alles zu wünschen übrig und erfüllten die Stadt, da sie sich meist an der Oberfläche befanden, in trockenen Zeiten mit einem entsetzlichen Gestank. Und welche vortreffliche Lage hätte gerade Sydney vor tausend anderen Städten Canäle und Selileuscn anzulegen! Eine andere Plage sind die Hunde. Die Straßen schwärmen davon, trotz der seit 1812 crlaffcncn Hnndcactc, nnd ein Reiter, der rascher als im Schritt die Straße hinab wollte, oder vielleicht gar die Absicht hätte, in irgend einer Fenstcrparade zu eurbettiren, sände die Meute augenblicklich auf seinen Hacken. Manchen armcnTcufel habeich beobachtet, wie er in cinerWolke von Staub und von Hundeu gehetzt, die Straße hinabsaustc und mit seinen Verfolgern um irgend eine sscke verschwand. Noch schlimmer ist es draußcu ans dem Ncgierungsplatz, wo sich, wenn die Negimentsmusik spielt, die schöne Welt zu Pferde, zu Wagen und zu Fuß versammelt. Laßt dort den Reiter anch nnr den leisesten Versuch machen, das Herz irgend einer oder einer Anzahl von Schönen durch seine Ncitkuust .zu entzücken und, von dem furzen, elastischen Nasen verleitet, sein Pferd nur zu irgeud einem Trab uud Galop anreizen, und nnter den Beinen der Fußgänger vor schießt plötzlich der bis dahin gar nicht bemerkte hündische 2. Kav.1 Ein Preisconrant. 11 Schwärm und fort, fort durch dielBnmbäumc und nbcr Gräben fliegt die Jagd — „und Roß und Neitcr sah man niemals wieder". Fast noch gefährlieber sind die einöln herumstreifenden herrenlosen Huude. Zwei oder drei Mal bin ieb selber erstreckter Zenge von einem Anfall auf Kinder gewesen, die, ohne die rasche Hilfe Vorbeigehender, schlimm geendet daben würden, b'-benso sab ick einst n>ie eine starke Dogge ein Pferd, das in der Deiebsel ging, bei der .Uehle packte; nnd sie ließ lncht los, bis ihr der Schädel eingeschlagen wnrdc. Außerdem gehört aber aucb ziveifelsohne die Ziege zu der Straßen-Menagerie von Tvdncv, und ist eine fast nock größere Plage als die Hunde. Beinahe jedes kleine Hans hält seine Ziege, oder seine Zicgcnfamilic, die nacb s^efallen iu der Nackbarsibaft durch Haupt- und Nebenstraßen umherwandern, und freiwillig oder gezwungen 'Abends nach Hause zurückkehren, um dort gemolken zu werden. Wehe dem armen Gärtchen, dessen Thür nur ciucn Augenblick aus Versehen offen gelassen wurde, siin ganger Schwärm dieser Quälgeister bat die dresche augeul'licklicb eutdeckt, uud iu unglaublich kurzer Zeit sind die Beete zertreten, nnd jede Vegetation ist so erfolgreich abgestboren, als ob ein Henschrcckenschwarm dort eine Woche campirt hatte. Interessant wird es dem Leser sein. einen Prcisconrant aus jener Zeit, die mit den späteren Zuständen der Goldmtdccknng allerdings in grellem Widerspruch steht, zn haben: Mehl 16 Pf. St. pr.Ton (2000 Pf.) Brot 4 >u!o) der zwci-pfündige Laib. Kartoffeln 6 sliiü'mF 6 ll. — 8 sli. der Cntr. Butter 1 «k. 10 6. — 2 8li. 6 ä., Hühner 2 «li. 6 ä. — 3 8ir. das Paar. Truthühner 7 »!,. — 9 8ti. das Stück. Rind- nnd Hammelfleisch von 1 «I. ^ 2'/« ci. pr. Pfund Heu 8 «I>. 6 .!. p. <^'tr. Vau Diemansland-Hcn 7 Pf. St. — 8 Pf. St. die Tonne-, Strob .'i «>>. 6 . das Dutzend. Ale in Flaschen 14 8k. p. Dutzend (der Schilling hat etwa 10 Groschen nnd 12 .l. lpl^L) machen einen Schilling; 20 Schilling 1 Pf- Sterling. M ist schon oft erwähnt worden, daß die so rcichlicke Flcisehnah-rung der (Engländer in diesem Theil der Welt der Gesundheit eher schadet, als ihr förderlich ist, und ebenso die physischen Kräfte cber erschöpfte. Thatsache ist, daß mir die Bewohner von Sydney im Ansang blaß uud 12 Das australische Klima. 12. Kap. aufgedunsen vorkamen, wmn ich sic mit ihren Landslcnten in Y„gland verglich. Viele der „Maisstengel" (comslMg, das ist der Spitzname für die im Lande Geborenen! sind lang und derbküochig, jedoch die Mehrzahl derer, die eine höhere als durchschnittliche Größe hatten, kamen nur mager und hohlbrüstig vor, nnd sahen dabei mehr zeit- und wettcrvcrarl'eitet aus, als ihren Jahren eigentlich zukam. Wenn Jemandem ein rothge-sundcs Gesicht anfstößt, so kann er sich auch darauf verlassen, daß es entweder einem Seemann, oder einen» Inland-Bnschmann, oder dem rothgebrannten Geschlecht dcrTrinker angehört. Die Frauen der armcru l> lasse scheinen sehr frühzeitig alt zu werden ; manche von ihnen sind wirklich furchtbar häßlich, lieben aber doch buute Kleidung. Wunderbar stechen dagegen ihre Kinder ab, von denen man gar nicht glanbcn sollte, daß sie von solchen Müttern geboren worden. Arme, hartarbeitendc Wesen! Wohl mag ihnen Jugend nnd Anmuth bald dahin schwinden, wo Mühsal nnd Herzeleid nur zu oft ihr Schicksal in den lfolonien ist. Die Tagelöhner von Sydney sind allbekannt fanl nnd liederlich nnd dabei fast durchschnittlich Säufer, nnd während sie von drei bis fünf Schillingen den Tag verdienen, arbeiten sie vielleicht vier Tage von den sieben der Woche, nnd vcrthnn in der Zwischenzeit in Branntwein nnd wilden Gelagen das erworbene Geld. Ihre Familien zn Hause mögen selbst sehen, wie sie fertig werden. Das Klima selbst kann anch der weiblichen Schönheit nicht gerade günstig sein, denn besonders im Winter wechselt die Temperatur fabelhaft schnell, während vorzüglich in den Sandstcindistrietcn Gesicht und Angen durch den lästigen Stanb in steter Entzündung oder wenigstens Reizbarkeit gehalten werden. Das Haar fühlt sich dabei wie Heu, die Hant wie Pergament an, nnd wer nicht ein recht gutes Temperament hat, wird selbst das durchgeschüttelt bekommen. Dennoch ist das australische Klima in anderer Hinsicht wieder ein wundervolles, wundervoll in sichtbarer Schöne, und unschätzbar in seinen günstigen Einflüssen ans den Gesundheitszustand des Körpers. Von Scnchen nnd schweren ansteckenden Krankheiten weiß der Australier nichts. Sydncv ist nicht ganz ohne öffentliche Vergnügungen, für den Fremden sowohl, als für den dort Wohnenden. Was z. B. dasThcatcr betrifft, so stand es den meisten Provinzialbühncn Altcnglands wohl nur 2. Kap.1 Das Theater Sydney's. 13 wenig nach. Freilich darf das'Publicmn dort nicht viel auf „fremde (»äste" rechnen, dazu ist dcr Weg von der Heimat doch ein klein wenig zn weit. Das Benehmen des Pnblicums selber, Parterre und Galerie, steht ebenfalls aus derselben Stufe mit dem nnscrer englischen Hafenstädte, und das Paradies beträgt sich keineswegs stürmischer oder ungezogener. Der erste Rang ist allerdings entsetzlich wenig besucht, ansier bei ganz besonderen (Gelegenheiten. Zu anderer Zeit kommt vielleicht eine Loge auf die Person. Als das Sydney-Theater zuerst mit l^rlanbnist des Gouverneurs eroffiut wurde, waren „Ihrer Majestät Schauspieler" auch zugleich Ihrer Majestät Gefangene*). Was mir dort auffiel, war der Mangel an Glatzen im Parterre; das Public»!» hat noch keine Zeit gehabt, zu altern. Dagegen entdeckt das Auge des Hremdcn mit wirtlichen« Erstaunen eine beträebtliche Anzahl von Säuglingen im Parterre. Drei oder vier Dutzend dieser kleinen Individuen sieht man gar nicht selten emsig beschäftigt, ihre tägliche Nahrung einzusaugen, während die Mütter mit gierigem Auge dem Spiele folgen und die langbeinigen Papas im einfachsten Kostüm, oft ohne Rock, mit einen, bunten vor der Brnst offnen Hemd an, ohne Hosenträger, mit einem ordinaircn Ttrohhut, sehr un-genirt über die Ballte wegsleigen. l5s ist wirklich ein wohlthuender Anblick, diese guten Leute an einem Sonnabend Abend, ihren wöchentlichen Arbcitslobu und den Hausschlüssel in dcr Tasche, und nacbdem alle Ha-milicnsorgen bis Montag Morgen hinausgeschoben sind, sich belustigen zu sehen. Dankbar ist dabei das Publicnm von Sydney ebenfalls in hohem Grade, und man kann sieb wirklich scbon über die vor Genugthuung glänzenden (Gesichter der Leute und ihren rasenden Applaus ergötzen. Unangenehm ist in Sydney vor den Theatcrthürcn eine (Gattung von Vagabunden, die sogenannte „Stroh hutba nd e" (ekdwxl! lilU >»,.!»). Meist lauter junge, zum größten Theil aus geborenen Australiern bestehende Leute, die selber nickt baarGcld genng haben, um das Haus zu betreten, machten sich vor der Thür ein Vergnügen daraus, anständig Gekleidete, besonders mit einem l?vlinderhut Versehene zu insultiren *) Ichl hat sich das jedoch geändert, und die freie Kunst ist auch von freien Menschen dort vcittete». Auch a» „Gästen" fehlt cs nicht: sie kommen von ssaNfornien herüber, z. B. Lula Moutcz. 14 Waaren. — Versteigerungen und Ankündigungen. ^2. Kap. und ihnen denselben „anzutreiben". Als ich zum ersten Mal das Theater besuchte, gab ich meinem ziemlich handfesten Diener ebenfalls ein Par-terrebillet. Als cr eben die Thür betreten wollte, geschah es, daß ihm sein „Bieder" bis über die Rase hinabgctricben wurde. Er war ein Mensch von etwas heftiger Natur, und fuhr im blinden Nfer rechts und links aus, wobei er auf einer Seite unglücklicherweise einen Polizeidieucr auf die Nase schlug. Statt im Theater saß er dafür die Nacht auf der Wache, und mnßte am andern Morgen auch noch beweisen, daß er den Diener der Gerechtigkeit nicht absichtlich getroffen habe. Viel ist über die entsetzliche Sittcnlosigkeit der Bewohner von Sydney geschrieben worden, aber ich glaube mehr als sie verdienen. Die Straßen waren nur höchst mittelmäßig beleuchtet, die Polizei ließ Vieles zu wünschen übrig, und dennoch geschah im Verhältniß wenig, was nickt in andern großen Städten auch vorkommt. Allerdings sind die, dem öffentlichen Einkommen so einträglichen Wirths- und Schcnkhäuser in fast zu großer Zahl vertreten, dennoch sieht man nicht viel Trunkene auf den Straßen, und was im Geheimen geschehen mag, stört den bessern Theil des Publicums doch nur wenig. Auffallend viel Auctionen finden in Sydney statt, und nicht etwa nur Versteigerungen von Hinterlassenschaften nach Europa zurückkehrender Personen — obgleich diese merkwürdigerweise, und trotz des blühenden Wachsthums der Colonie doch ebenfalls sehr häufig vorkommen, — sondern um eingeführte Waaren im Ganzen oder im Einzelnen loszuschlagen. Ein Fremder möchte fast glauben, Käufer und Verkäufer m der Colonic wären zu faul, ihre Geschäfte ohne einen Mäkler zu betreiben. Vom Verkauf einer Strecke Kronlandcs oder dem Pacht einer der ausgedehnten'Squattcrweidcn, bis zn der „ansgcsnchten Partie" von gesalzenem Schweinefleisch, Pickles oder kurrypowder herunter wird fast Alles dein öffentlichen Auctionator übergeben. Die Zeitungen warm mit Anzeigeil folgender Art überfüllt: „Auctionen von Gütern an diesem Tag." Die Herren N. und K. werden in ihrem Local heute um Elf Uhr Morgens folgende Sachen meistbietend versteigern: euchundertfnnfzig Dntzend Kängcruhfcllc, ein schon gebrauchtes b'abnolet, SchWzwicbak, Kinderwäsche, beschädigte Mscnwaaren, eingemachte Früchte, Ricinusöl, 2. Kap.1 Alictionsalilmldisi»!!^». 15 Kanarienvögel, böhmisches lYl.Ts, Harinouikas mW die Nachlassenschaft eines verstorbenen Geistlichen, enthaltend Priestcrrock, :c. Dann wieder: Mr. N. N. hat die Ehre, dem öffentlichen Gebot um Zwölf Ul,r am Montag des 4. dieses die lw'ivs nest station im More-ton-Bar. Distriet mit 10,000 Schaafen, anzubieten. Nach diesem werden zum Verkauf kommen eine Partie Arrowroot, Stiefelwichse, Limonensaft, Bonbons, (eingemachtes, Feige», Zal'nbürsten, 12,000 Fuß vortreffliche Cederplanlen, ein Hans mit vier Zimmern, ein Anker mit Kette, eine Stute, ein Pferd und zwanzig Schweine." „UmDrei Ubr pünktlich soll der nen aufgetakelte geknpferte Schnellsegler „Mary Ann", dem Handel wohlbekannt, verlauft werden ebenso ein Gros l^ierlöffcl, eine Baßgeige, ein vortreffliches enropäisches Federbett, zwei Banplätze, zn'ei Ballen vortrefflicher Kattun, Bouillon in Tafeln, Spiclsachen, (5ise!iwaaren, n»d ein Pianosorte." Die Hauptkäufer sind allemal Unterhändler und Trödler, viele von ibnen Juden. Von den lchtcrcn ändert eine große Anzahl ihren Namen, lim so wenig als möglich Mosaisches darin zu haben, allein der Schnitt des Gesichts verräth sie rcttnngslos. Jedesmal aber ist es ein gutes Zeichen, wenn sich diese ^ente einem Verlauf zudrängen. Man kann sich dann daraus verlassen, daß etwas dabei zu machen ist. Meisten-theils sind sie gute Unterthanen und gehorchen den (besetzen. Während der beiden ersten Jahre meines Aufenthalts in Sydney verlauste eine auffallend große Anzahl von Familien aus, theils um nach Hause zu reisen, oder sich ans der Stadt znrückzuzichen. Sydney hat allerdings auch sehr Viele fest ansässige Einwohner; merkwürdig oft erscheinen doch aber auch Familien ganz plötzlich auf dein Schauplatz und verschwinden eben so rasch wieder aus dem öffentlichen Leben; sehr zum Erstaunen aller ruhigen ehrbaren Beamten, die ihren vierteljährlichen oder monatlichen regelmäßigen behalt beuchen lind ebenso regelmäßig davon leben. (>ill ungcmein glänzender Ball oder ein sonstiges Fest bezeichnet dann gewöhnlich die Krisis — die Fackel flammt noch einmal auf nnd erlischt und, die dabei Betheiligten ausgenommen, bleibt die übrige Welt darüber im Dunkeln. Auctione» bei Abendzeit waren frnher ebenfalls ziemlich häufig, die Gesetzgebung hat ihnen aber in neuerer Zeit Hindernisse in den Weg ge- 16 Australische Zeltungsankundlgungen. ft. Kap. legt; und allerdings schieneil sie auch fast nur darauf berechnet bei schlech« ter Beleuchtung mit schlechteren Waaren leichtgläubige Käufer anzuführen. Die Australischen Zeitungen lenken die Aufmerksamkeit des Publi-cums nicht allein auf diese öffentlichen Auctionen, sie bringen auch Ankündigungen wie die folgenden, welche das Auge dcö müßigen Lesers erfreuen: „Warnung! Da meine Frau, Margaret!) ihre Heimat ohne Grund und Ursache verlassen hat, so wird Jedermann hiermit gewarnt, ihr auf meinen Namen etwas zu borgen." Beiläufig gesagt eine sehr häufige Annonce in den Australischen Zeitungen. , , „Warnung! Hiermit warne ich Jedermann irgend welches Vieh zu kaufen von Francis Cawin, meiner Frau, oder ihrem Sohn, oder irgend Jemand Anderem mit den Buchstaben II. (!. ans der linken Hüfte gebrandet, was seinen Aufenthalt nahe der Buckemall Creek Station, District I^verpnul plain«, hat. N. 0. 5 An alle echte Briten! Vin Nostbccf und Plumpudding wird heute um Ein Uhr in Ent« wiffles Hotel auf dem Tische stehen. Kost und Logis für einen einzelnen Herrn mit der Benutzung eines Reitpferdes und Fortepianos zu einer Guinee pr. Woche. Man wende fich an clc. » « Medicinischer Contract mit den Sydney Geschäftsleuten. Cinverheiratheter Arzt, von alter Praxis in seiner Kunst, der nicht beabsichtigt die Colonie zu verlassen, wünscht einen Vertrag mit einer Materialhandlung, nut einem Schneider, Schuhmacher, Bäcker und Fleischer einzugehen, sie und ihre Familien in Krankheitsfällen zu behandeln und ihnen auch, in gegenseitiger Nutznießung, Medicinen zu liefern. Für einzelne Familien billige Hono- 2. Kap.! Zeitungsannonce!,. — Spazierfahrten. 17 rarbcdingungcn, mit den vorthcilhaftesten Zeugnissen und Nachweisen. Adresse A. Z. (portofrei) Herald Office. Es braucht wohl kanm erwähnt zu werden, daß die Quacksalber überhaupt ein Zweiggeschäft in den (solonien halten, mit einem „Haupt-agcnten" in Sydney und Nebeuagentcn an verschiedenen anderen Punkten. Jeder derselben hat dann natürlich ein ganzes Zeughaus voll Pillenpatronen in Vorrath, völlige Regimenter um Krankheiten von der lFrde zu fegen, >— mit den Patienten. Listen von allen möglichen Krankheiten, die ganz gewiß dadurch geheilt werden, sind beigegeben, und unter den „zahllosen Zeugnissen" prangt „ein gewisser (>arl" mit anderen hochgestellten Persönlichkeiten — meist bei den Antipoden. Leider wird von diesem Stoss, weil es im Innern noch sehr an Aerzten und Apotheken fehlt, sehr häusig Gebrauch gemacht. — Noch eine Ankündigung möchte ich hier beifügen. Der Scharfrichte r. Der vom Staat angestellte Scharfrichter begab sich gestern von Sydney nach Vathurst, wohin ihn sein Geschäft rief. Von Bathurst wird er nach Holbouru gehen. Zu gleicher Zeit aunoncirte sich John (5'ldridge „Färber und Dekateur" als „lko man -vvlw (1^8 l'oi- N,o Iaclio8!"*) Gewöhnliche Kleidungsstücke sind—besonders in der letzten Zeit— durch die enorme Ginfuhr sehr billig in Australien geworden, nnd Ein» wanderer brauchen davon nicht viel mit herüber zu bringen. Eine der Eigenthümlichkeiten von Svdney ist die Masse hübscher Equipagen. In einer englischen Proviuzialstadt erregt ein eleganter Wagen schon gewissermaßen einiges Aufsehen und man kann sich daranf verlassen, daß er irgend einer hochgestellten oder hochstehenden Persönlichkeit gehört. In George- nnd Pittstrcet dagegen sieht man nm Drei bis Vier Uhr Nachmittags deren eine gauze Masse; sic sind gut gebaut, und fast stets mit hübschen Damen besetzt, die elegant aber nicht immer geschmackvoll gekleidet sind. Meistens wird schlecht gefahren. Das ist übrigens kein Wunder, denn der Kutscl'cr hat mcllcickt vorher jedes mögliche irdische Geschäft, nur nicht das Pfcrdclenkcramt vcrsucht und getrie- ') Im Englischen der Doppelsinn ""d die Aussprache mit ä^s und äic8 (färbt oder stirbt) für die Dame«. Australien. 2 18 Der botanische Karten und die Pflanzenwelt. 1.2. Kap. ben, und mein eigener Rossebändigcr war vorher Brchelbäcker gewesen. Alles Gesindel kommt nach Australien berüber, loeggelaufenc Lehrlinge und nutzlose b'ommis. die dann hier, in einer ewigen Jagd noch irgend einer lohnenden Beschäftigung bald dies, bald das treiben, keiner Stelle genügen, nnd wirtlich nur darum nock Brot siudeu, weil es an ordentlichen und tüchtigen Leuten fehlt. Merkwürdigerweise snchen sich übrigens die Sydney-Damen zn ihren Spazierfahrten hauptsächlich nnd fast allein die ständigen Straßen der Stadt ans, nnd kein Ort der Welt bietet dock eine solche Abwechselung in reizenden schattigen und stanblosen Wegen für eine Spazierfahrt gerade als Sydney außerhal b der Stadt. Auf der Negiernngsdomaine find vier Miles *) — prachtvoller Weg durch offenen nnd bewaldeten Grund, ein großer Theil desselben ist derScelnft zugänglich-, ferner liegt ein freundlicher Wcg vom Ufer der Bay sieben Miles hin nach dcmöeucbt-thurm am südlichen Eingang des Hafens, wo man eine reizende Anssickt über das tief unten wogende blane Meer hat; und wer das Wilde nnd Oede liebt, findet passende Bahn dafür anf dem Weg nach Votanv-Bay. Noch mehr solcher Orte giebt es nahe bei nnd entfernter von Sydney, und besonders für Fußgänger bietet der botanische Garten einen reizenden Aufenthalt. Wenn aber die Bewohner von Sydney nicht durch Militair-nuisik, oder durch irgend eine andere Festlichkeit dorthin gelockt werden, bringt man sie nicht hinaus. Besonders belebt ist der botanische (Harten übrigens zur Zeit der jährlichen oder halbjährlichen Ausstellung der australischen „Volume mxl Norlicmllural 8/", Viele Tausende von Zuschauern strömeu dann herbei, umFrnchte, Blumen nnd alle mögliche andere, in derColoniegezogene Pflanzen zu betrachten und die uie fehlende Militairmnsik") zn hören. Es ist aber auch ein Lustort der seines Gleichen in der Welt sucht. Unter dem Schatten von Bäumen, die aus allen Theilen der Welt hierher verpflanzt worden sind, breitet sich vor dem Spaziergänger die glatte Oberfläche der wnnderschönen Bay ans. deren Spiegel von zahlreichen Booten ') Miles, englische Meilen, etwa eine halbe Aicgstimde. ") Die vwrtteffliche Militairniüsik i» Svd»n, wivd v^'n einem Deutschen Namens Htiev dnigirt, und die meiste,, Mitalicdcr sind ebe»-falls Dentsche. G. 2. Kap.I Der botanische Garten und die Pflanzenwelt. 19 belebt wird. Dort drüben, von dem grünen freundlichen Nasmufcr empor, erhebt sich der Palast des Honvernenrs, nnd während an der nächsten Landspitze die stattlichen Kriegsschiffe, weiter draußen „im Strom" aber die weniger sorglich aufgetakelten Kauffahrer vor Anker liegen, die letzteren auf günstigen Wind zur Allsfahrt wartend, bilden den Hintergrund die nicht gerade hohen, aber malerisch bewaldeten Hügel des nördlichen Ufers. Gewächse findet man hier wirklich aus jedem Klima beisammen, vom Kap der guten Hoffnung und von Peru, von Japan, Madagascar, England, Südamerika, von den Canaricn und Van Dicmansland, von Hindustan und Neuseeland, und ein Beet trägt oft Pflanzen, die Tausende von Meilen entfernt ihre Muttererde haben. Eiche und Bambus, Weißdorn und Zuckerrohr, die Kiefer und der Pisang berühren sich fast mit ihren Zweigen lind Blattern. Diese botanischen Garten, denn sie bestehen aus mehreren sehr tüchtig und geschmackvoll angelegten Abtheilungen, halte ick, für eine Zierde lind einen Ehreuschiunck von Sydney. Die Opposition der Legislatur von 1649 hat sich übrigens, glücklicherweist vergebens und sehr zu ihrer Schande, damals Mühe gegeben, den Fortbestand derselben unmöglich zn machen, indem sie die nöthige Beisteuer Mt der es überdies mäßig, ja dürftig genug bestellt ist,) verweigerte. Der Hafen von Sydney oder Port Jackson im Allgemeinen, bietet überhaupt einen äußerst freundlichen Allblick, und ist dabei so vollkommen von der Ece abgeschnitten, und dadurch auch gegen alle schädlicheil Stürme geschützt, daß man, wenn nicht dicht am Eingang, wegen all der vorgeschobenen flcinen bewaldeten Landzungen sich in einem Vin-nenscezu befinden glaubt. Man würde den l>il>gang in den Hafen gar nicht bemerken, wenn nicht die gewaltigen Felsen, die wohl hundert Fuß über die anderen Hügel emporragen, das weite Thor verriethen. Die Bänme. Sträucher und Pflanzen, welche dieBay und Nachbar» schast schmücken, kann ich allerdings nickt botanisch beschreiben, doch will ich wenigstens versuchen. dem Leser eine ungefähre Idee davon zu geben. Der Eutalvptus und andere ttwmmibäume der verschiedensten Art bilden allerdings die Hauptbestandteile des „Busches" (wie der Wald in Australien genannt wird». Hier und da findet man aber auch Bäume, die ent- 2' 20 Der botanische Garten nnd die Pflanzenwelt. 12. Kap. fernte Aehnlickkelt mit der europäischen Esche, Lärche, mit Stechpalmen und Myrte haben — die meisten übrigens mit dem unausweichlichen trockenen Gnmlaub versehen. — Unter ihnen gedeiht ein üppiger Wnchs von Farrenkräntern, Flechten nnd blühenden Büschen, die im Herbst nnd Frühling mit den prachtvollsten Blüthen nnd Blnmen wie überschüttet sind, und den Namen wohl rechtfertigen, den, ihnen zu Ehren, Dr. Solander der benachbarten Bay (Botany-Bay) gegeben hat. Dort findet man auch dieEorrca mit starkem Stamm und stachlichen Blättern, aber mit wunderlieblichen hängenden rothen, orange nnd weißen Blüthen bedeckt, der Fuchsia nicht unähnlich, meiner Mcinnng nach aber viel prächtiger als diese. Die einheimische Rose, cine Boronca, hat die rothe Farbe, aber keine andere Aehnlichkcit mit der europäischen Königin der Blumen. Sie ist auch eine der wenigen Vusckblüthen, die einen lieblichen Ocrnch verbreiten, wenigstens von weitem, ganz in der Nähe riecht sie aber wunderbarer-weist etwas nach Fuchs, und so angenehm dies draußen im Feld und Wald dem Jäger in die Nase kommen mag, soviel läßt sich doch dagegen im Boudoir einer Dame einwenden. Die eingeborene Rose ist glaub' ich der Diosma unserer Treibhäuser nahe verwandt, deren Duft ebenfalls vielen Nasen nicht sehr behagen will. Diese Buschblumen, so sthöu sie sich im Strauß ausnchmen, nnd so vortrefflich sie sich, sogar besser anßer als in Waffer, halten, eignen sich nicht zu Damenschmnck, da sie fast durchschnittlich hart nnd dornig sind. Die Südseemyrte oder l.oplokpci-num wächst in hübschen rundlichen Büschen, die mit wcisieu Sternchen überdeckt siud. Auch viele Varietäten der haideblnmenartigen Kpacn8 sind ebenfalls vorhanden, unter ihnen besonders die 8lyp!n',!ia mit der merkwürdigen Eigenschaft einer grünen Blume. Die Baronias schießen ihre schlanken Stiele mitten aus den rauhsten Felsen nnd dornigsten Gewächsen der Sonne entgegen, während ihre wachsähnlicben Blnmcn die herrlichste Farbenabwechselung zwischen hochroth und weiß zeigen. All diese Büsche sind immer grün, nnd zwischen ihnen hindurch winden sicb einige der reizendsten Schlinggewächse, die man sich denken kann. Die hübscheste darnntcr ist die Knui^a. Von dieser giebt es auch eine 2. Kap.) Der botanische Marten und die Pflanzenwelt. 21 weiße Varietät, deren Blüthen so klein sind, daß man ein Mikroskop nöthig hat, um ihre einzelnen Schönheiten zu erkennen. Hier darf ich aber die sogenannte „Flaschen-Bürste", eine der charakteristischsten Vuschpftanzcn nicht vergessen. Sie hat ranhe, gedrehte Zweige, und ein Blatt das jenem der Stechpalme ahnlich ist. Sir Joseph Banks gab ihr den botanischen Namen L»,nli8'la, — den andern gab ihr vielleicht sein Haushofmeister. Die aufrecktstehenden konischen Blüthen, mit denen dieser eigenthümlicke Busck überstreut ist, gleichen in der That jenem nützlichen Instrument, nach denen sie benannt worden sind. Bei voller Blüthe sehen die tieforangefarbenen Blumen vortrefflick aus, im Winter aber, wenn die braunen haarigen ätegel nock immer an der Pflanze hängen, geben sie dem Busch ein wildes, wunderliches An-sehen. In den Sümpfen findet man eine kleinere nock hübschere Vanksia mit tiesrothcn Blüthen. In weichem Grunde wachsen viele insähnlichc Zwiebelpflanzen, und in dem niedern Lande des Botaiwbusckcs fand ick cine orange- und tiefrothe Blume, deren Form dem Fingerhut ahnlich, aber so hart nnd hornig ist, daß sie, wenn man sie schüttelt, fast einen metallartigcn Ton geben. Necht gut könnten das stlfenglocken sein, die jene kleinen duftigen Geschöpfe zu ihrer Mahlzeit von Nektar und Ambrosia riefen. Aber leider giebt es deren in Australien nicht, das Leben dort ist zu materiell und hausbacken, um der Phantasie oder selbst dem Aberglauben auch nur den mindesten Stoff zu liefern. Der größte Schmuck des australischen Waldes bleibt jedoch die Acacie, von der es verschiedene Varietäten giebt. Im Herbst sehen diese Bäume wirklich aus, als ob ein Goldregen auf ihre Zweige niedergefallen wäre, und unter ihrer Blüthenlast senken sie dieselben bis znr l^rde nieder. Einige dieser Arten haben dabei einen wundervollen Duft, der jenem der Mandelblüthe ähnlich ist. Die Rinde wird allgemein zum Gerben gebraucht. Sowie die australischen Blumen, trotz ihrer Schönheit, größtentheils geruchlos sind, so haben die mit dem wundervollsten Gefieder gedeckten Vögel nur meist ranhe Töne in den Kehlen. M giebt allerdings einige liebliche kleine Sänger unter ihnen, aber diese sind zu zählen. So rcundlich der Weg hinaus nach dem Lenchtthurm, mit der rei- <)I Die Umgegend der Botany'Vay. ^2. Kap. zenden Bay zurLillken ist, so wild und öde sieht dagegen die Strecke aus, die man zurücklegen muß, um uach Botany-Bay hinauszukommen. An dem Nordufer der Bay stehcu jedoch zwei recht gute Hotels, cms nach Sir I. Banks, das andere nach Capitam Cook genannt. Es giebt in der That kaum etwas Oedercs, als diese Strecke Land zwischen Port Jackson uud Botany-Bay. Dürr und trostlos liegt niederes, struppiges Gebüsch, und drahtartiges Gras auf kleinen knolligen Erd-wulstcn, zwischen denen der weiße unfruchtbare Sand überall hervorschaut, und gäbe nicht die Jahreszeit der Puscbblüthen dem Ort eiu etwas freundlicheres Ausseheu, nie im Lcbcu hatte er dm Namen Botany verdient. Selbst der Name trägt böse schmerzliche (srinncrnngcn für die Colonic; Or. Lang hat ganz recht mit seinem Vorschlag, die so unverdientermaßen gebrandmarkte Bay umzutaufen und Bauks land oder irgendwie anders zu neuucn. Die Bay liegt, den dürren Boden abgerechnet, gauz vorthcilhaft, uud beiden wcuigcn Häfen die Australien eigentlich hat, wäre sie gewiß Hon lange, trotz aller anderen Hindernisse benutzt und angebaut worden — aber der Name! Welcher Gutsbesitzer möchte sich dort drüben ansiedeln, welcher Gentleman sich ein Lusthaus dort bauen, uud seine Briefe dann nach „Botany-Bay" adressirt haben? Jene dürre Wüste, die zwischen dieser Bay und Sydney liegt, cnt-balt aber trotzdem den größten Eckatz, ja man könnte sagen das Lebe u s b l u t v o n Svd n e y. Diese Stadt wäre nämlich, da sich der Fels, auf den sie gebaut ist, nur sehr schlecht zum Brunnengraben eignet, und da Zisternen fehlen, um den eben nickt häufigen Negcn zu sammeln, wirklich in größter Verlegenheit um Wasser, wcnu der iu der Nähe liegende „Lachlansumpf" sie nicht reichlich damit versorgte. Dieser sogenannte Sumpf gleicht einem riesigen Schwamm in der Mitte einer Sandwüstc, uud gießt sein Waffer langsam und schläfrig uach Botany-Bay hinein. Von dort aber ist auf sehr geschickte Weise ein zwei Meilen langer Tuuncl gegraben worden, um das kostbare Wasser aufzufangen und nach Sydney weiter zn führen, wo es die „Korporation" den Hauscigenthümern, ich glaube für zweitausend Pf. St. jährlich, überläßt. Vor einigen Jahren erfaßte die Bewohner von Sydney übrigens ein panischer Schrecken, als das Wasser von dorther schwächer wurde. Man ^. Kap.) Ein Btauborla». , 23 dachte zuerst an die Möglichkeit. daß es einmal ganz ausbleiben könne, und that jetzt, was man langst hätte thun solle». man umzäunte den wcrthvollcn Platz, mn das Vieh zu verhindern, daß es die Quellen nicht zerstampfe-, man dämmte ihn ein, und grub Zugänge von den benachbarten Hügelü. Außerdem wurden auch noch Ingenieure zu Rathe gezogen, um die Kosten zu bcreclmen für einen (lanal von dem fünfuuddreisiig Meilen entfernten Nepeanfluß her; dieser Plan wird jedenfalls einmal zur Ausführung kommen. Von jener Straße nach dem Leucbtthurm hin, von der man überall reizende Aussichten nacl, Stadt und Ban hat. sal, ich zuerst die Wirl'nng eines australischen hcisicn Windes und Stauborkaucs, eines sogenannten !>ri(^ili(!>,!<-!-. An dem Morgen selber hatten wir eine furchtbare Hitze und der Himmel, obgleich wottenfrei, zeigte sich doch nicht rein. Das Thermometer stieg zn 102 " im Schatten, (i^gen Nachmittag legte sich der Wind und die Luft wurde todtcnstill und schwül. Ich ließ mir mein Pferd bringen, um auszureiten und in der Nähe der See vielleicht freier Athem schöpfen zn können; unterwegs aber, als ich einmal nach der Stadt zurückschallte, fand ich zn meinem b'rstannen, daß sie in einer Wolke von rothem und weißem Staub total verschwunden war. Im wilden Sturm kam diese Wolke heran, noch war um mich her Alles todtenstill, kein Blättchen regte sich, die Ban lag wie ein Spiegel da; — jetzt kam es näher ich hörte dos Brausen und Donnern des gewaltigen Sturmes, und im Nu peitschte er die glatte Oberfläche derBav, anf der die kleineren Boote in wilder gluckt ihre Nettling suchten, zu weißem Schaum. Auf den Straßen wirbelte der Staub zu dicken rollenden Säulen empor. die hohen schlanken Bäume neigten ihre Wipfel vor der l^ewalt, und es war fast, als ob der ganze vor mir liegende Busch nacb mir herausdränge. Zu gleicber Zeit wehte mich eine (^Inth wie aus einem Schmelzofen an, daß es mir fast den Athem versetzte, und den unerträglichen Staub fühlte ich in den Angeil und zwischen den Zähnen. Während dieses Stauborkanes sammelte sicb eine dichte Wolkenwand am südlichen Horizont, der Donner rollte nnd einzelne Blitze pickten dazwischen hindurch. Dann aber folgte bald eiu furchtbarer Guß vou Regen und Hagel, den ein, gegen die frühere Muth um so schroffer abstechender, schneidend kalter Wind begleitete. 24 Uebelstände eines Stauborlaus. A z^y. Aber auch das dauerte nicht, lange, und gegen Abend sielen die schrägen Sonnenstrahlen wieder voll und golden anf die schattigen Hü-gclsvitzen , auf die breiten Wipfel der Gumbäume und die naßglänzenden Flächen der Felsen. Nach diesem ebcnerwähnten heißen Winde fiel das Thermometer plötzlich von 102 " zu 53 ", und doch habe ich später noch stärkere Variationen beobachtet. ssincr dcr größten Uebelstände bei einem solchen Wind- nnd Stauborkan sind übrigens die Dienstmädchen, die nnr l'ci dem geringsten Anzeichen desselben, und wenn die Luft eben so schwül wird, daß man sich um alles in der Welt nur nach etwas Zug und Kühlung sehnt, wie verabredet, sämmtlich an alle Thüren und Fenster stürzen, und jede Ocffnnng, die das Hans bietet, hermetisch verschließen. Das Thermometer im Zimmer zeigt 86" und die draußen vorbciströmendc Luft vielleicht noch 36 " weniger, ist man aber gesonnen, auch uur die mindeste Rücksicht auf seine Meublcn, Bücher, Teppiche, Gardinen lc. zu nehmen, so muß man sich der Maßregel allerdings fügen, denn selbst wie es ist, und mit ftstgeschlosse-ncn Thüren uud Fenstern findet der feine Stanb dennoch dnrch Nitzen und Spalten nnd Schlüssellöcher seinen Weg ins Innere, nnd überzieht das ganze Hans mit einer dünnen uubchaglicken Kruste. Aber auch für dcu Menschen sind diese heißen Winde gefährlich, da sie gar nicht so selten schmerzhafte Angenentzündnngen, ja sogar, wenn auch nur in einzelnen Fällen, zeitweilige Blindheit hervorrufen. Drittes Kapitel. Dle Deportute». - Laufbahn des Sträflings. — Eine Stlirzperiode Anstralicns. — Die .^scllschaftliclie Slclluna der Dcvorlirte». — Dle Strafanstalt auf C>xatoo. Daß Sydney die gemischteste nnd in kleine Parteien abgeschnittene und getheilte Gesellschaft hat, läßt sich denken. Das aber haben andere Städte dcr Colonien sowohl wie des Mutterlandes auch. Nnr eine Eigenthümlichkeit findet sich hier, die alle anderen entbehren, nnd das ist die Beimischung der durch die Deportation eingeführten Mitglieder. 3. Kap.1 Die gesellschaftliche Stellung del Dcporlirten. 25 Ein hier eintreffender Fremder fühlt sich im Anfang gewöhnlich nicht ganz sicher über den Cinflusi, dm jene emancivirten, oft sehr wohlhabenden Kolonisten im Lauf der Zeit lind durch ibren gebesserten Charakter auf die ganze Gesellschaft ausüben mögen. Cs scheint fast unmöglich, daß diese Masse von Menscben, in deren eigentlicher Mitte man wohnt, einen eigeneu Kreis für sich selber bilden könne, da sie doch vollständig zur Aristokratie des Landes gehört, manche der hübschesten Häuser iu der Stadt nnd den Vorstädten, Waarcnhäuser, Banquierbänser, Sckiffe, ungeheure Strecken Laudcs, Hecrdcn :c. besitzt nnd in politischer Hinsicht gleich init allen anderen steht, llnd dennoch ist es der Fall. Cs existirt wirklich eine, wenn auch unsichtbare, docb bestimmte nwraliscbe (Grenzlinie, die sie unter feiner Bedingung überschreiten können. Die Unverschämten nnd Zudringlichen unter ihnen—und deren giebt es wenige — werden gewaltsam zurückgestoßen, die Vescbeidenen und von sich selbst Zurückhaltenden nicht crmuthigt. Ihr Platz in der (Gesellschaft ist fest und bestimmt vorgezcichuct. Sie haben vielleicht in jeder Hinsicht ihr begangenes Vergehen gebüsit, was es aucb gewesen sei, und wenn es aucb niemals in der Kolonie bekannt geworden ist; sie gehören auch in jeder andern Hinsicht der „allgemeinen Hecrde" an, aber nichtsdestoweniger sind sie die „schwarzen Schaafc" derselben. Man begegnet ihnen freundlich nnd achtungsvoll, und iu kanfmänniscbcn oder anderen (Geschäften werden sie von den Kauf- und Geschäftsleuten auf vollkommen gleichem Fnße behandelt aber — damit hat die Sache auch ihr Ende. Ist das Geschäft abgeschlossen, so tritt jede Partei wieder in die ihr gebührende Scbrankc zurück. Der gcsundcTinn der Engländer hat dieses Verhältniß anscbcincud ganz aus sich selbst heraus und ohne die geringste Schwierigkeit festgestellt. Kein unnöthigcr Stolz auf der einen Seite, kein nutzloser Widerstand auf der andern, nnd die Scbrankc ist vollkommen, die (Grenze fest nnd sicher abgesteckt. Die „bedingte" oder „freie" Lossprcchung dieses uuglücklichen Theils der Gesellschaft vou Seiten der Negicrung, hat ihnen also freien Zutritt nnd Verkehr im Gcscl'äftslebcu gesichert, aber sie dürfen nicht aus dem Comptoir in das Wohnzimmer der Besseren treten. Während ich dies schreibe, rollt vor meinem Fenster ein allbekanntes Individuum dieser Classe in einen, höchst eleganten Cabriolet mit einem Paar prächtiger Pferde in platirtem Geschirr vorüber, nnd Kutscher 2ß Nücksichtsnahme ^c^cn die Dcportirten. s3. Kap. und Diener in Livree und betreßten Hüten fehlen auch nicht. Der Anblick eines solcben reichen Er,dcportirten in solcher Equipage ist selbst dem Wohlhabenden kein angcncbmer Anblick, und es läsit sich denken, welch peinlichen Findruck er auf dcn A rmen hervorbringt, dessen Leben noch durch keine Tcdnld mit Makel bedeckt ist, und der trotzdem mit sanrcm Schweiß für sich und die Seinen mühselig seinen Lebensunterhalt vcrdic-ilen muß. Uud doch ist das ein Anblick, den er jeden Tag in Sydney bat. Der arme lind ehrliche Arbeiter muß im wabren Sinne des Worts den Staub kanen, der von den Wagenradern des gebrandmarktcn Verbrechers aufgeworfen wird. W würde dabei für ein allgemeines Gerechtigkeitsgefühl vielleicht lange nicht so beleidigend sei», wenn diese bellte, nach ausgehaltener Strafe und crfolgtcr Besserung durch gleist und Allsdauer allein sich ihr Vermögen erworben hätten. Der Reichthum der meisten dieser „old Ii:msl5" wurde aber auf sehr verschiedene Weise uud fast stets d»reh Monopole zusammengerafft, die sie noch während ihrer Strafzeit, oder besser gesagt Verbannung, genoffm. Die Gelegenheit, in solcher Weise Geld zu verdienen, bot sich ihnen nämlich nur dann, wenn ihre Strafzeit durch ein „li^ko!, «>l Knvo" das heißt eine Art Urlaubsschein, oder bei dem Ucbmvcisen in Privatdicnst, wenn auch nicht aufgehoben, doch susvendirt wurde. Menschen, die nie einen Fehltritt begangen haben, können sieh dabei nicht besser benehmen, als sich ein sehr großer Theil dieser frühern Sträflinge sowohl während dieser Urlaubszeit wie nachher benommen hat, soviel muß man ihnen jedenfalls zugestehen, und in solcken Fällen hat es die G cscllscha ft auch stets anerkannt. Wenn der frühere Sträfling später auch noch manchmal durch ein zufälliges Wort oder eine Anspielung gekränkt wurde, oder sich getroffen fühlte, so vermeiden es doch seine Mitbürger beinabc ängstlich, ihn absichtlich das „früher Geschehene" fühlen zu lassen. Die Rücksicht, die man dabei auf diese Leute nimmt, grenzt in der That an Delicatcsse. <>'in Sträfling wird in dcn (solonien fast nie mit seinem Namen ,^onvior° genannt — er ist stets ein „Krongc-fangener", ein „okl Ii^ncl" (alter Arbeiter) oder „Negierungsmann", oder es beißt auch er ist „berausgeschickt". Diese Rücksicht wird aber hauptsächlich, wie man sich wohl denken kann, nicl't der Sträflinge selber, als mehr ihrer vollkommen unschuldigen Abkömmlinge wegen genommen, die allein 3, Kav^ Das Ueberweisen von Dn'lMirttu. 27 schon genug an dm Sünden ihrer (,edcvattcmcnts von Sydney, berichtet, daß von diesen 60.000 Gesa»gene n icht 6U.000 Kachlet« Vtel-«ustralien. 3 Jg. Cacatoo-Eiland. ^. Kar. theil bevölkert, cultivirt lind mit in den europäischen Staatenverband ein» geführt wurde. DieEacatoo Insel bildet ein Dreieck, und ist etwa zweihun» dertachtzig Uards (die Uard drei englische Fuß) breit und vierhundert Yards lang. Sie enthält gegenwärtig noch etwa 300 Sträflinge, welche entweder für ihre in den Kolonien verübten Verbrechen hier gcfangenge-halten werden, theils „expire" von Norfolk-Mand sind. Viele von diesen sind durchans unverbesserliche Bursche, die schon zwei- und dreimal devortirt waren. Caeatoo ist sonach gewissermaßen die hohe Schule der Verbrechen in Australien, ihr gegenüber sind Neu-Südwales undVan-Dicmensland nur als Gymnasien zu betrachteil. Die Gefangenen werden dort in verschiedener Weise beschäftigt. Einige muffen Steinblöcke zulMen und ein festes Werft bauen, auf dem einige wenige Schildwachen das ganze Ufer übersebcn können; andere arbeiten an einem ordentlichen Trockendock; an dem es seither in Australien gefehlt. Dieses Etablissement ist vortrefflich für seinen Zweck geeignet. Nichtsdestoweniger machten doch selbst zu meiner Zeit mehrere Gefangene einen Versuch, sich zn befreien. So sprang ssiner dieser Unglücklichen, schwer mit Ketten beladen, in den Fluß und hatte, als vorzüglicher Schwimmer, schon etwa hundert Schritte weit im Strome zurückgelegt, ehe ihn die Schildwache bemerkte. Sie rief ihm zn, er solle umkehren, und als er dem Befehle nicht Folge leistete, gab sie Feuer. Er sank augenblicklich, und nicht einmal sein Leichnam ist wieder aufgefunden worden. Uebrigens halten sich gerade in iener Gegend viele Haisische auf, um die Ab» würfe aus den Schlachthäusern in Empfang zn nehmen, und sie dienen ebenfalls als vortreffliche Wachen. Eine große Merkwürdigkeit auf Cacatoo-Eiland sind die SiloS — gewaltige Aushöhlungen im trockenen Felsen, in Flaschenform, fünf» zehn oder zwanzig Fnsi tief und zehn Fnß breit, mit einer engen Ocffmmg, die oben dicht verschlossen werden kann. Sie sollten mit Getreide ange- lunssen im Leben einnehmen nnd sich ihr Brot auf ehrliche Art verdie. ncn. Von den nbnssen sind die meisten mit Tube al'qc.ianqen. oder haben die Colonicu wieder verlassen, nnd nur »och 370 von der ganzen Zahl hatten im Inni 1850 Strafe zu verbüßen 4. Kap.1 Die ersten Entdecker Australiens. 35 füllt werden. und in Zelt der Noth dazu dienen, Brotmangel von den ssolonien fernznhaltcn. Die englische Negierung gab aber die Benutzung derselben, wahrscheinlich im Interesse der Ackerbauenden, nicht zu. Viertes Kapitel. Anlegung von Südncl) durch Lavitcnu PbiNip. — Vessinn der Deportation. — Aufbli'chcn und Wack^thum der Culonie. Was Nen-Tüdwales betrifft, so ist es vielleicht noch nicbt allgemein bekannt, daß der große Inselcontinent von Ncuholland, den das angcl» sächsische (Geschlecht erst scit so kurzer Zeit in Besih genommen, geologisch älter ist als l5uropa. Wewisse Erdschichten fehlen in derBodcnformatiou Australiens, und liefern den Gelehrten Beweis genug dafür, daß die Sonne in Australien auf- uud unterging, während Altengland noch unter den Wellen ruhte, die es jetzt beherrscht. Dieser Gegenstand liegt uiir aber so fern. und ich bin so wenig im Staude selbstständig darüber zu nrthei» lcn, dasi ich es lieber wie der Fuchs in der Fabel machen und ihu als „zu trocken" bei Eeite lassen will. So springen wir denn mitsammen gleich zu dem Jahr 1609 über. Der Spanier Dc Quiros war, so viel wir wissen, der erste weisie Mann, wclä'er Australien besuchte. Dir? Hartog (wahrscheinlich der Vorfahr von Tir Walter Eeotts Held) von Am-sterdam, war der zweite. ImIahre 1644 untersuchte der holländische Seemann Abel Tasman die Küste und gab dem Lande den Namen N eu h o l l a n d. Im Jahre 1777 nannte es mit demselben Recht der Walliser (5ook, indem er die englische Flagge am Kestade aufpflanzte, Neu-Südwal es. Beide Namen sind beibehalten worden: der erstere als allgemeine Benennung, der zweite für die erste hier gegrüudeteColouie. Doch bedient , mau sich mm allgemein des Namens Australien, um diesen Iuselcon« tinent und dessen Zubehör zu bezeichnen. Die britischen (solouicn in Australieu verdanken ihren Ursprung ge» wissermaßen den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Nachdem diese sich vom Mutterland? losgerissen hatten, war England gezwungen sich nach einer andern l^ckc umzusehen, in die es seine unartigen Kiuder hm» 3* Iß Ursprung der britischen Colomcu in Anstralini. ft. Kav. einstecken konnte. Botany-Bav, von vr.Solander, Capitain Cooks Nei>> gesährten, so geilannt, wurde dazn bestimmt. „Die Hauptursachen/' schreibt l)r. Lang, „welche der englischen Ne< giernng in der Bildung dieser Colonie vorschwebten, waren erstlich: das Mutterland von jener Menge von Verbrechern und Sträflingen zu be» freien, die seine Gefängnisse und Correctionshäuser überfüllte, dann zweitens: für diese einen paffenden und sicheren Platz zu haben, wo sie ihre Strafe abbüßen und sich bessern konnten; drittens: aus diesem Ma< terial eine englische Colonie zu bilden, indem die gebesserten Eträflingc, ebenso wie freiwillig hinübergezogene Auswanderer, doch wohl bewogen werden konnten, jenes Land z» ihrer künftigen Heimat zu machen und die Ländereien nach und nach anzubauen. Im März 1787 segelte also die erste Flotte — elf Fahrzeuge unter dem Befehl des Flottencapitains Phillip auf Tr. Maj. Schiff Sirius, mit 565 männlichen und 192 weiblichen Gefangenen hinüber. Dabei befand sich eine Wache von Marinesoldaten, sodaß im Ganzen 1030 Seelen an Bord dieser kleinen Flotte waren. Nach einer achtmonatlichen Reise erreichten sie glücklich Botany-Bay. Die Ttcllc war aber sandig, sumpfig und schlecht bewässert; der Hafen war seicht und keineswegs völlig gegen Stürme geschützt. Auch zeigten sich die Eingeborenen feindselig. Capitain Phillip suchte jetzt weiter nördlich einen geeigneten Platz und lief in ein anderes Fahrwasser, etwa zehn Meilen von Botany-Bay entfernt, ein, das damals anf der von b'avitain Cook cntwvrfenen Karte als ein für Boote geeigneter Haftn angegeben war. Man hatte esPortI ack-son genannt, uach dem Matrosen, der zuerst dcffeu Einfahrt entdeckte. Cook hatte diesen prachtvollen Hafen gar nicht uutersuckt, nur die (Umfahrt im Vorbeifahren gesehen. und dieö in seinem Journal als „muth-maßlich guten Ankerplatz" bemerkt. Capitain Phillip, erstaunt uud erfreut über den wundervollen Hafen den er hier gefunden, brachte seine Flotte augenblicklich von Botaiw-Bau herüber, und ankerte am 26. Januar 1788 in Sydney Cove. Von dem Tag an begann die Deportation nach Neu-Tüdwalcs, und endete mit dem20. August 1840. DcrStrafort ist jetzt noch anfVan-Diemens-land und die dazu gehörige Norfolkinstl beschränkt. Nach Cacatoo-Viland kommen nur die Sträflinge von Neu-Südwales. 4. Kap.I Frühester Zustand der jungen Colonle. 37 ' Im Mai desselben Jahres bestand die Gcsammtzahl sämmtlicher eß-und nutzbaren Hausthiere der jungen Colonie in zwei Stieren, fünf Kühen, einem Hengste, drei Stuten, drei Füllen, neunnndzwanzig Schafen, neunzehn Ziegen, vieruudsiebzig Schn'eincn, fünf Kaninchen, achtzehn Truthühnern, ncnnundzwanzig Gänsen, fünfllnddrcißig Enten nnd zwei« hundertundzchn Hübneru. Im folgenden Monat verloren sick aus der Ansiedlung die beiden Stiere und vier itühe, und was man damals als das größte Unglück ausab, erwies sich bald als ein fchr glücklicher Um< stand, dcuu diese Thiere, von ihrem Instinet geführt, zogen ins innere Land durch die dürren, unfruchtbaren Flächen hm, welche um Sydney herlagen, bis sie an den Ufern des Hawtesbnry, etwa vierzig Meilen von der Ansiedlung, gnteö Futter fanden. Hier vermehrten sie sich rasch; ge« gen die (iinssel'ornen waren sie durch ihre fremdartige (Erscheinung, ihr trotziges Aussehen, die scharfen Hörner und ihr mächtiges Gebrüll geschützt. Erst sieben Jahr später hörte Gouverneur Hunter von „wildem Vieh/' das sich dort aufhalten sollte, ging über den Nepeanftnsi, und cutdeckte eine Hcerdc von vierzig Stück die in einer grasreichcn und gut bewässerten Gegend weidete. So wild waren übrigens die Thiere, daß nur mit großer Mühe ein paar davon erlegt werden konnten. Der erste Gouverneur hatte seine große Noth mit der jungen Eo-lonie. Die Lebensmittel gingen aus, der Boden gab äußerst dürftigen Ertrag, und es wurden mehr Sträflinge hinüdcrgcschafft, als unter solchen Umständen erwünscht sein konnte. Er schickte also den Sirius mit einer Abtheilung von Gefangenen nach derNorfolkinsel, um von derselben Besitz zu nehmen. Das Schiff strandete und die Lebensmittel gingen verloren. Die Leute lebten bis zur Erntezeit damals fast allein von dem so-nanntcn Hammelvogcl, einer thranigen Möve, die dort in Menge vorkommt. Die Sydneysträflingc empörten sich indes, und viele entkamen in den Busch. Zwanzig von ihnen wollten zu Land (!) nach China entkommen (1791); die wenigen welche mit dem Leben davonkamen, wurden halbverhungert nach der Ansiedlung zurückgebracht. Die Eingeborenen zeigten sich feindlich gesinnt, derGonverncur selbst wurde gefährlich von ihnen verwundet. Nahrnngsmittcl mußten zuletzt von Batavia nnd dem ssap der guten Hoffnung hcrübergeschafft werden. Glücklicherweise waren Botany-Bay und Port Jackson sehr fischreich, und Ig DaS UeberweisnngSsyslem der Ftrafaibeiter. ft. Kav. die Gefangenen konnten mit Fischen gesättigt werden. Nach und nach brach sich der Ackerbau etwas Bahn. Einigen freien Ansiedlern und freigegebenen Sträflingen wnrde Land zugewiesen. Viele Marincsoldatcn entschlossen sich ebenfalls als Kolonisten im Lande zu bleiben. Diese ersten Ansiedler ließen sick am Paramattafluß etwa zwanzig Meilen von Sydney, unter dm „Prospcctbcrgcu" nieder. Man versah sie nicht allein mit Nahrungsmitteln und Kleidern auf achtzehn Monate, den nöthigen Geräthschaften nud mit Handwerkszeug, Samenkorn, Vieh 2c., sondern überließ ihneu auch noch zur Arbeit so viele Gefangene als sie mit Lcbcnö-mitteln und Kleidung zu versorgen möglicherweise im Stande waren. Solcher Art entstand das in vieler Hinsicht segensreiche „lteber-weisnngssystem der Strafarbciter." Segensreich, wäre es nicht so leicht zu misbranchen gewesen, und so arg misbraucht worden. Uebri-gens befreite es den Staatsschal) von der Erhaltung einer großen Zahl von Gefangenen, trennte diese von einander, uud brachte solche, die sich gut betragen hatten, mit ordentlichen nnd anständigen Familien zusammen. Auch für die Eolonisten sdic ja gar keine anderen Arbeiter bekommen konnten) war diese Arbeitshilfe ein wahrer Segen so lange die Zuweisung uicht auf alles mögliche Gcsindcl unter den Sträflingen aus- — und darans entstand der Misb ranch. Die jnngc Colonie hatte außerdem uoch gegen Naturschrccknissc anzukämpfen, von denen eine spätere Zeit befreit geblieben ist. Schon im ersten Jahre erschütterte ein Erdbeben den Boden, aus dem Schwefel-dämpse aufstiegen; andere folgten 1801 nnd 1806. Furchtbare Hagelschauer, oder vielmehr Schauer vonEisstückcn, die bis sechs und acht Zoll im Durchmesser hielten, tödtctcn das Vieh nnd Geflügel und zerstörten die Ernte. Gewaltige Orkane und ein Steigen der See suchten die Nor-folkinsel heim. Ebenso überschwemmte der Hawkcsburyfluß mehrmals sciue Ufer, und zwar in den Jahren 1806 uud 1308 so stark, daß er furchtbare Verwüstungen anrichtete, und cine Hnngersnoth über das Land brachte. Im Jahre 1806stieg der Flnß siebzig Fnß über seinen gewöhnlichen Stand. Die Caserncn wnrdcn vom Blitz getroffen, Menschen und Vieh vom Sturme getödtet, kurz, es kam Alles zusammen, um die Colonisten fast zur Verzweiflung zu treiben. 4, Kcn'.j Die Herrschaft des Rums. 39 Der schlimmste Fluch, dm all dieses Unglück aber noch außerdem herbeigeführt, war die Herrschaft die der Rum cmf dieBevölkerung auszuüben anfing. In (5rmangelung warm Geldes wurde Rum der Haupt, tauschartitcl der Colonie. Negieruugsbeamte, Ansiedler, Soldaten» freigegebene Sträflinge und Sträflinge selber, betrieben das schmuzige aber einträgliche Geschäft, und Rum wurde zur Achse, nm die sich die ganze Colonie zu drehen begann. C'rlaubnißscheine, den Nnm im ssinzclnen z» verünifen (I^oil^s/ wurden der danialigcn „Elite" der Gesellschaft gegeben, und während die so begünstigten Herren ihren Bcrufsgeschäftcn nachginge», hatten ihnen zugewiesene Sträflinge (oft Frauen) Kasse und Rum unter dm Händen. So sehr fehlte cö damals zu gleicher Zeit an ehrbaren Frauen lind so war die allgemeine Moralität gesunken, daß zwei Drittel der im Jahre 1806 geborenen Kinder uneheliche waren. Dieser elende Krämergeist, den die früheren Gouverneure mit Necht eine „niedere und des Soldaten unwürdige Beschäftigung" nannten, erregte sogar eine Militairverschwö'rung in der ssolonie. Der Unfug mit , dem Rum hatte nämlich so überhandgenommen, daß lxapitaiu Bligh, der berühmte Commandeur des Bounty, als ihm die Gouverneurstelle übertragen wurde, endlich den Entschluß faßte wirksam einzugreifen. Seine ersten Streife dagegen wurden auch gleich lints und rccbts geführt, gegen luvil und Militair und zwar gegen einen dort ansässigen Kaufmann und den Hanvtmann eines Nm-Südwales Corps, denen Apparate zum Brantweinbrcnnen von ihren Londoner Agenten geschickt waren. DcnHafmgeschcu nach dnrften dieselben nicht eingeführt werden, und beide Männer wurden vor Gericht geladen. Sie weigerten sich zu erscheinen, Bligh ließ sie verhafteil, aber das Militair befreite sie nicht nur, sondern beschloß auch aus eigner Mackt den Gouverneur zu beseiti-geu und den damaligen Commandanten an seine Stelle zu schcn. Diese Gcwaltmaßrcgcl wurde obue Zögern anogeführt. Um Sieben Uhr desselben Abendcs versammelte sich das Regiment und marschirte mit aufgesteckten Bayonueten, fliegenden Fahnen und klingendem Spiele »lach dem Gouverimnentsgebäude, wo die Wache sich anschloß. Als sie übrigens die Vorhalle betraten, wurde ihrem wcitern Vorrücken, für emen Augenblick wenigstens, durch die unerschrockene Tochter Sr. Excellenz, da- 40 Folgen der NllM'Emeute. ^ Kap. mals eine junge, schölle Witwe, ein Halt geboten. Freilich nicht lauge, der Sonnenschirm (Parasol), den sie, wie die Sage geht, zu ihres Vaters Vertheidigung geschwungen, zeigte sich als eine nicht genügende pai-^ol. äat, denn die Leute drängten an ibr vorbei und arretirten den Gouverneur, als er gerade einige Schriftstücke vernichtete. Der Commandant wurde zum Gouverneur ausgerufen, und der Abgesetzte in die Caserne eingeschlossen. Später gestattete man ihm den Befehl des königlichen Schiffes Porpoise zn übernehmen, um damit nach England zurückzukehren. Im December 1809 landete Oberst Macqnaric in Sydney, setzte Capitain Bligh auf vierundzwanzig Stunden wieder in seine Würde ein, um das beleidigte Gesetz aufrechtzuerhalten, und leistete den Cid als dessen Nachfolger. Die Absetzung des vorigen Gouverneurs wurde dabei ein „meuterischer Unfug" genannt, und der Major (der indessen Oberstlieute« nant geworden), arrctirt und nach Cuglaud geschickt, wo ihn im Mai 1811 ein Kriegsgericht cassirte. Cbcnso löste man das Ncn-Süd-wales Corps ab, und brachte dafür das 73. Regiment dorthin, dessen tapferer Oberst, in poctischer Würdiguilg ihrer Verdienste, die reizende und muthige Tochter des früheren Gouverneurs ehelichte. Folgende Notizen aus jener Zeit, die ich in einem alten Register fand, geben dem Leser wohl einen bessern Einblick in die Verhältnisse jener Zeit, als lange Auseinandersetzungen. 1807. Auetionen an den „Grünen Hügeln" nächsten Sonnabend. Vier vortreffliche Schimmel mit Cabriolet und Geschirr. Zahluug dafür in Waizen, Mais oder Schweinefleisch zu Negierungspreis, oder in Kupfergeld. 1810 Marktbericht. Hammelfleisch, Rindfleisch uud Schweinefleisch 1 8k. 6 6. pr. Pfund. Weizen 1 Pfd. Et. 6 8li. 4 d. pr. Bushel (etwa 60 Pfnnd). Mais 6 8!,. Kartoffeln 17 ^. 6 e Vevölkenmg lwn '.>il'» - ^ndwalei«. ^. Kap. gezogene Wolle. Diese begriffen, wie vortheilhaft es für Gvoßbritan' nicn sein würde, weiui Australien Wolle in großen Quantitäten liefern könne; die Kolonie konnte dann der spanischen und sächsischen Wolle eine gefährliche l^murrcnz eröffnen. Tie suchten deshalb Herrn Mac 'Arthur möglichst in seinem Unternehmen zu fordern. Derselbe erhielt eine große Strecke Landes, die sich für seine Versuche eignete, und eine Anzahl Sträflinge als Schäfer nnd Arbeiter zugctbeilt. Anfangs wollte der Vcrsuck nicht recht glücken, dnrcb Ausdauer brachte Mac Arthur es aber endlich dahin, daß die Schafzucht zuletzt der Hauptbetrieb des ganzen Landes wnrde. Die Colonie hatte manclie scbwcre Krisen zu bestehen, welche znm Theil durch das rasche Steigen der Viehprcisc hervorgerufen wurden. Der wilde, schon früher erwähnte Spcculationsgcist griff überall um sich, die Colonistcn besaßen plötzlich, allerdings nur eingebildete, Reichthümer nnd das Resultat war Bankerott. Die damalige Noth mag aber eine heilsame Warnung für andere jnnge Kolonien seien, einem zu raschen Steigen nie zu tränen, nie dadnrch übermütbig und leichtsinnig zu werden, sondern das Hauptaugenmerk darauf richten, wenn anch langsam, doch immer sich er vorwärts zu rücken. In den drei Jahren 1842—1844, nur etwa 162,000 Seelen zählte, kamen 1638 Fälle von Wntcrsequcstrationen vor, und die auf ihnen lastende Gcsammtschnld betrug drei nnd eine halbe Million Pfund Sterling. (5m (Gouverneur ging von dem (Grundsätze aus, daß fortgesetzt gutes und rechtliches Betragen von Seiten der Sträflinge, diesen auch wieder den gesellschaftlichen Rang öffnen muffe, den sie früher eingenommen. Er beförderte solche Leute zu wichtigen Posten und öffnete ihnen sein Hans. Das that der „freien Einwanderung" Schaden. Sein Nachfolger hielt dagegen die „Vmancipisten" wie diese Art Leute genannt wurden, entfernt, und protegirte besonders die (Einwanderung freier unbescholtener Leute. Die Folge davou blieb uicht aus, und eine bittere Feindschaft entstand zwischen beiden Parteien, die dann ein dritter Gouverneur wieder beschwichtigen mußte. Die Zahlung von 1833 er-gicbt folgende Ziffern. Freie Männer 22.798 Männliche Sttäslin^e 2l,845 Ficie Frauen «3,453 Weibliche Sträflinge 2.698 36,251 24.543 Im Ganzen «0,794. 4. K^v> Proift siir Kioüländ.vci.'» und Plivat,znl,!dblsitz. 43 I» der freien Bevölkerung bestand übrigens die Hälfte aus befreiten Sträflingen. Auffallend ist dabei das Mioverhältniß in den l5W schlechter». 1840 waren über 21,000 Sträflinge Privatleuten znr Arbeit überwiesen. Am 31. Dcmnber 1849 zählte die freie Bevölkerung 242,782 Seelen; Sträflinge 3517. Im Wangen 246.299. Im Jahre 1831 schon wurde das System aufgegeben, Kroulän» dereien. theils alsBelobnnng für geleistete Dienste, tbeilsum neue Ansied» ler nach Australieu zu ziehen, zu vcrsckenten; die Ländcrcien sollten von nun an verkauft werden. Man beabsichtigte mit dem Ertrag der verkauften Ländercicn weit wirksamer eine freie tüchtige Einwanderung herübcrzu» leiten. ^ord Nipon stellte deshalb den ersteil ^audpreis für den Acker auf 5 Schilling. 1838 crlMtc ibn Lord Glenelg auf 12 SMlingc, bis ihn Lord Stanley im Jahre 1842 auf 1 Pfund Sterling oder vielmehr auf eine Guinee brachte. Im Jahre 1832 wurden für 12,509 Pfund Sterling Kronländereien verkauft; 1840 für 310.000 Pfund Ster< ling und 1842 für 14,574. In den größeren Städten erreichte dabei der Werth des Ornnd und Bodens eine solche Höhe, wie man sie selbst in London kanm kannte. So wurde im Jahre 1834 zu Sydney ein Eckgrundstück in George Street zum Wertb von 18.150 Pfnnd Stcr» ling vr. Acker verkauft, und ein anderes zu 27,928 Pfund Sterling pr. Acker. Im Jahre 1840 stieg dieser Preis auf 40,000 Pfund Sterling pr. Acker (natürlich für kleine Bauplätze, und der Preis im Verhältniß zum Acker gerechnet). Etwa zu derselben Zeit, als der Verkauf der Kronländercicn em» geführt wurde, begann man auch (lrlaubnißscl'cinc für grösiere Weide« strecken auszugeben, um zu verhindern, daß königliches Land von unbefugten Squattcrn und Viehzüchtern nach Gutdünken benutzt werde. Der Erlös aus solcben lnlaubiüßscheinen wnrde für die innere Polizei und andere für die Wcidegründc nöthige» Ausgaben verwendet. Mail faßte verschiedene Pläne, um die Einwanderung nach Australien zu lenken, uud ließ sie dann wieder fallen. Das Landcapital wurde dadurch crsckövft, oft verschwendet, und weder Kolonie noch Mutterland, noch die Kolonisten selber hatten Nutzen davon. 44 Die Auswanderung aus Großbritannien. ^4. Kap. Die Auswanderung aus Großbritannien hatte sich in den letzten drei« undzwanzig Jahren, zusammengerechnet, auf etwa 75,000 Seelen durch» schnittlich pr. Jahr gestellt. Die Auswandernng von 1847 betrug von dorther: Nach den Nordamcrikamschcn Colonien 109/^>0 Nach dcn Vereinigten Staaten . . 14^.500 Nach den Austral. Col. u. Neuseeland uur 4,L()0 Cnglaud selber that fast gar nichts, mn die Auswanderung nach Australien zu befördern. Bemerken möchte ich hier, daß in Australien keine herrschende Kirche besteht. Gegen päpstliche Ansprüche hatten sich die Colonisten schon 1843 erklärt. Im Jahre 1843 fand es sich, daß bis zum December 1842 über 50,000 Pf. St. verausgabt worden waren, um die Eingeborenen zn ci» vilisiren und zur christlichen Religion zn bringen. Wie gering der Erfolg war, soll später dargcthan werden. Im October 1846 wurde den Colonisten noch einmal der Antrag gemacht, Sträflinge in ihr Land aufzunehmen, derselbe aber nach man» cher langen Debatte endlich im October 1850 verworfen. Im Jahre 1849 und 1850 begann die große Auswanderung von Neu-Sndwalcs nach Californicn*). 1851 wurde den Colonien eine neue Verfassung gegeben, gegen welche die Colonistcn protestirten. Im Monat Mai wurde Gold in Neu-Südwalcs entdeckt. Am 12. Juni wnrde der Gouverneur Sir Charles Augnatns Fitzroy in Sydney als erster General-Gouverneur der australischen Co» lonien eingeschworen. Am 1. Juli wurde Port Phillip von Neu-Südwales getrennt und durch den Gcncralgouvcrneur zu einer besonderen australischen Colonie unter dem Namen Victoria, erklärt. *) In den eisten Wochen des Jahres 184? gingen schon drei Schiffe mit australifthen Anowandcrcrn nach Califoiüien ab. und gegcn Ende dcs Jahres waren au 50K0 Personen ausgewandert, vou denen Viele aus dem Ertrag der Kronlimdereien nach Ncn-Büdwalcs geschafft wor< den waren. 5. Kav.I Paramatta. 45 Fünftes ckapitel. Ausflüge von El,d»sU. — Paramatta. — Cumberland County. — Pen. rich, — Die Eniu-M'cne. — Die Blaucn Vcrqc. — Buschrähudschcr und die anstralische Polizei. Ich war noch nicht viele Monate in dm Eolonien gewesen, als sich mir eine äußerst günstige Gelegenheit bot, das Innere des Landes zu schcn und kennen zu lernen. Der Gouverneur Sir Pbarles Fitzroy bescblosi, das Territorium uud die inneren Wcidegründe persönlich rennen zu lcrneil, und ich ward eingeladen die Expedition zu begleiten. Am 9. November 1846 verließen wir Sydney. Die Gesellschaft bestand aus dem Gouverneur und seiller Gemahlin, dem Geheimseeretair, dem Colonialsecrctair lind mir. Eine Fahrt von funfzchu Meilen brachte uns, auf trefflich angelcg« tcr ssbanssee, in die kleine Stadt Paramatta (wohin jetzt die erste Eisenbahn in Neu-Südwales eröffnet worden ist). Hier fnhren wir über den kleinen Flusi auf einer sehr hül'schcuEtcinl'rückc, und am linkeil Ufer noch etwa zwei Meilen abwärts fahrend, kamen wir nach Vineyard, dem Wohnort von Mr. Hannibal Mac Arthur, wo wir zwei Nächte blieben. Wir wurden in diesem reizenden Aufenthaltsort sehr gastfrei em-pfaugcn, und leid thut es mir, daß der freundliche Platz später, als der Eigenthümer desselben weiter ills Innere zog, verkauft ward und in die Hände des römiftl,en Klerus fiel. Dieser machte ein Kloster darans. Paramatta ist ein ziemlich bedeutendes Städtchen, hnosck und regelmäßig angelegt, im Sommer aber sehr heiß, da das umliegende Land die Stadt überragt, uud die kühle Seeluft davon abhält. Paramatta liegt am Ende der Schifffahrt des Salzwassers Ereeks, das man unrichtig Paramattaflnß genannt hat. Letzterer ist weiter nichts als eine Verlängerung von Port Jackson. Ein kleiner Bach, im Sommer nur eine Kette von Wasserlöchern; er wird oberhalb der Stadt zurückgcdämmt, um dadurch den Bewohnern frisches Wasser zu erhalten. In dieser Jahreszeit standen eine Masse Büsche in voller Blüthe und die Vernandahs und Thüren vieler Häuser waren mit blühenden Schlingpflanzen überdeckt. Orangen- und Feigenbäume fand ich hie und 46 Di? Female Factor«. s5. Kav. da in dm Hofräumen mid Gärte», auch sah ich ein paar ziemlich gute b'^emplare cngliscl'er ßicbcn. Diesen scheint das australische Klima im Ganten aber doch nickt besonders zuzusagen. In den Städten von Ncu-Sndwalcs trifft des fremden Auge fast stets zncrst auf irgend ein großes steinernes Gebäude, das anfangs zur Aufbewahrung von Sträflingen bestimmt war, und, aufrichtig gesagt zur Bcqueinlicl'keit der ursprünglich weißen Bevölkerung dahin gesetzt wurde. Dazu werden diese Anstalten anck noch jetzt benutzt, nnd zwar zum Gefängnisse der gesunden und zur Pflege der Krauten, so daß sie zugleich als Hospitäler, Irrenhäuser x. dienen. In Paramatta ist das auffallendste derselben ein tüchtiger solider Steinhaufen, der wohl im Stande wäre, die hartnäckigsten Geister im Zaume zu halten, die sogenannte Female factory, wo weibliche Gefangene — verständige und verrückte — gefangen gehalten werden. Ich bekam Gelegenheit, den Platz in Begleitung des Gouverneurs zu besucbcn, mölbte den Besucl, aber ebensowenig wiederholen, als ich in die Einzelheiten desselben eingehen will. Tie Zahl der Gefangenen hat sich, seit die Deportation aufgehört, natürlich sehr vermindert; vor noch gar nicht langen Jahren belief sie sich aber noch anf sieben- oder achthundert, und es war in jener Zeit, daß diese Amazonen von einer wilden Riesin angeführt, einen Angriff auf ihre Wachter nnd Schließer nnd nebenbei den Versuch machten, das Gebäude in Brand zu stecken. Der da» mals befehligende Ofsicicr, der mir dies mittheilte, schickte einen Unter-officier mit hundert Mann gegen sie, von denen die Hälfte nnr mit Stöcken bewaffnet war, und man versuchte, sie in einen der Höfe zurückzutreiben. Das gelang aber nicht; die Francn lacbten die mit Stöcken bewaffneten Soldaten ans, und stürmten gegen die Thore an, wobei ein Mann durch einen Backstcinwurf betäubt wurde. Das Militair mnsite endlich verstärkt werden, scharf laden, uud die Aufständischen wurden dann überwältigt. Wie man sagt, soll das zu regelmäßiger Zeit stattfiudcnde Abschneiden der Haare den weiblichen Theil der Sträflinge zn solch verzweifelter Gegenwehr getrieben haben; es wurde auch später wirklich eingestellt. Das Zuchthaus ist nicht gerade derOrt, den ein sonst etwas eigener Mann wählen würde, um sich eine Frau zu suchen, und doch wurde in früheren Zeiten der Gouverneur nicht allein von freigegebenen Gesänge« 5, K.N'.j Aerl'l'r,s'rr-Aufstä'ndc. 47 nen sondern sogar von respectabeln Ansiedlern mit Bittgesuchen bestürmt, ihnen von dorther eine Lebensgefährtin zukommen zu lassen. Ein Of' ficicr, der Augenzeuge gewesen, erwählte mir, daß es ein höchst interessan« ter Anblick gewesen sei, wenn diese Heirathscandidaten dann eine Partie zu dem Zweck auserlesener Frauen „musterten". Schönheit kam dabei wenig in Betraft; früheres Leben nnd Vergeben waren verpönte Fra» gen. Gesundheit und gutes Betragen im Gefängniß wurden gewöhnlich als einzige Aussteuer verlangt. Die Befestigung des l^l!? Kill, von welcher nur noch einige Ue< bcrreste von Backsteinen vorhanden sind, lag auf einer freundlichen Hü» sselreihe, einige Miles nördlich vom Paramattafluß; der Ort ist jetzt mit Ansiedelungen und Orangen- und Neingärten bedeckt. Mehrere hun< dert Gefangene wurden dort von der Regierung beschäftigt, das Land urbar zu machcu und zu bestellen. Diese Leute uun, die sich etwa hun« dertundfunftig Gewehre verschafft hatten, rückten einst, dreihundertscchzig an der Zahl, auch uoch mit Pistolen, Lanzen, Mistgabeln, «. bewaffnet gegen Paramatta an. Gin Major zog, mit nur vierzig Mann, denn mehr konnten nicht entbehrt werden, von Sydney aus, ihnen entgegen, und schlug die Rebellen. Sechzehn wurden gctödtct, zwölf verwundet und dreißig gefangengenommen. DieUcbrigen entkamen allerdings, wurden aber bald ausgehungert und mußten sich ebenfalls ergeben. Fünf davon wurden gehangen. Mit dem Galgen war man damals überhaupt ziemlich rasch bei dcr Hand. Man hing z. B. auch einmal sechs Soldaten auf, lediglich deshalb, weil sie sich Nachschlüssel zn den königlichen Vorratskammern verschafft, und wenn sie auf Wache waren, dort gestohlen hatten. Allerdings litt Sydney zu jener Zeit überhaupt Mangel an Lebensrnitteln*). Am 11. November brachen wir ziemlich früh am Morgen gen Bathurst auf, um Halbwegsstation in Penrith zn machen. Wir fuhren durch die Cumberland-County. Die Gegend bietet frenndliche Abwechselung von Hügel und Thal, und hat nicht sehr dicht stehende Gmnbüschc. DerVo-den schieil ebenfalls an vielen Stellen recht gnt zu sein, und es fehltenihm besonders jene tiefen Schluchten, die sonst den Sandsteinflächen eigen sind. *) Paramatta hat ssegenwärtia etwa l'^000 Einwohner. ^tt Australische Wirthshäuser — Pcuriih. s5. Kar. Der Vusch war jedoch immer noch bei weitem vorherrschend über das urbar gemachte Land, wennauch überall eingehegt, um dem Pich als Weide zu dienen. Das Wetter war drückend warm, aber rasch durchschnitten wir die Lust mit unsern guten Pferden und die kühleren Verge lagen uns vor Augen. An der Straße fanden wir viele Schenkhäuser -, sie sahen recht land« lick, ia frcnndlich aus. Gewöhnlich sind sie hölzerne Gestelle mit Brc« tern benagelt („Framchäuser"). Vor der Thür liegt ein aufgehauener Baumstamm als Trog für die Pferde, und ein Schild zeigt gewöhnlich an, daß sick hier „gute Bequemlichkeit für Reisende" finde. An einem der etwas solider aussehenden, das auck eine Privat-Ncnnbabn batte, besagte ein Anschlag, daß an einem der nächsten Tage ei» „vorzüglicher Eattel" und ein „fettco Schwein" als Preise „ausgelaufen" werden sollten; das gewöhnliche Mittel soleber Wirtbe, eine bctrachtliebc Anzahl dnrstigcr Ecclen zusammenzubringen. Pcnrith ist ein zwar sehr kleines, doch freundliches Städtchen. Wir fuhren dnrch die Stadt, der sich für etwa eine balbc Stunde Wegs noch reizende kleine Güter anschlössen, wenn die Häuser auch meist nur aus gespaltenen Stämmen bestanden, bis wir endlich am Nepeanflnß das (5mu-Fähr-Hotel erreichten. Wirth und Wirthin betrugen sich hier übrigens, bei enormen Prei« sen, so grob und ungeschliffen, daß ich den Platz von da an, so oft ich ihn später wieder passirtc, vermied. Die Allssicht von dein Gasthaus der Emu Fähre nach Westen zu ist sehr malerisch. Geradeaus, über den Ncpcau lmuiber, steigen die „V l a u e n Berge" steil und plötzlich ans der dürren L'mu-<5bcne') empor, und diese „Blauen Berge" bildeten noch fünfnndzwanzig Jahre nach der Besitz» «ahme von Australien die Grenze von Ncn-Eüdwalcs. Erst 1815 ge» schah es, daß die große Straße dorthin vollendet wurde, und Gouverneur Macquaric diese „australischcu Pyrenäen" überschritt, um dcu Ansiedlern und Viehzüchtern ein ucncs weites Terrain für ihre Thätigkeit lind ihren Unternehmungsgeist zu öffne». Vor jener Zeit begriff das ganze Gebiet *) Emu bedeutet bcue etwa zwei Miles weit in schnurgerader Richtung gekreuzt hatten, lief der Weg direct gegen die Blauen Berge, zn und wand und drehte sick von da an dem steilen Hang am Lapstone-hill so gut als möglich, aufwärts. Die südliche Wand einer mächtigen Schlucht ist hier mit großem Geschick gewählt worden, die Straße daran hinzuführen', ganze Theile des Berges wurden mit Pulver abgesprengt uud durch Sträflinge in das Thal hinabgeworfen. Hätte England nur tugendhafte Unterthanen gehabt, so könnte man jetzt hier unterwegs nickt .kucken uud Vier bekommen, uud nur seinen Ran-bern, Mördern, Falschmünzern und Dieben verdanken wir es, dasiAnstra-lien überhaupt als Colonic und diese prachtvolle Straße im Besondern besteht. Zu unserer Rechten gähnte ein furchtbarer Abgrnud, in dem sich nur hier und da durch gewaltige abgerissene Fclsblöcke, kaum erkennbar nnd nimmer zn erreichen, ein dünner Faden blitzenden Waffers hindurchzog. Der Straße gegenüber erhebt sick eine eben so wilde schroffe Felswand, an der noch einige mächtige Bäume hartnäckig mit den Wurzeln festkleben, und die Schwierigkeit etwa ermessen lassen, die es haben mußte, den Weg an dieser Seite hinznführen. Rechts uud linko, oben nnd uuten, füllte dabei der trockene, ewige, unvermeidliche Oumbaum die Landschaft, uud nur an einigen fencktcn geschützten Stelleu tief unten zeigten die zierlichen Casuarinen ihr feingesiedcrtes nadelartiges dunkles Vanb, neben der zart-gelbblumigen Acacic nnd einigen hohen Arten Box (ebenfalls Gum-bäumen). Auf dem Mpfcl von Lavstouchill wnrde dm Pferden kurze Rast verstattet, und wir selber konnten in der Zeit eine sehr zierliche Brücke bewundern, die über eine trockene Schluckt hinübergespaunt war. Unter der Brücke, uud mitten zwischen den ftwmbäumen stand ein einzelner Pfirsichbaum in voller Blüthe, der sein Dasein dort jedenfalls einem von einem Reisenden hinunter geworfenen Kern verdankt. Neun Miles vom Nepcau, welche Strecke wir in einer Stnnde fünfzig Minuten zurücklegten, erreichten wir ein anderes Wirthshaus, the Wellcome Inn. Dieser in der That dem Reisenden willkommene Platz 5. Kap.) Die Blauen Verge. 51 wird von einem alten Soldaten gehalten, in dessen Besitz sich, außer einer Watcrloomedaille eine sehr hübsche Tochter nnd — für uns das Interessanteste — vortreffliches, auf Flaschen gezogenes Ale befand. Diese Delicatesse kostete hier allerdings drei Schillinge die Flasche, aber aufdcm Gipfel der „australischen Kordilleren" war das inuncr kein zu hoher Preis. Der alte Bursche hatte den Tpanistben Krieg im 40. Regiment mitgemacht und war dann später mit einer (5ompagnic Veteranen, die einer Sendung von Sträflingen mitgegeben worden, nach Australien gekommen. Als ich ihn drei Jahre später wieder besuchte, hatte er zu seiner Waterloomedaille noch eine andere bekommen, die Ihre Majestät für die Mitfechter des Spanischen Krieges bestimmt hat. Seine Tochter war ver-hcirathet und fortgegangen, und sein Ale sechs Pence die Flasche billiger geworden. Hinter diesem Haus arbeiteten wir uns manche lange Meile durch tiefen Sand; rechts und links vom Wege lag dichte Gumwalduug und ohne jede menschliche Wohnuug, welche der Scenerie aucl, nur die gcringsteAb-wechselung geben konnte. Glücklicherweise war wenigstens die Steignng des Berges, nach den ersten tausend Schritten, allmälig. Hier und da begegneten wir langen Karawanen von großen mitOchscn bespanntenKarren, die Wollballen, Häute ic. nach Sydney schafften, oder überholten, andere, die Thee, Tabak, Zucker, Mehl und sonstige Producte zurück ins Innere führten. Wo die Natur oder ein gelegentliches Gewitterschauer nur etwas trinkbares Wasser gesammelt hatte, fanden wir diese schwerfälligen Fuhrwerke halten. Das Vieh suchte sich dann mit zusammengebundenen Vorderbeinen die dürftige,.dort umher wachsende Nahrung, während die Treiber unter irgend einer halbverbrannten Wurzel, die schon oft genug als Hecrd gedient zu haben schien, ihr frugales Mahl kochten. Andere lagen im Scbatten, die knrze Thonpfeife im Munde, oder schliefen auch auf ihrem Opossumfcll oder wollenen Decken, die Nachts, Mit einem Laken von gethecrter Leinwand, unter denKarren zugleich ihr Bette bildeten, b's ist das eine merkwürdige, sonneverbrannte schweigsame Menschenracc, die säst aussieht, ale ob sie nie mit der andern Welt in geselligem Verkehr gestanden, nnd jedenfalls das Verlangen darnach verloren hätte. So dunkel gebräunt waren ihre Gesichter und der sichtbare Theil der offenen Brust so rauh, daß man sie oft wirklich zwei- 4' 52 Australische Nutzhölzer. sz. z^p. mal darauf ansal,. ob sie nicht doch am (5nde zur eingeborenen Rasse gehörten. Mancher Indianerstamm trägt Hellcrc Haut als diese Weißen. Auch Frauen saßen hie und da an den Lagerfeuern oder ans den fahrenden Karren, und die meisten von ihnen säumen vortrefflich zn der wilden Gesellschaft zu paffen, in der sie sich befanden. Dann nnd wann aber schaute auch wohl ein liebliches, jugendliches Oesichtchcn, wie eine Wie unter Disteln, hinter der groben Leinwanddecke vor. Ausgenommen in den tieferen Scbluchtcn und Thälern fand ick die Waldbäumc hier eher verkrüppelt als schlanf. Unter den besten Holzarten muß ich den sogenannten Eisenriudcnbaum znerst erwähnen. Sein Holz ist vorzüglich zn verwenden, eignet sicli gut zu haltbaren Zäunen, und fault fast gar nicht in der Erde. Dann steht der Striugybark dort, dessen langfaserige Ninde in Streifen von zwanzig und dreißig Fuß niederhängt, und dem Baume das Ansehen cincS zerlumpten Bettlers giebt, während die abgefallene Rinde in langen trockenen braunen Rollen wie riesige Zimmctstengel am Boden umherliegt. Auch der wcißeund rothe Gumbaum mtt seinen nackten Aestcn nnd Stämmen aber alle ohne Ans-nahmc mit dem trockenen raschelnden Onmblatt als Lanb, wird. hier angetroffen. Zwischen dem Unterholz findet sich die „Flaschenbürste" mit ihren starr aufragenden Blüthenkegeln und trockenen Blättern neben zwei zierlichen Nachbarn, dem kx^al'p^ oder der wilden Kirsche 'antonirung nnd die Hütten der Gefangenen. Die Casernm und Sträflings-Logm bilden ein kleines Dorf von etwa zwei Dutzend Hütten: es sind geweisite Balken mit hobeu Steincammen. Diese kleine Ansiedlnng ist auf einem offenen steinigen dürren Plateau angelegt, und sieht traurig und düster genug aus. Die Gefangenen bilden ciuen sogenannten „(5'isengang". Sie arbeiten in Ketten an derStraße. Wir passirten mehrere Trupps dieser Unglücklichen — Englands Ga-lecrcnsclaven wie sie schwerfällig und verdrossen, von Soldaten bewacht, entweder ihren Arbeitsplätzen zuzogen, oder mit Spitzhacke und Schaufel, Brecheisen, Schlägel und keilen an den zäl'en Felsen pochten. Sie arbeiteten allerdings, aber ohne Leben uud Theilnahme, nur weil die Peitsche hinter ihnen stand. Solche Arbeit ist stets langsam und undankbar. Se. slx/ellenz lies, die Gefangenen zu einer Musterung zusammenkommen, und wir gingen die soldatisch anfmarschirten Reihen entlang. Was für eine Sammlung von Galgenphysiognomien sah ich da! Viele aus der Bande waren wegen der scbwcrsteu Verbrechen, die nur ein Mensch verüben kann, zu solcher Straft vcrnrtheilt worden. K4 Dtt Buschrähndscher. ^5. Kap. Die Sträflinge werden bei der Arbeit, beim (5ssen, ja selbst beim Schlafen bewacht. Nichtsdestoweniger und ungeachtet aller Aufmerksamkeit, geschieht es aber doch nicht selten, daß Einzelne entfliehen, oder wenig-stens den Versuch dazu machen. Trotz der Kugeln der Schildwachen, der Peitsche, trotz ssackatoo-Mand und dem Galgen, ja selbst der nocb furchtbareren Gefahr im Busch zu verschmachten, suchen sie dock die Freiheit, suchen sie den Qualen hier zu entgehen, die ihnen oft unerträglich werden. Der Galgen ist freilich das gewöhnlicbe sinde der Deserteure von solcher Station. Ohne Lebensmittel, mit kaum bie und da einem Schluck Wasser in den dürren Wäldern, würden sie sich mit ihrem kurz gescbnittc-nen Haar und der granen Jacke nur der Gefangenschaft wieder aussetzen, wollten sie, selbst wenn sie sich von ihren leisen befreien können, ein Stück Brot in den einzelnen Häusern erbetteln. Deshalb bleibt ihnen dann mir ein einziger Answcg, und solchen Leuten kaum noch eine sehr unwillkommene Wahl. Sie legen sich in den Hinterhalt, schlagen den einzelnen Wanderer ,zn Boden und rauben seine Kleider, sein Geld, seine Waffen, wenn er deren bei sich führte, todten ihn, wenn er sich widersetzt, und werfen den Leicknam in irgend eine abgelegene Schlucht. Aber der Mord kommt doch zu Tage, und merkwürdig sind in der That die verschiedenen Arten, auf welche solche Mordthaten zur Kenntniß der Behörden gelangten. Vin weggelaufenes Stuck Vieh, das der Treiber aufsuckt, ein Hund der von dem Geruch des verwesenden Körpers angelockt wird, nnd öfter noch der außerordentliche Scbarfsmn der aus Eingeborenen gebildeten Nuschpolizei hat sehr häufig zu solchen Entdeckungen geführt. Selbst in Fällen, wo der Mörder sich die Zeit nahm, seine Opfer zu verbrennen, hat ihn ein übersehmer Lappen, ein Knopf, ein Stück Knochen, verrathen. Selbst in jener Zeit trieben sich noch einige Buschrähndscher*) in dortiger Gegend umher. Wenn aber auch das Lösegcld, das sie für einen Gouverneur hätten bekommen können, verlockend genug für sie gewesen wäre, so sicherte uns schon unsere zahlreiche Gesellschaft, und die be- ') Buschrähudscher, dugwansssr. ist ein echt australisches Wort und bedeutet ausschUehllch einen entsprungenen Stiäflina. dcr sich bewaffnet im Walde herumtreibt. , ^ , , 5. Kap.) Australische Anweisungen. 55 rittene Polizei, welche uns begleitete, vor jedem Anfall. Das Gespräch drehte sich nichtsdestoweniger oft um dich Gesellen. Allerdings gab es und giebt es noch jcht Bnschrähndscher in Australien, aber ihre besten Tage haben sie gehabt. Die Zeit der Donohues oder Walmslevs, dic ordentlich organisirte, berittene »nd bewaffnete Banden hatten, nnd regelmäßige Gefechte nüt Polizei und Militair bestanden, ist vorbei. Damals freilich trieben es diese Bursche arg genug. Mit dem Vieh, das sie den Ansiedlern nahmen oder sick geben ließen, da ihnen die einzeln zerstreuten lvolonisten nicht die Spitze bieten konnten, mit allen möglichen guten Nahruugsmittclu: fleisch, Thee, Zucker/Tabak, die sie aus derselben Quelle holten, versehen,, und mit wenig mehr Gefahr für Hals und Kragen als gerade Huchs- und Kirch thurmhchen interessant macht — was Wuuder, daß sich viele Liebhaber dazu fanden? In damaliger Zeit wußten die Sträflinge auch untereinander genau die Stellen, au denen sie, wenn ihnen die flucht aus dem Gefänguiß glückte, Schicksalsgefährten finden und das freie Waldleben beginnen konnten. Was kümmerte es sie, daß es einmal durch die Kugel des Gensdarmcn oder deu Strick des Henkers enden mußte? Mitten in Sydney selbst lag, und liegt wahrscheinlich noch, das alte Quartier, in dem solche Gesellen Zuflucht fanden, und von wo aus ihre Flucht gesichert und das Ziel derselben festgestellt wurde. Spione hatten sie überall unter den „ausgeliehcnen" Sträflingen und mancher Sandmann, der in der Stadt Geld erhoben hatte und leichtsinnig genug gewesen war, es sehen zu lassen, mnßte seine Unvorsichtigkeit mit seinem Geldbeutel, manchmal sogar mit seinem Leben zahlen. Die wünschenswerthcste Beute des Buschrähndscher bestand allerdings in baarem Geld; wenn sie dergleicben aber nicht bekommen konnten, nahmen sie auch ebenso gern Anweisuugcu, wie sie uoch heutigen Tages im Innern des Landes, wo baarcs Geld manchmal schwer zu be-bckommeu ist, in Handel und Wandel vorkommen und gelten. Die Squatter uud Viehzüchter uämlich stellen, wenn sie ihre Leute bezahlen, oder diese kleine Abschlagszahlungen von ihnen verlangen, Anweisungen von jedem Netrag bis zum Schilling hinunter aus. lind wenn sie nur irgend bekannt sind, wird dieses Papier in der ganzen Nachbarschaft ebenso gern, und oft noch lieber genommen, als Silber. Daß hiermit auch gß Der Charakter ftnherer australischer Vuschrähndscher. 15. Kap. Misbrauch getrieben wird, läßt sich denken, und von einigen Ansiedlern erzählt man, daß sie absichtlich zn diesen Anweisungen recht feines, leicht zerreißbarcs Papier gewählt hätten. Solch ein dünner Wisch in den rauhen Händen dieser unbeholfenen trunksüchtigen Buschlcutc war dann, wie sich denken läßt, außerordentlich vielen Gefahren ausgesetzt, und manche Viehzüchter sollen solcher Art im Laufe der Zeit Hunderte von Pfunden dadurch erspart, man könnte beinahe ebenso gut sageu gestohlen haben. Der Charakter der früheren australischen Buschrähudschcr hatte, als sie noch in ziemlicher Sicherheituud im Ucbcrflnß lebten, oft etwas Ritterliches, Naubritterlichcs natürlich. Sie glichen in mancher Hinsicht den sonst so berühmten englischen „Herren von der Landstraße" und den italienischen Rinaldo Rinaldinis. Fälle kamen wenigstens vereinzelt vor, in denen sic sick edel und großmüthig benommen hatten. In ichiger Zeit ist freilich davon keine Tpnr mehr zu finden, und die Berichte über die noch hier und da freien und vogelfrcicu Räuber melden fast nur kleine erbärmliche Dicbstähle, die meist an armen, hilf- nnd waffenlosen Lenten verübt werden. Dann und wann aber schreckt anch die Landlcutc wieder einmal irgend ein scheußliches Verbrechen aus ihrer Ruhe und Sicherheit auf, und selbst noch im September 1850, als ich mit meiner Familie diese nämliche Bergstraße passirte, fanden wir an allen Wirthshäusern einen polizeilichen Anschlag, in dem „jedem freien Manne fnnfzig Pf. St., oder jedem Krongefangenen Begnadigung geboten wurde, wenn er die Gefangennahme eines gewissen Henry Carroll vermittelte, der auf gcwaltthatigcn Raub und Nothzucht angeklagt war."") Damals befanden sich noch mehrere andere Bursche mit blutigen Händen draußen im Busch. Trotzdem reisten angesehene und wohlhabende Leute allein oder in Gesellschaft, zu Pferde nnd Wagen im Lande umher. Nur gebrauchten sie die Vorsicht, keine Waffen und nicht mehr Geld bei sich zu führen, als um etwa einen gelegentlichen Angriff abzukaufen. Alles, was sie dann unterwegs verzehrten oder gebrauchten, *) Im November 1850 meldete der Sydney Morning Herald, daß ein Mann. allem Vermuthen nach dieser selbe Henry Carroll, bei ssarcoan von den «Aensdarmcn eingesangen. aber wieder entwischt wäre, nnd in den Händen seiner Wachter nur Pferd nnd Zaum zurückgelassen habe. 5. Kap.) Die berittene Polizei Australiens. 57 wurde mit A nwei sn ngen befahlt. Ttlbst jetzt noch ist es keineswegs gerathen, viel Geld »nd Geldeswerth in den kleinen Straßcnwirthshäuseru sehen zu lassen. Denn wenn ich anch keineswegs behaupten mag, daß sie mit solchem Gesinde! in Verband ständen. so werden doch viele solcher Häuscr von früheren, jetzt befreiten Sträflingen gehalten, nnd ans-gelicbcne Gefangene, welche mit einem ssrlaubnisischein bei Privatleuten ihre Zeit abarbeiten, dienen einzeln oder zu mehreren, fast in den meisten derselben, ssin voller Geldbeutel oder ein reich gefülltes Taschenbuch könnte doch hi«- und da wieder alte Gelüste erwecken. Unbewaffnct reisen die Meisten, weil sie sub nickt gern rauher Behandlung vonSciten der Räuber aussetzen mögen, und von ihren Waffen doch nur selten Gebrauch inachen können. Der Pusl,raugcr sucht sich natürlich zn seinem Angriff den ihn am bestcu passendeil Platz und seine eigne Zeit aus, nnd trifft seine Veutc fast stets unvorbereitet. Ich selber habe allerdings stets cm gutes doppelläufiges Pistol, uud eine mit Rehposten geladene Flinte, die beste Waffe gegen solckc Bursche, geführt, bin aber uie belästigt worden. Gegen diese Art von Gesellen hat die australische Negierung indeß anch ein vortreffliches Polizeieorps organisirt, das, beritteu uud gut bewaffnet, ein Schrecken der Vnschrähndschcr geworden ist, und trotzdem wird es, bevor dieses Buck gedruckt werdeu kann, durch die dabei höchst nbelangcbrachte Sparsamkeit der australischen Legislatur aufgelöst werden. Die berittene Polizei, eine Art Gensdarmerie, wurde aus der in Neu-Südwalcs stehenden Infanterie, schon im Jahre 1825 errichtet. Damals bestand sie nur aus zwei Ofsicicrcn und dreizehn Mann. Das lvorps wuchs aber rasch, und erreichte 1839 seinen höchsten Stand mit 9Ofsilieren, 1 ScrgcanHnajor, 156 Unterofficieren nnd Lentcn und 136 Pferden. 20 Gcusdarmen blieben uuberittcu. Solcber Art hatte man eine vollkommen nnlitairistl, eingericbtete Polizeimaimsclmfl, deren Officiere zliglcich Magistratspersonen ivaren. Die Uniform bestand in oiner den leichten Dragonern almlichen, die Waffen waren Säbel, Karabiner und Pistolen. Das Hauptquartier mit dem Commandanten, seinem Adjutanten und 25 Mann lag in Sydney, während die Qfficicrc mit der übrigen Mannschaft ans verschiedene Vinnenstationen nnd alle Hauptlandstraßen vertheilt blieben. 58 Dienste der berittenen Polizei. s^. Kap. Manch wackeren Dienst hat dieses Corps dem Lande geleistet__ mancher verzweifelte Buscbräbndschcr wnrde eingefangcn oder unschädlich gemacht, nianchc Bande zerstrent oder so lange gehetzt bis sie sich ergab. Wie manche Heerdc, wie viel Pferde nnd Schafe haben sie den Nänbern wieder abgejagt, wie vkl Räubereien nnd Morde mir allein dnrä, den Schrecken ihres Namens verhindert. Beschwerden nnd Gchhrm «trugen sie dabei in jenen unwirthbaren Gegenden genng, nnd vielmals tämps-tcn sie mit Crfolg gegen die Ucbermacht zum Aeußersten getriebener Verbrecher an. Aber sie hatten das Gesetz ans ihrer Seite, waren kaltblütige, tapfere Lcnte, und blieben fast allemal Sieger. Diese berittene Polizei wurde übrigens nicht allein gegen die Busch-rähndjcher, sondern oft anch gcgmSchwärmedcr wilden Ciugcborcncn verwandt, die nicht selten abgelegene Vichstationcn überfielen, die Hecrden wegtrieben oder mit Speeren tödtcten, die Hütten plünderten und manchmal sogar die Schäfer und Hüttenwa'rter niedermähten, Cinmal sielen freilich vierzig oder fünfzig dieser unglücklichen Wilden unter dem Feuer der Truppen. Pin Sergeant war einmal heimtückischerweise von einem Wilden mit cincm Speer verwundet worden. Die gereiften Soldaten sprengten in den Busch, wo sie, der Leitung ihrer Qfsicierc enthoben, furchtbare Rache an dem allerdings wilden, aber doch auch ziemlich hilflosen Feind nahmen. Im Allgemeinen betrugen sie sich aber gegen die Schwarzen menschlicher, nnd schonten wenigstens, was sie schonen konnten. In dem vorangegcbenen Fall waren sie dreihundert Miles weit in das Land geschickt worden, um die wiederholten Augriffe eines ziemlich bösartigen Stammes zurückzuschlagen, und denselben aus der Nachbarschaft zu entfernen. Der nachfolgende Bericht eines Officicrs^n den Gonvernrur Darling kann veranschaulichen, wie es damals an der westlichen Grenze der Colonie herging. Lientn. Turners Farm, auf der Wasserscheide. 16. October 1830. „Ich habe die Ehre Ihnen mitzutheilen, daß ich am 9. d. zu Warwick anlangte, wo ick nut Lieutenant Brown zusammenzutreffen boffte. Jedenfalls wollte ick mich diesem erfahrenen Qfficier ganz zur Verfügung stellen, nachdem er mit seinem kleinen Corps von fünf Mann, von den ü. Kap.1 Bericht über ein Scharmützel mit den Buschlähndschern. 59 Vnschrahndschern geschlagen warden. Leider fand ich ihn nicht, und hörte, daß er mit ssapitain Walpole dreißig Miles westlich über den Lachlan gegangen sti." „Am 10. nahm ich einc südwestliche Richtung von Warwick ans, >md traf am folgenden Abend (II.) mit jener entschlossenen Bande un-fern der Barona-M'ene zusammen. Mein Trupp bestand, außer mir, aus zwei Unteroffizieren, sechs Polizeisoldaten und einem l?onstabel. 'Der Räuber waren zwölf oder dreizehn." „Der Kampf dauerte etwa zwanzig Minnten; wahrend dieser Zeit zogen sich dieBnschrähndscher langsam zurück, uilserFeuer wurde bartuäckig erwidert. Sie deckten sich fortwälzend durch Baume, und die besten Schützen feuerten, während die anderen für sie luden." „Dies dauerte, bis wir sie etwa eine halbe Meile aus ihren Stellun-gen vertrieben hatten. Hier fand ich aber, daß uns die Munition, ein paar Patronen für den Mann abgerechnet, ausging, und ganz verschießen wollte ich mich nicht, um für den schlimmsten Fall nnserc Verwundeten decken zu können. Ich war deshalb gezwungen, die Näuber abziehen zu lassen. Drei der Bösartigsten waren aber so schwer verwundet, daß sie nur höel'st langsam, nnd immer eine kleine Strecke weit flüchten konnten. Ebenso mußten sie ihre Pferde, Lcbcnsmittel und sonstiges Gepäck znrücklassen. Die drei Verwundeten befinden sich jetzt unter Oelcit nach der Goulbourn-Ebme." „In diesem Scharmützel, das jedenfalls mit der vollständigen Niederlage der Näuber geendet bätte, wenn wir mehr Sclneßbedarf gehabt, erhielt ich selber eine leichte Wunde am linken Schenkel, zwei Soldaten wurden ebenfalls Acht verwundet, ein Pferd ward getödtet und zwei hatten Streifschüsse. Leider trng der (sonstabel eine se!,r sibwere Wunde davon, als er eben im Begriff war, die an der rechten Flanke sta-tionirtcn und arg gefährdeten Soldaten zn nnterstühen. Uebrigens haben sich alle meine Leute tapfer und unerschrocken gezeigt." .Fapitain Walpole stieß am nächsten Morgen zu uns, und da ich nicht länger im Sattel bleiben konnte, übergab ich ihm den Befehl über meinen kleinen Trupp. Am 13. war er auf den Fährten des noch übriggebliebenen Näubertrupps, sieben an der Zahl, die ohne Lebensmittcl 60 Tod Donohue's. ^5. Kap. und in die Ynge getrieben, sich keinesfalls.lange halten können. Ich erwarte jede Stunde die Knnde von ihrer Niederlage." „Dieser Schlag wird, wie ich boffe, dem Wabnsinn der Bathllrst-Sträflingc, die da glauben im Bustbc Sicherheit zu finden, ein ftnde machen, und sie zn der Ueberzeugung bringen, wie selbst eine kleine Anzahl regulairer Soldaten jedesmal gewiß ist sie zu überwältigen." 3. Macalist er, Licntn. der berittenen Polizei." Capital« Walpole nahm auch in der That die ganze Bande, von der sieben verwundet worden, gefangen. Gerade vier Wochen vor diesem ziemlich wichtigen Sieg über die Puschrähndscher, war Dono hue, der gefährlichste Räuder welcher je seine Ketten gebrocken und die australischen Wälder unsicher gemacht, von der Polizei erschossen worden, die eine schwere Abrechnung gegen ihn hatte. Kurz vor seinem Ende ermordete er noch einen jungen Officicr, den er zn Pferd im Vliscbe antraf und berauben wollte. Der unglückliche junge Mann, der sich nickt von einem einzelnen unbcrittcncn Räuber plündern lassen wollte, gab seinem Pferde die Sporen und sprengte gegen den Bnshrangcr an, nm ihn zn übcrreiten. Donobue sprang indes« aus dem Wege, ließ den Reiter vorbei und schoß den im vollem Barriere Davon-sprcngendcn nnt der Pistole durch den Kopf. Der folgende Fall wnrde mir von einem mit dem Helden des Gefechts wohlbekannten Herrn selber mitgetheilt, und betrifft die Gefangennahme einer starken Bande bewaffneter Sträflinge ebenfalls durch die berittene Polizei. Dieser tapfere und tollkübne Offieier sehte nämlich eines 3ages die kleine Bevölkerung und Garnison von N. N. nicbt wenig in Erstaunen, als er mit seinem sehr schwachen Trnpp Polizeisoldaten eine vier oder fünf Mal stärkere Bande von Buschräbndstbern gefangen einbrachte, was er auf folgende Art ermöglicht hatte. Vorsichtig mit einem kleinen Trupp von nur vier oder fünf Polizei-soldatcn den Busch absuchend, spürte er die Räuber, sechzehn an der Zabl, ans, die in einer kleinen Schlucht, etwa sicbcnzig Schritt unterhalb der Stelle, an welcher er sich befand, emsig damit beschäftigt waren, ihre Mahlzeit zu kochen. Die Waffen batten sie einige Schritte vrn dort zusammen aufgestellt. Nasch war sein Plan gefaßt; er machte seine Lente 5. Kap.) Gefangennahme von Buschrähndschern. g^ damit bekannt, ließ sic oben zurück, kroch leise den Abhang nieder, sprang plö^ücl' mitten zn'ischen die Räuber hineiil uud schrie: „Ergebt Elich ini Namen deö Königs, Ihr verdammten Schurken!" Dann, wahrend die überrastbtenBuschrähndschcr zitternd und erschreckt dastanden, rief er nach oben zurück: „Vier Mann hier hernnter, und nehmt dort die Waffen in oben, nnd schießen Jeden nieder, der sich auch nur regt!" So wurden etwa zwanzig bewehre genommen, die Bösartigsten von der Bande mit Handschellen gefesselt, und unschädlich gemackt, »nd Me, so unglaublich es klingen mag, von den paar Soldaten in das nächste Gefängniß abgeliefert. Allerdings hatten sie sich in der ersten Ueberraschnng ihre Waffen abnehmen lassen, und dadurch vertheidignngslos geworden. Einen eigenthümlichen Fall, bei dem ein einzelnerBnschrähndschergefangengenommen wurde, erzählte mir eiuandcrerHerr. Er bemerkte dabei, daß er in dreißig oder vierzig Jahre wohl hundertmal durch den Busch geritten sei, ohne Bushranger angetroffen zu haben. Nur ein einziges Mal traf er mit ihnen zusammen. Zwei Brüder ritten mit einem ihnen befreundeten alten Herrn, nnbewassnet, und nur von einigen Hunden begleitet, durch den Busch, als der Aeltere zwei Männer bemerkte, voll denen der Eine eine Muskete, der Andere ein Bündel trug. Beim Anblick der drei Berittenen sprangen sie augenblicklich in das Dickicht, wurdeu jedoch bald eingeholt. Der alte Herr, der etwas hitziger Natur gewesen zu sein scheint, rief ihnen zu, sich zn ergeben, nnd ließ zugleich, indem er mit seinem Pferde gegen sie ansprengte. eine walne^lut von Schimpfwörtern auf sie niederregnen. „Mcibt znrück nnd haltet das Manl oder ich blase Ench das Gehirn aus!" rief ihm da der Mann mit der Mnsketc zu, „ich will Nichts mit Eucb zu thuu baben, wenn Ihr n n o zufrieden laßt. Mengt Ihr Enck aber in Sachen, die Euch Nichts angehen, soll es auch, beim Himmel, Einigen von Euch das Leben kosten. Herr N. mischte sich jedoch jetzt in das Gespräch und erklärte den Beiden zwar ganz ruhig, aber auch ganz bestimmt, daß sie entschlossen wären sie gefangenzunehmen, und er ihnen freundlich neth, sich nicht zu widersetzen. Zwei Stockkeeper lViehzückter oder Beaufsichtiger) folgten ihnen dabei, nnd anf diese zeigend stellte ihnen Herr N. vor, daß ß2 Znsammentreffen mit Buschvähndschern. ft. Kap. sie allerdings einen von ihnen todten könnten, daß der Mord aber dann ihre Sache mir vcrscl'limmern würde. „Habt Ihr Fcnerwaffm bei Euch?" fragte der Räuber trotzig; „wenn nickt, ergeb' iä, mich auch nicht. Ich bin ein alter Soldat, habe dm Spanischen Krieg mitgemacht, und will verdammt sein, wenn ich vor einer unbewaffneten Macht das Gewehr strecke." Hr. N. erwiederte ihm, sie hätten allerdings keine Gewehre oder Pistolen bei sich, tonnten sie aber jeden Augenblick bekommen." „Schafft sie herbei," trotzte der Buschrähndschcr „und ich will mich ergeben. Das ist dann wenigstens eine ehrenvolle Capitulation." Der Mann mit dein Bündel war indessen festgenommen und einem herbcigekommcncn Schäfer übergeben worden, und einer der Aufscher ritt fort, das ausbcdungcne Gewehr herbeiznholen. Der Räuber behauptete hartnäckig seinen Platz. Unglücklicherweise konnte sich der alte Herr aber nicht so lange mäßigen und machte einen neuen Angriff, woranf der Räuber mit einem wilden Fluche den Hahn seiner Muskete spannte und ans ihn anlegte. Herr N. sprang mit seinem Pferde auf ihn ein uud warf ihn zu Boden; er raffte sich aber wieder auf und wollte eben aufs Neue in den Busch hineinschlüpfen, als glücklicherweise noch zu rechter Zeit die bewaffnete Perstärkung ankam, und der alte Bursche es jetzt mit seiner Ehre verträglich hielt, sich als Kriegsgefangenen zu ergeben. Manchmal waren und siud diese Herren vom Busch aber auch humoristisch. Ein Freund erzählte mir einst, wie er von Vuschrahudschcrn angefallen worden sei, die ihm nicht allein seinen Koffer, sondern am!) sein Geld und seine Kleidungsstücke abnahmen, und ihm in artiger Weise sein Hemd und seine Unterhosen ließen. Mit stoischem Gleichmut!) hatte er das Alles geschehen lassen, und wünschte sich eben Glück, verhältnißmäßig gilt weggekommen zn sein-, da kehrten sie noch einmal plötzlich zurück, baten ihn, sie zn entschuldigen, wenn sie ihn schon wieder belästigten, aber — sie hätten seinen Hut vergessen. Diesen nahmen sie uud kamen dann nicht wieder. Ein anderer, in Bathurst sehr wohlbekannter Mann wurde ebenfalls an einer ganz einsamen Stelle von einem einzelnen wild genug aus- 5. Kav^ Zusammentreffen mit Buschrähndschern. 63 sehenden Räuber angefallen, der unerwartet auf ihn zusprang, die Mündung einer großen Sattelpistole ihm alls die Brust setzte und dabei mit donucrnder Stimme schrie: „Steht oder ich jage Euch eine Kugel durä, den Kopf!" „lieber freund." mvicderte mit unerschütterlicher Ruhe der Herr, „da unten sitzt mein Kopf nicht!" Der Bursche lachte herzlich über dm Witz und behandelte und beraubte den Witzbold mit viel mehr Rücksicht, als es sonst wohl seine Art gewesen sein mag. Folgender charakteristische Fall aus dem Vnschrahndschcr Leben mag hier ebenfalls Platz finden. Zu einer Zeit. als Straßenraub i» den Eolonien »och zu den ganz gewöhnlichen Begebenheiten gehörte, fuhr der Mann, der mir den folgenden Fall erzählte, die Post von Windsor nach Svdney. Er hatte mehre Passagiere; Einer, der mit anf dem Kutschbocke saß, war gut bewaffnet. Plötzlich sahen sie einen Mann »litten in der Straße auf dem Oesicbt und quer über den Weg liegeil. „Da ist ein Raubmord geschehen!" rief der Passagier, nnd der Kntfchcr, seine Pferde anhaltend, war eben im Begriff, vom Bock hinunterznspringeu, um dein Unglücklichen womöglich noch Hilfe zn leisten, als ein: „Ergeht Encb oder Ihr seid deichen - alle miteinander" hinter dem nächsten Baume vorgcschriecn wurde, von wo ihnen die Mündung einer drohend gegen sie gerichteten Doppelflinte cnt-gegcustarrte. In demselben Augenblick war auch der im Weg liegende Räuber, frisch und gesnnd in die Höhe gesprungen, warf die vorderen Pferde qner vor die Deichsel nnd richtete seine Muskete auf den bewaffneten Passagier, ehe dieser nur scine Pistolen herausbekommen konnte. Die Reisenden wurden dann herunterbeordcrt und geplündert, der Bewaffnete, wie es scheint außerdem noch ziemlich rauh behandelt, der Post-bentel aufgeschnitten nnd was an Weldbriefen darin war, herausgenommen, uud mit den beiden Vorderpferden sprengten die Banditen wieder in den Wald hinein. Wenn ein gewisser Eorrcspondent des Svdnev Herald im Jahr 1«5U recht unterrichtet ist (lind meine eigene Erfahrung zeugt allerdings für ihn, da mir von einem jungen Burschen selbst in der Kirche meine Börse aus der Tasche gestohlen wnrdc). so wstirt in der llmgebnng von Sydney eine ordentliche Schule für jugendliche Bnschrähndscher, die das Beste 64 An australischer Wasserfall. ^. ^ap. für die Erhaltung des Geschäfts verspricht. Die jungen nichtsnutzigen Bursche aus der Stadt bilden sich zu förmlichen Banden und postum sich an die nach Sydney führenden Buschstraßcn, wo sie nach der anerkannt besten Methode des Straßenraubes, mit vorgestrecktem Messer und lästerlichen Flüchen schwächere Knaben oder Franen anhalten und berauben. Aber genug dieser Abschweifung, die der Leser entschuldigen möge, weil sie doch den Charakter jener Colonien wenigstens in früherer Zeit bezeichnet. Sechstes Aapitel. Der (Novettösplüna. — Der- Victonavasi. — Wassermangel i» Australien. — Die Maquane-Ebeue. — Bathmst. Etwa zwei Miles vom Blackheath befindet sich eine in dortiger Gegend berühmte Natnrmertwürdigkeit und für Australien auch wirklich eine Seltenheit, ein Wa sscrfal l nämlich, der sogenannte Govetts-Sprung. Wir waren etwa eine halbe Stunde weit durch ziemlich dichtes Gum-holz gegangen, als wir plötzlich eine sonnebcschienene lichte Ocffnung erreichten. Wir standen im nächsten Augenblick auf einem nackten Felsabhang, von wo aus wir einen allerdings überraschenden Blick in das etwa fünf Miles breite nnd vielleicht 1000 Fuß tiefe Thal hatten, dessen dicht bewaldete Teiteuwände nur schroffe starre Steinmasscn, das Thal unten dagegen einen eng verwachsenen Teppich von Baumwipfeln zeigte. Durch Seitenumrisse warf die Sonne ihre schrägen Strahlen und beleuchtete malerisch genug den „Sprung" oder Catncmts, der wie ein dünner silver blinkender Faden in der Luft hing, vom leisesten Lufthauch bewegt hin- und hcrschwankte, und sobald dieser nur etwas stärker wurde, iu feinen Nebel ganz zerstob. Manchmal schien der Strom etwas stärker zu fließen, erreichte aber doch nie Abgrund »inten, über den er nur seiuen feinen Regen ausschüttete. Viele Wasserfälle hat Australien aus keinen Fall, ich weiß sogar nicht einmal, ob dies nicht der einzige ist, und im Sommer hört er wahrscheinlich ebenfalls auf, seiueu spärlichen Strahl 6. Kap.) Der Vinc Hecrdc Mastvieh, die nach Svdncu bestimmt war, wurde wegen Mangels an Futter auf der Etrasie verkauft. Mau stbied sie in drei Abtbeiluiigcu: die besten Häupter brachten 2 Pf. St. 16 Sch., die zweitbesten 1 Pf. St. 10 Sch. und die schlechtesten, vierzig gute Stiere, wurden zusammen für 30 Pf. St. losgeschlagen. Welchen Nutzen müßten in diesen wasserarmen Gegenden das genügsame Kameel, dieMaulthiere und E sel, die doch viel zäher als Pferde und Ochsen sind, als Last- und Tsansporttlnerc bringen! Drei oder vier Kameele sind auch schon, wenn icb nicht irre, nach Melbourue eingeführt, und die australische Ackcrbaugcsellschaft besitzt einen Zug Maulthicre; in Sndnev dürfte man aber ebenso leicht einem sslcphanten begegnen, als einem dieser nützlichen Thiere. Am Solitary-Crcck, wo ein einsames düsteres kleines Wirthshaus stand, beklagte sich der Wirth bitter über den großen Schaden, den ibm die Dingos oder wilden Huudc uutcr sciuen Schweinen und Hühnern anrichteten, ssr wollte sie früh am Morgen in Nudeln von vierzig bis fünfzig Stück gesehen haben, und seiner Meinung nach lebten sie Haupt-fachlich vou ^augeruhs, von denen es viele in den benachbarten Felsbergen geben soll. Die einzige Hilfe gegen diese kecken Diebe waren ihm bis jetzt große Hunde eine Bastardart zwischen Flcischcrhund uud Wiudspicl, die so eifrig die Jagd der Dmgos betreiben, daß sie oft ganz allein darauf ausgehen und die aufgespnrten Schweineräuber nicht allein erwürgen, sondern auch nach Haus schleppen. ^ > Gleich hinter Solitary - Creek steigt die Straße höchst unnützer 3t7' l"'^.Fegend dauerte damals srch< oenen leln ordentliches Schauer Regen fiel. G. 6. Kap^ Die Passage iN'cr den Mount ^ainbcy. 7z Weise zum höchsten Gipfel der Blauen Verge, zum Mount Lambey empor, der auf eben die Entfernung hätte recbt bequem umgangen werden können. Wer sie angelegt hat, fann sich amb darauf verlassen, daß jeder Fuhrmann die bestgemeinten Flüche auf seinen Schädel häuft — nnd er hat sie verdient. Vom Ojpfel des Mount Lambey hat Sir Thomas Mitchell in der Nacht den Lcuchtthurm von Sydney entdeckt — in einer Entfernung von etwa nennzig Miles. W war ein böser Weg den Berg hinauf. Hitze, Staub, Fliegenschwärme, Wassermangel, ermattete Pferde, Felsenabsprüngc, zerbrochene Brücken, tieft Schlammlöcher nnd furchtbar gähnende Abgründe waren übergenug uns zu quälen. Ick übertreibe wahrlich nicht, wenn ich behaupte, dasi ich von meinem Wagen taum ein Stück der ursprünglichen Bestandtheile wieder mit zurück nach Sydney gebracht habe. Während unserer Tagesfahrt passirten wir mehre Stellen, wo die verschiedenen Trupps der an der Straße beschäftigten Sträflinge früher ihre Pallisaden gehabt hatten. In einer von diesen sahen wir noch ein treffliches Steinhaus, das früher von dem Offieier bewohnt gewesen war, und das nach nnd nacb zur Nuine wnrde, während von den Hütten der Sträflinge nur die einzelnen Stcincamim grau und öde in die Höhe starrten, nnd dem überdies traurigen Charakter der Wildniß noch etwas viel Trostloseres geben. Die Ueberwachung der Sträflinge war damals ein fataler nnd auch ungehöriger Posten für einen Offieicr. l?r vereinigte Alles in seiner Person; er war Sclavenaufseher, Gefängniswärter nnd Räuberbaupt-mann, ohne den Nciz nnd Lohn seines Postens. Als Richter hatte er freilich nnbeschränkte Vollmacht, und das Schicksal der befangenen hing einzig nnd allein von Lannc und Charakter dieses <7fsicicrs ab. (5r konnte sie freundlich behandeln, oder peitschen lassen, wie es ihm gerade einfiel; ja, er konnte noch Schlimmeres thnn ^ er konnte sie der Willkür untergeordneter Sträftingsconstabler überlassen, und die Folgen davon kann man sich denken. Das folgende Beispiel roher Tyrannei und il,r auf dem Fnße folgender Strafe, hörte ich von Jemand, der damals selber mit als Sträfling an der Straße arbeitete, ttin Kcttenträger traf, indem cr das 72 Die Vathurst-Ebenc. ^. Kap. ihm angewiesene Stück Straße abgrub, in einem eben ausgeworfenen Loch ein Nest jener großen giftigen Ameise», die in Australien Löwenameisen genannt werden. Da sie ihn scharf bissen, sprang er ans seinem Loch heraus, nnd der Aufseher, der dicbt dabei stand, befahl ihm, wieder hinunterzuspringen. Der Mann bat, daß man das Nest mit Pulver ans-rauchern möge. Der Aufseher wiederholte seinen Befehl. Der Mann gehorchte, aber die furchtbaren schmerzhaften Bisse der Thiere zwangen ihn wieder, seine Arbeit zu verlassen. Hierauf faßte ihn der Aufseher, und warf ihn noch einmal in das Ameisennest. Der Gefangene griff sei-nm Spaten wieder anf und begann aufs Neue, aber der Versucher nagte ihm am Herzen, ein paar Minuten hielt er's noch aus, dann sprang er plötzlich aus seinem Loch wieder hervor und spaltete den Schädel des Aufsehers, der auf der Stelle todt blieb, mit seinem Spaten. Natürlich wurde er gehangen. Wir hielten ein wenig an einem etwas wildaussehenden Wirthshaus, nnfern Diamond Swamp (Diamant Sumps). In Neu-Südwales bedeutet das Wort S » m p f aber fast stets guten angeschlcmmten Boden, und in den bevölkerten Districtcn ist er, statt mit dem Wasser, das ihn früher bedeckte, mit Getreide üppig bewachsen. Die zcchrlcichen trockenen Sümpft und wasserleercn Seen dieses Landes geben übrigens der Theorie viel Wahrscheinlichkeit, daß sich der Boden gcboben habe und noch hebe. Nahe bei Svdney sind diese kleinen Sümpfe, in der nnmittelbaren Nachbarschaft von fünfzig Fuß hohen Saudhügeln, nngcmein fruchtbar, und werden von Gärtnern für schweres Geld gcpacbtct. Die Bäume wurdeu hier größer und seltener, der Charakter der ganzen Gegend milderte sick und wir ließen die starren Felsen und Schluchten, Klippen und Abhänge hinter uns, nm unsern Weg in mehr wellenförmigem, freundlicherm Hochland fortzusetzen. Die Hügel wurden immer niedriger, kleine offene Stellcu immer häufiger, die Bergwogen legten sich mehr und mehr, bis endlich der wilde Felsenoccan der Blauen Berge zu der glatten, ungebrochenen Fläche der Batburst-Ebenc langsam zerstoß. Als Fremder betrachtete ich diese Ebene ziemlich gleichgültig; für den Heerdenbesitzer nud Viehzüchter hat sie aber, trotz dem eben nickt sehr üppig Futter darauf wächst, einen ungeheuern Werth, und man muß 6. Kap.) Die Macqnarie.Ebeue. ^g die Verlegenheit rennen, ill der die Viehzüchter mit den ungemein schnell anwachsenden Heerden an der andern Seite der Gebirge waren, ehe dieser zur Weide benutzbare uud trefflich gelegene Landstrich entdeckt wurde. Die Vegetation sieht außerdem dürftig genug aus -, das Gras wächst in Büscheln, und die rothe harte kalkhaltige sirdc ist dazwischen sichtbar; aber den Scbaafen giebt die (5bcne doch gute Nahrung, nnd das ist Alles, was man von ihr verlaugt, sss dauerte aucb nicht lauge, so sahen wir eine Hecrde dieser wichtigsten Thiere des australischen Kontinents, etwa zwei- oder dreitausend Stück, die unter der Aufsicht von ein paar Schäfern laugsam, wie weiße Maden über die ferne s?bene schleichend, ihrFutter suchten und eine Staubwolke aufwirbelten, als ob sie in den Huudstagen auf einer stark befahrenen Chanffee getrieben würden. Kein anderes lebendes Wesen war zu sehen, als noch ein Adler, der an dem Nand eines Wasserlochs eiu Aas zerfleischte. Mit lockcrem Zügel trabtcu wir die offeuc natürliche Straße entlang, keine geringe Erholung, wenn man solc!,e balsbrccbcnde Wege wie die eben zurückgelegten hiutcr sich hat; und ein paar kurze Miles brachten nus jetzt zu der Macquarie-( auch gebraucht werdcn, anozn« driiclen. Sie mögen noch so lange unter den Schwaben lel'c», N? >ucr-ten sie sich doch mir in sehr seltenen FäNen nnhr von deren Sprache a!o fimf oder sccho sehr hänsig vorkommende nnd sottwährend gelnauchte Worter. Dem Leser hler nnr'eiue Idee jener kimstlich gemachte» Sprache zu geben, die beide Theile davou abbält sich einander ordentlich zn verstehen, mögen hier ein paar Wotte dienen: Nom-dax (Mel,l-!ack) heistt wei's, — innlic -» lixlü (mach ein ^icht) scheu — M11» ui^ lausspringen) lommcu — sit >.w>vc (inedersitzen) überhaupt da fein u. s. w. G> 78 Eine Cllrwbben). ^7. ^^ Seite des Feuers ein kleiner Trupp von Gins *), die nacl, einigen Vorbereitungen auf cumn fest über dic Kniee gespannten Fell ein trauriges Getrommel begannen, und es mit einförmigen Tönen oder Schreien begleiteten. Diese Musik hatte einige Minuten gedauert, als plötzlich die Männer mit einem lauten Geheul aufsprangen uud den Tanz begannen. Sie waren alle nackt, oder doch beinahe nackt, und in der wunderlichsten Art bemalt. Mode schien damals gerade ein Gerippmuster zu sein, indem sie die Nippen und Gebeine mit weißen Streifen auf der dunkeln Haut andeuteten. An den Beinen herunter hatten sie sämmtlich weiße Streifen. Die erste Vorstellung bildete ein Kriegstanz, worin sie eine große Mannigfaltigkeit der verschiedenartigsten Schwenkungen entwickelten, und Speere, iieuleu, Schilde und Bumerangs dabei schwangen. Plötzlich theilte sich die ganze Schaar in zwei Parteien und nach einem Khor von wahrhaft betäubendem Gebrüll stürmten sie zu dichtem Handgemenge gegeneinander. Dann wurde eine Partei besiegt und in daö Dunkel hineingetrieben, von wo dumpfe Htculenschlägc und Stöhnen und wilde». Eicgesschrei dcr Einbildung nur wenig zu thun übrig ließ, sich ein wirklich blutig« Gemetzel zu denken. Bald darauf erschienen beide Parteien wieder beim Feuer, hielten sich aber getrennt und begannen nun nach dem langsamer gewordenen Takt der Musik eine wunderliche Art von heftigen Sprüngen, die, jedesmal mit dumpfem Stöhnen begleitet, ungcmcin viel Aehnlichkeit mit der Arbeit unserer Straßenpflasterer hatten, wenn diese schwere Stampfkolben nach regelmäßigen Zwischcnraumen auf die einzurammenden Steine stoßen. Als aber die Trommeln rascher zu gehen begannen, wuchs auch der Tanz zu schnellerem Tempo an, bis die Bewegungen so heftig wurden, wie mm,chlichc Mieder nur überhaupt dergleichen zu macheil im Stande sind. Bei manchen Passagen sprangen sie Alle ungcmein hoch empor, und, sobald lhre Füße wieder, weit auseinander, den Boden berührten, zuckten die Muskeln ihrer Schenkel, und brachten die darauf gemalten weißen streifen in eine wunderbar zitternde Bewegung, so daß sie sich beinahe wie Schlangen wanden. Dabei zischten sie laut. Dieser Theil der Vor- *) Gin, ciugel'vreue Flau. 7. Kap.) ^lne Corrobbery. ^g stcllung machte in der That einen ganz eigenthümlichen und durch das flackernde Licht der Flammen noch erhöhten Eindruck; er soll große lledung erfordern. Die Vordersten in den Reihen waren anch die Geschicktesten , und Viele können es, wie versichert wurde, nie ordentlich erlernen. Der ergötzlichste Theil der Festlichkeit war die Nachahmung des Dingo (wilden Hundes), Käugevuh und Emu. Es gab kaum etwas komischeres als die schwarzen Bursche eine aufgescheuchte Heerdc dieser Thiere nachahmen, zusammcnspringen und laufen, zu sehen. Der Takt zur Melodie wurde dabei, wie überhaupt dei allen wilden Völkern, mit außerordentlicher (Genauigkeit gehalten, Es versteht sich übrigens von selbst, daß nur Herren dem Tanze zusahen, denn so geschmackvoll die Bursche auch gemalt sein mochten, so ließ doch die Meldung Vieles zn wünschen übrig. Die Mäuner unter den Eingeborenen waren hoch und schlank, fast wie ihre eigenen Speere, Manche von ihnen auch beinahe so dünn, aber Alle außerordentlich lebendig. Wie die meisten australischen Schwarzen hatten sie einen äußerst kräftigen Oberkörper, aber fast gar kcineWaden.') Der Häuptling des Stammes, und der einzige dazu gehörende alte Mann, war den Anderen in Gestalt,vcit überlegen. Volle sechs Fuß zwei Zoll senglisch) hoch, und wenigstens funfzebn Stein schwer, und vielleicht nicht weit von den Sechzigen entfernt, schien er nur ein wenig zu fleischig zu werden, aber die Stärke des „Old Bull" wie sein Name war, mußte doch noch beträchtlich sein. Die Verhältnisse seines Körpers selber waren dabei vortrefflich und so schön wie ich sie noch bei irgend einem Manne der wilden Stämme, die ich auf meinen weiten Reisen getroffen, gesehen hatte. Ein Speer der ihm, als er ausrecht stand, über die Brust gelegt wurde, blieb dort ruhig liegen. Nach europäischen Begriffen kann deraustraliscbc Eiugcborene nicht für schöu gelten, und doch habe ich junge Burscbc mit großen dunklen Augen, langen Augenlidern und einem offenen freundlichen Lächeln in den Zügen gesehen, die anf diese Eigenschaft recht gut Anspruch »mcl'm konnten. Die Natur hat sie dabei mit prächtige», laugen, lockigem und weicbcm schwarzen Haar versehen, aber Nachlässigkeit, Scbmuz und Fett machen meist immer ') .,s)i5p,'o,.o,!>.m!U.'^ 5>^I.l '..>I.»V >l>« Icimu," wie es Mr. Mnndy ausdniclt. *)„ Disproportionately sli-liU">l"\v Ihe knoe, " tote (i 9Rr. 80 Die Austral-Neger. ^7. Kap. eine bösartig aussehende Perrücke daraus. Auch ihre Bärte, die sie gern voll tragen, sind außerordentlich schwarz und duschig. Ihre Haut ist so vollkommen schwarz, die Lippe so dick, die Nase bei sehr vielen Stämmen so platt, daß sie den Namen, den man ihnen gegeben, „Austral-Ncger," vollkommen zn verdienen scheinen. Ihr Schritt ist aber männlich und anmuthig, und zugleich fest und leicht, ihre Haltung, besonders im Wald und außer der Berührung mit Weißen, die scheu und mistramsch betrachtet werden, untadclhaft. Wunderbar ist, wie diese vollkommen nackten Gestalten ebenso gleichgiltig die heißen Winde im Sommer wie die Winterfröste, eine Veränderung des Thermometers von 120 — 20 Grad ertragen. Alle Männer dieses Stammes sind übrigens durch das Herausschlagen , eines Vorderzahns entstellt, der ihnen, unter besonders feierlichen Ceremonien eingestoßen wird, wenn sie das mannbare Alter erreicht haben, (iinc andere Entstellung der Haut, die bei ihnen als Zierde gilt, ist eine' gewisse Art Tättowirung. Diese besteht jedoch nnr in rohen mit einem scharfen Kiesel gemachten (Anschnitten, deren Heilung man solcher Art erschwert, daß die Narbe hoch aufschwillt, und den etwa drei bis vier Zoll langen Zeichen das Ansehen von Schwielen gicbt, die durch scharfe Pcit-schenhiebe entstehen. Auch eine Schnur, die sie sich fest um deu Kopf ziehen, dient nicht dazu ihre Schönheit zu erhöhen, wie ihre Ursache ebenso gchcimnißvoll ist. Die Frauen sind, wie bei den meisten wilden Völkern, nur Üastthierc, welche im ^ager die Nahrung bereiten, und auswärts das Gepäck tragen, während der Mann, nur mit seinen Waffen beschwert, stolz vorausgeht. Mit Schlingen wird, wie es heißt, um sie geworbcu, und in dcr(5he herrscht ebenfalls der Stock. Während der Mahlzeiten sitzen sie von den Männern getrennt, und die Lcbensmittcl werden ihnen, wie den Huuden, zugeworfen. Polygamie, Kiudcsmord und gewaltsame Entführuugen der Frauen gehören ebenfalls mit zu den Noscnblättern australischer Häuslichkeit. . Die Hauptwaffc der Eingeborenen ist der Speer, neun oder zehu Fuß lang, sehr dünu uud mit im Feuer gehärteter Spitze; scltcu aber doch manchmal hat er einen Widerhaken. Eigenthümlich ist bei ihnen der von vieler Ueberleguug zeugende Wam incra oder Wurfspeer mit einem 7. Kap.) Dle Waffen der Australier. gi Hebel. Der Speer selber ist etwa fünf bis sieben Fuß lang und hat ein Loch im untern Ende; in dieses paßt ein an ein breites und etwa dritthalb Fuß langes Holz befestigter Haken, der beim Wurf in der Hand bleibt nnd den Speer mit Hcbclkraft vorwärts schlendert. Sie werfen den Speer damit sicher sechzig bis achtzig, ja manchmal hundert Schritte weit. Der Waddy ist eine kurze leichte Kriegskenle mit einem Knopf oder Ast daran, höchstens zwei Fuß lang. und wird theils im Krieg, theils bei häuslichen Zwistigkciten verwendet. I.k l'emnie e8l «acräo — !a lomme hu'on kini« osl, 8a>nl«, schreibt sehr galant ein (Eingeborener der „civili-sirtestm" Nation der Erde — „die Frau ist ein Sclave — das Weib ist ein Ambos," könnte die australische Uebcrsctzung lauten. Der Steiu-Tomahawk wird thcilwcis dazu verwendet Opossums aus hohlen Bäumm herauszuschlagen, theils um Einschnitte in die glatten uud starken Stämme der Gumbäume zu machen, an denen die Eingeborenen mit außerordentlicher Fertigkeit hinauflanfeu. Uebcrall im Walde findet man diese Narben in dcnBäumen, und das scharfeAuge der Wilden entdeckt leicht an der glatten Rinde die kaum bemerkbaren Spuren die des Opossums Fuß im Hinaufsteigen daran zurückgelassen. Der oft beschriebene B u mera ng, der aus einem gebogenen, uicht ganz zwei Fuß langen Holz besteht, ist jedenfalls die eigenthümlichste Waffe die es geben kann, und das Gesetz seiner Bewegung noch keineswegs ergründet. Es giebt zwei Arten: der eine wird nnr gcradaus geworfen, der andere, mehr gebogene, dreht sich um seine eigene Achse, uud kehrt, wenn er an keinen Gegenstand antrifft, zu der Stelle zurück, von der ans er geworfen worden ist. Eine von der ersteren Art sah ich selber von einem, keineswegs sehr mnskelkräftigen Indianer zwcihuudcrtundzchn Schritt werfen. Auch war ich Zeuge von ein paar erstannlichen Versuchen, die mit dem lctztcrn gemacht wnrdcn. Nachdem die Waffe etwa in Brusthöhe fast aus Sicht geflogen war, stieg sie plötzlich hoch in die Luft, kam mit crstaunlichcr(^cschwindigkcit zn dein Werfenden zurück, und schlug noch etwa sechs Zoll tief in den Boden ein. Es ist ein gefährliches Spiel für einen unaufmerksamen Zuscwier. Mit dieser Waffe können aber solcher Arl die Wilden auch recht leicht einen, hinter einem Vanm versteckten Feind erreichen, den Kugel oder Speer sonst nicht berühren würden. Emus und Kängernhs werden damit erlegt oder verkrüppelt, uud Australien. 6 82 Die Waffen der Australier. 57 ^^ zwischen einer Kette aufsteigender Eliten richtet der Bun,eraug manchmal entsetzliche Verwüstung au. Beim Handgemenge leistet das scharfe schwere Holz ebenfalls nicht unwichtige Dienste. Der Hiclcm a n oder Schild besteht ans einem Stück Holz, etwa dritthalb Fuß lang, höchstens vier Zoll breit nnd oben nnd unten spitz zulaufend. An einem inwendig eingcschmttencn ttochc greift nnd hält man ihn fest in der Hand, während diese selber dadurch vollkommen geschützt ist. Mit diesem schmalen Schild parkt der Eingeborene alle die Wurfwaffen seiner Gegner vortrefflich ab. Als ich Herrn Suttor besuchte, erlaubte mir der schon vorher erwähnte „Fischboot" nach ihm mit Steineil;u werftn, so rasch ich immer wollte. Die nach Kopf nnd Brust gezielten, parirtc er sämmtlich mit diesem Schild, und über die tiefer kommenden sprang er weg; keiner traf ihn. Bevor die Australier den Speer werfen, bringen sie ihn durch eine zuckende Bewegung des Armes in Schwingung, was scmcm Fluge viel mehr Sicherheit giebt. Die Eingeborenen sind übrigens nicht immer in der Laune sowohl oenssorrobcry gnt und lebhaft zu tauzeu, als auch ihre Gcschicklichkcit mit ihrenWaffenzu zeigen. So fehlte in Wellington einmal ein sonst vorzüglicher Speerwerfer dreimal hinter einander ein für ihn aufgestelltes Stück Rinde. Ich steckte jetzt einen Tirpcuce in die Mitte, nahm den Carabincr eines Polizeisoldatcn und machte ihm begreiflich, daß ich das Stück weld wieder einstecken würde, wenn ick es vor ihm herunter brächte. Ich that als ob ich laugsam zielte-. nun sah ich wie der kleine muskulöse Bursche mit blitzenden Augen das Ziel maß, nnd im Nu hatte er auf sechzig Schritt das Centrum durchworfcu. Nachdem er das „weiße Geld" in den Muud genommen, mußte er den Fuß gegen die Rinde stemmen und alle Kraft anwenden, den Speer wieder herauszuziehen. Der Speer ist in der Hand der Wilden jedenfalls die gefährlichste Waffe, ,0 harmlos auch sonst ein nur zugespitztes Stück Holz erscheinen mag Mancher Europäer verdankt ihm seinen Tod, und viele tausend Schafe, Nmder nnd Pferde sind damit erlegt worden. Merkwürdig bleibt esübrigens. daß in Australien wie in Neu-Seeland Bogen und Pfeile nicht bekannt und doch auf vielen der kleineren 7. Kap.1 Nahrungsmittel der Australier. HI Sl'ldsecmseln — auf manchen in großer Vollkommenheit — in Gebrauch sind. Wenn die Nahruugsmittcl dos australischen Eingeborenen für den Europäer auch nichts weniger als verführerisch sind, so haben sie doch den Vorzug der Mannigfaltigkeit. Außer dem Kängeruh und Emu hat er Fische und wildes Geflügel, beide letztere in vou den Frauen gestrickten Netzen gefangen. Dann verspeist er mit größtem Appetit Schlangen, Guanas (große Eidechsen) Engerlinge und die Larve» einer weißen Art Ameise. Der Acacieugummi, der dein Gummi arabicum ähnlich ist, aber süßer schineckt, und das zu Mehl geriebene Mark eines Schilfes, gehören zu seinen harmlosesten Lcbensmittcln; ebenso Honig, und der Eingeborene verdient diesen Luxusartikel schon der scharfsinnigen Weise wegen, mit der er den Zufluchtsort der Bienen entdeckt, Er fängt eine Biene, klebt ihr mit Gummi eiu klein wenig von einer weißen Daunfeder auf, und folgt nun mit Auge und F»ß der Richtung, bis er den hohlen Baum findet, die Bienen ausräuchert und die Waben dann mit seiner kleinen steinernen Azt herausschlägt. Außerdem hat man die australischen Eingeborenen aber in nicht gc-riugcm Verdacht, daß sie sich ucbeu dieseu Delicatessen auch noch in höchst cannibaliscbcr Weise dem Genusse des Menschcnflcischcs zuneigen. Weshalb hätte man sonst Streifen Fleisch von erschlagenen Schwarzen und Weißen zum Trocknen in der Tonne hängeil sehen, weshalb wären sie so entsetzlich eifrig hinter dein Nicrenfctt der erlegten Feinde her?') Ich fürchte sehr, daß das erstere nur der Pemmican, das zweite der Nognon der wildeil Kücbe ist. Ancb Old Bull, der alte Häuptling, stand in wohl nicht ungcgründctem Verdacht in früheren Jahren mehr als einen Engländer ebenso behandelt zn haben, wie ein Engländer einen Fasan behandelt haben würde, d. h. ihn erst erlegt, dann an einem guteil Feuer gebraten, und znlcht mit großem Appetit verzehrt zu haben. Teinc Kinnladen und Zähne dienten wenigstens keineswegs dazu ein solches Gerücht Lügen zu strafen. Uebrigcns sprechen auch dafür officiellc Berichte, welche die Thatsache *) Mtt dem Aici-cnfcltc bcst, eiche» sie s!cl, und reil'en sicl, ein. da sie den schr sicsäln'lichen Glauben leiben, dap sie dadurch die Starke dea erlegten Fcindeo noch ihrer eigenen hinzufügen kvuuteu. (N. 6' u^ Die Sprache der Eingeborenen. ^7. Kap. außer Zweifel stellen, und es sind sogar Fälle vorgekommen, in denen Eltern ihre Kinder gctödtet und verzehrt haben.") Die Sprache schien mir sanftklingend und reich an Vocalen. Manche Benennungen der Eingeborenen sind volltönig nnd vielsylbig. Es wäre zu wünschen, daß sie mehr von den anstatt ihnen, wie das nnr zu häusig geschieht, alltägliche enroväische Benennungen zu geben, nnd einzelne Namen von Regenten, Gouvernenren und Schissscapitainen ins Unendliche zu wiederholen. Zur Probe will ich hier einige der australischen Namen beifügen, nach denen sich der Leser leicht einen Begriff über ihren Klang machen kann. Wollondilly, Gilonnv, Bendendera, Cnlapatamba. Tangadalanga, Pcjar, Paramatta, Nhyana, Menangle, Gobberalong, Nandowra, Mimendcre, Tonkcpariuga Vaß, Eondalga, Molong, Karajony, Naradandara, Bongbonp. Was die Besitznahme und den rechtlichen Besitz Englands in Australien betrifft, so sind die Verhältnisse, in denen beide Nationen zn einander stehen, ganz eigner Art. Nicht als Erbe oder Kauf, nicht durch Eroberung haben wir das Land gewonnen, und gewinnen wir es noch, sondern durch ein allmäligcs Zurücktreiben der Eingeborenen. In dem Maße, in welchem sich unsere Hcerdcn und die Bevölkerung vergrößern, wird auch ein verhältnißmäßig größerer Naum nöthig und beansprucht, und die eigentlichen Eigenthümer des Bodens werden ohne Vertrag, ohne Handel, selbst ohne Entschuldigung, weiter hiucin ins Innere gedrängt. Irgend ein frischer guter Weidcgrund wird zufällig oder durch darnachsuchende Abenteurer entdeckt, und augenblicklich brechen die Weißen beu ?„?"" «"ltraUscke Wilde zu Zeiten Menschcnftcisch verzehrt ha-al,^„^ ^ ^^'^""'"'' ""tcvlicqt wo!,! reinem Zweifel: n.ich Mem dol a? d /"'" .""'"'"' "" ^t nnd Stelle gehört, scheint es mir schwöru' ae> u»d"do> ^«''^' ""ße>-gewöhn!ichen G'lcsicnhciten. bei Ve-a?mei ist ? i .i i ^" Ceremonien geschieht, also keineoweqs all-an""ilde^ die sich zn Beschwörern bezciclmetcs ^tück M. >>'/s -. fs -< "^ ausgcin'mmen werden tonnen, cnl UerM'an^r^lic^ N '^dm^ ^'" Titte, die w.bl essen etwas Gewöhnliches b "ihnen wäre ' '"" "^ Men,chenfw,ch. 7.Kap.^ Die Engländer und die Australier. gg mit ibren Heerdcn auf, ihn in Besitz zn nehmen. Die Rcgiernng giebt ihnen sirlaubnißscheine für diese neue Strecke, „Stationen" werden erbaut, und die b'ingeboreuen mit dem Wild aus der Nachbarschaft verjagt. Das Wild wird von den Europäern erlegt, und von ihren Hunden gehetzt und niedergerissen. Die Wräber der Vorfahren des vertriebenen Stammes tritt der Europäer rücksichtslos mitFüßcn, und doch häugt dieses Volk ebenso an dem Boden den es Paterland nennt, als andere Menschen. Daß die Australier Cigenthumsrccht unter sich selber haben, unter» liegt gar keinem Zweifel") und Mitchell erzählt z.B. das; dicsiingcborenen des Darling-Niver Landes, als sie sahen wie seine Leute Waffer aus dem Darling schöpften, das nicht leiden wollten, und der Cmner mußte wieder ausgegoffen werden. „Melir als einmal," ftbreibt dieser unter' nehmende Neiscnde, „babe ich gesehen, daß sich ein Flußbauptliug eine Axt als Tribut geben ließ und dann nach dem Strom deutete, als Zeichen daß man nun das Necl't und die sirlaubnisi habe. Wasser daraus zu schöpfen." Wie würde Mephistophclcs so stillvergnügt lachen, wenn er die Neu-Südivales sund andere australische) Poli^eiberichte lesen könnte, und darin fände wie der oder jener Eingeborene aufgegriffen und bestraft ist, weil er „trockncs Holz, das Eigenthum eines Herrn Whitcman oder Brown zur Feuerung gestMen habe." Herr Whitcman oder Herr Brown hatten das Land, auf dem das Holz wuchs, von der Regierung gekauft, oder auch zum beschenk erhalten, und was hatte die Regierung für diese „leer liegenden Kronländcrcicn" gegeben? — Nichts. Vielleicht jagte der Großvater des Kefangeueu über denselben l^rund und Boden, der Verbrecher selber war vielleicbt unter dem nämlicben Baume geboren, dessen niedergcbrochcne Zweige er jetzt „gestohlen" batte. Die eigentlichen Herren des Bodens, die Schwarzen, haben wahrlich mehr Ursache sich zn beklagen, wenn ibnen die Weißen in bloßem Mnth-willen ihre Kängernbs niederließen und ihr Wild erlegen, als mancher Gutsbesitzer in singland, dem ein paar Fasanen gewilddiebt, oder ein paar Karpfen aus dem Teiche gcbolt werden: ja mancker arme Teufel ist selber in früherer Zeit in dieses gesegnete Land aus keiner schlimmern Ursache de« *) In Slid.Australien besteht so^ar Erblichkeit der verschiedenen Etämmcn und einzelnen Personen gehörigen Vandcmen. G, gß Dicbstähle der Australier. ^7. Kap. portirt worden. als eben eines solcben zu leickt befriedigten Gelüstes wegen. Der Besitzer erleidet in dem einen ^all allerdings einen kleinen Verlust, und das Beispiel muß vor allen Dingen aufrechterhalten werden; im anderen Fall verhungert und verschmachtet aber ein ganzer Stamm. Wen brauck't es deshalb zu wundern, daß sich der also mishandelte Gingeborene manchmal an den Schafen und Nindcrn schadlos zu halten suchte? sir glaubt vielleicht in seiner uncivilisirtcn siinfalt, daß er ein ebenso gutes Nccbt aufNindfleiftb und Hammelbraten babc. als „John Bnll-falb," der Anglo-Australier, zu Känger»hschn'anz-Suppe. Und kann irgend ein Mcnsck vernünftigerweise verlangen, daß ein Anderer, welche Hautfarbe er auch immer trägt, mit Hunger im Magcu und obne moralische sNesftztafeln, Würmer, Engerlinge und Eidechsen kauen soll, 'venn ein guter Rinderbraten in Speers Bereich um ihn herumläuft? Wenn der Wilde überbanpt irgend einem politischen Mlaubcnsbekenntniß angehörte, so wäre es jedenfalls dem der llommunisten ilndl^leicbmacher. und sein Wunsch n,it den Weißen zu theilen (und thun diese nicht dasselbe mit ihm?) kann dadurch nur noch befestigt werden, daß er möglicherweise erfährt, wie jene zahllosen ihn umkreisenden Hecrden einem einzigen, noch dazu weit von dort entfernt lebenden Manne gehören. Nebrigcus wäre es immer noch nicht so scblimm, wenn die Taebe wirtlich nur bei den gegenseitigen Ucbcrgrissen in Wild uud Hecrdcn bliebe. aber die Geschichte der Kolonien, wie die Ergebnisse jeden Monats selbst, bis auf die neueste Zeit, beweisen n'.ir zu sehr das Wegentbcil. Der sogenannte „Dicbstahl" der Scbwar^en wird von den Weißen nicht ruhig bingenommen. Der Aufseher, Stockmann oder Schäfer, unter dessen Aufsicht die Thiere stebe». ist meist immer ein begnadigter, vielleicht selbst ..cuisqclichcncr" Sträfling, nud auch sehr wahrscheinlich kein Muster von Tugend llnd Umsiä't. Seine Hecrden werden überfallen, ein Tbcil wird weggetrieben, cin anderer ..gespeert." (5r verbringt drei oder vier Tage „m Busch." um die verlorenen wieder zu finden, und bat sie vielleicht nur gefunden, um zu erleben daß sie in der nächsten Nacht wieder ge-bolt werden. Der ..Master" bcsucbt die Ttation. tadelt seine Nachlässigkeit, mistraut vielleicht gar seiner Ehrlichkeit. Sobald er fort ist bewaffnen sich die Schäfer und ihre Nachbarn, setzen sich auf ihre Pferde, und 7. Kap.^ Gegenseitige Stellung dcr Eurvpäer und Austialier. ^7 »erschaffen sick zeitweilige Ruhe vor den Räubern, indem sie einen halben Stamm niederschießen nnd den Rest zerstreuen. Irgend ein anderer Schäfer oder Hüttenwächter, der mit der ganzen Sache vielleicht gar nichts zu thnn hatte, muß dann mit seinem i.'cben die unnöthigc Strenge der rachsüchtigen Nachbarn büßen. Seine Hütte wird niedergebrannt, er selbst erschlagen. Drei oder vier Vollblutpferde werden möglicherweise außerdem dabei „gespcert," ein importirter Durham Bull. Werth zweihundert l^uincen, oder ein sächsischer Widder, Werth fünfzig Kni» nccn,wird geläbmt und dadurck der Mrimm deo lvigenthümcrs selbst geweckt. - Nache wird in einem Maß genommen, wovon die Regierung, welche verpflichtet ist weiße wie schwarze Unterthanen zu schützen, gar nichts er« fährt, oder wenn sie es erfährt, taub bleibt. Selbst die Polizei wird ärgerlich , wenn sie hören muß, daß sogar eines Polizeisoldaten Pferd ge» stöhlen, getödtet uud - aufgefressen wurde. Die Squatter auf den verschiedenen Stationen bewaffnen sich, fol» gen den Spuren der Schwarzen, vielleicht von einem denselben feindlichen Stamm geführt, ^überholen die feine solche Gefahr Ahnenden, uud mcpelu nieder was sie erreichen können, Vernichtung! heißt der Schlachtruf, und Männer, Frauen nnd Kinder werden erdarmnngslos niedergemacht. — (hegen die überlegenen Waffen der Europäer können sich die schwarzen Barbaren ja doch nicht vertheidigen. Entsetzliche Erzählungen solch kaltblütiger überlegter Morde und Gemetzel habm ihren Weg in die australischen Zeitungen gcfnndcn. oder gehen schüchtern von Mund ;u Mund, uud obglcick es.ftronländereien-b'ommiffaire, Polizcidirectoren und angesehene Ansiedler giebt, die jene Thatsachen rnndweg zu leugnen suchen, unterliegt es doch nicht dem geringsten Zweifel, daß die Pcrnichtuug der unglücklichen Schwarzen ra» send schnell vor sich gebt. Der australische Wilde ist verräterisch, blutdürstig, grausam und undankbar, und vergilt gar nicht selten ^alle erwiesenen Wohlthaten von ihm wirklich freundlich gesinnten Leuten mit einem beimtückischm Schlag seines Waddv oder einem Spcerwnrf. Der cirilisirte (Eindringling dagegen ist rücksichtslos gewinnsüchtig, und bettachtet den Schwarzen als eine kaum über dem Thier stehende Masse. Das Nesultat davon muß zuletzt die Vernichtung der schwarzen Stämme sein. 88 Australische Zustände. ^. ^v. So erzählte mir ein Freund, der mit der ssolonie in einiger Verbindung steht und kürzlich von einer Ncisc zurückkehrte, auf der er versucht hatte eine Partie ihm gehörender Pferde zusammen und zu Markt nach Sydney zu treiben, daß die Grcnzansicdlcr fortwährend und gan; offen und ungcscheut Pläne zur Vernichtung der Eingeborenen verabreden. Sobald die Schwarzen wieder einmal einen Ucberfall in die eine oder die andere Heerde versucht hatten, wurden die Nachbarn znsammengeru-fen, um alte und junge Schwarze „wie Wölfe" zusammenzuschießen. Schwangere Frauen — so entsetzlich das klingt '- sollen besonders gern „erlegt werden", wie trächtige Marder nnd Wiesel in England am liebsten von den Jagdaufsehern vernichtet werden. Dann und wann reichte auch einmal das Gerücht über den Bnsch hinaus, daß „schwarze Bursche wieder einmal eine Dosis bekommen sollten." Und in der That sind eine Menge Schwarzer auf eine ebenso heimtückische wie nichtswürdigc Weise dadurch ermordet worden, daß man ihnen mit Arsenik vergiftetes Brot in den Weg legte! Man hat allerdings schon dann und wann diese heimtückischen Mörder vor Gericht gebracht. Die Damper (Weizcnbrot, ohne Heftn gebacken) wurden geprüft nnd das Gift wurde darin gefunden; natürlich konnte man aber keinen weißen Zeugen dafür finden und schwarze sind, nach den Gesehen des Landes, nicbt zulässig. Die Körper der Vergifteten waren ebenfalls schon zu sehr in Verwesung übergegangen; man mochte sie nicht genauer untersnchcn, kurz die Gerechtigkeit im Busch war blind, taub und lahm, und die Mörder entgingen fast jedes Mal der Strafe. Einzelne erlitten zwar die verdieilte Strafe, wenn die Verbrechen und Morde doch gar zu himmelschreiend waren. So wurden vor etwa neun Iahreit die Hecrden einiger Etockkecper und Schäfer durch die Schwarzen arg belästigt; die Europäer beschlossen deshalb ein abschreckendes Beispiel an den schwarzen „Uebertrctern der Gesetze" zu sta-tniren, und zwar an dm ersten besten die sie antreffen würden. Gesagt, gethan, und sie brauchten nicht langezn reiten, bis sie dcm Uebcrrcst eines Stammes begegneten, der eine Zeitlang in der Nähe von Weißen gelebt hatte und desbalb gar feinen Versuch zur Flucht machte. Alle miteiuan-der wurdeu gefangen, und mit Ausnahme einiger Kinder zusammeuge-bunden. Dann schössen die Barbaren in den Knäuel hinein bis Alle, 7. Kap.) Australische Zustände. 89 siebenundzwanzig an derZahl, todt, oder tödtlich verwundet waren. Damit waren diese weißen Wilden noch nicht zufrieden, denn sie hieben ihre Opfer in Stückcu und warfen sie hierauf, manche nock lebend, in ein großes Feuer, um auck die letzteu Spuren !,u vertilgen. Einige der Mörder mußten zu dem Zweck mehrere Tage an Ort und Stelle bleiben, bis die Körper sämmtlich pom Feuer verehrt waren. In diesem Fall wurde jedoch das besetz streng gchandhabt. Man fing die Mörder, verhörte sie, und hing sieben von ihnen auf. Dem Volke aber war es dock' nickt rocht, dasi so viele Weisie wegen des Nieder« metzelus „einiger Schwarzen" aufgehängt wurden. Das Hängen war überdies schon damals etwas ans der Mode gekommen und „officiellcrMord" lautete etwa die mildeste Bezeichnung jenes mir zu gereckten Verfahrens, sitwas hat jenes Exempel aber jedenfalls gefruchtet, die armen unglücklichen Stämme wenigstens einigermaßen vor der zu stecken Willkür gewissenloser Weißen zu schützen. Es ist allerdings wahr dasi alle, die entfernt von dem wirklichen Schauplatz der gegenseitigen Uebcrgrissc leben, sich keinen rechten Begriff von der Sache macken können, und in manchen Fällen vielleicht nur zu sehr ihr gewöhnliches Nechtlickkeitsgefühl geltend machen, ohne der oft gereizten und auch wohl allzusehr auf die Probe gestellten Langmut!) der Ansiedler die gehörige Nechmmg zu tragen. Der gebildete Theil der Etatiousbesikcr und Viel^ückter sollte aber dann dock wenigstens sein Möglichstes thun, das rohe, unter ihm stehende Volk der Schäfer und Aufseher, die ihrer Leidenschaft nur zu gern den Zügel schießen lassen, im Zaum zu halten. Aber gerade diese sind die Schlimmsten, oder doch ebenso schlimm als die Anderen, und ich selber habe einen sonst sckeinbar gebildeteil jungen lnhigcn Herrn aus dem Iunern damit prahlen hören, dasi er einen ibm im Walde begegnenden Schwarzen ebenso gern und g»t niederschießen würde, wie einen tollen Hund. Bis zu der Zeit wo ick die Eolonic verließ, und jedenfalls noch bis auf den heutigen Tag, haben an den äußersten Grenzen Eonssiete zwischen Schwarzen und Weißen stattgefunden, und das wird stets der Fall sein, sobald irgend ein neuer Wcidegrund in Beschlag genommen und der schwarze Stamm davon vertrieben wird. Man kann diese unglücklichen Menschen von der Sckolle, die ihnen als Eigenthum gehört, mit Kugel 90 Australische Znstände. ^. ^p. und Vavonnet verjagen, aber sie werden, so untergeordnet sie sonst den Weißen an Geisteskräften sein mögen, für ihrcIagdgründc, von denen zugleich ihre Existenz abhängt, kämpfen. *) Die einzige Hoffnung, die uns für die armen Schwarzen bleibt, ist, daß sie ihr wildes Leben aufgeben uud fleißige Arbeiter würden, Eine schwache Hoffnung, denn wer sie l'cnnt, wciß, daß das nie der Fall sein wird. Ehe der australische Wilde sich zu einem regelmäßigen, und was für ihn schlimmer ist, arbeitsamen Leben bequemt, stirbt er. Das einzige, wozu die Schwarzen zu verwenden sind und wozu sie sich auch vortrefflich eignen, ist das Schaafchütm. Besonders im Port Philipp-District (und anch an einigen Stationen am Murray) verwendet man sie dafür mit günstigem Erfolg. Harte Arbeit sagt ihnen nicht zu, aber die Uebcrwachung der Schaafe entspricht etwa den Anforderungen, die sie an das Leben machen, und außerdem ist es immer ein vortreffliches Princip, einen gefährlichen Dieb selber als Wächter zu bestellen. Es wird immer noch dann und wann ein Scbaaf abhanden kommen, denn der schwarze Schäfer hat Rücksichten zu nehmen, und Freunde, vor denen er scbon ein Auge zudrücken mnsi, aber der Verlust wird mit dem frühern in keinem Verhältnisse mehr stehen. Echon aus Humanität wäre es zu wünschen, daß sich die weißen Stationsbcsitzer mehr Mühe gäben, die Schwarzen häufiger bei jeuer Beschäftigung zu verwenden. Zwei oder drei Tage nach dem vorher beschriebenen Eorroberry traf ich den Stamm, als er mit sciucu Lubras (Hraucu) und Kindern nach einem weiter entfernten Lagerplatz aufbrach. Der alte Häuptling rief seine Leute mit einem lauten Ku-ih — dem wohlbekannten eigenthümlichen Schrei der Schwarzen durch ganz Australien — zusammeu, winkte Mttd? '^"bet must man noch ansierdem bedenken, daß der australische tri'be., >^" "' /?" ^'" "I'" eigenthümlich qehdrendcn Iaqdqrnnd ver- !r «e l«s.»' "'^ ""''" ^ Land verliert und die «väber seiner Pä- 'nder d?L .7^ '^'" .^' "" "»em andern Ort neues Wild zn snchen. l, obald e ^ "Ä '"'l ""cm andern Ttamm in Feindschaft .^c- i d'lich aeac Nde?"''^ '"'"Beitel. Die Etämm? sind ast alle W s,en Ncl, ^ n^ ^^""' 5" ""'^' der Ueberqriffe. welä't die ^"Stämmen ^ 'V nich^;^?'"' b^inn. dann ^Zw^en den bei- musi nicht aNein fi'n feN^ vornherein für seiu Leben ftlber fäm^ """ " "'^ ^"^" 7. Kap.I Schwarze Polizei. gz mit seinem riesigen Arme mir Abschied zu und stieg den Hügel hinunter, wällend ihm seine jungen Leute folgten, seiner hinter dem Andern nach echter Indianerart, die beiläufig gesagt, am zweckmäßigsten ist, um dnrch den Vnsch zu dringen. Die Männer schritten nur mit ihren Waffen bewehrt, leicht voran, die Frauen folgten schwerbepackt und keuchend unter ihrer Last. Bald sililoß sich „der Vuseh" hinter ihncn. Kaum einen Monat später hörten wir mit tiefem Pedauern, daß der kräftige alte Häuptling und secbs andere Krieger seines Stammes in einem Gefecht mit einem feindlichen Trupp gctödtct worden wären. Die Angreifer hatten nämlich Feuerwaffen, die ilmen. nicbtswürdigerweist, zn diesem besonderen und blutigen Zweck von Weisicn gegeben worden. Der Vcrsuck, zumSebutze der Grenze eine berittenePolizei von ls'in-geborcnen unter englischen Officieren zu grüodeu. ist vollständig geglückt. ImIabre 1850 bestand die vouMaciuwre erricbtete Abtheilung ans vier-nndvierzigMann mit einem Commandanten, zweiUnterofffeicren und einem Eergeailt-Mavor. Der Lobn der Gemeinen beträgt drei Pence täglicb, ihre Uniform ist eine leicbte Dragonerjacke mit eben solchen Hosen, und es sind lauter junge kräftige Leute. Im PortPbilivpdistrict ist eine ähnlicke Polizeiwaebe. An Nekruten fehlt es nickt, und die einige Schwierigkeit besteht darin, die brauchbarsten unter einer Menge langbeiniger Haar-wulstiger grinsender Vurschc herauszufinden, denn viele tragen sich zn r^nlv l>i;1,! sviel Kämpftn! für drei Pence täglich an. Dabei scheinen sie stch nicht das mindeste Gewissen daraus zn machen, mit aller nur erdenklichen Strenge gegen ihre schwartn 3andslente zn verfahren, und ihr Name allein hat schon solchen Schrecken eingeflößt, daß die in der Nähe lagernden Stämme schnell das Weite stiebe», sobald diese schwarze Polizei sich blicken ließ, Sie werden aber auch von den weißen Vuschrahndstbern gefürchtet, und Schäfer und Etockkeeper können da, wo sich diese wackeren Vursckc aufhalten, ruhig ihre Hütten verlassen, Viehzüchter und Stationsbesitzer getrost von Weidegrund zn Weidegrund reiten, ohne bis an die Zähne bewaffnet zn sein. Für den Vusckdienst sind diese Schwarzen auch unendlich viel nützlicher, als die weißen Polizeidiener, und wo irgend ein Trupp der Letzteren verwendet wird, haben sie wenigstens immer ein paar der Ersteren znm Spüren bei sich. 92 Civilisationsvelsuche. ^ ^v. Solche zahme Schwarze haben mich schon wirklich, selbst wenn sie nickt vom Staat verpflichtet und angestellt waren, einzelne und unbewaffnete englische Buscbrähndscher überfallen und gefangengenommen, um den auf das Habhaftwerdcn desselben gesetzten Preis zu verdienen. Der Räuber kann sich, wenn er keine Schicsiwaffen hat, seines schwarzen Angreifers auch gar nicht erwehren, denn dieser eröffnet plötzlich ein so blitzschnelles und wohlge;icltcs„Stcinfeucr" gegen ihn, nnd wciß, indem er einem Handgemenge gcscbickt und behend ausweicht, ihn bald dermaßen zu verwunden und abzumatten, daß er keinen Widerstand mehr leisten kann. Wollte der Weiße aber etwa gar den Schwarzen mit seinen eigenen Waffen angreifen, so wäre das ein höchst vergebliches und nutzloses Unternehmen. Er könnte ebenso gnt versuchen, einen Schatten durch Stcinwürfe zu besiegen. Man behauptet sogar, daß ein Schwarzer einmal eiuen mit einer Muskete bewaffneten Busthrähndscher gefangen nnd eingebracht habe, dem er so lange heimlich folgte, bis dieser einmal wegenMangels an Nahrungsmitteln gezwungen war, sein Gcwcbr nach einem Vogel abzuschießen. Ehe er wieder laden konnte, war aber der Schwarze über ihn ber nnd überschüttete ihn dermaßen mit Steinwürfen, daß er bald besinnungslos am Vodcn lag und leicht gebunden werden konnte. In seinem reinen Naturzustande ist der australische Gingeborene wirklich kaum besser als ein wildes Thier, ja man könnte mit Recht sagen, daß er das Naubthier seiner Wälder sei-, dennoch kann ich denen nicht beistimmen, die da behaupten, er wäre unfähig, ähnliche Geisteshöhe zu erreichen, als sie im Allgemeinen die Europäer besitzen. Noch ist nirgend der ernste ausdauernde Versuch gemacht, diese Wilde zu civi-lisiren nnd dem Ehristentbum zu gewinnen, und wenn auch große Summen darauf verschwendet wnrdcn, geschah es nimmer auf die rechte Art und Weist') 5i«^'mÄ S/'diwft>alicn (Adelaide) qiebt sich die Neqiernnq nicht ae, ^i ,^l'/' "^"^?" """hen. und die schwartn Knaben und Mäd- ., . ^h^'<"?'". ?"'»leu "uch wirklich ansiermde.ttliche Fortschritte- !^<^"s s ',?t noch nie dauernd dort zu halten qeweseu. Das l'nchNnuuer wieder durch, ,,»d ^ wird deshalb kaummoq- ^eu c.ngebmonen schwarzen Australier auch nur annähernd zu ,Ä 5 ?- ^"lb er dem wilden Leben, zu welchem die Natur ihn destlmmt. und f.n- welches sie ihn geschaffen hat, entfremdet wird. muß 7. Kap.1 Mlssionsanstallcn. gg Der Vifer, mit dem sick die australischen Eingeborenen unter die schwarze Polizei aufnehmen ließen, dic Leichtigkeit, mit der sie nicht allein ihre Pflichten erfüllten, sondern sich auch in Disciplin und Mäßigkeit, und Subordination fanden, giebt den deutlichen Beweis daß sie auch für bessere Sachen zu gebraucheu wären. (5m Volk, das seine Waffen mit solcher Wcschicklichkeit anfertigt und führt, würde auch noch andere Dinge lernen und begreifen. Die Versuche, dicIndiaiicr zu civilisircn, sind noch immer nicht praktisch genug betrieben worden, und weuu es auch leicht genng sein mag, sogenannte „Suppen undDcckcn-Bckchrte" zu gewinnen, die eben so lange fromm bleiben, als ihnen l^eschenke geliefert werden, so schwierig ist es fremde Stämme von dein Segen der Civilisation und christlichen Religion zu überzeugen, und ebenso viele Geduld und Ausdauer gehört dazu ^ besonders wenn die Schwarze» solche V e i sp iele sehen, als ihnen uur zu häufig die weiße Bevölkerung Australiens liefert. Die bedeutendste Mission in Australien war früher die von Apsley, im Wellingtonthal, und im Anfang fanden sich auch dort eine ziemliche Anzahl Schüler ein. Im Jahre 1tt3tt hatten sich dicht daneben gegen fünfzig bis achtzig (siugcborcnc niedergelassen, die von der Mission erhalten wnrdcn. Viele von diesen unterzogen sich auch gern allen ihnen über-wicsenen Arl'eiten, bewachten das Vieh, draschen Korn ans, trugen Holz und Waffer lind bestellten die Gärten. Die Kinder zeigten sich ebenfalls gelehrig und willig, und man war berechtigt große Hoffnungen für die Zukunft zu hegen. Der Versucher war aber nicht fern. Polizei-, Sträflings- und andere l)iegieningsinstitute wuchsen neben demMissionSgebäude empor. Von dem reichen Boden des Wcllingtonthals angezogen, kamen Ansiedler mit ganzen Trupps von Sträflingsdieuern, und der Plaß wurde bald jedes andere, nur nicht ein stilles zurückgezogenes Asyl für christliche Anscrwählte. Heimliche Branntweiuverkäufer brachten den Trunk dorthin, die Frauen der Schwarzen wnrden von Europäern entführt, und schämten sich dann zurückzukehren, die schwarzen Schüler wur- n- z» awiudc ^chcu. Ni,d er wild zu liwludc gehen, aevadc wle der iim-damc,ilanischc Prainc- >,»d Waldiudia»". Die ^isse vcv,chwu,-dct. iiacl,dem sie längcit Zcit mit den WciM ul Vcriihrunage. kommen ist. G» 94 Resultate der Misfionsanstalten. s7. Kap. den aufgehetzt ihre Lehrer zu verspotten und das Lernen schien überhaupt ganz Nebensache zu werden. Die Schulstubcn standen leer, und mir der Eßsaal war jeder Zeit besetzt. Brachten die eifrigen Lehrer einen Theil ihrer Zöglinge, trotz aller' Hindernisse, so writ, daß sic gewonnenes Tvicl zu habm glaubten, so kam gewöhnlich cm fremder noch wilder Ttamm in die Colouic, lagerte dicht unter den Mauern und am nächsten Tag waren sie mit der Hälfte der Bekehrten im Wald verschwunden. Man kann sich allenfalls in die Lage der Lehrer versetzen, die uach Jahre laugcrMühe und Last die Früchte ihrer Arbeit in einer Nacht verschwinden sahen. Aber dranßen tönte das befreundete Ku-ih der Brüder durch dcn Wald, und gehorsam demNuf und mit blitzenden Augen rissen diese halbcivilisirtm Söhne der Wildniß ihre Kleider — das Zeichen weichlicher Sclaveret — vom Körper und flohen nackt und frci wieder in ihre Wälder. Unter den Missionairen selber entstanden Streitigkeiten. Einer verließ in Mismuth und Widerwillen dieAnstalt, und derAndere verlor dermaßen den Muth, daß er, nach dem neunjährigen Bestehen der Mission, seilten jährlichen Bericht mit den Worten begann: „Wenn das Werk, eine wilde Raffe zu civilisiren und dem (Christenthum zuzuwenden, einzig und allein von menschlichen Anstrengungen abhinge, dann müßte ich aufrichtig gestehen, daß ich daran verzweifeln würde, die Eingeborenen dieses Landes je von ihrer niedern Stufe der Bildung zu erhebeil, da bis jetzt sowohl diese als andere derartige in den übrigen Theilen des Landes errichtete Missionen so entsetzlich geringen Erfolg mit all ihrer Mühe und Arbeit erzielt haben." Unter all den jungen Leuten, die seit längeren Jahren nun »lehr oder weniger mit dieser Mission in Verbindung gestanden haben, ist jetzt nur ein Einziger, der wenigstens in etwas die auf ihn gesetzten Hoffnungen erfüllt.') ') So geltt c>> den MissiDminei! fast ül'erall. Die ganze Geschichte der Missionen in Afrika. Australien lind zum Theil in der Südsee ist beinahe nur eine dnrch Ialnlninderte hiudnrch ziehende Kette vmi mis-lungencn Versuchen und Täuschungen, und so wird es immer bleiben. Daß die Mi,,wnaire cö mit ihrer Sache ehrlich meinen, leidet leinen Zweifel! snr nno aber steht es fest, daß sie vielfach lediglich den Stein des Si,yphuo walzen, ^ic können eben nichts gegen die Natur der Wilden ausrichten; denen gegenüber frmnmcr Eife'r nnd Civilisation gleich ohnmächtig find. G. 7. Kap.z Dle Kennedy-Expedition. 9H Auf der Moretonbay-Mission wurde dic Station sogar von den Schwarzen, zu deren Besten sie gegründet worden, geplündert, und die undankbaren Wilden waren eben im Begriff das Gebäude in Brand zn stecken, als die so lange geduldigen Missionairc endlich zu weltlichen Waffen griffen und ihren rebellischen Beichtkindern ein paar Ladungen klaren Schrotes auf den Pelz schickten. Das war jedenfalls der vortrefflichste Banilstrahl, den sie gegen die Ungläubigen hätten schleudern könneil, und sie erzielten damit vollständigen Erfolg. Neuerdings haben die Missionaire in Sydney aber wieder neue Versuche begonnen, ihr Bckehrungswerk an diesen Schwarzen, wie auf anderen Inseln der Südsee zu versuchen. (5o wurden Versammlungen gehalten und Melder zusammengebracht. Ich habe vorher erwähnt, daß die australischen Schwarzen falsch, undankbar und verrätherisch seien, nnd im Allgemeinen wird mir wohl Jeder, der sie näher kennt, in diesem Urtheil beipflichten: im Einzelnen giebt es aber auch wieder, weun auch nicht häusige, doch treffliche Beispiele vom Gegentheil, und eins der glänzendsten dieser Art ist der Schwarze, der den unglücklichen Kennedy im Jahre 1848 begleitete. <>in feindlicher Stamm folgte damals mit wahrhaft teuflischer Ausdauer Schritt vor Schritt den Fährten deö einsamen Wanderers, bis dieser durck Hunger und Durst so erschöpft war, dasi er keiuen ordentlichen Widerstand mehr leisten konnte. Iacky-Iacky aber, das ist der Name jenes Schwarzen, vertheidigte seinen Herrn, obgleich selbst verwundet, bis zum letzten Allgenblick, begrub ihn, als er getödtet war, rettete unter unsäglichen befahren und Mstrengnngen die beiden Weißen, welche diese (5r.-vcdition allein überlebten, lind kehrte mit ihnen in die l>olonicn zurück. Jedenfalls wird es den Leser dieser Skizzen intcrcssiren, den damals von Iacky-Iacky amtlich alisgesagten nnd später veröffentlichten Bericht zu kennen, da er ein trencs Bild jener beschwerlichen (5,r,veditionen giebt, auf denen schon so manche Wackere (auch unser deutscher Landsmann, der brave D,-. Leicbbardt» nmgekommcn sind. l5s sei hier bemerkt, daß der Vermeffnngsassistcnt Kennedy am 28. April 1848 von Sydney aufbrach, um zwischen Nockinghambay und Cap York die Nordostspitze von Ncuholland zu untersuchen. Er wurde von elf Weißen und den: Eingeborenen Iacky-Iacky begleitet. Ihre Nah- gg Die Kennedy-Expedition. s7. Kap. nmaMittel bestanden in hundert lebendigen Tchaafeu, achtundzwailzig Pferden lind drei Huudcn. Undurchdringliche Dickichte und Sünlpse, Krankheiten, Hunger und feindliche Wilde machten die Ncist unendlich schwierig. Am 10. November versuchte Kennedy mit drei der kräftigsten Engländer und dem Schwarzen voranzugehen; er wollte in starken Märschen Cap Jort zu erreichen suchen. Dort hoffte er Ihrer Majestät Schooner Bramble, der auf ihn wartcu sollte, vorzufinden. Die übrigen acht Personen unter dem Botaniker Carron ließ er in ihrem Lager an der Wcymouthbay zurück. Iacky-Iacky's Bericht lautet: — „Ich ging mit Herrn Kennedy am 13. November 1848 von Wcymouthbay ab, um nach Cap Dork zu kommen, mit Castigan, Dunu und Luff. Acht Mann ließen wir in ihrem Lager an der Wcymouthbay. Wir marschirten bis an einen Fluß, der sich in die Wcymouth-Vay ergießt. Ctwas weiter uörblich durchwateten wir den Strom. Wir stiegen einen steilen Berg hinauf, fanden an der andern Seite eine Ebene, und rasteten dort. Am nächsten Morgen lagerte ein Trupp Schwarzer all der anderu Seite des Flusses. Am nächsten Tag wanderten wir eine weite Strecke. Cin Pscrd siel in ein trocknes Strombett hinunter, und wir hatten viele Mühe um es wieder herauszubekommen. Das mitgenommene Mehl hielt nur drei Tage aus; wir lagerten auf einem Hügelrücken ohne Waffer. Nächsten Morgen marschirteu wir weiter. Luff bekam ein böses Knie und blieb zurück, Dunn kehrte um und holte ihn. Dann gingen wir weiter und lagerten au einem kleinen Bach. So weit reichte unser Mehl uud wir singen au Pferdefleisch zu cffen, das uns Mr. Carron mitgegeben hatte. Als wir weiter gingen, kamen wir zu einem kleinen Fluß, an dem wir keine Schwarzen sahen. Wir sammelten jetzt unterwegs Noudas und aßen diese zu dem Fleisch. Wir hielteil an einem kleinen Creek, und Castigan schoß sich selber. Während er seinen Sattel unter die Decke schob, fing sich der Drücker von einer der Pistolen an einem Seil, die Kugel ging ihm unter dem Arm hinein, lind kam am glückeil wieder Heralls. Trotzdem marschirten wir am Morgen alle weiter und hielten Abends an einem andern Bach. Am nächsten Tage schlachteten wir das Pferd „Vrowuey", räucherten das Fleisch in der Nacht uud nahmen mit uns, was wir davon tragen konnten. So gingen wir den nächsten Tag, kehrten aber dahin 7. Kap-1 Kennedy's Expedition. 97 zurück, wo wir das Pferd geschlachtet hatten, weil stastigan sehr krank wurde mid viel Schmerzen liatte. Dort war auch Wasser. Herr Kennedy und ich aßen dann etwas zu Mittass und marscbirten weiter und verließen Dunn, Castigan und Luff an dem lvreek. Das war bei Shelbournbay. Wir ließen den Dreien etwas Pferdefleisch und nahmen etwas mit uns auf ciu Packpferd. Sobald l>astigan gestorben wäre, sollten Luff und Dunn am Meeresufcr hingehen, bis sie das Schiff sähen, und dann ein Gewehr abfeuern. Wir schlachteten noch ein Pferd für sie, ehe wir fortgingen. Nachdem wir die Drei verlassen hatten, lagerten wir die Nacht ohne Wasser. Am nächsten Morgen zogen wir weiter mit vier Pferden — zwei Tattelpferden nnd zwei Packpferden. <5i>l Pferd sank an dem Tage in einen Sumpf. Wir versuchten es herauszubekommen, aber es ging nicht; so ließen wires stecken, und lagerten an einem andern Bach. Am nächsten Tage ging ich mit Herrn Kennedy weiter und wir trafen einen sehr dichtbewachscncn Hügelrücken. Wir mnßten zurück und hieltcu uns mm in kleinen Schluchten hin, um von dem Bacb und Dickicht frei zu bleiben, (fs wareil dort viele Tcbwarze, docb wir sahen sie nicbt — aber viele Fährten, viele Lagerplätze nnd Rauch. Den nächsten Abend lagerten wir an einem andern Back», und den andern Abend nahe an einem Dickkbt, aber wir tonnten nicbt dmMommen. Ich hieb uns freie Bahn, aber erst am nächsten Abend kamen wir durcb. Dort lagerten wir. Es regnete heftig am andern Morgen, und wir marscbirten im Regen weiter. Ich wechselte Pferde und ritt cin schwarzes Füllen, um das andere auszuruhen — und das Pferd stürzte und fiel mir auf das rechte Bein. Herr Kennedy stieg ab und half mir unter dem Pferde vor; wir lagerten dort die Nacht und konnten das Pferd nickt wieder aufbekommen. Am nächsten Morgen war es todt. Wir hatten noch etwas Pferdefleisch, marschirten den Tag weiter und fnrtheten einen kleinen Fluß, an dem wir lagerten. Am nächsten Tage befahl mir Herr Kennedy, auf einen großen Baum zu steigen und nach einen, Sandhügel zu suchen. Ich kletterte hinauf und sab einen Sandberg eine Strecke von Port Albany entfernt. Am nächsten Tag lagerten wir neben einem Sumpf, -lm nächsten Mor-ssm gingen wir weiter. Es regnete den ganzen Tag und Herr Kennedy sagte mir, daß wir Port Albany in einem Tage erreicben würden. Wir Australien. cn geleitet, dorthin, wo Herrn (sarrons Lager war nnd fand diesen u»i) eine» Andern, Namens (^oddard; als sie mit den Provisionen anlangte», schon fast verschmachtet, wenn anch noch gut bewaffnet. Die verrätberiseben Scbwar;en batten sie dabei die ganze Zeit umlagert und waren gerade im Begriff gewesen, einen allgemeinen Angriff auf sie zu machen. Achtes Kapitel. Viehznchter und Einkochercicn. — Pferdezucht und Pferdehaudel. — Die Squatter. Dcr freundliche Leser wird sich erinnern, daß wir uns, trotz dieser Abschweifung nach stap Uork, noch immer unter dem gastlichen Dach des Herrn Wilhelm Lawson befinden, Der Tag war furchtbar heiß, nichtsdestoweniger gingen wir gegen Abend hinaus, um in den trockenen Feldern Wacbtelu zu scbicßcn, von denen es dort eine große Anzahl gab. Wir waren auch ziemlich glücklich, bis wir endlich zu einem trockenen Arm des Macquaricflusses kamen und ein dortiges Wasscrloch viel zn verlockend fanden, als daß wir ihm hätte» ') Kennedys lw'editwn ans der stap ^M'l Halbinsel ist 5snl,rlich «^schildert in: Narralive of Ihc Voyage of II. M- S. Rattles naUe, commanded by the lak Canitain Owen Stanley during- the years 1844-;—1850. 'including discoveries and surveys in New Guinea the Louisiade Archipelago etc.. to which is added ill« account oi Mr. E. B. Kennedy's expedition for the exploration ol Ihc.Cape York Peninsula. liyjolin MacBiUivray, naturalist to the expedition. London 1852. 2 Vol. ** 102 Australische VitliMtcr. ^^ zf^ widerstehen können, Bald wälzten ivir uns, mit den Nasen an der Oberfläche, höchst behaglich darin hcrmn. Trotz der furchtbaren Hitze fand an demselben Abend ein ;u (fhrcn des Gouverneurs veranstaltcter Pall statt. Das Thermometer stand unverdrossen auf 92 Orad und wir tanzten auf dcmVacksteinboden, daß es eine Lust war bis unsere Glanzstiefcln und die weißen Wlasschuhe eiue und dieselbe rothe Farbe hatten. Hier konute man so reäit den Segen des trefflicben und gesunden Klima's scheu. Da waren Mädchen von vieren und ftnfzehn Jahren schlank nnd völlig ausgebildet uud vielleicht bereit schon in allernächster Zeit in den Stand der heiligen l5f,e zn treten. Die jungm Männer saben zäh und wettergebräunt aus, ein wenig mager, aber kräftig nnd behend, Australien hat allerdings keine schonen Seen und bluffe, aber man sieht hier doch nicht so viele kränkliche, ficberbaftc lttesicbtcr, wie man sie bei jedem Schritte an den fruchtbaren Usern des Hugly und Mississippi antrifft. Selbst die Mangrovesümpfe, die sonst überall gefährliche Miasmen erzeugen, dampfen in Ne»-Südwalcs keine schädlichen Dünste aus. Herr Lawson besaß eine enorme Strecke Weideland mit >ablk'sen Heerden, die cr fortwäbrend so dnrcb neu eingcfübrte gute Naceu verbesserte, daß sein Brand ^>V. l.. (womit das Vieh gezeichnet wird) schon allein als eiile Empfehlung galt. Das Leben und Wcschäft eines solchen großartigen Viebzüebtcrs mnß auch wirtlicb, wenn er Capital genug besitzt, vorkommenden Falles ein Misiabr oder eine Scncbc unter dem Vieh ertragen zu können, sehr angenehm und äußerst einträglicb sein. Wer aber alle seine Habe in ein solches Experiment des Viehzüchtens stecken muß, und auf eine Heerde seiuen ganzen Wohlstand, seine ganze Existenz gründet, kann das wahrlich nnr als ein Mücksspicl betrachten. Cin oder zwei trockene Jahre oder anch selbst große Uebcrschwemmnngcn, ein „8cÄd" oder (5atarrh zwischen Vieh und Schaafen nnd er ist fertig nnd zu Grunde geruhtet, ssin einziges Hilfsmittel, aber ein sehr trauriges und verzweifeltes, hat die ncnere Zeit für ihn erfunden - die Auskommen. In Australien giebt es kcinc für den Winter sorgsam aufgeschichtete Futtervorräthe, wie im alten Lande; das WM und Wehe der Weidegrunde, ja der ganzenColonie hängt einzig und allein vonDcm ab, was 8. K'ap,^j Australische Einfochercie!!. 103 der Boden in jedem Jahre erzeugt. Sobald also der Oraswuchs einmal plötzlich ausbleibt, ivas keiuesN'egs so sehr selten geschieht, dann ist es allerdings besser, die Heerden in Talg zn verwandeln, als sie fallen lind verwesen zu lasseil, wo sie liegen. Solche <>'inkochanstalten sind jetzt fast in alleil Weidedistrictcn vorhanden, und sobald die Tanattcr dnrch eins der obengcnannten Uebel geängstigt werden, haben jene alle Hände voll zn thun. DasPnblieum wird von ihrer Existenz etwa ans folgende Art durch die Zeitungen bekanntgemacht. „Für die Viehzüchter von Mancrn! P a III b I! la D a m p f- A I! >> sch »I cl z u »I g s- F ta b lt sse m e n t. Mr. V. Bell hat das Etablissement nberiionime» nnd ist im Stande. lil der laufende» Saison Vieh zu de» folsseuden Preisen anözlllasse». Rinder 5 Seh. li P. pr. Stiick Schase — „ wan;ig Ochsen oder drei Mal so viel Schafe >n gleicher Zeit zn fasseil. In diesen wird der Talg ausgekocht, abgeschöpft und in Fässer gefüllt. Diese schlagt man zu, „brandet" sie. und verschickt sie nach England. Die Fleischfascrn nnd Ueberreste werden entweder den Hunden gefüttert oder als Dünger gebraucht. Das sollte wenigstens geschcben, unglücklichenvelse füttert und »lastet man aber auch nnr zn hänsig Schweine daniit,-dic dadurch gierig, wild uud überbanvt bo'chst unappetitlich werden, lleberzäbliges Vieb, wird selbst in guteil Jahren, oft auf diese Weise verwendet, uud so schlimm das Princip im tanzen, so fatal die Nähe eiuer solchen Anstalt dem Nachbar ist, so helfen sie doch, wie ich schon erwähnt habe, dem Viehzüchter in trockenen Jahren wenigstens einen Theil seines ^igeilthnnics retten. Im Jahre 1846 wurden solcher Art in Mu-Südwales etwa 40,500 Scbafe und 10,400 winder ausgekocht. 1849 nicht weniger als 743,000 Schafe und 45,000 Rinder, die 160.000 Rentner Talg gabeil. Im Jahre 1851 gaben die Berichte des Colonial-Secretaire 104 Boden- und Viehreichthum Australiens. s8. Kap. vom vorhergehenden Jahre 217,000 Centner Talg im Werthe etwa von 300,000 Pfd. St. an. Ks ist übrigens peinlich, zn wissen, daß in einem Theil der britischen Besitzungen britische Unterthanen gezwungen sein sollen, ein gesundes Nahrungsmittel in solcher Art zu verwüsten, während dasselbe in anderen Theilen des Königreichs eine Million Menschen vor Mangel und Hunger sichern könnte. (5in Abgeordneter bei der australischen Legislatur berichtete, daß im Jahre 1847 auf diese Weise nicht weniger als 64 Millionen Pfund Fleisch vernichtet wurden. Das sprickt freilich sehr für die Fülle von Lebensmitteln, die in Australien vorhanden ist. Fleisch ist natürlich äußerst billig und in der That nur der Voden auf dem die Wolle gebogen wird. Getreide wird ebenfalls ziemlich viel gebaut, obwohl der Ackerbau gerade nicht die Hauptstärtc von Nell - Südwalcs ist. Die Seen und Flüsse sind fischreich. Von Wild giebt es wenigstens an Geflügel reiche Beute, Sogar Wein wird Australien einmal in späterer Zeit in großer Vollkommenheit erzengcn, wenn anch die jehigcn Sorten noch nicht von Bedcntnng sind. Ebenso zweifle ich nicht im (Geringsten, daß die Australier, neben rothen und weißen Weinen, in kurzer Zeit anch ihren eigenen Tabak, ihr Olivenöl und Flachs, ihre Seide und Baumwolle selber ziehen wcrdeu. Ein prachtvoller Anblick, besonders für den Pferdeliebhaber, ist das Ginbringen eines Trupps junger Pferde. Dieser Genuß wurde uns in vollem Maße auf der Macquaric-Ebene. Zwei oder drei berittene Stockmen waren mit Tagesanbruch ausgelitten, um die verlangte Zahl einzutreiben, und etwa um zehn Uhr hörten wir das furchtbare Knallen ihrer kurzgestieltcn Peitschen, laute Hallohs und ein Stampfen, als ob die Erde erzitterte. Diese Peitsche mit einem zwei Fnß langen Stiel nnd einer zwölf bis vierzehn Fuß laugen starkledcrncn Schwippe ist überhaupt ein höchst wichtiges und nothwendiges Instrument in der Hand dieser Leute, und wird vou ihnen mit außerordentlicher Geschicklichkeit gehand-habt. Donnernd kamen die Rosse, in eine Wolke von Staub gebullt, heran, schwenkten in voller Karriere um den Gartenzann, und waren wenige Minuten später bäumend, schlagend, schnaubend und wiehernd in der weiten, von acht bis neun Fuß höhen Zäunen umgebenen „Vichbucht" eingeschlossen. 8. Kap.) Pferdezucht und Pfeidehandel. 105 Die iungcn Thiere machteil mächtige Sprunge, oft sieben und acht Ausi über die Querballeu weg, um dem drohenden Halfter zu entgehen; und mancher schwere, oft bösartige ,^all N'ar die Folge davon. Die Pferde werden nberhanpt von den Aufsehern und den damit betrauten Leuten auf eine entsetzlich rohe Art beliandelt. Aber Zeit ist Weld; die Leute tonnen nud wollen sich niel,t lange mit einem einzelnen Thiere befassen. To wird es denn „eingebrochen" im wahren Sinne dec« Worts, und kommt ans den Händen des ranhen Bereiters entweder geduldig und gut oder für alle Lebenszeit verdorben beraus. Bockspringer sind etwas ganz l^ewöbnliches „uter den anstralischen Pferden, wie denn auch keines ohne Sprungriemen geritten wird. Der für die Thiere geforderte Preis scheint auf den ersten Blick gar nicht so sehr hoch, denn man verlangt dem Käufer nur 20 Pfd. Tt. ab, und er darf sich dafür aussuchen, was ihm am Besten zusagt. Man muß aber bedenken, dasi sich die Tln'erc drausieu auf der Weide selber ernähren und mit ihrer »Erziehung" uugemein wenig Umstände gemacbt werden. Seltsamerweise sind dabei in Sydney — oder waren es vielmehr, chc das Gold entdeckt wurde die Preise für Pferde weit niedriger als im Binnenlande, ja billiger wie vielleicht in irgend einem Theil der Welt, und in Anctionen war ich oft aufs Acußcrste erstaunt, recht gut aus-sebcndc Pferde für 2 bis 10 Pf. St. verkaufen zu sehen. Mcbr als einen Pfcrdezüchtcr habe ich äußern hören, dasi er bei ciuem zu Markte gebrachten Trupp, 5 Pf. St. als Durchschnittspreis ganz annehmbar halte, und mir selber ist eine Hecrde von hundert Pferden zn 4 Pf. St. für das Stück angeboten worden. Die Holge davon ist, dasi die meisten Viehzüchter im mnern Lande ihre Pferde gar nickt nach Sydney schicken, uud weit im Innern sah ich vortreffliche sieben uud acht Jahre alte Tbiere, die nie geritten worden waren, und zwar lediglich aus dem Gruud, weil das Zureiten und der Transport nach Sydney sich nicht bezahlen würde. Oute tüchtige Reitpferde kann mau übrigens überall zu mäßigen Preisen bekommen: nur elegante Wagcnpferde sind selten. Mit Pferden wird auch von Australien aus nach Indien specnlirt. Der Eigenthümer, der seine Thiere dabin verschifft, zablt gewöhnlich 25 Pf. St. Passagegcld für jedes Stück, das sicher im indischen Hafen gelandet 106 Ausimlische Obstbanme. — Da« Städtchen ssarcoar. ^. ss^v. wird. Natürlich ist das ein sehr riskantes (Geschäft, aber cs kanil viel Oeld dabei verdient werden. Von Vathnrst ans f'anien wir wieder in hohes, ziemlich diebt bewaldetes Buseblaud. Apfel- und Boxbänme mischten sich hier mit dem gewöhnlichen (^um. Der sogenannte australische Apfelbauin ist aucl, nur eine Artl^umbaum, mit genau demselben Laub und feiner Idee von Fruchten. Nur in seiner /form und blinde gleicht er etwas dem Apfcl-baum und fast eben so viel uoch der (Me. Der Bo.r ist ebenfalls Gum, und nur eine Abart desselben. Der australische Birnen bäum hat eher ein Neel't auf seinen Namen. Er trägt, wenigstens der Form imck, ganz ordeutlichePirnen. Statt des Fleisches haben sie aber steinhartcsHolz, das kaum zersägt werden kann. Nur wenn sie reif sind, platzen sie voneinander, und lassen einen kleinen harten Kern zur (5rde fallen. Wir machten an diesem Tage in der Nähe eines Wasserloches Halt, das etwas trübe Flüssigkeit enthielt und kaum auslangte, unsere erschöpften Pferde in etwas ;u erfrischen. Am Abend erreichten wir das kleine freundliche Städtchen s^areoar, das an den Ufern eines kleinen Flusses gleiches Namens tief in einem engen Thal erbant ist. Man kann nicht sagen, daß der Fluß durch die Stadt läuft, deun er thut das nur vielleicht nach starkem Negen oder im Vinter. Im Sommer besteht er aus einer, den australischeil Flüssen überhaupt eigenen Kette von Waffcrlöchcrn, ans die auch die Viehzüchter mit ihren Hccrdcn angewiesen sind. Wehe ibnen, wenn diese, was gar nübt selten der Fall ist, vertrocknen. Sein Vieh wandert dann in dieAuskochereien, nnd er selber wird vielleicht bankerott. Der Wassermangel ist überhaupt der düstere Schatten Australiens. Vr macbt, ei» paar günstig gelegene Distrietc ausgenommen, d c n ?l ck e r b a n u u m ogli ch o dc r sc!) r pr ecair und stellt selbst der Viehzucht die größten und mislicbsten Schwierigkeiten in den Veg. M ist ein böses Ding, wenn Wasser, dieses nothwendige ^cbeusbedürfnisi, nicht gleich von vornherein (5'igcnthnm und Eigenschaft des Bodens ist, sondern erbofft uud aus deu Wolken erbeten werden muß. Und das Schlimmste ist dabei, daß dieser Mangel eher zu- als abzunehmen scheint. 8. Kap.^ Bedeutung des Wortes Squatter. ,zH^ Die Schwarzen sagen: „Wo weißer Mann kommt, geht Wa sser! " Theiliveise mag l'ierbei das fällen des Waldes init die Schuld tragen, thcilweise das Vieh mich, das viel verbraucht nnd manches Wasserloch zerstampft. Außerdem behaupten aber auch die Geologen, daß sich Australien noch fortwährend bebe nnd dadurch manche seiner ursprünglichen Wasserlänfc trocken lege. Der Boden Australiens eignete sich allerdings au sehr vielen Stellen sehr wohl zur Anlage künstlicher Wasserbecken. Wo ;um Beispiel über irgend einen Hohlweg, statt einer Brücke, ein Damm geworfen ist. kann man sicher daranf rechnen, reichlich Wasser zu finden; trotzdem aber erinnere ich mich auch nicht ein einziges Mal eine Stelle gesehen zn haben, wo auch nur das kleinste Stück Held künstlich bewassert worden wäre. Nach einer etwas mühsamm Fahrt von drei Miles erreichten wir die trefflich angelegte ^arm eines Herrn Icelv, die sich mit ihren reifenden (Getreidefeldern fast zu dicbt in die Berge binemschunegte. Herr Icely ist ebenfalls wie Herr Lawson ein Squatter im australischen Sinne des Worts, nnd wie ich hier noch erwähnen kann, einer der angesehensten nnd reichsten der Kolonie, Das Wort Squ atter, so derb es klingen mag, ist bier in Australien ein offieieller Ausdruck, und jedenfalls den englischen Kolonien in Amerika, jetzt den Vereinigten Staaten, entnommen. (5r bezeichnet aber hier etwas ganz Anderes als in Amerika. Der dortige Squatter ist mcist ein Farmer oder Landwirth im bescheidensten Sinn des Wortes; wenig mehr als ein Arbeiter mit einer kleineu Strecke Land, die er für sich selbst bebaut. Mit seiner Büchse undAr.t zieht er in die noeb unbewohnte Wild-niß hinein, und siedelt sich dort auf noch nicht vermessenem Land an, wo es ibm gerade beliebt, s?r baut sich seiue Blockhütte und macht ein paar Acker Land urbar, mit feinem grosiern Recbt. als das Wild bat, das sich dort aufhält, uud ebensowenig Steuern und Taxen bezahlend. Wenn siel, dann endlich die Grenzen des Staates, in dessen Nabe er siel, niedergelassen hat, ausdehnen, nnd die Landvermesser seine „5arm" in ihreKette bringe», packt er entweder seine wenigen Habseligkeiten auf ein Pferd nnd zieht „weiter westlich" oder er benutzt das „P>'o.>m^m» >^l.!", Vorkaufsrecht, das ihm die (besetze des Staates zuerkennen, und kauft mit 108 Das Squatter-Tystem. sA Kap. Fünfviertel Dossar pr. Acker, so weich oder viel cr eben von dein Lande auf dem er als Squatter Besitz genommen, braucht. (Das wcuigste übrigens, was er kaufen kann ist vierzig Acker.) Die grösiteu Vortheile bietet ein solcbes Svstcm, wie sich leicht denken läßt, besonders dem unbemittelten Ansiedler, nnd in früheren Zeiten war es in Australien ziemlich ebenso. DieNegiernng würde dabei auch leicht ein Auge haben zudrücken tonnen, da sich die Heerdcn uud dadurch auch der Wohlstand der Kolonie auf solche Weise rasch vermehrte, hatte es nicht gerade bier zu viel solcbe Leute gegeben, denen es besonders zusagte, an der änßersten Grenze der Civilisation zu leben. Die Verhältnisse in Amerika waren eben ganz anderer Art, und der Selbstschutz, deu der amerikanische Farmer in jenen uucivilisirten Distrieleu ausübt, nm sein Gebiet von nichtsnutzigem Gesinde! frei, oder dieses wenigstens unschädlich zu haltcu, konnte nicht in Australien den Handen und Köpfen einer Vevo'lkernng anvertraut werden, die zum allergrößten Tbeil aus entlassenen oder noch nicht einmal entlassenen Sträflingen bestand, und die sich fast ine mit dem weit solidern Geschäft des Laudmannes, sondern beinahe ausschließlich mit der, ibreu Lauuen uud wilden Sitten freien Spielraum lassenden, Viehzucht beschäftigten. Auch das System des Lcmdvcrschcnkens wnrde, wie sich denken läßt, arg gcmisbrancht, und die Regierung fiel nach und uach auf die verschiedensten Plane, die Kronländercicn besser und nützlicher zu verwerthen, bis man endlich dazu gelangte, einen Landschcch zu bilden. Dieser, der aus demKrtrag der verkauften Landereicn geschaffen wurde, sollte dazn dienen, erstlich freie nnd unbescholtene Arbeiter aus Grosibritannien oder andern Staaten hcrüber;ustbasscn, sodann aber auch um eine Grenzpolizei zu errichten, und überhaupt das Land selber im Inncru zu verbessern. Das amerikanische Squattersystcm war schon in Australien dadurch uumöglich, dasi sich jetzt Niemand anf sogenanntem „wilden Lande" ohne (5rlaubnisi der Regierung ^ also anch ,mbt ohne dafür zu zablen — niederlassen konnte. Nichtsdestoweniger behielt man den Namen bei, nnd die Squatter-Distriete wurden in drei verschiedene Massen eingetheilt: In die angesiedelten, die intermediate,,. uud drittens iu die unbesiedeltcn. In den ersteren kann die Lease oderPacht nur auf cm Jahr gegeben 8. Kap.) Pacht- und Landkailftpreisc. . zog werden*), i» der zweiten auf acht Jahre, in der dritten, oder den äußersten Grcnzländern, auf vierzehn Jahre. Die Taxe ist 10 Pf. St. jährlich für einen Nun oder Weidcdistrict, der im Stande sein wird etwa 4000 Schafe oder 640 Stück Hornvieh oder Pferde zn erhalte». Diese Nnns tonnen, so lange der Pacht dancrt, nicht zum Verkauf ansgeboten werden, ausgenommen für den Pachter selber. Nach Ablauf des Pachtcoutracts hat die Regierung das Recht, einen Theil des Weidegrunds, oder auch den ganzen, znm Verkauf zuzu-lafscu. Dem Pachter bleibt daun nur das Vorkaufsrecht, das aber als Minimum 1 Pf. St. für den Acker betragen mnst. Die Steuer alls Viel) ist 3'/,; P. für Pferde, 1'/^ P, für Ni»der uud '/^ P. für Schafe per Stück. Für und gegen den so hohen Preis des Maudes ist schon viel gestritten worden. Die Hauptursacheu, weshalb er von der Negierung so hoch getrieben wurde find theils die einer Kolonie so schädlichen Laud-speculationen unmöglich zn machen, »zud zu verhiudcru, daß zu große Strecken in die Hände von Personen konnnen, die weder Capital noch sonstige Mittel hätten, es zu verwerthen und zu bearbeiten, theils die Bevölkerung mehr zusammenzuhalte», und endlich, dem gewöhnlichen Arbeiter den Besitz eines Freigutes nicht zn leicht zu machen. Die (Gegner dieses Systems haben dagegen eingewendet, daß es den ^auderwcrb theuer und rar, anstatt billig und leicht macl'e, daß es der Einwanderung schwere Schranken entgegenstelle, und besonders kleine Kapitalisten nach den Vereinigten Staaten hinübertreibe, wo sie eiu besseres Laud für deu vierteu Theil des Preises bekommen konnten. Die Statistik der Auswanderung beweist das auch vollkommen, da im Jahre 1845 l,nachdem der Landpreis erhöht worden) nur so viel Hunderte nach Neu-Südwales auswanderten, als im Jahre 1842 Tausende. Allerdings sind die theuer» Preise den Squattern nnd Viehzüchtern günstig, iudem sie deu Verkauf der Ländcreicn hindern, und ihnen freien Spiel ran in für ihre Weiden lasse». Ohne Landverkanf ist aber auch keiu Laudschatz zu erwerbe», uud oh»c diesen war, vor der Entdeckung des Goldes, der Co- ') Es ist hier nöthiq. zn bemevwi. dasi <" den anderen ssolonk» in dem Port Phillip uud dem Adelaide-District andcrc Gc,chc Men. 110 , Fol^u des Squattersystems. ^8. Kap. lonie das Mittel genommen, Arbeiter auf öffentliche Kosten hinüberkom-mcn zu lassen - „nd was ist Australien ohne Arbeiter? Ich mnß anfricktig gestehen, ich begreife ebenfalls nicht recht, weswegen das halb sandige, halb felsige, dicht bewaldete und schlecht bewässerte australische Land viermal soviel werth sein soll, als der prachtvolle amerikanische Boden, und Amerika liegt drei Mal so nahe an England, als Australien. Wenn mau kleinen b'apitalisten Land zn mäßigen Preisen überließe, so würde die natürliche menschliche Geselligkeit sie schon überdies dickt zusammenhalten, nud kleine Dörfer würden überall entstehen. Der Staat brauchte nicht zu fürchten, daß sie sich zn weit zerstreuten. Wenn aber dies wirklich ein Uebel wäre, so wird dieses doch wahrlich mehr dnrch dasSquatter-Svstem befördert, das mit ungeheuern Wcidegründcn die einzelnen Stationen viele Meilen weit auseinander wirft, was l'cim Ackerbau nie der Fall wäre. Ick muß noch eines Gesetzes erwähnen, das den Sqnattcrn oder Miethern der Kronländereien verbietet, irgend einen Theil ihrer Runs urbar zu machen und zn bebauen, soviel Land ansgcnommen, als sie für ihre eigene Familie nnd ihre Dieustlcnte gebraucheil. Solcher Art wird der Pflug gewaltsam von ausgedehnten Distrieten ferngehalten, und sie bleiben öde Wildniß. Der Stand des Viehzüchters ist, als Beginn für ein nen zu cultivi-rcndes Land allerdings gut genug; aber der Civilisation kann die Viehzucht nie genügen; dem Ackerbau allein ist es vorbehalten, das wirkliche gesellsckaftlichc Leben eines Staates zn beginnen nnd auszubilden. Uebrigcns mnsi man sich davor hüten, den Werth, welchen die Viehzucht für die australischen (folonieu hat, zu unterschätzen. Im Jahre 1850 wurde es öffentlich von einem der größten Staatsmänner und Heerdcn-bcsitzcr in den (iolonieu constatirt, nnd dein nirgends widersprochen, daß der Ertrag der sämmtlichen Agricultur-Iuterefsen der Colonic, Port Phillip eingeschlossen, nicht 600,000 Pf. St. jährlich überschreite, während die von der Viehzucht gewonnenen Interessen für denselben Zeitraum 1,500,000 Pf. Tt. betrugen. Dieser Redner fügte noch, wenn ich nicht irre, selber hinzu, daß von seinen eigeneil Weidcgründen allein für 10,000 Pf. St. Producte jährlich durch die Hände der Kanflente von Sydney gingen. «. Kap.) Beschastlgmiacn dcr Sq„attcri<. Hl Der ungeheure ^lääienraum diesem Landes, mit dem wenigen gnt bewässerte» Boden, der sicli darin für dm Landba» findet, eignet eö auch in der That weit besser zu Weidebodeil als zum Feldbau, Bei der Viehzucht wird weniger l^eschicklichteit und Erfahrung verlangt, und der Ertrag ist rascher und einfacher. Außerdem liegt etwas ungcmcin Vcr-fübreriselies, besonders für einen Engländer, der vielleicht daheim in cineu eill^igeii Acker gebannt war, darin, hier seine Pferde zn Hunderten, seine Ninder nach Tausenden und seine Eehaafe nach Zchntauscndm zu zählen, und eine Woche lang über sein Territorium galoppiren zu tön-neu, ohne die Grenzen zu berühren. Daß solcher Betrieb durchaus populair ist, läßt sich a»s den ersten Blick crfenne», denn es giebt Squatter aus jedem Stand und von jedem (Nrad der eivilisirten uud uncwilisirten (Gesellschaft. Squatter (und diese verdienen ihren Namen in der That), dic auf ihrem Wcidegruude das gauze Jahr hocken bleiben < !«> ,^,ül,l bedeutet eigentlich im Englischen: niederhocken) »nd nur einnial nach Sydney hineingehen, »m das l^eld für ihre Producte in ^inpfailg zu nehmen, und Proviant »nd andere Lebensbedürfnisse dafür zurückzubringen', - Squatter, die andere (Geschäfte in der Hauptstadt betreibeil und ihre Wcidegründe Verwaltern überlassen l,man sollte diese a»ch eigentlich eher Vichcigcnthümer, als Squatter nennen). Da giebt es Aerzte, die in der Stadt ihre „Praxis abgrasen" und draußen im Lande ihre Tchaaf- und Ninderbeerden mit derselben Beschäftigung auf ihren Weidegründen herumlaufen haben-, Advocate», die in Sydney ihre Klienten, dranßen ihre Schaafc seheeren, und die Hälfte der Abgeordneten für die Legislatur des Landes besteht ebenfalls aus Squattern'. ja, der Sprecher ,,^MU8" (hockt) abwechselnd auf dem Woll sack des Hauses, und auf seiner Wollstation am Murrumbidgie. Sobald die Silzuug vertagt ist, eile» sie hinaus auf ihre Stationen und t'ehren, wenn wieder einberufen, manchmal mit vergnügten, manchmal mit langen, stets aber mit sonnverbrannten Gesichtern in die Stadt zurück. Das Squatting-System wnn deshalb auch aus die verschiedenste Art und Weise betrieben werden, im kroßen und im Kleinen, mit getauftem, geborgtem oder selbst gemiethetem Vieh, allein oder in Compagnie. Ist der Squatter ein verheirateter Mann, und nimmt er die An- 112 Vuschlcbeu und Squatter-Magnaten. ^, Kap. nehmlichkeitcn eines häuslichen Lebens mit iit den Buscb, so ist gerade nicht zu fürchten, daß er dort sehr auffällig und merklicb verbauern würde; der Squatter-Junggeselle trägt es aber dafür faustdick mit sich herum. Man kann ihn überall heraus erkennen, und selbst nach Sydney bringt er den Busch mit hinein. Scheu und unbeholfen oder wild und unverschämt, zieht er die Galerie im Theater zehn Mal dem Gesellschaftszimmer vor und wird sich unendlich wohler in der Gesellschaft von Spielern, Pferdehändlern und anderen Abenteurern fühlen, als in jener von anständigen Leuten. Selbst die besten Exemplare dieser Classe, und es giebt Viele darunter, die sich wirklich in der besten Gesellschaft bewegen könnten, fallen in ihre alten Sitten zurück, sobald sie den Zwang, den ihnen eine anständige Umgebung auferlegt, wieder von sich geworfen haben. Der alte Strohhut und die baumwollene Jacke werden mit der kurzen, schwarzgebrann-tcn Pfeife sofort vorgesucht, und man sollte wirklich glauben, daß die Lente Seife und Wasser, reine Wäsche und andere dergleichen „Schwächen" vollständig in Sydney zurückgelassen hätten. Daß sich die Busch-lcute übrigens den Bart voll wachsen lassen, ist nicht allein zu entschuldigen, sondern sogar zweckmäßig. Bei ihren wilden Ritten dnrch den Busch brauchen sie einen derartigen Schutz nothwendig und die fast stets geschundene Nase giebt ein lebendiges Beispiel, wie wohlthätig der Bart, Kinn und Backen vor ähnlichen Strciftisscn fchirmt. Für die ärmere Classe der einzelnen Leute ist das Vuschleben aber wirklich ein vollkommen wildes, die Existenz eines Indianers, ohne den sanfternßinfluß, den selbst auf diesen die Gesellschaft einer Frau, 8ci>,ia>v, wakine oder giri ausübt. Die Wcidcprinzcn, die Squatter-Magnaten, deren ich einige kennen lernte, sind indeß die wahren Aristokraten des Landes. Viele von ihnen sind auch sehr gebildete Gentlemen, ßton- nnd Oxford- Westminster- und Cambridge-Leute, die sich Zeit nehmen, ihren Geist ebenso zu cultiviren, wie ihre Hccrden, nnd mit der übrigen Welt durch regelmäßige Sendungen von Büchern und Zeitschriften in der genauesten Verbindung bleiben. Das Schlimmste freilich für diese muß der Umstand sein, daß sie ihren Kindern nur schwer die nöthige Bildung in den Zweigen geben können, welche von ihrer Stellung im gcselligenLeben später einmal gesor- 8. Kap.) Die Squatters. Hg dert werde». So lauge sic im Busch bleiben, bedürfen sie dessen freilich nicht, uud das materielle Leben dominirt hier vollkommen und allein-, aber das kann doch eben niebt eine ganze Lebenszeit dauern. Obgleich nuu gerade nicht viel (Neist uud Kenutmsse erfordert werden, um die Pflichten zu übernehmen, die ein Viehzüchter zu erfüllen hat, so sollte man sicl, doch wohl hüten, diesen Stand als einen rosigen anzusehen. Der Busch ist in der That kein Nosenbusch, oder wenn er es ist, so hat er seine Dornen so gut wie jeder andere. Gerade hier bewährt sich ^auch das alte Svrüchwort ganz vortrefflich: Manche gehen nach Wolle aus, und kommen geschoren heim. Die Echaafzucht ist der Ruin von Hunderten gewesen. Durch Tchaden »nd Erfahrung sind aber auch sehr Viele klug und vorsichtig geworden, lind betreiben diese Zucht eben nicht mehr so leichtsinnig als in früherer Zeit, und mit Fleiß und Ausdauer dürfen die Meisten wenn auch nicht gerade hoffen reich zu werden, doch einen sichern Wohlstand zu erlangen. Feinde hat der australische Wollzüchter übrigens ebenfalls. Seine schlimmsten sind die England näber wolmenden, Wolle ziehenden Nationen; im Lande selbst aber außer diesen. Buschfeuer uud Schwarze, Dürre, Dingos und Krankheiten. Die Squatter tbeilen sich in zwei sehr verschiedene und doch schwer von einander zu unterscheidende (Nassen. In solche nämlich, die nur zeitweilige Bewohner des Landes sind, und solche, die Australien in vollem lernst und »nt festem Willen zu ihrer bleibenden Heimat gewählt haben. Die Ersteren betreiben ihre (Yescbafte mit einem bestimmten Capital, und sind fest entschlossen, sobald sie ihren Zweck erreicht und ein Vermögen gesammelt haben, nach der alten Heimat zurückzukehren. Es versteht sich von selbst, daß sie diese Absicht nicht von vornherein kundgeben. Im Gegentheil hört man gerade diese sehr oft, und besonders öffentlich, von ihrem „erwählten Vaterland" und dessen ^ukünsiigen Aussichten, wie ihren eigenen hinein verflochtenen Interessen reden, wäbrend sie in der 3hat die Tage zähleil, wo sie das Land wieder verlassen könne», ^s bedarf wohl kttner Bestätigung, wel.be von Beide» die bessere», uud für das Land wohlthätigsten Ansiedler sind. '.'lustraüc». 8 114 Papageien und Kakadus. — Die Orgelelster. ^. Kap. Neuntes Kapitel. Da6 Leben im Busch. — Das Schnabcllhicr. — Die ziicgcn. — Der Damper. — Rinder- und Echaflntten. — Dienstverhältnis,»-. - Dürre und Ueberschweminun^e» ^ I.iaden. Ich wurde inCoombing dllrch cüi wahrhaft entsetzliches Geschrei geweckt, das ganze Schwärme von Papageien erhoben. Tie hatten sich die mit vieler Mühe gczogenex iUrschbänme znm Ruheplatz gewählt und richteten in ihnen nicht geringe Verwüstung all. Auch das urbar gemachte Land außerhalb des Gartcnzaunes war mit weißen Kakadus gleichsam übcrsact. Diese Thiere sind den Feldern höchst gefährlich; der Saamc im Boden wie das reifende Korn, beides ist ihnen gleich lieb, lind manchmal richten sie ungeheuern Schaden an. Sie sind scheu nnd schlau wie die Naben, und halten sich gleich fevn von Gewehr wie Schlinge. Einen frenudlichen Gegensatz zn dem wahrhaft ohrzerrcißcndcn Geschrei dieser Ruhestörer nnd Fclderverwüster bildete der sanfte liebliche Ton der Orgclclster, der von der Gartenhecke wirtlich so sanft wie ein Flotenregister herübertönte. Der anmuthige Mang hat Achnlichkeit mit jenem der Harmonika, und der Gesang dieses kleinen Vogels etwas so Trügerisches im Schall, gewissermaßen etwas Bauchrcdnerisches, daß man ihn manchmal weit entfernt glaubt, während er dicht über nns sitzt. Den Namen Elster hat er wohl voll der entfernten Achnlichtcit mit unserer europäischen (Wer, aber sein Gesang ist jedenfalls um so viel lieblicher, als sein Schwanz kürzer ist. Ich hatte Gelegenheit, die verschiedenen „Beschäftigungen im Bnsch," nämlich das Scheercn, Sortiren, Packeil und Presseil der Wolle zu beobachten. Das Wetter war so heiß, daß die Arbeit entsetzlich viel Sckweiß kostete; nichtsdestoweniger machten es einige der besten Arbeiter doch möglich, sicbenzig Stück Schaafe in einem Tag zu schccren. Es ist merkwürdig, zu sehen, wie rasch das arme stöhnende, hülslose, unschuldige Thier seines dicken Vließes beraubt wurde. Eine etwas grausamere Operation ist das „Branden" des jungen Viehs. Jedes Füllen oder Nmd wird mit dem Anfangsbuchstaben oder einem andern Zeichen seines Eigenthümern ans Hüfte oder Schulter gc- 9. Kap.1 Beschäftigung,! im Vxsch. Hg brannt. Ail der Schulter eines hübschen Pferdes stört der Brand zwar sehr, ist aber auch fast unbedingt nöthig, um Dicbstahl in einem Lande zu hindem wo die frei umherlaufenden Thiere oft Monate lang gar nicht gesehen werden. Ganz verhindert wird das Pferdestehlen freilich nicht einmal durch das eingebrannte Zeichen, das die Diebe entweder ebenfalls durch Feuer zerstören, oder verändern. Bei meiner Morgenwandcrung sah ich eine Menge Leute, die mit wüthendem Geschrei hinter einer sehr wilden, sonst aber fetten, gut aussehenden Kuh herliefen, um sie zu fangen, und wie ich glaubte, zu schlachten. Sie warf ein paar von ihnen über den Hänfen und sprang auch gegen mich an. Ich war schon bereit, sie niederzuschießen, um den Leuten eine Menge Mühe zu ersparen, aber ein Mann bemerkte ganz rnhig, man wolle sie nur — melken. Nicht ohne Mühe warf man ihr eincWnrf-stbnur über die Hörner und brachte das wüthend um sich stoßende Thier dahin, den Kopf zwischen ein paar wohlbefestigte Holzriegel hindurchzu-stccken, wodurch es gehalteil wurde. Als man dann noch die Beine mit Stricken von roher Haut festgebunden hatü,', konnte die friedliche Beschäftigung des Melkens vor sich gehen. Auf großen Stationen, besonders anf solchen, die entfernt von einer Stadt liegen, ist der (Ngcnthüiner scbon durch die Umstände genöthigt, in den Stationen eine Menge für seine Leute nicht einbcdungener Gegenstände, als: ordinaire Kleider, Tabaf, Seife, Nmn, Decken nnd selbst Thee und Zucker in Vorrath zu halten und dieselben gegen Bezahlung abzulassen. Natürlich verliert er Nichts dabei, nnd manche Squatter werden sogar des Wuchers beschuldigt. Sehr schmerzlich wurde in damaliger Zeit das Bedürfnis« ausreichender Arbeitskräfte gefühlt. In Neu - Südwales drängt sich nämlich die ganze Arbeit bei den Hcerden in die Sommermonate zusammen. Schafwäsche und Scbnr, Heu - nnd Getreideernte und alle die mit der Zucht selber in Verbindung stehenden BesclMignngen wollen fast auf einmal abgethan sein, und können nicbt anf einander warteil. Kein Wunder alw daß selbst Tträflingöarbcit i» solcher Zeit willkommen ist, nnd wenn die Leute nur verricbten könneil, was mail von ibncn verlangt lind irgend noththut, fragt sie kein Mensch, woher sie kommen nnd was sie srüher getrieben haben. Sehr bedeutend wird übcrbaupt in Australien der Mangel 1 iß Dienstboten. — Herrn Icely's Besltzthum. ft. Kap. an gntcn Dienstboten gefühlt, wic das überhaupt in allen Ländern der Fall ist, wo eö an Arbeitskräften fehlt. Der Dienende weiß, daß er jeden Augenblick mit ^eicbtigfeit einen andern Dienst, eine andere Beschäftigung bekommen tann, und die natürliche Folge davon ist, daß er übermüthig und oftmals unverschämt wird. Ich überzeugte mich persönlich, was für Gesellen damals für den Augenblick Beschäftigung sncbten, und im Lande umhcrstreiften. Ich saß draußen im Busch, etwa eine Meile vom Hans entfernt, und war emsig mit Zeichnen beschäftigt, als eine rauhe Stimme dicht neben mir sprach: „Wird ein Arbeiter hier auf der Station gebraucht?" Es war ein wild und wüst aussehender Bursche, der mich solcher Art anredete, und ei» paar verdächtig aussehende Hunde folgten ihn, auf den Fersen. „Was könnt Ihr arbeiten?" fragte ich ihn, als ob ich der Herr des Besitzthums wäre. „Well," erwiderte er, „Holz spalten und sägen, Schafe waschen und scheeren, Pferde einbrechen, — was nicht? —" „Geht nur in die Office hinauf—der Aufseher wird Euch schon einschreiben, denk' ich," entgegnete ich ihm, und war froh, einen solch unliebenswürdigen Gesellschafter sobald als möglich wieder los zu werden. In irgend einer Stadt wäre der Bursche auch jedenfalls, schon seines Aussehens wegen, gleich ans Verdacht festgenommen worden. Im Lande drin und zur Tchurzcit bekam er ein Pfund Sterling Nochenlohn, volle Rationen, und wurde nicht weiter befragt. Herrn Icely's Besitzungen sollen alls 50,000 Ackern bezahlten Landes bestcl,cn; er hatte gekauft, als der Preis noch aus füuf Schilling für den Acker stand. Wie viel Land er anßerdem unentgeltlich vom Staate erhalten hat, weiß ich nicht. Dabei besitzt er einige hunderttausend Acker Weidegründe, die er vom Staat gepachtet hat, 25,000 Scbafe, 3000 Rinder lind über 300 Pferde. In der Nähe seines Wohnhanses liegt ein sogenannter paääook von 3000 Ackern, ei» anderer von 1500, nnd im Ganzen hat er etwa 45 Miles gut im Stande gehaltene Zäuue und Einfriedigungen, auf seinem Grundstück. Diese Zännc allein müssen eine 9. Kap.1 Das Schnabelthler. - Die Fliegen. — Der Damper. 1l7 beträchtliche Auslage verursacht haben. Vor einigen Jahren verkaufte Herr Ieew einmal, mir an überzähligem Vieb, auf einer Anetion an Pferden, Rindern und Schafen für die Summe von 25,000 Pf. St. Allerdings standen damals gerade die Preise ziemlich hoch. In der Nähe seines Wohnhauses befindet sich auch eine Kette von fleinen Wasserlöchern, in denen dcr?IlUip!,8, das hcisit 0i-mlks>i-1^n«wi8 Mi-!^!«x,!«, oder Sebnabeltbicr, sebr bäufig vorkommen soll. Dieses Scbnabelthier wird mitNechtllnter denNaturmertwürdigfeitenAustraliens anfgefülnt. Am meisten a h ncl t es einem großen Maulwurf, mit einem sintenscknabel. Sein Pel^ ist sebr zart und ln'ibstb von scbwar; zu silbergrau scbattirt. Die Eingeborenen speeren die 3l'!ere und fangen sie in Fallen, und wer die gehörige Oeduld hat, t'anu sie leicht schießen. Man muß aber zu diesem Ziveck regungslos am Wasser stehen bleiben, uud rasch abdrückeu sobald sie, Blasen »versend, an die Oberfläche kommen. Ich selber hatte den besten Willen eins zn scliießen, Sebwärme von Fliegen bielten mich al'er dort am Wasserrand in steter Bewegung, und das konnte das Ecbnabelthier ebensowenig vertrage», wie ich die Fliegen. Diese kleinen Quälgeister bilden überhaupt eine uicht unbedeutende Plage Australiens, und nicht allein am Waffer halten sie sich auf, sondern finden sieb in gleicben Scbwärmen in den Häusern, Feldern, und selbst nu dicksten Vuseb. So lästig sie sind, so gefährlich sind sie ungleich dem Auge des Menschen, das sie entweder dnreb ibren Stich entzünden, oder iil das sie aucb ihre (l'ier legen. Manchmal soll sogar zeitweilige Blind-beit die Folge sein, und wir trafen viele arinc Teufel von Oebscntrcibern an derStrasic, die ihreAugcn mit grünen Blättern beschattet hatten, balb blind einber tanmclten, aber dennoch ihre Arbeit niebt verlassen wollten oder konnten. Anch unter den Schwartn findet man sehr bänfig Blinde, und die Ursache ist wohl meist, neben dem Staub des trockenen Bodens, diesen Fliegen zuzuschreiben. Bei einen, Ausflug nacki denAl'ereombie-Höblen, kosteten wir in einer der Hütten zum ersten Mal das eä't australiscbc Kcbäck Damper. Der Leser darf sich aber um Kottes willen nickt etwa einen Leckerbissen darunter vorstellcu. sis ist einfaeb Weizenmebl mit Wasser nnd einer Kleinigkeit Salz; Alles zusammen wird durcbget'nctet, und in die etwa zwei 118 Australisches Geflügel. — Die Station Banaaru. s> Kap. Zoll dicke Form eines gewöhnliche» Hntschachtcldeckcls gebracht. Dann wird der heiße Stein des Heerdcs von der Holzasche befreit, der Teig darauf geklappt, die heiße Asche darüber hingeschürt, und in einer halben Stunde ist der Damper was die Leute dort genießbar nennen. Von hier aus setzten wir unsern Wcg nach den äußersten Stationen fort, ließen aber dieDame zurück, da die Strecke zu rauh und wild wurde. Wir fuhren durch den weiten Wald, und besuchten verschiedene Stationen, wobei uns freilich das nasse Wetter etwas störte. Darüber dnrf-ten wir jedoch nicht nmrrcn, denn der Negcn ist in Australien ein Segen Gottes, und rettet immer Hunderttausenden von Schafen und Rindern das Leben. Wir fanden treffliches (Nras an einigen Stellen', zwischen dem Lachlan- und Belabulaftusi stand es zwei ,^uß hoch zwischen den einzelnen Gruppen kräftiger schöner Bänme, und das Land bot hier, mit dem prächtigen offenen Neidegrnnd einen Anblick, wie wir ihn in Australien noch gar nicht gehabt. Hier fanden wir anch die australische Trappe, den Vnstard, der in kleinen Trnpps zu sechs lind acht über die Baume dahinzog, oder draußen auf der (sbene einzeln stand. Zahlreiche Völker Wachteln jagten wir ebenfalls mit unsern Wägen auf, aber wir machten zu viel Lärm, als daß wir zum Schliß hätten kommen können. Nn diesem Abend erreichten wir eine von Icely's Ausienstationen, Pan-garu, die nur auscinpaar kleinen Hütten bestand. Vangaru liegt aufeiner von den Flüssen Lachlan und ^elabula gebildeten Landbucht, uud wurde als Ovcuze der lvolonie betrachtet. Drüber hinaus lagen die „unbesie-delten Districte," die „wilden Ländcreien" auf denen viele Tausende nach Südwalcs gehörende Schafe und Rinder ihren Unterhalt finden. Das 'nacht freilich die Viehzucht ein wenig weitläufig, aber mau muß auch bedenken, daß in Australien durchschnittlich drei oder vier Acker Wcidegrnnd fur ein Schaf und zweimal soviel für ein Rind oder Pferd verlangt werden. Der Weidegrund von Vangarn enthält eilten Flächenraum von 16,000 Ackern, lind seine ^rilährungsfähigkeit ist, nacl, amtlichen Verich-ten, auf 1000 Rinder und 1500 Schafe veranschlagt worden. Auf den meisten Weidcstationen wnrdcn auf jede Hütte zweiSchäfer und ein Hnttenwärter gerechnet. Die Hürden sind nahe bei der Hütte. 9. Kap.) Nindvichhil'tcn mid Schäfer. HH Die Schäfer treiben ihreHeerdcn Morgens ans, bewachen sie draußen, und bringen sie Abends zurück. Dor HüttenN'ärter kocht indesi für sic, übcrlliiiiüit dann die Schafe Abends, und ist bis zum nächstell Morgen für sie verantwortlich. Zu seiner Hilfe hat er, ausier einem Gewehr, auch seine Hunde, und damit muß er die Hcerdc sehr häufig gegen den Dingo, gar nickt selten aber auch gegen, den (Eingeborenen selbst vertheidige». Der Hauptsckaden, den dieser Diugo oder wilde Hund unter den Heer-dcn anrichtet, besiehtaber nickt allein in dem Perlust der einzelnen Thiere, die er gelegentlich erwürgt, sondern nur zu oft springt er mitten zwischen die Heerdc m die Hürden hinein, und schreckt dadurch die Schafe so, daß sie ansbrecken, in denVusck stückten und dann außerordentlick sckwerwicder-aufznfmden und zurückzubringen sind. Der Dingo jagt übrigens nicht in Nudeln, wie der Wolf und Schat'al, sondern höchstens zu zwei und drei, die dann auck wohl manckmal den fährten eines einzelnen Füllens oder Kalbes folgen, und es niederreißen. Die Nindviehzucht erfordert nicht soviel Wächter und Arbeit als die Schaf>ucbt, denn die Rinder köunen sick gegen Dingos wenigstens schon eher selbst bescbi'chen, aber freilich nicht gegen die Sckwarzen, die manchmal zwischen sie gerathen und sich ihren „Zchcnten" einfordern. Der Stockman, wie der Aufseber über die Ninderheerden genannt wird, verachtet den Schäfer und dessen ^esckästigung. weil er meint, daß es nichts Männliches sei, den ganzen, Tag langsam hinter Schafschwänzcn hcrzn-kriccken, laüin^ »liliop, wie die Leute es nennen. l>'s giebt aber auch wirklich kein trägeres Leben, Tage besonderer Aufregung abgcrecknet. als das eines australischen Schäfers. Den ganzen gescklagenen Tag liegt er, womöglich auch noch auf einem Schaffell, unter einem Baum, und sckläft oder spielt die arkadiscben Tckafer hatten die Flöte - seine Maultrommel oder eine Harmonika, (''ine große Menge dieser Instrn-mente wird jährlick nach Australien gebracht und jedes Schiff das von England herüberkommt, bat mindestens fünfhundert Harmonikas lind fünfzig<^roß Maultrommeln an ^oid. l>in Schäfer soll einst zweihundert Meilen marschirt sein, um sick im näcksten Städtcken solch cin höchst nöthiges Instrument kanfen zu können. Der Stockman lebt dagegen zu Pfcrde, und nimmt sich natürlich das 120 Der Stockman. - Der Ochseutrcibcr. ft. Kap. beste aus der ihm untergebenen Heerde. l?r hat aber auch in der That cm solches nöthig, denn sein Thier muß nicht allein im Stande sein, mit ihm über eine Umzäunung zu setzen, sondern nickt selten auch den Hörnern eines wilden Stiers Trotz zn bieten. Das (Eintreiben des Viehes im Bnsch ist sehr beschwerlich und oft sogar für Pferd und Reiter gefährlich, so sehr sich anch beide damit befreunden, und fast immer leidenschaftlich, als eine Art Jagd, darauf versessen sind. Der Stockman ist leicht an seinem nnter dem Kinn befestigten Strohhut, seinem bärtigen sonngebräunten ^subt, und seinem rasten sebar-" fen Blick zn erkennen. (5r trägt gewöhnlich Jacke und Hose aus in der Colonie gewebtem Stoss', die letztere ist gewöhnlich zwischen seinen dünnen etwas nacb außen gebogenen deinen mit Leder gefüttert. Das Smnbol dicser eigenthümlichen Menscbenvaee ist aber die Viehpeitsche, mit kurzem, oft nur fußlangem Stiel und dicker, nach unten langsam dünner zulaufenden zwölf bis vier^ebn Fnsi langen Lederpeitsche, die im Ganten jedenfalls ein paar Pfund wiegt. ?lm anstechen b'nde dieses Instruments, man könnte fast sagen dieser Waffe, befindet sich meistens eine aus einem alten Seiden-taschentucb festgedrehte Schwippe. Das sivdo der Nildniß giebt anf Meilen den Knall dieser furchtbaren Peitsche, der vollkommen so laut wie ein Büchsenschuß ist, zurück, und wehe dem Stier, welcher die volle Wncht der von kräftiger nnd erfahrener Hand gefübrten Waffe ^n füblen bekommt. <5s gehört übrigens große Ucbnng dazu, sie ordentlich und mit Erfolg zu gebrauchen-, dann aber bat sie ancb eine kaum glaubliche Kraft, nnd ich habe selbst gesehen, wie ein Zinntopf von einem einzigen Schlag derselben fast von einander geschnitten wnrde. In den früheren Tagen der siolonie gab es eine Zeit, wo, wie-der Staatsanwalt einmal, in der Legislatur äußerte, der australische Jüngling keinen größern Ehrgeiz kannte, als Stockman oder Scbäfer zu werden. Das waren denn anch wohl dieselben Tage, wo die Herren SquatterWhist den Point ;n einem Schaf, und einen Ochsen den Nnbbcr spielten und Kälber nnd Lämmer die „kleine Münze" des Landes bildeten. Vine andere wichtige Person ans den Etationen ist der Ochsentreiber, der die mit Stieren bespannten schwer mit Wolle beladeneu Karren von der Station nach dem Hafen führt, nnd den jährlichen Vedarf an Provisionen dafür aus der Stadt zurückbringt. Durch Hitze nnd Staub, 9. Kap.^ Dlenstldhnc und Beköstigung. 121 durch Schlamm und Regen, über Fels »ud Sand, überl^bene lind Gebirge zieht er seinen langen mühseligen Weg und sieht manchmal in drei ja vier Monaten nicht das Innere einer meuscblicl'en Wohuung. Mit seiner wollenen Decke lind dein tbeergetränkteu Tuch, das ans dem Karren liegt, mit seinem eisernen Tops nnd Nlechbecher, Nacbts nnter seinen« Karren ausgestreckt, mit einem guten Feuer ;u Füßen, wäbreud der treue Hund über die Fracht Wache hält, leimt er leinen höheren Ehrgeiz, verlangt er, fein besseres Leben. Meist sind das auch tüchtige, vertranenswertheMänuer, so raub nnd wild sie aussehen, und gar nicht selten finden sich sogar (5xemplare aus der bessern (Gesellschaft unter ihnen; Leute, die vom Sebicksal heimgesucht, ihre Zussucl't endlick ;» diesem wildeu Leben nehmen mußten, wenn sie uiebt huugern oder stehlen wollten. Das Ecblimmste im Buschleben ist, daß die Nesckäftignng dort säst ansftbließüel' von Mauneru betrieben wird, ein Neberbleibsel des alten Sträfliugssnstems. Neuerdings ist aber doch wenigstens der Anfang gemacht worden, vcrheirathete Leute als Schafer und Hütteun'ärter anzustellen, nnd selbst Kinder tonnen bier und da uützlicb verwendet werden, z. P. den Schäfern ihr lvssen hinaustrageil. Der Lohn der Leute war, als ich mich in der ssolonie befand, ziemlich hocb, und belief sich für Stockman, Schäfer nnd Karrenführer auf 25 Pf. St. jährlich, für Hüttcnwärtcr alif 15 Pf. St. Die gewölmliche Nation besteht in 10 Pfund Fleisch, 10 Psund Brot, «/4 Pfund Thee, und '^ Pfund Gucker für die Woche. Alles was außerdem verabreicht wird, zieht man ihnen vo» idrem Lohu ab. (5s ist f'aum uötl'ig zu bemerken, daß der Tabak ein uueutbelnüeber Gegenstand im Busch ist. Hohe und Niedere schwelgen in dessen l^ennß, und das edle Kraut muß ebensogut dazu dienen, den leeren Kopf des Reichen, als den leeren Magen des Armen zu fülleil. Während der eigentlieben KcsebäfMeit bekommen die angestellten Arbeiter aber gewöhnlich noeli einen hübftl'en Zuschuß: dabei habeil sie stets „sreie Wohnung;" auf vielen Farmen und Viebstationen wird ihnen auch noch eine gewisse Quantität Milch gegeben, während Mnige sogar Zeit finden, etwas Weinüse für sicl, selber zn ziehen. Fleisch babeu sie anßerdem geuug, und damit wird es überdies, bei der sonst genau genug abgewogenen Nation, nicht so streng genommen, 1^2 ^'" australisches Nachtlager. ^ss. Ka«. Von Bangaru wendeten wir uns durch die parkähnlichcn Ebenen nach (^onoindra, fingen über den Pelabula, und erreickteil nack Sonnenuntergang die kleine Buschansiedelung der Brüder Clements. Dic Leute hatten Alles gethan, es dem Gouverneur so behaglich als möglich zu machen. Cr bekam das beste Bett im Haus, und das Zimmer war freundlich und reinlich hergerichtet. Sein Eeeretair schlief auf dem Sopha im Wohnzimmer, und ick bekam ein anderes Gemach, was einer Milchkammcr nicht unähnlich sah, angewiesen. Mein Bett — doch ich will lieber davon schweigen. (5s ist ein wohlthuendes Gefühl, das Vlut einer gierigen Mücke zu vergießen, wenn es auch selbst unser eignes ist, es gewährt sogar noch einige Genugthuung einen ertappten Floh zu morden; aber feine, keine Rettung ist gegen dicWanzc—lebendig oder todt bleibt sie gleich entsetzlich. Ich war übrigens z» müde, um große Ansprüche an ein Bett zu machen, wenn überhaupt ein bedeutend zu kurzes Stuck Baumriude über ein paar Stützen gelegt, ein Sack Späne als Decke und Ungeziefer als Matratze den Namen verdienten. Der Nachtwind wehte um durchs Haar und der Regen schlug so lange auf das Dach und durch dieses hin, bis sick zuletzt im Boden ein Loch anshöhlte, auf dem meine Pantoffeln flott wurden. So scklief ich, bis ich plötzlich durch ein leises Ziehen an meiner Decke gestört wurde. — Was war das ? — Ich konnte eben die graue Morgendämmerung durch die Ritzen der gespaltenen Balken, aus denen die Wände bestanden, schimmern sehen und hinunter-schauend, von woher die Störnng etwa kam, entdeckte ich einen weißen Gegenstand, der dort hindurch schlüpfte und meine Decke faßte, (line Schlange? ich sprang auf, faßte meinen Stock und wollte, eben zuschlagen, als mein früher Besucker in jenen Tönen Laute von sick gab, die einst das Capitol retteten. (5s war in der That eine Gans; was aber der Vogel für ein Vergnügen daran fand, in der Morgendämmerung ein sckmuzigcs Tnch dnrch ein Lock in der Wand zu beknuppcrn, blieb mir ein Räthsel. Mehrere Tage brachteil wir damit zn, bei fast ununterbrochenem Negcn von Station nach Etation zn fahren, wobei der Uebergang über die angeschwollenen Flüsse mauchmal mit großen Schwierigkeiten, ja oft mit wirklicher Gefabr verknüpft war. So sehr Australien im Ganzen an Dürre leidet und oft so lange Zeit kein Negcn fällt, dasi sämmtliche Flüsse austrocknen oder sich wenigstens — mit Ausnahme des Murray 9. Kap^ Aülimft in der Stadt Wellington. 123 __i» die gewöhnliche Kette von Wafferlöchern verN'andeln, so plötzlicb ftlnvellenilach heftigembiegen diesc^lußbettenan, n»düberftuthen dasganzc benacl'bartc Thal. Nicht selten geschieht es, daß sie große Verwüstungeil unter dem Vieh anrichten, und manchmal fallen auch Menschenleben dem reißenden Strome zmn Opfer. Man erzählt, daß einst ein Schäfer mit seiner gangen Heerde auf einer kleinen, zur Insel gewordenen Strecke Land eingeschloffen gewesen sei, und vergeblich das Hallen des Wassers erwartete. (Endlich, nacbdem er Alles verzehrt, was er bei sich gehabt, und als für die Schafe ebenfalls kein lhrasbalm übrig geblieben ivar, entscbloß er sich, durchzuschwimmen, und womöglicb das höhere Land zu erreichen. Die Schafe folgten ihm bis auf das letzte, aber der Strom erfasitc Alle, Schäfer und Heerde, und schwemmte sie mit sicb fort. Endlich erreichten wir am Znsammmfluß der beiden Misse Bell und Macquaric das Städtchen Wellington. Der Macquarie schien indessen, seit u'ir bei Bathurst fast mit trockene» Aclise» dnrch ihn gefahren warm, sehr gewachsen zu sein, und es war uicbt möglich, (Geschirre und Pferde himVberznbringen. Die Thiere wurden also in das saftige lNras auf die Landzunge zwischen den beiden Flüssen frei hinauogelaffen, und wir selber in einem nngeschlachten schweren Ding von einem Fährboot, das gerade so aussah als ob es noch gestern im Bnsch gewachseil wäre, hinübergcschafft. Die „Township" Wellington liegt 117 Miles von Vathurst und 238 von Sydiiev; von dieser letztern Stadt ist es die entfernteste Ansied-lnng in direct westlicher Linie. Nichts giebt'einen klarern Uebcrblick über die gewaltige Strecke Land. die gan^ Australien umfaßt, und den entsetzlicl, scbmalen unbedeutenden Streife», der bis jetzt davon der <>ul< tur und Civilisation, wenigstens dem Aufenthalt der Weißen, geöffnet ist. Nimmt man einen Zirkel, so umfaßt die Strecke von Svdnm nach Wellington in gerader Linie 200 Miles, und dahinter liegt eine Strecke von 2300 Miles leer und wüst. Von Norden »acb Süden wird der ganze Dnrcbscbnitt Australiens etwa 2000 Mile« betragen. Ne»-Hol-land ist in der That ein entsetzlicb compact« Continent, und kein<^ebirgs-zug, fein ins Innere laufender Zlusi, der nur die Möglichkeit gestattete, ihn mit Sicherheit weiter hinein zn erforschen. Einige Herren machten uns das Vergnügen einer echt australischen 124 ' Eine Käugcnchjaqd. >A Kap. Kängeruhjagd. Unter ihrer Führnng also, und trefflich beritten, von drei oder vier mächtigen Kängcruhhunden (einer Naee dem Windhund ziemlich ähnlich, aber weit kräftiger gebant als dieser, und mit breiter Brust) begleitet, durchritten wir eine weite Strecke Waldland, in der sich zu gewöhnlichen Jahreszeiten eine große Menge von Kängcnchs aufhalten sollen. Das hohe Wasser hatte sie aber vertrieben, und wir trafen nur ein einziges an, glücklicbmveise eins von der rechten Art und den besten Läufern, oder vlelmehr den rechten Springern, den sogenannten rothen Flieger, der nicht weniger als fünfFusi hoch sein mochte. Der Busch war ziemlich offen, nur hier und da von nicdergebrochcnen Stämmen nud Aesten durchstreut, dann und wann mit einigen felsigen oder sumpfigen Stellen. Das Auffinden dcs Wildes war demnach so leicht als möglich. Wir trafen es äsend ans einem kleinen Wiesenfleck, auf dem das Gras ziemlich hoch stand und es hielt, bis wir es mit den Pferden fast überrittcn. Im ersten Nnfvrung glich es auch in der That eiucm Altthier, nur war die Bewegung plumver, wenn auch ebenso rasch. Allerdings konnte ich kaum glanben, dasi es mit denVorderläufen nie die strde berührte, und mir in langeil Sätzen, die es einzig und allein mit den Hinterläufeu ausführt, und die der lange Schwanz als Hebel unterstützt, davon flöhe, und doch war das der Fall. ssin gellendes Tallvho! von einem der besten Reiter, die ich je im Sattel gesehen, brachte die Hunde im Nn auf die Fährtc, und zwei von ihnen hielten prächtig Schritt mit dem Wild. Den Hügel hinauf glaubte ick auch wirklich, dasi wir die Jagd, der wir in stärkstem Galopp folgten, bald zu einem fröhlichen C'nde bringen würden. Kaum hatten wir aber den Hügclrückcn erreicht, von dem es bergab ging, als nns der Flieger „ein paar andere Schuhe" zeigte und verwünscht schnelle dazu. Nie hab ich ciucn gehetzten Hirsch raseber dahin fliegen sehen, als unseren zweibeinigen oder vielmehr drcibcinigm Frcnud — denn der Scbwanz kann recht gut als drittes Bein gelten, nnd in zwölf oder vierzehn Minuten mehr hatte er anch wirklich Hunde wie Nciter so weit zurückgelassen, dasi wir jede Hoffnung auf <5rfolg aufgeben musiteu. Ich selber blieb nicht die halbe Zeit im Sattel, da ich mit meinem Pferd in vollen, Ausprnng in die Gabel eines umgestürzten und im Gras verborgenen Baumes hineingerannt war. Die Australier ritten mit lockcrem Zügel und in voller 9. Kap.1 Die Käxgcnch-Natten. — Australisches Wild. 125 (5arriere zwischen, iiber »ild unter den verschiedenenVälliiien hin, je nachdem sie lagen oder standen. Die Pferde bleiben dabei so viel als möglich sich selber überlassen, und ein solcher Kängeruhritt über Stämme, Aeste, Steine, Sumpflöcher und d'rdspalten ist teinesU'egs ungefährlich; das aber giebt ja gerade der Hche den rechten n»d nöthigen Reiz. Die Hunde schienen nicht in der rechten Beschaffenheit, um einen solchen rothen Flieger oder „alten Soldaten", wie diese Art Kängcruh anch genannt wird, auf solchem Boden einzuholen. In tiefem Gnmde haschen gute Hunde fast jedes Mal ein solches Wild, den meisten Vor-thcil hat es dagegen bei einem Berguutcr-öauf, weil ihm dann seine Sprünge weiter forthelfen, bergauf holen es die Hunde rasch ein. Gestellt ist das Kaugeruh, obgleich sonst völlig harmlos, jungen Hundeil oft gefährlich, indem es die scharfe Klaue seiner Hinterläufe gegeil sie gebraucht. <>s ist damit im Stande) ihnen mit einem einzigen Schlag den Bauch aufzureißen. Kanu es, arg gehetzt, ein tiefes Wasserloch erreichen, so stellt es sich darin, drückt die heranschwimmeuden Hunde mit den Vorderläufe» u»ter das Wasser, uud erträutt sie wohl. Der Schwanz des Kängeruhs giebt vortreffliche Suppe, die Keulen sind ebenfalls ziemlich gntes Wildpret, der vielen Sehnen wegen aber etwas zäh. Doch ist es fett genug, und giebt, wenn ordentlich zubereitet, eine treffliche Mahlzeit. Dieser „ rothe Flieger" ist nicht die größte Art; es giebt noch ein sogenanntes Bnmah oder „den alten Mann", wie die Schwarzen es nennen, das bis zu sieben Fuß hoch werden soll. Außer dem einzigen itangernh saheil wir an diesem Tage nur noch ein paar sogenannte Kängernh-Natten (Thiere im Kängeruh-Gescl'lecht, was die Zwerghirftbe beim Rothwild sind). Die Hunde setzteil hinter ihnen her, aber die kleinen Burstbe fuhren wie Kaninchen in die Büsche hinein, und waren rasch verschwunden. Dann trafen wir zwei lAuauas, etwa zwei Fuß lange Eidechsen, die trag und ftl'läfng an einem Baum hinaufkrochen. Ein Schwarzer brachte eine davon mit einem Bmncrang herunter. Wachteln stricken auch hie und da unter den Hufen unserer Pferde auf, uud ein großer schwarzer Falte, der uns auf der ganzen Jagd begleitete, stieß dann und wann nach ihnen. Im Gras trafen wir ebenfalls eine kleine Art Erdtaube, die ich mir bei dieser Gelegenheit gesehen. 126 Lieblingssveisen der Eingeborene». slu. Kap. Sie heißt in Australien Dudu und ist ciu kleiner zierlicher Vogel, der wie ein Rebhuhn scharf nnd rasch anfstiebte und abstrich, wieder auf dem Boden einfiel, und sick gleich in Büsche und Tträncker hincindnickte. Unsere Jagd führte uns durch weite Strecken prachtvoller Wald-wcidc, und die angeschwemmten Ebenen in der Nähe des Flusses schienen außerordentlich fruchtbar. Anch die Baume waren hie und da von riesigem Umfang, nnd einen, den ich maß, fand ich nickt weniger als dreiunddreißig Fnß im Umfang — also elf Fnsi englich — im Durchmesser. Um die oberen Wurzeln dieser Bäume herum war der Boden aufgekratzt, als ob Schweine da gewühlt hatten. Wie uns gesagt wurde, thun das aber die Schwarzen, indem sie an solchen Stellen eine ihrer Lieblingsspeiseu, einen gwsicn Engerling finden. (5s ist ein furchtbarer Gedanke, daß es Menschen giebt, die solche weiße riesige Maden cjscn können, und doch — ist eine Auster appetitlicher? — Arme Schwarze, obgleich die weißen siindringlinge ssncre Hiängenchs wohl bald aus ihrer Nahe vertreiben oder todten, ebenso das (f,nu nnd Wallabey jagen nnd Ouch selber todtschießen werden, wenn ssuch etwa nach Hammelfleisch gelüsteil sollte — diese Engerlinge werden sie (5>ich lassen, nnd Ihr habt, wenn Ihr Schlangen, b'idechsen, Muscheln, Harz und andere Delicatessen dazu rechnet, doch wenigstens etwas, von dem Ihr künftig unbehindert leben könnt. Zehntes Capitel. Can^'laMcbilge. — Schneefall. - 'vüschftnchtc. — Mmma. Ich möchte jetzt gern Wellington beschreiben, was aber kann man von einer Stadt sagen, wo kaum zwei Häuser in Steinwnrfs Nähe nebeneinander stehen und jedes zweite ein Wirthshans ist? Morgens kehrten wir zu einer Station am Narragal, etwa fünfzehn Miles, zurück, wo wir wieder in nnsere Wägen stiegen nnd nach Cnmbing, dnrch die Squattcrdistricte von Wellington nnd Bathurst den Rückweg antraten. Dnrch die reichen Niederungen der.Königs-Ebcne" erreichten 10. Kap.1 Das ssanobola-Gcbirge. — Ol'oßer Schncefall. 12^ wir so wieder das freundliche Cumbiug uud hatten damit eine Rundfahrt um die Canobola-Berge, wie um die an ihrem Fuß liegenden Wcidedistricte vollendet. Jener Gcbirgszug hat sich aber später als die Achse eines unermeßlichen Goldfeldes erwiesen. Im Frühjahr 1850, als ich Herrn Icely zum zweiten Mal besuchte, hätten wir freilich nicht so ungefährdet durch den Wald reisen können als damals, denn gegen das Ende des Winters war ein so ungewöhnliches Schneegestöber gefallen uud hatte die an solche Last nicht ge-wöhnteu Vaume so dicht belegt, daß der Grund mit nicdcrgcbrochencn Aesten bedeckt war. Manche dieser alten Onml'rücbe waren dicker als der Leib eines Menschen, nnd die Buschweidegründe dermaßen damit bedeckt, daß den, Vieh ein sehr bedeutender Flächcnraum entzogen wurde. Das gestürzte Holz mußte verbraunt werden, damit man den Boden nur wieder frei bekam. Die ältesten Schwarzen criunerteu sich nicht einen solchen Schnee erlebt zn haben, und die armen Teufel irrten bestürmt, frierend und sell'st gefährdet umher, denn ihr Leben nnd ihre Miedmaßen waren allerdings bedroht, wo das mächtige Holz im Wald zwei oder drei Nachte hindurch fortwährend niedertrachte. Natürlich durften sie sich i>l dem furcbtbarcu Sturm nicht einmal unter die^äume flüchten, denn jeder Zweig hing Verderben drohend über ihnen. Erfahrene Bnschleute schlafen überhaupt uicht gern unter dem australischen Gumbaumc, desseu Holz leicht brechlich ist, uud der die schweren Aestc oft ohne jede andere Veranlassung, als ihr eigenes Schwergewicht niedcrschlcudcrt. Unter anderen mineralogischen Merkwürdigkeiten zeigte uns Herr Icely drei sehr kleine Exemplare von Gold in Quarz. Die Goldplätt-chen darin waren aber so klein, daß man sie mit einem Mikroskop suchen mußte. Dennoch war Herr Ieely entzückt darüber, nnd ein Jahr später wurde in dem benachbarten Bathurst ein solider itlumveu des edlen Metalls von hundert Psund (Gewicht zur Schau ausgestellt. Unfern von Brncedale, wo wir übernachteten, liegt auf eiuem der Hügelvücken eine Mhäufung vou (^rauitblöcken, die der erste Entdecker derselben gar nicht unpassend die Woll sacke nannte. Ich hatte Gelegenheit, diese Naturmerkwürdigkeit zu besuchen, und fand dort eine Menge cubischer Granitblöckc, die so lose anfeinander geschichtet lagen, 128 Vnschfriichte. - Manna. sin. Kap. daß es wirklich aussah, als ob der Wind sie bewegen müsse. Der Boden dieser Hügel eignet sich vortrefflich zum Weinball, mit dem auch schon dort seit längeren Jahren begonnen ist. Nahe den „Wollsacken" fanden wir zwei Arten Bnschfrüchte, die hier in ziemlicher Menge wuchsen. Busckfrüchte sind auck in Australien eine Seltenheit, deundcrsiwm trägt blos seine kleiuen ungenießbaren Saamen-kapseln, und „Birnen-" wie „Avfelbäumc" haben den Namen nur ans bitterer Ironie bekommen. Aber auch selbst diese ließeil viel zu wünschen übrig, und wären in feinem andern ^ande beachtet oder als F rü chte genannt worden. Die eine bestand in einem Honigtropfcn, den wir aus dem Kelch einer Art Fuchsia sogen; die andere in der Gibung oder australischen Pflaume, die »völlig und geschmacklos ist. Von den Mpfclu einiger sehr starken lNumbäume fand ich eiuige Misteln von so enormer Große nicderhängm, wie ich sie noch nie gesehen. (5'inigc Büschel dieser Parasiten glichen in der That ungeheueren Bronce-leuchten», die vou eiuem düuueu Zweig zum Vodcu sich uiedersenken. In den Niederungen wachst hier, wie auch bei ^umbiug, der Lu«Ä-I^'pluä milimil^nl in großer Anzahl und zu ungeheurer Stärke. Uuter diescuBäumen sind wir oft,was wunderbar genugklingeumag, Manna suchen gegangen. Und doch ist es so. Das Manna wird zu gewissen Jahreszeiten in kleinen Stücken unter den Bäumen oder in verhärteteu Tropfen auf den Blättern gefunden. In frischem Zustande sieht es weiß aus, wird aber mit der Zeit braun, ist süß wie Zucker und weich wie Milchrahm — aber auch selten, denn Menschen nnd Thiere stellen ihm nach und der leichteste Regen, selbst der Thau löst seine zarte Substanz auf. Woher es entsteht,ist trotz alleniIntersuchnugeillilld Vermuthnugen, noch nicht ergründet worden. Manche behaupten, daß es seinen Ursprnug dem Etich eines Insekts verdanke, Andere balten es für eine Ausschwitzuug des Baumes selber, und noch Andere für das, welches den Israeliteu in der Wüste gesendet wurde. Auch uocl, eiu anderes, damals den Israelite» gesandtes Nahrungsmittel sehltc nicht — eins natürlich durch das andere herbeigezogen - denn Hunderte von Wachteln lagen ganz in der Nähe dieser Mannafelder. Eine Gesellschaft von einigen dreißig Damen und Herren ans Va-thurst und der Nachbarschaft, speisten in Brucedale mit dem Gouvernenr, l<». Kap.I Ein bestrafter Deserteur. 129 und etwa vierzig mehr kämm gegen Abend, um an einem Balle Theil zu uehmen. Wahrend des Mittagessens bemerkte ick, daß der Diener eines der leiste sehr a>lftncrksa»l gegen mich war. Das Besicht kani nur anch bekannt vor. Während des Balls näherte er sich mir wieder n»d flüsterte mir zu: „Kennen Sie mich nicht mehr, Sir? Erinnern Sie sich nicht an James —? Ich stand sechs Jahre in Ihrer Compagnie, im 43. Regiment." Angeublicklich fiel es mir ein, daß dieser Mann ans Lebenszeit dnrch ein Kriegsgericht deportirt worden war, weil er während der kanadischen Rebellion 1838 von seinem, mn Niagara stehenden Regiment desertirt war. Im Jahr 1846 fand ich also diesen Menschen, der damals mit dem Buchstaben !> (Deserteur) gcbrandmarkt und entehrt worden, als den geachteten, gut bezahlten lind gnt behandelten Diener eines reichen Colouisten wieder. Heißt nicht solche Thatsache eine Belohnung auf Meuterei nnd auf alle solche Vergehen setzen, die von einem Kriegsgericht der schwersten Strafe werth befunden wurden? Wie mnß ein solcher Wicht ins Fäustchen lachen, wenn er den ehrlichen braven Soldaten daheim für I Sch. den Tag in strengem Dienst weift, während er selber hier seine 20 oder 30 Pf. St. per Jahr bei ausgezeichneter Kost nnd Behandlung bekommt, nnd über den weiten Continent «rändern kann, wohin es ihm beliebt? Tanscndc von armen braven Arbeitern würden sich glücklich schälM, an seiner Stelle zu sein, wenn sie nur das Geld auftrciben konnten, um hier herüber zu kommen, während er auf Staatsunkosten fortgeschafft wurde. Besserung ist allerdings ein Hanptzwcck der Deportation, aber Beispiele sollten docb statuirt werden, nnd dies wäre ein gefährliches, wenn es in einer Caserne besprochen würde. Wer soll die Soldaten noch am Descrtircn verhindern, wenn dies das Schlimmste ist, was sie erwartet. Herr James schien sehr dazu aufgelegt, sieh mit seinem frühern CapitaiN'in eine längere Conversation einzulassen: ich machte ihm aber bemerklich, daß ich. als königlicher Officier, keine Gemeinschaft mit einem Menschen l,alten könnte, der seine Fahne verlassen nnd seinen Cid gebrochen hätte. Dies Individnnm war wenigstens ertappt, abgeurtheilt nnd s,',.-^ bestraft; nur zu häufig fand ich aber in fremdem ^ande Deserteure, die 'A'istralic,,, 9 130 Eine Schnepfenjagd. sl0. Kap. glücklich entkommen waren, nnd dort ihren früheren Officieren ins Gesicht lachen konnten. Solcher Art hab' ich sie im Privatdienst, als behäbige Ansiedler, als Bettler, als Musiker im Tbeater und in den Musikchören und Reihen der Vereinigten Etaaten-Ärmee gesehen. Der linke Flügelmann meines eigenen Regimentes schaffte selbst mein Gepäck an meiner Seite, als Hausknecht eines amerikanischen Hotels, kaum eine viertel Meile von den britischen Außcnposten entfernt, in das Gasthans, zu dem er gehörte. Ruzton erwähnt, daß er sie weit in den Prameen hinten bei denSchawniesuudKickapuhs gefunden, und ich selber habe gehört, daß sich einzelne sogar unter den Ncu-Sccländcrn herumtreiben, an Maori-Frauen verheirathet und wie die Wilden tättowirt find. Militairischc Verbrecher werden freilich in Neu-Südwales fast gar nicht als solche angeschen, nnd derartige Leute sind unter den dcportirten Arbeitern stets gesucht. Ja es ist Thatsache, daß in England Soldaten absichtlich Vergehen verübten, nur um transportirt zu werden, bis die anstralischeu Behörden selbst strenger gegen solche Verbrecher verfuhren und ihnen weder Paffe noch Urlaubsscheine mehr ertheilten. In Vathurst kaufte ich mir ein Pfund Schießpulver und ein paar Glace'handschnhe und zahlte 10 Sck. 6 P. (etwas über 3 Thlr.) dafür. Der Preis war ziemlich hoch, nnd doch auch vielleicht wieder nicht, wenn mau bedenkt, wie weit diese Sachen hierhergcschafft werden müssen. Uebrigens möchte ich nur wissen, ob die Damen, welche den lchten Ball zuBrucedale mitmachten, ihre Atlasschnhc, Handschuhe, seidenen Bänder, Muffelin, Blonden, Tülle und Blumen ?c., mit eben solchen Preisen bezahlten. Mancher Hammel mußte dann eingekocht werden, um sie in Nadelgeld zu erhalten. Am 7. December ging ich mit einem der Herren, nnd einem schwarzen Jungen als Führer, in einen benachbarten Sumpf, nm Schnepfen zu schießen, und wir hatten eine zweistündige sehr gute Jagd. Meine Tasche allein cuthielt sieden Paar Schnepfen, eine wilde Ente und vier Paar Wachteln. Die australische Schnepfe sieht hübscher aus als die europäische, ist wohl auch etwas größer, aber nicht ganz so wohlschmeckend. Uebrigens war der Grund sehr naß, die Sonne brannte grimmig und die Mosqnitos umschwärmten uns in Schaaren,so daß ich mich wirklich nicht 11. Ka^ Wohlstand in Sydney. 1^1 der Zeit erinnere, wo icb zil gleicher Zeit so durchnäßt, sonneverbrannt und zerbissen gcwcseit wäre, als ill den paar Stunde»,, Nach einigen Tagen und ohne weitere Fährlichtcit erreichten wir Sydney wieder. Elftes Kapitel. Gesellschaftliche Verhältnisse in Ncu-Siidwak's. — Vereinigungen. — Wettrennen und Boxkämpfe. — Eine Haisischjagd. — 'Dienstboten. Der Winter ist die fröhliche und gesellige Jahreszeit in Sydney. Während der heißen Mouatc November, December, Januar, Februar und März zieht sich die (Gesellschaft wohlweislich, besonders den Tag über, in ihre kühlen Häuser zurück, und erst um Vier und Fünf Uhr Abends siebt man Reiter nnd Kutschen in den Straßen und vielleicht auf dem Wege nach dem Lcuchtthnrm, wo hinaus die Luft wenigstens rein und frisch ist. Etwas Outcs hat die Gesellschaft in Sydney, nämlich eine ziemliche Wlcichheit in den Mitteln ihrer Subsistenz, oder doch wenigstens nicht diesen furchtbaren Abstand zwischen Ncich und Arm, der uns im alten Vatcrlande entgcgenstarrt. Das Barometer der häuslichen Finanzen hat nur wenige (Nrade zu steigen oder zu fallen. (5s giebt nicht viele Leute, dic 1000 und über 1000 Pf. St. für ihr Leben jährlich gebrauchen, und cs giebt auch nicht viele, dic mcht wenigstens genug erwerben, um sich anständig zu Neiden, und vollauf Brot, Fleisch und Feuerung zu haben. Trotz aller unausbleiblichen Klagen und alles unzufriedenen Murrens über die erschöpften Hilfsquellen x. der Kolonien, cxistirte doch auch vor der Ooldzeit in Neu-Südwales so ziemlich ein allgemeiner Wohlstand, und die Bewohner der Colonien können nicht genug dankbar dafür sein. Wenn auch die Meisteu nickt die Mittel besitzen, extravaganten Staat zu machen, zu leben haben sie Alle. Der Kaufmannsstand gedeiht m Sydney an, besten, und selbst die Kleinhändler treiben Luxus. Viele halten sich Kutseben und Pferde und haben Landhäuser oder Karten in den Vorstädten, und oft größeres 1I2 Ein gesellschaftliches Wundcv. sll. Kap. Landeigenthum in den Provinzen. In Neu-Südwales giebt es dabei keine eigentliche Aristokratie, keine erblichen Müssiggauger, keine veusio-uirten Staatswitweu, feixe Ha!bsold-Nichtstlnier-, es sind lantcr arbeitende Kräfte, vom Gouverneur bis zum geriilgsten Diener. Die natürliche Folge davou ist, daß anäi nicht soviel Klatschereien Naum finden, als im alten Land; die Leute haben zu viel mit sich selbst ;n thun, als daß sie sich viel um Andere bekümmern könnten. Australien scheint, als Ehemarkt sehr viel an Credit verloren zu haben, denn ein junges Mädchen, das jetzt ohne alles Vermögen herüberkommt, hat so weuig Hoffnung, rasch in den Hafen der Rübe eiuznlaufen, als cm iuxgcr Mann, der ohne irgend ein Capital sich im Busch als Eauatter niederlassen wollte. In früheren ^iteu mag das allerdings anders gewesen sein -» ob es au den Mädcben liegt? ob viele von ihnen sich nicht dazn entschließen können, sein Herz mit einer Hütte und einem trockenen Damper zu theilen? oder ob sie wirklich lieber als Iuugfranen in Sydney wie als Hausfrauen im Busch leben wollen? Ich weiß es nicht, aber ich habe in Sydney eine Menge junger und liebenswürdiger Wesen gesehen, die ihre sorglichen Geschäfte als gute Töchter redlich erfüllten, ohne anscheinende Aussichten zu haben, ihre Namen zu verändern. Eigenthümlicherweise erstreckt sich diese Thatsache selbst bis auf die ganz gut erzogenen nnd hübschen Mädchen des Mittelstandes nnd der dienenden Classe herab, und doch ist es eine Thatsache, daß wirklich ein großes .Misverhältniß zwischen der Anzahl der Männer und der der Frauen nud Mädchen besteht. (5s scheint aber, als ob sich die jungen Leute gar nicht verheirathen wollten nnd lieber vorziehen, drei, vier Tage in der Woche fortznarbeiten und während der drei anderen das verdiente Geld zu verthun, als sich au die Freuden, allerdings aber auch Sorgen, eines häuslichen Lebens nnd eigenen Hcerdcs zu bindeu. Eine glorreiche Ausnahme hiervon scheinen, und zwar mehr in Australien als in irgend einer andern englischen Colonie, die Ofsieiere zu machen. Wcun der geldgierige, nur immer von Geschäften träumende, Kaufmann keine Zeit m,d Luft hat, sich mit den, poetischen Treiben der Liebe und Che zu besagen, so haben sie die Sölme des Mars desto mebr, und in Australien fand ich zuerst jenes gesellschaftliche Wnuder. nämlich: einen verheirateten Fähndrich. Ich muß gestchen, es war für 11. Kap.1 VN^nüaMilM in dc» ssolonicu. z^g den Philantropen wie dm Propheten cm entsetzlicher Anblick, aber die beiden am meisten dabei betlieiligten Personen schienen so glücklich zu sein, als ob es leinen morgenden Tag nnd pielleicbt eine Zeit geben könne, in der es heißen möchte: „Nichts per Monat nnd sich sell'st beköstigen." Was nun jene Vergnügungen betrifft, denen der Engländer znHans so sehr zugethan ist, so hat man wenigsten« versucbt, einenThcil derselben nach den l^cn, tnne kleine Schwierigkeit war allerdings bei der Fuchsjagd zu überwinden, denn es giebt in Australien gar keine Fücbse. l^'s kam mir etwa so vor, wie i„ jener kleinen Stadt. wo sie Shakespeare's Hamlet mit Weglassung des Prinzen gaben. Wie man sich aber in Indien darem gefunden, den Schakal als Fuchs zu gebrauchen, so hat man in Anstralicn den Dingo dazn bewogen, sich dieser, manchmal etwas angreisenden lind stets höchst undankbaren Nolle zu unterziehen, und man muß anerkennen, daß er sich die beste Mühe giebt, das in ihn gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen. Das Land selber freilicl, ist so unpassend für die Fuchsjagd, wie nur irgend möglich, denn bald finden sich weite Strecken wilden Waldes, bald Salzbächc, bald unpassirbare Tchlnchtcn. Dabei ist der Boden hart und sandig und nimmt die Witterung des flüchtigen Wildes fast gar nicht an, wahrend in den urbar gemacbten nnd eingezäunten Strecken hohe von lfisenholz errichtete l^'infricdignngen dem kühnsten Reiter nnd stärksten Nacken gefährlich werden. Manchmal geschieht es auch, daß die Jäger mit kaum einem halben Dutzend Hunde zurückkehren, während die übrigen zehn oder elf paar draußen noch umherhetzten und ihren Herrn in gänzlicher Ungewißheit lassen, welchem Wilde sie, in (Ermangelung des richtigen, gefolgt waren. llm eine gute Hetze mit einem wirklick) wilden Dingo zu bekommen sdenn an Stellen, wo es keine wilden mehr giebt, bedient man sick ein gefangener, die, wenn man ihrer bedarf, losgelassen werden», muß man vor Tag aufstehen und mit dein ersten ^ickt dic Jagd beginnen, damit die Hunde, wo möglich so lange der Thau noch liegt, anf eiue frische Fährte kommen. Später im Tag liegt der Dingo fest versteckt in irgend einem felsigen Scblupfwinkel u»d die^onne zerstört rascb jede mögliche Spur. 134 Wettrennen und Boxkämpfe. ' sli. Kap. In diesen nämlichen Sandhügcln bei Botanvbav wurden einst Hurdlcrenncn') gehalten. Ich weiß nickt, weshalb man sie wieder einstellte, es müßte denn sem, daß diese Zäune bier ;u bart und widerspenstig waren, nnd manche der tolltühncu Reiter gefährliche Stürze hatten. Anßcrdem benutzten die biedern Bewohner jener Gegenden die ihnen ziemlich bequem bingestellten Hurdles regelmäßig ;n Fcuerbol>. Wettrennen werden ebenfalls in Australien gehalten, sie baden aber den höchst störenden Fehler, daß zwei oder drei bekannte Pferde regelmäßig dabei gewinnen und daß, noch schlimmer, die Jockeys alle Arten von Betrügereien ausüben. In noch schlechterm Credit steht der Boxkampf, der auch, der vielen Unglücksfällc wegen, die dabei vorgekommen, mit strengem Verbot und scharfen Strafen belegt ist. Ungleich wie in (England scheint er ader in Australien nur ein Vergnügen der niedrigsten Classen, wobei sich noch die eigentbümlichc Thatsacke herausstellt, daß der Faustkampf bier weit mehr Opfer fordert, als in (England. Die Annahme ist in der That gerechtfertigt, daß irgend etwas im Klima oder in der Lebensweise der Leute dazu beiträgt, ibn so gefäbrlicb zu machen. C'in alter würdiger Scbmied meinte: „Das Saufen ruinirt die Leute hier an Körper uud Seele. Mit einem halben Quart Nnm inwendig und der heißen stechenden Sonne oben drauf, braucht es nur irgend eine sonst unbedeutende Veranlassung, nm einen Mmsckcn uutcr die (>rde zu bringen, <^in Schlag an den Kopf, der in England einem dieser Burschen nicht den mindesten Schaden gethan haben würde, genügt hier, ihn odne Weiteres abzufertigen." Da es in der unmittelbaren Nahe von Sydney gar kein Wild mehr giebt, so haben recht eifrige Schützen hier und da Taubenschicsien veranstaltet-, diese kosten aber eigentlich zu viel, denn die blaue ssclstaube, die beste dazu, ist schwer zu bekommen. Als Substitute hat man öfters Papageyen genommen, nnd die enropäischen Pavagenos werden wohl seufzend mit dem Kopf schütteln, wenn ich ihnen erzähle, daß ich fünfzig Paar dieser farbigen Waldbewohner von allen Scbattirungcu bei einem Schießen habe erlegen sehen. Es gehört übrigens schon ein vortrefflicher *) Hurdles heißen d!e vou Reisig geflochtenen UmMu.unaen, die zn solchen Zwescn u, gewissen Entfernungen absichtlich aufgestellt werden. G. 11. Kap.) Eine Haifischjagd. II5 Schütze dazu, auf einundzwanzig Schritt vom Baume zehn Papageyen von zwölf herunterzubringen. Schon früher habe ich wohl einmal erwähnt, daß manche Liebhaber auch kleine Fisch-Excursioncn in die Bay und sogar hinaus in die offene Tee machen. Gewöhnlich kehren sie von diesen mit einem Korb voll fische und sonnverbrannten Nasen zurück. Ich selber habe mich uie dazu verstehen können, und die Haisischjagd war die einzige, der ich in einem Boote beiwohnte. Ich will dem Leser eine kurze Beschreibung einer solchen geben. Wenn es irgend etwas giebt, was denKörper in einem hcisieu Klima mehr als irgendwo anders erfrischt, so ist es ein Seebad, und bis zum Jahr 1849 konnte man im ganzen Svdnevhafen mit grösiter Sicherheit baden. Allerdings waren zu Zeiten bie und da einzelne Haifische bemerkt worden, aber nie hatte man von einem Unfall gehört, und die verschiedenen Badeplätzc wurden fleißig und ohne Furcht vor diesen Hväncn der Tiefe besucht. Da geschah es, daß etwa im November dieses Jahres ein todter Walfisch durch irgend eine zufällige Strömung nach Port Jackson hineingetrieben wurde, wo ihn einige speculative Fischer befestigten, ans Land holten uud ausschmolzcn. (5iu Trupp Haifische mußte aber jedenfalls dem todten Fiscb gefolgt sein, die dann, als der Walfisch abgefertigt wurde, an den Usern herum nach anderer Veute suchten. Pin Neufundland-Hund fiel als erstes Opfer; er wnrde vou einem Haifisch gefaßt. Allerdings riß er sub wieder los und schwamm an das Land, aber nach kurzer Zeit verendete er. Die Zeitungen warnten die Badenden, aber umsonst; Niemand kehrte sich daran, bis Anfang Decembers ein armer Teufel so dicht am Badcplatz von einem starken Hai erfaßt wurde, daß eiu anderer Mann den Raubfisch mebrmals mit dem Bootsbasen stieß, uud ihn zwang, seine Beute loszulassen. Der Unglückliche war aber so furchtbar zerfleischt, daß er verblutete, ehe Hilfe herbeikommen konute. (fin paar Tage später schwamm trotzdem ein tollkühner Bursche mit einem Strohhnt auf den Kopf und einer Kigarrc im Mund an derselben Stelle nmher. Bald daranf berichteten Fischer, daß ein Theil des todten Wall-sisches aucb nach Botanyland hingeschwcmmt sei, und eine Anzahl von Haifischen ihm dahin gefolgt wäre. Augenblicklich wurde eme Expedition 136 Eine Haifischjagd. lN. Kap. gegen diese Räuber der Tiefe unternommen »nd ich schliß mich derselben an. Außer einem alten Fischer nnd seinem Sohne, einem kräftigen Bnr-schm, waren vier von uns Dilettanten; wir segelten mit der Fluth, in einein tüchtigen kleinen Boot nach einer Stelle in der Bay hi». an der sich die Haie, wie anch viele andere Fische, anfhalten sollten. Wir batten alles mögliche Fischgcräth bei nns, von dem fingerstarten Haifischbaten bis zn den kleinsten Angeln hinunter nnd machten eine gnte Jagd, wenn wir auä, keine sehr großen Haifische fingen. Znerst warfen wir bei etwa dreißig Fuß Anker nnd „fütterten" den Platz nnt gebranntem Fisch. Dann wurden Leinen soweit als möglich vom Boote ab ausgeworfen, und zwar im Anfang mit kleinen, dann mit größeren Stücken Fisch besteckt. Das Fleisch vom Haifisch ist als Lockspeise das beste für den Hai selber, denn er schnappt gerade darnach cnn allergierigsten. b'udlicb kam ein starker Fisch, und der riefige Haken mit ein paar d'llen .Uette daran wurde ohne Weiteres, und als ob beides zu einander gehörte, verschlnngen. Sobald übrigens ein Fischer den schweren Zug eiues starken Fiscbes an seiner Leine fühlt, nnd vermuthet, daß es ein Hai sein könnte, werden alle andere Angeln rastb eingeholt, nm Verwirrnng zn vermeiden. Ist es ein starker Fisch, so hat anch der Fänger alle Hände voll Arbeit, nm seinen Haken nach oben zn bringen und die Beute nicht wieder zu verlieren. Der den Fisch gefangen bat, halt die Leine ans Leibeskräften und wenn man sein Gesicht dabei beobachtet, so siebt man an den zusammengebissenen Zähnen, den blitzenden Augen, der röther werdenden Haut, dem ansbrechcnden Schweiß nnd hört anch wohl hie nnd da an einem zwischen den Zähnen mühsam dnrebgepreßtcn Flnch, wenn die Leine zu scharf in die purpurrothcn Hände einschneidet, die körperliche und geistige Aufregung des glücklichen Fängers. Endlich ruft er Hilfe herbei, nud mit dem einen Fuß gegen Bootraud oder Bank gestemmt, sucht er soviel als möglich von der Leine an Bord zn bringen. Indessen stehen die Anderen mit Lanze und Bootshaken dicht dabei, um das unter dem Boot selber blitzende nnd hcrüber- und biuüberschießendc Ungchener. sobald es nnr an die Oberfläche käme, nach Kräften- empfangen zu können. 11. Kap.) ' Eine Haifischjagd. 437 „Donnerwetter! Das ist ein Mordkerl!" ruft der innge Fischer. „(>r ist los!" ruft ein Anderer, während der Hai einen verzweifelten Schliß in die Tiefe versucht, und mm die, dem Haltenden ans den Handen gerissene Leine plötzlich schlaff über den Bootrand hängt. „l^ott bewahre!" ruft abcr der alte Fischer, ,,'sist Alles in Ordnung-. schlagen Sie die Leine fest, dort unten stedt er!" Und wahrlich, gerade unter dem Boot, etwa zehn Fuß tief, und fast ebenso lang, als das kleine Fahrzeug selber, liegt der, Fisch. „Nun, Sir, wollen wir ihu heraufholen!" und kaum wird die Leine angebogen, so schießt der Hai nach oben, daß sich der breite Nachen selbst bis über den Bootsrand hebt. Jetzt folgt eine allgemeine Verwirrung und der Hai bringt die Leine in tausend Verschlingungen und Hlnote». konnte er sie ein einziges Mal iN'er der >vette im Nacheu fassen, so wäre er mit Haken nnd Kette fort. Mitten aber in dem Spritzbad, wenn er mit Schwanz und Nachen die Oberfläche peitscht/ sind Lanze und Bootshaken thätig, und durch nnd durch-gestosien von dem scharfen Stahl, spritzt er endlich Blut in Strömen aus. Jetzt wird er herangezogen, während Beile und andere händige Instrumente in dumpfen Schlägen auf seine Nase und den Schädel niederfallen, bis er betäubt ist, bebt man ihn, falls er nickt etwa zu den größten gehört, mitten in's Boot hinein. Dort schlägt er allerdings noch ein paar Mal mit dem Schwanz um sich, ein Schlag einige Zoll über dem Nachen macht aber seinem Leben gewöhnlich bald ein Vnde. Der kleine oder Schulhai wkd wenigstens also behandelt -, hat man cs aber mit einem jener „granen Ammen" z» tbun, dann muß man schon mehr Vorsicht anwenden. In diesen» Fall läßt man ihn erst, wenn er den Haken an- und eingenommen, eine Weile an der Leine anhoben, wobei er das Boot gewöhnlich im Wasser hin und ber ^ieht, bis er ermüdet ist uud mit seinen Kämpfen nachläßt. Nun dreht man das Spill hcrmn, dir Leine wird soviel als möglich angezogen und festgemacht, die Nuder werden eingesetzt, und der Hai wird auf irgend eine seichte Nferstelle gezogen, in der er dann den vereinten Bemübungeu seiner Fänger, oft erst »ach heftigem Widerstand, zum Opfer fällt. Der Mensch haßt den Hai, wie er eine giftige Schlange haßt, und wer besonders in heißen Klimaten schon das Bedürfniß eines kühlenden 138 Dei Tigelbai. lli. Kap. Bades gefühlt, und ebenso oft vor der nur zu gegründeten Furcht vor diesen Thieren zurückgeschreckt ist, hat keine Ursache, diesen Haß ;u mildern. Mit der Leidenschaft der Jagd mischt sich deshalb bei dem Hai-fischfängcr auch noch ein wohlthuendes, wenn auch eben nickt humanes Gefühl der Rache, und die Vorwürfe unseres Gewissens bei der manchmal etwas grausamen Behandlung dieses Räubers der Tiefe beschwichtigen wir nur zu leicht durch die (Entschuldigung, daß wir au dem Mörder so manches Menschen nur eine gerechte und billige Strafe ausüben. Das warcu wenigstens meine eigenen Gefühle, als ich, bis auf die Haut vom Scewasscr durchnäßt, mit souncverbranuter Hallt, schmerzenden Händen und über und über von Blut, Echnmz und Fett bedeckt, den Körper meines crstgefaugenen Hai's betrachtete. Die Tigcrjagd ist jedenfalls ein fürstlicheres Vergnügen, die <5ber-jagd im eigentlichen Bengalen eine der herrlichsten männlichen Vergnügungen, und die Fuchsjagd des Engländers Geburtsrccht, die HMschjagd aber das Beste, was man in dieser Art in Neu-Südwales haben kann, während sie auch einige Abwechselung und heilsame Aufregung für das sonst etwas trockene Leben in Sydney bietet. Dem Theil der Leser übrigens, der eine Leidenschaft für irgend eine Sache nickt anerkennt, nnd immer nur auf den Nutzen und Zweck derselben sieht, diene hier anch noch zu wissen, daß die Fischer vortreffliches Ocl ans der Leber des Hai's ziehen, und Flossen und Schwanz, sorgfältig getrocknet und verpackt, einen nicht unbedeutenden Handcsartikcl nach s5hina bilden, da die Chinesen, alls ihnen jedenfalls am besten bekannten Ursachen, eine besondere Vorliebe für alle gallertartige Speisen haben. Das scheußlichste Unthier unter dem ganzen Haigeschleckt ist jedenfalls der sogenannte Wobegoug oder Tigerhai. Sein breiter Rücken ist mit Flecken, wie jene des Lcopardenfelles, unregelmäßig gezeichnet, und der Bauch gelblich weiß. Ihn genau zu beschreiben, wäre ein schwieriges und widerliches Geschäft; man denke sich mir eine riesige ausgeblasene, etwa sieben Fnsi lange und zwei Fuß breite Kröte mit abgeschlagenen Beinen und man hat etwas ganz Aehnliches. Fanl und tückisch liegt er an irgend einer Klippe oder Untiefe auf der Lauer, verschluckt den Haken ohne sich scheinbar das mindeste daraus zu machen, und läßt sich 11. Kap.1 Plagen in der Colonie. — Die Dienstboten. IIg auch cbenso glcickgiiltig ans Land oder zum Boot hinanziehen und mit cnmn ?lr,tschlag a»f den Kopf abfertigen. Gerade La Perouse's Denkmal gegenüber sahen N'ir einen Eckwarzen, der mit derHarpune in der Hand, aufreckt nnd regungslos, wie eine, aus schwarzem Marmor gemeisselte Statue dicht über dm bis zu seinen Füßen aufscklagenden Wellen stand und aus einige sehr große am Ufer fckwimmcndcFiscke pasitc. Das mußte auch ungefähr dieselbe Stelle sein, auf der im April 1770 zwei mit Specren bewaffnete Eingeborene die Laudnng boot's und seiner Gefährten verhindern wollton. „Sie schienen/' wie der Wcltumsegler erzählt, „entschlossen, ihr Vaterland bis zum äußersten gegen uns zu vertheidigen, obgleick sie nnr zu zweien dort standen und wir vierzig in unseren Booten waren." Das Monument LaPcronft's, ein dünner, aus schon arg verwittertem Sandstein errichteter Obelisk, steht ans einem kleinen geebneten Platze ziemlich nahe dem (singang von Botanybay. Von dcn Vergnügungen der Colonie komme ich in sehr natürlicber Reihenfolge auck ans die Plagen, und hier vor allen andern ist es der Mangel au guten Dienstboten, der dem wirklieben Ansiedler, Angestellten, oder Kaufmann männlichen oder weiblichen Geschlechts das Leben oft verbittert. Wirflick gutc englische Dienstboten sind fast gar nickt zn bekommen, das Land selber bietet zu viel Aussickt in anderer Art, nm dcn tüchtigen , kräftigen Mann in einer Livr.'c oder bei Bürste und Serviette zu lassen, und meistens bekommt man Gesinde!, das seinen Dienst als eine Reihe von Visiten betracktct, die es verschiedenen Herrsckaften abstattet, und sich dafür bezahlen läsit. Die meisten ziehen auch in der That wöchentliche gegenseitige Kündiguug jeder andern vor. und schwärmen solcher Art ans einer Wirthsckaft in die andere, ja betreten nie ein fremdes Haus, ohne ihr Auge schon auf einen neuen, womöglich bessern Dienst zu richten. Viele, besonders von den Nenankommenden, nehmen ohne Weiteres den ersten besten Dienst an. Sie bekommen dafür Lohn, freie Kost nnd Wohnnng. Man glaubt, man besitzt endlich einmal einen guten Dienstboten, aber kaum hat er sich ein wenig, natürlich ganz nnter der Hand, in der Stadt umgesehen und irgend eine Stelle aufgefunden, die ihm zusagt dann zieht er cines Morgcns die Livree ganz rnhig aus, 140 Die Moöqmtos. M Kap. und'der Herr mag sehen, wobcr er in der Geschwindigkeit einen neuen Diener bekommt. Das ist eine äußere hänslicke Qual, die wenigstens nickt durch die Haut dringt, eine andere, die einen würdigen Platz neben den wirklich peinlichen Dicstbotenquälercicn einnimmt ^ sind die Mosquitos. Glückliche Menschen ihr. die ihr uock nicht wißt, was ein Mosqnito ist; mir haben sie scbou in fünf Welttheilen Haut und Seelenfrieden durchbohrt, und mich fast znr Verzweiflung getrieben. Wer diese Qnal nickt kennt, glaubt aber aucb gewiß nickt, daß siinem eine so geringfügige Ursache das Leben wirklich verbittern tonne. Beim Lesen oder Schreiben, beim Neiten oder Gehen, in oder außer dem Hanse, beim sissen oder Scblafcn, bei Tag wie bei der Nacht, — t^iesc Quälgeister ruhen nicht, und eine ganze Armee von ihnen scheint für jeden einzelnen Menscken sechs Monate im Jahr fortwährend unterwegs zn sein. sis soll einmal Jemand versuchen, an irgend einem heißen Tage seidene Strümpfe nnd Schnhe, eine der angenehmsten Trachten, anlegen zn wollen und daun seine .Nnochel und Spannen nack einem Diner beschanen. siin hartgesottener Stoiker müßte sick kratzen, ein Heiliger würde fluckm uud die Nohrstühle ! Den armen Damen setzen die kleinen unerträglichen Bestien am meisten zu. Die unbedeckten Tcknltcrn, die zarten Wangen sind zu ver-führische Weideplätze für dieses unbarmherzige Raubwild, und das Schlimmste von Allem, wie schwellen die Stiche nachher! Dies kleine giftige Insekt entsteht wirklick wunderbar. Die siier der Mosquitos werden anf das Wasser gelegt uud die daraus hervorkrieckcndc kleine Made mackj vorerst zwei Verwandlungen in diesem ßlcmente dnrck. In dcr zweiten liegt das Insekt von einer dünnen Haut umschlossen', endlich platzt diese, der kleine Wassertenfel kriecht ans feiner elastischen Schaalc heraus, stcht cin paar Minnten aufrecht auf der Oberfläche des Sumpfes oder Teichs, die ausgespannten Flügel au der Sonne zn trockneil - cin treffliches Mimatnrbild des Satans, der sich eben die Welt betrachtet, die er quälen und martern will und dann erhebt er sich, um anf Nanb ' und Abcntener auszugehen. siine nickt unbedeutende ttnaunehmlickkcit in Svdney ist dic lln-regelmäßigkeit der Packetbootc nnd alfo der d'orrcspoudcuz, die noch fühl- n. Kap.j Die Uüls^elüllißi^ktit dcr Packclboote. 141 barer und nnerträglicl'er wurde, als die englische Regierung sich cinma! eine Zeitlang gemiissigt sah, gewisse »nd von ihr bestiinnite Fahrzeuge zu ibrcil Postbooteil zu nehmen. Diese machte» hansig die längsten Reisen, dealiforuim oder anderswohin solcben Leuten direct zn verbieten, die aus Kosten des Landschatzes frei uacl, Australien gebracht waren. Die ersten zurückkehrenden Schiffe brachten aber so eutiuuthigende Naänichten mit, daß die Goldlüsternen es doch vorlogen, das Resultat der Vorangegangenen erst einmal abzuwarten, ehe sie ihr eignes Muck oder Unglück in dem fremden, ebenfalls weit abgelegenen Land versuchten. Nicbt wenig mochte dazu auch die Nachricht mit beitragen, daß die von Australien kommenden Einwanderer in Kalifornien und nnter den Amerikanern mit keineswegs güustigeu Augen angesehen wurden. Man vermuthete nämlich in San Francisco unter deu Tvdncymänncrn nichts als entlanfene Verbrecher, nnd in Folge ihres „schlechten Nufes" wurden in San Francisco mehrere arme Teufel geradeweg gehangen, ob verdient oder nicht — wer wußte das hier? Zwölftes Kapitel. Zweite Er,cnrsioi-> in das Innere, — Von Sydney nach Port Macquarle, zweihundert Miles »ördlich von Sydney, und uun dort ein N>tt von hundertundfnnfzig Miles nach dem Squatter District von Nni-England. Der Gouverneur wünscl'te eiuige der ausgedehnten Districte in der Colonie zu besuchen, und bestimmte dazu Allfang März, um die Reise mit Beginn der kühlen Jahreszeit anzutreten. Das Thermometer zeigte sich allerdings uocb gar nicht so berbstlick, denn es wechselte ziemlich regelmäßig zwischen 80 und 86 Grad im Schatten. Unsere Gesellschaft bestand diesmal ans Sr. Excellenz mit zwei Damen und vier Herren und auf dem Maitlanddampfer, einem eben nicht schuellen, aber sehr reinlichen und bequemen Boot schifften wir uns am 1. März ein. Die Nacht war dunkel uud ruhig, und die See im Anfang sehr still, gegen Morgen erhob sich aber der Wind und mit ihm stiegen die Wellen, 144 Zweite k,-cm'sion n> das Innere. ^,2. Kap. sodaß unser kleines Fahrzeug bald auf eine, uns sel,r unbequeme Weise ans und nieder zu tanzen begann. Der Charakter des Bandes, das wir den ersten Tag passirten, war weder bergig nuch geradezu flach, sondern bestand meist aus niederen, mit Buschwerk nnd Waldung bedeckten wellenförmigen Hügeln. Nur hie und da stiegen einzelne schroffe Felsen auf, oder liefen grüne Grasplätze bis dicht zum weißen Seestrand uieder. Auffallend frisch und saftig sah das (Nras am Ufer ans, und dasselbe habe ich anch an den Salzseen im In-lande bemerkt. Die Ausdünstung, die von der Eee auf die benachbarten Küsten in nicht salzigen Wasserthcilcn niederfällt, muß davon jedenfalls die Nrfache sein. Am 3. März endlich erreichten wir die Hohe des Macquaric Hasen s, und liefen auf die Barre zu, um uns die Mnfahrt zu betrachten. Diese Barre ist ein höchst fatales Hinderniß, das leider, mit Ausnahme von Port Jackson, fast alle Häfen, ja ich kann wohl sagen alle, in der (5m- oder Ansfahrt unsicher und gefährlich macht. Selbst Port Jackson hat seine „Sail und Ferkel," eine häßliche, aber leicht zu umgehende Klippenreihe m der Mitte des Fahrwassers. Das Waffer spraug uud kochte auf eiuc, dem Auge des Seemanns nicht angenehme Weise, da aber kein Lootse zn nns herauskam, wendete unser Capitain sein Schiff, als ob er das Sprüchwort hatte wahr macben wollen: „ttLculel- pour micux saMcr," uud brauste mit einem ncnen Anlanf, iu voller Kraft durch die drei einander folgenden Brandungswellen glückliä, und vortrefflich hindurch, sodaß nnser Dampfer, wenige Minuten später ruhig und sicher an dem kleinen hölzernen Hafendamme des Port Maequarie lag. Würde er die Fahrt ohne Lootsen so keck nntcrnommen haben, wenn er nur drei Tage weiter in die Zukunft hätte sehen können? Von diesem Tag bis znm 10. wnrdc die Barre, des rauhen Wetters wegen, für uupassirbar gehalten, der ssapitain des Dampfers wollte aber stine Rückfahrt nach Sydney erzwingen. Zwei Brandungswellen pas-sirke er auch glücklich, an der dritten brach aber der Schaft seiner Maschine durch den heftigen Stoß, die hochbäumende See kam an Bord, und das Fahrzeug ging mit 54 Personen nnter, von denen 44 in den Weilen ihr Grab fanden. 12. Kap^ Zweite Excursion in das Innere. — Port Macquarie. 145 Die Stadt enthält jetzt und schon seit vielen Jahren, 500 <5inwol>- ner, der (5'indruck, den sie auf mich macbte, war, daß sie eher im Abneb-men als Wachsen begriffen sei. Sie kam mir vor, wie ein kleiner Mann in sehr weiten Kleidern. Die Straßen sind sehr breit, und sehr lang im Busch ausgehauen, wie eine gewisse Straße in Toronto in Canada, deren Namen ich vergessen habe, die denselben aber ans einer Strecke von etwa zwanzig Miles beibchält. Die Hänser stehen so einzeln, und so weit auseinander, daß der Name „Hausnachbar" ein sehr vrccairer Begriff wird. (nne Kirche besikt die Stadt, welche rccl't gut die ganze Bevölkerung derselben fassen könnte, und an die Katholiken und Protestanten gleiche Ansprüche machen -, ein Gefängniß, das groß genug für eine englische Grafschaft ware, ein Hospital für kranke und irrsinnige Sträflinge, und eine kleine aber gnt eingerichtete lvascrnc. Der Hastingsfluß, ein hübscher Strom, läuft hier in die Bay und bildet eine Art Lagune, die zugleich als Hafen dient. Die sclwn vorerwähnte Barre wird aber bei ranhem Wetter nnpassirbar, und das allerdings ist ein bedeutendes Hinderniß für das Wachsthum der Stadt. Port Macquaric war früher eine Sträflingsansiedlung, die Gefangenen sind aber, nach den neueren besetzen, mit Ausnahme der Invaliden, sämmtlich fortgebracht worden, nnd mit dem Verlust der Sttäflingsarbeit hat auch der Hauptvcrkehr des 5)rtes aufgebort. Major Junes geleitete uns nach seinem, sieben oder acht Miles im Innern liegenden Landsitz am Innessee. Diese weite Wasserfläche ist drei bis vier Miles lang und zwei breit; die mit Schilf und Binsen eingefaßten Ufer verrathen freilich auch hier die abnehmende Wasserfülle dieser seltenm Naturschönbeit, eines Süßwassersees in Australien, aber der Ueberblick desselben, mit dem Hintergrund blauer Berge ist so freundlich, wie ich nur irgend etwas in den Kolonien gcselien babe. siin Ritt ail der Sceküste hin. auf dem harten, festen Sand war wundervoll, und in dem schönen Wald, welchen eine Unmasse blühender Schlinggewächse zierte, gabeil wir uns ganz diesen, Kenusi hin. Dadurch hatte ich aber den See so lieb gewonnen, daß ich am nächsten Morgen beschloß, darin zn badeil, und mich vom Boothaus aus, in einem kleinen Kahn dorthin rudern ließ. Unterwegs indeß unterhielt mich inein Boots- Austlalien. 16 146 Die Sage uom Inncssee. — Der Vunyip. ^^. Kap. mann mit einem Mährchen, einer Sage des Sees, welche mir die Lust zum Bad benahm. Hat der ^'eser schon jemals von dem Bunvip < ein furchtbarer Name für den eingeborenen Schwarzen) spreche» hören? Es soll ein halb Pferd- halb Alligatorgeschöpf sein, das die schlammigen Ufer der weiten Sumpfe und Lagunen des innern Bandes bewohnt, und dumpfe (Gerüchte gehen, daß dann und wann sein riesiger Körper über die Oberfläche des stillen Wassers emporrage, daß das Unthier sein ensctzliches Haupt über das Schilf herausgestreckt habe. Kurz nach meiner Ankunft in Australien herrschte nicht geringe Aufregung unter den Gelehrten und Naturforschern. (5s hieß nämlich, daß das (Gerippe eines Bunyip gefunden worden, damit also auch die bis dahin nocb immer bezweifelte l>'r,istcnz des Thierö bewiesen sei. Ebenso sollte der' Kopf eines jungen Bunyip , mit noch vollkommen erhaltener Haut. am Murrumbridgc entdeckt worden sein. Man schickte die Merkwürdigkeit nach Sydney, um sie untersuchen zu lassen. Natürlich erwies sich, und ich möchte fast sagen leider, die ganze Sache als Humbug, denn Sachverständige bekamen den fraglichen Schädel kaum ill die Hände, als sie ihn auch augenblicklich für das was er wirklich war, für den ehemaligen Kopf eines Füllens, erkannten. Das Wort Bunuip wurde aber seitdem in die australische Sprache mit aufgenommen, und bedeutet noch heutigen Tages einen Charlatan oder Marktschreier d. h. ein Humbug. Die Schwarzen übrigens, die keine Ahnung davon haben, daß die Wissenschaft ibrcm Schreckbild ein rasches entschiedenes b'nde gemacht, fahren fort den» furchtbaren Vnnyip und seinem vcrhangnißvollen Dasein mit lebhafter Phantasie alle jene Schrecknisse einzuräumen, in deren Besitz er bei ihnen von je gewesen. *) . ') Wac> ich von dcn anstralischen Wilden nber dieses fabelhafte ch." 14? (5s mag n a ch diesen strfahrnilgen lächerlich klingen, bleibt aber die Wahrheit, daß ick, nachdem ick diesen See hier als ganz speciellen Wohnsitz jenes schrecklichen Ungethüms bezeicknen horte, trotz der Ueberzeugung seiner Nickttt'istcnz dock nicht hineinspringen mochte. Am 8. März brachen wir unserer Vier: der Gouverneur mit seinem Sohn, Major Innes lind ick, ans, nm das etwa bnndertundfunfzig Miles entfernte Ncn-b'ngland zn P fcr d zn erreicken, da nock reine Fahrstraße dorthin führte, keine wenigstens, die für ein weniger derbes Fuhrwerk als einen Ochsenkarrcn zn passiren gewesen wäre. <5l2.Kav. zwolf ssusi langer Stab als Samcnträger emporschießt. Im ^rübiabr ist derselbe voll Honig, l^an^c Acker ii, der Nabe von Svdnev sind mit diesem „Baum" bedeckt, dcsscn Stämme jedoch selten über ^wei Hnß hoch sind. Die Fernpalme erreicbt hier mit ctiva zwanzig Fuß ihre größte Höhe, und der zierliche ftderartigc Wipfel scbeint, wie überhaupt bei allen Palmen, gleich fertig ans der sirde heranszuwachscn, während er später von dem darnntcr anwachsenden Stamm böbcr nnd böber geboben wird. In den ?lcsten einiger alter Bänme im Wald fand icb anch die Hirschgeweih-Orchidee von außerordentlicher Größe, nnd so nmfang-reich wie das richtige ausgewachsene thewcil, eines l^lennthieres. de,n es in der Form vollkommen gleicht. In keinem Theil der Welt habe ich mich mitte,: am Tag in so düsterm dnnklen Walde befnndcn, wie an manchen Stellen in dieser Wild-niß. Nicht ein Sonnenstrahl dracd dnrck diese dichten Zweige. Das Ange flog unwillkürlich ängstlich an den düstern hohen Stämmen !,in uud baftetc erstaunt auf dieser Waldesnacht, Uns, die wir noch die Vlanen Berge im Wedächtnifse batten, moel'te das adcr wohl desonders auffallend crfckeincn, da lsier der gerade (hcgensatz ^u dem übrigen australischen „Busch" ist. Das i?aub des s^nmbanmes ist nämlich so dünn nnd niederhängend, daß man, wenn die Sonne im Zenitd steht, fast so schattenlos durch den Wald reitet, als od gar feine Bäume darin ständen, Wenn es überhaupt einen schattenlosen Baum einen Peter Echlemil'l der Wälder giebt so ist es der (^umbaum. Einen freundlichen Anblick gewährten dann und wann die durch eiuc gelegentliche offene Stelle über den Weg schießenden Papagciensckwärmc, die einen Moment lang wie ein Regen von Rubinen, Smaragden nnd Brillanten in dem wässrigen Strahl funkelten, nnd dann mit Blitzesschnelle im dunklen Wald verschwanden. Das Thicrleben scheint freilich in diesem „Bnseh" mir sebr schwach vertreten zu sein, denn nnt Ausnahme der Papageien sahen wir anch nicht ein lebendes Wesen als einm eiuzelncn Dingo,dcu cin schallendes Ta!ly-Ho ,o rasch in die Dickuug hineintrieb, als ob er die Bedeutung dieses englische» Iagdrufs schon ans Erfahrung gekannt l'ätte und Nickis davon wissen wolle. 12. Kav.^ „Pflanzen" nach australischen Begriffen. 151 Wir kamen in ungefähr zwanzig Miles an dein etwa 6000Fnß hohem Berg Sea View vorbei, wo Oxlcv, der ausgczeiebnetc Laudvcrmeffer, seinen cntmnthigten Vegleitern, als sie sich in der Wildnis; verirrt hatten, die etwa sechzig Miles entfernte See zeigte, und ihren Muth dadnrch neu belebte. Obgleich der Weg für fuhrwerke unpassirbar schien, überholten wir doch einige Ochsenkarrren, welche Waaren nack, den entfernten Stationen geladen hatten, und begegneten anderen, die Wolle nach dcr Küste schafften. Gncr von diesen hatte zehn Tage gebraucht, um eine Strecke von zwanzig Miles zurückzulegen. Als wir uus näherten, klang ihr wilder Scbrci und das knallen der sckweren Peitschen dröhnend durcb den Wald, und bald hörten nur aneb, wie sie die scheußlichsten gotteslästerlicheil Verwünschungen, die je menschliche Lippen entweiht haben, lind da>u scharfe Peitschenhiebe auf die armen Thiere niedcrhagcln ließeil. Komisch war es, den Wechsel zu beobachtender mit einem der grimmigsten dieser lästernden Vurschc vorging, als der Gouverneur au ihm vorüber-ritt, indem jener mit weit milderer Stimme seine eben noch ausgestoßencn Verwünschungen in ein „65ott segne Dein Herz, Diamant, komm auf, willst Du?" herab stimmte, wobei er jedoch dem armen Thiere einen Hieb versetzte, der einen (^rasbaum voneinander geschnitten haben würde. Nichtsdestoweniger war es doch eine der Schicklichkcit gebrachte Hnldigung von dem wildesten Volksstamm, den Anstralien auszuweisen hat, diesen Ochsentreibern, die sonst nur ein höchstes Wesen in der Entweihung seines Namens anzuerkennen schienen. Wir hielten, wie schon erwähnt, kurze Zeit bei „Tobins Loch," wo der Major einige <5rfriselmngm für uns „gepflanzt" hatte. Dies „gepflanzt" (9>lm»,!«I) ist ein, den austtaliftben b'olonien eigenthümlicher Ausdruck, und der londoner Gaunersprache entnommen. P flanze n heißt irgend einen gestohlenen Gegenstand verbergen, um ihn bei gelegener Zeit wieder abzuholen oder zu benutzen. Pferde und Rinder werden manchmal fortgetrieben und in irgend einer versteckten Schlucht durch Leute, die damit umzugebeu wissen, „gepflanzt", bis eine gnte Velobnnng anf das Wiedereinbringcn derselben gesetzt wird. In Svduei) sind übrigens auch hänfig gute runde Summen in baarcm (Neld durch die dortigen Kaufleute „gepflanzt" wordeil. Sie machten bankerott, lim bei gelegener Zeit die Pflanze wieder mit der Wnrzcl herausheben, und in aller früheren 152 Squatterlcben im feinen Neuengland. sl2. Kap. Eleganz und Verschwendung auf's Neue ibr Leben zu beginnen. Das W"t paßt eigentlich prächtig zn Botany-Bay. Bei den Herren Todd und Fenwick in den ersten menschlichen Wohnungen, die wir a»f dem Tafelland wieder fanden, übernachteten wir. Die beiden Herren haben sich indes, seit Knrzem getrennt, da der (sine von ihnen — das Beste, was ein Squatter in der Welt thnn kann — gehcirathet hat. (vine Fran mnß den Mann freilich recht aus vollem Herzen lieben, dem sie solcher Art in die Wildniß folgt', denn wieviel Entbehrungen, wie viel Beschwerden, ja selbst befahren erwarten sie dort, und wie viel einsame Stnnden hat sie zu verleben! Die Dame übrigens, die nns hier gastfreundlich empfing, soll ihr Waldleben, wenn es wabr ist, was uns erzählt wnrdc, in ächter Waldfrauen-Art begonnen baben; denn früh Morgens nach der Trauung in Macquarie-Port, setzten sich Braut nnd Bräutigam zn Pferd, und ritten in zwei Tagen die ganze Strecke, die wir jetzt zurückgelegt, also hundert Miles. Herr Todd versicherte mich, daft die größte Unannehmlichkeit, der ein Squatter hier so weit im Busch ausgesetzt wäre, hauptsächlich durch das manchmal wilde und nnbändige Betragen des Dienstpersonals verursacht werde. Diese Leute sagen zuweilen, nach vorhergegangener Verabredung, Alle zusammen plötzlich die Arbeit auf, fangen an ;u trinken uud kehren nicht eher zur T'rduuug zurück, als bis sie den letzten Pfennig verthan haben. Man kann sie nur dadurch eiuigermaßcn im Zaum halten, daß man ihnen den Lohn längere Zeit innebchält. Von hier fuhnn wir nach Salisbury Court. Die Gegend gab nns allerdings keine besonders günstige Mcinnng von „Neuenglands" Orund und Boden. Pflanzenwuchs und Scenerie. Die Bäume sind nicht groß und sehen entsetzlich einförmig aus. Nur für Viehzucht scheint das Land passend. Gcsnnd ist dieser District indeß gewiß und dnrch die hohe Lage der Ebene das Klima kühler als selbst in Sydney. Es war erst im Frühherbst, aber ich fand das Krant der im Karten stehenden Kartoffeln schon an den Spitzen durch die Nachtfröste gebräunt. Das Thermometer stand Morgens um Fünf Uhr anf 40 Wrad F. In Sydney hält er sich in dies« Icit ziemlich regelmäßig auf 70 Grad. Am Abend that uns ein gntcs Feuer im Kamin unendlich wohl. Anf der Talisburv - Ebeue wcidm bedeutende Schafheerden; dort 12. Kap.1 Australische Schäfer. 153 wächst ziemlich gutes Gras, uud das Land ist leicht wellenförmig und frei von Büschen und Bäumen. Weide wie Klima eignen sich übrigens weit besser zur Schaf- als Rinderzucht. Rinder lassen sich hier allerdings ziehen, werden aber nicht fett, da die Winternäcbte zu kalt sein sollen. Das Gras schien mir allerdings nicht so gut wie das auf der Wellington- und Bathurft-sibcnc, dafür aber bietet dieser Theil des Landes den sehr hoch anzuschlagenden Portheil, daß er reichlich Wasser hat. Wir trafen auf einem Nitt über die Ebene drei verschiedene Schaf-hcerden, wovon die eine ans nicht weniger als 3000 Stück bestaud, alle unter Aufsicbt eines einzigen Schäfers. Nur au sehr wenig Stellen in Australien kauu man so viele Thiere einem einzigen Menschen zur Be-wackung anvertrauen', hier in diesen ^'beuen ist er aber im Stande, sie zu übersehen, und der Eigenthümer hat dadurch nicht geringe Vrsparniß an Arbeitslöhnen. Kleine Hecrden, wie kleine Kriege, machen sich nicht bezahlt. Die Schäferei, das heißt das Leben der Schäfer, muß, wie mich dünkt, dem Nachdenken ein sehr günstiges sein. Wenn man aber weisi, daß die meisten dieser Leute Sträflinge siud — nud eiu altes Sprichwort in Australien sagt, daß Taschendiebe die besten Schäfer werden — so fragt man unwillkürlich, ob es wohl immer etwas Gutes sein kann, über das diese Leute den ganzen geschlagenen Tag simnlircn, und ob nicht sehr hänsig die Erinnerung an ftüber verübte Streiche ihnen in diesem monotonen Stillleben mehr eiu Gefühl stillen Behagens, als zerknirschender Rene weckt? Den Burschen fehlen jedenfalls Frauen und Kinder, nnd es ist deshalb schwer, sie einem wirl'liä' meuMichen Leben wieder zn gewinnen. So wie sie jetzt cxistiren, steben sie fast unter den Thieren, die ihrer Wachsamfeit anvertraut sind. Sie arbeiten eine Zeitlang, wenn das Arbeit genannt werden kann, auf dem Rücken zu liegen und die Maul-trommcl zu spielen, und sparen sich ihren Lohn nur halbjährig oder jährig auf, um ihn dann auf einem Sitz in wüster Vollem wieder zu verschleuderu. Wie wunderbar musi diesen Mcuscheu zu Muthe sein, die fast Alle von Jugend auf an das wilde gcränsäwolle Leben, Drängen nnd Treiben Londons gewöhnt waren, wenn das Urtheil des Nichters sie plotzlieb aus diesenNmgebungen reistt, unddiemonotoueStilledesaustralischenBusches 154 Armmdalc. ^12. Kap. ihnen aufzwingt! Es ist das in dcr That ein merkwürdiger, gewaltiger Oegensatz. Trotz der großen (sntfcrnung von den besiedeltenDistricten haben sich die Schwarzen in dcr letzten Zeit hier doch ziemlich ruhig vcrbaltcn. Einmal wurden freilich unserm Wirthe etwa 2000 Schafe fortgetrieben. Die Wilden tödtcten einen Scbäfcr lind einen andern, der früher Soldat gewesen war, verwundeten sie. Dieser schoß indeß den Schwarzen, dcr den Speer nach ihm geworfen, über den Haufen, und das machte diesem Uebcrfalle ein Ende. Man verfolgte nachher die Räuber, und bekam auch einen großen Theil dcr Schafe wieder, die schwarzen Wour-mands ließen aber Hunderte dcr Hccrde, dencu sie nur die Nieren ausgeschnitten . todt ans ihren Fährten zurück. Die Salisbury-Ebene scheint ein Lieblingsplatz dcr australischen Trappe zu sein, und wir sabcn auf einer Spa^icrfabrt mehrere dieser starken Vögel, konnten ihnen aber nickt nabc^kommcn, denn sie sind ebenso schell und klug, wie die europäischen. Schnepfen, Wachteln und anderes wildes Ocgügcl gab es ebenso in ziemlicher Menge. Am folgcndcn Tag ritt ich auf dcu wie er genannt wird, der sick höchstens 500 oder 600 ssnß über das Haus erhob. Von dem Gipfel hat mau, cin sebr scltener 5all bei Mcbirgs-anssichtcn, ein vollständiges Panorama rings um de» ganzen Horizont; nicht ein einziger Ocbirgskegel oder Höhenzug legte sich dazwischen. Der obere Theil war mit wilden Himbeeren und einem Immergrün mit großen steifen gelben Vlumen bedeckt. Wir machten cincn Ritt nacb dcm, etwa sicbenzehn Miles entfernten Armin da lc, dcr Hauptstadt dcs Districtcs und dem einigen Platz in Ncucngland, wo etwa cin halb Dutzend Häuser beisammen liegen. Die ganzeEtadt besteht aus zwciWirthshänsern, dem Hanse desssommissairs, etwa drei kleinen Kaufläden. die von den Statiousbcsitzcrn crricbtct sind und unterbaltcn werden, „m ihre Leute mit dcm im Busch Nöthigen zu verleben und zwei oder drei Hütten aus Ninde und gespaltenen Bretern aufgebant; dazu kommt noä, eine sebr junge Kircbc. Der Ort hat eine Nette von Wasserlöckeru. die nack starkem Rcgen so thun, als ob sie cin laufender ^trom wären. Armindale, „Hauptstadt dcs australischen Ncuenglands," vcrlicrt 12. Kap.^ Das VIlimll ^lnile exvopaischlr Nicdcrlassilü^eü. ^55 aber cntftizlich, wenil man sie mit Voston, der Hauptstadt des amerikanischen vergleicht, und nie, ansicr dlirch ein Wunder, wird es anch je den Aufschwung bekommen, den ibre Mankcc Schwester genommen hat. Der Mandel schiffbarer Ströme, ja überhaupt guten hinreichenden Trink-wassers, andere Mängel gar nicht gerechnet, werden immer selbst englischem gleist und Unternehmungsgeist schwere und nie zu bewältigende Hindernisse in deil Weg werfen. Wenn mail weiß, welebc Hilfsquelle dieser Theil des Landes früher in der fast unbeschränkten Venuhuug der Arbeit von Sträflingen hatte, so kommt es ll sonst nicht sehr fester Gesundheit sein, vorausgesetzt natürlich, daß sie an keinem organischen Fehler leiden. Dem wirklich Kranken ist es aber keineswegs etwas nütz, und den Lungenleidenden und Schwindsüchtigen bringt es rasch unter die Crde. Port Jackson soll den Sommer von Avignon, Konstantinopel, Baltimore und Philadelphia, den Winter ziemlich ähnlich von Cairo und dem Cap der guten Hoffnung haben; es bleibt deshalb immer etwas zweifelhaft, ob sich der hier herüber verpflanzte Cngländer gerade an dem besten Orte befindet. Der Anglo-Australier ist nicht so hoch aufgewachsen, als der Anglo-Amerikancr, aber er scheint vollkommener uud kräftiger, ich möchte sagen zäher lind elastischer gebaut; Mancher schien mir entsetzlich lange Beine zn haben. Die Frauen reifen sehr früh, verbleiben aber auch ebeuso bald, uud mailche Roscuknospc von fünfzehn und sechzehn Jahr ist im nächsteil Jahre schon vollständig offen. Aber sie ist auch Don wieder abgeblüht, wenn das englische Mädchen kaum Zeit gehabt bat, mannbar zu werden. Cs ist wohl möglich, daß ein großer Theil atmosphärischer 160 Das Klima von Sydney. s13. ^ap. Feuchtigkeit dazu gehört, um die menschliche Haut lange in jugendlicher Frische zu erhalten, nnd England ist dafür ein vollgültiger Beweis. Der Mangel derselben mag denn auch hier in Australien die Ursache sein, daß sich die Jugend nicht so lange frisch erhält. Einen Vortheil scheint diese anstralische Hitze oder Trockenheit übrigens zu haben, sie erschöpft und mattet nicht so ab, wie manche gleich hohe Temperatur in wasserreicheren Ländern. Es mag sein, daß die australische Luft die Lcbcnsmaschine rascher arbeiten läßt nnd sie eher verzehrt, aber so lange sie wenigstens arbeitet, hindert sie doch ihre Thätigkeit nicht. In Australien fürchtet man auch, selbst im höchsten Sommer die Sonne nicht, welche denen, die sich ihr zu rücksichtslos aussetzen, selbst in den nördlich gelegenen Vereinigten Staaten nur zu oft gefährlich wird. Sonnenstiche gehören ja dort keineswegs zu den Seltenheiten. Maurer und Dachdecker z. B. sind ihren Strahlen fortwährend acht oder zehn Stnndcn im Tag ausgesetzt, und eine Milderung derselben durch Wolken gehört zu den Seltenheiten. Die Haut dieser Arbeiter wird allerdings znletzt so braun gebrannt, daß sie Europäern gar nicht mehr ähnlich sehen, aber ihrer Gesnndhcit schadet es nicht das Mindeste. Ich fragte einst einen alten Mann, der eben von dem Dach eines Wirthshauses niederstieg, auf dcm er den ganzen Tag mit seinem Korb voll Schindeln und seinem tlcinen Handbeil beschäftigt gewesen war, ob ihn der lange Aufenthalt in der Sonne nicht krank mache. „O nein, Sir," erwiederte er mir, „auswendig habe ich an solchen Häusern noch nie Schaden gelitten, nur vor dein Innern muß sich nnscr Einer hüten." Seit zwölf Jahren gehörte er nämlick znm Mäßigkeitsvcrein, und hatte in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal Kopfschmerzen gehabt. Ich habe irgendwo eine statistische Uebersicht der Sterblich kcitslisten gesehen, aus denen bewiesen wurde, daß Neu-Südwalcs von allen briti-tischen Colouim und Besitzungen nach VanDiemcnsLand die gesündeste sei. Der zukünftige Gesundheitszustand Sydney's liegt aber hauptsächlich in den Händen der Einwohner. Das Klima thut allerdings viel für sie, jedoch nicht Alles, und in den zwei letzten Jahren meines Aufenthaltes war der Gesnndhcitszustaud der Stadt gar uicht besonders erfreulich. Fleischbäuke, Begräbnißplätze uud Einkoch-Stationen mit schlechten Abzugscanälen hatten nicht ermangelt, ihre uachtheiligen Folgen in diesem 13. Kap.) Das Kllma vc'u Australien »nd Canada. ^ßi heißen Klima zu zeigen. Zu allen Zeiten des Jahres wechselt die Temperatur sehr rasch, u»d das ist unter keinen Verhältnissen gesund; im Herbst und Frühjahr dagegen treten wirklich regelmäßig Krankheiten auf. Scharlachfieber und Bräune suchen dann die Kinderstube heim. und die Influenza schont weder A,lter noch Geschlecht. Wirtlich bösartige Krankheiten und Seuchen sind aber hicr ganz unbekannt, nnd die zu reichliche Nahrung eines so stark fleischvertilgenden Volkes, lind die wenige Bewegung, welche der Stadtbewohner sich macht, sind die Hauptstützen für die Medieiner, die sich sonst eben keiner besondern Beschäftigung wurden rühmen können. Die Unreinlichkeit der Stadt oder wenigstens des Theils derselben, der nicht zu dem Hauptgeftbäftslagen gehört, mag gleichfalls die Ursache mancher sonst leicht zu vermeidenden Krankheit sein. Geht man dnrch einzelne abgelegene Straßen, so sollte man wirklich glauben, es hätte einmal eine ganze Woche nichts weiter als Hunde und Katzen geregnet, und sich dann wieder mit einem kleinen Schauer von Ziegen nnd Hühnern aufgeklärt, so groß ist die Zahl der dort überall todt umherliegenden und die Lust im wahren Sinne des Worts verpestenden Thiere. Aller mir erdenkliche Unrath beleidigt das Auge und mißhandelt alle Sinne. Was physisches Behagen betrifft, so ziehe ich, für meine Person, jedenfalls ein heißes Klima einem kalten vor. Hitze ist mir ein „etwas übertriebenes Wohlbehagen," Kalte dagegen ein positiver Schmerz. Ans dem Grunde würde ich auch Australien unbedingt den Vorzug vor Canada geben. Ueber Canada sagt ein bekannnter Schriftsteller: Zwei Monat im Frühjahr und zwei Monat im Herbst steckt man bis über die Kniee im Sclilamm; vier Monat im Sommer wird man von der Sonne ge-kocbt und gebrate», und vou Mosquitos fast zu Tod gequält, und was die übrigeu vier Monate betrifft, so beißt C'inem der Frost die Nase ab, wenn man sie ans dem Schnee heraussteckt. " 3^ ^'» direct ails Bengalen nach Canada, und der Leser kann sich denken, wie mir der Tem-peraturwecbsel behagte. Panl Louis Courier sagt: .»^ P"i8ai ^lor: >mlu« ^l! n<> lu8 8i i)i<^ ä'uilo .^«l.-lüi^llun compläl«. In Staub und Mosqnitos läßt sich Australien übrigens von keinem Lande der Welt übertreffen, und der Temperaturwechsel ist ebenfalls sehr bedeutend. Deshalb tragen die dortigen Kolonisten auch nie, selbst nicht im heißesten Austtalic». ^ 1 162 . Dic australische Weihnachtszeit. ^3. Kap. Sommer, die leichte Kleidung, welche das heiße Klima sonst vollkommen rechtfertigen winde, und sogar die Briefträger lanfen ihre weiten Touren in ihrer englischen rothen Tuchuniform, mit dem goldbetrcsstcn Filz-hnt ab. JedemNcuankommendcn^-von der nordischen Heimat wenigstens — ;^o er kann sich im Anfang niä't daran gewöhnen, obwohl er Alles vorher gewnßt, und siel, daranf vorbereitet haben mag. Es kommt (iincin gar zn sonderbar vor, das? der Winter im Mai beginnen und mit dem October nnd November die heiße Witternng eintreten soll, nnd nun gar Weihnachten. Man hat tanm den Muth, Jemandem ein fröhliches Weihnachtsfest, ein glückliches Neujahr zu wünschen, bei der Hitze. Es klingt wie Spott, nnd das Fest liegt doch auch gar zu weit von daheim. „Weihnachten" nnd „in der Fremde" passen nicht recht zn einander, nnd dann gehören zn Weihnachten auch alte Leute, die sich mit der Jugend freuen. Deren giebt es aber in Australien fast gar keine nnd das fällt Einem gcwöbnlicb erst auf, wenn mau sich nach ihnen umsieht und sie suchen will. Das Land ist noch zn jung, um sie selber erzeugt zn haben. Es fällt ans, dasi mau in Kirche nnd Theater so wenig Matztöpfe sieht. Ucberhanpt fehlt dem Lande hier das Alter, nicht allein an Menschen, sondern ancb an (Gebäuden. Wo findet mau das kleine Ephcu überwachsene Landhaus mit seinen drei Generationen Menschen, die aus der moosbewachsenen Pforte der stillen grauen Dorstirche zu wandern, wo Kittel und Großvater, mit dem kräftigen Manu uud dem blühenden, jnngen rothwangigcu Weib, um dem Hcern der Heerschaareu ihr Dankgebet zn bringen? (5s giebt nichts Derartiges in Anstralien, die ganze Poesie solchen Familienlebens fthlt dem Lande. Der Australier selber mag sich trotzdem recht wohl befinden; nur wer es besser weiß, wer fteuudlicl'ere Scenen gesehen bat, und wem die Erinnerung besonders die liebe Weihnachtszeit mit all dem Zanber heimischer Lnst ausmalt, der sehnt sich doch nach Hause, mag die neue Welt ihm bieten was sie wolle. Die europäischen Blumen scheinen ebenfalls auf eigene Art von dem anstraliscben Klima berührt zu werden. Sie knospen nngemeiu frnb, und blttben dann plötzlich in ihrer Entwickelung stehen, als ob sie eine n. Kav,> Trockenhei! »l»d Dune. 1HH sichere (Gelegenheit abivarte»! ivollteil, um auf^nbrechm. Wen»» sic einmal in voller Blüthe stehe», dailil prailgen sic allerdings mit reichen und glänzenden Farben. Aber ein paar Stnndcn heißer Wind nnd Staub scheint plötzlich die ganze Pflanze mit Blüthen nnd Sprößlingen zerstört zu haben, nnd ein europaischer Gärtner würde daranf verzieren, sie in diese»» Jahr »loch eininal leimen zu sehen, sobald sich jedoch der Wind dreht nnd ein kühler Regenschauer niederfällt, ist es ordentlich, als ob sie neue nnd frische Kraft ans der (>rde sangeil, und dieses Absterben nnd Wiederanfblühen kann vier- biö sechs Mal in einem nnd demselben Sommer geschehen. Trockenheit nnd Dürre, das nnr ist der Fluch des Bandes, nnd Pe rioden, in denen vier und fünfMonat hinterei!la>»der keiil einziger Tropsei» Regeil fällt, gehören »licht einmal zu den' Seltenheiten'). Wenn ei! aber dann anch wieder anfängt, dann gießt es vom Himmel herunter, wie ans Eimern. Die tleinen Ketteil von Wasserlöchern, die man sonst lanm be achtet hat, werden zn reißenden Strömen, jeder Fuhrweg wird zum Fluß. jeder Fußweg zum Bach, nnd Brücken, Gärten, Zäune, Mancrn werden eixgerissen nnd im Nu mit fortgespült. Der Donner prasselt dabei ge radc über dem Kopfe, als ob eine Kanone abgeschossen würde, der Hage! fällt dicht und ill zollgroßen Stücken, schlägt junges Vieh und Geflügel todt, ruimrt Oraiigerieen nnd Weinberge, zerbricht Fensterscheiben und Hirnschädel, — und nach vierundzwanzig Stnnden fliegt der Slanb wieder so arg nmher als je. Niemand in der Welt weiß aber auch emeu Regenguß nach langer Trockenheit, troh den Verwnstnngen die er hier nnd da anrichtet, so zu schätzen, als der Australier. Nnd wie ängstlich beobachtet er die sich bil^ dmden Wolken, wenn sie Regen versprechen, wie mürrisch sieht er drei», wenn sie sich wieder zertheilen, ohne den Segeil hernieder gesendet zn haben auf Flur und Weide; wie jnbelt er, wenn die schweren mächtige,» Tropfen zn fallen beginnen, wie froh dankt er dem Schöpfer für diese wirtliche Wabe! Im Jahr 1^51 sicl im Anil am Mnv.iy. im Imieni vwn 'Australien, der erste Neqei» nieder ftit sechzehn Monate». Der Bode» war dort so l,a»t lixd'tiockcn wie cine geschlagne ^e»»e-. tcm «raohalm wuchs nnd das Vieh la^vechn^ett nnd ve>,chmachtct, todt oder ,tev-l'end. i'il'erall im Wald umher. 11' 164 Ausflug nach Illawana. ^l4. Kap. Der Landmann daheim, wenn's ihm zu viel der Nasse wird, schüttelt sich dm Negen vom Hut und murmelt dabei vielleicht einen herzlichen Fluch in den Bart. Der arme Ire, der um Schutz zu suchen uuter die Traufe seines Daches tritt und den Guß an seinem randlosen Hut niederströmen fühlt, murmelt vielleicht, „Mord und Todtschlag', da gehen die Kartoffeln zum Teufel nud mit ihm die Miethe, Vater Flannaganö Zehuten, und der Kleinen Suppe und, schlimmer als Alles, jetzt hat er mir auch die Pfeife ausgewaschen." In Australien findet man von Allem das Gegentheil. Der Städter freut sich, daß endlich einmal der Staub gelöscht wird, und die Preise der Lebcnsmittcl sinken müssen, der Landmann jubelt, denn er weiß nun daß seine Felder gerettet sind, der Squatter reibt sich vergnügt die Hände und sagt: „Auf mein Wort! das wird die Nasserlöcher wieder auffrischen, und ein paar Tausend Schafe bleiben mehr am Leben." Selbst der nicht dabei unmittelbar Interessirte nimmt nnwillkür-lich Theil an dem „Segen des Landes" und ich weiß mich nicht zn erinnern, daß ich je verdrießlich geworden wäre, wenn mich ein Regenschauer draußen erwischte, und selbst bis auf die Haut durchnäßte. Vierzehntes Kapitel. Ausflua nach Illawarra o^r den sünf Inscln. - Wollongong. — Fairy Meadows. — Ein schwarzer Tchwa». Die fünf Ii^el». — Baum- wuchs. — ^audwirthsckaft. Im Sommer 1849 machte ich einen kleinen Ansflug nach Illa-w arra, an der Sceküste, etwa sechsundsechzig Miles südlich vom Port Jackson. Dieser District ist ungefähr sechzig Miles lang, im Westen dnrch eine hohe Kette vonVergen begrenzt und eingeengt, und kann wohl der Garten von Ncu-Tüdwalcs genannt werden. Wollongong ist die Hauptstadt; zur Schande von Neu-Südwales muß ich aber gestehen, daß nicbt einmal eine ordentliche Straße dorthin fükrt, die Pro-dncte können deshalb auch nicht zn Lande nach der Hauptstadt gebracht werden. Ich mußte die Reise auf einem kleinen erbärmlichen Damvsboote 14. Kap.I WoNongong. ^ßH machen, das sogar noch innerhalb Port Jackson vierundzwanzig Stunden beilegm mußte, weil es nicbt gegen eine frisckc Südbrisc anfahren sonnte. Als sich der Wind cndlicb gelegt hatte, erreichten wir nach verhältnißmäßig knrzer Fahrt am nächsten Morgen Acht Uhr unser Ziel. An Bord hatten wir sieben Illawarra-Ansiedler, die nicht wenig stolz mis ihre kleine Hafenstadt und die malerische Umgegend scbienen. Ich habe oft bemerkt, daß meine Landslcnte eine wirklich katzenähnliche Anhänglichkeit, ja Enthusiasmus für den Platz zeigen, den sie einmal zu ihrem Aufenthalte gewäblt haben. (?s scheint dies ein wabrcs beschenk des Schicksals für ein Volk zu sein, das mm doch einmal bestimmt ist, die entferntesten Theile des Erdballs zu besiedeln nnd zu bevölkern. Der Boothafen von Wolwngong, denn er kann kanm anders bezeichnet werden, besteht ans einem Bassin nnd Werft, die dnrck Sträflings Arbeit hergerichtet worden sind. Die Ueberreste des alten Pfabl-werks mit des Officiers Haus krönen auch jetzt noch den Gipfel eines grünen Vorgebirges, das die Bay vor den südlichen Stürmen schützt. Die Lage der Stadt, mit den Bergen .ftiera nndKembla im Hintergrund ist außerordentlich malerisch, nnd die gesunde Seeluft wie die rnhige Abgeschlossenheit des kleinen Ortes haben il,n sogar zu einer Art von Badeort für Sydney gemacht. Quartier nabmen wir in dem saubern Marinehotel. Die Aussicht nach der See zu, an deren Strand es steht, ist reizend. Wir nbcrzcngten uns hier, wie schwer Arbeiter und überhaupt Dienstleute zu bekommen waren; deshalb sind aber die Kinder schon früh den Aeltcrn sehr nützlich. Die Stelle eines Oberkellners versah hier der älteste, d. h. elf- oder zwölfjährige Sohn des Wirthes. Master Charles war allerdings weit nber seine Jahre hinaus gereift, aber anch furchtbar verzogen, nnd Nichts durfte im Hause geschehen, in das sicb dieser naseweise Puck nicht hineingemischt hätte. (5r brachte die Mahlzeiten selbst herauf, ss/virte bei Tisch, mischte sich in die Unterhaltung, entkorkte die Flaschen, trank mit nnd kannte jede Person und jeden Platz in der Umgegend. (5r warf sich zu meinem Führer auf, schwatzte von seinen Pferden und Jagden, und erbot sich znletzt sogar mir einen Mann zu ver» schaffen, der für 7 Sch. 6 P. den Tag für mich schießen könnte. Seine Ansicht von der Jagd hatte wirklich etwas Paschaähnliches, nnd lt)6 Wolloussong. l!4. Kap. glich jener des Königs von Audh, der erstaunt war, als cr in England Herren und Damen tanken sah lind singen borte. (>r versicherte, daß alle orientalischen Edelleute etwas Achnliches tbnn ließen. Eine weibliche Dienerin erzählte uns, daß einer ihrer Knaben, ein kleiner vierjähriger Bursch, von einem Verwandten adovtirt wäre und diejcr, ein Zimmcrmann, hätte ihn schon sehr nützlich gefunden, da er den Korb mit dem Handwerkszeug zu tragen hatte, aucl, andere kleine Dienste zu verrieten im Ttande war. Wie schade, daß nickt die Evdney-Ingend, die unbändigste ihres Geschlechts, auf äbnliche Art verwendet und vom Unfug abgehalten werden kann. Die Stadt Noll on gong hat etwa bundertund^wan^ig Häuser mit 500 bis 600 Einwohnern. (5in ssünftheil der Gcbäude ist schon dem Zusammenbrechen nab, oder doch wenigstens unbewohnt, zwei Fünftel sind Wirtbshäuser und die nbrigcn gehören Einsiedlern, Krämern und Handwerkern; Kirchen sind für alle nur mögliche Teeren vorbanden. In der protestantischen fand ich aber amSountag Morgen außer dem Pfarrer und einem andern Individuum in einem bolländiscken Kittel, das eine als Drgcl dienende Klarinette blies, nnr etwa sechzig Personen versammelt. Die Katholiken stbeinen bier, wie überall in Ncii-Südwales an Zahl zugenommen >u haben, nnd gewinncil deshalb auch an ftinflnß. (>inig-kcit giebt Macbt, und die Katboliken vereinigen sich zn einer Ecbaar voll Mäubigm, die Alle einem Ziel entgegenstreben, während sich die Protestanten in so viele unzählige Tecten spalten, daß fast jeder b'inzelne einen Glauben für sich allein bat. Einen unangenehmen Findrnck macht in Wollongong der augenscheinliche Verfall der Ttadt. Die Ursache liegt auf der Hand. Ms der Werth dcs ^rundcigentlnims in den Kolonien ;n unnatürlicher Höhe hmaufgeschmubt wurde, und sich begreiflicherweise auf derselben nicht halten tonnte. strömten namentlich Handwerker in Masse hierher, weil sie emen guten Markt für il,ro Arbeit zu finden glaubten. Als sie sich getauscht sahm, zerstreuten sie sich wieder nach Port Phillip und anderen Richtungen bin. Die Gegend lieferte mehr Landeser^ugnisse als sie absetzen konnte, ^ch dachte an un,ere Armeu daheim, wenn ich einen Kolonisten sagen horte: „Wir würden uns wohler befinden, wenn wir weniger producirten, n. Kav-1 D.,s Thal von Faily Mcad^wö. Iß? denn N'ir haben hier nicht Menschen genug zn ernähren, und keineMärkte lim unser Vieh und Getreide z» verkaufen." Die Haupt-Ausfuhrartikel von Nollongong sind (vier. Käse, Vlit» ter, Kälber, Geflügel und Getreide. Hie und da werden auch vorzügliche Pferde gebogen, die sick ganz besonders für den Wagen eignen, da sie in diesem feuchten Distriete großer und stärker werden als auf den übrigen, weit trockncrcn Weiden von Neu-Tüdwales. Nichtsdestoweniger halten die Ansiedler die Pferdezucht nicht für vortheilhaft, da nur die besten Thiere gut verkäuflich sind und eine Stute mit ihren Hüllen gerade so viel Gras braucht wie drei Kühe. M giebt inIllawarra wirklich prachtvolle Grundbesitze mit so üppigem und fruchtbaren» Acker- und Weideland, wie man es sonst m Neu» Südwales uirgens findet. Tausende von Ackern stud mit weisiem >Mce bedeckt, der sich rasch vermehrt und weiter ausbreitet, »nd dem Vieh tresslickes Futter bietet, obgleich eine Mischung von diesem Klee und sogenannten! Noggengras noch vorgelogen wird. l^rosie Sorgfalt wird auf die Verbesserung der Nindviehzncht verwendet und Durham- und Avrsbire-bullen sind mit enormen Kosten eingeführt worden. Einige dort in den Eumpfgegeiideu gezogene Rinder follen eine ausgezeichnete Starke und Schwere erreichen. Manche wiegen bis 1500 Pfd. Selbst England soll keine besseren Heerdcn besitzen. Unweit der Ttadt findet der Fremde eine reibende Tceneric, deren Vegetation besonders dem in Sydney an die Sandwnstcn lind wellenförmigen Hügel gewöhnten Auge ungemcin viel Nencs bietet. Das allerliebste Thal von Hairy Meadows liegt gar nicht weit entfernt, und ist nur dnrch eiue Hiigclreibc vom Meer getrennt, wahrend es im Hintergründe von« Gebirge begrenzt wird. l5in frischer lebendiger Bach läuft mitten l'indurch; Wassermühlen stehen im Thal und Wohnungen der ^andwirthe auf den Hügeln: neben Hütten aus Vaumnnden sieht man Blnmcn und andere reizende Schlingpflanzen, mit denen sie überwachsen sind. Da^u die reichen Felder mit Nei>e„ oder Mais. die raliheu Scheunen an den Men der Umzäunungen, auö deum das regelmäßige Geklapper der Dreschflegel heranstönt, das Alles tonnte Einen fast au die Heimat erinnern, wären nicht Yvei australische Dinge vorhanden. Das eine sind die etwas wild aussehenden Felder selber, mit 168 Der erbliche Häuptling von Illawarra. ^4. Kap. einzelnen abgestorbenen Bäumen und umgeworfenem Holz, die der Landmann noch nicht weggeräumt hatte. Das andere sind die Kohlpalmen, von denen noch hie und da einzelne wachsen, Einzelne sage ich, denn früher follen sie hier in großer Zahl gestanden haben. Der Anblick dieser wunderschönen Bäume erinnerte mich wieder lebhaft an Indien. Die schlanken Stämme säumen von 60 bis 80 Fuß hoch und schwankten und schaukelten im Wiude, als der Luftzug durch ihre fcderartigm rundeil Kronen rauschte. Fast alle Hüte, die in ganz Australien die Vuscl'rähnd-scher draußcu im Wald oder die Farmer und Squatter tragen, verfertigt man aus den Blättern dieses Baumes, und das rohe Material ist ein nicht unbedeutender Handelsartikel nach Sydney. Leider fangen sie aber an dünn zu werden, da die Weißen thörichter Weise nur ^u oft die Stämme zerstören, um die Blätter zu bekommen, die Eingeborenen sie ebenfalls umschlagen, um die eßbaren, dem Kohl ähnlichen Sprößlinge zu erhalteil, die dem Vaum den Namen gegeben baben. Wäbrend meines dortigen Aufenthaltes besuchte mich der Häuptling des Illawarra-Stammes, Icmmi Iemmi, oder Jem, wie er gewöhnlich genannt wird. Den ersteren Namen trägt cr iedoch aufeinem Messingstbild um den Hals-, denn die Regierung gicbt dergleichen als eine Art von Belohnung (Orden) den ausgezeichneten Eingeborenen. Es ist ein gar elend aussehender alter Mann, und die Frau, die ihm folgt, paßt genau zu ihm. Sie schien ein wahres Skelett, und war dennoch stark und bebend. Bei ihnen befand sich eine iunge blühende Frau, Mutter von zwei niedlichen Kindern, die ihre Eristcn; aber wahrscheinlich irgend einem einsamen weißen Bewohner der Wildniß verdankten. Der alte Mann hatte außerdem auch noch ein anderes Mädchen, eineWaise, angenommen. .Mutter fällt um (ist gestorben) ich hab sie behalten," sagte er, „Master giebt mir Kupfer - hol ihm (sich selbst) Bier." Acht Hunde trabten hinter der Familie drein. Und dies war der erbliche Häuptling von Illawarra, der „Herr der Inseln," der von mir, dem Fremden und Eindringling in sein Land, Tribut forderte. So wenigstens betrachtete ich das Germge an „weißem Geld," was ich ihm gab,nnd was er zu bescheiden gewesen war zu erbitten'). ,^!> ?^H^^7'"" "'achcn nämlich scho» einen sei,,- qenaucn U.ttcr-^nau^nmu' " ""^" ^' desse» Werth sie ziemlich 14. Kap.) Ein schwarzer Schwan. 169 Früher schon hatte ich einmal die Ehre, einem sehr elegant, wenn auch etwas fadenscheinig ansschenden hübschen Schwarzen im Botanischen Garten zu Sydney ein Vierpencestück zu verehren. Er näherte sich mit den zierlichsten Verbeugungen, in denen sein alter Hut fortwährend mit weitem Schwung die Erde fegte, und zeigte während seiner Bitte, gewissermaßen zu seiner Beglaubigung, auf ein, ebenfalls um seinen Hals befestigtes Medaillon, auf dem der Name „Graf d'Orsay" stand. Mein Freund, der wirkliche Graf, Mißte wahrscheinlich nickt einmal. dasi er einen australischen Repräsentanten habe. Ein Iabr später traf ick übrigens diesen schwarzen Edelmann in besseren umständen. Er ritt ein hübsches Pferd und war für 10 Pf. St. jährlich in Mr. Icely's Dienste gcireten. Ick hatte gehofft, hier in der Gegend gntc Jagd zu finden, bei dem sehr heißen und trockenen Wetter war aber nicht viel zu machen. Uebri-gens schoß ich trotzdem ziemlick viele Wachteln und einige Tanben mit bronzefarbcncn Flügeln. Am andern Tag war ich glücklicher. Nach einem Ritt am Secnfer, von wo mich aber die Hitze und der Sandstanb in den kühlen Sckatten der Baume trieben, ritt ich dnrck ein Dickicht an einem sehr freundliche» kleinen See. Er lag wie ein Spiegel, der in einem grünen Nahmen eingefaßt ist. Dieser Salzsee, dem Illawarra-District eigenthümlich, hat, wie viele andere ihm ähnliche, einen schmalen Ausfluß ins Meer, der aber bei trockenem Wetter mit Sanddünen gefüllt ist. Ich hielt, und betrachtete mit wirklickcm Entzücken die wunderbare wilde Schönheit dieses stillen einsamen Wassers, als mein Blick plötzlick anf einem Gegenstand hasten blieb, der selbst diese reizende Seeneric für mick in den Schatten drängte. Es war ein pracktvollcr schwarzer Schwan, der erste, den ich überhaupt wild sah. Aus den» Sckilf heraus rnderte er langsam der innern Lagnnc zu. beider hatte ick kein Gewehr bei mir, aber am nächsten Morgen brach ich mit Tagesgraucn wieder auf, schlich vorsichtig zum See hinan und fand, von Gehölz und Büschen gedeckt, richtig meinen Sckwan von gestern Abend wieder vor. Allerdings hob er sich, sobald ich mich emporrichtete, aus dem Wasser und strich ab; allein zwei Schüsse, die ich hinter ihm herfenerte, hatten doch wenigstens den Erfolg, daß ick ibm den Flügel brach, nnd als ick den See umging, mich noch einmal an ihn anpür- l?9 Ausflug nach dc« ssinf Inseln. 114. Kap. scken konnte und ihn durch den Kopf schoß. Fatalerweise lag er jetzt mitten im Tee uud um blieb denn anck wirklick nickts Anderes übrig, als, allerdings erst nach einigem Zögern, meine Kleider abzuwerfen und ihn selber an das Land zn bolen. In dem stillen dunfelnWasser, das außerdem vonEcklinggewäcksen dnrchzogcn war, fühlte ick mich nickt reckt geheuer, und alle die alten albernen Geschichten von Bmwip und sonstigen Scebestien tauchten in mir auf. Aber ich biß die Zäl'ne auseinander lind brackte meine Beute glücklich znm Strand; ich hättte sie nm keinen Preis im Stich lassen mögen. Ich darf übrigens hier nickt unerwähnt lassen, dasi ich nack meiner Nnckknnft, nicht wenig stolz auf meine Vcute, wohl eincStunde branckte, nm meine Haare von einem widmvärtigen kleinen Inscet, einer Art Holz-bock >u reinigen, das zu Hunderten von dem erlegten Vogel auf mick übergegangen war. Ich habe seitdem gebort, dasi überhaupt alle australischen Tbiere diese Plage mit sich herumschleppen. (l'nde Januars fubr ich mit dem „Hafenmeister" von Wollou-gong in einem Boote nacb den „fünfInseln." Diese felsige kleine Eiland-grnppe liegt etwa acht oder neun Miles vom Hafen entfernt. Wir landeten an der Insel der Kaninchen; dergleichen sollen hier durck Engländer ansgcscht sein, wir konnten aber keine Spuren mcbr von dem kleinen sckcnen Wild finden, das gänzlich wieder ausgerottet sckeint. Uebrigeus beweist die anfängliche Vermehrung jedenfalls, daß sie sich hier inAnstra-licn ziehen ließen. Dickt an dem frühern Kaninckeugartcn sind auch die Nester oder (Gruben einer großen Mooen- oder Sturmvogelart, die man hier Hammclvögcl nennt. Wnndcrl'arcrweise haben sie ihre Nester in kleinen Hohlen unter dersirdc, woraus man sie und ihre Eier zn Dutzenden hervorzicbcn kann, wenn man sonst Lust dazu hat. Deu Namen muß dcr Vogel jedenfalls von dem Sckiff Sirius bekommen haben, das an Norfolk Eiland, wohin es Sträflinge gebrackt, sckeitertc. Mannschaft nnd Passagiere lebten eine gau^e Zeitlang allein von diesm thranigen Movcn und nauutcn sic wahrsckeiulick nur in bitterer Irouic „Hammelvögel." Jetzt lebt blos ein cinchcr Pcwolmcr auf Kauiuckcn-Mand. ei>l alter grauer Ziegcnbock nämlich, dessen ganze Familie mit .Uiudcru »ud 14. Kap.j Das Land m» dcu INawanascc. 17^ Kindestindern von dort anlegendm Küstenfahrern nach uud uack entführt worden ist. l>iu paar Tage später miethete ich die Droschke von Wollongong, nnd fuhr niit ineiuer Familie nach dem Illawarrasee, einer beträchtlichen Salzwafferbucbt, etn'a sieben Miles von Wollongong entfernt. Unsere Straße führte uns dureb eine reibende Landschaft, die nicht allein eine prachtvolle Scenerie, sondern aucl, allerliebste Ansiedelungen zeigt. Zur Rechten nnd Linke» lasten, was in diesem Distriet der Viehzucht ein keineswegs häufiger Anblick ist, gut bestellte Felder, hübsche Hänser nnd mit Rinden gedeckte Getreideschober, dazwischen wieder blühende Obstgärten von Pfirsichen nnd Aprikosen, lange Meihen von Bienenkörben, die zum Tbeil in den Fenstern des oberen Stocks befestigt waren, gelbe Stoppelfelder, Etückcn mit grüneni, wehendem Mais lind fette Wiesen, in denen das Vieh, trotz der trockenen Jahreszeit, bis zu den Wampen im üppigen Futter stand. Auch eine kleine Schnle im Vusch sahen wir,; eine Echaar flachs-kopsiger Kinder strömte mit lautem Inbel hinans in'sFreie, nnd etwas, was mir bis dahin noch nicht in Australien vorgekommen, begegnete uns: rüstige fröhliche Paare, die auf einem Pferd zu Markte ritten, der Mann vorn im Sattel nnd das rosige Weibchen auf dem altvaterischen Kissen hinten dranf. früher sind im Illawarra-Bezirk viele Ländereien an Soldaten verschenkt worden, unter der Bedingung, das« sie sich auf denselben niederlassen und sie bebauen sollten. Das war notbwendig, denn die meisten würden ihren Besitz gleicb wieder veräußert habeu, wenu die Negierung nicbt angeordnet hätte, das: der Besitzer, bevor er frei über sein Eigenthum verfügen konnte, erst eine bestimmte Zeitfrist auf demselben gewohnt haben mnßte. Aber auch das konnte die Bnrscbeu nicht zu Ackersleuten machen, und diese „Kinder der Waffen", Helden mit dem Bayonnet, Feiglinge mit dein Spaten (wie die ftdiuburgh Review sie nannte), haben fast überall, wo sie der Aufsicht der Officiere nud ltnterofficiere entzöge» wurdeu, bewiesen, das- sie eben nicht selber auf sich Acht gebeil tonnten. Erst vcrkanfteu sie ihre Pensionen für ein Spottgeld, dann ihr Land für ein paar Flaschen Rum, nnd wären damals nicbt Arbeiter iiberall gesucht worden, so bätten sie zuletzt in diesem Lande des Uebnfluyes noch elend ^72 Ein Niescüfci^cnbaum. sl4. ssap. verhungern müssen. Später bekamen die, welche am meisten heruntergekommen waren, wenigstens eine kleine Summe <4'/. P. pr. Tag) von der Regierung ausgezahlt, um sie dem größten <5lend zu entreiße,,. Die wohlthätige Absicht der Regierung, eine größere Gesellschaft von kleinen Grundcigenthümern in Illawarra zu sammclu, hatte übrigens bei dem Bürger- und Handwerkerstände kaum einen bessern Erfolg, als bei dem Militair. Sie konnten nämlich mit den Marktpreisen ihrer und diese verschlangen allmälig ihre kleineren Mitbewerber. So kam es dahin, daß der arme Mann, der gehofft hatte, sich nach und nach emporzuarbeiten, selbständig zu bleiben, uud Arbeiter beschäftigen zn können, aus seinen, Besitzthum wieder hin-ausgcstoßeu wurde und bei fremden Leuten dienen' mußte. ^Die Ursache liegt hier aber jedenfalls in den hohen Landpreisen. In Illawarra, wie in anderen Theilen der Colonie ist es Gebrauch, daß die ärmere blasse der Ausicdler gewisse Distrietc noch wilden Landes, vielleicht zwanzig oder dreißig Acker, für größere Grundbesitzer urbar macht und sie dafür eine gewisse Reihe von Jahren bcbanm darf. Der „Miether" haut die Bäume um, hegt sein Land ein, und baut sich seine Rindcnhütte; dafür ist er gewöhnlich auf sechs Jahre Herr des Bodens. Nach dieser Zeit muß er entweder Pacht bezahlen oder auf einem andern Stück auf's Neue begiuueu. Manche große Landeigenthümer haben Massen solcher „Arbeitspäckter" auf ihren Grundstücken. An den Ufern eines kleinen Baches, über den eine kleine hohe Brücke hingeschlagen war, stand eine Gruppe der schöusteu Kohlpalmen, die ich noch in der lvolonic gesehen, .80 bis 100 Fuß hoch. Sonderbar sahen die Stämme aus, denn diese uud selbst die Palmenwipfcl waren von einer großblätterigen Schlingpflanze dermaßen überzogen, daß man die Palme selber nur nach ihren Hinrissen errathen konnte. Tausende der kleinen Glockcnvögel stießen ihren klingenden Ton in den dichten myrtenähnlichen Büschen aus, welche die Quelle umwuckerten, und große Schwärme weißer Kakadus sammelten sich schreiend in den weiten Nipscln der benachbarten Gumbäume. An der Straße nach Illawarra steht ein, seiner Größe wegen wobl-bekanntcr Feigenbanm. ßr muß jedenfalls 50 Fuß im Umfang haben uud hat weuigstms 100 Fuß Höhe bis zu der Stelle, wo die ersten 14. Kap.) Der Stachel-Ncsselbalim. — Der tdthe Cederbamn. 173 Zweige erscheinen. Troh seines hohen Alters sah sein Laub voll und glänzend aus, und die Zweige waren mit einer Unzahl jener steinen Ba-stardfcigen beladen, die von den wilden Tauben so gesucht werden. Und doch soll dieser riesige Baum, wie die meisten. wenn nicht alle seines Geschlechts, nur ein Parasit sein. l5in Samenkorn, das von einem Vogel in den Stamm irgend eines Waldbaunies, vielleicht eines Gums getragen wird. keimt und wachst, uud im ^anfc der Zeit nimmt der Miethomann unverschämterweisc das ganze Haus für sich allein in Besitz. Dicht ucben den Kohlpalmen stand ein vortreffliches »nd riesiges Exemplar des Uiü^ü, ^u« oder Stachel-M'sselbaumö, des ersten, den wir zu sehen bekamen, (ir mochte etwa 4l)Fnß hoch sein, und der Stamm vielleicht 3 Fuß im Durchmesser halten. Es soll jedoch einzelne von bedeutend stärkerem Umfang gebe», bin Stich von den Dornen dieses Baumes soll so schmerzhaft sein, daß er das verletzte Glied für kurze Zeit lahmt, und das laßt sich denken, wenn das Gift nur hall'wegs im Verhältniß zu der Größe des Baumes steht. Die Stacheln auf dem Blatt sehen aus, wie ebenso viele Silberstahlnähnadcln. In dem Dickicht, in welchem wir am Ufer des See's uusere Rast hielten, staudcn auch einige rothe ^ederbäumc, und der Distriet war früher, dieses prachtvollen Holzes wegen, berühmt; die schönen und brauchbaren Baume sind aber alle umgehauen und ein alter Holzsäger, mit dem ich darüber sprach, versicherte mich, daß man nur in den unzugänglichsten Theilen der Gebirge noch gute und tüchtige Bäume finde. Die Holzfäller in Amerika nnd dem nördlichen Europa haben es allerdings darin besser, denn im Winter ebnet ihnen der Schnee die glatte Bahn, anf der sie die gefällten Stämme in das niedere ^aild oder zum Ufer irgend eines Flusses hinab schaffen können. Hier aber, wo kein Schnee fällt, wenigstens nicht genug z» solchem Zwecke, müsseil die Bäume eben stehen bleiben, da besonders in den tiefen nnd steilen Schluchten der Transport derselben unmöglich ist. Der 7>llawarrasee scheint etwa zwanzig Miles im Umfang zu haben. Seine Ufer sind flach und einförmig, er hat aber mehrere hübsche, mit herrlichem Holz bewaldete Inseln. Der entfernte Gebirgsrücken von Boug Bong bildet einen trefflichen Hintergrund zu der Landschaft, die allerdings nnr durch die weite blinkende Wasserfläche ihren Heiz erhält. 174 Aussicht v»m Vngc Kena. — Mlsicinerungeu. ^4. Kap. (5ineu unangenehmen Eindruck machen aber die vielen abgestorbenen Baume, die in Australien nilzcrtrennlich von einer solchen Salzwasser-niedcrung sind. Bei einem späten, Nitt nach dem Berge Kcera, eineut der „Löwen" von Wollongong, besuchte ich eine Station, welche dicht am Fuße des Berges liegt. Dort war kürzlich ein trefflicher Steinkohlenflöz entdeckt worde^ er trat in der Bergstraße zn Tage. Daselbst glich er allerdings der Anthracit- oder Kilkennylohle^ioblenblende). aber da. wo die (Nrube bearbeitet wird, soll sie bessern Stoff enthalten. Man glaubt, daß hier der südliche Rand einer großen Kohlcnablagening sei, deren nördlicher Rand etwa in gleicher Entfernung nördlich von Sydney bis Newcastle über der Oberfläche erscheint, und dort schon lange bearbeitet wird. (Diese Kohlen gehören allerdings nicht zu den besten.) Hier in der (legend sand icb aucb manche vortreffliche (r als einmal vor dem Nessclbaum, da es ihm stets auf das Sorgfältigste answich. Die einzigen meuschlicben Weftn, die wir auf dem Verge trafen, waren ein ländliches Paar, das nacb einem langen Ritt von der andern Seite der Berge herüber kam. Reiter uud Thiere waren aber vou Hitze uud Durst dem Verschmachte», nahe. Diese l^hclente waren vor sieben Jahren von ^»glaud ausgewaudcrt und befanden sich jetzt sehr wohl anfeiner kleinen Farm. Nur diesem Jahr hatten sie wcgcu der entsetzlichen Dürre znschen müssen. In der Tl,at sah das Land furchtbar verbrannt aus, und selbst in diesem District, der noch am wenigsten der Gefahr des Wassermangels ausgesetzt ist, war viel Vieh gestürzt. In höher liegendem Boden dagegen hatte mau sul' genotl'igt gesehen, an maneben Stellen den grünen, halbreifen Mais abzuschneiden, um das Vieh am Lebeil zu erhalten. Ick weift uicht, ob es auswärts überhaupt schon bekannt ist, daß man den Mais hier statt des Hafers füttert nnd den Hafer grün abschneidet, um als „Heu" für die Pferde zu dienen. Hafer in Körnern kauu aber von deneu, die den Mais als zu hitziges Flitter betrachten, zu ziemlich mäßigen Preisen von Van-diemensland bezogen werden. beider hatte ich keine Zeit, am!, den Süden dieses Districts zu be-sucheu, wohin die reizende Seenerie, die freundlichen Ansiedlungen wie manche Natunnettwürdigkeiten einen Ritt wohl gelohnt Men. Vor uuserer Abfahrt von Wollongong wurde übrigens dieses Nciue Ncusüd-wales-Brighton noch durch ciuen sehr wichtigeil Tag für die Loealinter- 176 Ausstellung der Illcnvcnra Landwilthe. ^4. Kap. essen des Orts, nämlich dnrch die hier abgehaltene Ausstellung der Illa-warra Laudwirthe belebt. Alle Classen der Gesellschaft hatten dazu ihre Deputirten geschickt. Die Ausstellung der Gemüse ließ Nichts zu wünschen übrig, und stand vielleicht denen in t'cinem andern Lande der Welt nach. Auch die Blumen zeigten ein sehr lobenswcrthes Streben von Teilen der Ansiedler, ihre Wohnung und Heimat freundlicher zu gestalten. Ich sah auch manche vortreffliche Rinder der Durham Race und einige wirklick sebr schöne Pferde, beider wird bei dergleichen Ausstellungen viel getrunken. Ich war Zuschauer des folgenden Auftritts. (5'in braunes junges Pferd war der (Gegenstand, zwei Harmer betrieben das Geschäft, das nach langer, halb geflüsterter, halb gcschriccner Unterhandlung endlich zu folgendem. Resultat gebracht wurde. Der Kauflnstige flüsterte ein Gebot in des Pferdebesitzcrs Ohr. „Nein, ich will gesegnet werden, wenn ich's thue." „Wollen wir theilen?" ftchr jener fort. „Auch das nicht," erwiderte der Andere — „aber ich werde ltuch sagen, was ich thun will. — Ich will 6 Pfund Sterling baar in die Hand nehmen und einen Sovereign gleich mit Euch, mein Sohn, vertrinken." Hierauf scküttelte sich das wackere einsichtsvolle Paar heftig die Hände und verschwand gleick darauf in größter Me in die Wirthsstube. Am Abend sah der Marktplatz wie ein Scklacktfeld aus - ick muß aber der Polizei von Wollongong die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie noch vor Schlafenszeit die „Todten und Verwundeten/' Alles, was trunken dort umher lag, beseitigte. Das Lchte, was ich von der ..Illa-warra Exhibition" sah, waren ein paar widerspenstige Ruhestörer in Handschellen, und ein vollkommen bewußtloser Seemann, der aufeinem Schiebkarren seinem und unserm im Haftn liegenden Schiffe zugefahren wurde. Am Morgen des 9. Februar, inmitten eines dicken Nebels, liefen wir wieder in Port Jackson ein, und bald darauf rannte, oder scklich vielmehr, denn rennen konnte das wackere Boot nickt mebr, nnser Dampfer an einen Felsen von Bradlevs Head fest. Hätte das Fahrzeug mebr als vielleicht ein halb Dutzend Vselkraft gehabt, so mußte es bei dem l'). Kap.^ Ansichten nber Deportation. 17? Stosie anseinanderbersten, so aber war dieVerwirruug, die bei dem N»ck entstand, viel größer, als dor Ecbaden, don cr anrichtete, l^'s wurde jetzt die Frage a'.ifgen'orfen, wie wir ivieder abtonnneil sollten, und einige wohlmeinclldc Personen ain Bord mackten de,i Vorschlag, die etwas unruhig werdenden Pferde — das meinigc nnd ein anderes neben ihm — über Bord zu werfen. Als ein Amendement zum Antrage schlug ich vor, die Schweine, Kälber, Buttertöpfe Heu- und Kohlpalmeublattballen, die am Deck lagen, zuerst zu beseitigen, und die früheren Antragsteller zogen dauu den ihrigen zurück. Mücklickerweise >var nichts Derartiges notl'ig. l5in Wurfaiüer wurde ausgelegt, und das alte langsame Ding »ach einigem Hin- und Hcrzerrc» glücklich wieder von seinem Sitz herabgezogen, so dasi es bald darauf uns nnd seine Fracht iu Darling Harlwur anstand setzen tonnte. Fünfzehntes Kapitel. Die Deportation. — Stimmen dafür und dagege». — Zur Stastitik der Depurtatlo». Die Deportation ist so innig mit der Geschichte der ganzen Colonie verwebt und übt nocl, iotzt so manche Nachwirkungen, daß man dieses, allerdings nicht augenelnne.Navitol kaum umgehen t'ann. England besiudet sich gegeilwartig in einer fatalen ^age mit seinen befangenen. Was soll es mit ihnen beginnen? Das neuverbefferte Strafgesetz verbietet do» Strang, Philanthropen nnd Moralisten schreien gegen ein transatlantisches (5xil. Wohiu ulin mit Denen, die gegen dle Oe-sche fehlen? Die Macht und Gewalt, Verbrecher nach einer fernen Colonie zn schaffen, um dort ihre Strafe zu verbüßen, dort sick, zu bessern und dereinst Kolonisten und Stammväter würdiger Bürger nnd Unterthanen zu werden, scheint dem Unbefangenen ein so werthvolles Privilegium, wie es sich irgend ciue Nation nur wünscbeu tonnte. Der Moralist entsetzt sich aber vor dem lttedankei,, neucOemeiuden »ur iu Verbrechen nnd Scbande zn gründe,!, wäbrend die Polizei selber über die Folgeil der Deportation stutzig geworden ist und zu zweifeln begann, ob die Beispiele der Ver- 178 Ansichten iiber Deportation. ^15. z^» mindcrnng von Verbrechen wohl günstig sein dürften, wenn die Verbrecher >elbcr die Vortheile erkennten, die für sie ans einer Deportation erblühten. Das alte System der Ueberweisung und der UrlanbMrtm gab ihnen zu viel Freiheit; das jetzige der „Prüflingszeit" verwandelt diese Menschen, wie von verschiedenen Seiten behauptet ist. in Teufel. Das Resultat das der Staat durch die gezwungene Arbeit erhält, soll nnr höchst unbedeutend sein, während die Ueberwachungskostm enorme Summen betragen. Das wenigstens sind die Beweisgründe der Oegner des Systems. Jedenfalls war der Versuch desselben edel und lobcnswcrth, nnd die Ci'i-stenz einer so reichen, glücklichen und wichtigen Kolonie wie Australien beweis't doch auch, daß es einigen Erfolg gehabt hat. Manches, was übrigens dem System vorgeworfen nnd an ihm getadelt worden ist, nicht selten vielleicht auch anö selbstsüchtigen Oründen, ließe sich gewiß noch widerlegen. Cincn Hauptfehler, einen sehr bedeutenden Uebelstand hat es aber gewiß, »nd das ist der gezwungene Cölibat, eine factiscbe Ucber-t«tung, ein unnatürlicher Zwang gegen besetze, welche die Natur in des Menschen Herz gelegt hat, das dadurch gewaltsam aller sanfteren Gefühle entanßcrt wird und in Wildheit und Brutalität versallen muß. . Wie dem aber auch sei, die Deportation wird nntcr keinen Umständen segensreich wirken nnd mit irgend einem Vortheil für beide Theile ausgeführt werden können, sobald die Colonie die Sträflinge nicht gern lind willig empfängt. Sobald diese Schwierigkeit erst einmal überwnn-dcu ist, wird sich das,'Andere auch leicht ordnen lassen. In der Colonie sind die Ansichten darüber sehr verschieden, und während ein Theil mit Händen nnd Füßen dagegen arbeitet, nnter keiner Äedingnng wiedcrSträflingc herübergeseildet haben will, wünscht und begehrt sie der andere Theil. Beide thun das ans sehr verschiedenen Gründen. (>s giebt z. B. eine Classe hier, die das Deportationssystem vom morali,chcn Standpunkte aus betrachtet, und keinen Sträfling mehr ber-transporttrt haben will, nur eben weil sie Verbrecher sind, lind durch ihr bo,es BelMl die überdies schon nicht feste Moralität der Anderen verderben können. (5in anderer, nickt unbeträchtlicher Theil fürcktet die Concurrenz derselben in seinen Bchbäftigungen nnd ein Herunterdrücken der Arbeitslöhne. Unter den Arbeitgeber., befindet sich aber eine große 1,',. Kap^ Nnfichteu über Devortation. ^<^ Zahl, die uutcr jeder Bedingung kräftige Arme verlausten, gleichviel, ob diese Sträflingen oder freien Menschen gehören. (5me vierte Classe dagegen ist für Halde Maßregeln. Tic möchte Sträflinge in den Colomen nnd möchte sie auch nickt, wenigstens nicht in den Städten, sondern nur nach den weitabgelegenen Stationen, um sie dort zu verwenden nnd außerhalb jeder Verbindung mit den übrigen Arbeitern zu halten. Eine Menge Australier interessircn sich weder für die eine noch für die andere Seite der Hragc, uud nicht wenige von ihnen würden dem Teufel selber Beschäftigung geben, wenn er um billigen Lohn bei ihnen arbeiten wollte. Nnd wenn man bcdent't, wie viele Squatter nnr eben dadurch zu (^rnnde gerichtet wurden, daß ihnen Arbeiter fehlten, so laßt sich das allerdings rechtfertigen, oder doch wenigstens entschuldigen. Betrachtet man indeß die Sache vom allgemeinen Standpnnkte aus, -so läßt sich wohl nicht leugnen, daß die bcsscrgcsinntcn Colonisten vollkommen recht haben, wenn sie nicht zn dein alten Svsiem zurückkehren wollen. Sie teunen aus Erfahrung den Schimpf, der schon auf dem Namen der Colonie haftet, wissen, wie lange lange Jahre dazn gehören werden, um jenen Makel zu entfernen, wenn das überhaupt je geschieht, und können nie die Wiederaufnahme eines Gesetzes wünschen, das den Auswurf einer Nation zu ihnen herüberführt und über sie und ihre Hcv milicn ausschüttet. (>s läßt sich denken, daß der in Australien Geborene oder der Fremde, der dieses Land zn seiner bleibenden Heimat für sich nnd seine Kinder gewählt hat, nicht allein sein materielles Wohl imAnge hält, sondern auch wünschen muß. den moralischen Zustand der Colonie zn verbessern und ihn nicht wieder in solcbcrArt zn verschlimmern. Jenen dagegen, die nur im Sinne haben, so nnd so viele tausend Pfuud Sterling in ihre Taschen zn bringen, nnd denen daran liegt, daß das eben auch so rasch als möglich geschieht, damit sie die Colonie wieder so rasch als möglich verlassen und in die Heimat zurücttebren können, denen liegt allerdings nichts am künftige» Znstande, an der wirklichen Verbesserung nnd Veredelung Australiens. Sie betracbten sich gewi,iermaßen nur als Passagiere in den Kolonien. nnd lassen sicb dort schon eine gewisse Unbequemlichkeit gefallen, wenn sie nur überhaupt rascher vorwärts gebracht werden, während der bleibende Kolonist die Sache als Lebensfrage behandelt und behandeln mnß. 12 18l) Deportalionsdebatten. s>5. Ff^,„^ I>n Iahn- 1840 wurde, wie schon früher erwähnt, der Trausport von Verbrechern nacl, Nc»-Südwales suspendirt, und die cngMe Regierung verbuchte dahei,n ein neues Strafbesseriingsverfahren ,uit ihren Sträflingen. Dieses erwies sich indessen bald als so ungenügend und kostspielig, daß man anftNcue beschloß, der australischen l>olonie an den Puls zu fühlen, ob und wie sie wohl eine Fortsetzung des frühern, nun aber unterbrochenen Systems annehmen würde. Im October 1846 also wurde del Kolonie ein dahin abzielender Vorschlag des Staatsministers vorgelegt, nnd die Legislatur der Kolonie bejchloß damals, nach reiflicher Erwägung, daß eine gemäßigte, sorgsam überwachte und wohlgeordnete l>1nführ»ng von Sträflingen nach Ncn-Südwales oder irgend einem andern Theil des Bandes unter gegenwärtigen Umständen ratl'sam erschiene. Diese Gesinnung dancrte aber nnr bis zur nächsten Sitznng, bis in den September des nächsten Jahres; dann wurden die Beschlüsse des vorigen Comite bei Seite geworfen und der lNouverncur ersucht, dem englischen Ministerinn, mitzutheilen.- daß ciue erneute Deportation den Wünsche!« sämmtlicher wcmeinden stracks entgegenlauft. Im Jahre 1848 gelangte an eine nengewählte (Gesetzgebung wieder ein Antrag von Seiten des Mutterlandes, demgemäß eine gewisse blasse von Straffälligen, nut Urlaubscheinen und Familien, neben einer gleichen Anzahl freier Arbeiter hinübergeschickt werden sollte, uud das Haus faßte den einstimmigen Bcschlnß, diese Verbannten nnter den angegebenen Bedingungen aufzunehmen. Im October 1850 endlich erhob sich m der anstralischen Legislatur, bei einer früher noch nie gesehenen Rührigkeit der Parteien, die große Dev^-tationsdebatte-, die, während derselben gehaltenen Reden füllen im Metren dem leiste der lsmistitntion nahm kein Regierungsbeamter, dm Etaatsanwalt ansgcnommen, Theil an den Debatten. Dieser letztere, der sclt achtzehn Jahren sein Amt in den <5olonicn verschen battc, kannte die Verhältnissc go.mu »ud gab folgende statistische Nachweise: Im ^ahre 1W wurden 1^5 Individuen grober Perbrechen für schuldig befnnden und 69 davon hingcrichtet. ^>n ^ahre 18-'l4 148 m.t 83 Todesurtheilm, 1835 litt mit 71; noch aniere 3ö Verbrecher 15. Kap.,1 Statistische Nachweise über Depintalw». ig^ wurden schuldig befunden lind «'warteten ihr Urtheil. Damals war die Colonie noch eine Strafansiedlung. Seit den« 1. August 1843 war die Todesstrafe für manche geringere Vergebungen nicht vollzogen, sondern in strenge Haft umgewandelt worden, nnd Neu-Eüdwales war feine Strafcolomc mehr. Die schweren Verbrechen bestände,, in Mord, Nothzucht, Raub, siinbrnch nnd böswilligen Verwundungen. Der Staatsanwalt theilte dabei mit, daß die Kolonie damals etwa 140,000 Einwohner enthielt, die er in zwei blaffen, in ^reie nnd Deportirte, schied. Nach dem Census von 1846 verhielten sich diese zu einander wie 4 zu 1; so beträchtlich war die freie Bevölkerung angewachsen. Nach dieser Aufstellung hätten also aus jedem Hundert von Verbrechern 75 der freien nnd 25 derSträflmgs-Bevölkerung zugehören müssen. Im Jahre 1846 standen dagegen 335 Personen vor bericht, alle wegen schwerer Ver-gehnngen, von denen 153 der freien Bevölkerung, 232 dagegell den De° portirtcn angehörten. Diese Debatte fand in folgenden Beschlüssen ibr Resultat, dasi^. 1) eine unterthänige Adressc Ihrer Majestät überreicht nnd sie davon benachrichtigt würde, wie die Oeselzgebung der Kolonie in dieser Sijznng beschlossen habe: Sträflinge unter feiner Bedingung mebr aufzunehmen. 2j Dasi feine Garantie für die gesellschaftliche und politische N,.> der Kolonie vorbanden wäre, ehe nicht die Sträflingsfrage einen befriedigenden Abschlust gefunden habe. Die Nathsversammlung ersuche deshalb Ihre Majestät auf das Dringendste, jene Bitte wiederholen zu dürfen, die schon am 1. Juni 1849 von derselben Versammlung beschlossen wordeil, nämlich den Widerruf jmcs Gesetzes, das diese Kolonie zu einem Platze hestimmt, nacb dem Verbrecher gesendet werden können ee. x. Zugleich strömten Bittschriften von allen Seiten herbei, die (Geistlichen selber bctheiligten sich, und wenn auch einzelne Ocgenl'ittschriften einliefen, so standen diese allerdings in teinem Verhältniß zu dem ausgesprochenen Wunsche der wirklichen «olonisten. Ich bin übrigens fest überzeugt, daß das Deportationosystem fnr Australien nickt allein fortgcscht, sondern aucl, von den Kolonisten gern gesehen nnd hcgünstigt worden wäre, n'M» das Mutterland die ftüher gegebenen Versprechungen gehalten und im Sinne derselben fest und be-barrlich gel'lieheine Insurrection in Irland, eine Revolution in mankreich, die ganz Europa in Aufruhr versetzt, das bringt sie nicbt im Geringsten ausier Fassung, ausgenommen es wurde dadurch der Preis der Wolle und des Talges gedrückt oder der Handel mit „Knochen, Häuten, Hörnern und Nlaueu" gestört. Der Australier sucht in den englischen Zeitungen auch wirtlich uur stlue Producte.lpreisc-, alles Auderc ist ibm Nebensache, uud der Werth der Wolle da. einzige Thermometer seiues innern Seins und Treibens. Nur emmal, so lange ich denken kann, wnrde ich von einem ^cwoli-nee vou c-vdncv, uud zwar einen, der unteren s> lasseu. uach Neuigkeiten von Altenglaud, und zwar nicht nach den Marktpreise,,, gefragt.' Ich hatte eben cme Zeitnng.von Hause bekommen, welche die wichtigsten 15. Kap.) Das Verbrecherschlss „Hashemy" in Pmt Jacks»,!. j83 neuesten Berichte enthielt, und durchlief sie uutcrweges, ^als ich von einem Straßcnarbeiter, einen, Irländer, denn als solchen verrieth ihn augenblicklich sein breiter Dialekt, kurz abgebrochen niit der Frage angeredet wnrde: „Pitt' nm l>ntscknldigung, Sir, was mag es denn wohl Neues zu Haus geben?" — „Oh," erwiderte ich, „die Franzosen" ^ „O hol' der Henker die Franzosen, was gehen uns die hier an', wie ist's mit der Nepeal? Das ist, was wir zu wissen wünschen, I15' >!n> 1><»nk«'^ ich ginge den Augenblick lvicder nach Haus und schlöffe mich den pl><>p <'»l^ 1»!^'^ seiner damaligen politischen Partei in Irland) an. wenn nur irgend Jemand hier auf die Alte und die Kleineu paffen wollte." — „Da wäre doch wohl das Kinzigc, was Ihr (5nch holtet, ein paar Löcher im Kopf," sagte ich. ^ „(5s wären nicht die ersten," sprach er dabei und lachte mit dem ganzen (Gesichte. (5r mochte sich im leiste wahrscheinlich mancher wacker durchgeführten Schlägerei erinnern. Dann aber »nur mcltc cv vor sich hin: „Ach, die Zeiten haben sich doch geändert." hieb mit seiner Spitzhacke einen halben Fuß tief in den harten Boden ein, und . nahm seine Arbeit wieder anf. Einige Wochen später hörten wir hier von der tollen Affaire von Slievenaman und dem Kohlgartcn-Feldzng, und nach Verlauf einiger Zeit traf ich deren Held, Mr. Smith O'Brien, in Vandiemensland. Hie und da interessirt sich auch, wie gesagt, eiu einzelnes Individuum nock für die Vorgänge in der alten Heimat, aber selbst die Irländer bekümmern sich wenig mehr um die „grüne Insel." Sie haben mit sich selber genug zu thun. Nm aber wieder auf das Schiff Hasbemv mit seiner ladling von Sträflingen am Bord znrückznkommen. so erregte dieselbe wirklich einen solchen Anfnchr in Sydney, daß gar nicht viel an einer förmlichen Empörung fehlte. Die Hashemy langte am tt, Juni 1849 mit 212 Straft lingen in Port Jackson an, ohne indeß die («cfaligenen gleich zu landen. Am 12. und 18. wurden große Protestversammlungen im Freien, dicht am Negierungsgebäude, gebalten. Die erste schloß mit der Resolution: „Unter jeder Bedingung gegen eine Landung der Sträflinge, jchi und für immer, zn protestircn, wie auch die Negierung zn ersten, die Verbrecher ol,»e Weiteres, u»d wenn es sein müsitc auf Kosten der sto-louien, nach (5'ngland znrückzuschlcken. 184 Folge dieses Ereignisses. ^5. Kap. Die zweite Versammlung fügte dem iwch eine Petition an Ihre Majestät bei, den l>olonialseeretair in b'ngland abzusehen nnd cin verantwortliches Ministerium auch auf die Kolonien auszudehnen. Am 14. überreichte eine Deputation den Protest nnd die Resolutionen der ersten Versammlung dem Gouverneur, der die Herren ziemlich kurz abfertigte nnd dadurcl, die Oemütber der Partei sehr gegen siel' aufbrachte. Die Voltsmasse lies? ihrem lledermuth den Zügel schies-en. Sonderbarerweise nnd trotzdem ganz Sydney imd Australien scheinbar gegen die Wiedereinführung von Sträflingen aufstand, sprachen die folgenden Thatsachen gerade das Wegentheil dieser Stimmung ans. Die Negiernng nämlich, welche die befangenen nicbt in Masse landen wollte, ertheilte den s>olonisten, die sich Arbeiter a»s ihrer Mitte zu miethen wünschten, die Erlaubniß an Bord zu gehen und siel, auszusuchen, was ihnen anstände. Nnn lagen zn derselben Zeit vier Schisse mit ll'inwanderern in der Bay, die etwa 10N0 Seelen an Bord hatten; nichtsdestoweniger wurden innerhalb sechs Tagen alle befangenen, mit Ausnahme von 59, die schon nach Morcton Bay nndttlarenee-River engagirt waren, an achtbare svolonisten ausgemiethet, nnd zwar mit Löhnen von 12 zu 16 Pf. St. pr. Jahr. Einige Handwettcr erhielten sogar 2» Pf. St. nnd die jnngen Bursche st 11 Pf. St. Einer weiteren Nachfrage konnte nicht genügt werden. Solche Thatsachen ließen es allerdings zweifelhaft erscheinen, ob biese „schwimmende Hölle," wie man das arme Schiff in Sydney nannte, mit seiner Ladung „moralischen Giftes" im Wanzen so unwillkommen war'). ) Dcr Lcstv mass sich hin' clilniern. dnß cS allerdiii^i« cino Partei ". ""'»rallon ^"b mid M'bt, di<> d« Ei„fi,hi»»si vm> Sttafliuq^» mckt ^.^!^'^ n . . ^'^ '''^ l'"" die im iuncln ^andc, l'^smidc,^ i>i .U'^'lc. m'ss... '. >> " "'ohxn.dn, lsolmiistc» »nd Sq»a!w', dic Avl'.itcv I'al'c» w/c,. ^u.I., ^" "'""' Sc!bsti»tc,cssc kci»o Ni'cksicbt d^.anf »clmic». CNi?mN^'w^7^^"^""^7" ^"drechcrn a..f die ,anzc >lmc^. wniu sic mi! solder inch! danmtci lcidr». Seit 1855 scndetEnglandDepmtitte nachFreemautlemWcstaust!alien. A. <6. Kap.) Die Mancnüisel. — Entstehung ihres Namens. 185 Sechzehntes Kapitel. Ein Ausflug nach Vandicmcuölaud. — DcnUugton. — Das Haftlocal Smith O'Vneus. — Hobarttown. — Entstehung der Colonie. In dem australischen Sommer des Jahres 1850—1851 hatte ich ^elegenbeit, kraft meines Amtes den Generalmajor Wvnvard, eomman-direnden lvhes in Australien, ans einer Inspeetionsreise nach Vandic-mensland sowohl wie Port Phillip zn begleiten. Port Phillip, eine Provinz von Nen-Südwales, sollte damals gerade zu einer besonderen Kolonie nnter dem Namen Victoria gebildet werden '». Die (Elemente begünstigten die Fahrt Ihrer Majestät Fregatte „Havana/' an deren Bord wir uns befanden, nicht besonders, und nach ziemlich langer Neise erreichten N'ir endlich einen Ankerplatz, der Ansied-lnng von Darlington gegenüber, an der Marieninsel. <^t>ra anderthalb Miles vom User und die lmlbe ^ntsernung von ^'isle du Nord. Diese (Gelegenheit benutzten wir, nm ans Land zu gehen, da die Havana, widriger Winde wegen, ihren Anker noch nicht lichten konnte. Sonderbarerweise fandeil wir gerade in einer der letzten Nnmmern der Illnstrirten London News, die wir am Bord hatten, einen Holzschnitt von dieser selben Insel nnd ihrer Hanptansiedlnng, die fur England gerade damals Interesse gewonnen hatte, weil sie das Gefängniß von Mr. Emith O'Brien enthielt. Die Insel selber ist etwa zwanzig Miles lang, nnd von dem festen Lande nur dnrcb einen llanal geschieden, der in seiner Breite zwischen vier nnd acht Miles wechselt.' Das Vand ist bügelig nnd mit Waldung bedeckt. Ihren weiblichen Namen verdankt sie Maria Van Diemen, deren Neize ihren Landsmann, den l^ntdecker, Abcl Tasman, so begeistert haben mußten, dasi er ibren Namen, statt ihn in alle Bäume zu schneiden, auf viel ehrenvollere Art unsterblich gemacht hat. Mehre neucntdeckte Inseln und Vorgebirge tragen ihn, nnd in voller Länge steht er sogar auf der nördlichsten Spitze von Nen-Seeland: „Kap Maria Van Diemen." Ob er *) Die Namen sämmtliche,- Vorqcl'il'ae, Seen, Berge. Flüsse. Bnchtc» Bayeii, Ebenen und Siimpsc in AiistraÜeu lasse» !>ch M auf cm Dutzend Nameu reducneu. die sich, n^lnn man kommt, conscqunit wiederholn,. Victoria, Macqimvie, FliudnS. Batlun'st. Wcllin^tm, siud d,c gewohnlichsten. Nictmia besonders siudct stch nngcmcin hausig. G. 186 Die Marieniuscl. >l6. Kap. die junge Dame später vermochte, ihn trotzdem zu ändern, kann ick' wirk-lick niebt sagen. Im Jahre 1825 wurde diese Insel zu.ciner Strafansiedlung aus-erschcn, uud zwar für welliger schwer eompromittirtc Verbrecher. Die Lage eignet sich day, vortrefflich. Zwar liegt das l>ilaud abgeschieden, kaun aber doch rascke Verbindung mit Hobarttown unterhalten. 1832 wurde das Etablissement aufgegeben und das Laud an Squatter verpachtet, später aber wieder in die Hand genommen, als b'ugland das „pwlnliun !^^-8>t'!il" versuchen wollte. Ncuerdiugs hat dieNegierung wieder ihre Hand davon zurückgezogen. Der Boden ist fruchtbar; etwa vierhundert Acker sind um Darlington herum urbar gcmacbt worden und haben vortreffliche Ernten gegeben. Vierzig Busbcl Weizen werde» in Australien als sehr hobcr Durchstbnittscrtrag angenommen *), geboren aber hier zu dem gewobn-lichen. Die Waldung ist herrlich, abcr so mitgenommen, daß größere blaue Gums und (5'isenrindeu schon in entfernteren Schluchten gesucht werden müssen. Der größte, den ich sah, hielt etwa sechs Fuß im Durchmesser. Auf der Insel finden sich außerdem mancl'e Quellen nnd Lagunen mit vortrefflichem Nasser, das in Vandiemensland, sonst eben nicht häufig ist, fische, Aale, Austern, Wachteln und wildes Geflügel. sowie auch Wallobis - eine kleine Art Käugeruh - giebt es in ziemlicher Anzal,!, und das Klima gehört mit zu den besten in Australien. Anfangs, als wir nicht wußten, daß die Insel keine Strafansied-lung mehr sei, waren wir erstaunt, so wenig Leben au, Lande zu finden, uud daß sich Niemaud um uns zu bekümmern schien. Nur dnrcb das Fernrohr konnten wir einen sogenannten sianaricmwgel - einen gelb uud grau gekleideten Sträfling der schlimmsten Masse au, Lande er-kennen. Endlich aber stieß ein Boot vom Ufer ab, mit den, ein riesig langer dünner Bursche mit Habie!,tsuafe und Falkenaugen zu uuö an Bord kam. Der Herr schien mir eine lange Zeit in schlechter l^esellftbaft *) Der Blisliel qutcr Weizen wie^t ctwa secl'zi^ Pfund. Vierzig V,'-shtl Dnrchschnlttscrtia^ liefert aber nicht eumia« das scluei Frucht, barkeit wcqcn berühmte Lyndock-VaN^, <„ kiidaustralieu. Manche Jaw', allerdinas lu ssnter^cit, ma« es dies Quantum erreichen, in schlechter abcr viel weniger, nnd u i e durchschnittlich. G. 16. Kap.) Dailiiigtl,'!!. ^g^ gelebt zu haben, denn er stand nicht einen Augenblick still, und sah fortwährend bald über seine rechte, bald über seine linke Schulter, als ob er von allen Seiten her einen Angriff erwarte. Diese Persönlichkeit ivies sicl, als ein Anfscher ans. der allein, mit ein paar Gefangene» zu seiner Unterstützung, auf der verlassenen Station zurückgeblieben war. Nebri-gens machte er in sehr gefälliger Weise uuscrnNcerone, und führte uns an alle sehenswerthen Punkte der Insel. Darlington liegt reizend-, luftig und doch geschützt gegen die starten Winde, mit einem prachtvollen Blick auf den Ocean, den l>ana» »nd die bewaldeten Hügel. (51» klarer herrlicher Bach quillt zwischen d>in ln'l<^vL einen sogenannten Urlaubsschein, der ihm srciere Bewegung verstattet haben wurde, anzunehmen. Er hoffte seine flucht von dort zu bewerkstelligen, und ein Kutter lief allerdings in den Hafen ein, nm ihn an Bord zn nelnuen. Smitl, O'Brien, der Winke erhalten hatte, wußte sieb ein kleines Boot zu verschaffen und war eben im Begriff abzustoßen, als ein einzelner bewaffneter ssonstabcl hcrbeifprang und das Boot mit einer ?lxt zertrümmerte. (5in bewaffnetes Walfisehboot ruderte dann hinaus nnd nahm den Knttcr in Beschlag. Die Engländer sind in der That merkwürdige lvuriositätenfrämer und illtcrcssiren sich besonders für all solche Eacl'en, die in irqc„d einer Beziehung ^u verbrechen und Verbrechern stehen, To fanden denn auch eine Masse Reliquien von dieser Stelle ihren Weg an Bord der Fregatte: Stücke von zerbrochenem Geschirr, das der lNefangeue benutzt hatte, Splitter des Bootes selbst, in denen er seine flucht bewerkstelligen wollte, und dergleichen mehr. (linen wirklich webmüthigen Eindruck machten die vielen verlassenen Bärten der Ofsieiere anfnmb, und die reizenden Blumen darin schienen ihren Dnft nnd Schmelz umsonst zu verschwenden. Nur nicht an diesem Tage, denn die Matrosen fanden diese Plätze faum auf, als sie anch iu^ belnd ans Plündern gingen und ganze Anne voll Blumen an Bord schleppten, nm am nächsten Tag ibren Weibnachtstisch damit zu schmücken. Nie hat anch wohl das Zwischendeck irgeud eines Scbiffes in einem solchen Blnmenflor geprangt, als das der Havana am ersten Feiertag. Nackdem wir einen sehr vergnügten Tag am Land verlebt, gingen wir 'Abends wieder an Bord und hofften den ersten Wcihnachtsseiertag wenigstens in Hobarttown zn verbringen, stine leicbtc Nordostbrise'trug uns aber nicht weiter als (>ap PÜlar und Tasman Eiland. Weibnachten! In wie verscbiedencr Umgebung, in wie verschiedenen Ländern und Wclttheilen habe ich diesen höchsten Festtag der «''bristmheit schon verbracht, «inmal in der altengastlichenHallc des altenSüdwalcs, zwischen Schnee nnd <5is: dann in der drückenden Hitze von Nen-Eüd-walcs; einmal an den Fällen des Niagara, wo wir den Gottesdienst m einem Carre'e vonInfantcric hielten, mit der Trommel statt der Kanzel, 16. Kap.) Landmlg in Snlllvans Eove. ^ßy indeß der gelvaltige Katarakt die Hymnen in »nser Gebet donnerte. Dann babe ich den beiligen Abeild ill l^esellstbaft einer Anzalü nio-hammedailischer Häuptlinge verlebt, »nd die Hnkah geraucht und Scher-bet geschlürft, U'ährend eine lhruppe von Natsch-Mädchen vor uns sang und tanzte', und dann wieder mit entblo'stem Haupte an diesem Tag am Fuße ein« der Vulcane Ncu-Ccelands gestanden; die Farrm waren unser Tcppich, der Himmel war unser Tempel, während eine Gemeinde getaufter Maoris der Predigt eines tattowirten Missionairs in ihrer eigenen Sprache lauschte. Wie selteu uur, seit meinen .ttnabenjabren, war ich glücklich sstllug den heutigen Tag im zi reis meiner eigenen Familie zuzubringen, und icht verlebte ich ihn gar draußen im Eee an dcr südlichsten Spihe von Vandiemensland. (>ap Pillar uild Tasman (Eiland, vor denen wir dicht vorbeifulireu, bieten einen eigenthümlichen Anblick, da ihre südlichsten Wände in schroffe Basaltfelscn abschießen, deren ftblaute aufrechtstchende Säulen Orgelpfeifen nicht unähnlich sehen. Am 26. December mnschifften >vir lsap Aaonl, einem Zwillings brlidcr voni (5ap Pillar, nnd mit frischer Seebrise liesen wir bald in den Dcrwentflnft oder eigentlich den Seearm ein, in dessen Bucht sich der Dcr-went ergießt und einen sichernHafcn bildet.. Än der. äußersten Nordwestküste desselben liegt H o b artt o w n. Ätit ^eesegeln an beiden Seiten glitt die Havana wie ein Scbwan vordem Wind an dem..^isentopf"'VeuchttI)urm vorüber und zwischen hohen bewaldeten Hügeln hin. Der prachtvolle Hafen wurde immer enger, sodaß er von sieben oder acht Miles Breite, die er im Anfang gezeigt, sicb bis auf ein und zwei zusammenzog, bis wir etwa achtzehn Miles von derLandspihe nm einen Felsenvorsprnng segelten und nun mitten zwischen eine kleine Flotte von .Uauffahrer» in Sullivans (sove hinein-schoffen. Die Ankerkette rasselte in einer Wolke von Roststanl' aus den Klüsen und das Schiff, dessen Segel einen Moment im Winde flatterten und dann im Nu belegt wareu, schwang herum vor dem Anker und schaute mit den Fenstern seiner (lasstte, in gar nicht großer Entfernung, in die des Regicrungsgebäudes. Während der Einfahrt noch stürzte Einer der ^eute, die das Senk- 590 Der Hasen vlm Hod.nttow». ^itj. Kap. l'lci auswarfen, über Vord ', die Segel wurden aber deil Augenblick back gebraßt, um den Lauf des Schiffes aufzuhalteu, fast ehe wir nock dm Fall in's Wasser hörten, uud der junge Bursche, der sick fest an der Lothleine hielt, wurde eine kurze Strecke, theilwcis nntcr Wasser, nachgezogen. Er ließ auch nicht los, und als ihm dicht unter Bord eine Schlinge übergeworfen worden war, zogen sie ilm ans Deck wie eine zwcipfündige Forelle. „Hast Du unterwegs an die Haifische gedacht, Bob?" lachte einer seiner (vameraden, als sie ilnn die ^uten hinunter halfen, damit ev vom Doctor nntcrsucht werden tonnte. „Hatte keine Zeit!" tenchtc der über Bord Gefallene. Der Hafen von Hob art town .ist sicker nnd malerisch und die ziemlich gewöhnlicke Redensart, „daß alle Schiffe der Welt darin zu gleicher Zeit ankern können" möchte nicht übertrieben sein. Ungern würde ich allerdings auf Kosten vom Port Jackson den Derwcnt lobeil, die Seefahrer sckcincn aber wirtlich dem letztern den Vorzug zu geben. Der Hafen von Hobarttown bietet den Schiffen mehr Raum zum Aufkreuzen, und hat kciuc solckc Klippengruppe in der Mitte wie die sogenannte „Tau und Ferkel" im Port Iacksonhafen. Das den Hafen umgebende Land ist auck wohl drei Mal höher als die Nachbarschaft vonSvdnev, der Boden ist fruchtbarer, das Holz werthvoller, uud Mount Wellington, der im Sommer mit Nolkeu, im Winter mitScknee bedeckt ist, bildet einen tresslichen Hintergrund. Nur die Farbe des Landes wollte mir gar nicht behagen. Nichts als braun und gelb begegnete dem Auge, Alles sieht verbrannt und vertrocknet alls, und nur hier und da findet sich ein kleines Stück Feld unreifer Körnerfrucht, das i>l der Ferne täuschend einem alls dem.braunen ttwmd zum Trocknen hingelegten grünen Taschentuch gleicht. So gut der Hafen übrigens feiu mag. so bildet doch die Wasser-fronte nickt den zehnten Theil jener tiefen bequemen Wcrfte, die den innern Hafen von Port Jackson so wcrthvoll machen. Die Lage der Stadt ist gesund, uud vortrefflich für die Herrichtung vou Wasserlcitnngcu geeignet, nur viclleickt ein klein wenig zu nah an den Wind brauenden Schluckten der Berge, die manchmal und ganz nncrwartct ihre Böen durch die Straßen peitschen. l6. Kap.^j Hob.n ttown, sei»c H^'oolkcril»^ mid some Vc.^tatio». s 91 Die Bevölkerung mag sich etiva aus 20,000 Seeleu belaufen, uud umfaßt sonach über ein Viertheil der ganzen Colonie. Die Straßen sind breit nnd zweckmäßig angelegt, aber auch fast so staubig und haben eben so schlechte Trottoirs wie Sydney; und das ist eigentlich eine Schande, wenn man bedcnlt, über welche Arbeitskräfte die Stadt mit ihren Sträflingen gebietet. Einige Vorstädte sind sehr freundlich gelegen, und besonders anziehend für mich war ein Theil derselben, der fast aus lanter in Bärten hinein gebauten allerliebsten Villen bestand. Die außerordentliche Ueppigkeit, mit der das gewöhnliche rothe Geranium zu dieser Jahreszeit wachst, gab der ganzen Landschaft noch mehr eine lebendige Färbung, und auf meilenweite che und wilde Kastanie, die Linde und unsern heimischen und lieben Hagedorn. Die .Arsch- nnd Acpfelbäume mit den übrigen Gartenbceien betrachtete ich mehr vom materiellen Standpuntte aus, und in einem Warten losgelassene Schultuaben hätteu nicht eifriger üher deren Frücbte herfallen, nicht fröhlicher dazwischen hcrnmwirthsebaften können, als ich es that. Von der Villa aus, in dessen gastlichen Räumen mich ein Freund bewirthete, hatte die Landschaft aneh wirklich einen weit mehr europäischen alö australischen ssharatter. Der reizende Uebcrblick über freundliche Gartenwohnungcn und durch schattige Bäume hin, die hic und da 192 Ei» australischer EiskeN«. ^s,. ^, einen Theil der vor nns liegenden Stadt zeigten, hinter der die blinkenden Wasser des breiten, bügelumschloffenen Hafens lagen, erinnerte mich besonders an eine legend unfern Lausanne und das Städtchen Ouchi mit dem herrliche,! stillen ^cman in, Vordergründe. Hinter dein Hans stieg allmälig, bis ;n der Höhe voil 4000 Fus«, der mächtigeWellington-berg c,npor, nnd warfAbends, wenn die Sonne unterging, seinen Schatten über Stadt und Hafen. Dieser Gebirgsrücken mit herrlichen Bäume» bedeckt wird nie urbar gemacht werden können -. er wird die Stadt immer »lit Nan- nnd Brennholz reichlich versorgen. Auf seinem (Apfel l^t aber der jetzige Gouverneur etwas angelegt, was ihn allein unsterblich machen mnß, nÄmlich einen Eiskeller und zwar den ersten und einzigen in ganz Australien. Den Winter Hindun!, wird der mit Schnee bedeckte (Gipfel des Wellington geplündert, und der Schnee in das dazu errichtete (Nebändc fest hinein gestampft, nnd im Sommer auf einem Packpferd - es sollte eigentlich auf einem Schienenweg geschehen, der leicht, mit selbstlanfenden Wagen, einzurichten wäre — in die Stadt geschafft. Den Vcrkanf hat der Hanpteonditor der Stadt, ein jetzt sehr geachteter Oeschäftsmann nnd Bürger, früher ebenfalls Sträfling. Dieser besitzt außerdem noch ein anderes Monopol in der Stadt; er ist nämlich der Koch der Hobarttowner Aristokratie, der einzige im ganzen Ort. Ich habe an vielen reicbbesekteu Tischen der Lolonie gesessen, und glaube nicht zu irren, wenn ich ihre verschiedenen Oä'nge alle auf diesen einen Kochkünstler zurückführe. Nach kurzem Aufenthalt hatte ich darin anch schon eine vortreffliche Uebung, Ich erkannte bald überall die Suppen nnd Me^, wagte mich an dies <.ü,lr« möl, vermied das, nnd grnb besonders, ohne je einen Augenblick zn zögern, in ein gewisses allgegenwärtiges vi-au-von! hmein, vollkommen überzeugt, eiuc Trüffelader darin zn finden, die wahrlich nicht 16,000 Miles gereist sein sollte, um nngege,ien zn bleiben, obgleich ihre Verdienste nicht von allen geschäht oder erkannt wnrden. Der Koch verdient sich hierauch, wie ich kanm noch zn bemerken branche, ein recht hübsches Vermögen, oder hat es wohl schon in Sicherheit. Es wäre allerdings gnt,wenu nnr so lche Beschäftignngen, die das leibliche Wohlbefinden betreffen in den Händen früherer Sträflinge 16. Kap.^ Verbrecher alo Lehrer verwendet. 19I N'äreu, das ßjegentheil siudet indessen uur zu oft hier statt. Was aber würde eine europäische Mutter sagen, wenn sie die Erziehung ihrer Töchter in Musik, Tanzen oder Malen Männern anvertrauen sollte, die Verbrecher waren oder cs noch sind? und gegenwärtig sehen sie sich doch in Vandiemensland dazu gezwungen. Wenig oder gar keine, in den freien .Künsten tüchtig gebildete srcic Männer sind bis jetzt in diese Straf-eolonic ausgewandert, und doch haben sie unrecht gethan, denn mit nicht zu übertriebenen Ansprüchen dürften sie wohl hoffen guten Verdienst zu erwerben. Csine Dame erzählte mir einmal, dasi sie genöthigt gewesen wäre einen wegen Mordes Verurtheilten, ans dein außerdem noch der starke Verdacht einer Vergiftung lastete, als Lehrer ihrer Tochter, oder um sie zu malen — ich habe vergessen, welches von Beidem — ins Haus zu nehmen, ssincr ihrer Söhne blieb stets im Zimmer wenn dieser angenehme Besuch kam; einmal aber war dieser verhindert der Lehrstundc beizuwohnen und die Mutter, die siel, ans Fenster gesetzt hatte, sah plötzlich den Mann aussieben und mit einem Messer auf sie zukommen. Erschreckt fnhr sie von ihrem Sitz empor; der Sträfling aber, dem ihre Bewegung nicbt entgehen konnte, machte ihr eine etwas iranische Verbeugung, und versicherte sie, er habe keineswegs die Absicht, ihr den Hals abzuschneiden, sondern nur — seinen Bleistift zu spitzen. Sonderbarerweise bemerkt der Fremde in Hobarttown welliger von der Strafansiedelung, als man eigentlicl, glauben sollte, und doch ist vielleicht der zweite Mann dem er begegnet ein Dcportirter. Die Bevölkerung wurde auck wirklich uach diesem Maßstab, daß die Hälfte derselben über-wiesenen Verbrechern angehöre, classisicirt. Nämlich: 51 Proeent befangene und Dcportirte mitUrlaubscheincn oder Freigewordene, 46 Procent freie in der Kolonie Oeborene oder Pingewanderte, und 3 Procent Militair uud Eingeborene. Natürlich zeigt das Aeusiere der Deportirten Nichts, was sie von den Freien uuterscbeideu köuute, jene natürlich auö-geuommeu, die sieb in strengerer Haft befinden und in l^rau, oder lNrau und Gelb gekleidet siud, je nach dem (Nrad ihres Verbrechens. Diese,^ch-term indeß, die entweder im (Gefängnisse oder in entfernt liegenden Vcr-schanzunge» gehalten, oder früh mit Tagesanbrucb zu ihrer Arbeit hiu-nnd Abends mit Sonnenuntergang wieder zurückgeführt werdeu. kommen Australien. 1 >'i l94 Vortheile der Deportation s>"ir England. ^. ^ap. dem Städter nur wenig unter die Auge». Dann nnd wann entgeht man allerdings nicht dem traurigen Schauspiel eines „Gangs" stiller finster nnd boshaft drein schallender Kettengefangcner, die in ihren staubig-wollenen Jacken schwitzend und mit dem leisen klirrend, ihre Handkarren theils ziehen, theils schieben. Jeder tragt seine Nummer, und den Namen seiner Station in großen Buchstaben aus Nucken uud Kappe. Hm arbeitet auch wohl ein solcher Zug mit Schaufel und Spitzhacke an der Straße, oder klopft ein wenig davon entfernt die Steine. In all solcher gezwungenen Arbeit ist aber keine Lust, kein Trieb, und so wild und rücksichtslos sich diese Bursche auch in früherer Zeit wohl gegen ihre Mitmenschen benommen haben mögen, so zart und leicht gehen sie jetzt mit ihrem Handwerkszeug um. Nur wenn sie das Rasseln eines Wagens oder das Hnfgeklappcr eines Pferdes hören, und die Möglichkeit vor ihnen aufsteigt, daß Jemand nahe der die Pflicht oder Neigung habe sie zu ihrer Arbeit anzuhalten, fassen sie ihr Werkzeug etwas fester an, und treiben es tiefer in den harten Boden ein, Der Unteraufscber der Sträflinge wird aus ihrer eigenen Mitte genommeil, und, ohne dafür besoldet zu werden, angehalten, ste zu überwachen; man darf also von ihm natürlich nichts Außerordentliches verlangen. Der Colonie müssen aber diese, wenn auch langsamen aber doch sicheren Arbeiter, die nichts kosten von unendlichen! Nutzen sein. Die Co-lonisten müssen hie und da, wo die öffentlichen Arbeiten in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft stattfinden, den beuten das Handwerkszeug liefern. Nur diese mächtige Arbeitskraft, die in den Händen der Regierung liegt, war im Stande, diese Ansiedelungeil so rasa, vorwärts zu bringen. Das Mutterland hat dadurch allerdings auch enorme Kosten, und das Resultat der wirklich gelieferten Arbeit würde sicherlich mit der darauf verwendeten Capitalanlage in keinem Vcrbältniß stehen, hätte England nicht durch dieses System auch zugleich uoch andere Vortheile. Erstlich wird es jährlich von einer gewissen Zahl nichtsnutziger Subjecte befreit, bestraft diese für begangene Missethaten, bessert sie, oder doch wenigstens einen Theil derselben, und schasst zu gleicher Zeit neue, von ihm abhängige Colomen uud dadurch zugleich neue Märkte für seine Erzeugnisse. Das Urbarmacheu eines Ackers Landes durch Sträflinge kostet England vielleicht zehn Mal so viel, als ob es dieselbe Arbeit durch freie nnbc- l6. Ka^'.I Die Depor!alic»üösragc bezüglich Vaudicineuslaiids. 195 scholteue Leute hätte verrichten lassen, aber das Hinaliswerfen solchcil moralischen Schuttes alls fremden Grund und Boden ist damit keines? wcgs zn theuer erkauft. Jedenfalls ist es billiger als eine Revolution, und es bleibt eine anerkannte Sache, daß die freien Sträflinge von Paris z. B. nicht geringe Thätigkeit bei allen, bisherigen Revolutionen entwickelten. Trotzdem sucht Vandiemensland gegenwärtig (was man wenigstens nach den Anstrengungen beurtheilen kann, die ein ziemlich einflußreicher Theil der dortigen Bewohner macht) das System dem es seine Entstehen verdankt von sich abzuschütteln. Als unparteiischer Zuschauer muß ich gestehen, daß die braven englischen (solonisten, die jetzt ansässig aus Vandiemensland sind, eigentlich ein keineswegs gerechtfertigtes Verlangen an die englische Regierung stellen, wenn sie diese auffordern jetzt auf einmal, nnn es ihnen unangenehm scheint, mit der Sendung von Sträflingen nach dieser Colonie anf-zuhörcn. Als sie, vor noch gar nicht langer Zeit, dorthin auswanderten, wußten sie recht gut was ihrer dort harrte, und in welche Verhältnisse sie sicb begaben. Jetzt fordern sie nichtsdestoweniger daß die Regierung ohne weiteres alle mit enormen Kosten errichteten Strafanstalten und die Anhängsel des ganzen Systems über den Haufen werfen soll, nur weil sie ganz plötzlich so zartfühlend über die Berührung mit einer Verbrecherbevölkerung denken. Wäre das vor ganz kurzer Zeit ebenfalls so gewesen, so würden sie sich jedenfalls ein anderes Land zn ihrem Wohnort ausgesucht haben. Ihre Kinder können eher eine solche Petition unterzeichnen, da diese allerdings l'ei dcr Uebcrsiedelung nicl't gefragt wurden. Die Colonisten muffen natürlich am allerbesten selber wissen was ihnen gut und nützlich ist. und die Sache gebt mich nicht das Mindeste an-, trotzdem scheint mir ihr Verlangen doch etwas frühreif. Die Grundmauer ihres politischen und gesellschaftlichen Baues ist aus Schmuz errichtet. Sie sollten wenigstens warten, bis sich dieser ordentlich gehärtet bat, ehe sie einen Marmor-bau darauf setzen. Doch ich will diese jetzt „brennende" Frage ihrem eigenen Licht überlassen und mit dem Leser'licber aus die Geschichte des allerdings »och sehr jungen Landes zurückgehen. 13' 196 Entstehung der Colonic Vaudiemensland. ^. zf^>, Es scheint, daß, nach Allem was ich darüber erfahren konnte, im Jahr 1803 zuerst Dcportirte nach Vandiemcnsland geschafft wurden. Nen-Sndwales war etwa fünfzehn Jahr früher mit sechs- oder sieben-tanjend Verbrechern zuerst bevölkert worden, nnd als dort nacheinander und zusammen die Schrecken einer Hungersnoth, Insurrection nnd anderer Fatalitäten gewüthet hatten, hielt man es für nöthig, Sydney von einem Theil seiner Last zn befreien, nnd die unruhigsten köpfe unter den Dcportirten an einem andern Orte unterzubringen. Vandicmensland schien dazn ein dnrchans geeigneter Platz, seiner meernmschlossenen Lage, seines gesunden Klimas und der geringen Zabl der Eingeborenen wegen. Demzufolge wurde ein Marincofsicier mit einem Trnpp Soldaten nnd Sträflingen dorthin gesandt, nm eine Sträflingsanstalt zn gründen. Im August desselben Jahres landeten sie, und lagerten znerst am östlichen Ufer des Derwentfluffes an eiuer Stelle, die von dem damaligen Commandircnden k«8l äc»wn ^Nuht nieder) genannt wurde und jetzt in Nisdon abgekürzt ist. An der näinlichen Stelle befindet sich gegemvärtig eine Fahre über den Strom. Im Frühjahr 1804 langte hier ebenfalls eine (sedition an, die 1802 von England abgesegelt nnd eigentlich nach Port Phillip, an der Eüdtüstc von Neuholland, bestimmt war. Damals sand man aber dort rein Waffer, segelte deshalb nachVandiemensland nnd wählte glucklicber-weife die sogenannte Sullivans Cove zum Platz für eine Ansiedelung. Hier landete der erste Oonverncnr von Vandicmensland, Oberst Collins, mit einigen Officieren und Beamten und 44 Untcrofficieren nnd (Gemeinen der königlicheil Marine sammt 367 männlicben Sträflingen; man nailntc die neue Ansiedelung, nach dem damaligen Minister der Colonien, Hoba rt-town. In demselben Jahre wnrdc der Flnß Tamar, der sich an dem nördlichen Ufer der Insel in den Vaffes-Canal (Baff-Stras,c) ergießt, untersucht und Oberst Patterson mit einem Theil des 102, Ne-gunents von Sydney gründete dort ebenfalls cine Sträflingsansiedelnng an der Mündnng des Tamar. Lannceston, etwa vierzig Miles im ^nnern, an, Tamar, ist jctzt die nächst größte Stadt n.ch der Residenz, und hatte 1850 ungefähr 7000 Cinwohner. Solcher Art ist Vandiemensland ein ilind von Votanvbay, oder vielmehr von Ren-Sndwaleo, das sich damals jedoch noch selber in den ll>. Kap.j Eillstchunss der ssolonic Vaudiemeuoland. ^lj^ Flegeljahren befand. Dcr Säugling wäre aber im Anfang beinahe ver-buugert; jtängerubfleisch kostete damals 1 Sch. ti P, das Pfund, ?,ach dreiIahreil etwa wurden indessen Rinder und Schafe in ziemlicher Meilge eingeführt uud vermehrten sich überall, wo luau ibnen nur die geringste Sorgfalt widmete, außerordentlich. Später gab man der Insel den wohlklingenden Beinamen Tasmania. Wahrscheinlich wird derselbe von den Kolonisten angenommen, sobald die ssolonie eine freie wird. Ohnedin liegt ein anderes Vandiemensland im Norden von Australien. Da die Hafen im Anfang lediglich den königlichen Schiffen eröffnet, für alle anderen aber verschlossen waren, so konnte die junge (solonie natürlich nur wenige Zukömmlingc erhalten, anßer doppelt destillirten Schurken und Verbrechern von Neu-Eüdwales. Nach einigen Jahren wurde jedoch dieser Zwaug aufgehoben, und man öffnete die Häfen dem Handel. 'Damals ließen sich schon viele Officiere nud Vx'amte als Kolonisten dort nieder, und eine Mnlichc Anzahl von Einwanderern wurde dlirch die Negiernng selber von Norfolk Eiland herübcrgefchasst, als man diese Insel zu einer Niederlassung für Sträflinge bestimmte. Die Zahl freier Gefangener wuchs indessen an, und sie breiteten sich über die ganze Insel aus, aber eine direete (5inwander»ng von England fand vor dein Jahr 1821 nicht statt. 9iacl, einer amtlichen Zahlung belief sich die weisie Bevölkerung von Vandiemensland damals auf 7N00 Seelen. Der Piebstaud betrug 350 Pferde, 35,000 Nmder und 170,000 Schafe; etwa 15,000 Acker Landes waren unter Anbau. Im Jahre 1f>24 erhielt die Insel eineil eigenen lAeriebtsbof; bis dahin waren nur Magistratspersonen von Svdney beriibergekommen, um in Hobarttown die Gerichtssitzungen abzuhalten. In demselben Jahre wurden sie auch für mündig erklärt, und von ihrer Abhängigkeit von Neu-Südwales entbunden: seit 1W5 endlich ist sie eine selbständige-Colonic. Die Fortschritte dieser ssolonic sind, für die kurze Zeit ihres V> stehens, in der That ausierordentlich, obgleich, wie in Neu-Südwales, wahnsinnige Speeulationen aueb hier einmal einen Rückschlag brachten. Im Anfang hatte die stolvnie anßerdem viel von weisien Busckräbndschcrn "nd böswilligen Schn'arzen zu leiden, ^eld inuß aber im Ueberfluß da gewesen sein, wenn schon im Jahr 1835 ein Stück Landes in 198 Treibjagden auf die Nttiuwobüer. 5,5 H der unmittelbaren Nähe von Hobarttown für 3600 Pf. St. pcr?lcker verkauft wnrde. Die Schwarzen waren auf Vandiemcnsland nie sehr zal'lreich und vielleicht nur deshalb so wild und bösartig, weil sie von der nichtsnutzigen Bevölkerung der Sträflinge ununterbrochen geregt uud mishandclt wurden. Nach und naä, lichteten sich aber ihre Reihen nnd Stämme, und ununterbrochene Kämpfe mit Buscbrähudschern. wahrscheinlich ihrer Weiber wegen, und die Versuche der Regierung, sie mehr zurück- uud auf einen bestimmten Winkel der Insel zusanmmnutreiben. rieben dic armen unglücklichen Geschöpfe reißend schnell auf. Einmal unternahm der Gouverneur sogar einen ganz großartigen Zug, ein förmliches Treibjagen gegen sie: nick't indesi, wie damals mehrfach behauptet wnrde, um sie von der Erde zn vertilgen, sondern sie, wie oben erwähnt, ordentlich auf irgend eine Landzunge hinauszutreiben und dort sämmtlich gefangen zn nehmen. Nicht allein Soldaten und Polizei, nein auch die Bürger und Eolouisten wurden als Landwehr aufgeboten, und bildeten einen großen, beweglichen Cordon über die ganze Land-breite, um die eingeborenen Stämme, wie man etwa Hasen treibm würde, voraus und an den für sie bestimmten Platz zu jagen, ('s war das indessen etwa gerade so, als ob man hätte Ornndlingc mit einem Lachsnetz fangen wollen. Die schlauen Schwarzen schlüpften bald zwischen den Maschen durch, nnd allgemeine Verwirrung, bei der wohl auch etwas Furcht im Spiele sein mochte, entstand, als ruchbar wurde, daß das durch die Treiber gebrochene Wild hinter deren Nucken wirthschaftete, und über die Vorräthe an Lebeusmitteln sich bergemaebt habe. Der „grosic Plan" war solchergestaltmisluugen und30 oder40.000 Ps. St. öffentlicher Oeldcr waren nutzlos verschwendet worden. Die armen Eingeborenen entkamen aber deshalb doch nicht; sie wurden, im Fortgange der Zeit getödtct. ausgetrieben oder „in Sicherheit gebracht". Dle, welche der Regierung m die Häude fielen, behaudelte man wenigstens menschlich, fütterte und kleidete sie nnd wies ihnen einen abgelegenen "eck ""' "'s dem sie sich aufhalten konnten. Dort sitzen sie nun und mvarten geduldig ihr einstiges und gar nicht mehr so fernes Loosi gänzlichen Untergang. Die jetzige „Ansiedelung" oder Niederlassung der Eingeborenen ist in !7. Kap.j Die Ureinwohner von Vandiemeuslaiid. jgg Oyster Cove im O'Entrecastraux-Canal, einem Arme der Stnrmbay an der Müudung des Derwcnt. Im Jahre 1835 war ihreZcchl noch 210, im Jahre 1842 nur 54. Im Jahre 1848 lebten mm diesen noch, nach den ofsiciellen statistischen Berichten, 38, als: zwölf verheirathete Paare und drei männliche und elf weibliche Schwarze unverheirathet. In Folge ihres ungehinderten Müssiggangs und ihrer vollen Nationen sind Einige ordentlich fett geworden, aber darum allerdings doch nicht hübsch. Ks ist eine häßliche Race. Unter den schwarzen Missethätern der Insel, die am meisten und rücksichtslosesten zwischen den Ansiedelungen der Weißen wütheten, war besonders ein Eingeborener von Neu-Südwales, Namens Mosquito, den man von dort, mehrerer Vcrgehungen wegen, hierher deportirt hatte. Endlich wurde er jedoch eingebracht und gehangen. Siebzehntes Kapitel. Vandiemenslaud. - Geschichte der Colonle. — Hobavttow». — Etraf-uüd Vessel »ngsanstal ten. Buschrahndschcr gab es schon im Jahre 1813, wo man sie jedock mit allen zu Gebote stehenden Kräften wieder unterdrückte. Im Jahre 1824 schienen aber diese gesetzlosen Burschen wieder auf gefährliche Art die Neberhand zu gewinnen. Die persönliche Unsicherheit der Kolonisten und ihres t5ige>tthnmö, die Morde, Brandstiftungen an Häusern und Scheunen, und das Viehstehlcn müssen dem Wachsthum der ssolome damals auch sehr geschadet haben, denn wer sollte wohl freiwillig in ein so uusichercs Land auswandern? Die Offmere und Beamten thaten indcsi ihr Möglichstes, um die schlimmsten Nänber einznfangc». Mit solchen wurde nach den Kriegsgcschcn kurzer Proeeft gemacbt. Jedes Land hat irgend einen großen Mann, Helden, Dichter oder Philosophen, auf den es stolz ist; Vandiemenslaud hat seinen großen Bnschrähndseber, und Michael Hove ist unbestritten von diesem Standpunkt ans der größte Mann der Insel. Zuerst war dieser Held auf einem itauffahrer, dann auf einem Kriegs- 200 Michael Hove. ^7. Kap. schiff, nachher Deserteur und Straßenränber in England. Fr entging dort dem (balgen nur durch einen Winkel^ug in den Gesetzen, wurde nach Vandicmeusland dcportirt und einem Ansiedler als Dienstbote „assignirt." Hier that cr, was viele kecke und verwegene Bursche thaten, cr „ging zu Busch" und schlosi sich einem Trupp von acbtund^wanzig desertirten Sträflingen an, bei denen er, nntcr einem gewissen „Whitehead", bald der Zweite im Commando wurde. Diese Bande ward, als Whitehead, ein Schurke vom reinsteil Wasser, an der Spike stand, der Schrecken der Colonie. Die Räuber bekamen Wiud von Alle», was von der bewaffneten Macht gegen sie unternommen werden sollte; sie erfuhren jede günstige Gelegenheit, die sich zu irgend einem Ucberfall darbot, weil die kleinen Ansiedler und Piehaufschcr sziociimci,) theils ans Funl't vor ihnen, theils ans Parteinahme, die Verbrecher unterstützten, sobald das insgeheim geschehen konnte. Whitchead wurde endlich bei dem Angriff anf ein Haus, in dem ein Trupp Soldaten versteckt lag. erschossen. Nun trat Hove als Führer an die Spitze nnd wußte seiue Macht mit großer Energie nnd persönlicher Uebcrlcgcnbeit zu bel,aupten. Die Räuber stablen Pferde und mackten fliegende Naäitmärschc; deshalb überraschten sie die auscrseheuen Opfer meist unerwartet nnd tauchten manchmal, zum ssntsctzcn der Bewohner, hnndert Miles von dort anf, wo sie ein paar Tage vorher ihre gefährliche Thätigkeit bewährt hatten. Mau erließ Proklamationen, versprach Verzeihung und Rückfahrt nach (5'nglaild, und gab Belohnungen in Keld; dies und die unausgesetzten Bemühnngen der Truppen, der Polizei nnd der Kolonisten selber, außerdem Verrath, Kugel und Galgen, lichteten endlich die Reihen der Verbrecher, und Michael Hove sah seine Bande mehr und mehr zusammenschmelzen. Hove hatte ein schwarzes Mädchen bei sich, das treu an ihm hing, nnd seine Unternehmungen nnd befahren schon seit einigen Jahren gc-thnlt hatte. Als er eines Tages von einem Trnpp des 46. Regiments scharf verfolgt wnrde nnd sah, daß die unglückliche Schwarze seine Flucht aufh,elt, schoß er nach ihr und verwundete sie. Sie fiel in die Hände der Soldaten; er selber entkam nur dadnrch, daß er seine Waffen uud seinen Tornister wegwarf. 17. Kap.) Michael Hove. 201 Durch diese Handlung hatte er seine treucstcFreundin in seine grimmigste Feindin verwandelt; sie >var ihln bis dahin uut der Anhanglickkeit eines Hundes gesolgt, jekt trat sie z» seineil Gegnern über, und blieb mit solcher zahm Ausdauer auf seiner Spur, daß er, abgehetzt nnd in dic l>'»ge getrieben, sich cildlich den Behörden, auf gewisse Bedingungen hin, ergeben mnsite. Diese gestand man ihm zu, und er überlieferte sich einem Ossieier des 46. Regiments als (befangener. Man führte ihn in das Gefängnis! nach Hobarttown ab. Dies war das zweite Mal, dasi er sich selber auslieferte, aber natürlich brach cr bei der ersten günstigen Gelegenheit wieder ans und floh aufs Neue in den Wald. Indessen hatte sicb dic Bande wieder bis zn zwanzig Mann verstärtt und mehrere hartnackigcScharmülzel mit den Soldaten bestanden; in einem derselben wnrde ein Officier schwer verwundet. Hove hatte indessen der Negierung nnr sehr wenige Gestandnisse gemaebt, nnd Viele, welche das freie wilde Wald- und Ränberleben der sauern Arbeit vorzogen, schlössen sich ihm an. <5r nannte sich, int Gegensah zum „Gonverncnr der Stadt", den „Gonvernenr der Ranger." Nun wurden bundert Gni-neen anf seinen nnd auf den itopf eines andern Räubers, Namens Watts, gesetzt, und achtzig nnd fnnfzig für die ssinbringnng von sieben oder acht anderen Verbrechern geringern Grades, gleichviel, ob man sie lebendig oder todt einbringen würde. Im Lanf der Zeit wurden sie auch alle verhaftet oder erschossen, mit Ausnahme der beiden ersten. Watts beschloß endlich seinen Kameraden zu verrathen, nnd entwarf mit einem Schäfer, Namens Dreve, der mit Hove befreundet gewesen, einen Plan, ihn z» überlisten. Diesem Plan zufolge gingen die beiden Kerle eines Morgens gnt bewaffnet in die Gegend, in welcher Hove sich anfhiclt. Drevc versteckte stille Muskete in einem Dickicbt, Watts gab das bekannte Zeicken und Hove folgte demselben. Die beiden Schlitten mistrautcn einander aber gegenseitig so sehr, daß Hove nicht eher herankommen wollte, nnd Watts ihn ancb niebt heranlassen „webte, bis sie Beide znglciel, ihr Zündpulvcr von den Pfannen gcscbüttet hatten. Die beiden Verräther zündeten nun ein Feller au. um zn kochen, warfen sich dann aber anf Hove, übermann-tm ihn, banden ihm die Hände nnd nabmen ibm sein Gewehr und zwei Messer ab. Dann mußte der Gefangene, der für Jeden von ihnen 202 Ende Michael Hove's. 117. Kap. 50 Pf. St. werth war, zwischen ihnen nach Hobarttown zu marschiren. Watts ging vorans, Hove in der Mitte, Dreve binter ihm, und Nettling säurn für dm Überlisteten nicht mehr möglich. Plötzlich aber zerriß Hove, der eine außerordentliche Starke besaß, dic Stricke und stieß dem Watts ein bis dahin versteckt gehaltenes Messer in den Mücken. Er stürzte. Hove ergriff zu gleicber Zeit sein Gewehr und schoß Dreve durch den Kopf. Watts, obgleich schwer verwundet, raffte sich aus und floh in den Busch, ehe Hove wieder laden tonnte um ihn, wie er später gestand, „ab-znftrtigen." Lange sollte er aber solch Leben nicht mehr treiben. Die Regierung schte zweihundert Gnineen ans seinen Kopf und nun wurde er wie eine wilde Bestie gejagt. In Kängerubfelle gekleidet und fast znm Thier herabgcsunken, konnte er sick nnr dadurch Nahrung und Schicßbedarf verschaffen, daß er hie und da eine einzeln liegende Schäferhütte beraubte. Aber obwohl ein so hoher Preis auf ihn gesetzt worden war, wagte sich doch Niemand recht an ihn. Man wußte, daß er zum Acnßcrsten getrieben war, nnd weder einzeln noch zu Zweien mochte/es seine Gegner mit ihm aufnehmen. Endlich wagten es zwei Männer, Warbnrton, ein Kängeruhjäger, undWorrall, ein deportirter Matrose aus dcrFlottcnrcvolntionderNore, und ein entschlossener, bandfester Soldat, Namens Pugh, sollte sie unterstützen. Warburton wollte nämlich Hove, unter dem Vorwand, ihm Munition zu geben, nach seiner Hütte locken, in der die beiden Andern versteckt lagen. Dnrck die Noth gezwungen, aber nichtsdestoweniger die Gefahr ahnend, der er sich aussetzte, betrat Hove mit geladenem Gewehr die Schwelle der Hütte. Als Pugh dies bemerkte, feuerte er augenblicklich. „Ist das P'uer Plan?" sagte Hove kaltblütig, nnd schoß sein Gewehr auf den Soldaten ab; dann ergriff er die Flucht. Von den beiden Kugeln hatte keine getroffen; ebenso fehlte eine dritte, die dcrMatrose hinter ihm hcrschoß. Hove versuchte im Laufm sein Gewehr wieder zu laden, aber seine beiden Feinde überholten ihn und zwangen ihn siä, gegen siezn kehren. Jetzt entstand ein fnrchtbarer, aber ungleicher Kampf mit den Kolben, der mit dem Tode des Verbrechers endete. Seine Feinde schlngen ihm den Schädel ein, nnd er brach, ohne einen Laut oder Schrei von sich zu geben, zusammen. 17. Kap^ Die Bevöllening vo» Vaiidiemenolaud. 203 Mit ihm hörte auch das Buschrähndschen im Valldremensland auf. Howe war übrigens ciii Verbrecher der schlimmsten Art, und a»is allen Verhöre» und Untersuchungen ergab sich, dasi er in seinem langen, thatenreichen Leben voll Schnld und Verbrechen nie eine einzige edle oder nur menschliche Handlung begangen. Sem Herz war keiner edlen Regung fähig. Im Jahre 1840, als die Deportation nach Neu-Südwales unterbrochen und dann ganz aufgehoben wurde, blieb Vandicmensland mit dem ziemlich entfernt davon liegendeil Norfolk-Eiland die einzige Etraf-colonir in diesen Mccren, wohin britische Verbrecher geschafft werden konnten. Nach nnd nach hat sich übrigens auch eine nicht unbedeutende freie Bevölkerung bierhergezogen, die von den vortrefflichen Eigenschaften des Bodens und .ttlima's, der güusligen Lage des Landes fur dcu Haudcl mit den Nachbarcolonieu und selbst Neuseeland, wie durch die Vortheile, welche die Sträflingsarbeit den Kolonisten bot, angelockt wurden. Im Jahre 1822 ergab die Zählung, wie schon erwähnt, 7000 Seelen, 1842 59.000 und am 31. December 1847 70,164. Die Einwohnerzahl kann aber hier unmöglich so rasch wachsen wie in anderen b'olonien, ehe nicht das große Misverhältniß in der Zahl der (Geschlechter beseitigt ist. Die Menge der hierher drportirten weiblichen Verbrecher steht natürlich mit jener der männlichen in gar keinem Verhältniß. Die Zahlung von 1847 ergab 68 Proecnt für die männliche und 32 Proeent für die weibliche Bevölkerung, also von 70,164 Seelen 47.828 des einen und 22.336 des andern Geschlechts. Unter den freien Einwanderern findet kein solcbes Misverhaltnisi statt, ebenso wenig zwischen den dort Geborenen. Von denen, die dort ihre Freiheit erhnlteu haben, verhalteil sich die Frauen zn den Männern wir 1 zn 3. Am größten ist der Unterschied zwischen den Gefangenen. Unter den beurlaubten Verbrechern ist das Verhältniß zwischen den Männern uud Frauen wie 5 zu^i, unter den Gefangenen wie 8 zu 1. Ani 31. December 1848 bestand die Sträflingobevölkernng aus 25.459 Seelen, von denen 40 Procent Urlaubsscheine, 48 Procent Pässe hatten nnd 12 Procent noch in strenger Gefangenschaft waren. 88 Proccnt der ganzen Zahl befanden sich also verstreut und in verbält-mßmäßiger Freibeit'unter den freien Einwanderern. Das Verhältniß 204 Va»disi»cilo!cuid. sl7. Kap. der Todesfälle unter den Gefangenen ,var in diesem Ich« weniger als 1 Procent. Die (^esanimteinsuhren dieses Jahres überscbritten die Ausfuhr um 17'/2 Procent. Die Ausgaben der englischen Negierung aber für Kommissariat, Sträflinge, Militair und andere königliche Dienste betrugen 250,000 Pf. St. Die Lcbensmittelpreisc im Jahre 1848 waren: Weizen 4Sch. 2P, pr. Bushel (60 Pfund), Mehl 10 Pf. St. 8 Sch. 8 P. pr. Tonne (2000 Pfd.), frisches Fleisch 2^ P. pr. Pfd., Gemüse 5 Sch. 7P. pr. 100 Pfd. An, 30. December ritt ich nach dem Nelsonberg, einer vom Hafen etwa fünf Miles entfernten Signalstation. Die Straße, welcbe dortbin führt ist schlecht, aber die Aussicht von dem Signalhügel wirtlich wundervoll. Die Sturmbay mit ihren Inseln, .Landengen und Halbinseln, ihrem prächtigen Nahmen halb urbar gemachten, hall' bewaldeten Landes und dem Vorgebirge, die Stadt, der Hafen und der glitzernde Fluß, das Alles liegt um den Beschauer her; es ist wirklich ein herrliches Panorama. Hoch darüber thront der mächtige Wellingtonbcrg, und der Nelson ist der zweite nach ihm. Wenn nur meine Landsleute, die sing-länder, nicht solchen urwcltlichcn Dingen unverwüstlich die Namen lebender oder moderner, oft sehr gleichgültiger Menschen geben wollten. Mir ist lolcheprofancBencnuung wenigstens immer entsetzlich störend gewesen, nud diese beiden Berge, so großartig sie an und für sich auch immer sein mögen, müssen ibrc Würde wirklicb von ihrem Namen betteln. Der Sydncuhafen ist vielleicht ebenso schön wie die Sturmbav, man hat dort aber nirgends einen Platz wie hier, wo man ihn vollständig übersehen kann, da die größte Höbe der ilm umschließenden Hügel nur 400 Fuß beträgt. An Promenaden für Wagen und Pferde ist Hobarttown unendlich relcbcr als Evdnev. Besonders reizend ist der Weg nach Neu-Norfolk der l5mem die Heimat wieder frisch und warm ins Gedächtniß ruft. Auel^Browns Flnsi bietet ein wunderschönes Ziel für einen Spazierritt. D./^ ^' ,^'''.''^''''"' '" ^osem trockenen ^indc s.st ^ir nicht G. 17. Kap.1 Käü^cluhjagde». — Felbrosenheckeu. 207 wurde warm bei der Beschreibung. „Das Reimen dauert nicht gerade lange, aber Zeit bleibt auch nicht viel, nnd weiui das Wild erst einmal „los" ist, dauu werft »ur Cure Cigarre fort und macht Crust, oder Ihr seid nach den ersten fünf Minuten nirgends mehr." ' Wenn das kleine Kängeruh den Kopf hügelab bekommen kann, dann giebt es stets eine wilde Hatze. Der jetzige Gonverneur soll übrigens nicht selten mit unter den ersteil Reitern sein, und sich aus vier oder fünf Fuß „steifer Fcnz" nicht viel machen, Cine der lieblichsten Eigenthümlichkeiten auf Tasmaniens cultivir-tem Boden sind die Hecken welche die wohlriechende Feldrose bildet. Heute fuhren wir fast die ganze Strecke zwischen ihnen hü,-, sie waren an manchen Stellen zehn Fuß hoch und eben so breit mit tausend und tausend kleinen süßduftenden Blüthen bedeckt. Ich bemerkte einzelne Dickichte dieses Strauches iu den Ecken von Cinzäuuuugcn, die wohl vierzig oder fünfzig Fuß im Durchmesser habeu mochten, und wenigstens zwölf Fnß hoch waren. Hie und da sah ich Blumen- und Obstgärten; die Bäume waren mit schwellenden Früchten bedeckt und mit Hagedornhecken umzogen, wie ich sie selbst nicht in England gesehen habe. Auf dem anstralischen Continent, oder wenigstens in Nen-Südwalcö kannte man diese Pflanze nur als ein zartes, erotisches Gewächs, hier dagegen wuchern diese Hecken bis zn zwanzig bis fünfundzwanzig Fuß empor, und stud für Mensch wie Thier gleich undurchdringlich. Auch Hopfengärten fand ich hier, die ich beinahe lieber sehe als Weingärten, wahrend sie dem tticist fast ebenso bacchanalischc Bilder heraufbeschworen als jene. Cin Hopfengarten, der ein zum Flusse abhängiges Stück Land einnahm, war kürzlich für 100 Pf. St. der Acker verkauft worden. Nahe dem Rande der Binsen, am Ufer des Derwcnt. sahen wir mehrere Czemplare eines Wasservogels, den die Taomanicr das „heimische Huhn" nennen. Cs ist eine Art Strandlänfer, aber fast so groß wie cin Fasancnhahn. Wilde Cnten schwammen in Menge auf dein Wasser umher. Der kleine District Neu-Norfolt liegt ganz reizend an dem höchsten Punkte der Schiffsahrt des Derwent. Die Fluth steigt bis zu der hier über den Strom gespannten hölzernen Brücke hinauf, und der Fluß ist dort etwa so breit, wie die Themse bei Windsor. Die Ansiedelung hat 203 Der District Neu-Norfolk. II?. Kap. ihren Namen von den gezwungenen Einwanderern bekommen die damals, als die Norfolkinsel zu einer Strafansicdclung bestimmt wurde, von der Regierung hierher geschasst wurden, nnd an dieser Stelle Land bekamen, womit sie für das dort aufgegebene entschädigt wurden. Jedenfalls befanden sie sich wohl dabei, da dicNorfolkinscl, die abseits liegt nnd keincn ordentlichen Hafen hat. wohl schwerlich einen guten Markt für ihn Pro-ducte gesichert haben würde. Das Landhaus des Gouverneurs steht inmitten zwischen Gärten nnd Weizenfeldern an cinn Biegung des Flusses, ein hochbewaldeter Berg mit schroffer Wand bildet das gegenüberliegende Ufer. In der Nähe liegt auch die Wohnung Tmith O'Briens, der sich übrigens hier vollkommen wohl befindet, was wenigstens seine Gesundheit betrifft. Er hat jetzt anch Gebrauch von der ihm gebotenen Gunst eines „Urlaubscheines" gemacht, womit er sich im District Neu-Norfolk überall nmherbcwcgen darf *). Mehr Freiheit haben sämmtliche Beamte nicht, ja fanm der Gouverneur, der ebenfalls einer Erlaubniß höchsten Ortes bedarf, wenn er seinen Posten einmal verlassen will. Der ganze Anblick von Vandiemcnsland ist so ftcnndlich, dasi der Tourist, der das Land nnr vielleicht seiner Gesundheit oder des Vergnügens wegen besuchte und nur oberflächliche Beobachtungen machte, gewisi die ganze reizende Insel durchwandern könnte, ohne auch nur daran zu denken daß es doch eigentlich weitcrNichts ist als ein riesiges Gefängnis,, i>l dein nur freie Leute Erlaubniß haben zu wohnen. Wie gern ich mich selber einer ähnlichen Täuschung hingegeben hätte, so hielt ich es doch für weine Pflicht das nicht zu thun, und bcnntzte vielmehr jede Gelegenheit, soviel von den dortigen Einrichtungen zn sehen wie nnr irgend möglich. ^ In Begleitung eines Beamten, dessen Geschäft es war von Zeit z» ^cit dle verschiedenen Anstalten zn besichtigen, besuchte ich deshalb die S raflmgszuchthänser, Irrenanstalten, Hospitäler, Bcssernngshänser und znlcht,ogar die Sträflingsfactorei für manen an denEaseaden. und dies letztere geschah zwar am 1. Imu.ar 1851. 17. Kap.) Die Sträflingöfactorei für Frauen. 209 Allerdings ist es nicht angenehm, cin weibliches Zncht- und Entbin-dnugshans gerade an einem solchen Tage zu besuchen; die Gelegenheit bot sich aber nur an diesem, und ich benutzte sie deshalb. Die,,^3.8(Häo8 ldclul^" liegt am Fuße des Wcllingtonbcrges, in einer engen Schlucht zwischen zwei hohen Hügeln. Die Lage ist indessen nicht besonders glücklich gewählt, und hat nur das Angenehme eines reichlichen Wasserznftnsscs. Die Gebäude sind von einer hohen Mancr umschlossen, durch feste Thore und aufmerksame Wächter geschützt, uud bilden ein Gefängniß im wahren Sinne des Wortes. Am Cingangc wurden wir von einer würdigen Matrone empfangen, die in der That das Ansehen hatte, als ob sie im Stande wäre, Zncht und Ordnung in vollem Maße aufrecht zu halten. Aus ihren Händen erhielten wir auch, in ganz militairischcr Form, den „Morgenbericht" ihrer Garnison, die sich damals aufsiebenhuudcrtdrcißig Frauen und hundert-drcißig Kinder belief. , Wir besuchten die verschiedenen Höfe, die einsamen Zellen, das Hospital , den Spciscsaal, die Schlas- und Waschgcmächer. Auf dem einen Hofe standen sicbcnzig oder achtzig Frauen aufmarschirt, welche als Dienstboten ansgcmicthet werden sollten. Diese hatten sich theils am Vesten betragen, theils waren die Schwangeren darunter. In einem andern Hofe befanden sich die Widerspenstigen des Hauses, die man unter größerem Zwange hielt, und denen man nicht verstattete, in Dienst zn gehen. Die Tracht, so unklcidsam sie sein mag, ist doch passend für die Verhältnisse; sie besteht in einer weißen Mütze und einem Anzug von grauem Dussel. Als wir an den Reihen hinuntergingen, begrüßten nns die armen Geschöpfe mit einem wahren Peloton-feucr von Knixcn, und überall herrschte Todtcnstillc. In einem geräumigen Hofe, der zu freier Bewegung der Gefangenen bestimmt war nnd in deren Mitte ein großer Schuppen Schutz gegen die brennenden Sonnenstrahlen gewährte, fanden wir einige sechzig Franen mit ebenso vielen Kindern, von neugeborenen an bis zu zweijährigen, doch von Francn und Kindern wurde kein Ton laut; man hätte sie alle sir taubstumm halten mögen. Die Kinder sahen sämmtlich gesund und hübsch aus. Was jedoch ihre Mütter betrifft, so mag vielleicht die Kleidung mit daran Schuld gewesen sein, daß von den Australien. 14 219 Die Sträflingsfactorci fiir Frauen. ^17. K^« siebcnhunderten, die mir vorkamen, fast nicht eine einzige ein hübsches Gesicht batte. Viele dieser Weiber waren übrigens gemiethete Wärterinnen und Ammen für die Kinder, nicht die Mütter selber. Von den letzteren kommen viele blos in die Anstalt, nm cntbnndcn zu werden, und kehren in ihren Dienst in der Stadt oder ans dem Lande zurück, wohin gerade ihr Paß lantet, oftmals aber nur, um sobald als möglich die Hilfe dieses Hauses anf's Neue in Anspruch zu nehmen. (5s ist nicht zu viel behauptet, wenn man sagt, daß die wenigsten dieser armen kleinen Würmer je ihren Vater kennen lernen werden, viele Mütter kennen lhn nicht einmal, und eine große Zahl sieht vielleicht nie Vater oder Mutter wieder. Das Publicum tröstet sich aber bei solchen Verhältnissen mit der trockenen Thatsache, daß sie alle dereinst zu „Arbeitern" heranwachsen, und das ist das Hanptbcdürfniß der Colonic! Ein ziemlich großer Platz war den armen kleinen Dingern zu ihrer , Tagruhe verstattet worden, und es war wirtlich ein rührender Anblick. Etwa zwanzig hölzerne Krippen waren dort angebracht, und in jeder von dieser lagen zwei, drei oder vier von den kleinen Wesen zusammengepackt wie 8arcUn68 il I'wlile, Kopf a» Fnß, wahrend andere wieder in mit Stroh gefüllten Körbchen wie junge Hunde oder Katzen mitsammen spielten. Wunderbarerwcise waren sie alle, ohne Ansnahme, erstaunlich artig, wahrscheinlich, weil keine ängstliche Frau Mama oder allzu ge-Ichaftigc Wärterin dabeistand, um sie ohne Aufhören znm Artigscin zu ermähnen. Der praktische Arzt der Anstalt, den ich begleitete, hatte es für nöthig befunden, einer kleinen Zahl unruhiger Gefangenen halbe Nationen und leichte medicinischc Behandlung zu verordnen (wahrscheinlich ein paar Gmn Ipecacuanha), und es wnrdc ihm jetzt unter der Hand mitgetheilt, aß ftlnc schönen, aber nnbändigen Patienten bei seinem Besuch cinc De-""'^'"'"" beabsichtigten. Da es nicht dem geringsten Zweifel uuterwor-Da " ">^ ^ ""^ ""^ ""'Mcn würde, denn einem Theile dieser l n ,, Ullcs zuzutrauen, so beschloß der Arzt, seinen Besuch auf amg Tage zu verschieben, und er that das aus Mitleid mit den nnruht-.m' ^ ^« ^oen Nationen der Insurgeuten wären nämlich, bei g buhrlchem Betragen, jedenfalls noch mehr heruntergesetzt und viel-l^cht anf Brot und Wasser mit einsamer Haft u d Schwchen verschärft 17. Kap.) Die Sträflmgsfaclorei fur Frcmeu. 211 worden, mid Frauen lieben gewiß das Letztere nicht. Achtundvierzig Stnnden einsamer Haft, magere Kost und eine Dosis leichten Brechmittels sollen übrigens ganz ausgezeichnete Wirkung auf derartige, etwas lästige Patienten ausüben. In den Gängen wurden uns vicleThüren aufgeschlossen und Niegel ab- und wieder zugeschoben; überall die Frage: „Habt Ihr irgend eine Klage?" Ich sah nur in ein paar Zellen hinein. In der einen saß eine Frau und spann, in einer anderen kardete Eine Wolle. Eine dritte Zelle war duukel, und da sie mir, als sie geöffnet wurde, leer schien, trat ich hinein, um ihr Inneres kennen zu lerneil. Der Platz sah wie eine Wolfshohle aus und ich schrak in der That fast zurück, als sich vom äußersten Ende der Diele ein paar helle, funlelnde Augen aus mich hefteten. Ihr Eigenthümer erhob sich, und kam ein paar Schritte alls mich zu. Es war ein schmächtiges, schlankes, noch ganz junges Mädchen, von blendender Schönheit in Form, Zügen und Haut, aber es war die Schönheit der wilden Katze. Ich bin ein vcrheiratheter Mann in gesetztem Alter, aber nie in meinem Leben hätte ich die Zelle hier, auch selbst nur auf eine halbe Stuude, mit dieser glatten, kleinen Wilden theilen mögen. Als die schwere Thür wieder verschlossen wurde, und die Riegel vorgeschoben waren, versicherte mich der Schließer, dasi dieses Mädchen eine der unbändigsten Gefangenen der ganzen Anstalt sei. Mir that sie doch leid, aber ich fürchte fast, das glatte Gesicht übte auf mick einen Einfluß aus, den ich wohl kaum empfunden haben würde, wenn sie alt und häßlich gewesen wäre. Die Gerechtigkeit muß wirklich eine doppelte Binde über die Augen bekommen, wmn sie mit solchen Wesen zu thun hat. Der Anblick hatte mir übrigens die Lust benommen noch andere Zellen zu besuchen. Einer der größeren Höfe in der Factorei war zum Waschen bestimmt. Massen von Franen standen hier theils bis an dic Ellnl'ogm im Seifenschaum, theils mit dem grausamen Werke des Ausringens, theils mit dem Aufhängen der Wäsche beschäftigt. Die Städter können hier ihr Leinen für I Sch. 6 P. (etwa einen halbeil Thaler) das Dutzend Stücke gewaschen bekommen, und das dafür gelös'te Geld hilft die Kosten der Einrichtung bcstreiten. Es war ein widerwärtiges Gefühl für mich, "nter diesen Sträflingen so viele junge Mädchen zu finden, fast noch 14' 212 Ein Ball. 117. Kap. Kinder, die schon der Sünde verfallen waren, ehe sich ihre kleinen Knochen noch vollständig gehärtet hatten. Dann besuchten wir ein Zimmer, in welchem lauter Nahtcrinnen beschäftigt waren, nnd wieder in cmcm andern Nanmc wurde eine grobe Art Zeug verfertigt, das nur znr Kleidung für die Sträflinge dient *). Im Ganzen macht der Anblick so vieler weiblichen Sträflinge eiucn höchst schmerzlichen Eindruck auf den Menschenfreund, und nur das wirkt wieder versöhnend ein, daß wenigstens hier Alles gethan schien, was ein solches Strafsystem zu seiner höchsten Vollkommenheit bringen konnte. Die Reinlichkeit war überall musterhaft, die Zucht ließ Nichts zu wünschen übrig. Der Abend brachte mir Entschädigung für den etwas peinlich verlebten Morgen, nnd zwar durch einen Ball im Negierungsgcbäudc, wo. der Gouverneur etwa sechs- oder siebcuhundcrt Gäste versammelt hatte. Der Ball fand in einem eigens dazn errichteten Gebäude statt, und wurde eigentlich für eine oder zwei Stuudcu ausschließlich durch Kinder begonnen nnd im Gange erhalten. Unter diesen Kleinen waren einige prächtige Exemplare des heranwachsenden Anglo-Sachscnstammes, sür deren Ausbildung sich das Klima von Tasmanien ganz besonders zn eignen scheint. Dasselbe kann aber anch recht gnt von den Erwachsenen gesagt werden, denn ich sah an diesem Abend in wenigen Stuudcn mehr liebliche Gesichter, mit dem Wieder' schein rosiger Gesundheit auf den Wangen, als ich in Ncu-Südwales in eben so vielen Jahren gesehen hatte. ...'/Jule Zeitungsnotiz vom Januar 1851 bemerkt: Zahl der weib-den di!?f "' !',^^^"^"b"ber auf Vandmneusland, die ausgemicthel wer-Nowl"^vn s ""l"''ll""'i, L>'ic1ll^>!ä8 Oopül 27<>. 03«caäo5 l»clor^ 1?l). Im Ganze» "h'l^' ^unee«ton l^loi^ 38. Nc)i>5 Ilini.x Dcp'üt 49. l8. Kap.) Tasmans Halbinsel. 213 Achtzehntes Kapitel. Ausflüge in Vandiemensland. Port Arthur. Wenn der Leser einen Blick auf die Charte von Vandiemcnsland wirft, so wird er finden, daß TaSmans Halbinsel eine Art von Ohrring bildet, der im linken Ohr oder der südöstlichsten Spitze der ganzen Inscl hängt, nnd das östliche Horn der Stnrmbay, des Dcrwmts Wasserbeckens. Dieser Ohrring ist in zwei Hälften getheilt. Der obere oder nördliche Theil, bekannt unter dein Namen Forcsticrs Halbinsel, hängt mit dem Hanptland nur durch einen gauz schmalen Isthmus, „Ostbay-Hals," zusammen. Die südlichere Hälfte, odcr Tasmaus Halbinsel, bindet sich an Foresticrs Halbinsel durch einen ähnlichen schmalen Landstreifcn, Adlcrfalken-Hals (ka^lo Ka-vvk neck) genannt. Tasmans Halbinsel ist, mit Ausnahme dieses schmalen Platzes, vollkommen von der See umgeben, und vortrefflich dazu geeignet, Ge-fangcne fest und unter sicherer Aufsicht zu halten. Port Arthur, die Hanptansicdelung, liegt an einer wunderschö» nen Bav gleiches Namens, die sich nach Süden zu öffnet nnd so weit in nördlicher Richtung in das Land hineinläuft, daß sie nur zwischen ihrer eigenen Spitze und der von Norfolkbay, welche die Halbinsel im Norden begrenzt, fünf Miles Sccwasfer läßt. Um die Ufer von Norfolkbay sind drei „?rndai',on" Stationen: die Caseaden, Salzwasscrfluß und Impressionbay. Die „Kohlenminen" sind eine Station für Sträflinge, über die noch kein Urtheil gefällt worden ist. Auf „ssaglc hawk neck," dem Schlüssel zu Tasmans Halbinsel, steht eine Militairabthelluug, der eigenthümlicherweise zurUnterstiitzung noch eine Reihe von Wachthunden bcigegcbcn wurde, um das Betreten des schmalen Landstreifens von der einen oder der andern Seite ganz unmöglich zn machen. Der Gouvcrnenr stellte mir und meinen Begleitern den kleinen Dampfer „Kängeruh" zur Verfügung, und am 10. Januar 1851, Morgens, dampften wir lustig den Derwent hinunter. Nasch passirtcn wir den „eisernen Topf," um den die Brandung pflichtschuldigst kochte, dann 214 Ein Constable-und Hundc-Wachtposteu. ^8. Kap. ..Vctsy's ssiland" und Slopcn ssiland a>t der Rechten, wo die Wachteln für dm Gouverneur und seine Freunde unter Jagdschutz stehen. Wir umschifften Long Point, die Nordostspitzc von Tasmans Halbinsel, und lieft» in Norfolkbav cm. Zu unserer Linken hatten wir das freundlich bewaldete Gartcnciland, zu unserer Rechten aber. auf einem hohen Porsprung der Halbinsel und einem schwarzen Fleck urbar gemachten Landes ragten einige hohe, düstere Schornsteine auf und zeigten die Stelle an, wo die Sträflinge jencKohlcnminen bearbeiteten. Vine Privatgesellschaft hat dieselben von der Regierung gepaebtet und genießt den Vortheil der Sträflingsarbeit. Wir passirten den Ealzwasscrflliß, wo eine Zahl irrsinniger Sträflinge, unter passender Aufsicht, landwirth schaftliche Arbeiten verrichtet; dann Impressionbav, wo etwa sechshundert Invaliden stationirt find und solche Arbeit verrichten müssen, die ihren Kräften zusagt, während ungefähr hundert anderen Sträflingen der schwerste Theil derselben obliegt. Zuletzt liefen wir noch an den b'aseadcs vorbei, einer sogenannten Probation oder Prüfungsstation, wo ungefähr dreihundert Mann beschäftigt sind. Alle diese Stationen liegen am Ufer eines hügeligen, waldigen Landes. sstwa um Mittag lief unser kleines Fahrzeug in den schmalen Hafen von ssaglehawkneckbay ein, wo wir bald an dem langen hölzernen Werst des Militairpostcns gleiches Namens anlegten. Dieser Posten gehört, durch seine Hundcwacbt, jedenfalls zu den interessantesten Puuktcn der ganzen Insel. An beidm Seiten des Ufers ist eine Ncihe von Hütten gebaut, in deren jeder ein Constable mit seinem Hunde haust, und besonders darauf.zu achtcu hat, daß die Sträflinge nicht vcrsucken. den schmalen Seearm zu durchschwimmen. Das ist übrigens sckon an und für sich ein sehr verzweifeltes Unternehmen, denn wenn der Flüchtling glücklich dem ssonstable und seiner Dogge entgangen wäre, so hätte er draußen im See noch ein weit furchtbareres Piquet von Haifischeu zu forcircn, die dort ebenfalls immer auf Wacht llegcn, und sich in diesem Theile des Meeres in großer Menge finden. Vor einiger Zeit versuchten vier Sträflinge, alle vortreffliche Schwimmer, von einem berüchtigten Schwarzen, Namens Iacky, angeführt, ihreFlucht. Ste wollten von einer Landspitze, Namens Sympathy 18. Kap.) Der Eaglehawlneck. 215 Point, nach Woody Island und von da nach Forcstiers Halbinsel schwimmen. Die Haifische stellen den Weißen vorzugsweise nach; deshalb wurden die vier (Engländer unterweges von diesen „Hvänen der Tiefe" gefaßt und unter Wasser gezogen. Der Eingeborene erreichte allerdings glücklich das Land, wurde aber dort wieder angefangen. Als wir in Sicht des niedern, sandigen, buschbewachsenen IsthmuS kamen, der hier die beiden großen Handflächen von einander trennt, schallte uns auch schon das tiefe Bellen der riesigen Hunde entgegen, und als wir ans Land stiegen und auf dem Holzwcrft hin dem am (5ndc desselben gelegenen Wachthaus zuschritten, fielen sie alle in einem gemeinschaftlichen ohrenzcrreißenden Chorus ein. Selbst drei oder vier Vedet-ten, die auf kleinen, im Waffer selber cingekeiltcu Plattformen lagen, schloffen sich nicht alls. Die gegenüberliegenden itüstcn der beiden Halbinseln sind hoch und ziehen sich in trefflich bewaldete Bergrücken hinauf. Die Caserncn nnd das Offieicrsgcbände, ein kleines freundliches nnd mit einem Garten umgebenes Landhans, lehnen sich mit dem Nucken gegen das abschüssige Land von Foresticrs Halbinsel, und beherrschen den schmalen Isthmus, der hier nicht mehr als etwa zweihundert Schritte lang und etwa sechzig bis sicbcnzig Schritte breit ist. Zwei Schildwachen mit scharfgeladenen Gewehren sind an die schmalstc Stelle desselben postirt, die eine an der Mcerscitc in Pirates Cove, die andere an der Hafmfeitc. Die Hunde liegen zwischen ihnen; jeder ist an cincm eingetriebenen Pfosten befestigt, statt der Hütte bat er ein umgelegtes Faß, uud neben jedem Hunde brennt Nachts an einem Pfahl eine Laterne. Die Thiere schließen den Cordon, von einer Schildwacht znr andern. Sie waren von starker, kräftiger, wenn auch anscheinend gemeiner Raee nnd außerordentlich wild. Ciner durste frei umherlaufen; er sprang manchmal in das seichte Wasser hinans, um mit den Haifischen anzubinden. Er biß sich mit ihnen wacker herum, und soll mehr als einmal Cinen erwischt nnd ans Land geschleppt haben (?!). Damals lagen vierzehn Hunde an der Kette. Der Eaglchawtncck nnd seine Umgebung liegen außerordentlich romantisch. Ich wollte zwei Naturmerkwikdigtciten in Pirates Core in Angenschcin nehmen, nämlich:'TasmanS Bogen und das Blasrohr. 216 Tasmans „Blasrohr" und „Vogcn." ^«. zf^^ Auf dem Wege dorthin standen die Farrcn und Büsche an cinigm Stellen so hoch, daß einige mit Beilen bewaffnete Soldaten Bahn hauen mußten. Das „Blasrohr" (dlonlwle) ist eine vom Ocean gebohrte, horizontal durch die Klippe laufende Röhre, die sich im innern Lande in einer Kiesgrube öffnet, und durch welche das Meer den hohlen, donnernden Schall der Brandungswellen hcreinwirst. Es ist mehr merkwürdig alö großartig; desto mehr wurden wir aber durch Tasmans „Bogen" überrascht. Es ist dies eine der wunderlichsten Schöpfungen, welche die Natur in ihrer phantastischen Laune gebildet hat. DcrPlatz sott von einem Jäger entdeckt worden sein, der einst beiVcr-folgung eines Kängeruh nur mit genauer Noth dem Schicksale dcsQuin-tusCurtius mtging. Der Platz liegt in der That so versteckt, daß der ihn Suchende nach langer, vergeblicher Mühe nicht wenig erschrickt, wenn er, dnrch einige lichte Busche gehend, urplötzlich mit seinem Fuße am Rande eines gähnenden, wohl 50 bis 60 Fuß breiten Abgrundes steht. Die Wand unter seinen Füßen fällt schroff ab, während der östliche Rand einen vielleicht 30 Fuß von der Oberfläche entfernten, weitgespannten nnd etwa 200 Fuß tiefen Felscnbogcu bildet. Dieser bildet zugleich den Vingang zu einer unterirdischen Höhle, durch welche die Brandung von der Tee aus douucrnd sich die Bahn bricht, bis fast mitten in den Wald hinein. Bei hoher Fluth und heftigem Sturme spritzt die Brandung hier oft hoch hinaus. Nachmittags schifften wir uns wieder ein, dampften die Bay hinunter und schliefen, da kein Raum für uns am Lande war, die Nacht an Bord. cm, Commissariatsbcamter, der auf einer kleinen, abgelegenen Station hauste, und sich hier aller der Ruhe und Pinsamkeit erfreute, die, ihm sl^f ^'^ ^ ^" verstatteten, kam zu uns an Bord und erbot , q) Nmndlch, uns am nächsten Morgen Passage nach Port Arthur auf oer Eisenbahn zu verschaffen. ^.?^'^"s^'^"'" ^i"gt d"s nicht merkwürdig für dieAntipo-. ^ "7 7k^t letzt die Züge in Bewegung sondernSeh- nen und Knochen, und derSchweiß menschlicher Stirnen tt.ibt dieKarren. Wir landeten denn auch richtig am nächsten Morgen an einem 18. Kap.) Eine australische Eisenbahn. 217 rauhen Holzwerst, auf dein die Schienen oder vielmehr Rinnen ausliefen, und in der Mitte der öde gcnng ausscbenden kleinen Ansiedelung, die ans dem Quartier des <5ommiffars und ein paar Hütten besteht, fanden wir zwei niedere, offene Karren auf vier Rädern, jeden mit zwei Bänken. Neben diesen eben nicht eleganten Fuhrwerken standen acht Sträflinge in der grauen nnd gelben Tracht, dem doppelten Zeichen von Schande und Verbrechen; mir ein Mann in Grau war als Obmann für den „Gang" bestellt. Diese Leute also sollten unsere Zugthicre sein. Unsere Gesellschaft theilte sich in zwei Partien. Dann ergriffen die Gefangenen zwei Querhölzer, die vorn nnd hinten an den Karren befestigt waren, nnd rechts nnd links ein Stück hinansstanden, und schoben unsere Fuhrwerke mit großer Anstrengung eine sanfte, ziemlich weite Anhöhe hinauf. Kaum hatten wir die höchste Stelle erreicht, als sie „dem Dampfe" die Kraft ließen, nnd mm raffelten wir in schauerlicher Vile abwärts; die Ketten an den Knöcheln unserer Beförderer klapperten den Takt zu nnsercr Fahrt. Sobald übrigens die Wagen durch die sich mehr senkende Bahn in so raschen 3anf kamen, daß die Menschen mit ihnen nicht mehr gleichen Schritt halten konnten, gab der Führer seinen Lenten ein Zeichen; diese sprangen von der Seite mit auf den Nand der Karren, in allerdings eben nicht ganz angenehme Nähe mit den Paffagieren, und mm ging es fort, Sträflinge und Freie, springend und klappernd nnd herüber und hinüber fahrend, in einer Weise, die allerdings ein wenig zn sehr nach dem „der Teufel holt den Letzten" schmeckte, nm dem Fahrenden das behagliche Gefühl der Sicherheit gewähren zn können. (5s war ein klein wenig zn aufregend, nm angenehm zn sein. Allerdings sasi ein Mann hinten daranf, der sich die größte Mühe gab, eins der Räder mit einer bölzcrncn Handspcichc einznbremscn, wenn die Fahrt gar zn toll bergab ging, aber Unglücksfälle sind trotzdem schon vorgekommen. siiner der höchsten Beamten der Kolonie, ein würdiger, allgemein geachteter Mann, wnrde einmal in solcbem Fuhrwerk umgeworfen, ohne sich übrigens Schaden zn thnn. Er rollte nur in eine Pfütze, nnd wnrdc dort augenblicklich durch die „Canaricnvögel" (wie die in Gelb gekleideten Strafgefangenen spottweise beißen) aufgehoben nnd wieder anf dic Füße gestellt. Mit der größten Sorgfalt nnd jedem nur erdenklichen Eifer 213 Blaue Gumbäume. >M Kap. gingen sie dann daran, dcn Tchmuz von seinen Kleidern z» bürsten, und zeigten sich dabei so entsetzlich dienstfertig, daß er weder Uhr noch Börse mehr vorfand, als er znm ersten Male wieder in seine Taschen griff. Die Entfernung von dem Orte unseres Aufbruchs in Norfolkbay bis zn Longbay, einem Arme von Port Arthur, mag auf diesem Wege etwa fünf bis sechs Miles betragen, und die Strecke wird manchmal in einer Stunde zurückgelegt. ' Dieser Säumen- oderNinncnweg, neben dem einNcitpfad hinführt, läuft durch ein mit den prachtvollsten Bäumen bestandenes Waldland, das noch in seinem vollen Urzustände liegt. Die größten Bäume sind die blauen Gums, die der Insel in dieser Hinsicht eine gewisse Berühmtheit verschafft haben. Der Name blauer Gum rührt wahrscheinlich daher, weil das Laub einen fast bläulichen Schimmer hat. So schön aber diese wilde Scenerie auch war, so verdarb unsere Art zu reisen doch total den sonst ganz gewiß angenehmen Eindruck. Unsere armen Zng-thicrc scbiencn furcl'tbar abgehetzt, trieften von Schweiß, uud l>incn von ihnen sah ich fortwährend sein Fußeisen rücken, um einer wundgcschcucr-tcn Stelle am Knöchel Linderung zu verschaffen. Als wir dcn Nachmittag auf demselben Wege zurückkebrten, bat der Obmann, einen Halt von wenigen Minuten machen zn dürfen, damit die Leute etwas essen könnten. Der Aufseher erzählte, dasi sie um Vier Uhr Morgens in Norfolkban gefrühstückt hätten, dann wave» sie mit den Karren nnd einer balbcn Tonne Nationen (1000 Pfd.) nach Longbay nnd leer zurückgelaufen, um uns abzuholen. Sie hatten seit dem Frühstück, gerade iu zwölf Etundcu, NicM zu essen bekommen. Dieser Schienenweg ist mehr zum Waarentransport als zur Beförderung von Passagieren bestimmt; die auf ihm beschäftigten Sträflinge befinde,, sich imtcr dem Urtheilsspruch harter Arbeit, und der jüngere liud kräftigere Theil derselben soll dieses Laufen jeder andern Arbeit vorziehen. Wahrscheinlich auch deshalb, weil manche Passagiere, den strengen Verordnungen zum Trotz, doch hie und da den Sträflingen kleine Geschenke verabreichen, und diese dadurch ill dcn Stand gesetzt werden, sich Tabak und andere kleine Bedürfnisse zu verschaffen. Der Tabak besonders ist ihr höchster, am meistcn ersehnter Genuß. Doch nach Port Arthur zurück! Wir erreichten das Ende des 16. Kap»1 Port Arthur. 219 Schienenwegs, oben inLongbay, etwa um AebtUhr. Longbay ist ein Ausläufer von Port Arthur, der sich, zwischen hohen Ufern weit in den Wald hinaufziebt. Die Entfernung von hier bis Port Arthur beträgt ungefähr vier Miles nnd wir fanden dort ein Walfistbboot, das nns cr-wartcte, und von vier Sträflingen gerndcrt wurde. Der eine derselben war der schönste Neger, den ich je gesehen. Vald liefen wir in den Hafen ein, und als wir um ein felsiges Vorland steuerten, sahen wir die Sträflingsstadt vor uus liegen. Port Arthur ist das Hauptquartier der Halbinsel, sowohl für das Militair, als fur die Gefangenen. Dort lagen etwa dreihundertund-funfzig der Letzteren und siebzig Grenadiere vom 99. Regiment unter einem Hauptmann. Der dazu gehörende Lieutenant ist an (saglehawkneck stationirt. Die übrigen Stationen der Halbinsel steheil sämmtlich unter der Aufsicht von Civilbcamtcn, und diese ssinrichtnng entspricht jedenfalls dem Sinne britischer Institutioneil mehr als die früberc, derzufolge kleine Soldatenabtheilungcn überall zerstreut umher lagen und Polizcidienste thun mußten. Ich hatte mir Port Arthur früher mit den düsteren Farben eines großartigen Gefängnisses ausgemalt und glaubte, Natur und Gebäude müßten in dunkler grimmer Majestät dein Ankommenden entgegenschanen, und so gleich von vornherein den Platz bezeichnen, der ausgewählt worden ist, um Großbritanniens schwärzesten Verbrechern zum Straf- und Aufeuthaltsort zu dienen. Darin fand ich mich getäuscht. Der Hafen liegt unendlich freundlich, einen weiten Canal dem Meere zn öffnend, nach Osten hin mit einem schroffen Gebirgshiutergrund, dem „Arthnrs Sitz", während sich nach Westen eine vollkommen geschützte Bay ausbreitet, an der das jetzt aufgegebene Stationshaus der „Vathurstburschm" liegt, sis sind weite geräumige Gebäude, in denen sich eine Besserungsanstalt befand; jetzt stehen sie, wie viele ähnliche in Neu-Südwales und Vandiemcnsland, leer nnd verfallen nach und nach. Port Arthur hat die blaue See, dunkelgrüne Hügel, ein wundervolles Klima und in seinem Acusicrn gar nichts Zurückstoßendes, und dieBerglcute im schneeigen und sandigen Sibirien, die elenden Torfstecher in den irischen Sümpfen, die in Wildnis, nnd (kinsamfeit ihr ärmliches Leben mit schwerster Arbeit nur eben fristen können, würden wirklich glauben, sie wären in eiu Paradies 220 Lebensunterhalt der Sträflinge. ^18. Kap. gekommen, falls Jemand sie, freilich nicht als Sträflinge, s soll einem wirtlichen Palmcnhain gleichen und die Bäume sollen wundervolle Gruppen bilden. Der Stamm dieser Farrcngattung ist leicht und von grobem Zellgewebe dnrchzogcn. Stücke davon werden von den Schiffern häufig zn „Wiclen" (Polster, zu verhindern, daß das Schiff außen an einen andern Gegenstand anreibe) benutzt. Acht Uhr Abends legten wir bei den Kohlengruben an. Die „Halb-inseltohlc" ist Anthracit; es soll aber auch uoch eine vorzügliche Pechkohle im Land geben, die indeß noch nicht in Angriff genommen worden ist. Die Arbeit in diesen Minen wird für die härteste gehalten. Am nächsten Morgen erreichten wir Hobarttown wieder. An Bord . des Kängernh wurde nur folgender Streich erzählt, den vor einigen Jahren ein Steward desselben Bootes ausgeführt. Dcr Bischof des dortigen Sprengels besaß im Jahr 1848, wie das jetzt eben noch dcr Fall ist, eine kleine Uacht. Um damit einen längcrn Ausflug zu machen, hatte er dieselbe mit den nöthigen Vorräthcn an Wasser und Lebcnsmitteln versehen lassen, und sie lag am Werst der Stadt, um den sehr ehrwürdigen Herrn am nächsten Morgen an Bord zn nehmen. Dicht neben ihr lag dcr Dampfer Kängernh, dessen Steward ein Sträfling und früher Schmuggler und Seemann war. Die Nacht gefiel ihm und obgleich sie nur zehn Tonnen maß, hielt er sie doch fur groß genug, um darin eine Reise nach Californim zu unternehmen. Dlc nöthigen Vorräthe warm, Dank der Sorgfalt des Bischofs, schon s«nm'Uich eingeschifft, und es fehlte weiter nichts als die nöthige Mann-«-chaar ausbucht; die Vorlesung dauert von acht bis neun Uhr und wn cm doctor als soviel „schwere Arbeit" angerechnet. An Sonntagen vn em ernster Text gewählt; an Wochentagen kommen mehr belehrende und unterhaltende (Umstände vor. (tin Herr Page, Eigenthümer einer Postkutsche, die zwischen Hobart- own un Launeeston fährt. g.l. ,. ^ntlicken Ottern die verlockende ^uhr.cht dap Pa„agiere auf dieser Strecke, eine Reise von hundertund- zwanzig Mles, em Bett, ein Mas Whiskey, eine Taffe Kaffee und einen ^9. Kap^ Einc australische Nomeuclatur. 22? Auftcnplatz für 5 Sch. bekommen könnte». Cine Oppositionstutschc »lit der wir fuhren, zeigte einen weniger liberalen und mehr mißtrauischen speist für die Bewohner Tasmaniens. Die Ankündigung lantcte: In der Kntsche 1 Pf. St.; außen 5 Sch. baar oder 15 Sch. auf Credit, Credit aber nur für „verantwortliche Paffagiere." Die Kutsche war übrigens vortrefflich, die Straße ausgezeichnet, und die Scenerie reizend. Zwölf Miles von der Stadt kamen wir über den Derwent anfeiner Brücke und Damm. die fast eine Meile lang waren. Die erste Stadt, die wir erreichten war Vrigthou und die zweite heißt seltsamerweise Bag-dad. Außerdem führte uns unser Weg über den Constitutensbcrg und nachdem wir den Jordan überschritten hatten, t'amen wir sehr natürlicherweise nach Jericho, einem kleiueu unansehnlichen Städtchen. Jerusalem ließen wir einige Meilen zur Rechten liegen und selbst der Styx, den wir jedoch nicbt überschritten, hat auf die eine oder die andere Weise seinen Weg in dies höllische Paradies gefnndcn. Manche Localnamen sind übrigens auch für die ersten Zeiten der Colonie charakteristisch ; so giebt es z. V. eine Morders Cbene, eineil <^algenberg und ein Höllenthor, bei deren Taufe wahrscheinlich ^uschrähndscher (Gevatter standen. Neunzehntes Kapitel. Sticifzi'^e in Vandiemcüsland. — Georgetown. — Giu australischer Kvoms. — Port Phillip. — Melbourne. — Die Schafzucht. Auf der Straße von Hobarttown, etwa sechzig Miles von dieser Stadt entfernt, hielten wir au der Station eines Herr» N., der vortrefflich bewässerte und mit vielem Fleiß angelegte Wcidcgrüude besitzt. Hier sah ieb zum ersten Male eine Vorrichtung, die Schaft mit warmem Wasser zn waschen, Zwei große eiserne Wannen, die von höher liegenden .Ucsscln mittelst dünner Röhren gespeist wurden, erhielten das Was,er in einer Temperatur von etwa 105 Nrad 5. und ergoßen es wieder in ein paar hölzerne Wannen, wo es bis aus 98 l>nad abgekühlt wurde. Hier werden die Schafe ordentlich gescheuert und abgerieben und dann über cm hölzernes Mtcr in ein kaltes Wasserbecken gezogen, wo sie unter ein 15' ?28 Die Schafzucht in Vandicmcuöland. — Laiincestoü. ^19. Kap. Schauerbad kommen. Hierauf treibt man sie einen reinlichen Kiesweg hinauf zu eingefriedigten Rasenplätzen, wo sie ihre eigenen Pelze uud unsere künftigen Flanelljacken und Unterröckc trocknen. Das heiße Wasser thnt keineswegs der Wolle Schaden, und die außergewöhnliche Mühe, die man sich mit den Schafen gegeben, und die Kosten, welche dieses Verfahren vcrnrsacht, sollen sich trefflich bezahlt gemacht haben, da der Eigcuthümer in (England fast doppelten Preis für also hergerichtete Nolle erhielt. Vandicmensland eignet sich übrigens viel besser zur Schafzucht, als das übrige Australien, deun viele Schwierigkeiten und Hemmnisse, die dort der Zncht entgcnstehen, uud sie an manchen Stellen sogar unmöglich machen, fallen hier ganz weg. Hier giebt es keine Schwarze und keine Dingos oder wilden Hunde mehr, nnd die Heerdenbeschcr können sich mit weit weniger Leuten begnügen, weil die Nachtwachen gar nicht nöthig sind. Um Zehn U hr Abends erreichten wir 3 aunccston, die zwcitwichtigste Stadt nach Hobarttown, am Zusammenfluß des Nord- uud Südcsk, wo diese beiden Ströme den Tamar bilden. Der Nord- und Südcst sind übrigens nicht schiffbar, der Tamar dagegen erlaubt Schissen bis zn 400 Tonnen die (nufahrt von der Mündung von Basses-s>anal bis zu den Werften der Stadt, eine Strecke vou etwa vierzig Miles. Lauuccston hat allerdings einen viel schlechteren Hafen als Hobarttown nnd kaum deu vierten Theil von dessen Bevölkerung; nichtsdestoweniger liegt es weit güustigcr für den Handel mit deu übrigen Colonien, uud hat ebeufalls weit mehr culturfäbiges Land in seiner Nachbarschaft, als Hobarttown, exvortirt auch weit mehr Produete, als diese Stadt. Im Jahr 1848 betrug z. P. der Werth der ausgeführten Güter lind Prodncte von hobarttown nur 55,000 Pf. St., von Lauuceston aber 69.000 Pf.St. ^as Letztere hatte 1851 etwa fünf bis sechstausend Einwohner. ^n Lauuceston schimcn die Kaufleute besser mit den „Zeiten" zufrieden zu ,em, als die Bauern und Viehzüchter. Die Letzteren batten aller-dmgs vortreffliche Tage, als Melbourne uud die Proviuz Victoria fast ihm, gangen Bedarf an Vieh von Vaudiemmsland wogen, um ibre e'geuen Weldegrunde daunt zu besetzen. Die Ansiedler von Vandiemens-lm,d verkauften damals all ihr überschüssiges Vieh zu hoheu Preisen und 19. Kap.^ Die Deportatioilsfrage, — Georgetown, l?l)l) Viele N'urden reich dabei. Das Matt hat sich aber in letzter Zeit gewendet, und die Victoria-Kolonie besitzt jetzt so viel Vieh, daß sie davon nach Vandiemensland verschicken kann. In Launceston herrschte übrigens nicht geringe Aufregung, da sich mit unserm Dampfer eine Anzahl von Abgeordneten zuerst nach Melbourne, und dann nach Neu-Südwalcs begeben wollte, um die Anti-Deportationsfrage zu praktischer und baldiger Erledigung zu bringen. Die auserwähltm Herren zogen aucb wirklich mit einem Musikchor an der Spike am nächsten Morgen an Bord, wo ein Herr, vom Radkasten aus, der versammelten Menge einige Hocbs vorschrie. Icb sreute mich übrigens zu hören, dasi der erste, auf die Königin, lauten und jubelnden Wiederklaug fand. In Bezug auf die Deportationsfrage schien sich dic Bevölkerung von Vandicmensland, ebenso wie die von Ncn-Südwales, in die üblichen zwei Parteien zu theilen: die„Anti-Dcportistcn" warm natürlich am lautesten, l^s ist immer leichter, ein Tvstcm anzugreifen, als es zu vertheidigen. Noch lauge vernahm ich die Phrasen von „gesellschaftlicher Ansteckung, dem Abfluß britiscker Verbrechens, importirtcr Verderbniß, das herrliche ^'and unserer Wahl in einem moralischen Düngerhaufen verwandelt, moralischem Ansscblag, maralischcr Pest" :c. ?c. Mehr als einmal hörte ich auch iu Vaudiemensland die heftigsten Neden gegen die Deportation, gegen die englische Regierung und ganz vorzüglich gegen die Ministerien der äußeren Angelegenheiten und Colo-nien, ja es kam sogar niebt selten ;u entschiedenen und uuverhüllten Drohnngen, dasi sich die Kolonien diese „Schmach und Entehrung" nicht länger gefallen lassen, und lieber zu den Waffen greifen würden. Merkwürdigerweise habe ich aber oft beobachtet, daß ein großer Unterschied zwischen öffentlichem Protest und dem Privatbenchmcn der Leute selber herrschte. Der Ornnd dafür lag nicht tief, denn gegen die Deportation zu eifern, war damals populair, Sträflingsarbcit aber selber zu benutzen, Profitabel, und Beides ließ sich ja so leicht vereinigen. In Georgetown, dem Brigbton Tasmaniens, legten wir an. Es ist ein elender Platz. Etwa anderthalb Dutzend Häuser umgeben einen binseubedecktcn Haupt- oder Marktplatz »nd aus ihnen herans hebt sich eine kleine unansehnliche iiirche. In Asien nnd Amerika würde solch 230 Flücht riurs Gefangenen. ^9. Kap. ein Nest das Hauptquartier des kalten Fiebers sein, hier aber ist es, son-derbarerweise, vollkommen gesund. Seinen Ursprung verdankt der Platz nur der Nothwendigkeit, damals einen Scebafen zu haben, in dein man, von dieser Insel aus. möglichst rasch lebendiges Vieh nach Port Phillip hiniibcrsenden konnte. Ebenso erlangte er dadurch einige Wichtigkeit, dasi er eine Militair- und Eträfliugsswtion wurde. Beide Gründe fallen jetzt weg, und das arme kleine Nest geht dem Verfall mit raschen Schritten entgegen. Ehe wir aber von Georgetown wieder abfahren durften, mußten wir uns einer Ceremonie unterwerfen, die entsetzlich nach dem absehcu-l i ä, en Pa ß sy st c,n d cs eu r o p ä i scb c u « onti n e u ts schmeckte und dem Reisenden nur zu deutlich die Thatsache in« Wedäcbtniß zurückrief, dasi er sich hier, an der Mündung dcsTamar, wirklich an dem Thor eines riesigen l^efäugnisses befand. Pin Beamter kam au Bord und wußte sich, allerdings auf die artigste Weift, mit der Lebensgeschiebte eines jeden Passagiers in äußerst kurzer Zeit bekannt zu machen. Bei solcher Vorsicht scheint es auch fast unmöglich, daß ein befangener uneutdeckt die Insel vcrlasseit könne. Und doch war das jüngst geschehen, und zwar anf folgende Art: In Lanneeston wurde eine ziemlich große Kiste auf dem Shamrok, demselben Boot, auf dem wir uns jetzt befanden, verschifft', augeblich als ein Kasten mit ansgestopstcn Vögelu und mit besonderer Bitte um Vorsicht. Damit die Ladung also nicht ;u Sebadeu käme, ließ mau die Kiste stehen bis die übrige Laduug cingestaut war; uachher stellte man sie in den für die Iwisebeudeckspassagierc bestimmten Naum. Möglich, daß der Steuermann oder siiner der Bootsleute dabei die Haud mit im Spiel l,attc. Niemand bekümmerte sich indessen weiter um die Kiste, bis man im Hafen aulangte und die Passagiere das Fahrzeug verlassen hatten. Dann aber faud man ein Bret au der Seite herausgebrochen, im Innern vc, schicdene mauenklcidungsstückc, cincn Kamm, ein Paar Stiefeln und <^„so die Ucberrestc von Sch.Mwleback und kaltem Fleisch. Die .Niste war im Innern so eingerichtet, dast neb der oder die Bewohner so bequem als möglich dort auf-halten^konnten und unter der oben aufgenagelten Adresse befand sich ein durch die,c seblau verstecktes Luftloch. I«!. K'N'-^I El» anstvalischcr Kvbsiicl. 231 Jede Ncise, die der Dampfer von Vandiemensland ilacb dem (5on-tincnt oo» Australien macht, bringt eine nicht unbedeutende Zabl von befreiten Sträflinge,! nacb ^lcu-SüdN'ales hinüber, lind eo lästt sic!^ den-ten, daß dergleichen dm Antideportisten eben nic! t angenelnu scin kailn. Eine Menge „Freie" benutzten aber ebenfalls diel^elcgcnbeit und unter dm Passagieren deö Eliamrvck ?,og besonders eine Persmilichkit, verdientermaßen , meine Aufmerksamkeit auf siä,. W war dies ein breit-stbultcriqer, kräftig gebauter Mann, etwa funftig Jahre alt, mit großem rathen Backenbart, in eben nicbt gerade eleganter Tracbt, ohne Weste, Handstbuh oder andere derartige überflüssige .UleidunaMücke. Gewöhnlich stand er, die Hände in den Tascben haltend und seine (ngarre raucbmd, au dem Schornsteine. Wenn er ader ein paar grosie, mit Sommersprossen bedeckte Fäuste hervorzog, so geschah das entweder nur, um sich eine audcre ssigarre au>ufünden, oder in einem 3ascbenbuche nachzuschlagen, und daö Taschenbucl, war der Mühe werth. That er das nickt, so schlief er gewöhnlich, oder sasi wenigstens mit geschlossenen Augen vor seiner (>aiütcuthür. Diese Persönlichkeit war cm Herr S. T. C., der iu Australien seiner enormen ^andkaufe und weit ausgedehnten Ve-sitzungen wegen berühmt ist. Im letzten Jahre kaufte er vou der Negierung für 28,000 Pf. St. Laud im Port Phillip-District, das nach dem Minimunipreis pon 1 Pf. Et. für den Acker auch genau dieselbe Ackerzahl geben würde, l^egmwärtig hatte er in seiner Kove, wie er mir selber erzählte, einen llcincn Mantelsack mit 20,000 Pf. St., davon 5000 m Gold, liegen, das er nach Melbourne nahm, um einen andern 5,'andeom-pler' anzukaufen. In Vandiemensland hat er ebenfalls schon 50,000 Acker, einen Theil davon sogar eingezäunt und url'ar gemacht, zum Theil von der Regierung, zum Theil von Privatpersonen gekauft. Jüngst hatte cr, wie er mir ebenfalls mittheilte, in Neu-Südwales 90,00l) und in Vandicmenslaud 40.000 Schafe geschoren und nacb (England etwa 1500 Vallen Wolle geschickt, was, den Ballen zu 20 Pf. St. gereclmet, 30,000 Pf. St. giebt. Er macht sich aus den Bequemlichkeiten und <^e»»sfeu des Lebens entsetzlich wenig und giebt jetzt nur seium Kindern eine gute englische lwiehung, damit sie ihn später bei seiner Erwerbsthätigkeit unterstützen können, b'r soll mit sehr geringen Mitteln angefangen haben, aber bci praktischem Blicke für den rechten Zeitpunkt zur Speculation, 232 Ein australischer Krösus. ll9. Kco. mit energischem Willen und weil er das pisen schmiedete, so lange es heiß war, kam er erst langsam, dann rascher nnd znlctzt mit Riesenschritten vorwärts. Znr Wollschur muß cr fünfzig oder sechzig von den wilden, im Walde mnhcrstreifenden Bnrschen, natürlich lantcr halbfrcic oder freie Sträflinge, auf seinem Gute zusammeubringen. Zur Schlir sind aber gerade solche Gesellen die rechten Leute. Nur richtet er es immer so ein, daß er selber gegenwärtig ist, und na ch beendeter Schur überlaßt cr den Schccrcrn ein Faß Num, mit dein sie thun können was sie wollen. Wenn Herr Clark übrigens mit seiner Wolle jedes Jahr seine 30 bis 40,000 Pf. St. verdient und die Hälfte dieser Einnabme zu Ankauf von Ländcrcien verwendet, dann mnß er in kurzer Zeit Besitzer eines nicht geringen Theils des bewohnten Australiens werden, und vermehren sich seine Schafe im Verhältniß, so wird er bald mehr wollige Unterthanen haben, als die Könige von Kongo, Mandiugo nnd Loango zusammen. Sollte siel, die Negierung wirklick, weigern, diesem Herrn noch mehr Land zu verkaufen, und man hat etwas sehnliches allerdings beantragt, so wird er jeder Zeit Privatleute genug finden, die ihm für sein Geld Land abtreten. In der That hat er in Vandiemeusland 23,000 Acker snr nicht ganz 14,000 Pf. St., also 9000 Pf. Et. unter dein niedrigsten Rcgiernngsprcisc, angekauft. Außerdem geben ihm feine riesigen Sqnattings-Gcrecl'tsanie auch über eincu euormeu Landstrich das Vorkaufsrecht. Ich meinerseits halte Herrn Clark für einen wirklichen Wohlthäter nnd wahrhaftigen Patrioten für Anstralien und mag er jetzt an Land zusannnmcnscharren soviel cr will, es wird doch die Zeit kommen, wo andere Generationen zcrstrenen nnd in alle Winde jagen, was frühere Geschlechter aufgehäuft haben. Herr Clark erklärte übrigens ganz offen und nngcstbcut, dasi er überall Sträflinge beschäftige, wo er sie nnr irgend bekmumm lönuc, und zwar viel lieber als freie, besonders noch ungeübte Einwanderer. Die Delegatcn an Bord erschraken nicht wenig, solche Ansichten und noch dazn von solcher Autorität, öffentlich entwickelt zu sehen, Cinige andere große Landbesitzer traten ebenfalls anf seine Seite, und die „Antioevortisten" bekamen einen harten Stand. Sie hatten allerdings einen ziemlich rohnsten Geistlichen anf ihrer Seite, aber 19. Kap.1 Circular Head. — Stanley. 2Ig das half ihnen Nicl'ts, und die besten Argumente prallten ab. Es giebt mm einmal Meustl'eil, die sich mit Redensarten und inoralischen Phrasen nicht bekehren lassen, mau mag thun, was man will. Alles prallt von ihnen ab, nur nicht arithmetische Resultate, die Logik von Gewinn und Verlust. Wir hatten aber auch einen Paffagier an Bord, der in seiner Heimat sehr viel Arbeiter beschäftigte und zwar. ohne die mindeste moralische Ab-neignng gegen Sträflingsarbeit, einzig und allein aus ökonomischen Rücksichten, nur freie Arbeiter. (>'s war dies der ^ommiffair der Van-diemensland-l>ompagnie. Seiner Aussage nach gab er einem freien l>in-wanderer lieber 20 Pf. St. jährlich, als einem Pasiinhabcr 9 Pf. St. Er bemerkte, daß wenigstens zwei oder drei Iabre erforderlich seien, lim einem Weber ans Manchester, einem Spinner ausNottiugdam, oder einem Londoner Taschendieb die Pflichten eines Ackcrsmanns beizubringen. Doch fort mit diesen Streitigkeiten und Beweisen für und wider Deportation, man kann aber wabrlich nicbt in Australien reisen, ohne dasi man doch immer wieder gleichsam mit Gewalt darauf zurückkommt. Nachmittags erreichten wir l'ireular Head, dieH.niptstation der Vandiemensland Agriculturgesellschaft, und ankerten in einer kleinen Bucht, die durch eine etwa 500 Fuß höbe Basaltwand vollkommen geschützt lag. Als wir uns näberten, sab der Platz wirklich aus, wie ei» gerade tl'ätiger Vulkan, deun der Mpfel des Berges lag in dickten Rauch gebullt. Man hatte nämlich das trockene Gras angezündet, um dem frischen Wuchs Raum zu gönnen. Das kleine Städtchen Stanley mit etwa einem Dutzend Häuser, liegt nahe am Hafen und zeichnet sich eigentlich nur durch ein unverhält-nißmäsiig großes Wirthshaus und eine außerordentlich kleine Kirche aus. Die Gesellschaft besitzt 20.000 Acker am Hauptquartier; ihr ganzer Landbesitz auf der Insel besteht ans 350,000 Ackern. Emubay soll, wie mich der Cmmmssair versicherte, ein kleines Paradies sein, mit einem Klima, etwa wie ein Gewacbsbaus, dessen ssenstcr geöffnet sind. Des Residenten Hans ist ein geräumiges, vortreffliches Gebäude, von einem weitläufigen Hirschpark umgeben, in dem »nächtige Rudel von Damwild gel'alten wurden. l9. Kap. zierlichen Bewobncr unserer cnglischeli Parke unter de,u Sck'atten der Banlsien und (>'nealvpten, in ^ese!lsi1'aft eiiliger prächtiger Dnrham-bnüen und einer Heerde (5,nus zusammen ästn zu sehen. Die langbeinigen !<'MW «australische Kasuare) habe» diel^eseüstbaft von grosien vicr-füßigen Thieren überhaupt schr gern und ballen sicl' an, liebsten unter ilmen an f. Einige hnndert Landzüchter nnd Arbeiter, lauter freie Leute, sind auf dem ttwind und Boden der ttiesellscbaft tbeils „angesiedelt", theils beschäftigt. Ansiedler t'ann man sie aber eigentlich nicht nennen, denn ick zweifle sehr daran, ob ein Pflng anf diesem ausgedehnten Vesiktbnm zn finden wäre. Die ^'entc sind jcdeilfalls eber Viehzüchter alö Ackerbauer. Baffes-Canal oder Strafte, die Vandiemensland von Ncuholland trennt, ist an dieser 3te!le etn'a bnndertundvierzig Milcs breit. — Nir flilnen nach Port Phillip. Port Phillip war ftüber eine blnbende Provinz der Hanptcolonie Nen-Tndwaleo. ist aber je!.;t nnter dem ibr eigentbümlicken Namen Victoria, von der Mnttereolonie getrennt nnd selbstständig geworden. Noch einmal möchte ich den Leser daran erinnern, daß Port Phillip im Iabr 1NN4 von einer englisck'en<>rpedition in teilgenommen wurde, die mit der Absicht lnerberlam, eine >3t!.ifanssedc!>ing z» gründen. Tie hatte aber ;n diesem Z>veck in aller Hast nnd (lilc einen sehr unpassenden, nnfrucbtbaren nnd wasserarmen ,^leck gewäblt, nnd ol,ne sicb weiter viel in der Nachbarschaft umznsebcn, stbisste man nach fnrzer Zeit Trnppeu und Sträflinge N'icder ein nnd nach Vandicmensland hinüber, wo sie sich an der Stelle des jetzigen Hobarttown niederließen. Dieser vortreMbstc Theil der anstraliscben Colonicn blieb solchergestalt vereinsamt nnd wurde erst im Jahr 1835 wieder von b'ngländern „in Angriff genommen." <5'i,u' An;abl vl'n Sanatters ani< Pandiemenöland. ivelcbe Raum für ibrc anwacl'stndcn Hccrden brancl'te, ging über den (''anal, nnd zeigten l'e,scre Htcnntnisi nud Ausdauer in der Wahl eines passenden Platzes, als die von der Negicrnng abgrsandte (sedition. (vi„ Herr Batman nnd seine <^efäl,rten tanftcn oder bildeten sich ein, oder tbatcn so als ob sie es sich einbildeten, daß sie eine Strecke von etwa 600.000 Ackern, zwei oder drei englische Grafschaften, von irgend einer eingeborenen und im 19. Kap.) Dir Vatman ck ssl'mv.-^csellschaft. II5 Busch rcsidirenden Firma (dm Sckwarzc von derselben Familie, „Iaga Iaga u»ld Brüder", ivie sic etwa genannt werden töilnten) gekauft batten. Die letztere Firma unterzeichnete dann auch einen regelmäßigen nnd rechtsgültigen Vertrag, in dcm „Jedermann davon in Kenntniß gesetzt wnrde," daß für cine gewisse Quantität von Decken, Messern, Tomahawks, Schec-ren, Spiegeln, Mehl^c., sowie gegen eine jäl'rlicbe Abgabe an obigen Artikeln, die eigentlichen nnd rechtmäßigen Eigenthümer ihre Ansprüche an die Herren Batman ^s^'omp. abgetreten hätten, -Docb es ekelt leinen an, solche nichtM'ürdige^oeuinente weiter zu verfolgen, deneil gemäß die armen Schwarzen, welche wahrscheinlich gar nicht wnßten, um was es sicl' Alles bandelte, aus ibrer Heimat vertrieben und durch einen Schein-lattf um Alles gebracht wurden, was sie besaßen. Die Regierung übrigens, die wobl einsah, wie werthvoll diese Ländereien später werden mußten, enttäuschte die Herren batman >K l^omp. bald über ihre vermeintlichen Rechtsansprüche, allerdings nicht zu Gunsteil der rechtmäßigen (Eigenthümer, und lehrte sie auf praktische Art und Weise den Begriff von „wildeu.ttronläudereien" kennen. Nun kam die Dcrwenteomvaguie und etablirte sich als Squatter aus dem Land; sie erwirkte von der Nen - Südwales Regierung Erlaubnißscheine, um die Weidegründe ;u benutzen. Die Ansprüche der Gesellschaft an das Land wurden jedoch später insoweit anerkannt und abgekauft, daß man derselben als Vergütung 7000 Pf. St. zusprach und aus^ablte. Diese Entschädigung war gar nicbt zu hoch, denn die Arbeiten der ersten Pioniere waren keineswegs unbedeutend. Sie hatten anfangs große Beschwerden nnd Mefaliren ausgestanden; uiehrere der ersten Ansiedler aus dieser Gesellschaft waren durch die Speere der Wilden gefallen. Was rnan auch immer über ihren Vertrag mit den (Eingeborenen denken mag, so sind es doel) gerade solcbe nnternehmeilde Männer wie Batman ^l^omp., denen (s'nglmid viele seiner werthvollsten Pesitumgen verdankt. Der Affe ist nicht das einzige Geschöpf, das sich zu den gebackenen Kastanien einer Katzenpfote bedient. Herr Wcstgarth erzählt in seinen, Vnche über Australia Mx eine merkwürdige Anekdote, die mit der Besitznahme des Landes und seiner frühesten Geschichte in Verbindung steht. „Mehrere Leute waren damit beschäftigt, inHobsonsbay. dem jchigen 236 Notizen übn- Port Phillip. s!9. Kap. Haftn vonWilliamstown, cm? einein eben angekommenen Fahrzeug Schafe ans Land zu jchaffen - sie benierkten ein wunderlich aussehendes menschliches Wesen, das sich ihnen genähert batte, und ihnen anfmerksani zn-schante. Vs war von großer Statur und wenn es anch in seiner äußeren Grichcinung sehr von den (Eingeborenen abwich, so konnte nian es doch kamn für einen Europäer halten. Der Mann saß unter einem Baum und sah den Schäfern mit einem halb blödsinnigen stieren Blicke zu, ohne sich um dieAnwesenheit der Fremden viel zn kümmern. Als man ilm anredete, thaute er etwas auf aus seiner Lethargie und wiederholte sich langsam die Worte, welche man zu ihm sprach, als ob er sich deren Sinn ins Gedächtniß zurückrufen wolle. Mit vieler Mühe bekam man endlich heraus, daß dieser Unglückliche ßiner der dnrcb, Oberst Collins vor drciunddreißig Jahren hier nach Port Phillip gebrachten Sträflinge sei. Sein Name war Buck lev. Er war Soldat gewesen und deportirt worden, weil er einen Ofsicier geschlagen hatte. Cs war ihm gelungen, mit mehreren Andern in den Busch zu entkommen und seitdem zog er mit den einzelnen wilden Stämmen im benachbarten Lande nnchcr. Seine früheren Angewohnheiten nnd Sitten verloren sich gänzlich. Man interessirte sich damals sehr für ihn: Batman selber nahm ihn unter seinen Schutz und durch das freundliche Verwenden des Gouverneurs Arthur bekam er auch seine volle Begnadigung. Aber er blieb immer sehr zurückhaltend und sprach nur höchst ungern von seinem frühern Leben. Später ernannte man ihn in Melbourne zum Constable und als er Melbourne zu verlassen wünschte, schasste man ihn nach Hobarttown hinüber. Im Iabr 1836 wurde Neu-Südwales ausgedehnt, umfaßte nun auch Port Phillip, und man schickte von Sydney ans einen Commandanten, einen Polizeidireetor »nd andere Beamte dortl'in, nm Besitz von dem Land zu ergreifen nnd eine Ansiedelung zu gründen. Die Fortschritte die,er jungen Kolonie waren außerordentlich rasch. (5in Jahr nach der Besitznahme dnrch die Regierung 1837 belief sieh die ssinnahme des Districts auf6000 Pf. St., zehn Jahr später anf 138,000, und 1850, das lctzt^Iahr iu dem es noch zu Neu-Südwales gehörte, auf 261,000 Pfund Sterlinge. Um zu zeigen, sagt der Sydney Morning Herald, wie Port Phillip, was dicssinkünfte betrifft, Sydney rasch eingeholt hat, fügen wir das Ver- 19. Kap.) Pm't Phillip und seine verschicdcnm Namen. 237 hältilisi bei, in denen die Districte zu je 100 Pf. St. zu der allgemeinen Einnahme beisteuerten: In dcr Zeit von l ^37—1841: Port Phillip ...... 8.l7 Sydney ........ 91.3 Im Jahr «850: Port Phillip .'.... 33.7 Sydney ........ öli.lZ Solcher Art steuerte Port Phillip in deu ersten Jahren weniger als ein Zwölftel zu der allgemeinen Revenue und im Jahr 1850 gerade ein Dritthcil. Kein Wunder, daß Neu-Südwalcs uur ungern solch einen wichtigen Theil sciues Selbst austrctcn und selbstständig werdeil sah. Patheil hat die junge Kolonie genug gehabt und wenn man sich auch wenig darum bekümmert zu haben scheint, wie das Laud von den Ureinwohnern genannt worden, so gab ihm Gouverneur Kiug dcu Namen Port Phillip, zu Ehren seiues Vorgängers; Sir Thomas Mitchell taufte es Australia Felix, Dr. Lang wollte das Kiudleiu Phillipsland benamst haben und zuletzt siegte Victo ria. „Florcat Victoria" ist das Motto dcr ucucu Kolonie wie „Advance Australia" das von Neu-Südwales Im Jahre 1855 hatte die Colonie Victoria bereits 350,000 Einwohner. Bei schönem Wetter und ruhiger See erreichten wir die Einfahrt von Port Phillip, die sogenannten Heads, die sich aber mit denen von Port Jackson nicht vergleichen lassen. Wir waren kaum in dcu cigentlicken Hafen eingelaufen, als wir auch beinahe wieder das Laud außer Sicht vcr-lorcu; eincu so uugchcucru Umfang hat dieses riesige Becken. Wir dampf-tcn rasch vorwärts und doch dauerte es einige Zeit. ehe wir den Strand in Sicht bekamen. Endlich ließen sich hieuud da am Horizont einzelne Baumwipfel crkcnueu, danu niedere Sandbänke, endlicl, niedere Strecken Buschlandes und zuletzt, kaum über diese erhabeu, weite Flächeil hellgelben Gruudcs, die ich, iu freundlicher Täuschuug, anfangs für reifende Getreidefelder hielt. Bald sollte ich aber erfahren, daß es einzig uud allem abgebrannte Wcidegrüude seicu; sie waren in i!,rem gegenwärtigen Zustande so nackt und kahl, wie die Sanddimen. Kein Berg, kein Hügel war zu scheu, kein einziges Zeicheil jeuer weiten Flächen und prachtvollen Weidegründe, die deu District so rasch gehoben uud seinen Ruf begründet 238 Melbourne. — Zunahme der Schafzucht. sl!>. Kap. haben. Allerdings war das Wetter ungünstig uild die Luft dick und von dem Nauck erfüllt, den jene furchtbaren Buschfeuer in damaliger Zeit über das ganze Land legten, während sie im Innern sogar noch fort-glümnten und verwüsteten, was sie erreichten. Die Bay selber umfaßt achthundertfünfundsicbcnzig Miles offenen Waffers, und fünfunddreißig Miles mnßten wir, von der b'iufahrt in die Heads an, durchlaufen. Wir ankerten endlich um SiebenUbr inHobson-bay, dicht bei der kleinen Ansiedelung von Williamstown, an der Mündung des Uarra, an deffen Ufern Melbourne liegt, aber immer noch nenn Miles von dieser Stadt entfernt. Bei niedriger Fluth war der armselige kleine Strom nicht einmal im Stande, unsern kleinen Dampfer zu trage». Der Anblick von Melbourne, das über das niedere sumpfige Land hinüber mir etwa vier Miles entfernt zn liegeil scheint, ist keines-weges frcuudlich. Die Stadt liegt sehr tief uud macht auf deu Freindeil beim ersten Anblick den Umdruck, als ob sie heiß und schwül dort eingeschlossen sei. Der Strom selber ist schmal nnd träge nnd die ganze Ansicht nichts weniger als ansprechend. Melbourne selber ist eine gnt angelegte, aber damals häßliche Stadt, mit etwa 20,000 Einwohnern. Das benacbbarte Land ist nur düun mit Bäumen besetzt, und der ganze Ort dürfte auch wirklich blos als Tl'or zu dem weiter im Innern liegenden wahrhaft vortrefflichen Lande betrachtet werden. Die guteil Lcnte in Melbourne befanden sich damals gerade in gewaltiger Aufregung, und zwar wegen ihrer Trenmmg von Neu-Südwa-ies, durch welche sie eine weit unabhängigere Stellung erlangten. Bankette und Festlichkeiten zu ßhren dieser erfrenlichen Neuerung waren an der Tagesordnung. Die Schafzucht ist, abgesehen vom jetzt gefundenen s^olde, die große Quelle des Reichthums von Victoria, äianm waren die in dieser Pcziehuug vortrefflichen Ngenschafteu des Landes bekannt geworden, als alle nur erreichbare Ländcreien und Weidegründc von den Viehzüchtern und Hcerdenbesitzern in Beschlag genommen wurden. Als min die Heerden anwüchse», sahen sich die Squatter »veiter nnd weiter in die Wildniß hineingedrängt, und da dasselbe auch in Nen-Südwales der Fall ist, so treffen sich schon M die Grenzhcerdcn der beiden Colom'm 19< Kap.) Das Squattinggeschäft. IIg ,u„ Murrav. Auch hat die Schafzucht hier mit ,veit >vcniger Hindernissen zn kampsen als in den nördlicheren Distrieten. Die Schwarzen sollen nicht mehr so bösartig sein, und sind hie und da schon bewogen worden, sic!' seller nützlichen Beschäftigungen zuzuweudeu. Der wilde Hund oder Dingo ist durch Strychnin fast ganz ausgerottet, wenigstens sehr vermindert worden, und in den besiedelteren Stelleu dürfen es die Scbäfer sogar >vagen. die Schafe Nackts nicht mehr einzuhürdeu, sondern frei nm die Hütte zu lassen. Dadnrch wird viel an Arbeitslohn erspart. In den wilderen und nördlichen Theilen ist das uatürlick uickt der ,^all. Durch die Auskockereien, iil denen die Schafe doch immer verwertbet werden tonnen, hat sich dort ein Minimumprcis von 4 5 Schilling für den Kopf festgestellt, unter den sie wohl nie wieder sinken werden. Im Jahre 1842 freilich, als die große Handelskrisis über Australien Hereinbrack, konnte man ganze Hccrden für 1 Sch. 6 P., ia selbst bis zn 9 Penee pro Schaf bekommen, ^in Käufer gestand mir selber, daß er zn jeuer Zeit eiue große Anzahl von Schasen, nnd zwar zu einem so niedrigen Preis gekauft habe, daß er durch die erste Scbur seine gauze Auölage wieder ciubracl'te. Damals war in Melbourne so wenig (Neld zu betommeu, daß silberne Toffel für den halben Werth ihres Oe-w ich ts verkauft wurden, (vine solche Zeit kehrt nie wieder. Gegenwärtig (1851) scheint der Preis für gute Schafstationeu etwa 10 Scl'illing pr. Kopf zn sein, Weidcgrund nud Gebäude eingestblossen. Mit der Nebernahme des Eigenthums übernimmt der Käufer auch die Pflickt, der Regierung die „Weidegrnnderlanbuiß" zn zahlen. (>me Station mit 12,000 Schafen würde also etwa, wie ich nntcrricktct bin, für 6000 Pf. St. verkauft, uud die Schafe allein für etwa 3000 Pf. 2t., etwa 5 Schilling pr. Kopf. Gebäude und Anlage 1000 Pf. St.; 2000 Pf. St. l'leiben dann als Angeld der Uebertragung, lind zeigen etwa deu Unterschied zwischen dem Wertbe des für Aieh- und Schafzucht und dem für Ackerbau bestimmten Lande. Wenn es übrigens wahr ist. daß Wolleim Port Phillip-District mit 6 Penee Unkosten aus das Pfund gezogeu, uud mit 1 Sch. 2 P. bis 1 Sch. 4 P. verkauft werden kann, so »niß das „Squatting" gar tein schlecktes Geschäft sein. M kommt in diesem District auch vor, daß Leute, die nicht selber 340 Das Squattinggeschäft. sl9. Kap. von vorn anfangen wollen, oder nicht Mittel genug besitzen, ganze Stationen mit einem bestimmten Inventarinm von Schafen oder Rindern pachten. Diese Päcktcr zahlen dann ein Gewisses für jedes Tanscnd Schafe (von 50 bis 80 Pf. St.) jährlich, und haben dafür die Wolle nnd den Nachwuchs, wonach sie, wenn ihr Pacht abgclanfm ist, nnr wieder die ursprünglich überkommene Zahl in Alter und Vestand abzuliefern haben, Es versteht sich von selbst, daß der Preis des Packteö gan; von den Verhältnissen des Weidcgrnndes und der Güte der Hcerdcn selber abhängig ist. Ein Passagier, der, wie nur schien, sehr „in der Wolle" saß, versickerte mich, daß er solcher Art jetzt gerade Stationen zu dem Werthe von ^600 Pf. St, jährlich verpachtet nnd dadurch Zeit gewonnen habe, mit seiner Familie drei oder vier Jahre Europa zn besuchen. Der erhaltene Pacht sicherte ihm 12 Procent von der Eapitalsanlagc *). Der Hafen von Port Phillip ist nnr höchst mittelmäßig nnd hat keine solchen prachtvollen, tiefen Werftplähe als Port Jackson. Auck das vertheuert das Verschiffe» der l^üter wesentlich und mackt cs unsicker, daß die Productc in Dichtern den Fluß hinuntcrgeschafft werden müssen. Der rasch wachsende Neicbtdnui Victoria's hat aber Mittel und Wege gcfnnden, Vieles zn verbessern und abznändern. Gee long, die nächste, ziemlich bedeutende Stadt, mit damals etwa 8000 Einwohnern, liegt am lw'chsten Punkte der Schifffahrt der Port Phillipbay. Unsere Fahrt von Port Pbillip nach Sydnen bot nicbt viel Interessantes, ausgenommen bei Twofoldbay. Dort sah ich zum ersten Male einige Schwarte in ihren Eanocs'. sie fingen gerade Fische. Diese kleinen, l'öcbst einfachen Fahrzeuge sind freilich weiter Nickis als Stücken Nindc, au den Enden etwas in die Höhe gebogen, wie sich die Kinder dergleichen etwa aus Papier macben, und En.e ^tat.on mit 1^ S^., ^ ',,'^ ^ ^^ Stuck. 19. Kap.^ Fahr-, Fifth- u»d Angchcugc del ssmgoborcnen. 241 kaum stärkn" dabei so leicht und zerbrechlich, dasi aliä, wirklich nur allein die <>ingcborenen selber darin fabren können. Die Ruder sind ebenfalls nur aus Stückcheil Rinde verfertigt, etwa so grosi wie ciile Saucicre, die ' sic zwischen den Fingern halten. Ihr Fisch- und Augclzcug besteht aus einer Holzrolle, einer Schnur, Haken und Bleigewicht und einem langen Nohrspeer mit einer Harpuncnspitze von Knochen oder gebranntem Holz und einer kleinen Keule. An einer felsigen Ufcrspitzc schwammen die drei Schwarzen, jeder in seinem ssauoc. und singen eine Menge kleiner Fische. Gu Matrose angelte vom Bug des Dampfers, gerade als t>iner dieser Leute vorüber-rudertc, einen jungen Haifisch an ciucm ausgeworfenen Haken. Der Fisch hatte aber, als er sich gefangen fühlte, das Tau um die Ankerketteu verschlungen und war nicht zu bändigeil. Der Schwarze sah das, ruderte herbei, um uus behilflich zu sein und wartete geduldig ab, bis sich der Fisch einen Aligenblick still verhielt; dann schleuderte er ihm seinen Speer mit außerordentlicher Geschicklichlcit durch die Schultern in den Leib und machte ihn so auf der Stelle kampfnnfäbig. Während die Schwarzen in der Näl,e slsebten, uahm ciu Passagier, der ihre uähere Bekanntschaft zu machen wünschte, das kleine Boot und ruderte auf sie zu. Zwei von ibnen flohen, so rasch ihre schwachen Rlider sie vorwärts bringen konnten'. der dritte ruderte cbcu-falls zum Lande, stieg aber dort aus, und blieb ruhig stehen. O, Ihr CoWNimisten, mit l^uren Meichheitsideen für die Menschheit! Wären auf dem ganzen Erdball nur diese drei b'ingeborencn gewesen, dieser Oiue würde der Herr, die anderen Beiden würdeu die Sclaven geworden sein. Bald nachher kehrte der Passagier zurück und hatte für zwei Schillinge die ganze Ausrüstung des Fischers, nämlich Canoc, Speer, Keule, nur nicht die Schnur, käuflich an sich gebracht. Wir verließen Twofoldbav wieder (nn Uhr Nachmittags am 25. Januar und erreichten Sydney am 26., 1851, am dreiuudstchzigstm Jahrestage der Ansiedelung von Neu-Süd-Wales. Australien. ' 16 242 Goldentdecknug ln Australien. ^0. Kap. Zwanzigstes Aapitel. Gold in Anstialien. — Sydney znr Zeit der (Noldentdcckung. — Das Goldficbcr. — Einschreiten der Regierung. — Ein Anoflng uach den Minen. Als ich mich eben anschickte, die Colonim wieder zll verlassen und nach England zurückzukehren, wnrdc es offenbar, daß Australien ein Goldlaud sei. Der Gindruck, den diese Thatsache aus alle Schichten der Gesellschaft machte, ist wirklich kauin zu beschreiben. Die, welche die Zügel der Negierung in Handen hielten, fandeil aus der Vergangenheit nichts, an das sie sich halten konnten. Die Arbeitgeber, von dem großen Squatter mit seiner Schaar von Leuten bis zn dem kleinen Krämer mit seinem einzelnen Gehilfen hinunter, zitterten schon bei dem Gedanken, daß diese ihre Stellungen verlassen und nach den Minen aufbrechen würden, und was sollte dann ans den Heerdcn, was ans den Geschäften werden? Die Beamten namentlich, die ihren festen n»d bestimmten Gebalt hatten, waren nicht mit Unrecht besorgt, daß eine solche Entdeckung an dem westlichen Hange der Binncngebirge, die ihnen persönlich nicht den geringsten Nutzen bringen tonnte, die Preise der Lebenomittel, der Produete und aller übrigen Waaren unverhältnißmäßig steigern mnßtc, und sie hatten sich darin anch keincsweges geirrt. Die Kaufleute, welche sich im Besitz von Waaren befanden, versäumten nicht, den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen. Mehl stieg in wenigen Tagen zu 30 bis 35 Pf. St. die Tonne «2000 Pfd.), Brot zn 7 Sch. 6 P. und 8 P. der zweivfün-dige Laib, sogar in Sydney nnd im Lande selber waren die Lcbensmittel kaum noch zu bezahlen. Nur die freien Arbeiter jlibcltcn, und liefen eben was sie laufen konnten, in die Berge, um die dort natürlich offen umherliegenden Klumpen so rasch als möglich aufzulesen. Die fabelhaftesten Gerüchte über Schätze, die man gefunden, drang täglich in die Hauptstadt, und wurden vou Solchen, die ihren Nntzen daw zn finden glaubten, eifrig ausgebeutet und womöglich noch vergrößert, obgleich das nicht einmal nöthig gewesen wäre. Sydney selber nahm im Nu einen ganz andern Charakter an; besonders verwandelteil sich die Fenster der Waarenlager, in denen die verschiedenen Sachen zur Schau ausgestellt lageil, im Handumdrehen, und 20. Kap.1 Sydney z,iv Zeit dcr Moldeitt^eckiüia. ?4I veränderten ihren Inhalt wie dnrch Zalibersel'lag. Alle gewöhnlichen Artikel, die bis dabiu fin- eine Bevölkerung wie Suduey nothwendig gewesen, wurden blitzschnell abgerissen und iu die (s'ckeu geworfen, und nur solche Sachen und Gegcustäudc mit ängstlicher Auswahl hcrvorgesucht. die von einem „Miner" gebrauckt werden konnten. Blaue uud rothe wollene Hemden, kalifornische Hüte s>'boeoladen-farbeue, breitrandige Filzhüte), Ledergürtel, „lvirkliche Goldlvasckerhaild-schuhe, Millerschuhe uud Stiefeln, wcisie und rothe wollene Decken, verdrängte» augenblicklich, selbst in den sonst abgelegenen Laden, alle anderen t^egenstände des Luxus, der Bequemlichkeit oder der stillcu Häuslichkeit. Auf den Trottmrs wimmelte es vou Spitzhacken, Schaufeln, Brecheisen, Pfannen und Topfen. Sogar die sogenannte „virgiuische Wiege," eine wiegenartigc Maschine zumAuM'aschcu des Goldes, vou der uns bis dahin nur dunkle, unbestimmte Nachricht zugekommen, stand plötzlich, wie alls den Steinen hcrausgczaubert, überall im Wege, so daß ei» fremder oder sonst etwas Zerstreuter, in dessen Ohr der Scbrei: „Gold. Gold!" noch niebt gedrungen war, recht gut bätte glauben können, eine jedenfalls mirakulöse Fluth, eine wabre Süudfluth voll Säug-lingen sei uuern'arteteru'eise über die arme Stadt aufgeschüttet worden. Die Zeituugeu wimiuelten zu gleicl'er Zeit sämmtlich von Oold-liud Miuenuachrichten uud Aufündigungen. Alle Artikel zeigten, wie die Magnetnadel nach Norden, nur dem einen Pole, dem (Äolde, zu: Wasserdichte Zelte für das Eldorado, Quecksilber für die Amalgamirung der tt^olderde, superfeines Schiffsbrot iu Zinn verpackt, Wem, Ale, Spiri-tuoscn, fertig verpackte Federkarrcu für die Minen, ciufaehe uud doppelte Gewehre uud Pistolen zur Sclbstvertheidiguug. „Fahrgelegenheit nach Dphir," Wiegen, Waschpfaunen, galvanisirte eiserne (5i>»cr tt. ?c. ?c. ?c., mit alle» möglichen <>sscnzcn, Lebe>ls>vassern lilld l^lir,iren. In der That simulirtc jeder Kaufmann für seine gerade zufällig vorräthigen Artikel einen irgend möglichen Nutzen oder Gebrauch für die Miueu beraus, kündigte sie von diesem Gesichtspunkte ans an, und alle erdenklichen Namen wnrden nun erfnuden, nm diese ilelientdeckteu Bedürfnisse iu die Welt hiuein;usänckcn. Die Uuterbaltuug iil Sydney drehte sich dabei natürlich nnr einzig und allein um den einen Punkt, das Gold. „Gehen Sie in die Minen?" 16* 244 Anziehungskraft der Goldgruben. ^20. Kap. — „Sind Sie schon oben gewesen?" ^ „Haben Sie Jemanden von dort gesprochen?" ^ „Haben Sie den neuen Klnmven cchrc 1822 wurde Kalifornien eine Provinz des revolutionism Mexico. Im Jahre 1846 eroberten es die Amerikaner, verleibten es 1847 dem großen Staatenbund ein, nnd im Februar 1848 entdeckte man schon das Gold. Vom Jahre 1846 bis 1848 belief sich die Zahl der weißen Einwohner dort auf etwa 60,000 Seelen. Am Schluß des Jahres 1849 waren 100,000 Menschen von allen Theilen der Krde dort eingewandert, nud 1853 bestand die Bevölkerung des Staates kalifor- 20. Kap.I Einschreiten dn'N^icninq. - Besteuerung des Goldgrabens. 345 mm nacb dem lvensns cms 264,435 Personen (1856 hat es nahe an 400,000 Einwohner). Das Resultat sonnte, nacb solcher Porlage, fnr Neu-Süd>vales wie überhaupt für die australischen Kolonien allerdings mir ein günstiges sein, nnd der b'rfolg bat das anch in der That gezeigt. Vs war eigenthümlich nnd bockst interessant, die Wirkung zu beobachten, welche die erste, noch nicht verbürgte Kunde der (^oldentdeckung auf die verschiedenen Charaktere bervorbrachte. Die Vorsichtigen vermutheten einen Betrng. die Mistrauiscben gingen sogar noch weiter und behaupteten, die ganze Sache sei nur von den Kaufleuten in Bathurst erfunden worden, lim Kunden anzuziehen. Die in Sydney ansliegenden Mold-eremplare seien ans (Kalifornien, nnd hier nnr irgendwo eingescharrt nnd wieder ausgegraben, nm eine Masse von Leichtgläubigen in's Land hin-einznlocken. Selbst die Negiernng nahm Anstand, gleich auf den ersten Lärm hin zn handeln, da das Kanze sich doch am b'nde wohl nicht bestätigen möchte, nnd dann pdictc nnd Proelamationen, die man vorzeitig erlassen, leicht lächerlich gemacht werden konnten. Die Furchtsamen prophezeiten schreckliche Scenen von Mord nnd Plünderung in den Minen, „Vnsch-rahndschung" auf den Landstraßen, Davonlaufen der Famlicnvätcr. Die Heißblütigen, überhaupt die Sanguiniker, nnd dies waren bei Weitem die größte Mebrzabl, stürbe» sich dagegen glcicb in einen ganzen Ocean goldener Träume. Einige begannen alle erdenklichen Arten von Tpccula-tionen, Andere ließen Alles, was sie besaßen, im Stich, oder verschleuderten ibr ss'igcntbum um einen Spottpreis, nm nnr rasch eine binlängliche Smnme Weld zusammenzubringen, sich vollständig für die Minen auszurüsten, — nnd fort waren sie. Am 20. Mai endlich erließ die Megiernng eine Proclamation, in der sie alles in den Kolonien gefundene Wold als der Krone gehörig erklärte nnd Jedem mit gerichtlicher Verfolgung drohte, der nnbefngt danach graben würde, sirlaubnißscheine sollten aber natürlich gegen eine mäßige Abgabe demnächst ausgegeben werden. Der Preis für diese sirlanbnisischeine oder l^0N5c!5, wie sie genannt wnrden, war anf30 Schilling für den Monat festgestellt, die vorausbezahlt werden mußten, sis bedürfte schon einer nicht unbedeutenden 246 Die Goldgruben -Polizei. ^U. Kap. Summe, um die Kosten für Polizei und Ueberwachung in der Goldgegend zu bestreiteu. Unglücklicherweise war das einzige, in Neu-Südwales dienende Regiment gerade von 900 auf 640 Mann redueirt, und die schon vorerwähnte so nützliche berittene Polizei aufgelöst worden. Die Legislatur sah sich deshalb genöthigt, so rasch als möglich eine Anzahl dieser Leute wieder zusammen zu bringen. Zu gleicher Zeit wurde für den Gold-distriet ein Commissair der Kronländereicn ernannt, der sich augenblicklich nach Bathurst begab, und mit einer kleinen Schaar berittener Polizeidiener Ordnung in den Minen halten nnd die Zahlung für die ssrlanhnisistbeine in Empfang nehmen sollte. Die Bewohner von Sydney fürchteten allerdings, daß diese wenigen Mann nicht im Stande sein würden, in den Bergen und zwischen drci-oder viertausend Minern, von denen die Hälfte bewaffnet war, die Qrd-nnng aufrechtzuerhalten, viel weniger eine Taxe einzutreiben, die selbst den britischen Unterthanen neu und fremd war. Dennoch ging Alles ruhig und vortrefflich ah nnd Gewaltthaten kamen fast gar nicht vor, oder doch nnr in sehr einzelnen und seltenen Fällen. Am Sommcrhillereek übten die Männer allerdings gleich in der ersten Zeit eine 'Art Lyuchgcsetz aus, indem sie einen jungen Burschen, der seine Gesellschaft bestohlen hatte, vom Flusse wegpeitschtcn. Die wenigen Polizeidiencr hielten die Ordnung eigentlich mittelbar ausrecht, indem sic den Verkauf von Svirituosen unter feiner Bcdiuguug gestatteten. Erlaubnißscheine dafür wurden gar nicht ausgegeben, und das gute Betragen der Miner ist vor allem Andern der erzwungenen Mäßigkeit zuzuschreiben, h'in Betrunkener mit einem geladenen Gewehr ist ebenso gefährlich wie ein toller Hnnd. Außerdem liegt übrigens selwn hinlängliches Nisieo für Leben und Gliedmaßm darin, daß die Lentc dort in Zelten nnd Neisighütten wohnten, m denen eine Unzahl geladener Gewehre überall weggepackt und untergebracht waren, während die meisten Leute mit solchen Fcncrwaffcn mcht einmal umzugehen wnßten. Am 1. Inni wurde gemeldet, daß sicb etwa zweitausend Personen in den Minen befänden, und ungefäl'r ebenso viele sollteu »uterwegeö sein. Anch wnrde ein Bericht über den durchschnittlichen Tagesertrag aufgestellt, 20. Kap.1 Zuzüge zu den G^ldüm,?,,. — Das ttjuldsieber. <)4? der sich von 10 Schilling bis zu 1 Pfund Sterling für den Kopf belief; das blieb aber immer eine sehr problematische Berccbuung, denn unter den (^oldwäscbern >oaren gewiß nur sehr wenige, die einmal ausnahmsweise getrcn angaben, was sie gefunden hatten. Die Miner bildeten merkwürdige Zuge auf den Straßen', mit schwer und wunderlicb bepackten Karren zogen sie, meist bis an die Zähne bewaffnet, den Bergen entgegen. Manche sahen crMirt ans, Andere schienen sich ihrer Absichten fast ein wenig zn schämen, Alle waren fest entschlossen, „ihr Muck" einmal zu versucben, möge nun darans werden was da wolle. In l^onlbonrn, Maitland nnd anderen Districten wnrden zn glei-cber Zeit fi'ir die, wclcbe dort ebenfalls tt^old entdecken wnrden, Beloh-ilungen ausgesetzt, nnd es war das auch eine ganz richtige Politik, da die liegenden dadnrch nicht allein ihre Bewohner bei sich behielten, sondern sobald bei ihnen (Nold entdeckt worden, aucb noch ans den benachbarten bounties Zufluß der dortigen Bevölkerung erwarten dnrftcn. Die Zeitungen ermabnten dabei die Ackerbau treibende blasse um Gottes willen, bei ihrer Bescbäftigung ausznharrell und sicb nicbt von dem l^oldwahn-sinn fortreißeil zu lassen. Lieber Himmel, die hatten gnt predigen! Wer irgend fort tonnte, ging, uud wer nicht fortkonnte, ging ebenfalls; dasselbe Zeitungsblatt, das die guten Ermahnungen brachte, meldete zn-glcich, das« bis zn demselben Datum etwa fünfhundert Familien in Tyd-nev von ibren Familienvätern verlassen worden wären. Das Goldsieber war stärker gewesen als die eheliche und väterliche Zärtlichkeit. Diese erste Hitze verrauchte aber bei Manchen sehr rasch, nnd schon Ende Juni sah ich californische Hüte und rothe Hemden wieder bei alltäglichen Beschäftigungen in den Straßen von Sydney, ein Beweis, daß es ihre Eigenthümer satt bekommen hatten, sich oben in den Bergen ohne l5rfolg umherzutreiben. Andere aber wünscbten dafür noch desto eifriger Lehrgeld zu bezahlen. So kaufte ich von einein Droschkenkutscher, der im wahren Sinne des Wortes anf die Minen brannte, anfangs der Woche ein recht gutes Pferd für 12 Pf. St., nnd am sinde der Woche bot er mir selber 16 Pf. St.. wenn ich es ihm wieder überlassen wolle, sir war abgekühlt worden, nocb ebe er die Minen erreichte, siinc Menge von Len-ten, die ihm in sehr traurigem Zustande begegneten, mochte wohl viel 248 Frühzeitige Goldcittdectuiig i» 2lustrallcn. ^20. Kap. dazu beigetragen haben, seinen leichten Anfall von ttwldfieber zu heben. Ich verkaufte das Pferd später wieder in einer Auction für 22 Pf. St. 10 Sch., nachdem ich mit ihm fertig war, das heifit, nachdem es mich in die Minen und wieder zurückgetragen hatte. Eine merkwürdige Thatsache bleibt es, daß das . Kap.) El» Ausflug nach den (Noldmiiicu. ^4^ Winter nocl, nickt gesehen batte, und das eigenthümliche Aussehen Derer, die ick' auf der Straße überholte, oder denen ick mich begegnete. Es waren fast lauter lMdgräber. Der Winter überraschte mich übrigens auf dem Zipfel des Lambey-berges mit einem derben Schneegestöber, nnd das war mir allerdings etwas Neues, denn ich hatte in fünf Jahren feinen Schnee gesehen, l^s war aber ein häßlicher, nngemüthlicher, nasser Schnee, der auf dem Regenmantel schmolz, so wie er ihn berührte', hie und da nur sammelte sich eine kleine Wehe an der Südseite umgestürzter l^umbänme. Die l^oldmanic, so tol! im Anfange, fing an, gegen stnde Juni sckon bedeutend nachzulassen. Das Wetter wurde hockst unfreundlich, kalt, naß und stürmisck, Lebensmittel stiegen zu enormen Preisen, da sie nur mit äußerster Schwierigkeit über das (Gebirge geschafft werden tonnten. Der Sommcrhillercet, bis dahin der Hauptplatz für die Miller, trat aus seinen Ufern, und mit einem Worte, lhold schien nickt soviel da zn sein, als man erwartete nnd außerdem bot das Mincnleben weit mehr Schwierigkeiten und Entbehrungen dar, als der größte Theil der „Ooldwäscker" sich eingebildet hatte. Die Meisten mochten wohl geglaubt haben, daß sie bei einem Nackmittagsspaziergange ihren „Tagelohn," das heißt so und so viel Unzen, aus den Felsen mit einem Taschenmesser herausarbeiten und die Nuggets *) schcffelweis, wie Kartoffeln, auflesen könnten. Aber sie mußten bis an den (Gürtel im Wasser stehen, oder mit Spitzhacke nnd Schaufel vom Morgen bis zum Abend schwer arbeiten, um vielleicht ihren Lebensunterhalt zu erwerben. So begegnete ich denn auck auf meinem Wege schon etwa dreihundert Männern, die entmuthigt, mürrisch und finster aus den Bergen zurückkamen und die bevölkerten und civilisirtcn Theile dcr Colonien wieder aussuchten. Die Meisten hatten, nur nm in die Minen aufbrechen zu können, vorher Alles verkauft, was sie besaßen, nnd sich Zelte, Waschmaschinen nnd Handwerkszeug dafür angeschafft, nnd nachher Alles wieder ebenso in den Bergen verschleudert, um mit zerrissenen Kleidern zu ^ ') Nugget ist ein rem australisches Wort für deu. dasscll'e. was in C.ilifonilen Lump b^utct D> >,!"chc» ssav-mcr haltt» bio dahin daö Wort fm ein rccht fettes unbch,M>cl>c. Thier (runt) gebraucht. 250 Der Goldklumpen des Doctor Kerr. I2U. Kap. ibrcn alten Beschäftigungen zurückzukehren, ßinige hatten Gold bei sich, „nicht der Rede werth," wie sie meinten, Andere das ihrige im ersten Wirthshaus, das sie erreichen tonnten, verspielt und vertrunken. Manche sahen wirklich so wild und verzweifelt aus, daß ich, als sie näher kamen, an meine Pistolen dachte. Sie kehrten zn ihren verlassenen Familien zurück, aber kcineswcges in einer Stimmung und in Verhältnissen, die viel häusliches Glück für die nächste Zeit versprachen. Ich bemerkte, daß Viele wie schen an den ihnen Begegnenden vorbeiglitten, und im Anfange schrieb ich das der Scham über ihre getäuschten Hoffnungen zu, die sie in der Brust verscblossen-, später aber crfnhr ich, daß es die Tchen vor einem ganz allgemein gewordenen Spottruf war, der den Meisten auch wirklich entgegentönte, nnd zwar: „Hallob, Jack (in den Minen wurde Jeder, dessen Namen man nicht kannte, Jack genannt), hast Du deine Wiege verkauft?" Mne solche Frage, die des Tages vielleicht hundertmal an sie gerichtet wurde, war ihnen immer ein moralischer Dolchstich. Dieser Rückschlag, den die Miner bekamen, und der sie für kurze Zeit cntmuthigt hatte, sollte aber bald wieder einem nencn und allerdings unerwarteten Aufschwung Bahn machen. „Haben Tic schon gehört, daß oben ein Klumpeil von hundert Pfuud Gewicht gefunden worden ist?" rief mir ein Bekannter, dem ich auf der Straße begegnete, statt des Grußes zu. Hundert Pfund Goldes! Der M^nn scherzte, wie ich glaubte, und doch hatte erNecbt, denn in Bathurst sollte ich bald nicht allein die Bestätigung hören, sondern eben diesen Klumpen mit eigenen Augen schen, mit eigenen Händen betasten. Bathurst war dadurch rein toll geworden, und das Goldfiebcr mit erneuter, furchtbarer Stärke zurückgekehrt. In, Anfange glaubte man allerdings, daß Jemand in dem „neuen" Goldfelde am Turon sich den „un,chuldigcn Scherz" erlaubt habe, mit ciucm hnudcrtpfündigcn Nugget zu prahlen, um die Goldwäscher dorthin zu locken; aber schon der nächste Tag bestätigte die Sache, und H. W. Suttor psq. M. (5. brachte in einem Blechtastcn den nämlichen Klumpen in unleugbarer Gestalt zur Stadt. Der Klumpen war in drei Stücke gebrochen, die ganze Masse hatte zusammen hundertscchs Pfund reines Gold gewogen. 20. Kap.) beschichte des gvrßcu (^ldlliimpcns. ^51 Die s^cschichtc dieses Fundes, dic Tausenden auf's Neue i» wilder Hast Spitzhacke lind Schaufel in die Hand drückte, war die folgende: Vor einigen Tagen fam ein Schwarzer, der in der Wellington-Mission erzogen worden und seit etwa sieben Jahren im Dienst von W. I. Kcrr zu Walawa gestanden batte, nacl, Hause zurück, und brachte seinem Herrn die Nachricht, daß er auf den Weidegründen, während er die Scdafe hütete, einen großen Klumpen des gelben Metalls, von welchem man jetzt einen so großen Lärm mache, gesunden habe. Da von weiter Nichts als von Gold in der ganzen Nachbarschaft geredet worden, so hatte dieser Schwarze mit seiner A.r,t draußen ebenfalls umhergesucht uud geklopft , und zwiscben einer Anzahl von Qnarzblöcl'en zuerst einen gelben Punkt cutdeckt, der daraus hervorschaute. Er schlug ein Stück davon ab, und in demselben Augenblicke lag der Schal) vor ihm. Ohne sich lange zu besinnen, eilte er zu seinem Herrn, um ihn davon in Kenntniß zu setzen und das gefundene l^old zu seiner Verfügung zu stellen. !>!-. Kerr versäumte denn auch, wie man wohl denken kann, keine Zeit. So schnell ihn das Pferd dahin bringen konnte, war er an Ort und Stelle, und bald darauf lagen die Quarzblöcke, welche den Schatz enthielten, zu Tage. Der größte von den Quarzblöcken hielt ungefäbr einen Fuß im Durchmesser, wog fünfundsiebenzig Pfund im tanzen und enthielt sechzig Pfund reines (hold, die anderen beiden Stücke waren etwas kleiner. Leider zerbrach 1>. Kerr die Masse, um sie besser transportiren zu können, in kleine Stücke, und beging damit einen gewaltigen Fehler. Als <5xem-plar wäre das große Stück unschätzbar gewesen, denn etwas Aehnliches hat die Welt bis jetzt noch nicht geboten. Das größte Stück gl'icb im Anseben einer Houigscheibe oder einem Schwamm und bestand aus Stücken Boldes, das wie tn'stallisirt aussah. I»,-. Kerr gab dem Schwarzen und dessen Bruder für diesen glücklichen Fund zwei Heerdm Schaft, zusammen etwa fünfzehnhundert Stück, zwei Reitpferde, Lcbensmittel und einen Zug Stiere, um damit das Land urbar zu machen und Kartoffeln oder Mais zu pflanzen. (5'iner der Brüder begleitete den Goldzug in die Stadt, und schien nicht wenig stolz auf den Antheil zu sein, den er an diesen, Fund hatte. 252 Goldfieber in Bathmst. ^y. Kap. Ich selber l'in kein Anbeter des goldenen Kalbes oder des Mammons überhaupt, aber ich muß gestehen, daß ich beim Anblick dieses mit einem Male gebobenen Sebatzes dock' unwillkürlich Spitzhacke und Scban-ftl vor meinem innern Auge herumtanzen sah. Ich suhlte jedenfalls die ersten Svmptomc des Fiebers, und beschloß, die nahe Krankbeit augen-blicklicl, und von ^rund aus zu beilen, und ^war mit einem Tage wirk-liä, harter Arbeit, die miob auch bald vollständig cnrirte. Jedenfalls bat sich Dr. Kerr mit dem Zcrbrecken seines Schatzes und durä, den raschen Verkauf desselben entsetzlich im Liebte gestanden. Barnum in Amerika wurde in wenigen Ial'reu 50 000 Pf. St. damit verdient haben, indem er den,ttlumpen in Amerika und Europa mit dem Schwarzen, der ihn gefunden, nnd der Satteltasche, in der er fortgetragen wnrdc, gezeigt, nnd dann zuletzt für das Doppelte der Summe verkauft hätte, welche Dr. Kerr dafür bekommen. Herr Hardn, der Moldeomissair, schilderte den Doctor, als er von ihm sprach, aueb nicbt etwa als den M'ickliebcn, der in einer Stunde 4000 Pf. St. gewonnen, sondern als den Unglücklichen, der 40,000 Pf. St. dadurcb verloren habe, daß er sein uuverhosstcs «Hlück nicht besser benutzte. Vathnrst war, wie stbon gesagt, wirklub rein toll geworden, d. h. es wäre das geworden, wenn uock> Jemand in der Stadt geblieben wäre. Aber was Arme zu arbeiten und Beine z» laufen batte, machte die Augen 5u und stürmte im wahren Sinne des Wortes in die Gegend binauf, wo das 6wld gefunden war, um die ganze Quarzregion dort oben, freilich wie sich auswies, mit sehr geringem ssrfolg, zn macada-misiren. Von Bathnrst aus nahm ich dann meinen Weg mit dem Steuereinnehmer Wrecn nach Sommechillcreek: dieser Beamte batte dort eine Station, von wo aus cr die sirlaubnisiscbeine an die Goldgräber ausgeben nnd den Betrag dafür eincassiren sollte, sis war das übrigens ein höchst mühseliges nnd kcinesweges leichtes Geschäft, und fast Jedermann sehr geneigt, jene ^oldwäsckn, die siel, der Bezahlung mt-zicben wollten, zu begünstigen und ihnen fortzuhelfen. Daß die Arbeiter dabei einander die Hand reichten, läßt ficb denken, »ud gewisse Zeiä'en und Töne, z. B. das Krächzen eines Naben, waren unter ihnen verab- 20. Kap.1 Die Ophminimi. <,ZI redet worden, um die Annäherlülg des gefürchtetcn Beamten zu melden. Wer sich dann verbergen tonnte, that es, mW flüchtete theils in irgend eine Schlucht hinein, oder setzte sich auch blos als Zuschauer aus die Ufcr-bant, und sah dann einzelnen Wäschern, die ihre Taxe bezahlt hatten und sich sicher wußten, zn. No der Commiffair aber Verdacht hatte, und cine von den ohne Erlaubniß waschenden Goldgräbern zurückgelassene „Wiege" fand, zerbrach er diese und nahm Men damit die Möglichkeit, ihre Arbeiten weiter fortzusetzen. Der Sommcrhillftuß, der im Sommer mir eine Kette von Naffer-löchern bildet, war so weit über seine Ufer getreteil, daß die meisten Arbeiter den Platz verließen und nach den neu entdeckten Minen deo Turon übersiedelte. Der Anblick der Ophirminen war, als ich sie erreichte, keinesweges ermuthigend. Zwei Drittheilc der elenden zeitweiligen, aus Zweigen und blinde errichteten Regendächer standen leer und verlassen, viele Feuer an noch bewohnten Plätzen waren vom Regen ausgelöscht worden, und die mit Goldwäschen beschäftigten, ^eutc sahen aus, als ob sie die Nacht in einem Schlammloche geschlafen hätten. Der „Commissairs-Creek," wie er jetzt genannt wird, oder Eau de Cologne Gully, wie sein früherer, etwas poetischer Name war, mündet am rechten Ufer in den Hauptfluß, und dort in der Nähe, am Zusammenfluß der Lcwislachm mit dem SommcrlMrcek, ist die Stelle, wo Hargreavcs das erste Gold entdeckte, und diese Stelle hat sich auch, bis die Regen einsetzten, noch immer als sehr reich uud goldhaltig ausgewiesen. Ja mau beabsichtigte sogar den ganzen Fluß abzudämmen, und so auch die im Bett des Stromes verborgenen Schätze zu heben. In Kalifornien ist dergleichen an vielen Stellen mit großem Erfolg, wenn auch oft mit sehr bedeutenden Kosten wirtlich geschehen. Das ganze Ufer des Stromes war aber hier nicht allein umgewühlt und durchlöchert, sondern auch die Bergwände waren in Angriff genommen, als ob eine große Hccrde von Rüsselträgern dort Wurzeln gegraben hätte; „Wurzeln in der That," wie ein uuglücklichcr Goldwäscher sagen würde, nach der „Wurzel alles Uebels." Nachmittags ging ich mit dem Commiffair nach dem Creek hinunter; 254 Der Goldcommisscnr und scin Assistent. >20. Kap. dort waren nur uoch weuig Arbeiter bescbäftigt, uild diese schicnm zumeist in einen, bedanernswcrthen Zustande zu seiu. Zufällig kamen wir zu einem verdrossenen und höchst mürrisch aussehenden Burschen, dessen abgewendetes Gesicht mit klaren Worten sagte: „kein Erlaubnißschcin." „Habt Ihr eine Licenz?" fragte ihn der Assistent-b'ommisssair. „Nein, Sir/' erwiderte der Manu finster, „ich bin nicht gesund genug zum Arbeiten und habe kein Geld, eine Licenz zu bezahlen." „Dann kommt auch fort von dein Creek," lautete die unbarmherzige Antwort, „Ihr habt dort Nichts zu suchen." Der Mann gehorchte langsam und augenscheinlich ungern, aber er gehorchte doch. Der Commissair und sein Gehilfe hatten dort oben nur etwa funf-zcbu Constables zu ihrer Unterstützung, Soldaten waren nickt näher als in Sydney, wo die sämmtliche Mannschaft kaum zum Dienst in der Hauptstadt ausreichte; trotzdem ist damals nocb kein Beispiel offener Widersetzlichkeit gegeil die von der Negierung eingesetzten und nur so schwach unterstützten Behörden vorgekommen. Die ^eute wnsiten aber auch recht gut. das? ein einziger Aufrus der Behörden im Nothfalle rasch genug eine hinreichende, sehr gut bewaffnete Schaar achtbarer Personen zur Anfrecht-haltuug der Gesetze herbeirufen konnte. Einmal allerdings weigerte sich ein wild aussehender Bursche, der vielleicht gewohnt war, in manchen anderen Sache» seinen Willen durchzusetzen, nicht allein offen, die Licenz zu bezahlen, sondern auch seinen Arbeitsplatz zu verlassen, und Herr Hardy, ein entschlossener Mann, hielt das für eine gute Gelegenheit, nm der Nachbarschaft gleich ein praktisches Beispiel zu geben. Olme sich lange zu besinnen, sprang er in die Grube, in welcher der Bursche arbeitete, hinein, hielt ihm ein gespanntes Pistol vor den Kops und verhaftete ihn im Namen der Königin. Der Widerspenstige wurde dann, vollkommen zahm, mit Handschellen versehen, und von einem Constable abgeführt. Eigenthümlich ist der entschieden demokratische Charakter der Goldwäscher, die hier alle, was auch vorher ihrc gesellschaftlichen Stellungen im Leben gewesen sein mögen, ans einer, nnd zwar gleichen Stufe stehen. Kaufleute und Kutscher, Gerichtspcrsoucn und Sträflinge, Gentlemen, 20. Kav.) Dcmofratischer Charakter der (ttoldwäschcr. 255 die nur zu ihrem Spaß die Wiege schankeln, um später davon erzählen zu können daß sie nach Gold gegraben haben, und wirkliche Arbeiter, Friseure, Köche, Schneider, Advocatcn, Schuster, Aerzte, Musiker, Matrosen, sogar hie und da ein wirklicher leibhaftiger Lord, der sich auf seinen Neiscu hierher verloren hat, diese Alle wirft Arbeit und Zweck in eine Pfanne, und schüttelt sie gemeinsam durcheinander, uud der Fremde, welcher hier zwischen diese vollkommen gleichartige Sammlung von cali-fornischen Hüten, wollenen Hemden und Wasserstiefeln geräth, weiß nie, mit welcher blasse er es gerade zu thun hat. So traf ick selber manche bekannte Gesichter nntcr den rauhen, entstellenden Värten und breitrandigen Hüten, ohne gleich zu wissen, wohin ich sie thnn sollte, bis sie mich freundlich anlachten oder anredeten. Uebrigens fand ich bald, daß die Goldwäscher im Allgemeinen ziemlich vcrseblossen und keineswcgcs geneigt waren, sich mit jedem Fremden in eine Unterhaltung einzulassen, besonders wenn es ihren b'rfolg in den Minen betraf. Die, welche w enig fanden, schämten sich, es zu bekennen, und die Glücklichen mochten nicht den ersten besten Fremden zu ihrem Vertrauten machen. Aber bald entdeckte ich einen Ausweg. Epc- hatten schnell genug gcmcrlt, daß sie mit dem Auftauf des rohen Goldes ziemlich gute Geschäfte machen konnten. Die Woldwäscher andererseits hielten es für wünschenswert!), ihr Gold an Ort nnd Stelle gleich gegen geprägte Münze zu verkaufen. Die di-rectc Frage: „Wollt Ihr (5ner Gold verkaufen?" verfehlte deshalb selten oder nie die Lcntc zu einem Gespräch zu veranlassen. Außerdem war das wirtlich gar kein übles Geschäft, und wäre ich früher auf den Gedanken gekommen, so hätte ich eine gan; hübsche Snmme verdienen können, da das Gold bald nach meiner Ankunft in den Minen um mehrere Schilling die Unze stieg. In Opl'ir hätte ich irgend eine Quantität für 3 Pf. St. bis 3 Pf. St. 1 Sch. die Unze kaufen können, wofür ich, wenn ich es selber mit nach Sydney nahm, 3 Pf. St. 7 Ech. tt P. bekam '). Allerdings batte ich damals noch keine Anstalten für das nöthige Capital getroffen. *) Die feste Goldvalnta von die Anstmiier l'emi hten. die Sicher. ^b/,l n' d.? "f "".>^b zu den Californischen hervorznlieben, ^ l d'e cal,s.r>n,ch. Wi,,hsch,ft s.viel as mbqlich zu verschreien, st n Äl, lF"", 'ü ^" d""^" Minen unbewacht, und es Z't'einUHn w^' '"" '" "" "'l' "^»c. zu.ebund^e^ 20. Kap.) Goldreichthum australischen Quarzes. 261 hatten hier die Miner ein furchtbares Schauspiel, ss'in Schwarzer, der dort oben, am Nande des Abgrundes hin, nach dicscm flüchtigen steinen Wilde jagte, glitt alls, verlor seinen Halt und schmetterte, von Absatz zu Absatz fallend, in die Tiefe nieder, wo er vollständig zermalmt ankam. Das (Holdwaschen wird bier genan anf dieselbe rohe Weise wie in Kalifornien betrieben, und ein großer Theil des feinen (holdes muß natürlich dabei verloren gehen. Das kann aber nur einige Jahre dauern; dann werden jedenfalls diese roheil Wiegen praktischen Maschinen und Werkzeugen weichen. Schon damals begann die Amalgamirnng mit Quecksilber. Dies Metall war aber nur schwer zu bekommen, und Cali-fornien hat darin bis jcht nock den sehr bedeutenden Vorzug, daß dort fast zu gleicher Zeit mit den, «holde, sehr bedeutende Quccksilbcrminen entdeckt wurden. Australien ist jedoch ein so außerordentlich nietallreiches Land, daß es auch sebr wahrscheinlich nicht mehr lange dauern kann bis dieses, znm (holdwaschen so nöthige Hilfsmittel, irgendwo aufgctncben wird. Jedenfalls lohnt es der Mühe darnach zu suchen. Die zermalmten Quarz blocke der australischen Minen haben ausgezeichnet reiche Proeente gegeben, selbst wenn vorher, mit den allervor« trefflichsten Mikroskopen, aucb nicht die Spur von (hold darin entdeckt werden konnte. Jedenfalls bat Australien ftbon den uugeheuercn Vortheil durcb seine (Holdentdeckung gewonneil, daß es nicht mehr vom Mutterland über die Achsel angesehen wird und das, was es bis dahin vergebens erbeten, jetzt einfach fordern kann nnd darf. (Ebenso erhält es zu gleicher Zeit, was es vor allen Ländern der Welt so nothwendig bedürfte: eine zahlrcicheBevölkerung, obue dieselbeerst durch große Opfer erkaufen zu müssen; die Leute kommen nnn von selber. Auch die nach Californieu Ausgewanderten kehren zurück. Das Sträflingssystem gegen Australieu fällt, selbst ohue alle Antideportationversammlungen von sel' ber weg. (lugland wird sich hüten, seine Sträflinge nach seiner (hold-eolonie Hinüberznsenden. Ebenso hat Australien bis jetzt umsonst vom Mutterland Dampfbootverbindnng erbeten. Dampfer werden anch ohne weitere Bitte von allen Seiten kommen. ssür Neu-Südwales besonders kam diese Goldentdeckung zu einer höchst günstigen Zeit, ia man kann wirklich sagen vor Thorschluß, da es eben höchst ungünstigen Zuständen entgegenging. Durch die Trennung 262 Erste Goldtransvorte nach England. ^20. Kap. und Unabhängigkeitserkläruug der Nachbarcolonie Port Phillip oder Victoria, war nämlich Nen-Südwales seiner rechten Hand beraubt worden, und der Verlust der liukeu stand ebenfalls in der angedrohten Absonderung von Moretonbcw bevor, das, als ein ausgedehnter Weidc-district, bis jetzt sein Thor iu Sydney gehabt hatte. Alle seine reichen Anhängel waren dem armen Neu-Südwalcs genommen, oder drohten noch sich von ihm zn trennen, uud es ging jedenfalls einer trüben oder doch wenigstens nicht hoffnungsreichen Zukunft entgegen, als ihm plötzlich der Goldsegen in den Schoos fiel. Es hat nun alle Ursache, sich seines guten Glücks zu freuen, und wird den größtmöglichsten Nutzen daraus ziehen. Am 23. August meldete eine Sydneyzeitung, das „Goldcircnlar", daß bis zn jenem Tage für 47,488 Pf. St. Goldwerth von Australien nach England verschifft worden seien. Der (llphinstone nahm 25,000 mit; macht zusammen 72,488 Pf. St, Daß eine solche Summe nach England eingeführt wurde, erschien finanziell oder politisch als sehr unbedeutend, wichtiger aber war die Thatsache, daß in zwei und einem halben Monat eine solche Summe ans einer Colonie versendet werden konnte, deren ganze Bevölkerung noch nicht einmal 200.000 Seelen betrng. Ncu-Südwalcs triumvhirte übrigens noch über sein Gold, im Vorzug vor den anderen Kolonien, besonders Victoria's, das sich gerade von ihm getrennt hatte, als auch von Melbourne die Nachricht kam, daß im Port Phillipdistrict reiche Goldmincn lägen. Jetzt wetteiferten beide Plätze untereinander, um die fabelhaftesten Gerüchte über ihre Schätze zu verbleiten, und die armen Goldwäscher, welche auf dem Sprunge standen nach einem oder dem andern Orte aufzubrechen, waren eine Zeitlang m Verzweiflung, weil sie nicht wußten, welchen sie wählen sollten, das heißt in welchem die größten Nuggets wohl möglicherweise zn finden wären. Indessen wurden überall frische Minen eröffnet, überall fand man Gold, und als in den Städten eine Moldescorte" nach der andern eintraf, wurden die Leute erst recht goldtoll. Am 9. November brachte die wöchentliche ssöcorte vom Verg Alexander 6486 Unzen, von Vallarat 2117, 619 Unzen für Geelong und ^o. Kap.) Goldtöl-mteu. 263 916 Unzen für die Regierung, im Oanzen 10,138 Unzen. Am nächsten Mi.twoch wnrdcn 12,106 Unzen eingeliefert. Am dritten 16,669 oder 133) Pfd. Ocwicht lind an, vierten brach sogar dec Karren, der die gewaltige Last zn tragen hatte, unterwegs zusammen, nnd die Escorte kam erst einen Tag später in die Stadt; brachte sie doch diesmal, als wöchentliche! Ertrag vom Berg Alerander 23.750 Unzen, von Vallarat 2224 Unzei, für (Neolong 682, i>» tanzen die enorme Masse von 26,656 Unze,, oder 1 Tonne. 221 Pfd. Gold. VonMelbonrne wurde berichtet, dasi dit (f-seorte nur etiva den dritten Theil des im Wanzen gewonnenen Goldes wöchentlich einlieferte, und es läßt sich denken, wie selbst rnbigc Leute, solchen gewichtigen, nicht mehr wegzuleugnenden Thatsachen gegenüber, auch niebt langer ibre Nuhc und MeiclMltigkeit zu bewahren vermochten. Was bis dabin noch bei der ^eder oder (llle, bei seinem Werkzeug oder sonstiger Arbeit ausgehalten, warf Scburzfell nnd Comptoirrock bei Teite, drückte sich einen califoruiscbcu Hut auf die Ttirn, und lief, was es eben lanfen tonnte, in die Minen hinauf. Zwischen 20 bis 30,000 Goldgräber waren damals allein im Vietoriadistriet in den Ver-gcu versammelt, die Städte nnd Ländereien lagen mensebenleer, nnd die Lohne der Arbeiter und die Heuer dc,-Matrosen waren fabelhaft gestiegen. Am ineisten und mit Recht fürchteten die großen Eqnatter für ihre Hecrden, da sie unter solchen Verhältnissen keine Möglichkeit sahen, ihre Heerden z» schceren lind andere nöthige Arbeiten vorzunehmen, zn denen sie viele Arbeiter gebrauchten. Zum Mück für sie siel aber dieser erste (Voldsturm nkl't gerade in die Schlirzeit. Als diese eintrat, hatten sich schon Manche die Hörner abgelaufen mid eingesehen, daß das Gold doch eigentlich dort nicht nur so blos zum Auflesen in den Minen lag,imd cmch nock etwas mehr dazn gehörte, dasselbe zn bekommen, als blos einen Minerhut aufzusehen, und eine Spwhacke anf die Scbnlter zu nehmen. So sahen sich auch wirklich die meisten Squatter im Stand, ihre Arbeiten zu reckter Zeit verrichten zu köunen und der „Wollernte" standen wohl noch immer Schwierigkeiten, aber lciue wirklichen Hiuderuisse mehr im Wege. Wie beträchtlich übrigens die («oldausfuhr stieg, beweisen die neuesten Berichte, nack denen von Melbourne allein im Jahr 1854 88 Tonnen (ü 2000 Pfd.) 8 (seutner Hold verschifft wurden. 264 Abreise von Australien. Ankunft in England. ft0. Kap, Das Schiff, auf dem ick, mit mein«' Familie Passage genominen und auf das ich meine sämmtlichen Sacben geschafft hatte. lag auf c»cn 15. August zur Abfahrt angekündigt im Haftn. Als ich mich nux an Bord verfügte, kann sich der Leser meinen Schreck deuten, als ich erfuhr, daß auch nicht ein einziger Matrose zurückgeblieben, sondern die ganze Mannschaft, mit Ausnahme der drei Stenerlelite und drei siajntsjnnM, in die Minen hinanfgelaufen sei, oder wenigstens in der Stadt velstcckt läge. Ich hatte meine Wohnung aufgegeben, meine sämmtlichen Mciblcs, Pferde,e. verkauft uud wabrlick keine Lust das Schwinden desWold-fiebcrs in der lsolonie abzuwarten, ehe ich die Heimfahrt antrete».' sollte; was aber jetzt machen? Unser großes, rnndbänchiges Schiff war bis unter die Lu^en zu einem geringen Theil mit Wolle, zum andern mit Talg, Häuten, Hörnern, Hufen und solch fataler unangenehmer Fracht beladen, und der ssavitam wirklich in Verzweiflung. Umsonst wurde Land - und Wasserpolizei in Bewegung gesetzt um die Flüchtigen wieder zu bekommen. (5in paar kamen allerdings von selber zurück, nachdem ihnen Alles gestohlen worden, was sie besaßen, und als sie es in den ekelbaften Verstecke,, zu Sydney nicht länger aushalten konnten und wollten; aber es war kein Gedanke daran, mit den paar Menschen einen so weite Seereise zu uuternehmen. Glücklicherweise lag gerade dcr Ncgierungsdampfer Acheron im Hafen von Sydney und war im Begriff seine Mannschaft zn entlassen, über die er verfügen konnte. Sir Evcrard Home, der Mitleid mit uns hatte, übermachte uns also fünfzehn gute Matrosen, allerdings zu dem hohen Lohn von 4 Pf. St. 10 Sch. pr. Monat und doppelter Grogration. So hoch hatte das Gold die Preise hinaufgetrieben. Am 34. August hob das Fahrzeug endlich die Anker, am nächsten Tag verloren wir die australische Küste alls Sicht, und erreichten am 11. Januar 1852, nach einer verzweifelt langen Ncise um Cap Horn, England. Beilagen. I. Meteorologie.*) l847 Register ^ 1849 Register Monate R H Monate R Z " ss. ^ F. !! j " F. " F. Januar 102 64 Januar 86 59 Februar 85 64 Februar 80 56 März 88 59 März 97 56 April 79 54 April 75 47 Mai 76 45 Mai 69 42 Juni 65 39 Juni 65 40 Juli 6 38 Juli 70 39 August 70 38 August 74 38 September 78 40 September 74 43 October 78 43 October 90 46 November 99 50 November 85 50 December 78 50 December 85 48 *) Die Beobachtungen wurde» auf Smith Heath. 24N Fus, i'bel dem Meeresspiegel, bei Sydney angestellt. In der Stadt selbst ist die Temperatur immrr um einige Grad höher. II. Go ld-ti cense. Juli l85l. Der Inhaber ds................hat'an mich gezahlt die Summe von 1 Pf. St. 10 Sch., als Territorial-Revenue, und ich ertheile ihm hiermit die Erlaubniß zu graben, nachzusuchen und Gold fortzuschaffen von irgend einem solchen Theil der Kronländereien innerhalb der Grafschaft von Bathurst, als ich ihm im Monat Juli dieses Jahres anweisen werde. Dieser Erlaubniß schein muß, wenn verlangt, irgend einem Regierungsbeamten vorgezeigt werden. Commissmr. >> III. Besiedelte Districte. Name dei Abtheilung Neu-Südwales Census 1851 Männlich« Weibliche Bevölkerung Total Bevölkerung Grasschaft Argyle 202 487 376 25ft, 1322 189 91 206 489 408 273 804 130 30! 3,23 2342, 5455 Bachurst 244 515 437^267,1703 480 92 24l, ',«5 447 320 932 140 21 3738 2667 6405 Al>,'V' Zl 84 59, 42 348 76 10 43^ 82 55 23 140 9 2 650 354 1004 ^usdane k? 130 117! 65 4^0 175 29 68, ,52 126 79 223 40 I 1044 639 1733 Camden 402 88, 8,9 483 ,691 70« 190 386! 915 837 5K6 ,250 262 75 5372 4291 9663 ^°°l 119! 279 32!, 208 598 295 114 145, 326 320 212 437 122 45 > 1934 1607 3541 Cumdtlwn» 2488^6779 6544 4085 15460 4923 1756 2509- 6672 6775 6129 13584 2664 746 42Ü35 39079 81114 m"^7. ^ 720 721! 373 1662 517 75 382 779 710 372 1066 227 38 44l4 3514 7928 Aorg.ana 61, 148 ,14. 74 40! 112 23 62 153 91 50 197 34 5 933 592 1525 A.«^ '28 313 295, ,95 734 164 42 109j 283 242 137 425 70 12 ,871 1278 3149 2"'"" " 93, 108, 68 ,75 99 39 35 96 99 51 122 29 9! 622 441 1063 M^,,^i. ^ ^^ l''" ''^ ^^ ^ 43 9l 212 236 98 323 63 6> 1476 1029 2505 M^« <-I '^ 1""! "4 337 117 66 65 146 157 84 228 41 14! 902 735 1637 Nnr,!'>^!'„<,n5 «?5 ^^ ^^^' ^^> ^ 306 48 ,5l 335 277 165 526 100 ,6! 2316 157« 3886 Norlmnberl.nd 614, 1436 1361, 718, 2989 979 183 59N 139, 1314 852 2232 461 87 8260 6927 15207 «m?,^k 3"> »5" ^''I ''' 's'^ '" ^ ^'^, '''" ^" 17 76 24 2 433 241 674 U sw^. 3-! ^" '^' ^^ ^40 ,68 52 95 2,8 179 127 34, 51 8 1519 1019 2538 W^M' «^ '? ?3? '"^ ''" 5"' '"s 34 9? 205 21» 136 337 79 8 1500 1072 2572 Nssm?,^'.„ ?5 ?3 ^"! ''" ^^! ^'" '" 60 "0 100 55 209 46 4 995 614 1609 Vwn7.« i«I ',^ ^^ «^ 233 ,13 34 6? 136 1,6 64 201 36 7 912 629 1541 Stanley 194, 336 279 ,65 1762 180 25 ,62 346 240 262 785 42 i, 2941 1846 476? Summa der defies i >---->-----',-----1----l-----l--------------—!---------1----^-----------"<----— delten Distncle j>5541 l383l>12875!7762!33555l, 0442>2984 5528!i3694 12989 1U»72l24438 4670>II45 87010 72536 159546 IV. Unbe siedelte District e. Name der Abtheilung Acu-Südwales Census l851 Männliche Weibliche Bevölkerung ! Total Bcvölkeiunü , Squatting - Distritte A'sb 38 88 81' 45 ,^.12 145 16! 34 84 58 zh 141 17 <>! «><)-. °««----77^7 Claicncc 48 123 99 ?I 683 87 5! 76 126 9° ^2 '»3'. 21 , 11?« «^ ! ^.^ Darlmg Downs 65. 89 Kb 96 1229 139 2«! 51 96 56 47 206 14 '» !^4 H«3 ^ii! Lachlan 116 242 203 135 848 267 5«, 99 243 160 1^4 3"^ 61 9 !«^ 1^? ^°^. L,vciv^'l.(ibenc 69 118 132 103 1106 213 24> 56 135 120 48 2'' 25 5 176'. ^n ^n? ^^e,,Swn. " " " " '" " 1 " '" '" '" '2 ^ ^ 'H fill 'Z^ M°"w«(oxe!. "' "^ ^^ "" "" '"'" ^ "^ '^ '"0 147 483 67 11 2283 1406 3689 ^l""ley» 2 5 8 11 191 13 4 3 5 7 7 15 1 .,^4 ,n ^« Mlliiumbilgee 149 382 304 196 1744 283 54 141 342 2^6 1-.7 -.9? ^1 11 ,11^ ,-u »?I? »»», »°».«I,»»,„» «42?>,^7,,I44»»!«»47^4,e«? l2o,>»,3»li «2«! 155!°, 14,84 !»«2» 27«»2 2042 I!«» I«622»«I«I4 ,«7243 Register. Anweisungen 55. Armindale 154. Auctioncn 14. Ausschmelzcrcien 103. Australia, Felix 237. Austral. Neger 80. Bangaru 11«. Bathurst 73. Bathurst-Ebenc 72. Berittene Polizei 56. Birnbäume 106. Blackheath 53. Blauen Berge 50. Blumen 20. Botanischer Garten 18. BoMupfe 134. Bumerang 81. Vunlyv 146. Buschfrüchte 128. Buschleben 112. 113 ff. Vusch-Patois 76. Büschrähndscher 54 ff. Cocatn-Iusel 33. Canobola-Gcbirge 127. Ccder, rothe' 173. Circular Head 232. Colonialgeschlchte 37. Conobery 77. Damper 117. Darlington 187. Deportation 24 ff. Deportatioussustem l77 ff. Deserteure 54. Diebstähle 86. Dienstboten 116. 139. Dieustlöhue 121. Dingo 70. Dudu 126. Diirrc 106. 163. Eaglehawtneck 215. Ehemarkt 132. Eisenbahn 217. Eingeborene 77. ff. Eiulochcreien 103. Eisengang 53. EiSlellcr 192. Emancipisten 42. Emil^M'cue 49. Engländer 85. Exocarpus 52. 270 Fairy Meadows 167. Feldrosen 207. Female Factory 46. Ferupalmc 151. Flaschenbürste 21. 52. Flicgcuplage 117. Frauen. Sträflinge 209. (Yeelona, 240. Gefängnisse 76. Geflügel 118. Oeorqelowu 229. OeseNschaft 8. Geschichte Australiens 37. Ooldentdcckung 243. Goldklumpen 251. Goldwäscher 225. Govcttöspruug 64. Mrüne Blume 20. Gumbäumc, blaue, 218. HMschjagd 135. Handel mit Pferde» 105. Hartley Townsbip 66, Hassaus Mauern 66. Hawkeöbury. ff. 49. Hieleman 82. Hirschgeweih-Orchidee 151. Hobarttowu 189. Hospital 221. Hove, Michael, 201. Hunde, wilde, 70. Illawarra 164. Junes-See 146. Kängeruhiagden 124. Käugernliratten 125. Kakadu, schwarzer. 65. Kauuibalismus 83. Karawanen 51. Register. Kenuedy's Expedition 95 ff. Kerrabcrg 174. Klima 159. Königs Ebene 126. Kriegstanz 78. Krouläudeveien 43. Landläufe 109. Launceston 228. Maccinane-Hafcu 144. Mäuuerzuchthaus 225. Mahagony 148. Marieninsel 186. Melbourue 238. Missioncu 93. Mosquitos 140. Mount Lambcy 71. Nepcanfluß 49. Neu-Euglaud 147. Ncu-Norfolk 208. Nutzhölzer 52. Dbstbänme 106. Ochscntrelber 120. Ophirmlnen 253. Pachtpreise 109. Packetboote 141.' Paramatta 38. 35. Penrith 48. Pferdezucht 105. Psiauzcuwuchs 20. Polizei 56. Polizei, schwarze, 90. Port Arthur 2l3. 219. Port Jackson 6. 36. Port Mac^uaile 145. Port Pbillip 234. Prelscouiant 11. Register. 271 Ncgcn 163. Niesenfciczeubaum 172. Rindviehzucht 104. 118. Nose. Austral. 20. Nothe Fliesser 125. Num-Einelite 40. Schäfer 119. Schäfereien 153. Schilde 82. ' Schuabelthier 117. Schwäne 169. Schwarze, zahme, 92. Speere. 80. Squatters 87. 107. Squattersystem 108. 110, Squattermagnaten 112. Stacheluesselbaum 173. Stanley 233. Stauborkaue 23. Stockmen 119. Sträflinge 225. Sträfliogsfactorci 209. Streitaxt 81. Strohutbande 13. Sullivans ssol'c 189. Sndncy 35 ff. Sydney Cove 36. Tasmaus Halbinsel 213. Theater 13. Tobins ^ioch 147. Tomahawk 81. Ueberweisungssystem 38. Vandiemensland 188. Verbrccherschiffe 183. Vcrguügun^e» 133. Victoria 237. Victoria-Pasi 65. Viehzüchter 102 ff. Waddy 81. Waffen 81. Wambul, Fluß. 73. Warutah 65. Wasserfall 64. Wassermangel 69. Weihnächte», austral.. l62. Wellington 123. Wettrennen 134. Wirthshäuser 47. 67. 75. Wollsäcke 127. Wollougoug 165. Zeitungsannonce» 15. Znchthänser. DlUlt der M'i'fchen Vuchdiuckerel !n Üelpzlg. Besonders empfehleuslvertlie Werke theils fiir die Jugend, - theils für Erwachsene, welche slch sowohl durch anerkannt trefflichen Inhalt, bildend fiir Geist, als durch schöne Ausstattung und billige Preise auszeichnen. Verlag von G. Senf's Buchhandlung in Leipzig. Zu beziehen durch aUe Buchhandlungen. Ländergeschichte. Die Weltgeschichte in Biographien von Dr. A. Geister. :l Nändc. Neue elegante Ausgabe. I8t»5. 2 Thaler. Tasselbe Wert in ^ elegante Halbfrzdände gebunden 2 Thlr. 20 Ngr. Geschichte von Belgien. Von H cndrik E onscicncc. Mit Stahlstich: 0>imont'ö Tod nach dc Hoy. Elegante Ausgabe. 1805. 4 Thaler. Geschichte Dänemarks bis ans die neueste Zeit. Von F. A. Allen Mit dcm Portrait ^hriMan s lV. nach .N. v. Mandcrn. Ncue sehr elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Geschichte Norwegens. Von Andreas Faye. Mit dem Portrait Pctcr Tordcnskjold's nach Dcnncr. Elegante Ausgabe. 1805. 1 Thlr. Geschichte Frankreichs. V^n ss. dc Äonncchosc. Mit dcm Portrait ^tichelicli's nach Phil. Champagne. Reue scln' elegante Ausgabe. 1805. 1 Thalcr. Geschichte Tpaniens. Von Ascargorta. Mit dem Portrait Philipp's li. nach Van der Wcrff. sslcgante Ausgabe. l865. 1 Thalcr. Geschichte des russischen Neichs von I. H. Schnitzt er. Deutsch von Dl-. Ed. Vurckhardt. Elegante Ausgabe, 1605. 1 Thaler. Geschichte des osmanischeu Reiches von Pouiou l a t. Mit dem Portrait Abdul Mcdschid's nach Dussault. Neue sehr elegante 'Ausgabe. 1805. 1 Thaler. ' " ^schichte der nordameritanische» Freistaaten. Von E. WilNards. Mit dem Portrait Washington's nach Longhi. „.^tcue'ehr elegante Ausgabe. ,805. 1 Thalcr. Geschichte von Indien von Th. Kcigbtlc y. Übersetzt und bis auf die neueste ^cit fortgeführt von ^.Seybt. Neue sehr elegante Ausgabe in 2 Vänden. 1805. P^is I Thlr. in Mr. Geschichte einzelner Abschnitte. Der Hansabund. Von vi-. Gustav Gallois. Mit dem Portmit Jürgen Wullcnwebcr's von Milde. Neue sehr elegante Geschichte bis zum Tode Karl's I. Von ^ranz Guizot Mit dcm Portrait Karl's l. Neue sehr elegante Geschichte Nich^ (sronNvells und der Wiederherstellung des Königthums in Ongland. Von Franz Guizot. Mit dem Portrait des Generals Monk. Elegante Ausgabe. 1805, 1 Thaler. 2 Gescknchte einzelner Abschnitte. Geschichte der Februar-Revolution. Nach A. de Lamartine -Mit dcm Portrait ^amartinc's. Elegante Ausgabe. 18l',5. l Thaler'. Geschichte Italiens. Aus dem Englischen des N. H. Wrightson Mit dcm Portrait Pius IX, 1805. 1 Thaler. Aus dem Feldlager in der Krim. Briefe des Timcscorrcspon-dcutcn W. Russell. Deutsch bearbeitet von Jul. Scybt. Neue sehr clcgalttc Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Geschichte der Kalifen. Vom Tode Mohamcd's bis zum Einfall in Spanien. Von Washington Irving. Neue sehr elegante Ausgabe. 1805. l, Thaler. Garibaldi's sseldzug in beiden Sicilian. Bericht eines Augenzeugen, Von Eap, Forbes. Deutsch von I. Scybt. Neue elegante Ausgabe. '/-, Thaler. Das Türtische Reich in historisch-statistischen Schilderungen Von Molbcch, Chesncy und Michel sen. 18L5. 1 Thaler. Biographie Attila und seine Nachfolger. Von A med^e Thierry. Deutsch Von l)r. Ed. Vurclhardt. Neue sehr elegante Ausgabe in 2 Bänden. 18«5. 1 Thaler Kl Ngr. Geschichte Karl's des Großen. Von Johann Friedr. Schröder. Mit dem Portrait Karl's des Groftcn nach Albrecht Dürer. Neue sehr elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Geschichte Kaiser Maximilian's I. Von Karl Haltaus Mit dcm Portrait Maximilian's nach Albrecht Dürer, Neue elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Johann «o«h und das Eoncil zu Costnitz. Von E. de Nonne- chose. Mit dcm Portrait Johann Huh'. Neue elegante Ausgabe. 1805. i Thaler. Geschichte des Kaisers Karl V. Von Ludwig Storch. Mit dem Portrait Karl's nach Tizian. Elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Geschichte Friedrich's des Großen. Von Franz Kuglcr, Mit dcm Portrait Friedrich's nach Schadow. Neue elegante Ausgabe. 1805. I Thaler. Geschichte Kaiser Joseph's II. Von A. Groh-Hoffinger. Mit dcm Portrait Joseph's. Neue sehr elegante Ausgabe. 1805. 1 Thlr. Erzherzog Karl von Oesterreich. Von A. Groß-Hoffinger. M't dem Portrait des Erzherzogs Karl. Neue elegante Ausgabe. iy<»O. I Thaler. Geschichte Karl des Zwölften. Von Andr. Fryxell. Mit dem Portrait Karl's. Neue sehr elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Geschichte Gnstav Adolph's. Von Andr. Fryxcl l. Mit dcm Pottratt Gustav Adolph's nach Anton van Dyk. Neue elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Geschichte des Herzogs von Marlborough und des spanischen Grb,olgetricges. Voi, Alison. Mit Portrait. Neue elegante Ausgabe. 18l>5. 1 Thaler. Geschichte der Königin Maria Stuart. Von F. A. Mignct. Mit dcm Portrait Maria's nach ^ucchari. Ncuc sehr elegante Ausgade. >805. I Thaler. Nelson und die Seekriege von >?M-ll8l:l. Von I. dc la Graviere. Mit dcm Portrait Nelson's nach Abbott. Neue sehr elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Biographie. ?. Geschichte des Kaisers Napoleon. Von P. M. Laurent. Mit dem Portrait Napoleon's nach Dclarochc. Ncile sehr elegante Ausgabe. 1805. i Thaler. (beschichte Peter's des Grausamen von Castilien. Von Prosper M6ri„n>c. Mit dcm Portrait Peter's nach A. Carnicero. Neue sehr cl.gantc Allsgabc. 1605. 1 Thaler. Geschichte Franz Hforza's und der italienischen Gondottieri. Von !>>'. i^r. Steher. Mit dem Portrait Sforza's. Neue sehr elegante Ausgabe. 1805. l Thaler. Veben Lorenzo dc' Medici genannt der Prächtige. Von Nill. Noseoc. Deutsch von Mdr. Spiclhagcn. Mit dcm Portrait Lorenzo's. Neue sehr elegante Ausgabe. 1805. '/» Thaler. Geschichte Peter's des Grotzeu. Von Eduard Pelz(Trcumund Wclp>. Mit dem Portrait Peter's nach Lc Noy. Neue elegante Ausgabe. 18li5. I Thaler. Geschichte des Kaisers Nikolaus I. Vom Grafen de Beaumont- Vassy, Mit den, Portrait Nikolaus', qcstochcn von Wcgcr. ^tcue sehr cicaantc «luögabe. I8«»5,. I Thalcr. Der falsche Demetrius. Von Prosper M. Deutsch von I. Scybt. Äicuc elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Länder- und Völkerkunde. Drei Reisen um die Welt. Von James Cook. Neu bearbeitet von ssr. Steg er, Neue elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Eine Weltumseaeluna. mit der schwedischen KricMrcgattc „Eugenic." Von N. I. Andcrsson. Deutsch von Kanncgicsicr. ^ieue elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Die Krim und Odessa. Ncise-Erinncrungen von Prof. Dr. Karl Koch. Neue elegante Ausgabe. 1805. l'Thaler. Süd-Nutzland und die Donauländer. Von L OlipHant, Shirley Brooks. Patrik O'Brien und W. Smyth. Neue elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Reise-Erinnerungen aus Sibirien von Prof. vr. Christoph Hansteen. Deutsch von D>-. H. Scbald. Neue elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Die Kaukasischen Länder und Armenien. Von Curzon. Koch, Maeintosh, Spenecr und Wilbraham. Neue elegante Ausgabe. 1805/ 1 Thaler. Wandcruna.cn durch die Mongolei nach Thibet von Huc und Gäbet. Deutsch ! von Karl Andrec. 160o. l Thaler. Wanderungen durch das chinesische Neich von H uc und Gäbet. In deutscher Bearbeitung von K, Andrec. 1803. 1 Thaler. Mungo Part's Neisen in Afrika von der Westküste zum Niger. Neu bearbeitet v. i>>-. ssr. Steg er, Elegante Ausgabe. 1805. 1 Thlr. Die afrikanische Wüste und das Vand der Schwarzen am obern ??il. Vom Grafen d'Escavrac dc Lauturc. Vtcue elegante Ausgabe, 1805. 1 Thaler. 4 Länder- und VMertlmdc. Südafrika und Madassaskar geschildert durch die neuen Ent-dcctungsrciscndcn namentlich Livingstone und Ellis. Neue elegante Ausgabe. 1805. l Thaler. West-Afrika/ Seine Geschichte/seine Zustände und seine Aussichten. Von I. Lcighton Wilson. Elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Die Ostsee und ihre Küstenländer. Geographisch, naturwissenschaftlich und historisch, geschildert von A. von Ehcl. Neue elegante Ausgabe. 1805. ! Thaler 10 Ngr. Reisen im Nordpolmeere von F. El is ha Kent Kane. Uebers. von I. Seybt. Neue elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Wanderungen durch Texas und im mexikanischen Grenzlande. Aus dem Englischen des F. L. Ölmstcd. Elegante Ausgabe. 1865. ITHlr. Buenos-Ayres und die Arnentiuischen Staaten. Nach den neuesten Oucllen. Herausgegeben von Karl Andrcc. Neue elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Central-Amerita (Honduras, San Salvador und die Moskitokuste.) Von Sguier. Deutsch herausgegeben von Karl Andrec. Neue elegante Ausgabe. !8<',.',. 1 Thaler. Wanderungen durch Australien von Oberstlieutenant Charles Mundy. Deutsch bearbeitet von Friedrich Gerstäcker. Neue elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. . .^ Iwei Neisen in Peru. Gegenwärtiger Aufschwung und Zukumt dieses Landes nach den neuesten Entdeckungen geschildert von Clemens 3t. Markham. 1865. Preis i Thaler. Naturkunde. Der Geist in der Natur. Von H. C. Oersted. Deutsch von Prof. Dr. Kannegießer. Mit Portrait. Neue elegante Ausgabe in 2 Bänden. 1800. .1 Thaler 10 Ngr. Naturschildernnaen von I. F. S ch o u w. Deutsch Von H. Zeise. Mit Biographie und Portrait des Verfassers. 1805. l Thaler. Chemische Bilder aus dem Alltagsleben. Nach dem Englischen des James Johnston. Neue elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Die Witterunaslehre zur Belehrung und Unterhaltung für alle Stände von Hr. G. A ^ahn, Neue elegante Ausgabe. 1805. 1 Thlr. Naturlehre. Von D>-. E. C. Brewer. Nach der 8. Aufl. des cngl. Originals V. Oi-. O. Ma rbach. Elegante Ausgabe. 1805. 1 Thaler. Klassiker «nd Volksliteratur. Sophokles. Deutsch von O. Marbach. Nebst einführender Abhandlung. Die griechische Tragödie und Sophokles mit erläuternden ^3« Nü"^" und Anmerkungen. Elegante Ausgabe. 1800. 1 Thalcr. U,,.s! ^w"ss."Med. Neuhochdeutsche Ucbersctzung von Oswald 5«!^l.lA' ncb,t einführender Abhandlung. Das Ätibelungenlicd Inhaltsangab?""^^ ^kssagc mit Anmerkllngen und ausführlicher ^^.^"^^^"^"^cha^- "^n Charaltcrbild"deVBöhmcn, lnN^V^ ^^^^ l" 'hren Märchen. Sagen, Geschichten. NNVN Sprichwörtern. Deutsch bcarbeittt v. Wen zig. ^ ^ ^^^^"^.3euc elegante Ausgabe. 1800. 1 Thaler. !?,.?l ^ ^'5> ?I^V^5te. Inhalt: Die Frithjofssage. -Axel. — Die Ätachtmahsskindcr. — Gedichte — Deutsch Von U.!!."!^ "^^^"^' MitVlograpbic und Portrait des Dichters. Neue elegante Ausgabe. 1806. i Thaler. Druck von 6. «. !>l,ium^,in !n Veipjig. Druck von C. G. Naumaun in Leipzig