______________________________._______.____^____^_________^^________ _______ < ' , ^,> ^ — ^*^— _______________^______________________________________________________. ^ R9. Vierter'Iahrgltng. ' R3. Mai ROsW. S'chloß Lueg. Vnlladc von Dr. Ioh. ?lcp. Vogl. „W'o isi im Land. ei» fcst'rcs Schloß Als wie Schloß Lncg in Krain, Aufragend zu der Wolke Saum, Und Eins mit dem Gestein?" „Wo isi der Held, der dieses Schloß Im Kampfe sich erringt? Kein Schloß so fest, kein Held so stark, Dem solches je gelingt!" Von luft'ger Zinne ruft's hinab Herr Lucgcr in das Thal, Wo Kaiser Friedrichs Mauucu steh'n Gcschaart, im blanken Stahl. Denn in die Acht ward er gethan, Weil er, ob frechem Wort, Den Grafen Pappe« heim erschlug, An Kaisers Hof und Hort. Den Freiherr» Nanbcr fandt dnrnm Erzürnt der Kaiser ans, Zu rächen diese blut'gc That An Luegers ganzem Hans. Schon stürmte Naubcr, dem Gebot Des Herrn getreu, das Schloß, Doch niederwarf ihn jedes Mal Herr Lueg mit seiuem Troß. Wohl blickten die Belag'rcr d'rnm Voll Grimm zn Thurm uud Hang, Vcrhofsend, daß der Noth geling' Was ihnen, nicht g^ang. Vergebens aber harrten sie Vor'm Inft'gcn Burggcstein, Schon fand die Noth, anstatt im Schloß Vei ihnen selbst sich ein. Da läßt Herr Lneger einen Korb Mit reicher, Epciseuzahl Au einem Strang vom Schloß hinab, Und lndct sie zum Mahl. „Wo ist im Land eiu fch'res Schloß, So weit das Auge dringt, Wo ist ein Held, der dieses Schluß Mit feinem Schwert erringt?" So höhnt er wieoernm den Feind Den nie sein Spott verschont, Und denkt nicht, daß nur fest der Ort An dem die Treue wohut. Zu bald nur hatte ciuen Knecht, Der in des Lurgers Sold, Mit List zu schlimmer That verlockt Des Frciherrn blankes Gold. Er gibt das Zeichen — und ein Blitz Der Donncrschlauge loht, Ter Schuß löst ciuen Stein vom Sims, Der schlägt den Lncgcr todt. Und als er todt, da war das Schloß Sogleich in Räubers Hauo. Es fiel'der Thurm, dir Mauer sank, Die einst so feste stand. Nnn ragt Gctrümmer nnr vom Fels Auf dem die Vnrg gethront, Dich lehrend: Fest nnr ist der Ort An dem dir Treue wohnt. Die Engelwacht. *) Skizze von Karl Cubasch. «r^och über die freundlich blinken den, rothen Ziegeldächer des Oertchens Neiyt der einzigen Kirche knhn hinaufstreben'-der Thurm, gleich einer getreuen Warte scharf hinausspahend in die weiicn Lande. Die Mitlligshl'ke eines glühenden Sommertages blutet über den Gibeln, auf denen schläfriges Gefieder behaglich in den« ausgepusteten Flaun: hockt, selten einmal zu kurzem 11»!-hcrgreifen die schlaffgcliifteten Flügel erhebend. Der Glöckner hat sein Lngsii'ibchcn nach einem vorprn« senden Rundblick el'en verlassen. Ningöhcr wohnt der Friede. Nnr der Rauch bewachter Herde steigt ans mancher wohnlichen Hütte wirbelnd in die goldblauc Höhe. Und ob er von einem Huhn im Topfe oder den grauen Wämsern der Pataten hlnaufzicht; hier verkündet er nur ein gcfahrloscö Dankopfer, dargebracht der freundlichen Gottheit. Keine schreckende Feuersä'ule mahnt zu dem metallenen, schaurige!« Wecker empor. Darum ist der Thnrmwart tiefer hinabgc- *) Aus drin illusir. Familienbuch des österr. Lloyd. stiegen, in die frische Kühle der dicken Steinmauern, eine ^ freie Pause zu kleinen Ausbesserungen am Gehäuse des ! Glockenstuhles zu verwenden. Draußen im Land hat es keine ! Gefahr, näher ist sie dem Vaterherzen. Doch dafür gibt ^ es keine anderen Glockenstimmen, als die geheimnißvoll an- ! klingenden Ahnungen der Secle. Das mit allen seinen Fibern hörende nnd sehende Mutterherz weilt da unten in der Stadt, des Hauses Geschäfte ! abzuthun, und oben in der engen Thurmzelle ist die Groß« mutter von der Vrütehitzc, die unter der Kupferplattung der Dachdcckung hervorhaucht, allmälig über dem Spinnrad eingenickt. Das am Fußboden spielende Kind unterbricht, > mit scheuem Auge das stille Antlitz der silberhaarigen Schlä- ! ferin betrachtend, durch kein Geräusch die Stille umher. l Auf die Dauer wird dem rührigen Kleinen die Unbe- > lveglichkeit, zu der er sich selbst hergibt, um Großmütter- i chen nicht zu stören, doch lästig. Er erspäht die zur Er- j frischung der Stubenluft bloß angelehnte Thür, welche aus ^ dem Gemach auf die außen rund umlaufende Balustrade führt und auf allen Vieren stch fortschleichend, rückt er leicht und lose bis zur klaffenden Ausgangöpsorte. Das goldftim« ! mige Tageslicht, die frischere Luft, welche so erquickend durch die Spalte hercinschmeicheln und fächeln, wahrend im ! Stübchen arge Hitze drückt, locken unwiderstehlich. Leise ist ! das Kind durchgeschlüpft, richtet slch draußen langsam auf die Beine und athmet nun mit vergnüglichem Gesichtchen hoch auf in der reineren Luftströmung. Endlich wird die Neugier rege, es verlangt »ach Zeitvertreib und so versucht es einen Nnndgang auf wackelnden Füßchen. Das hat keine Gefahr; eine eiserne, ellenhohe Einfassung schützt als Brustwehr den Thurmgang. Lauschig steckt es das Köpfchen zwischen die erzenen Stäbe der Gattcrung und freut sich herzlich am weiten, bunten Ausblick. Gesättigt von der Umschau fällt sein Auge in die Tiefe. Dort sieht es auf offenem Markt und in den Straßen Menschen und Thiere so winzig, so klein, wie es selbst ist. Das däuchtcn ihm wandelnde, bewegliche Puppen zu sein, o Puppen — mit denen es so gern spielt, und ganz fröhlich klatscht «?s in die Händchen und jauchzt lustig über den hübschen Anblick. Das Verlangen, mehr davon zu sehen und näher daran zu sein, steigert sich. Cs meint noch Manches verborgen von der Spanne, die zwischen ihm und dem Abgrund liegt. Voll reger Neubegier versucht cs die Durchdrängung zwischen den Stabstücken. Dem so schmächtigen Kinderleib gelingt dieß. Die grobgeschmicdcten Eiscnsäulen haben Schiefcr-risse. Einer derselben faßt mit vielen Häckchensplittern das Wollkleid des Kindes. In seiner Strcbung gehemmt, wankt es hin, mit halbem Leib inmitten der Gegatter liegend, das Gesicht außerhalb auf dem Karniß der Steinquadern, welche die Fußung des Geländers um ein Pair Hände breit überragen. Es schiebt sich wieder zurück, nestelt das Kleid los vom zerrenden Eiscndorn und zwängt sich mm ganz durch die Gitterdocken. Jetzt steht es draußen auf dem schmalen Fries des Plattenkranzes und Stab um Stab mit beiden Händchen fassend, hilft es sich daran fort, auf Härchenbreite oft an die abschüssige Linie des Gleichgewichts streifend. Also umgeht es die Thurmrunde außerhalb der Gatterung. Unbewußt der gräßlichen Verwegenheit seines Ganges, hält es zuweilen inne, schaut schwindelloö in den gähnenden Abgrund und stampft vor Entzücken mit den schwachen Füßen, wenn irgend etwas seinen schweifenden Blicken gefällt. Plötzlich zuckt es leicht zusammen und taumelt. EinQuaderstück, von Zeit und Wetter gelockert, hat unter der Wucht des kindlichen Leibes geschüttelt. Wenn nicht unsichtbare Helfer es fassen, schmettert es jetzt rettungslos in die Tiefe — doch schnell und unerschrocken hat es die Stäbe wieder umschlungen nnd fetzt den grausig anschwindelnden Pfad fort. Da blüht vor seinen Augen wilder Goldlack aus den Steinritzen von unten herauf, dessen Same launische Winde dahin getragen. Das Kind lacht den Blumen entgegen, beugt sich nieder zum Pflücken und schwebt dicht am Nande, auslangend den kurzen Arm nach den schwer zn erhäschenden Pflanzen, welche der Luftzug hin« und herschaukclt, während die zweite Hand, unter dem Herahbiegen, nach einer Geländerstange faßt. Dicht unter dem Kehlrande des Gesimses haben Dohlen ihre Nester. Die herabgreifende Hand scheucht die Thiere auf. Mit wilden, Geschrei fährt der ganze Schwärm krächzend und flatternd hervor — das Kind erschrickt, schreit auf, die Eisenstange, wonach es gegriffen, saß niedlos in ihrer Bohrung — sie bewegt sich und schießt wuchtig, dicht neben dem Kinde hinunter. Dieses schwankt, verliert den Stützpunkt und beginnt ohne Halt von der Stelle zu rücken. Inmitten dieser Szenen kehrt die Mutter von ihrem Ausgang in das Städtchen zur Nähe des Thurmes zurück. Heiter und guter Dinge snchten ihre Augen mit dem Behagen eines geprängelosen, wohligen Glückes die hoho Stätte ihrer häuslichen und mütterlichen Seligkeit, den kleinen und stillen Horst eines so trauten Liebeslcbcns, der um Vieles näher dem Himmel als die Wohnungen anderer Menschen. Da gewahrt ihr lächelnd aufgerichteter Blick plötzlich das Schreckliche, daß der bewegliche Odem ihr stockt und die lebendige Vlutwelle schaudernd innehält Ein Paar Wimpelschläge lang steht sie starr, todesbleich und eiscskalt. Dann bricht ihr der Schweiß aus allen Poren mit siebern- ! der Erschütterung. Die Augen bohren durch die majestä< tische Höhe, Hochauf wogt die keuchende Brust, unwillkürlich ! hebt sie die Arme und der ganze Körper streckt sich lang aus wie gedehnt zum Fluge. Nun mit rasender Hast stürzt sie ! zur Thurmthür in der Kirchwand. Sie ist verschlossen. Mit '^ Allgewalt zieht sie die Klingel, welche hinauf laust am Blitz. ! leiter. Der alte rostige Draht reißt uon der Heftigkeit dcs ! Griffes. Tief aus gellt ihre Seele von namenloser Pein, i und doch haben sich die krampfig gepreßten Lippen nicht geöffnet. ! Nings ist Alles menschenleer. Um die stille Kirchcn- seite geht selten ein Wancler, wäre c§ auch nicht um die. heiße Mittagsstunde, die fast jedes Leben in Schlaf gelullt zu haben scheint. Mit gepeitschter Flucht rennt sie wieder um die Kirche nach einer offenen Stelle, von wo sie hinausjagen kann die brennenden, roth glühenden Blicke, in denen sich alles Blut ihres Leibes versaiinnelt hat. Noch wandelt das Kind harmlos seinen Schauerpfad. Zurück stürzt sie an die Thüre. Wie die todesä'ngstige Löwin mit den riesenkraftigen Pranken, welche der höchste Schmerz stahlt, gegen den vorgewälzten Stein der Höhle dröhnt, der ihr Junges llnd den überraschten, räuberischen Jäger zugleich deckt — also schlägt die Mutter beide Hände wund am gefühllosen Holze. O. Erbarmen, ihr Mächte des Himmels? In jeder Sekunde kann das Schreckliche zehn Mal geschehen und noch immer nicht weicht die hindernde Planke. Ach, diese qualvollen Minuten sind schwerer, wie eben so vielmalige Vernichtung! Die unter einer Niesenlast gepreßte Muttcrseele ! ächzt zwischen unbeschreiblichen Martern. Gern möchte sie wiederum aufblicken nach oben, wo das Kind den entsetzlichen Todeswcg geht, doch darf sie nicht nachlassen an 'der i Thüre zu rütteln mit von Verzweiflung gestachelten Kräften, wobei sie die Augen schließt, um nicht bei jedem nächsten ! Athemzug ihr Kind zu Füßen sich nicdertrümmcrn zu sehen. ! Schon bluten ihr die immer kraftloser werdenden Arme, auö Unzähligen Rissen — aber das Muttcrhcrz blutet noch > mehr. ! Da plötzlich springt jäh, wie durch ein Wunder, die Thür aus dein abgenutzten, morschen Schloß. Wie sausender Wind und mit einem wahnwitzigen Schrei stürmt sie die endlosen Stufen hinan. Wild, gleich der gehetzten Jagd, ! raset sie an ihrem nichtsahnendcn, ruhig beschäftigten Mann vorüber, höher und immer höher. Krachend, daß die alte Großmutter entsetzt auffährt, wirft sic die Trcppenlucke zum j Thurmstübchcn aus den Angeln, unaufhaltsam getrieben nach ! dem Schanzgange der Thurmspitze. Hinstürzen mit athcmlosen Herzen nach der Stelle, wo die Eisenstange fiel, die eben jetzt klirrend heraufwimmert ! vom stampfenden Stoß auf das Pflaster, geschieht schnell wie oer Augen Zncken. Wie ihr zugleich das Kind durch ' den crwciterten Zwischenraum im Geländer halb entgegen schwankt und kollert, greift sic es Pfeilschnell, zieht es noch ^ mit den bluttriefenden Händen von der tödtlichen Kluft ! krampfhaft an die lautstöhnende Brust, ehe sie vergeht in ! tiefer Ohnmacht verdunkelnder Umhüllung. i . Blumen trägt das arglos lächelnde Kind, Blumen liegen umher und lrises Flüstern und leichtes Schweben geht ringsum, verwehend mit den Winden. ! Neben der hingesunkenen Tochter kniet das alte Müt- ! terchen im lispelnden Gebet, dessen Worte ihre zitternden ! kippen verwirren. Zur andern Seite der Thürmer, das ab- j gezogene Kävpchen zwischen dcn innig gefalteten Finger». Cciuc Augen haften thränend am Himmel, und aus seinem Stammeln klingen die murmelnden Worte: „Du sendest Deine Engel ans, Zu wachm rings im Vaterhaus, Daß uns kein Leid mag schaden. „Preis Dir! Du Hcrr der Gnaden! —" Das Whowgen und die ihm verwandten Stoffe. (Schluß.) Wie bei so vielen chemischen Prozessen, spielt auch bei der Gewinnung des Theers und seiner Nebenprodukte die Hitze die bedeutendste Nolle. Es ist eines der Fundamental-Gesetze in der Chemie, daß jede Flüssigkeit bei einem gewissen Grade von Hitze die Gasform annimmt. Gestützt auf diese Theorie wird also der Theer in großen Blasen zum Sieden gebracht; da er nun aus so vielen Stoffen zusammengesetzt ist, und jeder seiner flüssigen Bestandtheile sich erst bei einem gewissen Hitzegrad in Dampf austöst, so folgt nothwendig, daß die Gasentwicklung bei diesen Stoffen in dem Maße schneller odcr weniger schnell eintritt, als die Stoffe selbst leichter oder weniger leicht schmelzbar sind. Aus dem Ammoniak entwickelt sich zuerst das Gas, :i:id dieses, so wie die andern Gase, werden in kaltes Wasser geleitet, welches davon bald stark geschwängert, zur Bereitung einer schlechteren Sorte von schwefelsaurem Ammoniak gebraucht wird, der einen Hauptbestandthcil im künstlichen Dünger ausmacht. Bei zunchmeüdcr Hitze erzeugt nch cine ölige Flüssigkeit, das sogenannte Photogcn odcr leichtes Oel, welches geschieden von den andern Produkten sorgfältig eingesammelt wird. Wenn davon schon so viel erzeugt worden ist, als beiläufig der zwanzigste Theil des ganzen, in der Blase enthaltenen Theers beträgt, so zeigt sich nun eine zähe, dunkelfarbige Flüssigkeit, mit einem eigenen, unangenehmen Gerüche, bekannt unter dcm Namen schweres Oel. Dieses Oel wird in bei weitem 'größerer Menge gewonnen, als das Photogen und zwar zu einem Fünftel der Theermasse. Wenn dieses Ocl zu rinnen aufhört, weiß der Theerneder, daß es unnütz wäre, den Siedcprozcß fortzusetzen, das Feuer wird ausgelöscht, ein großer Zapfen am Voden der BlV.se wird gedreht, und der dicke, schwarze Saft, das gemeine Pech, im erhitzten Zustande noch immer flüssig, wird in großen, zistcrnaltigcn, in die Erde eingesenkten Behältnissen aufbewahit. Durch das einfache Sieden ist nun der Theer in vier verschiedene Produkte zulegt' in Pech, in schweres Oel, in leichtes Qcl und in schwefelsauren Ammoniak. . Das Pech hat keine sehr vielfältige Verwendung! Kur; nach dem Flusse wird es aus den großen Behältnissen mit Löffeln in Model geschöpft, welche, um das Ankleben zu vermeiden, von innen mit Kalk bestaubt, und dann auf den Markt gebracht werden. Der größere Theil des schweren Oels macht auch keinen wcitcrn Prozeß durch. Das Produkt ist der rohe Kreosot, bekannt wegen seiner, die Fäul-nisi hindernden Eigenschaft. Das schwere Oel ist das wich- . tigste Produkt, welches nus dcm Theer gewonnen wird. Viele tausend Linier werden davon an die verschiedenen Eisenbahn» Gesellschaften verkauft, nnd die meisten Unterlagen und anderes Holzwerk damit getränkt, damit es länger dem Wechsel der Witterung widerstehen könne. Gin kleinerer Theil dic« les Oels wird aber zu ganz andern Zwecken verwendet. Es ist leicht entzündbar und enthält viel Kohlenstoff; diese bei« den Eigenschaften werden dahin ausgebeutet, daß man es in kleinen Oefen mit großen Ranchfängen bei schwachem Feuer verbrennen laßt, der Rauch setzt sich in Form einer Kruste an den Wänden des Nauchfauges an, diese wird davon abgeschabt, und eö ist dieses schwarze Pulver im Handel lin» tcr dem Namen.- »Lampenruß" bekannt. Das Photogen erfordert mehr Sorgfalt, als alle an» dcrn aus dcm Theer geronnenen Produkte) es ist eine dunkelbraune, sehr übel riechende Flüssigkeit. In diesem Zustande ist sie nicht zu verwenden, und muß, um den haß, lichen Geruch und die dunkle Farbe zu verlieren, einer zweiten Destillation unterzogen werden. Nun ist es gewöhnlicher „Naphta", der wohl schon zu verschiedenen Zwecken dient, aber doch noch ziemlich viel von einem fetten Stoffe, „Para- ! uaphtaline" genannt, enthält, von welchem ihn keine Art ron Destillation gänzlich befreien würde. Um dieß zu bewerkstelligen, wird es mit Vitriol-Oel versetzt, das fette Parauaphtaline verläßt daö Naphta, verbindet sich mit der Säure, nimmt die Unreiuigkeit in sich auf und läßt das Naphta ziemlich rein zurück. Da das Vitriol beinahe drei Mal so schwer ist als Naphta, so schei» den sich, nachdem das Umrühren aufgehört, diese beiden Ctoffe von einander uud werden in eigene Gefäße abgegossen. Das Naphta wird nun entweder verkauft wie es ist, oder noch ein Mal destillirt. Hier hört die Arbeit des Destillators auf und das N.ipbta geht in die Hände verschiedener Fabrikanten über, die es dann für ihre speziellen Zwecke benutzen. Wegen der Menge von Leuchtstoff, die es enthält, wird es häufig zur , Beleuchtung gebraucht und gibt, in gut koustruirten Lampen verbrennt, n,chr Licht, als irgend eine andere Substanz. Naphta ist auch ein Auflösnngsmittel für Kautschuck, Guttapercha und andere Gummiarten, und wird von den Firniß' crzeugern vielfach verwendet; gereinigt dient es auch zur Entfettung von Woll« und Seidenstoffen. Wenn das Naphta der Einwirkung gewisser chemischer Stoffe unterzogen wird, so gehen in ihm die merkirürdigstcn Veränderungen vor. -Wie schon gesagt, ist Benzole einer der Bestandtheile des Theers; rven» bei der Destillation sich das sch-.verc und das leichte Oel ausscheiden, so geht im Benzole keine Veränderung vor; Hitze allein ist nicht hinreichend, ihn vom Naphta ^: trennen, cr geht in das leichte Ocl über und bildet einen Bestandtheil desselben. Vci Anwendung von heroischen, chemischen Mitteln verläßt es aber doch das Naphta in Gestalt einer zähen, öligen Substanz mit sehr wenig Geruch nnd scharfem Geschmack. Wenn diese an sich nutzlose Flüs- sig.keit mit Salpetersäure oder mit Schcidewasser vermischt wird, so verbinden sich diese beiden Stoffe und bilden die sogenannte Nitro-Venzole, eine Flüssigkeit, welche im Geruch und Geschmacke genau dem bittern Mandelöl gleich kommt, und wegen ihrer Wohlfeilhcit sehr häufig anstatt dieser kostspieligen und giftigen Substanz verbraucht wird. — Phenol-Säure ist, wie bekannt, auch im Theer enthalten, und leidet während der Destillation keine Veränderung, sie geht mit dem Naphta über, und ist ein Bestandtheil desselben. Wenn sie aber mit Salpeter-Säure bchan« delt wird und verdünstet, so erscheinen blaßgelbe Krystalls sationen von bitterm Geschmacke; es sind dieß Krystalle der Kohlen-Stickstoff.Sa'nre — auch Welter'sches Bitter genannt. — Die Farbe findet in einer Auflösung ihre Verwendung in der Seidenfärberei', wegen ihres bittern Geschmackes werden diese Krystalle oft zur Verfälschung des Vieres gebraucht. Wir haben nun gesehen, was für Dienste der einst so sehr verachtete Theer, in seine Bestandtheile aufgelöst, in neuester Zeit der Industrie geleistet hat, mit ihm schützen wir unser Holzwerk vor Faulniß, bereiten aus ihm unsere Firnisse und wasserdichten Stoffe, entfetten unsere Kleider, düngen unsere Felder, färben unsere Seide nnd —> verfälschen unser Vier. Wer weiß, was der Zukunft noch vorbehalten ist, in ihm zu entdecken, wenn erst alle seine bisher bekannten sechzehn Substanzen, welche in ihm cuthal« ten sind, vollständig analystrt und in ihrer Nutzanwendung gekannt sein werden. (W. W.) Landwirthschastliches Ueber die Vertilgung der Maikäfer und Engerlinge und deren Verwendung als Dünger hat der sächsische Landeskulturrath eine Ansprache an die sächsischen Landwirthe erlassen. Es wird darin gesagt, daß mit großer Wahrscheinlichkeit in diesem Jahre der Maikäfer in besonders reichlicher Menge zu erwarten sei, daß aber, da die Sammelkosten sich in den meisten Fällen gewiß viel niedriger herausstellen werden als der angegebene Düngerwerth, es in der Hand der Landwirthc allein liege, ob diese Thiere ihnen zu einer Kalamität werden oder aber in gcgentheiliger Weise Nutzen bringen sollen. Pudere man dic durch Besprcugung mit kochendem Wasser actödtcten Käfer, nachdem man sie 1 — 1 l/^ Zoll hoch ausgebreitet hat, mit staubigem gelöschten Kalk ein und bedecke sie dann mit einer gleich hohen oder etwas stärkeren Erdschichte, worauf wieder Käfer folgen u. s. f., so werde man in knrzcr Zeit einen Kompost aus ihnen erhalten, der dcm Guano ähnlich schnell treibend wirkt und wie dieser auch eben so nützliche!» Zusatz zu dcm Stallmist, zum Knochenmehl :c. abgeben kann. Dnxt und Vcrlag vrn Igll. v. Kl?inmayr L5 F. Vambevss in Laibach. — VcranlwortUchcr Nrdactcur F. Vamberg.