Separat-Abdruck aus der „Allgemeinen Wiener medizinischen Zeitung“ XLI. Jalirgang 18!)G. Die Anwendung tiefer Einspritzungen von Hydrargynim salicylieum Iiei Augenkrankheiten. Von Dr. Emil Bock, Primararzt der Abtheilung fiir Augenkranke im Landesspitale zu Laibach. Wien 1896. IM S E I. IS S T V K K L A (! K DES VERFASSERS. Bruck von R. Spisa & Co. Wion Separat-Abdruck aus der „Allgemeinen Wiener medizinischen Zeitung“ XLI. Jahrgang 1896. Bie Anveudung tiefer Einspritzungen von Hydrargyrum salicylicum bei Augeakrankheiten. Yon Dr. Emil Bock, Primararzt der Abtheilmlg fiir Augenkranke im Landesspitale zu Laibach. Wien 1896. IM SELBSTVERLAGE D E S VERFASSERS. Druck von R. Spiea & Co. Wiej». 115861 Mehr als auf jedem anderen Gebiete der Heilkunde wird das Quecksilber bei Augenkrankheiten angewendet. In Salbenform, als Augenwasser, zu Einstaubungen, sind seine verschiedenen Bereitungen unentbehrlich. Seit jeher hat seine Verreibung mit Pett, das Unguentum cinereum, eine grosse Rolle gespielt, weil die Schmier¬ cur nicbt nur bei syphilitischen, sondern auch bei jenen Augen¬ krankheiten ein werthvolles Heilmittel ist, wenn es gilt, gegen heftige Entziindung mit reichlicher Exsudation ohne bekannte Ursache zu kampfen So bei Iridocyclitis, Chorioiditis, Retinitis, Neuritis optici und bei Triibungen des Glaskorpers aus einein oder dem anderen Grunde. Selbst bei Abhebung der Netzhaut und bei sympathischer Affection wurde die Schmiercur empfohlen und angewendet, und hat wohl vorubergebende Klarung des Glaskorpers zu Stande ge- bracbt, war aber, der Natur des Leidens entsprechend, gegen das- selbe doch ^virkungslos. Gerade die erfolgreiche Anwendung der Schmiercur bei nicht sypbilitischen Augenleiden ist ein Umstand, der berechtigt ist, iiber die specifische Wirkung der Schmiercur bei Syphilis Zweifel zu erwecken; diese Prage ist aber heute noch nicht spruchreif. Jede Einreibungscur mit Unguentum cinereum hat aber eine Reihe von unangenehmen Beigaben. Der damit behanielte Kranke kann nur bis zu einem gewissen Grade seinem Berufe nachgehen, weil er doch moglichst frilh am Tage zur Ruhe kominen muss; weiters erfordert eine Schmiercur auch — wenn man so sagen darf —■ eine technische Pertigkeit im Einreiben, die unerlasslich ist; denn gerade bei nicht mit der gehorigen Sorgfalt und Ausdauer durchgefiihrten Einreibungen entstebt die mit Recht gefurchtete Stomatitis mercurialis; endlich fallt die Beschmutzung der Wasche u. s. w. desto schwerer in die Wagschale, je mehr der Betreffenae von seiner Umgebung beobachtet \verden kann. Aus diesen Griinden wurde ein Terfahren — Quecksilber auf anderem Wege dem Kreis- lauf zuzufuhren — mit berechtigter Freude begriisst, umsomebr als 4 dasselbe die Moglichkeit bot, Quecksilber in genauen Mengen zu verwenden, im Gegensatz zur Einreibungscur mit grauer Salbe, bei vrelcher die Menge des aufgenommenen Quecksilbers von der Be- schaffenbeit der Haut, der Sorgfalt der Einreibung und bis zu einem gewissen Grade auch von der Bescbaffenheit der Salbe abhangt. Allen diesen Bedingungen entsprecben in giinstiger Weise Ein- spritzungen in die Muskeln des Gesasses mit Zubereitungen von Quecksilber, welche entweder losliche Verbindungen sind, oder solche, welche in einer Fliissigkeit suspendirt sind, oder endlich in Gel feiu vertheiltes Quecksilber. Es kann nicbt Aufgabe dieser Mittheilung sein, den Entwick- lungsgang dieser Behandlungsweise zu scbildern, wie man mit dem. Hjdrargyrum albuminatum peptonisatum nach Bamberger’s Tor- scbriftin den Achziger Jahren anfing und wie dann die verschiedensten loslichen und unloslichen Verbindungen mit grosserem oder gerin- gerem Rechte von ibren Erfindern angepriesen wurden. Ton der glanzenden Wirkung der Einreibungscur bei zabl- reichen Fallen syphilitischer und nicbt sypbilitischer Augenkrankheiten uberzeugt, babe icb micb gegen die Anwendung tiefer Einspritzungen von Quecksilberverbindungen etwas misstaurisch verbalten, umsomebr als aucb hervorragende Syphilidologen noch immer behaupten, dass bei Pallen luetiscber Erkrankung edler Organe, vor allem des Ge- birns und des Auges, wo es also zurVerbiitung bleibenden Schadens auf eine rasche Wirkung ankommt, die Schmiercur nocb immer das beste Mittel sei. Die oben angefuhrten verbaltnissmassigen Nacbtbeile der Scbmiercur veranlassten micb aber auch Einspritzungen bei Augen¬ krankheiten zu versuchen. Nach den scbon vorliegenden Erfabrungen der Syphilidologen war die Wabl nicbt schwer zu treffen. Loslicbe Quecksilberverbindungen, z. B. Sublimat, sind in ihrer Wirkung zu wenig nacbhaltig, weil sie ihrer Eigenschaft entsprechend rascb aus dem Korper ausgescbieden werden. Sie kdnnen daber in der Augen- heilkunde, besonders in Pallen, wo es auf eine rasche und kraftige Wirkung ankommt, kaum in Betracht gezogen werden. Trotz der guten Erfolge mit Calomel ist es docb besser, von diesem Mittel abzusehen, weil man mit demselben in der Tiefe der Muskeln An- haufungen von Quecksilber schafft, welcbe sich jeder weiteren Be- einflussung entziehen, und man gegen die drohende Gefahr heftigsten 5 Mercurialismus ganz machtlos ist. Auch das sogenannte graue Oel muss dieselben Bedenken erwecken. Ich verwende daher das Hydrar- gyrum salicylicum in Paraffinum liquidum suspendirt und zwar im Verhaltniss 2 - 50 : 25. Auch bei dieser Behandlung sind alle jene Torsicbtsmaassregeln betreffs Reinbaltung des Mundes notbwendig, wie bei einer Schmiercur. Beziiglicb der Ausfiibrung der Einspritzung in die Gesassbacke will icb nur betonen, dass man sie moglichst vvenig zaghaft ausfubren soli, weil sonst der Sehmerz des lang- samen Eindringens der dicken Nadel in die tiefen Scbichten ein grosser ist. Stosst man aber die Rohrnadel rasch hinein, so empfin- det der Kranke kaum die Verletzung der Haut. Andererseits darf man bei mageren Leuten nicht allzu tief eindringen, weil man sonst mit der Spitze der Nadel die Beinhaut des Sitzknocbens beriihrt, was in der Regel von beftigem Schmerze begleitet ist. Der Kranke soli mit stramm gestreckten aneinander gescblossenen Beinen stehen. Es empfieblt sich zu den der Zahl nach ungeraden Einspritzungen die linke, zu den geraden aber die recbte Gesassbacke zu wahlen, um die unmittelbare Aufeinanderfolge von zwei Einspritzungen auf derselben Seite zu verhiiten. Nur in einem meiner Palle folgte dem Herausziehen der Nadel eine starkere Blutung; es war dies bei einem Madchen mit starker Ausdebnung der Venen der Beine, welche Gefassveranderung wahrscbeinlicb sich bis in die Muskeln des Gesasses erstreckte. Die Blutstillung war schnell besorgt, indem die Kranke mit einem diinnen Bauschen hydropbiler Gaze versehen sich auf das Brett eines Stuhles setzte. Es ist fast ii.berflu.ssig, zu ervvahnen, dass man sich bei dem ganzen Verfahren der strengsten Reinlichkeit befleissen muss, weil man sonst Eiterung der Haut und solche in der Tiefe erbielte. Die Gesassgegend ist — insbesondere bei Papeln am After und an den Geschlecbtstheilen — grossen Ver- unreinigungen ausgesetzt, daher AVascbungen der Einstichstelle mit Seife und Biirste sowie mit Alkohol geboten sind. Die Nadeln der Spritze miissen vor dem Gebrauche ausgekocht und nach demselben auch mit Aether und Alkohol durchgespiilt werden. Die Aufbe- wabrung ist trocken besser als in fliissigem Paraffin. Die Einstich¬ stelle in der Haut wird mit einem Stiick Kautscbukpflaster gedeckt. Icb spritze wochentlich einmal eine Spritze der angegebenen Mischung ein, welche vor dem Gebrauche ordentlich zu schiitteln ist. Nachdem man dip Empfindlichkeit des betreffenden Krankeu 6 gegen Quecksilber nicht kennt, empfiehlt es sicb, das erste Mal nur eine halbe und erst das zweite Mal eine ganze Pravaz’sche Spritze anzuwenden. Mit sechs Einspritzungen kommt man in der Regel zum Ziele. Ich habe nie eine iible Einwirkung gesehen; aber auch bei dieser Anwendung des Quecksilbers macht sich eine Vermehrung- der Mundfliissigkeit bei leichter Rothung und Schwellung des Zahn- fleisches bemerkbar, was zwar ohne Bedeutung, aber der sichere Beweis ist, dass das Quecksilber in den Korper aufgenommen \vurde. Wird aber die gehorige Pflege des Mundes unterlassen, so macht sicb bald ein iibler Geruch aus demselben bemerkbar. Dies beobachtet man besonders dann, wenn wahrend einer solchen Einspritzungscur eine eingreifendere Augenoperation vorgenommen werden musste und der Kranke im Bette liegend seinen Mund nicht so fieissig reinigt. Wenn die Augenkrankheit kein Hinderniss abgibt, so ist der Kranke durch die Einspritzungen in seiner freien Beweglichkeit nicht gehemmt, in giinstigem Gegensatz zur Einreibungscur; womit aber gewiss nicht gesagt werden will, dass der Kranke sich vor Exce8sen nicht zu hiiten habe. Als Beispiele fuhre ich Krankengeschichten von Per- sonen an, v^elche an syphilitischen Augenkrankheiten litten und mit Einspritzungen von Hydrargyrum salicylicum behan- delt wurden. I. Iritis oc. sin. Anna M., 21 Jahre alt, Eaherin, litt angeblich vor 16 Monaten an einem syphilitischen Geschwiir an der rechten grossen Scham- lippe, die Kranke soli damals nur Jodkali genommen und nie einen Ausschlag bemerkt liaben, dagegen leidet sie an einem solchen an den Beinon seit zwei Monaten. Seit 10 Tagen schlechteres Sehen und Schmerzen am linken Auge, weshalb sie in meine Sprechstunde am 2. December 1895 kam. Kraftige Person, Schwellung der Driisen am Nacken, der rechtsseitigen Kubitalgegend und beider Leisten. DieBeugeseite beider Beine und der giosste Theil der Elinterbacken zeigt kupferrothe Flecken von liinglicher Form ; die kleinsten haben die Grosse einer Mandel, an vielen Stellen bilden sie aber ausgedehnte Plaques. Die Haut daselbst ist diinn, schuppend, in der Umgebung reizlos. An der Innenflache der rechten grossen Schamlippe eine kaum linsengrosse ? 7 helhveisse, gestrickteNarbe. Re chtes Auge normal. Linkes Auge: zarte Ciliarinjection, raucbige Triibungder glanzendenHornhaut, Regen¬ bogenhaut schmutzig griin, zahlreiehe Anwachsungen des Pupillar- randes an die Linse mit wolkiger Exsudation im Puppillargebiete. Augenhintergrund nicht sichtbar. Tn. Auge bei Betastung schmerz- haft. Atropin. Warme Ueberschlage. Graues Pflaster auf die Haut der Beine. Einspritzungen von Hydrargyrum salicylicnm vom 3. De¬ cember 1895 bis 10. Janner 1896 sechs Spritzen, allwochent- lich eine. Am letztgenannten Tag waren die Driisenschwellungen bis auf jene der Leistengegend geschwunden. Das Exanthem an den Beinen vollkommen abgeblasst, die Haut gescbmeidig, das linke Auge nor¬ mal bis auf ein kleines Pigmenthaufchen auf dem ausseren oberen Quadranten der Linsenkapsel. Normaler Spiegelbefund S. 5/5 Jaeger Hr. 1. 2. Iritis oc. sin. Lucas B., Taglohner, 43 Jahre alt, wurde am 28. Janner 1896 ins Spital aufgenominen. Anamnestisch von Lues nichts nachweisbar, Schwachlicher Mann. Zahlreiehe Driisenschwelluiigen am ganzen Korper. Die Beine zeigen an ihrer Beugeseite dieselben Verande- rungen wie im Fali I. Das rechte Auge ist blass, Seclusio et Occlusio pupillae. Siekt Bewegungen der Hand vor dem Auge. Tn Das 1 i n k e A u g e ist heftig gereizt, Hornhaut normal, Kammer. wasser wolkig getriibt, Regenbogenhaut grasgriin, die Pupille wird auf Atropin weit, rund. Tn—1. Behandlung wie im Fali I. Am 20. Marž 1896 war das rechte Auge wie friiher, das linke Auge reizlos, blass, Regenbogenhaut normal, Pupille weit rund £ zarte, staubformige Triibung der Glaskorper, Augenhintergrund nor¬ mal. S. 6/24 (Lotfsche Tafel). 3. Chorioiditis oc. utr. Synechiae posteriores oc. d. Josefa K., 24 Jahre alt, Magd, wurde am 23. Janner 1896 in’s Spital aufgenommen. Die Kranke hat vor 3 Monaten abortirt und sieht seit 2 Monaten schlechter. Kraftiges Madchen. Schwellun- gen der Leistendriisen. In der Ilaut beider Halsseiten mehrere scharfbegrenzte Plečke, welche sich durch ihre Weisse von der dunkelbraunen normalen Haut der Umgebung deutlich abheben. 8 Die Augen sind blass, Glaskorper dicht getriibt, so dass man den Sehnerven nur mit Muhe seben kann. Tn. Rechtes Auge zahlt Pinger in 3 m, Iinkes Auge in 4 m. 6 Einspritzungen von Hydrargyrum salicylicum. Am 15. Marž 1896 ist der Grlaskorper des rechten Auges kaum merklich getriibt, der des linken normal. R. A. S. 6/36, L- A. S. 6/18. 4. Synechiae posteriroes et Opacitates corporis vitrei oc, sin. Uršula Ž., Grundbesitzerstochter, 20 Jahre alt, stand vom 2. Februar bis 21. Marž 1895 in Spitalsbehandlung. Die Kranke gibt an, vor 2 Jahren ein gesundes Kind geboren zu haben und seit einem Jahre schleehter zu sehen. Kriiftiges Madchen. Starke Schwellung der Kubital- undLeisten- driisen, Fluor albus. Rechtes Auge normal, Ht. l - 5 D. Lin- kes Auge: "Wegen diebter Triibung des Glaskorpers keine Spuren rothen Lichtes erhaltlich. Tn. z. F. in 4-5 m. Behandlung wie im Fali 3. 21. Marž 1895 : Rechtes Auge normal. Lin kes Auge: Der Glaskorper ist soweit aufgehellt, dass der Augenhintergrund gut und normal sichtbar ist. Tn. z. F. 20 m. Kann nicht lesen. 5. Chorioiditis oc. utr. Anastasia C., Gutsbesitzerin, 31 Jahre alt, kam am 3. Janner 1895 in meine Sprechstuude und gab an, vor 5 Jahren an Syphilis gelitten zu haben, weshalb sie eine Schmiercur durchgemacht habe. Vor 3 Jahren sei sie augenkrank gewesen und babe aber nach vierwockentlicher Behandlung wieder gut gesehen. Vor iy 2 Jahren habe sie plotzlich angefangen viel schleehter zu sehen, sei auf beiden Augen operirt worden und habe dann ein Jahr ganz gut gesehen: Wegen erneuerter Verminderung des Sehvermogens sei sie vor 6 Wochen mit Einspritzungen von Pilocarpin behandelt vorden, die ganz wirkungslos gewesen seien. Seit einer TVoche sehe sie so schlecht, dass sie nicht mehr allein umher gehen konne. Die Kranke, von zartem Knochenbau, ist gut genahrt, ihr Kopf- haar ist sehr sparlicb, Psoriasis palmaris et plantaris, deutliche Auf- treibung in der Mitte der Schienbeine. Lichtscheu geringen Grades, 9 Augapfel blass, Hornhaute normal, Kammer mitteltief, breite, regel- massige Kolobome der Regenbogenhaut nach oben. Obere Linsen- rande als tiefsohwarze Linie sichtbar. Der Glaskorper ist beiderseits eine bei Bewegungen des Auges sich lebhaft bewegende triibe Masse. Yom Augenhintergrund ist nichts sichtbar. Tn. sieht Bewegungen der Hand vor dem Auge. Die Kranke erhielt graues Pilaster auf die Handteller, Fuss- sohlen und die Schienbeingegend, sowie 6 Einspritzungen. 28. Februar: Glaskorper fast vollkommen aufgehellt. Augen¬ hintergrund gut sichtbar. Pigmentzerwerf'ung. R. A. S. 5/20, L- A. S. 5/10. Die Haut an Handteller und Fusssohle noch in gerin- gem Grade rissig, Schienbeingegend normal. Das Sehvermogen hat sich bis Ende Janner 1896, wo ich die Patientin zuletzt sah, nicht mehr geandert. 6. Retinitis oc. utr. Maria A., Taglohnerin, 42 Jahre alt, stand vom 29. December 1895 bis 31. Marž 1896 in Spitalsbehandlung. Anamnestiscli war von der sehr beschrankten Kranken nichts zu erfahren. Kraftig gebautes AVeib, fahle Gesichtsfarbe, heftige, fast fort- \vahrend andauernde Kopfschmerzen, kein Fieber. Allgemeine Driisenschvvellungen, grosspapuloses Syphilid am ganzen Korper, zahlreiche Papeln am After und den Geschlechtstheilen, linke grosse Schamlippe fast auf’s Dreifache durch schmerzhafte Anschwellung vergrossert, Primaraffect nicht auffindbar, im Kehlkopfe zahlreiche Geschwiire. Beide Augen sind bis auf sehr zarte Ciliarinjection und dichteste Trubung des Glaskorpers normal. Die Kranke sieht kaum zur Selbstfuhrung, denn sie zahlt Finger nur unmittelber vor dem Auge. Behandlung wie im Fali 3. 8 Einspritzungen. Emplastrum cinereum ad condylomata. 20. Februar: Die Kranke sieht bluhend aus, Haut des ganzen Korpers an zahlreichen Stellen grob pigmentirt, Papeln unverandert, Schwellung der Schamlippe geringer. Augen normal, normaler Spiegelbefund, z. F. 20 m, kann nicht lesen. 19. Marž: Die Kranke klagt plotzlich wieder liber schlechteres Sehvermogen, z. F. in 5 m. Zarter, typischer Glaskorperstaub. 10 20. Marž: 9. Einspritzung. 31. Marž: Die Kranke verlasst trotz dringenden Abrathens das Spital. Beide Augen normal, z. P. 15 m. 7. Retinitis utr. Marie K., 43 Jahre alt, Ilausbesitzerin, leidet seit 2 Monaten an nachtlichen Kopfschmerzen und kommt an korperlichen Kraften sehr herunter. Ibr Mann leidet seit 9 Monaten an einer sehweren Syphilis, denn trotz zweimaliger Schmiercur bat er fortwahrend rascb entstehende Hautgeschwiire am ganzen Korper, einen grossen Sub- stanzverlust im weichen Gaumen und Keh]kopf'gescbwiire. Die Kranke ist vollkommen abgemagert, in triiber Gemiiths- stimmung. Multiple Driisenschwellungen. Primaraffect nicht nach- weisbar. Allgemeine Hautdecke normal. Haarwuchs auffallend spar- licb. Beide Augen sind blass. An der Hinterflacho der rechten Hornhaut eine Gruppe von Pršicipitaten. Der Glaskorper b e i d e r Augen dicht getriibt. Tn. z. F. mit jedem Auge allein in 2-5 m. Behandlung vom 6. Februar bis 25. Marž 1895 mit 7 Ein- spritzungen. 25. Marž : Die Kranke bat sicb korperlich und geistig sicht- lich erbolt. Die Kopfschmerzen haben aufgehort. Der Hintergrund beider Augen gut sichtbar, Sehnervenkopf blass, Gefasse gut ge- fiillt. S. 5/20. Der Erfolg in diesem Falle wurde einigermassen dadurcb ge- triibt, als die Kranke im Juli 1895 an beiderseitiger schleichender Iritis erkrankte, welche zur Yerwachsung der Pupille fiibrte. Weiteres ist mir iiber Terlauf und Behandlung nicht bekannt, weil die Kranke wegen des Erdbebens nicht abermals Aufenthalt in Laibach nehmen wollte. 8. Keratitis interstitialis utr. Mathilde O., Naherin, 34 Jahre alt, stand vom 3. December 1894 bis 2. Juni 1895 in Spitalsbehandlung. Die Kranke gibt an, seit zwei Monaten schlechter zu sehen. Schwacliliches, blasses Madchen. JSTasenrucken eingesunken, mehrere linsengrosse Narben der Haut in der Gegend der Mund- ■vvinkel, tjpische H u t c h ins o n’sche Ziihne. 11 Beide Augen: Diistere Ciliar -Injection, Hornhaute ge- stichelt, infolge von dichter, tiefer Gefassentwicklung rothbraun, so dass man von d er Regenbogenhaut nicbts siebt. Tn-—1. Nur Licht- empfindung erhalten. Die Behandlung mit warmen TJeberschlagen und Scopolamin, sowie innerlicb mit Roborantien erfolglos, daher in der Zeit vom 12. Janner bis 15. Februar 1895 sechs Einspritzungen mit Hydrar- gyrum salicylicum. 20. Februar: Beide Augen blass. Gefassentwicklung fast Nuli. Hornhaut an der Peripherie durehsicbtig. Tn. Die Kranke macht wieder warme Ueberschlage und erhalt Jod- kali, sowie Levico\vasser. Am 2. Juni 1895 wird sie von ihren Eltern nach Hause ge- nommen. An diesem Tage waren die Augen blass, am rechten Auge n. u. ein beginnendes schmales 8taphyloma intercalare, die Horn¬ haut glanzend, die oberen zwei Drittheile derselben durehsicbtig, ringformige hintere Synecbie. Tn. z. F. vor dem Auge. Das linke Auge batte in der sonst normalen Hornhaut eine linsengrosse cen¬ trale Triibung. Pupille mittelweit, rund. Tn. z. F. in 2 m. Der nun folgende Fali gibt kein reines Bild von der 'VVirkung der Einspritzungen von Hydrargyrum salicylicum. Ich fiihre ihn aber doch an, weil er gut zeigt, wie trotz einer Augenoperation die Be¬ handlung des Allgemeinleidens fortgesetzt werden kanu, wahrend eine solehe mit der Schmiercur unterbrochen werden miisste. 9. Synechiae posteriores et Opacitates corporis vitrei utr. Maria T., Taglohnerin, 43 Jahre alt, wurde am 16. No¬ vember 1895 in’s Spital aufgenommen. Sie gibt an, vor vier Jahren eine Schmiercur durchgemacht, weiters vor zwei Jahren und vor einem Jahre abortirt zu haben. Kraftige Frau, fahle Hautfarbe, spar- liches Kopfhaar. Augapfel blass. Fast ringformige Amvachsung des Pupillenrandes. Glaskorper dicht getriibt. Tn. R. A. z. F. 1 m. L. A. z. F. 2 m. 17. November erste, 24. November zweite Injection mit IIydrar- gyrum salicylicum. 26. November: Die Kranke klagt iiber plotzliche Terschlech- terung des Sehvermogens. Beide Augapfel zart injicirt, Hornhaute gestichelt, Tn-j-1. Lichtempfindung auf' Cm; keine Einschrankung. 12 27. November: Iridectomia oc. utr. Normale Operation. Blutung fast Nuli. 3. December: Dritte Injectionen. 26. December: Die Kranke bat secbs Injectionen bekommen und wird entlassen. Augapfel blass. Kolobome regelmassig, zahl- reiche bewegliche Triibungen des Glaskorpers. Sehnervenscheibe normal. Der ganze Augenhintergrund ist mit weissen und schwarzen Flecken von der Grosse der Sehnervenscheibe und darunter bedeckt. Tn. R. A. z. F. in 6 m. L. A. S. 6/36. Die Kranke wird angewiesen, noch weiter Jodkali zu nehmen. Ausser diesen neun Fallen habe ich noch zwei mit Iritis, einen mit Chorioiditis und einen mit Retinitis, alle auf syphilitischer Grund- lage mit Einspritzungen von IIydrargyrum salicylicum behandelt. Ich kann aber iiber den Endausgang nichts berichten, weil die Kranken noch vor Tollendung der Cur wegen des Erdbebens Laibach ver- liessen. Die folgenden zwei Krankengeschichten betreffen Per- sonen, bei welehen Syphilis nicht mit Sicherheit nach- gewiesen werden konnte. 10. lridochsrioiditis obsoleta oc. utr. Franziska K., Magd, 17 Jahre alt, stand vom 6. Marž bis 1. August 1895 in Spitalsbehandlung. Anamnestisch nichts eruirbar. Ich fand Driisenschwellungen am Halse , Durchbohrung beider Trommelfelle, die Augen blass, tiefe fleckige Triibungen der Ilorn- haute, zahlreiche hintere Synechien, dichte Trubung des Glaskorpers, so dass eine Spiegeluntersuchung unmoglich ist. R. S. 6/24, L. S. 6/60. Die Behandlung mit Atropin-Eintraufelungen und Jodkali war erfolglos. Daher vom 8. Juni bis 30. Juli 1895 sechs Einspritzungen von Hydrargyrum salieylicum. 1. August 1895: Glaskorper rein, Augenhintergrund unregel- massig pigmentirt. Sonst alles wie friiher, keine Verbesserung des Sehvermogens. II. Retinitis diffusa oc. d. Helene T., Taglohnerin, 34 Jahre alt, stand im October 1893 in Spitalsbehandlung; ich enucleirte damals das linke Auge wegen 13 totalen Staphyloma corneae und die Kranke wurde mit normalem rechten Auge entlassen. Am 21. November 1894, also mehr als ein Jahr spater, kam sie wieder in’s Spital, weil sie angeblich seit zwei 'VVochen am recbten Auge scblecht sehe. Ton Syphilis nichts nachweisbar. Harn normal. Zarte Ciliar- Injection, Hornhaut normal, Regenbogenhaut griin, Pupille reagirend, Glaskorper getriibt, Augenhintergrund vollkommen verschleiert, so dass nur hie und da ein Gefass auftaucht. Tn. Lichtschein auf 6 m, keine Einschrankung. Linke Augenhohle vollkommen reizlos. Die Bebandlung bestand in Schwitzcur und Jodkali, aber war erfolglos. Daher sechs Einspritzungen von Idydrargyrum salicylicum. Die Kranke wurde am 1. Februar 1895 geheilt entlassen. Das rechte Auge war bis auf feinen Glaskorperstaub normal und zahlte Finger in 12m (kann nicht lesen) und erkennt die feinsten Gegenstande in der Nahe. Als dritte Gruppe fiihre ich Krankengeschichten an, welche Patienten betreffen, bei denen Syphilis mit Sicher- beit au s g e s c hlo s s e n werden konnte. 12. Keratilis interstitialis utr. Opacitates corporis vitrei. Marie Z., Magd, 23 Jabre alt, wurde am 9. September 1894 in’s Spital aufgenommen. Anamnestisch war nur zu erfabren, dass die Kranke seit zwei Monaten an Abnahme des Sehvermogens leide. Von Lues hereditaria oder acquisita nicbts nacbweisbar. Zarte Ciliar- Injection. Die Hornhaut beider Augen gestichelt, diffus getriibt, die Pupille gerade nocb sicbtbar, rund. Tn. Sieht Bevvegungen der Hand vor dem Auge. Die anfangliche Behandlung bestand in Eintraufelung von Scopolamin und warmen Ueberschlagen. 26. Februar 1895: Tn-|-1. Eserin. 28. Februar: Tn. 3. Marž: Hornhaute bedeutend aufgehellt, Sehvermogen aber unverandert. In beiden Regenbogenhauten zablreiche mobnkorngrosse gelbliche Knoten. Von Tuberkulose nichts naohweisbar. Die Kranke bekommt vom 4. Marž bis 3. April fiinf Injec- tionen, und wird am 18. Mai geheilt entlassen. Korperlich gesund. Augapfel blass. Die Hornhaute bis auf kleine, punktformige, rand- 14 standige Triibungen normal. Einzelne hintere Synechien. Geringe Trubung des Glaskorpers, Augenhintergrund gut sichtbar, normal. Tn. R. z. F. in 4 m. L. S. 6/GO. 13. Opacitates corporis vitrei post Keratitidem interstitialem oc. utr. Marie K., Bauerstochter, 25 Jahre alt, stand im Jahre 1894 mit Keratitis interstitialis obne nachweisbare Ursache in Spitals- behandlung. Sie kam am 9. Februar 1895 abermals in’s Spital wegen der stetigen Abnahme des Sehvermogens Hilfe suchend. Korperlich gesund. Augapfel blass. Diffuse tiefe Trubung der glanzenden Horn- haute mit typisclier, parenchymatoser Gefassentsvicklung. Augen¬ hintergrund nicht sichtbar. R. z. F. in 1 m. L. z. F. v. d. Auge. Tom 10. Februar bis 3. April acht Einspritzungen von Hydrar- gyrum salicylicum. Die Kranke wurde am 15. April entlassen. Objectiver Befund unveriindert, dagegen Besserung des Seh¬ vermogens, denn: R. z. F. in 3 m; L. z. F. in lm. 14. Iridochorioiditis plastica recidiva oc. utr. Uršula C., Bauerin, 57 Jahre alt, war vor zwei Jahren wegen Seclusio pupillae mit Drucksteigerung auf beiden Augen iridecto- mirt worden. Die Kranke liess sich am 4. Februar 1895 wieder auf- nehmen, weil sie in den letzten Monaten schlechter sah. Kraftige Frau. Rechtes Auge. Diistere Ciliar-Injection. Stichelung und wolkige Trubung der Hornhaut. An der Hintervvand der unteren Halfte feine Pigmenthaufchen. Regenbogenhaut gras- griin, Pupillarrand dunkelbraun. Nach oberi ein 4 mm breites Colobom, in dessen Bereich die Vorderflache der normalen Linse mit einer dichten Pigmentlage bedeckt ist. Kaum eine Špur rothen Lichtes zu erhalten. Tn. zabit Finger vor dem Auge. LinkesAuge blass, Hornhaut queroval, glanzend; in der unteren Halfte derselben eine linsengrosse, tiefe Trubung, in deren Bereich die Regenbogenhaut der hinteren Flache der Hornhaut anliegt. Kammer mitteltief, Ciliar- saum der Regenbogenhaut atrophisch, Colobom derselben wie im R. A. Tn—1. Sieht Bewegungen der Hand vor dem Auge. Lichtempfin- dung in Centrum und Peripherie normal. 15 Die Kranke bekam vom 6. Februar bis 27. Marž aebt Ein- spritzungen. Sie wurde am 19. April entlassen: Beide Augen blass, Ilornhaute glanzend, die rechte wesentlich durcbsichtiger geworden. Sonst alles wie friiher. R. A. zahlt Finger in 1*5 m. L. A. wie oben. 15. Exitus iridochorioiditis plasticae oc. utr. Mathias J., Wagnergehilfe, 36 Jahre alt, stand vom 15. Janner bis 19. April 1895 in Spitalsbehandlung. Der Kranke wusste nur anzugeben, dass er seit mehr als einem Jahre schlechter sehe. Kraftiger Mann. Augapfel blass. Rechtes Auge, Kammer tief, Regenbogenhaut braun, Pupille stecknadelkopfgross, reactions- los. Spannung eher erhoht als normal. Kein rothes Licht zu er- balten, zahlt Finger in l'5m. Keine Einschrankung. Linkes Auge. Hornhaut klein, abgeflacht, Regenbogenhaut sdimutziggrau, buckelig vorgetrieben, Pupille lcaum sichtbar, vollkommen verlegt. Tn—2. Amaurosis. Der Kranke verweigert die Tornahme der ihm empfohlenen Operation am rechten Auge. Schwitzcur ohne Erfolg, daher am 21. Janner Einspritzung von IIydrargyrum salicylicum. Bis 25. Februar sechs Einspritzungen ohne Veranderung im Sehvermogen. 27. Februar: Injectio ciliaris oc. d. Tn. 1. Marž: Tn+1. Eintraufelung von Pilocarpin. 3. Marž: Acuter Anfall von Drucksteigerung. Tn + 2, fere Amaurosis. Iridectomie nach oben. Normale Operation. Starke Blutung. Befund am 19. April: Augapfel blass. Colobom am rechten Auge breit, mit regelmassig gestellten Schenkeln, Regenbogenhaut griin. Augenhintergrund nicht sichtbar. Tn, zahlt Finger in 2 m. 16. Retinitis oc. sin. Lorenz M., Fabriksarbeiter, 26 Jahre alt, stand vom 18. Juni bis 31. Juli 1895 in Behandlung. Er gab an, seit Anfang des Jahres schlechter zu sehen und in zwei Heilanstalten durch mehrere Wochen eine Schwitzcur durchgemacht zu haben. Kraftig gebauter Mann von mittelguter Ernahrung. Harn nor¬ mal. Rechtes Auge normal. S. 6/6. Linkes Auge blass. 16 An der Hinterwand der normalen Hornhaut im inneren unteren Quadranten zahlreiche Pracipitate, Regenbogenhaut normal, Glas korper dicht getrubt, die Grenzen des blassen Sehnerven verwaschen S. 6/12. Der Kranke bekam in der Zeit vom 20. Juni bis 31. Juli secbs Einspritzungen und batte am Tage der letzten derselben nor- males Sehvermogen auf jedem Auge bei ganz normalem Befunde. Icb habe den Kranken drei Monate spater wieder untersucht und fand wieder normale Terhaltnisse. 17. Retinitis oc. utr. Josefa S., Bauerin, 35 Jahre alt, wurde am 21. Marž 1895 in’s Spital aufgenommen. Anamnestisch ist von derbeschriinkten Fraunichts zu erfabren. Schvrachliches Individuum ; Augapfel blass, bis auf dichte Triibung des Glaskorpers normal. Augenbintergrund nicht sichtbar. R. z. F. in 5 m. L. z. F. in 4m. Nach der dritten Einspritzung ver- liess die Kranke trotz dringenden Abratbens das Spital. Objectiver Befund wie oben. Z. F. in 6 m auf jedem Auge. Wie aus meinen obigen Ausfiihrungen ersichtlich ist, habe ich 21 Augenkranke mit Einspritzungen von Hydrargyrum salicylicum bebandelt. Ton diesen muss icb vier Falle ausscheiden, weil sie, wie oben erwahnt, infolge des Erdbebens Laibach verliessen und nicbt mehr zuruckkebrten, weshalb ich iiber das weitere Befinden dieser Kranken nichts mittbeilen kann. Die iibrigen 17 betrafen drei Manner im Alter von 21 bis 36 Jabren und 14 Weiber im Alter von 17 bis 57 Jahren. Der Art der Erkrankung nach waren es 2 Keratitis intersti- tialis mit bedeutender Betbeiligung des Uvealtractus, 2 Entziindungen der Regenbogenhaut, 8 der Aderhaut und 5 der Netzhaut; 9 dieser Kranken waren mit Syphilis bebaftet, bei 2 konnte dieses Grund- leiden nur vermuthet, bei 6 aber mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Bei der Beurtheilung der Erfolge der Behandlung mit Ein¬ spritzungen von IIydrargyrum salicylicum will ich die beiden zweifel- baften Falle zu jenen mit nachgewiesener Sypbilis zahlen, so dass also 11 Kranke als mit Lues behaftet betrachtet werden sollen. Bei den an Syphilis Leidenden schwanden die Driisenschwel- lungen schon nach den ersten Einspritzungen und die Erkrankungen 17 der Haut gingen auffallend rasch zuriick. Auch bei vernachlassigten und alten Formen konnte man diese Beobachtung machen (Fali 1 und 5). Die entziindlichen Erscheinungen im vorderen Abschnitte des Auges gingen auch bald und vollkommen zuriick, \vobei aber naturlich die 'VVirkung der ortlichen Behandlung auch zu beriicksichtigen ist. Der Einfluss der Einspritzungen auf das Auge machte sich vornehmlich bei den Triibungen des Glaskorpers geltend ; denn diese verminderten sich schon nach der dritten oder vierten Einspritzung wesentlich, so dass die Lichtung des Glaskorpers be- sonders dann auffallend war, wenn schon nach Beginn der Behand¬ lung der friiher unsichtbare Augenhintergrund untersucht werden konnte. Es ist dies der Erfolg einer Wirkung auf Aderhaut und Netzliaut, wahrend die Exsudate in der Hornhaut gar nicht beein- flusst zu werden scheinen. Bemerkenswerth ist der Fali 6, wo nach schon vollkommener Heilung der Augen noch wahrend der Behand¬ lung ein plotzlicher Hachschub der Netzhautentziindung den schliess- lich guten Erfolg auf "VVochen hinausschob. Das Sehvermogen wurde in allen Fallen vor jeder Einspritzung gepriift und dabei gefunden, dass sich dasselbe nach jeder Einspritzung besserte. Um aber die Uebersichtlichkeit der Krankengeschichten nicht zu storen, habe ich nur die Sehproben zu Anfang und zu Ende der Behandlung an- gefiihrt. Gestutzt auf diese ergaben sich sehr giinstige Erfolge ; denn unter 11 Fallen war der Erfolg siebenmal (Fali 1, 2, 3, 5, 7, 11) ein sehr guter, zweimal trat wesentliche Besserung ein (Fali 4 und 8), im Fali 10 war die Behandlung wirkungslos und der Fali 9 gibt fur unseren Gegenstand kein reines Bild, weil eine intercurrent nothwendige Operation neue Terhaltnisse schaffte, so dass man nicht sagen kann, ob die Operation oder die Einspritzungen das Sehvermogen gunstig beeinftussten. Sehr wichtig und bemerkenswerth sind die Erfolge der Be¬ handlung bei Augenerkrankungen, welche mit Syphilis nicht in Zu- sammenhang standen. Unter fiinf solehen Fallen sind zwei gute und zwei mittlere Erfolge zu verzeichnen; im Falle 16 war der Erfolg cin geradezu glanzender. Im Fali 13 war die Cur wirkungslos und der Fali 15 entzieht sich einer diesbeziiglichen Beurtheilung aus denselben Griinden, vie der Fali 9. Eine Anzahl von den oben be- schriebenen giinstigen Fallen untersuchte ich auch noch nach Monaten wieder und war das Sehvermogen unverandert gut geblieben. ® NUK 18 Leider šali ich wahrend d er ganzen Zeit, in weleher die oben beschriebenen Falle zur Behandlung kamen, keinen Fali von be- ginnendem Schwunde des Sehnerven auf syphilitischer Grundlage, welcher geeignet gewesen ware zu einer Cur von Einspritzungen mit Hydrargyrum salicylicum. Es ware von grosser Wichtigkeit, feststellen zu konnen, ob die langsame nnd genau bemessene Wirkung von Quecksilber in einem solchen Falle von gutem Er- folge ware; denn bekanntlich ist in solchen Fallen die Schmiercur ein zweischneidiges Schwert, weil wahrend derselben oft ein rascher Terfall des Sebvermogens eintritt. Meine Erfahrungen fasse ich in Folgendem zusammen: Tiefe Einspritzungen von IIydrargyrum salicyli. cum sind ein gutes Heilmittel gegen syphilitische Augenkrankheiten. Sie konnen bei diesen die Schmier¬ cur ersetzen, mit Ausnahme jener Falle, inwelchen die sturmi schen Ers cheinungen, die massenhafte Ex- sudation u. s. w. das Auge in seinem Bestande be- drohen, da h e r di e r a s c h e E i n fu h r u n g e in e r grosseren Menge von Quecksilber nothig ist. Das ist nur mit der Schmiercur mbglich; denn solche Einspritzungen, welche dasselbe leisten kbnnten, gefahrden durch die Schaffung von Anhaufungen von Quecksilber den ganzen Korper. Bezuglich der Anwendung der Einspritzungen bei beginnendem Schwunde der Sehnerven feht mir die Erfahrung. Tiefe Einspritzungen von Hydrargyrum s a 1 i cy 1 i- c u m beeinflussen auch jene nicht syphilitis che n Augenerkrankungen, bei denen man die Schmiercur anwendet, giinstig. Man erzielt mit den Ein¬ spritzungen s e h r gute Erfolge, welche desto h 6 h e r an- zuschlagen sind, weil die Einspritzungscur als eine vielmilderellehandlungsweise den Korper des nicht syphilitischenMenschen beiweitemnicht so angreift, wie die Schmiercur.