rv---------------------------------vn LETNIK C. KK. REALNE GIMNAZIJE T KRAM ZA ŠOLSKO LETO 1873. IZDALO C. KR. RAVNATELJSTVO. V KRANJI 1873. NATISNILA IGN. pl. KLEINMAYK & P. BAMBERG V LJUBLJANI. ZALOŽILA C. KR. GIMNAZIJA. L_________ LETNIK C. Kil. REiLHE GIMNAZIJE T KRlliJI ZA ŠOLSKO LETO 1873. IZDALO C. KR. K A V N A T E L.l S T V O. V KRANJI 1873. NATISNILA IGN. pl. KLEINMAYR & F. BAMBEBG V LJUBLJANI. ZALOŽILA C. KB. GIMNAZIJA. Die Amazonensage. l/ie Urgeschichte jedes Volkes ist in ein tiefes Dunkel gehüllt, aus dem es erst nach und nach mit dem Fortschreiten der Civilisation horvortritt, um sodann im Lichte der Geschichte seiner endlichen Bestimmung entgegen zu eilen. Bevor jedoch ein Volk das Stadium der Geschichte erreicht hat, hat es boreits einen woiten Zeitraum seines Bestandes durchgemacht, aus welcher Zoit uns nur dunkle, verworrene Sagen erhalten sind, die, durch mündliche Ueberlieferung sich fortpflanzend, im Bewusstsein dos Volkes fortlebten und, durch Ausschmückungen und mannigfache Zusätze vielfach geändert, uns nun als historische Probleme entgegentreten, die zu lösen desto schwieriger sind, je länger sich die schaffende Phantasie des Volkes mit denselben beschäftigt hat und je mehr dadurch die ursprüngliche Form dor Sage verwischt worden ist. Die Goschichtsschreiber der früheren Jahrhunderte sind boi dor Beurtheilung und Würdigung der Sagen meist in eines der beiden Extreme verfallen, dass sie nämlich dieselben mit allen Zuthaten, wie sie sich eben bis auf ihre Zeit erhalten haben, als historische Wahrheit annahmen oder aber gänzlich verwarfen und in das Bereich der Märchen verwiesen. Die Auctorität der alten griechischen und römischen Schriftsteller war dabei meist einzig und allein massgebend. Der Umstand, dass dieselben selbst häufig unter sich divergirten oder einander widersprachen, veraulasste sie allerdings, eine Art Kritik zu üben, wobei die grössere Auctorität des einen Schriftstellers über die geringore des ändern den Sieg davontrug, oder es wurden die bei mehreren Autoren gemeinschaftlich sich vorfindenden Elemente dor Sage zusammengestellt 1* und das auf diese Weise erhaltene Resultat als historisches Factum hingestellt, an dem nicht weiter gerüttelt worden durfte. Die Sagen von Theseus, der Argonautenfahrt, den Amazonen, der Gründung Roms etc. galten als ebenso feststehende historische Thatsachen, wie irgend ein wirkliches Ereignis aus dieser odor joner Epoche der beglaubigten Geschichte. Es wurde höchstens noch über die Zeit gestritten, wann dieselben stattgefunden haben. Ganz anders verfährt die neuere Geschichtsforschung. Die vergleichende Sprachwissenschaft, die Benützung von neuen, den früheren Geschichtsschreibern entweder gar nicht bekannten oder von ihnen unbenützt zur Seite geschobenen Quellen haben das kritische Auge derselben geschärft und Resultate zu Tage gefördert, wodurch der unbedingte Glaube an die Auctorität der Alten gowaltig erschüttert wurde. So manche Ueberlieferung, die bisher als historische Thatsache galt, wurde in das Bereich der Sagen verwiesen. Allerdings hat die eigentliche Geschichte durch diese Methode der Forschung an Terrain verloren, sie wurde nüchterner, prosaischer, allein es wurden andererseits neue, höchst interessante Entdeckungen gemacht, die für das Verlorene einen reichlichen Ersatz zu bieten im Stande sind. Man fand aus der Vergleichung dieser in das Bereich der Sagen verwiesenen Erzählungen Andeutungen von grossem kulturhistorischen Werthe, Aufschlüsse über Sitten, Gebräuche, Sprache, Abstammung der Völker, über ihre religiösen Anschauungen u. dgl. Auch über die Entstehung der Sagen wurden eingehende Forschungen gemacht, und auch in dieser Beziehung gelangte man zu neuen, den früheren widersprechenden Ansichten. Man hat sogar nachzuweisen gesucht, dass so manche Sage erst in historischen Zeiten gemacht oder wenigstens umgestaltet worden sei, soi es um bestehende Gebräuche und Sitten zu erklären, sei es um das Alter, die Würde und den Glanz eines Volkes, einer Stadt odor auch einzelner Familien zu erhöhen. Beispiele dieser Art bioten uns die Sagen von dom Raube der Sabinerinnen und der Einwanderung des Aoneas nach Italien. Am eingehendsten hat sich die Geschichtsforschung mit den Sagen des ältesten Kulturvolkes Europas, des griechischen, beschäftigt. Da sich in denselben der Geist dieses hochbegabten Volkes so klar und glänzend wiedorspiegelt, so verdienon sie schon deshalb, abgesehen von ihrem eigentlichen historischen Werthe, unsere volle Aufmerksamkeit. Die Griechen selbst bezweifelten nicht im mindesten die historische Wahrheit wenigstens der meisten von ihnen und begeisterten sich in der Erinnerung an dieselben auch noch in den spätorn Zeiten, als durch die Misgunst der Verhältnisse das wirkliche Leben sich minder angenehm zu gestalten begann. Aus dem unerschöpflichen Born der Sagen schöpften sie glühende Liebe zum Vaterlande, Muth und Ausdauer in der Gefahr, Ueberzeugung für ihre religiösen Anschauungon und vor allem die herrlichsten Motive zur Bethätigung ihres für das Schöne so empfänglichen Gemüthes in Kunst und Poesie.— Unter den Sagen, an denen der Grieche mit besonderer Vor-liobo festhielt und die er mit der Geschichte seines Volkes innig vorknüpfte, nimmt die Amazonensage eine hervorragende Stelle ein. Nach dem Berichte des Herodot (4. B. 110 ff.) lebte einst am Flusse Thermodon, an der Südostküste des schwarzen Meeres, ein Volk von kriegerischen Weibern. Frühzeitig schon kamen sie mit den Hellenen in feindliche Berührung, von denen sio auch besiegt und auf mehreren Schiffen weggeführt wurden; allein untor-wegs überfielen sie dio Griechon und tödteten dieselben. Des Schiffens unkundig, gelangten sie jedoch nicht mehr in ihre frühere Heimat, sondern wurden gegen Norden hin an die Palns maeotis verschlagen. Bald traten sie mit den Scythen, von denen sie ni(iQ7icnu (dvÖQo/.c6vot ~ Mänuermörderinnen) genannt wurden, in freundschaftliche Beziehungen. Diese bewogen sie, nordwärts von der Palus maeotis zu ziehen, wo sie nach Herodot’s Meinung noch zu seiner Zeit lobten und auch den kriegerischen Sinn und kriegerische Sitten beibehalten hatten, so dass keine Jungfrau eher heiraten durfte, bevor sie einen Feind erlegt hatte. Auch andere Schriftsteller berichten mehr oder weniger abweichend von dem obangeführten Berichte Herodot’s, und selbst die ältesto griochische Dichtung, die sich auf unsere Tage erhalten hat, die Ilias, erwähnt dieser furchtbaren Weiber am Thermodon. Bollerophon kämpfte mit ihnen und besiegte sio bei ihrem Einfalle in Lydien (Ilias 6, 185 ff.), Herakles überwand, als das neunte ihm auferlegte Werk, dio Amazonenkönigin Hippolyte und brachte ihren Gürtel dem Euristheus. Audi Theseus, der athe-niensische Heros, besiegte sie in ihrem eigenen Lande am Ther- modon und führte die Königin Antiopo weg. Um sich zu rächen, erhoben sich nun die Amazonen und zogen zu Lande durch Thracien nach Griechenland und drangen bis vor Athen, wo sie von Theseus in einer blutigen Schlacht überwunden wurden. (Plutarch, Theseus 27—28.) Die Athener hogten nicht den leisesten Zweifel an der Wahrheit dieses Ereignisses, beschrieben diese Schlacht mit der grössten Genauigkeit und wiesen auf dieselbe mit dem gleichen Selbstgefühl und Stolz wie auf ihre ruhmreichen Tliaten bei Marathon und Salamis, ln Athen zeigte man sogar das Grabmahl der Antiope und anderer Amazonen. — Später scheinen sich die Amazonen von ihren Niederlagen wieder erholt zu haben; denn wieder erscheinen sie als furchtbarer Feind der Griechen auf den Getilden Trojas. Achilles besiegte sie und tödtoto ihre Königin, (l’roclus, Inhalt der verlorenen Aethiopis, Fragm. epicor. graec. ed. Düntzer p. IG.) In den bisher angeführten Erzählungen finden wir die Amazonen stets in Verbindung mit alten Traditionen, welche entweder entschieden in das Gebiet der Sagen gehören oder deren historische Wahrheit wenigstens nicht nachgewiesen werden kann. Von da an verschwinden sie fast vollends, und wir hören durch lange Zeit nichts mehr von kriegerischen Unternehmungon dieses Volkes. Herodot berichtet zwar, wie wir oben sahen, von ihnen und verlegt ihre Wohnsitze an die Ufer des Don in das Land der Sauro-maten. Wahrscheinlich standen jedoch die Sauromaten in gar keiner Beziehung zu den Amazonen, und die irrige Ansicht kann wohl aus dem Umstande erklärt werden, dass Herodot daselbst ein Volk vorfand, dessen Weiber sich durch Muth und auffallende Körperkraft hervorthaten, vielleicht auch ihre Männer in den Kampf begleiteten und an demselben theilnahmon, ein Umstand, der hinreichend war, um in ihnen die Nachkommen der Amazonen zu erblicken, deren Andenken durch die fortdauernde Ueborliofe-ruug bei den Griechen stets lebendig geblieben war. Noch einmal treten uns die Amazonen entgegen, und zwar in Verbindung mit Alexander dem Grossen. Viele Geschichtsschreibor dieses Königes berichten nämlich, dass Thalostris, die Königin der Amazonen, dem Alexander einen Besuch in Hyrkanien gemacht habe. Doch ist es fast gewiss, dass dieses ein Märchen sei, erfunden von den Schmeichlern des grossen Königs, um dessen Persönlichkeit in ein noch glänzenderes Licht zu stellen, oder dass es durch unfreiwilligen Irrthum entstanden ist. Plutarch, ein Schriftsteller, der circa 120 nach Chr. gestorben ist, berichtet darüber unter anderm: „Viele Geschichtsschreiber, als : Klitarch, Polykrit, Onesikrit ctc., erzählen, dass auf diesem Zuge die Königin der Amazonen zu Alexander gekommen sei. Andere dagegen: Aristobul, Chares, Ptolemaeus, Philo etc. und andere, halten dies für eine Erdichtung. Alexander selbst scheint diese Meinung zu bestätigen; denn er gedenkt in dem Briefe an Antipater, in welchem er ihm alles Vorgefallene genau beschreibt und auch meldet, der scythische Fürst habe ihm seine Tochter zur Gemahlin angeboten, mit keiner Sylbe der Amazone. Man erzählt auch, dass lange Zeit nachher, als One-sikritus dem Lysimachus, welcher König geworden war, das 4. Buch seiner Geschichte vorgelesen, in welchem er von dieser Amazono erzählt, Lysimachus lächelnd gesagt habe: Wo war denn damals ich?“ (Plutarch, Pomp. c. 35.) Auch Arrian (lebte zur Zeit des Kaisers Hadrian) spricht seine gegründeten Zweifel über diese Zusammenkunft aus. Er meint, das Geschlecht der Amazonen sei schon vor Alexander dem Grossen ausgestorben, und schliesst: „Wenn nun Atropates dem Alexander einige berittene Frauen zuführte, so glaube ich, dass es wohl andere Frauen barbarischer Völker waren, geübt im Reiten und nach der angeführten AVeise der Amazonen ausgerüstet.“ (Arr. exsp. Alex. VII. 13.) Strabo (lebte bis 24. v. Chr.) bezweifelt ebenfalls dieses Ereignis: „Wahrheitsliebende Schriftsteller sagen nichts davon, und die es erzählen, erzählen es nicht auf gleiche Weise. Kleitarchos sagt, Thalestris sei von den kaspischen Pässen und vom Thor-modon her zu Alexander gekommen; von den kaspischen Pässen, bis zum Thermodon sind aber mehr als 0000 Stadien.“ (Strabo rerum geo. LXI. c. 5.) Als ursprüngliche Heimat der Amazonen wird fast von allen Berichterstattern der Alten die Südostküste des schwarzen Meeres, die Gegend am Thermodon angegeben. Von da aus waren sie nach dem Berichte Herodcts nordwärts gezogen und wohnten zu seiner Zeit im Lande der Sauromaten in der Gegend des Tanais (Don). Strabo (Geogr. XI. 5.) verlegt ihre Wohnsitze an den Fuss des Kaukasus. Verschieden von diesen Berichten lautet das, was Dio- dorus Siculus, ein Schriftsteller aus der Zeit des Augustus berichtet. In der bibliothcca historica III. 50 sagt er, es verhalte sich nicht so, wie die meisten berichten; die am Flusse Thermodon wohnenden Amazonen seien nicht die einzigen, auch in Lybien (Afrika) wohnten Amazonen, und zwar in einer weit früheren Zeit noch als die asiatischen. Dort nämlich wohnte einst ein Volk, das von Frauen beherrscht wurde; dieselben thaten Kriegsdienste und versahen auch alle öffentlichen Aemter, währond die Männer den häuslichen Geschäften nachgingen. Wurde ein Mädchen geboren, so brannten sie ihm die Brüste weg, damit es nicht am Spannen des Bogens behindert würde, weshalb sie auch von den Griechen Amazonen genannt wurden. Diese Amazonen machten grosse Eroberungszüge und dehnten ihr Keich bis an das Gebirge aus, das von den Griechen Atlas genannt werde. — Dem zufolge hätten wir also zwei Arten von Amazonen zu unterscheiden, asiatischeuropäische und afrikanische. Die einen wie die ändern hatten nach den Ansichten der Alten schon in den frühesten Zeiten ihre Herrschaft über einen grossen Theil der damals bekannten Welt ausgebreitet. Man fand Spuren davon in Ephesus, Smyrna, Kyina, Sinope, Paphos u. s. w. Auch in den meisten Städten Griechenlands sollen sie bei ihrem Zuge gegen Athen Spuren zurückgelassen haben, wie Grabmähler und andere Monumente, die noch in historischen Zeiten gezeigt wurden und vieles dazu beitrugen, dass der Glaube an sie so unerschütterlich fest in dem griechischen Volke wurzelte und dass ihre Geschichtsschreiber nicht den leisesten Zweifel an der historischen Existenz dieses Volkes hegten, wenn auch einige unter ihnen den Fortbestand desselben bezweifelten. Auch unter den neuern Schriftstellern finden sich einige, welche diese Ansicht theilen, so Nagel (Geschichte der Amazonen, Stuttgart 1838). Er meint: die Erzählung habe sich durch Jahrtausende im Munde des Volkes erhalten, sie werde von so vielen glaubwürdigen Schriftstellern des Alterthums fast auf gleiche Weise mit geringen Modificationen erzählt, könne daher nicht alles historischen Grundes entbehren. Wäre nichts Wahres daran, so wäre sie gewiss bald untergegangeu oder doch in das Bereich der Märchen verpflanzt worden. Die meisten Geschichtsschreiber der noueren Zeit haben jedoch gegründete Zweifel dagegen erhoben und sie wohl mit liecht in das Gebiet der Sage verwiesen, die sie auf verschiedene Art zu erklären versuchten. Als Ausgangspunkt einer kritischen Untersuchung wurde meist eine etymologische Erklärung des Wortes Amazone versucht. Die Griechen selbst leiteten dasselbe ab von ftat/5g, Brust, und dem « privativum. Demzufolge hiesse ä/.itt£oveg die Brustlosen; doch widerspricht diese Ableitung fast allen ihnen geläufigen Traditionen, nach denen sich die Amazonen, um beim Spannen des Bogens nicht behindert zu sein, nur die eine Brust wegbrannten. Doch finden wir in den Abbildungen dieselben stets als kräftige, un-verstümmelte Frauen dargestellt, ein Umstand, der allerdings auch darin seine Erklärung finden könnte, dass der Schönheitssinn der Griechen die traditionelle Vorstellung in der künstlerischen Ausführung als unschön verwarf. Die Vorstellung von dem Wegbrennen der einen Brust dürfte übrigens, sowie auch vieles andere, was sich auf die Lebensweise der Amazonen bezieht, sich naturgemäss von selbst aus der Sago entwickelt haben. Wurde einmal die Existenz eines kriegerischen Weibervolkes angenommen, so ergab sich das Verstümmeln der Brüste und so manches andere von selbst als eine nothwendige Folge der ersten Annahme. Der Art und Weise, wie man die Amazonen künstlerisch darzustellen pflegte, entsprechender wäre die Erklärung, derzufolge das a nicht als ä privativum, sondern vielmehr als « intensivuni zu nehmen wäre, d/ud£wv demnach eine starkbrüstigo kräftige Frau bezeichnen würde. Fischer verwirft in seiner Schrift (Bellerophon, Leipzig 1851) die griechische Erklärung dieses Wortes und hält es für wahrscheinlich, dass, nachdem von den Ueberlioferungen die Amazonen durchwegs als ein barbarisches Volk geschildert werden, diese Bezeichnung die griechische Form irgend eines barbarischen Namens sei. Keinegg (Beschreibung des Kaukasus I, S. 238) spreche von einem Volke, das Emmetsch heisse und in seiner Lebensweise den Amazonen ganz ähnlich sei. Er vergleicht dieses mit einer Angabe bei Böttiger (Vasengemälde III, S. 199 ff.), wornach die Amazonen Volk des Ad, Ammad genannt werden, und schliesst daraus, dass Ammad und Emmetsch dasselbe sein dürfte. Kreuzer (Symbolik) vermuthet in dem Worte Amazone die Wurzel tnaza, was im Tschorkessischeu Mond bedeute, und findet in der Sage vieles, was auf den Mondcultus hinvveist, eine Ansicht, welche auch von vielen anderen Historikern getheilt wird und daher eino eingehendere Betrachtung verdient. Artemis (Diana), die Mondgöttin, die Schwester des Apollo, des Sonnengottes, die nach dom Glauben der Griechen als rüstige jungfräuliche Göttin mit ihrem Gefolge, den Nymphen, die Borge und Thalschluchten Arkadiens durchstreift, wurde schon in den ältesten Zeiten in Asien, vorzüglich in Kleinasien allgemein verehrt. Dio hervorragendste Kultusstätte hatte sie zu Ephesus, wo sie unter dem Bilde einer mumienartig verhüllten vielbrüstigen Gestalt besonders verehrt wurde. Frauen in männlicher Kleidung und bewaffnet mit Schild und Lanze umtanzten das Bild der Göttin. Einer alten Sago zufolge wurde dieser Cultus von den Amazonen nach Kleinasien gebracht. Bei Kallimachos (lebte circa 250 v. Chr.) heisst es in einem Gedichte (llymn. in Dianam 237 ff.): „Einst weiheten dir auch an Ephesos Ufern dio kriegerischen Amazonen eino Bildsäule unter dom Stamme einer Buche; Hippo verrichtete dabei das Opfer, dio übrigen aber, o Königin Upis, tanzten den Kriegstanz, bewaffnet mit Schilden, bald im Kreise, bald als weiter Chor, und es erklangen sanfttönende Flöten, damit immer gleichmässig der Takt gehalten würde. Der Ton erklang bis nach Sardes und die berokyntischen Gefilde. Jene aber stampften don Boden und ihre Köcher erklangen.“ Es ontstcht hier die Frage, wer dio im Gedichte angeführte Upis sei. Herodot erzählt (4. b. 35), dass aus dom Lande der Hyper-boräer, also vom Norden her, zwei Jungfrauen, Opis und Argo, nach Delos, dem Geburtsorte des Apollo und der Artemis gekommen seien, um der Ilithyia Opfer zu bringen. Man verehre sio dort und preise sie in Hymnen, dio Oien, ein hyperboräischor Priester, noch vor Orpheus gedichtet habo. Vergleichen wir damit, was Pausanias (1. 18) sagt: Ilithyia sei aus dem Hyporboräer-lande nach Delos gekommen und babe dor Leto, Muttor der Artemis, bei ihrer Geburt Beistand geleistet. Die Delier opferten derselben und sangen das von Oien godichteto Lied. — Daraus ist nun ersichtlich, dass zwischen Artemis auf Delos und der Entstehung ihres Dienstes daselbst und Ilithyia, die aus dem Hyperboräerlande gekommen war, ein Zusammenhang besteht. Dieser Zusammenhang wird klarer, wenn wir damit vergleichen, was Tansanias (9, 27) erzählt: Demzufolge nannte Oien die Ilithyia die Mutter des Eros, jenes Eros nämlich, welcher der Erstgeborene der Natur ist. Die Mutter dieses Eros war also nothwendig die grosse Mutter des Lebens selbst und daher genau das, wras die asiatische Naturgöttin, die Artemis von Ephesos war. Dass die Artemis auch Upis genannt wurde, folgt daraus, dass bei den Griechen die Hymnen auf Artemis Oümyyni genannt werden. Erst später ging der alte Name Upis in den jüngern Artemis über. Diese Artemis wurde auch auf der scythischen Halbinsel Krim als Artemis Tauropolos verehrt. Die Sage von der dorthin versetzten Ipliigeneia ist bekannt. Nun aber hat Kanne (Mythologie der Griechen) nachgewiesen, dass diese Sage auf einem Mis-verständnis beruhe und dass jene scythische Göttin selbst Iphi-geneia war, d. h. die mit Kraft Geborene, die Starke. Herodot (4. 103) sagt: Die Taurier erklärten selbst, die Jungfrau, der sie Menschen opferten, sei Ipliigeneia. Diese Iphigenoia ist also Artemis Tauropolos. Nun finden wir auch eine Selene Tauropolos, wodurch die Ansicht noch bestärkt wird, dass wir bei dieser ursprünglich asiatischen Gottheit an eine Mondgöttin zu denken haben. Die Amazonen wären also Priesterinuen der Mondgöttin Artemis oder wenigstens eifrige Verehrerinnen derselben. Auch die lybischen Amazonen, von denen Diodor berichtet, stehen mit dem Mondcultus in Verbindung. Sie verschonen auf ihrem Eroberungszuge die dem Monde geheiligte Stadt Mene (Diodor III. 53) und schliessen Freundschaft mit dem Sohne der Isis und des Osiris, dem ägyptischen König Horus (Diodor III. 55), worauf ihre Eroberungen einen noch raschem Fortschritt nahmen; denn der Mond- in Verbindung mit dem Sonnencultus musste bei den Völkern leichter und schneller Eingang finden. Dem Gesagten zufolge fände also die Sage in der allmäli-gen Verbreitung des Artemis-Mondcultus ihre symbolische Deutung. Dieser Cultus verbreitete sich auch nach Griechenland, wo er dein Geiste des hellenischen Volkos entsprechend modificiort wurde. Dom Mondcultus entgegengesetzt ist der Cultus der Sonne, als deren Ke-präsentant Apollo von den Griechen verehrt wurde. Daher die Erzählungen von den Kämpfen zwischen den Griechen und den Amazonen. Lotztore unterliegen zwar, doch schliesst ihre Königin in der Sage schliesslich Erieden mit Theseus (Paus. Attic.c. XV et XLI), das heisst der Mondcultns tindot, obgleich im Kampfe mit dem Sonnencultus besiegt, Eingang in Griechenland und untorordnet sich letzterem. Die nämliche Idee liegt auch der alten Sage zu Grunde, nach welcher sich die Amazonou vor Dionysos de-müthigen. (Paus V. 2.) Auch Dionysos steht mit dem Cultus der Sonne in engster Verbindung (vorgleiche Kreuzers Symb. III. Th. S. 10-4). Sobald der Mondcultus sich in Griechenland eingebürgert hatte, verlor er auch daselbst den frühem grausamen und orgastischen Charakter und auch die Göttin Artemis bekam die schöne menschliche Gestalt der übrigen griechischen Götter. Aus dem vielbrüstigen Monstrum der ephesisclien Gottheit wurde die schöne Frauengestalt mit ernstem Antlitze, dem Halbmonde auf dom schöngescheitelten Haupte, dem pfeilgefüllten Köcher auf dem Kücken und dem Bogen in der Hand, der nicht mehr, gleich der Artemis Tauropolos Menschenopfer gebracht wurden; denn aus der kriegerischen Göttin wurde die Göttin der Jagd. Die Amazonen, welche der Sage nach mit Schild und Speer bewaffnet ihr Bild zu Ephesos umtanzten, verwandelten sich in leichtgeschürzte Nymphen, welche die keusche Göttin auf die Jagd begleiten und in mondhellen Nächten im Keigentanze sich drehen. Dieser symbolischen Auflassung der Sago hat vor allem Kreuzer fast allgemeine Anerkennung verschafft; doch fehlt es nicht an Schriftstellern, welclio dieser Auffassung gar nicht oder doch nur theilweise beipflichton und dio Sago auf andere Weise zu deuten versuchen oder auch wie Grote in soiner Geschichte Griechenlands jede Untersuchung darüber von sich weisen und sich darauf beschränken, die Sage, wie sie uns von den Griechen überliefert wordeii ist, mitzutheilen. Fischer in seiner Schrift „Bellerophon“ würdigt zwar vollkommen die Untersuchungen Kreuzers und gibt zu, dass ein Zusammenhang zwischen dem Mondcultus und den Amazonen bestoho; doch hält er es für zu gewagt, dieselben geradezu als Mondpriosterinnon liinzustollon. Vielmehr hält er sie für Repräsentanten der YVoi-berhensqoaft, wie wir sie im Altorthume sehr häutig im Oriente antreffen. Er stützt sich hierbei auf Diodor von Sicilien, der die Amazonen ein Volk von Männern und Weibern nennt, das jedoch von einer Königin regiert werde und bei dem überhaupt das Weib den Mann überragt und beherrscht. Die Griechen hätten, meint Fischer, bei der Anlegung ihrer Colonien an den Küsten des schwarzen Meeres bei Völkern Widerstand gefunden, welche von Weibern regiert wurden. Daher die Erzählung von den Kämpfen dersolbon mit den Amazonen, an denen alle bedeutenden Heroen Griechenlands, wie Herakles, 13ollc-rophon, Theseus, Achilles u. a., gleichsam als die Vertreter der daselbst üblichen Männerherrschaft, theilnehmen. Eben deshalb könne man auch die Amazonen als die Vertreter des Barbarenthums betrachten, das sich feindlich dem hellenischen Geiste entgegenstellte. So sei es erklärlich, dass man auch Alexander, den letzten grossen Repräsentanten des Griechenthums und Besieger der Barbaren, mit den Amazonen in Verbindung brachte. Sehr interessant sind die Untersuchungen Bachofens (das Mutterrecht, Stuttgart 1861) über die Amazonensage und das Resultat., zu dem er gelangt. Herodot berichtet im ersten Buche 173 über das Volk der Lykier, dass sich dieselben nicht, wie es sonst gebräuchlich ist, nach dem Vater, sondern nach der Mutter benennen und, um ihre Abstammung befragt, die Reihe ihrer Voreltern von weiblicher Seite aufzuzählen pflegen. Woraus ersichtlich ist, dass sie das Recht der Frauen höher schätzen als das der Männer. Bachofen sucht nun nachzuweisen, dass diese Auffassung des Verhältnisses zwischen Mann und Weib eine uralte sei, dass zumal bei den asiatischen Völkern dieselbe einst allgemein die herrschende gewesen sei. Sie linde besonders in den mythologischen und religiösen Anschauungen und Gebräuchen ihren Ausdruck. Nun erscheinen die Amazonen überall als Vertreter dieser Idee, der sie mit Gewalt der Waffen allgemeine Verbreitung zu verschaffen suchen. Wonn nun von Bellerophon erzählt wird, dass er die Amazonen in Phry-gien besiegt habe, so erscheine hier der Held als Vorkämpfer des Männerrechtes im Kampfe mit dem Mutterrechte. Das nämliche gelte auch von den Kämpfen des Herakles, Theseus, Achillos etc. mit den Amazonen. Der griechische Geist siegt, das Männerrecht gewinnt die Oberhand, doch sei der Sieg kein vollkommener. Das Mutterrocht wurde nicht vernichtet, dieses wurzelte in der Natur iles Weibes, nur die amazonische Ausartung desselben, die Wei-berherrschaft, die Gynaikokratie, unterliegt, und das Weib unterordnet sich dem Manne. Doch bleibe sein liecht, das des Weibes, gewahrt und finde seinou rechtlichen Ausdruck und die sicherste Bürgschaft seines Bestandes in der Ehe. Bachofen erblickt also in der Sage die Lösung einer der wichtigsten und ältesten socialen Fragen, nämlich dor über die Stellung des Mannes zum Weibe. Heinrich Pirker. Šolska sporočila. i. Učiteljstvo in razdelitev predmetov. Krob Lavrencij, ravnatelj, učil latinščino v IV. in grščino v III. razredu, 10 ur na teden. /aijmii Tomaž, profesor in katehet, učil veroznanstvo in slovenščino v vseli štirih razredih, 16 ur na teden, lirasan Franc, profesor, razrednik III. razreda, učil matematiko v II. in IV., prirodopis v I., II. iu III. in prirodoslovje v IV. razredu, 18 ur na teden. IMrker Henrik, profesor, razrednik IV. razreda, učil zemljepis in zgodovino v vseh štirih, nemščino v IV. in laščino v III. razredu, 21 ur na teden. /I. Wouvermans Alvin, namestni gimnazijski učitelj, učil risanje v I., II. in III., matematiko in nemščino v III., lepopisje v I. in II. in risanje kot neobligaten predmet za učence v IV. razredu, 18 ur na teden. Artel Anton, uamestni gimnazijski učitelj, razrednik II. razreda, učil latinščino v II. in III. in grščino v IV. razredu, 18 ur na teden. Karlin Martin, namestni gimnazijski učitelj, razrednik I. razreda, učil latinščino, nemščino in matematiko v I. in nemščino v II. razredu, 19 ur na teden. Neobligatni predmet. Petje jo učil dvakrat na teden tukajšnje glavne šole učitelj l‘