lnr Annst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordefch. ^ 3. Montag am 8. Jänner 2844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen. Der Preis des Blattes ist in Laibach ganzjährig 6, halbjährig 3 fi. Durch die k. k. Post unter Couuert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k. k. Postämter nehme» Pränumeration an. I n Laibach pränumerirt man beim Verleger am Ra»n, Nr. I9ll, im ersten Stocke. Die Bergeapelle. N> s schiffte Gottes Geist heran Auf einer Meereswclle, Steht moosunigrünt, ein schmucker Kahn, Am Fels die BcrgcapeUe! Und von dem Thurm verzweigen sich Die Büchlein frommer Laute; Mi r ist's, als wenn d» über mich Ein friedlich Grab sich baute. Ach Gott! da weht es grabeskühl Hinein in meine Seele — Da weiht die Erde mein Gefühl Zur großen Weltcllpelle! O! Kirchlein und, — o! Thurmcswand — Wie ihr mein Herz erfreutet — Als wär't ihr, einer Mutter Hand, Die auf zum Himmel deutet! Klagcnfurt, /» ^ H. Plauen. Der St. Barbara-Schacht zu Idria. (Fortsetzung.) > öschen zitterte zwar beim ersten Anblicke des Vaters, doch da sie keine Gewitterwolken an seiner Stirne erblickte, sah sie ihm, wie ehe­ vor, liebevoll in sein lächelndes Antlitz, erstattete über alles Bericht, und bekam, wie immer, seine volle Zufrie­denheit. Eines nur trübte ihre Heiterkeit. Es war Andreas zweifelhaftes Geschick! — daß er brotlos in die feindliche Welt hinaus gestoßen werde, schien ihr fast gewiß zu sein. — Zu Hause hatte sich seit Roschens Abwesen­heit Manches geändert. Die Stiefmutter keifte und neckte nicht mehr. Sie war so wohlwollend geworden. Was sie nur Röschen ansah, das mußte sie haben, selbst wenn der Vater dagegen war. Wenn Röschen an ihre gewöhn­liche Arbeit, gehen wollte, erhielt sie von der Stiefmutter einen sanften Verweis, daß es einer Suppanstochter nicht zieme, Arbeiten einer Magd zu verrichten. Sie erhielt einen gewählter« Anzug, und des Sonntags, wenn sie zur Kirche ging, war sie so geputzt, wie kein Mädchen im Dorfe. Das Auffallendste bei diesem Sachverhalte aber waren die immer häufiger« Besuche des gestrengen Herrn Verwe­sers, von dem man wußte, daß er unverehlicht, und er­staunlich reich war. Die Stiefmutter bildete sich sehr viel auf ihn ein, besonders als man in der Nachbarschaft von einer Braut und einer stattlichen Hochzeit zu munkeln an­gefangen hatte. Röschen erschrack zwar Anfangs bei dieser Nachricht, allein sie gab den furchtbaren Gedanken auf, weil sie wußte, daß dem beabsichteten Bräutigam ihr Verhältniß mit An­dreas, Fon dem er trotz der mancherlei Anspielungen nie eine Erwähnung, weder zum Vater noch zur Mutter ge­than hatte, vollkommen bekannt war; daß ein Dritter, zwi­schen sie treten würde oder könnte, war ihr unmöglich zu glauben, weswegen sie auch jede Neckerei ihrer Gespielinnen in diesem Belange still belächelte, was solche als eine Ge­wißheit annahmen und schnell weiter verbreiteten. Auch zu Andreas gelangte diese herzzerschmetternde Kunde. Seit jenem Auftritte auf der Alpe hatte er sich einer besonders gütlichen Behandlung von Seite des Ver­wesers zu erfreuen, welches er seiner rastlosen Thätigkeit und seinem Eifer zuschrieb. Geschäfte wie niemals, waren ihm anvertraut worden, welche ihn besonders lange vom Hause entfernt hielten, wodurch es geschah, daß er seit dem Abschiede von der Alpe mit Röschen nicht mehr reden konnte. Doch auf diese Kunde mußte er sie sprechen. Nur das Wie? konnte er nicht ausmitteln, nachdem Röschen, von der Mutter sorgsam bewacht, nicht einen Schritt allein aus dem Hause gehen konnte. Fand auch der Arme keine helfende Hand, die Liebe ist an Erfindung reich, sie hilft sich selbst! Das Stübchen, wo Röschen seit der Zurückkunft von der Alpe wohnte, war im ober» Stockwerke, gegen die Gar­tenseite gelegen. Mehrere Blumentöpfe auf dem Fenster RO desselben bestätigten dieses. Dem Stübchen gegenüber in nur geringer Entfernung stand ein Apfelbaum, der mit sei­nen Aesten einen Theil des Daches und des Stübchens be­schattete, in dessen dunkeln Zweigen des Nachts die Nach­tigall oft ihr Sehnsuchtslied hören ließ. Dieses Alles hatte Andreas ausgekundschaftet.'— Andreas verstand die Nach­tigall täuschend nachzuahmen und — der Plan war gemacht. Es war zu Herbstanfang. Wenn Abends der Suppan und seine Ehewirthin um den Ahorntisch mit dem Verwe­ser traulich im Gespräche beisammen saßen, und Röschen still mit Nähen oder Stricken an demselben beschäftigt war, tönte draußen aus dem Gezweige des Apfelbaumes der Nachtigallschlag, bald klagend, bald hüpfend und laut, bald schmelzend leise, wie die Liebe singt, wenn sie hofft oder zaget. Anfangs wunderte man sich nicht wenig, noch in so später Zeit die Nachtigall zu hören, doch weil sich der Gesang allmählich wiederholte, war man der Meinung, daß sie durch irgend einen Zufall zurückgeblieben, und hier zu überwintern gesonnen sei. Der Gesang wurde endlich nicht mehr beachtet, welches um so leichter geschehen konnte, als des Suppans Haus vom Dorfe abseitig gelegen war. Anders däuchte es jedoch Röschens ahnender Seele. Sie glaubte den nächtlichen Sänger zu kennen. Früher wie sonst verließ sie eines Abends, unter dem Verwände ihres Unwohlseins, den Familienkreis, und war kaum in ihr Stübchen getreten, als Heller und fröhlicher, bald gedehnt, bald auf hohen und immer höheren Schwingen der Gesang ertönte, und zuletzt in eine freudige Ausgelassenheit ausartete. Andreas! rief sie freudig aufgeregt, und riß die Flügel ihres Dachfensters auf. Andreas! mein Andreas! lispelte sie in die mondhelle Nacht hinaus. Röschen! säuselte es leise durch das dunkle Laub, Röschen, denkst du meiner noch? Ewig und immer. Ein Geräusch war an der Gartenthüre entstanden. Röschens Stiefmutter machte dem abgehenden Verweser hundert Bücklinge, welcher auf ihre oft wiederholte Einla­dung, morgen wieder zu kommen versprach. Die Hausthür wurde nun geschlossen, in den Zweigen aber ertönte ein zürnender Gesang. So gings jeden Abend, mag der Him­mel hell und schön, dunkel oder stürmisch gewesen sein. Während man in der Stube vereint lachte, tönte es lieblich in den Zweigen, nur wenn der Verhaßte Abschied nahm, zürnte es in dem allmählich fahl gewordenen Laube des Apfel­baumes. Dieser beim Nachhausegehen des Verwesers immer gleichförmig sich wiederholende zischende Gesang, dann die allabendliche Unruhe Röschens, so bald die Nachtigall zu schlagen begann, erregten eine nicht geringe Aufmerksamkeit bei demselben. Er nahm sich vor, Röschens Bewegungenaufmerksamer zu beobachten, und der Durchtriebene fand schon am nächsten Abende Manches, was ihn in seinen Muthmaßungen bestärkte. Theilnahmlos saß das Mädchen am Tische, beinahe den ganzen Abend, um die Eltern, ob­wohl sich das Gespräch um das häusliche Glück, um den Frieden des Ehestandes' und um die Einrichtung einer Wirtschaft drehete, welches mehr oder weniger auf sie Bezug hatte. Die Kostbarkeiten, welche ihr der Verweser heute absichtlich zum Geschenke gebracht hatte, wurden kalt, kaum höflich aufgenommen, kaum eines Blickes gewürdigt, und bei Seite gelegt, und wie es schien, auch vergessen. Wie er sich auch bemühen mochte, ihr einen freundlichen Blick, oder nur ein kleines Lächeln abzugewinnen^ alles umsonst! I n ihre Arbeit vertieft und sprachlos saß sie da, bis der nächtliche Gesang ertönte. Jetzt hob sie still und verstohlen lächelnd ihr Köpfchen, horchte leise der eben be­gonnenen Melodie, als wollte sie der Töne Steigen und Fallen, bis auf den letzten Laut in ihre Seele drücken und so bald es nur der Anstand erlaubte, war sie aufge­standen, hatte das Licht genommen, und unter einer leichten Verbeugung war sie in ihr Schlafkämmerlein verschwunden. Der freudige, wie es schien, der triumphirende Gesang, welcher jetzt neuerdings ertönte, gab dem Verweser die Ge­wißheit, daß er sich in seinen Muthmaßungen nicht täuschte. Mi t verbissenem, inner» Grimme theilte er seine Besorgniß oberflächlich mit der Bitte den Eltern mit, Röschen nichts hievon mitzutheilen, weil er durch dieses Mißtrauen sehr viel in ihren Augen verlieren könnte. Der Vater, welcher alles natürlich zu nehmen ge­wohnt war, lächelte zu dieser Muthmaßung, die Mutter aber, welche darin eine Art Eifersucht wahrnehmen wollte, schmunzelte darüber, den Grad seiner Liebe, die nun nicht mehr zu verkennen war, freudig bemessend. .Der Mißtrauische konnte sich damit nicht zufrieden stellen. Sollte ihm der Bube an List wie an Kraft über­legen sein? Dieser Gedanke machte ihm das Blut siedend heiß. Früher als sonst empfahl er sich, und als beim Ab­schiede das gewöhnliche Gekreisch wieder erschallte, konnte er kaum seinen Unmuth verbeißen, um sein Inneres nicht ganz zu verrathen.^ ^