V- j ihr Vorland. Cas* ^ i ' ' '>? , Von i i ■ ••• 1 i. ' Stefan v. Buchwald K.C / lf. I*,' k. Jiaüptmann im 53. Infanterie-Megimente. \ i 11/ V H^^g^-.jg1 A. Reitihard's Verlag AjLlS&tSt in l^iumo. Die •Piifcvi eer r>een und ihr Vorland. Von Stefan v. Ruchwald k. u. k. Hauptmann im 53. Infanterie - Regimente. 1896. A. Koinliurd'a Vorlag in Fiume. Druck v. Ig. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg in Nalbach Vorrede. Uie Zukunft der Plitvicer Seen und ihre Erschliessung für den grossen Verkehr ist innig verbunden mit der Entwicklung des Landes, welches, zwischen ihnen und dem Meere gelegen, von den Zufahrtsstrassen des Seegebictes durchzogen wird. Zweck dieser Schrift ist es nun, ein erschöpfendes Bild dieses Landes zu geben, welches bislang wegen Mangels einer Bahnverbindung dem grossen Publicum fast eine terra incognita geblieben und doch nicht nur vermöge seiner Geschichte und seiner hervorragenden Naturschönheiten, sondern besonders auch seiner unerschöpflichen Urproducte wegen, die noch wie ein ungehobener Schatz im Boden ruhen, ein besseres Schicksal verdienen würde. Unter seinen zahlreichen und seltenen Natur-schönheiten nehmen die Plitvicer Seen die erste Stelle ein, und wenn ich trotzdem die Schilderungen der Seen in meiner mit dem Namen derselben über-schriebenen Darstellung erst zum Schlüsse folgen lasse, so geschieht dies, weil ich alles Vorangehende nur als eine Vorrede für die Bedeutung und Zukunft unserer Seen hingestellt haben möchte. Der Verfasser. Das Vorland. Ijnter demselben wird hier ausschliesslich das gegenwärtige Comitat Lika-Krbava verstanden, ein Bergland, das stellenweise bis in die Hochgebirgsregion emporragt, dann wieder eine Reihe breiter, fruchtbarer Thäler und Mulden aufweist. Alles, was ein Karstgebiet an touristischen Lockmitteln aufzubieten vermag, mit plötzlich im Boden verschwindenden und wieder zutage tretenden Flüssen, mit Grottenbildungen und intermittierenden Seen, das findet sich hier auf verhältnismässig engem Räume in reicher Fülle vereinigt. Im Westen gegen das Meer zu ist das Land von dem nördlich Zengg beginnenden Gebirgszuge des Velebit begrenzt, welcher mit seinen steil (oft bis zu 25°) abfallenden Hängen den gefürchteten Seekarst bildet und an der dem Meere zugekehrten Seite fast gänzlich unfruchtbar und der Vegetation beraubt ist, mit Ausnahme eines über die Kammlinie ziehenden Waldstreifens. Gegen Osten geht der Seekarst mit seinem Vorberge Sensko-Bilo allmählich in das Gackathal, dann in die Hochebene der Lika über. ^ Die höchsten Gipfel des Velebit sind der Svato Brdo, die Satorina, der Calopek und der Veliki Rainac, mit einer Höhe von über 1600 m. Die nach Zengg, Jablanac und Carlopago führenden Strassen benützen die Sättel des Vratnik, dann die Depression von Ostaria und Alan. Im Norden wird das Land vom Kapellagebirge begrenzt, welches sich von Nordwesten gegen Südosten bis zu den Plitvicer Seen erstreckt; der nordwestliche Theil bis zum Passe der von Karlstadt nach Zengg führenden Josephinen-strasse hat den Namen der grossen Kapella, während der von hier bis zu den Plitvicer Seen reichende Gebirgszug als die kleine Kapella bezeichnet wird. Die höchsten Berge der Kapella sind der Kiek (1183 m) und die Bjela Lasica (1533 m). Das Gebirge ist waldreich und weist nicht mehr den rauhen, steinigen Charakter des Velebit auf. Im Süden der Plitvicer Seen erhebt sich das Pljesevicagebirge, dessen Hänge gegen Westen steil und felsig, gegen Osten aber bewaldet sind. Die bedeutendsten Gipfel dieses Gebirgszuges sind der Oseblin und die Gola Plješevica (1657 und 1649 m). Zwischen diesen Gebirgsstöcken liegt eine Reihe von Mulden und Thälern, welche, wie dies die Charakteristik jedes Karstgebietes bildet, des offenen Wasserabflusses entbehren, daher die Gewässer im durchlässigen Kalkgestein unterirdisch ihren Abfluss finden. Hervorzuheben sind hier das Gačkathal, dann die Kesselthäler der Lika, Krbava und Zermanja. Die Lika entspringt bei Kuklič, südlich von Gospič, ist im Sommer sehr wasserarm , bewirkt jedoch im Spätherbst und Frühling grosse Ueberschwemmungen und verschwindet endlich im Thale von Kosinj in mehreren Felsschlünden; ihr unterirdischer Lauf ist noch nicht erforscht, doch erscheint die Annahme gerechtfertigt, dass sie weite Grottenräume durchfliesst, in denselben, nach dem raschen Verschwinden ihrer grossen Wassermassen zu schliessen, sogar Seen bildet und endlich, in verschiedene Adern zertheilt, unter dem Meeresspiegel ausmündet. Die Krbava entspringt nächst Udbina, überschwemmt gleichfalls häufig das nach ihr benannte Thal und versinkt bei Pečane in mehreren Schlünden. Die Zomanja der Lika führt gleich vom Ursprünge mächtige Wassermassen und tritt aus ihrem anfänglich breiten Thal durch einen Engpass nach Dalmatien über. Der wichtigste und interessanteste Fluss, zu dessen Gebiet auch der See von Švica gehört, ist unstreitig die Gačka ; sie entspringt am Kusse des Ktfrzen aus drei zu-sammenfliessenden Quellen und wird während ihres Laufes durch die Ebene zwischen den Orten Lešče und Sinac noch durch sechs Bäche verstärkt. Vor Otočac theilt sie sich in zwei Arme, deren einer, der kürzere, dem See von Švica zufliesst. Im Sommer ist das Seebecken — ein von steilen Hängen umschlossener Kessel —- vollständig ausgetrocknet. Viehherden weiden im Grunde, und eine scharfe Vegetationsmarke, ober welcher Buschwcrk und Knieholz beginnt, kennzeichnet die Höhe des winterlichen Wasserspiegels. Knapp vor dem Seebecken im Orte selbst theilt sich die Gačka in mehrere Gerinne, welche zahlreiche Mühlen treiben und dann über eine Berglehne in das Seebecken stürzen, woselbst sie in mehreren Sauglöchern verschwinden. Bei grossem Wasserandrange können die Sauglöcher den Zustrom nicht bewältigen, und nun füllt sich das Seebecken bis an den Rand, die Gerinne der Mühlen schwellen zu mächtigen Wildbächen an, welche ihren Gischt bis an die Schindeldächer der Häuser emporschnellen; betrachtet man das donnernde Schauspiel aus einiger Entfernung, so macht es den Eindruck, als ob Wassersnoth über den Ort hereingebrochen wäre, die Häuser wollen in der Brandung fast verschwinden. Nach langem unterirdischen Laufe soll sich die Gačka bei St. Georgen nächst Zengg ins Meer ergiessen; selbst auf den quarnerischen Inseln sollen Schlundflüsse unseres Gebietes wieder zutage treten. Der zweite längere Arm der Gačka fliesst durch Otočac, Kompolje und Brlog und verschwindet nächst dem letztgenannten Orte in mehreren Schlünden. Die Gačka, trotzdem sie starke Uebcrschwcmmungcn im Gefolge hat, ist der Lebensquell der Gegend. Ehedem litt der tiefgelegene Kessel von Otočac infolge der starken Ueberschwemmungen an Wechselfieber, seit Anlage des Karlscanales hat sich dieser Uebelstand bedeutend gebessert. Die Gacka liefert den Bewohnern Nutz- und Trinkwasser, sie befruchtet die Wiesen und Felder, welche sie freilich zu Frühlingsanfang in vollkommene Seen verwandelt; der eigentliche Flusslauf ist kaum noch wahrnehmbar; ungeheure Wassermassen bedecken das Thal. Allgemach versehen die Ponors (Schlünde) ihre Schuldigkeit, und die Wassermassen verrinnen. Eine Eigenthümlichkeit der Gacka ist ihre Sommer und Winter nur um wenige Grade differierende Temperatur; das Flüsschen gefriert niemals, selbst bei strengster Kälte nicht; auch die mit ihm noch in Verbindung stehenden Tümpel weisen nur geringe Eisbildung auf; dafür ist aber das Wasser auch im Sommer so kalt, dass es niemals zum Baden benützt werden kann. Die Sohle der Gacka ist bedeckt mit einem dichten Gewirr von Moos und langem Sumpfgras, welches regelmässig zu Streu und Viehfutter abgeerntet wird. Ein Boot treibt in der langsamen Strömung, vorne hantiert ein Mann mit der Sense, rückwärts sammelt ein zweiter den Schnitt mit dem Rechen; zugleich wird mit Sense und Rechen auch die Steuerung des Bootes besorgt. Es sind kleine kiellose Fahrzeuge, auf das primitivste ganz nach Art der indianischen Canoes gebaut, doch leisten sie der Bevölkerung ausserordentliche Dienste als Beförderungsmittel, an schmalen Stellen als Brücken, beim Fischfang, bei der Heuernte, als Waschtröge u. s. w. Das Wasser ist fischreich, stattliche Hechte und Forellen bergen sich unter den steilen Ufern, dabei wimmelt es von kleinen, jedoch schmackhaften Steinkrebsen. Politische und Gerichtseintheilung. Die alte Grafschaft Lika und Krbava sind gegenwärtig in der Obergespanschaft Gospic vereinigt; diese umfasst die nachfolgenden Verwaltungsbezirke: 1.) Gospic, 2.) Gracac, 3.) Korenica, 4.) Otocac, 5.) Pe-rusic, 6.) Umgebung Zengg, 7.) Udbina, 8.) die Stadt Carlo-pago, 9.) die Stadt Zengg. Hier sei bemerkt, dass das Gebiet der Plitvicer Seen in den Verwaltungsbereich von Otočac und Korenica fällt, mit seinem nördlichsten Theile aber in den Bezirk Sluin hinübergreift, also im Zusammenstoss dreier Bezirke gelegen ist. Tn jedem der genannten Verwaltungsbezirke befindet sich auch ein Bezirksgericht. Die Finanzdirection befindet sich in Gospič; Steuerämter bestehen in Gospič, Otočac und Zengg. Die Obergespanschaft Gospič zerfällt in 10 Wahlbezirke. Flächenraum, Häuser, Ortschaften und Bevölkerung. Der Flächen räum der ganzen Obergespanschaft Gospič beträgt 1,079.385 Joch oder 6211 4796 km2. Hievon entfallen (in runder Summe) auf Gospič 1104, auf Gračac 1262, auf Korenica 696, auf Otočac 890, auf Pcrušič 569, auf die Umgebung Zengg 923, auf Udbina 249, auf Carlopago 0-1352, auf Zengg 2*8586 km2. Die Gesammtbc völkerung beträgt nach der Volkszählung vom Jahre 1890 190.978 Personen, hievon 97.193 männlichen und 93-785 weiblichen Geschlechtes. Die Muttersprache ist fast durchwegs die kroatische; in dem ganzen Gebiete befinden sich nur 60 Slovenen, 56 Tschechen, 32 Deutsche und 38 «Sonstige». Die Bevölkerung vertheilt sich (in runden Summen) auf den Bezirk Gospič mit 32.000, Gračac mit 31.000, Korenica mit 22.000, Otočac mit 31.000, Perušič mit 20.000, Umgebung Zengg mit 27.000, Udbina mit 23.000, Carlopago mit 660, Zengg mit 2780 Einwohnern. Ausserdem wurden bei der Volkszählung des Jahres 1890 im Bereiche der Obergespanschaft Gospič 897 Mann Militär ausgewiesen. Die Anzahl der Häuser wurde in dem erwähnten Jahre mit 28.184 ermittelt; hievon entfallen in runder Summe auf den Bezirk Gospič 5000, Gračac 4700, Korenica 3200, Otočac 4200, Perušič 3000, Umgebung Zengg 4000, Udbina 3400, Carlopago 100, Zengg 424. Es entfallen sonach durchschnittlich auf jedes Haus sieben Bewohner, welches Verhältnis einen Rückschluss auf die Armut und die ungünstigen Erwerbsverhältnisse des Landes thun lässt, wenn erwogen wird, dass die grösste Zahl der Häuser aus kleinen Baulichkeiten mit oft nur einem Wohnräume besteht. Nach den Franzosenkriegen, durch welche die Grenze so sehr in Mitleidenschaft war gezogen worden, zählte unser Gebiet im ganzen eine Bevölkerung von nicht ganz 100.000 Seelen, welche Zahl sich bis zum Jahre 1850 um 34 % vermehrt hatte. Seither hat nun die Bevölkerung in einem Zeiträume von 43 Jahren einen Zuwachs von über 60.000 Seelen erfahren, trotzdem jedoch ist die relative Dichtigkeit derselben immer noch eine geringe zu nennen, da kaum 30 Menschen auf den Quadrat-Kilometer entfallen. Der Erklärungsgrund liegt wohl in den ungünstigen Erwerbsverhältnissen, welche viele Bewohner zwingen, ihr Brot ausser Landes zu suchen; Leute aus unserem Gebiete sind in Amerika und Australien ansässig oder verdingen sich besonders als Waldarbeiter nach Slavonien, von wo sie mit ihren Ersparnissen zu Wintersanfang wieder zu Weib und Kind in die Heimat zurückkehren. Besonders der Ort Bründl entsendet den grössten Theil seiner erwerbsfähigen männlichen Bewohnerschaft in die Fremde. ZifTernmässige Angaben über diese Volksbewegung stehen mir nicht zur Verfügung. Zu Anfang des Winters begegnet man im Kapellagebirge ganzen Karawanen solcher in die Heimat zurückkehrender Arbeiter, ohne Winterschutzmittel, meist in elendestem Zustande. Charakteristisch ist der Umstand, dass der eigene an Wald so reiche Boden seine Bewohner unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht zu ernähren vermag und die Leute gezwungen sind, ihre Arbeitskraft in den slavonischen Wälde rn oder anderswo zu verwerten. Das ganze Gebiet zählt zwei Städte (Zengg und Carlo-pago), zwei Märkte (Gospic und Otocac), 309 Dörfer und 649 Häusergruppen, Schlösser und einzeln stehende Häuser. Der Zuwachs an Häusern ist der mangelnden Bauthätigkeit wegen ein sehr geringer. Die Bevölkerung gehört mit 93.785 der katholischen, mit 97.643 der griechisch-orientalischen Religion an; hiezu kommen noch 16 «Sonstige». Die Städte Zengg und Carlopago sind fast durchwegs katholisch, im Bezirke Otocac halten sich die beiden Religionsbekenntnisse die Wage; die katholische Bevölkerung ist nur in dem Bezirke Zengg (22.000 Katholiken) und im Bezirke Perusic (16.000 Katholiken) überwiegend. Schulwesen. Dem Schulwesen wird die grösste Sorgfalt zugewendet, in jedem Orte fallt die Schule als grösstes und schönstes Gebäude in die Augen. In den Gemeinden besteht für Schulzwecke eine 20% Umlage auf die Gesamrfitsteuer; diese Umlage wird von der Obergespanschaft gesammelt und ihrem Zwecke zugeführt. Die Unterrichtssprache ist selbstverständlich überall die serbo-kroatischc. Städte mit selbständigen Magistraten erhalten ihre Schulen aus eigenen Mitteln. Dies bedeutet beispielsweise für die Stadt Zengg eine empfindliche Belastung, da sie sechs bis sieben Volksschullehrer erhalten muss und doch nicht mehr Einnahmen besitzt als der Markt Otoiac (30.000 Gulden jährlich). An Mittelschulen besteht ein Obergymnasium in Gospic und ein Realgymnasium in Zengg. Verkehrswesen. Es bestehen 30 Post- und 8 Telegraphenstationen. Zu erwähnen wäre hier, dass der wichtige, am Südrande der Kapclla gelegene Postort Jezerane bislang einer Telegraphenverbindung entbehrt. Die Postämter theilen sich in solche mit und in solche ohne Bespannung; zu den ersteren gehören Gospic, Jezerane, Hründl, Perusic, Gracac, Zuta Lokva, Otocac, Lcsce und Modrus. Bis in die sechziger Jahre bestand das System der Erbposten. Gegenwärtig werden die Postmeisterstellen in freier Concurrenz von der Regierung an vertrauenswürdige Personen verliehen und sind pauschaliert. Hier sei der im ganzen Gebiete hochangesehenen Familie Vukovic von Pod-kapelski Erwähnung gethan, in welcher seitvier Generationen das Postmeisteramt erhalten geblieben ist. Der Postmeister kann sich sein Personal aus Individuen wählen, welche die staatliche Post-Expeditorsprüfung mit gutem Erfolge abgelegt haben, ausserdem steht ihnen die Aufnahme von unbesoldeten Praktikanten beiderlei Geschlechtes zu. Die Postmeister sind mit lebenslänglichem Vertrage angestellt. Die Postämter theilen sich in solche I II und III. Ciasse. Beispielsweise sei erwähnt, dass das Postamt in Otocac (I. CI.) für das Personal und die Kanzleilocalitäten ein Pauschale von 2200 fl., ferner für die Postbeförderung (Anschaffung und Instandhaltung von Wagen und Pferden) ein Pauschale von 3000 fl. bezieht und ihm endlich von den Einnahmen des Personenverkehrs ein 10<>/0 Antheil zufallt, welcher jährlich ungefähr 900 fl. beträgt. Die Postämter II. CI. erhalten für Personal und Kanzlei ein Pauschale zwischen 600 bis 800 fl. jährlich, diejenigen III. CI. unter 600 fl. Die Fahrpost verkehrt täglich um 5 Uhr morgens von Ogulin über Jezerane, Zuta Lokva, Otocac nach Gospic und von letzterem Orte nach Gracac. In Zuta Lokva ist der Anschluss von und nach Zengg hergestellt. Die ungefähr 120 km lange Strecke Ogulin-Gospic wird in der Zeit von 5 Uhr morgens bis 10 Uhr abends zurückgelegt. Im Winter ist der Postverkehr der ungeheuren Schneemassen wegen, besonders in der Strecke Jezerane-Bründ] dann Zengg -£uta Lokva (hier besonders durch die Bora und Schneeverwehungen), vielfach gestört, oft für längere Zeit ganz unterbrochen. Die Briefpost wird dann besonders von und nach Zengg durch Saumthierc, über die Kapella durch Fussgänger befördert. Die Strecke von Zengg bis zur Schule am Vratnik (17 km), ebenso die Strecke über die Kapclla von Razval/e bis ModruS (12 km) wird aus Staatsmitteln von den Schneemassen gereinigt; im übrigen fällt jeder Gemeinde in ihrem Bereiche die Freimachung der Strassen zu, was eine drückende Last bildet; alle Gemeinde-Angehörigen sind zu dieser Arbeit verpflichtet. Es kann nicht genug anerkannt werden, was Post-condueteure und Kutscher im Winter bei der Postbeförderung, welche oft mit Lebensgefahr verbunden ist, leisten. Nicht selten werden die Postschlitten auf nur den Eingeborenen bekannten Seitenwegen die Kapella emporgebracht, mitten über Karstterrain, wo die Schneemassen weniger tief gelagert sind. Der von der Post vermittelte Personenverkehr ist gering und betrug auf der ganzen Strecke Ogulin - Gospic im Jahre 1893 nicht mehr als etwa 1000 Personen; hiezu kommen allerdings zahlreiche Reisende mit aufgenommenen Wägen. Für die gesammte Lika- Krbava sind im Jahre 1893 995.345 Postsendungen (einfache und eingeschriebene Briefe, Postanweisungen, Zeitungen etc.) eingelaufen, der Wert der Anweisungen betrug 1,629.114 fl., abgesendet wurden hingegen nur 157.129 Postsendungen, ferner Anweisungen im Betrage von zusammen 2,516.191 fl. Aufgegeben wurden in dem genannten Jahre 22.000 Telegramme, eingelangt sind 19.124 und durchgelaufen 1516 Telegramme. Der Postsparcassen- und Checkverkehr betrug 1893 zusammen 230.733 fl. Das Postamt Otocac, dessen Markt allerdings der grösste des Gebietes ist, war am Geldverkehr allein mit rund 500.000 fl., am sonstigen Postverkehr mit 25.000 Stück betheiligt. — u _ Seeverkehr. Die vier Häfen des Gebietes (Zengg, St. Georgen, Jablanac und Carlopago) besitzen zusammen ein Schiff langer Fahrt (Zengg) und 80 Schiffe für Küstenfahrt und Seefischerei. Im Jahre 1893 wurden die erwähnten Häfen von zusammen 1700 Schiffen (Dampfer und Segelschiffe) inländischer und 50 Schiffen ausländischer Provenienz angelaufen. Die Einfuhr betrug 94.000 Metercentner und bezog sich hauptsächlich auf Colonialwaren, Getreide und Bergbau-productc, die Ausfuhr, als deren Hauptgegenstand Holz und Holzproducte, Schweine und Schafe anzusehen sind, 384.000 Metercentner. Die Summe der Ausfuhr lässt einen Schluss auf die Productionskraft des Landes ziehen. Der Hauptverkehr erstreckt sich auf Fiume, Griechenland und Italien. Die Seefischerei liefert in den genannten Häfen ein durchschnittliches Erträgnis von 12.000 fl. jährlich und ein Gewicht von ungefähr 30.000 kg. Die Preise bewegen sich zwischen 40 Heller bis 1 Krone 60 Heller per Kilogramm. Uebcr 60% des Gesammtwertes entfallen auf den Thunfisch. Vor kurzem wurde bei St. Georgen eine Austernbank errichtet. Die Fischerei kann im Jahre durchschnittlich an 200 bis 230 Tagen betrieben werden, und nehmen an derselben etwa 100 bis 150 Mann mit 10 bis 15 Barken und ungefähr 30 Netzen theil. Der Salzhandel der Stadt Zengg ergibt durchschnittlich einen Jahresumsatz von über 80.000 fl. Die Ware wird von Pirano und Capo d'Istria bezogen. Der Boden. Ungefähr 92 % der Gesammtfläche (mit Ausnahme des Seekarstes) sind produetiv, wovon 45% auf den Wald, 23"/, auf die Weide, der Rest auf eigentlichen Culturboden(Aecker° Wiesen, Gärten) entfallen. Der Weinbau wird in geringem Umfange im Thale von Zengg, in etwas grösserem Umfange bei Gracac betrieben und liefert jährlich zusammen etwa 1000 Hektoliter zum Preise von 10 bis 15 fl. für schwarzen und 15 bis 20 fl. für weissen Wein. Die Obstcultur (grösstentheils Pflaumen) lieferte im Jahre 1893 ein Ergebnis von 20.000 Metercentnern. Die Acker- und Wiesencultur ergab im Jahre 1893 gegen 800.000 Hektoliter Getreide, gegen drei Millionen Metercentner Heu und eine Million Metercentner Stroh. Der Hauptreichthum des Landes liegt im Walde, dessen Verwertung im Hinblick auf den Mangel grosser Communi-cationen allerdings keine entsprechende ist. Der Waldbesitz theilt sich, abgesehen vom kleinen Einzelnbesitz, seit Aufhebung der Grenze zwischen dem Aerar und den Vermögensgemeinden der beiden bestandenen Grenzregimenter Otocac und Gospic; einen kleinen Antheil am Waldbesitz in unserem Gebiete hat auch die Vermögensgemeinde Ogulin. Der Waldbesitz des Staates beträgt rund 115.000 Hektar, zum grössten Theile Hochwald, der Besitz der Vermögensgemeinden 135.000 Hektar. Der Bestand ist zu 70% Hartholz, theils rein, theils aus verschiedenen Holzgattungen. Der Wert des ganzen Waldbesitzes beträgt, das Hektar nur zu 100 fl. gerechnet, 25 Millionen Gulden. Nimmt man nur einen jährlichen Zuwachs von 3ms an, so würde dies, den Cubikmeter zu 1 fl. berechnet, eine jährliche Wertvermehrung von nahezu einer Million Gulden ergeben. Der Ertrag ist unter den gegenwärtigen Verhältnissen allerdings ein verschwindend kleiner; Tausende von Cubik-metern Holz, welche zu Kohle oder Pottasche verarbeitet werden könnten, wenn sich hiefür Absatzquellen fänden, gehen ungenutzt zugrunde. Der Waldfrevel in den Wäldern der Vermögensgemeinden, von ihren eigenen Gemeindeangehörigen verübt, wird nicht gerichtlich geahndet, sondern bezüglich der Ein- heimischen nur als Polizeiübertretung mit Arrest, Geld oder Frohnarbeit bestraft, da die Fiction besteht, dass jeder Gemeindeangehörige Miteigcnthümer des Waldes sei, also nur wegen ungeregelter Nutzung zur Verantwortung gezogen werden könne. In früheren Jahren bildete der Holzdiebstahl einen Haupterwerbszweig der armen Küstenbewohner, welche Verkehr mit den holzarmen Inseln unterhielten und um den Gewinn weniger Kreuzer Leben und Gesundheit aufs Spiel setzten. Ausgerottet ist der früher im Grossen betriebene Holzdiebstahl auch gegenwärtig nicht, immerhin jedoch durch bessere Aufsicht erschwert. Erwähnt sei hier, dass die Ausfuhr an Holz und Holz-produeten im Jahre 1890 nur 340.000 Metercentner betrug. Pferde- und Viehstand. Im Jahre 1890 wurden über 11.000 Pferde, meist kleinen Schlages, gezählt; die Aufzucht geschieht mit arabischem Blut (auch Lippizaner.) Den Viehstand bildeten in dem genannten Jahre 22.000 Kühe, 24.000 Ochsen, 14.000 Kälber, 150.000 Schafe, 500 Ziegen und 14.000 Schweine. Beigefügt sei, dass 1893 im Lande über 500 Wägen für den Personenverkehr und ungefähr 3000 Lastwägen für Pferde, ausserdem über 6000 Ochsen wägen vorhanden waren. Die Industrie liegt vollkommen darnieder und sorgt nur für den Hausbedarf. Es besteht eine Hausindustrie für rohe Tuchwaren; nur die gewöhnlichsten Wagner-und Schmiedearbeiten werden ausgeführt; im Lande sind ungefähr achtzig Mühlen im Betriebe, darunter eine Dampfmühle (in Zengg). Die vorhandenen Ziegelbrennereien können den Bedarf nicht decken, und findet bedeutende Zufuhr aus Italien statt. Das Holz wird nur in ganz rohem Zustande der Ausfuhr übergeben. Bierbrauereien bestehen in Gospic und Otocac, Brant-weinbrennereien in Gospic und Zengg. Die Fischerei im Binnenlande. Dieselbe ist vollkommen vernachlässigt, ihr Ergebnis wird mit geringen Ausnahmen im Lande verzehrt. Aus Gospic werden alljährlich ungefähr 30.000 Stück Krebse nach Wien, Pest, Agram und Laibach versandt. Ueberwiegend kommen in den Bächen nur Steinkrebse, diese jedoch besonders in der Gacka in ungeheuren Mengen vor. Die Plitvicer Seen bilden ein unerschöpfliches Reservoir für Forellen (Stein- und Lachsforellen, letztere oft mit einem Gewichte bis zu 5 Kilogramm), deren Züchtung und Ausfuhr sich sehr gewinnbringend gestalten könnte. Forellen und Hechte kommen übrigens in allen Gewässern des Gebietes zahlreich vor und gelangen mit 20 bis 50 kr. per Kilogramm auf den Markt. Aus dieser statistischen Uebersicht mag die Ueberzeu-gung geschöpft werden, dass eine Zukunftsbahn, welche Zengg mit den Plitvicer Seen verbinden soll, auch eine besonders aus dem Holzreichthume des Landes sich ergebende, ganz erhebliche Frachtenbewegung zu bewältigen hätte, welche noch ganz unabsehbar vermehrt würde durch den Anschluss Plitvica-Bihaö und die Theilnahme des nordwestlichen Theiles von Bosnien und des Sluiner Gebietes am Verkehre. Die Plitvicer Seen mit ihrem westlichen Vorlande bilden ein zusammengehöriges nationalökonomisches Gebiet, dessen Naturproducte auszunützen und dessen Schönheiten dem grossen Weltverkehre zu crschliessen eine mächtige Lockung für das Grosscapital bilden muss, sobald die Rentabilität eines solchen Unternehmens durch ziffermässigen Nachweis sichergestellt ist. Die Aufgaben, welche das Grosscapital hier iu erfüllen hätte und welche in der Anlage von Bahnen, in der rationell en Ausnützung der Wälder, in der Erbauung von Villen und Sommerfrischen, in der Einrichtung von landwirtschaftlichen Mustcranstaltcn, Hebung der Viehzucht etc. etc. zu gipfeln hätten, finden in der vorstehenden statistischen Ueber-schau gleichsam ihren Motivenbericht Die Eisenbahnfrage dieses Landes, als deren eifrige Vorkämpferin die Hafenstadt Zengg erscheint, ist trotz sach-gemässer, jahrzehntelanger Bemühungen noch immer nicht gelöst. Ein eigener Unstern waltet über jedem einzelnen der zahlreichen Projecte, welche sich die Angliederung dieses Landes an den Eisenbahnverkehr zur Aufgabe stellen. Schon in den dreissiger Jahren trat Major Kajetan KncZic, welcher mit fast leidenschaftlichem Eifer und mit einer Aufopferung, deren nur eine selbstbewusste und über-kräftige Natur fähig ist, für die Hebung seiner Vaterstadt Zengg wirkte, mit dem Projecte einer Pferde-Eisenbahn hervor, welche Zengg mit Sissek verbinden und den grossen Getreide-Export Slavoniens dem genannten Hafenplatze zuführen sollte. Doch er, der schaffensfrcudige Mann, der Erbauer der prächtigen Kunststrasse über den Vratnik, an der auch sein Denkmal steht, erntete diesmal nur einen Achtungserfolg; sein Project, welches er mit allen Mitteln seines erfinderischen Geistes verfocht, wurde mit warmer Anerkennung — beiseite gelegt. Und wieder trat gegen Ende der siebziger Jahre ein neuer Vorkämpfer für die Interessen von Zengg und seines Hinterlandes in der Person des pensionierten Obersten Franz Nickerl auf, welcher seine Kräfte für die Verbindung von Zengg (über Otocac) mit dem nordwestlichen Theile von Bosnien (Bihac) einsetzte. Die Fassung dieses Projectes gieng Hand in Hand mit den in Bosnien nach der Occupation eingetretenen consolidierten Verhältnissen und hatte gleichsam die Wiederbelebung des alten Handelsweges Zengg-Bihac vor Augen, welcher ehedem hier die bosnischen Producte auf der kürzesten Linie zum Meere führte. Nickerl gewann in der Person des Bauunternehmers Dr. J. S. Jakobovits aus Graz die erforderliche Geldkraft, und das Detailproject mit einer Variante, Zahnrad- oder Adhäsionsbahn über den Vratnik, wurde ausgearbeitet. Der Kostenvoranschlag ergab ein Gesammterfordernis von etwa neun Millionen Gulden. Auch die Rentabilitätsfrage der Bahn, für welche zwar nur ein geringer Personenverkehr, doch eine grosse Frachtenbewegung, insbesondere an Holz, zu erwarten war, wurde von dem Oberingenieur Seitz in einem ausführlichen Gutachten zugunsten der Neuanlagen gelöst. Auch die Presse trat in wärmster Weise für das Project ein, und ist besonders die Haltung des «Pester Lloyd» rühmend hervorzuheben, welcher in einem glänzend geschriebenen Artikel (25. November 1885) die Erbauung der neuen Bahn befürwortete und insbesondere die Nothwendigkeit hervorhob, für Fiume, dessen Einrichtungen dem stets mächtiger anschwellenden Verkehre zeitweise nicht mehr gewachsen seien, einen leistungsfähigen Nebenhafen zu errichten. Auch dieses Project fiel, mag sein an der Schwierigkeit des Anschlusses nach Bosnien, mag sein durch die in massgebenden Kreisen aufkommende Besorgnis, für Fiume eine leistungsfähige Concurrenz zu schaffen. Genug, das Dctailproject, an dessen Ausführung so lange Jahre die ganze Hoffnung des Aufblühens der vereinsamten Hafenstadt geknüpft war, ruht gegenwärtig in den Archiven dieser Stadt. Ei n neues Bahnproject, welches die Verbindung von Ogulin, am Seegebiete von Plitvica vorbei, mit Bihac bezweckte, dankt dem Agramer Advocaten Dr. Schwarz seinen Ursprung und hatte besonders die Exploitierung der grossen Waldcomplexe im Gebiete der Plitvicer Seen vor Augen. Ein anderes Project, von Baron L. Oicgovic aufgestellt, beabsichtigt eine Verbindung von Karlstadt über Sluin-Plitvica bis Knin in Dalmaticn. In allerjüngster Zeit wieder tauchte in den Blättern die Nachricht auf, die Handelskammern von Zengg und Esseg hätten sich über ein neues Bahnproject geeinigt, welches diese beiden Städte in Verbindung setzen und Zengg gleichsam zum Hafenplatze von Slavonien machen solle. Man sieht, wie hier wieder zu dem alten Traume zurückgekehrt wird, den schon Major Knezic geträumt, den mächtigen Getreidehandel Slavoniens über Zengg zu leiten. Es ist, als ob ein mächtiger Wille sich der Ausführung aller dieser mit soviel Eifer vcrfochtenen Bahnprojecte entgegenstellen würde, und ist in absehbarer Zeit der Bau einer Eisenbahn auf unserem Gebiete wohl kaum zu erwarten. Historische Notizen. Es ist nicht Zweck dieser Schrift, den Spuren römischer Weltherrschaft zu folgen, welche sich so reichlich allüberall in unserem Gebiete finden, es sei nur erwähnt, dass jene grossen Lebenskünstler, Römer genannt, auch zu den Schönheiten der Plitvicer Seen ihren Weg gefunden und sich an ihren Ufern Villen erbaut haben, von welchen Mauerreste auf der Stephanie-Insel und sonst in der Umgebung der Seen Zeugnis geben. Von den grossen Bewegungen der Weltcreignisse aber blieb dieser Erdenwinkel wenigstens unter Römerherrschaft verschont, wie denn überhaupt unser Interesse erst durch die Türkenkriege und den Beginn der Grenzinstitutionen auf die Lika und Krbava gelenkt wird. Im Jahre 1389 stürzten die Türken, nachdem sie 1356 unter dem byzantinischen Kaiser Kantakucenos in Europa Fuss gefasst, das serbische Reich und bedrohten Ungarn, dessen Kräfte, in politischen Wirren zersplittert, nicht immer auf die so nothwendige Grenzvertheidigung gerichtet waren. Insbesondere hatte der thatkräftige König Mathias Corvinus seine ehrgeizigen Bestrebungen nur auf Erfolge in Mähren, Schlesien und Oesterreich gerichtet, so dass im Jahre 1462 das ungarische Vasallenkönigreich Bosnien den türkischen Eroberern anheimfiel. Von Bosnien aus begannen nun die türkischen Beutezüge in die benachbarten Gebiete. Besonders gross war die Türkennoth in den Grafschaften Lika und Krbava, welche seit 1514 als «Desertum primurm bezeichnet wurden, wogegen dem Karlstädter Generalate nur die Bezeichnung eines «Desertum secundum» zufiel. Schon unter König Mathias Corvinus waren in der Lika serbische und bosnische Flüchtlinge angesiedelt worden, welche gegen Zusage vollkommener Freiheit die Verthei-digung des Landes gegen die Türken übernahmen. Erzherzog Ferdinand von Oesterreich besetzte im Jahre 1522 über Ritte des kroatischen Banus Berislavič und Fürsprache des Papstes Leo X. die Orte Klissa, Krupa und Jaice, um hiedurch der Vertheidigung unserer Grafschaften Lika und Krbava Stützpunkte zu gewinnen. Diese Massrcgel vermehrte noch den Zuzug von Flüchtlingen aus serbischen und bosnischen Gegenden (Uskokcn). Nichtsdestoweniger giengen im Jahre 1527 die Lika und Krbava wie auch der Bischofssitz Modruš in der kleinen Kapella, welcher 1460 nach Aufhebung des Bischofssitzes zu Udbina war gegründet worden, an die Türken verloren. 1461 hatte Sicgmund Frangipani auch in Otočac ein Bisthum errichtet, welqher Act gleichsam eine Fortsetzung der Thätigkcit von Frangipani's Vorfahren auf diesem Gebiete bildete, denn schon um das Jahr 1244 hatte ein Frangipani in Otočac das Schloss mit Ringmauern und Thürmen erbaut und in dessen Burgfrieden eine der Mutter Gottes geweihte Kirche und eine Kapelle zu Ehren des heiligen Fabianus erbaut. Rund um das Schloss hatten die übrigen Bewohner von Otočac ihre Ansiedlungen aufgeschlagen und sich kleine Häuser erbaut, die, auf starke Pflöcke gesetzt, als Pfahl bauten das Wasser der Gačka überragten. So waren mit dem Eindringen der Türken auch drei Bischofssitze im Lande gefallen, der von Udbina, von Modruš und von Otočac! Schlachten und Gefechte von schier mythischer Grausamkeit und Blutgier wurden auf diesem Gebiete geschlagen, bevor es den Türken überlassen wurde. So bei Modruš 1493, woselbst nach blutigem Kampfe der Banus Derenčin von Jakub-Pascha geschlagen und gefangen genommen, 1520 bei Korenica, woselbst ein kroatisches Heer unter Banus Berislavič von den Türken vernichtet wurde. Tn der Nähe von Korenica stand einst eine grosse Burg Namens Mrsini grad, welche schon 1467 bei einem Einfalle der Türken zerstört worden war. Von der Lika streckten die Türken ihre Hand auch nach Carlopago aus, wurden jedoch im Engpasse Sabanov Klanac am Velebit von einer kleinen Schar Podgorcen (so wurden die Bergbewohner der Umgebung Carlopagos genannt) überfallen, zum grossen Thcile niedergemacht und zurückgeworfen. 1525 aber machten die Türken einen zweiten gelungenen Einfall und zerstörten die Stadt, welche nun mehr als ein Jahrhundert unbewohnt und verödet blieb. (Ihren Namen erhielt sie nach Kaiser Karl VI., dem sie verschiedene Privilegien zu danken hatte. 1704 wurde sie von der spanisch-französischen Flotte eingenommen, war von 1809 bis 1814 in französischem Besitz und wurde 1813 von der englischen Flotte bombardiert.) Die Bedeutung der Uskoken für die jLandesverthei-digung wurde in der Folge immer mehr und mehr erkannt und 1557 von Kaiser Ferdinand 1. für diese Flüchtlinge, welche sich auch in Krain niedergelassen hatten, ein eigener Grenzoberst bestellt und demselben zwei Oberstlieutenants (einer für die oberslavonische und einer für die kroatische Grenze) untergeordnet. Nach dem Tode Kaiser Ferdinands nahm dessen Bruder Erzherzog Karl den meisten Einfluss auf die Ausgestaltung der Militärgrenze, zu deren Erhaltung der Kaiser 50.000 fl., die inncrösterreichischcn Stände aber jährlich 200.000 fl. beisteuerten; ebenso leisteten der Papst und das deutsche Reich jährliche Beiträge. 1578 wurde Erzherzog Karl zum Stellvertreter des Kaisers in der Verwaltung der beiden Grenzen ernannt und von den Ständen auch die notwendigen Geldmittel für das Grenzgebiet bewilligt. Tm Jahre 1580 schritt man zur Erbauung der Festung Karlstadt, unter deren Grundmauern 900 Türkenschädel eingegraben wurden. Die südlich der Kapella gelegene Meergrenze, welche auch unser Gebiet umfasst, war der Schauplatz wilder Kämpfe unil eines stetig anwachsenden, insbesondere von den Zengger Uskoken genährten Räuberunwesens, welches erst im Laufe der Jahre gemässigt und ausgerottet werden konnte. Im Jahre 1630 wurde von Kaiser Ferdinand II. ein eigenes Verfassungstatut für die Grenze erlassen, welches die Gerichtsbarkeit und die Behörden sowie den Grundbesitz und das Kriegswesen regelte. Mit dem 17. Lebensjahre begann die Wehrpflicht, und hatten die Familienväter darauf zu sehen, «dass die Jünglinge an guter Pflege und Kost keinen Mangel litten !» Im Jahre 1685 wurden die Grafschaften Lika und Krbava nach 160jähriger Knechtschaft den Türken wieder entrissen ; der Anstoss hiezu gieng von den Knezcn Jerko Rukavina, und Duschan Kovacsevics aus, welche die wehrhaften Männer der Meergrenze sammelten und von Carlopago aus in die Lika eindrangen; ihrem Beispiele folgten auch die Zengger, welche von ihrer Stadt aus in das Gackathal einfielen. Der Generaloberst der Warasdiner Grenze, GrafLeslie, unterstützte das Unternehmen, welches jedoch erst im Jahre 1689 mit der gänzlichen Vertreibung der Türken endete, indem der Commandierende von Karlstadt, General Graf Herberstein, die drei letzten türkischen Zufluchtsstätten Udbina, Bilaj und Bunii einnahm. Hier sei erwähnt, dass sich in der Nähe des letzteren Ortes ein Eichenwäldchen befindet, welches in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von dem damaligen Hauptmann, späteren Feldmarschall Laudon gepflanzt wurde. In der Folge machten die Türken noch wiederholte Einfälle, so 1618, 1623 und 1661, und suchten jedesmal auch die Burg Sokolovac bei Bründl zu erobern, jedoch vergeblich; die Ruinen dieser auf einem schönen Aussichtspunkte liegenden Burg sind noch zu sehen. Zwei andere Burgen, die von Perusic und von Crni Vlast bei Vrhovine, wurden 1642 von den Türken zerstört. An der Vertreibung der Türken 1689 betheiligte sich auch thatkräftig eine Schar von Otocanern und Bründlern unter Führung des Erzpriesters Marcus Meric; derselbe bevölkerte nach dem Frieden von Karlovic den ganzen verödeten Landstrich durch zugewanderte Familien aus Kroatien, Dalmatien und der Hercegovina. Nur in den Ortschaften PeruSid und Udbina waren noch Türken zurückgeblieben, welche jedoch das Christenthum annahmen. Nun wurde auch hier eine Militärgrenze errichtet unter Feststellung der gleichen Rechte und Pflichten für die Ansiedler, wie in den übrigen Thälern der Grenze ; es war jedoch nur die Grafschaft Krbava und der obere Theil der Lika einbezogen worden, während der übrige Theil der Lika und die Meergrenze unter Civil Verwaltung blieb, was unter den Grenzern bis zu Gewaltthätigkeiten gesteigerte Unzufriedenheit hervorrief. Nun wurde zur Wiederherstellung der Ordnung der Obercapitän von Zengg, Graf Coronini, entsendet, welcher jedoch nebst seinem Begleiter, dem Baron Ramschüssel, im Jahre 1710 in der Kirche der kleinen Ortschaft Ribnik ermordet wurde. Im Jahre 1711 wurde die ganze Landschaft der Militärverwaltung unterstellt. Für die Grafschaft Lika und Krbava war mit Unterordnung unter das Agramer Generalat ein Oberhauptmann eingesetzt worden, welcher zuerst in Carlopago, dann in Ribnik seinen Sitz hatte und dem eine deutsche Leibwache von 24 Mann gebürte. Die Bevölkerung bestand damals aus verschiedenen Elementen, aus katholischen und griechisch-orientalischen Kroaten und Serben, dann aus Krainc.rn und Türken. Die gesammte, in der Lika und Krbava aufzubringende Macht betrug gegen 2000 Reiter und 5000 Mann Fussvolk. Der Sinn dieser kriegsgewohnten Bevölkerung war auch im Frieden zu Unruhen, Meutereien und Empörungen geneigt. Durch die nach Abschluss des Passarovitzer Friedens nothwendigen Truppenbewegungen wurde im Jahre 1719 auch die Meergrenze getroffen und mit Truppeneinquar- tierungen belegt; dazu herrschte im Lande Futtermangel infolge schlechter Ernte, und als noch das Gerücht verbreitet wurde, einige Grenzofficiere hätten das für die Truppen bestimmte (Juartiergeld unterschlagen, da brach offene Empörung aus; die Grenzer von Rrlog, Bründl, St. Georgen und vielen anderen Orten rotteten sich zusammen und stürmten die Wohnung des Commandanten von Otocac, welchem es jedoch gelang, sich rechtzeitig zu flüchten. Von Otocac aus unternahmen die Empörer, nachdem sie mit einem Theile ihrer Kraft die Kapella besetzt hatten, einen Streifzug gegen Zengg, dessen Belagerung sie versuchten. Kaum war die Ruhe durch den Abzug der Truppen wieder hergestellt, so brachen in Brlog undVrhovine neue Tumulte los, welchen der angeblich untersagte Tauschhandel mit Salz zugrunde lag. Auch kamen seitens der innerösterreichischen Stände Willkürlichkeiten und unberechtigte Abzüge bei Auszahlung des Soldes vor, wodurch die Mannschaften der Meergrenze allein um mehr als 18.000 fl. verkürzt wurden. Im Jahre 1728 erhob sich das Volk in der Lika gegen die angeblichen Bedrückungen und Ungerechtigkeiten des Oberhauptmannes Grafen Attems und seiner Officiere. Im Jahre 1732 wurden 200 Mann deutscher Truppen in die Lika verlegt, welchen Umstand das Volk dahin deutete, dass man es wieder unter Civilverwaltung bringen wolle. Der Aufstand brach unter Führung des Juriina Tom-Ijenovic aus Smiljane aus; wer sich den Aufständischen nicht anschliessen wollte, dessen Haus wurde verbrannt. Die Truppen wurden zurückgeschlagen und die Verbindung mit Carlopago unterbrochen. Oberstwachtmeister Presern unterdrückte endlich den Aufstand, die Leiter der Bewegung wurden durch das Schwert oder den Strang hingerichtet oder verstümmelt, Tomljenovic gcvicrtheilt. Im Jahre 1737 wurde der Feldzeugmeister Herzog Josef Friedrich von Sachsen-Hildburghausen mit der Durchführung von Reformen der Grenzeinrichtungen betraut, die Arbeiten jedoch durch den unglücklichen Türkenkrieg von 1737 bis 1739 unterbrochen, an welchem das Otocaner und Likaner Regiment unter Cotnmando des Obersten Raunach und des Generals Grafen Stubenberg theilnahmen. Eine glänzende Waffenthat gegen die Türken gelang den Likanern am 24. und 25. August 1739. Ein türkisches Heer, angeblich 80.000 Mann stark, brach in das Hochplateau der Lika über Gruben, Gracac und Kamenski Vrh ein, wurde jedoch bei diesem Orte von den Likanern geschlagen, während eine andere Abtheilung die türkische Rückzugslinie beim Engpässe Gubacki Klanac verlegte, woselbst die Erbfeinde am nächsten Tage vollständig aufgerieben wurden. Das beabsichtigte Reformwerk des Herzogs von Hildburghausen konnte erst 1742 wieder aufgenommen werden und gründete sich auf eine neue Volkszählung, welche im Karlstädter Generalate, einschliesslich der Lika und Krbava, 45.000 männliche Einwohner ergab. Das Generalat wurde nun seiner geographischen Lage nach in vier Regimentsbezirke eingetheilt, und zwar Sluin, Ogulin, Otocac und Lika. Das Otocaner Regiment zählte von 9000 männlichen Einwohnern 5000 diensttaugliche, das Likaner Regiment von 11.000 männlichen Einwohnern 8000 diensttaugliche. Ersteres bestand aus vier, letzteres aus sechs Bataillonen. Durch die neue Ordnung der Dinge waren auch die Bezüge der Commandanten herabgesetzt und ihr oft fürstlicher Aufwand eingeschränkt worden ; in diesen Männern fand daher das Reformwerk seine grössten Feinde. 1746 brach in der Mcergrcnze gegen die neuen Einrichtungen ein Aufstand aus. Die Bewegung, an deren Spitze der Knez Scrtic aus Jezerana stand, wurde von mehreren Officieren, besonders dem Oberstlieutenant Depozzi und den Majoren Baron Gall und Portner, unterstützt und verbreitete sich rasch über das ganze Land, welches sengend und plündernd durchzogen wurde, indem man hiebei die Herstellung der alten Ordnung verlangte. Der Aufstand sank beim Heranrücken regulärer Truppen rasch in sich zusammen, Sertic und Depozzi starben durch Gift, Gall und Portner kamen in Haft. Zehn der Aufständischen wurden hingerichtet. Tm Jahre 1748 erfolgte durch die Kaiserin Maria Theresia die Aufhebung des bisherigen Verbandes zwischen der Militärgrenze und den Ständen von Innerösterreich. Energische Hände waren nothwendig, um in der unablässig gährenden und zu Ausschreitungen neigenden Grenze die Ordnung aufrechtzuerhalten, und solche Hand besass General Scherzer, Commandierender in Karlstadt, welcher am 14. Jänner 1751 nachfolgende Verordnung erliess: «Da die Prügel zur Eruierung der Wahrheit nichts fruchten, indem ein Criminalist wie nichts 200 bis 300 Stock-prügcl aushalten kann, so ist in der Folge die infame Tortur wieder aufzunehmen, umsomehr, da der Freimann in Zengg wohnt.» Derselbe war fast ununterbrochen auf Reisen, hier und dort im Lande seines Amtes zu walten. Sogar ein Auditor, Namens Zollner, bekam unter General Scherzer die stets am wenigsten mundende eigene Medicin zu schmecken. Er wurde «wegen schleuderischer Arbeit» kreuzweise in Eisen geschlossen. Ein eigenthümliches Licht auf die Verhältnisse in der alten Grenze wirft eine ebenfalls 1751 erlassene Verordnung des Generalbrigadiers Grafen Petazzi, ddto. Brlog 31. August, dass die neubeförderten Officiere ihre erste Monatsgage an den Agenten CabalHni abführen müssten, um ihre Patente zu erhalten. Eine andere, mit der vorangeführten in einem gewissen Gegensatze stehende Verordnung des genannten Generals aus dem Jahre 1762 erinnert, dass man weder in Wien, noch im Felde, noch im eigenen Gcneralate den Versuch wagen dürfe, durch Geschenke zu wirken, um rascher'befördert zu werden. Sehr freundlich spricht sich der gefürchtete General Scherzer 1762 über das Otocaner Regiment aus, welches «in sehr guter Ordnung seinen Einmarsch in Karlstadt gemacht habe, so dass er in allem und jedem besonderes Wohl- gefallen an diesem Regimente gehabt hätte, er beabsichtige daher, zu dem bevorstehenden Feldlager in Gusid Polje die Musik zu schicken, um die Commandanten zu Mittag, die Officiere und ihre Frauen aber am Abend mit Musik zu erfreuen.» Ebenfalls von General Scherzer stammt eine Verordnung, welcher zufolge man sich bei Feldwebeln, Führern und Fourieren alles Prügeins enthalten solle, wenn aber ein solcher incorrigibel wäre, so könne man ihn im Zimmer eines Officiers strafen, jedoch nur derartig, dass einem Feldwebel kein Niederer, sondern nur ein Officier mit dem Stock die Prügel ertheile. Wie immer auch die inneren Verhältnisse lagen, nach aussen hin bewährten sich die Grenzer stets als tüchtige, opfermüthige Soldaten, so in den schlesischen Kriegen, ganz besonders aber im siebenjährigen Kriege, bei dessen Beginn sie unter Commando des Oberstlieutenanta Laudon standen. Zum Andenken an die ausgezeichneten Leistungen des Otocaner Regimentes wurde demselben am 3. Jänner 1779 von der Kaiserin Maria Theresia eine der in der Schlacht von Kolin erbeuteten Standarten verliehen, welche sich gegenwärtig noch in der Pfarrkirche zu Otocac befindet. Die auf den siebenjährigen Krieg folgende Ruhepause brachte unter Feldzeugmeister Baron Beck den Orten Gospic, Otocac und Zengg die Erhebung zu sogenannten Getreide-Handelscommunitäten, womit für die Bewohner zahlreiche Privilegien, insbesondere eine weitgehende Befreiung vom Kriegsdienste verbunden war. Auch wurde 1764 der Stand sämmtlicher Grenzregimenter wesentlich vermindert und die Mannschaft nur einmal wöchentlich — am Sonntag — in ihren Compagniebezirken zum Waffendienste einberufen. J764 wurden von General Lanjus auch die ersten Wochenmärkte in Gospic und Otocac eingeführt. Allüberall that sich jetzt ein friedlicher Geist kund. So verlicss General Pelikan seine bisherige Wohnung, die hochgelegene Fortezza in Otocac, um das im Orte selbst gelegene alte Schloss zu beziehen, «damit,» wie sich der General ausdrückte, »endlich die ewigen Klagen der Offi-ciere über das ermüdende Bergsteigen aufhören!» Nach Beendigung des siebenjährigen Krieges in ihre Heimat zurückkehrende Grenzer hatten in ihren Patron-taschen die ersten Kartoffeln mitgebracht, deren Anbau nun im Lande versucht wurde, welches 1771 auch die ersten Maulbeerbäume erhielt. 1773 bekam das Otocaner Regiment für Zuchtzwecke vierzehn macedonische Widder und ausserdem für die beiden Meergrenzcommunitätcn Jablanac und St. Georgen zehn apulische Widder. Um dieselbe Zeit wurde in jedem Regiment ein Stabs- oder Oberofficier als Agricultur-Director bestimmt. Das Otocaner Regiment erhielt 1774 «ab aerario» einen Beschiiihengst zur Hebung der Pferdezucht zugewiesen, dann Vorschüsse an einzelne Grenzer zur Anschaffung von Vieh; auch wurde die Wagner-Industrie unterstützt und jedem Besitzer eines Wagens hiefür eine Prämie von zwei Ducaten zugewiesen, so dass schon 1780 das Otocaner Regiment über 300 Wagen zählte. Zur Hebung der Mühlen-Industrie erhielten die Grenzer Michael Popic und Thomas Kraincevic 1783 einen Vorschuss von 300 fl. zur Errichtung einer Mühle in Schwitza. Schon 1770 waren zahlreiche Grenzerknaben zur Erlernung verschiedener Professionen nach Wien geschickt worden, und 1776 wurden neuerdings zwölf «robuste Jünglinge» zur Einführung in die Schiffbaukunst nach Kloster-neuburg entsendet. In schlechten Erntejahren erhielten die Grenzer namhafte Unterstützungen an Frucht und Geld, so 1763 und 1764, während der grossen Hungersnoth des Jahres 1769, dann 1770, 1774, 1782, 1784 und 1785. 1773 wurden die Lchrergehalte mit 12 fl. monatlich bestimmt und in Bunic und Perusic neue Schulen errichtet. Jede Schule des Landes erhielt ein Schreibspesenpauschale von 8 fl. monatlich. Die Schulpflicht begann mit dem sechsten Jahre und dauerte sieben Jahre; Knaben und Mädchen genossen gemeinsamen Unterricht, letztere sassen jedoch auf «Extrabänken». 1.775 wurden die Lehrergehalte auf 20 fl. monatlich erhöht und an die Schulen zahlreiche Schulbücher unentgeltlich vertheilt, darunter Anleitungen zur Messkunst, Mechanik und Baukunst. 1785 spricht das Karlstädter Generalat seine Zufriedenheit über den Fortgang des Unterrichtes aus, ermahnt jedoch einen Pfarrer Namens Stipanovic «zur besseren Katechisie-rung». Was die Waldcultur betrifft, so muss einem häufig auftretenden Irrthume begegnet werden, dass die Abforstung in jüngerer Zeit von der Küste aus landeinwärts geschah. Eine Waldkarte aus dem Jahre 1.764 entspricht fast vollkommen dem heutigen Waldbestande. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts war die Bevölkerung der Küste eine sehr geringe, auch gab es keine Holz-speculation, dieselbe begann erst 1773 mit der Errichtung zweier Holzdepöts in Jablanac und St. Georgen. Behufs Zufuhr des Holzes wurden 1774 nach den genannten Orten etwa 20 km lange Wege aus dem Hinterlande geführt, ein Beweis, dass sich schon damals nahe der Küste keine Holzbestände fanden. Schon 1759 war übrigens verordnet worden, dass den Zenggern in der Nähe ihrer Stadt kein Holz angewiesen werden dürfe, damit die Waldungen in diesem Bezirke geschont werden. Waldhüter wurden bestellt und die Schonung des Waldes zur allgemeinen Pflicht gemacht. So erhielt 1764 Oberst Vukasovic in Bründl einen strengen Verweis, weil er es hatte geschehen lassen, dass aus den zu Jablanac gehörigen Waldungen grosse Stämme zum Schleuderpreise von 1 fl. 30 kr. per Stück ausgeführt worden, und wurde der genannte Oberst zugleich zum Ersätze des Schadens an das Aerar verhalten. Das Wohl der Grenze war stets eine wichtige Sorge der Herrscher gewesen. Kaiser Josef hatte zweimal, und zwar 1775 und 1786, die kroatische Grenze besucht und reichliche Beweise seiner kaiserlichen Gnade zurückgelassen; gelegentlich des ersten Besuches erhielt das Otocaner Regiment 200 Ducaten zur Vertheilung an verdiente Unterofficicre, ausserdem 4000 fl. für die gesammte Mannschaft; beim zweiten Besuche liess der Kaiser an nothleidende Familien 6000 Motzen Getreide vertheilen. 1780 verfügte der Kaiser durch den Commandierendcn von Karlstadt, Grafen Gyulay, dass die gesammten Monturen der Grenzer von ihren Weibern zu verfertigen und dass die Grenzer zum fleissigen Bebauen ihrer Felder anzuhalten seien. In dem Türkenkriege Kaiser Josefs (1788) wurden sämmtliche 17 Grenzregimenter mit einem Stande von zusammen über 43.000 Mann aufgeboten, und stellte jedes Regiment, mit Ausnahme der siebenbürgischen, ausserdem noch zwei Landesvertheidigungs-Divisionen mit dem Stande von je 800 bis 900 Mann auf. Ferner wurden noch fünf Freicorps, darunter das Otocaner und Likaner Corps, formiert. Das Likaner Freicorps besetzte Zengg. Das kroatische Armeecojps, zu welchem auch die Otocaner und Likaner Truppenkörper gehörten, drang in Bosnien ein, ohne jedoch hier besondere Erfolge zu erringen. 400 Likaner und Otocaner betheiligten sich ferner an dem Zuge des Likaner Hauptmannes Vukasovic nach Montenegro, um hier einen Aufstand gegen die Pforte zu organisieren. Der genannte, für seinen kühnen Zug mit demTheresien-orden ausgezeichnete Hauptmann bildete später ein grössten-theils aus Otocanern und Likanern bestehendes Freicorps, mit welchem er an dem Feldzuge des Jahres 1789 theil-nahm. In diesem Feldzuge standen ausserdem noch 8000 Likaner und Otocaner unter Laudon im Felde, welche sich bei Vertheidigung der Blockhäuser Serb, Dobroselo und Bobara heldenmüthig schlugen. Die Feldzüge des 18. Jahrhunderts hatten grosse Lücken in die Grenzbevölkerung gerissen, so dass neue Colonisationen vorgenommen werden mussten. Es wanderten 1788 in das Gebiet des Otocaner Regimentes 1400, in das Gebiet des Likaner Regimentes 3200 Flüchtlinge aus Türkisch-Kroatien ein. In den Jahren 1792—1800 verzeichnet das Otocaner Regiment allein 468 Gefallene, welche verheiratet gewesen; die als minderwertig angesehenen Ledigen wurden in diese Statistik gar nicht einbezogen. An dem Feldzuge des Jahres 1792 gegen Frankreich nahmen Grenztruppen nur in geringem Maassc Antheil. Der Feldzug des Jahres 1794 fand die Grenztruppen wieder auf allen Kriegsschauplätzen: in Italien, den Niederlanden und Deutschland. Auch im Feldzuge des Jahres 1796 wurde die Leistungsfähigkeit der Grenztruppen voll in Anspruch genommen, fast 46.000 Mann Grenzer standen im Felde. Nach den Friedenspräliminarien von Leoben besetzte General Ruka-vina Dalmatien, Cattaro und einige dalmatinische Inseln mit grösstentheils aus Likanern bestehenden Grenztruppen. In dem Feldzuge des Jahres 1799 zeichneten sich die Otocaner in dem Treffen bei Carteggio und in der Schlacht bei Marengo besonders aus. 1805 besetzten Otocaner Freiwillige die Stadt Zengg. Das Jahr 1808 weist wieder zahlreiche Spuren einer geregelten Friedensthätigkeit auf; es wurde ein Grundgesetz für die Grenze publiciert, welches unter anderem auch die Robot für ein Joch Wiese oder Acker «mit einer Hand und einem halben Zug» festsetzte. Auch in militärischer Beziehung brachte dieses Jahr eine bemerkenswerte Neuerung, indem an Stelle der bisherigen weissen braune Uniform-Rocke eingeführt wurden. Erwähnt sei hierauch die im Jahre 1805 erfolgte Abschaffung der Zöpfe, welche Massregel, wie ein Chronist bemerkt, für die Grenzer eine grosse Wohlthat war. Am Feldzuge 1809 nahm wieder das ganze Grenzvolk — auch mit den ältesten Aufgeboten — theil, sogar Knaben eilten unter die Fahnen. Sie standen theils in Deutschland und Italien, theils in dem Grenzcorps des Generals Stoicevic, welches in Dal-matien namhafte Erfolge errang, später aber von Marmont hart bedrängt wurde. Letzterer hatte raubsüchtige Banden zum Einfalle in die Lika bewogen, welche das Land er-barmungsl os ve rwüsteten. Das Grenzcorps wurde von Marmont auf dem Pljesevica-gebirge (nicht ferne von den Plitvicer Seen) angegriffen und erlitt schwere Verluste; General Stoicevic gerieth in Gefangenschaft. Marmont drängte nun das Grenzcorps gegen Gracac, woselbst es zum Gefechte kam, in welchem die Grenzer zu wiederholtenmalen ihre Stellungen verloren, dieselben jedoch immer wieder zurückgewannen, bis sie endlich einer vom Orte Grab aus eingeleiteten Umgehung weichen mussten. Das Grenzcorps, nunmehr unter dem Commando des Obersten Rebrovic, zog sich nach dem Orte Bclaj nächst Gospic zurück, wo es zu einem zweitägigen, für die Grenzer rühmlichen Kampfe kam, während dessen Marmonts Truppen an Munition und Lebensmitteln Mangel litten und bereits den Rückzug antreten wollten. Plötzlich und unerwartet gaben jedoch die Grenzer alle errungenen Erfolge auf und räumten die Stellung. Hiedurch wurden die an der Grenze lauernden Türkenbanden zu einem neuen Einfall in die Lika ermuthigt. Um Weib und Kind zu schützen, verliesscn nun die Likaner scharenweise ihre Fahnen und eilten in die Heimat, woselbst ein Priester Namens Hajdukovic die Vertheidigung organisiert hatte; um ihn sammelten sich Weiber und Kinder, welche zur Pflege der Verwundeten und zum Munitionsnachschübe, wie auch für den Kundschafter- und Meldedienst verwendet wurden. Der Thatkraft und geschickten Führung des Priesters gelang es, mit seinen aus Knaben und Greisen bestehenden Scharen, welche nur allgemach durch Zuzug einen festen Kern erhielten, den Feind zurückzuwerfen. Im Jahre 1809 wurde das Gebiet von Karlstadt nebst der Lika und dem Otocaner Bezirke an Frankreich abgetreten, und wie die Römer unterworfene Völkerschaften zum Söldner- dienste zwangen, so liess auch Napoleon Knaben aus dem annectierten Gebiete nach Frankreich bringen, wo sie in La Fleche und St. Cyr militärische Erziehung genossen, um dann in die Armee eingereiht zu werden. Nach der neueingeführten französischen Organisation bildeten die bisherigen Otocaner und Likaner das erste Regiment der «illyrischen Jäger». Im Orte Turanj bei Karlstadt hatte Marmont, welcher 1810 die ganze Grenze bereiste, eine Anstalt errichten lassen, woselbst befähigte Knaben den ersten Unterricht in der französischen Sprache und in militärischen Fächern erhielten, um dann ihre Studien in Frankreich fortzusetzen. Die Hünengestalten der Likaner sollen bei Truppenrevuen in Paris berechtigtes Aufsehen hervorgerufen haben. Bei einem solchen Anlasse fragte Napoleon einen reckenhaft aussehenden Likaner, wie ihm Frankreich und Paris gefalle. «Schlecht, Sir!» antwortete der Likaner in gebrochenem Französisch. «Und warum?» fragte Napoleon erstaunt, «Weil ich Heimweh habe und gern wieder in meine lieben Berge zurück möchte!» Unwillig mit den Achseln zuckend ritt der Imperator weiter. Das erste illyrische Jägerregiment machte auch den russischen Feldzug mit und befand sich bis Moskau in der Avantgarde; besonders heldcnmüthig kämpfte es bei Vitepsk, woselbst sich zwei schwerverwundete Grenzer Namens Milan Grubic und Marko Kokotovic mit einer Kaltblütigkeit den Tod gaben, welche selbst die Bewunderung Napoleons erregt haben soll. 1813 wurde Zara von dem österreichischen General Tomasevic eingeschlossen ; die Besatzung bestand aus 1800 Mann, davon 900 Likaner, welche jedoch sofort ihren französischen Officieren den Gehorsam kündigten und aus der Stadt entlassen werden mussten. Nach den Franzosenkriegen machte sich in der Grenze ein wildes Räuberunwesen bemerkbar, welches mangels energischer Massregeln immer mehr um sich griff und erst im Jahre 1816 durch die feste Hand des Obersten Ljubibratic etwas gezügelt werden konnte. Derselbe liess Streifcom-manden unter tüchtigen Officieren und Unterofficieren das Land durchziehen und zahlreiche Hinrichtungen vornehmen. So w urden wegen Raubes und Mordes gehenkt: Jandre Božič, Miloš Eror, Vasil Čudič, Gergo Vuič und Vid Žigič. Ungeachtet dieser Strenge kamen am hellen Tage noch Raubanfälle vor. 1822 lieferte Hauptmann Korgnovič den Räubern nächst Otocac ein regelrechtes Treffen, wobei er selbst verwundet wurde. Ein eigenthümliches Polizeitalent legte in der Folge ein Verwaltungslieutenant Bach an den Tag, welcher aus freien Stücken die Stelle des erwähnten Hauptmannes übernahm, mit einer Abtheilung das Land durchstreifte und viele Räuber dingfest machte. Doch noch 1828 zog eine Räuberbande mit fliegenden Fahnen in Otočac ein, gegen welche gleichfalls der Verwaltungslieutenant Bach aufgeboten wurde, und zwar auch hier mit Erfolg. 1830 wurde der berüchtigte Räuber Sarič in Otočac eingefangen und gehenkt. Die eigentliche Ausrottung des Räuberunwesens gelang erst viel später und war ein Verdienst des Obersten Heinrich Liebreich, welchcr mit unerbittlicher Strenge auftrat und auch eine sehr geschickt ausgearbeitete Instruction für das Benehmen der einzelnen Posten im Falle des Auftretens von Räuberbanden erlicss. Noch 1832 mussten zwei Grenzbataillone gegen den berüchtigten Räuber Todor Gavrilovič in das Plješevica-gebirge ausrücken; derselbe entkam jedoch, und nur der Unterstandsgeber Namens Jovo Gavrilovič wurde eingefangen und sein Haus dem Erdboden gleich gemacht. In der Folge wurde noch 1847 ein grausamer Mord an dem Unterarzte Franz Kozen in Kossian verübt und der Verbrecher in der Person eines Grenzers Namens Flore Žagar eruiert. Das Jahr 1848 fand in der Grenze nur geringen Wieder-hall. Wahlen für den Agramer Landtag wurden ausgeschrieben, das war alles! Sie vollzogen sich in aller Ruhe und wurden zu Otoiac in der Gastwirtschaft Tivoli abgehalten. Für die Grenzofficiere brachte dieses Jahr das unbedingte Verbot, «den Schnurrbart zu rasieren». Im Jahre 1848 standen unter den Fahnen des Banus Grafen Jellacic 6000 Likaner, welche zum Reservecorps des FML. Grafen Nugent gehörten und bei Belluno, Viccnza, Curtatone und Montanara (Mai) kämpften. An dem fünftägigen Strassenkampfe in Mailand nahm auch ein Bataillon Otocaner theil. Nachdem Feldmarschall Radetzky die Offensive ergriffen hatte, kämpften die Likaner bei Sona, Madonna del Monte, St. Giustina und St. Giorgio (Juli), dann im Gefechte bei Mailand (4. August). An der Erstürmung von Wien (28. October) nahmen Likaner und Otocaner in der Division des FML. Hartlieb theil und kämpften am 30. October auch in der Schlacht bei Schwechat. Vier Bataillone Otocaner standen auch im Armeecorps des FML. Grafen Schlick und kämpften bei Peterväsär, Sirok, Verpelet und Käpolna (Februar). Hervorragenden Antheil nahmen die Likaner und Otocaner auch an dem Feldzuge des Jahres 1859; sie kämpften bei Montebello, bei Casale und an der Sesia, dann bei Partrengo (Mai). Das Jahr 1866 fand die Likaner und Otocaner als Besatzungstruppen in Dalmatien ; im Gebiete von Cattaro wiesen die Likaner einen Einfall Garibaldinischer Freischaren ab. Damit schliesst die ausschliesslich militärische Thätig-keit unserer Grenzer, welche sich nur in geringstem Maasse auf den Schutz der engeren Heimat bezog, sondern fast vollkommen im Dienste des Gesammtvaterlandes aufgieng. 1883 erfolgte die Einverleibung der Grenze in das kroatische Mutterland, doch befindet sich unser Gebiet noch nicht unter der Herrschaft jener Ideen, welche dem 19. Jahrhundert seinen Charakter verleihen, da es ja noch des grossen, nur durch die Eisenhahn zu vermittelnden Wechselverkehres mit den Centren der Civilisation entbehrt. Die Bewohner dieses jetzt so friedlichen, entlegenen Gebietes sehen von ferne den grossen Weltereignissen ohne besonderes Staunen zu; sie beobachten die Fortschritte der Civilisation, ohne ihnen vorläufig noch besonderen Beifall zu zollen. Die Plitvicer Seen. Noch vor 15 Jahren war der Besuch der Seen ein kaum nennenswerter, ihre Schönheiten waren ja unbekannt, und das Schriftthum beschäftigte sich nur selten mit ihnen. Die erste bekanntere Beschreibung der Seen finden wir in den «Europäischen Annalen» (Tübingen 1810) ; 1830 widmet ihnen eine Frau Therese Arthner in ihrem Werke «Briefe über einen Thcil von Kroatien» eine kurze Beschreibung. Die erste Schilderung der Seen in kroatischer Sprache wurde von dem Canonicus Adolf Vcber verfasst und im Jahre 1860 veröffentlicht. 1880 erschien eine von A. Ilerman verfasste Broschüre unter dem Titel «Meine occupativen Operationen auf den Plitvicer Seen, eine volkswirtschaftliche und rechtswissenschaftliche Abhandlung». 1892 veröffentlichte der Oberst J. Trnski d. R. im «Obzor» eine Beschreibung der Seen. In demselben Jahre erschien auch der weiter unten zum Abdruck gebrachte Artikel des gegenwärtigen Secretärs des Vereines zur Hebung der Plitvicer Seen, Levin von Horvath, in den «Narodne Novine». 1894 veröffentlichte der Karlstädter Lehrer S. Sirula eine Reisebeschreibung zu den Plitvicer Seen, welcher auch Bilder, angefertigt nach Photographien des Karlstädter Photographen H. Krapek, beigegeben wurden. Nicht hoch genug können die Verdienste des letztgenannten Herrn um die Hebung der Plitvicer Seen angeschlagen werden, welcher eifrigst bemüht war, im grossen Publicum die Kunde von der Schönheit dieses Gebietes zu verbreiten, wozu besonders ein von ihm herausgegebenes Album mit prächtigen Seebildern beitrug; diese Bilder mögen wohl schon in manchem Herzen den Wunsch erweckt haben, die Seen kennen zu lernen. 1895 erschien von Krapek eine neue Serie von fünfzehn, auf der Höhe photographischer Reproduction stehender Bilder. In dem genannten Jahre wurde auch eine Reihe teilweise illustrierter Artikel in der «Leipziger Allgemeinen Zeitung», in der Prager «Politik», in den Laibacher Blättern, endlich in der zu Esseg erscheinenden «Drau» veröffentlicht. Auch die Wiener Presse beginnt sich für die Seen zu interessieren. * * Wie wenig bekannt waren also noch vor kurzem die Seen! Ihr urwaldbestandenes Gebiet lag verödet, nur den Hirten bekannt und pfadlos. Am Südrande des ersten Sees befand sich eine kleine Mühle. Als mit Auflösung der Grenze die Theilung des Waldbesitzes zwischen dem Staate und den Vermögensgemeinden vor sich gieng, hatte sich keiner der beiden Interessenten um das fast unbekannte Seegebiet beworben, bis endlich der Regierungsvertreter erklärte, dasselbe auf den Antheil des Staates übernehmen zu wollen ; gewiss ein glücklicher Griff, denn diese Seen repräsentieren heute schon einen mit jedem Jahre wachsenden Wert von vielen Millionen, welcher sich mit Anlage einer Eisenbahn sofort ins Ungemessene steigern wird. Ueber die Vorgeschichte der Seen verlautet nichts, die grossen Völkerbewegungen spielten sich nahe der Küste ab, und wer hätte in diesem wilden Ringen, in diesem täglichen Kampfe um das nackte Leben Zeit gehabt, sich nach den Naturschönheiten des Landes umzusehen! Die Römer allerdings haben dieselben, wie schon erwähnt, zu würdigen gewusst. Zur Zeit der alten Grenze aber waren die Seen von einem geheimnisvollen, sagenhaften Dunkel Umgeben, das aufzuhellen sich nur etliche Grenzofficiere die Mühe/gaben, indem sie zeitweise Ausflüge in die herrliche Waldeinsamkeit unternahmen und hiedurch auch den Anstoss zur Erbauung des damals einzigen Unterkunftsortes am Seeufer, des sogenannten Touristenhauses, gaben. Nur durch die Beitragsleistung dieser braven alten Grenzofficiere wurde der Bau ermöglicht, welcher nach Auflösung der Grenze in die Verwaltung des Forstärars überging. Ausser dem Touristenhause befindet sich im Seegebiete nur eine Ansiedlung: das im Jahre 1890 von dem Zengger Bürger Herrn Anton Devcic erbaute Waldhaus, einer amerikanischen Farm vergleichbar in die Wildnis vorgeschoben. Diese Ansiedlung, zuerst als Stapelplatz für den Holzhandel bestimmt, war in der Folge der Ausgangspunkt für die Touristen, welche das Vordringen in die noch unerforschte Seeregion unternahmen, was nicht ohne Gefahr, zum mindesten aber mit grosser Anstrengung verbunden war. Von der Ansiedlung Dev<5ic, welche vom Südrande des langgestreckten Proäcansko Jczero zu Schiff erreicht wurde — nachdem der gegenwärtig an der Ostseite des Seegebietes führende Fahrweg erst seit sechs Jahren besteht vermittelten etliche einheimische Bootsleute mit kleinen Kähnen den weiteren, vielfach durch die Wässerfälle erschwerten Verkehr. Der Besuch der Kronprinzessin, Als ein wichtiger Abschnitt in der Geschichte der Plitvicer Seen darf wohl der Besuch derselben durch Ihre kaiserl. Hoheit die Kronprinzessin Stephanie im Jahre 1888 verzeichnet werden. Im April 1888 hatte der «Greif» mit dem Kronprinzenpaare an Bord nächst der Insel Pago eine Havarie erlitten, und eilte unter anderen auch der Hafencapitän von Zengg, Herr Michael Banjanin, ein gewesener Seeofficier, zur Hilfeleistung herbei. Banjanin, ein kerniger Seemann von festem, energischem Auftreten, fand nun Gelegenheit, dem Grafen Bombelles gegenüber die Schönheit der Seen zu schildern und so den Grund zu legen für den späteren Entschluss der hohen Frau, die Seen zu besuchen ; hiebei mag seine kraftvolle Persönlichkeit den Eindruck geweckt haben, dass er, des Landes und seiner Bevölkerung vollkommen kundig, der richtige Mann zur Ueberwindung der Schwierigkeiten sei, welche für die hohe Frau mit dem Besuche der Seen naturgemäss verbunden sein mussten. Bald darauf erhielt Banjanin von Wien aus seitens des Grafen Bombelles die Aufforderung, ein Reiseprogramm für den Besuch der Seen durch die Kronprinzessin vorzulegen, welches auch volle Genehmigung fand. Zu den wichtigsten Vorbereitungen gehörte die Anlage des nach der erlauchten Besucherin benannten Weges, welcher, von der Ansiedlung Devcic ausgehend, den bis dahin unzugänglich gewesenen und schönsten Theil des Seegebietes zwischen dem Proscansko Jezero und dem Kozjak erschliesst. Dieser Weg wurde im Verlaufe weniger Tage durch die Opferwilligkeit der Bewohner des benachbarten Ortes Vrhovine hergestellt. Die Bevölkerung der ganzen Gegend aber wetteiferte, den Empfang an jedem von der Kronprinzessin berührten Orte so glänzend als möglich zu gestalten. Am 4. September 1888 hatte sich die Stadt Zengg mit Flaggen, Kränzen und Blumen geschmückt, die ganze Bevölkerung war an der Riva versammelt, an welcher die Yacht «Greif» um 7 Uhr morgens anlegte. Die Kronprinzessin weilte bis % 12 Uhr an Bord, um sodann über den teppichgeschmückten Molo die bereitgehaltenen Wägen zu erreichen, bei welcher Gelegenheit ihr unter anderen auch der gegenwärtige Erzbischof von Agram, Posilovic, vorgestellt wurde. Um 12 Uhr mittags erfolgte die Abfahrt auf den Vratnik, woselbst die hohe Frau, deren Gefolge sich auch der Hafencapitän Banjanin als Reisemarsch all angeschlossen hatte, halten liess, um die herrliche Fernsicht zu geniessen. Festliche Begrüssung in allen auf der Reiseroute liegenden Orten! In Brlog trugen zwanzig festlich gekleidete Bauernmädchen kroatische Nationallieder vor. Von Otocac aus wurde der See von Svica besucht und hier seitens der hohen Frau einige photographische Aufnahmen gemacht. In Otocac wurde Nachtruhe gehalten und um 5 Uhr morgens des 5. September die Fahrt zu den Seen fortgesetzt. In Leskovac empfieng die Kronprinzessin eine bosnische Deputation unter Führung des Bürgermeisters von Bihac, Mehmed Beg Alajbegovic, und befuhr sodann auf einer einheimischen Barke den Proscansko Jezero. Von hier aus erfolgte auf dem Stephaniewege der Abstieg zum Kozjak-See und die Einschiffung auf eine grössere Barke (Balleniera), welche über Auftrag der Seebehörde vom Hafencapitän Banjanin von Zengg hieher geschafft worden war. Unterhalb des Touristenhauses wurde gelandet und in einem zu diesem Zwecke errichteten Pavillon von der hohen Frau Cercle gehalten, während dessen sie wiederholt ihrem Entzücken über alles Gesehene Ausdruck gab. Der Landtagsabgeordnete Sorak hielt eine Ansprache, welche in der Bitte ausklang, die hohe Frau möge bewilligen, dass die unterhalb des Touristenhauses gelegene Insel den Namen der erlauchten Besucherin führen dürfe. Auf der Fahrt zum Nordrande der Seen wurde die Kronprinzessin durch eine zweite bosnische Deputation aus (.lern Orte Cazin unter Führung des Bürgermeisters Ahmed Pozderac eingeholt. Nach Besichtigung des Plitvicerfalles erfolgte die Rückkehr in das Touristenhaus, und wurde daselbst ein kalter Imbiss eingenommen, während dessen die Umgebung des Touristenhauses ein buntbewegtes, durch bosnische und kroatische Nationaltrachten belebtes Bild darbot. Um 11 Uhr setzte die hohe Frau die Reise nach Gospic fort, woselbst das Diner eingenommen und im Hotel «Europa» die Nacht zugebracht wurde. Am nächsten Morgen 5 Uhr Weiterfahrt nach Carlopago und Einschiffung an Bord des «Greif». Mit diesem Besuche der Kronprinzessin waren die Plitviccr Seen für kurze Zeit in den Mittelpunkt des Tagesinteresses gerückt worden, um ebenso rasch wieder in Vergessenheit zu sinken. Die Zufahrtsstrassen zu den Seen, Mit dem Locaklampfer von Fiume ist die Stadt Zengg durch die Inselwelt des Quarnero und an den reizenden Badeorten Crkvcnica und Novi vorüber in ungefähr vier Stunden zu erreichen; von hier aus kann die Fahrt mittelst Post- oder Mietwagens über Zutalokva nach Otocac zu den Seen fortgesetzt werden. Die Entfernung Zengg-Leskovac (am Südrand des Seegebietes gelegener Ort) beträgt rund 75 km. In Otocac muss die nach Gospid führende Poststrasse verlassen und die Fahrt nach Leskovac mittelst aufgenommenen Wagens fortgesetzt werden. Derlei Fahrgelegenheiten stehen übrigens schon in Zutalokva zu dem mässigen Preise von 6 bis 10 fl. per Tag zur Verfügung. Von Fiume aus kann auch die Eisenbahn bis zur Station Ogulin der ungarischen Staatsbahnlinie Fiume-Agrambenützt und von hier die Fahrt über die Kapella mittelst Post nach Otocac fortgesetzt werden. Die Entfernung Ogulin Otocac-Leskovac beträgt rund 100 km. Dem von Agram kommenden Reisenden stehen zwei Routen nach den Plitvicer Seen zur Verfügung, die eine nimmt ihren Ausgangspunkt in der Eisenbahnstation Ogulin und führt mit Benützung der Post oder eines Mietwagens über Zutalokva nach Otocac und Leskovac, die andere passiert, von Karlstadt ausgehend, über Sluin das herrliche Waklgcbiet der kleinen Kapella und mündet unmittelbar am kürzesten Wege in das Seegebiet ein. Als wichtigste Zufahrtsstrasse ist jedoch trotzdem die Linie Zutalokva- Otočac anzusehen, weil der Hauptverkehr diese Linie benützt, durch welche auch die Verbindung mit Zengg hergestellt ist. Dieser Weg bietet nichts Bemerkenswertes ; er führt aus dem grossen und fruchtbaren Gačkathale nach Ueber-setzung eines breiten Gebirgsrückens, welcher bei dem Orte Založnica seinen Anfang nimmt, in das Thal von Babinpotok, welches, von bewaldeten Karsthängen eingeschlossen, an seinem Nordrande die Spuren eines grossen Waldbrandes aufweist, welcher vor einigen Jahren hier gewüthet. Eine noch aus der Römerzeit stammende Schanze, gleichfalls am Nordrande des Thaies gelegen, zieht hier unsere Aufmerksamkeit auf sich. Die Wasserscheide des Čuden Klanac (828 m über dem Meeresspiegel) trennt das Thal von Babinpotok vom Scegebicte, gegen dessen Wasserspiegel die Hänge der umliegenden Höhenzüge rinnenartig geneigt sind und somit dorthin ihren natürlichen Abfluss finden. Die bedeutendsten oberirdischen Zuflüsse des Seegebietes sind die Biela Rieka und die Crna Rieka, nebst denen noch die Bäche Leskovac, Matijaševac und Ričica zu nennen sind. Die Crna Rieka entspringt mit grossem Wasserreichthum aus einer Felswand am Westhange des Plješevica-gebirges, während die Biela Rieka am Čuden Klanac ihren Anfang nimmt und durch ein schmales, rinnenartiges Thal dem Seegebiete zuflicsst; zahlreiche Sägcmühlen liegen an ihrem Laufe, der sich hie und da infolge Abdämmung zu teichartigen Reservoirs erweitert und neben der am Hange sich hinziehenden Fahrstrasse die ganze Breite des Thaies einnimmt. Die Thalhänge sind von üppigem Waldwuchs bedeckt, zwischen dem nur hie und da ein mächtiger Karstblock sichtbar wird. Die Waldiisiere ist stellenweise durch Zäune von schiefgestellten schindelartigen Brettern, den Abfällen der Sägemühlen, begrenzt, wie man sie häufig im obersteierischen und österreichischen Gebirgslande findet. Aus dem steilgeböschten Thale des Cuden Klanac tritt die Biela Rieka in die Niederung von Leskovac, welche die vom Gebirge kommenden sowie die atmosphärischen Niederschläge aufsaugt und als Sammelstelle derselben für das Seegebiet anzusehen ist. Der Südrand des ersten Sees greift auch halbkreisförmig und flach in diese Niederung ein. Der erwähnte erste See nebst der Niederung von Leskovac mit dem Hügellandcharakter der begleitenden Höhen bedeutet für sich ein von den folgenden Seen scharf abgeschlossenes Gebiet. Die Configuration der Seen. Die Bildung der weiter nach Norden gelegenen Seen mag sich in prähistorischer Zeit in der Weise vollzogen haben, dass das ursprüngliche Seebecken die vom Gebirge einfallenden Wassermassen nicht mehr zu fassen vermochte und dieselben sich in nördlicher Richtung einen Abfluss schafften, wodurch endlich der Gebirgsbruch am Nordrande des ersten Sees zwischen dem ProScanski Vrh und dem Crni Vrh erfolgte. Von hier aus ist die Erosionsthätigkeit des Wassers auf Schritt und Tritt deutlich erkennbar, wie es, durch festen Gesteinskern aufgehalten, über denselben seinen Weg in Wasserfällen und Cascadcn nimmt und sich unterhalb dieser wieder in grösseren und kleineren Becken ansammelt. In diesem Theile des Seegebietes ist die ursprüngliche Nordrichtung des ersten Sees in eine mehr nordöstliche Streichrichtung der aufeinander folgenden kleinen Seen verändert. An den drei oder vier terrassenförmigen Absätzen, welche zwischen den beiden grossen Seebecken (ProScansko und Kozjak) gelegen sind, lässt sich deutlich die Erosionsthätigkeit des Wassers an den stellenweise übrig gebliebenen Erosionskegeln nachweisen; vielfach hat auch das Wasser seinen Lauf geändert, alte Bahnen verlassen und sich neue Wege durch den Fels gegraben und im weicheren Erdreich die Seebecken gebildet. Nach Ueberwindung der erwähnten Terrassen, deren letzte dem Touristenhause gerade gegenüber liegt, sammeln sich die Gewässer wieder in dem grossen Becken des Kozjak, dessen allgemeine Richtung von Südost nach Nordwest verläuft. Während der südliche Theil des Kozjak noch den Hügellandcharakter des Proscansko-Sees aufweist, geht das Gelände, je weiter nördlich, immer mehr in eine ausgesprochene Karstlandschaft über, welche, vom Nordrande angefangen, mit schmalen Felswänden zusammenspringt, zwischen welchen sich die weiteren Seebecken befinden! die hier stellenweise zwischen oft überhängenden Felsen den Anblick eines schmalen Flusslaufes bieten und leicht die Vermuthung aufkommen lassen, als hätten wir es hier mit einem ehemals unterirdischen Gerinne zu thun, dessen Deckgebirge im Fortgang des Karstprocesses eingestürzt sei. An seichteren Stellen bietet das Wasser auch jenen fahlen Schein, wie er den Karstgewässern eigen ist, herbeigeführt durch den am Grunde befindlichen Kalkniederschlag. Die begleitenden Wände sind vielfach zerklüftet, von tiefen Trichtern und Höhlen durchsetzt. Die Länge des gesammten Seegebietes beträgt 8 km; dasselbe umfasst 13 Seen, deren Namen, in der Reihenfolge von Süden nach Norden angeführt, die folgenden sind: I.) Proscansko Jezero (800 m über dem Meere, 500 m breit, 1200m lang), 2.) Ciganovac, 3.)Okrugljak Gornji, 4.) Crno Jezero, 5.) Vir, 6.) Galovac, 7.) Gradinsko Jezero, 8.) Kozjak (der grösste der Seen, 600 m breit 3000 m lang), 9.) Mi 1 ano vac, 10.) Okrugliak Dolnji,' II.) Kaludjerovac, 12.) Novakovica Brod. Der Höhenunterschied zwischen dan ersten und dem letztgenannten See beträgt 150 m, und stehen diese Seen durch ungefähr 30 grössere und kleinere Wasserfälle miteinander in Verbindung. Als dreizehnter See ist der Bakinovac zu nennen, welcher jedoch mit den übrigen Seen in keiner Verbindung steht und abseits derselben gelegen ist. Landschaftliche Schilderung und Neuanlagen. Nun gehe ich über zur Schilderung der Seen in ihren landschaftlichen Schönheiten und zur Hervorhebung der für den Touristen wichtigsten Punkte. Der Waldreichthum des Gebietes allein bildet eine Sehenswürdigkeit. Tn der unmittelbaren Nähe der Seen findet sich meist prächtiger, hochstämmiger Buchenbestand, stellenweise mit Nadelholz vermischt. Die umliegenden Höhen wie auch das Nebenthal der Crna Rieka weisen aus Edeltannen gebildete Waldbestände auf. Häufig kommt auch der Ahorn vor. An Eichen zählt unser Gebiet nur drei Exemplare, von denen sich eines auf der Stephanie-Insel und zwei am Ufer des Kozjak nächst der gegenwärtigen Badeanstalt befinden. Der Eibenbaum (Taxus baccata) findet sich an allen Seeufern des Gebietes, jedoch leider nur als ganz niedriges Gesträuch, dessen Wachsthum durch die Hirtenknaben vielfach behindert wird, da sie mit seinem kostbaren harten Holze Raubbau treiben und dasselbe mit Vorliebe zu ihren Schnitzarbeiten verwenden. Unterhalb des Novakovica Brod befindet sich noch ein kleines Tannenwäldchen, welches den Eindruck eines Miniaturparkes hervorbringt. Kaum, dass wir das Seegebiet betreten, umschliesst uns prächtige Waldeinsamkeit, welche erst durch den bereits erwähnten, am Nordrande des Kozjak-Sces gegen Nordwesten abbiegenden Fahrweg erschlossen wurde, und nun entwickeln sich bei der Weiterfahrt die prächtigen, vielgegliederten Contouren der Seen, jeden Augenblick dem Beschauer einen neuen Reiz darbietend, bald einen dicht-bewaldeten, weit in die Gewässer vorspringenden Hügel, dann wieder eine tief eingeschnittene Bucht, und zwischen den Waldbäumen hindurch schimmert der See in jeden Augenblick sich ändernden Reflexen. Das wunderbare Farbenspiel der Seen ist. eine Naturerscheinung, wie sie in ihrer Art wohl einzig dasteht. Der untere, gegen die Korana zu gelegene Theil der Seen ist zur Sommerszeit bei hoher Temperatur so strahlend und rein wie der italische Himmel; der Kozjak-See gefällt sich in häufigem Wechsel seines Farbenspieles, bald ist er tiefblau, dann wieder grün, zeitweise in seltsamen Nuancen dieser beiden Farben schillernd. Die Oberfläche des Jezero Hegt in einem grüngelben Schimmer vor uns, während der Galovac ein Grün in verschiedenen Variationen aufweist; der Proscansko wieder unterscheidet sich von den Nachbar-scen durch seine constant graue Färbung. Das Farbenspiel der Seen ist von der Temperatur abhängig und entwickelt sich erst, wenn die Wasserwärme über 15° C steigt. Bei niedriger Temperatur weisen alle Seen die gleiche ins Graue spielende Färbung auf. In der Dämmerung oder im Mondlicht ist der Anblick der Seen von bestrickender, märchenschöner Wirkung. Er zeigt uns in der Bewegung einer raschen Fahrt auf dem ziemlich hoch über dem Seespiegel führenden, jeden Augenblick seine Richtung ändernden Wege die Bäume in verschlungenen , phantastischen Formen, mit ihren knorrigen Stämmen wie Riesen am Wegrande lauernd; solche Eindrücke mögen die nächtlichen Fahrten König Ludwigs von Baiern gebracht haben ! Je weiter wir vordringen, desto deutlicher schlägt das Rauschen von Wasserfällen an unser Ohr. Nun erreichen wir die auf einer grossen Lichtung gelegene Ansiedlung Devcic, einen kleinen, freundlichen Bau, mit allem Comfort einer modernen Pension eingerichtet; dahinter ein Forellenteich, aus dem sich der Gast, wenn es ihm Vergnügen macht, seinen Bedarf selbst angeln kann. Das Areal Devcic befindet sich zum grossen Theile auf Anschüttungsgrund ; infolge der hier vorgenommenen Arbeiten versiegte ein grosser Wasserfall zwischen dem Proscansko und dem Ciganovac, was seinerzeit, zu einer heftigen Polemik in der Presse Anlass gab. Unter dem bestandenen grossen Schleier-Wasserfalle wurden einige Grotten entdeckt, deren Sohle unter Wasser liegt und eine wunderbare mattblaue Färbung aufweist. Nach einer weiteren Fahrt von etwa 4 km erreichen wir das alte Touristenhaus, welches wir nun als Ausgangspunkt unserer folgenden Wanderungen betrachten wollen; wir haben bisher nur einen Theil der Peripherie des Seegebietes kennen gelernt und sind in die intimen, verborgenen Schönheiten desselben noch nicht eingedrungen. Ein Boot, welches wir unterhalb des Touristenhauses besteigen, bringt uns, an der Stephanie-Insel vorüber, nach dem anderen Ufer des Sees; es ist eine eigentümliche Scenerie, die uns hier umfängt, fast vermeint man, in eine künstliche Parkanlage, in ein kleines Trianon mit plötzlich aufrauschenden Wasserkünsten gerathen zu sein. Der Eindruck wird noch verstärkt durch die hinter den Wasserfällen allenthalben sichtbar werdenden zierlichen Brücken und Stege mit schimmerndem Birkengeländer. Es würde ganz prächtig in den Rahmen des ganzen Bildes passen, wenn plötzlich um die sanfte Biegung des Ufers ein Boot herangerudert käme mit Herren und Damen aus der Rococozeit an Bord, mit lässig im Wasser nachschleppenden Gewändern, mit Perücken und Schönheitspflästerchen, um drüben auf der kleinen Insel ihre «menus plaisirs» zu treiben mit Haschen und Lautenklang, mit Tanz und Liebesgeflüster. Das Boot verlassend, stehen wir am Beginn des Stephanieweges, welcher mit zahlreichen Windungen um die einzelnen Seebecken bis zu Devcic emporführt. Nun betreten wir das Gebiet des Jezero, welcher seine Gewässer mit mächtigem Ansturm gegen die unterste Terrasse branden lässt, so dass dieselbe von dieser Seite nur mehr den Anblick eines vielfach durchhöhlten, mit Kalksinter bedeckten Erosionskegels bietet; zwischen ihm und dem Jezero haben sich noch zahlreiche kleinere Becken und Canäle gebildet, welche der Stephanieweg übersetzt. Von allen Seiten brausen die Wassermassen, theilweisc wieder nach einwärts zurückgestaut, hernieder, die Umgebung mit betäubendem Lärm erfüllend. Um den Südrand des Jezero führt uns der Stephanieweg durch den Wald in das Gebiet des Galovac, welcher uns zuerst mit einer Reihe kleinerer Wasserfälle empfängt; der «obere Galovac» ist ein mächtiger Wasserfall, welcher etwa 10 m hoch mit donnerndem Getöse in ein rundes Becken fällt, an dessen Rande ein Ruheplatz mit Bänken errichtet ist, erfrischt von dem feinen Staubregen des Wasserfalles. Dieser Wasserfall, in hohem Bogen von der Felswand stürzend, macht den Eindruck ung'czähmter elementarer Gewalt. Die Terrasse des Galovac bietet in ihrer Gesammtheit das Bild eines breiten Felskegels, welcher auch an anderer Stelle Spuren der Erosionsthätigkeit des Wassers aufweist; zahlreiche Höhlenbildungen sind die Folge, stellenweise durchziehen klaffende Spalten die Felswände, mit ihrem Mooswuchs oft anzusehen wie der Eingang zur Wohnstätte eines guten Klausners, zu dessen Füssen sich die Thierc des Waldes vertraulich anschmiegen. Nun kommen wir, um das Ufer des Galovac südwärts wandernd, in ein stilles Waldgebiet, das uns nach den brausenden Effecten des Galovac wie eine wohlthuende Wasserpause erscheint; übergefallenes Holz hemmt oft unseren Schritt, auch das Seeufer ist davon erfüllt; stellenweise senkt ein Waldriese, der nur mehr mit den alten Wurzeln in der Muttererde hängt, seinen Gipfel tief in die Fluten des Sees, oft sieht man in seichterem Wasser mächtige. Stämme, der Aeste schon längst entkleidet, am Grunde. Grossblätterige Wasserpflanzen bedecken nächst dem Ufer den Seespiegel, stattliche Krebse werden oft zwischen den übergefallenen Baumstämmen und dürrem Gezweige sichtbar, Forellen hüpfen in der Waldstille über den See- Spiegel, ihre immer weiter und weiter vergehenden Kreise zurücklassend. Ein Idyll, wie es herrlicher nicht gedacht werden kann, eine Ruhe, nur unterbrochen durch das abgedämpfte Rauschen ferner Wasserfälle! Durch diesen Waldfrieden haben wir nun bald wieder die Ansiedlung Dcvcic erreicht. Längs des Fahrweges, soweit er am Ufer des Proüscansko Jezero führt, ist nach einem besonderen Plane der Bau von Villen projectiert. Die Grundstücke werden vom Forstärar gegen einen billigen Preis hintangegeben, zudem erhält der Käufer das erforderliche Bauholz gegen eine ganz geringfügige Vergütung und übernimmt nur die Verpflichtung, innerhalb einer gewissen Zeit den Villenbau unter vertragsmässig festzustellenden Bedingungen zu beenden. Zur Parcellierung bestimmte Gründe finden sich ausserdem am nordöstlichen Ufer des Galovac, ferner nördlich und südlich des neuen Hotels am östlichen Ufer. Die Villenanlage ist derartig geplant, dass hiedurch nicht etwa eine einheitliche Häuserfront am Ufer geschaffen, sondern die auch dem Stile nach der Umgebung ange-passten Villen — zusammengenommen nicht mehr als vierzig an der Zahl — nur hie und da aus dem Waldgrün hervorschimmern. Von der Ansiedlung Devcic biegt der Fahrweg in allgemein östlicher Richtung ab, gar oft in weitem Bogen vom Seeufer in den Wald zurückspringend, dann wieder aus demselben zurückkehrend. Am Südostufer des Kozjak angelangt, öffnet sich der Wald zu einem weiten Wiesenplan, und auf einem bastionartig gegen den See vorspringenden Hügel liegt nun, unvermittelt wie eine schöne Vision vom rückwärtigen Waldgrunde sich abhebend, der neue Hötelbau und neben ihm, fast verschwindend, das alte ehrwürdige und doch so bescheidene Touristenhaus, welches lange die einzige Stätte am langgestreckten Ufer des Kozjak gewesen, wo der Wanderer sich mit Speise und Trank erquicken und gegen massiges Entgelt behagliche Nachtruhe finden konnte. Seine Mission ist nun erfüllt, und es wird vielleicht nur noch bei besonderem Fremdenandrang als Annex des neuen Hôtelprachtbaues benützt werden. Das neue Hôtel, nach Plänen des Architekten Jose! Dryak mit einem Kostcnaufwande von 75.000 fl. in slavischcm Stil erbaut, hat an seiner gegen den See gerichteten Front einen imposanten Abschluss durch einen auf mächtiger, halbkreisförmiger Basis ruhenden dreistöckigen Aussichtsthurm, von welchem aus das ganze Seegcbict mit seiner vielgestaltigen Gliederung zu übersehen ist. Die ganze, des frequentesten Badeortes würdige Anlage enthält vierzig mit allem grosstädtischen Comfort ausgestattete Passagierzimmer, prachtvolle Restaurationsräum-lichkeiten, einen Tanz- und einen Lesesaal etc. etc., so dass der Besucher in dieser Umgebung wohl leicht vergessen kann, dass er sich mitten im entlegensten Theile der kroatischen Militärgrenze, in einer urwaldbestandenen Wildnis befindet, deren Reize ein bequemer Nachmittags-Spaziergang zu erschliesscn vermag. Reizende Parkanlagen in der Umgebung des Hôtels vermitteln den Uebergang zum Walde. Unterhalb des Hôtels sorgt ein Bade-Etablissemcnt für Erfrischung in den prächtigen, durchsichtigen Fluten des Sees. Das Verdienst, die Plitvicer Seen dem grossen Verkehre zugänglich gemacht, diesen schönsten Punkt der kroatischen Erde dem grossen Strome moderner Touristik erschlossen zu haben, gebürt dem Ende des Jahres 1893 gegründeten, unter dem Präsidium Sr. Exellenz des Grafen Ladislaus Pejacsevich stehenden Verschönerungs-Vereine. Der Verein zählt heute 108 gründende, dann über 1300 ordentliche und unterstützende Mitglieder und ist gerne bereit, jede gewünschte Auskunft inbetreff der zum Verkaufe gelangenden Parccllen, dann bezüglich der Miete von Wohnungen und Fahrgelegenheiten etc. zu crthcilcn. Derartige Anfragen sind an den «Verein zur Hebung der Plitvicer Seen in Agram» zu richten. Besonders rührig haben im Interesse des Vereines gewirkt die Herren: Oberst J. Trnski, Dr. G. J anecek, Alexander von Vuchetich und Lcvin von Horvath. Der Dank dafür, dass der Verein schon im ersten Jahre seines Bestehens den llôtelbau in Angriff nehmen konnte, gebürt in erster Linie Sr. Excellenz dem Banus Grafen Khuen-H ederváry, der aus Landesmitteln 20.000 fl., und Sr. Excellenz dem k. ung. Minister für Ackerbau Grafen Andor Festet its, der aus Staatsmitteln 10.000 fl., dann ausserdem das ganze erforderliche Holzbaumaterial dem Vereine unentgeltlich anweisen liess. Die Thätigkeit des Versch ("t sich von den bisher erschienenen dadurch vorteilhaft ab, dass es sachlich geführt und nicht in agressivem Ion gehalten ist. Neue, sehr beliebte Musikalien für Pianoforte: m Bei jeder Aufführung grosser Erfolg! • Ungarisches Königs-Potpourri» von K. Kess, k. 11. k. Militär-Kapell-meister. Preis fl. i'8o. «Die schöne Kustenlanderin», Polka mazur von H. Milier, k. 11. k. Militär Kapellmeister, fl. —'6o, «Klange aus Pola», Walzer von F. Lehir, k. 11. k, Marine-Kapellmeister, fl. 1. — «Kroatische I.iederquadrille» von H. Miliar, k. u. k. Militär-Kapellmeister, fl. —-90. «Heut san ma wieder guat beinand», Juxmarsch mit unterlegtem Text von Th. F. Schild, fl. —'75. — «Toskana-Marsch» von H. Miliar, k. u. k. Militär-Kapellmeister, fl. - 70. — «Omaggio a Tartini», Marcia trionfale von G. Hai dint, fl —'50. — «Uburnia», Polka schnell von II. Miliar, k. u. k. Militär-Kapellmeister, fl. — 60. «Herzensdiebin», Walzer mit Text von A.Richter, fl. —'90. — «Marche de Couronnement» von R. Cimadori, fl. — 50. — «F>viva Fiume», Marsch von A. de R£, fl —60. — «Ljubim te», Mazurka von V. (i. Prot, n. — 60. — «Mazurka, von R. Cimadori, fl. 1.— «Le belle Sartorelle Fiumane», Marsch von (i. de Zaitz, fl. —'60. A. Reinhard'« Verlag in Fiume. # II # I! # II # Il # II # II # II # j^uch-, tfunst-, Musik- und Sch reib m a ter ia lien - Ha ndlung * A. Reinhard C.^piess 8r de. >iume, Via /[/cssccndrina. Auslieferungslager der bedeutenderen deutschen Verlagsbuchhandlungen für den Süden der Monarchie. Fremdenführer Ansichten von Fiume und Umgebung. Commissionsverlag sämmtlicher Seekarten und Publicationen des Hydrograph. Amtes der k. u. k. Kriegs-Marine für die Länder der ungar. Krone. Literatur sämmtlichcr hier vertretener Q® OGOöö GiJDDSGOQ ••'.'.> ÖG'D SS Sprachen ¡33