. » „/reihtit, Wililjlait, Aittiii str IUe." Str ISI Freitag, I. St»ve«ber IV«?. 'H VI. Jahrgang Die ^Marburger Aeituttg- erscheint jeden Sonntag, Mittwoch und Areitag. Preise — für Marburg: ganzjährig f, fl., ljaldjährig sfl.. vierteljühriq 1 fl. 50 kr. für SnsteNung ins Haus monatlich 10 kr. -» mit Postversendnng: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fl.» vierteljährig '.i st. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Tinschaltnug mit lv, beijweimaltger mit 15, bei dreimaliger mit Lv tr. berechnet, wozu für jedeSmallge (Linschaltung L0tr. Jnseraten-Ktempelgebühr kommen. Z»r .gi'schichte de« Taqes. Das neue Schulgesetz, welches vom Al»geordnnen guten Theil des Zweckes dieses Gesetze» unerreichbar machen würde, nnd voUetibS das Grundgesetz übtr die allgemeinen Rechte der Staatsbürger soll auf baNnäckigen Widerstand stoßen. Zeigt das Abgtordnetenhaus auch in oirser graae sich nachj^'eliig. N'ie bisher, dann iverden die „Herr.n" ilircn Wilici» _ »g' . . durchsetzen — lvenn nicht, so bleibt nur das einzige Mittkl. einen Herrenschub vorzunthmrn. tvelcher diesen Beschlüssen oie Melist^rit des Oberhauses stchcit. Der kroatische Landtag, welcher „demnächst" einberuskn Iverden soll, lvird nach der provisorischkn Wahlordnung bestehen: 1. aus den Erzbischäfen und Vischüseu beider Landestirchkn. dann dem Agramer Domprobst. — serner den ivirtlichen Obergespänrn und Komitat» Verwesern und dem Turopoljer Vrastti, endlich aus den stimmberechtigten Magnaten; 2. aus 66 Voltsvertretern Civtl - Kroatiens (43 Abgeordneten c uS dcn Ko«ttoten «Ad SS Vertretern der Städte und priviligirten Märkte ) — lDie SS Vertreter der Militärgrenze lverden nur dann, wenn sie durch ausdrücklichen Vesehl Sr. Majestät dazu berufen werden sollten, am Landtage theilnehmen.) Die Vertretung Datmatiens ans detn kroatisch» slovonischen Landlag kann erst dann stattsinden. wenn das gegenseitige Verhültnlb dieser Königreiche im Ä^ereinbarnngswege gesetzlich geregelt und von der Krone genehmigt worden. An der russisch.galizischen Grenze wird es sehr lebendig. General Totleben weilt seit acht Tagen in Polen und nimmt die nach den neuesten Regeln der Kriegsknnst im Ausbau begriffenen Ertveiternngsbanten der Festungen in Augenschein. Sämmtliche Festungen des Waischauer Militärbezirks werden mit gezogenen Hinterladern versehen nnd trotz der sehr hohen Getreidepreise lverden die Magazine mit Proviantvorräthen gefüllt. Hinterladerkanonen, Munition und Wnffcn »Verden nach Beffarabien geführt, wo jüngst der Großfürst Alexander Truppenschau abitehalten. Das große Lager von Powonsk wurde vor Kurzem ausgelöst und die Truppen zogen großtentheilS nach Rußland zurück; jetzt liat sich plötzlich, ohne daß »nan weiß lvodurch, die Lage der Dinge geändert: die russischen Regimenter kehren in großer Zahl nach Polen zurück und sollen ijier sür den Winter verschiedene große Lager beziehen. Eines derselben wird bereits in der Nähe von Kalisch hergestellt. Hört man die Urtheile der russischen Offiziere, so solltc man meinen. eS sci mehr aus einen Kampf gegen Oesterreich, als gegen die Türkei abgesehen, indeffea mag m der großen Erbitterung gegen Oesterreich woljl daS BorgtljtN dkr Polen in Galizien Anlaß geben. daS im Gegensatz mit der vollständigen Riederhaltung der Polen im Königreiche stellt. Die jungen Polen verlassen noch immer schaarenweise daS Land und ziehen durch Galizien nach der Türkei, tveil sie der festen Ueberzeugung sind, daß eS im nächsten Flühjahr zu einem EntscheidungSkampse in der orientalischen Frage kommen werde. Der Ausstand in Rotn begann in dem Augenblicke, als der Papst sich getveigert. die Adresse der 12 00V Römer in Erwägung zu ziehe». Die Aufregung erreichtc den höchsten Grad, als man erfuhr, das Kardinal Anto»»elli Befehl gkgeben. die Anreger der Adresse »u verhasten und gegen die Gemeinde' Beamten, ivelche die Adreffe überreicht, einzuschreiten. Man versichert, daß 200.000 Zündnadelgetvehre aus Preußen erwartet werden, um die italienischen Truppen damit.zu bewaffnen. Lntiet und Resse. Bon S. (Schluß.) Der Cousul schlug die Hände über dem Kops jusammen. „Welche Grundsätze." rief er. „welche Schamlosigkeit ! Mir scheint, ich lerne hier eine moderne Ehe vom leinsten Waffer kennen! Mein Haus brennt in allen vier Ecke»! Mein Gott, ist Vas eine Wirthschaft!" Louise ließ sich mcht ans der gaffung bringen. „Bester Onkel." rief sie. „wolle» Sie sich ärgern, um krank zu werden? Bedenke» Sie Ihre schwache Gesundheit!" „O, tnei« Kopf, «ein armer Kopf> Diese freche Person, mit der ich es so gut meinte, lacht über mich!" Alezandtr begriff die Absicht des jungen Mädchens ; er glaubte sie »ntetstützen zn «üffen. „Herr Konsul," rief er, „das ist wahrlich abscheulich!" Louise »vars ihm einen verachtenden Blick zu. ^Herr vo» Gindhei«. Sie wislen nicht, was Sie sagen! Und Sie. «ein lieber vatel. ter Sie die Gebrü»che der gntea nnd feinen Gesell« schaft nicht tenaei. »dge» Kch b«r«hige». denn es ist in Ährer tensche» Solitnd» dnrchaus Bchts vorgefalien, das Sie dennrnhigen könnte. Bei «einer Ehre! Worten Sie nnr. in tnrzer Zeit sind wir die beste» Freunde vo» der Welt. Adieu. Herr tzo» Vl»dhej«! Wir sehe» nn» wieder! Laffe» Sie »icht so lange ans sich warten t" Lonise schlüpfte in das Nebenzimmer »»d schtoß die Tt»nr tzi»ter sich. „Äch ersticket Ich ersticke!" rief der Äonjul. „Wie habe ich mich in dieser Krau ßetä»scht! Wenn fie jetzt, nachdem fte kan« acht Tage verheiralet ist. solche Dinge treibt, was wird fie in einem Jahre beginne» 7" »Herr Eonsnl. das ist in dei Thot ein seltsames Betragen!- sagte NteLander. s. ^Uh. da sind Sie jn mit Ihrem Menschenhaffe, mein Herr! Ihre Manier z» fassen, gejällt mir!" ^.Jch habe mich von d eser Sirene verführen lassen. Die größten Männer habe» Augenblicke, iu denen sie schwach sind — ich errölhe.i daß ich nicht befier auf meiner Hut getvesen — aber ich ichwöre Ihnen,' mein Herr, daß ich sür Ihre Richte stets nur daS Gefühl hegen werde, das die Ehre vorschreibt." „Herr, meine Nichte ist verheiratet!" brüllte der Eonsul. roth vor Zorn. „Um Ihnen zu beweisen, daß ich an Madame Dewald nicht mehr denke, «verde ich ihre Freundin heiraten." „Wik. ihre Freundin? Albertine?" „Die Freundin, die Ihre Nichte begleitet." »Herr, plagt Sie der Teufel? Kennen Sie auch die Person, die Sie ohne Weiteres heiraten wollen?" „Ich glaube." „Sie glauben eS und ich s.ige Ihnen, daß Ihnen die Haare zu Berge stehen, tvenn Sie tvissen. «vaS ich weiß." „Mein Entschluß steht fest." „Ich dulde nicht, daß Sie von diesem Weibe betrogen lverden. Aber tvenn ich Ihnen nun sage, daß ich mit Mkinen eigenen Augen vorhin gesehen habe, wie —" „Irrthum. Herr (Konsul!" „Herr, melue Augen slnd gut!" „Sie sind von Borurtheilen beseelt." „Sie muffen durchaus lviffen „Ich weiß Alles!" „Himmel, wie starrköpfig! Glauben Sie mir, Sie lverden der nn-glückltchste Ehemann. „Gleichviel, ich riskire es." „Gut. so ljeiraten Sie. aber entfernen Sie sich aus meinem Hauje! Heiraten Sie die liebeostvürdige Freundin meiner Nichte, aber treten Sie mir nicht wieder unter die Augen. Di« Sitte, der Anstand schreibt mir diese Maßregel vor. - Der Wage» ist a»gtspannt. besteigen Sie ihn »nit Ihrer Brant und lassen Sie sich trauen, ivo Sie wolle». Mit meinem Hetrn Neffen tverde ich ein ernstes Wort reden." „Hrrr l^ousul." nef Alerander „Sie ßnd ein so liebenswürdiger Mann, daß Sie sich mit der ^elt wieder aussöhnen. O. imr sehen uns tvieder. wir müffen uns «oiedersehen!" Er verließ hastig den Saal. Der Konsul trocknete den Schweiß von seiner Stirn. „Ich fülile Mich unkvohl!" murmelte er vor sich hin. „Diese über-ti^oße Ausregunlt tvird meiner sch?vachrn Gesundheit den Rest qeben. Alle diese Menschen sind entweder Narren oder grundschlecht. Und diese Die päpstlichtn Generale sammeln alle Streitkräfte in Rom und scheinen die Stadt um irden Preis gegen Garibaldi halten zu wollen, bis Hilfe kommt. Der französische General Prudon l,itet die Bertheidigung. Auf seine Anordnung find fünf Thore-ganz geschlossen worden; die anderen werden täglich sofort nach SonneNVntergang geschlossen. Die geschlossenen Stadtthore wurden verrammelt und neue lSrdverschanzungen aufgeworfen. Der Papst hat die Gräben und die Barrikade bei der Porta del Popolo besichtigt. Als General Prudon dem Papste die bevorstehende Ankunft der Franzosen anzeigte, sagte dieser: „Möge dies nur die Wahrheit sein und möget ihr mir nur nicht ein zweites Caftefildardo bereiten." Garibaldi ist nach dem Siege bei Monterotondo geraden Weges auf Rom losmarschirt ; er befindet sich zur Stunde, wenn nicht in der Stadt selbst, doch vor den Mauern derselben. Auch die bei Civitavecchia gelandeten Franzosen dürften bereits bei Rom stehen. Aus Paris meldet der Telegraph, daß die Nachrichten über Rom und Garibaldi „sehr abenteuerlich" lauten — was in offene Volkssprache ül^ersetzt. sür den Papst und die Franzosen nicht wie Sieg und Hoffnung klingt. Moustier hat den Vertretern Frankreichs im Auslände in einem Rundschreiben angezeigt, daß Frankreich zwar in der römischen Frage sich einmische, um lien September. Bertram aufrecht zu erhalten, daß aber diese Einmischung aufhören werde, sobald das päpstliche Grbiet „befreit" und die Ordnung wieder hergestellt ist. Zugleich gibt das Rundschreiben zu verstehen, daß die gegenwärtige Lage Italiens und des Heiligen Stuhles länger unhaltbar sei. und empfiehlt es dieselbe dringend der Aufmerksamkeit der Mächte. DaS Rundschreiben Moustier'S scheint in seinen Schlußsätzen bestimmt, eine Konferenz der Mächte zur Lösung der römischen Frage in einer die September Uebereinkunft beseitigenden Weise anzuregen. Daß darüber bereits Unterhandlungen schiveben, zeigen die Weisungen, tvelche der englische Botschafter in Paris mit BeMg auf die Konferenz' und Kongreßfrage erhalten. VS liegt nahe, daß der österreichische Reichskanzler sich Pit dem Kaiser der Franzosen über all« diese Fragen verständigt hat. Die Kettenburger ««d der Gehorsa« gege« de« Staat. Marburg, 31. Oktober. Die Begriffsvenvirrung der Ketteuburger erreicht den höchsten Gipfel und wird geradezu gemeinschädlich, »venu vom Gehorsam gegen den Staat die Rede ist. Die Kettenburger entblöden sich nicht, zu erklären: „Für einen guten Christen und guten Staatsbürger halten wir nur jenen, der gehorchen gelernt zuerst dem Gebote Gottes und dann der weltlichen Macht." Räch den Grundsätzen der Kettenburger ist die Kirche, das heißt: die Geistlichkeit — allein die Verkünderin des göttlichen Willens — gilt das Gebot der Kirche als Gottes Gebot. Diesem Gebote müssen die Kettenburger vor Allem gehorchen ; der weltlichen Macht — dem Staate— unteriverfen sie sich nur. tvenn das Gcbot desselben dem kirchlichen, das leichtsinnige Cvelmann! Fast möchte ich über ihn lachen, denn er liefert den Beiveis, daß die Männer, die am lautesten über die grauen schreien, sich am leichtesten von ihnen fangen lassen. So viel steht übrigens fest: die Menschen sind alle schlecht, alle, alle! Aber kann diese Wahrheit mich beruhigen? Kann sie mir den Schlaf, die Freudigkeit des Gemüthes zu-rückgeben? Ah, daß ich Louise Bronncr so leichtsinnig, so verderbt finden mußte!" Der arme Mann sank erschöpft in einen Sessel; er faltete die Hände und schloß die Augen, »vie ein Mensch, der an heftigen Kopfschmerzen leidet. Nach einigen Minuten ivard die Thür des Seitenge-machs geöffnet. Louise trat leise in den Saal. Sie trug Hut und Shawl. „Er schläft!" flüsterte sie. Dann schlich sie ihm leise nül)er und hing ihm eine schwarze Schnur um deu Hals, an der ein kleines Portrait befestigt tvar Der Consul schlug die Augen auf. Louise wollte entfliehen. „Wohin?" fragte er. ihre Hand erfciss,ud. „Abreisen!" sagte keck und kurz daS junge Mädchen „Allein?" „Ich hoffe, Begleitung zu finden." In diesem Augenblicke bemerkte der i^onsul daS Portrait. „Was ist das?" fragte er. „ES ist das theuerfte Andenken au meine selige Mutter — ich lasse eS Ihnen zurück, da ich weiß, daß die Terftocdene Ihnen ti^euer ist. Betrachten Sie daS Portrait man möchte glauben. eS ist das meinige." Unwillkürlich warf der Konsul einen Blick auf daS kleine lVild. Ei« reizendes Mädchengeficht lächelte ihm entgegen. Sein Blick ward düfter, seine Züge ivurde» ernst, dann wehmüthig. „Madame." sagte er betvegt. „ich würde «ich glücklich gepriese» haben, ivenn Ihr Charakter dieser Dame glieche. wie Ihre Züge ihr glei« che»! Ihre M»ttkr war eine brave Fra» j- „Ich weiß eS. mein Herr; aber waS habe ich getha». daß Sie mich ihrer für ««würdig erklären?" „Was S i e gethan haben f Madame, diese Frage beweist, daß Sie nicht um ei» Haar besser sind, als mein sauberer N,fft. Gehen Li, — ich kan» mich Ihrer »icht freuen, kann den LieblingSplan nicht verwirkliche«. den ich zur Ruhe meines Alters eatwo«fe« habr." ..Ich verstehe Sie!" flüsterte Louise bkwegt. trotzdem sie sich Mühe gab. chre Fassung zu bewahr»». „Weine« Sie nicht. Ihre Thräne» könne« meine Mei«u»g »icht ist: dem göttlichen Gebote nicht widerspricht. Der Gehorsam der Ketten-burger gegen den Staat ist nur ein kirchlich bedingter! Der Rechtsstaat kennt aber einen solchen Gehorsam nicht; er darf ihn nicht kennen um seiner selbst willen; der kirchlich bedingte Gehorsam ist dem Staatbürger verderblich, dem Staate gefährlich der Gehorsam der Kettenburger führt seine eifrigsten Getreuen inS RarreuhauS oder in das Zuchthaus. Schaudernd haben wir vor ,einige» Wochen die Stachricht öffentlicher Blätter vernommen, daß in Rußland ein Bauer „aus höherer Eingebung" fei« Kind ermordet und sich im Gefängnisse zu Tode gehungert. Würde sichS hier zn Lande ereignen, daß ein Bater sein Kind opfert' in der festen Ueberzeugung. daß Gott eS befehle, daß er ein gottgefälliges Werk voll bringe; nicht einen Verbrecher würden wir in diesem Falle dem Arme der strafenden Gerechtigkeit überliesern — nein l — daS Irrenhaus müßte den Wahnsinnigen aufnehmen, um ihn zu heilen oder ivenigstenS unschäd-lich zu 'Machen! Bekanntlich gibt eS christliche GlaubenSbrüderschaften. welche daS Gebot Gottes; „Du sollst nicht tödten!" so buchstäblich auslegen, daß sie auch in der Roth sich nicht wehren, daß sie Kriegsdienste nicht leisten ivollen. Käme der Genosse einer solchen Kirchgemeinschaft nach Oesterreich nnd ivürde hier Staatsbürger und als solcher zum KrirgSdienste verpflichtet und würde „dem göttlichen Gebote gehorsam" vor der Schlacht die Reihen deS Heeres verlassen, »vürde er nicht als sahnenflüchtig gestraft? Ist einmal die Ehe als bürgerlicher Bertrag znm Staatsgesetz erhoben und vergißt sich ein Prediger nach der Lehre der Kettenburger soiveit. dieses Gesetz zu schmähen, über ivilde Ehen zu schimpfen -- werden wir einen solchen Hetzer und Staatsverächter wfen keine Bettler gednldet werden und hat das Gemeindeamt Borsorge getroffen, daß eine Sammlung für die Ortsarmen stattfindet. Bei dem Eingange zum Friedhof wiro ein weißgedekter Tisch aufgestellt mit der Inschrift: „Für die Armen." In St. Magdalena wird der Biertelmeister Herr Joseph Stelzl, im städtischen Friedhofe Herr Franz Wölfling die Beiträge in Empfang nehmen. Den Besuchern der Gräber ist Gelegenheit geboten, ihre» Mlldherzigen Sinn zu bethätigeu. Letzte Post. Die t» München zahlreich anwesende« Tiroler habe» beschloffe«, der Gemeindevertretung von Bozen wegen ihrer Adresse gegen das Konkordat zu danken. Zn Baier» hofft man, die Ztammer der Skeichsräthe werde den Aollvertraa bedingungslos genehmigen. Die italienische SIegternng hat Befehl gegeben, daß ihre Trnppen die Grenze des Kirchenstaates überschreiten und einige Vnnkte besetzen. An Tonlon werde« fortwährend Tr«ppen «nd Kriegsbedarf ansgeschifft. Ttlegraphischer Wiener EourS vom 3!. Oktober. 5'/. MeloIIique» ..... SS ZV Rattonal'Anlehen.... 64.L»o I8v0er StaatK'Anlehen . . . 8lL0 Bankaktien....... 679.— Kreditaktien........176.7lt London.........124.40 Silber.........122.SÜ A. K. Münz-Dukaten .... !».94'/, Louise zog ihn in das Zimmer, in dem sich Albertine befand. Die junge Frau, die an der Thür gelauscht hatte, eilte ihm entgegen — er schloß sie in seine Arme. Wilhelm überraschte de» Oheim in dieser Ber-söhnungsseene. Man ließ den Alten nicht zu Worte kommen, und über-häufte ihn von allen Seiten mit Zärtlichkeiten. Auch Alexander erschien, um die Gruppe vollständig zu machen. Am nächsten Morgen ivar Leberkcht Dewald ungeivöhnlich angegriffen ; er kam zeilig aus seinem Zimmer und fragte nach Louisen, die bereits ihre Toitette beendet hatte. „Sie begleiten mich, Louise!" ^Zu dem Pfarrer in R " „Allein?" „Ich bitte Sie darum." Eine halbe Stunde spater hielt der Wagen vor dem Pfarrhause. Als der Konsul mit seiner Begleiterin die Hausslur betrat, stand der greise Pastor neben dem mit Blumen geschmückten Sarge seiner alten Haushälterin. Louise wich betroffen zuiück. Der tzonsul sührte sie näher und flüsterke: ..Betrachten Sie die Züge dieser alten grau, mein Kind, und prägen Sie sie Ihrem Gedächtnisse tief ein; sie steht Ihnen näher, als Sie glauben." Dann zog er den Pfarrer bei Seite, und fragte leise: „^eh die Berftoebene nicht Helen« Selmar?" Herr Eonsut; aber wie könne» Sie wiffen — „Still, mei« alter Arennb. ich werde Ahnen bald noch mehr Auf« schlnfft geben. Sehen Sie dte junge T^ame dort? Sie ist die Enkelin der V^stoebtntn. Glanben Sie es »»r," fügte der Constil wehmnthig ernst hi»zn. „ich theile Ihne« die Wahrheit ickt." Sitter»d trat er z» dem Sarg« znrnck. entblößt« sein Haupt, »nd betete leise vor sich hin. Der Pfarrer »nd Lonise betrachteten erstaunt den seltsamen Alte«, bem die hellen Thränen über die volle» Backen ranne» „Louise." fiüsterte er dann, „bete» Sie mit »ir für Ihre Groß-Mutter!- „Herr Consul. meine Mnttir h^it ihre Mutter nie gekannt!" „Aber ich kenne sie t Und darum soll sie das Bild ihrer Techter mit sich in das Grab nehmen!" Er legte das Portrait in die Hand der todten Frau. Acht Land-lente traten schweigend ein Man schloß den Sarg. Der Pfarrer er- schien in seinem Ornate. Bei dem Läuten der Dorfglocke trug man den Sarg hinaus auf den Friedhof. „Snchen Sie Ihre Pensionirung nach," sagte der Consul beim Ab-schiede zu dem Pfarrer ; „es ist Zeit, daß Sie zur Ruhe kommen. Sie werden mit mir mein Landhaus bewohnen Die letzte Amtsverrichtung des alten Pastors ivar die Trauung Louifen's mit Alexander von Windheiin in der kleinen Dorftirche. Gleich nach der Zeremonie fuhr man nach der Solitüde zurück. Hier kündig»? der Consul den beiden Frauen an. daß sie zu gleichen Theilen sein Ber-mögen erben würden, und händigte ihnen die Dokumente darüber aus. Alexander von Windheim protesiirte dagegen, indem er sich sür reich genug erklärte, um seiuer grau ein glückliches Loos bereiten zu können ^ aber Lebcrelht blieb unerschütterlich, man mußte sich seinem Willen fügen. Zwei Ta^le später reisten die lieiden glücklichen Ehepaare, von dem Segen und den Kapitalien des reichen OnkelS begleitet, nach Bremen zurück. „Herr Pastor." sagte der Consul. als er mit dem neuen Hausge-genossen in seinem Zimmer allein war. „ich habe gethan, was mir in diesem Leben zu thun möglich war. Das Vermögen, das mir der Schiffsmakler hinterlaffen. Hot sich zwar in meinem Besitze verdoppelt, t'ber es brannte in den letzten Jahren ivie Feuer auf meiner Seele, denn ich wußte, daß er es dem Auswanderer genommen hatte, der. während er anf' seine Fran wartete, in Bremen starb. Ich tvollte die Tochter des Auswanderers heiraten, um sie des ihr gebührende» Vermögens theilhaftig zu »lachen; aber sie liebt« nuinen gren»d Bronner. und wies mich zu-rück. Ball Groll wandte ich mich ob, »nd behielt mein Vermögen. Vronner und sein« Frau starbeu; da erfaßte mich L>ieue über mein« Hartherz^keit — »nd so habe ich an d«r Tochter gut gemacht, was ich an der Mutter verschuldet. Mir ist jetzt leichter ums Herz, »nd ich hoff« zu Gott, daß er mir ein ruhiges Alter schenken wird. Ja. ja." murmelte er. ^es «st doch eiu eigenes Ding mit dem Gelvifsen. Wehe dem. der sei» Erwache» zu fürchten hat!- Außer de« Pastor hat Niemand das Geheimniß des Consnls e»fah-reu. der seit dieser Zeit ruhig in seiner Golitüde lebt. Wenn er wüßte. dl,ß Loulse ihre Erbschaftsdokumeat Albertinen's Knaben geschenkt, dem sie Pclthe war. er würde geiviß nicht so heiter ausgerufen haben: „Gott sei Dank, daß ich Großonkel bin!" Widermf. (580 Ii» der Marburger Zeitung vom Sonntag den 3. September d. Nr. IVS erschien auf meine Veranlassung folgendes „Eingesandt." „Am 2. d. M. wurde bei dem Telegraphenamte Leibnij^ eine Depesche aufgegeben, welche mir biS heute noch nicht Angekommen ist. Wer trägt die Schuld und wer ersetzt den Rachtheil, de,» ich möglicher Weise durch die Fahrlässigkeit der betreffenden Beamten erleide? Müssen die Geschäftsleute nicht unwilltiirlich da» Vertrauen zu dieser An-stalt verlieren? Melling. 7. September 1867. Meixner. " Da jedoch weder dem Telegraphenamte LeibniP, noch dem Telegraplienamte Mar» bürg, noch überhaupt der Telegrapl)en'Anstalt in dieser Sache irgend eine Fahrlässigkeit zur Last liegt, sondern der obige Artikel nur au» einem höchst unliebsamen Irrthume durch diese Zeitung von mir veröffentlicht wurde, so erachte ich eS zur Ehre der erwähnten Telegraphenämter nnd der Telegraphenanstalt für geboten, den Inhalt de» erwähnten Eingesandt, so weit er f»1r dieselben verletzend erscheint, hiemit zu widerrufen. Marburg, 31. Oktober 18L7. Gottlieb Meixner. Li») 1867. ___!« SahbargK 1365. Mt oo« Kr. Htlltr, k. k. Prostssor aa der Witver Kliiil», als allein echt und zum Genuhe bei Brust«. HalSleiden und Schwäche anempfohlrnen und auf 4 Ausstellungen pramiirten AslMXtmkt-vanbftns, ^»l2«xtrslit-vli«lt«l»övn der ?. ?. a. priv. Wilhelmsdorfer Malzprodukte« - Fabrik (Niederlage Wien, Weichburg 31. Gartenbau-Gescllschaft) sind in Marburg zu haben bei 585) in der Tegetthoffstraße. Anerkennungsschreiben. Mel)rere Jahre hindurch litt ich an einem chronischen Huste» uud Krampf Katarrh, in Folge deffeu ich oft ohnmächtig wurde. E» freut mich, Ihnen mittheilen zu können, daß ich nach mehrmonatlichem Gebrauche dieses Malz-Tztrakte» — davon gänzlich befreit biu und mich nun sehr gestärkt fühle. Wien, den II. September 1866. Theobald Krhr. v. Boinebnrg, Sr. Apost. Majestät wirkl. Kämmerer und _ Major in der Armee. Die mir am 19. September d.I. gesandten Shokoladen fanden meinen voll sten Beifall, ich ersuche demnach um sofortige Zusenduug von 30 Paquet» davon tt. Oberalm, den 18. Oktober 1867. Paul Odl, Fabrik».Kasster. Kaffee'» und Thee genommen Die echte Malzextrakt-Ehokolade wird anstatt de» erhitzenden ^hee'» und der andere» verstopfenden Chokoladen al» kräftigere Nahrung I,. ^knexer' Spv»ier«>»IlanÄIunix >n ü79) empfiehlt zu heruntergefetzten Preisen: Zucker feinst daS Pfund zu .... 33 und 34 kr. Caffee reinschmeckend, daS Pfund von . L0 biS 80 „ Gerste gerollte, feinst ..... . ^2 „ 20 „ Reis .. ........ 16 „ 20 „ Macaroni und Kaisernndl „ .... - 28 „ 32 ., Weizengries feinst „ ., zu . 14 „ 16 „ Tafelöl .. .. „ „ . 70 „ Baumöl „ .. . 54 «üböl „ „ ..... „ Petroleum ., ivasserhell „ », « . 22 Dann Rosinen, Ziweben, Weinbeer, echt Jamaika-Rnm. Punsch» Essenz, feinst Saravannen», Sochong-, Perl-, Pecco- und Blüthen-Thee, echten Ementhale?', Groyer-, Parmesan», Reuschateler» und Schvar» zenberger'Käse, neue ruffischr Gardinen, alle Gattungen Kirchen«, Mtlly«, Hesperus' und Unschlitt Kerzen, feinste Toilette», Wasch» und Pechseife zu den billigstcu Preisen. Die lurreat- öl Leintnivllarell-LaMlttig von L«I>r«x ck 8»Iw Marburg (Grazervorstadt) empfiehlt ihr ne» sortirtes Lager aller Gattungen und und ist ö«rch hede»te«he Kaffa»Stukü«fe in dic Lage gesetzt, nicht nur jeder Konkurrenz die Spi^e zu bieten, sondern auch ans das Billigste zu verkaufen, darunter: «ine Partie V4 30 «ll. Hausleinwand k ß. S «0 kr. 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I. in den beiden Borstadt-Schulen und in der Kommunal Mädchen-Schule wieder ein neneS Schnljahr beginnt, so findet das Stadtamt eS für nothwendig. eine Republikation des hohen Ministerial-ErlaffeS vom 26 Juli 1851 Z. 1548 vorzunehmen, mit welcher unter Beüehuiig auf die g. 301 und 306 der politischen Schnlverfassung Nachstehendes verfilgt wurde: „Alle Kinder sollen wenigstens sechs volle Jahre die Schule besuchen, und in keinem Kalle, auch wenn sie vor zurückgelegtem, sechsten Jahre die Schule zu besuchen anfingen, vor vollendetem zivölsten Jahre anS derselben anStretea. Die-jenigen, welche nicht zur Schule kommen und ihr Ausbleiben durch giltige Gründe nicht rechtfertigen können, haben zur Strafe daS doppelte Schul« geld zu entrichten." Bon dieser gesetzlichen Bestimmung werden die Eltern oder Vormünder schulpflichtiger Kinder, insbesondere mit Hintveisung auf die Kund-machung der Kommunal MädchenfchulDirektion, womit die Zage der Aufnahme der Schnlkinder festgesetzt ivurden. zur genauesten Darnachachtnng in Kenntniß gesetzt. Vom Stadtamte Marburg am 23. Oktober 1867. Der Bürgermeister. wird zum Zwecke zahnarztlicher Operationen ze. zc. Freitag den 1. November in Marburg eintreffen und bis 3. daselbst verweilen. (574 Ordinirt „Hotel Mohr" von 9—4 Uhr täglich. Kirchenwein-Lizitation Zll St. Peter bei Marburg. Am Mittwoch und Donnerstag nach Allerheiligen werden über 70 Startin süße heurige Weine, und zwar am ü. November toeo Et. Peter und Zelestrin, am 7. November aber im Kirchenkeller zu Krönich sammt Halligebittdcn lizitando verkauft. Markus Glaser. 586) Ehren Domherr. Pfarrer. Ein Opernglas sammt Ledkrfntteral von Andreas RoSpini wurde nach der Borstellung. Montag den 28. Oktober anf dem Wege vom Logengange deS ersten ÄtockeS bis zur Ecke des EastnogebäudeS verloren. Der Finder wird gebrten. selbes im Berlage dieser ^itung a^ngeben. Dasselbe befand sich in einem gehückelten BeMel auS rother Wolle mit schwarzen Seiden« Bändern. (S88 Weinlizitation. (582 In St. Georgen an der Pößnitz werden am S. MoPO«ber d. I. Vormittags die Kirchen-Weine der heurigen Aechsnng. 20 Startin in ganz neuen Halbgebinden, lizitando gegen sogleich baare Bezahlung veräußert werden. St. Georgen an der Pößnitz am 29. Oktober 1867. Mchenwein - Lizitation zu St. Barbara bei Wurtnberg. Am 5. November d. I. Vormittags werden die neuen Weine der Kirchen St. Barbara und St. Maltin bei Wurmberg im Keller zu Oberwnrz (25 Startin sammt neuen Gebinden) gegen gleich bare Be-zahlung lizitando veräußert werden. Et. Barbara bei Wurmberg am 22 Oktober 1867. (561 Verpachtung (568 einer gut eingerichteten OaAhauslokalitckt, bestehend auS 2 Zimmern, einem Salon, einer großen Küche. Speise, heizbarer Kegelbahn und Gartenantheil, unter billigen Bedingungen. — Näheres im Eomptoir dieses Blattes. Nr. 4857. Kundmachung. (»«4 Weinlizitation. Am 11. November d. I. Vormittags 9 Uhr iverdni bei dem Wein-garten deS Pupillen Eduard Wohlftjardt in Koschack 25 Startin Velnc dievjäl)siger Fechsung. in neuen Halligebinden liegend, gegen gleich baare Zahlung versteigert, tvozu Kauflustige höftichst eingeladen werden. Bom gefertigten Stadtamte wird hiemit bekannt gemacht, daß die Einhebung drS durch die hohe k. k. Statthalterei unter« 6. 3«»i 1863 Z. 1381 genehmigten städtischen LendgesalleS fiir die Ze't von 3 I^ahren. d i. vom l. Jänner 1868 bis Ende Dezember 1870, im Wege der Verpachtung an den Meistbietenden überlaffen werde. Die diessällige Verstcigernng findet am 5. November 1867 Bormitt.igS 11 Uhr »n der Gemeindeamtskanzlei statt und eS werden hiezu Pachtlustige «it de« Bemerken eingeladen, daß die diesfälligen öizitationSbedingnisie. lvornnter der Erlag eines VadiumS von Einhnndett Gulden nnd daß alS AuS-rufspreiS der letztjährige Pachtschilling pr. 763 si. für ei» 3ahr bestimmt ist, enthalten sind, täglich während den AmtSftunden hieramts eingesehen werden können. Stadtamt Marburg am 18. Oktober 1867. Der Bilrgermkister. Verantwortlicher Ntdnkteiir.' Wiest Haler St. 0. Druck und Verlag »»x Ed««rD I«>schitz ,» M>rh«rg^