Nr, 6. SaiiiÄüg dkn 31, Mimr 1865. 9. IchrganZ. Matter aus Arain. (Beilage zur „Laibachcr Zeitung.") Die „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist der Prännmerationsftreis ganzjährig 2 fl. österr. Währ. Eisblumen. Nun stelle deine Zweifel ein Und all dein Widerstreben, Und glaube d'rau und füg' dich drein — Es gibt ein Geisterlcben. Im Tranm hat eine Nachtigall Mir lant in's Her; geflötet, Und mir träumte vou den Vlnmcn all, Die der kalte Winter getüdtet. Ta kamen im Tranme still und bleich Dic Blilinengcistcr gezogen, Und hanchten mich an nnd verschwanden zugleich Und schwebten und webten und flogen. Und Morgens, als ich aufgewacht, Da standen sie eisig am Fenster — In kalter, schimmernder Geistertracht Dic weißen Vlumengcspcustcr. Die erste Lotbelyagd. Tcr berühmteste Löwenjägcr Aftika's war ohne Zweifel Jules Gerard. Mit zehn Jahren jagte Gerard die Vögel, die an dic Früchte des väterlichen Gartens naschhaft gingen und die Katzen, welche diesen Vögeln auflauerten, mit sechszehn Jahren hätte er in der Fechttunst und im Ningkampse Unterricht ertheilen tonnen. Auf einem ländlichen Feste sah er cs mit an, wie ein Mann, ein riesiger Koloß, ein Weib auf das Brutalste mißhandelte. Viel Volk stand dabei, aber nur er, z der Junge, trat vor den Menschen nnd zwang ihn, die Mißhandlung aufzugeben. Das Weib war gerächt. Er dürstete ^ nach Gefahren. Er.' wollte alle Kraft einsetzen, seiner ins Elend ! gekommenen Familie eine bessere Zukunft zu schaffen. Er dachte i an den Krieg und trat als Freiwilliger bei den Spahis ein. ! Am 19. Juni 1842 schiffte er sich nach Afrika ein. ! Am 8. Juli 1644 hatte er seinen ersten Löwen gctödtet. ! Er fand in Algier nicht den Kampf und die Auszeichnung, ! die er suchte. Tas Corps, dcm er zugetheilt war, stand in ! Garnison in Guelma wie im tiefsten Frieden. Das langweilte ! ihn. Er hatte schon den Entschluß gefaßt, cincm andern in ! Oran sich überweisen zu lassen, denn dort hoffte er kriegerische ! Arbeit und die Epauletten. j Eines Abends, als er sein Da mußte er hören, daß die Araber ihre Heerden deci-! miren lassen und dem Löwen nicht in den Weg treten, der ! Löwe habe bei den Arabern das Necht, der Menschen uud ihrer ! Anstrengungen zu spotten. ! Er stand auf und sagte: „Gefällt cs Gott, so werde ! ich, da ich kein Araber bin, den Löwen todten." ! Dieser Gedante verließ ihn nicht mehr. Sein Herz hüpfte > darüber in Freuden auf. Er wälzte sich schlaflos auf seinem Lager. Wachend träumte cr von seinen nahenden Triumphen. ! Ta brüllte der Löwe wieder und von Verg zu Verg schlug das Echo die furchtbare Stimme zurück. Als sie schwieg, rieselte cs ihm kalt über den Lcid. Er hatte noch nie einen Löwen in ^ der Wildheit gesehen, uud die schauerliche Stimme flößte ihm ! Entsetzen ein. ! Aber er suchte den Löwen. Er glaubte, daß die Araber ! ihn mit Freuden empfangen werden; aber sie hielten ihn für ! verrückt. Ein ganzer Schwärm hatte ihn umringt. Während ! Alles durcheinander sprach, saß, schweigend das Haupt auf ! zwei mächtige Hände gestützt, eine athletische Gestalt ihm gegcn-! über. Mit einem furchtbaren Zorne sprang der Mann endlich ! auf, hob die Zeltwand an der Seite und rief: „Vou dort-i her kommt er in der Nacht mitten unter diese Leute herein, ^ die Du da siehst. Ist das ein Vart, den ich hier fasse?" ^ rief er und wühlte in dcm seiingen, „ist das der Arm eines ! Mannes?" und er entblößte seinen rechten Arm bis an die ^.Schulter. „Für Weiber hältst Tu u»s, der Du verlangst, daß wir Dich dcm Löwen entgegen führen sollen, wenn cr kommt, unsere Heerdcn ,ui zerfleischen und wir ilnn Vlak machen? 22 Warte, an dem Tag, wo Tu den Löwen tobtest, wird dieser ! Bart fallen und ich werde Deine Magd sein!" Er hüllte sich in seinen Burnus und entfernte sich majestätisch. Die Anderen fühlten ihn gegen die Berge und zeigten ihm die Wege, welche der Löwe einschlug, wenn er Nachts in ! die Ebene niederstieg. „Willst Du ihn sehen, so darfst Tu ! nur hier eine Blockhütte bauen und mit einer Achung davor ihn erwarten. Hast Tu ihn dann getödtct, so werden wir Dir die Hände und Füße küssen und Dir sagen, daß wir ! Deine gehorsamen Diener sind. Unterdessen laß uns zurückkehren !" Mit Hilfe einiger Araber grub er ein tiefes Loch, Bäume, ! mit schweren Steinen belegt, wurden darüber als Dach gedeckt ! und ein großer Stein bildete die Thüre. Den: waghalsigen Manne war es zu enge in dem Loch. ! Er wollte dem Löwen in'Z Auge sehen. Es kam ihm wie ein z Meuchelmord vor, den König der Thiere von diesem Hinterhalte aus zu erlegen. Er hatte ein krankes Pferd todten lassen. Das sollte ! als Lockspeise dienen. > Als die Nacht hereingebrochen war, zog er sich doch in das Blockhaus zurück und schloß sorgsam die Thüre. Schon ' einige Augenblicke darauf hörte er, wie etwas über den Cadaver des Pferdes sich hermachte. War es der Löwe? Er konnte in der Dunkelheit durch die Lücken seines Blockhauses nichts er- > blicken. In einer halben Stunde war es lebendig darum her. ! Es grunzte, schrie und brüllte durcheinander, als ob alle Teufel ! der Hölle ledig wären Das Dach über ihm krachte und wankte. ! Er hielt eine Pistole schußfertig. Der Stein, welcher die Thüre ! bildete, siel und zwei feurig glozende Augen starrten ihn an. Er schoß und das Thier rollte verendend zu seinen Füßen. Es war nur ein Schakal. Der Löwe kam nicht in dieser Nacht. Und viele Nächte ließ er sich vergeblich erwarten. Es ! war das Glück des Jägers, der sich so an die Schrecken der afrikanischen Nacht gewöhnte. ! Endlich hörte er ihn. Es war ein fernes, dumpfes ! Grollen. Aengstlich flatterten die Vögel auf, Gazellen sprangen aus dem Dickicht. Das tiefe Grollen stieg immer höher, wurde ! von einzelnen scharfen Rufen unterbrochen, dann brüllte es ^ donnerühnlich, es krachte in den Zweigen, ein entsetzlicher ! Schrei ließ sich hören, und nun brach es aus den Vänmen hervor: aber es war nicht der Löwe, ein mächtiges Wildschwein war es, das den Kopf zwischen den Füßen mit star- ^ renden Borsten über die Lichtung flüchtend streifte. Gerald schoß nicht und nun folgte dem Führer eine ganze Hecrde. Dann ruhte wieder ein tiefes Schweigen über der Landschaft. Aber der Löwe war doch in der Nähe. Er ließ sich wieder hören; es war ein leises Murren. Lange Zwischenräume lagen dazwischen. Es tönte vom Thal herauf. Der Löwe schien an den Bach gegangen zu sein, um zu trinken. Plötzlich wurde es laut im Thale. Die Hunde schrien, die Araber lärmten, Feuer flammten auf, Männer und Weiber erhoben ein ungeheueres Geschrei. Mitten daraus brüllte der Löwe; er mußte in den Donuar der Araber eingebrochen sein. Dann verlor sich sein Geschrei in der Ferne. Nicht um die halbe Welt bätte Gerard die Erfahrungen dieser Nacht gegeben. Bei Tage fand er die Spuren deä Löwen. Er war sich nun klar, daß der Löwe nicht wie die anderen wilden Thiere, die des Nachts auf Raub ausgehen, durch Tick und Dünn breche, sondern gebahnte Wege verfolge, daß ein Aas ihm nicht zur Aetzung dient, daß Feuer und aller Lärm der Menschen ihn von seiner Jagd auf ihre Hausthierc nicht abhalten, daß ein Gang von mehreren Meilen dem Löwen nur ein Spaziergang ist. Endlich glaubte er die verschiedenen Modulationen feiner Stimme verstehen gelernt zu haben. Nun war er entschlossen, nicht mehr auf dem Anstand seiner zu harren, noch viel weniger in ein Blockhaus sick zu verkriechen, sondern auf offenen Wegen ihm nachzugehen. Endlich gelang es ihm, den Wüstenkönig aufzuspüren. Es war leine mondhelle Nacht. Er hatte einen Hund und zwei Araber bei sich. Seine Waffe war außer einem Messer seine Ordonnanzbüchse. Als sich der Löwe vernehmen ließ, wurden die Araber bleich wie Leichen, aber ihm schlug das Herz freudig dem heiß-ersehntcn Kampfe entgegen. Beim ersten Laute ging er vor-wärts, das Haupt gebückt, wie ein wilder Eber, die Waffe schußfcrtig. Als der Löwe schwieg, machte er Halt. Ter Hund, der bisher hinter ihm gegangen war, drängte sick vorwärts und streckte die Nase gegen den Wind, dann schlich er leise in das Dickicht, scine Haare standen zu Berge und dcr Schweif war ein wenig gesenkt. Einen Augenblick darauf fprang er zurück im höchsten Entsehen und verkroch sich zwischen die Veine seines Herrn, ßs ließen sich schwere Tritte auf den dürren Blättern, die den Boden bedeckten , vernehmen , an den Bäumen streifte eine gewaltige Masse. Das war der Löwe, dcr aus seinem Lager gerade auf den Jäger zukam. Dieser vernahm schon seinen Athem. Das Herz klopfte laut, trunken vor Freude und Hoffnung. Da zuckte ihm der Gedanke durch das Gehirn: „Wenn deine Büchse nicht losgeht!" Er überwand die ängstliche Sorge. Dcr Löwe mußte sich gelegt haben. Die Augenblicke, bis er sich wieder hören ließ, kamen ihm wie ein Jahrhundert vor. Vor dem Jäger ragte ein Baum aus einer Schlucht hervor, vom Fuße bis zum Gipfel mit breiten Aesien bedeckt. Da hervor mußte der Löwe kommen. Wenn er nicht hervorbrach, fondern in einem Satze auf den Jäger stürzte, so war dieser verloren. Nur das Sternenlicht allein beleuchtete die Scene, kaum daß Gelard den Lauf feiner Büchse noch sah. Zwei oder drei Mal grollte dcr Löwc in dumpfem Tone, dann brüllte er aus vollem Nachen. Bis zum Ende blieb er Herr der Bewegungen seincZ Herzens und hatte scine Nerven in der Gewalt. Als er hörte, wie der Löwe einen Schritt weiter machte, trat er etwas zur Seite. Wie sein enormes Haupt zwri oder drei Meter ror ! ihm aus dem Gehölz vorkam und ihn erstaunt anblickte, zielte er zwischen Aug' und Ohr und langte lc'^e an den Drücker. Zwischen dicscm Augenblicke und dem, bis er den Schuß hörte, hatte sein Herz zu schlagen aufgehört. Im Augenblick? war es ihm unmöglich, etwas zu sehen: aber aus dem Rauche heraus, ! Her den Löwen verdeckte, hörte er ein zerreißendes, schreckliches, lang anhaltendes Gebrüll. Das Messer in der Hand, diese vor das Knie gestützt, wartete er, bis der Rauch sich ver- ! .zogen hatte. Zuerst kam eine Tatze, großer Gott, und welche Tatze, ! dann ein Bein, dann eine Schulter, dann das Haupt und ! «ndlich der ganze Löwe zum Vorschein. ! Secks Arme lonnten den todten Löwen nicht von einer ^ Seite zur andern wenden. Das Haupt allein war so schwer, ! daß Gerard es kaum vom Boden lüpfen konnte. Die Araber waren so in Freuden, daß sie mit dem glücklichen Jäger von Donuar zu Donuar ziehen wollten, damit er von jedem Zelte den Tribut eines Stieres erhalte. ! Von dieser Nacht an war sein Ruhm gegründet. Wie ^ cin Lauffeuer ging die Siegesbotschaft durch die arabischen i Stämme. Von allen Seiten tamen Voten, seine Hilfe anzu- ! flehen. Er folgte dem Rufe, suchte den Löwcn in seinem Lager ! auf, raubte die Jungen, schoß die Löwin und ihren König i nieder, bei Tag m wilder Jagd, bei Nacht ihncn im Dickicht nachschleichend. Ist die Erde allein mit lebenden Wesen bewohnt? Nein — antwortet der ausgezeichnete französische Astronom Camille Flammarion, der soeben zu Paris eine Studie über „die Mehrheit bewohnter Welten" veröffentlicht hat, deren wesentlichen Inhalt, mit eigenen Betrachtungen bereichert, Herr Carl Müller, nach einer deutschen Uebersetzung, in der vortrefflichen Wochenschrift „Natur" dem großen Publikum vorführt. Die Frage ist unzweifelhaft eine von denen, welche den Gebildeten zu allen Zeiten auf das lebhafteste beschäftigte und stets beschäftigen wird. „Das ganze sichtbare Universum — sagte schon vor 2000 Jahren der Dichter Lucrez — ist nicht das Einzige in der Natur, und man muß zugeben, daß es in anderen Regionen des Raumes andere Welten, andere Wesen, andere Menschen gibt." Derselbe Gedanke findet sich schon in den Vorstellungen der alten Indier, der Chinesen und Araber, und er wird sich vielleicht bei allen Völkern finden, welche an eine Seelenwan-derung glauben. Der Glaube an die Mehrheit bewohnter Welten hat sich auch — trotz vielfacher Verfolgung von Seiten derer, welche in demselben nur Ketzerei sahen, bei den Philosophen ftets lebendig erhalten. So weit unsere Kenntnisse reichen, sind ja die Naturgesetze, welche unseren eigenen Planeten beleben, bis in die entferntesten Himmclsrüumc hinein die gleichen. Dieselbe Schwerkraft, die unsere Erde in den wcitcn Raum des Weltalls fesselt, ist auch dem entferntesten Planeten unseres Sonnensystems dienstbar i dasselbe Licht, das den weitesten Gestirnen zulommt, bescheint belebend auch uns und die organische Schöpfung unseres Planeten. Nichts steht mithin im Wege zu der Annahme, daß die Welten unseres Sonnensystems nicht allein belebt sind, sonder», daß ihre Wescnsscrmen mit denen 23 der Erde zusammen ein gemeinschaftliches Ganzes bilden, daß sogleich Entwicklungsformen, welche, indem sie empfindliche Lücken in der Reihenfolge der Geschöpfe übrig lassen, auf den übrigen Welten unseres Sonnensystems vorhanden sein können und wahrscheinlich vorhanden sein werden. In der That zeichnet sich die Erde, soweit wir bisher das Wesen der anderen Gestirne kennen lernten, durch nichts aus, woraus wir zu dem Schlüsse berechtigt würden, daß nur sie allein organische Wesen hervorgebracht habe. Die Sonne ist 1,400.000 Mal größer als sie: auch sie hat ihre Rotation, welche sie in 25 Erdtagen um ihre eigene Achse vollbringt. Auch sie hat ihre Atmosphäre: ja, wahrscheinlich sind ihr mehrere derselben eigen, von welcher eine, die Photosphäre, die Quelle alles Lichtes und aller Wärme ist. Höchst wahrscheinlich ! kreist um sie auch ein Ring von Planeten, die ihr als Tra-! banten dienen, wie der Mond der Erde. — Aber selbst die ! Planeten, welche sich um diesen ungeheuern Weltball bewegen, haben keine Ursache, die Erde als besonders privilegirt zu bc-! trachten. Wenn auch der Merkur weit kleiner als sie, so ist i doch seine Dichtigkeit fast drei Mal größer; er hat gleichfalls eine sehr dichte Atmosphäre und Gebirgsketten, welche die uu-srigcn um Vieles übertreffen. Licht und Wärme, die er von der Sonne empfängt, sind auf ihm siebenmal stärker, als auf der Erdoberfläche. Aehnlichcs ereignet sich auf der Venus. Sie empfängt zwei Mal mchr Licht und Wärme: ihre Gebirge übersteigen die Höhe von 40.000 Meter und im Zusammenhang ^ damit ist auch ihre Atmosphäre viel höher. Selbst der Mars steht nicht zurück: im Gegentheil ist er der Erde so ähnlich, daß man ihn nicht allein für bewohnt, sondern auch seine Bewohner denen der Erde für entsprechend halten muß. Dafür zeugen die atmosphärischen Hüllen beider Planeten, die Schneefelder an ihren Polen, die Nebel, welche zeitweise über sie hinwegziehen , die ähnliche geographische Gestaltung ihrer Festlande und Erdesflächcn, endlich der gcmeinschafliche Wechsel ihrer Jahreszeiten und Climate. Mit dem Jupiter verglichen, hat j die Erde ganz besonders Ursache, bescheiden zurückzustehen. ! Dieser colossale Planet übertrifft sie an Umfang 1414 Mal: dagegen wiegt, er bei gleichem Volumen vier Mal weniger, indem seine Dichtigkeit die des Eichenholzes nur um weniges übersteigt. Er empfängt zwar 27 Mal weniger Wärme und Licht < von der Sonne, dafür besitzt er aber vier Monde, die ihm ein beständiges Licht zur Erleuchtung seiner Nächte zuführen, wodurch sein zwölf Mal längeres Jahr und seine nur fünf Stnnden währenden Tage wesentlich begünstigt werden. Er besitzt ebenfalls eine gasartige Hülle, die aber, weil beständig ! dichte Nebel in ihr schwimmen, die geographische Formung seiner Oberfläche unserem Auge verschließen. — Noch großartigere Verhältnisse nehmen wir im Saturn wahr. Sein Volumen übertrifft das unserer Erde zwar nur 734 Mal, dagegen umringt ihn eine ganze Welt von Trabanten, deren kreisförmige Ausdehnung mchr als 2L00 Milliarden Quaoratmcilcn umspannt. Die bald hellen, bald dunklen Streifen, welche auf dem Jupiter und dem Saturn erscheinen, und welche ein sicheres Zeichen für atmosphärische Veränderungen sind, die Großartigkeit der 24 Scenerie dcr Schöpfung bcim Saturn, wo die Naturspicle unter seinen mysteriösen 3 Ningen für seine Bewohner von einer Pracht ohne Gleichen sein müssen, und beim Jupiter, wo die Zur Enstenz von Geschöpfen günstigsten Bedingungen vereinigt sind, sagen uns zur Genüge, wie weit das Vereich des Lebens davon entfernt ist, nur auf die kleine Welt, die uns das Leben gegeben hat, beschränkt zu sein. Und der Uranus sammt dem Neptun? Sie sind zwar die von dem Sonncnballe entferntesten Planeten: dennoch werden auch sie noch von der Sonne erleuchtet und erwärmt, obgleich das beim ersteren 360 Mal geringer, als bei der Erde geschieht. Dafür besitzt aber auch dcr Uranus 8 Monde, während der Neptun nur von einem einzigen begleitet ist. Die Dichtigkeit des Uranus steht kaum dcr eines Ziegelsteines gleich: die des Neptun steht der des Buchenholzes nahe. Dieser übertrifft unsere Erde an Volumen um das hundertfache, jener besitzt nur einen Durchmesser von 13.700 Meilen. Gibt man nun aus diesen Bedingungen die Bewohnbarkeit dcr genannten Planeten unseres Sonnensystems zu, so folgt auch aus ihren großen Unterschieden die ebenso große Verschiedenheit ihrer Geschöpfe. Das folgt schon mit Nothwendigkeit aus einer Betrachtung ihrer Tages- und Iahresdauer. Ein Tag der Cdnne betrügt 25 unserer Erdentagc. Ein Tag des Merkur ist gleich 24 Stunden 5 Minuten, während sein Jahr 88 Tage hat. Die Venus rotirt in 23 Stunden 21 Minuten um ihre Achse, in 224 Tagen 16 Stunden um die Sonne. Dcr Mars vollendet seine Umdrehung um sich selbst in 24 Stunden 39 Minuten, um die Sonne in 68? Tagen. Dagegen rotirt der Jupiter in 10 Stunden um sich selbst, um die Sonne in 12 Jahren, so daß der Erdbewohner schon ein Jahrhundert alt ist, ehe der Bewohner des Jupiter das achte Jahr überschritt. Die Tage des Saturn währen 10 Stunden 18 Minuten, seine Jahre aber 30 Mal länger, als die unsrigen. Diese vollenden sich jedoch auf dem Uranus erst in 84 Jahren 3 Monaten, auf dem Neptun sogar erst in 164 Jahren, so daß auf ihm die Jahreszeiten 40 Jahre währen müssen. Sollte sich hiernach auch die Lebensdauer der Bewohner richten, so steht der Erdenbewohner fast entsetzt vor seiner eigenen, und bätte somit Ursache, die winzige Erde in einem ganz anderen Lichte, als bisher zu betrachten. (Schluß folgt.) Instinct oder Verstand- In seinen zoologischen Briefen erzählt Carl Vogt nachstehende Thatsache: „Einer mcincr Freunde machte folgende höchst interessante Beobachtung: Die Ameisen fraßen ihm die Früchte eines Kirschbaumcs weg. Um sie abzuhalten, beschmierte cr den Stamm ringsum in der Breite eines Zolles mit dickem Tabakschmirgel, den cr zu diesem Bclmfe gesammelt hatte. Die Ameisen, welche in Echaaren den Baum hinaufzogen, kehrten an dem übelriechenden klebrigen Ninge um, die, welche vou dcm Baume zurückkehren wollten, wagten nicht, den Ring zu überschreiten, sondern kletterten wieder hinauf und ließen sich von den Ncsten zur Erde fallen. Der Vaum war bald vou seinen zudringlichen Gasten befreit. Nach kurzer Zeit abcr mar-schirten die Ameisen in Schaarcn an dcm Stamme hinauf. Jede trug in ihren Kiefern ein Stückchen Erde, und mit äußerster Vorsicht wurde ein Bällchen neben das andere auf den Tabak-schmirgcl gelegt und so nach und nach eine wahrhaft gepflasterte Straße hergestellt, welche die Thiere mit großer Emsigkeit befestigten und verbreiterten, bis ihr Durchmesser etwa einen halben Zoll betrug. Nun konnte ihre Colonne auf's Ncue mil, Sicherheit dcn Vaum hinaufklettern, der auch in der That bald mit Näschcrn bevölkert war. Wo ist nun," sagt Carl Vogt, „dürfen wir wohl gegenüber solchen Beobachtungen fragen, die-Grenze zwischen Instinct und Verstand?" Ein historisch wichtiger Fund. ! In dcr letzten Sitzung der französischen Academie der In- ^ schnstcn und schönen Wissenschaften wurde ein Brief des fran-! zösischcn Gelehrten Augnst Mariette-Beu vorgelesen, worin er ! die Auffindung einer großen Steintafel zu Abydos bestätigt, auf ^ welcher 76 Pharaonen, Vorgänger von SesostriZ, und 130 ! geographische Punkte aus der Zeit dieses großeu Herrschers ab-^ gebildet und verzeichnet sind. Es soll durch diesen wichtigen i Fund eine wesentliche Lücke zwischen der sechsten und eilftcn ! Dynastie ausgefüllt werden. Gleichzeitig mit diesem Schreiben ^ wurde abcr auch energisch gegen die Veröffentlichung dieser ! Pharaonenliste protestirt, die in Veilm, ohne daß des Namens ! des Herrn Mariette Erwähnung geschehen, erfolgt sei. Marictte, ! wurde in der Academiesitzung mitgetheilt, habe in Erfahrung ! gebracht, daß ihm eine Abschrift dieser Königslists entwendet ! worden sei. Damit den Urhebern derartiger deloyalcr Hand-^ lungen jetzt und später die gebührende Verachtung zu Theil ^ werde, möge man wissen, daß Mariette-Bcy dcr alleinige Ve-^ scher des Iinnans sri, ohne den im ganzen Nilthale leine Aus-! grabung mehr vorgenommen werden dürfe. Es hat an jenem ! Tage in der Acaocmie eine allgemeine Entrüstung ob dieses an ^ der französischen Wissenschaft begangenen Frevels geherrscht. i Literatur. Von „W cstcrmailu's illustrirten deutschen M o- ! uatsheftc n" ist soeben die hundertste Nummer (Nr. 4 der zweiten ^ Folge) aiisgcgcbcu. Das Heft, welches als Januar-Nummer 1865 i das neue Jahr eröffnet, ist also gewissermaßen ein Inbiläumshcft ! dieser altbewährten Zeitschrift, die einzig in ihrer Art dasteht. Das ^ Programm dieser Nummer tonnte nicht würdiger und anziehender zn- ! sammengcstcllt werden, als hier geschehen. Theodor Storm beginnt ! das Heft mit einer Novelle „Vou jenseit des Meeres." Es ist cinc ! siimmnngsvolle ticfpoctischc Gabe des beliebten Novellisten. die wir ! wegen dcr gesunden Lösnng des Confl cts in vieler Hinsicht allcu ^ seinen früheren Arbeiten vorziehen. Außer dieser größeren Novelle ! ist noch eine llcincrc Novellctc „5 ll> Fontangc" von Elise Polko iu ! diesem Hefte enthalten, die in ihrer Art ein kleines Cabinctsstiick gc- z nannt werden muß. An wissenschaftlichen Beiträgen enthält das ^ Januarheft des Wcslermaiin'schcn Unternehmens sehr wctthuollc Nr-- ! Veiten von Johann Hubcr, Jacob Noeggerath, F. A. Walchner und ! Nngnst Vogel, sowie eine ganz vorzügliche authentische Biographie ! des ucnihmtcn Astronomen und Mitarbeiters der Monatshefte', kais. ^ rnss. wirklichen geh. Staatsrathcs Johann Heinrich v, Mädler. Dieser ! Biographie, sonne mehreren anderen Aufsätzen, sind treffliche Illu- ! slrationeu bcia.ea.eben. Auch die kleineren Mittheilungen über gewerb- ! lichc und commcrziellc Vorgänge, die geographischen Notizen, sowie ! die litcrarischrn Berichte reihen sich entsprechend dem Ganzen an. Verautwortlichcr Redacteur I. v. Hlleinmayr. — Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr ss F. Vamberg in Laibach.