M, .10. SlmMg t,t,i .1,1. »iy .1865. 9. IchlPNg. Hlätler aus Arain. (Ncilagc zur „Lllibach« Zeitung.") Dic „Blätter aus Krain" erscheinen jeden Samstag, und ist der PränumcrationSprcis ganzjährig 2 si. östcrr. Währ. Die Traume. Ich hab' geträumt von Fiirsicnlroum — Uud blieb cin armer Mann dabei, Ich hab' geträumt von Licbcswouucn — Und fand tein Herz, das mir war treu. Ich träumt' als Adler'mich zu heben Bis an die Wolken jchicr hinan, Und troch als Nürmlcin in dem Leben Nur mühsam weiter meine Bahn! Die Bilder sind nun all' verschwunden Zic machten Platz dem klaren Sinn — Und lächelnd blick' ich auf dic Stnndcn Der eitlen Iugcudträumc hin. Der Drückcnbrand. Eiuc Faschingsgcschichtc aus dem 17. Jahrhundert. ! Von Ludwig Ißlcib. ° (Fortsetzung.) - Zwischen Franz und Tora hatte sich mittlerweile cin Gc- ^ sprach entwickelt, welches das Interesse beider in dem Maße ^ fessellc, daß sie von den Vorgängen um sie her fast gar nichts ^ merkte:?. ! Franz hatte Dora mitgetheilt, was er soeben auf der Brücke gehört, und gestand nun, es sei ihm unmöglich, ferner ^ ruhig zuzusehen, wenn die Herren ihr „schön thäten." Dora entgcgnete, sie würde es auch lieber sehen, wenn dic jungen Männer ihre LicbcZwcrbungcn unterlassen wollten-, allein es sei ihr unmöglich, ihnen dieß ins Gesicht zu sagen. Das Geschäft erheische nun einmal eine gewisse Freundlichkeit M Tchau zu tragen. «Ich wüßte wohl einen Ausweg," sagte Franz; „allein 'ch wüßtc überzeugt, sein, daß er Dir angenehm.ist, Tora." „Welchen Ausweg meinst Tu denn?" frug Tora. Franz schaute ihr mit Innigkeit in die Augen, ergriff dann ihre Hand, und sagtc halbleise: „Wenn Tu recht bald meiu Neid würdest." Tora erröthete und sagte in derselben Weise: „Ich hab' Tir jc> bereits schon einmal gesagt, daß ich es werden will." „Ich weiß es, Tora," cntgcgnctc Franz, „aber ich meine, es müßte recht bald geschehen. Tcnn wenn Tu erst mir angetraut bist, dann wcrden Dich die jungen Liebcsrittcr nicht mehr belästigen." „To sprich mit dcm Onkel," sagte Tora." „Warum mit dem Onkel?" frug Franz. „Warum nicht ! mit Tcinem Vater?" ^ „Weil der Vater schon davon weiß, und nichts dagegen ! bat. Ich habe ihm Alles mitgetheilt. Der Onkel —" ^ „Was ist's mit Plauh?" unterbrach sie Franz. ^ „Er ist mein zweiter Vater, ihm verdank ich sehr, sehr ^ viel, nnd er hat mir auch gesagt, daß ick ihn einmal beerben , soll," sagte Tora. „Du kennst seine hitzige Gemüthsart: wenn ! er nicht befragt würde, er wäre im Stande, mir seine Gunst ! zu eutziehcn." ! „Es wird eine schwere Aufgabe für mich werden, Tora, dcun er ist mir nicht besonders grün und auch ich habe keine ! besondere Zuneigung zu ihm," sagte Franz etwas verstimmt; ! „aNein, es muß sein, ich sehe das ein. Ich werde gleich Morgen zu ihm gehen." „Sei nur recht artig und freundlich mit ihm; er wird ! hoffentlich nichts dagegen haben. Wenn er mich fragen sollte, ! werd' ich ihm schon sagen, daß ich keinem anderen Mannc i meine Hand gebe, als Tir." ! Tora sprach die letzten Worte mit einer Art von Leiden- ^ sckaft: in ihrem sanften Auge lag es wie feste Entschlossenheit ! und ihre Wangen brannten. ! Franz vernahm das Geständnis; mit jubelndem Herzen; ! er wußte ibr nicht anders zu danken, als daß er ihre Hand ^ fest in die seinige schloß und ihr zuflüsterte: „Tora, wie gut ^ Tu bist!" ! „Was gibts denn da? Was soll das Gezische! ? Was ! habt Ihr für Geheimnisse miteinander?" ertönte plötzlich Plautz'Z ^ Stimme, der von beiden uubemerlt hereingetrcten war und mit i seinem scharfen Auge sofort das ganze Verhältniß durchschaut ^ hatte. Er hatte schon längst etwas gemerkt, aber dicßmal erst ! war es ihm gelungen, die beiden Liebenden in Nag'rünti zu ^ ertappen. ^ Franz stand betroffen und Dora senkte die Augen zu ! Vodcn. ! „Nun?" frug Plautz, „wird Eins antworten? Was stehst ! Tu da, wie eine Gans, wenn'Z donnert? Und Tu, Franz, ! warum bist Du so stumm? Hast doch eben dem Mädel so ! viel erzählt, und mir weißt Tu gar nichts zu sagen?" ! Franz wollte eben antworten und Plaul; geradezu feine j redlichen Absichten gestchen, als auf der Straße ein fnrchtbares Geschrei, cin Rufen und Laufen entstand, welches den Wirtb, ^der nichts anderes, als eine neue Schlägerei vermuthete, veranlaßte, das Liebespaar stehen zu lassen und sich in das untere Gastzimmer zn begeben. 38 Franz und Dora nebst allen Gästen folgten ihm, denn dem Geschrei nach mußte ein großes Unglück geschehen fein. Die Herren an der Tafelrunde des Grafen W. E. AuerZ-perg hatten, durch das Scheiden des Grafen Vlagay und des Rittmeisters Widerkhcrn wenig beirrt, ihren gelehrten Diskurs fortgesetzt. Die Seele der Unterhaltung war Echönleben, der jüngere. Er war unerschöpflich an Mittheilungen aus der gelehrten Welt, aus der Geschichte und Literatur sowohl Teutschlands, als Italiens. Diese beiden Länder waren ja die Pflanzstätten der Wissenschaft und der Kunst, und die hervorragendsten Träger der Vildung der damaligen Zeit hatten, nachdem sie in der Jugend deutsche Sitte und deutsches Wissen in sich aufgenommen, sich dem schönen Süden zugewendet, um dort ihre geistige Ausbildung zu vollenden. Schönlcben erzählte die Erlebnisse seines Aufenthaltes in Paoua, er schilderte die Professoren und Gelehrten der dortigen Universität und beschrieb die Merkwürdigkeiten dcr Stadt in so anziehender Weise, daß die Zuhörer nicht müde wurden, seinen Worten zu lauschen. Am längsten und ausführlichsten verweilte er bei dcr Beschreibung des Stadthauses, des MluH/.o äeilii, i'iiMiie, das die Inschrift ,.MN8 Kn8i1icu" trägt, und wo sich ein Denkmal des in dcr Nähe Paduas gebornen Ge-schichtsschreibcrs Livius befindet, dessen er mit besonderer Wärme erwähnte. Es zeigte sich da wieder seine Vorliebe für Geschichte i und Geschichtsschrcibcr, welche ein hervorragendes Kennzeichen! feines Charakters bildete. ! Auch auf italienische Kunst und Literatur kam er zu sprechen, ! und auf die Frage Eoelheim'ö, ob neue Sterne am poetischen Himmel Italiens aufgegangen seien, bemerkte er: „Seit Tor- i quato Tasso ist kein Gestirn erschienen, das denselben iu Schatten ! gestellt hätte. Mich will überhaupt bedünken, als ob ein Still- ! stand eingetreten fei. Man lebt vom Nuhme der Vorfahren ! und selbst Alessandro Tassoni ist nur ein Epigone des großen j Tasso -. sein Poem .,1a 86cHia raMa," ist gar nicht vergleichbar mit dem vewundernswcrthcn ,,(f6ru33.i6MM6 lidointa." „Doch da fällt mir ein, daß mir mein Freund und Lehrer i Matteu Fesch ein Sonett von einem jungen Dichter gegeben, i welchem ich eine bedeutende Zukunft vorhersagen möchte." i Schönleben suchte in seinen Taschen und brachte endlich ! cin zerknittertes Papier hervor, auf welches das Sonett geschrieben war. Aufgefordert vom Grafen Aucrsperg und gebeten von den anderen Herren, es vorzulesen, erwiederte er: ! „Ich bin cin schlechter Vorleser in italienischer Sprache: aber! wenn der Herr Syndicus die Güte haben wollten, so würde! es mich freuen," und damit reichte er das Vlatt Mugerle von C'delheim hin. Tiefer nahm es auch und las das Gedicht mit lauter, klangvoller Stimme vor. ltgliü! ItZlia! l) u> »'.!!! !^! 501'!»: - CliL in l'i-onlü ÄOntti z>oi- ßiAN clozlia »orte. ! Oi'.^e ü^ai z>l>i li ^»ventäLSl:, c> aszzi ! 's'a«»»«»« mon, oki ^el tuo bello »i ezi ^ ?3l «1>o si 5tl'!!FF3, e ^nr tl sülia ü mortl'. (^lis «I' ^iu da!!' ^VIs>l nan vodroi torrenli l^'6 to vo(!wi — — — (Italia! o du, auf dercn Auen Dcr Himmel goß uusel'ger Schönheit Spendi-n, So dir gebracht als Mitgift Leid' ohn' Ende», DaS klar geschrieben steht ob oeiwn Bmneii. Möcht' ich dich minder schön und stärker schauen! Damit mehr Furcht und minder Lieb' empfänden Die, so nach deinem Reiz sich schmachtend wenden Und dennoch dich bedräu'n mit TodeSgrauen. Nicht strömen säh' ich von den Alpen weiter Bewaffnet Volk, nicht mit den blnt'gen Wogw Des Po sich tränteu Galliens Roß und Reiter, Noch säh ich dich------------) Eben hatte der Vorleser mit den Cchluhvcrsen des Eonett'Z begonnen, als die Thüre stürmisch aufgerissen wurde und ein Diener des Hauses, bleich und verstört herein kaiu. Iu der Thüre zeigte sich, anf'Z Höchste aufgeregt, ein Theil dcr übrigen Dienerschaft. Graf AuerZverg stand ans und frug: ,.Waö gidt es, Blas?" ! „Herr," stammelte dieser, „cin Laufen und Schreien ist ! auf dcr Straße, als ob der Erbfeind vor den Thoren fei." „Narr," sagte der Graf, „die Türken sind weit von hier: man hat auch gar keine Nachrichten von ihrem Anmärsche. Es wird eine Rauferei sein." In diesem Augenblicke hörte ruan rasch aus einander folgende Glockentöne. Sie kamen von der tleincn Glocke, welche sich in dem Thurme auf dem landesfürstlichcn Schlosse befand. „Feuer!" riefen Alle wie aus cincm Munde. Der Bürgermeister Schönlebcn und mit ihm die Tischgenossen erhoben sich sofort, ohne den Schluß des Sonetts anzuhören , nahmen ihre Mäntel und Barrels und verabschiedeten sich vom Grafen. ^ Dieser ließ sich rasch Schwert uud Mantel reichen und z folgte seinen.Gästen hinaus auf die Straße. ! Graf Blagay und dcr Rittmeister Widcrkhern waren auf ! ihrem Rückwege Ziemlich einsilbig. Der Graf war verstimmt über den schlechten Auögang seines Liebesabenteuers, und der ^ Rittmeister ärgerte sich, weil ihm die Gelegenheit entFcwgcn war, mit einer der Bürgcrstöchter cin Liebesabenteuer anzufangen. ! Als sie bei der Trantschen ankamen, machte der Ritt- meister seinen Begleiter cmfmertsan: auf einen hellen Lichtschein, welcher aus dem Gewölbbogeil der Trcmtschcn zu kommen schien „DaZ ist das Licht aus der Wachtstube," sagt? der Graf. „Aus welcher Wachtstube?" frug Widerkhern. Der Graf belehrte seinen Freund, daß zwischen den Gewölben eine Wachtstube sei, wo Nachts ein Wachtmeister mit vierzehn Wächtern sich aufhalte: deren Aufgabe sei, über die allgemeine Sicherheit zu wachen, Schlägereien zu verwehren, bei FeuerZgcfahr Lärm zu machen und die Bürger zu wecken, ferner die Stunden in deutscher Sprache auszurufen. „Die Burschen werden spielen oder schlafen," fetzte er hinzu. „Aber der Lichtschein kommt von dort," bemerkte Wider-thern, und aus dem dunklen Gewölbe auf die Straße tretend, ncf er: „Die Brücke brennt!" „Beide erhoben nun sofort den Ruf: „Feuer! Feuer! Hilfe! Feuer!" Der Graf rannte zur Viücke, während Widerthern nach der Wachtstube stürzte. (Schluß folgt.) Die NcWhrssangcr (Xoieäuilci) in Kram. Das Christenthum hat vielfach die alten heidnischen Gebräuche, welche unausrottbar im Volte wurzelten, sich angeeignet und im christlichen Sinne umgebildet. Ein Beleg hiefür geben uns die ,,Xo1oäniki" der Krämer und Südslaven überhaupt. Xoieäa, oder auch Xlilonäu, hießen ursprünglich bci den Slaven heidnische Feste, wclche durch das Concil zu Con-stantinopcl im Jahre 691 verboten wurden. Später nahm das Wort Xoieäll, die Bedeutung eines Neujahrsgcschentes an, dann wnrde es in der Form Xoisäar gleichbedeutend mit „Kalender." Valvasor erzählt uns im VII. Buche seiner Chronik von den „Umsingern in Unterkrain. Er sagt, von St. Nicolai ! bis Lichtmeß gehen aus jedem Kirchspiele gewisse Leute herum und singen, sowohl ledige, als verheiratete Männer, davon ein Theil mit Säbeln, Hacken und dgl. bewaffnet ist, von 6 bis 15 Personen stark. Mann nennt sie von ihrer Verrichtung XoIoäiKcktt, d. i. Singer (man sieht, daß Valvasor es sich mit der Erklärung leicht macht, die eigentlich nichts ist, als ein cirou1u8 vitio8U8.) Sie sind den Sternsingern (zu dem Feste der h. 3 Könige) in Deutschland zu vergleichen. Was sie bekommen, heben sie auf bis Lichtmeß, dann laufen sie gelbes Wachs und machen daraus dünne WachZlichtlein, gleich den gemeinen Wachsstöcklcin. Darau5 setzen sie dann eine ganze Ilgur zusammen, wclche sie mit Rauschgold und Seide schmücken, auch mit Fähnlein, Sternen und allerlei Zielrath von gesot« tenen Airkenschwämmen und auf eine Stange setzen, welche sie dann in die Kjrche tragen, mn sie dort weihen zu lassen. Am Neujahrstag gehen sie mit Spielleuten um den Altar zum Opfer. Wenn ein schlechtes, mißratbenes Jahr ist, singen sie nicht herum. Valvasor scherzt dann über die Händel, in welche die herumziehenden Kolcdnikcr von verschiedenen Kirchspielen oft gerathen und wobei sie „die Faust nicht in den Sack schieben, sondern wacker arbeiten" lassen, und einander das ^Fünffinger-kraut" zu „riechen" geben, daher Mancher ein blaues Auge zum neuen Jahre, oder wohl gar ein so braungefärbtes An- ! gesicht bekommt, daß man ihn der Farbe nach unter die Suite j der h. drei Könige aus dem Morgenland zählen könnte. Die Abbildung, die Valvasor von den Kolednikern gibt, ist interessant, indem sie uns die damalige Tracht krainischer Bauern zeigt, welche von der jetzigen einigermaßen absticht. Sie sind mit türkischen Säbeln und langen Hacken bewaffnet, und Alle haben lange Bärte. Der Schauplatz ist eine Stadt und zwei Cavaliere in spanischer Tracht sind die Zuhörer. Der alte Gebrauch scheint cm Jahrhundert nach Valvasor noch ziemlich unverändert sich erhalten zu haben. Im Jahre 1753 zogen die Kolcdniker, junge Burschen von 16—24Jahren, noch immer Kerzen sammelnd herum, sie waren mit Feucrgc-wchr bewaffnet, hatten Spielleute bei sich, kündeten ihre Ankunft in den Dörfern mit Losbrcnncn ihrer Gewehre an und brachten die Nächte mit Tanzen und Schlemmen zu, so daß dieses christliche Werk nach dem Ausdrucke unseres Gewährsmannes oft in eine italienische Comödte (die Pantomime, welche mit Prügeln endet) sich zu verwandeln Pflegte. In Natlas (Odcrlrain) nahm der Supan den Burschen 3 Pistolen ab, wurde aber vom Verwalter der Herrschaft Egg deßhalb gestraft, daher der Laibacher Kreishauptmann Anton Baron Tanffrer I an die Regierung den Autrag stellte, das Sammeln solle nur durch ledige Bursche ohne Spiellcutc und Schiehen vorgenommen werden. Auch der KreiZhauptmann von Inncrtrain klagte, das; die Bursche das Almosen ungestüm abfordern, dann einen Theil ! durck die Gurgel jagen. Die Burschen von Hrenowitz sam- ! melten auf diese Art zu Adelsberg 15 st. und in den Dörfern feuerten sie Denjenigen, die ihnen eine Gabe versagten, blinde Schüsse in die Stuben ab. Dcnumgeachtet finden wir im Jahre l 1772 Berichte von Excessen durch Koledniker in Prem (Bezirk Feistritz), wclche von Feistritz mit Erlaubniß des Dorncgger Pfarrers und der dortigen Kirchenpröbste ausgegangen und mit ! Flinten, Pistolen, Hirschfängern und Messern bewaffnet waren. ! Das Kreisamt beantragte, den Pfarrer mit 6, die Kirchcn- i pröbste mit 3 Tucaten Jeden zu strafen. Auf dem Lande soll sich das Xoieävaiijs noch jetzt erhalten haben, in der Stadt hat es aufgehört. Im Jahre 1849 zogen noch die Bewohner unserer Krakau-Vorsiadt zu Neujahr mit einem schön erleuchteten Stern durch die Stadt, blieben an mehreren Orten stehen und> sangen die Xoißäda, von einer großen Menge Volles begleitet. Zum Schlüsse fügen wir bei, dah dieser Gebrauch sich auch im Görzischcn und vor nicht langer Zeit in Slavonien ! noch erhalten hat. Hier wurden Lieder gesungen, deren - Refrain abwechselnd die Worte Kolecla. und Xolßään bilden. ! Der Inhalt bezieht sich auf das Gedeihen der Fcldfrüchte, des ' Viehs, der Wiesen. Einige beziehen sich auf die Göttin I^c>H ! der alten Slaven, die Liebesgöttin, welche hier ihre Rolle mit Ceres vertauscht zu haben scheint. Im Lausitz'schen bci den dortigen Wenden finden noch Umgänge zu Ehren dieser Göttin Statt, jedoch nicht in derselben Zeit, sondern im Beginne des Sommers. A. D. Die DiptlMlpfiallze. ! Zu Pfingsten war es, als ich jenes waldreiche Gebiet Un- ! garns durchzog, welches sich südöstlich von Totis zwischen mäßigen ^ Anhöhen ausbreitet. Ein steiniger Pfad führte micb einem Berge ! zu; da wurde ich plötzlich von der Schönheit einer Pflanze ge- ! fesselt, die hart am Wege über niederes Gesträuch hinaus ihre ! prachtvolle Vlütentraube entfaltete. Es war die Tiptampflanze. , Wohl war sie mir eine alte, oft erfchaute Bekannte, aber ! auch stets eine so liebe, daß ich nie an ihr vorüberkommcn ^ tonnte, ohne sie nicht mit immer neuem Wohlgefallen zu be- ^ trachten. Auch dießmal blieb ich in ihrem duftvollen Bereiche stehen und ergötzte mich an ihrer Pracht. Ja, wäre diese ^ Pflanze kein wildes Kind unserer Berge, wäre sie der Vege- ! tations-Dccke irgend eines überseeischen Landes entnommen wor- j den, welch eine bevorzugte Stelle würde sie nicht in unseren ^ Blumengärten finden: allein so lastet auch auf ihr der Fluch, ! daß sie nicht weit her ist, und kaum einer geringen Beachtung ! würdigt sie die Blumistik! ! So mochte ich gedacht haben, als sich mein Führer, ein deutscher Landmann, näherte. „Ja, das ist eine merkwürdige ! Blume", sprach er gchcimnißvoll; „sehen Sie, diese Pflanze, ^ sie wächst allenthalben bei uns und blüht reich bis zum Fest- ! tage des heiligen Johannes, der auf den 2-1. Juni fällt: aber ^ in der Nacht dieses geweihten Tages beißt der böse Feind von ^ allen diesen Pflanzen das oberste Blümchen ab, aus eitel Vos- ! heit darüber, daß der heilige Johannes bei uns in hohen Ehren gehalten wird. Aber daS ist noch nicht Alles; sein giftiger ^ Hauch bleibt noch lange danach an der Blume hasten, und ; wenn man sich dann mit einem brennenden Hölzchen derselben ^ nähert, so lodert der infernalische Hauch in lichter Flamme auf; ^ doch über die Blume hat er keine weitere Gewalt, und unversehrt uom Feuer bleibt sie stehen." i Ja, die Landlcute sind gute Beobachter der^ Natur; aber ! was sich ihr befangener Verstand nicht zu erklären vermag, das 5 schreiben sie in ihrer Naivetät gar zu gerne einem übernatürlichen , am liebsten einem satanischen Einflüsse zu. Wohl wird ^ dabei der Kreis der Volkssage erweitert, aber zugleich auch auf z Kosten der Religion dcr religiöse Aberglaube gepflegt und genährt. ^ Ist die oberste imd letzte der zahlreichen Blumen eines i Tiptamstockes zur vollsten Entwicklung gelangt, dann neigt sich ihr Etielchen und gilit dem Blutenstände das Ansehen, als wäre es seines Endblümchens beraubt. Natürlich ist dieser Vorgang an tcincn bestimmten Tag gebunden, am wenigsten bei ! allen Pflanzen zugleich, obwohl er gegen das Ende des Juni stattfindet. Zu dieser Zcit hat auch die fernere Vlütenentwick-lung aufgehört, und leicht kann man dann den Blutenstand durch eine genäherte Flamme zur Entzündung bringen, eine Erc schcinung, welche durcb die Berichte dcr Tochter Lima's zuerst bekannt wurde. An den Stielen der Blutenkelche und auch an dem obern Theile des Stengels haften nämlich zahlreiche kleine braunröthliche Drüsen, welche ein ätherisches Oel absondern. Beim Aufblühen der Pflanze nur wenig entwickelt, erreichen sie ihre gänzliche Ausbildung kurz nach dem Abblühen derselben. Naht man zu solcher Zeit dem Stengel mit einer Flamme, so cutzündet sich das ätherische Ocl, blitzähnlich verbreitet sich die züngelnde Flamme, hüpfend von Drüse zu Drüse, dabei einen prägnanten, dem Weihrauche nicht unähnlichen Geruch verbreitend , von welchem sensitive Personen unangenehm afficirt werden. Eben so schnell, wie sie erschienen, ist inzwischen die Fcuersäulc wieder verschwunden, ohne die Pflanze versengt zu haben; aber das ätherische Oel hat sie so vollständig verzehrt, daß sich keine Pflanze zum zweiten Male entzünden läßt. Dieß ! ist das Wunder des „infernalischen Hauches," eZ zerstiebt, wie jedes andere, vor der Leuchte der Aufklärung. Der weiße oder gemeine Diptam sViotuuuiU8 uidus !/.) Diese schöne ausdauernde Pflanze wächst in den Wäldern oder ' bergigen Gegenden des mittägigen Europa, wo sie zur Zcit der Blüte, im Mai und Juni, mit ihrem starken, an die Eitrone ! erinnernden Dufte die Lüfte fchwängcrt. Weiß, dick und ästig , ist ihre Wurzel. Aus dieser treibt sie einen zwei bis drei Fuj) hohen, astlosen, röthlich gestreiften Stengel, an welchem sich gefiederte Blätter von dcr Gestalt jener dcr Esche entwickeln, woher die Pflanze auch den Namen „Ascher- oder Escherwurzel" erhalten hat. Die lebhaft grünen, glänzenden und mit durchschimmernden Puncten marlirtcn Blätter bilden cincn reizenden Laubbuschen, über welchen sich dcr noch reizendere Blutenstand erhebt, dessen Blumen weiß, mitunter rosa angehaucht und purpurroth gestreift, sich zu einer Blütcntraubc vereinigen. Jede einzelne Blume, eine unregelmäßig sich öffnende fünfblättcrigö Krone, entspringt einem ebenfalls fünfblättengen schwarzröth-lichen Kelche und umhüllt zehn sich niederbeugende Staubfäden und deren vierseitigen Staubbeutel. EZ konnte nicht fehlen, daß man in einer Pflanze von so auffälligem Aussehen Heilkräfte suchte und solcbe auch in ihrer Wurzel als gefunden betrachtete. Letztere, im April oder Mai ! frisch gesammelt, ist länglich, fleischig und saftig. Sie besitzt als vorwaltende Bestandtheile bittern Eztractivstoff, ätherisches Oel und Harz, welche sich durch ciucn bittern, scharfen, gc-würzhastcu Geschmack und einen starken, widrigen, bocksartigcn Geruch äußern. Dieß sind die Potenzen, die man gegen mancherlei Krankheiten als tonisch-reizende und erregende, die Verdauung fördernde und selbst die Würmer vertreibende Mittel wirken läßt, nnd zwar in Form von Aufgüssen der getrockneten Wurzclrindc, die freilich schon durch das Trocknen Geschmack und Geruch zum größten Theile einbüßt. Soll der Diptam in einem Garten eingebürgert werden, so kann es sowohl durch Samen, als auch durch Wurzclthci-lung geschehen. Der Same wird im Herbste in Töpfe gcsäct, welche vor Frost zu schützen und beständig feucht zu erhalten sind. Im Frühling werden die jungen Pflänzchcn an sonnige Stellen des Gartens versetzt, wo sie jedoch meist erst im dritten Jahre zur Blüte gelangen. Minder umständlich ist die Verpflanzung durch Wurzelthcilung im Herbste. (N. Fr. Pr.) Verwendung der Klette in der Industrie. Die Samenkapsel der Klette, dieser schr wcnig beachteten Pflanze, liefert heutzutage ein gesuchtes Material zum Polstern. Faßt man eine Samenkapsel dcr Kletten im reifen und trockenen ! Zustande bei ihrem Stiel in der cincn Hand und mit den ! Nägeln des Daumens und Zeigefingers der anderen bei einer j Art kleinen Nabcl, dcr sich in senkrechter Richtung über dem ! Stiele befindet, so läßt sich die mit feinen Stacheln besetzte ! Hülle, welche eben die Samenkapsel bildet, zu einer spiralför-! migcn Locke von zehn Windungen und mehr auscinanderzichen. - Diese spiralförmigen Locken sind außerordcutlich elastisch, umso? ! mehr, je mehr deren zusammen sind; sie behalten diese Elasti-! cität jahrelang, so das; sie von den Tapezierern in England ! und Amerika bereits mit Vortheil zum Polstern von Schemeln, ! Kissen, Kopfkissen, Arm- und Nücklehnen :c. verwendet werden. ! Da die Kletten zu diesem Behufe trocken fein müssen, ehe man ^ sie fammelt, so fällt die Zeit ibrer Einhcimsung in dcn Anfang des Winters, wo andere Erwcrbszwcige aufhören, und es dürfte daher für Manchen nicht unerheblich sein, von diesem neuen Handelsartikel Kunde ;u erhalten. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmssyr. — Druck und Verlag uon Ign. v. Meinmayr l5 F. Vamberg ui Laibach.