lue Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. ^ R4. Montag am H.5. Iuni 184V. M<^^ Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern > jedes Mal ein halber Bogen. Der Preis des Blattes ist in Laiboch qanzjührig 0, ^^ halbjährig z ft. Durch die t. l. Poü linier Oouvert mit eorlofreier Zusendung ganzjährig », halbjährig 4 sl. k.M., und n>>rd balbjäbrig voraus» bezahlt. Alle f. l. Postämter nehmen Pränumeration »,;. In Laibach pränumerirl man beim Verleger am slaan, Nr. >yl>, im ersten Vtocle. Tre»l dem Gesänge. (I n ein Album.) 3»>» der Schwelle meines Lebens Schwor ich dem Gesang mich zu: Er war Vorn mir de« ErHebens / Er Vergelter jedes Strcbcns, Er schon Kern von Pein und Ruh M der Schwelle meines Lebens. Vis zur Schwelle meines Lebens Bleib ich dem (üesange treu. Tönt er auch nur scheuen Lebens, Nar gewali'Zen Ueberhcbens, Sing' ich dennoch froh und frei Bi s zur Schwelle meines Lebens! E. Tfikube, Lerchenschlag. (Aus der bei Brock Haus in Leipzig zu erscheinenden Sammlung.) Der Himmel blau, die Erde grün Nach langen Wintertagcn — D u darfst, mein Geist, auch hoffnungsfühn Die Äetherflügel schlagen. So schwinge dich empor, empor Als Lerche durch die Lüfte — Sieh' offen weit des Himmels Thor Und Uberblühl die Grüfte, Ludwig August Flnnll. Die Luisenstratze in Kroatien. Von Stern. (Fortsetzung.) Von Netratich führt die Straße wieder mit sanftem Gefalle abwärts und zum Theil schon durch einsame Ge­genden. I m Dorfe Vukovagoricza besitzt die Gesellschaft wieder ein Wirchshaus; von hier aus bietet die Straße, obwohl immer schon, nichts Merkwürdiges dar, bis gegen die zweite Poststation Szeverin, vor welcher man wieder in das Culpa Thal gelangt, und eine herrliche Aussicht i» das jenseits gelegene Krain genießt. Auch der Anblick des Ortes Szeverin mit seinem hochgelegenen Schloße ist ma­lerisch. I n Szeverin ist die zweite gesellschaftliche Maut­station, zugleich ein königl. ung. Dreißigstcunt. — Das dortige Wirthshaus ist herrschaftlich, und sehr wohl bestellt. Vis Hieher sind 5 Meilen von Karlstadt, und noch 43 Mei­len bis Fiume, was, nebst der Höhe über dem Meere, eine am gesellschaftlichen Mauchause angebrachte Tafel meldet. — Bald hinter dem Orte Szeverin ersteigt der Reisende mit einer Steigung von 3" auf die Klafter den sogenann­ten Vuchnik, ein ödes, wildes Gebirg, einst der Aufent­halt berüchtigter Räuberbanden, nun mit friedlichen Hüt­ten geschmückt, vor denen die reichliche Nachkommenschaft der fruchtbaren Bewohner ihre lustigen Spiele treibt. Nach erreichtem Gebirgssattel übersetzt die Straße auf die jenseitige Berglehne, und man gelangt in abwechselndem Gefälle bald an den Punkt, wo die neue Straße die alte, sogenannte Karolinenstraße beinahe berührt, deren steile Wendungen seltsam gegen die neue Anlage abstechen. Wie. der eine sehn schöne Aussicht eröffnet sich hier auf die königl. Cameral-Herrschaft Verbovsko, einen großen aber zerstreuten Ort, der sein Aufblühen auch der Luisenstraße verdankt. Nun wird die Gegend wieder wild und öde, und nur das Betrachten einiger großartigen Felsensprengungen und der schönen Parapete, dann die Aussicht auf das ferne Hochgebirge, worunter sich der Klek durch seine groteske Gestalt in der Art des oberösterreichischen Traunsteins aus­zeichnet, bringt Abwechselung für die Beschauer. — S o kommt man in das Dorf Vuchinichszello, wo die Luisen­straßen-Gesellschaft abermals ein verpachtetes Wirths- und Mauthaus besitzt. Sehenswerth ist die hier befindliche, auf Kosten der Gesellschaft hergestellte Wasserleitung, ein kostbares, und in dieser wasserarmen Gegend für Menschen und Thiere wohlchätiges Werk. Eine kleine halbe Stunde hinter Vuchinichszello liegt das Dorf Cameral-Moravicze, meist von Wallachen griechisch-unirter Religion bewohnt, und seit dem Bestehen der Luisenstraße zu bedeutendem Wohlstande erblüht, wovon die vielen, massiven steinernen Gebäude ein freundliches Zeugniß geben. Von hier aus folgen mehrere sehr interessante Partien der Straße, die besonders den Kunstverständigen eine immer höhere Ach­ 54 tung für den Erbauer einstoßen müßen. Herrlich ist der Anblick bei der Wendung in der sogenannten Poila, wo man den längs der Felsenlehne zurückgelegten Weg bei­nahe ganz wieder vor sich erblickt, und die ungeheueren Mauern, worauf die Straße ruht, bewundern kann. Man ist nun in das Dobrathal gelangt, welches man bei Szta­tioe verlassen und seitdem nicht mehr erblickt hat. Die Straße geht nun eben, nahe an dem Fluße, der aber hier unbedeutend ist. — Hier sind die ersten Isolirung-Canäle zu sehen, welche ein herrliches Mittel abgeben, die Straße vor der Näße der Berglehnen zu schützen. Sie sind mei­nes Wissens sonst an leiner Straße zu finden, und ihr Anblick ist eben so lehrreich als angenehm. Das Thal ver­lassend, steigt man wieder, jedoch sanft, bergan, und erblickt bald das freundliche Dorf Skrad, welches bereits 20?? Fuß über der Meeresstäche liegt. Hier besitzt die Gesellschaft ein ansehnliches Gebäude, welches gegenwärtig von einem Stras­senbeamten bewohnt wird, und ein Einkehrwirthshaus, wel­ches verpachtet ist. — Die Straße führt von hier noch eine Strecke aufwärts längs einem beinahe senkrechten Fcl­senberge, dem der nöthige Raum durch Pulvergewalt ab­genommen werden mujne, und der sich an der kühnen Un­ternehmung dadurch zu rächen sucht, daß er oft ungeheu­re Felsenmassen von seinem Gipfel herabschleudert, die aber meistens in hohem Bogen weit über die Straße hin-­überstiegen, und nur selten das äußere Parapet beschädi­gen. Rechts der Straße erblickt der Wanderer zwischen schauerlichen Bergen und Wäldern manchmal das Culpa­thal bei Brod, und labt sein Auge an mancher schönen Aussicht; bald aber gelangt er in eine wahrhaft wilde Ge­gend, welche einst ein ungeheurer Urwald war, jetzt aber meistens ausgebrannt ist, und sich nach und nach zu culti­viren anfängt. Schon wachsen hier jährlich einige Ansie­delungen zu, und vertrauen ihr Hafer- oder Gerstenkorn her magern Erde, welche die große Mühe anfangs freilich nur spärlich, doch nach und nach reichlicher vergelten wird, wie die blühenden Felder der altern Ansiedelungen bewei­sen. Eine halbe Meile von Skrad liegt das gesellschaft­liche Maut^ und Wirthshaus Zalißina mit einer erst un­längst angelegten, wohlthätigen Wasserleitung. Etwas frü­her geht ein Seicenzug der Straße zu dem bedeutenden Dorfe Ravnagora, welches starken Holzhandel treibt, und durch den günstigen Ausweg seiner Producte immer mehr emporkommt. Von Zalißina aus steigt die Straße mit abwechselndem Gefälle stets noch aufwärts, und erreicht endlich den Berg Vodeniak, an dessen nördlicher Lehne sie sich, sehr umsichtig angelegt, hinzieht. Der höchste Punkt, welchen die Strasie hier überseht, ist mit einem Steine bezeichnet, und zeigt eine Höhe von 267? ll/l Z Fuß über dem Meere an. Von diesem Punkte geht es abwärts, und bald offner sich eine überraschende Aussicht auf das große Dorf Delnieze, und weiter hin auf Brod — ein Anblick, der sich besser fühlen als beschreiben läsit. Fast unglaub­lich dünkt dem Reisenden, wenn ihm erzählt wird, daß hier, wo ein fast eine Stunde langes Dorf steht und üppige Saaten grünen, vor 40 Jahren nur wenige ärmliche Hüt­ ten und fast eine Wüste war. — Fort abwärts rollend, gelangt man zu dem gesellschaftlichen Mauthause in Del­nicze, woselbst man jedoch nur die Bollete vorzeigt, und weiter nicht aufgehalten wird. (Fortsetzung folgt.) Iii» <3» Ä»r««R II» «lllno. Novellette in Fragmenten. Von Anton Ritter «on Perger. (Fortsetzung.) Der Douanenrath lächelte, er mochte sich seiner alten Zeit erinnert haben, kurz vorher, als er -» I.» Werthe r costumirt um sein Frauchen warb. — „Noch Eines," sprach er, „singt nur, Kinder, singt. Malchen , merkst du auf?" »Ja, bester Vormund," hauchte die Stickende. „Singt mir das Pa-pa-pa Duett." „Väterchen, wie bist du gelaunt?" „Gut, Tinchen, wie du siehst." „Wollen S.ie, Kapellmeister?« „Alles, was Sie wollen.« — Aber kaum hatten wir angefangen, als ein Diener hereinkam und den Rath von seiner Behaglichkeit aufstörte, indem er einen College« Herrenbreith's meldete. „Daß Dich"! grollte Herren­brei th — „kann er denn nicht später oder früher kom­men? Gerade jetzt!« — Damit war der Wohlbeleibte un­ter die Thüre gekommen, legte seufzend die Pfeife weg und trat hinaus. Wir hatten zu singen aufgehört. „Lassen Sie uns etwas Lebendigeres, Eingreifendes wählen, lieber Kapellmeister.« „Da," sprach sie weiter, „singen wir dieses herrliche Duo.« — „Kll ol nl»>!« Es durchfuhr mich, und ich durchfuhr die Tasten mit einem rasenden Lauf in t mnii hinauf und hinab, und schlug dann das Contra lso hastig und fortissimo nach einander an, als ob — „Bitte, singen Sie mit Christianen das Duett«, lispelte die plötzlich neben uns stehende, geisterhafte Ama­lie. Ich bekam sogleich eine andere Richtung. Auch Chri­stiane schien im Augenblicke ihre Munterkeit verloren zu haben, und wir sangen das Duo auf eine Weise, wie ich es nie singen hörce, wie ich nie gedacht hatte, daß man es singen könne. Amali e stand neben uns, sie hatte die Augen niedergeschlagen und die eine Hand auf den Flü­gel gelegt, als wollre sie die Töne dämpfen, damit sie nicht zu laut, zu übermüthig würden. Ich begann unwilllühr­lich in einem langsameren Tempo, und sang so weich und so melancholisch, fast » me/?,» vueo. Christiane machte es wie ich, nur trug sie noch weicher, noch sehnender vor. Amalie lächelte. Da kann man sehen, dieselben Noten, dieselben Worte, und der Ausdruck, wie verändert! Dieser stürmische, lebensüppige Gesang, dieses herausfordernde, gewaltige, seines Sieges sichere Drängen, wie war es durch die magische Nähe Amaliens zum bangen Seh­ 35 nen geworden, wie war die lusterglühte Zerline in das bis zur Todesahnung geängstigte Mädchen verwandelt! — Christiane harte Thränen in den Augen, als wir am Schluß« unwillkührlich in ein schnelleres Tempo eingefal­len waren, und Amalie blickte, als wir geendet hatten, gegen Himmel, legte die Hand auf das Herz und sagte halblaut: „I.» ci a-li-em' w m!>uu!„ Sie hatte dieses „!.»« so eigen betont, daß mich ein Orabesschauer durchwehte. Dann nahm sie mich wieder bei der Hand und lisspelte: „Ich danke Ihnen.« ix. Fragment. „Q», oi änrum' II» mnuo" Ich erinnere mich jetzt, daß ich die Melodie dieser Worte vor einiges Wochen in Be­ziehung auf Christiane sang und sie sodann auf den Tasten durchführte. Ich wußte nicht, daß die Trauernde im Zimmer war, und verlor mich ganz und gar in gewiß« Gemälde, welche mir mein Herz vorzauberte, die dann meine Hände unwilltuhrlich auf dem Fortepiano ausdrück­ten. Es bauchte mir zwar einige Male, daß ich neben mir seufzen horte, aber ich war zu dicht von meinen Bil­dern umwebt, um Zeit zu haben, mich umzusehen. End­lich kam Christiane und holte mich zum Thee, wo dann Amalie zum ersten Male das sonderbare: „Ich danke Ihnen" heraushauchte, dem ich damals keinen Grund un­terzulegen wußte. x. Fragment. Heute Nacht hatte ich einen sonderbaren Traum. Mi r war, als säße ich am Pulte und änderte Etwas an dem Duette, welches ich gestern mit der holden Chri ­stiane sang. Ich war ganz Wehmuth und Empfindung, denn Amalie hatte die eine Hand auf mein Haupt ge­legt, und zeigte hier und dort auf die Noten, welche ich nach ihrer Meinung verändern sollte. Da kam Händel zur Thüre herein; er hatte eine weiße Aclasweste, Pfef­fer- und Salzfrack mit kurzen, goldbordirien Schößen, schwefelgelbe Hosen und blaßgrüne Strümpfe mit veilchen­blauen Zwickeln. Er ritt auf einem ungeheuer« Violon und takcirte wüthend und herausfodernd mit seinem klei­nen, stählernen Galladegen. Er galoppirte und spornte seinen Kontrabaß mit einem Eifer, als sollte dieser durch die Mauer rennen. Die Rockschöße tanzten in hüpfenden Rhythmen und begleiteten den Ritt mit einem wunderli­chen Pizzicato, indem sie wie zwei auf- und abfallende Hummerscheeren an den dicken Saiten rissen. Das große Petschaft rasselte an der langen Silbcrketie wie Schlit­tenschellen, die Locken der riesigen Allongeperücke sanken und stiegen wie Geierflügel und stäubten den Pud.er von sich, daß es zu schneien schien, und endlich der ganze Held in eine weißgraue Wolke gehüllt war. Als ich auf den Boden hinsah, formirte sich aus dem gefallenen Staube Ziffer an Ziffer, die sich über und neben einander stellten und sich drängten und drängten, bis sie in Reihe und Glied standen. Da fuhr mir Amalie nach dem Herzen, und mich durchzuckte, ich wußte nicht wie, eine großartige Kälte, es wurde weit in mir, aber ich sah in einen Ab. grund ohne Blüten. Ich staunte über die Höhe, auf wel­ cher ich stand. Mir war, als wäre ich ein Kyklope, und als mäßen die Satyrn meine Fußsohlen mit ihren Thyr­susstäben. — Da umwehte es mich plötzlich. Alles er. grünte. Ich stand in einer italischen Gegend voll Größe und Lieblichkeit; Nachtigallen sangen, der Ortolan flötete, dort focht ein Paar lebendiger Gestalten, im Thale lag ein trillernder, fröhlicher Zecher, und neben mir stand Christiane und drohte mit dem Finger, als wollte sie sagen: »Thor, was willst D u an diesen Zeichen verbessern? Glaubst Du, weil ich mich gleich Dir von dem Grabstein­anblicke Amaliens hinreißen ließ, Du hättest ein Recht erhalten, dieses Leben zu tobten?" — Nun saltorellirte Leporello herein, machte sein unterthä­nigstes Compliment, tauchte dabei mit der Hahnenfeder, welche er an dem spitzen Hute trug, in mein großes Tin­tenfaß, und besudelte mir bei den lebhaften Gcberdcn, mit welchen er auf mich eindrang, Hände und Gesicht damit. Endlich, da ich über seine tölpische Schelmerei lachte, strich er mir mit der Feder durch den Mund, und ich erwachte von dem vitriolsauren Geschmack. — Was ich jetzt denke und treibe, hat Alles auf diese beiden Mädchen Bezug. Sogar meine Träume, die doch sonst mir allein angehör­ten. Ich möchte wissen, ob es Anderen auch so gehl, wie mir. Wenn ich einmal in eine Familie eingebürgert bin, so ist mir, als wäre ich angenagelt. Ich könnte auf alle anderen Bekanntschaften Verzicht leisten, und von früh bis abends dort sein. — Besonders dort! — XI. Fragment. Glauben Sie wirklich, theuerste Christiane, daß dieses Duo, oder vielmehr der erste Vers desselben so große Wirkung hervorbringe? Ich sehe, Sie meinen, daß nicht eigentlich Vers oder Melodie, sondern der Gedanke, wel­ chen Amalie mit beiden verknüpft, wohlthäcig auf sie wirkt. Sie mögen vollkommen Recht haben. Ich weiß, wie sie dieses „l.il" letzthin betonte. Es war ein Hauch, der bis in das Ienseit drang, mir war, als wollte sie in die Ewigkeit hinübergreifen, eine immergrüne Ranke erfas­ sen, und sich an derselben hinüberziehen zu ihm, der ihr dort die Hand reichen soll, welche er hier nicht mehr ge. ben kann. Ich versichere Sie , Vortreffliche, Holde, daß ich mir kein unglücklicheres Wesen denken kann, als Ihre Freundin. Sie erscheint mir in ihrer Negunglosigkeit wie ein Schwimmer im Ocean, der, keine Rettung, ja, keinen Strohhalm zu seiner Rettung findend, sich entschließt, der eigenen Schwere die Oberhand zu lassen, damit es desto schneller zu Ende gehe. Es ist wahr, sie nimmt seither mehr Antheil an unserem Musicieren, ihre Augen bekommen mehr Leben, ihre Lippen verlieren das krampfhafte Ver­ schlossensein, aber doch will dies Alles gar nicht viel sagen. „Sie sind sehr mißtrauisch auf die Gewalt ihrer Kunst, bester Kapellmeister, ich bin versichert, daß Amalie durch Musik, und ganz allein durch Musik wieder zum Leben ge­ bracht werden könne, und wenn sie mich ein Bischen lieb haben, so helfen Sie mir, meinen Versuch durchzuführen." „Nehmen Sie mich hin, und walten und schalten Sie mit mir nach Belieben.« — SO - »Vi« sind der Herr, »Ich bin der Knecht.» »Keinen Scherz, guter Kapellmeister, ich bin zu sehr eingenommen für diese Idee, und Amalie ist mir zu theuer, als daß mir Das, was ich sage, nicht im höchsten Ernste gelte." "Ich scherze gewiß nicht. Beordern sie mich. Was so ein Fantast, wie August, leisten kann.— »Ist mehr als genug, um mir Freude zu machen, und die Arme zu zerstreuen; mich wundert nur, daß Sie, als eben Derjenige, den Sie sich zu nennen beliebten, nur im mindesten Anstand nehmen tonnen" — »Wir wollen ja sehen." (Fortsetzung folgt.) Mannigfaltiges. (Mäßigkeit.) Der Engländer, Dr. Echeyne, be­merkt in seiner schätzbaren Schrift: »N««»^ «u i.enitli -mcl loug nr««, daß jene morgenländischen Christen ein beson­ders hohes Alter erreichten, welche, um Verfolgungen zu entgehen, in die Wüsten Arabiens und Aegyptens sich zu­rückziehen mußten, und dort auf äußerst einfache und dürf­tige Kost angewiesen waren. Nach den Berichten des Cassian betrug die Speise, die sie im Laufe eines gan­zen Tages zu sich nahmen, in der Regel nicht über 12 Un­zen im Gewichte; ihr Getränk war reines Wasser. So erreichte der heil. Antonius, der nur von Kräutern, Brot und Wasser lebte, 100 Jahre; Jacob der Eremit, erlebte das tNlte Jahr; Arsenius wurde 120 Jahre alt, von de­nen er 55 in der Wüste zugebracht hatte; der heil. Epi­ phanius wurde bei gleicher Mäßigkeit 115, Hieronymus 400, Simon Srylita 109, Romualdus 120 Jahre alt.— (Ducornet), der ohne Arme geboren wurde, hat in Folge der Pariser Kunstausstellung für seine Ge­mälde eine goldene Medaille erhalten. Er malt mit den Füßen. — (Jean Paul's) kolossale Büste, in Marmor ausge­führt, ist im Atelier des Bildhauers Schopf in Mün­chen zu sehen. Sie ist von Sr. Majestät dem Könige für die Halle des bairischen Ruhmes bestimmt. — (Paganini ) ist, nach der »6«x.ettl>, <«> Leuova" vom 30. Mai, am 27. desselben Moncns um 5 Uhr Abends zu Nizza gestorben. Somit ist der Thron des ersten Vio­linspielerö erledigt; wer aber wird ihn nach einem sol­chen Könige zu besteigen wagen? — Literatur Ein Weit, welches Hierlands vielleicht nicht in dem Maße, als dies wünschenswerth wäre, in das Publicum gedrungen ist, sind die zwei, in den Jahren 1825 und 1858 in Wien bei Carl Gerol d erschienenen Nänd< che»: »Für Kalobiotik, Kunst das Leben zu verschönern, «ls neu «usgestecktcs Feld menschlichen Strebens. Winke zur Erholung und Veredelung de« lebensgenußes.« Von Wi!hclm Bronn . Da nun, wie wir wissen, ei» drittes Vändchen, dessen Erscheinen jedoch noch nicht bestimmt «"gegeben werden tan», für den Druck vorbereitet wird, so wollen wir diese Zeit dazu benutzen, auch das Publicum »uf diese bevorstehende Erschei­nung vorzubereiten, und zugleich auf das bereits Vorliegende recht angele« gcntlich aufmerksam zu machen. Wie es mit dem Ganzen eigentlich gemeint ist, mag uns der Ver­fasser und, wir tonnen wohl sagen, Erfinder desselben selbst sagen; denn Wenn auch wir einen Auszug aus seinem Schlüssel zum Ganzen zusammenstellr», so ist doch eigentlich er es, der da spricht, wie folgt: »Hufelau d hat eine Matrobiotit , Lebcnverlängerungtunst, geschrie­ben; es ließe sich aber auch eine Kalobiotik , Lebenverfchoncrungtunst, schreiben» welche die Aufgabe Hütte/ zu lehren, wie das wirtliche Leben möglichst schon, d. i. so einzurichten wäre, daß es allen unseren Seelen« 'frästen so viel als möglich zu gleicher Zeit und in hohem Grade zusaget Die Kalobioti k hätte auf doppeltem Wege zu wirken; sie hatte auf al­ les Schöne aufmerksam zu machen, was das Leben bereits bietet, denn um Verschönerung unserer Ansichten müßte es ihr vor Allem zu lhun sein; dann aber hätte sie die Mittel an die Hand zu geben, wie das Lebe» noch mit mehr Schönheit auszustatten wäre. Erhöhun g eknes edlen Dasei nsgenußes, und hierdurch Erweckung einerge­ wißen innern Freudigkeit, wäre der Nutzen, den die Kalobio­ ti k zunächst zu bringen hätte; sie bestände eigentlich in einer Anwendung der Aesihetik auf das wirtliche Leben, und wie z. V . ein Gedicht, welches die poelische Schilderung eines schönen Familienlebens enthielte, ein Kunstwer t wäre, so wäre dieses Familienleben selbst, wen» es irgend­ wo bestände, ein Werk der Kalobiotik ^ deren Gegenstand eben das Schöne im wirtlichen Leben ist. Allein nebst der erwähnten Erhöhung ei­ nes edlen Doseinsgcnufjes wurde auch eine leichtere Befolgung des Sitten­ gesctzes, eine leichtere Erreichung unserer Bestimmung, eben aus der kräfti­ genden, inneren Freudigkeit, welche sie bezweckt, der Ka l o b iot i t cnt­ blühen.« — Soviel über die Tendenz der Kalobioti k nach dem Sinne unse­res Verfassers, und wir dürfen «nnehmen, daß diese wenigen Zeilen geeig­net sind, jedem Gebildeten die Wichtigkeit der Sache begreiflich zu machen. Was nun die Leistung betrifft, so spricht der Verfasser von der Kalo­bioti k »ls von einer Wissenschaft, welche die Gestaltung des Schönen im wirtlichen Leben eben so systematisch zu behandeln hätte, wie z. V . die Lo­gik, die Moral oder die bisherige Aesihetik ihren Gegenstand behandelt. Zur Aufbauung dieser Wissenschaft nun ist der Verfasser nicht geschritten; dies fühlt und bekennt er-aber auch, indem er, nicht mit Unrecht, meint, es seien vorerst knlobiolische Erfahrungen und Ideen in Fülle zu sammeln, zu «erbreiten, und so der Sinn für Kalobiotik so allgemein als möglich zu wecken, und 1>a»n erst fei es an der Zeit, Hand an ihre susscmatische Dar­stellung zu legen. So erklärt er denn selbst zu bescheiden seine Leistungen als geringen Anfang zu einer Sammlung von M ate r i a lie n für den künftigcn Vau einer Kalobiotik , und deutet im ersten Vändchen darauf hin, wie z. N. Natur, Geschichte, öffentliche Anstalten, Stiftungen und Italien als kalobiotische Quellen benützt werden tonnen, welche die vor­züglichsten Klippen der Kal o bio li k seien, und worin der Nutzen des Schö­nen für's tägliche Leben bestehe; im zweiten Bündchen werden Poesse u»d Voltsmährchen in ihre,» Zusammenhange mit der Kalobioti k betrachtet, Fragmente aus Kal o b io t iter s Tagebuche, dann in talobiotischem Sinne gefaßte und ausgearbeitete Sccne» aus Italien geboten. Die Ausführung aller dieser kalobiotischen-Aphorismen, mochten wir sagen, welche in angesehenen Zeitschriften des In - und Auslandes schmei­chelhaft aufgenommen wurden, dürfte eben »us de »»Grunde ganz «orlrefiich genannt zu weiden «erdienen, aus welchem ein in der allgemeinen Zeitung er­schienener Artikel über das erste Vändchen in dieser Beziehung, bei aller übri­gen Anerkennung, einen leichten Tadel ausspricht; dem Verfasser dieses Ar­tikels ist nämlich die Darstellung zu wenig brillant; wir unserseits müssen der Resignation des Verfassers, mit welcher er sich der schmucklosesten, faß­lichsten Simplicität des Wortes unteljogc,, hat, geradezu uusere Achtung und Anerkennung bezeigen, indem wir annehmen, daß dieses ganz schlichte Gewand in echt kalobiotischcr Tendenz angezogen wurde, damit nämlich auch die ärmlichste Stube nicht crrölhe, den Herrn einzulassen, und auch der geistig Untergeordnete ja nicht zu früh merke, daß er es mit einem gar sehr Ueberlcgenen zu thun habe. Möge das schöne Streben des Verfassers mit recht allgemeiner — wir wollen gar nicht sagen Anerkennung, sondern nur Beachtung gekrönt werden; die Anerkennung mit erfreulichen Folgen für das wirkliche Leben, welches in der Hütte nicht minder als im Palaste wahrhaf t schön geführt werden kann, wird dann gewiß nicht ausbleiben. Gar Vie­les aber ist-nichtfür leere D eco rir u ng, nieinen wir, sondern für w»h° re Verschönerung des Lebens, das gar oft dort, wo aller Uebersluß an Mitteln gegeben ist, um es zu einer schönen Erscheinung zu gestalten» am allcrerbärmlichsten geführt wird, in allen seinen Sphären noch zu thun übrig, und so können wir zum Schluße unbedenklich sagen, daß es nicht blos Pflicht ist, sich um die Vorschriften der Moral zu bekümmern, sondern daß es auch Pflicht ist, von den Br o n n'schen Heften für K«l « b i otit Notiz zu nehmen. Laibach. Druck und Verlag des Joseph Vlasuik.